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Werner Eichhorst, Eric Thode Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus Benchmarking Deutschland: Steigende Beschäftigung bei Jugendlichen und Älteren

Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus - bertelsmann-stiftung.de · 1. Das Wichtigste in Kürze 5 3. Die Beschäftigungsquoten für junge Menschen in Deutschland, die sich nicht mehr im

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Werner Eichhorst, Eric Thode

Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus

Benchmarking Deutschland: Steigende Beschäftigung bei Jugendlichen und Älteren

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Werner Eichhorst, Eric Thode

Inhalt

1. DasWichtigsteinKürze 4

2. Einleitung 9

3. Arbeitsmarkteinstieg 11

3.1. BeschäftigungssituationJugendlicher 11

3.2 AusbildungsrelevanteIndikatorendesSchulsystems 20

4. LebenslangesLernen 27

5. ÄltereArbeitnehmerundEintrittindenRuhestand 38

5.1 BeschäftigungslagebeimÜbergangzwischenErwerbslebenundRuhestand 38

5.2 NettolohnersatzundArmutsrisikoimöffentlichenRentensystem 43

6. Literatur 48

Impressum 50

Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus

Benchmarking Deutschland: Steigende Beschäftigung bei Jugendlichen und Älteren

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1. DasWichtigsteinKürze:BefundundHandlungsbedarf

DerUmfangunddieStruktur vonErwerbstätigkeit verändern sich imLebenszyklus. Indieser

StudiewerdendiePhasendesBerufseinstiegsunddesÜbergangsindenRuhestandanhandvon

detailliertenIndikatoreninternationalvergleichendbetrachtet.AlsdritterBereichwirddieTeil-

habe an beruflicher Weiterbildung während des Erwerbslebens für unterschiedliche Personen-

gruppenanalysiert.

Beschäftigungseinstieg von Jugendlichen

1. Deutschland zeichnet sich zunächst durch eine im internationalen Vergleich sehr geringe

ArbeitslosigkeitinderAltersgruppeder15-bis24-Jährigenaus.Diesgiltbereitsseitlängerem

imVergleichzurArbeitslosenquoteallerErwerbspersonen,inzwischenaberauchbeiderabso-

lutenHöhe.BeigenauererBetrachtungzeigtsichallerdings,dassdiegeringeJugendarbeitslo-

sigkeitvorallemaufdievergleichsweiselangeallgemeineSchulpflichtunddasweitausgebaute

staatlichgeförderteÜbergangssystemzwischenSchuleundBerufsausbildungzurückzuführen

ist.BesondersdeutlichwirddiesbeiderBetrachtungdersogenanntenNEET-Quoten(Notin

employment, educationor training).WährendderAnteilderer,diewedereiner schulischen

oderberuflichenAusbildungnocheinerErwerbsarbeitnachgehen,inderGruppeder15-bis

19-JährigenlediglichvierProzentbeträgt,sindesbeiden20-bis24-Jährigenbereits14Prozent

undbeidenjungenErwachsenenzwischen25und29Jahrensogar17Prozent.Auffälligist

weiterhin,dass inderhöchstenAltersgruppebereitsweitmehralsdieHälftederPersonen

ohneErwerbstätigkeitaußerhalbschulischerundberuflicherAusbildungkeineBindungmehr

zumArbeitsmarkthat,alsonichtaktivaufderSuchenacheinerErwerbstätigkeitist.

2. NachdemderAusbildungsmarkt inDeutschlandbiszurMitteder2000er Jahresehrange-

spanntwarundnochimJahr2006knapp50.000unversorgteBewerberhervorgebrachthat,

istinderletztenZeiteinedeutlicheEntspannungzuverzeichnen.ZumStichtag30.09.2010,

alsozumBeginndesneuenAusbildungsjahres,betrugdieZahlderJugendlichen,diekeine

LehrstellefindenkonntenundbeiderBundesagenturfürArbeit,denArbeitsgemeinschaften

oderdenzugelassenenkommunalenTrägerngemeldetwaren,nurnoch12.300.Dierechne-

rische Einmündungsquote in berufliche Ausbildung pendelt bereits seit drei Jahren relativ

engumdenWertvonzweiDritteln.DiesgiltalsAnzeichenfüreineausreichendeVersorgung

mit Ausbildungsplätzen. Allerdings sind im letzten verfügbaren Berichtsjahr 2009 je nach

Zählweiseauchzwischen346.000und381.000JugendlicheneuinMaßnahmeneingetreten,

die auf eine Berufsausbildung vorbereiten sollen. Diese Maßnahmen münden nicht unmit-

telbar in eine vollqualifizierende Berufsausbildung. In vielen Fällen fungieren sie eher als

Warteschleifen,dienichtimmerpassgenaudieindividuellenDefizitederTeilnehmerbeheben.

DamitbestehtdieGefahrfürJugendlicheinsolchenMaßnahmen,dasssiedanachdennoch

keinegestiegenenChancenaufeinenregulärenAusbildungsplatzhaben.

1. Das Wichtigste in Kürze

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1. Das Wichtigste in Kürze

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3. DieBeschäftigungsquotenfürjungeMenscheninDeutschland,diesichnichtmehrimschu-

lischenoderberuflichenBildungssystembefinden,weiseniminternationalenVergleicheine

hoheSpreizungauf.EinerseitssindHochschulabsolventenauffälliggutindenArbeitsmarkt

integriert,andererseitsfälltdieBeschäftigungsquotefürGeringqualifiziertesehrniedrigaus.

JugendlichemitmittlererQualifikation,alsomitAbiturodereinerabgeschlossenenBerufsaus-

bildung, liegenbeiderBeschäftigung imMittelfeld.DasRisikoderLangzeitarbeitslosigkeit

liegtfüralledreiQualifikationsgruppeninDeutschlandinderAltersgruppeder25-bis34-Jäh-

rigenrelativhoch.SosindzweivondreiarbeitslosenGeringqualifiziertenohneweiterführen-

denSchulabschlussundohneabgeschlosseneLehrelängeralssechsMonateohneBeschäfti-

gung.BeidenjungenErwachsenenmitAbituroderabgeschlossenerBerufsausbildungsindes

60Prozent.

4. Beiden IndikatorenausdemschulischenBereich, die einenEindrucküberdie allgemeine

Ausbildungsreifegebenkönnen,liegtDeutschlandhäufigimMittelfeld.Diesgiltetwafürden

Anteilder frühenSchulabgänger,der inDeutschlandknapp12Prozentbeträgt.Wesentlich

geringere Quoten finden sich lediglich in manchen mittel- und osteuropäischen Ländern.

NachdenAuswertungenderaktuellenPISA-Studiebefindensichdie15-jährigenSchülerin

Deutschlandbei der Lesekompetenzund auchbei derStreuungdieserTestergebnissewei-

terhin imMittelfeld.Besser sieht esbei denKompetenzen inMathematik aus.Dort liegen

dieTestergebnissederSchülerinnenundSchülerinDeutschlandaufdemzehntenPlatzvon

33OECD-Ländern.Allerdings istdieStreuungderErgebnissehierzulandeauchbesonders

ausgeprägt.DerAbstandzwischendenzehnProzentbestenunddenzehnProzentschlech-

testen ist der sechsthöchste. Negativ fällt Deutschland beim Anteil der 20- bis 24-Jährigen

auf,diemindestenseinenAbschlussderSekundarstufeIIhaben(Abituroderabgeschlossene

Berufsausbildung).Hierzulandesindeslediglich74Prozent,währenddieSlowakeioderPolen

mehrals90ProzentundSchweden,IrlandsowieFinnlandimmerhinnochüber85Prozent

erreichen.

Weiterbildung

5. DerAnteildererwachsenenPersonenmiteinemmittlerenQualifikationsniveau,alsoeiner

abgeschlossenenBerufsausbildungoderAbitur,istinDeutschlandmit60Prozentbesonders

groß.DemgegenübersinddieAnteilevonGeringqualifizierten(knapp15Prozent)undPerso-

nenmiteinemtertiärenBildungsabschluss(ca.25Prozent)vergleichsweisegering.Bisauf

DänemarkhabenalleLänderimletztenJahrzehntdenAnteilderGeringqualifiziertenreduzie-

renkönnen.DieserRückgangfälltinDeutschlandmitdreiProzentjedochrechtniedrigaus.Er

betruginGroßbritannienbeispielsweiseneun,inFinnlandknappachtundinFrankreichfast

siebenProzentpunkte.

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6. SpeziellfürDeutschlandistesschwierig,eineinheitlichesempirischesBildfürdenWeiterbil-

dungsbereichzuzeichnen.UnterschiedlicheErhebungenmitvoneinanderabweichendenFra-

gestellungenundMethodologienführenimGegensatzzudenmeisteneuropäischenLändern

hierzulandezusehrunterschiedlichenAussagen.InsgesamtzeichnetdieeuropäischeArbeits-

kräfteerhebungeinmittelmäßigesBildderWeiterbildungsbeteiligung inDeutschland,auch

mitBlickaufunterschiedlicheQualifikationsgruppen.EinedeutlichpositivereEinschätzung

lässtsichausdenDatendesAdultEducationSurveyableiten.AufderGrundlagederdortermit-

teltenIndikatorenliegtDeutschlandimLändervergleichsehrweitvorneundwirdlediglichvon

denskandinavischenLändern,GroßbritannienunddenNiederlandenübertroffen.Diegroße

DiskrepanzzwischendenErgebnissenderbeidenIndikatorensystemelässtsichmöglichweise

daraufzurückführen,dassdieArbeitskräfteerhebungaufgrundihresBefragungsdesignsim

ErgebniseherdieTeilnahmeanformalerBildung,alsoimRahmendesinstitutionellenAus-

undWeiterbildungssystems,misst.FürdieZeitnachderberuflichenErstausbildungbzw.nach

demHochschulstudiumistdasinstitutionelleAngebotinDeutschlandjedochvergleichsweise

gering.DerAdultEducationSurveybetrachtetdemgegenüberauchdasnicht-formaleLernen

genauer, bei dem Weiterbildung durch die Teilnahme an Unterrichtsformen, Seminaren,

Vorträgen und Veranstaltungen von nicht-institutionalisierten Anbietern erfolgt. In diesem

BereichschneidetDeutschlandwesentlichbesserab.

7. FürfastallebetrachtetenLändergilt,dassdieTeilnahmeanWeiterbildungumsoumfangrei-

cherist,jehöherdasAusbildungsniveauundjejüngerdieErwerbspersonensind.Dieslässt

sichauchinDeutschlandbeobachten,wenngleichdiequalifikationsbezogeneWeiterbildungs-

strukturhierzulandevergleichsweisekomprimiertist.WährendaufderBasisdereuropäischen

ArbeitskräfteerhebungdasWeiterbildungsgefällezwischenJüngerenundÄlterenbesonders

großerscheint,bescheinigendieDatendesAdultEducationSurveyderBundesrepublikeinen

PlatzimeuropäischenMittelfeld.ZwischenMännernundFrauenistdieBeteiligunganWei-

terbildunghierzulandenahezuausgeglichen,wohingegeninvielenanderenLändernFrauen

häufiger an beruflicher Fortbildung teilnehmen. Eine weitere Besonderheit in der Bundes-

republikbestehtdarin,dassArbeitsloseaufderSuchenachBeschäftigungselteneranWeiter-

bildungteilnehmenalsPersonen,dieerst(wieder)andenArbeitsmarktherangeführtwerden

müssenundderzeitnichtaktivnacheinerErwerbstätigkeitsuchen.IndenmeistenLändern

kommenArbeitslosedagegenhäufigerindenGenussvonWeiterbildung.

Übergang in den Ruhestand

8. DieBeschäftigungsquoteältererArbeitnehmerzwischen55und64 Jahren istmitüber56

ProzentdiefünfthöchsteimOECD-Vergleich.DerinsgesamtstarkeBeschäftigungsaufbauin

Deutschland ist zu einem großen Teil auf die positive Entwicklung in dieser Altersgruppe

zurückzuführen. Zwischen 2001 und 2009 hat die Beschäftigungsquote um mehr als 18

Prozentpunktezugenommen,mehrals in jederanderenGruppeamArbeitsmarkt,dieübli-

cherweise international vergleichend betrachtet wird. Vor allem ältere Arbeitnehmer mit

1. Das Wichtigste in Kürze

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HochschulbildungsindbesondersgutindenArbeitsmarktintegriert.InschwächeremMaße

gilt dies auch fürGeringqualifizierte. ImMittelfeld liegtdagegendieBeschäftigungälterer

ArbeitnehmermitBerufsausbildungoderAbituralshöchstemerreichtenBildungsabschluss.

9. DasdurchschnittlichetatsächlicheRenteneintrittsalterhatsichinDeutschlandzwischen2001

und2008ummehralseinJahrerhöhtundbetrugzuletzt61,7Jahre.MitAusnahmevonDäne-

markundRumänienisteineErhöhungauchinallenanderenLändernfestzustellen,teilweise

garummehrereJahre.DengrößtenAnstieghatBelgienzuverzeichnen,wodasdurchschnitt-

lichetatsächlicheRenteneintrittsaltervon56,8auf61,6Jahrezugenommenhat.

10.DiemittlereNettolohnersatzrateimgesetztlichenRentensystemistinDeutschlandimVergleich

zuanderenLändernmitca.60Prozentrechtgering.Auffälligistweiterhin,dassdasÄquiva-

lenzprinzip zumindest für unterschiedliche Qualifikationsgruppen relativ strikt zur Geltung

kommt.WährendinvielenanderenLändernehemaligeGeringverdienereinedeutlichhöhere

NettolohnersatzratealsehemaligeDurchschnittsverdienererhalten,liegtsieinDeutschlandfür

GeringverdienersogarminimalniedrigeralsfürDurchschnitts-undGutverdiener.DasArmuts-

risikoist fürHaushalte inDeutschland, indenensichderHaushaltsvorstandimRentenalter

befindet, jedoch im internationalen Vergleich mit acht Prozent sehr gering. Alleinlebende

(aufgrundderhöherenLebenserwartungzumgrößerenTeilFrauen)unterliegendabeieinem

höherenArmutsrisikoalsPaarhaushalte.

AusdenempirischenBefundenlässtsichfolgenderHandlungsbedarfableiten:

1. GegenwärtiggibtesimdeutschenBerufsausbildungssystemimWesentlichenzweibenachtei-

ligteGruppen:MarktbenachteiligteJugendlicheundjungeMenschen,denendiesogenannte

Ausbildungsreifenochfehlt.BeidenMarktbenachteiligtenhandeltessichPersonen,dievon

denschulischenLeistungensowievondenkognitivenundsozialenKompetenzenhereiner

beruflichenAusbildunggewachsensind,aberdennochkeineLehrstellefinden.Dies istvor

allem auf strukturelle Defizite von regionalen Arbeitsmärkten zurückzuführen. Für solche

marktbenachteiligtenJugendlichesollteimRahmenvonmehraußerbetrieblichenundvollzeit-

schulischenAusbildungsplätzendieMöglichkeitgeschaffenwerden,ohneallzuhoheAnfor-

derungenanihreräumlicheMobilitäteinenberufsbildendenAbschlusszuerreichen.Dieser

WegistinOstdeutschlandbereitseingeschlagenwordenundsollteauchinstrukturschwachen

RegionenderaltenBundesländerweiterbeschrittenwerden.

2. AuchJugendlichen,denendieAusbildungsreifenochfehlt,musseinedirekterePerspektive

aufeinenvollqualifizierendenBerufsabschlusseröffnetwerden.Dazuistzunächsteinebes-

sere und auf das Individuum zugeschnittene Einschätzung der persönlichen Stärken und

Schwächenerforderlich.AufeinerderartigenBasislassensichimnächstenSchrittpassgenau-

ereMaßnahmengestalten,diedenEinstiegunddaserfolgreicheAbsolviereneinerAusbildung

wahrscheinlichermachen.Dabeiistsicherzustellen,dassdieberufsvorbereitendenMaßnah-

menauchwirklichineinevollqualifizierendeBerufsausbildunghinführen.

1. Das Wichtigste in Kürze

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3. Handlungsbedarf besteht nicht nur beim Übergang von der Schule in die Ausbildung. Ein

großerTeilvonJugendlichenundjungenErwachsenenmitSchwierigkeitenimAusbildungs-

system läuft Gefahr, über längere Zeiträume oder gar dauerhaft vom Erwerbsleben ausge-

schlossenzuseinbzw. lediglichmarginalenTätigkeitennachgehenzukönnen.Speziell für

dieGruppeder25-bis34-JährigensinddieMöglichkeitenzurberuflichenNachqualifizierung

bislangnurschwachausgeprägt.BeimnotwendigenAusbausolcherAngeboteistdergroßen

HeterogenitätindiesemPersonenkreisRechnungzutragen,sodassbeiderUnterstützungauf

individuelleProblemlageneinzugehenist.

4. Der demographische Wandel und damit verbundene strukturelle Arbeitskräfteknappheiten

erfordernes,dassArbeitnehmerspäter indenRuhestandgehen.Gleichzeitig schreitetder

Strukturwandel weiter voran und wird von einem größeren Teil der Erwerbsbevölkerung

verlangen, im Lebenszyklus den Arbeitsplatz oder gar das Berufsfeld zu wechseln. Damit

Arbeitskräfte indieLageversetztwerden,beideszumeistern, istberuflicheWeiterbildung

einwesentlicherStellhebel.VordiesemHintergrundistdafürzusorgen,dassauchPersonen

miteinemgeringerenBildungsniveauundArbeitskräfte,dieälterals35Jahresind,ineinem

größerenAusmaßanWeiterbildungteilhabenkönnen.Dabeigehteszunächstumdiestärkere

Vermittlungvonbetriebs-undunternehmensspezifischenKenntnissenundFähigkeiten.Diese

versetzenArbeitskräftebesserindieLage,imbestehendenArbeitsumfeldaufderHöheder

Zeitzubleibenundmit technischenundorganisatorischenWeiterentwicklungenSchrittzu

halten.HiersindinersterLiniedieUnternehmengefordert,daihnendieErträgederWeiterbil-

dungauchingroßenTeilendirektzugutekommen.DanebenmussdasAugenmerkaberauch

aufdieVermittlungvonübergreifendenKenntnissenundFähigkeitengerichtetwerden,diein

anderenUnternehmen,anderenBranchenoderanderenBerufsfeldernebenfallsverwertbar

sind.NurmitdiesenallgemeineinsetzbarenHumanressourceneröffnensichArbeitnehmern

Chancen, auch jenseits erlernterBerufeund langjährigerTätigkeiten in einundderselben

Branche neue Betätigungsfelder zu erschließen, damit Umbrüche im Strukturwandel nicht

zudauerhafterArbeitslosigkeitundAusgrenzungvomArbeitsmarktführen.Skandinavische

Länderzeigen,dasssichhierbeiinersterLiniederStaateinbringenkann.Gleichzeitigmuss

aberauchdieWeiterbildungsbereitschaftderArbeitnehmerselbststeigen.

5. Bei älteren Arbeitnehmern gilt es in erster Linie, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen.

DieErwerbsbeteiligungistindenvergangenenJahrendeutlichgestiegen.Nebenvermehrter

WeiterbildungauchfürÄlteremusszusätzlichderGesundheitamArbeitsplatzeingrößerer

Stellenwertbeigemessenwerden.GefordertsinddabeiinersterLiniedieUnternehmen,die

auchübereineFlexibilisierungbzw.größereDurchlässigkeit ihrerOrganisationsstrukturen

dafürsorgenkönnen,dassPersonenmitkörperlichanstrengendenbzw.psychischbelasten-

denTätigkeitenimspäterenTeildesErwerbslebenswenigerstrapazierendeAufgabenwahr-

nehmenkönnen.

1. Das Wichtigste in Kürze

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2. Einleitung

2.Einleitung

DerUmfangunddieStrukturvonErwerbstätigkeitverändernsichimLebenszyklus.AmAnfang

stehtderÜbergangvonderSchulebzw.voneinertertiärenBildungseinrichtunginsErwerbsleben.

AndieserSchnittstellewerdenwichtigeWeichenfürdenberuflichenWerdegang,fürdieBeschäfti-

gungsperspektiven,dieLohnentwicklungunddasRisiko,arbeitsloszuwerden,gestellt.Fürjunge

Menschen istesbesonderswichtig,nichtschonbeimEinstieg insErwerbslebenanHürdenzu

scheitern,sonderndenÜbergangindieberuflicheTätigkeitmöglichstreibungsarmzugestalten.

DievorliegendeStudiekonzentriertsichbeimEinstieginsErwerbslebenaufdenÜbergangvon

derSchuleindieberuflicheAusbildungsowieaufdieBeschäftigungssituationjungerMenschen

imAltervon15bis34Jahren.

AmBeginndesErwerbslebenswerdenTätigkeitenhäufig inatypischenBeschäftigungsformen

ausgeübt. Auf dieses Arbeitsmarktsegment geht die Benchmarking-Studie „Atypische Beschäf-

tigungundNiedriglohnarbeit“detailliertein(Eichhorst/Marx/Thode2010).DieDauervonatypi-

scherBeschäftigungzuBeginndesErwerbslebensunddieAussichten,denÜberganginreguläre

Arbeitsverhältnissezubewerkstelligen,beeinflussenauchdieEntscheidung,obundzuwelchem

Zeitpunkt eine Familie gegründet wird. Der Lebensphase, in der die Balance von Familie und

ArbeitswelthoheBedeutunghat,widmetsichausführlichdieBenchmarking-Studie„Vereinbar-

keitvonFamilieundBeruf2010“(Eichhorst/Thode2010).

AngesichtsdesfortschreitendenStrukturwandelsvomVerarbeitendenGewerbehinzumDienst-

leistungsbereich und auch innerhalb dieser Sektoren wird lebenslanges Lernen in Form von

beruflicherWeiterbildungimmerwichtigerfürdieindividuellenBeschäftigungsverläufe.Erwerbs-

biographien,indenenbiszumRuhestandstetsderselbeBeruf,womöglichauchimselbenUnter-

nehmen,ausgeübtwird,werdenseltener.WeiterbildungwirktwieeineArtVersicherunggegen

ArbeitslosigkeitundNiedriglohnbeschäftigungunderöffnetneuePerspektivennichtnurimange-

stammtenBerufsfeld,sondernauchinanderenTätigkeitsbereichen.IndieserStudiewerdendie

QualifikationsstrukturdererwerbstätigenBevölkerungunddieTeilhabeanWeiterbildunganhand

einerReihevonKriteriendetailliertbetrachtet.

DieletztePhaseimErwerbsverlauf,dieGegenstanddieserUntersuchungist,beinhaltetdenÜber-

gangältererArbeitskräfteausderErwerbstätigkeitindenRuhestand.InDeutschlandstehtdieser

Abschnitt des Lebenszyklus aufgrund der Debatte um die Erhöhung des Renteneintrittsalters

besondersimFokus.DerdemographischeWandelmachteserforderlich,dassältereBeschäftigte

längererwerbstätigbleibenundnichtaufgrundvonvermeintlichrückläufigerProduktivitätüber

FrühverrentungausdemArbeitsmarktausgesteuertwerden.

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2. Einleitung

DieHöhevonRentenundPensionensowiedasRisikoderAltersarmutsindschließlichSpie-

gelbilderdeszurückliegendenErwerbslebens.AndiesenGrößenzeigtsich,wiekontinuier-

lichderBeschäftigungsverlaufundwiehochdieEntlohnungandenStationendesLebens-

laufes gewesen ist sowie in welchen Erwerbsformen gearbeitet wurde. Die vorliegende

StudiebetrachteteingehendBeschäftigungsindikatorenältererArbeitnehmer,Unterschiede

zwischendemgesetzlichenunddemfaktischenRenteneintrittsaltersowiedieEinkommens-

situationvonRuheständlern.

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3. Arbeitsmarkteinstieg

3.Arbeitsmarkteinstieg

3.1 Beschäftigungssituation Jugendlicher

DieArtundWeise,wiederÜbergangvonderSchuleinsBerufslebenerfolgt,hatlanganhaltende

KonsequenzenfürdenspäterenErwerbsverlauf,sowohlimHinblickaufdieBeschäftigungschan-

cenalsauchaufdieEntwicklungdesArbeitseinkommens.VordiesemHintergrundistdernach-

haltigeEinstieginsErwerbslebennichtnurausindividueller,sondernauchausgesellschaftlicher

Perspektivebesonderswichtig.

EinzentralerIndikatorzurEinschätzungderArbeitsmarktsituationJugendlicheristdieArbeits-

losenquoteder15-bis24-Jährigen.SieistinDeutschlandsehrgering(Abbildung1).DieQuote

derFrauenistmit9,7ProzentnachÖsterreichunddenNiederlandendiedrittniedrigste.Beiden

Männern liegtDeutschlandnachdenNiederlanden (7,1Prozent)undÖsterreich (10,5Prozent)

gleichaufmitDänemarkmiteinemWertvon12,4ProzentebenfallsaufdemdrittenPlatz.Das

guteAbschneidenderNiederlandebeiderJugendarbeitslosigkeitmussimLichtederhohenTeil-

zeitquotebetrachtetwerden,dieinderGruppeder15-bis24-Jährigenbesondersausgeprägtist.

NahezudreiViertelallerJugendlichengehendorteinerTätigkeitvonwöchentlich30oderweni-

gerStundennach.AuchinNorwegenundDänemarkbeträgtdieTeilzeitquotemehrals50Pro-

zent.DeutschlandliegtbeidiesemIndikatorimMittelfeld.DieQuoteliegthierbei21Prozent.Am

anderenEndedesSpektrumsliegenmittel-undosteuropäischeLändermitQuotenunterhalbvon

zehnProzent.

In Spanien beträgt die Arbeitslosigkeit bei jungen Frauen und Männern nahezu 40 Prozent.

Arbeitslosenquotenoberhalbvon30ProzentfindensichansonstennurnochbeidenMännernin

denbaltischenLändernundIrland.Insgesamtfälltauf,dassdieJugendarbeitslosigkeitkeinerOrd-

nungfolgt,diederWohlfahrtsstaatstypologieEsping-Andersens(Esping-Andersen1990)oderden

VarietiesofCapitalism(Hall/Soskice2001)entspräche.SosindJugendlicheinSchwedenineinem

ähnlichenAusmaßvonArbeitslosigkeitbetroffenwieGleichaltrigeinFrankreich.Gleicheszeigt

sichfürPolenundBelgien.Auffälligistweiterhin,dassinderweitüberwiegendenZahlderLän-

derdieArbeitslosigkeitbeiFrauengeringeristalsbeiMännern;dasGegenteilistlediglichinSlo-

wenien,Portugal,Belgien,PolenundLuxemburgzubeobachten.MöglicheErklärungenkönnenin

unterschiedlichenBildungsverläufenundErwerbsneigungen,aberauchinoffenenoderverdeck-

tenDiskriminierungstatbeständenbestehen,diejungeFrauendavonabhalten,überhauptaufdem

Arbeitsmarkt aktiv zu werden. Vergleicht man die Jugendarbeitslosigkeit mit der allgemeinen

Arbeitslosenquote,soschneidetDeutschlandiminternationalenVergleichebenfallssehrgutab.

WährendhierzulandedieJugendarbeitslosigkeitsquotenurwenighöherist,übersteigtsiedieall-

gemeineArbeitslosenquoteinvielenanderenLändernumdasZwei-bisDreifache.

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AuchimZeitverlaufergibtsichtrotzderglobalenWirtschaftskrisezunächsteinpositivesBildfür

Deutschland.AnhaltspunktedafürliefertdieStatistikderAusbildungsbewerber,diebeiderBun-

desagenturfürArbeitgemeldetsindundbisSeptembernochkeinenAusbildungsplatzhatten.1

DieZahlderunversorgtenBewerber imSeptember,alsodieGruppederPersonen,dieauchzu

BeginndesneuenAusbildungsjahresnochohneStellesind,erreichteJahr2010einenWertvon

12.300.DassdieWirtschaftskrisekeinewesentlichenSpurenaufdemAusbildungsmarkthinter-

lassenhat,istinTeilenauchaufdendemographischenWandelzurückzuführen,dersichinzwi-

schenbeidenjüngerenAlterskohortenbemerkbarmacht.SoistzwardieZahlderinsgesamtange-

botenenAusbildungsplätze2zwischendemletztenAusbildungsjahrvorderKrise2007/2008und

demaktuellenBerichtsjahrum28.000aufca.484.000zurückgegangen.DieNachfragenachAus-

bildungsplätzen3istimgleichenZeitraumaberummehrals68.000aufetwa552.000Personen

nochstärkergesunken(BundesagenturfürArbeit2008und2010).Diesogenannterechnerische

Einmündungsquote,alsoderAnteilderneuabgeschlossenenAusbildungsverträgeanallenAbsol-

3. Arbeitsmarkteinstieg

Abbildung 1: Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren, 2009

Angaben in Prozent

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Span

ien

Lett

land

Lita

uen

Estla

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Irlan

d

Ung

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Slow

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Schw

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Fran

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Zype

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Däne

mar

k

Deu

tsch

land

Öst

erre

ich

Nie

derla

nde

Quelle: Europäische Kommission 2010.

Männer Frauen

39,1

36,437,5

28,4

35,1

21,6

31,7

22,0

31,1

17,1

28,2

24,4

27,826,5 26,3

23,7 24,1

19,0

23,421,7

23,3

28,7

21,8

16,0

21,522,5

21,2

19,4

33,9

18,7

21,6

17,8

13,8

16,717,8

16,6 16,715,9

12,413,8 13,413,6 13,9

12,4

9,9

12,4

9,7

6,17,1

9,410,5

21,220,120,2

1 DieStatistikderBundesagenturfürArbeitbildetnichtdengesamtenAusbildungsmarktab,dasichwederBetriebenochLehrstellenbewerberbeiderAgenturregistrierenmüssen.

2 Laut Definition des Berufsbildungsgesetzes die Summe aus den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen und den bei der BundesagenturgemeldetenunbesetztenAusbildungsplätzen.

3 LautDefinitiondieSummeausdenneuabgeschlossenenAusbildungsverträgenunddenbeiderBundesagenturgemeldetenunversorgtenJugend-lichen.

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ventenallgemeinbildenderSchuleneinesJahrgangs,lag2010beiknapp64Prozentnachfast68

ProzentimVorjahr.MittlerweileherrschtKonsensdarüber,dasseineausreichendeVersorgung

mitAusbildungsplätzendanngewährleistetist,wenndieEinmündungsquoteübermehrereJahre

hinwegbeizweiDrittelnoderdarüberliegt(BundesministeriumfürBildungundForschung2010).

DieAusbildungslagescheintalsoaufdenerstenBlickwenigAnlasszurSorgezugeben.

Bei näherer Betrachtung offenbart der Ausbildungsmarkt für Jugendliche in Deutschland den-

nochSchwächen.DerBlickaufdieaggregierteAngebots-Nachfrage-Relationüberdecktregionale

undberufsfeldspezifischeDisparitäten,dainmanchenGegendenundTätigkeitsfelderneineunge-

deckteNachfragenachAuszubildendenauftritt,währendSchulabgängerandernortsund/odermit

anderenBerufswünschenweiterhinerheblicheSchwierigkeitenhaben,einepassendeLehrstelle

zufinden.

DarüberhinausliefertdieZahlderunversorgtenBewerber,dievonderBundesagenturfürArbeit

gemeldetwird,nochkeinvollständigesBildderBeschäftigungsproblemejungerMenschen.Die

AusbildungsmarktstatistikderBundesagenturerfasstnurBewerber,dievondieserOrganisation

als„ausbildungsreif“erachtetwerden.NochnichtausbildungsreifeJugendlicheerhaltenZugang

zuMaßnahmen,dieaufeineBerufsausbildungvorbereitensollen,dieabernichtzueinemvoll-

qualifizierendenAbschlussführen.NebendennichtAusbildungsreifensindinderVergangenheit

angesichtsderallgemeinschlechtenAussichtenamAusbildungsmarkt,gerade inRegionen, in

denenallgemeineinhohesMaßanUnterbeschäftigungherrscht,auchzunehmendJugendlichein

Maßnahmenplatziertworden,diezwardieAusbildungsreifebesitzen,aberdennochkeineLehr-

stellefindenkönnen.4DerAnteilallerEintrittevonJugendlichenindieseMaßnahmen(inklusive

Altbewerber)anallenAbsolventenvonallgemeinbildendenSchuleneines Jahrgangsbetrug im

Jahr1992noch33Prozent.Bis2005warerauf55Prozentangestiegen,seitdemaberwiederspür-

baraufzuletztetwa47Prozentgesunken.ImJahr2008sindnachdemDatenreportzumBerufs-

bildungsbericht2010ca.435.000PersonenneuinsolcheMaßnahmeneingetreten(Bundesinsti-

tutfürBerufsbildung2010).

DasBerichtswesenimBereichderBerufsausbildunghatindenvergangenenJahreneinenWandel

vollzogen,sodassZahlennachderneuenMethodikmitälterennichtohneWeiteresvergleichbar

sind.NachdenimHerbst2010veröffentlichtenZahlenderneuenIntegriertenAusbildungsbericht-

erstattungbefandensich2009noch347.000PersonenimÜbergangssystemzuzüglichweiterer

34.000PersoneninMaßnahmenderArbeitsverwaltunganberuflichenSchulen,diezumTeilaber

bereitsinderhöherenZahlmiterfasstsind(HessischesStatistischesLandesamt2010).5Jugend-

licheimÜbergangssystemtaucheninderStatistikderBundesagenturfürArbeitnichtmehrauf,

weilsiemitdemEintrittineinesolcheMaßnahmeals„versorgt“gelten.

3. Arbeitsmarkteinstieg

4 Dabeihandeltessichumsogenannte„Marktbenachteiligte“.5 NachvorläufigenZahlen für2010hatsichdieZahlder Jugendlichen imÜbergangssystemweiteraufnunmehr324.000 (ohneMaßnahmender

ArbeitsverwaltunganberuflichenSchulen)verringert(StatistischesBundesamt2011).

Page 14: Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus - bertelsmann-stiftung.de · 1. Das Wichtigste in Kürze 5 3. Die Beschäftigungsquoten für junge Menschen in Deutschland, die sich nicht mehr im

14

Ferner gibt es eine Gruppe von Jugendlichen, die zwar bislang erfolglos einen Ausbildungsplatz

gesuchthaben,zumBeginndesAusbildungsjahresabereineAlternativewahrnehmen,wieetwa

einenerneutenSchulbesuch,eineberufsvorbereitendeMaßnahme,eineEinstiegsqualifizierung,oder

aucheinStudiumaufnehmen.AufderBasisbestehenderDatenwerkelässtsichdieseGruppenicht

überschneidungsfreivonJugendlichenimÜbergangssystemtrennen.DieGesamtheitder„Bewerber

mitAlternativezum30.09.“umfasstimJahr2010mehrals63.000Personen.WiegroßderAnteil

dererist,diedennochamliebsteneineAusbildungbegonnenhättenundfürdiedieAlternativeeher

eineNotlösungdarstellt,lässtsichaufgrunddesvorliegendenDatenmaterialsnichtsagen.

SchließlichmussaucheineGruppevonehemalsbeiderBundesagenturgemeldetenStellensu-

chenden berücksichtigt werden, die ihren Vermittlungsauftrag zwischenzeitlich wieder ohne

Angabe von Gründen zurückgezogen haben. Dieser Personenkreis umfasste im Jahr 2009 ca.

96.000Personen(BundesministeriumfürBildungundForschung2010).Nacheinergemeinsamen

UmfragederBundesagenturfürArbeitunddesBundesinstitutsfürBerufsbildungausdemJahr

2008istdieseGrupperechtheterogenzusammengesetzt.Etwa20Prozentderunbekanntverblie-

benenBewerbergingeneinervollqualifizierendenBerufsausbildungnach,während27Prozent

arbeitsloswaren.DasievonderBundesagenturnichtmehrerfasstwerdenkönnen,unterliegen

diesePersonenderbesonderenGefahr,dauerhaftvonderTeilhabeanAusbildungundArbeits-

marktausgeschlossenzusein.

DieSpaltungdesallgemeinenArbeitsmarktes,dieimRahmenvon„BenchmarkingDeutschland“

bereits aus verschiedenen Perspektiven diagnostiziert wurde (Eichhorst/Thode 2009), hat sich

biszurMittedesabgelaufenenJahrzehntsauchamAusbildungsmarktinimmerstärkeremAus-

maßgezeigt.EinenweiterenHinweisdaraufgibtderAnteildersogenanntenAltbewerber.Das

sindJugendliche,dieaktuelleinenAusbildungsplatzsuchenunddieSchulebereits imVorjahr

odernochfrüherverlassenhaben.DieserIndikatoristvon1997bis2007von37,6auf52,4Pro-

zentangestiegenunderstindenletztenbeidenJahrenwiederetwasgesunken.6AuchdieEinmün-

dungsquoteinBildungsgänge,diealsVorbereitungaufeineAusbildungberuflicheGrundbildung

vermittelnsollen,istseitAnfangder1990erJahrekontinuierlichangestiegenundhatsicherstseit

2005nachdemRekordwertvon55Prozentwiederverringert.Sielag2008bei47,3Prozent.Die

EinmündungsquoteinBildungsgänge,dieaufschulischemWegezueinemBerufsabschlussfüh-

ren,verharrtnacheinemAnstieginden1990erJahrendagegenbereitsseit2003relativkonstant

beiknappunter20Prozent(BundesministeriumfürBildungundForschung2010).

InsgesamthatsichdieAusbildungssituationseitMittedesabgelaufenenJahrzehntswiederetwas

entspannt.DieGründedürftenvoralleminderdemographischenEntwicklungundimkonjunk-

turellenAufschwungbiszumEinsetzenderFinanz-undWirtschaftskriseliegen.Derqualifikato-

rischeMismatchamArbeitsmarktfürJugendlichebleibtjedochweiterhingroßbzw.nimmtnoch

6 ImJahr2008betrugderAnteil51,7Prozent,imSeptember2009dagegen45,7Prozent.AllerdingserfolgteimletztenJahreineUmstellunginderStatistik,sodassderWertnichtmitdenVorjahrenvergleichbarist.

3. Arbeitsmarkteinstieg

Page 15: Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus - bertelsmann-stiftung.de · 1. Das Wichtigste in Kürze 5 3. Die Beschäftigungsquoten für junge Menschen in Deutschland, die sich nicht mehr im

15

anBedeutungzu.NachderjüngstenIHK-UnternehmensbefragungkonntejedesfünfteUnterneh-

mennichtalleangebotenenAusbildungsplätzebesetzen(DeutscherIndustrie-undHandelskam-

mertag2010).NebendemographischenFaktorenwirdauch immerhäufigermangelndeAusbil-

dungsreifealsUrsachegenannt.ÜberunzureichendeschulischeQualifikationenhinauswerden

inimmerstärkeremMaßeauchDefizitebeipersönlichenKompetenzenwieLeistungsbereitschaft,

BelastbarkeitundDisziplinberichtet.Damitistzuerwarten,dassderMismatchamAusbildungs-

markt, also die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage in räumlicher und qualifikatori-

scherHinsicht,trotzderEntlastungdurchdendemographischenWandelauchkünftignichtver-

schwindenwird.SoprognostiziertetwaderNationaleBildungsbericht2010für2025immerhin

noch238.000TeilnehmerinberufsvorbereitendenMaßnahmen(AutorengruppeBildungsbericht-

erstattung2010).

EinvordergründigehergünstigesBilddesArbeitsmarktesfürJugendlicheinDeutschlandspiegelt

sichwiederumzunächstamAnteilderPersonenwider,dienichtmehrdieSchulebesuchen,kei-

nerAusbildungnachgehenundauchkeinenArbeitsplatzhaben(NEET:Notinemployment,edu-

cationortraining).DieseGruppeistbesondersgefährdet,denÜbergangvonderSchuleinden

Berufnichtzubewältigen,undunterliegtbereitszumBeginndesErwerbslebensdemRisiko,lang-

zeitarbeitsloszuwerden.DifferenziertereEinblickeliefertAbbildung2,diediesenIndikatorfür

dreiAltersgruppenzeigt.7Zunächstfälltauf,dassderNEET-Anteilbeiden15-bis19-Jährigenin

Deutschlandmit3,7Prozentsehrgeringausfällt.NochniedrigereWerteweisenlediglichDäne-

mark,Tschechien,Polen,LuxemburgunddieNiederlandeauf.WieindiesenLändernträgtauch

inderBundesrepublikdierelativlangeSchulpflicht8dazubei,dasProblemderschwachenBil-

dungs-undArbeitsmarktbindunggeringzuhalten.WertevonüberzehnProzentweisendagegen

SpanienundmitweitemAbstanddieTürkei(33Prozent)auf.

BetrachtetmandieGruppeder20-bis24-Jährigen,ändertsichdasBilderheblich.Deutschland

belegtmiteinemWertvon14ProzentnurnocheinenPlatzimMittelfeldundliegtinetwagleich-

aufmitFrankreichundBelgien.EinedeutlichbessereBildungs-undArbeitsmarktteilhabegelingt

denNiederlanden,derSchweiz,einigenskandinavischenLändernsowieJapan.Nebendensüdeu-

ropäischenLändernzeigenauchdieUSAundGroßbritanniensowieUngarnSchwächenbeidie-

semIndikator.

InderdrittenGruppeder jungenErwachsenenimAlterzwischen25und29Jahrenschneidet

Deutschlandnochmalsschlechterab.Hiersind17ProzentwederinderSchulenochinAusbildung

oderErwerbsarbeit.VondiesemAnteilhatsichweitmehralsdieHälftederJugendlichenbereits

vomArbeitsmarktzurückgezogenundsuchtnichtmehraktivnacheinerBeschäftigung.

7 DieAnteilesindnichtalsArbeitslosenquotenimgebräuchlichenSinnzuinterpretieren,dadieBezugsgrößeüblicherweiseausderZahlderEr-werbspersonenbesteht,währendhierdieZahlallerPersonenzugrundeliegt,unabhängigobamArbeitsmarktaktivodernicht.

8 DieAusgestaltungderSchulpflichtobliegtinDeutschlanddenBundesländern.GleichwohlbestehtinderRegelüberallfaktischeineSchulpflichtbiszum18.Lebensjahr.

3. Arbeitsmarkteinstieg

Page 16: Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus - bertelsmann-stiftung.de · 1. Das Wichtigste in Kürze 5 3. Die Beschäftigungsquoten für junge Menschen in Deutschland, die sich nicht mehr im

16

Insgesamtistesauffällig,dassdieArbeitsmarkt-undBildungsteilhabeinDeutschlandmitzuneh-

mendemAlterjungerMenschenabnimmt.EinderartigesMusterlässtsichindieserDeutlichkeit

sonstnurbeiTschechienerkennen.InsofernscheinendieArbeitsmarktproblemeJugendlicherin

derBundesrepublikwenigerbeimerstenEinstiegzubestehen.EsliegtdieVermutungnahe,dass

Schwierigkeiteneherdadurchentstehen,dassjungeMenschenmitAusbildungshemmnissenzwar

zunächstinöffentlichgefördertenMaßnahmenunterkommen,dieseaberkeinenBerufsabschluss

vermittelnundsomitauchkeinenachhaltigeArbeitsmarktintegrationgewährleistenkönnen.

InAbbildung3istdargestellt,wiesichdieGruppeder15-bis29-JährigendurchschnittlichaufZei-

tenderInaktivität9,derArbeitslosigkeit,derBeschäftigungsowiederschulischenundberuflichen

Bildungaufteilt.DieSäulefürDeutschlandgibtbeispielsweisean,dasssichJugendlichewährend

der15JahreimMittel4,7Jahreinschulischerund3,2JahreinberuflicherAusbildung(imdua-

lenSystem)befinden.5,4JahrewerdeninBeschäftigungverbrachtundjeweilseinknappesJahr

inArbeitslosigkeitbzw.Inaktivität.BetrachtetmanschulischeundberuflicheBildungzusammen,

Abbildung 2: Anteil der Jugendlichen, die keiner schulischen oder betrieblichen Ausbildung nachgehen und auch keinen Arbeitsplatz haben, an allen Personen in der jeweiligen Altersgruppe, 2008

Angaben in Prozent

0

10

20

30

40

50

Isla

nd

Nie

derla

nde

Nor

weg

en

Japa

n

Däne

mar

k

Schw

eiz

Luxe

mbu

rg

Aust

ralie

n

Tsch

echi

en

Öst

erre

ich

Finn

land

Schw

eden

Kana

da

Port

ugal

Fran

krei

ch

Deu

tsch

land

Belg

ien

Irlan

d

Neu

seel

and

Pole

n

Slow

akei

Grie

chen

land

USA

Gro

ßbrit

anni

en

Ung

arn

Span

ien

Italie

n

Türk

ei

Anmerkung: Abbildung ist sortiert nach der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen. Für Japan liegen lediglich für die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen Daten vor.

Quelle: OECD 2010c.

15-19 20-24 25-29

2,53,5

6,9

2,1

5,6

7,8

4,0

7,0

9,27,4

2,8

7,7 7,69,4 9,1

10,1

2,1

9,8

13,0

6,3

10,5

13,8

2,7

10,6

17,7

5,6

11,4

13,7

5,1

12,012,4

4,4

12,9

9,5

7,3

13,114,9

7,1

13,515,1

5,3

13,8

17,8

3,7

14,0

17,0

5,5

14,1

16,5

8,5

14,6 14,3

8,4

15,216,4

2,4

15,6

21,5

5,7

16,6

24,7

8,4

17,1

21,1

7,2

17,2

19,5

9,2

17,216,1

5,7

18,4

23,1

10,5

19,418,9

9,6

22,0

24,5

32,6

41,7

44,6

9 MitinaktivwerdenarbeitslosePersonenbezeichnet,dienicht(mehr)aktivaufderSuchenacheinerErwerbstätigkeitsind.

3. Arbeitsmarkteinstieg

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17

sozeigtsich,dassDeutschlandgemeinsammitFinnland,Island,Dänemark,Luxemburg,denNie-

derlanden,SchwedenundPolenzudenLänderngehört,indenendiegesamteBildungszeitober-

halbderSekundarstufeImitca.achtJahrenrelativlangist.InIrlandundMexikobeträgtdiese

Zeitdagegennuretwafünf,inderTürkeisogarnur3,5Jahre.AuffälliglangeZeitenderInaktivität

bzw.ArbeitslosigkeithabendemgegenüberItaliensowieMexikounddieTürkei.

NebendemAnteilderarbeitslosenbzw.inaktivenJugendlichenistauchdieBeschäftigungsquote

kennzeichnend für die Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes und des Ausbildungssystems in

diesem Segment. Die Betrachtung allgemeiner Beschäftigungsquoten für die Altersgruppe der

Jugendlichenistjedochwenigaussagekräftig,dadieunterschiedlichenSchul-,Ausbildungs-und

HochschulsystemedasBildstarkverzerren.SoliefertetwadasdeutscheSystemderdualenBerufs-

ausbildunginderTendenzeinehoheBeschäftigungsquote,währendberuflicheBildung,dieaus-

schließlich einem schulischen Ansatz folgt, eher niedrige Beschäftigungsquoten ausweist. Die

OECDberichtetseiteinigerZeitjedochauchBeschäftigungsanteilefürJugendlicheimAlterzwi-

schen15und29Jahren,dieihreAusbildungbereitsabgeschlossenhaben.InAbbildung4sind

diese Daten für die drei Qualifikationsniveaus „Hochschulabschluss“, „Berufsausbildung oder

Hochschulreife“und„wederabgeschlosseneBerufsausbildung,nochHochschulreife“dargestellt.

In Ausbildung, nicht im Arbeitsmarkt In Ausbildung, beschäftigt (einschl. dualer Ausbild.) Nicht in Ausbildung, beschäftigt Nicht in Ausbildung, arbeitslos Nicht in Ausbildung, nicht im Arbeitsmarkt

Abbildung 3: Durchschnittliche Struktur der Zeiten in Ausbildung, Beschäftigung und Erwerbslosigkeit für 15- bis 29-Jährige, 2008

Angaben in Jahren

Luxe

mbu

rg

Ung

arn

Pole

n

Belg

ien

Italie

n

Grie

chen

land

Schw

eden

Fran

krei

ch

Finn

land

Tsch

echi

en

Slow

akei

Port

ugal

Japa

n

Deu

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land

Span

ien

USA

Isla

nd

Nor

weg

en

Irlan

d

Öst

erre

ich

Mex

iko

Kana

da

Däne

mar

k

Neu

seel

and

Gro

ßbrit

anni

en

Türk

ei

Schw

eiz

Aust

ralie

n

Nie

derla

nde

Anmerkung: Die Daten für Japan beziehen sich auf 15- bis 24-Jährige. Daher umfasst die zugehörige Säule in der Abbildung lediglich zehn Jahre.

Quelle: OECD 2010c.

0

2

4

6

8

10

12

14

160,60,7

1,60,8

1,30,8

1,00,9

1,90,9

1,21,2

0,70,6

0,91,0

0,90,6

1,20,4

1,31,1

0,81,1

0,40,3

0,90,8

1,31,3

1,50,7

0,50,1

0,70,3

1,30,7

1,00,5

3,10,4

1,10,7

0,60,3

1,50,5

1,40,8

4,81,1

1,10,5

1,10,5

0,70,1

7,46,7 6,4 6,3 6,2 6,1 6,0 5,9 5,6 5,6 5,5 5,4

4,9 4,7 4,6 4,4 4,2 4,0 4,0

3,9

3,8 3,7 3,7 3,6 3,63,1

2,9 2,8

5,3

3,94,0

0,6

2,2

3,1

4,8

2,9

1,2

2,5

1,5

2,6

4,5

2,4

0,8

3,2

3,40,61,0

1,4

2,8

1,41,7

0,40,60,61,5

0,40,4

5,9

5,55,1 6,3

5,36,0

6,05,8

5,1 6,46,1

7,1

3,4

5,4

7,0 6,0

5,77,4

7,7 7,1

6,5

6,7

5,7

6,3 7,1

5,4

6,7 6,76,1

2,9

3. Arbeitsmarkteinstieg

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DeutschlandweistnachderSlowakeiundUngarndiedritthöchsteSpreizungderBeschäftigungs-

quoten auf. Während die Beschäftigungsquote von Jugendlichen mittlerer Qualifikation einen

durchschnittlichenPlatzbelegt,zähltderBeschäftigungsanteilvonHochschulabsolventenzuden

höchsteniminternationalenVergleich.Auffälligist,dassinderBundesrepublikHochschulabsol-

ventennochmalsdeutlichhöhereBeschäftigungschancenhabenalsJugendlichemiteinerBerufs-

ausbildungoderAbitur.AufderanderenSeite liegtdieBeschäftigungsquoteGeringqualifizier-

tersehrniedrig.InlediglichfünfLändernfälltsienochgeringeraus,wobeiUngarn,Polenund

insbesonderedieSlowakeimiteinerQuotevonunter40ProzentamEndedesVergleichsliegen.

DeutlichnäherbeieinanderliegenJugendlichegeringerundmittlererQualifikationindenskan-

dinavischenLändern,aberauchinNeuseeland.EbenfallsindiesenLändernundzusätzlichauch

inÖsterreichundderSchweizsinddieArbeitsmarktchancenvonMittel-undHochqualifizierten

nahezugleich.AuffälligsindschließlichnochItalienundPortugal.IndiesenLändernhabenes

Hochschulabsolventenschwerer,einenArbeitsplatzzufinden,alsPersonenmitabgeschlossener

BerufsausbildungoderHochschulreife.

Abbildung 4: Beschäftigungsquote Jugendlicher, die das schulische und berufliche Bildungssystem bereits verlassen haben, nach Qualifikationsstufen, 2007

0

20

40

60

80

100

10

30

50

70

90

Türk

ei

Pole

n

Grie

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land

Mex

iko

Italie

n

USA

Slow

akei

Ung

arn

Span

ien

Fran

krei

ch

Gro

ßbrit

anni

en

Finn

land

Kana

da

Deu

tsch

land

Belg

ien

Neu

seel

and

Tsch

echi

en

Port

ugal

Schw

eden

Luxe

mbu

rg

Irlan

d

Aust

ralie

n

Schw

eiz

Öst

erre

ich

Nie

derla

nde

Isla

nd

Däne

mar

k

Nor

weg

en

ohne Berufsausbildung und ohne Hochschulreife abgeschlossene Berufsausbildung oder Hochschulreife abgeschlossenes Studium

Quelle: Scarpetta / Sonnet / Manfredi 2010.

3. Arbeitsmarkteinstieg

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19

Neben dem Umfang der Erwerbstätigkeit sind auch Arbeitszeiten wichtige Kennziffern für die

BeschäftigungssituationjungerMenschen.DieOECDstelltdafürDatenzurunfreiwilligenTeilzeit

bereit,allerdingsnurfürdieGruppeder25-bis34-Jährigen.DabeischeintunfreiwilligeTeilzeit-

arbeitOECD-weitnurschwachausgeprägtzusein.InlediglichsechsLändernliegtderAnteilan

allenBeschäftigtenindieserAltersgruppebeifünfProzentoderhöher:Österreich,Norwegen,Spa-

nien,Schweden(allefünfProzent),Niederlande(sechsProzent)undSchweiz(achtProzent).Für

DeutschlandliegtdieserWertbeizweiProzent.

Jugendliche,denenderEinstieginsErwerbslebenschwerfällt,unterliegeninderTendenzauch

einemhöherenRisiko, inspäterenLebensphasen langzeitarbeitsloszusein.Abbildung5zeigt

den Anteil der Arbeitslosen, die länger als sechs Monate ohne Beschäftigung sind, an allen

ArbeitsloseninderGruppederjungenErwachsenenimAlterzwischen25und34Jahrenfürdrei

unterschiedlicheBildungsniveaus.Wie fürdiemeistenLänderzeigt sichauch fürDeutschland

zunächst,dassdasRisiko, langzeitarbeitslos zuwerden,geringer ist, jehöherderBildungsab-

schlussausfällt.AllerdingsgibtesmitUngarn,ItalienundGriechenlandauchLänder,indenendie

LangzeitarbeitslosigkeitindermittlerenQualifikationsgruppe(SekundarstufeIIbisnicht-tertiä-

rerBereich)höheristalsindenanderenGruppen.InderTürkei,DänemarkunddenUSAistdage-

gendasRisikofürAkademikeramhöchsten,langzeitarbeitsloszusein.ZwarliegtDeutschland

beimAnteilLangzeitarbeitsloserinderGruppeGeringqualifiziertermit66Prozentaufdemach-

tenPlatz,dochtrennendieBundesrepublikundLuxemburgmitdemvierthöchstenNiveauledig-

lichfünfProzentpunkte.InGroßbritannienunddenNiederlandenistderWertmitca.50Prozent

deutlichgeringer,inSchwedenliegterbeieinemDrittelundinKanadasogarnurbei14Prozent.

3. Arbeitsmarkteinstieg

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Abbildung 5: Anteil der Langzeitarbeitslosen im Alter von 25 bis 34 Jahren an allen Arbeitslosen in dieser Altersgruppe nach Bildungsstand, 2007

Angaben in Prozent

96

83

57

84

64

42

62

73 72 71

59

69

43

3330

69

58

6770

6466

60

43

6668

58

6562

52

62

52

46

6157

51

61

6763

50

38

28

4946

32

42

3539 39

2622

3841

38

56

62

34

2829

24

3638

2020

26

141010

0

20

40

60

80

100

Slow

akei

Tsch

echi

en

Pole

n

Luxe

mbu

rg

Irlan

d

Schw

eiz

Ung

arn

Deu

tsch

land

Italie

n

Belg

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Fran

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ch

Port

ugal

Grie

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Gro

ßbrit

anni

en

Nie

derla

nde

Span

ien

Aust

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n

Öst

erre

ich

Türk

ei

Schw

eden

Däne

mar

k

USA

Kana

da

Anmerkung: Langzeitarbeitslos ist, wer länger als sechs Monate keiner Erwerbstätigkeit nachgeht.

Quelle: OECD 2009a.

Unterhalb Sekundarbereich II Sekundarbereich II und postsekundärer, nicht tertiärer Bereich Tertiärbereich

3.2 Ausbildungsrelevante Indikatoren des Schulsystems

EinwesentlicherErklärungsgrundfürschlechteBeschäftigungschancenJugendlicheristunzurei-

chendeSchulbildung.EinenerstenEindruckderRelevanzdiesesProblemsliefertderAnteilder

frühenSchulabgängerinderGruppeder18-bis24-Jährigen(Abbildung6).„FrüheSchulabgän-

ger“kennzeichnenindiesemAltersbereichPersonen,derenBildungsniveaudenISCED-Level2

nichtübersteigt(inDeutschlandentsprichtdiesderSekundarstufeI)unddiesichnichtmehrin

schulischeroderberuflicherAusbildungbefinden.

BeidiesemIndikatorliegtDeutschlandmit11,8ProzentimMittelfelddesLändervergleichs.Mit

Wertenvonüber30ProzentstechenhierSpanien,PortugalundMaltahervor.Dagegenkönnen

PolenundSlowenienAnteilevonfünfbzw.4,3Prozentvorweisen.NebenweiterenneuenEU-Mit-

gliedernhabenauchSchwedenundFinnlandQuotenvonwenigeralszehnProzent.Maßgeblichen

EinflussaufdieseQuotenhabendieExistenzunddieDauerderallgemeinenSchulpflichtsowie

dieAusgestaltungdesberuflichenAusbildungssystems.

3. Arbeitsmarkteinstieg

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Abbildung 6: Anteil der frühen Schulabgänger in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, 2007

Quelle: Europäische Kommission 2010.

Angaben in Prozent

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Mal

ta

Port

ugal

Span

ien

Italie

n

Gro

ßbrit

anni

en

Rum

änie

n

Lett

land

Bulg

arie

n

Grie

chen

land

Estla

nd

Zype

rn

Luxe

mbu

rg

Belg

ien

Deu

tsch

land

Fran

krei

ch

Ung

arn

Däne

mar

k

Nie

derla

nde

Irlan

d

Schw

eden

Öst

erre

ich

Finn

land

Lita

uen

Slow

akei

Tsch

echi

en

Slow

enie

n

Pole

n

39,0

35,4

31,9

19,7

17,015,9 15,5

14,8 14,8 14,0 13,7 13,412,0 11,8 11,8 11,7 11,5 11,4 11,3 11,1

10,1 9,8

7,46,0 5,6 5,1 5,0

DerPISA-Test,derdieFähigkeitenvonJugendlicheninternationalvergleichbarmacht,gibterste

Anhaltspunkte,wiereifSchülerinnenundSchülerfürdenBerufseinstiegsind.DerTestlegteinen

SchwerpunktaufdieLesekompetenz.NachdenPISA-Ergebnissenvon2009liegtdasdurchschnitt-

licheLesekompetenzniveauvon15-JährigeninDeutschlandbei497PunktenunddamitimMit-

telfelddesLändervergleichs(Abbildung7).WiebereitsbeiderJugendarbeitslosigkeitlassensich

auchbeidiesemIndikatorkeineLändergruppennachdenüblichenMusternbilden.MitSüdkorea

liegteinasiatischesLandanderSpitzegefolgtvonFinnland.SchwedenundDänemarkalsweitere

skandinavischeLänderfolgenabererstimMittelfeld.DänemarkliegtsogarknapphinterDeutsch-

land.AuchdieStreuungkontinentaleuropäischerundangelsächsischgeprägterLänderistrelativ

groß.EinzigdiesüdeuropäischenStaatenliegenmitWertenvonwenigerals490Punktengemein-

samamEndedesFeldes,gefolgtvonderTürkeiundMexiko.

3. Arbeitsmarkteinstieg

Page 22: Erwerbstätigkeit im Lebenszyklus - bertelsmann-stiftung.de · 1. Das Wichtigste in Kürze 5 3. Die Beschäftigungsquoten für junge Menschen in Deutschland, die sich nicht mehr im

22

DesWeiterenfälltdieStreuungderErgebnisseimAllgemeinenvergleichsweisehochaus(Abbil-

dung8).InderGruppemitdergrößtenStreuungübertreffendieErgebnissederzehnProzentbes-

tenSchülerdiezehnProzentmitdenschlechtestenLeistungennahezuumdasZweifache.Öster-

reich,Luxemburg,TschechienundFrankreichgehörenzudieserGruppe.Bemerkenswerterweise

fallendieUngleichmäßigkeitenderKompetenzverteilunggenaubeidenjenigendreiLändernam

geringstenaus,dieauchdiehöchsteLesekompetenzaufweisen.DassindFinnland,Südkoreaund

Kanada.Ihnengelingtes,hoheBildungsqualitätmithoherAusgeglichenheitderBildungschancen

zuvereinen.DeutschlandliegtbeidiesemIndikatorimMittelfeldundinetwamitSchwedenund

Großbritanniengleichauf.

Abbildung 7: Durchschnittlich erreichtes Lesekompetenzniveau beim PISA-Test, 2009

Angaben in Punkten

400

420

440

460

480

500

520

540

560

580

Kore

a

Finn

land

Kana

da

Neu

seel

and

Japa

n

Aust

ralie

n

Nie

derla

nde

Belg

ien

Nor

weg

en

Estla

nd

Schw

eiz

Pole

n

Isla

nd

USA

Schw

eden

Deu

tsch

land

Irlan

d

Fran

krei

ch

Däne

mar

k

Gro

ßbrit

anni

en

Ung

arn

Port

ugal

Italie

n

Slow

enie

n

Grie

chen

land

Span

ien

Tsch

echi

en

Slow

akei

Luxe

mbu

rg

Öst

erre

ich

Türk

ei

Chile

Mex

iko

Quelle: OECD 2010a.

Gesamt Schüler Schülerinnen

3. Arbeitsmarkteinstieg

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23

Abbildung 8: Ungleichverteilung der Lesekompetenz beim PISA-Test, 2009

1,4

1,5

1,6

1,7

1,8

1,9

2,0

Öst

erre

ich

Luxe

mbu

rg

Tsch

echi

en

Fran

krei

ch

Italie

n

Slow

enie

n

Grie

chen

land

Belg

ien

Slow

akei

Japa

n

Neu

seel

and

Mex

iko

Türk

ei

Deu

schl

and

Schw

eden

Gro

ßbrit

anni

en

Aust

ralie

n

Irlan

d

Schw

eiz

Span

ien

USA

Ung

arn

Port

ugal

Isla

nd

Chile

Nor

weg

en

Pole

n

Däne

mar

k

Nie

derla

nde

Estla

nd

Kana

da

Finn

land

Kore

a

Anmerkung: Bei den Werten handelt es sich um das Verhältnis der zehn Prozent besten zu den zehn Prozent schlechtesten Ergebnissen.

Quelle: OECD 2010a.

WährendimsprachlichenBereichdieSchülerinneninallenbeteiligtenLänderndurchwegbesser

abschneiden,liegenbeidenmathematischenFähigkeitendieSchülervorn(Abbildung9).Dieein-

zigeAusnahmebildetSchweden,wodieMädchenauchindiesemFeldbessereErgebnisseerrei-

chen.Fernerfälltauf,dassderAbstandzwischenSchülernundSchülerinnenimmathematischen

Bereichinsgesamtgeringerausfällt.DieinternationalenSpitzenländerbeiderLesekompetenzfin-

densichauchbeimUmgangmitmathematischenFragestellungenwiederaufdenvorderenPlät-

zen.KoreaundFinnlandbelegenwiederumdieerstenbeidenRänge.DasMittelfeldsortiertsich

neu,nuramEndefindetmandieselbendreiLänderwieschonbeiderLesekompetenz,nämlichdie

Türkei,ChileundMexiko.DeutschlandbefindetsichimBereichMathematikimoberenMittelfeld

undlässtFrankreich,ÖsterreichsowiealleskandinavischenLänderbisaufFinnlandhintersich.

3. Arbeitsmarkteinstieg

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24

NichtnurMädchenundJungen,sondernauchbesondersleistungsstarkeundleistungsschwache

SchülerinnenundSchülerliegenimBereichMathematiknäherbeieinander(Abbildung10).Das

ZahlenverhältniszwischendenbestenundschlechtestenzehnProzentderTestergebnisse liegt

inallenLänderndeutlichunterhalbvonzwei.BesondersgroßfälltdieDiskrepanzinderTürkei

undinBelgienaus.AbermitFrankreich,Luxemburg,ÖsterreichundDeutschlandweistaucheine

ReihevonkerneuropäischenStaatenerheblicheUnterschiedeindenLeistungenauf.Amanderen

EndederSkalabefindensichabermalsdieLänder,derenSchülerbesondersgutabschnitten.Am

geringstenfälltderLeistungsunterschiedinFinnlandaus,gefolgtvonEstland,KoreaundKanada.

Abbildung 9: Durchschnittlich erreichtes Kompetenzniveau im Bereich Mathematik beim PISA-Test, 2009

Angaben in Punkten

400

420

440

460

480

500

520

540

560

Kore

a

Finn

land

Schw

eiz

Japa

n

Kana

da

Nie

derla

nde

Neu

seel

and

Belg

ien

Aust

ralie

n

Deu

tsch

land

Estla

nd

Isla

nd

Däne

mar

k

Slow

enie

n

Nor

weg

en

Fran

krei

ch

Slow

akei

Öst

erre

ich

Pole

n

Schw

eden

Tsch

echi

en

Gro

ßbrit

anni

en

Ung

arn

Luxe

mbu

rg

USA

Irlan

d

Port

ugal

Span

ien

Italie

n

Grie

chen

land

Türk

ei

Chile

Mex

iko

Quelle: OECD 2010a.

Gesamt Schüler Schülerinnen

3. Arbeitsmarkteinstieg

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25

WeiterhinkennzeichnendfürLeistungsfähigkeitderschulischenBildungistderAnteilderjun-

gen Menschen, die einen Abschluss der Sekundarstufe II (Abitur oder abgeschlossene Berufs-

ausbildung)vorweisenkönnen.DeutschlandliegtbeidiesemIndikatorinderGruppeder20-bis

24-Jährigenrelativweithinten(Abbildung11).Lediglich74,1Prozenthabenentwedereineabge-

schlosseneBerufsausbildungoderAbitur.AufeinemähnlichenNiveauliegenLänderwieGroßbri-

tannien,Italien,dieNiederlande,LuxemburgundDänemark.Nochmalsdeutlichgeringer–zwi-

schen60und48Prozent–liegtderAnteilinSpanien,Portugal,Island,MaltaundderTürkei.Am

vorderenEndedesVergleichsfindensichdemgegenüberzunächstmittel-undosteuropäischeLän-

dermitQuotenvonteilweiseüber90Prozent.Schweden,IrlandundFinnlandfolgenmitWerten

um87ProzentalsersteStaatenderaltenEU-15.

Abbildung 10: Ungleichverteilung der Kompetenz im Bereich Mathematik beim PISA-Test, 2009

Verhältnis der Punktzahlen zwischen den zehn Prozent besten und den zehn Prozent schlechtesten Testergebnissen

1,40

1,45

1,50

1,55

1,60

1,65

1,70

1,75

1,80

Türk

ei

Belg

ien

Fran

krei

ch

Luxe

mbu

rg

Öst

erre

ich

Deu

tsch

land

Slow

enie

n

Italie

n

Slow

akei

Grie

chen

land

Port

ugal

USA

Tsch

echi

en

Ung

arn

Span

ien

Schw

eden

Schw

eiz

Chile

Mex

iko

Neu

seel

and

Aust

ralie

n

Isla

nd

Pole

n

Japa

n

Gro

ßbrit

anni

en

Nie

derla

nde

Däne

mar

k

Nor

weg

en

Irlan

d

Kana

da

Kore

a

Estla

nd

Finn

land

Quelle: OECD 2010a.

Anmerkung: Bei den Werten handelt es sich um das Verhältnis der zehn Prozent besten zu den zehn Prozent schlechtesten Ergebnissen.

3. Arbeitsmarkteinstieg

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26

Abbildung 11: Anteil der 20- bis 24-Jährigen mit mindestens Sekundarstufe II-Abschluss in Prozent, 2008 und Veränderung gegenüber 2001 in Prozentpunkten

-10

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Slow

akei

Tsch

echi

en

Pole

n

Slow

enie

n

Lita

uen

Schw

eden

Irlan

d

Finn

land

Zype

rn

Öst

erre

ich

Bulg

arie

n

Ung

arn

Fran

krei

ch

Schw

eiz

Belg

ien

Estla

nd

Grie

chen

land

Lett

land

Rum

änie

n

Gro

ßbrit

anni

en

Italie

n

Nie

derla

nde

Deu

tsch

land

Luxe

mbu

rg

Däne

mar

k

Span

ien

Port

ugal

Isla

nd

Mal

ta

Türk

ei

Quelle: OECD 2010b.

2008 Differenz zu 2001

92,3

-2,1

1,0 1,6 2,0

8,6

2,4 3,80,1

4,6

-0,6

5,6

-1,1

1,6 2,2 0,52,4 1,9

8,3

1,0 1,3

8,6

3,50,5

4,8

-7,4-5,0

9,97,5

12,9

8,2

91,6 91,3 90,2 89,1 87,9 87,7 86,2 85,1 84,5 83,7 83,6 83,4 82,6 82,2 82,2 82,1 80,0 78,3 78,2 76,5 76,274,1 72,8 71,0

60,0

54,3 53,6 53,0

47,8

3. Arbeitsmarkteinstieg

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27

4.LebenslangesLernen

BerufsbezogeneWeiterbildungundlebenslangesLernenhelfen,dieeinmalerworbenenQualifika-

tionenimVerlaufeineslängerwerdendenErwerbslebenszuerhaltenundanveränderteAnforde-

rungenanzupassen.LebenslangesLernenistdamiteinezentraleBedingung,umüberlängereZeit

erfolgreichamBerufslebenteilhabenundsichineinerdynamischenWirtschaftbewährenzukön-

nen.WieeinequalifizierteErstausbildungerhöhtaucheineangemesseneWeiterbildungdieMög-

lichkeit,kontinuierlichberufstätigzuseinundeinhöheresEinkommenzuerzielen.Eineunzurei-

chendeWeiterentwicklungderberuflichenQualifikationkanndasRisikosteigern,arbeitsloszu

werdenodervonderberuflichenundgehaltlichenEntwicklungabgekoppeltzuwerden.

BeiderQualifikationsstrukturdererwachsenenBevölkerungwirdiminternationalenVergleichtypi-

scherweisenachgeringerQualifikation (keinweiterführenderSchul-oderBerufsabschluss),mitt-

lerer Qualifikation (weiterführender Schulabschluss oder abgeschlossene Berufsausbildung) und

hoherQualifikation(Hochschulabschluss)unterschieden.BezogenaufdieerwachseneBevölkerung

imAltervon25bis64JahrenzeigtsichinDeutschlandnachwievoreinebreiteMehrheit(60Pro-

zent)anPersonenmiteinemmittlerenQualifikationsniveau(Abbildung12).Demgegenüberistder

AnteilGeringqualifiziertermit15Prozentvergleichsweiseklein,aberauchdieGruppederHochqua-

lifiziertenistmit25ProzentwenigerumfangreichalsinvielenanderenVergleichsländern.

4. Lebenslanges Lernen

Geringqualifiziert mittleres Qualifikationsniveau Hochqualifiziert

Abbildung 12: Erwachsene Bevölkerung nach Qualifikationsstruktur, 2008

Angaben in Prozent

Quelle: Europäische Kommission 2010.

0

20

40

60

80

100

Tsch

echi

en

Lita

uen

Slow

akei

Estla

nd

Pole

n

Lett

land

Deu

tsch

land

Schw

eden

Slow

enie

n

Finn

land

Öst

erre

ich

Ung

arn

Däne

mar

k

Bulg

arie

n

Rum

änie

n

Gro

ßbrit

anni

en

Nie

derla

nde

Zype

rn

Fran

krei

ch

Belg

ien

Irlan

d

Luxe

mbu

rg

Grie

chen

land

Italie

n

Span

ien

Port

ugal

Mal

ta

14,5

76,4

9,1 9,4 10,1 11,5 12,9 14,2 14,7 15,018,0 18,9 19,0 20,3 22,4 22,5 24,7 26,6 26,7 26,9

30,2 30,4 30,6 32,1

38,9

46,749,0

71,8 72,560,1

75,2

54,2

67,660,6 59,9

53,0

59,4

44,5

63,0 60,5

43,1

54,8

62,5

41,4 41,138,6

42,437,3 35,5

40,338,4

39,0

21,7

13,9 14,4

30,4 14,8 34,3 19,6 25,2 25,4 32,0 22,6 36,6 18,1 19,2 34,2 22,8 12,8 32,0 32,2 34,5 27,4 13,214,329,214,422,627,733,932,3

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28

4. Lebenslanges Lernen

EindeutlichhöhererAnteilvonPersonenohneweiterführendenSchul-oderBerufsabschlussfin-

detsichmitmehrals40ProzentindensüdeuropäischenLändern.AberauchindenBenelux-Län-

dernundFrankreichsowieIrlandistmehralseinVierteldererwachsenenErwerbsbevölkerung

geringqualifiziert.AllerdingsistindiesenLändernauchderProzentsatzderAkademikermerk-

lichhöheralsinDeutschland.DiekleinstenAnteileGeringqualifizierterweisenmitdenbaltischen

StaatensowieTschechien,derSlowakeiundPolenausnahmslosneueEU-Mitgliederauf.Diesist

auchaufdiedortigenSchul-undAusbildungssystemezurückzuführen.DieSpitzenreiterbeiden

HochqualifiziertenlassensichdagegennichteinerbestimmtenLändergruppezuordnen.Anteile

vonmehrals30ProzentfindensichindenskandinavischenLändern,aberauchinEstland,Groß-

britannien,BelgienoderdenNiederlanden.

Wie Abbildung 13 zeigt, hat sich die Bildungsstruktur in Deutschland im abgelaufenen Jahr-

zehnt leichtverbessert.Allerdings fällt derRückgangdesAnteilsGeringqualifiziertermitdrei

Prozentrechtgeringaus.AndereLänderhabendeutlichhöhereundstärkerwachsendeAnteile

anAkademikern,insbesonderedieneuenEU-Mitgliedstaaten,aberauchDänemarkundSchwe-

den. IndiesenLändernwurdenzudemstärkereFortschrittebeiderVerminderungdesAnteils

vonGeringqualifiziertenerreicht.Sehrstarkgeschrumpft istdieseGruppe ineinigensüdeuro-

päischenLändern,aberauchinBelgien,Zypern,Ungarn,GroßbritannienundIrland.Diehöchs-

tenZuwächseinderGruppederHochqualifiziertenhabenvielemittel-undosteuropäischeLän-

derzuverzeichnen,aberauchdieskandinavischenLänderschneidenbeidiesemIndikatorgutab.

Weiterbildungergänztdieschulische,beruflicheoderakademischeErstausbildungunddientder

Beschäftigungsfähigkeit ebenso wie der persönlichen Weiterentwicklung. Ein empirisches Bild

deslebenslangenLernensiminternationalenVergleichzuzeichnen,istschwierig,dadieDaten-

lage in diesem Bereich sehr disparat ist. Es gibt im Wesentlichen drei voneinander unabhän-

gigeQuellen:dieArbeitskräfteerhebungderEuropäischenUnion(EULFS),dasZentrumfürdie

EntwicklungberuflicherBildungderEuropäischenUnion(CEDEFOP)sowieseitkurzerZeitden

AdultEducationSurvey(EUAES).Allendreiistgemein,dassdieerhobenenDatenaufrepräsen-

tativenUmfragenberuhen.ErheblicheUnterschiedebestehenjedochindengenauenFormulie-

rungenderFragen,sodassdieErhebungenexplizitwieimplizitunterschiedlicheGewichtungen

derverschiedenenArtenvonWeiterbildungvornehmen.GenerellkannzwischendreiFormendes

lebenslangenLernensdifferenziertwerden.FormaleWeiterbildungfindetiminstitutionalisierten

Bildungssystemstatt,alsoimWesentlicheninSchuleundHochschule,etwaimRahmenvonAuf-

baustudiengängenoderMeisterschulen.Demgegenübererfolgtdasnicht-formaleLernenimRah-

menderTeilnahmeanKursen,Seminaren,VeranstaltungenundVorträgenaußerhalbdesinstitu-

tionalisiertenBildungssystems,aberinorganisierterForm.DerdritteBereichumfasstschließlich

dasinformelleLernen,dassichaußerhalbvonUnterrichtsformenvollzieht,etwadurch„Learning

bydoing“amArbeitsplatz.

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29

4. Lebenslanges Lernen

WichtigistdarüberhinausauchderRahmen,innerhalbdessendieInformationenzurWeiterbil-

dungerfragtwerden.WährenddieArbeitskräfteerhebungihrHauptinteresseaufArtundUmfang

derErwerbssituationlegt,sodassdieAspektedeslebenslangenLernenseherrandständigenCha-

rakterhaben,stehendiesebeiderCEDEFOP-ErhebungundimAdultEducationSurveyimMittel-

punkt.EinweitererUnterschiedliegtweiterhininderLängedesZeitraums,indemeineWeiter-

bildungstattgefundenhabenmuss,umberücksichtigtzuwerden.Schließlichunterscheidensich

dieQuellen auchhinsichtlich ihrerErhebungshäufigkeit.DieArbeitskräfteerhebungwird jähr-

lichdurchgeführt,zwischendenWellenderbeidenanderenErhebungenliegenlängereZeiträume

(vonRosenbladt/Bilger2008).DieletztenverfügbarenCEDEFOP-Daten,diefürdeninternationa-

lenVergleichdeslebenslangenLernensrelevantsind,stammenausdemJahr2005.Ausdiesem

GrundwirdimWeiterenaufdieBetrachtungdieserQuelleverzichtet.

DieeuropäischeArbeitskräfteerhebungermitteltaufgrunddeskurzenBeobachtungszeitraumes

von lediglich vier Wochen vor der Befragung relativ geringe Weiterbildungsquoten. Weiterhin

wird formale Weiterbildung in den Befragungsergebnissen stärker berücksichtigt als nicht-for-

male.DerAdultEducationSurveyvermeidetdemgegenübereinederartigeSchieflage,indemin

denInterviewswesentlichausführlicheraufnicht-formalesLernenabgestelltwird.Außerdemist

Abbildung 13: Prozentuale Veränderung der Qualifikationsstruktur, 2000 und 2008

Angaben in Prozent

7,7

4,45,3

3,4

5,4

9,6

3,75,0

4,1

7,97,1

8,5

4,8

8,0

1,5

8,2

4,12,8 2,9

6,5

3,6

1,9

4,5

6,45,6

-10,8 -10,6 -10,4 -10,2 -10,1 -9,8-9,0 -8,9 -8,7 -8,2 -8,0 -7,6 -7,1 -6,7 -6,6 -6,6 -6,5 -6,4 -6,4

-5,0 -4,8 -4,6 -4,5-3,7

-2,8 -2,5

3,0

10,5

4,5

-15

-10

-5

0

5

10

15

Span

ien

Irlan

d

Belg

ien

Zype

rn

Italie

n

Ung

arn

Gro

ßbrit

anni

en

Grie

chen

land

Luxe

mbu

rg

Mal

ta

Port

ugal

Finn

land

Pole

n

Lett

land

Slow

enie

n

Fran

krei

ch

Lita

uen

Bulg

arie

n

Nie

derla

nde

Slow

akei

Rum

änie

n

Tsch

echi

en

Schw

eden

Öst

erre

ich

Deu

tsch

land

Estla

nd

Däne

mar

k

Quelle: Europäische Kommission 2010.

geringe Qualifikation hohe Qualifikation

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30

derbetrachteteZeitraummit12Monatenwesentlichweitergefasst.Beidesführtdazu,dassdie

berichtetenWeiterbildungsquotenerheblichhöherausfallen.InformellesLernenwirdindenan

dieserStelleberichtetenDatennichtberücksichtigt.

AufgrunddersehrheterogenenVorgehensweisenunddementsprechendenErgebnissenerscheint

esandieserStelleehersinnvoll,AussagenüberdiePlatzierungenimVergleichalsüberZahlen-

wertezutreffen.NachdenResultatenderArbeitskräfteerhebungliegtDeutschlandmiteinerWei-

terbildungsbeteiligungvonknappachtProzentineinemZeitraumvonvierWochenvorderBefra-

gungimMittelfelddesVergleichsaufPlatz11von28Ländern(Abbildung14,horizontaleAchse).

DeutlichbesserschneidenmitWertenzwischen18Prozent(Norwegen)und32,4Prozent(Schwe-

den)alleskandinavischenLänderab.GroßbritannienkommtaufeinenTeilhabeanteilvon20Pro-

zent.WeitereLändermithöherenWeiterbildungsquotenalsinderBundesrepubliksinddieNie-

derlande,Slowenien,Österreich,SpanienundZypern.AmanderenEndedesLänderspektrums

befindensichGriechenland,dieTürkei,BulgarienundRumänienmitWertenvonzweiProzent

unddarunter.

4. Lebenslanges Lernen

B

BG CZ

DK

D

EST

GR

E

F

I

CY

LV

LT

H

MT

NL

AUT

PL

POR

RO

SLO

SK

FIN

SE

UK

N

HR

TUR

y = 13,212ln(x) + 10,145

R² = 0,63331

0 5 10 15 20 25 30 35

EU Arbeitskräfteerhebung 2007

EU A

dult

Educ

atio

n Su

rvey

200

7 Abbildung 14: Teilnahmequoten an Weiterbildung nach der EU-Arbeitskräfteerhebung und dem Adult Education Survey, 2007

Angaben in Prozent

0

20

40

60

10

30

50

70

Quelle: EU Arbeitskräfteerhebung 2010, EU Adult Education Survey 2010; eigene Darstellung.

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Abbildung 15: Beteiligung an Weiterbildung im Referenzzeitraum nach Bildungsniveau, 2008

Angaben in Prozent

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n

Bulg

arie

n

HochqualifiziertePersonen mittlerer Qualifikation Geringqualifizierte

Quelle: Europäische Kommission 2010.

EinanderesBildergibtsichbeimBlickaufdieErgebnissedesAdultEducationSurvey(Abbildung

14,vertikaleAchse).HierbelegtDeutschlanddenfünftenRanghinterSchweden,Finnland,Nor-

wegenundGroßbritannien,abernochvorLändernwieDänemark,denNiederlandenoderÖster-

reich.Während die meistenLänder in beiden Erhebungen ähnlichePlatzierungen einnehmen,

ergebensichfüreinebestimmteGruppevonStaatenerheblicheUnterschiedeindenRängenvon

fünfPlätzenodermehr.NebenderBundesrepublikzählenauchDänemark,Italien,Spanien,Est-

land,Lettland,dieSlowakei,SlowenienundBulgariendazu.DieZusammensetzungdieserGruppe

lässtsichnichtauswohlfahrtsstaatlichenTypologienableiten,sodasszumindestnichtaufeine

systematischeVerzerrungaufgrundbestimmterLändereigenschaftengeschlossenwerdenkann.

ImSinneeinesheuristischenGesamtbildeskönntendieLänderhinsichtlichihrerPositionentlang

derinAbbildung14dargestelltenlogarithmischenKurvesortiertwerden,diesoindieDatenaus

beidenErhebungeneingepasstwurde,dassdieAbstandsquadratedereinzelnenPunktezurKurve

minimiertwerden.DanachbelegtDeutschlanddenneuntenRang,knappvorSpanienundZypern.

LediglichvierLänderschneidenbeibeidenErhebungenbesseralsdieBundesrepublikab.Eine

nachbeidenIndikatorenschwächerePerformanzweisen17Staatenauf.FürsechsLänderlässt

sichinderGesamtschaukeineeindeutigeAussagezuderenLagegegenüberDeutschlandtreffen.

4. Lebenslanges Lernen

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Die Teilnahme an verschiedenen Formen der Weiterbildung hängt in den meisten Ländern in

erheblichemMaßevomAusbildungsniveauab.HöherQualifiziertenehmenwesentlichhäufiger

anWeiterbildungteilalsPersonenmitmittlererQualifikation.EinenochmalsgeringereTeilhabe

ist beiwenigerQualifizierten zubeobachten.Allerdings zeigendieAngabender europäischen

ArbeitskräfteerhebungvonEurostatfür2008(Abbildung15),dassbeispielsweisediePartizipa-

tionvongeringQualifizierteninSchwedenoderDänemarknochdieBeteiligungvonhochQualifi-

ziertenanWeiterbildungindenmeistenanderenLänderndeutlichübersteigt.Deutschlandweist

überalleGruppenhinwegeinePartizipationanWeiterbildungauf,dieimeuropäischenMittelfeld

liegt.Insgesamtfälltauf,dassdieSpreizungderWeiterbildungsbeteiligungzwischenHoch-und

Geringqualifiziertentendenziellzunimmt,jehöherderStellenwertdeslebenslangenLernensins-

gesamtimjeweiligenLandist.InDeutschlandistderAbstandzwischendenbeidenGruppenauf-

fallendgering.InsbesonderefürHochqualifizierteliegtdieWeiterbildungsquotenaheamgleichen

IndikatorfürPersonenmitmittlererQualifikation.

4. Lebenslanges Lernen

Abbildung 16: Beteiligung an Weiterbildung im Referenzzeitraum (EU Adult Education Survey) nach Bildungsniveau, 2007

Angaben in Prozent

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Schw

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Türk

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Kroa

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Pole

n

Grie

chen

land

Ung

arn

Rum

änie

n

HochqualifiziertePersonen mittlerer Qualifikation Geringqualifizierte

Quelle: EU Adult Education Survey Database 2011.

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AuchaufderBasisdesEUAdultEducationSurveylässtsicheineDifferenzierungnachQualifi-

kationsgruppenvornehmen(Abbildung16).BeidenPersonenmitAbituroderabgeschlossener

BerufsausbildungschneidetDeutschlandwesentlichbesserabalsbeiderArbeitskräfteerhebung.

HierbelegtdieBundesrepubliknachdenskandinavischenEU-Staaten(ohneDänemark)undPor-

tugaldenfünftenRang.BeiPersonenohneweiterführendenSchulabschlussbelegtDeutschland

den siebten Rang, bei Hochqualifizierten den zehnten Rang. Wenn auch auf anderem Niveau,

sozeigtsichdennochfürdieunterschiedlichenQualifikationsgruppeninDeutschlandeinähnli-

chesBild:DieWeiterbildungsstrukturisteherkomprimiert,sodassdieTeilnahmeamlebenslan-

genLernen imVergleich fürGeringqualifizierterelativbesserundfürHochqualifizierterelativ

schlechterausgeprägtist,alsesdieGesamtplatzierungerwartenließe.ImGegensatzzureuropäi-

schenArbeitskräfteerhebungwerdennachdemAdultEducationSurveyauchdieskandinavischen

LändernundGroßbritannienalsStaatenmitvergleichsweisekomprimierterWeiterbildungsstruk-

turdargestellt,währenddiegrößteSpreizungimMittelfeldabzulesenist.Wesentlichschlechter

gegenüberderArbeitskräfteerhebungschneidenhierDänemark,Slowenien,SpanienundItalien

ab,währendnebenDeutschlandnochdieSlowakeiundBulgarienhöhereRangplätzeeinnehmen.

MitdemAdultEducationSurvey lassensichzusätzlichAussagenüberdiemittlereDauervon

Aus-undWeiterbildungproTeilnehmermachen.FürDeutschlandergibtsicheinkaumveränder-

tesBild.DieBundesrepublikliegthinterallenskandinavischenLändernaufdemfünftenPlatz.

AmunterenRanddesVergleichsliegenmittel-undosteuropäischeLänder,aberauchFrankreich

undGroßbritannienbefindensichnurimhinterenMittelfeld.DamitresultiertfürdasVereinigte

KönigreichimGegensatzzudenmeistenanderenLänderneinegroßeDiskrepanzzwischenhohen

TeilnahmequoteneinerseitsundgeringenStundenzahlenandererseits.

DieBeteiligunganWeiterbildunggehtinderRegelmitdemLebensalterzurück.Allerdingstreten

hierenormeNiveauunterschiedezwischendenEU-StaatenzuTage.EinerechthoheIntensitätvon

WeiterbildungistinDänemarkundSchwedenüberdenLebensverlaufhinweganderTagesordnung,

wieTabelle1aufBasisdereuropäischenArbeitskräfteerhebungzeigt.Die55-bis64-Jährigenneh-

menimReferenzzeitraumnochzuüber20ProzentanWeiterbildungteil,währendesbeidenJünge-

ren30bis40Prozentsind.Deutschlanderreichtmit17ProzentderjüngerenErwachseneneindeut-

lichniedrigeresAusgangsniveau,dasabernochmerklichüberdemEU-Durchschnittliegt(achter

Rang),undverzeichnetdannimweiterenVerlaufdesErwerbslebenseinensteilenRückgangaufnur

nochdreiProzentbeidenälterenArbeitnehmern.IndieserGruppebelegtdieBundesrepublikden

12.Rang.EinähnlichesMusterlässtsichinzahlreichenkontinentaleuropäischenLändernbeobach-

ten,beidenenauchüberlängereZeiteinePolitikdesvorgezogenenAusscheidensausdemArbeits-

marktbetriebenwordenist,zumBeispielindenNiederlandenoderÖsterreich.

NachdenDatendesAdultEducationSurveyistderRückgangderWeiterbildungsbeteiligungmit

zunehmendemAlterinDeutschland,aberauchindenmeistenanderenLändernbeiweitemnicht

so ausgeprägt (Tabelle 2). Während auf dieser Datenbasis hierzulande Personen im Alter von

25bis34Jahrenzu53,3ProzentanWeiterbildungteilhaben,sindesinderGruppeder55-bis

4. Lebenslanges Lernen

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64-Jährigenimmerhinnoch28,2Prozent.ImGroßenundGanzenhalbiertsichdieWeiterbildungs-

beteiligungdamitvondenJüngerenzudenÄlteren.FürbeideAltersgruppenresultiertderachte

PlatzimLändervergleich.EinwesentlichstärkererEinbruchderTeilnahmeimAlteristfürGrie-

chenland, die Türkei, Ungarn, Rumänien und Polen zu verzeichnen. Dem Ideal des lebenslan-

genLernens,alsoeinerauchimAlternochhohenWeiterbildungsquote,kommenamehestendie

skandinavischen Länder, Großbritannien und die Niederlande, aber auch Lettland und Estland

Tabelle 1: Beteiligung an Weiterbildung im Referenzzeitraum (EU Labour Force Survey) nach Altersgruppen, 2008

Angaben in Prozent

25-34 Jahre 35-44 Jahre 45-54 Jahre 55-64 Jahre

Dänemark 41,1 30,0 28 22,6

Schweden 37,0 33,2 31,6 27,0

Finnland 33,4 25,8 21,4 13,3

Niederlande 27,2 18,2 14,6 8,5

Slowenien 25,9 13,9 9,2 5,4

Großbritannien 24,8 21,4 19,1 13,6

Österreich 21,6 13,8 10,7 5,8

Deutschland 17,1 6,9 5,6 3,1

Spanien 16,5 10,0 7,8 4,8

Estland 15,5 10,8 7,4 4,3

Luxemburg 14,8 8,0 7,2 2,7

Zypern 13,5 8,5 6,2 3,8

Irland 12,9 10,6 9,2 6,0

Italien 12,8 5,6 4,4 2,2

Tschechien 12,7 8,4 6,3 2,7

Lettland 12,0 7,2 4,6 2,3

Frankreich 11,4 7,9 6,4 3,0

Litauen 11,2 4,7 2,2 1,5

Portugal 10,9 5,3 2,8 1,0

Belgien 10,8 7,3 5,7 3,4

Polen 10,3 4,7 2,0 0,7

Malta 9,5 7,6 4,7 3,0

Griechenland 7,2 2,3 1,2 0,4

Ungarn 7,1 2,9 1,4 0,3

Slowakei 6,2 3,2 1,9 0,9

Bulgarien 4,4 0,9 0,5 n.v.

Rumänien 4,1 0,9 0,4 n.v.

Anmerkung: Für Bulgarien und Litauen letztes verfügbares Jahr 2007 bzw. 2001.

Quelle: Europäische Kommission 2010.

4. Lebenslanges Lernen

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Tabelle 2: Beteiligung an Weiterbildung im Referenzzeitraum (EU Adult Education Survey) nach Altersgruppen, 2007

Angaben in Prozent

25-34 Jahre 35-54 Jahre 55-64 JahreAnteilsverhältnis

zw. 55- bis 64- und 35- bis 54-Jährigen

Belgien 56,3 42,3 23,5 55,6

Bulgarien 44,7 39,7 20,3 51,1

Tschechien 44,1 43,0 21,7 50,5

Dänemark 57,2 47,4 28,6 60,3

Deutschland 53,3 48,7 28,2 57,9

Estland 52,5 42,6 27,5 64,6

Griechenland 22,7 14,0 5,1 36,4

Spanien 39,7 30,8 17,0 55,2

Frankreich 48,2 35,9 16,2 45,1

Italien 30,5 23,0 11,8 51,3

Zypern 53,2 41,1 20,1 48,9

Lettland 39,0 34,3 21,8 63,6

Litauen 42,7 35,1 19,0 54,1

Ungarn 15,8 9,0 2,5 27,8

Malta 50,4 34,6 16,2 46,8

Niederlande 59,7 44,9 28,7 63,9

Österreich 47,1 45,7 25,4 55,6

Polen 34,1 20,7 6,8 32,9

Portugal 40,3 25,5 10,9 42,7

Rumänien 14,0 6,8 2,5 36,8

Slowenien 52,1 42,6 22,2 52,1

Slowakei 51,0 48,3 23,8 49,3

Finnland 66,0 58,6 37,8 64,5

Schweden 81,0 76,4 60,6 79,3

Großbritannien 58,8 50,3 37,0 73,6

Norwegen 65,0 55,5 41,2 74,2

Türkei 21,1 12,0 4,4 36,7

Quelle: EU Adult Education Survey Database 2011.

4. Lebenslanges Lernen

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nahe.InderGruppeder35-bis54-JährigenschneidetDeutschlandbesondersgutab.Hierliegtes

nachFinnland,SchwedenundGroßbritannienaufdemviertenPlatz.DerDatenvergleichzwischen

europäischerArbeitskräfteerhebungundAdultEducationSurveylässtdenSchlusszu,dassdie

TeilnahmeanformalerWeiterbildungmitsteigendemAlterzurückgeht.AnderenStelletrittteil-

weisenicht-formalesLernen,ohnejedochdasGesamtniveauanWeiterbildung,dasamAnfangdes

Erwerbslebensherrscht,aufrechterhaltenzukönnen.

Tabelle 3: Teilnahme an Weiterbildung im Referenzzeitraum nach Erwerbsstatusund Geschlecht (EU Labour Force Survey), 2008

Angaben in Prozent

Beschäftigte Arbeitslose Inaktive Männer Frauen

Schweden 31,6 28,4 43,6 25,8 39,3

Dänemark 31,2 29,8 26,0 25 35,5

Finnland 24,9 18,2 16,8 19,3 26,9

Großbritannien 21,9 17,8 13,1 16,6 23,2

Niederlande 18,6 17,6 10,2 16,8 17,2

Slowenien 15,8 13,1 7,4 12,5 15,4

Österreich 14,1 19,6 9,2 12,2 14,2

Estland 10,8 5,3 6,6 12,6

Irland 10,7 7,9 9,1 8,7 11,7

Spanien 10,7 12,3 8,9 9,5 11,3

Zypern 9,0 5,2 6,7 8,1 8,9

Tschechien 8,9 3,4 4,3 7,7 7,9

Luxemburg 8,7 14,5 7,2 7,6 9,5

Deutschland 8,1 5,7 7,9 8,0 7,8

Frankreich 8,1 6,8 4,5 6,9 7,5

Malta 7,8 3,6 6,1 6,2

Lettland 7,6 3,8 3,7 4,3 9

Belgien 7,4 8,7 5,0 6,4 7,2

Italien 6,5 6,4 5,9 6,1 6,6

Polen 5,7 4,6 2,3 4,2 5,2

Litauen 5,5 3,0 3,0 3,7 6,1

Portugal 4,9 5,5 6,9 5,0 5,6

Slowakei 3,7 1,9 2,5 2,6 4,0

Ungarn 3,1 2,9 3,1 2,7 3,5

Griechenland 2,7 4,9 3,2 2,8 3,1

Bulgarien 1,2 1,2 2,0 1,3 1,5

Rumänien 1,2 0,8 2,4 1,3 1,6

Anmerkung: Für Litauen, Bulgarien, Rumänien bei Arbeitslosen 2007, 2001 bzw. 2003.

Quelle: Europäische Kommission 2010.

4. Lebenslanges Lernen

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DieWeiterbildungsneigungvariiertweiterhinnachdemErwerbsstatusunddemGeschlecht,wie

ausTabelle3hervorgeht(DatenausderArbeitskräfteerhebung).Beschäftigtesindindenmeis-

ten,abernichtallenLändernhäufigermitWeiterbildungbefasstalsArbeitsloseoder Inaktive.

Die skandinavischenStaatenkönnen jedocheinüberdurchschnittlichesNiveaubei allenGrup-

penerreichen.BeimGeschlechtergibtsichfürvieleLändereinVorsprungderFrauengegenüber

denMännern.HierzulandeistdieTeilhabeanWeiterbildungjedochrelativgleichmäßigzwischen

FrauenundMännernverteilt.

IminternationalenVergleichfälltDeutschlandnochineinerweiterenHinsichtauf.Hierzulande

fällt die Weiterbildungsbeteiligung von Inaktiven, also Personen, die nicht (mehr) aktiv nach

einemArbeitsplatzsuchen,deutlichgrößerausalsderentsprechendeIndikatorfürArbeitslose.

DarinkönntesicheinSchwerpunktderhiesigenArbeitsmarktpolitikwiderspiegeln,diesichum

die IntegrationvonprinzipiellArbeitsfähigen insErwerbslebenbemüht.Der international ver-

gleichsweisegeringeAnteilvonInaktivenandergesamtenErwerbsbevölkerungweistineineähn-

licheRichtung(Eichhorst/Marx/Thode2009).

4. Lebenslanges Lernen

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5.ÄltereArbeitnehmerundEintrittindenRuhestand

5.1 Beschäftigungslage beim Übergang zwischen Erwerbsleben und Ruhestand

DieBeschäftigungsquotevonArbeitskräftenimAlterzwischen55und64Jahrenistindenletzten

JahreninnahezualleneuropäischenStaatenmehroderwenigerdeutlichangestiegen(Eichhorst/

Marx/Thode2009).AllerdingsbestehennachwievorerheblicheNiveauunterschiedezwischen

denLändern.SchwedenundEstlandliegenmitmehrals60ProzentErwerbstätigkeit indieser

AltersgruppeanderSpitzedesVergleichsfeldes,gefolgtvonDänemark,Großbritannienundauch

Deutschland.InUngarn,PolenoderMalta,diedasandereEndedesSpektrumsbilden,istdage-

genwenigeralseinDrittelderälterenerwerbsfähigenBevölkerungtatsächlichbeschäftigt(Abbil-

dung17).Insgesamtfälltauf,dassgeradeLänderimSüdenundOstenEuropastendenziellgerin-

gereBeschäftigungsquotenvonÄlterenaufweisen.DieaktuelleEntwicklungimVergleichzu2001

veranschaulicht,dassgeradedieöstlichenundsüdlichenEU-LänderhoheZuwächseverzeichnen

können.Bulgarien,dieSlowakeiundLettlandweisendiehöchsteSteigerungderBeschäftigungs-

quotebeiden55-bis64-Jährigenauf.

Deutschland istdasLandmitdergrößtenZunahmeunterallenwesteuropäischenStaatenund

kommtaufeinenAnstiegvonüber18ProzentpunktenimVergleichzu2001.DieBeschäftigungs-

quotederälterenArbeitskräfteliegthierzulandemitüber56Prozentinzwischendeutlichüber

demDurchschnitt.ImLänderüberblickzeigtsich,dassbeidiesemIndikatoreinerheblichesGefälle

zwischendemNordwestenunddemSüdostenEuropasbesteht,wobeiauchFrankreich,Belgien

undLuxemburgaufeinemNiveauliegen,dassonsteherinSüd-undOsteuropazufindenist.

DieBeschäftigungsquotevonÄlterenhängtsehrstarkvomQualifikationsniveauab.Auffälligdabei

ist,dassälterePersonenmitHochschulabschlussdeutlichhöhereBeschäftigungsquotenaufwei-

senalsPersonenmitgeringemodermittleremQualifikationsniveau.Hochqualifiziertedrängen

späteraufdenArbeitsmarkt,verbleibendafüraberauchlängerimErwerbsleben.Diesliegtnicht

zuletztdaran,dassHöherqualifizierteseltenerkörperlichbelastendenTätigkeitennachgehen.In

Rentensystemen,diestarkvonhohenzuniedrigenEinkommenumverteilenoderdiewiedasdeut-

scheSystemeineBeitragsbemessungsgrenzehaben,nimmtdasGefällezwischenArbeitseinkom-

menundRentenzahlungenmitsteigendemEinkommenzu,sodassauchindieserHinsichtein

AnreizfürHöherqualifizierteundGutverdienendebesteht,späterindenRuhestandeinzutreten.

SpitzenreiterbeidenHochqualifiziertenistSchwedenmitknapp82Prozent.AberauchLitauen,

EstlandundTschechienweisensehrhoheWertezwischen78und73Prozentauf(Abbildung18).

ImmittlerenQualifikationsbereichfolgennach71ProzentbeimhöchstplatziertenSchwedendie

LänderGroßbritannien,Estland,Lettland,DänemarkundIrlandmitWertenvonjeweilsmehrals

5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

Abbildung 17: Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen, 2009 und Veränderung gegenüber 2001

Angaben in Prozentpunkten

-10

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Italie

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n

Belg

ien

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arn

Pole

n

Mal

ta

Quelle: Europäische Kommission 2010.

2009 Differenz zu 2001

70,0

3,3

11,9

-0,5

5,3

18,3

6,99,8

15,5 16,312,7

4,2

-0,5

9,7

22,1

4,9

-5,6

4,0

12,2

17,1

7,0

12,6

7,710,1 10,2 9,3

4,9

-1,3

60,457,5 57,5 56,2 56,0 55,5 55,1

53,2 51,6 51,0 49,746,8 46,1

44,142,6 42,2 41,1

39,5 38,9 38,235,7 35,6 35,3

32,8 32,3

28,1

60Prozent,währendbeidengeringqualifiziertenÄlterendiehöchstenWertederErwerbstätig-

keitinPortugalundZypernerreichtwerden.AuchRumänienundGriechenlandhabenauffällig

hoheBeschäftigungsquotenbeiälterenArbeitnehmern.DiesmagnichtzuletztaucheineFolge

vonwenigausgebautenRentensystemensein.DeutschlandweistinsgesamteinemittlereSprei-

zungderErwerbsintegrationÄlterernachdemQualifikationsniveauauf–alledreiGruppenlie-

genmitWertenvon38,53und69ProzentauchimmittlerenBereichdeseuropäischenVergleichs.

DieBeschäftigungsquoteÄltererunddastatsächlicheRenteneintrittsalterkorrelierenaufdeners-

tenBlickstark.SoliegenmitIrland,Großbritannien,Schweden,LettlandundZyperndiemeisten

derSpitzenreiterbeiderErwerbstätigkeitauchbeimfaktischenRuhestandsaltervorne(Abbildung

19).ÄhnlichesgiltbeispielsweisefürPolen,RumänienundLuxemburgamanderenEndedesVer-

gleichs.EineauffälligeDiskrepanzzwischendiesenIndikatorenbestehtvorallembeiBelgien,wo

eininzwischenmittleresRenteneintrittsalterweiterhinmiteinerrechtgeringenBeschäftigungs-

quoteeinhergeht.DasRenteneintrittsalteristjedocherstwährendderletztenzehnJahreausge-

hendvoneinemsehrgeringenNiveauangestiegen.

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InderZusammenschaufolgtdasRenteneintrittsalterjedochandersalsdieErwerbstätigkeitkeiner

eindeutigen wohlfahrtsstaatlichen Typologie oder geographischen Logik. Die westeuropäischen

Länderwiesen2001 sowohldashöchste als auchdasniedrigsteRenteneintrittsalter auf. 2001

erreichte Belgien mit unter 57 Jahren das durchschnittlich niedrigste Renteneintrittsalter und

Irlandmitüber63Jahrendashöchste.ÄhnlichesgiltfürdieskandinavischenLänder.Auchderen

Renteneintrittsalterfälltunterschiedlichaus.

Nach2001erhöhtesichdasdurchschnittlicheRenteneintrittsalterinfastallenLändern.Vondiesem

TrendausgenommenwarenDänemarkundRumänien,woessogarzueinerSenkungdesdurch-

schnittlichenRuhestandsalterskam.Deutschlandliegtmitmittlerweile61,7Jahrenleichtüberdem

EU-Durchschnitt(Abbildung19).ZwarstiegdasdurchschnittlicheErwerbsaustrittsalterinDeutsch-

land imzeitlichen Vergleich zwischen2001und2008überdenEU-Mittelwert, dennochfiel der

AnstiegbeivielenLändernhöheraus.Mansolltenichtdarüberhinwegsehen,dassSpanien,dieNie-

derlandeundSchwedenbereits2001einrechthohesdurchschnittlichesErwerbsaustrittsalterhatten

undessogarstärkererhöhtenalsDeutschland.JedochhabenvieleNachbarländerwieFrankreich,

Dänemark,ÖsterreichundPoleneingeringeresRenteneintrittsalteralsDeutschland.Bemerkens-

wertausdeutscherSichtist,dassDänemarkinzwischenhinterderBundesrepublikzurückliegt.

5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

Abbildung 18: Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer nach Qualifikationsniveau, 2008

Angaben in Prozent

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50

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25

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nde

Lita

uen

Span

ien

Deu

tsch

land

Port

ugal

Bulg

arie

n

Tsch

echi

en

Italie

n

Slow

akei

Öst

erre

ich

Fran

krei

ch

Belg

ien

Rum

änie

n

Grie

chen

land

Ung

arn

Luxe

mbu

rg

Pole

n

Slow

enie

n

Vorschule, Primärbereich und Sekundarstufe I – Stufen 0-2 (ISCED 1997)

Tertiärbereich – Stufen 5-6 (ISCED 1997)

Sekundarstufe II und Post-Sekundarbereich – Stufen 3-4 (ISCED 1997)

Quelle: Europäische Kommission 2010.

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

WeiterhingehtausAbbildung19eingewisserZusammenhangzwischengesetzlichemundtat-

sächlichemRenteneintrittsalterhervor.DiehöchstenfaktischenRenteneintrittsaltersind insol-

chenLändernzubeobachten,indenenMännerwieFrauenoffiziellmit65JahrenindenRuhe-

standtreten.DieeinzigenAusnahmenfindensichindenbaltischenStaatenLettlandundEstland.

Länder,indenendasgesetzlicheEintrittsalterunterhalbvon65Jahrenliegt,habengrößtenteils

auchnochunterschiedlicheAltersgrenzenzwischenMännernundFrauen.SolcheMustersindvor

alleminSüd-undOsteuropazubeobachten,aberauchinFrankreich,LuxemburgoderÖsterreich.

Abbildung 19: Durchschnittliches tatsächliches Erwerbsaustrittsalter 2001 und 2008 sowie die gesetzlichen Erwerbsaustrittsalter von Frauen und Männern 2009

Angaben in Jahren

52

54

56

58

60

62

64

66

68

52

54

56

58

60

62

64

66

68

Irlan

d

Schw

eden

Zype

rn

Nie

derla

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Gro

ßbrit

anni

en

Lett

land

Span

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Port

ugal

Estla

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Lita

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Ung

arn

Mal

ta

Slow

enie

n

Luxe

mbu

rg

Fran

krei

ch

Pole

n

Slow

akei

Rum

änie

n

Anmerkung: Werte für 2007 für Zypern, Portugal, Belgien, Finnland, Österreich, Polen, Slowakei; 2006 für Rumänien, Bulgarien, Irland, Litauen und Slowenien; für 2005 für Ungarn und Luxemburg; Differenz zu 2002 für Bulgarien, Griechenland und Slowenien.

Quelle: Europäische Kommission 2010.

2001 2008 gesetzliche Altersgrenze Männer gesetzliche Altersgrenze Frauen

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DerBezugeinergesetzlichenAltersgrenzemussnichtdas sofortigeEnde jeglicherErwerbsar-

beit bedeuten. In einer Reihe von Ländern gibt es einen nennenswerten Anteil von Personen,

diegesetzlicheAltersbezügemitErwerbseinkommenausNebentätigkeitenkombinieren(Abbil-

dung20).DieLändergruppe,inderzehnProzentodermehrderRuheständlerihreRenteaufsto-

cken,istmitPortugal,Rumänien,Zypern,Lettland,SchwedenundEstlandsehrheterogenbesetzt.

ImGroßenundGanzendürfteaberdasEinkommensmotiv,alsoeinegeringeRentemitErwerbs-

einkommenaufzustocken,imVordergrundstehen.EinehoheBindungandenArbeitsmarktüber

die Ruhestandsgrenze hinaus könnte vor allem für schwedische Rentner vermutet werden. In

DeutschlandistderAnteilderRentnermitNebenerwerbseitBeginndesabgelaufenenJahrzehnts

leichtaufnunmehrvierProzentangestiegen.DamitliegtDeutschlandimhinterenMittelfeld.

5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

Abbildung 20: Nebentätigkeiten von Rentnern, 2008 und Veränderung gegenüber 2001

Angaben in Prozentpunkten

-25

-20

-15

-10

-5

0

5

10

15

20

Port

ugal

Rum

änie

n

Zype

rn

Lett

land

Schw

eden

Estla

nd

Irlan

d

Gro

ßbrit

anni

en

Slow

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Grie

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land

Deu

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land

Bulg

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n

Finn

land

Italie

n

Span

ien

Ung

arn

Belg

ien

Slow

akei

Fran

krei

ch

Luxe

mbu

rg

Quelle: Europäische Kommission 2010.

2008 Differenz zu 2001 (Differenz zu 2002 für Luxemburg)

17,6

-1,2

-22,3

1,7

5,57,2

1,3 1,72,6

-2,1

1,0

-0,5

2,0 2,2

-2,5

1,0

-0,8

1,1 1,3 1,60,1 0,5 0,7 0,5 0,7 0,4

-0,4

15,2

12,3 12,3 12,010,0 9,6

7,3 6,45,6 5,6 5,4 5,1 4,7 4,5 4,3 3,9 3,8 3,8

0,91,41,61,81,92,13,3

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

5.2 Nettolohnersatz und Armutsrisiko im öffentlichen Rentensystem

EinwesentlichesKennzeichenfürdieLeistungsfähigkeitdesgesetzlichenRentensystemsistseine

typischeNettolohnersatzrate,alsoderAnteildesvorherigenNettoarbeitseinkommens,derdurch

die Rentenzahlung ersetzt wird. Dieser Indikator gibt somit an, inwieweit das staatliche Ren-

tensystemdaraufausgelegtist,denLebensstandardauchimAlterzusichern,derwährendder

Erwerbstätigkeit geherrscht hat. Die Abbildung 21 offenbart große Unterschiede in der OECD-

Welt.InderTürkei,Griechenland,UngarnunddenNiederlandenliegtdieNettolohnersatzratefür

ehemaligeDurchschnittsverdieneroberhalbvon100Prozent.DasEinkommenausderRenteist

alsohöheralsdasehemaligeErwerbseinkommen.AmanderenEndedesLänderspektrumsfin-

densichIrland,JapanundMexikomitLohnersatzratenvon40Prozentunddarunter.Deutschland

befindetsichmiteinemWertvonetwasmehrals61ProzentimhinterenMittelfeld,inetwagleich-

aufmitBelgien,FinnlandundKanada.Esfälltauf,dassdieLänder,dieindenletztenJahrengrö-

ßereRentenreformenvollzogenunddieSäuleprivaterkapitalgedeckterVorsorgegestärkthaben

–nebenDeutschlandundBelgienetwaauchSchweden–beiderNettolohnersatzrateimBereich

zwischen60und70Prozentzufindensind.

DieDifferenzierungderRentenbezieherinGut-,Durchschnitts-undGeringverdienermitjeweils

150,100und50ProzentdesmittlerenErwerbseinkommensliefertzusätzlicheInformationüber

AusmaßundRichtungderUmverteilunginnerhalbdergesetzlichenRentenversicherung.Sofällt

auf,dassineinerReihevonLändernGeringverdienereinedeutlichhöhereLohnersatzratehaben

alsDurchschnittsverdiener.BesondersausgeprägtistdiesinangelsächsischenLändernwieAus-

tralien,Neuseeland,Kanada,IrlandundGroßbritannien,inbesonderemMaßeaberinDänemark.

DortbeträgtdieNettolohnersatzratevonGeringverdienern137Prozent,währendDurchschnitts-

verdiener deutlich geringere 91 Prozent erhalten. Die meisten Länder weisen insgesamt eine

Umverteilungvon„reich“zu„arm“auf.DemgegenübergibtesmitderTürkei,Spanienundder

SlowakeilediglichdreiStaaten,indenenGutverdienerdiehöchsteundGeringverdienerdienied-

rigsteLohnersatzratehaben.SchwedenundingeringeremAusmaßFinnlandsinddiebeidenein-

zigenLänder,indenenDurchschnittsverdienereinenniedrigerenLohnersatzhabenalsGut-oder

Geringverdiener.DeutschlandschließlichistdaseinzigeLand, indemDurchschnittsverdienern

vonallendreiGruppendiehöchsteLohnersatzrategewährtwird,wenngleichdieUnterschiede

hierrelativgeringsind.ImVergleichzuallenanderenStaatenistdieBundesrepublikdasjenige

Land,beidemdiedreiEinkommensgruppenamengstenzusammenliegen.Hieranlässtsichable-

sen,dassdasÄquivalenzprinzip,alsodieKongruenzzwischeneingezahltenBeiträgenundaus-

gezahltenLeistungen,hierzulandebesondersausgeprägt istundamEinkommenanknüpfende

UmverteilungkaumeineRollespielt.

Die Ausgestaltung der staatlichen Rentenversicherung, insbesondere der Abdeckungsgrad, die

NettolohnersatzrateunddasAusmaßderUmverteilung,beeinflussennebendem individuellen

ErwerbsverlaufmaßgeblichdasRisiko,imAltervonArmutbetroffenzusein.InderTabelle4ist

zunächstdasArmutsrisiko fürdieGesamtbevölkerungalsReferenzmaßstabdargestellt. Inden

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

Nettolohnersatzrate von Gutverdienern, 150 Prozent des Durchschnittsverdienstes Nettolohnersatzrate von Durchschnittsverdienern Nettolohnersatzrate von Geringverdienern, 50 Prozent des Durchschnittsverdienstes

Abbildung 21: Nettolohnersatzraten der staatlichen Altersvorsorge, 2009

Quelle: OECD 2010b.

Türkei

Griechenland

Ungarn

Niederlande

Luxemburg

Island

Dänemark

Österreich

Spanien

Polen

Italien

Slowakei

Portugal

Norwegen

Frankreich

Schweiz

Tschechien

Schweden

Belgien

Finnland

Deutschland

Kanada

Australien

Korea

USA

Neuseeland

Großbritannien

Irland

Japan

Mexiko

0 30 60 90 120 150

Angaben in Prozent

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

folgendenSpalten lässtsichdasArmutsrisiko fürHaushaltemitPersonenüber65 Jahrenund

verschiedenenHaushaltszusammensetzungenablesen.Insgesamtfälltauf,dassindenmeisten

LänderndasArmutsrisikofürÄltereaufeinemähnlichenNiveauliegtwiefürdieGesamtbevöl-

kerung.InDeutschlandzeigtsich,dassdieGesamtbevölkerungeinerseitsundHaushaltemitPer-

sonenüber65JahrenandererseitsMitteder2000erJahremitneunbzw.achtProzent inetwa

dem gleichen Armutsrisiko unterlagen. Dieser Wert zählt im internationalen Vergleich zu den

geringeren.EsgibtjedochaucheinigeLänderwieTschechien,dieNiederlande,dieSlowakeiund

Schweden,diemitWertenzwischenzweiundsechsProzenteinnochmalsschwächeresRisiko

aufweisen.DemgegenüberistdieGefahr,armzusein,vorallemineinigenangelsächsischenund

südeuropäischenLänderndeutlich ausgeprägter. IndenUSA, Irland,Australien,Griechenland,

PortugalundSpaniensowiezusätzlichnochinJapanundMexikoistmehralseinFünftelderälte-

renBevölkerungvonArmutbedroht.IndengenanntenLändernfallenzudemgroßeUnterschiede

indenArmutsrisikenfürunterschiedlicheHaushaltstypenauf.IndenLänderndesSüdensund

denangelsächsischenStaatenliegtdasArmutsrisikodeutlichhöher,wennniemandimHaushalt

erwerbstätigistoderwennÄlterealleinleben.DiesistinDeutschlandweitwenigerderFall,ledig-

lichAlleinstehendehabenhierzulandeeindeutlichhöheresRisiko.Dasdürfteauchdaraufzurück-

zuführensein,dassinderGruppeältererAlleinstehenderFrauenüberrepräsentiertsind,diein

derbetroffenenAlterskohorteaufgrundihrerBildungsabschlüsseundErwerbsverläufeimSchnitt

geringereRentenansprüchealsMännerhaben.

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

AltersarmutbirgtnocheinebesondereGefahr,nämlichdiederlängerfristigenArmut.Dasistdas

ResultatdesLändervergleichsinTabelle5.Über-65-JährigesindimAllgemeineneinergrößeren

Gefahrausgesetzt,währendeineslängerenZeitraumesunterhalbderArmutsschwellezuleben.

Tabelle 4: Armutsrisiko von Haushalten mit Personen im Rentenalter, Mitte der 2000er Jahre

Angaben in Prozent

Armuts-risiko der Gesamt-

bevölkerung

Armutsrisiko Haushalten mit Personen im Rentenalter (über 65)

alle erwerbstätigNicht

erwerbstätigallein-

stehendPaar

Australien 27 27 4 32 50 18

Belgien 13 12 4 13 17 10

Dänemark 10 10 2 12 17 4

Deutschland 9 8 2 9 15 5

Finnland 13 14 11 14 28 4

Frankreich 9 9 1 9 16 4

Griechenland 23 21 7 31 34 18

Großbritannien 10 10 1 12 17 7

Irland 31 25 5 36 65 9

Island 5 5 3 7 10 2

Italien 13 13 3 17 25 9

Japan 22 21 13 30 48 17

Kanada 6 7 2 10 16 4

Luxemburg 3 3 n. v. 4 4 3

Mexiko 28 23 19 39 45 21

Neuseeland 2 4 1 2 3 1

Niederlande 2 2 2 2 3 2

Norwegen 9 9 1 10 20 1

Österreich 7 8 7 9 16 4

Polen 5 6 6 6 6 6

Portugal 17 20 5 25 35 16

Schweden 6 6 3 7 13 1

Schweiz 18 18 n. v. n. v. 24 15

Slowakei 6 4 n. v. 7 10 3

Spanien 23 27 12 32 39 24

Tschechien 2 3 n. v. 3 6 2

Türkei 15 18 20 16 38 17

Ungarn 5 5 n. v. 5 11 1

USA 24 24 9 34 41 17

Quelle: OECD 2008.

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5. Ältere Arbeitnehmer und Eintritt in den Ruhestand

Tabelle 5: Armutsrisiko nach Alter in Prozent, Mitte der 2000er Jahre

Angaben in Prozent

25-50 Jahre 51-64 Jahre 65 Jahre und darüber

Arm in: 1 Jahr 2 Jahren 3 Jahrenmind.einmal

1 Jahr 2 Jahren 3 Jahrenmind.einmal

1 Jahr 2 Jahren 3 Jahrenmind.einmal

Australien 0,8 0,6 0,4 0,7 0,9 1,0 1,2 1,0 1,5 2,1 3,6 2,2

Belgien 0,8 0,8 0,6 0,8 0,9 1,0 0,8 0,9 1,7 2,1 3,6 2,0

Dänemark 0,7 0,5 0,3 0,6 0,6 0,5 0,7 0,6 2,5 2,2 2,8 2,0

Deutschland 0,9 1,0 0,6 0,8 1,1 1,0 1,2 1,1 1,0 0,6 0,8 0,8

Finnland 0,9 0,8 0,6 0,8 0,7 0,6 1,2 0,8 0,9 2,5 4,2 2,8

Frankreich 0,9 0,8 0,6 0,8 0,8 0,8 0,9 0,8 1,0 1,2 2,6 1,4

Griechenland 0,9 0,8 0,5 0,7 1,1 1,0 1,0 1,1 1,0 1,3 2,1 1,3

Großbritannien 0,8 0,7 0,7 0,8 0,6 0,6 0,5 0,6 1,0 0,8 1,9 1,1

Irland 0,9 0,8 0,7 0,8 0,7 1,0 0,9 0,8 1,6 1,4 2,5 1,6

Italien 1,0 1,0 0,8 1,0 0,9 0,9 0,8 0,9 1,0 1,2 2,9 2,0

Kanada 0,9 0,9 0,9 0,9 0,9 1,0 1,1 1,0 0,9 0,7 1,0 0,9

Luxemburg 1,0 0,9 1,0 1,0 0,5 0,8 0,6 0,6 0,4 0,5 0,9 0,5

Niederlande 0,9 0,9 0,9 0,9 0,9 0,3 0,2 0,6 1,1 0,1 0,1 0,6

Österreich 0,9 0,7 0,5 0,8 1,0 0,9 0,8 0,9 1,2 1,6 2,2 1,7

Portugal 0,9 0,8 0,7 0,8 0,9 0,9 0,7 0,8 1,2 1,0 1,4 1,1

Spanien 0,9 0,9 0,7 0,9 1,0 0,6 1,0 0,9 0,9 1,3 1,3 1,2

USA 0,9 0,9 0,7 0,8 0,8 0,8 0,7 0,8 1,0 1,0 1,7 1,2

Quelle: OECD 2008.

DasfälltauchbeidemvergleichsweiseniedrigenArmutsrisikoinDeutschlandauf.DasRisikoin

DeutschlandalsÜber-65-JährigermindestensdreiJahreunterderArmutsgrenzezuleben,liegt

bei 1,9Prozentund ist höher als inden anderenAltersgruppen. 1,0Prozent betrugMitte der

2000erJahrederAnteilvonÜber-65-Jährigen,dieinDeutschlandeinJahrlanginArmutlebten.

ImVergleichzumDurchschnittderBevölkerungwarensieeinemgenaugleichgroßenRisikoaus-

gesetzt,armzusein.AlsarmgeltenPersonen,diewenigerals50ProzentdesMedianeinkommens

zurVerfügunghaben.FürDeutschlandzusammengefasstistallenfallsdasRisiko,längerarmzu

sein,beiRentnerhaushaltenimVergleichzurGesamtbevölkerungerhöht,währenddiesesRisiko

beijüngerenGruppengeringerausfällt.

ZudenLändernmitdemhöchstenRisikoderLangzeitarmutbeidenÜber-65-Jährigenzählenwie-

derumAustralienundIrland,aberauchÖsterreichundvorallemDänemark.GeringeGefahrder

dauerhaftenArmutbestehtdemgegenüberindenNiederlanden,Italien,LuxemburgundKanada.

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6. Literatur

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Presse/pm/2011/03/PD11__093__212,templateId=renderPrint.psml

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