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Suchtprävention in HessenErgebnisse der Landesauswertung
und Pressespiegel
2008
Herausgeberin
Hessische Landesstelle fĂĽr Suchtfragen (HLS) e.V.
Zimmerweg 10
60325 Frankfurt a. M.
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.hls-online.org
Text und Redaktion
Hessische Landesstelle fĂĽr Suchtfragen (HLS) e.V.
Layout, Satz
Christian Wickert, Hamburg
August 2009
Hessische Landesstelle fĂĽr Suchtfragen (HLS)
Suchtprävention in HessenErgebnisse der Landesauswertung 2008
Frankfurt am Main
August 2009
4 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
0 Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort .............................................................................................. 5
2 Suchtpräventionsstrukturen der hessischen Suchthilfe ................ 8
3 Zusammenfassung der Auswertungsergebnisse ........................... 10
4 Ergebnisse der landesweiten Auswertung 2008 ........................... 12
4.1 Zielgruppen der MaĂźnahmen .................................................................12
4.2 Arbeitsfelder der MaĂźnahmen ...............................................................14
4.2.1 Suchtvorbeugung im Schulbereich .................................................15
4.2.2 Suchtvorbeugung im auĂźerschulischen Bereich ...............................15
4.3 Inhalte der MaĂźnahmen .........................................................................17
4.4 Konzeptionelle Grundlagen der MaĂźnahmen ..........................................20
4.4.1 Verhaltensbezogene Suchtvorbeugung ...........................................20
4.4.2 Verhältnisbezogene Suchtvorbeugung ............................................21
4.4.3 Vergleich der konzeptionellen Ansätze bei unterschiedlichen
Zielgruppen ...........................................................................................21
4.5 Stand der Evaluation ..............................................................................22
4.6 Umsetzung der MaĂźnahmen .................................................................23
4.6.1 Arbeitsformen der Zielgruppen im Vergleich ...................................23
4.6.2 Individuelle Beratung und Information ............................................24
4.6.3 Gruppenbezogene Qualifizierung und Information .........................24
4.6.4 Querschnittsaufgaben ....................................................................25
4.7 Dauer und FederfĂĽhrung der MaĂźnahmen .............................................25
5 Qualität in der hessischen Suchtprävention .................................. 27
6. Praxiserprobte und kompetenzorientierte Angebote und
Programme der Fachstellen für Suchtprävention ............................ 30
6.1 Bereich Kindergarten .............................................................................31
6.2 Bereich Grundschule ..............................................................................31
6.3 Bereich WeiterfĂĽhrende Schule ...............................................................32
6.4 Bereich Elternarbeit ................................................................................35
6.5 Bereich Vereine, Kirchen, Fahrschule .......................................................36
6.6 FrĂĽhintervention ....................................................................................37
6.7 Kommunale Kampagnen ........................................................................37
Inh
alte
5Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Vorwort
Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die suchtpräventiven Aktivitäten
der Fachstellen für Suchtprävention in Hessen. Alle hessischen Fachkräfte doku-
mentieren ihre suchtpräventiven Maßnahmen seit 2005 mit „Dot.sys“, dem EDV-
gestĂĽtzten Dokumentationssystem der Suchtvorbeugung in Deutschland. Auf
dieser Datengrundlage wurde der folgende Auswertungsbericht inklusive einer
grafikgestĂĽtzten Dokumentation und eines Pressespiegels fĂĽr das Erhebungsjahr
2008 erstellt.
Die Auswertung 2008 zeigt drei Besonderheiten:
1. Intensivierung alkoholpräventiver Aktivitäten und Programme in Hessen
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der ESPAD Studie1 und den steigenden Anfra-
gen aus den Arbeitsfeldern Kommune, Schule und Jugendarbeit wurden von den
Fachkräften der Fachstellen für Suchtprävention vielfältige Aktivitäten im Bereich
der Alkoholprävention angeboten.
Im Jahr 2008 haben die Präventionsexpert/-innen der Fachstellen für Suchtpräven-
tion in den Landkreisen und kreisfreien Städten in Hessen insgesamt 713 Maß-
nahmen (von insgesamt 2.676 suchtpräventiven Maßnahmen) im Bereich Alko-
holprävention mit Multiplikatoren, Kindern und Jugendlichen sowie Erziehenden
durchgefĂĽhrt.
Die Aktivitäten waren unterschiedlich konzipiert und ausgerichtet: Qualifizierungs-
maßnahmen für Multiplikatoren, Aktivitäten zur Umsetzung des Jugendschutzes
hinsichtlich Alkoholkonsum, Regelwerke für Veranstalter (Gaststätten, Tankstel-
len, Getränkemärkte, Stände während Festen), kommunale Kampagnen, Wettbe-
werbe fĂĽr Jugendliche, Peerprojekte, Informationsveranstaltungen, Saftmobil, etc.
In Kapitel 6 finden Sie – auch bezogen auf alkoholpräventive Maßnahmen – eine
Auswahl von praxiserprobten und kompetenzorientierten MaĂźnahmen der Fach-
kräfte der Fachstellen für Suchtprävention.
2. Ausweitung von evaluierten Qualifizierungsangeboten
Ein bedeutendes Ergebnis der vorliegenden Landesauswertung ist, das 70 % der
Fortbildungsangebote der hessischen Fachstellen für Suchtprävention evaluiert
sind. Dies zeigt, dass in Hessen vorrangig evaluierte Fortbildungsprogramme an-
gewendet werden.
Präventionsprogramme wie „Eigenständig werden“ für die Grundschule oder „Pa-
pilio“ für den Kindergartenbereich sind in der Präventionsforschung als erfolgreich
1 Ludwig Kraus, Alexander Pabst, Susanne Steiner, Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen 2007 (ESPAD) Befragung von Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Thüringen. München 2008, IFT-Berichte Bd. 165 Vo
rwo
rt
1
6 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
und nachhaltig beschrieben. FĂĽr Multiplikatoren, wie Erzieher/-innen und Lehr-
kräfte, werden diese Qualifizierungsmaßnahmen als mehrtägige Fortbildungsver-
anstaltungen in Hessen weitgehend flächendeckend angeboten.2
Weitere angewandte Präventionsprogramme der Fachstellen für Suchtprävention
finden Sie in Kapitel 6.
3. Ausbau von Angeboten zum Thema Computersucht und Medienkompetenz
Zwischen 3 % und 12 % der – überwiegend männlichen – Internetbenutzer/-innen
werden nach verschiedenen internationalen Untersuchungen als internetabhän-
gig ausgewiesen.3
Vor diesem Hintergrund ist eine Sensibilisierung und Aufklärung sowohl von Men-
schen in Erziehungsfunktionen (Eltern, Lehrpersonal, Beschäftigte in der Jugendar-
beit etc.) als auch von Kindern und Jugendlichen dringend notwendig. Im Rahmen
des Projekts „Netz mit Webfehlern? ® “der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen
(HLS) und der Techniker Krankenkasse (TK) wurden im Jahr 2008 von den Fachstel-
len für Suchtprävention insgesamt 18 regionale Informationsveranstaltungen und
vier Medienkompetenzseminare durchgefĂĽhrt. Die Informationsveranstaltungen
für Eltern sowie Lehr- und Fachkräfte waren mit durchschnittlich 80-100 Personen
sehr gut besucht. Die Presseresonanz auf die Veranstaltungen war ebenfalls sehr
erfreulich. Vertiefende Elternworkshops und Multiplikatorenseminare wurden
aufgrund der Informationsveranstaltungen von örtlichen Fachkräften und Eltern
initiiert. Insgesamt haben die Fachkräfte 74 suchtpräventive Maßnahmen in der
Kategorie „Medien/Internet“ angeboten: u.a. 36 im Setting Schule und 13 in der
Jugendarbeit. Mit diesen MaĂźnahmen wurden 3.700 Teilnehmer/-innen erreicht.
Eine Zusammenfassung aller Auswertungsergebnisse im Berichtszeitraum wird in
Kapitel 3 gegeben. Die ausfĂĽhrliche Darstellung der landesweiten Auswertungser-
gebnisse erfolgt in Kapitel 4.
Für die Hessische Landesstelle ist eine wirksame und nachhaltige Suchtprävention
in Hessen von groĂźer Bedeutung. In Kapitel 5 werden daher die unterschiedlichen
Verfahren des Qualitätsmanagements der HLS und der Fachstellen für Suchtprä-
vention dargestellt.
Im Anschluss werden die zuvor geschilderten theoretischen und strukturellen An-
sätze praxisnah vertieft: Kapitel 6 stellt eine Auswahl von praxiserprobten und
kompetenzorientierten Angeboten und Programmen der Fachstellen fĂĽr Sucht-
prävention vor.
2 Hessische Landesstelle fĂĽr Suchtfragen HLS, AOK Die Gesundheitskasse in Hessen, Papilio in Hessen 2006-2008, Frankfurt, Juni 2009
3 Thomas Graf, Hessische Landesstelle für Suchtfragen, Tätigkeitsbericht „Netz mit Webfeh-lern? ® “, 2008
7Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Das letzte Kapitel der vorliegenden Landesauswertung gibt einen konkreten Ein-
blick in die suchtpräventive Arbeit der Fachkräfte vor Ort: der Pressespiegel zeigt
die positive Wahrnehmung der Aktivitäten durch die Öffentlichkeit.
Regina Sahl
Koordinatorin für Suchtprävention
der Hessischen Landesstelle fĂĽr Suchtfragen (HLS)
8 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Suchtpräventionsstrukturen der hessischen Suchthilfe
Wie sieht das Netzwerk der Suchtprävention der hessischen Suchthilfe aus?
In Hessen besteht ein flächendeckendes Netzwerk suchtpräventiver Unterstützung
und Information in allen Landkreisen und kreisfreien Städten, sichergestellt durch
die Fachkräfte der hessischen Fachstellen für Suchtprävention.
Wie werden die Fachstellen finanziert?
Im Rahmen der Kommunalisierung der Fördermittel stellt das Hessische Ministe-
rium fĂĽr Arbeit, Familie und Gesundheit den 21 Landkreisen und 5 kreisfreien
Städten finanzielle Mittel für den Bereich Suchtprävention zur Verfügung. Somit
werden die Fachstellen durch das Land Hessen und mit Komplementärmitteln der
jeweiligen Gebietskörperschaften finanziert.
Wo sind die Fachstellen strukturell verankert?
Die Fachstellen sind in der Regel bei den Sucht- und Drogenberatungsstellen der
Träger der freien Wohlfahrtspflege eingerichtet und mit hauptamtlichen Fachkräf-
ten besetzt, deren Aufgaben ausschließlich in der Suchtprävention liegen.
Wie viele Fachstellen gibt es in Hessen?
2008 standen 29 Fachstellen mit 39 (Teilzeit-) Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
zur VerfĂĽgung.
Was sind die Schwerpunkte der Arbeit der Fachstellen?
Die Tätigkeiten der hessischen Fachstellen für Suchtprävention lassen sich in sechs
Bereiche gliedern:
1. Informations- und Kommunikationsarbeit
2. Projekte in unterschiedlichen Arbeitsfeldern konzipieren und durchfĂĽhren
3. Bildungsarbeit/Multiplikatorenschulungen
4. Fachberatung
5. Netzwerkarbeit
6. Evaluation/Qualitätssicherung.
Wie werden die Fachstellen ĂĽberregional koordiniert?
Die landesweite Koordination der Suchtprävention im Bereich der Suchthilfeträger
hat das Hessische Ministerium fĂĽr Arbeit, Familie und Gesundheit (HMAFG) an die
Hessische Landesstelle fĂĽr Suchtfragen (HLS) delegiert.
Wie ist die landesweite Koordinierungsstelle ausgestattet?
Die Finanzierung der Koordination erfolgt durch das Hessische Ministerium fĂĽr
Arbeit, Familie und Gesundheit. Im Berichtszeitraum wurde jeweils eine volle Stelle
fĂĽr die Koordination sowie anteilig eine Verwaltungskraft finanziert.Stru
ktu
ren
2
9Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Welche Aufgaben hat die landesweite Koordinierungsstelle der HLS?
Die Koordinationsstelle Suchtprävention unterstützt, koordiniert und vernetzt die
Arbeit der Fachstellen auf Landesebene und kooperiert darĂĽber hinaus mit den
anderen Bundesländern und entsprechenden Institutionen auf Bundes- und Lan-
desebene ebenso wie mit den Trägern der Fachstellen.
Wie ist die Kooperation der Fachstellen mit der HLS institutionalisiert?
Der Arbeitskreis der hessischen Präventionsfachkräfte (AHEP) bildet eine wichtige
Koordinationsschnittstelle zwischen der HLS und den Fachstellen. Im Arbeitskreis
finden der fachliche Informationsaustausch, die Konsensbildung in inhaltlichen
Fragen, MaĂźnahmenabstimmung und Arbeitsteilung, Berichterstattung und Do-
kumentation statt. Die DurchfĂĽhrung gemeinsamer Projekte wird besprochen und
Fortbildungen fĂĽr Multiplikatorinnen und Multiplikatoren konzipiert. Um die Qua-
lität der Arbeit zu sichern, sind regelmäßige Fortbildungen und die Teilnahme an
Qualitätszirkeln obligatorischer Bestandteil der Arbeit der Fachstellen.
Wie dokumentieren die Fachstellen ihre Arbeit?
Seit Januar 2005 werden die MaĂźnahmen der Fachstellen in Hessen mit dem bun-
desweit eingefĂĽhrten computergestĂĽtzten Dokumentationsprogramm fĂĽr die
Suchtprävention „Dot.sys“ einheitlich erfasst. Dokumentiert werden alle sucht-
präventiven Maßnahmen der Fachkräfte, die in aktiver Eigenleistung für andere
erbracht werden. Dieses Dokumentationssystem berĂĽcksichtigt die Interessen der
Bundesländer, des Bundes und der EU und ermöglicht gleichzeitig eine Schnittstel-
le zu anderen Systemen.
Was passiert mit den dokumentierten Daten in Dot.sys?
Die Daten werden von der HLS jährlich zu einer Landesauswertung zusammenge-
fasst. Darüber hinaus setzen die Fachkräfte das Dokumentationssystem auch für
ihre regionale Berichterstattung ein.
Im Rahmen der Kommunalisierung werden fĂĽr die Sozialberichterstattung der
Kommunen die Dot.sys Daten der Fachstellen (nach Landkreisen aufgeschlĂĽsselt)
von der HLS an das Hessische Ministerium fĂĽr Arbeit, Familie und Gesundheit wei-
tergeleitet. Das HMAFG ĂĽbermittelt die Dot.sys Daten an die Kommunen.
10 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Zusammenfassung der Auswertungsergebnisse
X Im Jahr 2008 erreichten die 29 Fachstellen für Suchtprävention in den
26 Landkreisen und kreisfreien Städten mit 2.676 Maßnahmen insgesamt
etwa 61.0004 hessische BĂĽrger und BĂĽrgerinnen.
X Die hessischen Fachkräfte sprachen mit 65 % der Maßnahmen Multiplika-
toren an. Davon richteten sich 37 % der Maßnahmen an Lehrkräfte, 26 %
an Erzieher/-innen und 19 % an Beschäftigte in der Jugendarbeit. Somit
entsprechen diese Ergebnisse bei der Zielgruppenansprache den Anfor-
derungen der hessischen Rahmenkonzeption5, nach der die Fachkräfte
schwerpunktmäßig in der Multiplikatorenarbeit tätig sein sollen.
X 28 % der MaĂźnahmen richteten sich direkt an die Endadressaten wie Kin-
der und Jugendliche.
X 19 % der MaĂźnahmen waren geschlechtspezifisch ausgerichtet.
X Fast die Hälfte aller Maßnahmen (45 %) wurde im Bereich Schule durch-
gefĂĽhrt.
X Die Inhalte der MaĂźnahmen waren ĂĽberwiegend, zu 64 %, suchtmittelun-
spezifisch ausgerichtet, z.B. durch die Umsetzung von Lebenskompetenz-
programmen.6
X 30 % der Maßnahmen beschäftigten sich mit spezifischen Subtanzen, wie
Alkohol, Tabak und Cannabis. Das Thema „Alkohol“ wurde – wie bereits
im letzten Jahr – vorrangig mit 713 Maßnahmen aufgegriffen. Das sind
87 % aller suchtmittelspezifischen MaĂźnahmen. Insbesondere Schulen
setzten mit 323 Maßnahmen einen Schwerpunkt in der Alkoholpräventi-
on und hier in erster Linie Gesamtschulen mit 151 MaĂźnahmen. Zudem
hat sich die Anzahl der Projekte im Arbeitsfeld Politik/Kommune von 58
MaĂźnahmen im Jahr 2007 auf 101 MaĂźnahmen in 2008 fast verdoppelt.
X 36 % der suchtmittelspezifischen Maßnahmen beschäftigten sich mit dem
Thema „Cannabis“ und 35 % mit „Tabak“.
4 Davon waren 33.000 Kinder und Jugendliche, 28.000 Multiplikatoren (Lehrkräfte, Erziehe-rinnen, Eltern und Erwachsene).
5 Rahmenkonzeption der hessischen Fachstellen für Suchtprävention, Frankfurt 2003.
6 Die aktuelle Präventionsforschung empfiehlt für das System Schule Lebenskompetenzpro-gramme und Projekte auf der Grundlage des Modells des sozialen Einflusses durchzuführen. Quelle: Expertise zur Prävention des Substanzmissbrauchs, Bundeszentrale für gesundheit-liche Aufklärung, 2006 Köln.
3Zu
sam
men
fass
un
g
11Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
X Konzeptionell überwogen verhaltenspräventive Maßnahmen. An erster
Stelle standen „Informationsvermittlung und Bildung kritischer Einstel-
lungen“ sowie „Kompetenzförderung“.
X Mehr als ein Drittel der Maßnahmen (35 %) waren „Strukturgestaltende
Maßnahmen“, die das Ziel verfolgten, positiv auf die Verhältnisse und Le-
bensbedingungen der Menschen einzuwirken. Bezogen auf die Zielgrup-
pe der Lehrkräfte im System Schule waren sogar 44 % der Maßnahmen
strukturgestaltend.
X 22 % der Maßnahmen wurden in der Kategorie „Vernetzung/Kooperation/
Koordination“ durchgeführt.
X Die Präventionsaktivitäten wurden zu 57 % von den Fachstellen organi-
siert und umgesetzt. Zu 43 % kooperierten sie mit anderen Institutionen.
X Bei einem GroĂźteil der dokumentierten MaĂźnahmen war eine Evaluati-
on nicht vorgesehen. Bei 28 % wurde eine Evaluation durchgefĂĽhrt bzw.
war sie bereits vorhanden. Der Umfang der Evaluation unterscheidet sich
nach Arbeitsfeld: im System Schule waren 31 % der MaĂźnahmen und im
Setting Kindertagesstätten 48 % der Maßnahmen evaluiert. Bezogen auf
die Umsetzung der MaĂźnahmen waren 70 % der Fortbildungsangebote
evaluiert.
12 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Ergebnisse der landesweiten Auswertung 2008
Der Bericht berĂĽcksichtigt die Auswertungsergebnisse von 29 hessischen Fachstel-
len mit insgesamt 39 Mitarbeiter/-innen. Im Dokumentationszeitraum 1. Januar
bis 31. Dezember 2008 wurden von den Fachkräften
X 2.676 MaĂźnahmen durchgefĂĽhrt, durch die
X landesweit ca. 61.000 Teilnehmer/-innen direkt erreicht wurden.
4.1 Zielgruppen der MaĂźnahmen
Die dokumentierten MaĂźnahmen richteten sich zu 65 % an Multiplikatoren. Die
Arbeit mit Multiplikatoren ist ein wichtiger konzeptioneller Bestandteil in der hes-
sischen Suchtprävention. Zum einen haben Bezugspersonen, wie Lehrkräfte und
Erziehende, bessere Einflussmöglichkeiten auf Kinder und Jugendliche, zum an-
deren können durch den „Schneeballeffekt“ wesentlich mehr Kinder und Jugend-
liche erreicht werden.7 Darüber hinaus ist Suchtprävention eine gesellschaftliche
Querschnittsaufgabe, die nur erfolgreich sein kann, wenn sie alle gesellschaft-
lichen Bereiche gleichermaßen tangiert. Idealerweise sollten die Präventionsak-
tivitäten aus einem Mix aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen
bestehen und aufeinander abgestimmt sein.
1737; 65%
756; 28%
183; 7%
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Endadressatinnen und Endadressaten
Ă–ffentlichkeitsarbeit
Abbildung 1: Zielgruppen
7 Wird die Anzahl der Teilnehmer/-innen der Multiplikatorenschulungen (insgesamt 28.000) mit einem Faktor 20 multipliziert (d.h. eine Lehrkraft erreicht mindestens 20 Schüler/-innen) werden durch den „Schneeballeffekt“ insgesamt ca. 560.000 Personen erreicht.
4Er
geb
nis
se
13Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Abbildung 1 zeigt, welche Zielgruppen mit suchtpräventiven Maßnahmen erreicht
wurden:
X 1.737 MaĂźnahmen (65 %) richteten sich an Multiplikatoren wie Lehr-
kräfte, pädagogisches Fachpersonal, Jugendgruppenleiter/-innen oder
Journalist/-en/-innen. Mit diesen MaĂźnahmen wurden 28.000 Teilnehmer/-
innen direkt erreicht.
X 756 MaĂźnahmen (28 %) wurden mit Endadressaten wie SchĂĽler/-innen,
Kindern und Jugendlichen durchgefĂĽhrt. Es wurden 33.031 Teilnehmer/-
innen angesprochen.
X 183 Maßnahmen (7 %) wendeten sich an die Gesamtbevölkerung. In die-
ser Kategorie wurde die Anzahl der Teilnehmer/-innen nicht erhoben, da
diese nicht genau zu ermitteln waren.
Die Abbildung 2 fächert die Kategorie „Multiplikatoren“ nach einzelnen Ziel-
gruppen auf. Dabei führen Lehrkräfte und Dozent/-innen sowie Beschäftigte im
Kindergarten die Kategorien an, gefolgt von Beschäftigten in der Kinder- und Ju-
gendhilfe.
Abbildung 2: Zielgruppe der Multiplikatoren aufgeschlĂĽsselt. Mehrfachnennungen
Die folgende Abbildung 3 differenziert die Gruppe der „Endadressat/-innen“. 2/3
der MaĂźnahmen richteten sich demnach an SchĂĽler/-innen. An zweiter Stelle wur-
den Eltern und Familienmitglieder angesprochen.
3048
83
102103
155
238
332
459641
119
193
0 100 200 300 400 500 600 700
Lehrer/-innen, Dozent/-innen
Beschäftigte im Kindergarten/ Kindertagesstätte
Beschäftigte in der Kinder- und Jugendhilfe
Beschäftigte im Gesundheitswesen
Eltern/ Familienmitglieder
Sonstige
Politikerinnen und Politiker
Beschäftigte in der Kirche
Beschäftigte im Freizeitbereich
Beschäftigte im Betrieb
Beschäftigte im Strafwesen
Peers
14 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
0 100 200 300 400 500
SchĂĽlerinnen und SchĂĽler
Eltern/ Familienmitglieder
konsumerfahrene Jugendliche/ Erwachsene
Sonstige
unspezifisch (Gesamtbevölkerung)
(Probier-) Konsumentinnen und Konsumenten
Auszubildende
sozial Benachteiligte
Migrantinnen und Migranten
Studentinnen und Studenten
Beschäftigte im Betrieb
Senioren
straffällige Jugendliche/ Erwachsene
suchtbelastete Lebensgemeinschaften
0
1
1
11
0
18
21
40
42
51
57
60
166
466
Abbildung 3: Zielgruppe der Endadressaten aufgeschlĂĽsselt. Mehrfachnennungen
4.2 Arbeitsfelder der MaĂźnahmen
Die suchtpräventiven Maßnahmen der Fachkräfte lassen sich nach Aktivitäten im
schulischen und im auĂźerschulischen Bereich unterteilen. Es zeigt sich, dass rund
die Hälfte der Maßnahmen (45 %) im Arbeitsfeld Schule durchgeführt wurden.
Im außerschulischen Setting wurden vielfältige Angebote in den unterschied-
lichen Bereichen wie Kindertagesstätten, Jugendarbeit, Kommune und Familien
gemacht:
0 200 400 600 800 1000 1200
Schule
Kindergarten/-tagesstätten
Jugendarbeit
Politik/Kommune
Unspezifisch (Öffentlichkeit/Gesamtbevölkerung)
Gesundheitswesen
Familie
Sonstiges
Betrieb (Ausbildung/Arbeitsplatz)
Freizeit
Kirche
Strafwesen
Hochschule/Fachhochschule
Sport 18
23
29
82
85
117
122
140
171
194
244
312
478
1200
Abbildung 4: Arbeitsfelder / Setting. Mehrfachnennungen
15Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Insgesamt wurden:
X 1.200 MaĂźnahmen (45 %) im schulischen Bereich durchgefĂĽhrt. Mit die-
sen MaĂźnahmen wurden insgesamt 32.000 Teilnehmer/-innen erreicht.
X Im auĂźerschulischen Bereich (siehe 4.2.2) wurden 1.614 MaĂźnahmen
(60 %) durchgefĂĽhrt. Dadurch werden insgesamt 35.000 Teilnehmer/-in-
nen angesprochen.
X In Kindertagesstätten wurden 478 Maßnahmen (18 %) durchgeführt. Der
Schwerpunkt lag in der Multiplikatorenarbeit. Insgesamt wurden hiermit
9.000 Teilnehmer/-innen erreicht.
X Im Setting Jugendarbeit wurden 6.000 Teilnehmer/-innen mit 312 MaĂź-
nahmen (12 %) erreicht.
4.2.1 Suchtvorbeugung im Schulbereich
Von den 1.200 MaĂźnahmen, die im schulischen Bereich durchgefĂĽhrt wurden,
richteten sich 702 MaĂźnahmen (58 %) an Multiplikatoren, 471 MaĂźnahmen
(39 %) an Endadressaten und 27 Maßnahmen (2 %) an die „Öffentlichkeit/Ge-
samtbevölkerung“. Insgesamt wurden 10.437 Lehrkräfte und 21.155 Schüler/-
innen direkt erreicht.
Die folgende Grafik zeigt, dass der ĂĽberwiegende Teil der schulischen MaĂźnah-
men in Gesamtschulen sowie in Grundschulen durchgeführt wurden. Während
sich im Bereich der Grundschulen der hohe Anteil dieser Schulform innerhalb des
gesamten Schulsystems (63 %) auch in der groĂźen MaĂźnahmendichte widerspie-
gelt, ist dies bei den Gesamtschulen nicht der Fall. Hier wurden die meisten sucht-
präventiven Maßnahmen durchgeführt, obwohl dieser Schultyp in Hessen nur ei-
nen Anteil von 11 % hat.
0 100 200 300 400 500
Gesamtschule
Grundschule
Gymnasium
Realschule
Hauptschule
Berufsbildende Schule
Sonderschule/Förderschule 156
175
209
230
280
350
481
Abbildung 5: MaĂźnahmen im Schulbereich aufgeschlĂĽsselt nach Schulformen. Mehrfachnennungen
4.2.2 Suchtvorbeugung im auĂźerschulischen Bereich
Suchtvorbeugende Aktivitäten im außerschulischen Bereich sind Maßnahmen und
Projekte, die in folgenden Arbeitsfeldern realisiert werden: Betrieb (Ausbildung/
Arbeitsplatz), Familie, Freizeit, Gesundheitswesen, Hochschule/Fachhochschule,
Jugendarbeit, Kindergarten/-tagesstätten, Kirche, Politik/Kommune, Sport, Straf-
wesen und Gesamtbevölkerung.
16 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Im auĂźerschulischen Bereich wurden:
X 1.614 MaĂźnahmen durchgefĂĽhrt; davon richteten sich 1.129 MaĂźnahmen
(70 %) an Multiplikatoren, 317 MaĂźnahmen (20 %) an Endadressaten und
168 (10 %) Maßnahmen an die „Öffentlichkeit / Gesamtbevölkerung.“
X Mit diesen MaĂźnahmen wurden 20.389 Multiplikatoren und 14.864 Kin-
der und Jugendliche direkt erreicht.
Die 1.614 auĂźerschulischen MaĂźnahmen verteilen sich auf folgende Gruppen:
0 100 200 300 400 500
Kindergarten/-tagesstätten
Jugendarbeit
Politik/Kommune
Unspezifisch (Öffentlichkeit/Gesamtbevölkerung)
Gesundheitswesen / Suchthilfe
Familie
Sonstiges
Betrieb (Ausbildung/Arbeitsplatz)
Freizeit
Kirche
Strafwesen
Hochschule/Fachhochschule
Sport 18
23
29
82
85
117
122
140
171
194
244
312
478
Abbildung 6: AuĂźerschulische MaĂźnahmen. Mehrfachnennungen
An erster Stelle steht das pädagogische Fachpersonal in Kindertagsstätten mit 478
Maßnahmen, gefolgt von 312 Maßnahmen für Beschäftigte in der Jugendarbeit
und 244 MaĂźnahmen im Bereich Politik/Kommune.
Werden die auĂźerschulischen MaĂźnahmen fĂĽr die Zielgruppe der Endadressaten
differenzierter betrachtet (Abbildung 7), fällt auf:
X dass die Zielgruppe der „Eltern/Familienmitglieder“ mit 123 Maßnahmen
am häufigsten angesprochen wurden
X gefolgt von 83 Maßnahmen für die Zielgruppe der „Schülerinnen und
Schüler“.
X An dritter Stelle folgten 51 MaĂźnahmen, die unspezifisch ausgerichtet
waren und sich an die „Gesamtbevölkerung“ richteten sowie
X 50 Maßnahmen für „konsumerfahrene Jugendliche und Erwachsene“.
17Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
0 30 60 90 120 150
Eltern/FamilienmitgliederSchĂĽler und SchĂĽlerinnen
Unspezifisch (Gesamtbevölkerung)Konsumerfahrene Jugendliche/Erwachsene
SonstigeAuszubildende
(Probier-) Konsumentinnen und KonsumentenSozial Benachteiligte
Migrantinnen und MigrantenStudentinnen und Studenten
Beschäftigte im BetriebSenioren
Straffällige Jugendliche/ErwachseneSuchtbelastete Lebensgemeinschaften 0
0
11
101519
333738
5051
83123
Abbildung 7: AuĂźerschulische MaĂźnahmen fĂĽr Endadressaten. Mehrfachnennungen
4.3 Inhalte der MaĂźnahmen
Der Großteil der Maßnahmen 1.719 (64 %) umfasste suchtpräventive Aktivitäten,
die ohne Bezug zu einer spezifischen Substanz durchgefĂĽhrt wurden. Darunter
fallen in der Regel Lebenskompetenzprogramme (LKP). Die meisten LKP enthalten
Bausteine zu allgemein protektiven Verhaltensweisen (z.B. die Fähigkeit, Probleme
zu lösen oder mit Stress umzugehen). Je nach Präventionsbereich werden zusätz-
liche störungsspezifische Fertigkeiten trainiert (z.B. Kommunikation, Konfliktfä-
higkeit, emotionale Kompetenzen), Informationen vermittelt bzw. Einstellungen
diskutiert. Zudem enthalten Lebenskompetenzprogramme auch substanzspezi-
fische Bausteine. Diese Maßnahmenbausteine bezogen sich primär auf die The-
men Alkohol, Tabak und Cannabis.
Dieses Ergebnis spiegelt den aktuellen Stand der Präventionsforschung wieder, in
dem die Bedeutung des „Risiko- und Schutzfaktorenmodells“ sowie der allgemei-
nen Lebenskompetenzprogramme betont wird.
Mit spezifischen Substanzen beschäftigten sich 31 % der Maßnahmen (816 Maß-
nahmen).
DarĂĽber hinaus bearbeiteten 5 % der MaĂźnahmen (138) stoffungebundene SĂĽch-
te wie z. B. Internet und Medien, Glücksspielsucht, Essstörungen.
18 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
ohne Substanzbezug
spezifischer Substanzbezug
stoffungebundene SĂĽchte
1719; 64%
816; 31%
138; 5%
Abbildung 8: Inhalte der MaĂźnahmen
Das Thema „Alkohol“ wurde bei suchtmittelspezifischen Maßnahmen zu 87 %
vorrangig aufgegriffen. „Cannabis“ wurde in 36 % und „Tabak“ in 35 % der sucht-
mittelspezifischen MaĂźnahmen thematisiert. Die MaĂźnahmen zu Ecstasy (122)
und anderen illegalen Drogen folgten mit deutlichem Abstand.
Den Schwerpunkt in der Alkoholprävention setzten beispielsweise Schulen mit
323 MaĂźnahmen bzw. der Bereich der Jugendarbeit mit 130 MaĂźnahmen. Zudem
konnte in der Kategorie „Politik/Kommune“ die Anzahl der Maßnahmen fast ver-
doppelt werden, von 58 (2007) auf 101 MaĂźnahmen in 2008.
Maßnahmen zur Tabakprävention wurden ebenfalls im System Schule mit 181
MaĂźnahmen (u.a. Gesamtschule 97, Gymnasium 38 und Realschule 39 MaĂźnah-
men) am häufigsten durchgeführt. An zweiter Stelle lag der Bereich der Jugend-
arbeit mit 47 MaĂźnahmen.
Die Thematik der Cannabisprävention spielte in den folgenden drei Settings eine
wichtige Rolle: Im System Schule wurden 162 MaĂźnahmen (vorrangig Gesamt-
schule 78 und Hauptschule 32) durchgefĂĽhrt. Im Bereich der Jugendarbeit wur-
den 58 Maßnahmen und in Betrieben 35 Maßnahmen zum Thema Cannabisprä-
vention umgesetzt.
Die Fachstellen für Suchtprävention berichteten – wie auch im letzten Jahr – von
einem groĂźen Bedarf fĂĽr suchtmittelspezifische MaĂźnahmen, z.B. im System
Schule und im Bereich der offenen Jugendarbeit.
19Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Die folgende Grafik zeigt die MaĂźnahmen zu spezifischem Substanzkonsum in
aufgeschlĂĽsselter Form:
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Alkohol
Cannabis
Tabak
Ecstasy
Amphetamine/Speed
Medikamente (Hypnotika/Sedativa)
Halluzinogene
Kokain
Opiate
Biogene Drogen
Lösungsmittel
Sonstige 19
19
30
47
51
56
65
65122
289
296
713
Abbildung 9: Spezifischer Substanzkonsum. Mehrfachnennungen
Abbildung 10 beleuchtet die Präventionsaktivitäten in der Kategorie “stoffunge-
bundene Süchte“. 54 % dieser Maßnahmen beschäftigen sich vorwiegend mit
dem Thema „Internet/Medien“.
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Internet/andere Medien
Essstörungen
Pathologisches GlĂĽcksspiel/Wetten
Sonstige (Kaufen etc.) 6
14
61
74
Abbildung 10: Stoffungebundener Substanzkonsum. Mehrfachnennungen
Weitere 44 % der Präventionsmßnahmen zu stoffungebundenen Süchten be-
fassten sich mit Essstörungen und 10 % mit pathologischem Glücksspiel und /
oder Wetten.
Seit dem FrĂĽhjahr 2008 bieten in den hessischen Suchtberatungsstellen spezielle
Fachberater/-innen fĂĽr GlĂĽckspielssucht Angebote fĂĽr Menschen mit patholo-
gischem Glücksspielverhalten und deren Angehörige an. Die Dokumentation der
Aktivitäten der Fachberater/-innen erfolgt mit dem EDV-gestützten Dokumentati-
onssystem Horizont und ist nicht Teil dieser Landesauswertung.
20 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
4.4 Konzeptionelle Grundlagen der MaĂźnahmen
Suchtprävention erfordert eine ganzheitliche Vorgehensweise, die sowohl die
individuelle Person als auch deren Lebensbedingungen im Blick hat. D.h. Sucht-
prävention hat die Aufgabe, die einzelne Person zu stärken und auf die Verbes-
serung individueller und gesellschaftlicher Bedingungen einzuwirken, in dem sie
suchtfördernde Faktoren aufzeigt und auf deren Veränderung hinwirkt. Sucht-
präventive Maßnahmen sollten deshalb auf mehreren Ebenen angesiedelt sein
und die Bereiche verhaltensbezogene Suchtvorbeugung und verhältnisbezogene
Suchtvorbeugung umfassen.
Die durchgeführten Maßnahmen der hessischen Fachkräfte basierten in 2008 auf
folgenden konzeptionellen Grundlagen:
0 500 1000 1500 2000
Informationsvermittlung/Bildung kritischer Einstellungen
Kompetenzförderung
Strukturgestaltende MaĂźnahmen
Alternative Erlebnisformen
FrĂĽherkennung/Intervention
Normenbildung 483
493
558
925
1533
1913
Abbildung 11: Konzeptionelle Ebene. Mehrfachnennungen
Abbildung 11 stellt die multidimensionale Ausrichtung der suchtpräventiven
MaĂźnahmen dar. Sie verdeutlicht, dass bei vielen MaĂźnahmen verschiedene kon-
zeptionelle Ansätze miteinander verknüpft werden. Diese Verbindung von verhal-
tens- und verhältnisbezogenen Maßnahmen gilt bei Präventionsexpert/-innen als
besonders Erfolg versprechend.8
Die am häufigsten genannten Kategorien waren „Informationsvermittlung/Bil-
dung kritischer Einstellungen“ und „Kompetenzförderung“ gefolgt von „Struktur-
gestaltenden Maßnahmen.“
4.4.1 Verhaltensbezogene Suchtvorbeugung
Verhaltensprävention ist auf das Individuum bezogen. Im Mittelpunkt der Maß-
nahmen steht die Förderung und Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung, dazu
gehören z.B. das Erlernen adäquater Konfliktlösungen, die Fähigkeit mit Frustra-
tion und Enttäuschungen umzugehen, aber auch genussvollen von missbräuch-
lichem Konsum unterscheiden zu lernen.
Die durchgefĂĽhrten MaĂźnahmen basieren auf folgenden konzeptionellen Grund-
lagen:
X 71 % der MaĂźnahmen (1.913) hatten Informationsvermittlung und die
Bildung kritischer Einstellungen zum Ziel,
8 Bettina Schmidt, Suchtprävention in der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln 2004
21Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
X 57 % der Maßnahmen (1.533) waren im Bereich Kompetenzförderung
angesiedelt,
X 21 % der MaĂźnahmen (558) erarbeiteten Strategien zur Entwicklung von
alternativen Erlebnisformen,
X 18 % der MaĂźnahmen (483) waren auf die Bildung von Normen ausge-
richtet und
X 18 % der MaĂźnahmen (493) zielten darauf ab, Strategien der FrĂĽherken-
nung und FrĂĽhintervention bereitzustellen.
4.4.2 Verhältnisbezogene Suchtvorbeugung
Verhältnisprävention ist ein Sammelbegriff für Strategien, die auf Kontrolle, Re-
duzierung oder Beseitigung von Gesundheitsrisiken in den allgemeinen Lebens-,
Arbeits- und Umweltbedingungen abzielen. Verhältnisse sind alle Rahmenbedin-
gungen, die die Gesundheit und das Verhalten von Menschen beeinflussen kön-
nen, u. a. die soziale Lage, die gesundheitsrelevanten Infrastrukturen, EinflĂĽsse
der physikalischen Umwelt, Gegebenheiten der sozialen Umwelt oder allgemeine
politische Bedingungen.
Den Umfang der verhältnisbezogenen Suchtvorbeugung verdeutlicht folgende
Kategorie:
X 925 MaĂźnahmen (35 %) stellten strukturgestaltende MaĂźnahmen dar.
4.4.3 Vergleich der konzeptionellen Ansätze bei unterschiedlichen
Zielgruppen
0 100 200 300 400 500
Schüler/-innenLehrkräfte
Strukturgestaltende MaĂźnahmen
Normenbildung
Kompetenzförderung
Informationsvermittlung/Bildung kritischer Einstellungen
FrĂĽherkennung/Intervention
Alternative Erlebnisformen 162190
15189
453366
426331
136104
31226
Abbildung 12: Konzeptionelle Ebene im Vergleich Lehrkräfte und Schüler/-innen.
Mehrfachnennungen
Die Abbildung 12 zeigt anschaulich, in welcher Form sich die MaĂźnahmen der
Lehrkräfte und Schüler/-innen konzeptionell voneinander unterscheiden. Multipli-
katoren sind zu 44 % in strukturgestaltende MaĂźnahmen eingebunden.
22 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
4.5 Stand der Evaluation
Für 28 % der dokumentierten Maßnahmen wurde die Kategorie „(eine Evaluation)
wird derzeit durchgeführt/ist bereits vorhanden“ ausgewählt. Gliedert man die
einzelnen Arbeitsfelder auf, so zeigt sich, dass im Setting Schule zu 31 % und im
Bereich Kindergarten und Kindertagsstätten zu 48 % bereits mit evaluierten Pro-
grammen gearbeitet wurde.
Weitere bedeutende Ergebnisse sind, dass 70 % der Fortbildungsangebote9 und
40 % der „Gruppenbezogenen Qualifizierungsangebote“10 der hessischen Fach-
stellen für Suchtprävention evaluiert sind.
Bei 72 %, dem Großteil der suchtpräventiven Maßnahmen, war keine Evaluati-
on vorgesehen. Maßnahmen im Bereich von „Querschnittsaufgaben“11 waren zu
19 % evaluiert und 14 % der Maßnahmen aus der Kategorie „Individuelle Bera-
tung und Information“.12
Die folgende Grafik zeigt den aktuellen Stand zum Einsatz von evaluierten MaĂź-
nahmen in Hessen.
wird aktuell durchgefĂĽhrt/ ist bereits vorhanden
nicht vorgesehen
1914; 72%
759; 28%
Abbildung 13: Evaluation
9 Fortbildungsangebote der Fachstellen werden in der Kategorie „Durchführung Fortbildung/ Schulung“ dokumentiert.
10 Unter den Bereich „Gruppenbezogene Qualifizierung und Information“ fallen folgende Kategorien: „Ausstellung/Projekttag“, „Fachtagung“, „Fortbildung/Schulung“, „Unterrichts-einheiten“, „Vortrag/Referat“ und „Workshop/Seminar“.
11 Der Bereich „Querschnittsaufgaben“ beinhaltet die Kategorien „Konzeptionelles Arbeiten/Vernetzung/Koordination/Kooperation“, „Interview/Pressearbeit“, „Erzeugung von Materia-lien/Medien“.
12 Zu diesem Bereich gehören die Kategorien „Information/Beratung/Supervision“ und „Infor-mation über und Vermittlung in Hilfsdienste“.
23Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
4.6 Umsetzung der MaĂźnahmen
Dieses Kapitel beschreibt die Arbeitsformen, die von den Fachkräften bei der
DurchfĂĽhrung der MaĂźnahmen eingesetzt wurden.
In welcher Form die konzeptionellen Grundlagen in die Praxis umgesetzt wurden,
zeigt die folgende Abbildung:
0 100 200 300 400 500 600
Konzeptionelle Arbeiten/Vernetzung/Kooperation/Koordination
DurchfĂĽhrung Information/Beratung/Supervision
DurchfĂĽhrung Fortbildung/Schulung
DurchfĂĽhrung Vortrag/Referat
Ausstellungen/Projekttage/Aktionswochen/Infostand
DurchfĂĽhrung Workshop/Seminar
DurchfĂĽhrung von Unterrichts-/Trainingseinheiten
Erzeugung von Materialien/Medien/Internetseiten
Interview/Presseerklärung/Fernseh-/Filmbeitrag
DurchfĂĽhrung Fachtagung
Information ĂĽber und Vermittlung in Hilfsdienste 7
22
59
125
201
230
258
258
408
521585
Abbildung 14: Umsetzungsebene
Die am häufigsten angewandte Arbeitsform bei der Umsetzung einer Maßnahme
war die Kategorie „Konzeptionelle Arbeiten/Vernetzung/Kooperation/Koordinati-
on“ mit 585 Nennungen.
An zweiter Stelle stand die Kategorie „Durchführung Information/Beratung/Super-
vision“ mit 521 Maßnahmen. Hierunter fällt z.B. die erste Kontaktaufnahme mit
einer Schule. Sie erfolgt häufig über eine Lehrkraft oder eine Beratungslehrkraft,
in dem von einem „kritischen Vorfall“ berichtet wird. Nach einer Präventionsbera-
tung bzw. einem Informationsgespräch in der Gesamtkonferenz der Schule kann
sich die Schule dann entscheiden, ob eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit der
Fachstelle für Suchtprävention gewünscht wird.
An dritter Stelle stand die Kategorie „Durchführung Fortbildung/Schulung“ mit
408 Maßnahmen, gefolgt von den Kategorien „Durchführung Vortrag/Referat“
und „Ausstellung/Projekttage/Aktionswochen/Infostand“ mit jeweils 258 Maß-
nahmen.
4.6.1 Arbeitsformen der Zielgruppen im Vergleich
Ebenso wie bei der Betrachtung der konzeptionellen Ansätze sind die Arbeits-
formen bei der Umsetzung der Maßnahmen für Lehrkräfte und Schüler/-innen
sehr unterschiedlich.
Mit Schüler/-innen wurde in erster Linie im Rahmen von „Unterrichtseinheiten“
(170 Maßnahmen), gefolgt von „Aktionstagen“ (127 Maßnahmen) und „Work-
shops/Seminaren“ (71 Maßnahmen) gearbeitet.
Mit Lehrkräften führten die Fachkräfte am häufigsten Maßnahmen in der Katego-
rie „konzeptionelles Arbeiten/Vernetzung/Kooperation“ (187 Maßnahmen) durch,
an zweiter Stelle stand die Kategorie „Information/Beratung“ mit 173 Maßnahmen
ebenso wie die „Durchführung Fortbildung und Schulung“ mit 150 Maßnahmen.
24 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
0 50 100 150 200
EndadressatenLehrkräfte
Konzeptionelle Arbeiten/Vernetzung/Kooperation/Koordination
Interview/Presseerklärung/Fernseh-/Filmbeitrag
Information ĂĽber und Vermittlung in Hilfsdienste
Erzeugung von Materialien/Medien/Internetseiten
DurchfĂĽhrung Workshop/Seminar
DurchfĂĽhrung Vortrag/Referat
DurchfĂĽhrung von Unterrichts-/Trainingseinheiten
DurchfĂĽhrung Information/Beratung/Supervision
DurchfĂĽhrung Fortbildung/Schulung
DurchfĂĽhrung Fachtagung
Ausstellungen/Projekttage/Aktionswochen/Infostand
12127
4
1501
17341
18170
814141
7131
53
122
18711
Abbildung 15: Umsetzungsebene im Vergleich Lehrkräfte und Schüler/-innen.
Bei der Umsetzung der suchtpräventiven Maßnahmen können drei Bereiche unter-
schieden werden: „Individuelle Beratung und Information“, „Gruppenbezogene
Qualifizierung und Information“ sowie „Querschnittsaufgaben“.
4.6.2 Individuelle Beratung und Information
Zu diesem Bereich gehören die Kategorien „Information/Beratung/Supervision“
und „Information über und Vermittlung in Hilfsdienste“. Insgesamt wurden im
Bereich „Individuelle Beratung und Information“:
X 528 MaĂźnahmen durchgefĂĽhrt und 1.919 Multiplikatoren und 1.579 End-
adressaten direkt erreicht.
Diese Maßnahmen können mit „Dot.sys“ noch einmal differenziert betrachtet
werden. Die Auswertung zeigt, dass in 78 % der Fälle eine „persönliche Bera-
tung“ (412) in Anspruch genommen wurde. Zudem wurden 68 „telefonische Be-
ratungen“ und 68 „Email-Beratungen“ von den Fachkräften der Suchtprävention
durchgefĂĽhrt.
4.6.3 Gruppenbezogene Qualifizierung und Information
Unter den Bereich „Gruppenbezogene Qualifizierung und Information“ fallen fol-
gende Kategorien: „Ausstellung/Projekttag“, „Fachtagung“, „Fortbildung/Schu-
lung“, „Unterrichtseinheiten“, „Vortrag/Referat“ und „Workshop/Seminar“.
In diesem Bereich wurden:
X 1.377 MaĂźnahmen durchgefĂĽhrt und 18.840 Multiplikatoren sowie
26.851 Endadressaten erreicht.
25Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
4.6.4 Querschnittsaufgaben
Der Bereich „Querschnittsaufgaben“ beinhaltet die Kategorien „Konzeptio-
nelles Arbeiten/Vernetzung/Koordination/Kooperation“, „Interview/Pressearbeit“,
„Erzeugung von Materialien/Medien“.
Insgesamt wurden in diesem Bereich:
X 769 MaĂźnahmen durchgefĂĽhrt und 7.241 Multiplikatoren und 4.581 End-
adressaten angesprochen.
4.7 Dauer und FederfĂĽhrung der MaĂźnahmen
Die Dauer der MaĂźnahmen gestaltete sich wie folgt:
X 61 % der MaĂźnahmen wurden innerhalb eines halben Tages abgeschlos-
sen
X 16 % wurden innerhalb eines Tages abgeschlossen
X 23 % waren mehrtägig.
Unter den letzten Punkt fallen die Programme der Fachkräfte, die über einen län-
geren Zeitraum kontinuierlich durchgefĂĽhrt werden. Die Auswertung mit Dot.sys
zeigt, dass „mehrtägige“ Programme zu 48 % evaluiert sind. Aktivitäten, die „bis
zu einem Tag“ dauern, sind zu 39 % und „halbtägige“ Aktivitäten lediglich zu
18 % evaluiert.
bis 1/2 Tag
bis 1 Tag
mehrtägig
1629; 61%
628; 23%
418; 16%
Abbildung 16: Dauer der MaĂźnahmen
Die FederfĂĽhrung bei der DurchfĂĽhrung der MaĂźnahmen:
X lag bei 57 % der MaĂźnahmen bei den Fachstellen selbst
X lag bei 43 % der MaĂźnahmen bei der Fachstelle gemeinsam mit einem
anderen Partner. Davon trat in 5 % der MaĂźnahmen die HLS als Koopera-
tionspartner auf.
26 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Fachkraft, Träger alleine
in Kooperation
1149; 43%
1528; 57%
Abbildung 17: Veranstalter der MaĂźnahmen
Die Fachstellen kooperierten mit anderen Institutionen in 43 % (1.149 MaĂźnah-
men) der suchtpräventiven Maßnahmen. Diese Zusammenarbeit wurde z. T. in
Kooperationsvereinbarungen schriftlich festgehalten und definierte die Form und
den Inhalt der Zusammenarbeit.
Weitere Merkmale der insgesamt 2.676 MaĂźnahmen:
X 1.062 Maßnahmen wurden im „Landkreis“ sowie
X 533 im Wirkungsbereich der „Gemeinde / Stadt bis 20.000 Einwohner“
und
X 324 Maßnahmen im Bereich der „Gemeinde / Stadt bis zu 100.000 Ein-
wohner“ sowie
X 210 Maßnahmen im „Stadtteil“ der Fachstelle durchgeführt.
27Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Qualität in der hessischen Suchtprävention
Qualitätsmanagement oder QM bezeichnet grundsätzlich alle organisierten Maß-
nahmen, die der Verbesserung von Prozessen oder (Dienst-) Leistungen jeglicher
Art dienen. QM ist eine Kernaufgabe des Managements. In Branchen wie der Luft-
und Raumfahrt, Medizintechnik, Gesundheitsversorgung, Arznei- und Lebensmit-
telherstellung ist das Qualitätsmanagementsystem vorgeschrieben.
In den 90er Jahren ist die Qualität bzw. die Qualitätssicherung von Maßnahmen
der Gesundheitsförderung und Prävention zum breit diskutierten Thema gewor-
den. Wirksame Konzepte und Instrumente der Qualitätssicherung und des Qua-
litätsmanagements, die in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen, im Sozialwesen
(Wohlfahrtsverbände) u. a. entwickelt wurden, sind auch in der Gesundheitsför-
derung bekannt geworden.
Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass sich jemand in der Prävention dem Thema
Qualität entziehen kann. Das Thema Qualität stellt sich nicht alleine wegen des
Kostendrucks und des damit verbundenen möglichst effizienten Einsatzes der Mit-
tel. Aus Sicht der Hessischen Landesstelle fĂĽr Suchtfragen (HLS) ist es notwendig,
die Qualität von Programmen und Maßnahmen, die sich an Erwachsene sowie an
Kinder und Jugendliche richten, zu sichern. Damit die adäquaten Informationen
gegeben und die suchtpräventiven Maßnahmen – auch nach aktuellem wissen-
schaftlichen Stand der Erkenntnisse – erfolgreich durchgeführt werden.
Die HLS legt seit vielen Jahren großen Wert auf Qualitätssicherung, sie unterstützt
und fördert im Rahmen ihres Qualitätsmanagement nachhaltig wirkungsvolle
Suchtprävention in Hessen.
Die folgenden Verfahren und Tools sichern die Fachlichkeit und Qualität der sucht-
präventiven Arbeit in Hessen
1. Rahmenkonzeption der hessischen Fachstellen für Suchtprävention:
Sie wurde im Jahre 1994 erstmals erarbeitet und 2003 in einem konti-
nuierlichen Prozess im Arbeitkreis der hessischen Präventionsfachkräfte
(AHEP) ergänzt und aktualisiert. Nach einer Abstimmung mit dem Hes-
sischen Sozialministerium, der HLS, den Sprechern der Regionalgruppen
und den Trägervertretern der Fachstellen, folgte eine Anhörung des hes-
sischen Städtetages und Landkreistages. Seit Juli 2003 gilt die „Rahmen-
konzeption 2003“ als verbindliche Grundlage für die Landesförderung der
Fachstellen für Suchtprävention.
2. Standardisierte und evaluierte Programme:
Die Hessische Landesstelle und die Fachstellen für Suchtprävention setzen
5
Qu
alit
ätsm
anag
emen
t
28 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
verstärkt evaluierte Präventionsprogramme ein, deren Wirksamkeit für die
verschiedenen Settings nachgewiesen ist. („Papilio“, „Eigenständig wer-
den“, „Klasse 2000“, „Kinder aus suchtbelasteten Familien“, „Pep“, „das
kleine ich bin ICH“, etc.). Darüber hinaus entwickelt die HLS Qualitäts-
kriterien in der hessischen Suchtprävention. Sie orientiert sich dabei an
aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Allen voran die „Expertise zur
Prävention des Substanzmissbrauchs“ der Bundeszentrale für Gesundheit-
liche Aufklärung.
3. Zentrale praxisorientierte Fortbildung:
Die HLS organisiert QualifizierungsmaĂźnahmen und bietet zudem Praxis-
beratung für die Fachkräfte der Fachstellen für Suchtprävention an.
4. ComputergestĂĽtzte Dokumentation:
Alle suchtpräventiven Maßnahmen der hessischen Präventionsfachkräfte
werden seit 2002 EDV-gestĂĽtzt erfasst und dokumentiert. Seit 2005 betei-
ligt sich Hessen an dem bundesweiten Dokumentationssystem „Dot.sys“.
Die Ergebnisse werden von den Fachstellen für Suchtprävention für die
regionale Berichterstattung eingesetzt. Die HLS fasst die Ergebnisse al-
ler Fachstellen in einem landesweiten Bericht „Suchtprävention in Hessen“
zusammen.
5. Evaluation von Multiplikatorenfortbildungen:
Die Schulungen der hessischen Fachstellen für Suchtprävention können in
Form eines EDV gestĂĽtzten Evaluationsverfahren von der HLS ausgewertet
werden.
6. Qualitätszirkel:
Die Kommunikationsstrukturen der hessischen Präventionsfachkräfte wer-
den z.B. durch regionale und landesweite Gremienarbeit optimiert. DarĂĽ-
ber hinaus gibt es eine Reihe von Einrichtungen der Suchthilfe und somit
auch der Fachstellen für Suchtprävention, die nach ISO bzw. EFQM zerti-
fiziert sind.
7. Bundesweite Vernetzung:
Die Fachstellen und die Koordinationsstelle Suchtprävention sind über die
Internetplattform Prevnet auch bundesweit vernetzt. Ein kontinuierlicher
Austausch und Abgleich der Aktivitäten erfolgt im Rahmen des BZgA-
Länder-Kooperationskreises der Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-
klärung.
29Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Qualitätsmanagement und Prävention – eine Herausforderung
Die zukünftige Entwicklung von Qualitätsmanagement in der Suchtprävention
und damit die Qualität von Prävention sind abhängig von dem Engagement und
dem Austausch aller Beteiligten auf den unterschiedlichen Ebenen.
Die Gesundheitspolitik auf Bundes- und Landesebene ist gefordert, Rahmenbe-
dingungen zu schaffen, die eine zielorientierte Umsetzung des Qualitätsmanage-
ments ermöglichen und gleichzeitig den Prozess und die Ergebnisse kritisch be-
gleiten. Hierzu zählen auch entsprechende curriculare Modifikationen in der Aus-,
Fort- und Weiterbildung der verschiedenen Gesundheitsberufe. Nicht zuletzt mĂĽs-
sen in einem politisch-wissenschaftlich-praktischen Diskurs Ziele für die Präventi-
on definiert werden, die bei der Priorisierung von Themenfeldern und Zielgruppen
helfen.
Die Leistungsträger müssen die Bedeutung des Qualitätsmanagements in der Prä-
vention realisieren und im Sinne der Empfehlung der WHO entsprechende Res-
sourcen einplanen.
Die Wissenschaft ist gefordert, adäquate Methoden, Instrumente und Verfahren
zu entwickeln, die einerseits die Qualität von Interventionen immer besser in Rich-
tung auf das Ziel der Evidenzbasierung abbilden und beeinflussen und anderer-
seits nicht zur Fessel der notwendigen kreativen Weiterentwicklung von populati-
ons- und settingsbezogenen Interventionen werden.
Daneben ist es erforderlich, im wissenschaftlichen Diskurs die Ziele für die Prä-
vention zu priorisieren und neue, relevante Outcome-Parameter wie z.B. selbstbe-
wusste Jugendliche, die kompetent sind, Beziehungen pflegen, einen starken Cha-
rakter haben und sich aktiv und engagiert in die Gesellschaft einbringen (soziale
und emotionale Fähigkeiten, affektive Stabilität), zu formulieren.13
13 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Qualitätsmanagement in Gesundheitsför-derung und Prävention, Band 15, Köln 2001
30 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Praxiserprobte und kompetenzorientierte
Angebote und Programme der Fachstellen fĂĽr
Suchtprävention
Eine Hauptaufgabe der Fachstellen besteht darin, über suchtpräventive Maßnah-
men zu informieren und die DurchfĂĽhrung der Programme anzuregen. In Kinder-
gärten und Schulen haben sich eine Reihe von Kompetenz fördernden und Risiko
minimierenden Maßnahmen bewährt. Einige für diesen Bereich entwickelte Pro-
gramme (z.B. „Papilio“, „Eigenständig werden“, „Be smart – don’t start“, „FreD“)
wurden bereits ausfĂĽhrlich evaluiert. Sie stehen in publizierter Form zur VerfĂĽ-
gung und sind fĂĽr die regelhafte Anwendung zu empfehlen.
Im Folgenden werden exemplarisch einige suchtpräventive Projekte der hessischen
Fachstellen für Suchtprävention aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern aufgelistet.14
14 Weitere Informationen zu den Programmen können unter www.starke-eltern.de nachgele-sen oder bei der HLS erfragt und angefordert werden.
6P
rog
ram
me
31Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
6.1 Bereich Kindergarten
„Papilio“ ein Programm zur Sucht- und Ge-
waltprävention
Ein Programm fĂĽr Kinder, fĂĽr Eltern und fĂĽr
Erzieher/-innen. Papilio unterstĂĽtzt Eltern und
Erzieher/-innen in ihrer anspruchsvollen Aufgabe,
Kinder zu begleiten und zu fördern. Papilio-Maßnah-
men sind kindgerecht spielerisch und speziell fĂĽr das
Kindergartenalter entwickelt. Das Programm fördert
nachweislich sozial-emotionale Kompetenzen und das
pro-soziale Verhalten der Kinder.
Der „Spielzeugfreie Kindergarten“
Grundlage des Projektes bildet die Idee, Spiel-
zeug fĂĽr einen begrenzten Zeitraum aus dem
Mittelpunkt zu nehmen, um Raum zu schaffen fĂĽr
Kreativität, Phantasie sowie Eigeninitiative und damit
auch für Selbstbestätigung und Selbstbewusstsein.
6.2 Bereich Grundschule
„Eigenständig werden“
Das Programm richtet sich an die 1. bis 6.
Klasse und basiert auf dem von der Weltge-
sundheitsorganisation (WHO) unterstĂĽtzten
Ansatz zur Förderung der „Lebenskompetenzen“.
Dieser Ansatz hat sich als effektiv zur Sucht- und
Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter er-
wiesen.
„Klasse 2000“
Das vierjährige Grundschulprojekt zur Gesund-
heitsförderung und Suchtvorbeugung beinhal-
tet Themen wie: Körperbewusstsein, Ernährung
und Umwelt, Nein-sagen lernen, Werbung, u.a.m.
32 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
„Das kleine ich bin ICH“
Dieses Projekt fĂĽr die Grundschule zielt auf eine
grundsätzliche Stärkung der Kinder im Bereich
der sozialen und emotionalen Kompetenzen. FĂĽr
ein Schulhalbjahr mit jeweils zwei Schulstunden pro
Woche wird es von der/m Klassenlehrer/-in und einer
Fachkraft der Fachstelle gemeinsam durchgefĂĽhrt. In-
halte des Projekts werden auch nach Ablauf des hal-
ben Jahres beibehalten und von der Lehrkraft im 4.
Schuljahr eigenständig umgesetzt. Inhaltlich stehen
Übungen und Rollenspiele zu den Themen „Kommu-
nikation & Kooperation“, „Gefühle“, „Selbstvertrauen“
sowie Entspannungs- und BewegungsĂĽbungen im
Mittelpunkt.
„Fernsehfrei – Spaß dabei!“
Kinder entscheiden sich freiwillig zu einer Wo-
che Abstinenz vom „Geflimmer“ und machen
daraus mit viel gegenseitiger Hilfe ein groĂźes
Abenteuer – für sich selbst, für ihre Klasse und z. T.
auch fĂĽr ihre Familien.
6.3 Bereich WeiterfĂĽhrende Schule
„Be smart – don’t start“
Das Programm ist ein bundesweiter Nichtrau-
cherwettbewerb und soll SchĂĽler/-innen der 6.
bis 8. Klasse Anreiz geben, gar nicht erst mit dem
Rauchen anzufangen. Er richtet sich daher besonders
an die Klassen, in denen noch nicht geraucht wird
oder nur wenige Schüler/-innen rauchen. Zusätzlich
zum Wettbewerb werden begleitende suchtpräventive
MaĂźnahmen durchgefĂĽhrt.
„Soziales Lernen in der 5. Klasse“
Das Projekt ist eine Fortbildungsveranstaltung
für Lehrkräfte von weiterführenden Schu-
len, die eine 5. Klasse neu ĂĽbernehmen. Diese
3-stĂĽndige Fortbildung beinhaltet ein umfangreiches
Methodentraining und fachliche Vorträge.
Inhalte dieser Fortbildung sind unter anderem: Grund-
lagen von Gruppenphasen, Kennenlernen der SchĂĽler
untereinander, soziales Klima und soziale Regeln in der
33Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
Klasse, sowie spielerische Elemente im schulischen All-
tag. Das Angebot wird schulĂĽbergreifend, aber auch
fĂĽr Teams einzelner Schulen angeboten.
„Erleben macht Schule“
Erleben macht Schule ist ein suchtpräventives
Projekt fĂĽr die 7. Klassenstufe. KernstĂĽck bilden
erlebnispädagogische Tage, die als Highlight im
Besuch eines Hochseilgartens gipfeln. Ziel ist es, neben
der Einbindung der Thematik Sucht in den Unterricht,
vor allem die Klassengemeinschaft zu stärken und al-
ternative Erlebnismöglichkeiten kennen zu lernen. Be-
gleitend wird ein Elternseminar angeboten.
„Expedition in das Abenteuer Lernen“
Das Projekt ist ein erlebnis- und handlungs
orientiertes Kooperationstraining zur Sucht-
und Gewaltprävention an Grund- und Förder-
schulen sowie weiterfĂĽhrenden Schulen. DarĂĽber hi-
naus beinhaltet es eine sucht- und gewaltpräventive
Fortbildungsreihe für Lehrkräfte. Durch die Förderung
der sozialen Kompetenzen, insbesondere der Koope-
rationsfähigkeit, wird die Konflikt- und Kritikfähigkeit
der SchĂĽler/-innen eingeĂĽbt und dadurch das Klas-
senklima verbessert. Die SchĂĽler/-innen lernen durch
die VerantwortungsĂĽbernahme mittels Ă„mter, wie z.B.
Spielleitung, Beobachter und Diskussionsleiter, sich als
Klasse selbst zu regulieren und dadurch die Lehrkraft
zu entlasten. Ein Ziel ist die von den SchĂĽler/-innen
selbstorganisierte Durchführung einer „Expedition“ in
Form eines Ausfluges oder einer Klassenfahrt. Das Pro-
jekt eignet sich auch fĂĽr den Bereich Hort und Jugend-
arbeit, fĂĽr Kooperationsprojekte oder zur Umsetzung
im Rahmen von Ganztagsschulen. Auch der Einsatz in
Sozialen Trainings im Arbeitsfeld der Erziehungshilfe
hat sich bewährt.
34 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
„Im Gleichgewicht“
Das Präventionsprogramm ist ab der 7. Klasse
und fĂĽr alle Schultypen einsetzbar. Ziele des
Projektes sind die Stärkung protektiver Faktoren
gegen die Entwicklung von Suchtverhalten, das He-
rauszögern von Erstkonsum, Bewusstmachung und der
Erwerb von Lebenskompetenzen sowie die Steigerung
subjektiver Gesundheitsfaktoren. Das Projekt basiert
auf der Grundlage des suchtpräventiven Schulkon-
zeptes „Auf die coole tour – ich entdecke mich selbst“
(Dr. W. Mazur). „Im Gleichgewicht“ findet 14-tägig für
ein Schuljahr, bzw. wöchentlich für ein Schulhalbjahr
statt, zunächst unter Mitarbeit der Suchtpräventions-
fachkraft mit einer Lehrkraft und Schulsozialarbeit, da-
nach in Eigenverantwortung der Schule.
„Peer-Education“
Interessierte SchĂĽler/-innen ab der 9. Klasse
werden mit den Grundlagen der Beratungs-
arbeit vertraut gemacht. Sie sind dann eine er-
ste Anlaufstelle fĂĽr ihre MitschĂĽler/-innen bei auftre-
tenden Problemen aus dem Schul- und Lebensalltag.
„Auf die coole Tour“
Im Mittelpunkt des Projektes stehen Kommu-
nikations- und Standfestigkeitstraining, Erleb-
nispädagogik, sowie eine altersgemäße Themati-
sierung des Umgangs mit Konsum- und Suchtmitteln.
„Arbeitsgruppe gute Methoden und Projekte
der Suchtprävention“
Moderiert von der Fachstelle für Suchtpräven-
tion treffen sich Beratungslehrer/-innen und
Schulsozialarbeiter/-innen sechsmal im Schuljahr zum
Austausch. Gegenseitig stellen sich Lehrkräfte aus un-
terschiedlichen Schulen ihre Präventionsprojekte vor,
einzelne Ăśbungen werden modellhaft durchgespielt
und übergreifende Themen der schulischen Suchtprä-
vention bearbeitet, z.B.: Mediensucht, Essstörungen,
Elternarbeit, Gesprächsführung mit auffälligen
SchĂĽler/-innen. Die Arbeitsgruppe ist beim Institut fĂĽr
Qualitätsentwicklung (IQ) Hessen akkreditiert.
35Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
6.4 Bereich Elternarbeit
Elternkurs
„Die Kunst einen Kaktus zu umarmen“
Parallel zu dem Präventionsprojekt „Die Expe-
dition“, das für die Dauer eines Schulhalbjahres
in den Klassen der Jahrgangsstufen 6 und 7 durch-
gefĂĽhrt wird, sollen die Eltern im Rahmen dieses El-
ternkurses die Möglichkeit erhalten, sich unter kom-
petenter Leitung mit Erziehungsfragen auseinander-
zusetzen. AuĂźerdem erhalten sie konkreten Einblick in
die Projektarbeit mit ihren Kindern.
Elternseminare
Ein differenziertes Gruppen- und Bildungsan-
gebot fĂĽr Eltern mit Kindern im Kindergarten,
in der Grundschule und im Jugendalter. Ziel der
jeweiligen Angebote ist eine Verbesserung der Erzie-
hungskompetenz von Eltern. Weiterhin sollen die Mit-
sprache, Mitbestimmung und Mitgestaltung der Kin-
der am Familienleben ermöglicht und erweitert wer-
den. Eltern sollen dazu befähigt werden, gemeinsam
mit ihren Kindern neue Wege zu finden, die weniger
Stress und Konflikte im Alltag erzeugen.
Internetplattform www.starke-eltern.de
Das Internetportal unterstĂĽtzt bei der ver-
antwortungsvollen Aufgabe der Erziehung und
Suchtvorbeugung und bietet:
X aktuelle Informationen und Fachartikel in
einem monatlichen Newsletter
X interaktive Spiele und Tests
X betreute Gesprächsforen, in denen Präven-
tions expert/-innen zum Austausch und zur
Auseinandersetzung mit unterschiedlichen
sucht präventiven Themen zur Verfügung ste-
hen
X landesweite Information und Präventionsbera-
tung durch die Fachkräfte der hessischen Fach-
stellen für Suchtprävention.
36 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
6.5 Bereich Vereine, Kirchen, Fahrschule
„JoinTonic – und was tankst Du?“
Zielgruppen dieses Projektes sind zum einen
Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, die
zu den Themen Rausch und Risiko, allgemeine
Lebenskompetenzen, Jugendschutzgesetz und Feten-
kultur einen ErlebnisParcours durchlaufen.
Für Eltern dieser Jugendlichen oder auch unabhän-
gig fĂĽr andere interessierte Multiplikator/-innen wird
zusätzlich ein Elternabend „Risk and Fun“ angeboten,
um ĂĽber die Jugendphase, Konsummuster, gesetzliche
Vorgaben und Risikokompetenz zu informieren und
fĂĽr das eigene erzieherische Modellverhalten zu sen-
sibilisieren. Zum anderen besteht fĂĽr Jugendleiter/-in-
nen aus Vereinen, Verbänden und Kirchengemeinden
die Möglichkeit, eine eintägige Fortbildung zum The-
ma Suchtprävention mit experimentierenden Jugend-
lichen unter dem Titel „JoinTonic – und was tankst Du?“
zu besuchen. Hier werden Methoden zur Suchtprä-
vention erprobt, Hinweise zu struktureller Prävention
gegeben und Informationen ĂĽber Konsummuster bei
Jugendlichen vorgetragen.
„Konfirmation und Alkohol“
Ziel des Projektes ist die Stärkung der Sozial-
kompetenzen sowie der Risiko- und Schutzfak-
toren bzgl. eines kritischen Umgangs mit Alko-
hol. Das Projekt ist fĂĽr Pfarrer/-innen und kirchliche
Jugendarbeiter/-innen konzipiert. Es bietet vielfältige
Anregungen und Hinweise fĂĽr einen Konfirmandentag
und die Elternarbeit.
„Peer-Projekt“ im Rahmen der Kampagne
„check, wer fährt!“
Die Zielsetzung des Projektes besteht darin,
FahrschĂĽler/-innen fĂĽr die Risiken und Konse-
quenzen von Drogenkonsum im StraĂźenverkehr zu
sensibilisieren, „Peers“ zu gewinnen und theoretisch
und praktisch fĂĽr den Einsatz an Fahrschulen auszubil-
den und diese Projektidee an Fahrschulen weiterzuge-
ben und sie fĂĽr die Teilnahme gewinnen.
37Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
6.6 FrĂĽhintervention
„Frühintervention bei erstauffälligen Drogen-
konsument/-innen (FreD)“
Das FreD-Programm wendet sich an Jugendli-
che, Heranwachsende sowie junge Erwachsene,
die mit Drogen experimentieren und / oder ille-
gale Drogen konsumieren und dabei auffällig gewor-
den sind, ohne bereits eine Abhängigkeit entwickelt
zu haben. Eine solche Erstauffälligkeit kann im straf-
rechtlichen, im schulischen oder im familiären Bereich
aufgetreten sein.
„Wahrnehmung und Umgang mit Kindern
aus suchtbelasteten Familien“
Eine Fortbildung fĂĽr Mitarbeiter/-innen von
Kindertagesstätten in Kooperation mit der Kin-
dertagesstättenfachberatung. Dieses zweistün-
dige Angebot umfasst Informationen zu Reaktionen
und Auffälligkeiten von Kindern aus suchtbelasteten
Familien, Erarbeitung von Verhaltens- und Handlungs-
möglichkeiten der Erzieher/-innen, sowie weiterfüh-
rende MaĂźnahmen zur Wahrnehmung und Wahrung
des Kindeswohl.
6.7 Kommunale Kampagnen
„Maß halten ist angesagt“
Maßnahmen zur Alkoholprävention im Kreis
Offenbach mit Empfehlungen fĂĽr Gastrono-
mie und Festveranstaltungen. Drei verschiedene
Präventionskonzepte sind zu einem Projekt gebündelt:
X Das „Gütesiegel“ zeichnet Gaststätten aus, die
in einer freiwilligen Selbstverpflichtung alko-
holfreie Getränke für Jugendliche besonders
attraktiv machen
X „Festkultur“ stellt Empfehlungen für die Pla-
nung und DurchfĂĽhrung von Festen zusam-
men, die verhindern können, dass es zu Al-
koholexzessen und Alkoholvergiftungen bei
Jugendlichen kommt
38 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
X „Clean Scouts“ bindet Jugendliche in die Alko-
holprävention mit ein
X Die BĂĽrgermeister der Gemeinden im Kreis
Offenbach haben das Konzept beschlossen.
Die Umsetzung wird unterstĂĽtzt durch die Ju-
gendförderung des Kreises, die Jugendarbeit
der Stadt Rödermark und die Fachstelle für
Suchtprävention.
„Gewalt, Scherben und Alkohol“
Das Projekt „Gewalt, Scherben und Alkohol“
ist ein Kooperationsprojekt der Jugendsozialar-
beit der Kreisstadt Erbach, der Schulsozialarbeit der
Schule am Sportpark und der örtlichen Fachstelle für
Suchtprävention. Projektziel ist es, bei Kindern und Ju-
gendlichen sowie in der Ă–ffentlichkeit nachhaltig und
mit unterschiedlichen Aktionen und Teilprojekten auf
die Themen Gewalt und Alkoholkonsum aufmerksam
zu machen. Die jungen Leute arbeiten konkret an den
Teilprojekten – auch als Peers – mit, um positive Verän-
derungen herbeizufĂĽhren. Das Gesamtprojekt ist nicht
befristet und in einzelne Teilprojekte aufgeteilt. FĂĽr
die Auftaktveranstaltungen im FrĂĽhjahr 2008 konnte
beispielsweise ein amtierender Karateweltmeister als
zentraler UnterstĂĽtzer gewonnen werden.
39Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
40 Suchtprävention in Hessen – Landesauswertung 2008
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