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Deine Worte hoch über den Dächern deine Worte hoch über den Türmen göttlicher Rechthaber du du sagst es sei vergeblich das Atmen Fühlen Sehen obwohl du weisst dass es nicht stimmt kostbar sind die leisen und die lauten Gedanken kostbar die heftigen und die sanften Gefühle kostbar das Ertasten das Begreifen du hoch über dem Regenbogen wie kannst du wissen unter welchen Worten ich mich verstecke und von niemandem mehr zu finden bin auch nicht von dir 27. Dezember 2015 Ostschweiz am Sonntag Kultur 25 Sonntagsgedicht Werner Lutz, 1930 in Wolfhalden geboren, lebt seit Jahrzehnten als Lyriker und Maler in Basel. Im Frauenfelder Waldgut Verlag ist dieses Jahr die Sammlung von «Gedichten im Dialog» erschienen unter der Überschrift «Die Ebenen meiner Tage». Seit acht Jahren gibt es die sorgf ältig gestaltete Kulturzeitschrift «Obacht Kultur». Das 23. Heft des Ausserrhoder Amts f ür Kultur ist den Lesegesellschaften gewidmet. Wo nicht nur Lesestoff zirkuliert ANDREAS STOCK HERISAU. Es gab schon Preise dafür. Das Kulturfernsehen art-tv.ch hat sie als schönste Kulturzeitschrift geehrt. Doch «Obacht Kultur» ist schon län- ger über die Grenzen des Kantons Appenzell Ausserrhoden hinaus ein Begriff. Und beliebt: die Auflage ist von 1500 Ausgaben (2008) auf 2500 Exemplare (2015) gewachsen. Zwar ist das dreimal jährlich erscheinende Heft als eine Informations- und Dis- kussionsplattform des Amts für Kul- tur gedacht. Doch von Beginn weg verstand sich die sorgfältig gestaltete Zeitschrift als ein Ort der Vermitt- lung, Vertiefung und Präsentation der kulturellen Vielfalt des Kantons. Ge- rade damit begeistert «Obacht Kul- tur» in formal und inhaltlich exzellent gestalteten Themenschwerpunkten. Gestaltung mit Künstlern Der Jugend, dem Handwerk und der Volksmusik waren solche thema- tische Schwerpunkte gewidmet; aber auch «Kraut und Drüben», «Ich bin so frei» oder «Melancholie» lauteten Ti- tel dieses vertieften, breiten Kultur- blicks. Das i-Tüpfelchen zu lesens- werten Beiträgen stellen die originell gestalteten Titelblätter und Illustra- tionen sowie die «Carte blanche» dar: Eine Einladung an eine Künstlerin oder einen Künstler für eine künstle- rische Arbeit in der Heftmitte. Alte, lebendige Tradition Das soeben erschienene Heft Nr. 23 ist den Lesegesellschaften in Aus- serrhoden gewidmet. 18 von 26 noch aktiven Lesegesellschaften sind der Einladung des Amts für Kultur gefolgt und erzählen aus ihrer Geschichte. Lange waren es reine Männerrunden, die sich in Wirtshäusern trafen, über Politik, Gemeinwesen und Kultur dis- kutierten – und in Lesemappen Zeit- schriften und Bücher unter den Mit- gliedern zirkulieren liessen. Eine schöne Idee war es, jede Lesegesell- schaft zu bitten, ein Objekt mitzu- bringen, das symbolisch für ihre Ge- schichte steht. Ein Foto und eine Be- schreibung dazu liefert das Heft. Blick zurück in der Zukunft Das St.Galler Büro Sequenz, mit dem das Heft seit der ersten Nummer zusammen gestaltet wird, hat den «marmorierten» Hefteinband ge- schaffen. Wen es wunder nimmt, wie das Originalbild dazu aussieht, findet diese Fotos sowie weitere Bildstre- cken zum aktuellen Heft auf der eige- nen Internetseite. Dort kann zudem das ganze Heft als pdf angesehen werden. Aber natürlich macht es mehr Freude, die ungeheftete Zeit- schrift in den Händen zu halten. Die «Carte blanche» gestaltete diesmal Katrin Keller. Sie schuf ein Mittelblatt mit einem noch utopi- schen «Obacht Kultur»: Der Nummer 56, die im Jahr 2026 erscheint. Es wird daran erinnert, wie die Ausserrhoder Lesegesellschaften ab 2016 ihr Ver- dienst in der Integration der arabi- schen Flüchtlinge hatten. www.obacht.ch Bild: pd/Florian Truniger Anleihe an Schnitzlers «Traumnovelle»: Die Nacht der Masken ist eine Szene der neuen Sirnacher Operettenproduktion «Maske in Blau», die Anfang Januar Premiere hat. Erneut inszeniert der Thurgauer Regisseur Leopold Huber bei der Operette Sirnach. Mit der «Maske in Blau» kommt eine quirlige Revueoperette auf die Bühne, die auf viel Schlager setzt, aber unter der heiteren Oberfl äche auch Düsteres auslotet. Mit dem richtigen Schuss Ironie MARTIN PREISSER SIRNACH. In San Remo malt Armando Cellini das Porträt einer geheimnis- vollen Argentinierin, die aber eine Maske trägt. Sie verspricht, nach ei- nem Jahr aus Südamerika wieder ans Mittelmeer zurückzukehren und dem Maler dann ihre Identität preiszu- geben. Bis die beiden sich dann wirk- lich verloben können, gibt es noch einige Turbulenzen samt den Ma- chenschaften des Intriganten Pedro dal Vegas, der ebenfalls in die hüb- sche Evelyn Valera verliebt ist. Ein oberflächlicher Stoff? Nur auf den ersten Blick. Der Thurgauer Regisseur Leopold Huber (vom See-Burgthea- ter) nimmt den Stoff von Fred Ray- monds Operette «Maske in Blau» ernst. «Ich suche hinter der vielleicht erst einmal simpel scheinenden Handlung nach einem Sinn, ich stelle viele Fragen. Ein Stück wie die ‹Mas- ke› wird also durchs Probieren und durchs Machen erst gut.» Begnadeter Schlagerkomponist Fred Raymond (1900–1954) hat das Stück in sechs Bildern 1937 kompo- niert und verbindet in der «Maske in Blau» Elemente der Revueoperette, wie sie etwa Emmerich K´ alm´ an ge- pflegt hat, mit der Form des Musik- films der 1930er-Jahre. «Die Revue- operette stellt eine Verbindung der alten Operette und der amerikani- schen Revue dar», ordnet Leopold Huber, 2013 mit dem Thurgauer Kul- turpreis geehrt, das Stück in die Ope- rettengeschichte ein. «Bei dieser Form der Operette kön- nen Gesang und Tanz auch unabhän- gig von der Handlung ihren Platz haben. Die klassische Dramaturgie ist über den Haufen geworfen.» Fred Raymond, der seine letzten Lebens- jahre in Überlingen verbrachte, war ein begnadeter Schlagerkomponist. Bis heute kennt man beispielsweise seine Schlager wie «In einer kleinen Konditorei» oder «Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren». Und auch die Operette «Maske in Blau» steckt voll herrlicher Evergreens. «Unterhaltung ohne Reue» ver- spricht Leopold Huber für die neu- este Produktion der alle drei Jahre stattfindenden Operette Sirnach. Operette selbst sei schon ironisch, sagt der Theatermann. Übertreibe man die Ironie, rutsche eine Inszenie- rung ins Blöde, arbeite man mit zu wenig Ironie, werde ein Stück schnell langweilig. Das heisst für Huber, bei der Operette genau hinzuschauen, den Witz richtig zu dosieren und sich den Stoff handwerklich präzis zu er- arbeiten. «Wenn ich Shakespeare auf die Bühne bringe, kann ich immer den Schutzschild des Anspruchs vor mir her tragen, bei der Operette fehlt dieser Schutzschild. Man ist, was das Handwerk angeht, viel ausgestellter.» Hinter der schönen Oberfläche und der Schlagerromantik gibt es in der «Maske in Blau» auch eine düs- tere Seite. Wenn der Maler Cellini ein Jahr auf seine Angebetete warten muss, deren Gesicht er noch nicht einmal kennt, ist da Platz für viele Projektionen. So wird die Frage da- nach, wie wir mit unseren Projektio- nen umgehen, durchaus auch ein Thema dieser Raymond-Operette. Was ist Realität, was Fiktion? Wie bringt man diese beiden Ebenen zu- sammen? «Mit solchen Fragen sind wir eigentlich mitten in einem Shake- speare’schen ‹Sommernachtstraum» oder bei Arthur Schnitzler», sagt Leo- pold Huber. Fred Raymond zitiere in seiner Operette fast wörtlich einen Satz aus Schnitzlers «Traumnovelle», um die Situation des Malers und sei- nes maskierten Modells zu beschrei- ben: «Er kannte nur ihren Körper, ihr Antlitz hatte er nie gesehen. An ihrem Gang, ihrer Haltung würde er sie, so war er überzeugt, unwidersprechlich erkennen.» Nacht der Masken Maskierungen, Projektionen, das Verschwimmen von real und irreal im Strudel geheimnisvoller erotischer Phantasien: Der amerikanische Re- gisseur Stanley Kubrick hat in «Eyes Wide Shut» die Thematik von Schnitz- lers «Traumnovelle» filmisch umge- setzt. In dieses untergründige Feld taucht auch Leopold Hubers Insze- nierung der «Maske in Blau» für eine Szene, die Nacht der Masken, ein. Viel Schlager, viele packende Chor- szenen, viel Tanz: Unter der Regie von Leopold Huber darf man mit Fred Raymonds Revueoperette ein im bes- ten Sinne unterhaltendes Bühnen- spektakel erwarten, mit einer Hand- lung, die trotz aller leichten Muse eine gewisse Vielschichtigkeit hat. Premiere: Sa, 9. Januar 2016, 18.00 (!) Uhr, Gemeindezentrum Dreitannen; weitere 23 Aufführungen bis 19. März; Reservationen: www.operette-sirnach.ch oder telefonisch unter 071 966 33 66 (Do–Sa: 15.30–18.30 Uhr) Bild: Hanspeter Schiess Exzellent gestaltet: «Obacht Kultur» Nummer 23.

Epaper ostschweiz am sonntag 20151227

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Page 1: Epaper ostschweiz am sonntag 20151227

Deine Worte hoch über den Dächern

deine Worte hoch über den Türmen

göttlicher Rechthaber du

du sagst es sei vergeblich

das Atmen Fühlen Sehen

obwohl du weisst dass es nicht stimmt

kostbar sind die leisen und die lauten Gedanken

kostbar die heftigen und die sanften Gefühle

kostbar das Ertasten das Begreifen

du

hoch über dem Regenbogen

wie kannst du wissen

unter welchen Worten ich mich verstecke

und von niemandem mehr zu finden bin

auch nicht von dir

27. Dezember 2015Ostschweiz am Sonntag Kultur 25

Sonntagsgedicht

Werner Lutz, 1930 in Wolfhaldengeboren, lebt seit Jahrzehntenals Lyriker und Maler in Basel. ImFrauenfelder Waldgut Verlag ist diesesJahr die Sammlung von «Gedichten imDialog» erschienen unter der Überschrift«Die Ebenen meiner Tage».

Seit acht Jahren gibt es die sorgfältig gestaltete Kulturzeitschrift «Obacht Kultur».Das 23. Heft des Ausserrhoder Amts für Kultur ist den Lesegesellschaften gewidmet.

Wo nicht nur Lesestoff zirkuliertANDREAS STOCK

HERISAU. Es gab schon Preise dafür.Das Kulturfernsehen art-tv.ch hat sieals schönste Kulturzeitschrift geehrt.Doch «Obacht Kultur» ist schon län-ger über die Grenzen des KantonsAppenzell Ausserrhoden hinaus einBegriff. Und beliebt: die Auflage istvon 1500 Ausgaben (2008) auf 2500Exemplare (2015) gewachsen. Zwarist das dreimal jährlich erscheinendeHeft als eine Informations- und Dis-kussionsplattform des Amts für Kul-tur gedacht. Doch von Beginn wegverstand sich die sorgfältig gestalteteZeitschrift als ein Ort der Vermitt-lung, Vertiefung und Präsentation derkulturellen Vielfalt des Kantons. Ge-rade damit begeistert «Obacht Kul-tur» in formal und inhaltlich exzellentgestalteten Themenschwerpunkten.

Gestaltung mit KünstlernDer Jugend, dem Handwerk und

der Volksmusik waren solche thema-tische Schwerpunkte gewidmet; aberauch «Kraut und Drüben», «Ich bin sofrei» oder «Melancholie» lauteten Ti-tel dieses vertieften, breiten Kultur-blicks. Das i-Tüpfelchen zu lesens-werten Beiträgen stellen die originellgestalteten Titelblätter und Illustra-

tionen sowie die «Carte blanche» dar:Eine Einladung an eine Künstlerinoder einen Künstler für eine künstle-rische Arbeit in der Heftmitte.

Alte, lebendige TraditionDas soeben erschienene Heft Nr.

23 ist den Lesegesellschaften in Aus-serrhoden gewidmet. 18 von 26 nochaktiven Lesegesellschaften sind derEinladung des Amts für Kultur gefolgtund erzählen aus ihrer Geschichte.Lange waren es reine Männerrunden,die sich in Wirtshäusern trafen, überPolitik, Gemeinwesen und Kultur dis-

kutierten – und in Lesemappen Zeit-schriften und Bücher unter den Mit-gliedern zirkulieren liessen. Eineschöne Idee war es, jede Lesegesell-schaft zu bitten, ein Objekt mitzu-bringen, das symbolisch für ihre Ge-schichte steht. Ein Foto und eine Be-schreibung dazu liefert das Heft.

Blick zurück in der ZukunftDas St. Galler Büro Sequenz, mit

dem das Heft seit der ersten Nummerzusammen gestaltet wird, hat den«marmorierten» Hefteinband ge-schaffen. Wen es wunder nimmt, wiedas Originalbild dazu aussieht, findetdiese Fotos sowie weitere Bildstre-cken zum aktuellen Heft auf der eige-nen Internetseite. Dort kann zudemdas ganze Heft als pdf angesehenwerden. Aber natürlich macht esmehr Freude, die ungeheftete Zeit-schrift in den Händen zu halten.

Die «Carte blanche» gestaltetediesmal Katrin Keller. Sie schuf einMittelblatt mit einem noch utopi-schen «Obacht Kultur»: Der Nummer56, die im Jahr 2026 erscheint. Es wirddaran erinnert, wie die AusserrhoderLesegesellschaften ab 2016 ihr Ver-dienst in der Integration der arabi-schen Flüchtlinge hatten.www.obacht.ch

Bild: pd/Florian TrunigerAnleihe an Schnitzlers «Traumnovelle»: Die Nacht der Masken ist eine Szene der neuen Sirnacher Operettenproduktion «Maske in Blau», die Anfang Januar Premiere hat.

Erneut inszeniert der Thurgauer Regisseur Leopold Huber bei der Operette Sirnach. Mit der «Maske in Blau» kommt einequirlige Revueoperette auf die Bühne, die auf viel Schlager setzt, aber unter der heiteren Oberfläche auch Düsteres auslotet.

Mit dem richtigen Schuss IronieMARTIN PREISSER

SIRNACH. In San Remo malt ArmandoCellini das Porträt einer geheimnis-vollen Argentinierin, die aber eineMaske trägt. Sie verspricht, nach ei-nem Jahr aus Südamerika wieder ansMittelmeer zurückzukehren und demMaler dann ihre Identität preiszu-geben. Bis die beiden sich dann wirk-lich verloben können, gibt es nocheinige Turbulenzen samt den Ma-chenschaften des Intriganten Pedrodal Vegas, der ebenfalls in die hüb-sche Evelyn Valera verliebt ist. Einoberflächlicher Stoff? Nur auf denersten Blick. Der Thurgauer RegisseurLeopold Huber (vom See-Burgthea-ter) nimmt den Stoff von Fred Ray-monds Operette «Maske in Blau»ernst. «Ich suche hinter der vielleichterst einmal simpel scheinendenHandlung nach einem Sinn, ich stelleviele Fragen. Ein Stück wie die ‹Mas-ke› wird also durchs Probieren unddurchs Machen erst gut.»

Begnadeter SchlagerkomponistFred Raymond (1900–1954) hat das

Stück in sechs Bildern 1937 kompo-niert und verbindet in der «Maske inBlau» Elemente der Revueoperette,wie sie etwa Emmerich Kalman ge-pflegt hat, mit der Form des Musik-films der 1930er-Jahre. «Die Revue-operette stellt eine Verbindung deralten Operette und der amerikani-schen Revue dar», ordnet LeopoldHuber, 2013 mit dem Thurgauer Kul-turpreis geehrt, das Stück in die Ope-rettengeschichte ein.

«Bei dieser Form der Operette kön-nen Gesang und Tanz auch unabhän-gig von der Handlung ihren Platzhaben. Die klassische Dramaturgie istüber den Haufen geworfen.» FredRaymond, der seine letzten Lebens-jahre in Überlingen verbrachte, warein begnadeter Schlagerkomponist.Bis heute kennt man beispielsweiseseine Schlager wie «In einer kleinenKonditorei» oder «Ich hab mein Herzin Heidelberg verloren». Und auch dieOperette «Maske in Blau» steckt vollherrlicher Evergreens.

«Unterhaltung ohne Reue» ver-spricht Leopold Huber für die neu-este Produktion der alle drei Jahrestattfindenden Operette Sirnach.Operette selbst sei schon ironisch,

sagt der Theatermann. Übertreibeman die Ironie, rutsche eine Inszenie-rung ins Blöde, arbeite man mit zuwenig Ironie, werde ein Stück schnelllangweilig. Das heisst für Huber, beider Operette genau hinzuschauen,den Witz richtig zu dosieren und sichden Stoff handwerklich präzis zu er-arbeiten. «Wenn ich Shakespeare aufdie Bühne bringe, kann ich immerden Schutzschild des Anspruchs vormir her tragen, bei der Operette fehltdieser Schutzschild. Man ist, was dasHandwerk angeht, viel ausgestellter.»

Hinter der schönen Oberflächeund der Schlagerromantik gibt es inder «Maske in Blau» auch eine düs-

tere Seite. Wenn der Maler Cellini einJahr auf seine Angebetete wartenmuss, deren Gesicht er noch nichteinmal kennt, ist da Platz für vieleProjektionen. So wird die Frage da-nach, wie wir mit unseren Projektio-nen umgehen, durchaus auch einThema dieser Raymond-Operette.

Was ist Realität, was Fiktion? Wiebringt man diese beiden Ebenen zu-sammen? «Mit solchen Fragen sindwir eigentlich mitten in einem Shake-speare’schen ‹Sommernachtstraum»oder bei Arthur Schnitzler», sagt Leo-pold Huber. Fred Raymond zitiere inseiner Operette fast wörtlich einenSatz aus Schnitzlers «Traumnovelle»,

um die Situation des Malers und sei-nes maskierten Modells zu beschrei-ben: «Er kannte nur ihren Körper, ihrAntlitz hatte er nie gesehen. An ihremGang, ihrer Haltung würde er sie, sowar er überzeugt, unwidersprechlicherkennen.»

Nacht der MaskenMaskierungen, Projektionen, das

Verschwimmen von real und irreal imStrudel geheimnisvoller erotischerPhantasien: Der amerikanische Re-gisseur Stanley Kubrick hat in «EyesWide Shut» die Thematik von Schnitz-lers «Traumnovelle» filmisch umge-setzt. In dieses untergründige Feld

taucht auch Leopold Hubers Insze-nierung der «Maske in Blau» für eineSzene, die Nacht der Masken, ein.

Viel Schlager, viele packende Chor-szenen, viel Tanz: Unter der Regie vonLeopold Huber darf man mit FredRaymonds Revueoperette ein im bes-ten Sinne unterhaltendes Bühnen-spektakel erwarten, mit einer Hand-lung, die trotz aller leichten Museeine gewisse Vielschichtigkeit hat.

Premiere: Sa, 9. Januar 2016, 18.00 (!) Uhr,Gemeindezentrum Dreitannen;weitere 23 Aufführungen bis 19. März;Reservationen: www.operette-sirnach.choder telefonisch unter 071 966 33 66(Do–Sa: 15.30–18.30 Uhr)

Bild: Hanspeter SchiessExzellent gestaltet: «Obacht Kultur» Nummer 23.