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(Aus dem Biologischen lnstitut Dr. Mada,us & Co. Radebeul/Drcsden [Direktor: Dr. phil. et reed. Fr. E. Koch].) Experimentelle Untersuchungen iiber entziindung- nnd nekroseerzeug'cnde Wirkung yon Viscum album. Voi1 Fr. E. Koch. Mit 4 Textabbildungen. (Eingegangen arn ")2. Miirz 193&) Naeh zahlreichen alten und neuen, zum Teil auch klinischen Be- richten kommt Viscum album eine beachtliche therapeutische Bedeutmlg zu. Eine Reihe von neueren Arbeiten besch~tftigen sich auch mit der physiologischen und pharmakologischen Wirkung der Mistel und dem Nachweis der inhaltsstoffe. Eine Reindarstellung der gefundencn Wirkstoffe (vgl. Tub~u/"-~, W<lsicky 2s I. A. Miiller ~, Madaus ~7) ist aber bisher noch nicht gclungen. Die yon Gaultier 11 zuerst klinisch gefundenc blutdrucksenkende Wirkung wurdc pharmakologisch nachgepriift. W~thrend Dossin 6 und Ebster s eine blutdrucksteigernde Wirkung Ieststellen, wurde die blutdrucksenkende Wirkung yon Bonnamour und Niquet 3, Bijlsma 2, ('usmano s, Dre[dler, Kwiatkcwski und Schil/7, Fubini und Antonini lo Holste 14, Kochmann 1.5, =Viccolini 19, Nolle 2o Shi~ Maje 22 7'obl(r'2a best~itigt. Ob die tibrigen nur auf Erfahrungswissensehaft begriindctcn Annahmen yon Heil- wirkungen z. B. bei Epilepsie, bei der weibliehen St,,rilitgt, b(,i Carcinom* ebenso zutreffen wie die blutdrueksenkende Wirkung, muf~ noeh weiter gepriift werden. Jladaus und Nchindler ** batten an den B1/ittern bestimmter Pflanzen nekroseerzeugende Wirkung der Mistel festgestellt. Eine solehe Wirkung ist bisher in der Literatur nicht erwfihnt worden, es lag deshalb nahc, zu priifen, ob es sich bier um einen speziellen Einflul3 auf pflanzliche (~e- webe handelt, oder ob auch bei Tieren eine solche Wirkung zustande kommt. Wir beobachteten nun, da6 diese Wirkung bei Tieren noeh viel ausgesi)rochener ist. lntracutane lnjektionen crstaunlich hoher Ver- diinnungen bewirkten noch starke Entziindungen und deutliche Ne- krosen, w/~hrend die Muskulatur diesem Stoff gegeniiber rcsistenter er- scheint. Um N/iheres iiber die Verbreitung dieses Stoffes in tier Natur festzustellen, untersuchten wir iiber 100 Arzneipflanzen aus folgenden Familien : Aquifoliaceae Betulaeeae Cai)rifoliaeeae Aristoh)chiaceae Boraginaceae Caricaccae Asclepiadaceae Cactaceae Caryophyliaccae * Vgl. dazu eigene Untersuchungen, iiber dic an anderer Stelle berichtet wird. ** UnverSffentlichte Untersuchungen.

Experimentelle Untersuchungen über entzündung- und nekroseerzeugende Wirkung von Viscum album

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Page 1: Experimentelle Untersuchungen über entzündung- und nekroseerzeugende Wirkung von Viscum album

(Aus dem Biologischen lnstitut Dr. Mada,us & Co. Radebeul/Drcsden [Direktor: Dr. phil. et reed. Fr. E. Koch].)

Experimentelle Untersuchungen iiber entziindung- nnd nekroseerzeug'cnde Wirkung

yon Viscum album. Voi1

Fr. E. Koch.

Mit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen arn ")2. Miirz 193&)

Naeh zahlreichen alten und neuen, zum Teil auch klinischen Be- r ichten kommt Viscum album eine beachtliche therapeutische Bedeutmlg zu. Eine Reihe von neueren Arbeiten besch~tftigen sich auch mit der physiologischen und pharmakologischen Wirkung der Mistel und dem Nachweis der inhaltsstoffe.

Eine Reindarstellung der gefundencn Wirkstoffe (vgl. Tub~u/"-~, W<lsicky 2s I. A . Miiller ~, Madaus ~7) ist aber bisher noch nicht gclungen. Die yon Gaultier 11 zuerst klinisch gefundenc blutdrucksenkende Wirkung wurdc pharmakologisch nachgepriift. W~thrend Dossin 6 und Ebster s eine blutdrucksteigernde Wirkung Ieststellen, wurde die blutdrucksenkende Wirkung yon Bonnamour und Niquet 3, B i j l sma 2, ( 'usmano s, Dre[dler, Kwiatkcwski und Schil /7, Fubini und Antonin i lo Holste 14, Kochmann 1.5, =Viccolini 19, Nolle 2o Shi~ Maje 22 7'obl(r'2a best~itigt. Ob die tibrigen nur auf Erfahrungswissensehaft begriindctcn Annahmen yon Heil- wirkungen z. B. bei Epilepsie, bei der weibliehen St,,rilitgt, b(,i Carcinom* ebenso zutreffen wie die blutdrueksenkende Wirkung, muf~ noeh weiter gepriift werden.

J l a d a u s und Nchind ler ** ba t t en an den B1/ittern best immter Pflanzen nekroseerzeugende Wirkung der Mistel festgestellt. Eine solehe Wirkung ist bisher in der Li te ra tur nicht erwfihnt worden, es lag deshalb nahc, zu priifen, ob es sich bier um einen speziellen Einflul3 auf pflanzliche (~e- webe handel t , oder ob auch bei Tieren eine solche Wirkung zustande kommt.

Wir beobachteten nun , da6 diese Wirkung bei Tieren noeh viel ausgesi)rochener ist. l n t r a c u t a n e ln j ek t ionen crstaunlich hoher Ver- d i innungen bewirkten noch starke En tz i indungen und deutliche Ne- krosen, w/~hrend die Muskula tur diesem Stoff gegeniiber rcsistenter er- scheint. Um N/iheres iiber die Verbrei tung dieses Stoffes in tier Na tur festzustellen, un te rsuch ten wir iiber 100 Arzneipflanzen aus folgenden Famil ien :

Aquifoliaceae Betulaeeae Cai) rifoliaeeae Aristoh)chiaceae Boraginaceae Caricaccae Asclepiadaceae Cactaceae Caryophyliaccae

* Vgl. dazu eigene Untersuchungen, iiber dic an anderer Stelle berichtet wird. ** UnverSffentlichte Untersuchungen.

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Experinlentelle Untersuchungen iiber entzfindungerzeugende Wirkung. 741

Chenopodiaeeae Loranthaeeae llubiaee~m Compositae Malvt~eeae gut,~eeae Cruciferac Papaveraceae S~dicace~e Ericaceae Pinaceae Serophulariaccae Equisetaee~e Polygalaceae Solanaceae Hamt~melidaceae Polygonaceae Umbelliferae Iridace~m Primulaeeae Urtieaeeae Labiatae I/anun culaceae Valerianaeeae Legmninosae Rosaeeae Verbenaeeae Liliace~te

Von den aus diesen Famil ien un te rsuchten Pflanzen zeigten nur die folgenden 6 eine deutliehe nekroseerzeugende Wirkung:

Clematis rec.,t~:~ (Ranuneulaceae) Iberis ~mar~ (Cracifer~m) Convallaria majalis (Lili~eeae) Pulsatilla pratensis (Ranuneulaceae) Helleborus niger (Ilanuneulae~ae) Ra.nunculus sceleratus (R.anunculaceae)

Un te r diesen ragt besonders Helleborus niger als stark wirksam hervor. aedoeh zeigt aueh He]leborus nur etwa 1/a o der Mistelwirkung. Die Unter- suehung iiber (tie Verbrei tung dieses Stoffes inl Pflanzenreieh wird noeh fortgesetzt.

Die al ten Angaben fiber die Hei lwirkung der Mistel bei Careinom sowie die von uns gefundene spezielle nekroseerzeugende Wirkung ver- anlal3ten uns, Mistelextrakte in t ra tumora l und per i tumoral bei E h r l i c h -

schem Mguseeareinom zu geben. Die sehr st arke eareinomgewebezer- st6rende Wirkung, iiber die wit an anderer Stelle ausfiihrlieh beriehten, l ieges erwiinseht erseheinen, diese Eigensehaften der Mistel experimentell einer n/iheren Prfifung zu unterziehen. Naeh in der franz6sisehen Li tera tur h/~ufigen Beriehten fiber gfinstigen Einflu[3 von Sehlangengift bei Car- einom, Arthri t is und anderen Erkrankungen , sowie fiber best immte Heft- u i rkungen anderer tieriseher Oifte (Bienengift) tauehte die Frage auf, ob aueh die Viseumwirkung im wesentliehen dureh den Gehalt an (~ift- st, off bedhlgt ist.

1. Die G i f t w i r k u n g der 3l is tel . l~ber eine gewisse Giftwirkung der Mistel scheint schon im Altertum einiges bc-

k~mnt gewesen zu sein (vgl. die St~gen der Griechen, R6mer und Gerlnanen); be- sonders der Tod Baldurs dutch eine Lanze aus Mistel deutet darauf hin.

Toxizit/itsbestimmungen liegen unter anderem vor yon s und , larisch ~. Diese Autoren fanden in der Mistel ein digit~disartiges Herzgift, das sie an Ratten einer genauen Auswertung unterzogen. Der beim Tode bestehende systolische Hcrz- stillstand, sowie das l~'berdauern der Atmung gegen0ber der Herzt/itigkeit ver- anlaf~t in erster Linie eine Herzwirkung anzunehmen. Nolle e0 fand auger einer Erschlaffung des Herznervenapp~trates eine Depression der in der Medulht oblongata und im Yltiekenmark gelegenen Vasomotorenzentren, sowie eine Abschw/iehung der Atmung bei grogen und mittleren Dosen. Nach t lolste 14 hat Mist.elextrakt antagonistisehe Wirkung gegentiber v~sokonstriktorischen Mitteln. Kochma~*z fand im Pregsaft von Viseum album von Apfelbgumen ein parasympathisehes Reizgift, von dem er annimmt, dag es dem Acetylc'holin nahesteht, gr bezieht die Blut- drucksenkung auf eine L/~hmung des vasomotorischen Zentrums und Reizung des

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Parasympathieus am Herzen. Wasicky 2~ sehlieBt aus diesen Untersuehungen, (tab auger der digitalisartigen eine davon versehiedene blutdrueksenken(te Substanz und ein Nervengift vorhanden sind. Naeh J. A. M~ller is ist die Anwesenheit yon Aeetyleholin unsieher, yon Propionyleholin dagegen sehr wahrseheinlieh. Miiller 1~ und Kochmann 15 arbeiteten mit Pregsaft aus Mistelbltittern. Die sttirkste Gift- wirkung betrug 0,01 g pro kg Kaninehen, d.h. 1 g ihres Extraktes t6tete 100 kg Kaninehen. Ebster und Jarisch "q bereiteten Extrakte aus versehiedenen Viseum- drogen. Auf Droge bereehnet ergab sieh folgende Giftwirkung: 1 g Droge t6tet je naeh dem Ausgangsmaterial zwisehen 1,3 und 13,8 kg Ratten. Versehiedene Drogen wurden yon ihnen aueh an Meersehweinehen, Kanin(hen und Katzen aus- gewertet. Davon t6tete l g Droge 9,7kg Meersehweinehen, 6,8 kg Kaninehen und 5,3 kg Katzen. Ob es sieh nun um einen einfaehen Giftstoff o<ter um ein Neuro- toxin im immunbiologisehen Sinne handelt, ist noeh nieht untersueht worden; auf diese Frage kommen wir weiter unten zuriiek.

Unsere eigenen Un ter suchungen , die an zahlreichen Kan inehen und Mgusen ausgefi ihrt wurden, ers t recken sieh auf eine nfihere Bes t immung der Gif ts toffmengen in frischen Mis te lext rakten , Drogen und Teeps. Besonders ber i ieksicht ig t wurde aueh der Einflu6 der versehiedenen Vegeta t ionsper ioden des Jahres auf den GiftgehMt der Mistel. l m Verlauf yon fas t 2 Jah ren wurden in bes t immten Abs tgnden frisehe Mistelpf lanzen von versehiedenen Wir t sp f lanzen geern te t und gesondert untersueht . F / i t diese Prfifungen wurden neben Kan inehen und Meersehweinchen in ers ter Linie weif3e Mguse verwendet . Dabe i ergab sieh, dab die toxi- sehe ~ ; i rkung der Mistel, zu versehiedenen Jahresze i ten geerntet , er- hebl iehen Sehwankungen unter l iegt . Aus s ta rk wirksamen Pflanzen konn ten E x t r a k t e e rha l ten werden, die noeh in Verdi innungen 1:4000 pro g friseher Pflanze Mguse von 15 g bei in t raven6ser I n j ek t i on mi t Sieherhei t t6 te ten . 1 g fr iseher Pflanze (einsehl, Wassergehal t ) t6 t e t demnaeh 60 kg Maus. Der gleiehe E x t r a k t t6 te te Kan inehen yon 3 kg regelmttfJig bei Gaben yon 1/200 g friseher Pflanze i.v. I g frisehe Pf lanze t6 t e t demnaeh 600 kg Kaninehen , d. h. der Giftstoff ist fiir Kan inehen wesentl ieh toxiseher als fiir Mguse. Diese E x t r a k t e zeigen im Vergleieh zu den gefundenen W e r t e n yon Ebs ter und J a r i s c h 9 an Droge eine wesent- lieh s tgrkere Gif twirkung des F r i sehex t rak tes (1:100). Aueh gegen0ber den F r i s ehex t r ak t en von M i i l l e r und K o c h m a n n sind unsere E x t r a k t e st~Lrker (etwa 1:6). Danach best/~tigt Rich die a l te Auffassung yon Gaul-

t ier und Cheval ier 12, die sehon 1907 berichten, dag F r i s ehex t r ak t e ak t ive r sind als solche yon getroi~knetem Material . Der Untersehied gegeniiber den Befunden von Mii l l e r und K o c h m a n n kl/irte sieh bei den sys temat i sehen Unte rsuchungen w~Lhrend der verschiedenen Vegeta t ionsper ioden des J ah re s auf. Wi r fanden da run te r Pflanzen, die M/~use erst bei der Kon- zen t ra t ion ~'on ~/,~o0 g Pflanze t6 te ten , d . h . 1 g Pflanze t6 te t nur 7,5 kg Maus. Diese sehwaehen E x t r a k t e wiirden also eine geringere W i r k u n g ent fa l ten als die von Mi i l l e r und K o c h m a n n untersuehten . Die wei teren Unterseh iede der Gif twirkung yon Viseum a lbum versehiedener E r n t e n an M/~usen sind aus der folgenden graphisehen Dars te lhmg zu ersehen.

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und nekroseerzeugende Wirkung yon Viseum album. 743

Wie aus dieser Wirkungskurve erkennbar , erhielten wir in den Winter- mona,ten November, Januar , Februar ohne Ausnahme Ex t rak te mi t hohem Giftgehalt. Die Wirtspflanzen, nut denen die Mistelpflanzen je- wells gewachsen waren, seheinen naeh den bisherigen Unte r suchungen den Giftgehalt nicht wesentlich zu beeinf/ussen. Mistel yon Ahorn, Apfelbaum, Ebereschen und Linden am gleichen Tage geerntet , ver- hiel ten sich relat iv gleiehmgBig. In den Sommermona~ten Ma.i und Jul i emhie l ten die Pflanzen nur geringe Mengen toxiseher Substanz. Eine Ern te im J u n i da.gegen ergab wieder stark toxisehe Wirkung, so dab unsere anf/hlgliehe Ve rmu tung , der t oxi- _~ g

sche Stoff sei nur im Winter in {~176176176 N grol~en Mengen vorhanden, nieht ~a, oooso zutrifft. ~.

(Tber (tie Vergiftungsersehei- ~a, oaoTs-- nungen selbst seien bier kurz fol- :a,0oTo0 - - gende Beobaehtungen mitgetei l t :

000195 Mfiuse starben bei i.v. Gaben toxi- >; '

seher Dosen racist innerhMb weniger Minutvn. Die Tiere beginnen kurz naeh der lnjektion zu zittcrn, sic zeigen h.'ftige Flankenatmung und nicht selten atteh strid~rartige Erseheinungen wie a, oazaa beim anaphylaktisehen Sehoek (tiefe In- spirationen unter krampfartigem Auf- 0,002;5 ~I~ g rcigen des Maules). Jedoch nieht immcr erfolgt der Tod kurz naeh dcr Injektion. Manche Tiere zcigen zun/iehst ausge- sproehene Apathie; die hintei'en Extre-

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Abl) . 1. Nchw I n k u n g e n le ' G t w i r k l l n g y o n Vis( , l l t l i a lb l l l l t bei v e : ' s e h i e ; l e n o r E v n i e z e i t .

mitSten weisen oft deutliche Lahmungserscheinangcn auf. In diesem Zustand verharren die Tiere in <leT' Ilegel bis sic nach Stunden und manchmal erst naeh Tagen eingehen. Bisweilen fehltcn jedoeh bei Ticrcn, die innerhalb yon 2--4 T~gen nach der Injektion eingingen, alle fiugerlich erkennbarcn Kr~nkheitssymptome. Sowohl bci den unmittelbar, als aueh bei den naeh einigen Tagen gestorbenen Tieren bef~md sich das Herz bei der Sektion in Systole. Ziemlieh regelmfigig findet man bei den Tieret~ h/imorrha.giseh vergnderte Darmwiinde, blasse Leber und vergr6Berte stark dur(:hblutetc Lymphdriisen. Ahnlich verhalten sich Kaninehen. Bei einem Teil der Tiere tritt besonders bei grogen Dosen der Tod kurz nach der lnjektion ein. Andere leben /ihnlich wie Miiuse bis zu 40 Stunden naeh der Injcktion. Meist steigt etwa 1 8tunde naeh der Injektion die Temper~tur erheb- lieh ,~n (bis zu 41~ C), naeh 8--20 Stunden kommt es dann zum akuten Tempe- ratursturz unter die Norm (35,50 rectal). Einige Stunden sp/~ter sterben die Tiere unter Kollapserseheinungen. J3isweilen treten agonale Kriimpfe auf; subletale Gaben rufen nur geringe Temperatursteigerungen hervor.

Um eine einheitliehe Bezeiehmmg und vergleichende Unte rsuehungen zu erleichtern, wurden a lie Ex t rak te an Mgusen ausgewertet. Als eine Mguseeinheit bezeichnen wir im folgenden diejenige Menge, die eine Maus yon 15 g bei i.v. In jek t ion innertmlb yon 4 Tagen mit Sieherheit t6tet. 1 g Mistelblgtter enthgl t also na.ch dem Gesa.gten bei versehiedenen Ern t en

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zwisehen 500 und 4000 M/mseeinheiten (M.E.). Um mm einen Einbliek zu gewinnen, ob dieser Stoff aueh fiir die nekrogene Wirkung verant- wortlieh is|, wurden gleiehhmfend alle geernteten Mistelpflanzen aueh auf ihre nekroseerzeugende Wirkung untersueht.

11. Die nekroseerzeugende ~Virkung' der Mistel.

()ber nekroseerzeugende Wirkung yon Mistelextrakten scheint bisher nichts bekannt geworden zu sein. Wir stellten diese Wirkung bisher fest bei Mfiusen, Ratten, Meerschweinehen und Kaninchen. Die. Dosis ]e- tails bei i.c. [njektionen betrug bei einem unserer Extrakte:

Fiir M~use 0,00167 g fr. Pflanze : 6.7 M.E.; ffir Meerschweinchen 0,0] 25 g fr. Pflanze ~ 50 M.E. ; f(ir Kaninchen 0,15 g fr. Pflanze 600 M.E.

Die Stgrke der Entz/indung und die Ausdehnung der Nekrosen ist abhgngig yon der Dosis. Bei gr6geren jedoeh subletalen 1)osen entsteht zungehst eine infiltration mit einem dunklen Zentrum, das sieh sehon naeh 1 Stunde seharf a'bgor"~nzt. Die Umgebung verfgrbt sieh racist deut- lieh rot und es kommt zu sehr starker Sehwellung, (lie oft einen ])ureh- messer yon l0 em erreicht und mehr als daumendiek wird. Zwisehen dem dunklen Zentrum und den ger6teten Randpartien fin(let sieh eine deutlieh helle Ringzone, so <lag insgesamt das Bild der Kokarde uie bei ])iphtheriebakterieninjektionen in (lie Haut entsteht. Das dunkle Zen- trum verfgrbt sieh naeh 2--3 Tagen gelblieh, es entsteht eine Blase mit eitrigem lnhalt, die spgter in dunklen Sehorf iibergeht. Je naeh der gegebenen Dosis heilt (lie (besonders bei grogen Dosen wie ausgestanzt aussehende) nekrotisehe Partie naeh 15 60 Tagen wieder a.b. Es bilden sieh beim Meersehweinehen racist deutliehe Narben.

Bei geringeren Dosen bleiben die Nekrosen oberflgehlieher, aueh die anfgngliehe Sehwelhmg is| geringer, jedoeh deutlieh erkennbar. Da es sieh bald herausstellte, <tag der Gehalt an nekroseerzeugendem Stoff bei versehiedenen Ernten sehwankt und (lie versehiedenen Tierarten nieht gleiehmggigreagieren, ersehien es notwendig eine biologisehe Auswertungs- me|bode auszuarbeiten. ])azu war ein mSgliehst gleiehmggig reagierendes Tiermaterial erforderlieh. Mguse eignen sich wegen der geringen GrSl.~e sehleeht fiir vergleiehende Untersuehungen. Meersehweinehen reagieren durehsehnittlieh sehw/ieher als Mguse und Kaninehen und weisen aul3er- dem erhebliehe individuelle Reaktionsuntersehiede auf. Sogar beim ein- zelnen Tier kann die Reaktion bei gleiehzeitiger Injektion gleicher Dosen an w~rsehiedenen Stellen der Bauehhaut ungleiehm/il3ig sein (an dunklen Hautstellen sehw/ieher als an hellen). Aueh <lie versehiedenen Kaninehen- rassen reagieren nieht gleiehmggig. Bei farbigen Tieren st6ren besonders die Haarkeimzentren. Wir verwendeten deshalb stets ffir die Auswertung Kaninehen von der Rasse der sog. ,,weil~en Wiener", die am gleieh- mgl3igsten reagieren. Jedes Tier kann jedoeh nur einmal zu einer Auswertung verwendet werden, da <tie Reaktionen naeh mehrfaehen

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und nekroseerzeugende Wirkung yon Viscum album. 745

Injektionen von Visenm album erheblich sehwgeher ausfallen. Wir ver- wendeten gleiehzeitig mehrere Tiere zur Priifung jeden Extraktes. Als nekroseerzeugende Einheit. (NkE.) bezeiehnen wir diejenige Dosis~ (tie an der rasierten Rfiekenhaut von ,,weilten Wienern" bei intraeutaner [njektion yon 0,1 ecru gerade noeh eine deutliehe Hautnekrose hervorruft.

Zur Auswertung werden die Extrakte innerhalb der voraussiehtlichen Wirkungsgrenzen verdihmt und in Reihen hintereinander je zu 0,l (.'ells i.e. injiziert, z .B. 1:1000 his 1:8000. Entstehen also bei der Konzen- tratio~ 1:4000 noeh deutliehe, bei 1:5000 aber keine Nekr(~sen mehr, so

A b b . 2. A h b . "K :~b | ) , 2 l [ I ld ~{. ;KllN~VcH'tlllI[s VOll M i s t e l e x t r a k t e i l t / i l l [ ( l l l l i I l ( 'hOiI l 'L l ( 'kOl l .

enthglt 1,0 eem Extrakt 40(t00 NkE. Mail kann am gleiehen Tier mehrere Extrakte auswerten (vgl. Abb. 2 u. 3). Im allgemeinen enthalten unsere Extrakte je naeh dem Ausgangsmaterial zwisehen 10000 bis 80000 NkE. In die unverletzte Haut. und Sohleimhaut seheint dieser St.off nicht ein- zudringen, denn konzentrierter Ext.rakt kann bei Tieren und Mensehen auf (lie normale Haut wie auch auf die Sehleimhgute des Auges, des Mundes usw. gebraeht werden, ohne dab erkennba.re Ver/*nderungen oder Besehwerden hervorgerufen werden.

Es k6nnte nun der Einwand erhoben werden, da[3 der nekroseerzeu- gende Stoff nieht, in der Mistel gebildet, werde, sondern naehtrgglieh in den Ext.rakten dureh bakt.erielle Zersetzung entst/*nde. Um diese Frage zu kl/iren, entkeimten wir auf versehiedene Weise (lie Extrakte unmittel- bar naeh der Hersteliung. Der nekroseerzeugende Stoff war aueh in diesen Extrakten in gleieher Menge nachweisbar. Wir legten tins ferner die Frage vor. ob die nekroseerzeugende Wirkung bedingt sein k6nnte dnreh Saponine, deren nekregene Wirkung bekannt ist;. Wir unter- suehten eine Reihe versehiedener rein dargestellter Saponine (u. a. Sapo- ninunl purum album 3[erck). Keines dieser Saponine enthielt mehr als 40000 NkE. im g. Wenn also die Wirkung der Mistel auf Saponinen be- ruht, mtiBte die 3Iistel Saponine enthalten, die mehr als die 1000faehe

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746 Fr. I~2. Koch: h]xperimenfelle Untersuehungen fiber entzOndung-

Wirkung der von uns untersuchten reinen Saponine entfalten k6nnen. Der Naehweis yon Saponinen hi der Mistel an sieh ist aber keineswegs als einwandfrei gehmgen zu betrachten. Den positiven Befunden yon Cheval ier 4 u n d Hd:m~,erle la stehen (lie negativen von B a r b i e r i 1 IT. A .

Mi i l l e r , is M . Roberg 21 gegeniiber. Unsere Extrakte wurden yon A . Kuh~t

gepriift: Saponine waren darin nieht naehweisbar. Da K o c k m a n n 1~ annimmt, (tab ein Teil der Mistelwirkung auf eine

dem Aeetylcholin nahestehende Substanz zu beziehen ist, prfiften wit auch Aeetyleholin auf nekroseerzeugende Wirkung. Dieses ruft erst in so grol3en Mengen erkennbare Nekrosen hervor, dab dieser Stoff nieht ffir die nekroseerzeugende Wirkung der Mistel verantwortlieh sein kann.

Von besonderem lnteresse ist die Frage, ob die nekroseerzeugende Wirkung auf den oben erwghnten Giftstoff zurfickzuftibren ist. Die ]~hnliehkeit der Hautnekrosen mit solchen, die dureh Diphtherietoxin entstehen, lieB uns an eine solehe M6gliehkeit denken. Wir setzten nun die an Mgusen gefundenen toxischen Einheiten (M.E.) zu den NkE. in Beziehung. Es war also zu erwarten, dal3 1 M.E. bei den versehiedenen Extrakten immer der gleiehen Anzahl NkE. entspraeh. Es stellte sieh aber heraus, dab je naeh dem Ausgangsmaterial auf 1 M.E. 20--160 NkE. entfallen k6nnen. Da also eine feste /~elation nieht besteht, ist es un- wahrseheinlieh, dab die toxisehe sowie die nekroseerzeugende Wirkung auf eine einheitliehe Substanz zu beziehen ist. Dureh versehiedenartige Behandhmg der Extrakte konnten wir weiter den nekroseerzeugenden Stoff nahezu vollstgndig entfernen, wobei die (]iftwirkung der Extrakte nur unwesentlieh abnahm. ])agegen gelang es bisher nieht, den toxisehen Stoff zu eliminieren, ohne gleiehzeitig aueh (tie nekroseerzeugende Wir- kung zu beseitigen. Dureh Autoklavisieren verlieren die Extrakte beide Wirkungen vollst/indig, bTrt~itzen auf 560 beeintr/iehtigt keine yon beiden. Dutch Ausseh0tteln mit Cholesterin gehen ebenfalls beide verloren. Bei ungeeigneter Zubereitung wird zungehst die nekroseerzeugende und sp/~ter aueh (tie toxisehe Wirkung beseitigt. Wit baben deshalb den Eindruek, (lag (tie nekrogene Substanz empfindlieher ist als die toxisehe. Bei vor- siehtiger Aufbereitung jedoeh sind beide Wirkstoffe sowohl in Extrakten als aueh in Frisehpflanzenverreibungen (Temps) fiber 1 Jahr haltbar. In Drogen sind beide Wirkstoffe in geringerer Menge als in Friseh- extrakten und Frisehpflanzenverreibungen (Teeps) enthalten. Aueh ex- perimentelle Untersuehungen fiber die eareinomgewebezerst6rende Eigen- sehaft yon Mistelextrakt bestgrken uns in der Vermutung, dab es sieh um 2 versehiedene Wirkstoffe handelt. Dosiert man nach M.E., so ist die antieareinomat6se Wirkung v611ig ungleiehmgBig. Gibt man ohne Rfieksieht auf den (~ehalt an M.E. stets die gleiehe Menge NkE., so kann es vorkommen, dal3 bei hoehtoxisehen Extrakten alle Tiere eingehen. Von manehen Extrakten wurden unter sonst gleiehen Bedingungen nut 40 NkE. wiederholt vertragen. Von anderen dagegen his zu 300 NkE.

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und nekroseerzeugende Wirkung yon Viseum album. 747

(Fiir die Careinombehandlung der weif3en Maus eignen sich in erster Linie Extrakte mit hohem NkE.-Gehalt bei geringer toxiseher Wirkung). 1)iese Befunde lassen den SehluB zu, dab es sieh bei der nekroseerzeu- genden Wirkung der Mistel nieht uln eine bisher unbekannte Eigenschaft des Giftstoffes, sondern um einen davon versehiedenen anderen Stoff handelt.

Zur Frage, ob es sieh bei diesen Stoffen um einfaehe Giftstoffe oder mn Phytotoxine im immunbiologisehen Sinne handelt, liLgt sieh bisher folgendes sagen :

a) Der nekroseerzeugendeSto// bewirkt bei wiederholter Injektion wesentlieh geringere Erseheinungen als bei der ersten Injektion. Tier Nr. 512 (weiger Wiener) erhielt als 1. Injektion 100 NkE. Es entwiekelte sieh eine Entziindung yon ungef~hr 4, mit einer Nekrose yon etwa 1 cm Durehmesser. Die Heihmgszeit betrug 25 Tage. Danaeh wurden wiedet 100 NkE. intraeutan gegeben. Die Erseheinungen waren nur etwa halb so stark, die Heihmgsdauer betrug 16 Tage. Naeh Abheilung der Ne- krose wurden dann 200 NkE. gegeben. Die Entziindung blieb ganz geringfiigig, (tie Nekrose betrug nur 3 rain im Durehmesser. Die Heihmgs- dauer betrug 1 l Tage. Welter stellten wir lest, dab man nmnehen Tieren bei der Reinjektion das 100faehe der bei der ersten injektion noeh nekrose- bewirkenden Dosis verabreichen kann, ohne da[t es zur Entzfindung oder zur Nekrose kommt. Jedoeh verhalten sieh hier nieht alle Tiere gleieh- mgl3ig. Aueh Tiere gleieher Rasse zeigen Untersehiede. llas Serum dieser Tiere sehiitzt andere Tiere gegen die Wirkung des nekroseerzeugenden Stoffes nieht.. Weitere Untersuehungen sind im Gange.

b) Die Gi/twirku,tg der Mistelextrakte zeigt ebenfalls bei Beinjektionen deutliehe Absehwgehungen. Mehrere Kaninehen (weiBe Wiener) erhielten in Abstgnden yon je 4--8 Tagen steigende Dosen i.v. (yon 1/~ 0 bis zur 60fi~eh f/Jr Kaninehen t6dliehen l)osis). Je ein Tier ging bei der 30- bzw. 60faeh t6dliehen Dosis ein, (lie iibrigen leben und sind nieht erkenn- bar gesehgdigt. Zwisehen den einzelnen Injektionen kam es zu geringen Gewiehtsabnahmen. Die Pr/ifung, ob es sieh um l)esensibilisierung oder Antik6rperbildung handelt, also um eine Immunit'at im serologisehen 8inne, wurde mit dem Serum vorbehandelter Kaninehen an bisher 78 M/tusen durehgefiihrt, wobei wit Sermn versehieden stark vorbehandelter Kanin- ehen verwendeten. Die MSmse erhielten 0,1--0,5 ecru Serum tells intra- muskulgr tells intravenbs und entweder unmittelbar oder mehrere Stunden sp/tter die 217,,--10faeh tbdliehe 1)osis Mistelextrakt i.v. Alle ~nvorbehandelten oder mit normalem Kaninehenserum vorbehandelten Mguse (mehr als 50) gingen regelmgBig innerhalb I Stunde ein. Von 5 mit der 2~/,,faeh tbdliehen Dosis vergifteten Tieren, (lie 0,l eenl Mistel- Immunsermn erhalten hatten, starb 1 Tier, die iibrigen 4 Tiere zeigten voriibergehend Krankheitserseheimmgen, erholten sieh aber innerhalb yon 24 Stunden. 35 Mguse erhielten antitoxisches Serum und 5 M.E.

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748 Fr, ]~]. Koch: ]']xperimentelle Untersuchungen iiber entzimdung

Mistelextrakt i.v. Davon starben l0 Tiere, 25 fiberlebten. Von weiteren 38 Tieren, (tie die 10faeh t6dliehe Dosis l~listelextrakt erhalten batten, fiber]ebten 2(L Insgesamt. konnt.en also 55 Miiuse gegen (lie 21/2--10fach t.Sdliehe Dosis Mistelgift geschiit.zf werden. Worauf die Todesfglle zurfiekznfiihren sin(t, konnte noeh nicht, gekl/irt werden. Kontrollver- suehe erga/0on, da.B aueh Kaninehenserum al/ein in den gegebenen Dosen nieht yon allen Ik[gusen vertragen wird. Mit dem Serum eines Kaninchens, das besonders stark vorbehandelt w~.r, konnten alle damit behandelten Mguse (bisher 7 Tiere) gegen die 5- und 10faehe t6dliche Dosis gesehtitzt werden. Es sind weitere Versuehe vorgesehen, um festzustellerl, ob dureh

die Art der Vorbehandlung eine st/trkere Antitoxinbildung erzielt werden kann. Auch die Rasse der verwendeten Tiere kann hier eine Rolle spielen. Aus den bisherigen Ergebnissen darf wohl ge- sehlossen werden, dal,~ das Serum aus- reiehend mit Mistelextrakt vorbehan- delter Kaninehen eine Schtltzwirkung gegen das Mistelgift entfaltet. Damit ist es wahrseheinlieh gema, eht, dab das ~1istelgift antigene Eigensehaften besitzt und deshalb als ein eehtes

a~,b. ~. Pkyloloxin im imm~tnbiologi6"cl~e~ Single betraehtet werden darf.

Es sei noch kurz auf einen Nebenbefund hingewiesen, den wit bei unseren Untersuehungen reeht h/iufig erhoben haben: an den Injektions- stellen kam es naeh Abheihmg der Nekrosen zu umsehriebenem be- s('hleunigten Haarwuehs (s. Abb. 4). Naeh Lin,ser 1~ ist diese Nrseheinung darauf zuriiekzuftd~ren, dab dutch Reize versehiedener Art (tie Bildung yon Haarkeimzentren veranlaBt werden kann. Diese Zentren bleiben offenbar viele Monate bestehen. Enthaart. man n/imlieh naeh 1/ingerer Zeit die entspreehende Hautstelle zum zweiten Male, so zeigen wieder die alten Injektionsstellen eireumseript beschleunigt.es Haarwaehstum.

Z I [ ~ l l lltlllO ll~'tl.~S [lll~'.

1. Die toxische Wirkung yon Mistelextrakten konnte best./i.t.igt, werden.

2. Mist.el versehiedener Ernten kann hinsiehtlieh der toxischen Wir- kung erhebliche Untersehiede aufweisen.

3. Es wird eine bisher nicht besehriebene stark nekroseerzeugende Wirkung der ~'[istel mitgeteilt.

4. Es wird eine ~[ethode besehrieben, die es erlaubt, den Gehalt yon Pr/iparaten an nekroseerzeugender Substanz nach Einheiten zu be- stimmen.

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und nekroseerzeugende Wirkung yon Viseum album. 74~9

5. Die t ox i sche u n d n e k r o s e e r z e u g e n d e W i r k u n g lgl]t sich n i e h t auf

e inen e i n h e i t l i e h e n St off bez iehen , da v e r s c h i e d e n e s A u s g ~ n g s m a t e r i a l

fas t s t e t s e ine a n d e r e R e l a t i o n der be iden St.offe a.ufweist u n d da es ge-

l ingt , e inen de r be iden 8 to f fe fas t v611ig zu e n t f e r n e n bei E r h a l t u n g des

a n d e r e n .

6. Die a n t i e a r e i n o m a t 6 s e W i r k u n g dee Mistel s ehe in t v o r n e h m l i e h

an d e n n e k r o s e e r z e u g e n d e n Stoff g e b u n d e n zu sein.

7. K a n i n e h e n e r t r a g e n im Simle e iner I m m u n i s i e r u n g n a e h geeig-

n e t e r V o r b e h a n d h m g die v ie l faeh f ad l i ehe Dosis Mist e l e x t r a k f .

8. S e r u m mi t M i s t e l e x t r a k t w w b e h a n d e l t e r K a n i n e h e n e n t f a l t e t bei

M'ausen e ine a u s g e s p r o e h e n e S e h u t z w i r k u n g gegen n a e h f o l g e n d e Ver-

gif t ung m i t 5 I i s t e l e x t r a k t . w o d u r e h e r s t m a l i g w a h r s e h e i n l i e h g e m a e h t

wi rd , d a 6 das Mis te lg i f t als e eh t e s P h y t o t o x i n im i m m u n b i o l o g i s e h e n

S inne a n z u s e h e n ist .

S e h r i f t t u n J .

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