Experimentelle Studien fiber die . · PDF fileExperimentelle Studien fiber die Labyrinthitis. 3 Cereprospinalfliissigkeit im Pri~par~t und durch Kulturen nachzu- weisen versucht

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  • Aus dem Laboratorium des Stadtkrankenhauses zu G5rlitz.

    Experimentelle Studien fiber die Labyrinthitis. "Von

    Dr. reed. A l b e r t B l a u , O h r e n a r z t in GSrlitz.

    (Mit Tafel I - - I I I . )

    Einer Anregung von Herrn Professor W i t t m a a c k - J e n a folgend, stellte ich bei einer Reihe yon Tieren (Katzen) Ver- suche an, mit dem Zwecke, eine Labyrinthitis zu erzeugen dutch direkte Einverleibung yon Bakterien-Reinkulturen ins Labyrinth, und zwar der beiden fiir die menschliehe Otitis media purulenta so wiehtigen Bakterienarten: des Strepto- coccus erysipelatos und des Streptococcus mucosus.

    Die Kulturen wurden mir freundlicherweise yon Herrn Professor W i t t m a a c k zur Verffigung gestellt, und zwar 2 St~mme von jeder Bakterienart auf Agar bzw. Blutagar ge- ziichtet; nachtrKglich noch 1 Mueosusstamm.

    Diese Kulturen wurden durch h/~ufiges Uberimpfen auf LSffleragar, Blutagar und Bouillon lebensf/i.hig und virulent erhalten.

    Die Versuche wurden in der Art vorgenornmen, da$ bei 10 Katzen je 1 Teilstrieh einer Emulsion yon Bakterienkolo- nien einer Agarkultur mit physiologischer KoehsalzlSsung, in den meisten F/~llen eine Bouillonkultur verschiedenen Alters mittels einer Pravaz-Spritze durch die lnembrana fenestr, rot. unter allergeringstem Druck in die Schneeke injiziert wurde. Bei 2 Tieren (Tier VII und IX) wurde auf beiden 0hren in mehrtagiger Pause injiziert. Bei 2 Tieren wurden in gleicher Weise Toxine der beiden Kokkenarten auf einer Seite einge- spritzt; bei weiteren 2 Tieren legte ich gleich einer Plombe

    Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. 90. l

  • 2 A L B E R T BLAU,

    e in e n t s p r e c h e n d e s S t f i ck e i n e r A g a r k u l t u r m i t B a k t e r i e n k o l o -

    n i e n g a n z lose a u f die m e m b r , fen. ro t . auf , so dal3 die P l a t t e

    m i t d e n K o k k e n k o l o n i e n de r M e m b r a n a d i c h t au f l ag , u n d z w a r

    a u c h be i e i n e m T i e r ( X I ) be ide r se i t s in mehr t i~g igen Z w i s e h e n - r~iumen.

    V o r h e r w u r d e n n a t i i r l i c h die K u l t u r e n j e d e s m a l u n t e r -

    such t , des 5 f t e r en a u c h n a c h G r a m m , u n d ih re R e i n h e i t f e s tge -

    s te l l t .

    Die Technik des Versuches ist folgende: Die ziemlich grol~e un(l bei den Katzen ziemlieh schnell unter tier I-Ialsmuskulatur durch fiihlbare un(t erreichbare Bulla, in welcher alas innere Ohr auf der dorsalen Seite liegt, die fen. rot. der ventralen zugekehrt ist, wird in _~thernarkose (Choroform vertragen Katzen sehr schlecht) durch einen 2- -3 cm langen Schnit t dieht unterhalb des Unterkiefergelenks be- ginnend, etwa 3A em vom Larynx lateral freigelegt. Dabei finder man nach Durchtrennung tier Haub ganz konstant eine in die V. jugularis comm. miindende, mittelstarke, fast genau senkrecht zur V. jugularis verlaufende Vene, welche aus der Glandula Submaxillaris st.amlnt. Diese wird nach doppelter Unterbindung durehtrennt, und damit wird zugleich die Drtisenkapsel tier Submaxillardriise gesp~lten; die Driise lgl~t sich nun sehr leicht emporheben und nach oben lateral um- legen. Die Butla ist jetzt deutl ich abzutasten, nur noch yon Muskeln bedeckt und zwar in erster Reihe yore muse. biventer. Dieser wird stumpf mi t zwei Pinzetten durchfasert; das Periost ebenso zuriick- geschoben, und die Butla liegt frei. :Bei dieser Ar t tier Freilegung der Bulla folgte ich dem gIeiehen Vorgange wie bereits in meiner Arbeit fiber den experimentellen Verschlul~ des runden Fensters dutch l~lom - bierung ~ ).

    Nach mancherlei Fehlversuchen bei tier eben erw~hnten Arbeit begniigte ich reich des Weiteren nicht mit der einfachen Aufmeil~elung tier Bulla, die mi t einem kleinen Meil]el in 2--3 Schl~gen schnell er- 5ffnet ist. Es wurde viehnehr ein an drei Seiten eingemei~eltes, etwa ~/2--3~ cm langes, ~ - - ~ em breites Knochenrechteek gebildet mi t der :Basis nach oben medianw~rts. Dieses l~]]t sich leicht an der Basis umbreehen, so dab es hier ganz gut am Periost tg4ngen bleibt. Diese ]~nochenbriicke nluB die Bulla mbglichst weir lateral erSffnen, da bier die Fen. rot. dann gleieh vorliegt~, nachdem die sehr zarte Bullasctfleim- haut am besten mit der Pinzette gefal3t und angerissen ist. Je tz t er- folgt die Injekt ion bzw. die Auflage der Agarplombe. Nach Art einer Plast ik wird nach Vornahme des Versuches das Knochenrechteck wieder zuriickgeklappt. Sollte wirklieh dieses Knochenstiick abbrechen, so ist~ das auch kein Ungliick. Ich schob es dann unter die I Iau t und legte es spi~ter wieder auf. Es ist in allen F~llen anst andslos wieder eingeheilt.

    Es ist diese Art der Bullaplastik for alte derartigen Versuche sehr wichtig. Es l ~ t sich sonst das nachtr~gliche Hineinsickern yon Blur in die erbffnete Bulla nicht verhtiten, und damit kommt es im weiteren Verlaufe zu Entziindungen, Eiterungen der Bulla mi t ihren Folgen und damit zu unreinen Versuchsresultaten.

    Durch einmalige bzw. wiederholte Lumbalpunktion, in einem Falle (Tier II) lureh Sch~delpunktion, wurden die Kokken in tier

    1) Verh~ndlungen der Deutschen Otologischen Gesellschaft 1905 und 1906.

  • Experimentelle Studien fiber die Labyrinthitis. 3

    Cereprospinalfliissigkeit im Pri~par~t und durch Kulturen nachzu- weisen versucht. In einer Reihe yon F~llen wurde auch spi~ter nach Sektion die Ventrikelflfissigkeit, der eventuell vorhancleae Bullaeiter und eventuell auch das Blur auf Pr~parat bzw. kulturell untersucht.

    Ein Versuchstier (Nr. III) ist nach 42 tagiger Beobaehtung, naehdem dreimal Lumbalpunktion erfolgreich gemacht, ent- laufen. Trotzdem ist es aufgeffihrt und zu SehluBfolgerungen verwendbar, wie sich aus dem Protokoll ergeben wird.

    2 Katzen starben unter Krankheitserscheinungen (schlech- tern Fressen, Abmagerung, Brechen) und zwar I~r. I und II. Bei diesen wurde die Sektion nach einigen Stunden vorge- nommen.

    3 Katzen (Nr. IV, VI, VIII) gingen bei wiederholter Lum- balpunktion in Narkose ein und wurden s o f o r t seziert, also noch ganz lebenswarm. Die iibrigen 8 Katzen wurden naeh Vertauf versehieden langer Zeit getStet und zwar naeh o s h i i mit Ausnahme von Tier VII, welches durch Entbluten getStet ~arde. Die Sektion wurde jedesmal sofort ausgefiihrt und die Objekte unmittelbar darauf in der yon W i t t m a a e k an- gegebenen 1) Kalium biehrom.-Formalin-Eisessig-LSsung ein- gelegt und in den Brutschrank gestellt.

    Die weitere Behandlung der Objekte erfolgte ganz naeh der W i t t m a a c k ' s e h e n Methode.

    Im Laborutorium der Jenenser Ohrenklinik wurden gfi- tigerweise die Objekte gesehnitten und gefi~rbt, da es mir, als in der Praxis Stehendem, an der nStigen Zeit gebricht, die Serienschnitte setbst anzulegen. Schon an dieser Stelle sage ich Herrn Professor Dr. W i t t m a a c k ffir diese liebenswfirdige Erlaubnis zur Benutzung seines Laboratoriums meinen herz- lichsten Dank, ebenso wie fiir die ]~berlassung des Arbeits- themas. - - Gleiehzeitig danke ich w~rmstens Herrn Dr. J a - s t r a m , der mir zur Hilfeleistung stets gfitigst zur Verffigung stand.

    Alle Objekte - - und zwar stets beide GehSrorgane - - wur- den auf Serienschnitten in H~matoxylin-Eosin gefarbt und untersucht. An pathologischen 0bjekten standen 16 experi- mentell behandelte GehSrorgane zur Untersuchung.

    Bevor ieh die Protokolle der einzelnen Versuche und der mikroskopisehen Befunde aufz~hle, will ieh auf umstehender Tabelte eine kurze Ubersieht geben fiber den Versueh, Beob- aehtungsdauer, Todesart usw. zweeks leichterer 0rientierung.

    Es sind somit behandelt worden mit:

    1) Zeitschr. ffir Ohrenheilkunde. Bd. 51. I*

  • 4 A L B E R T BLAU,

    Bakterienart

    1. Erysipelas Stamm I

    2. Erysipelas Stature I

    3. Erysipelas Stamm I

    4. Erysipelas Stamm I I

    5. Erysipelas Stamm I I

    Art der Kultur

    e Koc ~I mulsion einei

    A g a r k u l t u r

    Boui l lon- ku l tur

    Bouillon- kul tur

    Bouillon- kultur

    Bouillon- kulbur

    Alter der

    Kultur

    3 Tage

    24Std. Tier IV

    48 Std. Tier I I

    48Std. Tier VI

    3 Tage Tier V I I I

    Pro~okoll- Be- obach- nummer tungS-zeit

    Tier I 8 Tage

    6 Tage

    12 Tage

    1~ Tage

    2 Tage

    t l Sektion Todesart wann?

    ein- nach gegangen 11 Std.

    in Nar- kose ein- sofort gegangen

    ein- nach geg~ngen 10 Std.

    in Nat- / kose ein- l sofort

    l gegangen /

    in Nar- kose ein- sofort gegangen

    6. Erysipelas St~mm I I

    7. Erysipelas Stamm I I

    8. Erysipelas Stature I I

    9. Mucosus Stature I

    Bouillon- kultur

    Agarplombe doppelseitig

    Toxin

    Boui l l on - kut tur

    4 Tage Tier X

    Tier XI

    Tier X I I

    Tier I I I

    l get6tet [ 21 Tage yn~ih i I

    rechts 17 Tage get6tet,

    links nach 12 Tage Yoshii

    20 ge~6tet Tage n. Yoshii I

    n i c h t ge - - - ~ storben,

    42 Tage entlaufen

    sofort

    sofort

    sofort

    fehlt

  • Experimentelle Studien fiber die Labyrinthi t is . 5

    Sektions- befund

    L u m b ~ - punkt ion

    Bakterien nach-

    gewiesen

    i u f Pr~parat

    oder klflturell ?

    Kurze mikroskopische Diagnose

    Meningitis, Sepsis,

    Eiter in der Bulla

    Wenig ver- meh~e Hirn-

    fltissigkeit Butla: wenig

    Sekret

    Meningitis Sepsis

    Bulla: ro l l Ei ter

    Meningen frei

    Meningen frei Bulla: ganz wenig Sekret

    Meningen frei Bulla: dicker

    Ei ter

    links Bul la ro l l Ei ter , Meningitis

    basilaris

    Ke