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In der Öffentlichkeit wird Sicherheitstechnik kontrovers diskutiert. Datenschutzverbände wie der „Verein zur För- derung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs“ (kurz: Foebud) aus Bielefeld, der den Big Brother Award vergibt, kritisiert, dass Außenstehende schwer nachvollziehen können, ob eine Überwachung stattfindet.Viele öffentliche Bereiche wie Rathäuser, Fahr- zeuge im Nahverkehr und Bahnhöfe – wie auch öffentli- che und private Kliniken – sind mit Schließanlagen und Videoüberwachung ausgestattet, um Vandalismus einzu- dämmen. In diesem Jahr erfuhr die Öffentlichkeit, dass verschiedene Unternehmen Kameras zur Bespitzelung von Mitarbeitern eingesetzt hatten. Laut der Gewerkschaft Verdi gibt es von der Belegschaft in Krankenhäusern gegenwärtig keine Beschwerden in dieser Richtung. „Es sind uns aber Arbeit- geber im Gesundheitssektor bekannt, die neue Technolo- gien tendenziell zur Verhaltenskontrolle nutzen“, gibt Dirk Völpel-Haus vom Arbeitsbereich Krankenhaus bei Verdi zu bedenken. Dieses Thema wird zurzeit heftig diskutiert, was unter anderem durch die erhöhte Sensibilität nach dem Skandal beim Discounter Lidl ausgelöst wurde. Verdi betont aber,dass mit der Verteufelung der neuen Technik keiner Seite gedient sei. Bei einem Einsatz müsse zwi- schen der Verantwortung gegenüber Patienten,Angestell- ten und der Klinik abgewogen werden. Ohne Sicherheit keine Investition Die in großen Gebäuden untergebrachten Gewerke rei- chen von der Klimatechnik über die Brandmeldeanlage bis hin zur Zugangskontrolle oder Aufzugsteuerung. Wie bei allen Investitionen in die Gebäudetechnik muss auch bei der Sicherheitstechnik eine sorgfältige Kosten-Nutzen- Abwägung vorgenommen werden. Damit eine hohe In- vestitionssicherheit gewährleistet ist, muss sich die Anla- ge in das bestehende oder geplante Gebäudemanage- mentsystem einbinden lassen. Voraussetzung ist, dass die Komponenten vernetzbar sind und mit offenen Standards arbeiten, wie zum Beispiel Mifare Des-Fire mit einer star- ken Verschlüsselung bei Smartcards oder KNX im Gebäu- demanagement. So können Lösungen geschaffen wer- den, die Zutrittskontrolle, Überwachung, Gebäudemana- gement und elektronische Bezahlfunktionen vereinen. In der Vernetzung von Gebäuden setzt sich das Internet- Protocol (IP), der offene Netzwerkstandard des Internet, zunehmend als Kommunikationsplattform für Sicherheits- und Steuerungsanwendungen durch. Mithilfe der IP-Tech- nologie kann Sicherheitstechnik in einem integralen System einer vernetzten Klinik eingesetzt werden. Inte- grierte Systeme können das Krankenhauspersonal entlas- ten und so eine bessere, effizientere Betreuung ermögli- chen. Auf IP-Basis verschickt, umgehen Datenpakete defekte Stellen. Dadurch ergibt sich eine hohe Verfügbar- keit der Daten,außerdem wird das Netzwerk ausfallsicher. Dass das Protokoll so sicher ist, verwundert nicht, wenn man weiß, dass die Vorgänger von IP für die militärische Nutzung entwickelt worden sind. Komfortable Lösungen für komplizierte Probleme Die Planung von gewerkeübergreifenden Systemen ist so komplex, dass sich Firmen wie Bosch, Securitas oder Duss- mann Service auf die Planung von Sicherheitskonzepten und die Beratung von Krankenhäusern spezialisiert haben. Wichtig sind dabei der Transfer von Technologien in praxistaugliche Lösungen, Beratungsdienstleistungen und die langfristige Wartung der installierten Systeme. Kli- niken sind auf Lösungen angewiesen, die ihren Betrieb optimal unterstützen. Dazu muss genau ermittelt werden, welcher Bereich wie sicher sein soll und wo Engpässe im Betrieb vermieden werden müssen. Die Unternehmen im Fachkreis Lichtruf des ZVEI sollen deshalb unterschiedlichste Faktoren bei der Planung von Krankenhaus-Produkten einbeziehen, wie der Vorsitzende Holger Lucius erläutert: „Hier finden die Ergebnisse eines fortlaufenden Innovationsprozesses Niederschlag, in den Anregungen der Anwender, Anforderungen der Planer und wirtschaftliche Ziele der Nutzer und Patientensicher- heit eingehen.“ Wichtig sei ein regelmäßiger Austausch mit den Anwendern. Weil viele Dienstleister auch im Bereich des Facility-Managements tätig sind, könne wei- teres Know-how in die Planungen mit einfließen. Doormanagement: Automatiktüren, Schließanlagen und mehr Die besonderen Vorgaben für die Planung berücksichtigen die Bauverordnungen für Krankenhäuser und Pflegehei- me in den Vorschriften für Außentüren. Diese müssen sich im Brandfall selbsttätig und in Fluchtrichtung öffnen. Vie- le Türen sind als Automatiktüren ausgeführt, um Patienten oder Pflegern mit Betten den Zugang zu erleichtern. Sie sind meist in die Schließanlage des Krankenhauses einge- bunden, um sie jederzeit überwachen und ihre Funktion anpassen zu können. Dafür ist eine genaue Planung not- wendig, damit die automatischen Türen nicht den Betrieb behindern. EURO SECURITY 12-2008 28 „Bringen Sie keine größeren Geldbeträge, Schmuck oder andere Wert- sachen mit ins Krankenhaus!“ „Lassen Sie Ihre persönlichen Dinge nie unbeaufsichtigt im Krankenzimmer zurück!“ – So steht es auf den Auf- klebern für Patienten, die der Opferschutzverein Weißer Ring gemein- sam mit der Polizei in Bayern wegen steigender Diebstahlzahlen in Kran- kenhäusern anbringt. Die Sicherheit von Patienten wird dadurch bestimmt, dass sich in einem Krankenhaus Besucher, Patienten, Zuliefe- rer und Ärzte aufhalten. Hier befinden sich lebensnotwendige, kostspie- lige medizinische Geräte wie etwa MRTs, CTs und Röntgenanlagen, die gleichzeitig vor Diebstahl geschützt und Ärzten jederzeit schnell zur Verfügung stehen müssen. In die Sicherheitsplanung muss auch einbe- zogen werden, dass Angehörige oder Patienten oft höchst emotional sind. Spontane Gewaltausbrüche sind jederzeit möglich. Gleichwohl sollte eine Klinik für Patienten ein angenehmer Ort bleiben – immerhin bleiben sie dort durchschnittlich 8,4 Tage. Der Spagat zwischen Öffent- lichkeit und Schutz stellt sehr hohe Ansprüche an die Planung der Sicherheitstechnik. Krankenhaus Sicher un

ESD 17 2 16 vers6 - Uhlmann & Zacher GmbH: … mit der Polizei in Bayern wegen steigender Diebstahlzahlen in Kran-kenhäusern anbringt. Die Sicherheit von Patienten wird dadurch bestimmt,

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In der Öffentlichkeit wird Sicherheitstechnik kontroversdiskutiert. Datenschutzverbände wie der „Verein zur För-derung des öffentlichen bewegten und unbewegtenDatenverkehrs“ (kurz: Foebud) aus Bielefeld, der den BigBrother Award vergibt, kritisiert, dass Außenstehendeschwer nachvollziehen können, ob eine Überwachungstattfindet.Viele öffentliche Bereiche wie Rathäuser, Fahr-zeuge im Nahverkehr und Bahnhöfe – wie auch öffentli-che und private Kliniken – sind mit Schließanlagen undVideoüberwachung ausgestattet, um Vandalismus einzu-dämmen.In diesem Jahr erfuhr die Öffentlichkeit, dass verschiedeneUnternehmen Kameras zur Bespitzelung von Mitarbeiterneingesetzt hatten.Laut der Gewerkschaft Verdi gibt es vonder Belegschaft in Krankenhäusern gegenwärtig keineBeschwerden in dieser Richtung.„Es sind uns aber Arbeit-geber im Gesundheitssektor bekannt, die neue Technolo-gien tendenziell zur Verhaltenskontrolle nutzen“,gibt DirkVölpel-Haus vom Arbeitsbereich Krankenhaus bei Verdi zubedenken. Dieses Thema wird zurzeit heftig diskutiert,was unter anderem durch die erhöhte Sensibilität nachdem Skandal beim Discounter Lidl ausgelöst wurde.Verdibetont aber, dass mit der Verteufelung der neuen Technikkeiner Seite gedient sei. Bei einem Einsatz müsse zwi-schen der Verantwortung gegenüber Patienten,Angestell-ten und der Klinik abgewogen werden.

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Die in großen Gebäuden untergebrachten Gewerke rei-chen von der Klimatechnik über die Brandmeldeanlagebis hin zur Zugangskontrolle oder Aufzugsteuerung. Wiebei allen Investitionen in die Gebäudetechnik muss auch

bei der Sicherheitstechnik eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Abwägung vorgenommen werden. Damit eine hohe In-vestitionssicherheit gewährleistet ist, muss sich die Anla-ge in das bestehende oder geplante Gebäudemanage-mentsystem einbinden lassen.Voraussetzung ist, dass dieKomponenten vernetzbar sind und mit offenen Standardsarbeiten, wie zum Beispiel Mifare Des-Fire mit einer star-ken Verschlüsselung bei Smartcards oder KNX im Gebäu-demanagement. So können Lösungen geschaffen wer-den, die Zutrittskontrolle, Überwachung, Gebäudemana-gement und elektronische Bezahlfunktionen vereinen.In der Vernetzung von Gebäuden setzt sich das Internet-Protocol (IP), der offene Netzwerkstandard des Internet,zunehmend als Kommunikationsplattform für Sicherheits-und Steuerungsanwendungen durch.Mithilfe der IP-Tech-nologie kann Sicherheitstechnik in einem integralenSystem einer vernetzten Klinik eingesetzt werden. Inte-grierte Systeme können das Krankenhauspersonal entlas-ten und so eine bessere, effizientere Betreuung ermögli-chen. Auf IP-Basis verschickt, umgehen Datenpaketedefekte Stellen. Dadurch ergibt sich eine hohe Verfügbar-keit der Daten,außerdem wird das Netzwerk ausfallsicher.Dass das Protokoll so sicher ist, verwundert nicht, wennman weiß, dass die Vorgänger von IP für die militärischeNutzung entwickelt worden sind.

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Die Planung von gewerkeübergreifenden Systemen ist sokomplex,dass sich Firmen wie Bosch,Securitas oder Duss-mann Service auf die Planung von Sicherheitskonzeptenund die Beratung von Krankenhäusern spezialisiert

haben. Wichtig sind dabei der Transfer von Technologienin praxistaugliche Lösungen, Beratungsdienstleistungenund die langfristige Wartung der installierten Systeme.Kli-niken sind auf Lösungen angewiesen, die ihren Betrieboptimal unterstützen.Dazu muss genau ermittelt werden,welcher Bereich wie sicher sein soll und wo Engpässe imBetrieb vermieden werden müssen.Die Unternehmen im Fachkreis Lichtruf des ZVEI sollendeshalb unterschiedlichste Faktoren bei der Planung vonKrankenhaus-Produkten einbeziehen,wie der VorsitzendeHolger Lucius erläutert: „Hier finden die Ergebnisse einesfortlaufenden Innovationsprozesses Niederschlag, in denAnregungen der Anwender, Anforderungen der Planerund wirtschaftliche Ziele der Nutzer und Patientensicher-heit eingehen.“ Wichtig sei ein regelmäßiger Austauschmit den Anwendern. Weil viele Dienstleister auch imBereich des Facility-Managements tätig sind, könne wei-teres Know-how in die Planungen mit einfließen.

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Die besonderen Vorgaben für die Planung berücksichtigendie Bauverordnungen für Krankenhäuser und Pflegehei-me in den Vorschriften für Außentüren. Diese müssen sichim Brandfall selbsttätig und in Fluchtrichtung öffnen.Vie-le Türen sind als Automatiktüren ausgeführt,um Patientenoder Pflegern mit Betten den Zugang zu erleichtern. Siesind meist in die Schließanlage des Krankenhauses einge-bunden, um sie jederzeit überwachen und ihre Funktionanpassen zu können. Dafür ist eine genaue Planung not-wendig, damit die automatischen Türen nicht den Betriebbehindern.

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Krankenhaus

Sicher und gesund

Der Planer sollte wissen,wo welche Anforderungen an Sicherheit und Bedien-barkeit bestehen. Zum Beispiel hat ein Pfleger, der ein Bett schiebt, meistenskeine Hand für Drücker oder Schlüssel frei. „Wir fragen nicht nur die Errichter,sondern auch die Endnutzer unserer Systeme in einer Kundenbefragung, wassie exakt brauchen. So werden Lösungen geschaffen, die im Betrieb effizientsind und den Nutzen maximieren“, beschreibt Thomas Pohl, bei Häfele fürWerbung zuständig,das Vorgehen bei der Planung der Schließsysteme für dasBad Krozinger Herz-Zentrum. Bei diesem Projekt wurden in die Schließanlageauch die Verteilung der Post und die Medikamentensicherung integriert. DieAnlage überwacht auch die Schlösser der Fächer und Schränke. Dadurchhaben Unbefugte keinen Zugriff.

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In vielen Krankenhäusern sind Schließanlagen schon lange Standard.Aus gu-tem Grund:Die schon früher implementierten Anlagen boten große Vorteile inSachen Sicherheit und Nutzen. Und immer noch setzen Anwender auf tradi-tionelle Schließanlagentechnik. „Wir haben ein Gelände mit über 70 Gebäu-den ohne zentrale Schließanlage. Wir setzen in der Mehrheit auf konventio-nelle Schließtechnik für die einzelnen Gebäude“, erläutert Markus Hollmann,Allgemeine Dienste des Uniklinikum Essen. „Die Ärzte, Besucher und Patien-ten haben mit Schließanlagen keine Probleme.Sie verstehen,dass es Bereichemit erhöhtem Sicherheitsbedarf gibt“, ergänzt Hollmann.Technisch seien dieHersteller heute weiter.Die Evolution begann bei mechanischen Schließanlagen, die mit Schlüsselngenutzt wurden. Nachteil war, dass Zylinder ausgetauscht werden mussten,wenn ein Schlüssel abhanden gekommen war. Diese Anlagen können mitRFID-Transpondern verbunden werden; die Schlösser werden mit elektrischenAntrieben ausgerüstet. Manche Anwender sehen in der Nutzung elektroni-scher Medien den Unterschied zwischen konventionellen und aktuellenLösungen. Heute geht der Trend zum zentralen Schlüsselmanagement. Daskann sowohl online über IP funktionieren als auch offline, indem die Schlüsselzur Programmierung genutzt werden können.Für beide Anwendungen setzen

EURO SECURITY 12-2008

und gesund

SSiicchheerrhheeiitt iimm KKrraannkkeennhhaauuss -- NNeeuuee TTrreennddss 22000088

sich prozessorbasierte Transponder durch, die für hoch-sichere Verschlüsselungen geeignet sind und deren Spei-cher neu beschrieben werden können. Im Speicher kön-nen Berechtigungen und Benutzerkonten für verschiede-ne Anwendungen abgelegt werden.

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Der Verlust von Gruppenschlüsseln führte u.a. dazu, dassdas Städtische Krankenhaus Kiel in eine neue Schließan-lage investierte. Die einzige Vorgabe bei der Ausschrei-bung lautete: Bitte mit Schlüssel.Die Wittener Firma Sicherheitstechnik Titz stellte den Ver-antwortlichen und dem technischen Leiter Thomas Redlindas Produkt Clex Prime von Uhlmann & Zacher vor.Dieseselektronische Schließ- und Sicherheitsmanagementsys-tem gewann die Ausschreibung der Klinik. „Wir habenuns aus mehreren Gründen für Clex Prime entschieden.Die Möglichkeit, nach dem Verlust von einem der 1.200Schlüssel durch Umprogrammierung einfach neue Schlüs-sel zu machen und die alten zu sperren, ist sehr wichtiggewesen“, erläutert Horst-Dieter Demske, zuständigerMitarbeiter in der Technik. „Zudem war der Preis gemes-sen an den Möglichkeiten sehr günstig.“Die Anlage ist von der Bedienung her selbsterklärend:ein-fach mit dem Schlüssel auf- und zuschließen. Für den Kli-nikbetrieb sprechen die robuste Verarbeitung der Knäufeund ihre geringe Größe. So stören sie den Betrieb nicht,weil die Durchfahrt mit Betten möglich ist.Den Einbau derrund 600 Zylinder CX6110 hat ebenfalls Sicherheitstech-nik Titz vorgenommen.

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Eine technisch andere Lösung hat die Firma Winkhaus imKlinikum Waren/Müritz realisiert.Basierend auf dem Blue-Chip-Online-Zutrittskontrollsystem wurde nach der medi-zinischen Neuausstattung in den Neunzigern die Sicher-heitstechnik auf ein modernes Niveau gebracht. „Bevorwir mit dem Um- und Neubau anfingen, gingen dauerndSchlüssel verloren“, erinnert sich der technische LeiterClaus Haller. „Das ist heute kein Thema mehr.“ VerloreneSchlüssel und Karten werden einfach am PC gesperrt, derdie Berechtigungen per Netzwerk an die Lesegeräte undTüren übermittelt. Jeder Müritz-Mitarbeiter verfügt übereine persönliche Chip-Karte als Ausweismedium. Sie sig-nalisiert an den 268 vernetzten Lesegeräten und 59 Off-line-Beschlaglesern im ganzen Krankenhaus „go“ oder„no“. Und das mit individuell definierten Zutrittsberechti-gungen. Außerdem wurden Management und Bewirt-schaftung des Parkplatzes an das System gebunden.Unberechtigtes Parken ist so nicht mehr möglich. Außer-dem können die fälligen Parkgebühren der Mitarbeiterautomatisch abgerechnet werden. Über diese Karte wer-den auch das Essen in der Kantine und die private Tele-fonnutzung abgerechnet.Durch die Kopplung der Stamm-daten mit dem Personalinformationssystem reduziert sichder Datenpflegeaufwand auf ein Minimum. Dazu wurdein Waren/Müritz erstmals das Winkhaus-System mitHimed von Siemens Enterprise Communications verbun-

den. So können die Transponder ihren vollen Funktions-umfang ausspielen.

KKoommmmuunniikkaattiioonn iimm WWaannddeell

Die Vernetzung der Sicherheitstechnik bezieht auch dieKommunikationseinrichtungen in Kliniken mit ein.Auf derMedica 2008 in Düsseldorf präsentierte Schrack Seconetdas IP-basierte Lichtrufsystem Visocall IP, das nicht nurden gesetzlich geforderten Bestimmungen an Notrufsys-teme für Patienten genügt, sondern darüber hinaus einenInternetzugang für Notebooks sowie den Anschluss anBedienungselemente für Schwerstbehinderte bietet.Das Lichtrufsystem lässt sich in Brandmelde- und Abrech-nungssysteme sowie DECT-Telefonanlagen einbinden.Rosa Maria Seilerbeck-Razenberger, Pressesprecherin beiSchrack:„Die Reaktionen von Patienten und Personal sinddurchweg positiv. Zurzeit werden einige Systeme instal-liert, weil es langfristige Planungen sind, von denen sichKliniken Wettbewerbsvorteile versprechen.“

Der zunehmende Einsatz von IP-Netzwerken ermöglichtden Kliniken, Medizin- und Sicherheitstechnik im Verbundzu betreiben. Weitere Hersteller auf diesem Gebiet sindHoneywell Novar, Jaotech und das österreichische Unter-nehmen Pascom.

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CCTV (Closed Circuit Television) überwacht die Sicher-heitslage besonders gefährdeter Bereiche – wie Foyers,Parkhäuser und Kassen. So machen es auch die Betreiberdes Uniklinikums Essen. „Wir setzen Videoüberwachungals Ergänzung für Schließsysteme und nicht flächen-deckend ein.Wir konzentrieren uns auf sensible Bereiche,Wertgegenstände und Frauenparkplätze“, erläutert Mar-kus Hollmann vom Uniklinikum Essen.Auch in der Videoüberwachung setzen sich zunehmendIP-basierte Anlagen durch,bei denen die Bilder direkt digi-tal gespeichert und einfacher archiviert werden könnenals bei analogen Systemen. Eine Vernetzung mit demAlarmmelde- oder Brandschutzsystem ist denkbar. In eini-gen Krankenhäusern wird auch der Operationssaal über-wacht, um die medizinische Behandlung für eventuelleRegressforderungen zu dokumentieren.

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Für den Schutz besonders hilfsbedürftiger Menschen wieBabys oder Demenzkranke bieten unter anderem die Her-steller Syntron,Vitaris oder Häfele spezielle Lösungen an.Die sogenannten Patientenschutzsysteme arbeiten meistauf Niederfrequenz-RFID-Basis. Sie lösen Alarm aus,wennein Patient oder Baby mit Transponder den vorgesehenenBereich verlässt.Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen undJugend steht diesen Systemen positiv gegenüber, wiePressereferent Marc Kinert sagt: „Grundsätzlich könnenPatientenschutzsysteme hilfreich bei der Versorgung undBegleitung Demenzkranker sein und auch Freiräume fürdie Betroffenen schaffen. Der Einsatz ist aus unserer Sichtrechtlich problemlos, wenn die noch einwilligungsfähigebetroffene Person zugestimmt hat oder wenn der rechtli-che Betreuer sein Einverständnis gegeben hat.“ Perso-nalabbau durch den Einsatz von Hightech ist dabei nichtzu erwarten.

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Nicht nur Patienten und Wertgegenstände müssengeschützt werden, sondern auch Medikamente: Sie dür-fen nicht in die Hände von Unbefugten gelangen, da beifalscher Anwendung ein hohes gesundheitliches Risikobesteht.Außerdem müssen Betäubungsmittel aus rechtli-chen Gründen gesichert werden. Sie können mechanischund elektronisch geschützt werden.Eine Kombination ausSchließanlage und RFID-Technik ist ein Weg,um die Medi-kamente vor unberechtigtem Zugriff zu schützen.ThomasPohl von Häfele beschreibt als Beispiel eine mechanischeLösung: „Wir haben im Herz-Zentrum Bad Krozingen dieMedikamentenschränke in das Schließsystem integriert.

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SSiicchheerrhheeiitt iimm KKrraannkkeennhhaauuss -- NNeeuuee TTrreennddss 22000088

So können nur Personen mit entsprechender Freigabedie Medikamente entnehmen.“ Die elektronischenLösungen arbeiten auf RFID-Basis, ähnlich wie die Pati-entenschutzsysteme. In den Etiketten der Medikamen-te sind RFID-Chips eingebaut, die bei Verlassen einesgesicherten Bereichs einen Alarm auslösen. Mit denSpezialetiketten und entsprechenden Antennen kannein Medikamentenschrank zum Safe werden.Herstellersolcher Spezialetiketten sind die Schreiner Group GmbH& Co. KG, Siemens oder NXP.

MMuullttiiffuunnkkttiioonnaalliittäätt eerrmmöögglliicchhtt SSiicchheerrhheeiitt mmiitt KKoommffoorrtt

Durch die Vereinigung vieler Funktionen in einemSystem kann neben der Sicherheit auch der Komfort fürdie Patienten verbessert werden. Auf der Medica 2008präsentierte die Syntron GmbH aus Lehrte eine Erwei-terung für ihr Patientenschutzsystem Personalbasic,dasauf die Bedürfnisse von nicht akut pflegebedürftigenPatienten zugeschnitten ist. Es vereint neben Zutritts-kontrolle und Patientensicherung auch Bezahlfunktio-nen für die Cafeteria. Bedarf gibt es durchaus: „Diestrifft unter anderem auf Patienten nach leichten Eingrif-fen und auf Wöchnerinnen zu“, beschreibt Geschäfts-führerRalf Schwirzheim die Zielgruppe, die von diesemneuen System profitiert. Eine Pilotinstallation ist seitOktober in einer Mannheimer Klinik im Alltagsbetrieb.

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Trotz der finanziell angespannten Lage ihrer Branchesehen Krankenhausbetreiber Investitionen in dieGebäude als Chance. Inka Väth, Leiterin der Pressestel-le der Uniklinik Bonn: „Wir haben zurzeit viele Neubau-ten, bei denen wir in der Planungsphase sind. Für jedesGebäude wird eine neue Evaluierung nach Kosten undNutzen vorgenommen.“ Wenn bei den Neuinstallatio-nen auf eine gute Investitionssicherheit durch offeneArchitekturen und Standards geachtet wird, sindInsellösungen keine Sackgasse. Diese Offenheit machtintegrierte Lösungen möglich, die neben hoher Sicher-heit auch Komfort bieten.An sinnvoller Technik darf gerade im Klinikbereich nichtgespart werden, weil kurzfristige Einsparungen langfri-stige Kosten bedeuten können. Die konsequente Ver-wendung offener Lösungen kann vor allem Möglichkei-ten für die Krankenhäuser eröffnen, die auf die langfri-stige Benutzung bestehender Anlagen angewiesen sindund sich nur eine stufenweise Aufrüstung leisten kön-nen. Moderne Sicherheitstechnik, mit Medizintechnikvernetzt, kann ganz neue Möglichkeiten für die Betreu-ung von Patienten bieten und so auch medizinischwertvoll sein.Der Nutzer aber wird besonders den Kom-fortgewinn zu schätzen wissen, der ihn schneller gene-sen lässt. [mn]

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Sicherheit auf der Medica

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GGeemmeeiinnsscchhaaffttssssttaanndd ZZVVEEII:: Der Fokus auf dem Gemeinschaftsstand des Fachkreises Licht-ruf im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustriewaren die Qualität der vorgestellten Kommunikationseinrich-tungen und die DIN VDE 0834. Mit der Einhaltung der Normpositionieren sich die Ausstellenden Unternehmen als Innova-tionsführer und Schrittmacher in der Branche.[www.zvei.org]

EEsssseerr ((HHoonneeyywweellll)):: Auch Brandschutz gehört zu der Sicherheitsausstattung vonKliniken. Esser zeigte auf der Medica das Digitale OutputModul DOM 4-8, das die Lautsprecherkreise überwacht undper Netzwerk vernetzt. Das modul ist das Kernstück desSystems Variodyn D1. [www.zvei.org]

SScchhrraacckk SSeeccoonneett:: Die große Neuheit auf der Messe war das Visocall-IP-Kommu-nikationssystem mit dem Schrack Multimedia Center. Mit die-

sem Netzwerk-basierten System werden den Ärzten am Ter-minal medizinische Informationen verfügbar gemacht,während die Patienten an dem gleichen Terminal TV, Radio,Internet oder Spiele nutzen können, die im Abrechnungssy-stem erfasst werden. [www.esser-systems.de]

TTuunnssttaallll:: Hersteller von Kommunikationssystemen für Kliniken, Wohn-heime, Justizvollzug und individuelle Anwendungen. Neu aufder Messe war das Comterminal mit Touchscreen für Lichtruf,das eine grafische Benutzeroberfläche und digitale Sprachver-arbeitung hat [www.tunstall.de]

JJaaootteecchh:: IP-Multimedia- und Kommunikationsgeräte stellte auch Jao-tech aus. Deren Smart Terminal Arie hat Einrichtungen fürRFID, Bar Codes oder andere Authentifizierungsmöglichkei-ten.Das Gehäuse ist komplett versiegelt und besteht aus anti-bakteriellem Plastik. [www.jaotech.com]

LLaammppeerrttzz ((RRiittttaall GGrruuppppee)):: Modulare Safes für Rechnersysteme mit Klimatisierung zeigteLampertz auf ihrem Stand. Im Gespräch mit Euro Security wur-den weitere Nutzungsmöglichkeiten, z.B. für die Sicherungvon Kunst oder Wein, gezeigt. [www.lampertz.de]

PPaassccoomm KKoommmmuunniikkaattiioonnssssyysstteemmee:: Das österreichische Unternehmen Pascom stellte auf derMedica 2008 Patienteninformationssysteme und Abrech-nungslösungen auf IP-Basis vor. Durch ihre modulare Bau-weise und die Integrationsmöglichkeiten sollen sie sich beson-ders gut in die Betriebsabläufe einfügen.[www.pascom.com]

VViittaa--XXDigitale Patientenakten und elektronische Impfpässe präsen-tierte die Vita-X AG auf ihrem Stand.Die Patientenakte erlang-te das TÜV-Siegel für hohe Datensicherheit.Die Daten werdenper Kryptografie und PIN geschützt. In Zukunft sollen dieAkten auch mit den elektronischen Gesundheitskartenzugänglich gemacht werden. [www.vita-x.de]