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Erster Quartalsbericht (02.09.13 – 02.12.13) von Patrik Blumenthal mit dem weltwärts-Programm in Pichanaki, Peru Entsendeorganisation: ecoselva e.V. Partnerorganisation: CIED

Erster Quartalsbericht (02.09.13 – 02.12.13) · mit dem weltwärts-Programm in Pichanaki, Peru Entsendeorganisation: ecoselva e.V. Partnerorganisation: CIED . Liebe Familie, Freunde,

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Page 1: Erster Quartalsbericht (02.09.13 – 02.12.13) · mit dem weltwärts-Programm in Pichanaki, Peru Entsendeorganisation: ecoselva e.V. Partnerorganisation: CIED . Liebe Familie, Freunde,

Erster Quartalsbericht (02.09.13 – 02.12.13)

von Patrik Blumenthal

mit dem weltwärts-Programm in Pichanaki, Peru

Entsendeorganisation: ecoselva e.V.

Partnerorganisation: CIED

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Liebe Familie, Freunde, Spender und weiteren Lesern,

zuerst will ich mich bei euch für euer großes Interesse an meinem Projektplatz hier in

Südamerika bedanken, natürlich auch für die großzügigen Spenden die eingegangen

sind, um dies alles überhaupt zu ermöglichen.

Wenn ich nun nach den drei Monaten hier im fernen Peru zurückblicke, merke ich, wie

schnell diese Zeit vergangen ist. Ich sehe dies jedoch nicht negativ; im Gegenteil!

Denn im ersten Viertel dieses freiwilligen Jahres konnte ich bereits einige Erfahrungen

sammeln, das Land und die Leute kennenlernen und natürlich die Sprachkenntnisse

deutlich verbessern.

Aber nun erst mal zu meiner Person. Ich heiße Patrik Blumenthal, komme aus der

gemütlichen Stadt Rheine aus dem Münsterland und habe hier in Peru im Oktober

meinen 20.ten Geburtstag gefeiert. Wie die meisten anderen Freiwilligen, mit denen

ich nun hier bin, habe ich in diesem Sommer meine allgemeine Hochschulreife

erreicht. Ich besuchte dafür das berufliche Gymnasium in Rheine, mit dem

Schwerpunkt Ernährungswissenschaften. In der Freizeit bin ich sportlich recht aktiv,

vor allem Trampolin turnen und Lauftraining füllen meinen wöchentlichen Bedarf an

Bewegung. Sonst unternehme ich viel mit meinen Freunden, verreise liebend gerne,

arbeite seit einigen Jahren als Koch im Restaurant und interessiere mich sehr für die

gesunde Ernährung und allgemein die Ernährungslehre.

Doch wieso habe ich mich überhaupt für ein freiwilliges Jahr entschieden? Nun ja,

dafür gab es bei mir zahlreiche Gründe. Zu einem absolvierte mein Bruder einen

Freiwilligendienst im Ausland nach dem Abitur und war über diese Entscheidung sehr

glücklich und zufrieden. Zum anderem habe ich von einigen Bekannten tolle

Erfahrungsberichte gehört, die mit weltwärts oder anderen Programen in

Koffer packen vor der Ausreise

Verlassen der Heimat…

Der Flieger ins Glück

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Lateinamerika ein FSJ absolviert haben. Nach dem Abitur wollte ich etwas erleben und

Erfahrungen im Ausland sammeln und nicht direkt von der Schulbank in den Hörsaal

der Uni übergehen. Da ich in der Oberstufe drei Jahre lang Spanisch lernte, wollte ich

unbedingt in ein fernes Land, wo ich diese Sprache auch verbessern und vertiefen

kann. Mich reizte aber auch, ein neues Land, gar neuen Kontinent zu entdecken und

neue Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen. Via weltwärts suchte ich nach

passenden Organisationen, welche interessante Projektplätze anboten. Tja und

schließlich bewarb ich mich bei ecoselva e.V., denn diese Organisation bot

Einsatzplätze im Bereich Kaffee, Kakao und der Nuss Sacha Inchi an, denn ich wollte

bevorzugt etwas in der Richtung Lebensmittel bzw. Ernährung durchführen. Vor etwa

einem Jahr schickte ich die Bewerbung los, und nun bin ich seit 13 Wochen hier in der

Selva Central, Peru.

Natürlich soll man nicht ohne Vorbereitung einfach so in die Ferne verschwinden. Aus

diesem Grund wurde von ecoselva e.V. ein 10-tägiges Vorbereitungsseminar

veranstaltet. Wir 15 Freiwilligen, die nach zwei Monaten nach Peru fliegen sollten,

lernten uns in der Zeit besser kennen, aber erfuhren durch viele Vorträge auch einiges

über das Land und die Projektplätze. Ehemalige Freiwillige waren auch Vorort beim

Seminar, welche uns Neulinge viele Fragen beantworteten. Meine beiden

Vorgängerinnen Barbara und Andrea waren zu der Zeit noch im Einsatzort, so skypte

ich mit denen und schrieb viele Emails, bis ich dann selbst in Peru ankam.

Nach einem langen und anstrengenden Flug landeten wir nachts in Lima und unser

zuständiger Mentor, Roland Schimpf, holte uns vom Flughafen ab. Für mich war alles

so neu und fremd, denn ich betrat zum ersten Mal den amerikanischen Kontinent. In

Lima verbrachten wir fünf Tage, die zur Vorbereitung dienen sollte. Wir besuchten

unter anderem den Kongress, nahmen an einer Stadtführung teil und gaben unsere

Reisepässe in der Botschaft ab, damit das Visum auf ein ganzes Jahr verlängert wird.

Beim Vorbereitungsseminar

Die Peru-Freiwilligen 13/14

La Plaza Mayor – Lima

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Sehr interessant und spannend war die alternative Stadtrundfahrt, so besuchten wir

z.B. „nueva esperanza“, den zweitgrößten Friedhof der Welt. Es waren sehr schöne,

erste Tage in Peru, dem Land in dem ich ein ganzes Jahr verbringen werde. Wir

Freiwilligen unterhielten uns viel, gingen feiern und genossen die gemeinsame Zeit

bevor sich die Wege trennten. Denn am sechsten Tag war es soweit, Timo (ein weiterer

Freiwilliger, mein Arbeitskollege und Mitbewohner) und ich stiegen in Lima in den

Bus, fuhren über die Anden und kamen nach ca. 10 Stunden im Städtchen Pichanaki

an. Ich wusste wirklich nichts genaueres was mich erwarten sollte, also wie die Arbeit

generell aussieht, wie das Leben dort im Regenwald abläuft etc. Dies fand ich nicht

negativ, denn so war ich erfüllt voll von Spannung, aber auch von Vorfreude. Unsere

Vorgängerin Barbara holte uns am Busterminal ab und wir fuhren zur Wohnung. Da

Barbara im Vorjahr erst später nach Peru reisen konnte, blieb sie letzten Endes länger

als ihre Mitfreiwilligen. So lebten wir die ersten drei Wochen mit ihr gemeinsam in der

Wohnung, dann flog sie zurück nach Deutschland. Sie war für Timo und mich eine

riesen Hilfe, denn sie konnte uns alles Wichtige zeigen, erklären und uns einarbeiten.

Wie oben schon geschrieben lebe ich hier im Städtchen Pichanaki. Es ist eine recht

neue und schnell wachsende Stadt, so weiß keiner genau wie viele Einwohner es gibt,

manche sagen 7.000, andere aber 10.000-15.000. Es ist ein sehr belebtes Städtchen,

viele Leute versammeln sich abends im Zentrum am Platz und die vielen MotoTaxen

füllen die Straßen. Innerhalb der Stadt sind die MotoTaxen das Haupttransportmittel,

diese Fahrzeuge bestehen aus einem Motorrad, auf der Hinterachse ist jedoch eine

Sitzbank mit Überdachung montiert. Pichanaki liegt in de Selva Central, also im

Regenwald. So ist hier auch das Klima. Im September und Oktober war es sehr heiß

und trocken. Temperaturen von ca. 40° gab es beinahe täglich. Nun im November

fängt jedoch die Regenzeit langsam an, es regnet öfters und sehr heftig, aber

Sonnentage gibt es zurzeit noch genügend. Ich arbeite vor allem auf den Dörfern, die

man von Pichanaki aus gut mit dem Auto erreichen kann. Die meisten Einwohner der

Kokatee

Blick von der Panamericana - Lima

Obststand in Lima

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Dörfer haben ein Landgut, so genannte Chacras, auf denen vor allem Kaffee angebaut

wird, aber oft auch Bananen, Orangen, Papayas etc.

Meine Arbeit der ersten drei Monate kann ich als abwechslungsreich und spannend

beschreiben, denn gerade in den ersten Wochen war so vieles neu und ich lernte viel

kennen. Die Partnerorganisation für die ich arbeite ist das „Centro de Investigación,

Educación y Desarrollo“, kurz CIED. Die Hauptaufgabe von CIED ist das durchführen

von Projekten in ländlichen Gebieten, hier in Pichanaki also die Microcuenca de

Quimiriki. Das Microcuenca besteht aus acht größeren und kleineren Dörfern. Hier in

Pichanaki leben und arbeiten zwei CIED-Mitarbeiter. Zum einen Rubén, der Chef des

hiesigen Büros, denn CIED-Büros gibt es an verschiedenen Orten in Peru. Die

Mitarbeiterin heißt Elisabeth (bzw. Eli) und ist vor allem für die Kinder und Familien

der Dörfer zuständig. Mit ihr arbeite ich in der Regel zusammen, fahre mit ihr in die

Dörfer und wir führen verschiedene Dinge gemeinsam durch. Mit Rubén habe ich

zurzeit weniger zu tun, da er vor allem für die Kaffeebauern und Kooperativen

zuständig ist, doch im kommenden Jahr soll ich auch ihn unterstützen und mit der

Kaffeezertifizierung zu tun haben. Mit den beiden CIED Angestellten komme ich sehr

gut zurecht, zudem lobte mich Rubén in dem er die große Zufriedenheit mit mir

ausdrückte.

Die spanische Sprache:

Wie schon oben bereits geschrieben, hatte ich drei Jahre lang Spanischunterricht in

der Oberstufe. Dadurch besaß ich bereits ein solides Grundwissen, doch sich auf

dieser Sprache richtig unterhalten fiel mir am Anfang schwer. Mir fehlten einige

Vokabeln um mich auszudrücken, zum anderen verstand ich auch nicht auf Anhieb

alles, was man mir sagte. Doch mit der Zeit wurde es immer besser. Ich kann zwar

am pazifischen Ozean

kurze Pause

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noch nicht ganz fließend reden bzw. die Sprache perfekt zu beherrschen, aber es

reicht so erst mal zum Verständigen und bei der Arbeit gut aus. Mein Chef lobte mich

über den Fortschritt und ich selber merkte nun nach 13 Wochen, dass ich deutlich

mehr reden und verstehen kann. Denn regelmäßig lerne ich mit meinem Vokabelheft

die neuen Wörter, z.B. während der Fahrten in die Dörfer. Deutsche Wörter die ich

nicht übersetzten kann oder spanische, die ich höre, aber nicht kenne, notiere ich mir

in meinem Block. Abends dann suche ich die Übersetzungen heraus und führe so mein

Vokabelheft weiter. Für mich ist dieses Vorgehen sehr hilfreich, denn ich lerne genau

die Vokabeln, die wichtig im Alltag sind.

Die Dörfer:

Das Microcuenca de Quimiriki besteht aus acht Dörfern, die größten davon sind

Pampa Camona, Primavera und Kimirki. Diese Dörfer liegen auf über 1.000 Metern,

Pichanaki weiter unten auf ca. 600m. In Pichanaki gibt es ein Terminal, bei dem

Colectivos in die verschiedenen Dörfer fahren. Colectivos sind Autos (etwa der Größe

von einem Combi oder Passat) die erst ab einer bestimmten Anzahl an Passagieren

losfahren. Manchmal hat man Glück und es fährt schnell ab, andererseits kann man

bis zu einer Stunde warten. Auch ist es nicht selten, wenn so ein Fahrzeug mit 12

Leuten besetzt ist und die Passagiere im Kofferraum mitfahren. Die Fahrt nach

Primavera dauert ca. 30 Minuten, nach Pampa Camona um die 50 Minuten. Die

Schotterpiste durch den Regenwald wurde neulich erst aufgebessert, sodass man

nicht mehr so stark durch die Schlaglöcher durchgeschüttelt wird.

Die Bewohner der Dörfer leben in eher einfachen Verhältnissen, denn fast jede Familie

ist in der Landwirtschaft tätig. Zwar hat fast jede Familie Strom, fließend Wasser und

teilweise einen Fernseher, dennoch leben einige in Armut da das Geld knapp ist. Mir

gefällt es sehr, in den Dörfern arbeiten zu können und dort am Leben ein wenig teil

zu haben. Denn alle Bewohner sind sehr offenherzig und ich kann mich viel mit denen

der Friedhof „nueva esperanza“

Timo und ich in den Anden

Auf ca. 4.800 Metern Höhe

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unterhalten und über ihr Leben zu erfahren. Zudem läuft dort in den Dörfern das

Leben viel ruhiger und gemütlicher ab, ein leichter Kontrast also zum dem eher

hektischen Pichanaki.

Die Arbeit:

Der große und regelmäßige Teil der Arbeit besteht aus Englischunterricht geben.

Jeden Montag erlernen die Schüler in Pampa Camona diese Fremdsprache. In der einen

Woche die Kids von der Primaria (etwa der Grundschule in Deutschland, Klassen 1-6),

in der anderen Woche die Jugendlichen der Secundaria (Klassen 7,8 und 11). Mein

Partner Timo und ich unterrichten gemeinsam, planen den Unterricht, korrigieren

Tests und geben sogar auch die Noten. In Pampa Camona gibt es zwar einen

Englischlehrer, doch dieser beherrscht die Sprache doch eher rudimentär wie er selbst

sagte und ist froh, dass wir ihm beim Unterricht unterstützten. Samuel, der Lehrer,

sitzt dann hinten in der Klasse, erledigt irgendein Schreibram oder lernt gar ein

bisschen Englisch mit. Zwar kommt es einem ein wenig fremd vor, nun vor den

Schülern zu stehen und denen das Wissen zu vermitteln, immerhin musste ich in

diesem Jahr selbst noch die Schulbank drücken. Und Englisch auf Lehramt habe ich

zudem ja auch nicht studiert. Doch mit meinen neun Jahren Englischunterricht am

Gymnasium und den guten Kenntnissen in diese Sprache ist es kein Problem, an der

Tafel zu stehen. Eine Mutter vom Dorf bringt in der großen Pause immer volle Töpfe

mit warmen Mahlzeiten zur Schule, wo man sich für wenig Geld ein feines Essen

kaufen kann. Die ca. 10 Lehrer sitzen dann in einer großen Runde am Tisch, es wird

viel gequatscht und gelacht. Die Atmosphäre ist also sehr angenehm und Timo und

ich werden immer sehr integriert. Nach dem Klingeln der Schulglocke spielen wir

Lehrer dann jeden Montag Fußball gegen die älteren Schüler. Dies zerrt jedoch immer

an den Konditionen, vor allem wenn die Sonne scheint, da die Temperaturen sehr

Die erste und zweite Klasse in P. Camona

Blick auf Pichanaki

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hoch sind. Dienstags fahren wir dann in das Dorf Primavera an die Secundaria und

unterrichten dort die Klassen 7-10. Die fortführende Schule in Primavera ist deutlich

kleiner, mit gerade mal ca. 50 Schülern. Dort geben wir den Unterricht jede Woche,

wodurch die Schüler schneller lernen als die Schüler der Secundaria in P. Camona. Das

Niveau ist noch eher niedrig, doch die Jugendlichen lernen schnell, jedenfalls die, die

es wollen. Denn natürlich gibt es auch immer Schüler, die etwas schwieriger sind oder

wenig Lust auf die Fremdsprache haben. Doch wir versuchen in diesen wenigen Fällen

die Schüler zu der Sprache zu motivieren. Materialien für den Englischunterricht

haben wir teils aus Deutschland mitgenommen, vieles haben wir auch von unseren

Vorgängerinnen übernommen.

In meinem Projekt geht es vor allem um die Nuss Sacha Inchi.

Ernährungsphysiologisch wird sie sehr hoch bewertet, da sie einen hohen Gehalt an

mehrfach ungesättigten, essentiellen Fettsäuren besitzt, dazu Vitamine und

Mineralstoffe. Die Frauengruppe „Las Triunfadoras“ besteht aus sieben Mitgliedern

und verarbeitet Sacha Inchi. Die Frauen leben in Primavera und haben dort einen

halben Hektar mit dieser Kletterpflanze. Alle zwei Wochen werden die Nüsse geerntet,

auf schwarzen Planen getrocknet und dann geschält. Der Fruchtkörper besteht aus

vier bis sechs Samen und ähnelt einem großen Sternanis. Maschinell kann jedoch nur

die eine der zwei Schalen entfernt werden, so muss mit mühsamer Handarbeit, oft mit

einem Stein, die zweite, harte Hülle geknackt werden. Erst dann kommt die helle,

Daumennagel große Nuss zum Vorschein. Roh schmeckt sie bitter und pelzig, bzw.

mehlig. Nach dem Rösten jedoch ähnelt der Geschmack fast dem einer Erdnuss, also

nussig, aber nicht sonderlich speziell. Die geröstete Ware wird dann entweder

gesalzen oder mit Zucker und Gewürzen gebrannt, in Tütchen verpackt und verkauft.

Bei all den Aufgezählten Tätigkeiten habe ich oft mitgeholfen, mich während der

Arbeit nett mit den Dorffrauen unterhalten und viel, auch über das Sacha Inchi,

erfahren können.

Fußball nach dem Unterricht

Sacha Inchi schälen

Sacha Inchi; von der Frucht zum Produkt

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CIED unterstützt auch die Kinder von den Dörfern, indem versucht wird, eine bessere

Bildung zu ermöglichen. Der erste Schritt dafür ist natürlich, dass die passenden

Schulmaterialen zur Verfügung gestellt werden, denn diese kann sich nicht jede

Familie leisten. So half ich dabei, für neue Schüler Rücksäcke mit Heften, Bunt- und

Filzstiften zu füllen und diese anschließend zu verteilen. Aber auch die Schulen selber

werden unterstützt, sie erhielten teilweise neue Tafeln, Regale, verschiedene

Mülleimer die die Mülltrennung ermöglichen, Druckerpapier, Scheren und weitere

Materialien. Eines Tages halfen wir auch dabei, an die Grundschulkinder neue Schuhe

auszuteilen.

In den Dörfern Kimiriki, Primavera und auch Pampa Camona finden jede Woche so

genannte „Talleres“ statt. Vor allem die jüngeren Kinder der Primaria nehmen an

diesen Workshops am Nachmittag teil, wo sie handwerkliche Sachen erstellen können.

Es werden z.B. aus Garn Täschchen gehäkelt, mit Styropor 3D Bilder gemalt, aus

Zeitungen sogar Umhängetaschen gebaut, aus den Schraubverschlüssen von PET-

Flaschen Spiele entwickelt oder aus alten Bierflaschen Lampen konstruiert. Oftmals

bin ich bei den Talleres dabei, unterstütze die Kids und somit auch die Lehrerinnen

die die Workshops planen. Damit dies durchgeführt werden kann, zahlt CIED alle

Materialen und auch den Lohn für die Lehrerinnen.

Elisabeth führt jedes Frühjahr Familienbesuche durch um sich über das Wohlbefinden

der Kinder zu erkundigen. Wo und wie schläft es? Wo kann es die Hausaufgaben

machen? Ist die Unterkunft gereinigt? Dies sind ein paar Sachen auf die dann geachtet

wird. Doch an einem Tag haben wir bereits im Oktober eine Familie besucht, denn

eine Schülerin kam seit Wochen nicht mehr zum Unterricht. Doch vor der

abseitsgelegten Holzhütte war niemand zuhause. Vermutlich waren alle Bewohner auf

der Chacra am Arbeiten. Wir warteten also ca. 30 Minuten auf deren Grundstück,

kauten Kokablätter die wir dort ernteten und genossen die Sonne.

Unterricht geben

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Vor zwei Wochen führte CIED ein Seminar zum Thema „Erhalt der Biodiversität im

Microcuenca de Quimiriki“ durch, bei dem ca. 40 Gäste erschienen. Von morgens bis

zum Nachmittag wurde mit den Kaffeebauern und den Triunfadoras zusammen ein

Konzept ausgearbeitet. Ich half bei vielen verschiedenen Dingen mit und schoss mit

meiner Kamera einige Fotos zur Dokumentation.

Halbjährlich gibt es eine „Campaña de Salud“, bei der die kleinen Kinder der Dörfer

untersucht werden. Letzte Woche wurde die zweite Gesundheitskampagne dieses

Jahres durchgeführt. Im Voraus gaben die Kinder Stuhlproben ab, um diese auf

Parasiten zu untersuchen. Die Ergebnisse bewiesen, dass jedes der Kinder von

Parasiten befallen ist. Manche haben ein oder zwei verschiedene dieser Nutznießer in

sich, in schwereren Fällen sogar vier oder fünf. Der anwesende Arzt verteilte dann die

passenden Medikamente gegen die Parasiten. Die zwei Zahnärzte haben nicht die

Zähne der Kids gereinigt, sondern direkt bei jedem die mit Karies befallenen Zähne

gebohrt und wieder mit einer Füllung halbwegs verschlossen. Schon erschreckend,

wenn die Patienten in so jungen Jahren ein Gebiss haben, dass einer zerfallenen Ruine

ähnelt. Und bei vielen waren dies die Zähne für die Ewigkeit, nicht mehr die

Milchzähne. Die liegt daran, dass die Kinder vom Dorf kaum über die durchaus

wichtige Zahnpflege aufgeklärt werden. Ich verteilte am Anschluss an alle die neuen

Zahnputzbecher, Zahnbürsten und -pasta. Zwei Krankenschwestern notierten die

Größe und Gewicht der Kleinen, zudem wurde der Hämoglobingehalt des Blutes

untersucht.

In Pampa Camona wurde neulich der „Día de los niños“ an der Primaria gefeiert. Am

so genannten Tag der Kinder fiel der Unterricht aus und es wurden viele verschiedene,

lustige Spiele auf dem Schulhof gespielt, bei denen ich den Lehrerinnen half. Danach

fand dann die große Fiesta statt, auf die sich die Kids besonders freuten. In jedem

Klassenraum gab es Tische voll mit Süßigkeiten und Limonaden, laute Musik und

La Campaña de Salud

Die Piñata beim Día de los Niños

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Mütter die den Kleinen beim Tanzen zuguckten. So wurden in kurzer Zeit alle Vorräte

verputzt, doch die Mütter hatten noch ein leckeres Essen mit Hühnchen gekocht.

Auch wenn Timo und ich unterschiedliche Projektplätze haben, arbeiteten wir bis jetzt

immer gemeinsam. Denn es gab nie so viel Arbeit in seinem oder meinem Projekt

gleichzeitig, dass wir uns aufteilen mussten. So kam er oft mit nach Primavera um

ebenfalls die Triunfadoras bei der Sacha Inchi Verarbeitung zu unterstützen. Aber

auch ich half in seinem Projekt über die Wiederaufforstung. Ein Haus in Kimiriki

malten wir mit viel Aufwand an, denn es soll die Kinder des Dorfes zum

Regenwaldschutz und Achtung der Natur animieren. Weitere Gemälde werden in

Primavera und Pampa Camona folgen.

Das Klima:

In Peru ist das Klima sehr unterschiedlich im Vergleich zu Deutschland. Besonders

hier in der Selva, wo ich lebe. Laut Aussagen der Einheimischen gibt zwei Jahreszeiten,

Sommer und Winter. Der Winter ist im keinsten mit dem in der Heimat zu vergleichen,

denn kalt wird es hier nicht. Winter und Regenzeit bedeutet hier dasselbe und dauert

von November bis März an. Jedoch schüttet es zurzeit noch nicht jeden Tag, dies

geschieht erst im Januar/Februar. Es ist Ende November und mein Thermometer

platzierte ich heute Mittag auf der Terrasse in der Sonne. Das Ergebnis kaum zu

glauben; 45,4°C. In Deutschland ist es kalt, nass, teilweise am Schneien und hier

würde mir kaum auffallen, dass ich mich in der Weihnachtszeit befinde, wenn ich nicht

gerade in den Kalender schauen würde. Zwar ist es sehr schön, nicht zu frieren und

viel Sonne zu haben, jedoch ist es dann auch sehr anstrengend, wenn man draußen

arbeiten muss. Die Sonne strahlt extrem stark, sodass sich ungeschützte Haut schnell

rötet. Aus diesem Grund sollte man sich gut mit Sonnenschutz eincremen und/oder

eine Cappy tragen.

Die Talleres in Primavera

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Flora/Fauna:

Ich befinde mich hier in der Selva Central, also tatsächlich im Regenwald. Die Natur

sieht hier jedoch anders aus als man vielleicht aus atemberaubenden

Dokumentationen aus dem Dschungel kennt. Zunächst einmal gibt es hier keinen

Primärregenwald, also keine Baumriesen oder eine reiche Artenvielfalt an exotischen

Tieren. Hier in der Region wurde und wird viel brandgerodet, damit Flächen zum

Anbau von Kaffee, Bananen, Papayas und Orangen entstehen. Dementsprechend

entdeckt man hier überall die Plantagen, aber Regenwald ist natürlich auch noch

vorhanden. Wenn man eine Tour durch den Wald unternimmt, kommt einem alles

einheitlich grün vor. Bunte Pflanzen sind kaum zu entdecken und auch Tiere die nicht

zur Art der Insekten gehören sieht man selten. Klar, Vögel gibt es viele zu entdecken

und auch drei große Schlangen konnte ich sehen, doch das war es auch schon. Dafür

gibt es eine große Vielfalt an großen und kleinen, bunten und dunklen

Schmetterlingen. Und dann sind da noch die Mosquitos und kleinen Mücken. Egal ob

in Pichanaki oder den Dörfern, die sind überall, stechen und belästigen dich. Schöne,

farbenprächtige Pflanzen gibt es natürlich auch und konnte ich reichlich fotografieren,

diese wachsen aber fast nur in privaten Gärten oder Grundstücken. Ebenso die Affen,

die hier auf den Dörfern oder bei den Einheimischen als Haustiere gehalten werden

konnte ich vor die Linse bekommen, manche sogar auf die Schulter nehmen.

Freizeit:

Hier in Pichanaki wurde mir bis jetzt noch nie langweilig. An meinen freien Tagen in

der Woche erkundeten wir oft mit Bekannten von hier die Umgebung. Eine kleine

Lagune liegt in der Nähe, zudem mehrere tolle Wasserfälle in der Umgebung. Und an

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einem der zwei Flüsse die neben Pichanaki entlanglaufen gibt es den sogenannten

„Bosque“. Der Bosque, wie die Übersetzung auch andeutet, ist ein kleines Waldstück,

welches direkt am Flussliegt. In diesem Art Freizeittreffpunkt gibt es mehrere Fußball-

und Volleyballfelder, ein Schwimmbad, Restaurant, Bar etc. Wir jedoch gehen uns oft

im Fluss abkühlen und haben auch schon einen Grill mitgenommen und am Ufer

gemütlich gegrillt. Abends kann man dann schön in den Diskotheken tanzen gehen

oder sich in einer Bar entspannen und sich unterhalten. Aber auch allein beim Gang

durch die Stadt oder zum Markt trifft man auf einige Bekannte oder auch fremden

Personen, mit denen man dann ein Weilchen plaudert. Falls es am Regnen ist oder

sonst nichts Besonderes geplant wurde, lese ich hier in der Wohnung, lerne bisschen

Spanisch oder gucke abends mit Timo Filme am Laptop.

Vielen Dank fürs Lesen und ich hoffe, dieser erste Quartalsbericht hat euch gefallen

und mein Leben hier in Lateinamerika gut dargestellt.

Bei Fragen und Anregungen könnt ihr mir gerne an [email protected] schreiben.

Muchos saludos de Perú,

Patrik

Da ich nach den drei Monaten in Peru schon knapp 7.000 Fotos geschossen habe

und dabei echt schöne dabei sind, will ich euch hier noch ein paar präsentieren.

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