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den die Produkte, Geräte, Gesamt- lösungen zur Verfügung gestellt, die derzeit vom Markt oder auch von einzelnen Energieversorgungsunter- nehmen gefordert werden. Allgemein herrscht bei den Anbietern jedoch die Auffassung, dass die zukünfti- gen Anforderungen auch bei den Energieversorgern noch nicht näher bekannt sind. Hier ist die enge Zu- sammenarbeit zwischen Elektrizi- tätswirtschaft und Industrie gefragt, vorzugsweise in Pilotprojekten. Die steigende Einspeisung aus volatilen, erneuerbaren Energie- quellen in das elektrische Energie- netz stellt eine zunehmende Her- ausforderung für die Netzbetreiber dar, ebenso die künftig vermutlich zu erwartende größere Zahl von Elektrofahrzeugen. Der notwendige Ausbau der Netze, der hieraus resul- tiert, ist eine längerfristig anstehen- de Aufgabe und wird zudem nicht ausreichend sein, um die auftreten- den Probleme zu lösen. So sind die optimale Ausnutzung der bestehen- den Primärtechnik, das rechtzeitige Erkennen und Verhindern von Span- nungserhöhungen, die Verminderung von Netzverlusten und der gezielte Einsatz von Erzeugern und Verbrau- cher aktuelle Aufgabenstellungen, die Netzleittechnik und Fernwirk- technik mit neuen Funktionen zu lösen vermögen. Hierfür werden heute Informatio- nen aus den Ortsnetzstationen und dem Niederspannungsnetz benö- tigt, die bisher in den traditionellen Netzen nicht notwendig und daher weder in die Fernwirktechnik noch in die Netzleitsysteme eingebunden waren. Heute werden Zählwerte, Betriebsmittelzustände und Mess- werte benötigt, die in den Ortsnetz- stationen durch intelligente Klein- fernwirkgeräte und Zähler erfasst und zur zentralen Weiterverarbei- tung an die Netzleitstelle übertragen werden. An diese kleinen RTU be- steht die Anforderung, die gleiche Funktionalität zu bieten wie die großen, dies jedoch wegen der Viel- zahl der zu automatisierenden Orts- netzstationen zu deutlich geringe- rem Preis. Trend: Integration und IT-Security Ein weiterer Trend, der bereits 2010 abzusehen war, ist die Integration anderer Softwaresysteme mit dem Netzleitsystem, beispielsweise GIS, Netzplanung und ERP. Die Notwen- digkeit zur wirtschaftlichen Opti- mierung zwingt auch zur Öffnung der Leitstellen und der Informatio- nen. Dies hat auch Nachteile, denn der Preis dafür ist, dass IT-Security auch im Bereich Netzleittechnik ein großes Thema wird. Netzleitsysteme haben bisher aus organisatorischen Gründen ein recht ungestörtes Insel- dasein geführt, mit nur wenigen An- griffspunkten aus externen Netzen. Daher war dieses Thema früher we- der im Bewusstsein der Betreiber noch der Lieferanten. Weil aber der Trend zur Vernet- zung der im EVU vorhandenen Sys- teme geht, wird die IT-Security aus Sicht von Netzleittechnikanbietern wegen der vielen IT-Verbindungen vom Zähler bis in die Zentrale ein wichtiges Thema werden. Die Pro- blematik, die daraus entsteht, wird wie folgt gesehen: Werden die heuti- gen technischen Möglichkeiten se- parat betrachtet, ohne die Security zu berücksichtigen, könnte durch Vernetzung mit anderen im EVU vorhandenen Systemen vieles reali- siert werden und viele Lösungen für drängende Aufgaben in Reichweite rücken. Allerdings kann genau dies durch die Begrenzungen durch die IT-Security problematisch werden. Die Erfordernisse widersprechen sich gegenseitig, eine individuelle Risikoabwägung ist hier notwendig. Trend: Messeauftritt Ist die Hannover Messe zielführend für gute Kontaktqualität? Diese Fra- ge stellen sich nahezu alle, wobei die Antworten unterschiedlich aus- fallen, je nach Portfolioumfang und Zielmarkt. Wer Fernwirktechnik und Stationsautomatisierung anbietet und auch auf den internationalen Markt zielt, beantwortet die Frage mit »ja«. Für den Bereich Netzleit- technik sieht das Thema anders aus: Wie auch im letzten Jahr zu erken- D ie Smart Grids sind bei allen Anbietern von Netzleittech- nik, Stationsleittechnik und Fernwirktechnik angekommen: Auf der Hannover Messe 2011 zeigten sie ausnahmslos, dass sie sich den Herausforderungen stellen, die sich aus den steigenden Einspeisungen aus regenerativen Erzeugungsanla- gen ergeben. Je nach Portfolioum- fang präsentierten sie Gesamtlösun- gen, ergänzende Funktionen oder Geräte, die die Netzbetreiber dabei unterstützen, intelligente Netze zu realisieren. Meist steht derzeit die optimale Ausnutzung der bestehen- den Netze im Vordergrund, aber auch ein virtuelles Kraftwerk zur Bereitstellung von Reserveleistung wurde gezeigt. Trend: Lösungen für Smart Grids Das Thema Smart Grids hat alle An- bieter von Fernwirktechnik, Stations- leittechnik und Netzleittechnik, die auf der Hannover Messe 2011 aus- gestellt haben, erreicht. Von der ab- wartenden Haltung, die im letzten Jahr bei manchem noch zu spüren war, war nichts mehr zu erkennen – im Gegenteil, in diesem Jahr waren Lösungen für Smart Grids das Hauptthema der meisten. Es wer- Funktionen für die Anwendung in Smart Grids Netzleittechnik, Stationsleittechnik und Fernwirktechnik Rückblick auf die Hannover Messe 2011 Dipl.-Ing. (FH) Kati Langlotz, Marketing- kommunikation, Unternehmens- bereich Energie- technik, ABB AG, Mannheim. ew FACHTHEMA Energy 2011 1 SONDERDRUCK PDF 7053 aus ew Jg.110 (2011), Heft 17-18, S. 76-86

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den die Produkte, Geräte, Gesamt-lösungen zur Verfügung gestellt, diederzeit vom Markt oder auch voneinzelnen Energieversorgungsunter-nehmen gefordert werden. Allgemeinherrscht bei den Anbietern jedochdie Auffassung, dass die zukünfti-gen Anforderungen auch bei denEnergieversorgern noch nicht näherbekannt sind. Hier ist die enge Zu-sammenarbeit zwischen Elektrizi-tätswirtschaft und Industrie gefragt,vorzugsweise in Pilotprojekten.

Die steigende Einspeisung ausvolatilen, erneuerbaren Energie-quellen in das elektrische Energie-netz stellt eine zunehmende Her-ausforderung für die Netzbetreiberdar, ebenso die künftig vermutlichzu erwartende größere Zahl vonElektrofahrzeugen. Der notwendigeAusbau der Netze, der hieraus resul-tiert, ist eine längerfristig anstehen-de Aufgabe und wird zudem nichtausreichend sein, um die auftreten-den Probleme zu lösen. So sind dieoptimale Ausnutzung der bestehen-den Primärtechnik, das rechtzeitigeErkennen und Verhindern von Span-nungserhöhungen, die Verminderungvon Netzverlusten und der gezielteEinsatz von Erzeugern und Verbrau-cher aktuelle Aufgabenstellungen,die Netzleittechnik und Fernwirk-technik mit neuen Funktionen zulösen vermögen.

Hierfür werden heute Informatio-nen aus den Ortsnetzstationen unddem Niederspannungsnetz benö-tigt, die bisher in den traditionellenNetzen nicht notwendig und daherweder in die Fernwirktechnik nochin die Netzleitsysteme eingebundenwaren. Heute werden Zählwerte,Betriebsmittelzustände und Mess-werte benötigt, die in den Ortsnetz-stationen durch intelligente Klein-fernwirkgeräte und Zähler erfasstund zur zentralen Weiterverarbei-tung an die Netzleitstelle übertragen

werden. An diese kleinen RTU be-steht die Anforderung, die gleicheFunktionalität zu bieten wie diegroßen, dies jedoch wegen der Viel-zahl der zu automatisierenden Orts-netzstationen zu deutlich geringe-rem Preis.

Trend: Integration und IT-Security

Ein weiterer Trend, der bereits 2010abzusehen war, ist die Integrationanderer Softwaresysteme mit demNetzleitsystem, beispielsweise GIS,Netzplanung und ERP. Die Notwen-digkeit zur wirtschaftlichen Opti-mierung zwingt auch zur Öffnungder Leitstellen und der Informatio-nen. Dies hat auch Nachteile, dennder Preis dafür ist, dass IT-Securityauch im Bereich Netzleittechnik eingroßes Thema wird. Netzleitsystemehaben bisher aus organisatorischenGründen ein recht ungestörtes Insel-dasein geführt, mit nur wenigen An-griffspunkten aus externen Netzen.Daher war dieses Thema früher we-der im Bewusstsein der Betreibernoch der Lieferanten.

Weil aber der Trend zur Vernet-zung der im EVU vorhandenen Sys-teme geht, wird die IT-Security ausSicht von Netzleittechnikanbieternwegen der vielen IT-Verbindungenvom Zähler bis in die Zentrale einwichtiges Thema werden. Die Pro-blematik, die daraus entsteht, wirdwie folgt gesehen: Werden die heuti-gen technischen Möglichkeiten se-parat betrachtet, ohne die Securityzu berücksichtigen, könnte durchVernetzung mit anderen im EVUvorhandenen Systemen vieles reali-siert werden und viele Lösungen fürdrängende Aufgaben in Reichweiterücken. Allerdings kann genau diesdurch die Begrenzungen durch dieIT-Security problematisch werden.Die Erfordernisse widersprechensich gegenseitig, eine individuelleRisikoabwägung ist hier notwendig.

Trend: Messeauftritt

Ist die Hannover Messe zielführendfür gute Kontaktqualität? Diese Fra-ge stellen sich nahezu alle, wobeidie Antworten unterschiedlich aus-fallen, je nach Portfolioumfang undZielmarkt. Wer Fernwirktechnik undStationsautomatisierung anbietetund auch auf den internationalenMarkt zielt, beantwortet die Fragemit »ja«. Für den Bereich Netzleit-technik sieht das Thema anders aus:Wie auch im letzten Jahr zu erken-

Die Smart Grids sind bei allenAnbietern von Netzleittech-nik, Stationsleittechnik und

Fernwirktechnik angekommen: Aufder Hannover Messe 2011 zeigtensie ausnahmslos, dass sie sich denHerausforderungen stellen, die sichaus den steigenden Einspeisungenaus regenerativen Erzeugungsanla-gen ergeben. Je nach Portfolioum-fang präsentierten sie Gesamtlösun-gen, ergänzende Funktionen oderGeräte, die die Netzbetreiber dabeiunterstützen, intelligente Netze zurealisieren. Meist steht derzeit dieoptimale Ausnutzung der bestehen-den Netze im Vordergrund, aberauch ein virtuelles Kraftwerk zurBereitstellung von Reserveleistungwurde gezeigt.

Trend: Lösungen für Smart Grids

Das Thema Smart Grids hat alle An-bieter von Fernwirktechnik, Stations-leittechnik und Netzleittechnik, dieauf der Hannover Messe 2011 aus-gestellt haben, erreicht. Von der ab-wartenden Haltung, die im letztenJahr bei manchem noch zu spürenwar, war nichts mehr zu erkennen –im Gegenteil, in diesem Jahr warenLösungen für Smart Grids dasHauptthema der meisten. Es wer-

Funktionen für die Anwendung in Smart Grids

Netzleittechnik,Stationsleittechnik undFernwirktechnikRückblick auf die Hannover Messe 2011

Dipl.-Ing. (FH) KatiLanglotz, Marketing-kommunikation,Unternehmens-bereich Energie-technik, ABB AG,Mannheim.

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1 SONDERDRUCK PDF 7053 aus ew Jg.110 (2011), Heft 17-18, S. 76-86

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nen war, betrachten die Ausstellerder Netzleittechnik die HannoverMesse nicht unbedingt als ihre Ziel-messe. Die großen Technologieun-ternehmen haben dies bereits seitJahren konsequent durch wenigPräsenz gezeigt.

Die Netzleittechnikaussteller ten-dieren zu einem Zweijahresrhyth-mus des Messeauftritts. 2010 wurdedies allerdings noch nicht durchge-hend offen vertreten. Bei allen wur-de dieses Jahr Bedauern geäußert,dass es in Deutschland nicht genü-gend kleine, spezialisierte Messenoder Kongresse gibt, z. B. das Sym-posium Netzleittechnik bei derConsulectra, wo überwiegend dieZielgruppe der Anbieter, die Ener-gieversorger, angesprochen werdenkann. Es wurde auch geäußert, dassdie Kontaktqualität auf der E-World2011 beispielsweise, sehr gut war,im Gegensatz zur Hannover Messe2011.

Ein weiterer Grund dafür, dass An-bieter zu einem Zweijahresrhyth-mus tendieren, ist, dass es in der

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Bild 1. Projekt Meregio: Engpasserkennung durch HöhenschichteinfärbungQuelle: ABB

Bild 2. Spannungsschutz- und Steuerungsgerät Relion REU615 Quelle: ABB

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Netzleittechnik keine so großenEntwicklungsschübe gibt, dass je-des Jahr umfassende Neuigkeitenzu zeigen wären. Es sind mehr dieErweiterungen und funktionale Er-gänzungen, die im Jahresrhythmusgezeigt werden können.

Technische Neuheiten

Mit der für die IEC 61850 entwickel-ten Schutz- und Steuerungsprodukt-familie Relion hat die ABB AG,Mannheim, bereits im Jahr 2009neue Maßstäbe in der Netzautoma-tisierung gesetzt. Die funktional auf-einander abgestimmten Geräteseri-en werden sowohl für komplexeAufgabenstellungen in Übertra-gungs- und Verteilungsnetzen derprimären Energieverteilung einge-setzt, als auch bei einfachen Anfor-derungen in Kompaktschaltanlagender sekundären Energieverteilung.Relion – mit den bisher verfügbarenGeräten der Serien 615, 630, 650und 670 – ist die weltweit erste Pro-duktfamilie auf diesem Gebiet, beider die volle Umsetzung des Kom-munikationsstandards IEC 61850vom Beginn der Entwicklung an imPflichtenheft verankert war. Neu ist,dass neben der IEC 61850 jetzt auchdas KommunikationsprotokollIEC 60870-5-103 für alle Geräte derRelion-Familie eingesetzt werdenkann. Außerdem wurde die 615er-Serie um das Spannungsschutz undSteuerungsgerät REU615 ergänzt(Bild 1). In der 630er-Serie sind der

Motordifferenzialschutz und dieSpannungsregelung für Transfor-matoren mit motorgetriebenem Stu-fenschalter hinzugekommen. Zu-dem wurde die 650er-Serie um dreineue Geräte für Hochimpedanz-Sammelschienenschutz, Generator-schutz und Leistungsschalterschutzerweitert. In der Baureihe 670 stehtdie Prozessbuskommunikation fürMesswerte IEC 61850-9-2 LE zur Ver-fügung.

Im Bereich Netzleittechnik stellteABB die aktuellen Ergebnisse desSmart-Grid-Projekts »Meregio« (Mi-nimum-Emission-Region) vor. UmAngebot und Nachfrage nach elek-trischer Energie zeitnah ausgleichenzu können, werden zusammen mitausgefeilten Kommunikationssys-temen auch entsprechende Netz-führungssysteme benötigt. Als einerder Projektpartner in »Meregio« istABB für die Feldversuche im Vertei-lungsnetz der EnBW – und zwar inFreiamt, Südbaden, und in Göppin-gen – für das Netzführungssystemsowie die Installation von Automa-tisierungslösungen verantwortlich.

Neben der optimalen Ausnutzungder bestehenden Netzinfrastrukturist es die Aufgabe von ABB, die mitintelligenten Zählern gewonnenenDaten bestmöglich in Betriebsfüh-rungskonzepte einzubinden. Auf derMesse wurde gezeigt, wie ein be-währtes Verfahren der Netzführungim Network Manager angewendetwird, um aus wenigen Messdatenaus dem Niederspannungsnetz des-

sen aktuellen Zustand zu berech-nen. Zusätzlich wurde gezeigt, wiein der Software die künftige Einspei-se- und Lastsituation prognostiziertund visualisiert wird (Bild 2). DieEngpasserkennung bildet eine Basisfür vorbeugende Maßnahmen.

Einen Schwerpunkt der Präsenta-tion der BTC AG, Oldenburg, bilde-ten auch in diesem Jahr Lösungenfür Offshore-Windparks. Bereits imletzten Jahr wurde das Windpark-leit- und -Managementsystem WFC(Wind Farm Center) auf der Hanno-ver Messe vorgestellt, das auf dembewährten BTC-Netzleitsystem Prinsbasiert. In diesem Jahr konnte BTCmit Alpha Ventus und Bard 1 zweirealisierte WFC-Projekte präsentie-ren. Das WFC enthält windparkspe-zifische Funktionen wie Logbuchund Betriebsdatenbank, Lebensakteund Instandhaltungsmanagement.

Für den ersten deutschen Wind-park Alpha Ventus entwickelte BTCauf Basis ihrer Erfahrungen aus 30Jahren Netzleittechnik einen über-geordneten Windparkregler. Dieserist dort Teil des Wind Farm Centers.Er regelt anlagenübergreifend dieWirk- und Blindleistung von Wind-parks und sorgt dafür, dass die Netz-anschlussbedingungen (Grid Code)des Netzbetreibers eingehalten wer-den. Die Lösung ist herstellerunab-hängig: Es können nicht nur Anlagenunterschiedlicher Hersteller geregeltwerden, sondern auch unterschied-licher Windparkbetreiber, die amgleichen Netzanschlusspunkt ein-speisen. Der Regler wird mittlerwei-le auch für Onshore-Windparksweiterentwickelt und ist zum Patentangemeldet.

Durch die Anforderungen aus demAnschluss von Erzeugungsanlagennach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) an die Netze ergebensich neue Herausforderungen anFunktionen der Leittechnik. Durchdie steigenden EEG-Einspeisungensind die Energieversorger gezwun-gen, ihre bestehenden Netze opti-mal auszulasten. Zur Unterstützungder Netzbetriebsführung hat BTCdaher Funktionen entwickelt, diediesen neuen Anforderungen Rech-nung tragen. So stellte BTC das neueEinspeisemanagement vor, das deroptimalen Nutzung der Netze zurIntegration von EEG-Anlagen dient.Mit dem Einspeisemanagement kön-nen die Leistungen von EEG- undKraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)Anlagen automatisch temporär re-duziert und die Absenkungen wie-

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Bild 3. Kleinfernwirksystem Acos 710 Quelle: IDS

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der zurückgenommen werden. DieRegulierungsprozesse werden pro-tokolliert.

Eine weitere interessante Funk-tion ist das Freileitungsmonitoringvon BTC, das auf Basis von Klima-faktoren in Leitungsnähe die opti-male Auslastung von Freileitungendynamisch berechnet und denNetzberechnungsprogrammen zu-weist. Die Leitungen können damitunter Berücksichtigung von Sicher-heitsaspekten höher ausgelastetwerden. Die erfassten und die be-rechneten Werte werden archiviertund können jederzeit nachgewie-sen werden, beispielsweise gegen-über der Bundesnetzagentur.

Für die Planung und Koordinie-rung von Schaltmaßnahmen imNetz hat das Leitsystem Prins eineneue Funktion zur Schaltantrags-verwaltung, die sowohl an einemArbeitsplatz des Netzleitsystems alsauch an Büroarbeitsplätzen zur Ver-fügung steht und somit die Zusam-menarbeit zwischen den Organisa-tionseinheiten unterstützt.

Im Mittelpunkt des von der IDSGmbH, Ettlingen, gezeigten Pro-dukt- und Leistungsportfolios stan-den intelligente Lösungen für dentechnischen Netzbetrieb. Auch beiIDS wurden in die Netzleittechnikneue und ganzheitliche Lösungenfür Smart Grids integriert. Dazu ge-hören beispielsweise die Überwa-chung und Steuerung von Anlagenfür die Energieerzeugung aus er-neuerbaren Energien, die integrati-ve Kommunikationsinfrastrukturfür Ortsnetzautomation und SmartMetering sowie das integrierte Ein-speise- und Engpassmanagement.Auf der Hannover Messe wurde daserneuerte Lastflussmodul des Netz-leitsystems IDS High-Leit präsen-tiert. Auf Basis der Informationenaus den Ortsnetzstationen wird dieLastflussrichtung visualisiert, diesich aufgrund einspeisender EEG-Anlagen ändern kann. Das Systemunterbreitet dem WartenpersonalVorschläge, wie der Lastflussum-kehr entgegengewirkt werden kann:Die regenerativen Erzeugungsanla-gen können vom Netzleitsystem ausgesteuert werden, um ihre Leistungum 100, 60, 30 oder 0 % zu drosseln.

Zum Einsatz in dezentralen Erzeu-gungsanlagen bietet IDS das preis-werte Kleinfernwirksystem der Acos-7-Serie an. Mit dem Acos 710 (Bild 3)steht ein Einstiegsgerät mit fest de-finiertem Funktions- und Leis-tungsumfang zur Verfügung. Das

Kleinfernwirk- und Automatisie-rungsgerät Acos 720 (Bild 4) hat zu-sätzlich eine integrierte SPS für klei-ne Automatisierungsaufgaben undist modular um zusätzliche E/A-Module erweiterbar.

Die Geräte der Acos-7-Serie wer-den vor allem den Anforderungengerecht, die sich aus dem Erneuer-bare-Energien-Gesetz (EEG) unddem Kraft-Wärme-Kopplungs-Ge-setz (KWKG) ergeben. Die Gerätelassen sich leicht in bestehende Leit-systemumgebungen integrieren undbieten somit definierte und kosten-günstige Lösungen im Bereich der

dezentralen Energieerzeugung wiePhotovoltaik, BHK oder Biogas so-wie auch für den Ausbau des Auto-matisierungsgrads von Mittel- undNiederspannungsanlagen. Ein brei-tes Spektrum an Datenerfassungs-und Übertragungsmöglichkeitenmacht die Geräte universell einsetz-bar. Die optional integrierte GSM/GPRS-Lösung ist vor allem für dieeinfache Anbindung von Anlagenohne vorhandene Kommunikations-infrastruktur geeignet.

Die IDS-Gruppe hat sich zudemAnfang des Jahres mit der Übernah-me der Caigos GmbH das Know-

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Bild 5. Kleinfernwirksystem ME 4012 PA-N mit 8 SteckplätzenQuelle: Helmut Mauell

Bild 4. Kleinfernwirksystem Acos 720 Quelle: IDS

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how geographischer Informations-systeme gesichert und erste Inte-grationsszenarien mit der Leit- undIT-Technik gezeigt. Denn GIS-ba-sierte IT-Lösungen werden zukünf-tig eine entscheidende Rolle bei derOptimierung der technischen Ge-schäftsprozesse spielen.

Die Helmut Mauell GmbH, Velbert,zeigte ihr neues Kleinfernwirksys-tem ME 4012 PA-N, das Informatio-nen aus dem Mittel- und Nieder-spannungsnetz bereitstellt (Bild 5).Diese »Smart RTU« für Ortsnetzsta-tionen bietet digitale und analogeEin- und Ausgänge sowie einemächtige CPU, die umfangreiche lo-gische und arithmetische Verarbei-tungen durchführen kann. Auch hierwurde der Tatsache Rechnung ge-tragen, dass sich die Netze hin zuSmart Grids verändern. Durch diezunehmenden Einspeisungen ausalternativen Erzeugungsanlagenwie Photovoltaik, Windenergieanla-gen oder Biomassekraftwerken sindLastflüsse in bidirektionaler Rich-tung im Niederspannungs- undMittelspannungsnetz sowie deut-lich höhere Belastungen möglich.Durch Netzausbau allein kann derTatsache nicht entgegengewirkt wer-den. Es besteht künftig mehr Auto-matisierungsbedarf, die Technikmuss intelligenter werden. Die SmartRTU von Mauell unterstützt denNetzbetreiber dabei, die bestehen-den Netze zur Erhöhung der Wirt-

schaftlichkeit besser auszunutzen.Neben den Basisanwendungen der

Smart RTU stehen umfangreichebranchenspezifische Automatisie-rungslösungen für den Strom- undGasbereich wie die Spannungsrege-lung der Transformatoren in Orts-netzstationen zur Verfügung. Diekomplette Konfiguration und Para-metrierung der RTU kann webba-siert durchgeführt werden, ebensoBedienung und Beobachtung. Überdie Web-Oberfläche kann die Firm-ware und Konfigurationssoftware fürneue Automatisierungslösungenremote geladen werden. Eine On-board-SD-Karte sorgt für eine Ar-chivierung der Daten auf der RTU.

Die CPU des Systems ME 4012 PA-Nhat drei physikalisch unterschiedli-che Kommunikationsschnittstellen:Ethernet, seriell RS232 und FeldbusRS485. Über diese Schnittstellenkönnen je nach Ausprägung dieStandardprotokolle der Normenrei-he IEC 60870-5-101, IEC 60870-5-103, IEC 60870-5-104 oder ModbusRTU/TCP kommuniziert werden.Außerdem steht für dieses Systemzusätzlich das Protokoll IEC 61850zur Verfügung.

Die RTU ist in einem Edelstahlge-häuse untergebracht, um die EMV-und Umweltvorschriften in ihremjeweiligen Anwendungsbereich zuerfüllen. Je nach der Größe der An-wendungsfälle stehen vier unter-schiedliche Gehäusevarianten zur

Verfügung. Das System ist 5-kV-spannungsfest.

Die PSI AG, GeschäftsbereichEnergie, Aschaffenburg, hat neueEntwicklungen und internationaleProjektbeispiele aus den BereichenNetzleittechnik und Einsatzleit-technik präsentiert. Im Fokus stan-den vor allem neue Funktionen imLeitsystem PSIcontrol (Bild 6), diedie Anforderungen von Smart Gridsoptimal unterstützen, bei stark zu-nehmender dezentraler Einspeisungregenerativer Energien.

Zusätzlich präsentierte PSI deninternationalen Einsatz der PSI-Leitsysteme beim thailändischenNetzbetreiber PEA (Provincial Elec-tricity Authority) und beim franzö-sischen VerteilungsnetzbetreiberErDF (Électricité Réseau Distributi-on France) für die Stadt Paris. DasProjekt in Thailand ist technischsehr anspruchsvoll, mit topologi-schen Funktionen, unsymmetri-schen Netzberechnungen, Lastab-wurf (Load Shedding) und Schalt-auftragsverwaltung. Im Projektwurden die sehr hohen Anforderun-gen des Kunden an die Cyber Secu-rity erfüllt.

Ein besonderes Highlight des PSI-Auftritts war ein virtuelles Kraftwerkzur Vermarktung von Regelenergie,ein Projekt, das für die 24/7 NetzeGmbH realisiert wurde. Hierbeiwird aus einer Anzahl von Kleiner-zeugern und abschaltbaren Lastenein Pool gebildet. Kleinerzeuger sindbeispielsweise Blockheizkraftwerkeoder abschaltbare Kunden bzw.Kunden mit beeinflussbaren Lastenwie Walzwerke, Steinbrecher oderKühlhäuser. Um Minutenreserveauf dem Markt anbieten zu können,muss die Gesamtleistung mindes-tens 15 MW betragen, die Erzeugerund Lasten im Pool erreichen dieseLeistung einzeln jedoch bei weitemnicht und müssen daher gebündeltwerden. Die Herausforderung dabeiist das Verwalten, Überwachen,Steuern und das informationstech-nische Verbinden sehr vieler techni-scher Einheiten. Wenn Regelenergiegebraucht wird, setzt das Modul diesregelungstechnisch um und setztdie notwendigen technischen Ein-heiten ein. Das PSI-Modul verwaltetdie Vergaben an der Börse und stellt

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1) Neplan ist das führende Berechnungs-,Planungs- und Dokumentationssystemfür Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärme-netze.

Bild 6. Das Leitsystem PSIcontrol in der Netzleitstelle der LEW AugsburgQuelle: PSI

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für die Erzeuger und Lasten die Ver-rechnungsdaten zur Verfügung.

Als weitere Neuheit hat PSI eineSchnittstelle zwischen dem Netzleit-system PSIcontrol und dem SystemNeplan1) für Sachdaten und Bilderentwickelt: So ist keine doppelteDatenpflege erforderlich. Der Kun-de hat dadurch immer bestgepfleg-te, aktuelle Netzdaten.

Für die Sprecher AutomationGmbH, Linz/Schweiz, steht die Wei-terentwicklung ihrer bewährtenSchutz- und Leittechnikprodukt-linie Sprecon mit ausgestellten Dis-tanz-, UMZ- und Transformator-Differenzialschutzgeräten, Feldleit-und Zentralgeräten im Vordergrund(Bild 7). Diese kommunizieren mitIEC 870-5-104-Protokoll durchgän-gig vom Schutz- und Feldleitgerät

bis zum Netzleitsystem (beispiels-weise Sprecon V460) oder mitIEC 61850 innerhalb der Station.Neu ist auch ein Webserver für dieVisualisierung und Diagnose derGeräte der Sprecon-Plattform ein-schließlich Sprecon-E-T3.

Im Engineering ist Sprecher mitSprecon-E »Smart Engineering« aufBasis der Erfahrungen aus beste-henden Projekten einen Schritt wei-ter gegangen als üblich: Den Feld-und Kombischutzgeräten der SerieSprecon-E wird eine umfassendeBasisparametrierung mitgegeben,wodurch bis zu 90 % des Enginee-ringaufwands von Stationsleittech-nik-Gesamtlösungen eingespartwerden kann.

Die Herausforderung an zukünf-tig intelligente Netze geht Sprecher

in Kooperation mit der EMH GridSolution GmbH & Co. KG und derBittner + Krull SoftwaresystemeGmbH an. Sprecher stellt in der Zu-sammenarbeit seine Leit- und Kom-munikationstechnologie für intelli-gente Ortsnetzstationen, EMH GridSolutions seine elektronischenLastgang- und Haushaltszähler so-wie Bittner + Krull sein Meter-Data-Management (MDM) Argos zur Ver-fügung. Auf der Messe wurden zweiEMH-Zähler ausgestellt, die überSML an die Sprecon-Fernwirktech-nik angeschlossen waren. Die Zähl-werte können über die ProtokolleIEC 60870-5-104/101 an eine zentra-le Stelle übermittelt werden, wo sieeinerseits an das MDM und ande-rerseits an eine Netzleitstelle über-geben werden.

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Bild 7. Schutz- und Leittechnik Sprecon für intelligente Netze Quelle: Sprecher Automation

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Durch die bidirektionale Kommu-nikation und Automatisierung vonOrtsnetzstationen kann – unter Ein-beziehung der Daten aus dem Mete-ring und der PQ-Erfassung – den ne-gativen Netzauswirkungen, diedurch Einspeisung aus regenerati-ven Erzeugungsanlagen entstehen,entgegengewirkt werden. So lassensich beispielsweise Spannungserhö-hungen reduzieren und die Versor-gungsqualität und -sicherheit erhö-hen. Projektspezifisch werdenNormtrennstellen umgeschaltet, re-gelbare Transformatoren gesteuertoder die Leistung von Einspeisernabschaltet bzw. regelt. Der Aufbauund Betrieb von Inselnetzen ist eineweitere wichtige lokale Funktion.

Die bis heute fast immer völlig pa-rallel aufgebauten Kommunikations-

lösungen für Metering, Netzsteue-rung (Fernwirktechnik und Schutz),Last-/Rundsteuerung und Power-Quality-Messung werden dabei mitSprecon zu einer einheitlichen mo-dularen Lösung in der Ortsnetzsta-tion zusammengeführt, die gleich-zeitig auf alle Daten zugreifen kann.

(40653)

www.mauell.com

www.psienergy.de

www.ids.de

www.sprecher-automation.de

www.abb.de

www.btc-ag.com

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www.abb.de/pt

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