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Wie bereits seit Anfang Oktober bekannt, ging der dies- jährige Deutsch-Polnische Preis an das Bildungs- und Begegnungszentrum Schloß Trebnitz. Der Preis wurde am 19. November auf dem Deutsch-Polnischen Forum in Berlin von den Außenministern beider Länder, Frank- Walter Steinmeier und Grzegorz Schetyna überreicht. Der zweite Preisträger ist die Internationale Jugendbe- gegnungsstätte Auschwitz (IJBS). Zu der Entscheidung sagte der Vorsitzende des Preisko- mitees, Dietmar Woidke (Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt): „Beide Preisträ- ger bringen durch ihre Arbeit Jugendliche zusammen. So wächst das zwischen-gesellschaftliche Fundament, auf dem die deutsch-polnischen Beziehungen beruhen. Schloß Trebnitz hat sich zu einem angesehenen Ort für deutsch-polnische Begegnungen im grenznahen Raum entwickelt.“ 1. Information: Deutsch-Polnischer Preis für Schloß Trebnitz 2. Interview: Grit Körmer „Zivilgesellschaftliches Engagement in Märkisch-Oderland“ 3. Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation 4. Translimes: Transnationale Schulentwicklung 5. Ankündigung: Eröffnung wissenschaftliches Archiv 6. Bericht über die letzte Netzwerkkonferenz vom 23. September 2014 Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation Inhalt 1. Information: Deutsch-Polnischer Preis für Schloß Trebnitz Newsletter 2015 / 01 Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für Ihr Interesse. Wir freuen uns, Ihnen den vierten Newsletter des „Netzwerks für transnationale Partizipation“ und gleichzeitig den ersten des „Europäischen Zentrums für transnationale Partizipation“ zu- kommen lassen zu können. Seit September 2014 ist nun der Antrag für das Zentrum als Strategische Part- nerschaft des Erasmus+ Jugend in Aktion Programms bewilligt worden. Wir laden alle interessierten Akteure der deutsch-polnischen Grenzregion (aber natürlich auch jeden Anderen) dazu ein, sich mit uns bei Fragen, Wünschen oder Anregungen in Kontakt zu setzen. Viel Spaß beim Lesen. Mit freundlichen Grüßen Ihr Team des Europäischen Zentrums für transnationale Partizipation

Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation / Newsletter 2015/01

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Wie bereits seit Anfang Oktober bekannt, ging der dies-jährige Deutsch-Polnische Preis an das Bildungs- und Begegnungszentrum Schloß Trebnitz. Der Preis wurde am 19. November auf dem Deutsch-Polnischen Forum in Berlin von den Außenministern beider Länder, Frank-Walter Steinmeier und Grzegorz Schetyna überreicht. Der zweite Preisträger ist die Internationale Jugendbe-gegnungsstätte Auschwitz (IJBS).

Zu der Entscheidung sagte der Vorsitzende des Preisko-mitees, Dietmar Woidke (Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt): „Beide Preisträ-ger bringen durch ihre Arbeit Jugendliche zusammen. So wächst das zwischen-gesellschaftliche Fundament, auf dem die deutsch-polnischen Beziehungen beruhen. Schloß Trebnitz hat sich zu einem angesehenen Ort für deutsch-polnische Begegnungen im grenznahen Raum entwickelt.“

1. Information: Deutsch-Polnischer Preis für Schloß Trebnitz2. Interview: Grit Körmer „Zivilgesellschaftliches Engagement in Märkisch-Oderland“3. Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation4. Translimes: Transnationale Schulentwicklung5. Ankündigung: Eröffnung wissenschaftliches Archiv6. Bericht über die letzte Netzwerkkonferenz vom 23. September 2014

Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation

Inhalt

1. Information: Deutsch-Polnischer Preis für Schloß Trebnitz

Newsletter 2015 / 01

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihr Interesse. Wir freuen uns, Ihnen den vierten Newsletter des „Netzwerks für transnationale Partizipation“ und gleichzeitig den ersten des „Europäischen Zentrums für transnationale Partizipation“ zu-kommen lassen zu können. Seit September 2014 ist nun der Antrag für das Zentrum als Strategische Part-nerschaft des Erasmus+ Jugend in Aktion Programms bewilligt worden. Wir laden alle interessierten Akteure der deutsch-polnischen Grenzregion (aber natürlich auch jeden Anderen) dazu ein, sich mit uns bei Fragen, Wünschen oder Anregungen in Kontakt zu setzen.

Viel Spaß beim Lesen.

Mit freundlichen GrüßenIhr Team desEuropäischen Zentrums für transnationale Partizipation

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Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation, Newsletter 2015 / 01

2. Interview: Grit Körmer „Zivilgesellschaftliches Engagement in Märkisch-Oderland“

Gerade in den letzten Jah-ren hat Schloß Trebnitz sein Angebot für unterschied-lichste Bevölkerungsgrup-pen in der Grenzregion stark erweitert und somit den deutsch-polnischen Austausch entscheidend gefördert. Dazu tragen nachhaltige Projekte, wie das deutsch-polnische Schülercafé, „Oderläufe“ (Filmprojekt über Menschen in der Grenzregion) oder der Oderjugen-drat bei. Schloß Trebnitz ist darüber hinaus Veranstalter des Deutsch-Polnischen Jugendforums für Träger beruflicher Bildung, regel-mäßig finden Schloß-Gespräche zu regionalen Themen statt, für Interessierte wird eine jährliche Polenreise veranstaltet sowie ein Polnisch-Sprachkurs angeboten.

Diese Arbeit findet große Unterstützung von vielen Seiten. Darius Müller, der Leiter der Begegnungsstätte, brachte es daher auf den Punkt: „Diese Auszeichnung macht mich sehr glücklich, schließlich kann man sich kaum einen ehrenvolleren Preis im deutsch-polnischen Bereich vorstellen. Wir verdanken den Preis Menschen, die sich ehren- oder hauptamtlich, aber immer über-

durchschnittlich für Schloß Trebnitz und die deutsch-polnische Sache engagie-ren. Ich danke von ganzem Herzen!“

Von dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro sollen zwei zukünftige Projekte gefördert werden: In „Spurensuche Sonnenburg/Slonsk“ erarbeiten deut-sche und polnische Schüler kreativ die

Vergangenheit und Ge-genwart der Konzentra-tionslager-Gedenkstätte Sonnenburg, und mit „Translimes“ werden vier deutsche und polnische Schulen bei der Entwick-lung und Implementie-rung eines transnationalen Schulprofils begleitet.

Der Deutsch-Polnische Preis wird jährlich an Ein-

zelpersonen oder Organisationen vergeben, die sich um die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen besonders verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Laureaten gehören Marion Gräfin Dönhoff, Jerzy Buzek, Willy Brandt, Tadeusz Mazowiecki, Richard von Weizsä-cker, Lech Wałęsa, Hans-Dietrich Genscher, die Europa-Universität Viadrina, die Europaschule Löcknitz, die Stadt Breslau und die Stiftung Kreisau.

Frage: Was macht hr Verein?GK: Der Verein LAG Märkische Seen e.V. unterstützt Pro-jekte einer integrierten und nachhaltigen ländlichen Entwicklung der LEADER-Region Märkische Seen. Der Verein versteht sich insbesondere auch als Beratungs- und Diskussionsforum sowie als Öffentlichkeitsplatt-form für die Initiierung und Erfüllung des Vereins-zweckes in der Region. Durch seine Tätigkeit will der Verein zur Verbesserung der Lebensbedingungen der

lokalen Bevölkerung und damit zugleich zur Identifika-tion der Bevölkerung mit der Region beitragen und so die kulturelle und regionale Eigenständigkeit fördern.

Frage: Mit wem arbeiten Sie hauptsächlich zusammen?GK: Mit unseren regionalen Akteuren: Ortsvorstehern, Verwaltungen, Vereinen oder Netzwerken, aber auch überregionalen Netzwerken wie z.B. der Deutschen Ver-netzungsstelle für ländliche Räume.

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Frage: Wie finanzieren Sie sich?GK: Über die Mitgliedsbeiträge sowie Mittel des Europä-ischen Landwirtschaftsfonds und des Landes Branden-burg zur Unterhaltung der Geschäftsstelle.

Frage: Kooperieren Sie bereits mit Akteuren oder Insti-tutionen von jenseits der Grenze? Wenn ja, mit wem, wenn nein, gibt es Wunschkooperationspartner?GK: Die LAG agiert ja eher regional und deshalb eng mit der Euroregion Pro Europa Viadrina zusammen. Wir streben für die Zukunft aber einen engeren Austausch mit den polnischen Lokalen Aktionsgruppen der Eu-roregion. Seit 2014 stehen wir in engerem Kontakt zur Fundacji Rozwoju Demokracji Lokalnej w Szczecinie (Stiftung für die Entwicklung der lokalen Demokratie), hier sind wir einge-laden, perspektivisch intensiver zum Thema Dorfentwicklung zusammen zu arbeiten.

Frage: Wenn Sie sich die Ent-wicklung des europäischen Integrationsprozesses in der deutsch-polnischen Grenzregi-on anschauen, wo steht eine ge-meinsame, grenzübergreifende Zivilgesellschaft heute? Welche Erfolge gibt es? Wo sehen Sie Entwicklungschancen? Wo ma-chen Sie Schwierigkeiten aus?GK: In den letzten 25 Jahren hat sich schon vieles in der Grenzregion verändert, viele unserer Kommunen unter-halten sehr lebendige Partnerschaften mit polnischen Gemeinden und es gibt viele sehr gute gemeinsame Projekte. Daran sollten wir gemeinsam weiter arbeiten, denn es ist noch zu wenig im Bewußtsein der Ostbran-denburger, dass wir hier in einer Grenzregion leben. Dazu gehört eine intensivere Auseinandersetzung mit der polnischen Sprache, die Ausrichtung touristischer und kultureller Angebote auf polnische Gäste oder der enge Austausch von Praxiserfahrungen.

Frage: Inwieweit ist Ihr Verein in der deutsch-polnischen Zivilgesellschaft aktiv?GK: Die Arbeit der Lokalen Aktionsgruppen in ganz Eu-ropa ist ja auf die Einbeziehung lokaler Akteure ausge-richtet (bottum-up-Prinzip), insofern sehen wir uns als

festen Bestandteil der Zivilgesellschaft in der Grenzre-gion. Generell prüfen wir bei verschiedenen Vorhaben, ob sie sich ggf. auch in einem deutsch-polnischen Kon-text umsetzen lassen können. Sofern uns gute Beispiele deutsch-polnischer Zusammenarbeit bekannt sind, tra-gen wir diese an unsere Partner weiter und regen zum Dialog an.

Frage: Wo sehen Sie besondere Chancen bzw. den Bei-trag Ihrer Institution im Zusammenwachsen der euro-päischen Großregion?GK: Im Umgang mit den europäischen LEADER-Mitteln sehen wir uns als wichtigen Multiplikator, der den eu-

ropäischen Gedanken in den ländlichen Raum trägt. Gerade die von Europa so stark geför-derte LEADER-Methode zur Ein-beziehung der lokalen Bevölke-rung gibt uns die Möglichkeit, ganz eng mit den Akteuren vor Ort zusammenzuarbeiten, um gelingende Projekte mit großer Wirkung zu entwickeln. Dazu braucht es nicht unbedingt immer viel Geld, aber immer ei-nen großen Willen, aufeinander zuzugehen.

Frage: Bitte beschreiben Sie ein konkretes Projekt Ihres Vereins.GK: Die EU gibt uns die Mög-

lichkeit, eng mit anderen Lokalen Aktionsgruppen zu kooperieren. Besonders stolz sind wir auf unsere Zusam-menarbeit zur Unterstützung der touristischen Entwick-lung in unserem Seenland Oder-Spree, insbesondere im Bereich E-Mobilität. Hier ist es gelungen, ein Verleih-netzwerk für E-Bikes („Sonne auf Rädern“) zu etablieren. Zur stärkeren Entwicklung einer Willkommenskultur für elektromobil-Reisende arbeiten wir mit unseren Part-nern derzeit am Thema e-Bike freundliche Region.

Frage: Wenn Sie sich etwas für Ihre Arbeit oder Ihren Verein wünschen könnten, was wäre das?GK: Weiterhin so aufgeschlossene und engagierte Part-ner aus allen Strukturen, die konstruktiv an gemein-samen Lösungen arbeiten wollen.

Wir danken für das Gespräch.

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3. Europäisches Zentrum für transnationale Partizipation

Europäische Großregionen benötigen eine zusammen-wachsende Zivilgesellschaft, die die EU nicht allein in abstrakten Idealen, sondern in ihrer Lebenswelt im ge-meinsamen und transnationalen Miteinander konkret erleben kann. Diese Beteiligung muss von früh auf ge-lernt und praktiziert werden, um nachhaltig und wirk-sam zu sein. Für die Zukunft wird es daher notwendig sein, transnationale Beteiligungsformen zu stärken, die es Jugendlichen unterschiedlicher EU-Nachbarstaaten ermöglichen, ihre Region in grenzübergreifendem Di-alog, gesellschaftlichem Engagement und politischer Mitsprache gemeinsam zu gestalten. Trotz zahlreicher Initiativen fehlt es bisher aber an fundierten Qualitäts-standards und einem entsprechenden Management für vorhandene grenzüberscheitende Partizipationserfah-rungen.

In der Literatur wird die Beteiligung von jungen Men-schen an politischen und gesellschaftlichen Entschei-dungen auf lokaler und regionaler Ebene als echte Win-Win-Situation angesehen (vgl. Partizipation junge Menschen: Hrsg.: Jugend für Europa special Band 6). Im Raum diesseits und jenseits der Oder kommen aber noch einige zusätzliche Punkte hinzu. Denn in Grenz-regionen fehlt oft das Hinterland. Insofern besteht in Grenzregionen ein originäres Interesse an Kooperation und Partnerschaften. Diese entstehen aber nicht au-tomatisch, sondern müssen organisiert und bewusst geschaffen werden. Insofern braucht die Oderregion dauerhaft Strukturen, die die Interessen der Jugend be-rücksichtigen. Partizipation verstehen wir dabei nicht nur politisch, sondern weit gefasst bezogen auf alle lebensweltlichen Belange, z.B. auch bezogen auf ge-schichtliches Engagement und Bewusstsein.

Mit dem Europäischen Zentrum für transnationale Par-tizipation sollen Jugendliche in der deutsch-polnischen Grenzregion verstärkt die Möglichkeit erhalten, sich grenzüberschreitend zu engagieren. Um die Nachhal-tigkeit transnationaler Beteiligungsformen zu stärken und jugendrelevante Themenstellungen zu identifizie-ren, wollen wir Projekte und Akteure stärker miteinan-der vernetzen sowie gemeinsame Qualitätsstandards entwickeln, um eine Modellregion für transnationale Partizipation zu schaffen.

Bei der deutsch-polnischen Grenzregion handelt es sich zudem um ein strukturschwaches Gebiet, betroffen von gesellschaftlichen Problemen wie Alterung der Gesell-schaft, Abwanderung von qualifizierten Jugendlichen sowie von Arbeitslosigkeit. Sprachbarrieren, fehlendes Wissen und Interesse, Vorurteile, Rassismus – dies sind die Herausforderungen, denen sich Jugendprojekte in der Grenzregion stellen müssen. Mit mehr Partizipati-on und der Identifizierung relevanter Jugendthemen wollen wir einen Beitrag zur Strukturstärkung des länd-lichen Raums leisten und Jugendliche dazu bewegen, ihre Heimat mitzugestalten. Mit dem grenzüberschrei-tenden Inhalt des Projektes streben wir eine Stärkung des europäischen Bewusstseins an und tragen zudem zur Demokratisierung der europäischen Öffentlichkeit bei.

Zusätzlich soll es Aufgabe des Zentrums sein, durch ein Bildungs- und Beratungsangebot für Multiplikatoren, pädagogische Fachkräfte, Entscheidungsträger und engagierte Bürgerinnen und Bürger die Entwicklung und den Ausbau zivilgesellschaftlichen Engagements und transnationaler Mitgestaltung in der deutsch-pol-nischen Grenzregion von Jugendlichen zu fördern.

Zudem dient das Zentrum als Koordinierungs- und For-schungsinstitution dazu, mit Hilfe von Praxis- und Eva-luationsforschung sowie dem Aufbau eines Archivs für grenzüberschreitende Partizipations- und Kooperati-onsprojekte den fachlichen Austausch, Wissenstransfer und die Fundierung von Qualitätskriterien für binatio-nale Beteiligungsinitiativen zu stärken.

Ziel des Projektes ist es, durch transnationale Vernet-zungsprozesse dazu beizutragen, aus der Oderland-Grenzregion eine partizipatorische Modellregion zu machen. Zudem soll ein Zertifizierungssystems für deutsch-polnische Schulaktivitäten entwickelt werden. Des Weiteren sollen Ortsvorsteher beiderseits der Gren-ze in Partizipationsförderung geschult werden und bei der Umsetzung von Projekten unterstützt werden, die das Ziel der zivilgesellschaftlichen Stärkung im länd-lichen Raum verfolgen. Auch das seit mittlerweile vier Jahren bestehende außerschulische Projekt Oderland-jugendrat, in dem deutsche und polnische Jugendliche eine Art transnationales Jugendparlament führen und

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4. Translimes: Transnationale Schulentwicklung

Auf der Ebene der transnationalen Schulentwicklung startet ab Januar 2015 das Projekt Translimes. Je zwei deutsche und zwei polnische Schulen nehmen am Pro-jekt, das von der Flick-Stiftung, dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und der Bundeszentrale für politische Bildung geför-dert wird, teil. Ziel ist es, in den Translimes-Schulen die Chancen der deutsch-polnischen Grenzregion aktiv in Unterricht und Schulleben zu verwirklichen. Sie sind in der Region vernetzt und fördern gezielt jene interkultu-rellen und fachlichen Kompetenzen in Unterricht, Pro-jekten und Kooperationen, die ihren Schülerinnen und Schülern ein weltoffenes Leben in Zivilgesellschaft und Arbeitswelt der Grenzregion ermöglichen. Außerdem zeigen sie in ihrem Leitbild und Schulprogramm, wie sie die Idee eines toleranten Europas der Regionen in ihrem Schulalltag konkret umsetzen und leben. Das Lei-tungsteam von Translimes bietet den Schulen eine auf

ihre Bedürfnisse zugeschnittene Prozessbegleitung, die es ihnen ermöglicht, durch ein klares Profil und Leitbild die Attraktivität des Schullebens und die Außenwirkung ihrer Schule zu verbessern. Es unterstützt die Schulen beim Aufbau einer transnationalen Schulkultur und grenzüberschreitenden Vernetzung und bietet Fortbil-dungen und Supervision für die Lehrenden unter ande-rem in Unterrichtsentwicklung, transnationalem Lernen und Europadidaktik. Elemente der Schulentwicklung im Projekt sind schulübergreifende Multiplikatorenschu-lungen, schulinternen Steuergruppensitzungen und Prozessbegleitung, schulinterne Lehrerfortbildungs-tage und wissenschaftliche Begleitung.

Wir sind gespannt auf die Ergebnisse und werden Sie in diesem Newsletter weiter über Entwicklungen in-formieren. Weitere Informationen erhalten Sie unter [email protected].

sich für die Berücksichtigung jugendrelevanter Themen in der Grenzregion einsetzen und nachhaltige Partizipa-tionsstrukturen im Kreis zu etablieren, wird im Zentrum wissenschaftlich begleitet, um insbesondere auch für die außerschulische politische transnationale Bildungs-arbeit Qualitätsmerkmale herauszuarbeiten. Die Umset-zung der erarbeiteten Projekte wird weiterführend wis-senschaftlich begleitet und evaluiert.

Von allen relevanten Organisationsformen sind Partner in diesem Projekt vertreten wie Schulen, Landkreise, Bildungsstätten. Begleitet wird das Projekt von einer

deutschen und einer polnischen Universität. Diese Ko-operation dient vor allem dazu, Qualitätsstandards für die transnationale Jugendarbeit zu liefern, indem ak-tuelle Projekte wissenschaftlich ausgewertet werden. Alle Partner im Projekt erwarten von der Strategischen Partnerschaft für sich positive Effekte. Die Projekttreffen werden jeweils an unterschiedlichen Orten abgehalten werden. Geplant sind sie in Stettin, Kreisau, Trebnitz und Frankfurt/Oder.

5. Ankündigung: Eröffnung wissenschaftliches Archiv

Ende Januar 2015 eröffnet in Trebnitz das Archiv für transnationale Partizipation. In ihm können Lehre-rinnen und Lehrer, Studierende und Interessierte in einem reichhaltigen Fundus stöbern oder an einem der Arbeitsplätze an Hausarbeiten, Unterrichtsvorbereitung

oder Sonstigem arbeiten und recherchieren. Das Archiv umfasst drei Kernbereiche:

- Ein Fokus wird auf transnationale Unterrichts und Pro-jektgestaltung und -entwicklung gelegt. Von Schulbü-

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chern über Unterrichtsskizzen zu Projektberichten und -plänen ist hier alles zu finden.

- Ein zweiter Teil des Archivs beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Diskussion über Grenzen, Partizipa-tion, zivilgesellschaftlichem Engagement, Teilhabe und ländlichem Raum.

- Der dritte Bereich dient der Sammlung sogenannter grauer Literatur, d.h. Hausarbeiten, Bachelor- und Ma-sterarbeiten, Projektberichte und Broschüren.

Das Zusammenwachsen der deutsch-polnischen Grenz-region ist ein stetiger Prozess, der bislang leider oftmals ohne adäquate Ergebnissicherung von Statten geht. Das Archiv hat den Anspruch, dieses Problem langfristig zu lösen.

Sollten Sie Interesse haben, das Archiv zu besuchen, können Sie gerne einen Termin mit dem Empfang in Schloß Trebnitz e.V. vereinbaren (Tel.: 033477-519-0).Falls Sie oder ein Ihnen bekannte/r Verein, Initiative, etc. eine Publikation zur Arbeit in der deutsch-polnischen Grenzregion herausbringen, wären wir Ihnen für die Zusendung einer Kopie für die Aufnahme in das Archiv sehr dankbar.

Natürlich nehmen wir auch gerne Sachspenden in Form von nicht mehr benötigten oder aussortierten Publika-tionen, Zeitschriften o.ä. in den Themenschwerpunkten des Archivs entgegen.

Für Anregungen sind wir ebenfalls dankbar (bitte an [email protected]).

6. Bericht über die letzte Netzwerkkonferenz 23.09.2014

Auch die dritte Netzwerkkonferen die das „Netzwerk für transnationale Partizipation“ am 23. September 2014 durchführte, war eine gelungene Veranstaltung. Er-neut gut besucht stand sie dieses Mal unter dem Mot-to „Zivilgesellschaftliche Entwicklungen im ländlichen Raum. Generationsübergrei-fende Projekte als mögliche Formen eines gemeinsamen Wegs“. Mit dem Ziel, von beste-henden Praxisformen zu lernen, stellten auf der Konferenz vier Vereine ihre Arbeit vor. Przemy-slaw Fenrych von der Fundacja Rozwoju Demokracji Lokalney (FRDL; Stiftung für die Entwick-lung der lokalen Demokratie) aus Stettin zeigte, wie vielfältig zivilgesellschaftliches Enga-gement im ländlichen Raum aussehen kann. Die Initiativen, die der Verein im Stet-tiner Umland unterstützt, reichten von gemeinsamen Dorffesten über Informationsveranstaltungen bis hin zu praktischer Dorfgestaltung wie etwa das Anlegen eines Rosengartens im Dorf oder der Bau einer Festbühne. Der auch hier deutlich werdende, relativ weite Begriff von zivilgesellschaftlichem Engagement kam auch in

der abschließenden Diskussion als ein Charakteristikum klar zum Vorschein. Des Weiteren wurde konstatiert, dass gerade der Anstoß von Initiative meist den größten Hinderungsgrund von zivilgesellschaftlichem Engage-ment darstellt. Wenn eine Initiative erstmal ins Laufen

gekommen ist, dann scheint es leicht zu sein, Unterstützer zu finden - und das sowohl bei Alt als auch Jung.

Katja Stephan von der Fach-hochschule Potsdam lieferte den zweiten Einblick in zivilge-sellschaftliches Leben im länd-lichen Raum. Der Vortrag über Gegenwart, Entwicklungschan-cen und Projektformen lieferte interessante Einblicke aus einer forschungstheoretischen Per-

spektive. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zivil-gesellschaft gerade im ländlichen Raum an der hohen beruflichen Einbindung der Bevölkerung zu leiden hat. So beschrieb Frau Stephan eindrücklich sogenannte Geisterdörfer im Einzugsbereich von Berlin, die wenig bis gar kein Leben am Werktag zulassen, da weitestge-hend alle Einwohner tagsüber bei der Arbeit sind. Gera-

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de die Schilderung von Studierenden-gruppen, die in Orten in Brandenburg verzweifelt nach Interviewpartnern suchen und am Ende des Tages ledig-lich feststellen können, dass die Vor-gärten schön aussehen, aber über das zivilgesellschaftliche Leben im Dorf nichts weiter in Erfahrung bringen konnten, offenbaren eines der groß-en Probleme des ländlichen Raumes. In der Diskussion wurde dieses Fazit auch von polnischer Seite bestätigt. Da es nicht wahrscheinlich ist, dass der Trend von Groß-städtern, die aufs Land zie-hen, aber weiterhin täglich in die Metropolen pendeln, abreißt, stellt sich zukünftig wohl vermehrt die Frage, ob und wenn ja wie zivilgesell-schaftliches Leben dennoch im ländlichen Raum entwi-ckelt werden kann.

Das dritte Praxisbeispiel gab Dirk Budach, der die Arbeit der Berlin-Brandenburgischen Landjugend e.V. vorstell-te. Der auf Bundesebene organisierte Verband leistet in Brandenburg einen wichtigen Bei-trag für die außerschulische Ange-botsstruktur in verschiedenen Krei-sen. Die Angebote reichen hierbei von der Leitung von Jugendclubs über Ferien- und Freizeitprojekte bis hin zu deutsch-polnischen Ju-gendbegegnungen.

Daniel Wunderer stellte im An-schluss ein intergenerationelles

Vater-Kind-Projekt der Kreisau-Initiative vor, das seit vielen Jahren erfolgreich durchge-führt wird. Gerade die gegen-seitigen Lernchancen und die Zeit, die in derartigen Pro-jekten der jeweils anderen Ge-neration entgegengebracht wird, scheinen die Hauptkrite-rien für gelingende intergene-rationelle Projekte und gleich-zeitig ihr großer Vorteil zu sein.

Als zukünftig explizit intergenerationelles Projekt stell-te Beata Rauch die beantragte neue Ausrichtung der deutsch-polnischen Schülerfirma, das Café „Kaffee zum Glück“ vor. Das mittlerweile seit zwei Jahren laufende und vielfach ausgezeichnete Projekt von Schloß Treb-nitz e.V. wird im nächsten Jahr in die im Dezember fer-tig gestellte Remise umziehen und zusammen mit Se-niorinnen und Senioren aus Trebnitz und Umgebung seine Aktivitäten ausweiten. Gemeinsam soll ein Ge-müsegarten angelegt werden und ein Dorfladen ent-stehen. Auch gemeinsame Koch- und Backkurse wer-

den bzw. wurden bereits angeboten. Wir sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen.

Die letzte Netzwerkkonferenz wurde erneut von den Teilnehmenden als sehr informa-tive und gute Veranstaltung an-genommen. Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung, dann unter der Leitung des „Euro-päischen Zentrums für transnatio-nale Partizipation“. Eine Einladung folgt zeitnah.

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Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e. V.Platz der Jugend 615437 Müncheberg OT TrebnitzTel. 033477 5190, Fax 033477 51915E-Mail. [email protected]

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