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Herausforderungen Historisch-politische Analysen Herausgegeben von Wolfgang Schmale Burkhard Wöller „Europa“ als historisches Argument Nationsbildungsstrategien polnischer und ukrainischer Historiker im habsburgischen Galizien Verlag Dr. Dieter Winkler LESEPROBE LESEPROBE

Europa als historisches Argument · Im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaft lichen For-schung (FWF) geförderten Doktoratskollegs „Das österreichische Galizien

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HerausforderungenHistorisch-politische Analysen Herausgegeben von Wolfgang Schmale

Burkhard Wöller

„Europa“ als historisches Argument

Nationsbildungsstrategien polnischer und ukrainischer Historiker

im habsburgischen Galizien

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1 Einleitung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.1 Die historische Dimension des polnischen und ukrainischen

Europa-Diskurses  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111.2 „Europa“ als Desiderat der Historiografi eforschung  . . . . . . . . . . . 151.3 Was ist „Europa“? – Th eoretische Vorüberlegungen  . . . . . . . . . . . 181.4 Quellenkorpus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2 Auf dem Weg zu einer modernen Geschichtswissenschaft in Galizien  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

2.1 Erste wissenschaft liche Institutionen im Vormärz (1831 – 1848)  . . 312.2 Die Folgen des Völkerfrühlings (1848 – 1867)  . . . . . . . . . . . . . . . . 412.3 Galizische Autonomie (1867 – 1890)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522.4 Professionalisierung und Massenmobilisierung (1890 – 1914)  . . . . 662.5 Geschichtsforschung und -propaganda im Ersten Weltkrieg

(1914 – 1918)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

3 Fortschrittsnarrative: Die Nation im „europäischen Zivilisati-onsprozess“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

3.1 Die „Rückständigkeit“ Galiziens als historiografi scher Imperativ  . 873.2 „Am Rande Europas“: Naturbedingungen als „Entwicklungs -

hemmnis“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 923.3 Monarchismus oder Republikanismus als politische „Fortschritts-

faktoren“?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1013.4 Das „hohe Entwicklungsniveau“ der Kiewer Rus’  . . . . . . . . . . . . . 1173.5 Das Fürstentum Halyč-Volyn’ zwischen „Osten“ und „Westen“  . . . 1303.6 Polens „Anomalie“ oder „Sonderweg“ in „Europa“?  . . . . . . . . . . . 1463.7 Zusammenfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

4 Zivilisierungsmissionen: Die Ausdehnung „Europas“ in den „Osten“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

4.1 „Zivilisierungsmission“ als historiografi sche Legitimierungs-strategie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

4.2 Erste Konzeptualisierungen der Missionsidee in Galizien  . . . . . . . 1644.3 Rotreußen: Kasimir III. als wohltätiger „Kolonisator“?  . . . . . . . . . 1754.4 Krewo: Die Zivilisierung der „Kresy“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

6 Inhaltsverzeichnis

4.5 Lublin: „Jagiellonische Idee“ und „Zivilisierungsmission“  . . . . . . . 2114.6 Brest: Mission zur (Re-)Katholisierung der Rus’  . . . . . . . . . . . . . . 2314.7 Zusammenfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

5 Bollwerkmythen: Die Verteidigung „Europas“ gegen die „Barbaren“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

5.1 Der Bollwerk-Mythos in der polnischen und ruthenischen Historiografi e  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259

5.2 Die Rus’ und Halyč-Volyn’ als Vorposten gegen die asiatischen Steppenvölker  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262

5.3 Die „Mongolenfl ut“: Abwehrschlachten an der Kalka und bei Liegnitz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266

5.4 Historiografi sche Funktionalisierungen der Tatarengefahr  . . . . . . 2775.5 „Sein Grab ist Europa“ – Władysławs „Martyrium“ in Warna  . . . . 2815.6 Die Kosaken – Unruheherd oder Wächter an der Grenze

„Europas“?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2875.7 Die Befreiung Wiens von den „Türken“: Die Sobieski-Feiern in

Galizien  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2995.8 Grunwald: Das „umgekehrte Bollwerk“ gegen den „Westen“?  . . . . 3085.9 Zusammenfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317

6 „Europa“ in der Weltkriegspropaganda  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3256.1 Die Verschärfung des polnisch-ukrainischen Antagonismus  . . . . 3276.2 „Unsere westliche Orientierung“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3356.3 Russlands „asiatischer“ Charakter  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3476.4 Bollwerke gegen die „Barbarei des Moskowitismus“  . . . . . . . . . . . 3536.5 Zusammenfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365

7 Resümee: Der Europa-Diskurs in der galizischen Geschichts-schreibung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369

8 Literaturverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3818.1 Primärquellen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3848.2 Enzyklopä dische Werke  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4218.3 Forschungsliteratur  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422

Transliterationstabelle  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461Personenindex  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463

Vorwort

Diese Arbeit ist eine überarbeitete Fassung einer Studie mit dem Titel „‚Europa‘ als historisches Argument. Fortschrittsnarrative, Zivilisierungsmissionen und Boll-werkmythen als diskursive Strategien polnischer und ukrainischer Nationalhisto-riker im habsburgischen Galizien“, die im Januar 2014 von der Philologisch-Kul-turwissenschaft lichen Fakultät der Universität Wien als Dissertation angenommen wurde. Ganz besonders danke ich meinen Betreuern Christoph Augustynowicz (Wien), Stefan Simonek (Wien) und Th omas Wünsch (Passau) für die fachlichen und methodologischen Anregungen und Ratschläge sowie die sorgfältige und kri-tische Lektüre meiner Manuskripte. Ich danke auch Stefan Rohdewald (Gießen), der sich für die Begutachtung der Arbeit bereit erklärt hat, sowie Wolfgang Schma-le (Wien), der diese Arbeit in die Reihe „Herausforderungen. Historisch-politische Analysen“ aufgenommen und sich sehr für eine Teilförderung der Publikation durch die Historisch-Kulturwissenschaft liche Fakultät der Universität Wien ein-gesetzt hat.

Im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaft lichen For-schung (FWF) geförderten Doktoratskollegs „Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe“ an der Universität Wien, in dem ich seit März 2010 teilnehmen durft e, möchte ich insbesondere Kollegleiter Alois Woldan sowie den Faculty-Mitgliedern Michael Moser, Kerstin Jobst, Andreas Kappeler, Andrea Komlosy und Philipp Th er für ihr großes Engagement, wertvolles Feedback, die nützlichen Anregungen sowie zahlreichen Kontakte danken.

Ich danke ganz besonders den Kollegiat / innen des Doktoratskollegs für eine intensive Zeit mit vielen spannenden Diskussionen, insbesondere Lyubomyr Borakovskyy, Elisabeth Haid, Nadja Weck und Stephanie Weismann für die aus-führliche Lektüre meiner Rohtexte, für wichtige Büchersendungen aus dem Aus-land und die große Unterstützung bei der Abschlusskorrektur. Ebenso dankbar bin ich für die sehr fruchtbaren wissenschaft lichen Kooperationen mit (assoziierten) Kollegiaten aus der ersten DK-Runde wie Klemens Kaps (Sevilla), Simon Hadler (Wien), Philipp Hofeneder (Wien) und Jan Surman (Marburg). Danken möchte ich auch den Post-Docs Börries Kuzmany und Ljiljana Radonić für die perfekte Organisation und Rundumbetreuung im Kolleg.

Unvergesslich in Erinnerung bleibt mein halbjähriger Forschungsaufent-halt in L’viv. Mein besonderer Dank gilt meiner Gastfamilie (Evelina, V’jačeslav und Iryna Šabajkovyč) für die mehrfache, großzügige Gastfreundschaft und Vo-lodymyr Sulym für das Forschungsstipendium an der Ivan-Franko-Universität. Besonders fruchtbar erwiesen sich die dienstäglichen Treff en mit Mar’jan Mudryj und Olena Arkuša, die mich in die Lemberger Forschungslandschaft „einweihten“ und jede Woche in ein neues Café einluden, um über den aktuellen Stand meiner Recherchen zu diskutieren.

Im Laufe meines Dissertationsprojekts bin ich vielen anderen ForscherIn-nen zu Dank verpfl ichtet. Für die kritische Lektüre meiner Texte, anregende Dis-kussionen, wertvolle Kommentare und Tipps danke ich Lilya Berezhnaya (Müns-ter), Alfons Brüning (Nijmegen), Guido Hausmann (München), Vasyl’ Herun (L’viv), John-Paul Himka (Alberta), Ulrich Hofmeister (Wien), Jaroslav Hrycak (L’viv), Iryna Kolesnyk (Kiew), Serhij Kozlovs’kyj (L’viv), Claudia Kraft (Siegen),

8 Vorwort

Ivan Kucyj (Ternopil’), Vitalij Masnenko (Čerkasy), Serhii Plokhy (Harvard), Ok-sana Ruda (L’viv), Ostap Sereda (L’viv), Paweł Sierżęga (Rzeszów), Frank Sysyn (Toronto), Volodymyr Vaščenko (Dnipropetrovs’k), Anna Veronika Wendland (Marburg), Larry Wolff (New York) Andriy Zayarnyuk (Winnipeg) und Leonid Zaškil’njak (L’viv).

Schließlich danke ich meiner Frau Arina für ihre große Geduld und Unter-stützung in den vergangenen vier Jahren sowie meinen Eltern und meinem Bruder Andreas für ihren stetigen Ansporn und nicht zuletzt auch für das intensive ab-schließende Korrekturlesen.

Wien im August 2014Burkhard Wöller

1

Einleitung

„Wenn wir uns für Europa einsetzen, geht es dabei auch um unsere Souveränität.Um die Menschenrechte und um die Freiheit.“1

1.1

Die historische Dimension des

polnischen und ukrainischen

Europa-Diskurses

Gleich zu Beginn seiner Antrittsrede am 7. Juni 2014 bekannte sich der neu ge-wählte ukrainische Präsident Petro Porošenko zur „Rückkehr der Ukraine nach Europa“ und untermauerte dieses historische Bestreben des ukrainischen Volkes mit zwei einschlägigen Zitaten von Ivan Franko und Mychajlo Drahomanov .2 Porošenko knüpft e damit unmittelbar an die proeuropäischen Forderungen des Kiewer „Euromaidan“ an, der im November 2013 durch das nicht unterzeichnete Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union ausgelöst worden war. Die blutige Eskalation der Maidan-Proteste, der Sturz der Regierung Janukovyč, die russische Annexion der Krim, die Radikalisierung rechtsextremistischer Gruppie-rungen und prorussischer Separatisten, die das Land in den Folgemonaten in bür-gerkriegsähnliche Zustände stürzten, führen die Aktualität und Tragweite des Eu-ropa-Diskurses in dieser Region vor Augen. Die Frage der Zugehörigkeit der Uk-raine zu „Europa“ wird täglich von Politikern, Journalisten und Experten sowohl in der Ukraine als auch im Ausland für verschiedene politische Zwecke instru-mentalisiert. Heft ige populistische Debatten um die bereits überwunden geglaubte Spaltung der Ukraine in einen proeuropäischen „Westen“ und einen prorussischen „Osten“ leben wieder auf; die Frage nach der geopolitischen Positionierung der Ukraine zwischen EU und Russland bzw. „zwischen Europa und Eurasien“ hat eine bisher nicht gekannte politische Brisanz angenommen.

Das Identitätsproblem der kulturellen Selbstverortung der Ukraine in-nerhalb „Europas“, zwischen „Osten“ und „Westen“ ist keineswegs neu. Es han-delt sich um eine Fortsetzung der noch immer nicht abgeschlossenen Debatten um den Platz der Ukraine in „Europa“, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im unabhängig gewordenen ukrainischen Staat entbrannt waren.3 Wie in vielen anderen postsozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas, die sich nach der

1 Andruchovyč , Auf der Eisbahn, S. 53. 2 „Ми, українці, ‚живий вогник у сім’ї європейських народів і діяльні співробітники

європейської цивілізаційної праці‘. Так казав Іван Франко. ‚Стояти ногами й серцем на Україні, свої голови держати в Європі‘,  – заповідав Михайло Драгоманов. Повернення України до свого природного, європейського, стану було омріяне багатьма  поколіннями.“ (Wir, die Ukrainer, sind ‚das lebendige Feuer in der Familie europäischer Völker und aktive Mit-gestalter der europäischen zivilisatorischen Arbeit‘, sagte Ivan Franko. ‚Mit den Füßen und dem Herzen in der Ukraine stehen, den Kopf aber in Europa halten‘, war das Gebot Mychajlo Draho-manovs. Die Rückkehr der Ukraine zu ihrem natürlichen, europäischen Zustand war der Traum vieler Generationen.) Porošenko, Promova Presydenta Ukraïny pid čas ceremoniï inavhuraciï (http: //www.president.gov.ua / news / 30 488.html, Stand: 20.06.2014).

3 Siehe hierzu die eingehende Analyse dieser Debatten von Hnatiuk , Pożegnanie. Für einen kon-zisen Überblick auf Deutsch siehe Hnatiuk, Zwischen Ost und West.

12 1   Einleitung

Aufl ösung des Ostblocks zusehends (re)nationalisierten, stand man auch in der Ukraine vor der Herausforderung, sich als Nationalstaat in „Europa“ geopolitisch und kulturell neu zu orientieren, um das „östliche“ Erbe des Kommunismus end-gültig abzustreifen und den einstigen Ost-West-Gegensatz zu überwinden.4 Der Geschichtswissenschaft kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Nicht wenige in- und ausländische Historiker / innen5 beschäft igten sich mit der Frage nach der his-torischen Rolle der Ukraine „zwischen Osten und Westen“ bzw. zwischen Russland und „Europa“.6 Für die Wiederentdeckung eines nationalen Geschichtsnarrativs erwies sich nach 1991 der Mythos von der „Europäizität“ des ukrainischen Vol-kes als essentiell.7 So betonte etwa die ukrainische Kulturwissenschaft lerin Oksana Pachl’ovs’ka in ihrem Bestseller Ave, Europa! die besondere Position der Ukraine „an der zivilisatorischen Bruchstelle zwischen Westen und Osten“ und propagierte eine ukrainische Annäherung an „Europa“ als einzige richtige Zukunft soption.8

Auch in der neu gegründeten polnischen Republik propagierte man An-fang der 1990er Jahre die eigene „Rückkehr nach Europa“.9 „Es gibt keinen Zweifel daran, dass Polen in Europa liegt“10, schrieb der Warschauer Historiker Henryk Samsonowicz 1995 in seinem Buch Miejsce Polski w Europie (Polens Platz in Eu-ropa). Als ehemaliger Mitstreiter der Solidarność-Bewegung zeigte er sich höchst erleichtert, dass das neue demokratische Polen den „Kampf um Europäizität“ end-lich gewonnen habe, nachdem es jahrzehntelang durch den Eisernen Vorhang von „Europa“ abgeschnitten worden sei.11 Die historische Dimension der Beschwö-rungsformel von der „Rückkehr Polens nach Europa“ war off ensichtlich, verwies man mit ihr doch immer auf eine vergangene Zugehörigkeit zu „Europa“ in der Zeit vor dem Staatssozialismus. Aus diesem Grund legte auch Henryk Samsono-wicz viel Wert darauf zu beteuern, dass die polnische Kultur besonders deshalb so „gut in das Europäische“ passe, weil sie sich in ihrer Geschichte durch typisch „europäische“ Charakterzüge wie Christlichkeit, Demokratie und Individualismus ausgezeichnet habe.12 Mit dem NATO-Beitritt und der Eingliederung in die Euro-päische Union konnte in den Folgejahren Polens Re-integrierung in den „Westen“ vorangetrieben werden.

Die Bedeutung, die dem Europa-Diskurs für das polnische und ukrainische nationale Selbstverständnis heutzutage zukommt, lässt einen Blick auf die Anfänge

4 Vgl. Hoensch , S. 134; Snyder , S. 277 – 293. 5 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit im Plural jeweils das generische Mas-

kulinum für beide natürliche Genera verwendet. 6 Hier nur eine kleine Auswahl einiger Beiträge: Ja. Daškevyč, Ukraïna; Hrycak , I my v Evro-

pi?; Hundorova ; Jakovenko ; Kappeler , Ukraine; Kozłowska ; Lami ; Lužnyc’kyj, Rjabčuk ; Rjabčuk, Verschwommenes Grenzgebiet; Rudnytsky , Ukraine; Ševčenko ; Wilson , Th e Ukra-inians, S. 279 – 310; Zaškil’njak , Ukrainische historische Identität.

7 Vgl. Jobst , S. 31; Masnenko , Istoryčna dumka, S. 99; Wilson , National History 37 – 38. 8 Die Ukraine soll laut Pachl’ovs’ka nach „Westen“ streben, also gewissermaßen dorthin, wo die

Autorin als Professorin der La Sapienza Universität in Rom selbst bereits angekommen ist. Vgl. Pachl’ovs’ka, S. 7. Zur historischen Argumentation vgl. ebenda, S. 61 – 82.

9 Vgl. Holzer , S. 95; Bachmann , Polnische Europakonzeptionen. 10 Hier wird zitiert aus der 1997 erschienenen deutschen Übersetzung: Samsonowicz, S. 152. 11 Vgl. ebenda, S. 151. 12 Vgl. Samsonowicz , S. 154.

1.1 Die historische Dimension des Europa-Diskurses 13

dieses Diskurses sinnvoll erscheinen. Die Frage nach der nationalen Verortung in „Europa“ fußt auf einer Tradition, die bis ins „lange 19. Jahrhundert“ zurückreicht. Verschiedene Vorstellungen von „Europa“ existierten zwar auch vorher, doch erst als sich ein modernes Nationsverständnis herausbildete, ließ sich die Nation als „vorgestellte Gemeinschaft “13 in Beziehung zu „Europa“ setzen. Ähnlich wie heu-te, wenn auch unter gänzlich anderen Vorzeichen, zeichnete sich „Europa“ auch damals durch seinen instrumentalen Charakter und sein strategisches Potenzial aus, da es Inklusions- und Ausgrenzungsmechanismen hervorbrachte, die in den Nationsfi ndungsprozessen wesentliche Identitätsfunktionen erfüllen konnten.

Der polnische Geschichtsprofessor Stanisław Zakrzewski thematisierte etwa in seiner 1907 an der Universität Lemberg (Lwów / L’viv)14 gehaltenen An-trittsvorlesung zum Th ema Zachód i wschód w historji Polski (Westen und Osten in der Geschichte Polens) die spezifi sche Lage Polens in „Europa“. Ein Reisender aus dem „Westen“, so Zakrzewski, erkenne in den polnischen Teilungsgebieten markante architektonische, gesellschaft liche und ökonomische Unterschiede zur „westeuropäischen Zivilisation“, während ein Reisender aus dem „Osten“ beim Klang der polnischen Sprache und beim Anblick der katholischen Kirchen sofort den Eindruck bekomme, dass er „Asien“ verlassen und „Europa“ betreten habe.15 Die von Zakrzewski vorgenommene Verortung Polens an der Ostgrenze „Euro-pas“ zu „Asien“ diente der Defi nition eines eigenständigen polnischen National-charakters, der sich eindeutig von einer in „Asien“ gelegenen russischen Kultur abgrenzen ließ, gleichzeitig aber auch seine Unabhängigkeit gegenüber dem „euro-päischen Westen“ behaupten konnte. Dieses Beispiel macht deutlich, dass es einen „europäischen Faktor“ gab, der die „Erfi ndung der Nation“ begünstigte, und dass „Europa“ bedeutende Argumente liefern konnte, die sich für nationale Zwecke in-strumentalisieren ließen.

13 Der hier verwendete Nationsbegriff stützt sich auf die konstruktivistischen Ansätze von Ander-son , S. 15; Hobsbawm , Ranger , S. 1; er ist also eine Absage an primordiale und essentialistische Th eorien, plädiert für eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen modernen und vormoder-nen Nationsbildungsprozessen, verkennt jedoch keineswegs gewisse gesellschaft liche, kulturelle und ethnische Kontinuitäten. Vgl. Hroch , Europa, S. 38.

14 Für Orts- und Landschaft sbezeichnungen wird die geläufi ge deutschsprachige Variante ver-wendet, wenn eine solche existiert (Kiew anstatt Kyïv, Posen anstatt Poznań, Warschau anstatt Warszawa, Dnjepr anstatt Dnipro, Dnjestr anstatt Dnister). Ortsbezeichnungen in Galizien fol-gen der offi ziellen Terminologie der habsburgischen Administration, welche die deutsche Bezei-chung der polnischen (z. B. Lemberg anstatt Lwów / L’viv, Krakau anstatt Kraków, Stanislau anstatt Stanisławów / Stanislaviv, Kolomea anstatt Kołomyja / Kolomyja) sowie die polnische Variante der ruthenischen (z. B. Tarnopol anstatt Ternopil’, Brzeżany anstatt Berežany) vorzog. Eine eindeutige und unangefochtene Namensregelung gab es jedoch auch in der Donaumonarchie nicht. Vgl. Central-Commission, S. V.

15 Vgl. S. Zakrzewski, Zachód i wschód, S. 112 – 115. „[...] podróżnik od Wschodu, wjeżdżający do ‚zabranych‘, czy ‚odebranych‘ krajów, to jest na stary historyczny teren Polski, odbiera wrażenie, że wjeżdża do ‚Europy‘, że Azja się skończyła. Daje mu znać o tem nietylko coraz częściej rozlegająca się polska mowa, nietylko coraz gęstsze katolickie kościoły. ‚Europa‘ zjawia się w swobodniej-szych ruchach ludzi, w pewnej ich dystynkcji, nieznanej na wschodzie. Jednem słowem granica Europy od Azji nie materyalna, ale całkiem abstrakcyjna, nie mniej przeto wyrażna.“ Ebenda, S. 115.

14 1   Einleitung

Der vorliegenden Arbeit liegt daher die Th ese zugrunde, dass „Europa“ eine nicht zu unterschätzende nationsbildende Funktion zugeschrieben werden muss. Um den Blick für den aktuellen polnischen und ukrainischen Europa-Diskurs zu schärfen, scheint eine nähergehende Beschäft igung mit den Wurzeln dieses Dis-kurses besonderen Aufschluss zu versprechen. Eine solche Untersuchung vermag nämlich, inhaltliche Kontinuitäten, Brüche und Parallelen off enzulegen, ähnliche rhetorische Strategien und narrative Techniken aufzudecken und vor allem für den Konstruktcharakter, die Instrumentalisierbarkeit und das Machtpotenzial von Europa-Bildern und nationalen Narrativen zu sensibilisieren.

Für die anvisierte Analyse des polnischen und ukrainischen Europa-Dis-kurses wird als Untersuchungszeitraum die Periode des habsburgischen Kronlan-des „Galizien und Lodomerien“16 gewählt. Die Fokussierung auf Galizien bietet sich für eine derartige Fallstudie aus zweierlei Gründen an. Erstens war Galizien ein Ort, der selbst Gegenstand des Europa-Diskurses wurde, weil seine Randla-ge im Nordosten der Donaumonarchie Anlass gab, den vermeintlichen Status der Provinz als „Halb-Asien“17 immer wieder zu verhandeln. Zweitens wurde Galizien im 19. Jahrhundert zum „Piemont“ sowohl der polnischen als auch der rutheni-schen18 Nationalbewegung erklärt.19 Diese für Galizien spezifi sche Konstellation ermöglicht es, nicht nur die Wechselwirkungen zwischen Nationsbildung und Eu-ropabewusstsein zu untersuchen, sondern auch die jeweilige Funktionalisierung „Europas“ im polnischen und ruthenischen Nationsdiskurs zu vergleichen. So kann analysiert werden, wie „Europa“ als historisches Argument20 im konkreten Fall des polnisch-ruthenischen Nationalitätenkonfl ikts zur Anwendung kam.

Die Erforschung des Europa-Diskurses beschränkt sich hier zudem auf eine bestimmte Diskursebene: die Historiografi e. Historiker gehörten im 19. Jahrhun-dert zu den nationalen Führungseliten und waren insbesondere bei staatenlosen und „geschichtslosen“21 Völkern wie den Polen oder Ruthenen nation-builder par excellence, da sie durch die Konstruktion nationaler Masternarrative und Ge-schichtsmythen22 die Historizität und Existenz einer Nation unter Beweis stellen und somit entscheidende Grundlagen für die Etablierung nationaler Identitäten

16 Einführend zu „Galizien“ als historischer Region siehe Magocsi , Galicia, S. 3 – 37; von Werdt ; Wendland , Galizien; Wünsch , Galizien.

17 Vgl. Franzos , S. 93 – 96. 18 In dieser Arbeit werden die ethnischen Bezeichnungen „Ruthenen“ bzw. „ruthenisch“ verwendet,

da diese bis zum Ende der Monarchie als offi zielle deutschsprachige Äquivalente von „Rusyny“/„Rusini“ bzw. „rus’kyj“/ „ruski“ üblich waren. Die Begriff e „Ukrainer“ bzw. „ukrainisch“ setzten sich erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts als nationale Selbstbezeichnung durch.

19 Eine solche polnisch-ruthenische Gegenüberstellung ist aus heuristischen Gründen für einen Vergleich notwendig (vgl. Conrad, Conrad , S. 35), soll jedoch nicht die Tatsache verkennen, dass in Galizien recht unterschiedliche und sehr fl exible Identitätsoptionen sowie multiple nati-onale Loyalitäten vorherrschten. Vgl. Himka , Construction. Einen konzisen Überblick über die Nationalitätenverhältnisse bietet Himka, Dimensions.

20 Zu den unterschiedlichen Instrumentalisierungtechniken von Geschichte als politischem Argu-ment siehe Faber .

21 Für den polnisch-ruthenischen Fall siehe Rudnytsky , Observations. 22 Für diese Arbeit eignet sich Schöpfl ins Defi nition eines Geschichtsmythos: „Myth is one of the

ways in which collectivities [...] establish and determine the foundations of their own being, their

1.2 „Europa“ als Desiderat der Historiografi eforschung 15

legen konnten.23 Der Beitrag der Historiografi e für die Entwicklung eines nationa-len Bewusstseins steht außer Frage, weniger bekannt ist jedoch, auf welche Weise Historiker in ihren Geschichtsdarstellungen „Europa“ thematisierten.24

Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet also, auf welche Weise „Europa“ von polnischen und ruthenischen Historikern in Galizien konstruiert wurde und wie es in den verschiedenen Geschichtsdarstellungen für nationale Ziele instrumenta-lisiert werden konnte. Es gilt, die unterschiedlichen Ausprägungen, Facetten und Anwendungsmöglichkeiten von „Europa“ als einem komplexen narrativen Instru-mentarium in der Geschichtsschreibung aufzuzeigen und dessen Ausmaß und Be-deutung für die Nationsbildung abzuschätzen. Dabei soll einerseits danach gefragt werden, inwieweit sich die unterschiedlichen Entwürfe von „Europa“ und „Na-tion“ gegenseitig bedingten, unterstützten oder gar konterkarierten. Andererseits soll diese komparatistisch und transfergeschichtlich ausgerichtete Untersuchung die Wechselwirkungen und Verfl echtungen polnischer und ruthenischer Narra-tive in den Blick nehmen, um im Sinne einer histoire croisée25 thematische und diskursstrategische Überschneidungen, Parallelen und Disparitäten off enzulegen.

1.2

„Europa“ als Desiderat der

Historiografi eforschung

Die vorliegende Arbeit steht im Zeichen der kulturwissenschaft lichen Perspekti-venverschiebung, die das Feld der Historiografi eforschung in den letzten zwanzig Jahren geprä gt und erheblich erweitert hat. Wä hrend lange Zeit klassische biogra-fi sche Studien sowie institutionenzentrierte, werkbezogene und ideengeschichtli-che Arbeiten im Fokus der Historiografi egeschichtsschreibung standen, werden diese nun vermehrt um kulturgeschichtliche Fragestellungen ergä nzt. Ins Blickfeld rü cken etwa transnationale und globale Perspektiven sowie Fragen nach der Ver-bindung von Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur oder dem Verhä ltnis von Geschichtsschreibung und Literatur.26 Diese Studie folgt einem konstruktivis-tisch-kulturgeschichtlichen Ansatz, der die Umkä mpft heit von Geschichte betont und die Funktionsweise und Konstruktion von Geschichtsdiskursen und konkur-rierenden Narrativen in den Blick nimmt. Gleichzeitig verpfl ichtet sich die Ar-beit dem gewandelten Historiografi e-Begriff , der mittlerweile nicht mehr nur die professionalisierte, meist universitä r verankerte Geschichtswissenschaft umfasst,

own systems of morality and values. In this sense, therefore, myth is a set of beliefs, usually put forth as a narrative, held by a community about itself.“ Schöpflin , S. 19.

23 Vgl. Berger , S. 55 – 61; Hroch , Europa, S. 145 – 170. 24 Vgl. Schmale , Europa als Topos, S. 45. 25 Grundlegend: Espagne ; Werner , Zimmermann . Zur Anwendung auf den Fall der ukrainischen

Nationsbildung vgl. Wendland , Ukraine transnational, S. 56 – 57. 26 Fü r einen Ü berblick ü ber die verschiedenen Forschungsfelder der deutschsprachigen Historio-

grafi eforschung vgl. Metzger , S. 34 – 41.

16 1   Einleitung

sondern auch populä r- und außerwissenschaft liche Narrative der Geschichtsver-mittlung miteinbezieht.

Die transnationale Perspektive dieser Arbeit ergibt sich aus ihrer besonde-ren Verankerung sowohl in der Europawissenschaft als auch in der komparatisti-schen Nationalismusforschung. Die rasante Integration „Europas“ und die Erwei-terung der Europä ischen Union in den letzten zwanzig Jahren hat ein verstä rktes wissenschaft liches Interesse an europabezogenen Th emen ausgelö st und zur Her-ausbildung einer disziplinenü bergreifenden Europawissenschaft bzw. Europä istik gefü hrt27, deren Ansä tze von Wolfgang Schmale auch fü r die Geschichtswissen-schaft und Geschichtsschreibung fruchtbar gemacht wurden.28 Zunä chst ging es um die Frage, den Begriff „Europä ische Geschichte“ zu defi nieren und zu erö rtern, wie eine „Europä ische Geschichtsschreibung“ auszusehen habe.29

Spä ter wandte man sich weiteren Forschungsfeldern zu: Fragen nach einer „europä ischen“ Geschichte und Identitä t sowie nach vergangenen Bildern, Kon-zeptionen und Ideen von „Europa“ wurden aufgeworfen.30 Ein solcher „European turn“ in den Geschichts- und Kulturwissenschaft en manifestiert sich in zahlrei-chen Projekten. So wurden z. B. im Vorfeld der Südosterweiterung der Europä-ischen Union Untersuchungen zu Europa-Bildern in Rumänien, Bulgarien und Griechenland vorgenommen.31 Für die Länder Mittel- und Ostmitteleuropas er-schienen mehrere Arbeiten zu Europa-Vorstellungen in Ungarn und Polen, die aus Projekten des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz hervorgingen.32 Arbeiten zu Europa-Bildern in der Ukraine liegen bislang jedoch noch nicht vor.

Eher vernachlässigt wurde in der Geschichtswissenschaft die Frage nach der Bedeutung der Historiografi e und der Rolle von Historikern für die Heraus-bildung von Europa-Bildern.33 Eine Fokussierung auf die Geschichtsschreibung erscheint insbesondere deshalb gerechtfertigt, weil sich die im historiografi schen Diskurs geprägten, auf die Vergangenheit ausgerichteten Europa-Bilder oft erheb-lich von den gegenwarts- und zukunft sorientierten Europa-Vorstellungen unter-scheiden können. Diese Arbeit vermag daher, einen Beitrag zur Erforschung ver-gangenheitsorientierter Europa-Bilder in der Geschichtsschreibung zu leisten.

Die Frage nach der Bedeutung und der Rolle von Historikern und Ge-schichtsnarrativen für die Nationsbildung ist bereits gut erforscht.34 In der post-

27 Siehe Gehler , Vietta ; Hudemann , Kaelble , Schwabe. 28 Siehe Schmale , Bedeutung der Europäistik. 29 Siehe Hudemann , Kaelble, Schwabe . 30 Für einen umfassenden bibliografi schen Überblick über den Th emenkomplex „Europäische Ge-

schichte“, jedoch mit einem Schwerpunkt auf der westeuropäischen und anglo-amerikanischen Forschung, siehe Schmale , Literaturbericht.

31 Siehe Heppner , Die Rumänen; Heppner, Katsiardi-Hering; Heppner, Preshlenova . 32 Siehe Borodziej , Duchhardt , Morawiec , Romsics ; Duchhardt, Morawiec; Duchhardt,

Németh . 33 Vgl. Schmale , Europa als Topos, S. 45. Eher eine Ausnahme bildet das dreibändige Nachschla-

gewerk zu Europa-Historikern von Duchhardt , Morawiec , Schmale, Schulze . 34 Ein Beispiel hierfür ist das umfangreiche Projekt der European Science Foundation „Represen-

tations of the Past: Th e Writing of National Histories in Nineteenth and Twentieth Century Eu-rope“ (2003 – 2008). Für nähere Informationen siehe http: //www.uni-leipzig.de / zhsesf (Stand: 23.05.2013).

1.2 „Europa“ als Desiderat der Historiografi eforschung 17

sozialistischen polnischen und ukrainischen Geschichtswissenschaft resultierte das große Interesse am Zusammenhang zwischen Geschichtsschreibung und Na-tionswerdung vor allem aus der aktuellen nationalpolitischen Bedeutung. Histori-ografi egeschichte ist in Polen und der Ukraine in Form von eigenständigen Lehr-stühlen und universitären Fächern institutionalisiert, historiografi egeschichtliche Arbeiten und Lehrbücher sind meist national orientiert.35 Fruchtbarer erweisen sich daher Studien, die den europäischen Kontext der Geschichtsschreibung mit einbeziehen und komparatistisch vorgehen. Eine Pionierstudie legte in dieser Hinsicht der kanadische Historiker Stephen Velychenko vor, der erstmalig kon-kurrierende polnische, russische und ukrainische Masternarrative miteinander verglich.36 Hervorzuheben ist auch die Arbeit von Andrzej Stępnik , der Ukraine-Konzeptionen in der polnischen Historiografi e beleuchtete.37

Die Erforschung der Geschichtsschreibung in Galizien ist in den letzten Jahren durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Universitäten in Lem-berg (Leonid Zaškil’njak ) und Rzeszów (Jerzy Maternicki , Paweł Sierżęga ) vor-angetrieben worden.38 Resultate dieser fruchtbaren Kooperation sind die Złota księga historiografi i lwowskiej XIX i XX wieku (Goldenes Buch der Lemberger Historiografi e im 19. und 20. Jahrhundert, 2007 – 2014)39 sowie die fünfb ändige Serie Wielokulturowe środowisko historyczne Lwowa w XIX i XX w. (Multikultu-relles Umfeld der Geschichtswissenschaft in Lemberg im 19. und 20. Jahrhundert, 2004 – 2007).40 Fortgeführt wird diese Kooperation zurzeit im Rahmen des an der Universität Rzeszów angesiedelten Projekts Galicja 1772 – 1918 (Galizien 1772 – 1918, 2010 – 2015).41 Außerdem gingen zahlreiche Studien aus dem polnisch-ukrainischen Forschungsprojekt Historia – mentalność – tożsamość. Miejsce i rola historii oraz historyków w życiu narodu polskiego i ukraińskiego w XIX i XX wieku (Geschichte – Mentalität – Identität. Der Platz und die Rolle von Geschichte und Historikern im polnischen und ukrainischen nationalen Leben im 19. und 20. Jahr-hundert, 2006 – 2011) hervor.42 Als bisher einzige Darstellungen zur ruthenischen Historiografi e in Galizien liegen die Arbeiten von Ivan Kucyj und Burkhard Wöller vor.43 Biografi sche Skizzen zum Krakauer Historikermilieu sind in der von Julian Dybiec edierten Złota księga Wydziału Historycznego (Goldenes Buch des Instituts für Geschichte, 2000) enthalten.44

35 Ukrainische Überblicksdarstellungen sind Kalakura ; Kolesnyk , Ukraïns’ka istoriohrafi ja; Kohut ; Masnenko , Istoryčna dumka; Potul’nyc’kyj, Das ukrainische historische Denken; Potul’nyc’kyj, Istoryčna nauka; Serednicki . Polnische Synthesen sind Grabski , Zarys; Ma-ternicki , Historiografi a polska; Przelaskowski ; Serejski , Dutkiewicz , Śreniowska ; Ra-dzilowski ; Wandycz ; Wierzbicki , Historiografi a; Ziffer .

36 Siehe Velychenko , National History; Velychenko, Shaping Identity. 37 Siehe Stępnik . 38 Einen Forschungsüberblick bieten Maternicki , Polskie badania; Zaškil’njak , Ukraińskie badania. 39 Siehe Maternicki , Złota księga. 40 Siehe Maternicki , Zaškil’njak. 41 Siehe Kawalec , Wierzbieniec , Zaškil’njak . 42 Bisher erschienen sind Pisulińska , Sierżęga , Zaškil’njak; Zaškil’njak , Pisulińska, Sierżęga. 43 Siehe Kucyj , Ukraïns’ka istoryčna dumka; Wöller , Ruthenische Historiographie. 44 Siehe Dybiec , Złota księga.

18 1   Einleitung

Die Erforschung des polnischen Europa-Diskurses hat eine lange Traditi-on. Einschlägig sind die Arbeiten von Jerzy Jedlicki , Janusz Tazbir und Andrzej Walicki .45 Auch in der deutschsprachigen Polenforschung erschienen mehrere Ar-beiten und Anthologien zu diesem Th ema u. a. von Claudia Kraft und Peter Oliver Loew .46 Im Bereich der Historiografi eforschung stellt bisher die Arbeit Wschód-Zachód w koncepcjach dziejów Polski (Osten und Westen in Konzeptionen der Ge-schichte Polens, 1984) von Andrzej Wierzbicki die fundierteste Studie dar.47 In seiner neuesten Arbeit Europa w polskiej myśli historycznej i politycznej XIX i XX wieku (Europa im polnischen historischen und politischen Denken im 19. und 20. Jahrhundert, 2009) wendet er sich explizit dem Europa-Diskurs auf historio-grafi scher und gesellschaft spolitischer Ebene zu.48

Trotz der aktuellen Debatten um die politische und kulturelle Positionie-rung der Ukraine in „Europa“ liegt bislang noch keine Abhandlung vor, in der eine systematische Untersuchung der ukrainischen Europa-Bilder – insbesondere derjenigen im 19. Jahrhundert – vorgenommen wurde. Der Europa-Diskurs wurde lediglich in einigen kleineren Aufsätzen oder Essays von Natalja Jakovenko , Ser-hii Plokhy , Anna V. Wendland und Burkhard Wöller überblicksartig skizziert.49 Meist wurden nur die Europa-Vorstellungen einzelner Autoren in den Blick ge-nommen.50 Mit dem ruthenischen Europa-Diskurs in Galizien beschäft igten sich bisher lediglich Mar’jan Mudryj und Olena Arkuša sowie für die Historiografi e teilweise auch Ivan Kucyj .51 Die Frage nach der Bedeutung von Europa in der His-toriografi e gerät in den letzten Jahren jedoch vermehrt in den Blickpunkt der pol-nischen und ukrainischen Forschung.52

1.3

Was ist „Europa“? – Theoretische

Vorüberlegungen

Immer wieder wird das „Projekt Europa“ auf die Probe gestellt, etwa wenn im Zuge der europäischen Finanz- und Eurokrise der Zusammenhalt der europäischen Währungsgemeinschaft in Frage gestellt wird oder die Zunahme rechter Kräft e im Europa-Parlament auf eine wachsende Unzufriedenheit mit der Brüsseler Politik

45 Siehe Dylus ; Jedlicki , A Suburb; Stefanowska ; Walicki , Poland. 46 Siehe Kraft, Steffen ; Loew . 47 Siehe Wierzbicki , Wschód-Zachód. 48 Siehe Wierzbicki , Europa. 49 Siehe Jakovenko ; Plokhy , Ukraine’s quest; Wendland , Europa, S. 21 – 32; Wöller , Istoryky-

konstruktory. 50 Siehe u. a. Baran ; Kruhlašov ; Mosely ; Masnenko , Lypyns’kyj; Nachlik , Schid; Prychoda ;

Tel’vak , Rosija; Vaščenko . 51 Siehe Kucyj , Cyvilizacijnyj dyskurs; Kucyj, Obraz Schodu; Arkuša , Mudryj , Jevropa. 52 Dies zeigte sich u. a. an der Th ematik der 2011 in Danzig veranstalteten Konferenz Rosja i Za-

chodnia Europa w polskiej i ukraińskiej historiografi i XIX – XX w. (Russland und Westeuropa in der polnischen und ukrainischen Historiografi e im 19. und 20. Jahrhundert).

1.3 Was ist „Europa“? – Theoretische Vorüberlegungen 19

hindeutet. In solchen Zeiten erscheint die Frage nach dem „Wesen Europas“ von besonderer politischer Relevanz. Was ist „Europa“? Was hält „Europa“ zusammen? Anhand welcher Merkmale lässt es sich charakterisieren? Was ist unter gemeinsa-men „europäischen Werten“ zu verstehen? Oft wird versucht, eine wie auch immer geartete „europäische Identität“53 zu belegen, indem man sich auf eine gemeinsa-me Kultur, auf gemeinsame antike, christliche, humanistische oder aufk lärerische Wurzeln beruft und „Europa“ so als Resultat einer langen geschichtlichen Traditi-on darstellt.54

Ereignis- oder strukturorientierte Defi nitionen und Essentialisierungen von „Europa“ werden in der Europäistik jedoch klar zurückgewiesen. Laut Wolf-gang Schmale soll eine wissenschaft lich-methodische Untersuchung „Europas“ keineswegs ein neues „europäisches“ Masternarrativ hervorbringen, sondern „auf der Grundlage des Paradigmas der Vielfalt und Kohärenz als wichtigstes Korrelat“ einen Hypertext erzeugen.55 Auch in dieser Arbeit wird der konstruktivistische Charakter „Europas“ betont. „Europa“ kann daher verstanden werden als „variables System von Zitaten und Querverweisen“56, als „Prozess ständiger Konstruktion“57, in dem „Europa“ selbst sowohl Gegenstand als auch Produkt verschiedener Dis-kursformationen und performativer Akte ist.58

Gegenstand dieser Untersuchung sind Europa-Bilder. Damit sind keines-wegs nur Visualisierungen59 von „Europa“ gemeint, sondern alle „kollektiv veran-kerten Vorstellungen [...], die der Bezeichnung größerer Räume in deren Zuord-nung zu Europa dienen“.60 Unterscheiden lassen sich Europa-Bilder meist von der „Europa-Idee“ bzw. dem „Europa-Gedanken“ zur Bezeichnung konkreter politi-scher Konzepte und Pläne zur Organisation einer Gemeinschaft auf dem europä-ischen Kontinent.61 Solche Pläne oder Optionen für eine politisch-administrative (Neu)-Ordnung oder Integration „Europas“ sind jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit.62

In den meisten Studien zum Europa-Diskurs wird der zeitlichen Dimension von Europa-Bildern wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Der historiografi sche Fo-kus dieser Arbeit lässt es jedoch notwendig erscheinen, hinsichtlich der tempora-

53 Zur „europäischen Identität“ siehe Bürger ; kritisch einer solchen gegenüber Niethammer , S. 110 – 111.

54 Zu einem solchen „Mythos der Europäischen Union“ siehe Ifversen ; Puntscher-Riekmann . Die Beteiligung von Historikern an der Konstruktion „Europas“ wird u. a. kritisiert bei Kuchen-buch , S. 47; Mitterauer ; White , Discourse of Europe.

55 Vgl. Schmale , Bedeutung der Europäistik, S. 117. 56 Vgl. Petri , S. 48. 57 Vgl. Langewiesche , S. 217 58 Vgl. Schmale , Geschichte Europas, S. 14 – 15; Stråth , S. 14; 59 Siehe hierzu etwa Öhner , Pribersky , Schmale , Uhl ; Wintle . 60 Vgl. Heppner , Europa-Bilder, S. 22. 61 Bereits Heinz Gollwitzer grenzte in den 1950er Jahren den Begriff „Europabild“ von dem politisch

orientierten Begriff „Europagedanke“ ab, den er als „Kundgebungen europäischen Gemeinschaft s-bewußtseins und Vorschläge zur Organisation des Erdteils“ defi nierte. Vgl. Gollwitzer, S. 8.

62 Die Einschränkung des Europadiskurses auf seine politische Dimension fi ndet sich z. B. bei Bo-rodziej , Duchhardt , Morawiec , Romsics ; Duchhardt, Morawiec; Hecker , Europäische Optionen.

20 1   Einleitung

len Verortung von Europa-Bildern zu diff erenzieren. So lassen sich grundsätzlich vergangenheitsbezogene, gegenwartsorientierte und auf die Zukunft ausgerichtete Europa-Bilder unterscheiden. In Geschichtsdarstellungen wird „Europa“ stets in die Vergangenheit projiziert. Solche im historiografi schen Diskurs geprägten Bilder von „Europa“ können sich oft erheblich von den gegenwarts- und zukunft sbezo-genen Vorstellungen, Plänen, Visionen und Utopien von „Europa“ unterscheiden.

Europa-Bilder können sowohl Selbst- als auch Fremdbilder darstellen, sie dürfen also nicht synonym zu Begriff en wie „europäisches Selbstverständnis“ bzw. „Europabewusstsein“ verwendet werden, da solche Bezeichnungen bereits eine ge-wisse Identifi kation mit „Europa“ suggerieren, die nicht unbedingt gegeben sein muss. Bei Europa-Bildern handelt es sich also nicht nur um die Selbstrefl exion eines sich mehr oder weniger „europäisch“ fühlenden Subjekts, sondern auch um die Außenansicht eines sich auf „Europa“ beziehenden Betrachters.63

Harald Heppner weist ausdrücklich darauf hin, dass zur Konstituierung ei-nes Europa-Bildes eine explizite Etikettierung als „Europa“ nicht unbedingt gege-ben sein muss.64 Dies betrifft besonders den Europa-Diskurs des „langen 19. Jahr-hunderts“ – einer Epoche, in der die Nation den gesellschaft lichen Letztwert dar-stellte65, Pläne einer „europäischen“ Integration eine bloße Utopie darstellten und sich der Europa-Diskurs der nationalen Idee unterordnen musste.66 Bilder von „Europa“ entstanden jedoch nicht nur dann, wenn „Europa“ selbst zum konkreten Forschungsgegenstand erhoben wurde und kohärente Konzeptionen von „Europa“ entwickelt wurden.67 Viel häufi ger waren hingegen implizite, oft nur vage formu-lierte und am Rande thematisierte Entwürfe von „Europa“. Wenn in dieser Arbeit von „Europa“ die Rede ist, dann handelt es sich eher um diff use, fragmentarische, oft unscheinbare Bilder, die in der Regel vom nationalen Diskurs überdeckt wur-den, aber dennoch eine unterschwellige, nicht zu unterschätzende Wirkungsmacht entfalten konnten.

Die Analyse von „Europa“ als Diskurs auf der Ebene der Historiografi e setzt voraus, dass – einer kulturgeschichtlichen Perspektive folgend – Geschichtsschrei-bung als Wirklichkeitskonstruktion aufgefasst wird. Im Mittelpunkt steht die Fra-ge, auf welche Weise Vergangenheit gedeutet und Geschichte konstruiert wurde. Die Historiografi eforschung als „Beobachtung der Beobachtung“ muss daher dop-pelt refl ektieren: einerseits auf der Analyseebene die Beobachtung der Geschichts-schreibung als Gesellschaft sbeschreibung, andererseits auf der Autorenebene die eigene angestrebte Darstellung vergangener Realitäten.68 Mit den Mitteln der his-torischen Diskursanalyse69 werden die den jeweiligen Geschichtsdarstellungen zugrunde liegenden Formationsregeln von „Europa“ untersucht.

63 Vgl. Geyer , S. 88 – 90. 64 Vgl. Heppner , Europa-Bilder, S. 22. 65 Vgl. Langewiesche , S. 16 – 17. 66 Vgl. Schmale , Geschichte Europas, S. 173. 67 So wie dies etwa im berühmten Geschichtswerk von François Guizot der Fall ist. 68 Vgl. Metzger , S. 20 – 23. 69 Methodologisch orientiert sich diese Arbeit an den diskursanalytischen Ansätzen von Achim

Landwehr und Siegfried Jäger . Vgl. Jäger ; Landwehr , S. 127.

1.3 Was ist „Europa“? – Theoretische Vorüberlegungen 21

Es ist hervorzuheben, dass die angestrebte Dekonstruktion70 „Europas“ und der „Nation“ stets mit einer Konstruktion auf Autorenebene einhergeht.71 In Anknüpfung an den Foucault ’schen Diskursbegriff handelt es sich bei einem Diskurs um eine systematisch organisierte Wiederholung von Aussagen zu einem bestimmten Th ema, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sagbar waren.72 Die verschiedenen Aussagen über „Geschichte“, „Nation“ und „Europa“ waren kein bloßes Produkt der Fantasie und können keineswegs mit literarischer Fiktion gleichgesetzt werden.73 Geschichtsschreiber konnten ihre Erzählungen nicht frei erfi nden, sondern hatten sich vielmehr an bestimmte Dis-kursregeln zu halten, um „gehört“ zu werden. Wenn Historiker nicht „außerhalb des Diskurses“ liegen wollten, hatten sie sich am kollektiven Gedächtnis zu ori-entieren und mussten u. a. den erheblichen Veränderungen in Quellenkritik und Methodenkenntnis Tribut zollen, welche die Verwissenschaft lichung und Professi-onalisierung der Geschichtsschreibung in der zweiten Hälft e des 19. Jahrhunderts mit sich brachte.

Entscheidend ist, dass der Europa-Diskurs sowohl von Machtkonstellatio-nen bestimmt ist, als auch selbst gesellschaft liche Macht ausübt.74 Die Autonomie des Subjekts ist dabei insofern eingeschränkt, als dass das Subjekt allein nicht in der Lage ist, Wirklichkeiten neu zu konstruieren, sondern in seinen Aussagen stets an bereits vorhandene Strukturen und Prämissen gebunden ist. Das Verhältnis von Subjekt (und dessen Aussagen) und Diskurs ist also nicht als ein kausales, sondern als ein sich gegenseitig strukturierendes zu betrachten.75 Wenn in dieser Arbeit von diskursiven „Strategien“ und historischen „Argumenten“ die Rede ist, wird zwar die Subjektperspektive akzentuiert, dies soll aber nicht bedeuten, dass den jeweiligen Autoren eine ganz gezielt vorgenommene Diskursmanipulation un-terstellt oder zugetraut wird. Diskursstrategien wurden nicht selten eher unterbe-wusst eingesetzt.

Als besonders hilfreich für die Erforschung der diskursiven Konstruktion von „Europa“ erweist sich das Konzept des mental mapping.76 Ursprünglich wurde dieses von Roger Downs und David Stea für die kognitive Psychologie formuliert, um Vorstellungen zu bezeichnen, die sich Individuen von einem Teil der räumli-chen Umwelt machen, um ihr Wissen über die Welt zu ordnen und sich in ihr zu

70 Unter „Dekonstruktion“ im Sinne von Jacques Derrida wird in dieser Arbeit eine Haltung ver-standen, welche die Unbegrenztheit und Ursprungslosigkeit von Binaritäten annimmt und die durch Diff erenzen entstehenden Wesenszuschreibungen und Hierarchieverhältnisse hinterfragt. Vgl. Engelmann , S. 19 – 21. In Bezug auf die in der Historiografi e des 19. Jahrhunderts verfolgten Diskursstrategien kann jedoch nicht von Dekonstruktion gesprochen werden. Es handelte sich vielmehr um alternative Konstruktionen zur Widerlegung oder Delegitimierung konkurrieren-der nationaler Narrative, jedoch nicht um die Infragestellung des nationalen Paradigmas an sich.

71 Vgl. Sarasin , S. 29 – 30. 72 Vgl. Foucault , Archäologie des Wissens, S. 43, 58, 170 – 171. 73 Hayden White hat dies immer wieder vorgebracht. Siehe White, Metahistory. 74 Vgl. Foucault , Ordnung des Diskurses, S. 17. 75 Vgl. Landwehr , S. 93 – 94. 76 Eine gute Einführung in die Mental-Map-Forschung bietet Schenk , Mental Maps. Zum Stand

der Mental-Maps-Forschung in der Ukraine siehe Kolesnyk , Mental’ne Kartohrafuvannja.

22 1   Einleitung

orientieren. Unter „kognitiven Landkarten“ verstanden sie also vereinfachte Mo-delle von menschlichen Wahrnehmungen der Umwelt, die stets von der jeweiligen Perspektive des Menschen abhängen, sehr fl exibel sind und insofern nur Verzer-rungen der Realität darstellen.77 Während Downs und Stea kognitive Karten in erster Linie auf individuelle Vorstellungen und Wahrnehmungen der alltäglichen räumlichen Umwelt bezogen, wurde der Anwendungsbereich des Begriff es später erheblich erweitert. Gerade im Zuge des spatial turn78 ist die „Produktion von Raum“ wieder verstärkt in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses gerückt. So wurde der Begriff der mental maps auch für Raumvorstellungen verwendet, die erstens nicht unbedingt aus direkten Erlebnissen und Wahrnehmungen resultie-ren müssen, sondern auch über bestimmte Vermittlungsinstanzen – wie z. B. die Geschichtsschreibung – tradiert werden, und zweitens auch von Kollektiven – z. B. nationalen Gemeinschaft en – herausgebildet werden und damit zur Stereotypen- und Identitätsbildung beitragen können.79

In dieser Arbeit soll der „metageografi sche“80 Charakter von „Europa“ be-tont werden. Dies bezeugt allein die aus einem diskursiven Aushandlungsprozess hervorgegangene, letztlich aber willkürliche Festlegung der geografi schen „euro-päischen“ Grenzen: „Räume sind nicht, Räume werden gemacht.“81 Wird „Eu-ropa“ als mental map82, also als kollektives Raumkonstrukt verstanden, handelt es sich nie um eine ganz bestimmte mental map, sondern stets um viele unter-schiedliche Raumentwürfe.83 Diese mentalen Karten von Europa werden kons-tituiert durch eine ständige Abgrenzung gegen andere mentale Raumkonstrukte. Eine derartige metageografi sche Strategie der Erfi ndung des Anderen zur eigenen Selbsterfi ndung konnte bereits Edward Said in seiner vielbeachteten Studie zum „Orientalismus“ aufzeigen:

Als gleichermaßen geografi sche wie kulturelle  – um nicht zu sagen histori-sche  – Konstrukte sind auch Gegenden, Regionen, geografi sche Zonen wie „Orient“ und „Okzident“ bloßes Menschenwerk. Daher ist der Orient ebenso wie der Westen selbst eine Idee mit einer eigenen Geschichte und Denktradi-tion, einer eigenen Symbolik und Terminologie, die seine Realität und Gegen-wärtigkeit im und für den Westen begründen. Auf diese Weise gilt, dass die beiden Konstrukte einander stützen und in gewissem Maße spiegeln.84

Raumvorstellungen von „Europa“ resultieren jedoch nicht nur aus einer Dicho-tomie zum „Orient“ oder zu „Asien“. Nach Jacques Derrida diff eriert der Raum „Europa“ auch mit oder in sich selbst. Dies bedeutet, dass die Selbstidentifi kation „Europas“ auch durch eine Abgrenzung von einem „Anderen im Eigenen“, also

77 Siehe Downs , Stea , S. 23 – 25, 31. 78 Siehe Osterhammel , Wiederkehr des Raums; Schlögel , S. 60 – 71. 79 Vgl. Schenk , Mental Maps, S. 495. 80 Vgl. Lewis , Wigen , S. IX. 81 Vgl. Schultz , Räume, S. 11. Einschlägig sind hier auch die weiteren Studien Schultz, Europa

als geographisches Konstrukt; Schultz, Europa: (k)ein Kontinent? 82 Vgl. Gould, White , S. 146 – 151. 83 Vgl. Schlögel , S. 244. 84 Vgl. Said , Orientalismus, S. 13.

1.3 Was ist „Europa“? – Theoretische Vorüberlegungen 23

durch eine Distanzierung von sich selbst erfolgt.85 So ist die Konstruktion „Euro-pas“ nicht unwesentlich durch Binnengliederungen bestimmt, etwa durch Raum-ordnungen, die sich aus den Himmelsrichtungen ableiten lassen. „Osten“, „Westen“, „Norden“ und „Süden“ mögen auf den ersten Blick als ungeeignet für eine festste-hende Bezeichnung bestimmter Räume erscheinen, da sie je nach Standpunkt des Betrachters auf unterschiedliche Räume verweisen. Dies macht es schlechthin un-möglich, nach den genauen Kriterien zu fragen, um diese Raumkategorien zu de-fi nieren und von einander zu unterscheiden. Die Himmelsrichtungen stellen also keine prädikativen Begriff e, sondern vielmehr Tendenz- und Orientierungswörter dar, die je nach Kontext und Zeitbezug variierenden Zentren zugeordnet werden können.86 Sobald jedoch ein bestimmter Referenzpunkt gewählt wird und dieser auf Konsens stößt, ist es möglich, den einzelnen Himmelsrichtungen bestimmte Merkmale zuzuweisen und sie somit in Raumkategorien umzuwandeln. Solche konstruierten Räume sind jedoch nicht vollständig defi niert, sondern meist nur gegenüber einer Seite – und zwar entlang der gezogenen Ost-West- bzw. Nord-Süd-Grenze – abgegrenzt, zur anderen Seite hin jedoch off en. Gerade diese räum-liche Unvollständigkeit und defi nitorische Unschärfe ist von Vorteil, wenn die Ab-grenzung nach außen der Defi nition der eigenen Identität dienen soll.87

Der mentale Nord-Süd-Gegensatz, der den Europa-Diskurs seit der Re-naissance geprägt hatte, wurde in der Aufk lärung und vor allem im 19. Jahrhun-dert in einen Ost-West-Gegensatz umgewandelt. Mit der „Erfi ndung Osteuropas“ kam es zu einer Neuorientierung und Neugliederung der mental map „Europas“.88 Der „Westen“89 konnte sich selbst zum „wahren Europa“ erklären, indem er den „Osten“ als einen homogenen Raum imaginierte und mit Merkmalen und Eigen-schaft en versah, die in einer Antithese zu ihm selbst standen. Trotz der zahlreichen Parallelen und Verstrickungen zum „Orient“ konnte dem „Osten“ schon aufgrund der unmittelbaren geografi schen Nachbarschaft zum „Westen“ nie eine so defi nite Andersartigkeit zugeschrieben werden wie dem „Orient“. Nach Wolff ist die Pro-duktion „Osteuropas“ daher eher als Prozess einer „Halb-Orientalisierung“ zu ver-stehen, in dem sowohl Ausschluss- als auch Inklusionsstrategien einen durchaus fl exiblen und ambivalenten Übergang zwischen „Westen“ und „Osten“ erzeugten.90 Die Grenze zum „Osten“ variierte nämlich je nach Standpunkt des Betrachters. Nach den napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress stellte man sich im „Westen“ den „Osten“ meist als Raum jenseits der Ostgrenze Preußens vor und

85 Vgl. Derrida , S. 12 – 13. 86 Vgl. Bochmann , Stekeler-Weithofer , S. 11. 87 Vgl. Lewis , Wigen , S. 48. Dies kann jedoch kaum ein Grund dafür sein, Konstrukten wie z. B.

dem „Osten“ ihren Raumcharakter abzusprechen, wie dies etwa Gebhart , Geisler , Schröter , S. 11 tun.

88 Siehe dazu Lemberg, Zur Entstehung; Ther ; Wolff , Inventing Eastern Europe. Für eine karto-grafi sche Illustration der Entwicklung dieser Raumkonstrukte vgl. Lewis , Wigen , S. 48, 56.

89 Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des „Westens“ als Raumkonzept nicht nur in Europa veran-schaulicht z. B. Bonnett .

90 Vgl. Wolff , Inventing Eastern Europe, S. 6 – 7.

24 1   Einleitung

rechnete vor allem Russland dazu.91 Im Russländischen Reich gab es zwar mitun-ter Tendenzen, sich von „Europa“ abzugrenzen, die Fremdverortung im „Osten“ wurde jedoch kaum akzeptiert, schließlich war die Bezeichnung „Osten“ aus rus-sischer Sicht den Räumen Sibirien oder Zentralasien vorbehalten.92 Das Territori-um des ehemals polnisch-litauischen Staates befand sich an der Schwelle zwischen „Westen“ und „Osten“ und war daher Projektionsfl äche für verschiedenartige Zuschreibungen; polnische Intellektuelle kannten außerdem ihren eigenen „Os-ten“, und zwar die als „Kresy“ bezeichneten östlichen Randgebiete der einstigen Rzecz pospolita.93 Auch durch das österreichische Teilungsgebiet, das habsburgi-sche Kronland Galizien, verlief diese mentale West-Ost-Scheide und spaltete Polen und Ruthenen. Anfang des 20. Jahrhunderts und schließlich im Ersten Weltkrieg wurde die mentale europäische Binnengliederung schließlich durch Konzeptionen von „Mitteleuropa“ ergänzt.94

Die Analyse des mental mapping von „Europa“ stellt eine Möglichkeit dar, den Europa-Diskurs zu untersuchen. Kollektive Vorstellungen von „Europa“ er-wuchsen aus der diskursiven Aufl adung bestimmter mentaler Räume mit Bedeu-tungen, Wertigkeiten und Charaktereigenschaft en; sie entsprangen aus verschie-denen Grenzziehungen, die der Schaff ung und Aufl ösung von Diff erenzen, der Vereinheitlichung und Ausdiff erenzierung von fi ktiven Räumen innerhalb und außerhalb „Europas“ dienen sollten. Eine Analyse der Ausprägungen und der Wandelbarkeit solcher mentaler Karten ist besonders gut geeignet, das Verhältnis von „Europa“ und „Nation“ in den Blick zu nehmen. Nationalhistoriker prägten in ihren Geschichtsnarrativen mentale Raumkategorien wie „Europa“, „Osten“ oder „Westen“ und bedienten sich ihrer als wichtige Orientierungshilfen zur Deutung der Vergangenheit. Eine Verortung der Nation auf den verschiedenen mentalen Karten „Europas“ bewirkte eine Inbezugsetzung der Nation zu „Europa“ und ver-mochte, diese näher zu beschreiben und zu bestimmen und damit auch das Nati-onalbewusstsein zu stärken.

1.4

Quellenkorpus

Das dieser Analyse zugrunde liegende Textkorpus umfasst Geschichtsdarstellun-gen galizischer Historiker. Das große Ausmaß dieses „imaginären Korpus“95 erfor-dert eine Eingrenzung und selektive Vorgehensweise. Da die Grenze zwischen pro-fessioneller und amateurhaft er Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert fl ießend

91 Zur Bedeutung Russlands als das „Europa“ konstituierende Andere siehe Malia ; Neumann , Uses.

92 Zum Wandel des Europa-Bildes und des „Westens“ im russländischen Diskurs siehe insbesonde-re Groh ; Hart ; Neumann , Russia.

93 Zur Imaginierung der „Kresy“ im Verhältnis zum „Osten“ und zum „Westen“ siehe L. Smolka , Kresy.

94 Siehe hierzu besonders auch die älteren Arbeiten von Droz ; Meyer , Mitteleuropa. 95 Vgl. ebenda, S. 102 – 103.

1.4 Quellenkorpus 25

war, soll hier bewusst eine weite Defi nition von „Historiker“ gewählt werden, die über den Kreis professioneller Geschichtsforscher hinausgeht und auch Bevölke-rungsgruppen wie Journalisten, Lehrer, Politiker oder Priester einschließt.

Die Fokussierung auf den Diskurs in Galizien beinhaltet eine temporale und lokale Begrenzung des Textkorpus.96 Auch wenn sich die Existenz des habs-burgischen Kronlandes auf das gesamte „lange 19. Jahrhundert“ erstreckte, be-schränkt sich das Korpus auf den Zeitraum von ca. 1830 bis 1918. Damit wird eine Periode umschrieben, die mit dem allmählichen Anstieg an Publikationen mit historischer Th ematik ab den 1830er Jahren ihren Anfang nahm und mit der Auf-lösung des Kronlandes am Ende des Ersten Weltkrieges endete. Die in das Korpus aufgenommenen Publikationen stammen von Historikern, die aus Galizien kamen oder eine Zeit lang in Galizien lebten. Es handelt sich dabei um polnische oder ru-thenische sowie in Einzelfällen auch um deutschsprachige Autoren. Die Perspek-tive der meist polonisierten jüdischen Historiker wird im Rahmen der polnischen Historiografi e behandelt, jedoch aufgrund der in dieser Arbeit vorgenommenen Fokussierung auf den polnisch-ruthenischen Konfl ikt nicht speziell thematisiert.97 Gerade auch wegen der im 19. Jahrhundert stetig zunehmenden Vernetzung, Mo-bilität und grenzüberschreitenden Tätigkeit der Historiker darf der Diskurs in Ga-lizien keineswegs isoliert betrachtet werden. Insofern sollen für eine Einbettung in den europäischen Kontext selektiv auch Texte der polnischen Historiografi e im preußischen und russländischen Teilungsgebiet, Geschichtsdarstellungen dnje-prukrainischer Autoren, Quellen aus der polnischen und ukrainischen Emigration sowie Schlüsseltexte der preußischen / reichsdeutschen, habsburgischen, tschechi-schen und russländischen Geschichtsschreibung einbezogen werden.98 Beispiele für solche Verfl echtungen sind etwa dnjeprukrainische Arbeiten, die in Galizien publiziert wurden, weil sie im Zarenreich verboten worden waren, Geschichtsbü-cher, die in Galizien ein weiteres Mal aufgelegt wurden, da sie sich im Ausland einer großen Popularität erfreut hatten, oder auch Übersetzungen von Geschichts-darstellungen, die ursprünglich außerhalb Galiziens veröff entlicht wurden, den galizischen Diskurs aber entscheidend prägten.

Der historiografi sche Diskurs über „Europa“ wird auf drei stark in einan-der verschränkten Diskursebenen99 untersucht: auf der Ebene der Wissenschaft , der populärwissenschaft lichen Publizistik und der Erziehung und Bildung. Die Überlappung dieser drei Diskursebenen und die oft schwierige Diff erenzierung zwischen wissenschaft lichen und populärwissenschaft lichen Arbeiten macht es erforderlich, diese Texte in der Analyse gemeinsam zu behandeln. Die Geschichts-

96 Als Grundlage der Recherche dienten die bibliografi schen Werke von Estreicher ; Levyc’kyj; Magocsi , Galica. Als nützlich für die Recherche der polnisch-ruthenischen Literatur erwies sich auch die kürzlich von Pich , Ruda veröff entlichte Kartothek von Myron Korduba . Speziell zum historiografi schen Korpus siehe die Bibliografi en bei Kucyj , Ukraïns’ka istoryčna dumka; Stępnik ; Velychenko , National history.

97 Verwiesen sei hierfür auf die kürzlich erschienene Arbeit von Guesnet. 98 Die Einfl üsse der englischen und französischen Geschichtsschreibung können hier nur sehr se-

lektiv berücksichtigt werden. 99 Nach Jäger handelt es sich dabei um denjenigen sozialen Ort, von wo jeweils gesprochen wird.

Vgl. Jäger, S. 163.

26 1   Einleitung

darstellungen lassen sich demnach anhand des Wissenschaft lichkeitsgrades bzw. des unterschiedlichen Adressatenkreises in drei Hauptgruppen – wissenschaft liche Forschungsarbeiten, populärwissenschaft liche Darstellungen und Lehrbücher  – gliedern.

Zur ersten Gruppe gehören wissenschaft liche Darstellungen, die primär zu Forschungszwecken verfasst und hauptsächlich im akademischen Umfeld ge-lesen wurden. Es handelt sich hierbei in erster Linie um Überblicksdarstellungen, die sich entweder der gesamten Nationalgeschichte oder bestimmten histori-schen Epochen widmen. Hierzu zählen ebenfalls selbständige Monografi en oder Abhandlungen zu bestimmten historischen Th emen sowie Artikel und Rezen-sionen in Anthologien oder Fachzeitschrift en wie etwa Biblioteka Ossolińskich (Ossoliński-Bibliothek), Przewodnik Naukowy i Literacki (Wissenschaft licher und literarischer Führer), Kwartalnik Historyczny (Historische Vierteljahresschrift ), Literaturno-naukovyj vistnyk (Literarisch-wissenschaft licher Bote), Przegląd His-toryczny (Historische Rundschau) oder Zapysky Naukovoho Tovarystva im. Tarasa Ševčenka (Aufzeichnungen der wissenschaft lichen Taras-Ševčenko-Gesellschaft ). Autoren dieser Arbeiten waren meist Personen, die im wissenschaft lichen Umfeld (z. B. im Ossolineum, in der Historischen Gesellschaft oder in der Wissenschaft li-chen Taras-Ševčenko-Gesellschaft ) integriert oder als Professoren, Privatdozenten oder Studenten an den Universitäten in Lemberg und Krakau tätig waren. Beteiligt waren auch Gymnasiallehrer, die kleinere Studien in den jeweiligen Schulpubli-kationen (z. B. Publikationen des Lemberger Akademischen Gymnasiums) veröf-fentlichten.

Die zweite Gruppe umfasst populärwissenschaft liche Geschichtsdarstel-lungen, die dem vorrangigen Zweck dienten, historisches Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Abgesehen von Überblicksdarstellungen zur ei-genen Nationalgeschichte sind dies meist kleinere Broschüren, Heft e, Pamphlete oder aber auch Artikel in Zeitschrift en und Kalendern, die von Volksbildungsver-einen wie z. B. von Macierz Polska (Polnischer Volksbildungsverein), der Mychajlo-Kačkovs’kyj-Gesellschaft oder dem Verein Prosvita (Aufk lärung) herausgegeben, vertrieben und in Lesesälen und -zirkeln dem Volk als Ergänzung oder Ersatz für die schulische Bildung zur Verfügung gestellt wurden. Nur in Einzelfällen werden geschichtliche Artikel in Tageszeitungen hinzugezogen, nämlich dann, wenn sich Diskurse zu bestimmten diskursiven Ereignissen100 verdichteten, etwa bei histo-rischen Jubilarfeiern. Historische Romane und Erzählungen werden – ungeachtet ihrer zweifellosen Signifi kanz für die Vermittlung geschichtlichen Wissens und für die Formierung eines Geschichtsbewusstseins – nicht berücksichtigt. Dies betrifft etwa Fälle, in denen sich fi ktive Handlungen von imaginären Protagonisten vor einem als „wahr“ dargestellten geschichtlichen Hintergrund abspielen, oder auch Darstellungen, in denen die Schilderung historischer Ereignisse in Prosa- oder Di-alogform erfolgt.101

100 Als diskursive Ereignisse gelten medial herausgestellte Ereignisse, welche die Richtung und Qua-lität des Diskursstrangs beeinfl ussen. Vgl. Jäger , S. 162.

101 Unberücksichtigt bleiben also Texte, die Jerzy Maternicki zur populären Geschichtsliteratur zählt: „Zur populären Literatur zählen wir also nur solche an das Volk und die Jugend gerich-

1.4 Quellenkorpus 27

Die dritte Textgruppe umfasst die für den Unterricht an den Volks- und Mittelschulen sowie Universitäten offi ziell approbierten Lehr- und Lesebücher. Geschichtliche Th emen wurden zunächst in Textkompilationen zusammen mit geografi schen Inhalten behandelt. Speziell auf die eigene Nationalgeschichte aus-gerichtete Lehrwerke konnten erst in der Verfassungsära ab 1867 veröff entlicht werden. Das erste Geschichtslehrbuch der polnischen Geschichte wurde 1884, das erste Lehrwerk zur ukrainischen Geschichte 1911 genehmigt. Aufgrund der gerin-gen Anzahl der Lehrbücher ist diese Textgruppe überschaubar.102

tete Geschichtswerke, die a) stark von moralisierender Tendenz durchdrungen waren und b) auf wissenschaft liche Genauigkeit verzichteten, sich stattdessen in großem Umfang der Legende bedienten und manchmal sogar gewöhnlicher literarischer Fiktion.“ Maternicki, Kultura, S. 59.

102 Zu ruthenischen Schulbüchern siehe Hofeneder , Schulbücher. Zu den polnischen Schulbü-chern siehe Majorek , Polskie czytanki; Majorek, Historia utylitarna; Puszka , Nauczyciele; Puszka, Rola; Wierzbicka .

2

Auf dem Weg zu einer modernen

Geschichtswissenschaft in Galizien

2.1

Erste wissenschaftliche

Institutionen im Vormärz

(1831 – 1848)

Geschichtslehre an den Universitäten in

Lemberg und Krakau

Die Institutionalisierung der Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert umfasste die Schaff ung wissenschaft licher Strukturen, die Verankerung von Forschung und Lehre an den Universitäten, die Etablierung historischer Seminare, die Gründung von Geschichtsvereinen und Fachzeitschrift en sowie die Kanonisierung und Ho-mogenisierung von Geschichtsdiskursen in Gesamtdarstellungen, Lexika, Lehrbü-chern und Quelleneditionen.1 Um die strukturgeschichtlichen Grundvorausset-zungen für die Herausbildung historiografi scher Diskurse herauszuarbeiten, soll daher einführend ein Überblick über die institutionellen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Geschichtswissenschaft und die Popularisierung von Ge-schichte in Galizien gegeben werden. Es wird dafür erstens die Lehre und Erfor-schung von Geschichte an den Universitäten, zweitens die Arbeit der außeruni-versitären Wissenschaft sinstitutionen, drittens die Verbreitung von historischem Wissen in der Bevölkerung und viertens die Vermittlung von Geschichte im Schul-unterricht skizziert.2

In der ersten Hälft e des 19. Jahrhunderts spielten die Universitäten in Lem-berg und Krakau eine eher untergeordnete Rolle für die Entwicklung der Wis-senschaft und Geschichtsforschung in Galizien. Die absolutistisch-utilitaristischen Bildungsreformen von Maria Th eresia und Joseph II. Ende des 18. Jahrhunderts sahen nämlich primär keine Forschungstätigkeit an den Universitäten vor, son-dern zielten im Wesentlichen darauf ab, loyale Staatsbeamte für den Dienst in der Habsburgermonarchie auszubilden.3

Nach der Bildung des neuen Kronlandes Galizien und Lodomerien wan-delte Maria Th eresia die seit 1661 in Lemberg bestehende jesuitische Akademie in eine einfache Schule um. Die 1784 in Lemberg gegründete Josephinische Univer-sität unterstand der 1760 eingerichteten Studienhofk ommission unter der Leitung von Gottfried van Swieten , die im Habsburgerreich als zentrale Bildungsbehörde fungierte und eine praxis- und berufsorientierte Studienausrichtung einforderte sowie eine strenge staatliche Kontrolle des Lehrbetriebs vorschrieb.4

1 Vgl. Metzger , S. 141. Zum Forschungsfeld der Institutionalisierungsgeschichte von Geschichts-wissenschaft vgl. Middell , Lingelbach , Hadler , S. 28 – 30.

2 Grundlegende Informationen zur allgemeinen Entwicklung polnischer Wissenschaft sinstitutionen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges liefert das Standardwerk Historia nauki polskiej. Siehe darin insbesondere die Beiträge von Brzozowski , Serczyk sowie Michalski , Warunki rozwoju. Für einen Überblick zur Infrastruktur der Geschichtswissenschaft in Lemberg siehe Maternicki , Pols-kie badania; Zaškil’njak , Formuvannja; Zaškil’njak, L’viv; Zaškil’njak, L’vivs’ke seredovyšče. Die Entwicklung in Krakau in der ersten Hälft e des 19. Jahrhunderts behandelt Wnęk .

3 Vgl. Stachel , S. 116 – 118. 4 Vgl. Röskau-Rydel , S. 170 – 172.

32 2   Auf dem Weg zu einer modernen Geschichtswissenschaft

Das Fach Geschichte wurde gemäß dem im ganzen Reich verpfl ichtenden Studienplan im Rahmen des dreijährigen Propädeutikums der Philosophie gelehrt. Der erfolgreiche Besuch des Philosophicums stellte für die 15 – 17-jährigen Studen-ten eine Vorbedingung dar, um für das anschließende Jura- oder Th eologiestudium zugelassen zu werden. Vorlesungen zur allgemeinen Geschichte und zu den histo-rischen Hilfswissenschaft en waren in jedem Studienjahr zu besuchen; im dritten Jahr wurde zusätzlich noch das Fach österreichische Staatsgeschichte oder Kirchen-geschichte belegt. Da philosophische Fächer wie Geschichte nicht als eigenständige universitäre Disziplinen anerkannt wurden und in ihnen kein akademischer Ab-schluss erzielt werden konnte, wurde Geschichte meist von Juristen gelehrt, was sich in einer Konzentration auf Diplomatik und Rechtsgeschichte äußerte.5

Die Degradierung der Lemberger Universität auf den Status eines Lyzeums (1805) führte zu einem allgemeinen Qualitätsverlust im Lehrbetrieb. Trotz des verkleinerten Lehrprogramms wurde Geschichte auch weiterhin im Rahmen des stark dezimierten Philosophiestudiums unterrichtet. Erst Landesgouverneur Peter Graf von Goeß setzte sich ab 1810 verstärkt für eine Wiedereröff nung der Lember-ger Universität ein und konnte neue Professoren für den Unterricht am Lemberger Lyzeum gewinnen, so dass schließlich 1817 das Lyzeum wieder den Status einer Universität erlangte. Im Zuge der restaurativen Politik von Franz I. wurde das Phi-losophiestudium 1824 jedoch auf zwei Jahre verkürzt.6

Den Lehrstuhl für allgemeine Geschichte7 hatte zunächst Ludwig Eduard Zehnmark 8 (1753 – 1814) inne. In seinen Vorlesungen war Zehnmark wie alle Uni-versitätsprofessoren an ein bestimmtes „Vorlesebuch“ (institutum) gebunden, von dem er nicht abweichen durft e. Diese Vorlesebücher waren keine speziell für den Geschichtsunterricht konzipierten Lehrwerke, sondern politisch-ideologisch ap-probierte Forschungspublikationen, aus denen in den Prüfungen meist bestimmte Passagen wörtlich zitiert werden mussten.9 Zehnmark hielt sich während seiner Lehrtätigkeit an das Handbuch der allgemeinen Geschichte von Julius August Re-mer , das in drei Bänden von 1784 – 1786 in Wien erschienen war.10 Außerdem verfasste er einen eigenen Leitfaden der Vorlesungen über die historischen Hülfswis-senschaft en (1784 / 1796).11 Während seiner Tätigkeit gelang es Zehnmark kaum, wichtige Impulse für die Geschichtswissenschaft zu setzen. Erster Professor für historische Hilfswissenschaft en (Diplomatik, Heraldik und Numismatik) wurde 1784 Gottfried Uhlich (1743 – 1794).

5 Vgl. Stachel , S. 121 – 123. 6 Vgl. Finkel , Starzyński , S. 155 – 193. 7 Einen Überblick über die Entwicklung des Faches Geschichte an der Universität Lemberg gibt

Lundgreen . 8 Zehnmark stammte aus Brünn, hatte in Wien studiert und anschließend als Professor für Lite-

raturgeschichte an den Universitäten Olmütz und Brünn (1776 – 1782) gearbeitet. Zur Biografi e siehe Wöller , Zehnmark.

9 Vgl. Stachel , S. 128 – 129. 10 Siehe J. Remer , Handbuch. Vgl. Finkel , Starzyński , S. 61, 71. 11 Siehe Zehnmark .

2.1 Erste wissenschaftliche Institutionen im Vormärz (1831–1848) 33

Nachfolger von Zehnmark im Fach Geschichte wurde Joseph Mauss 12 (1878 – 1856), der für seine polenfreundliche Gesinnung und seine liberale Einstel-lung gegenüber dem revolutionären Engagement der polnischen Studentenschaft bekannt war. Er war ab 1818  Mitglied der Krakauer Wissenschaft lichen Gesell-schaft , beherrschte die polnische Sprache zwar nicht, setzte sich aber zusammen mit Józef Maksymilian Ossoliński für die Einrichtung eines Lehrstuhls für polni-sche Sprache und Literatur ein, der 1826 von Mikołaj Michalewicz besetzt wurde. Mauss gab den auf Deutsch und Polnisch erscheinenden Kalender Der Pilger von Lemberg / Pielgrzym Polski (1822 – 1823) und die Zeitschrift Mnemosyne (1827 – 1835) heraus, in denen das Interesse an der Kultur und Geschichte Galiziens ge-weckt werden sollte.13 Alle Studenten, die im Vormärz an der Universität Lemberg ausgebildet wurden, mussten die Geschichtsvorlesungen von Mauss besuchen. Zu ihnen gehörten u. a. die späteren Historiker August Bielowski , Henryk Schmitt oder Karol Szajnocha . In seinen Vorlesungen stützte sich Mauss meist auf die All-gemeine Weltgeschichte von Jakob Brand .14

Erste Impulse für eine ruthenische Geschichtsschreibung kamen von der theologischen Fakultät. Modest Hrynevec’kyj (1758 – 1823), ab 1779 Professor für Dogmatik, beschäft igte sich neben theologischen, philosophischen, sprachwissen-schaft lichen und ethnografi schen Th emen auch mit der Geschichte, vor allem mit Ivan Fedorov und der Entstehung der stauropegianischen Druckerei.15 Nach der Wiederherstellung der Metropolie von Halyč (1807) begann der Th eologieprofes-sor Mychajlo Harasevyč 16 (1763 – 1836), im Auft rag der Nunziatur des Apostoli-schen Stuhls Nachforschungen zur Geschichte der ruthenischen Kirchenhierarchie anzustellen.17 Harasevyčs in der Oesterreichischen Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde von dessen Schüler Mychajlo Malynovs’kyj veröff entlichte Umrisse zu einer Geschichte des religiösen und hierarchischen Zustandes der Ruthener (1835)18 können als erster Versuch einer Synthese der ruthenischen Geschichte bezeich-

12 Joseph Mauss stammte aus Th engen (Baden), hatte in Wien studiert und wurde 1805 promoviert. Nach Professuren in Laibach, Salzburg und Wien kam er 1811 an das Lyzeum nach Lemberg, wo er allgemeine Geschichte und ab 1813 zusätzlich österreichische Geschichte lehrte. Mit der Erhebung des Lyzeums zur Universität (1917) wurde Mauss schließlich ordentlicher Professor. Bis zum Ende seiner Karriere (1850) hatte er wichtige universitäre Ämter inne: 1825 / 1826 und 1830 / 1831 war er Dekan der philosophischen Fakultät, 1824 / 1825 und 1851 / 1852 Rektor der Universität. Siehe Kril’, Mauss; Wöller , Mauss.

13 Er schrieb wohl auch an einer Geschichte Galiziens, die er allerdings nie vollendete und veröf-fentlichte. So vermerkte er in einem Brief an Maksymilian Ossoliński vom 29.12.1817, dass seine „Galizische Geschichte [...] bis auf 1347 vorgerückt“ sei. Vgl. Jabłońska , Korespondencja, S. 267.

14 Siehe Brand . Vgl. Finkel , Starzyński , S. 219. 15 Vgl. Kril’ , Istoryčna nauka, S. 91. 16 Mychajlo Harasevyč studierte an dem von Maria Th eresia gegründeten Barbareum in Wien,

übernahm bereits vor der Priesterweihe im Alter von 24 Jahren den Lehrstuhl für pastorale Th eo-logie in Lemberg und wurde 1795 – 1796 Dekan der theologischen Fakultät und Vorsteher des Professorenkollegiums.

17 Vgl. Zubryc’kyj, Nekrolog, S. 7. 18 Siehe Malynovs’kyj, Umrisse zu einer Geschichte. Die Autorenschaft bestätigt Denys Zubryc’kyj ,

dem diese Arbeit später als wesentlicher Ausgangspunkt für seine eigenen Geschichtssynthesen diente. Vgl. Zubryc’kyj, Rys, S. 1 – 2.

3

Fortschrittsnarrative:Die Nation

im „europäischen Zivilisationsprozess“

Heute redet man viel über den Fortschritt. Er ist eine Losung der neuen Zei-ten, er ist wirklich auch eine der ersten Aufgaben der Menschheit..., aber es geht hier allein um die Defi nition! Es ist eine dieser Vorstellungen, die jeder postuliert und sich so zurechtlegt, dass die eigenen Erfi ndungen in das Gebet aufgenommen und verwirklicht werden.1

3.1

Die „Rückständigkeit“ Galiziens

als historiografi scher Imperativ

Für den Europa-Diskurs war die Frage nach Fortschritt und Rückständigkeit zen-tral. Das im 19. Jahrhundert vorherrschende Verständnis von Fortschritt fußte im Wesentlichen auf den Bedeutungsverschiebungen, die dieser Begriff in der Neu-zeit und vor allem während der Aufk lärung erfahren hatte. Entscheidend war die Loslösung vom christlich geprägten mittelalterlichen Verständnis, dem zufolge sich im irdischen Leben nach Christi Geburt bis zum Anbruch des Reiches Gottes grundsätzlich nichts Neues mehr ereignen würde. In der Neuzeit wurde das Ver-ständnis vom Ende der Weltzeit allmählich durch die Vorstellung einer off enen Zukunft ersetzt. Bestärkt durch die wachsende Naturkenntnis gelangte man zur Überzeugung, dass grundsätzliche Veränderungen durchaus möglich seien. Erst in der Aufk lärung wurde Fortschritt dann als teleologischer Prozess verstanden, der durch eine stetige Daseinsverbesserung und die Orientierung auf ein irdisches Ziel gekennzeichnet war. Die Überzeugung von der Kraft der Vernunft und der zentralen Stellung des Menschen im Geschichtsprozess prägte einen unerschüt-terlichen Optimismus und Glauben an die stets fortschreitende Entwicklung der Menschheit. Aus einzelnen Fortschritt in den verschiedenen Lebensbereichen lei-tete man einen Allgemeinheitsanspruch für die Geschichte der gesamten Mensch-heit ab. Der Wandel des Fortschrittsbegriff s zu einem geschichtswissenschaft lichen Terminus gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte schließlich zur Verabsolutie-rung des Fortschritts als entscheidender Geschichtsfaktor in einem als linear und zielgerichtet aufgefassten Entwicklungsprozess vom ursprünglichen Zustand der Wildheit und „Barbarei“ hin zur Zivilisation.2 Die Entwicklungsunterschiede zwi-schen einzelnen Völkern und Staaten erklärte man sich nun mit dem kumulativen, aber ungleichmäßigen Fortschritt in den verschiedenen Regionen. Die variierende Entwicklungsgeschwindigkeit in den verschiedenen Teilen der Welt machte man dafür verantwortlich, dass sich die verschiedenen Völker an bestimmten Zeitpunk-ten in der Geschichte auf unterschiedlichen Zivilisationsstufen befunden hätten. Die sich im 19. Jahrhundert entfaltenden Modernisierungsprozesse in den einzel-

1 „Wiele dziś gwarzą o postępie. On jest hasłem nowszych czasów, jest téż istotnie najpiérwszém zadaniem ludzkości… ale chodzi tu tylko o defi nicyą! Jestto jedno z tych wyobrażeń, które każdy orzecza i wystawia tak, żeby własne jego wymysły weszły w ramki téj modły jako jéj urzeczy-wistnienie!“ Dzieduszycki , Piotr Skarga , Aufl . 1, Bd. 2, S. 590. Wenn nicht anders angegeben, stammen die in dieser Arbeit vorgenommenen Übersetzungen fremdsprachlicher Zitate vom Autor selbst.

2 Vgl. Meier , Koselleck , S. 384.

88 3   Fortschrittsnarrative: Die Nation im „europäischen Zivilisationsprozess“

nen Gesellschaft sbereichen verstärkten die allgemeine Fortschrittserfahrung und schienen diese empirisch zu bestätigen.3

Die Bedeutung des Fortschrittsverständnisses für den Europa-Diskurs und die Herausbildung eines europäischen Selbstverständnisses wurden in dem Mo-ment immanent, als sich in der Aufk lärung die Überzeugung durchsetzte, dass die europäischen Länder auf der Welt am weitesten fortgeschritten seien und die bis-her höchste Entwicklungsstufe erreicht hätten. Eine solche generelle Gleichsetzung von Europa und Fortschrittlichkeit prägte die Vorstellung von der europäischen Superiorität und Vorreiterrolle im Geschichtsprozess sowie die Verabsolutierung des eigenen Entwicklungsmusters als universales Grundmodell für den Rest der Welt. Europa machte man so zum „Subjekt aller Geschichten“4, weil man über-zeugt war, dass Europa allein das einzig erfolgreiche Entwicklungsmodell für die übrige Menschheit vorgeben könne.

Als Gegenstück zum Fortschritt wurde Rückständigkeit in der Aufk lä-rung zu einem wesentlichen Merkmal für die diskursiven Entwürfe des mentalen Raumes Osteuropa.5 Solche Wahrnehmungen kennzeichneten auch die Vorstel-lungen von Galizien, das als neues Kronland an der nordöstlichen Peripherie der Habsburgermonarchie oft als „Armenhaus Europas“ bezeichnet wurde.6 Mitunter herrschte die Auff assung, dass seit der Annexion Galiziens ein Teil des rückstän-digen Ostens nun auch in die Donaumonarchie hineinrage. Als die neue Provinz Ende des 18. Jahrhunderts zum Experimentierfeld für die Reformen des josephini-schen „Einrichtungswerkes“7 wurde, prangerten etwa Besucher wie Franz Kratter , Joseph Rohrer oder Samuel Bredetzky die Entwicklungsdefi zite in „Galicia mise-rabilis“ immer wieder off en an.8 In Galizien, diesem von Karl Emil Franzos in den 1870er Jahren auch als „Halb-Asien“ stigmatisierten Kronland, verlaufe die Gren-ze zwischen „unzivilisierter Barbarei“ und „europäischer Kultur“.9 Für besonders niedrig hielt man etwa die „Kulturstufe“ der ostgalizischen Ruthenen, die dem „ci-vilisatorischen Umbildungsprocesse“ grundsätzlich widerstreben würden.10

Beobachter aus dem Russländischen Reich sahen die galizische Rückstän-digkeit nicht weniger kritisch. Mychajlo Drahomanov äußerte mehrfach die An-sicht, dass die Galizier trotz ihrer „westlicheren Lage“ in geistiger und moralischer Hinsicht hinter Europa wesentlich stärker zurückgefallen seien als die Russen und Dnjepr-Ukrainer, die zwar geografi sch weiter von den „großen Philosophen der Engländer, Deutschen und Franzosen entfernt“ seien, deren fortschrittliche

3 Vgl. ebenda, S. 407 – 417. 4 Vgl. Chakrabarty , S. 283 – 284. 5 Vgl. Wolff , Inventing Eastern Europe, S. 9 – 10, 357. 6 Zum weit verbreiteten Bild von Galizien als einer „rückständigen“ Region, von der man annahm,

dass sie nur „peripher“ an den Erscheinungen der Moderne teilnehme, siehe Haid , Weismann , Wöller . Für eine wirtschaft sgeschichtliche Untersuchung der Entwicklung der galizischen Öko-nomie auch unter Berücksichtigung der sich daraus ergebenden Rückständigkeitsdiskurse siehe Kaps .

7 Zu den Reformen von Maria Th eresia und Joseph II. nach der Annexion siehe Glassl ; Rosdolsky . 8 Vgl. Cybenko , S. 23, 45; Wolff , Inventing Galicia, S. 840. 9 Vgl. Franzos , S. 93 – 96. Vgl. von Essen , S. 57 – 59. 10 Vgl. o. A., Die Ruthenen in Galizien, S. 41; Zimmermann , S. 280.

3.1 Die „Rückständigkeit“ Galiziens als historiografi scher Imperativ 89

Ideen der Demokratie und des Antiklerikalismus jedoch wesentlich stärker auf-genommen hätten.11 Auch der aus der Dnjepr-Ukraine stammende Volodymyr Dorošenko stellte 1904 bei seiner Ankunft in Galizien fest:

Es ist off ensichtlich, dass in der Frage der Frauenemanzipation ein Unter-schied der „Kulturen“ zwischen der östlichen Kultur, in der wir in Russland aufgewachsen waren, und der „westlichen“ Kultur, die Galizien unter österrei-chisch-polnischer Herrschaft prägte, deutlich wurde. Dabei muss man daran erinnern, dass Galizien als rückständigstes Land ganz Österreichs galt und dass die galizischen Polen – im Vergleich zu den preußischen und russischen – die rückständigsten waren. Ich möchte nur anmerken, dass z. B. die Polen in Wilna oder Warschau auf ihre galizischen Landsleute mit einer solchen Ver-achtung herabschauten, wie man dies bei Menschen tut, die in jeglicher Hin-sicht rückständig sind.12

Die Negativbeschreibungen dieses „Königreiches der Nackten und Hungernden“ („Golicja i Głodomeria“13) gingen jedoch nicht nur von fremden Beobachtern aus. Auch innerhalb Galiziens wurde das „galizische Elend“ („nędza galicyjska“) eingehend refl ektiert. Breit rezipiert wurde etwa Stanisław Szczepanowskis sozio-ökonomische Studie über die Wirtschaft slage des Kronlandes (1888). Aufgrund der eklatanten Rückständigkeit Galiziens stellte Szczepanowski zumindest rheto-risch dessen „europäischen“ Charakter in Abrede. Seiner Meinung nach waren im „barbarischen“ Galizien sowohl in ökonomischer als auch in kulturell-moralischer Hinsicht enorme Anstrengungen vonnöten, um das Bedürfnis nach „europäischer Zivilisation“, einer modernen Verwaltung sowie nach Bildung und Wohlstand zu befriedigen.14

Die ökonomischen Kennzahlen zeigen deutlich, dass  – auch wenn wir uns den zivilisierten Ländern Westeuropas in mancher Hinsicht angenähert ha-ben – diese Annäherung doch bisher eher eine äußerliche als eine innerliche war. Wir haben uns die Bedürfnisse und den Schein der Zivilisation zu eigen gemacht, aber noch nicht deren Stärke und Kreativität. Wir arbeiten mit bar-barischer Unfähigkeit, haben aber einen europäischen Geschmack und euro-päische Bedürfnisse. Wir fühlen die Notwendigkeit europäischer Verwaltung, es fehlt uns aber an Mitteln, so viel Bildung und öff entliche Arbeit zu erzielen, wie dies eine solche Verwaltung erfordert. Wir haben das Bedürfnis nach eu-ropäischen Produkten und Luxus, aber wir sind nicht dazu fähig, diese im

11 Vgl. Himka , Drahomanivs’ka vizija, S. 7 – 8. 12 „Певна річ, що в цьому питанні жіночої емансипацїї виявилася ріжниця ‚культури‘,  –

східної, в якій виховувалися ми в Росії, і ‚західної‘, яку мала Галичина під австро-польським режимом. Треба при цім пам’ятати, що Галичина вважалася за найбільш відсталий край в цілій Австрії, а галицькі поляки – за найбільш відсталих поляків, в порівнянні до тих, що жили під Росією або під Прусією. І скажу, що, наприклад, поляки у Вільні або у Варшаві дивилися на своїх галицьких земляків [...] з певною погордою, як на людей з кожного погляду відсталих.“ Dorošenko , Moï spomyny, S. 84.

13 Vgl. Davies , S. 451. 14 Vgl. Śliwa , S. 145 – 153; Wolff , Galicia, S. 275 – 279.

4

Zivilisierungsmissionen: Die Ausdehnung

„Europas“ in den „Osten“

Die litauisch-polnische Union verschob die Grenzen Europas und drängte Asien so weit zurück, wie die litauischen und ruthenischen Gebiete reichten, indem sie bei ihnen die blühende westliche Zivilisation einführte und mit der östlichen verband und dadurch im Osten einen Zivilisierungsprozess mit un-ermesslichen Folgen ankurbelte.1

4.1

„Zivilisierungsmission“

als historiografi sche

Legitimierungsstrategie

Genauso wie der Fortschrittsbegriff stellte auch der Zivilisations- bzw. Kulturbe-griff eine entscheidende Konstante des Europa-Diskurses dar.2 Dieser unterlag laut Jörg Fisch im 18. Jahrhundert einer entscheidenden Bedeutungserweiterung. Ers-tens wurde er nun nicht mehr nur auf Individuen, sondern auf Kollektive, Völker und sogar die gesamte Menschheit angewandt. Zweitens bezog er sich nicht mehr nur auf einzelne Fähigkeiten in bestimmten Gesellschaft sbereichen, sondern auf alle Errungenschaft en der Menschheit. Drittens bezeichnete der Begriff nun ne-ben dem Prozess der Kultivierung auch das Ergebnis dieses Prozesses.3 Wolfgang Schmale weist darauf hin, dass gerade diese Begriff sbildung die Konstituierung Europas als eines Topos der Geschichtsschreibung überhaupt erst ermöglichte, da nun Kultur und Zivilisation als Kategorien fungieren konnten, die historische Entwicklungen systematisierten und die europäische Zivilisation in einem univer-salgeschichtlichen Zusammenhang beschreibbar machten.4 Die Neukonnotierung der Begriff e Kultur und Zivilisation entstand aus dem Bedürfnis heraus, Geschich-te im Sinne eines Fortschrittsprozesses neu zu denken. Gerade deshalb waren diese Begriff e eng in das eurozentrische Fortschrittsdenken eingeschrieben.5

Der Begriff „Zivilisation“ konnte im 19. Jahrhundert sowohl einen Zustand als auch einen Prozess beschreiben. Als Zustand konnte Zivilisation entweder einen aktuellen bzw. vergangenen Entwicklungsstatus bezeichnen oder ein be-stimmtes, absolut gesetztes Entwicklungsideal markieren, das in der Zukunft erst erreicht werden musste. Zivilisation als Prozess umfasste sowohl den transitiven (zivilisieren) als auch den intransitiven (sich zivilisieren) „Zivilisationsfortgang“. Entscheidend war dabei, ob man den Begriff „Zivilisation“ im Singular oder im

1 „Unia litewsko-polska posunęła tak daleko granice Europy i wydarła je Azyi, jak daleko sięgały kraje litewskie i ruskie, wprowadzając do nich bujną cywilizacyą zachodnią i łącząc ją ze wschodnią, wzniecając tu na wschodzie proces cywilizacynyj o nieobliczonych następstwach.“ Lewicki , Powstanie, S. 10.

2 Erstmals wurde der Begriff „civilisation“ 1756 in Frankreich textlich belegt, in Zusammenhang mit „Europa“ als „civilisation européenne“ im Jahre 1766. Vgl. Moras , S. 5ff ; Febvre , S. 41. Im deutschen Sprachgebrauch wurde er bis zum Ende des 18. Jahrhunderts – wie bei Herder  – meist synonym zum Begriff „Kultur“ verwendet. Vgl. Fisch , S. 723.

3 Vgl. ebenda, S. 707. 4 Vgl. Schmale , Europa als Topos, 51. 5 Vgl. Febvre , S. 40; Fisch , S. 707.

162 4   Zivilisierungsmissionen: Die Ausdehnung „Europas“ in den „Osten“

Plural gebrauchte.6 Die Verwendung des Begriff s im Singular deutete auf die Einzigartigkeit und Allgemeingültigkeit eines für die „Zivilisation“ charakteris-tischen Wertekanons und Entwicklungsmusters hin. Eine solche Defi nition von „Zivilisation“ erfolgte also in antonymischer Abgrenzung zum Begriff „Barbarei“ als Zustand von Zivilisationslosigkeit oder Zivilisationsmangel am Anfang eines teleologischen Zivilisierungsprozesses bzw. als Prozess einer rückwärtsgewandten Entzivilisierung. Verwendete man den Begriff im Plural, ging man von inhaltlich verschiedenen, meist territorial unterschiedlich verorteten Zivilisationen aus, die entweder als ähnliche, gleichermaßen legitime Ausprägungen einer universalen Zivilisation oder als grundsätzlich verschiedene, alternative Zivilisationsformen mit jeweils eigenem Entwicklungsmuster aufgefasst werden konnten.7

Seit der Aufk lärung wurde Europa zunehmend mit Zivilisation gleichge-setzt. Somit entstand die Idee von einer europäischen Zivilisation, die als höchste Entwicklungsstufe angesehen wurde.8 Die Überzeugung von einer (west-)europä-ischen kulturellen Überlegenheit sowie der Verabsolutierung des eigenen Zivilisa-tionsmodells als allgemeingültiges und einzig erfolgreiches Entwicklungsmuster hatte verschiedene Konsequenzen. Einerseits konnte dieser grundsätzliche Fort-schrittsoptimismus das Vertrauen in eine zwangsläufi ge evolutionäre Angleichung des Zivilisationsniveaus der verschiedenen Gesellschaft en stärken und somit ein aktives Eingreifen in die Entwicklung unzivilisierter Völker überfl üssig erschei-nen lassen. Andererseits wurde die europäische Überlegenheit jedoch oft auch als Verpfl ichtung verstanden, die rückständigen Völker im Namen der Humanität zu zivilisieren und ihre Entwicklung durch eine eigene kultivierende Interventi-on erheblich zu beschleunigen. Gerade das Vertrauen in die Wirkungsmacht der aufk lärerischen Pädagogik und die Überzeugung vom Staat als einer bedeutenden Erziehungsinstanz und eines Vehikels der Zivilisierung ließen einen solchen mis-sionarischen Aktivismus erfolgreich erscheinen.9 Ein so formulierter Handlungs-imperativ bildete schließlich die Grundlage für das Konzept der Zivilisierungsmis-sion, unter dem nach Wolfgang Schröder ein „kulturelles Engagement“ verstanden werden kann, „das im Namen und Dienst ‚der Zivilisation‘ an einem noch nicht oder noch unzureichend ‚zivilisierten‘ sozio-kulturellen Setting einen Zivilisations-aufb au oder -ausbau bewirken soll.“10 Charakteristisch für die Begründung einer Zivilisierungsmission ist ihre aus vermeintlich edlen und altruistischen Zielen abgeleitete Motivation. Eine Mission kann religiös und metaphysisch begründet werden, sich z. B. auf den göttlichen Willen berufen. Sie kann jedoch auch einen säkularen Hintergrund haben und sich auf das psychologische Sendungsbewusst-sein einzelner Personen oder ganzer Kollektive als Autoritäten bestimmter Missio-nen stützen.11 Gerade im Zuge des romantischen Nationalismus wurde eine Zivi-

6 Vgl. Schröder , S. 22 – 24. 7 Vgl. ebenda, S. 19 – 21. 8 Vgl. den Boer , 64 – 65. 9 Vgl. Osterhammel , Th e Great Work, S. 366. 10 Schröder , S. 16. 11 Vgl. ebenda, S. 18 – 19.

4.1 „Zivilisierungsmission“ als historiografi sche Legitimierungsstrategie 163

lisierungsmission oft als besondere Aufgabe oder Bestimmung der eigenen Nation hingestellt.12

Das Konzept der Zivilisierungsmission entwickelte sich im 19. Jahrhundert so zu einer in der europäischen Politik durchaus geläufi gen Strategie zur Legiti-mierung staatlicher Expansion.13 Es diente z. B. zur Rechtfertigung der übersee-ischen Politik der europäischen Kolonialmächte, der napoleonischen Expansion in die deutschen Rheinbundstaaten, der Reformierung Preußens oder auch des Vordringens des Russländischen Zarenreiches nach Zentralasien.14 Auch in der Habsburgermonarchie bemächtigte man sich zivilisationsmissionarischer Rheto-rik, wenn man sich die Verbreitung europäischer Kultur in den östlichen Teilen des Kontinents zur Aufgabe machte.15 Auf diese Weise wurde auch die Inkorporation Galiziens Ende des 18. Jahrhunderts begründet. Auf habsburgischer Seite betonte man nämlich gerne, dass das josephinische Reformwerk den galizischen „Sarma-ten“ nun endlich europäische Zivilisation gebracht habe.16

Das Zivilisierungsparadigma konnte im 19. Jahrhundert jedoch nicht nur im Kontext der aktuellen Realpolitik instrumentalisiert werden, sondern ließ sich auch auf die Vergangenheit anwenden. Die Erzählstruktur einer Zivilisierungsmis-sion in historiografi schen Texten folgte dabei immer demselben Muster: Sie setzte sich stets aus zwei kausal miteinander verbundenen Erzählschritten zusammen. Zunächst galt es den rückständigen Zustand des zu Zivilisierenden darzustellen. Auf diese Weise konnte der Handlungsbedarf des Zivilisators implizit begründet und eine legitimatorische Grundlage für dessen Eingriff in die zurückgebliebene Kultur des Anderen geschaff en werden. Anschließend folgte für gewöhnlich die Beschreibung des erfolgreichen Zivilisierungsprozesses, in der die positiven Aus-wirkungen der eigenen Kultivierung des Anderen herausgestellt und die besonde-ren Verdienste für dessen Fortschritt hervorgehoben wurden.

Konzeptionen einer Zivilisierungsmission waren immer dann Teil des Euro-pa-Diskurses, wenn sie den nationalen Rahmen überschritten und an der Konsti-tuierung von mental maps wie Osten, Westen und Europa mitwirkten, also immer dann, wenn Zivilisierung auch als „Verwestlichung“ oder „Europäisierung“17 aufge-fasst wurde. Es genügte dafür also nicht, wenn die beschriebenen Missionen ledig-lich als Verbreitung nationaler oder religiöser Ideen ausgegeben wurden. Entschei-

12 Vgl. Walicki , Romantic Nationalism, S. 74 – 75. 13 Für einen Überblick über verschiedene Formen von Zivilisierungsmissionen siehe Osterham-

mel , Barth . 14 Grundlegend zur Funktionsweise und Legitimierungsfunktion von Zivilisierungsargumenten ist

Conklin . 15 Vgl. Angerer , S. 59. Allgemein zur Zivilisierungsmission der Habsburgermonarchie siehe Fill-

afer . 16 Vgl. Wolff , Inventing Galicia, S. 820 – 822. Der Gedanke der habsburgischen „Zivilisierungsmis-

sion“ spiegelte sich z. B. sehr deutlich in den verschiedenen Reiseberichten u. a. von Franz Kratter , Heinrich Traunpaar oder Samuel Bredetzky wider. Vgl. Berg , S. 77.

17 Die konkrete Verwendung dieser beiden Termini war in der polnischen und ruthenischen Histo-riografi e des 19. Jahrhunderts kaum anzutreff en und setzte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts allmählich durch. Gesprochen wurde eher von einer „Erweiterung“ bzw. „Ausdehnung“ Europas oder des Westens.

5

Bollwerkmythen:Die Verteidigung „Europas“

gegen die „Barbaren“

Es sind die wichtigsten historischen Momente darzulegen, in denen Orient und Occident einander feindlich begegneten.1

5.1

Der Bollwerk-Mythos in der

polnischen und ruthenischen

Historiografi e

„Das galizische Königreich war eine Mauer der Christenheit und des Restes Eu-ropas gegen die tatarischen Einfälle“2, proklamierte der ruthenische Historiker Denys Zubryc’kyj in seinem Rys do historyi naroda ruskiego (1837) und verwies damit auf die geschichtliche Bestimmung der Rus’ und insbesondere des galizisch-wolhynischen Fürstentums, Polen und Europa „mit der eigenen Brust“ („persia-mi swemi“) gegen die asiatischen Nomadenvölker verteidigt zu haben.3 Was bei Zubryc’kyj mit einer kleinen Randnotiz begann, entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zur allgemeinen Vorstellung von der Ukraine als „Vormauer Eu-ropas“. Als fester Bestandteil des ukrainisch-nationalen Geschichtsbewusstseins erreichte diese Auff assung schließlich in der Zwischenkriegszeit mit Omeljan Terlec’kyjs Monografi e Ukraïna zaborolom kul’tury y civilizaciï pered stepovyka-my (Die Ukraine als Bollwerk der Kultur und Zivilisation gegen die Steppenvöl-ker, 1930) ihren Höhepunkt. Terlec’kyj zufolge hatte sich die Ukraine durch ih-ren 900-jährigen Kampf gegen die asiatischen Steppenvölker als „Schutzwall der Kultur und Zivilisation“ verdient gemacht. Beginnend mit der Abwehr der Avaren durch die Anten (als Vorfahren der Ukrainer) im Jahre 550 hätten die Ukrainer die europäische Zivilisation gegen Chasaren, Pečenegen, Torken, Polovcer, Tataren und „Türken“4 verteidigt und daher einen ehrwürdigen Platz neben anderen be-deutenden Kulturvölkern eingenommen:

Der Name der Ukraine steht neben den Römern, welche die Kultur und Zi-vilisation vier Jahrhunderte lang vor den Einfällen der damals barbarischen Germanen verteidigten, neben dem alten Babylon und Assyrien sowie neben China, die ebenfalls die auf dem Feld der Kultur und Zivilisation erzielten Errungenschaft en vor der Vernichtung durch die Steppenvölker verteidigten.5

1 Aufsatzthema der Maturaprüfung im Fach Deutsch am Lemberger Akademischen Gymnasium (erstes Halbjahr 1900 / 1901). Vgl. o. A., Zvit dyrekcyï, S. 21.

2 „Królestwo halickie było zasłoną dla chrześcijaństwa i reszty Europy od napadów tatarskich.“ Zubryc’kyj, Rys, S. 37.

3 Zum ruthenischen Bollwerk-Mythos siehe auch Wöller , Die Türken. 4 Der Begriff „Türken“ wurde im 19. und auch noch im 20. Jahrhundert gemeinhin als Synonym für

sämtliche Bewohner des Osmanischen Reiches aufgefasst; der Begriff „Osmanen“ fand hingegen kaum Anwendung.

5 „Імя України знайдеться побіч Римлян, які чотири століття боронили культуру й цивілізацію перед наїздами варварських тоді германів, побіч старинного Вавилону та Асирії, побіч Китаю, які теж обороняли доробок на полі культури й цивілізації перед знищенням, що йшло з рук степовиків.“ O. Terlec’kyj , Ukraïna zaborolom, S. 89 – 90.

260 5   Bollwerkmythen: Die Verteidigung „Europas“ gegen die „Barbaren“

Der Bollwerk-Topos war in vielen nationalen Historiografi en präsent. Als der uk-rainische Nationalhistoriker Mychajlo Hruševs’kyj in der Einleitung seiner für die europäische Öff entlichkeit übersetzten Geschichte des ukrainischen (ruthenischen) Volkes (1906) verlautbarte, dass die „Verteidigung Westeuropas vor der asiatischen Invasion mit dem Blut und der Energie des ukrainischen Volkes“6 erfolgt sei, gesell-te er sich zu Nationen wie den Polen, Tschechen, Ungarn, Kroaten und Deutschen, die allesamt ihre Anwartschaft auf den Bollwerk-Titel bekundeten. Angesichts die-ser vielen „Retter Europas“ konnte sich der Wiener Geschichtsprofessor Heinrich Kretschmayr in seiner Rezension von Hruševs’kyjs Werk einer ironischen Bemer-kung nicht enthalten: „Also wieder ein Retter mehr vor dem Asiatismus.“7

In Galizien befanden sich die ruthenischen Historiker in direkter Konkur-renz zu der allgemein etablierten Auff assung von Polen als „Vormauer der Christen-heit“ („przedmurze chrześcijaństwa“), einer Vorstellung, die seit dem Mittelalter als politisch-rhetorischer Mythos existierte.8 So wurde Polen nach der Annahme des Christentums im 10. Jahrhundert zusammen mit anderen am östlichen Rand der respublica christiana gelegenen Staaten wie Ungarn und Kroatien zu den Beschüt-zern der Christenheit gezählt. Die Aufgabe der Missionierung unter den angren-zenden heidnischen Pruzzen wurde von den polnischen Herrschern dabei immer wieder auch als Vorwand für Eroberungsfeldzüge genutzt. In den Dokumenten der päpstlichen Kurie im 13. und 14. Jahrhundert wurden Begriff e wie „scutum“ oder „murus“ auch in Bezug auf Polen verwendet. Dieses Bild wurde im Zuge des Mongolensturms und nach der Schlacht von Liegnitz (1241) popularisiert und kam schließlich auch in den Korrespondenzen der letzten beiden Piastenkönige Władysław Łokietek und Kasimir III. mit den Päpsten in Avignon im 14. Jahrhun-dert zum Ausdruck, hier als politische Strategie, um sich päpstliche Unterstützung gegen die Tataren zuzusichern. Das Abfl auen der Tatarengefahr und die Auseinan-dersetzungen mit dem Deutschen Orden führten zwar dazu, dass Polen vorüberge-hend nicht mehr als Bastion der Christenheit angesehen wurde; die Personalunion mit Ungarn in der ersten Hälft e des 15. Jahrhunderts, die der gemeinsamen Osma-nenabwehr dienen sollte, und der Kriegstod von Władysław IV. in der Schlacht bei Warna (1444) restaurierten jedoch Polens Ruf als Verteidiger der Christenheit. Der Begriff „antemurale christianitatis“ wurde in Bezug auf Polen von der Kurie 1462 das erste Mal verwendet, um König Kasimir IV. zur Teilnahme an einem Krieg ge-gen die Osmanen zu gewinnen, gleichzeitig aber auch um zwischen dem Deutschen Orden und dem polnischen Königreich zu schlichten.9

Als direkter Nachbar des Osmanischen Reiches geriet Polen im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder in Konfl ikt mit der Hohen Pforte. Aus Sicht der Ku-rie war die Bezeichnung Polens als antemurale jedoch weniger ein Ausdruck von Anerkennung, sondern vielmehr eine Ermahnung, der Rolle des Beschützers der

6 Hruševs’kyj , Geschichte, S. IV. 7 Kretschmayr , S. 65. 8 Grundlegend hierzu: Tazbir , Polskie przedmurze; Tazbir, Polska. Einen knappen Überblick

bieten Morawiec , Antemurale christianitatis; Hein-Kircher ; Varga . Zum polnischen Ante-murale-Mythos im späten Mittelalter siehe außerdem Knoll ; Kołodziejczyk .

9 Vgl. Weintraub , S. 921.

5.1 Der Bollwerk-Mythos in der Historiografi e 261

Christenheit gerecht zu werden und sich den anti-osmanischen Ligen anzuschlie-ßen. Friedensverträge Polens mit dem Osmanischen Reich (1533, 1553, 1564) und turkophile Tendenzen im polnischen Adel stellten die Position der Rzeczpospolita als Bollwerk der Christenheit immer wieder infrage. Der Ausdehnung dieser po-litischen Rhetorik auf die kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem orthodo-xen Moskowiterreich – so z. B. in den Kämpfen um den moskowitischen Th ron (1604 – 1616) – stand Rom ablehnend gegenüber, da man versuchte, Russland für den Kampf gegen die Osmanen zu gewinnen.

Mit den Kriegen gegen die Osmanen im 17. Jahrhundert und insbesondere nach dem Sieg Polens bei Chocim (1621) festigte sich Polens Titel als Beschützer Europas auch in der europäischen Diplomatie. Erst jetzt wurde Polen vom Papst offi ziell in eine Reihe mit anderen Antemurale-Staaten wie Spanien, Ungarn, Kro-atien und Venedig gestellt.10 Im 17. Jahrhundert erfolgte auch die Polonisierung des Antemurale-Begriff s zu „przedmurze“; vorerst bezog sich diese Bezeichnung jedoch noch nicht auf die gesamte Adelsrepublik, sondern lediglich auf das pol-nisch-osmanische Grenzgebiet und fand speziell auf die Grenzfestung Kamienec-Podolski Anwendung.11 Die Siege von Jan III. Sobieski gegen die Osmanen bei Chocim (1673) und in der Schlacht am Kahlenberg (1683), die zum Entsatz von Wien führte, bildeten schließlich den Höhepunkt der Bewertungen der Adelsrepu-blik als „antemurale christianitatis“.

Als die Osmanengefahr in Europa nach dem Frieden von Karlowitz (1699) allmählich nachließ, verlor die Antemurale-Funktion Polens immer mehr an Be-deutung. Im Selbstverständnis der Ideologie des polnischen Sarmatismus in der ersten Hälft e des 18. Jahrhunderts bildete die Vorstellung von der Adelsrepublik als Bollwerk Europas jedoch weiterhin eine tragende Säule.12 In der Aufk lärung wurde der ursprünglich religiös konnotierte Begriff schließlich um eine säkula-re Komponente erweitert: Es ging nun nicht mehr nur um die Verteidigung der Christenheit, sondern um die Verteidigung der gesamten „europäischen Zivilisati-on“. Deutlich wurde dies etwa beim polnischen Aufk lärer Stanisław Staszic (1807):

Die Slawen waren eine unzerstörbare Vormauer des sich hinter ihnen zivilisie-renden Europas. Wer hat die Zivilisation Europas seit tausend Jahren vertreten, geschützt und gerettet? Die Slawen, die Polen. Wer hat alle Wilden, alle asiatischen Invasionen allein von Europa abgehalten? Die Polen. Wer hat sich den unzähligen Horden der Tataren, Baschkiren, Kalmücken, Kosaken und Türken, die Schwert und Feuer nach Europa getragen haben, entgegengestellt und diese an den Ufern der Weichsel, des Bugs, Dnjeprs, Dons und Dnjestrs zerschlagen? Die Polen.13

10 Vgl. Pekacz , S. 419. 11 Vgl. Tazbir , Polska, S. 8 – 10. In Bezug auf die gesamte Adelsrepublik wurde der Begriff „przed-

murze“ laut Tazbir erst seit der Zeit des Fürstentums Warschau verwendet. Vgl. Senkowska-Gluck , S. 68 – 69; Tazbir, Polska, S. 11.

12 Vgl. Michalski , Sarmatyzm, S. 80 – 112. 13 Im Original: „Sławianie byli nezłomnym przedmurzem cywilizującej się za nimi Europy. Któż od

tysiąca lat dzielnie zastępowął, bronił i ocalał cywilizację Europę? Sławianie, Polacy. Kto wszystkie dzicze, wszystkie nawały azjatyckie sam odpierał od Europy? Polacy. Kto niezliczone hordy Tatarów, Baszkirów, Kałmuków, Kozaków i Turków, niosących miecz i ogień na Europę, stale wstrzymywał i rozbijał na brzegach Wisły, Buga, Dniepru, Donu i Dniestru? Polacy.“ Staszic , S. 223.

6

„Europa“ in der Weltkriegspropaganda

Der Sinn und die Seele des ukrainischen Volksstammes strebt nach dem Wes-ten, wie dies aus den aus seiner historischen Vergangenheit angeführten Tat-sachen klar einleuchtet [...].1

6.1

Die Verschärfung des polnisch-

ukrainischen Antagonismus

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 versicherten polnische und ruthenische Parteien ihre Loyalität gegenüber der Habsburgermonarchie. Pol-nische Sozialisten, Konservative, Nationalisten und Volksparteien schlossen sich in Krakau zum Naczelny Komitet Narodowy zusammen. Ukrainische Parteien be-gründeten die Holovna Ukraïns’ka Rada unter der Leitung von Kost’ Levyc’kyj . Beide Volksvertretungen bekundeten ausdrücklich ihre antirussische Orientie-rung und stellten mit den Legiony (Legionen) und den Sičovi Stril’ci (Sič-Schützen) eigene Einheiten in der österreichisch-ungarischen Armee.

Gleichzeitig erkannten Vertreter beider Nationen die historische Gelegen-heit, den Krieg auch für eigene nationale Ziele zu nutzen. Doch auch wenn der Krieg Anlass für zahlreiche nationalistische Spekulationen und utopische Zukunft s-ideen gab, in denen die Errichtung eines unabhängigen polnischen oder ukraini-schen Staates nach dem Krieg erwogen wurde, hatten sich die auf beiden Seiten formulierten Nachkriegspläne letztlich doch an der Realität zu orientieren, muss-ten den Kriegsinteressen der Mittelmächte Tribut zollen und durft en die Integrität des Deutschen Reiches und der Donaumonarchie nicht infrage stellen. An erster Stelle stand somit die Frage nach dem zukünft igen politischen Status des Kron-landes Galizien innerhalb der Habsburgermonarchie. Während man auf polnischer Seite einen Einfl ussgewinn im Kronland durch die Ausweitung eigener Autonomie anstrebte und dafür eine Umbildung der Doppelmonarchie in eine österreichisch-ungarisch-polnische Dreivölkermonarchie im Blick hatte, wurden auf ukrainischer Seite erneut Forderungen nach einer Teilung Galiziens und der Anerkennung eines autonomen Status für das ukrainische Ostgalizien laut. Weiterhin stand zur Debat-te, welches Schicksal die von Russland befreiten polnischen bzw. ukrainischen Ter-ritorien nach einem Sieg der Mittelmächte nehmen würden. Sollten diese Gebiete an Galizien bzw. Ostgalizien angeschlossen werden oder möglicherweise unabhän-gige Staaten bilden? Als polnische und ruthenische Politiker begannen, im Interesse ihrer verschiedenen nationalen Ziele um die Gunst der Mittelmächte zu buhlen, off enbarte sich die Unvereinbarkeit polnischer und ukrainischer Zukunft spläne. Die seit 1848 bestehende Frage nach der Teilung und Autonomie Galiziens fl ammte wieder auf, und die off enkundige Konkurrenz großpolnischer und nationalukrai-nischer Unabhängigkeitsvorstellungen ließ den nationalen Antagonismus aus der Vorkriegszeit, jedoch in wesentlich verschärft er Form, auf die Tagesordnung zu-rückkehren. Gespeist wurde die polnisch-ukrainische Rivalität zudem durch die sprunghaft e Politik der Mittelmächte, die kaum konkrete Pläne für eine zukünft ige

1 O. Barvins’kyj , Beziehungen, S. 31.

328 6   „Europa“ in der Weltkriegspropaganda

Neugliederung des osteuropäischen Raums hatten und je nach Kriegslage verschie-denen geopolitischen Optionen den Vorrang gaben.

In den polnisch-ukrainischen Kontroversen zur Frage, wie eine mögliche Neugliederung Ostmitteleuropas nach dem Krieg aussehen könne und wie die Grenzen zukünft iger Staatengebilde zu verlaufen hätten, wurde der Geschichte entscheidendes Argumentationspotenzial zugeschrieben. Nicht wenige polnische und ukrainische Historiker waren im Krieg publizistisch engagiert, griff en die be-reits lange schwelenden historischen Streitfragen auf und verliehen ihnen in ver-kürzter und tendenziöser Form eine bisher noch nicht gekannte politische Brisanz. Die verschiedenen nationalistischen Geschichtskonzeptionen sollten konkrete re-alpolitische Handlungsimperative für die nach Meinung der polnischen und ru-thenischen Publizisten „unorientierten“ Mittelmächte liefern und deren politische Entscheidungen in gewünschte Bahnen lenken.

Zum Hauptorgan der Ukrainer im Krieg entwickelte sich der Bund zur Befreiung der Ukraine, der angesichts der russischen Invasion schon kurz nach Kriegsbeginn von Lemberg nach Wien übersiedelt war und ab Mai 1915 von Berlin aus agierte. Seine Mitglieder waren hauptsächlich aus dem Russländischen Reich stammende Ukrainer, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Galizien Exil gesucht hatten. Der Bund stand in engem Kontakt zu verschiedenen galizischen Ruthenen und kooperierte mit dem Ruthenischen Hauptrat, vertrat aber im Hinblick auf die Nachkriegsordnung wesentlich radikalere Unabhängigkeitspläne. Primäres Ziel des Bundes war die Publikation landeskundlicher Broschüren zur Verbreitung von Informationen und Sachkenntnissen über die Ukraine. Insbesondere die deutsch-sprachige Öff entlichkeit sollte von der Notwendigkeit ukrainischer Staatlichkeit überzeugt werden. Einer der Grundpfeiler der vom Bund propagierten „ukrai-nischen Staatsidee“ war das ukrainische Meisternarrativ einer Nationalgeschich-te, das sich auf die etatistischen Geschichtskonzeptionen einer sich erst langsam herausbildenden Staatsschule unter V’jačeslav Lypyns’kyj , Stepan Tomašivs’kyj , Lonhyn Cehel’s’kyj und Mychajlo Hruševs’kyj gründete. Dmytro Doncov , erster Vorsitzender des Bundes und wesentlicher Popularisator, bezog seine Legitimati-on dieser Idee vor allem aus der Hervorhebung einer jahrhundertealten Tradition ukrainischer Staatlichkeit. Dieser Argumentation zufolge hatte das ukrainische Volk bereits im Kiewer Reich, später im galizisch-wolhynischen Fürstentum und schließlich im Hetmanat seine Fähigkeit zur Staatlichkeit bewiesen und sei daher auch in der Gegenwart für die Unabhängigkeit prädestiniert.2

Solche großukrainischen Zukunft svisionen waren mit polnischen Territori-alansprüchen auf die Wiederherstellung des historischen Polens, d. h. aller Gebiete innerhalb der Grenzen vor 1772, unvereinbar. In seiner polemischen Broschüre Ukrainische Phantasien belächelte der polnische Publizist Eduard Goldscheider solche „Geschichtsverfälschungen“:

Mag sein, daß in mancher ruthenischen Brust die starke Sehnsucht nach ei-nem großen selbständigen Reiche lebt, das alle Klein-Russen vereinigen und engen Anschluß an die Kulturvölker des Westens suchen würde [...], aber da-

2 Siehe Doncov , Ukrainische Staatsidee; Doncov, Ukraïns’ka deržavna dumka.

6.1 Die Verschärfung des polnisch-ukrainischen Antagonismus 329

raus folgt noch lange nicht, daß ein solches Reich in der Vergangenheit jemals bestanden hat....3

Der Erörterung der ukrainischen Frage lag auch in der polnischen Kriegspub-lizistik meist die Th ese von der Attraktivität und Superiorität polnischer Kultur zugrunde.4 Viele polnische Autoren begründeten die Zugehörigkeit der ruthe-nischen Territorien zum polnischen Staat mit dem Argument, dass dieses durch jahrhundertelange Kulturarbeit zivilisierte Land in den rechtmäßigen „polnischen kulturellen Besitz“5 übergegangen sei:

Nur wer sich jemals ehrlich die Mühe gegeben, sich über die kulturelle Missi-on des polnischen Volkes und über die welthistorische Sendung des einstigen polnischen Reiches klar zu werden, vermag sich [...] zu einer gerechten und vorurteilslosen Einschätzung der polnisch-ruthenischen Beziehungen durch-zuringen.6

Dementsprechend wehrte man sich entschieden gegen die „Undankbarkeit“ der angeblichen Ukrainer, die Polens Kulturmission als Unterdrückung anprangerten. Goldscheider hielt es für gänzlich ungerecht, dass die Ruthenen behaupteten, Polen trage Schuld daran, „daß die armen ‚Ukrainer‘ bei all ihren großartigen Anlagen noch immer nicht das kulturelle Niveau der westeuropäischen Nationen erreicht“7 hätten. Gerade den Polen, so Goldscheider, würde das „ruthenische Sprachgebiet“ alles verdanken, was es an „wirklichen kulturellen Werten“ besitze, seinen „Zusam-menhang mit der Welt des Westens, seine Rettung von der Gefahr eines restlosen Untertauchens in der Welt des Ostens“.8 Die Berufung auf Polens Verdienste in der Ausdehnung europäischer Kultur bis in die ruthenischen Gebiete stellte also ein zentrales Argument für die Legitimierung großpolnischer Pläne dar.

Auch Aleksander Brückner griff in seiner Abhandlung Wpływy polskie na Litwie i w Słowiańszczyźnie wschodniej (Die polnischen Einfl üsse in Litauen und bei den Ostslawen) die bewährte Idee der polnischen Zivilisierungsmission im Os-ten auf. Polens historische Aufgabe habe darin bestanden, die europäische Kultur nach Litauen und in die Rus’ zu tragen. Den Westen setzte er mit Europa gleich, ebenso wie er Polonisierung stets als Ausdehnung Europas verstand.9 Laut Brück-ner war es Polen sehr leicht gefallen, Litauen von den östlichen ruthenischen auf die europäischen polnischen Gleise („z torów ruskich, tj. wschodnich, na polskie, tj. europejskie“10) zu lenken und dadurch das Gebiet an der Memel und Düna für

3 Goldscheider , Phantasien, S. 10. Diese anonym erschienene Broschüre wurde bereits im Früh-jahr 1916 verfasst, jedoch nicht zum Druck zugelassen. Nach der Errichtung des ukrainischen Hetmanat-Staates 1918 erlangten ihre Inhalte erneut agitatorische Relevanz, so dass die Broschü-re im Juli 1918 doch veröff entlicht wurde.

4 Vgl. Borodziej , Brzostek , Górny , S. 83. 5 Goldscheider , Phantasien, S. 19. 6 Ebenda, S. 14. 7 Ebenda, S. 12. 8 Ebenda, S. 13. 9 Vgl. Brückner , Wpływy polskie, S. 153. 10 Ebenda, S. 155.

7

Resümee:Der Europa-Diskurs

in der galizischen Geschichtsschreibung

Im galizischen Europa-Diskurs spielten Historiker eine nicht zu unterschätzende Rolle. Als Professoren, Geistliche, Lehrer, Juristen oder Publizisten gehörten sie zu den nationalen Führungseliten, die sich meist gesellschaft lich und politisch stark engagierten. Ihre Geschichtsdarstellungen waren von tagespolitischen Debatten und zeitgenössischen Europa-Bildern geprägt, vermochten den damaligen Dis-kurs aber auch mitzugestalten, indem sie historische Argumente, Erklärungen und Interpretationen einbrachten, die neue Perspektiven eröff neten und existierende Europa-Vorstellungen unter Umständen relativieren oder gar infrage stellen konn-ten. Dies war vor allem dann der Fall, wenn die Stellung und Geschichte staatenlo-ser Nationen wie der Polen und Ruthenen in „Europa“ bestimmt werden musste.

Die galizischen Polen und Ruthenen zogen als Untertanen der Habsbur-germonarchie die eigene „Europäizität“ nie wirklich in Zweifel. Besonders in den urbanen Zentren Krakau, Lemberg und Przemyśl fühlten sich die Intellektuellen in die allgemeinen politischen, ökonomischen und gesellschaft lichen Entwicklungen „Europas“ eingebunden. Den Kern des polnisch-ruthenischen Europa-Diskurses in Galizien bildete daher weniger die Frage nach der eigenen Zugehörigkeit zu „Europa“1, als vielmehr die diskursive Aushandlung einer europäischen menta-len Binnengliederung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wo die Grenze zwischen „Westen“ und „Osten“ verlief und welche Implikationen eine solche Grenzziehung für die Selbstverortung der eigenen Nation innerhalb „Europas“ hatte. Es galt zu beantworten, ob die eigene Nation zu den sogenannten „Nebenvölkern“ an einer als „bedeutungslos“ und „in der Entwicklung zurückgeblieben“ charakterisierten „Peripherie Europas“ gehörte und den „fortgeschrittenen Hauptvölkern“ in einem „westlichen Kerneuropa“ zivilisatorisch unterlegen war oder ob sie doch als gleich-berechtigtes Mitglied der „europäischen Völkerfamilie“ am allgemeinen „Zivilisa-tionserfolg“ teilnahm und sich allenfalls durch einen alternativen, aber dennoch ebenbürtigen „Entwicklungspfad“ auszeichnete.

In diesem Diskurs produzierten sich „Europa“ und „Nation“ gegenseitig. Ständig musste das Verhältnis dieser beiden fl exiblen Konstrukte zueinander neu bestimmt werden. Dabei bildete die „Nation“ jedoch den Letztwert, dem sich „Eu-ropa“ grundsätzlich unterzuordnen hatte. Primäres Anliegen der Historiografen im 19. Jahrhundert war die „Wiederentdeckung“ der „Nation“ und nicht die For-mulierung einer „europäischen Idee“. Daher bildete eine Konstituierung „Euro-pas“ allenfalls ein Nebenprodukt der jeweiligen Nationsentwürfe. Die Bedeutung „Europas“ für die nationalen Narrative war durchaus ambivalent. Auf der einen Seite eröff nete der meist diff use und fragile Charakter „europäischer“ Raumglie-derungen ein wesentliches Strategie- und Manipulationspotenzial, das für natio-nale Zwecke ausgeschöpft werden konnte. Auf der anderen Seite gaben stereotype Merkmale bestimmter Raumordnungen – etwa der Topos von der „Rückständig-keit des Ostens“ – gewisse Orientierungsmuster und Deutungsdirektiven vor, die den eigenen nationalen Zielen unter Umständen zuwiderlaufen konnten.

Der historiografi sche Europa-Diskurs in Galizien manifestierte sich ent-lang drei eng ineinander verschränkter Diskursstränge: in Fortschrittsnarrativen,

1 Damit unterschied sich der galizische Europa-Diskurs erheblich vom russländischen Diskurs, wo eine kulturelle Verschiedenheit von Russland und Europa nie wirklich angezweifelt und oft mals gerade eine Abgrenzung von Europa angestrebt wurde. Vgl. Neumann , Russia, S. 1; von Schel-ting , S. 13.

372 7   Resümee: Der Europa-Diskurs in der Geschichtsschreibung

Zivilisierungskonzeptionen und Bollwerkmythen. Der sich seit der Aufk lärung durchsetzende eurozentrische Fortschrittsbegriff , der „Europa“ die Vorreiterrolle im Zivilisierungsprozess zuschrieb, postulierte „Fortschrittlichkeit“ als Merkmal für die „Europäizität“ einer Nation. Die Erfahrung eines sich im 19. Jahrhundert herauskristallisierenden Entwicklungsgefälles von „Westen“ nach „Osten“ warf insbesondere bei den galizischen Intellektuellen die Frage auf, inwieweit das mit dem Stigma der „Rückständigkeit“ belegte Kronland Galizien an den verschiede-nen „europäischen“ Modernisierungsprozessen teilnahm und wie „europäisch“ die eigene Nation und insbesondere auch die jenseits der galizischen Grenzen im „Osten“ lebenden Volksteile einzustufen waren. Der Geschichtsschreibung kam im damaligen Diskurs eine entscheidende Bedeutung zu, weil sie historische Erklä-rungen für aktuelle „Entwicklungsdefi zite“ liefern und diff amierende Rückstän-digkeitszuschreibungen abmildern oder gar widerlegen konnte. Polnische und ru-thenische Historiker vermochten, die Schuldlosigkeit der eigenen Nation an deren Verspätung im „europäischen“ Geschichtsprozess historisch zu belegen, indem sie bestimmte externe Faktoren – etwa die naturgegebene geografi sche Grenzlage zu „Asien“ oder jahrhundertelange Existenzbedrohungen durch äußere Feinde – als Ursachen für Abweichungen und Anomalien des nationalen „Fortschritts“ aus-machten. Entscheidend war, dass eine langsame Entwicklungsgeschwindigkeit nicht als Kriterium für den Ausschluss aus „Europa“ angesehen, sondern ganz im Gegenteil als Beweis für die Befolgung „europäischer“ Entwicklungsmuster und die Integration der Nation im allgemeinen „europäischen“ Zivilisierungsprozess angeführt wurde. Die historiografi sche Ermittlung des nationalen „Fortschrittsni-veaus“ sowie der unterschiedlichen „entwicklungsfördernden“ bzw. „zivilisations-hemmenden“ Einfl ussfaktoren in den jeweiligen Geschichtsepochen war außer-dem geeignet, die Aufmerksamkeit auf einstige „goldene Zeitalter“ zu lenken, in denen man das eigene Volk an der Spitze des „Fortschritts“ verortete. Der Verweis auf vergangene kulturelle Errungenschaft en konnte Minderwertigkeitskomplexe in der Gegenwart kompensieren, die grundsätzliche „Zivilisationsfähigkeit“ der eigenen Nation demonstrieren und an die Entfaltung des in ihr schlummernden Entwicklungspotenzials für die Zukunft „Europas“ appellieren.

Die Projizierung von „Fortschritt“ und „Rückständigkeit“ in die Vergan-genheit bildete die Grundlage für die Herausbildung zivilisierungsmissionarischer Konzeptionen. Die Vorstellung von einer polnischen historischen Berufung zur säkularen und religiösen „Zivilisierung“ eines als „rückständig“ wahrgenomme-nen „Ostens“ seit dem 11. Jahrhundert gründete auf einem Bewusstsein kultureller Superiorität gegenüber der ruthenischen und litauischen Bevölkerung. Gleichzei-tig war die Konzeption einer polnischen „Zivilisierungsmission“ eine Gegenre-aktion auf Überlegenheits- und Hegemonialvorstellungen, die aus der deutschen Kulturträgertheorie eines „deutschen Dranges nach Osten“ resultierten. Die in den deutsch-nationalen Geschichtsdarstellungen vorgenommene Fremdveror-tung Polens im „Osten“ versuchten polnische Historiker zu entkräft en, indem sie auf der mentalen Karte „Europas“ den „Osten“ weiter nach „Osten“ verlegten und sich selbst als Vermittler „westlicher“ Zivilisation präsentierten. Als in der zweiten Hälft e des 19. Jahrhunderts das multiethnische und multikonfessionelle Verständ-

Personenindex

AAbraham, Władysław 53, 70, 74, 210, 384,

446Acham, Karl 433, 452Adamus, Jan 102, 422Aksakov, Ivan 134Aksakov, Konstantin 134Albertrandy, Jan Chrzciciel 37Albertus Magnus, Gelehrter 135Albin, Janusz 37, 422Aleksandr Nevskij, Großfürst 136Aleksej I., Zar 385Alexander II., Zar 57Alexander I., Zar 103Algirdas, Großfürst 207, 279Althoen, David 214, 422Althoff , Gerd 444Altrichter, Helmut 434, 437Amborski, Jan 60Anczyc, Ludwik 61, 273, 282, 301, 317, 384Anderson, Benedict 13, 422Andreas, Apostel 120Andreas II., König 130, 131Andrej Bogoljubskij, Großfürst 112, 140Andrij, Fürst 264Andruchovyč, Jurij 11, 422Angerer, Th omas 163, 422Anna Aldona, Königin 215Antonevyč, Mykola 78, 94, 105, 311, 384Antonjuk-Kysil’, Pavlo 191, 422Antonovyč, Volodymyr 57, 67, 71, 97, 132,

139, 250, 289, 290, 384, 436, 448, 451Apostol-Ščurovs’kyj, Pavlo, Hetman 308Arkas, Mykola 78, 384Arkuša, Olena 18, 46, 55, 128, 176, 210, 422,

423, 459Arldt, Th eodor 339, 384Arndt, Ernst Moritz 168Arneth, Alfred 74Artymiak, Antoni 48, 423Askenazy, Szymon 67, 81, 83, 347, 384, 429Askold und Dir, Fürsten 263Asnyk, Adam 76Attila, Hunnenkönig 302August II., König 109, 295August I., König 109Augustynowicz, Christoph 106, 332, 423Aёtius, Flavius, Heerführer 302

BBaár, Monika 36, 106, 423

Bachmann, Klaus 12, 46, 423Bachturina, Aleksandra 80, 423Baczkowski, Krzysztof 43, 68, 331, 423Baidar Khan 269, 271Bąkowski, Jan Wincenty 37Bakuła, Bogusław 191, 423Balzer, Oswald 52, 66, 67, 69, 70, 74, 151,

152, 276, 277, 342, 343, 344, 384, 428, 437, 455, 457

Banach, Andrzej Kazimierz 34, 35, 36, 43, 69, 83, 424, 452

Bandtkie, Jerzy Samuel 35, 39, 104, 107, 120, 232, 300, 385, 424

Bantyš-Kamens’kyj, Dmytro 287, 288, 385Baran, Zoja 18, 99Barszczewska, Alina 431Barth, Boris 163, 444, 449Bartoszewicz, Julian 53, 235, 236, 284, 385Barvins’kyj, Bohdan 71, 72, 79, 82, 97, 190,

191, 207, 216, 263, 264, 277, 359, 385, 424

Barvins’kyj, Jevhen 75Barvins’kyj, Oleksandr 34, 41, 57, 58, 63, 65,

71, 72, 78, 97, 112, 113, 136, 139, 140, 143, 144, 250, 264, 280, 306, 327, 335, 336, 338, 353, 354, 358, 359, 385, 386, 389, 396, 399, 400, 415, 424

Barvins’kyj, Osyp 140Barvins’kyj, Volodymyr 57, 96, 97, 111, 219,

290, 291, 299, 306, 312, 386, 387Barycz, Henryk 35, 53, 54, 61, 164, 191, 192,

321, 424Bassin, Mark 92, 175, 424Báthory, Stephan, König 298Batowski, Aleksander 48Batu Khan 266, 267, 274Bayer, Gottlieb 104Beauvois, Daniel 191, 252, 424Beck, Adolf 80, 81, 425Belinskij, Vissarion 351Benecke, Werner 252, 317, 425Berbeka, Ol’ha 62, 425Bercoff , Giovanna 434, 438Berezhnaya, Liliya 267, 287, 357, 425Berg, Anna de 163, 425Berger, Stefan 15, 425, 434Bermann, Moritz 301, 387Bernard von Clairveaux, Missionar 233Besters-Dilger, Juliane 434, 443Białynia-Chołodecki, Józef 70, 77Biegeleisen, Henryk 52Bielowski, August 33, 38, 47, 48, 49, 55, 127,

136, 274, 387, 393, 457

466 Personenindex

Bieńkowski, Wiesław 300, 425Bihl, Wolfdieter 82, 425Bilas, Lew 73, 228, 425Bilous, Mychajlo 63Bilous, Natalija 212, 425Bilz-Leonhardt, Marlies 134, 425Binder, Harald 52, 153, 189, 300, 425, 426Bizeul, Yves 457Błachowska, Katarzyna 67, 178, 426Blumenthal, Hermann 353, 387Bobrinskij, Georgij 80Bobrownicka, Maria 310, 426Bobrzyński, Michał 42, 54, 60, 74, 78, 79,

96, 148, 149, 150, 151, 181, 182, 185, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 223, 228, 236, 237, 275, 286, 298, 304, 315, 387, 396, 403, 418, 422, 437, 438, 440, 444

Bochmann, Klaus 23, 426Bochnak, Adam 70, 426Bodjanskij, Osip 40, 118, 238Böge, Wiebke 92, 426Boia, Lucian 422Bolesław I. Chrobry, König 119, 120, 165,

169, 181, 194, 210, 233, 252, 309, 337Bolesław III. Krzywousty, Herzog 104, 133,

169Bolesław V. Wstydliwy, Herzog 270Bolesław von Masowien, Fürst 178Bömelburg, Hans-Jürgen 312, 331, 426Bonnett, Alastair 23, 426Bonusiak, Włodzimierz 451Borčuk, Stepan 45, 426Borodziej, Włodzimierz 16, 19, 329, 330,

426, 430Borovský, Karel Havlíček 40Bortnjak, Nadija 67, 73, 426Borysikevyč, Ivan 43Boyd, Kelly 421, 447Brand, Jakob 33, 75, 387Bredetzky, Samuel 88, 163Bremer, Th omas 425Breysach, Barbara 454Brock, Peter 422, 430, 444, 452, 455, 457Brocki, Eugeniusz 137, 387Brodziński, Kazimierz 36Bronowski, Franciszek 107, 427Brückner, Aleksander 210, 247, 329, 330,

333, 339, 364, 387Brunner, Otto 429, 441Brzeski, Tadeusz 201, 387Brzostek, Błażej 329, 330, 426Brzozowski, Stanisław 31, 49, 59, 69, 74, 427Buckle, Henry Th omas 147, 148Büdinger, Max 272

Budzynovs’kyj, V’jačeslav 294, 348, 359, 388Bujak, Franciszek 69, 74, 81, 83, 84, 344, 439Bukowska, Elżbieta 53, 427Bürger, Julia 19, 427Buszko, Józef 430, 451

CCaro, Jacob 74, 77, 184, 283, 388Caro, Jecheskiel 77Castro Varela, María do Mar 428Cavanagh, Claire 191, 427Cehel’s’kyj, Lonhyn 78, 82, 152, 153, 250,

268, 269, 328, 335, 339, 350, 352, 353, 356, 357, 388

Celevyč, Julijan 66, 67, 71, 79, 424Cesarini, Giuliano, Kardinallegat 282Chakrabarty, Dipesh 88, 427Chamot, Marek 313, 314, 427Chełmecki, Jan 303, 304, 388Chlopyc’kyj, Ostap, Hetman 297Chmel’nyc’kyj, Bohdan, Hetman 180, 217,

219, 279, 289, 293, 298, 361, 362, 399Chmiel, Adam 75Chociszewski, Józef 61, 214, 282, 388Chodynicki, Ignacy 39, 388Chołoniewski, Antoni 346, 347, 355, 356,

388Chomjakov, Aleksej 115, 134Chrzanowski, Ignacy 344Chyliński, Michał 77Chynczewska-Hennel, Teresa 235, 427Ciara, Stefan 74, 75, 206, 427Cięglewicz, Kasper 125, 322, 388Ciesielski, Stanisław 434Cillia, Rudolf de 430Čingis Khan 266, 269Comte, Auguste 147Conklin, Alice 163, 427Conrad, Christoph 14, 427Conrad, Sebastian 14, 427Čornopys’kyj, Mychajlo 395Čornovol, Ihor 132, 254, 427, 428Cremer, Paul 335Čubatyj, Mykola 73, 338, 388, 389, 433Čubinskij, Pavel 349, 389Ćwik, Walenty 48, 428Ćwikliński, Leon 75Cybenko, Larissa 88, 428Czachowska, Jadwiga 420Czacki, Tadeusz 120Czajkowski, Michał 94Czarnik, Bronisław 52Czartoryska, Izabela 50

Personenindex 467

Czermak, Wiktor 68, 83, 315, 316, 389, 423Czołokowski, Aleksander 70, 74, 138, 139,

389

DDąbczański, Antoni 176, 389, 411Dąbek-Wirgowa, Teresa 426Dąbkowski, Przemysław 66, 70, 428Dabrowski, Patrice 78, 300, 304, 313, 315,

428Danilevskij, Nikolaj 241, 389, 431Danylo, Fürst 131, 132, 133, 135, 136, 137,

138, 139, 140, 141, 143, 234, 241, 242, 243, 264, 267, 389

Daškevyč, Jaroslav 118, 428Daškevyč, Mykola 58, 126, 139, 140, 141,

142, 143, 144, 389Davies, Norman 89Ded’ko, Dmytro, Bojar 180, 280Delamarre, Casimir 114, 115, 217, 293, 389Dembiński, Bronisław 56, 66, 81, 445Dem’jan, Hryhorij 34, 41, 105, 131, 135,

262, 428Den Boer, Pim 103, 162, 428Deniker, Joseph 348, 349, 389Derrida, Jacques 21, 22, 23, 428Deszczyńska, Martyna 284, 428Dhawan, Nikita 428Didyc’kyj, Bohdan 43, 45, 47, 62, 63, 65,

105, 113, 121, 136, 184, 185, 215, 239, 266, 274, 277, 278, 279, 280, 281, 283, 291, 389

Dietl, Józef 43Długosz, Jan, Chronist 53, 59, 270, 274, 275,

312, 387, 414, 418Dmitrij Donskoj, Großfürst 279Dmochowski, Franciszek Salezy 61Dmowski, Roman 68, 210, 228, 251, 314,

390Dobrjans’kyj, Antin 34, 65, 125, 238, 390Dobrovský, Jan 35Dołęga-Chodakowski, Zorian 38, 121, 390Domanyc’kyj, Vasyl’ 298, 390Doncov, Dmytro 82, 328, 338, 350, 351, 357,

358, 359, 360, 361, 362, 364, 390Dopsch, Alfons 333, 354, 390Doroš, Jevhen 58, 428Dorošenko, Dmytro 287, 428Dorošenko, Petro, Hetman 362Dorošenko, Volodymyr 89, 362Downs, Roger 21, 22, 429Drahomanov, Mychajlo 11, 57, 88, 330, 351,

352, 390, 437, 442

Droz, Jacques 24, 339, 429Dubiecki, Maryan 298, 390Duchhardt, Heinz 16, 19, 422, 426, 429, 431,

432, 442, 443, 449Duchiński, Franciszek 114, 115, 293, 390,

448Duncan, Peter 175, 429Dunin-Borkowski, Jerzy 70Dunin-Wąsowicz, Krzysztof 420Dutkiewicz, Józef 17, 67, 429, 451Dybiec, Julian 17, 34, 35, 36, 43, 75, 83, 422,

429, 447, 452Dylus, Aniela 18, 429Działyński, Adam Tytus 37Dzieduszycki, Maurycy 55, 87, 232, 282,

284, 391Dzieduszycki, Wojciech 56, 132Džydžora, Ivan 72, 81, 447

EEfi menko, Aleksandra 78, 391Eljasz, Walery 77Engel, Johann Christian 41, 130, 133, 142,

290, 291, 391Engelmann, Peter 21, 429Espagne, Michel 15, 429Essen, Gesa von 88, 431, 455Estreicher, Karol 25, 49, 75, 83, 429Etkind, Alexander 166, 175, 429

FFaber, Karl-Georg 14, 319, 429Fasora, Lukáš 425Fassmann, Heinz 339Febvre, Lucien 161, 429Fedorov, Ivan 33Fedoruk, Jaroslav 72, 429Feichtinger, Johannes 300, 423, 431, 440, 458Feldman, Wilhelm 90Ferdinand I., Kaiser 36Fichte, Johann Gottlieb 168Fijałek, Jan 60, 210, 391Filaret (Gumilevskij, Dmitrij), Metropolit

238, 391Fillafer, Franz Leander 163, 429Finkel, Ludwik 32, 33, 52, 56, 59, 60, 67, 72,

74, 75, 81, 151, 391, 426, 433Fisch, Jörg 161, 429Fischer, Adam 37, 429Fischer-Graudenz, Paul 354, 391Fiut, Aleksander 191, 429Foucault, Michel 21, 430

468 Personenindex

Frančić, Mirosław 68, 78, 430François, Etienne 449Franko, Ivan 11, 70, 71, 97, 128, 190, 225,

246, 248, 249, 265, 276, 296, 305, 306, 308, 311, 312, 330, 351, 352, 383, 391, 392, 433, 437, 445, 446, 451, 454, 455

Franz I., Kaiser 32, 37Franzos, Karl Emil 14, 88, 392, 455Fras, Zbigniew 212, 252, 430, 451Friederichsen, Max 349, 392Friedrich II. der Streitbare, Herzog 272Friedrich II., Kaiser 272

GGalicki, Andrzej 440Gallus Anonymus, Chronist 48, 126Galos, Adam 151, 430Gałyga, Mieczysław 48, 430Gawalewicz, Adolf 276, 392Gebert, Bronisław 79, 189, 276, 392Gebertowa, Gizela 79, 189, 276, 392Gebhardi, Ludwig Albrecht 41, 130, 392Gebhart, Gunther 23, 430Gediminas, Großfürst 195, 207, 215, 279Gehler, Michael 16, 430, 449Geisler, Oliver 23, 430Gerlich, Hubert 183, 430Geyer, Wolfgang 20, 430Gindely, Anton 51, 392Gingrich, Andre 319, 430Girgensohn, Joseph 275, 392Glassl, Horst 88, 430Goeß, Peter Graf von 32Goethe, Johann Wolfgang von 265Goldscheider, Eduard 328, 329, 339, 340,

349, 364, 392Golichowski, Adam Norbert 77Goll, Jaroslav 74Gollwitzer, Heinz 19, 430Gołuchowski, Agenor 42Górczyński, Wit 48, 64, 193, 430Górecki, Piotr 54, 430Górny, Maciej 114, 329, 330, 331, 347, 348,

366, 426, 430, 431Gorzycki, Kazimierz 185, 392, 402Goszczyński, Seweryn 42Gould, Peter 431Grabowski, Michał 94Grabski, Andrzej Feliks 17, 52, 55, 147, 151,

204, 431Gratian, Kirchenrechtler 135Gregor VII., Papst 337Grodecki, Roman 74

Groh, Dieter 24, 431Groza, Aleksander 321Grünhagen, Colmar 272, 274, 392Guizot, François 20, 147, 392, 432Gustav Adolf, König 336Guthmüller, Bodo 455Guttry, Alexander von 353, 355, 393

HHadler, Frank 31, 426, 442Hadler, Simon 313, 431Hagen, Mark von 80, 82, 455Hahn, F. G. 92, 393Hahn, Hans Henning 425, 427, 435Haid, Elisabeth 88, 353, 431, 438, 458Halecki, Oskar 83, 84, 331, 332, 333, 334,

344, 393, 423, 426, 442, 449Hammer-Purgstall, Joseph 283, 393Handelsmann, Marceli 355Hanka, Václav 36, 40Hann, Chris 446Hantsch, Hugo 425Harasevyč, Mychajlo 33, 37, 47, 132, 242,

243, 244, 393Hart, Pierre 24, 431Hassel, Paul 301, 393Hassinger, Hugo 339, 393Hausmann, Guido 99, 431Hecker, Hans 19, 241, 431Hegel, Georg Wilhelm 94, 164, 191Heiderich, Franz 93, 393Hein-Kircher, Heidi 260, 425, 431Heinrich II. der Fromme, Herzog 269, 270,

271, 273, 276, 284, 320Heiss, Johann 300, 423, 431, 458Helcel, Antoni Zygmunt 36, 42, 274, 300,

393Helej, Stepan 45, 431Helfert, Joseph Alexander Freiherr von 301,

302, 393Heppner, Harald 16, 19, 20, 431, 432Herasymčuk, Vasyl’ 72Herder, Johann Gottfried 94, 106, 108, 161Herodot, Geschichtsschreiber 99Himka, John-Paul 14, 44, 89, 231, 244, 245,

250, 432Hindenburg, Paul von 354Hirschberg, Aleksander 53, 56, 60, 74Hnatiuk, Ola 11, 432Hobsbawm, Eric 13, 432Hoeges, Dirk 147, 432Hoensch, Jörg 12, 432

Personenindex 469

Hofeneder, Philipp 27, 51, 58, 97, 140, 290, 337, 432

Hoff , Jadwiga 451Hoff man, Karol Boromeusz 110, 393Höfl echner, Walter 41, 52, 432Hofmeister, Ulrich 175, 433Höhler, Sabine 450Holovac’kyj, Ivan 128Holovac’kyj, Jakiv 34, 42, 45, 46, 51, 105,

116, 120, 123, 124, 125, 126, 128, 131, 132, 135, 171, 172, 262, 263, 267, 279, 280, 289, 393, 441

Holzer, Jerzy 12, 433Holzner, Johann 455Hoppe, Jacob August 41, 130, 394Hordijenko, Kost, Hetman 152Hordyns’kyj, Jaroslav 174Hosking, Geoff rey 447, 449, 451, 457Hoszowska, Mariola 59, 60, 433Hroch, Miroslav 13, 15, 118, 131, 433Hruševs’kyj, Mychajlo 97, 98, 118, 132, 144,

145, 146, 187, 188, 189, 190, 206, 225, 226, 230, 250, 260, 268, 278, 328, 339, 340, 341, 342, 361, 378, 394, 402, 405

Hrycak, Jaroslav 12, 73, 225, 427, 429, 433, 435, 447, 452

Hryckovjan, Jaroslav 249, 433Hryhoruk, Natalija 73, 433Hrynevec’kyj, Modest 33, 132Hüchtker, Dietlind 90, 433Hudemann, Rainer 16, 433Hundorova, Tamara 12, 433Hušalevyč, Ivan 118, 395Hyazinth (Jacek Odrowąż), Missionar 233

IIfversen, Jan 19, 434Ihor I., Fürst 119, 262Il’nyc’kyj, Vasyl’ 114, 132, 180, 184, 185, 195,

196, 267, 395Ilovajskij, Dmitrij 58, 139, 140, 396Innozenz XI., Papst 300Isajevyč, Jaroslav 310, 392, 434Isydor, Metropolit 234, 243Ivan III., Großfürst 279Ivan I. Kalita, Großfürst 134Ivan IV. der Schreckliche, Zar 356Ivanyčuk, Roman 450Ivanyšev, Mykola 57Izjaslav, Großfürst 337

JJabłonowski, Aleksander 229, 230, 294, 396,

420Jabłońska, Władysława 33, 37, 434Jachymovyč, Hryhorij 177Jadwiga, Königin 137, 169, 191, 193, 205,

215, 309Jaeger, Friedrich 146, 147, 434Jäger, Siegried 20, 25, 26, 79, 434Jagić, Vatroslav 146Jakovenko, Natalja 12, 18, 98, 434Jan II. Kasimir, König 356Jan III. Sobieski, König 151, 261, 299, 300,

302, 303, 304, 305, 306, 307, 332, 385, 386, 388, 397, 398, 402

Janion, Maria 191, 379, 434Janowski, Józef Kajetan 77Janusz, Bohdan 70Jarausch, Konrad 425Jarochowski, Kazimierz 301, 396Jaropolk, Fürst 337Jaroslav, Fürst 131Jaroslav I. der Weise, Großfürst 133, 263,

337Jaroslav von Sternberg, Feldherr 271, 272,

303Jaspert, Nicolas 285, 434Jaworski, Franciszek 70, 77Jedlicki, Jerzy 18, 111, 434Jevdokymenko, Volodymyr 392Jireček, Josef 128, 129, 396Jireček, Konstantin 146Jobst, Kerstin 12, 189, 434Johannes XXII., Papst 264Johann Georg III., Fürst 301Joseph II., Kaiser 31, 163, 387, 448Julkowska, Violetta 52, 434Jurij II., Fürst 264, 277Juzwenko, Adolf 330, 434

KKačala, Stepan 58, 61, 115, 116, 171, 201,

221, 222, 242, 244, 267, 268, 279, 280, 283, 292, 294, 295, 296, 305, 307, 308, 310, 311, 396, 416, 428

Kačkovs’kyj, Mychajlo 45, 47Kaczmarczyk, Kazimierz 74Kaelble, Hartmut 16, 91, 433, 434Kalakura, Jaroslav 17, 434Kalicki, Bernard 60, 61, 273, 396, 433Kalinka, Walerian 129, 130, 151, 232, 236,

396, 397

470 Personenindex

Kallenbach, Józef 344Kamieński, Henryk 253, 319, 397Kaniewska, Irena 75, 434Kantecki, Klemens 48, 434Kaplíř, Kašpar Graf 301Kapp, Ernst 93, 397Kappeler, Andreas 12, 287, 290, 426, 431,

434, 455, 456Kapral’, Myron 435Kaps, Klemens 88, 191, 435Karamzin, Nikolaj 102, 103, 104, 105, 106,

132, 134, 263, 264, 287, 288, 397Kareev, Nikolaj 74Karl der Große, Kaiser 104, 133, 311, 313,

354Karl VI., Kaiser 34Karl von Lothringen, Fürst 301, 305, 308Karl XII., König 336, 357, 358, 359, 360, 390Karl X., König 361Karolczak, Kazimierz 443, 454, 459Kaser, Karl 442Kasimir II. der Gerechte, Herzog 183Kasimir II. der Jagiellone, König 356Kasimir III. der Große, König 148, 151, 153,

175, 177, 178, 179, 180, 182, 183, 184, 185, 186, 189, 195, 197, 215, 234, 241, 252, 260, 280, 392, 403

Kasimir IV. Jagiełło, König 260Kasperski, Edward 252, 435Kawalec, Agnieszka 17, 37, 104, 435Kazanskij, Pëtr 355, 397Kennedy, Michael 432Këppen, Pëtr 40Kerski, Basil 432, 448Kessler, Otto 339, 349, 363, 397Kętrzyński, Wojciech 55, 74, 139, 454Kiliński, Teodor 64, 397Kirchhoff , Alfred 94, 397Kireevskij, Ivan 40, 115, 134Kissel, Wolfgang 435Klaczko, Julian 170, 206, 211, 214, 397, 440Kleiner, Juliusz 56, 435Kleßmann, Christoph 252, 435Klimkova, Ljudmila 50, 445Kłodziński, Abdon 49, 74Klopp, Onno 301, 302, 303, 397, 419Klymkovyč, Ksenofont 47, 117, 216, 217,

310, 397Kniaziołucki, Zbigniew 74Knoll, Paul 260, 435Kochanowski, Jan Karol 70, 346Kochanowski, Jan, Poet 284, 398Köhler, Gustav 286, 398Kohut, Zenon 17, 435

Kojalovič, Michail 216, 235, 236, 238, 239, 291, 398

Koko, Eugeniusz 77, 293, 435Kołaczkowski, Julian 301, 398Kolbuszewski, Jacek 252, 436Kolesnyk, Iryna 17, 21, 436Kolesnyk, Petro 391Kolessa, Oleksandr 70, 72Kollár, Ján 40Kołłątaj, Hugo 111Koller, Christian 184, 189, 436Kolmer, Lothar 147, 436Kołodziejczyk, Dariusz 260, 436Koloman, Fürst 130, 131, 136, 142Kolstø, Pâl 262, 318, 436Kolumbus, Christoph, Entdecker 193Komarov, Mychajlo 140Konarski, Kazimierz 355, 398Kondratjuk, Konstjantyn 73, 287, 436Koneczny, Feliks 84, 204, 229, 272, 273, 314,

348, 387, 398, 401Konopczyński, Władysław 83, 84, 344, 355,

356, 398, 448Konrad, Felix 94, 425, 436Konstantin der Große, Kaiser 104Konys’kyj, Oleksandr 140, 141, 143, 144Kopitar, Jernej 35, 40, 452Kopystjans’kyj, Adrijan 314, 351, 398Korduba, Myron 25, 57, 70, 72, 73, 78, 82,

145, 146, 292, 398, 436, 445Korol’ko, Andrij 436Korzon, Tadeusz 150, 294, 398, 399, 457Koselleck, Reinhart 87, 117, 429, 436, 441Kosiński, Józef 37, 436Kostec’kyj, Platon 212Kostomarov, Mykola 47, 57, 58, 111, 112,

113, 114, 136, 170, 171, 173, 219, 220, 221, 289, 298, 359, 399, 400, 447, 459

Kosyns’kyj, Kryštof, Hetman 217Kotrybski, Jan 153Koubek, Jan Pravoslav 40Kovalevs’ka, Ol’ha 358, 436Koval’s’kyj, Vasyl’ 400Kovševyč, Roman 46Kowalski, Marek Daniel 68, 436Kozik, Jan 37, 38, 127, 436Kozińska-Witt, Hanna 313, 436Kozlovs’kyj, Serhij 139Kozłowska, Anna 12, 437Koźmian, Stanisław 59, 218, 400Kračkovskij, Julijan 235Kraft , Claudia 18, 423Krasiński, Zygmunt 319, 400Krasnodębski, Zdzisław 460

Personenindex 471

Kraszewski, Józef Ignacy 42, 60, 165Kratter, Franz 88, 163Kremer, Józef 36Kresin, Oleksij 361, 437Kretschmayr, Heinrich 260, 400Krevec’kyj, Ivan 72, 351, 400, 452Kril’, Mychajlo 33, 437Krones, Franz 301, 303, 400Kruhlašov, Anatolij 18, 437Kryp’jakevyč, Ivan 72, 78, 82, 132, 250, 291,

400, 428, 439Krzemieński, Stanisław 228, 229, 400Krzemińska-Surowiecka, Barbara 200, 437Krzoska, Markus 66, 152, 437Krzyżanowski, Stanisław 56, 68, 69, 70, 74,

83, 84, 139, 459Kubala, Ludwik 53, 60, 61, 70, 400, 424, 448Kubijovyč, Volodymyr 421Kuchenbuch, Ludolf 19, 117, 437Kucyj, Ivan 17, 18, 25, 105, 144, 180, 184,

185, 235, 351, 378, 437, 438Kuczyński, Stefan 56, 438Kühlmann, Wilhelm 455Kulak, Teresa 430, 449, 453Kulczycki, Franciszek 301, 397Kuliš, Pantelejmon 47, 57, 66, 111, 290, 400,

443Kunaszewicz, S. 185, 400Kunyc’kyj, Stepan 307Kupčanko, Hryhorij 78, 179, 180, 189, 283,

298, 311, 400, 401Kupčyns’kyj, Oleh 132, 438Kuraev, Oleksij 336, 438Kuropatnicki, Ewaryst 39Kuropatnicki, Józef 39Kušnir, Volodymyr 78, 320, 334, 335, 339,

349, 350, 388, 401Kutrzeba, Stanisław 74, 83, 84, 210, 211, 344,

345, 346, 401Kuzems’kyj, Mychajlo 44Kuzmany, Börries 176, 438Kwiatkowski, Saturnin 284, 401Kyrill und Method, Apostel 120, 153, 249Kyryčuk, Oleksandra 38, 58, 438

LLamanskij, Vladimir 240, 241, 401Lami, Giulia 12, 434, 438Lamprecht, Karl 354Landwehr, Achim 20, 21, 438Langewiesche, Dieter 19, 20, 438Lassota von Steblau, Erich, Diplomat 297Lavrivs’kyj, Julijan 61, 115, 219, 443

Lawaty, Andreas 438Ławrecki, Roman 45, 438Lazarevs’kyj, Oleksandr 57, 358Łazuga, Waldemar 55, 438Lebedyncev, Feofan 57Leitsch, Walter 430Lelewel, Joachim 35, 54, 61, 94, 106, 107,

108, 109, 110, 111, 114, 116, 122, 126, 193, 196, 232, 269, 292, 295, 348, 401, 402, 426, 427, 452

Lemberg, Hans 170, 438Leniek, Jan 77Leo, Juliusz 315Leopold I., Kaiser 300, 302, 303, 305Leo XIII., Papst 74, 242, 413Leroy-Beaulieu, Anatole 296, 402Leśniowska, Ludwika 300, 402Leszczenko, Łarysa 437Lev, Fürst 131, 133, 209, 264, 280Levyc’kyj, Ivan 438Levyc’kyj, Jevhen 334, 335, 336, 337, 349,

356, 357, 363, 402Levyc’kyj, Kost’ 327Levyc’kyj, Orest 250, 402Levyc’kyj, Ostap 114Lewicki, Anatol 53, 54, 64, 78, 79, 137, 138,

161, 185, 186, 189, 204, 205, 206, 232, 237, 238, 247, 273, 278, 402, 439, 451

Lewis, Martin 22, 23, 438Lhotsky, Alphons 249, 333, 438Libelt, Karol 36Likowski, Eduard 246, 247, 403, 416Linde, Samuel Bogumił 50, 318, 319, 403Lindenberger, Th omas 425Lingelbach, Gabriele 31, 442Linničenko, Ivan 74, 146Liske, Ksawery 34, 52, 53, 54, 55, 56, 59, 66,

68, 69, 81, 96, 146, 150, 151, 202, 284, 403, 434

Litwiński, Walenty 39Ljuznjak, Marija 58, 439Loboda, Hryhorij 298Loew, Peter Oliver 18, 330, 384, 400, 401,

426, 439, 454Lomonosov, Michail 105Lorenz, Chris 434Łosowski, Janusz 54, 439Łoziński, Władysław 56Lozyns’kyj, Josyf 65, 127, 403Lozyns’kyj, Mychajlo 78, 336, 363, 403, 453Lubecki, Kazimierz 313, 403Lubomirski, Henryk 37Lučakivs’kyj, Konstantyn 403Ludendorff , Erich 354

472 Personenindex

Ludwig I. der Große, König 130Ludwig XIV., König 54, 300, 302, 303, 305Lukas, Stanisław 52Lukaševyč, Lonhyn 57, 111Łukaszewicz, Józef 36Lundgreen, Peter 32, 42, 439Łużny, Ryszard 433Lužnyc’kyj, Andrij 439Lypyns’kyj, V’jačeslav 73, 99, 226, 227, 228,

231, 250, 328, 403, 404, 425Lytvyn, Mykola 439Lytvyn, Tamara 439

MMaciejewski, Jacek 459Maciejowski, Wacław Aleksander 35, 36, 41,

176, 404Mac’kiv, Teodor 439Madurowicz-Urbańska, Helena 69, 439Magocsi, Paul Robert 14, 25, 46, 62, 130, 132,

439, 446Mailáth, Johann 283, 404Majer, Józef 42, 49, 58Majorek, Częsław 27, 60, 439, 446Makarčuk, Stepan 80, 439Makarij (Bulgakov, Michail), Metropolit

238, 239, 404Makarska, Renata 432, 448Makowiecki, Andrzej 426Maksymovyč, Mychajlo 40, 57, 105, 262, 288Malczewska-Pawelec, Dorota 49, 439Małecki, Antoni 42, 52, 54, 55, 60Malia, Martin 24, 440Malynovs’kyj, Mychajlo 33, 125, 127, 129,

243, 244, 404Malyševskij, Ivan 235Mamai, Emir 279Maner, Hans-Christian 252, 437, 440Maria Kazimiera, Königin 307, 385Maria Th eresia, Kaiserin 31, 33, 88, 448Marius, Gaius, Feldherr 302Mark, Rudolf 41, 130, 335, 348, 424, 440, 455Markevyč, Mykola 288, 289, 307, 404Markov, Dmytro 78, 117, 358, 404Markowski, Władysław 301Martell, Karl, Hausmeier 286Martin, Henri 115Masnenko, Vitalij 12, 17, 18, 228, 440Massan, Oleksandr 171, 440Matejko, Jan 300, 312Maternicki, Jerzy 17, 26, 31, 48, 50, 56, 61,

68, 74, 81, 147, 152, 196, 199, 200, 204,

211, 253, 293, 313, 422, 437, 439, 440, 441, 456

Matijaš, Bohdan 447Matijev, Ivan 185, 264, 404, 414Matysjakevyč, Zynovij 41, 42, 105, 116, 135,

262, 441Mauss, Joseph 33, 49, 437, 459Mazepa, Ivan, Hetman 287, 357, 358, 360,

390, 395McCaff ray, Susan 447Mecherzyński, Karol 36Meier, Christian 87, 441Meiller, Andreas von 272, 404Meissner, Andrzej 443, 446, 452Melancon, Michael 447Menzel, Carl Adolph 168Merunovyč, Klymentij 45Merunovyč, Teofi l 214, 404Mesenhöller, Mathias 426Metzger, Franziska 15, 20, 31, 441Meyer, Henry Cord 24, 170, 339, 441Michalak, Stanisław 53, 441Michalewicz, Mikołaj 33, 37, 38Michalski, Jerzy 31, 261, 441Michels, Georg 432, 449Mick, Christoph 78, 80, 313, 442Mickiewicz, Adam 42, 78, 114, 165, 170,

348, 451Middell, Matthias 31, 442Mieszko I., Fürst 120Miller, Aleksej 339, 442Mitterauer, Michael 19, 442Mohyla, Dmytro, Hetman 307Mohyla, Petro, Metropolit 337Mohyl’nyc’kyj, Ivan 38, 39, 40Moklak, Jarosław 128, 442Molik, Witold 151, 313, 442Mommsen, Th eodor 276, 374, 384, 391,

404, 409Mončalovs’kyj, Ivan 442Mončalovs’kyj, Osyp 34, 241, 279, 351, 358,

404, 442Moraczewski, Jędrzej 269, 270, 292, 405Moras, Joachim 161, 442Morawiec, Małgorzata 16, 19, 83, 260, 322,

426, 429, 442Morawski, Kazimierz 55, 68, 77, 83Moritsch, Andreas 440Mosely, Philip 18, 442Moser, Michael 65, 442Mostowski, Tadeusz 398Muczkowski, Józef 35, 36Mudryj, Mar’jan 18, 46, 128, 214, 219, 423,

442, 443

Personenindex 473

Muhlack, Ulrich 94, 106, 443Müller, Dorothea 426Müller, Gerhard 104Müller, Michael 433, 442Murad II., Sultan 282Mušynka, Mykola 57, 443Muys, Gottfried 41Mychajlo, Fürst 267Mychalevyč, Mykola 140Myl’kovyč, Volodymyr 187, 405Myszkowski, Piotr, Generalstarost 278, 403

NNabywaniec, Stanisław 245, 443Nachlik, Jevhen 18, 290, 443Nadeždin, Nikolaj 40Nakonečnyj, Jevhen 97, 443Nalyvajko, Severyn, Hetman 217, 298Napoleon I., Kaiser 353Naruszewicz, Adam 35, 102, 103, 104, 106,

107, 120, 178, 263, 264, 270, 271, 274, 319, 405, 426

Naumann, Friedrich 339Naumovyč, Ivan 47, 62, 63, 196, 240, 241,

242, 307, 405, 442, 445Navroc’kyj, Volodymyr 65, 94, 95, 405Nečuj-Levyc’kyj, Ivan 406Németh, István 16, 429Nestor, Chronist 126, 127Neumann, Iver 24, 241, 371, 443Niemcewicz, Julian Ursyn 50, 61Niethammer, Lutz 19, 443Nikolaus II., Zar 241Norman, Davies 428Nötzel, Karl 388Nowacki, Roman 70, 443Nowak, Magdalena 246Nowakowski, Tomasz 459Nowak, Zenon Hubert 450

OOexle, Otto Gerhard 117, 444Ögädäi Khan 273, 274Öhner, Vrääth 19, 444Ohonovs’kyj, Omeljan 57, 63, 65, 115, 220,

277, 330, 408Oleh I., Fürst 119Oleśnicki, Zbigniew, Kardinal 391Olesnyc’kyj, Jevhen 444Ol’ha, Fürstin 120, 337Olszewicz, Bolesław 37, 444Orlaj, Ivan 40

Orlevyč, Iryna 38, 39, 444Orłowski, Hubert 438Orzechowski, Stanisław, Gelehrter 213Ossoliński, Józef Maksymilian 33, 37, 104,

214, 434Osterhammel, Jürgen 22, 162, 163, 164, 411,

444, 449Otto I. der Große, Kaiser 303, 337

PPachl’ovs’ka, Oksana 12, 444Pacholkiv, Svjatoslav 51, 65, 67, 444Pačkovs’kyj, Vasyl’ 338, 357, 359, 408Pajakowski, Philip 55, 444Palacký, František 74, 271, 272, 408Papée, Fryderyk 56, 60, 69, 75, 84, 202, 247,

278, 344, 393, 401, 408, 434, 444Papierzyńska-Turek, Mirosława 235, 445Partyc’kyj, Omeljan 45, 57, 65, 105, 405,

408, 413Pašaeva, Nina 46, 47, 50, 445Pasičnyk, Mychajlo 287, 288, 445Pašuk, Andrij 312, 445Pašuk, Volodymyr 60, 445Pater, Ivan 82, 445Pauli, Żegota (Ignacy) 38Pavliščev, Nikolaj 305, 358, 409Pavlyk, Mychajlo 71, 330Pavlyščyn, Oleh 73, 80, 82, 445Pawelec, Tomasz 49, 66, 439, 445Pawiński, Adolf 278Pawlikowski, Mieczysław 48, 64Pawulski, Jan Bończa 219Pedyč, Vasyl’ 67, 72, 445Pekacz, Jolanta 261, 445Pekař, Josef 276, 409Pelczar, Józef 60Pelenski, Jaroslaw 112, 445Peleš, Julijan 245, 246, 409, 443Penck, Albrecht 72, 99, 339, 349, 409Perlbach, Max 74Pertz, Georg 47Peter I. der Große, Zar 295, 351, 352, 353,

357, 358, 362, 405Petri, Rolf 19, 433, 445Petruševyč, Antin 34, 43, 44, 45, 46, 49, 56,

58, 59, 74, 105, 125, 126, 132, 139, 176, 196, 201, 239, 240, 242, 264, 307, 314, 358, 378, 409, 410, 436, 454

Petruševyč, Mychajlo 45Philippson, Alfred 93, 410Pich, Oleh 25, 445Picht, Ulrich 40, 446

474 Personenindex

Piekosiński, Franciszek 74Pieradzka, Krystyna 70, 426Pilat, Roman 60Pilat, Stanisław 48Pil’huk, Ivan 395Piłsudski, Józef 330Piotrowicz, Ludwik 77, 459Pirożyński, Jan 69, 446Pisulińska, Joanna 17, 53, 207, 426, 437,

446, 460Plokhy, Serhii 18, 67, 82, 146, 340, 351, 352,

446Ploščans’kyj, Venedykt 46, 196, 410Pobedonoscev, Konstantin 241Podgorska, Wanda 301, 410Podolecki, Jan 281, 410Pogodin, Michail 40, 104, 105, 116, 175, 238,

287, 288, 410, 446, 454Polanin, Zbigniew 222, 310, 410Polevoj, Nikolaj 116, 132, 288Pol, Wincenty 38, 42, 48, 94, 252Pomian, Krzysztof 446Poniatowski, Józef 78Popliński, Antoni 51, 410Popov, Nil 49, 175, 238, 410Popovyč, Omeljan 79, 90, 268, 308, 410Porošenko, Petro 11Potïj, Ipatij, Metropolit 338, 388Potkański, Karol 68, 69, 436Potocki, Stanisław 34Potoczny, Jerzy 76, 77, 446Potul’nyc’kyj, Volodymyr 338, 352, 446Powidaj, Ludwik 293, 410Preshlenova, Rumjana 16, 432Pribersky, Andreas 19, 444Prochaska, Antoni 59, 74, 186, 203, 206, 232,

247, 264, 286, 410, 411, 427Prokop, Andreas, Heerführer 314Prokopčyc’, Jevstachij 176, 411Prokopovych, Markian 212, 218, 219, 446Prosińska-Jackl, Maria 422Prunitsch, Christian 426, 454Prychoda, Jaroslava 18, 446Prymak, Th omas 112, 113, 447Pryšljak, Volodymyr 72, 447Przelaskowski, Ryszard 17, 147, 447Przyłęcki, Stanisław 48, 281, 284, 411Pšenyčnyj, Jevhen 455Ptašnik, Jan 69, 74, 81, 83, 424Puluj, Ivan 338, 411Puntscher-Riekmann, Sonja 19, 447Purkyně, Jan Evangelista 36Puszka, Alicja 27, 51, 64, 447Pütz, Wilhelm 51, 411

Pypin, Aleksandr 310, 411

RRabow-Edling, Susanna 106, 108, 109, 447Raczyński, Edward 37, 300, 411Radzilowski, John 17, 447Randeria, Shalini 427Ranger, Terence 13, 432Ranke, Leopold von 374, 411Rasevyč, Vasyl’ 82, 90, 447Rastawiecki, Edward 191Raumer, Friedrich von 272, 411Rawer, Karol 79, 276, 285, 411Rawita-Gawroński, Franciszek 77, 246, 293,

411, 412, 435Reclus, Élisée 92Rederowa, Danuta 39, 447Regnault, Elias 115Rehman, Antoni 99Reitemeier, Johann Friedrich 168Rembowski, Aleksander 150Remer, Claus 339, 349, 447Remer, Julius August 32, 412Remy, Johannes 113, 447Renner, Victor von 301, 412Reuber, Paul 450Revelstein, H. von 358, 412Richard II., König 193Rieder, Georg 301, 412Ripec’kyj, Fedir 63, 105, 239, 242, 279, 283,

291, 306, 351, 412Ritter, Carl 92, 93, 269, 412Rjabčuk, Mykola 12, 113, 340, 439, 447, 448Roepell, Richard 74, 183, 184, 274, 412, 459Rogalski, Leon 299, 412Rohdewald, Stefan 185, 448Rohrbach, Paul 339, 363, 412Rohrer, Joseph 88Roman, Fürst 131, 132, 138, 264Romek, Zbigniew 61, 448Romer, Eugeniusz 84, 99, 101, 344, 393, 401,

408, 412, 420Romsics, Ignác 16, 19, 426Rosdolsky, Roman 88, 448Röskau-Rydel, Isabel 31, 34, 448Rösler, Robert 52Rossi, Pietro 436Rostworowski, Emanuel 83, 448Rubinštejn, Nikolaj 134, 448Ruda, Oksana 25, 212, 235, 287, 445, 448Rudnicki, Władysław 153

Personenindex 475

Rudnyc’kyj, Stepan 67, 72, 82, 99, 100, 101, 254, 263, 278, 336, 339, 348, 349, 367, 388, 412, 449

Rudnytsky, Ivan Lysiak 12, 14, 114, 172, 442, 448

Rudolf, Erzherzog 78Rudolf II., Kaiser 296, 297, 336, 337Rudyj, Vasyl’ 132, 448Rüsen, Jörn 146, 147, 434Ryčka, Volodymyr 290, 448Rzewuska, Jadwiga 301, 412Rzewuski, Adam 301Rzhevsky, Nicholas 431

SŠablij, Oleh 67, 99, 412, 449Šafárik, Pavel Jozef 35, 40, 126Sahajdačnyj, Petro, Hetman 361Said, Edward 22, 449Salamon, Maciej 83, 449Salvandy, Narcisse Archille de 299, 413Samsonowicz, Henryk 12, 449Sanders, Th omas 435, 447, 451Sapieha, Adam 64Sapieha, Leon 219Šaranevyč, Isydor 45, 46, 50, 53, 56, 58, 66,

67, 72, 74, 97, 105, 125, 132, 136, 174, 180, 184, 241, 242, 263, 266, 267, 268, 274, 277, 283, 297, 307, 308, 413, 426, 431, 438

Sarasin, Philipp 21, 449Sarbej, Vitalij 392Sarnecki, Wincenty 214, 215, 414Šaškevyč, Markijan 34, 127Šaškevyč, Volodymyr 47Sawczyński, Zygmunt 51Sawicka, Franciszka 151, 449Ščavyns’kyj, Osyp 45, 105, 414Ščavyns’kyj, Volodymyr 414Schattkowsky, Ralph 442Schelling, Friedrich 164Schelting, Alexander von 371, 455Schenk, Frithjof Benjamin 21, 22, 312, 354,

449Schlögel, Karl 22, 449Schlözer, August Ludwig von 104, 127, 130Schmale, Wolfgang 15, 16, 19, 20, 103, 161,

429, 444, 449Schmitt, Henryk 33, 48, 53, 64, 95, 107, 108,

109, 110, 111, 122, 123, 137, 181, 193, 194, 212, 213, 214, 232, 269, 270, 271, 273, 414, 423, 428, 430, 439, 451

Schnee, Heinrich 188, 414

Schneider, Antoni 56Schnür-Pepłowski, Stanisław 77Scholz, Birgit 104, 449Schöpfl in, George 15, 92, 447, 449, 451, 457Schröder, Iris 450Schröder, Wolfgang 162, 449Schröter, Steff en 23, 430Schultz, Hans-Dietrich 22, 92, 93, 94, 449,

450Schulze, Hagen 449Schulze Wessel, Martin 425Schulze, Winfried 16, 429Schupp, Falk 335, 338, 339, 363, 414Schwabe, Klaus 16, 433Schwammel, Eduard Joseph 272, 414Ščurat, Stepan 391Seegel, Steven 92, 94, 97, 450Šembera, A. 272Šembera, Vojtech 272, 414Sembratovyč, Josyf 244, 245Sembratovyč, Roman 78, 255, 414Sembratovyč, Sylvester 245Semkowicz, Aleksander 53, 56, 59, 68, 69,

74, 75, 139, 185, 264, 275, 414, 427Semkowicz, Władysław 68, 70, 83, 210Senkowska-Gluck, Monika 261, 450Senyk, Kornylo 105, 279, 358, 414Šeptyc’kyj, Andrij 246Serczyk, Jerzy 31, 49, 59, 69, 74, 312, 427,

450Sereda, Ostap 57, 173, 174, 292, 450Serednicki, Antoni 17, 450Serednjak, Alla 62, 65, 82, 450Serejski, Marian Henryk 17, 54, 450, 451Ševčenko, Ihor 12, 57, 391, 451Ševčenko, Taras 111, 386Ševyrov, Stepan 40Siarczyński, Franciszek 37, 104, 132, 415,

435, 436Sieger, Robert 333, 415Siegrist, Hannes 445Siemieński, Józef 343, 346, 355, 415Siemieński, Lucjan 38, 50, 61, 415Sienicki, Antoni 60Sienkiewicz, Henryk 312, 313Sierakowski, Władysław 299Sierżęga, Paweł 17, 153, 194, 204, 212, 214,

216, 218, 300, 446, 451, 460Sievers, Wilhelm 339, 415Sigismund II. August, König 215Sigismund III. Wasa, König 232, 303Sigismund I., König 295, 356Sikora, Wincenty 451Siljak, Ana 134, 451

476 Personenindex

Simonek, Stefan 190, 451Skałkowski, Adam 60Skarga, Piotr 55, 87, 233, 391Skimborowicz, Hipolit 36Skubała-Tokarska, Zofi a 427, 451, 454Śliwa, Michał 89, 451Słodkowska, Elżbieta 75, 451Słowacki, Juliusz 78Smirnov, Michail 58, 139, 140, 141, 415Smith, Anthony 118, 451Smith, Graham 457Smoleński, Władysław 150, 228, 343, 355,

415Smolij, Valerij 290, 448Smolka, Franciszek 212, 218, 222Smolka, Leonard 24, 451Smolka, Stanisław 54, 68, 73, 74, 78, 84, 151,

201, 202, 203, 204, 206, 232, 233, 237, 309, 316, 348, 349, 365, 387, 415, 424, 430, 440, 459

Snyder, Timothy 12, 451Sobieski, Wacław 69, 83, 446Sokalski, Bronisław 317, 415Sokołowski, August 77, 251, 284, 294, 305,

319, 416, 444Soliman I., Sultan 295Solov’ev, Sergej 134, 166, 175, 239, 287, 288Sonevec’kyj, Leonid 451Sorel, Albert 74Sossa, Rostyslav 97, 452Spencer, Herbert 147Spivak, Gayatri Chakravorty 452Srbik, Heinrich von 333, 455Śreniowska, Krystyna 17, 56, 451, 452Sreznevskij, Michail 40Sribnyj, Fedir 72Stachel, Peter 31, 32, 452Stanisław II. August Poniatowski, König

102, 150, 151, 164, 300, 396, 398Staniszewski, Andrzej 430, 451Stanley, John 106, 452Starhemberg, Ernst Rüdiger Graf von 301Starzyński, Stanisław 32, 33, 151, 391, 416Staszic, Stanisław 34, 36, 111, 261, 416Stauf von der March, Ottokar 363, 416Stea, David 21, 22, 429Stebelski, Ignacy 235Stebelsky, Ihor 99, 452Steblij, Feodosij 72, 128, 452Stefanovyč, Vasyl 46Stefanowska, Zofi a 18, 434, 441, 452Stefczyk, Franz 91, 416Steff en, Katrin 18, 423, 430, 437Stegner, Tadeusz 90, 318, 452

Steinbach, Charlier de 115Steindorff , Ludwig 425Stekeler-Weithofer, Pirmin 23, 426Stella-Sawicki, Jan 77Stephan Báthory, König 400Stępnik, Andrzej 17, 25, 212, 235, 452Stoczewska, Barbara 330, 452Stopińska-Pająk, Agnieszka 76, 452Stopka, Krzysztof 34, 36, 43, 83, 452Strahlenberg, Johan von 92Stråth, Bo 19, 443, 452, 456Stremayr, Karl von 52Struk, Danylo 421Struve, Kai 224, 452Studnicki, Gizbert Władysław 365, 416Studyns’kyj, Kyrylo 70, 72, 244, 246, 416,

452Stupnicki, Hipolit 137, 416Suchyj, Oleksij 40, 44, 46, 67, 78, 453Suess, Eduard 99Suleja, Włodzimierz 343, 453Šumljans’kyj, Josyf, Bischof 308, 391Suny, Ronald 432Suppan, Arnold 339, 453Surman, Jan 51, 191, 252, 435, 453Suško, Oleksandr 72, 250, 416Svidrigajlo, Großfürst 196, 204, 402Svjatopolk, Fürst 233, 337Svjatoslav, Fürst 263Svjencic’kyj, Pavlyn 97Svystun, Pylyp 34, 58, 105, 119, 358, 416,

417Świdziński, Konstanty 39Swieten, Gottfried van 31Sysyn, Frank 292, 453Szajnocha, Karol 33, 38, 43, 48, 94, 95, 110,

120, 137, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 173, 174, 181, 191, 192, 193, 194, 211, 214, 218, 228, 232, 233, 270, 271, 272, 274, 275, 295, 309, 312, 321, 403, 417, 424, 434, 439, 440

Szarłowski, Alojzy 310, 417Szczepanowski, Stanisław 89, 90, 417Szczur, Stanisław 54, 453Szelągowski, Adam 68, 81, 139, 206, 251,

293, 294, 417, 441Szkodziński, Jan 313, 316, 317, 417Szlachtowski, Jan 48Szmyd, Kazimierz 447Szujski, Józef 53, 54, 58, 59, 68, 94, 95, 96,

137, 147, 148, 151, 164, 169, 170, 182, 183, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 204, 218, 223, 227, 232, 233, 237, 238, 270, 272, 273, 275, 285, 298, 303, 309, 417, 418, 440, 441, 457

Personenindex 477

TTarnowski, Jan 131Tarnowski, Stanisław 55, 59, 73, 218, 237,

238, 418Tatomir, Lucjan 51, 59, 214, 418Tazbir, Janusz 18, 260, 261, 309, 317, 319,

321, 355, 453Tel’vak, Vitalij 18, 98, 453Terlecki, Ryszard 76, 453Terlec’kyj, Omeljan 81, 186, 259, 418Terlec’kyj, Volodymyr (Ippolyt) 46, 172, 173,

418, 450Th er, Philipp 23, 453Th omas von Aquin, Philosoph 135Th un-Hohenstein, Leo Graf von 41, 50Toczek, Alfred 55, 56, 70, 71, 77, 454Tokarz, Wacław 68, 83, 430Tomašivs’kyj, Stepan 67, 71, 72, 73, 82, 254,

277, 328, 338, 357, 359, 418, 419, 425, 426

Tomczak, Andrzej 60, 75, 454Tomek, Václav Vladivoj 51, 74, 419Traba, Robert 252, 320, 435, 454Traunpaar, Heinrich 163Treiderowa, Anna 313, 454Treitschke, Heinrich von 312Trzynadlowski, Jan 37, 454Tu, Tzu-Hsin 168, 270, 454Turgenev, Ivan 391Turij, Oleh 174, 454Turowski, Kazimierz 38Tymošenko, Leonid 44, 71, 235, 240, 454

UUhl, Heidemarie 19, 444Uhlich, Gottfried 32Ujejski, Kornel 64Ulanowski, Bolesław 69, 73, 74, 83Umanec, Fëdor 358, 419Unowsky, Daniel 78, 454Urbański, Wojciech 75Uruszczak, Wacław 66, 455Ustijanovyč, Mykola 43, 46, 66Ustrjalov, Nikolaj 132, 239, 419

VVachnjanyn, Anatol 57, 61, 66, 71, 79, 111Vahylevyč, Ivan 34, 38, 40, 41, 48, 105, 118,

124, 131, 135, 195, 262, 419, 428, 460Varga, János 260, 455Vaščenko, Volodymyr 18, 340, 455

Vasilij III., Großfürst 356Vasyl’ko, Fürst 131Velychenko, Stephen 17, 25, 202, 235, 236,

250, 290, 455Velyčko, Hryhorij 97Venelin, Jurij 40Verhun, Dmytro 269, 314, 398, 419Vietig, Jürgen 313, 455Vietta, Silvio 16, 430, 449Viquesnel, Auguste 115Vocelka, Karl 301, 455Vojtjuk, Adam 248, 455Volodar, Fürst 131Volodymyr I. der Große, Großfürst 104, 115,

120, 133, 137, 138, 233, 263, 390Voltaire 103Vovk-Karačevs’kyj, Vasyl’ 140Vsevolod, Großfürst 338Vulpius, Ricarda 455Vyhovs’kyj, Ivan, Hetman 361, 395Vynar, Ljubomyr 57, 67, 71, 73, 287, 290,

395, 456Vysloboc’kyj, Julijan 51, 419Vytautas, Großfürst 204, 206

WWachholz, Antoni 41, 43, 54Wagner, Rudolf 177, 178, 456Walewski, Antoni 43, 54, 234, 235, 285, 419,

423Walicki, Andrzej 18, 102, 163, 165, 456Wandycz, Piotr 17, 102, 456Wardenga, Ute 339Wasilewski, Leon 84, 330, 331, 333, 334, 339,

349, 419, 434, 452Weber, Georg 51, 419Weintraub, Wiktor 260, 456Weismann, Stephanie 88, 431Weiss, Carl 302, 419Welter, Th omas Bernhard 51, 410, 420Wendland, Anna Veronika 14, 15, 18, 38, 44,

45, 46, 50, 62, 80, 128, 177, 240, 383, 456Wenzel I., König 271Werdt, Christophe von 14, 455Werminghoff , Albert 354, 420Werner, Michel 15, 425, 456White, Hayden 19, 21, 22, 255, 431, 456Wichert, Ernst 312Widmann, Karol 56Wierzbicka, Maria 27, 456Wierzbicki, Andrzej 17, 18, 47, 53, 66, 94,

103, 106, 109, 110, 147, 148, 150, 151, 152, 165, 253, 309, 319, 342, 346, 456, 457

478 Personenindex

Wierzbieniec, Wacław 17, 435Wigen, Kären 22, 23, 438Wilhelm II., Kaiser 313Wilk, Bernadeta 457Wilkiewicz, Zbigniew 152, 342, 457Wilson, Andrew 12, 118, 428, 457Winiarz, Antoni 56Wintle, Michael 19, 457Wippermann, Wolfgang 168, 457Wiszniewski, Michał 35, 124, 420, 429Władysław I. Łokietek, König 215, 260, 264Władysław III., König 260, 281, 282, 283,

284, 285, 286, 303, 320, 401Władysław IV. Waza, König 356, 361Władysław Jagiełło, König 78, 137, 169, 191,

193, 204, 205, 206, 215, 234, 247, 279, 309, 403

Włodarczyk, Jerzy 150, 457Wnęk, Jan 31, 457Wodak, Ruth 430Wójcicki, Kazimierz 36Wojciechowski, Tadeusz 53, 59, 67, 69, 138,

201, 202, 420, 424Wolański, Marian 437Woldan, Alois 353, 358, 457Wolff , Larry 23, 88, 89, 137, 163, 176, 457,

458Wöller, Burkhard 17, 18, 32, 33, 42, 58, 88,

93, 97, 120, 132, 140, 179, 231, 235, 259, 290, 339, 431, 432, 458, 459

Wolski, Józef 77, 459Wróblewski, Walerian 269, 270, 420Wrzesiński, Wojciech 424Wünsch, Th omas 14, 183, 459Wurzbach, Constantin von 421Wyrozumska, Bożena 68, 459Wyrozumski, Jerzy 54, 443, 452, 459Wysłouch, Bolesław 223, 224, 420Wyspiański, Stanisław 78

YYanivskyi, B. 171

ZZabrowarny, Stefan 125, 459Zach, Franz 353, 354, 420Zaklyns’kyj, Kornylo 297, 298Zakrzewski, Stanisław 13, 56, 67, 81, 207,

208, 209, 210, 420, 426Zakrzewski, Wincenty 54, 69, 74, 281, 420,

453Zaleski, Józef Bohdan 94

Załęski, Stanisław 77Zaleski, Wacław 127, 420Żaliński, Henryk 439, 459Zaliznjak, Mykola 230, 420Załuski, Józef 35Zamojski, Jan 296Zap, Karel Vladislav 40Zarevyč, Fedir 47Zaškil’njak, Leonid 12, 17, 31, 34, 206, 228,

229, 230, 293, 294, 428, 435, 436, 437, 441, 445, 446, 450, 459, 460

Zawadzki, Stefan 153Zayarnyuk, Andriy 117, 118, 153, 460Żebrawski, Teofi l 74Zehnmark, Ludwig Eduard 32, 33, 420, 459Zeißberg, Heinrich 42, 52, 72, 74, 78, 79,

275, 285, 301, 420, 459Zeune, August 93, 420Zhars’kyj, Jevhen 105, 420Zieliński, Zygmunt 231, 460Ziff er, Bernard 17, 460Zimmermann, Benedicte 15, 456Zimmermann, J. 88, 421Zimowski, Kazimierz 313, 316, 317, 421Zinčenko, N. 351, 421Zinkeisen, Johann Wilhelm 297, 421Žižka, Jan, Heerführer 314Żółkiewski, Stanisław, Hetman 300Zubryc’kyj, Denys 33, 39, 46, 49, 104, 118,

119, 120, 127, 133, 134, 135, 136, 139, 175, 176, 178, 179, 238, 255, 259, 263, 264, 266, 288, 289, 314, 346, 421, 428, 437, 444

Zubryc’kyj, Ivan 118Žurba, Oleh 57, 460Zyblikiewicz, Mikołaj 60Zych, Franciszek 52Žytec’kyj, Pavlo 57