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39 dass die rein teleskopische Untersuchung der Venusoberflache diese Frage endgultig losen wird, ist nur gering. Die ein- gehendsten Untersuchungen haben zu ganz entgegengesetzten Resultaten gefuhrt, man vergleiche die Arbeiten Schiaparelli's n i t denen Trouvelot's ; man betrachte die kritischen Unter- suchungen Loschardt's und Wislicenus'. Es konnte aber vielleicht eine andere Beobachtungsmethode zu bestimmteren Resultaten fuhren - die spectroskopische mit Anwendung des Princips der Linienverschiebungen. Durch das Ver- gleichen der Spectren der gegenhberliegenden hequator- punkte ware es wahrscheinlich nicht unrnoglich, die Rotations- dauer zu bestimmen. Das Spectruni der Venus zeigt doch 3170 Helligkeit ausgezeichnet. Die Cassini - de Vico'sche Annahme ergiebt eine Geschwindigkeit der Aequatorpunkte von etwa 473 m pro Secunde. Man konnte also durch die Ver- gleichung der Spectren der beiden gegendberliegenden Aequatorpunkte eine Linienverschiebung hervorbringen, die einer Geschwindigkeit von 946 m (also etwa von I krn) entspricht. Dies ist eine mit den heutigen Mitteln jeden- falls messbare Grosse. Das glaube ich aber, dass diese Methude die Frage zwischen der 2 2 5 tagigen Rotations- dauer Schiaparelli's und der Cassini - de Vico'schen Annahme entscheiden konnte. 40 erforderlichen Einrichtung versehenes Passageninstrument von Pistor & Martins bereitwilligst auf langere Zeit uberlassen worden. Da indessen noch ein zweites Horrebow-Niveau beschafft werden sollte, so beschrankte ich mich zunachst auf eingehende Untersuchung des Instruments und die Be- stimmung der Constanten desselben. Fur die Beobachtungen selbst kam genau das bei den standigen Polhohenbeob- achtungen in Berlin festgestellte Programm in Anwendung ; indessen sind dieselben nicht regelmassig fortgesetzt worden, da das vorhandene Niveau nicht allen Anspriichep geniigte und das erwartete zneite Niveau wahrend der Beobachtungs- periode nicht zur Ablieferiing kam. Demzufolge sind nur die Gruppen IV, V, VIII und IX (cf. Albrecht, Provisorische Resultate der Reobachtungsreihen in Berlin, Potsdam und Prag betreffend die Veranderlichkeit der Polhohe, Berlin I 890) vollstandig beobachtet worden, und zwar April 24 : Gr. IV und Gr. V Juli 22 : Gr. VIII m 27: Gr.IV P Gr.V s 24: Gr. VIII B 29: Gr. V Sept. 7: Gr. IX Es ist deshalb das weiterhin initzutheilende Ergebniss nur auf diese vollstandig beobachteten Gruppen, denen 64 Einzelwerthe der Polhiihe entsprechen, gegriindet worden. Die Reduction geschah in der Weise, dass der aus der Beobachtung eines einzelnen Paares folgende Polhohen- werth auf das mittlere Declinationssystern der betreffenden Gruppe gebracht wurde ; demnachst wurden die einzelnen Gruppenmittel auf das niittlere Declinationssystem der ersten Gruppe reducirt und an die so erhaltenen Werthe die aus den gleichzeitigen Beobachtungen des Herrn Dr. Batterrnann folgenden Correctionen wegen der Veranderlichkeit der Pol- h6he angebracht ; die Kenntniss der angefuhrten Reductions- grossen verdanke ich direct der freundlichen Mittheilung des genannten Herrn Beobachters. Auf diese Weise erhielt ich als Mittel aus 64 Einzel- werthen : bezogen auf das mittl. Ded-System von Gr. I. An dieses Resultat ist zufolge der bereits oben er- wahnten Mittheilung in A. N. 3151 noch die Correction von -0:45 anzubringen, urn es als auf dem mittleren Decli- nationssystem der A. G. beruhend annehmen zu konnen. Da uberdies der Raum, in welchem das Passageninstrument Aufstellung gefunden hatte, 0!33 nordlicher liegt als der Pfeiler des irossen Refractors, so folgt schliesslich fur das Centrum der grossen Kuppel 9 = +52"31'31:'25 &0:'070 9 = +52"31'30:'47 , ein Werth, welcher von der derzeitigen Angabe im €3. A. J. ziemlich stark abweicht und auch gegen das definitive geo- datische Resultat noch eine merkliche Differenz zeigt. Wegen der Unsicherheit in der Kenntniss der Lothstorungen durfte es daher in der Folge gerathen sein, das einfache Mittel aus beiden Bestimmungen : (p = +52°3~'30:'74 als ehdgultigen Werth der Polhohe des Centrums der grossen Kuppel anzusehen. - ~ ~ . Berlin (Urania), 1893 Marz 23. Gustav Wztt. ~- Inhalt zu Nr. 3170. A. Abclfi. Osservazioni astronomiche su Marte. 25. - A. Abcfti. Seguito delle Osservazioni di Padova nel 1873. 31. - F. Risttnpart. Beobachtungen des PIaneten (306) Unitas. 35. - G. Wift. Notiz betreffend die Polhohe der Sternwarte Urania. 37. - E.von Oppolzev. Zur Frage der Rotationsdauer der Venus. 39. - Ephemepde des Finlay'schen Cometen 1893.. . 39. (feschlosnrn 1893 Jumi 22. Herauegeber : A. K r u E g e r. Dinek von C. S c h 4 i d t. Expedition: Stemwarto in Kid.

Ephemeride des Finlay'schen Cometen 1893…

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Page 1: Ephemeride des Finlay'schen Cometen 1893…

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dass die rein teleskopische Untersuchung der Venusoberflache diese Frage endgultig losen wird, ist nur gering. Die ein- gehendsten Untersuchungen haben zu ganz entgegengesetzten Resultaten gefuhrt, man vergleiche die Arbeiten Schiaparelli's n i t denen Trouvelot's ; man betrachte die kritischen Unter- suchungen Loschardt's und Wislicenus'. Es konnte aber vielleicht eine andere Beobachtungsmethode zu bestimmteren Resultaten fuhren - die spectroskopische mit Anwendung des Princips der Linienverschiebungen. Durch das Ver- gleichen der Spectren der gegenhberliegenden hequator- punkte ware es wahrscheinlich nicht unrnoglich, die Rotations- dauer zu bestimmen. Das Spectruni der Venus zeigt doch

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Helligkeit ausgezeichnet. Die Cassini - de Vico'sche Annahme ergiebt eine Geschwindigkeit der Aequatorpunkte von etwa 473 m pro Secunde. Man konnte also durch die Ver- gleichung der Spectren der beiden gegendberliegenden Aequatorpunkte eine Linienverschiebung hervorbringen, die einer Geschwindigkeit von 946 m (also etwa von I krn) entspricht. Dies ist eine mit den heutigen Mitteln jeden- falls messbare Grosse. Das glaube ich aber, dass diese Methude die Frage zwischen der 2 2 5 tagigen Rotations- dauer Schiaparelli's und der Cassini - de Vico'schen Annahme entscheiden konnte.

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erforderlichen Einrichtung versehenes Passageninstrument von Pistor & Martins bereitwilligst auf langere Zeit uberlassen worden. Da indessen noch ein zweites Horrebow-Niveau beschafft werden sollte, so beschrankte ich mich zunachst auf eingehende Untersuchung des Instruments und die Be- stimmung der Constanten desselben. Fur die Beobachtungen selbst kam genau das bei den standigen Polhohenbeob- achtungen in Berlin festgestellte Programm in Anwendung ; indessen sind dieselben nicht regelmassig fortgesetzt worden, da das vorhandene Niveau nicht allen Anspriichep geniigte und das erwartete zneite Niveau wahrend der Beobachtungs- periode nicht zur Ablieferiing kam. Demzufolge sind nur die Gruppen IV, V, VIII und IX (cf. Albrecht, Provisorische Resultate der Reobachtungsreihen in Berlin, Potsdam und Prag betreffend die Veranderlichkeit der Polhohe, Berlin I 890) vollstandig beobachtet worden, und zwar

April 2 4 : Gr. I V und Gr. V Juli 2 2 : Gr. VIII m 27: Gr.IV P Gr.V s 24: Gr. VIII B 2 9 : Gr. V Sept. 7 : Gr. IX

Es ist deshalb das weiterhin initzutheilende Ergebniss nur auf diese vollstandig beobachteten Gruppen, denen 64 Einzelwerthe der Polhiihe entsprechen, gegriindet worden.

Die Reduction geschah in der Weise, dass der aus der Beobachtung eines einzelnen Paares folgende Polhohen- werth auf das mittlere Declinationssystern der betreffenden Gruppe gebracht wurde ; demnachst wurden die einzelnen Gruppenmittel auf das niittlere Declinationssystem der ersten Gruppe reducirt und an die so erhaltenen Werthe die aus

den gleichzeitigen Beobachtungen des Herrn Dr. Batterrnann folgenden Correctionen wegen der Veranderlichkeit der Pol- h6he angebracht ; die Kenntniss der angefuhrten Reductions- grossen verdanke ich direct der freundlichen Mittheilung des genannten Herrn Beobachters.

Auf diese Weise erhielt ich als Mittel aus 64 Einzel- werthen :

bezogen auf das mittl. Ded-System von Gr. I. An dieses Resultat ist zufolge der bereits oben er-

wahnten Mittheilung in A. N. 3151 noch die Correction von -0:45 anzubringen, urn es als auf dem mittleren Decli- nationssystem der A. G. beruhend annehmen zu konnen. Da uberdies der Raum, in welchem das Passageninstrument Aufstellung gefunden hatte, 0!33 nordlicher liegt als der Pfeiler des irossen Refractors, so folgt schliesslich fur das Centrum der grossen Kuppel

9 = +52"31'31:'25 &0:'070

9 = +52"31'30:'47 , ein Werth, welcher von der derzeitigen Angabe im €3. A. J. ziemlich stark abweicht und auch gegen das definitive geo- datische Resultat noch eine merkliche Differenz zeigt. Wegen der Unsicherheit in der Kenntniss der Lothstorungen durfte es daher in der Folge gerathen sein, das einfache Mittel aus beiden Bestimmungen :

(p = + 5 2 ° 3 ~ ' 3 0 : ' 7 4 als ehdgultigen Werth der Polhohe des Centrums der grossen Kuppel anzusehen.

- ~ ~ . Berlin (Urania), 1893 Marz 23. Gustav Wztt.

~- I n h a l t zu Nr. 3170. A. Abclfi. Osservazioni astronomiche su Marte. 25. - A. Abcfti. Seguito delle Osservazioni di Padova nel 1873. 31 . -

F. Risttnpart. Beobachtungen des PIaneten (306) Unitas. 35. - G. Wift. Notiz betreffend die Polhohe der Sternwarte Urania. 37. - E.von Oppolzev. Zur Frage der Rotationsdauer der Venus. 39. - Ephemepde des Finlay'schen Cometen 1893. . . 39.

(feschlosnrn 1893 Jumi 22. Herauegeber : A . K r u E g e r. Dinek von C. S c h 4 i d t. Expedition: Stemwarto in K i d .