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Experimentierkästen und –bücher im Wandel der Zeit: Daniel Wolf Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um eine Wissenschaftliche Hausarbeit (1. Staatsexamensarbeit), die am Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg angefertigt wurde. Weitere Wissenschaftliche Hausarbeiten können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/wiss_hausarbeit.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Experimentalvortäge bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007

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Experimentierkästen und –bücher im Wandel der Zeit: Daniel Wolf

Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um eine Wissenschaftliche Hausarbeit (1. Staatsexamensarbeit), die am Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg angefertigt wurde. Weitere Wissenschaftliche Hausarbeiten können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/wiss_hausarbeit.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Experimentalvortäge bereit.

Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007

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Experimentierkästen und –

bücher

im Wandel der Zeit

verfasst von

Daniel Wolf

Marburg 2007

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Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung Seite 3

II. Hauptteil Seite 5

Kap.1.: Allgemeine Hintergrundinformationen zur Seite 5

behandelten Thematik

1.1.: Zur Geschichte der Chemie Seite 5

1.2.: „Erziehung „ und naturwissenschaftliche

Bildung vom Kaiserreich bis heute Seite 9

1.3.: Historischer Abriss zur Entwicklung der Ex-

perimentierkästen und Experimentierbücher Seite 13

1.4.: Zur Firmengeschichte des Kosmos-Verlags Seite 23

1.5.: Didaktische und bildungstheoretische Argumente

für das Experimentieren von Jugendlichen Seite 24

Kap.2.: Auswertung der vorhandenen Experimentierkästen

und –bücher Seite 26

2.1.: Quantitative Auswertung der in den Experimentier-

kästen und –bücher vorkommenden Versuche Seite 26

2.2.: Entwicklung von Versuchen Seite 56

2.3.: Gliederung und Aufbau der Experimentierbücher

und Anleitungshefte Seite 60

2.4.: Analyse des Layouts und der graphischen

Gestaltung Seite 64

2.5.: Die Männerdominanz in den Experimentierkästen

und Experimentierbüchern Seite 66

2.6.: Gefahrenstoffe und Hinweise zum sicheren Ex-

perimentieren Seite 70

2.7.: Analyse der Versuchsanleitungen, Versuchs-

auswertungen und der verwendeten Erklärungs-

modelle Seite 74

2.8.: Kleine Sprachanalyse der Experimentierbücher

und Anleitungshefte Seite 81

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2.9.: Widerspiegeln der zeitlichen und gesellschaft-

lichen Verhältnisse auf die Experimentierkästen

und –bücher Seite 88

Kap. 3: Die einzelnen Experimentierkästen und Ex-

perimentierbücher in einer Kurzzusammen-

fassung Seite 97

Kap.4: Didaktisches Nutzen und Verwertbarkeit Seite 141

4.1.: Historische Chemie und historische Experimente

im Unterricht von heute? Seite 141

4.2.: Verwertbarkeit von Experimentierkästen und

Experimentierbüchern in ihrer jeweiligen Zeit Seite 146

4.3.: Einsatz im heutigen Unterricht Seite 148

III. Schlussbetrachtung und Kurzzusammenfassung Seite 151

IV. Literaturverzeichnis Seite 154

V. Anhang Seite 159

1. „Versuchsraster“ und quantitative Auswertung der

Versuche in den Experimentierkästen und –büchern Seite 159

2. Mögliche Arbeitsblätter für den Chemieunterricht Seite 189

3. Beispiele für den Einsatz in Vertretungsstunden Seite 194

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I. Einleitung

„Eine ausführliche Geschichte der Chemie-Experimentierkästen, ihrer Zu-

sammensetzung, Didaktik, Vermarktung und Wirkung im Wandel der Zei-

ten, muss noch geschrieben werden – ein übrigens sehr lohnendes Thema

für eine Staatsexamensarbeit.“1 Diese Forderung formulierte die Mitarbeite-

rin des Deutschen Museums, Elisabeth Vaupel, in einem erst im Jahre 2005

veröffentlichten Aufsatz. Und es ist wirklich so: Obwohl es sich um ein ei-

gentlich sehr interessantes Thema handelt, hat sich auch die „Geschichte der

Chemie“ diesem Bereich kaum gewidmet. Es existieren zwar viele Aufsätze

und Bücher zur Geschichte der Chemie und auch diverse Publikationen zum

Einsatz bzw. Nutzen von Experimentierkästen (beispielsweise im Chemie-

unterricht), aber eine Abhandlung zum geschichtlichen Wandel von Expe-

rimentierkästen gibt es indes nicht.

Diese Arbeit möchte einen Beitrag zur Erschließung dieser Thematik leis-

ten. Der Schwerpunkt liegt im Bereich einer didaktischen Analyse histori-

scher Experimentierkästen (bzw. ihrer Anleitungshefte) und Experimentier-

büchern im geschichtlichen Verlauf und Kontext. In diesem Zusammenhang

darf darauf verwiesen werden, dass in Marburg derzeit eine weitere Arbeit,

genauer gesagt eine Dissertation, zu diesem Themenbereich entsteht.

Der Hauptteil der vorliegenden Arbeit wird sich v. a. mit der Gestaltung

(sprachlich und graphisch) von den Experimentieranleitungen beschäftigen,

sowie der Frage nachgehen, welche Stoffe und Gefahrstoffe in den jeweili-

gen Experimentierkästen und –büchern vorkommen. Aber auch der jeweili-

ge politische und gesellschaftliche Hintergrund wird dabei Beachtung fin-

den. Natürlich darf auch ein allgemeiner Abriss zur Historie der Experimen-

tierkästen und Experimentierbücher nicht fehlen. Zum Abschluss des Haupt-

teils soll erörtert werden, welche Chancen das Thema „Geschichte der

Chemie“ im Chemieunterricht besitzt, und wie die historischen Experimen-

tierkästen und Experimentierbücher dafür genutzt werden können.

Der Arbeit liegen einige Materialien zu Grunde: Es handelt sich um Expe-

rimentierkästen und Experimentierbücher vom Kaiserreich, der Weimarer

Republik, dem „Dritten Reich“, der DDR und der BRD (genauer gesagt von

1 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.6.

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1885 – 2005). Damit ist bereits ferner eine geographische Beschränkung ge-

geben: Die Arbeit widmet sich ausschließlich Materialien aus dem deut-

schen Raum.

Ich will nicht versäumen, Herrn Peter Kellermann an dieser Stelle zu dan-

ken. Er besitzt eine große Sammlung an historischen Experimentierkästen

und stellte diese bereitwillig zur Verfügung. Ein weiterer Dank gehört Herrn

Florian Öxler, der bei der Digitalisierung der Anleitungshefte der Experi-

mentierkästen von Herrn Kellermann behilflich war.

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II. Hauptteil

Kapitel 1: Allgemeine Hintergrundinformationen zur

behandelten Thematik

1.1.: Zur Geschichte der Chemie

Die folgenden Ausführungen sollen selbstverständlich keinen kompletten

Gang durch die Geschichte der Chemie leisten, sondern vielmehr einige für

die vorliegende Thematik der Arbeit wichtige Aspekte darlegen und zeigen,

welche Rolle die Chemie in unserer Gesellschaft spielt bzw. spielte. Denn

es war auch diese im 20. Jahrhundert wachsende gesellschaftliche Rolle, die

das Interesse der Menschen an der Chemie weckte und die Experimentier-

bücher und Experimentierkästen jener Zeit legitimierte.

Die Naturwissenschaften – und damit auch die Chemie – beschäftigen sich

mit den so genannten Naturgesetzen. Die Geschichte der Chemie geht daher

der Frage nach, wie weit sich die Menschen der Erkenntnis dieser Naturge-

setze genähert und für sich nutzbar gemacht haben.2 Im Gegensatz zur poli-

tischen Geschichte, die sich im Laufe der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte ge-

ändert hat, muss für die Naturgesetze konstatiert werden, dass sie schon in

der Antike Gültigkeit hatten. Lediglich das menschliche Wissen, seine Vor-

stellungen und Methoden haben sich im Laufe der Jahre geändert (man

könnte auch sagen, dass sie exakter geworden sind). Wichtig ist für unsere

Thematik der Experimentierkästen, dass die Chemie eine Experimental-

wissenschaft ist und schon immer war. Drei Wege führten vom Experimen-

tieren zur Chemie: Erstens aus der Medizin (dem Versuch durch Verände-

rung von Stoffen Heilmittel herzustellen), zweitens aus der Farbkunst und

Metallurgie (z. B. wurde schon im Altertum mit Zinnober oder Purpur gear-

beitet und gefärbt bzw. Metalle hergestellt und gehärtet) und drittens aus der

Alchemie (beim Versuch Gold „herzustellen“, wurden viele andere Dinge

entwickelt).3

2 Simon, G., Kleine Geschichte der Chemie, S.9. 3 Simon, G., Kleine Geschichte der Chemie, S.11f..

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Gegen Ende des 18. Jahrhundert entstanden die ersten Experimentierkäs-

ten.4 Bereits im 18. Jahrhundert hatte der Umfang der experimentell ge-

machten Erfahrungen signifikant zugenommen. Eine große Fülle neuer Ver-

bindungen und Reaktionen waren entdeckt worden und die ersten chemi-

schen Verwandtschaftstafeln, sowie bis heute gelehrte Gesetze (z. B. das

Atommodell nach Dalton) entstanden.5 Im 18. und 19. Jahrhundert herrschte

zudem die Tradition der so genannten Jahrmarktschemie. Auch hierbei

handelte es sich um Laienexperimente.6

Durch die rasche Entwicklung im 19. Jahrhundert wurde ab der Mitte dieses

Jahrhunderts der Chemiker erstmals zu einem Beruf, den man auf theoreti-

sche und experimentelle Art an der Hochschule studieren konnte. Auch die

in jener Zeit entstehenden chemischen Handbücher geben uns ein Bild von

dem rapiden Erkenntniszuwachs in der Chemie.7 Mit dieser zunehmenden

Professionalisierung schwand zunächst das Interesse an den ersten Experi-

mentierkästen jener Zeit, den so genannten „Probierkabinetten“, und der

Laienchemie.8

Nichtsdestotrotz blieb die Chemie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine

recht junge und „kleine“ Wissenschaft verglichen mit den bedeutenden alten

Disziplinen der Physik und Technik. Die Chemie konnte nämlich erst als

richtige Wissenschaft arbeiten, als ihr in der Mitte des 19. Jahrhunderts die

Mathematik und die Physik die Grundlagen für ein exaktes wissenschaftli-

ches Arbeiten und zum gezielten Durchführen chemischer Reaktionen lie-

ferten. Viele Meilensteine im Bereich der Wissenschaft und Technik entwi-

ckelten sich so nicht selten auch zu einem Meilenstein in der Entwicklung

chemischer Technologie und zum Ausgangspunk industriell-chemischer

Prozesse.9

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, aus denen unsere im Rahmen die-

ser Arbeit ausgewerteten ältesten Experimentierbücher stammen, war die

Chemie noch wenig im Bewusstsein der allgemeinen Bevölkerung einge-

gangen (diese frühen Experimentierbücher waren eher an das Bildungsbür-

4 Vgl. dazu S.11. 5 Simon, G., Kleine Geschichte der Chemie, S.64ff.. 6 Gelius, R., Historische Experimente in Chemie und chemischer Technik, S.166. 7 Simon, G., Kleine Geschichte der Chemie, S.68f.. 8 Vgl. dazu S.12. 9 Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.5.

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gertum gerichtet), obwohl die ersten industriellen Erfolge – wie beispiels-

weise der Bau der ersten Teerfarbenfabriken in den Jahren 1863-65, sichtbar

waren.10 Dass die Erfolge zunächst in Deutschland verbucht werden konn-

ten, war in erster Linie mit dem Namen Justus von Liebig und seiner Struk-

tur der Chemikerausbildung verbunden.11 Bereits zu Beginn des 20. Jahr-

hunderts gelang es der chemischen Industrie die ersten Impfstoffe großtech-

nisch zu produzieren. Die deutsche Staatsführung und Kaiser Wilhelm II.

förderten das wissenschaftliche Leben in Deutschland mehr denn je.12 Eine

Sorge in der Welt galt dem Wachsen der Bevölkerung und der Ernährung

der Menschen. Liebig hatte mit seiner Düngemittellehre die theoretische

Voraussetzung geschaffen. Allerdings fehlte der notwendige Stickstoffdün-

ger. Dies änderte sich als im Jahre 1913 in Oppau die erste technische Anla-

ge nach dem Haber-Bosch-Verfahren anlief. Im Bewusstsein der Bevölke-

rung spielte dieser wissenschaftliche Erfolg vorerst keine Rolle. Erstmals

stand durch den Krieg jedoch eine durch die industrielle Revolution an ei-

nen relativ hohen Lebensstandard, der von dem Welthandel abhängig war,

gewöhnte Bevölkerung neben dem Kriegsgeschehen auch einer wirtschaftli-

chen Blockade entgegen. Plötzlich entstanden Ammoniakfabriken, die der

Ernährungssicherung, aber auch der Sprengstofffertigung dienten. Hier

wurden erstmals auch die zwei Seiten des chemischen Fortschritts deutlich

sichtbar: Die Ernährung der Menschen und gleichzeitig die Kriegsprodukti-

on. Nichtsdestotrotz fand die Chemie im Kaiserreich erstmals allgemeines

Interesse bei der Versorgung des Militärs und der Zivilbevölkerung.13

In der Zeit zwischen den Weltkriegen erkannten die Industrienationen welt-

weit, auch auf Grund der Erfahrungen in den Jahren 1914-1918, wie nütz-

lich und lebensnotwendig die chemischen Fabriken waren. So entstanden

viele Farbstoff- und Arzneimittelfabrikationen, aber auch Düngemittel-

Kunst- und Seidenindustrie (neben anderen chemischen Industriezweigen).

In den folgenden Jahren wuchs somit der Anteil der chemischen Industrie an

der Gesamtwirtschaftsleistung Deutschlands.14

10 Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.6. 11 Simon, G., Kleine Geschichte der Chemie, S.68. 12 Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.7. 13 Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.8f.. 14 Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.11f..

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Auch im „Dritten Reich“ kam es zu chemisch-wissenschaftlichen Erfolgen.

Man muss wohl feststellen, dass auch der Druck dieses Regimes nach Au-

tarkiebestrebungen und die Bemühungen um Rüstungen dazu beigetragen

und den Prozess im Vergleich zu einer freien Wirtschaft vielleicht sogar be-

schleunigt haben (z. B. Erzeugung von Aluminium und Magnesium für den

Flugzeugbau; Forschungen im Bereich der Motorbetriebsstoffe).15 Die Be-

deutung der Chemie für die Nationalsozialisten zeigt sich auch in Propagan-

dastellen chemischer Lehrbücher: So beschreibt ein chemisches Lehrbuch

aus dem Jahre 1939 die Bedeutung der Chemie, um Lebensmittel zu sichern,

medizinische Heilmittel zu entwickeln und mit Kampf- und Sprengstoffen

das „Reich“ zu verteidigen.16

Nicht zuletzt wirkte sich ja bekanntermaßen auch die Entwicklung der ers-

ten Antibiotika in den Jahren 1938/39 positiv im Kriegsverlauf für die Alli-

ierten aus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg traten die Chemiker wieder aus ihrer Isolie-

rung heraus und tauschten Wissensgut aus. Eine Vielzahl chemischer Fabri-

ken war in den Kriegsjahren und den Jahren zuvor entstanden. Der Aus-

tausch dieses Wissensgutes führte zu neuen weit reichenden Errungenschaf-

ten und Erkenntnissen (z. B. im Ernteertrag, verbesserte Medikamente, Tex-

tilfaser- und Kunststoffproduktion).17

Aus dieser geschilderten Zeit des 20. Jahrhunderts, in der die Chemie als

Wissenschaft wuchs und in der Gesellschaft zunehmend wahrgenommen

wurde, stammen auch die dieser Arbeit zugrunde liegenden Experimentier-

kästen und Experimentierbücher. Der Fortschritt in der Chemie schlägt sich

zum Teil in der Auswahl der Versuche und deren Erklärungen nieder. Auch

die gesellschaftlichen Aspekte der jeweiligen Zeit offenbaren sich an man-

chen Stellen der Versuchsanleitungen und Ausführungen.

15 Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.12. 16 Henninger-Franck, Lehrbuch der Chemie, S.1. 17 Vgl.: Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit, S.16f..

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1.2.: „Erziehung“ und naturwissenschaftliche Bildung vom Kaiserreich

bis heute

Um bei der späteren Analyse der Kästen insbesondere die verwandte Spra-

che und die Vorworte zu analysieren, scheinen mir einige kurze Hinter-

grundinformationen über Erziehungswerte in den verschiedenen deutschen

Systemen des behandelten Zeitraums (ab dem Deutschen Kaiserreich) sinn-

voll. Freilich soll der folgende Abschnitt keine pädagogische Abhandlung

über die einzelnen Epochen darstellen, sondern nur auf wenige, für unser

Behandlungsthema dienliche, Inhalte eingegangen werden:

Im Kaiserreich galt als Ideal das bürgerlich intakte und geschlechtsstereoty-

pische Familienmodell.18 Selbst in den Schulbüchern jener Zeit wurde diese

durch göttliches Gebot verbindlich gemachten Beziehungsebenen immer

wieder dargelegt. Alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft,

wurden daher in ihrem Erziehungsprozess zu den gewünschten Tugenden

wie Artigkeit, Fleiß, Korrektheit, Pflichterfüllung, Bescheidenheit, Ord-

nungsliebe und Ökonomie der Zeiteinteilung herangeführt. Eben diese bür-

gerlichen Ideale und Tugenden spiegeln sich auch in den Experimentierbü-

chern jener Zeit wieder.19 Gleichsam scheint damit auch gezeigt, dass durch

die ständige Erwähnung dieser bürgerlichen Tugenden in den Vorworten der

Experimentierbücher, diese wohl die größte Zielgruppe dieses Buchgenres

darstellten.

Während im Deutschen Kaiserreich die Mutter für den eigentlichen Erzie-

hungsprozess zuständig war, sahen sich die Gymnasiallehrer ausnahmslos

als Förderer des kindlichen Intellekts (ein Erziehungsauftrag wurde von ih-

nen strikt abgelehnt – dies galt nicht für die Volksschule, die auch einen pä-

dagogischen Auftrag wahrnahm).20 Das Bildungsprofil der einzelnen Schul-

typen, sowie der Abstand zwischen ihnen, wurden durch den Fächerkanon

und Lehrplan markiert. Das Gymnasium war ursprünglich die Schulform, in

der v. a. die sprachliche Qualifikation besonders gefördert wurde (man den-

ke z. B. an die altsprachlichen Philologien wie Latein und Griechisch). Die

Oberrealschule hingegen legte Ende des 19. Jahrhunderts einen größeren

18 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte:1870-1918, S.112. 19 Vgl. dazu S.86f.. 20 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte:1870-1918, S.118.

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Wert auf Mathematik und die Naturwissenschaften.21 Die humanistische

Bildung der Gymnasien basierte nämlich vorrangig auf den philologisch-

historischen und sprachlichen Fächerkanon. Einzig die Mathematik wurde

noch verstärkt unterrichtet, da sie zu den gelehrten, aus der Antike stam-

menden Wissenschaften gezählt wurde.22 Im Gegensatz zur Mathematik

hatten es die anderen Naturwissenschaften schwerer ihren Bildungswert a

Schulfächer zu behaupten. Außerdem fehlte den modernen Naturwissen-

schaften noch das Prestige, eine alte Universitätsdisziplin zu sein. Zwar

nahm der Erfolg der Naturwissenschaften in der Forschung zu, aber dies be-

inhaltete zugleich auch das Problem, welche Themen man in der Schule be-

handeln sollte.

ls

23 Als wichtigste Naturwissenschaft wurde zunächst die Phy-

sik angesehen. Die Chemie blieb ein Sonderfall unter den Schulfächern, da

ihr zunächst ein untergeordneter Bildungswert als Schulfach zugeschrieben

wurde. Die Zeit war also auch geprägt von einem Ringen, die Chemie über-

haupt als Unterrichtsfach an den allgemeinbildenden Schulen einzuführen.24

Dennoch muss jedoch festgehalten werden, dass Wehrkrafterziehung und

fortgeschrittene Kriegstechnik seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Stär-

kung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse.25

Die Reformpädagogik der Weimarer Zeit forderte auch die Freisetzung kre-

ativer Kräfte und das Erfahrungswissen statt des reinen Buchwissens. Auch

in diesem Kontext ist sicherlich das vermehrte Aufkommen von Experimen-

tierliteratur in dieser Zeit zu sehen, da dieses das „praktische Erfahren“ för-

derte. In den Jahren 1924/25 wurde das preußische Schulwesen gerade im

Hinblick auf die Naturwissenschaften grundlegend reformiert. Die Chemie-

unterricht sollte vermehrt die hohe Bedeutung der Chemie für die deutsche

Wirtschaft und die Praxisnähe betonen. In der Realität wurde dies jedoch

nicht immer derart umgesetzt.26

Im „Dritten Reich“ galten autoritäre Strukturen und dem ideologischen Sys-

tem angepasste Leitbilder als Grundlage der Erziehungspolitik. 27 Demzu-

folge unterlag auch die Schulpolitik einer autoritären Gestaltung. Propagan-

21 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte:1870-1918, S.253f.. 22 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte:1870-1918, S.261. 23 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte:1870-1918, S.263. 24 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.4. 25 Stoya, E. M., Chemnieunterricht in der NS-Zeit, S.1. 26 Stoya, E. M., Chemnieunterricht in der NS-Zeit, S.3-8. 27 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1918-1945, S.20f..

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da im Bildungswesen oder in vermeintlicher Bildungsliteratur war daher die

Regel (eben auch in den Experimentierbüchern).

Naturwissenschaftliches Denken war nicht in der breiten Masse angesiedelt

und auch das Bildungswesen zeugte davon.28 Lediglich in der „Oberschule

für Jungen“ existierte ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig (ne-

ben dem sprachlichen Zweig – eine Aufgliederung die auch noch aus den

Anfangsjahren der BRD bis in die 70iger Jahre bekannt ist). Die „Oberschu-

le für Mädchen“ beschränkte sich hingegen auf eine sprachliche bzw. eine

hauswirtschaftliche Form.29 Dies verwundert keineswegs, wenn man sich

das Frauenbild der NS-Zeit vor Augen führt (Hausfrau sein und Kinder als

„Volksnachwuchs“ großziehen).

Im „Dritten Reich“ entstanden auch die so genannten Wehrschulen: In die-

sen wurde auch Wert auf eine gewisse naturwissenschaftliche Bildung ge-

legt – wie beispielsweise Mathematik, Mechanik, Statik, Elektrotechnik und

Chemie.30 Die Vermutung liegt nahe, dass es sich v. a. um für den Krieg

und die Kriegsindustrie als Basiswissen nützliche Themengebiete handelte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg muss man zuallererst die Entwicklung im

Westteil Deutschlands von der Entwicklung im Osten Deutschlands unter-

scheiden. Die beiden verschiedenen politisch-ideologischen Systeme be-

dingten auch Unterschiede in der Erziehungs- und Bildungspolitik beider

deutscher Staaten.

In der DDR war die Familie die Keimzelle der Gesellschaft als kleinste so-

ziale Einheit. Für jenes sozialistische Familienideal wurde Allgemeingültig-

keit beansprucht. Dabei galt auch – im Gegensatz zum nationalsozialisti-

schen Idealbild – eine theoretische Gleichberechtigung der Frau.31 Dennoch

griff natürlich in der DDR der Staat maßgeblich in die Erziehung der Kinder

ein: Alle Kinder sollten zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ heranreifen.

Dafür wurden auch Mittel wie die FDJ oder zahlreiche Betreuungs- und Er-

ziehungseinrichtungen verwendet.32

Nach einer abgefassten Stundentafel aus dem Jahre 1946 begann der Che-

mieunterricht hier zweistündig in der achten Klasse. Bei einem weiteren Un-

28 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1918-1945, S.138. 29 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1918-1945, S.196. 30 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1918-1945, S.279. 31 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart (DDR), S.102. 32 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart (DDR), S.103.

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terricht in der Oberstufe (damals 9-12. Klasse) wurde der Chemieunterricht

jeweils einstündig fortgeführt – ausgenommen, wenn man den mathema-

tisch-naturwissenschaftlichen Zweig besuchte (dann wurde Chemie zwei-

stündig gelehrt).33

Seit dem Jahre 1948 unterlagen die Schulen im Osten Deutschlands einer

marxistisch-leninistischen und sowjetpädagogischen Umgestaltung. Das

Fach Chemie wurde in der Grundschule (1. bis 8. Klasse) ab der Klasse 7

mit je zwei Wochenstunden unterrichtet.34 Der sozialistischen Erziehung

wurde dabei ein mindestens genauso wichtiger Rang wie der reinen Bildung

von Wissen zugeschrieben.

Mit einer Reform wurde ab Mitte der 50iger Jahre die so genannte „Poly-

technische Bildungsreform“ durchgeführt. In deren Kern stand das Gründen

einer zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule ent-

sprechend der DDR-Ideologie. Hier standen Fächer wie Technisches Zeich-

nen, Werken oder der Unterrichtstag in der Produktion auf dem Stunden-

plan. Das Fach Chemie erhielt eine deutliche Aufwertung: Es wurde in der

Klasse 7 zweistündig, in den Klassen 8 und 9 dreistündig und in der Klasse

10 sogar vierstündig unterrichtet. In der erweiterten Oberstufe wurden zwei

bis drei Wochenstunden für das Fach Chemie veranschlagt.35 Auch in späte-

ren Reformen änderte sich diese starke naturwissenschaftliche und techni-

sche Bildung nur wenig – es kam meistens nur zu einer Verschiebung der

Wochenstunden in andere Jahrgänge o. Ä. Sicherlich sind damit einige Er-

folge der DDR in der technisch-naturwissenschaftlichen Forschung zu er-

klären. Dies sieht man auch in der z. T. sehr wissenschaftlichen Experimen-

tierliteratur der DDR.

Die Familien- und Erziehungspolitik unterlag in der BRD stets einem gro-

ßen Transformationsprozess. Dabei hat sich auch der Wertekanon stark ver-

schoben. Als Idealbild gilt heute, wenn es gelingt, die Kinder zur Selbstver-

antwortung und mündigen Personen zu erziehen, die dem demokratischen

Grundsätzen entsprechen.36

33 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart (DDR), S.166. 34 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart (DDR), S.171. 35 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart (DDR), S.178f.. 36 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart, S.174ff..

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In den 60iger Jahren besuchte die Mehrheit der bundesdeutschen Kinder

und Jugendlichen die so genannte Volksschule. Mit einer Bildungsreform

Ende der 60iger Jahre sollte auch diese stärkere naturwissenschaftlich-

technische Akzente erhalten.37 Daher wurde das Fach Chemie allmählich

gelehrt (vorher noch Naturkunde). Ebenso hielt es Einzug in die „mittlere

Schulform“, die Realschule.

In den bundesdeutschen Gymnasien wurde Chemie von jeher unterrichtet.

Heute gilt für das Bundesland Hessen (G9-Modell), dass es ab der Klasse 8

zweistündig unterrichtet wird. In den Jahrgangsstufen 12 und 13 besteht die

Möglichkeit des „Abwählens“, eines Grundkurses (dreistündig) und eines

Leistungskurses (fünfstündig).

1.3.: Historischer Abriss zur Entwicklung der Experimentierkästen

und Experimentierbücher

Literatur zur geschichtlichen Entwicklung von Experimentierkästen bzw.

Experimentierbüchern gibt es nur wenig – dies gilt insbesondere für den Be-

reich der Kästen. Aus diesem Grunde liegen dem folgenden Abschnitt auch

maßgeblich nur zwei Werke zu Grunde: Für die Geschichte der Experimen-

tierkästen ist dies der Aufsatz „Ein Labor wie eine Puppenstube“ (verfasst

von Elisabeth Vaupel, Mitarbeiterin im Deutschen Museum) und für die

Entwicklung der Experimentierbücher das Werk „Zur Belustigung und Be-

lehrung: Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten“ (u. a. beteiligt Hel-

mut Hilz).

Die Experimentierkästen:

Zuerst möchte ich nun einen kleinen historischen Abriss zu den Experimen-

tierkästen geben:

Im Zeitalter der Aufklärung38 war die gesellschaftliche Oberschicht be-

strebt, durch das Denken mit der Vernunft (allgemein verwendet wurde der

Begriff der „ratio“) veraltete Vorstellungen und Ideale zu überwinden und

neues Wissen zu schaffen. In diesem Kontext ist auch das Fördern von na- 37 Berg, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte: 1945-Gegenwart, S.297. 38 Das „Zeitalter der Aufklärung“ wird als geistige Gesellschaftsepoche allgemein ins 17. und 18. Jahrhundert datiert.

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turwissenschaftlichem Denken - v. a. als Gegensatz zu den starren „Doktri-

nen“ der Kirche - zu sehen. Zum Bildungsideal der bürgerlichen Ober-

schichten gehörte daher auch ein gewisses Maß an naturwissenschaftlichen

und enzyklopädischen Wissen.

Ein Großteil des so genannten Bildungsbürgertums und des Adels, aber

auch Angehörige des klerikalen Stands, beschäftigten sich daher mit der

Physik und der Chemie, die allmählich zu „Modewissenschaften“ avancier-

ten. Eine gut bestückte naturwissenschaftliche Bibliothek war geradezu ein

Muss für jeden, der etwas auf sich und seine Bildung hielt.

Um jedoch nicht nur zu lesen, sondern auch selbst als „naturwissenschaftli-

cher Forscher“ tätig werden zu können, entstand gegen Ende des 18. Jahr-

hunderts eine neue Literaturgattung – das Experimentierbuch: Dieses war

eine Zusammenstellung lehrreicher und zugleich interessanter Versuche der

damals bekannten Welt der Naturwissenschaften.39 Schließlich verlangten

die Naturwissenschaften, insbesondere die Chemie, die sich mit der stoffli-

chen Zusammensetzung der Welt und den Stoffumwandlungen beschäftigte,

nach eigenen praktischen Erfahrungen und musste daher über ein reines Le-

sewissen hinausgehen.

Wer jedoch die Versuche solcher Experimentierbücher nachahmen wollte –

und dies war nun mal der Sinn dieser Bücher – musste sich folgerichtig eine

große Anzahl von Gerätschaften (wie z. B. Glasgeräte und Waagen) und ei-

ne Basis an Chemikalien anschaffen. Die Chemikalien erwarb der naturwis-

senschaftliche Laie, der außerhalb der höheren Schulen und Universitäten

seine chemischen Kenntnisse schärfen wollte, beim Apotheker. Ungleich

schwerer war jedoch die Anschaffung des „Laborbedarfs“: Sich die Geräte

bei einem Hersteller pharmazeutisch-chemischer Geräte zu bestellen bzw.

von einem Handwerker herstellen zu lassen, konnte nur der, der ganz genau

wusste, was er benötigte. Dieses Problem erkannten Geschäftsleute als

Marktlücke und boten dem Laienchemiker die notwendigen Experimentier-

geräte an. Bereits im Jahre 1805 offerierte das Nürnberger Versandhaus von

Georg Hieronimus Bestelmeier40 in seinem Katalog einen chemischen „Ex-

39 Man muss dabei beachten, dass die einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen, wie die Physik und die Chemie, noch nicht in dem Maße wie heute voneinander getrennt wurden. 40 Dieses Versandhaus kann mit seinem umfangreichen Galanterie- und Spielwarensortiment als Vorläufer mo-derner Waren- und Versandhäuser angesehen werden.

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perimentierkasten“. Mit dessen Ausstattung war man in der Lage, die relativ

jungen gaschemischen Versuche des 18. Jahrhunderts eigenständig nachzu-

ahmen. Im Lieferumfang enthalten waren ein kleiner eiserner Destillierofen,

verschiedene Flaschen, eine Retorte, Trichter, Glasröhren, eine mit Ver-

schlusshahn versehene Schweineblase zur Handhabung von Gasen und an-

dere Gerätschaften. Dies alles kostete 18 Gulden.41 Es war daher eine Ware,

die sich zweifelsohne nur wohlhabende Personenkreise leisten konnten.

Zusätzlich zur genannten Ausstattung konnte man bei diesem Nürnberger

Versandhaus noch eine Volta-Pistole und eine elektrische Kanone bestellen,

um Gase auf ihre Zündfähigkeit zu überprüfen. Diese gaschemischen Ver-

suche, die gegen das Mitte bzw. Ende des 18. Jahrhunderts noch von großer

Bedeutung waren, besaßen 1805 für professionelle Chemiker bereits keine

Relevanz mehr. Die Verwendung solcher nicht-aktuellen Instrumente ver-

deutlicht, dass man zwar einerseits keine aktuelle Forschung betreiben

konnte, aber dafür andererseits in der Lage war, unterhaltende „Knallche-

mie“ zu betreiben. Diese „Spaßeffekte“ zu erzielen war sicherlich eine In-

tention des Experimentierkastens von Bestelmeier.

Ende des 18. Jahrhunderts kamen dagegen auch die so genannten „chemi-

schen Probierkabinette“ auf den Markt. Diese waren von der Ausstattung

zeitgemäßer und konnten daher von einem größeren Personenkreis in

Gebrauch genommen werden, da sie gleichsam von professionellen Natur-

wissenschaftlern und interessierten Laien verwendet werden konnten.

Diese Probierkabinette waren tragbare Kästen aus Holz mit einer Sammlung

unterschiedlicher Chemikalien und diverser Kleingeräte (wie beispielsweise

Spatel, Lötroher, Pinzette, Trichter und Mörser)42.

Bereits der verwendete Terminus „Probierkabinette“ macht die Hauptab-

sicht dieser Holzkästen klar: „Probieren“ war eine im Hüttenwesen ge-

bräuchliche Bezeichnung für die Untersuchung von Erzen auf ihren Metall-

gehalt. Die „Probierkunde“ kann daher als ein Vorläufer der analytischen

Chemie angesehen werden. Dieser Begriff war bereits damals ein schon sehr

lang gebräuchlicher. L. Ercker, ein Hüttenfachmann des 16. Jahrhunderts

veröffentlichte nämlich im Jahre 1574 sein „Großes Probierbuch“. Bereits in

diesem Buch sind auch die Gerätschaften für diese metallurgischen- 41 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.2. 42 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.2.

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analytischen Verfahren aufgeführt.43 Zu ihrer Durchführung musste man im

17. Jahrhundert noch mit Blasebalg, Ofen und Spezialausrüstung arbeiten.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts war man allmählich in der Lage, verstärkt

nasschemische Analysen durchzuführen – dank reinerer Reagenzien und

kleinformatiger Geräte wie dem Lötrohr. Ein großes Labor mit „überdimen-

sionalen Gerätschaften“ war nicht mehr notwendig. Als Reaktionsgefäße

konnten auch im Haushalt befindliche Trinkgläser genutzt werden. Dies war

wichtig für die Entstehung solcher tragbaren Chemiekästen. Die Bezeich-

nung „Kabinett“ spielt auf diese Tendenz der Verkleinerung an. Von der ur-

sprünglichen Wortbedeutung her waren „Kabinette“ separate Zimmer (auch

im damaligen Wortschatz vorhanden war das physikalische Kabinett als La-

ger für naturwissenschaftliche Instrumente). Im 18. Jahrhundert wurde der

Begriff jedoch auf Kleinmöbel im Kistenformat übertragen. Sie entsprachen

nämlich den Bedürfnissen der Oberschicht, die gerne umherreiste und für

sie unentbehrliche Gegenstände mit sich nahm44.

Verwendung fanden diese transportablen Kleinlabore bei allen, die auf Rei-

sen, im Betrieb oder als Gutachter Analysen machen wollten bzw. mussten

und vor Ort auf schnelle Informationen angewiesen waren (beispielsweise

Naturforscher und Entdeckungsreisende, Ärzte, Mineralogen, Landwirte o-

der Metallurgen). Ihr beruflicher Alltag erforderte nämlich eine gewisse

Routine in Analysen, wie dem Nachweis von Verunreinigungen, Verfäl-

schungen oder Vergiftungen, sowie die Güteprüfung von Substanzen. Pro-

minente Besitzer solcher Probierkabinette waren u. a. der Naturforscher

Alexander von Humboldt, der Pharmazeut Trommsdorf und der Physiker

Michael Faraday.45

Darüber hinaus fanden die „Probierkabinette“ Anklang bei Detektiven und

gingen sogar in Kriminalromane und sonstige Literatur ein.46

Wie schon erwähnt, gab es gerade für das Bildungsbürgertum viele Gründe

sich mit einer Naturwissenschaft wie der Chemie zu beschäftigen. Über das

zu erwerbende naturwissenschaftliche Wissen hinaus trainierte das prakti-

sche Arbeiten die bürgerlichen Tugenden (beispielsweise Ordnung, Sauber-

43 Remane, H./ Stolz, R. / Strube, I., Geschichte der Chemie, S.46f.. 44 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.2f.. 45 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.3. 46 z.B.: Goethe, Die Wahlverwandtschaften.

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keit, Fleiß und Genauigkeit). Wer kein eigenes Laboratorium besaß – und

dies war die große Mehrheit der Bevölkerung – konnte sich mit dem Erwerb

eines „Probierkabinetts“ einen Zugang zu der so wichtigen Experimentier-

praxis verschaffen.47

Obschon diese Kabinette einen enormen Preis kosteten, waren sie natürlich

billiger und praktisch realisierbarer (man bedenke Raumbeanspruchung) als

Laboratorien.

Solche „Probierkabinette“ wurden normalerweise von naturwissenschaftli-

chen „Profis“, wie Chemiker oder Pharmazeuten, zusammengestellt. Die

Verbindung mit einem Lehrbuch - wenngleich dies nicht immer der Fall war

- machten die „Probierkabinette“ zu einem idealen Lernmittel für Autodi-

dakten, die Experimente zwar nachahmen und verstehen wollten, aber keine

eigene Forschung betrieben. Es verwundert nicht, dass sich bereits damals

die verschiedenen „Probierkabinette“ in Zahl und Zusammenstellung der

mitgelieferten Chemikalien und Gerätschaften, sowie im Umfang und der

Qualität des Begleitbuches unterschieden.

Vor allem in Großbritannien fanden diese Kabinette großen Anklang. Hier

wurde der Laboratoriumsunterricht erst Mitte des 19. Jahrhunderts üblich,

so dass das Experimentieren zu Hause für einen englischen Chemiestuden-

ten einen hohen Stellenwert besaß. Dies hat Folgen bis in die Gegenwart:

Wer nämlich heute ein Chemie-Fernstudium an der Open-University in Mil-

ton Keynes belegt, bekommte neben den normalen Kursunterlagen auch ei-

nen großen Experimentierkasten zugesandt.48

Seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts schwand die Bedeutsamkeit dieser

„Probierkabinette“, was mehrere Ursachen besaß: Die Zeiten von Entde-

ckungsreisen waren vorüber und die zunehmende Spezialisierung und Pro-

fessionalisierung in den einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen und

der Mathematik hatten zur Folge, dass es den naturwissenschaftlich-tätigen

Amateur nicht mehr in dem Maße wie zuvor gab. Wer an Chemie interes-

siert war, konnte bereits als Jugendlicher seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein

Fachstudium in Chemie absolvieren, da sich die Chemie als Hochschulstu-

diumsfach etabliert hatte. Das praktische Arbeiten in den vergleichsweise

47 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.3. 48 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.3.

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gut ausgestatten Universitätslaboratorien ermöglichte ein genaueres und

vielfältigeres Arbeiten.

Für Laien, die weiterhin an der Chemie interessiert waren, gab es dank zahl-

reicher Aktivitäten naturwissenschaftlicher Vereine und Museen neue Mög-

lichkeiten, sich chemisch zu bilden oder auch sich experimentell mit der

Chemie zu befassen (z. B. bei „Experimentalvorträgen“).

Damit war jedoch das „Probierkabinett“ nicht endgültig ausgestorben. In der

Wende zum 20. Jahrhundert erlebte es nämlich in Form der so genannten

chemischen Experimentierkästen ein „Come-back“. Dies ist v. a. des

Frank´schen Verlags zu verdanken. Dieser widmete sich seit 1904 auch ver-

stärkt der Nutzung naturwissenschaftlicher Werke, wie der Herausgabe der

Zeitschrift „Kosmos“. 49

Die Erweiterung des Angebots mit Experimentierkästen ist insbesondere mit

dem Einfluss und der Arbeit des Reallehrers Wilhelm Fröhlich50 verbunden.

Dieser stand seit 1922 dem Verlag als Berater und Ideenlieferer zur Seite

und entwickelte mit pädagogischen Gedanken die ersten Kosmos-

Experimentierkästen. Fröhlich hatte nämlich als Lehrer die Erkenntnis ge-

wonnen, dass praktisches Arbeiten für Schüler sehr wichtig sei, wie das fol-

gende Zitat verdeutlicht:

„Meine eigene Erfahrung als Schüler und meine späteren Beobachtungen

als Lehrer haben gezeigt, wie sehr gerade der 12-15jährige Schüler nach

solcher eigener Experimentiertätigkeit hungert...“, und weiter: „ Es fehlt je-

doch an Material und vor allem eine ausreichende Anleitung zu den Versu-

chen.“51

So erstellte Fröhlich ein naturwissenschaftliches „Lehrspielzeug“ in Baukas-

tenform, wobei ein Experimentierbuch mit illustrierten Zeichnungen und

Versuchsskizzen - und das zugleich auch einen gewissen Lehrbuchcharakter

hatte - mitgeliefert wurde. 52 Der Chemie-Baukasten war damit ähnlich den

„Probierkabinetten“ ein Minilaboratorium und eignete sich zum autodidakti-

schen Lernen der Chemie für Laien.

49 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.3f.. 50 Lebensdaten: geb.: 1893; gest. 1969. 51 Zitiert nach Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.4. 52 Vgl. Anleitungshefte der Kästen heute.

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Die Parallelität zu den Kabinetten zeigte sich zunächst auch darin, dass es

sich anfangs um einen stabilen und zweckmäßig in verschiedene Fächer auf-

getrennten Holzkasten handelte. Aus Kostengründen wurde dieser jedoch im

Laufe des Zweiten Weltkriegs durch einen weniger stabilen Pappkarton er-

setzt. Seither blieb man bei der Verwendung der eigentlich billigeren Papp-

schachteln. Trotz dieser geringen Fertigung und zum Teil recht

mageren Ausstattung behielten die Kästen ihre relativ hohen Kosten bei.53

Die Kosmos Kästen verfügten in der Regel über alle Gerätschaften und Che-

mikalien für die im Experimentierbeiheft angegebenen Versuche – wobei

durchaus einige Chemikalien wie Salzsäure o. Ä. extra gekauft werden

mussten und nur die vorgesehenen Behältnisse bereits vorhanden waren

(Verbot des Posttransports von Säuren etc.).

In reduzierter Form wurden Chemiekästen in den 20er Jahren des 20. Jahr-

hunderts auch in den Schulen genutzt – nämlich dann, wenn die Schulen

noch keinen eigenen Chemieraum besaßen. Die Lehrer konnten somit von

der üblichen „Tafelchemie“ den Chemieunterricht mittels der Kosmos-

Kästen etwas spannender gestalten.54

Die Experimentierbücher:

Zwar klangen in der Schilderung über die Entwicklung der Experimentier-

kästen die Experimentierbücher bereits an; nichtsdestotrotz sollen an dieser

Stelle noch mal eigens einige historische Informationen zu den Experimen-

tierbüchern dargelegt werden:

Der Philosoph Friedrich Nietzsche55 verspottete die Popularisierung von

Naturwissenschaften als „berüchtigtes Zuschneiden des Rocks der Wissen-

schaft auf den Leib des gemischten Publikums.“56 Andere Zeitgenossen

Nietzsches, wie der Kunsthistoriker Burckhardt, sahen dies anders. Auch

heute noch gilt, dass der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

von allen Wissenschaftsorganisationen gefordert und gefördert wird – man

denke als Angehöriger der Philipps-Universität nur an den Erfolg des jüngst

errichteten Chemikums, zu dessen Intentionen eben auch ein solcher Dialog

gehört. Zweifelsohne trugen auch die Experimentierbücher zu einer solchen

53 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.4. 54 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.4. 55 Lebensdaten: geb.: 1844; gest. 1900. 56 Zitiert nach Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.7.

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Wissenschaftspopularisierung bei, wie auch schon im vorangegangen Ab-

schnitt geschildert wurde: In den französischen Salons des 17. Jahrhunderts

fanden neben dem Austausch über philosophische und literarische Themen

auch die Naturwissenschaften Einzug – sogar bei den adligen Damen. Wis-

sen und Erkenntnisse aus den Bereichen der Chemie und Physik wurden in

aus wissenschaftlicher Sichtweise „vulgärer Art“ dargeboten.57 Dabei spiel-

ten die Experimente eine herausragende Rolle (Experimentieren und damit

praktisches Handeln war eben nur in den Naturwissenschaften möglich).

Vortragende in solchen Salons waren z. T. für die damalige Zeit Wissen-

schaftler hohen Ranges, die ihre Kunst für die Laien darzustellen versuch-

ten. Die Wissensvermittlung geschah damals noch in geschlossenem und

privatem Kreise (wie die Damengesellschaften des 18. Jahrhunderts mit ca.

20-25 Personen).58 In der Zeit der Aufklärung wurden dann auch die ersten

allgemeinverständlichen naturwissenschaftlichen Werke veröffentlicht. In

den Vorworten solcher Literatur waren immer noch Aussagen wie „Kunst-

stücke unter dem Namen der natürliche Magie“ oder „Zauberkräfte der Na-

tur“ vorhanden.59 Die Entwicklung der Vorworte zeigte jedoch auch das

Bemühen um die neuesten Versuche und hin zur korrekten Wissenschaft.

Im 18. Jahrhundert waren die allmählich auf den Markt kommenden Expe-

rimentierbücher Literatur für Erwachsene, während sie sich um die Wende

ins 19. Jahrhundert auch zur naturwissenschaftlichen Literaturgattung für

Kinder und Jugendliche entwickelten. Sie sollten schließlich die Aktivität

des Lesers fördern und die Kinder dazu ermuntern, nicht nur zu lesen, son-

dern auch auszuprobieren. Die Mischung aus ernsthaften Versuchen und un-

terhaltsamen Tricks sollten überdies die naturwissenschaftlichen Kenntnisse

schon im Kindesalter wecken.60

Eines der frühesten Vertreter war das Werk Georg Heinrich Seiferhelds

„Sammlung Electrischer Spielwerke für junge Electriker“ (aus den Jahren

1778-1791). Seiferheld ging dabei von sehr einfachen zu immer schwierige-

ren Versuchen. Autoren wie Seiferheld waren selbst naturwissenschaftliche

Laien, die sich der Versuche der Wissenschaft bedienten. Ihr Verdienst lag

57 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.7. 58 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.7f.. 59 Vgl. Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.8. 60 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.9.

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jedoch zweifelsohne im Beitrag zum allgemeiner und breiter gefächerten

Verständnis von Naturwissenschaften in der damaligen Gesellschaft.61

In der Zeit bis zum Vormärz62 verloren die Experimentierbücher jedoch

trotz Forschungserfolgen in den Naturwissenschaften an Beliebtheit. Gerade

im Bildungsbürgertum schwand das Interesse an den Naturwissenschaften

zu Gunsten musischer Disziplinen (wie Kunst, Musik und Literatur). Die

heute noch bekannten wissenschaftlichen Briefe des Chemikers Justus von

Liebig (um die 1840er Jahre) waren eher an den naturwissenschaftlich ge-

bildeten Teil der Oberschicht gerichtet.63

Im Kaiserreich – insbesondere im Wilhelministischen Zeitalter – wurde

Deutschland zu einer der weltweit führenden Industrienationen. Demgemäß

wuchs auch die Bedeutung an den Naturwissenschaften und großtechni-

schen Produktionen. Dies schlug sich auch im wachsenden Anteil naturwis-

senschaftlichen Unterrichts nieder.64 Dennoch kam es bis 1900 zu keinem

weiteren Aufschwung der Experimentierbücher – mit Ausnahmen wie „Des

deutschen Knaben Experimentierbuch“ (sechs Auflagen von 1874-1894),

das auch Behandlungsgegenstand dieser Arbeit ist.65 1904 verfasste Carl

Scheid erstmals das „Chemische Experimentierbuch für Knaben“, das als

eine etwas spätere Auflage ebenfalls in der vorliegenden Arbeit analysiert

wird.66 Dieses Werk war das erste Experimentierbuch, das sich ausschließ-

lich der Chemie widmete.67

Die Intention solcher chemischer Experimentierbücher lag in der Vermitt-

lung von chemischem Grundlagenwissen, welches seit Beginn des 20. Jahr-

hunderts zunehmend als wichtiger Teil der Allgemeinbildung angesehen

wurde. Diese Experimentierbücher, die zum Teil für Laien auf Grund ihrer

Gefährlichkeit heute undenkbare Versuche enthielten68, stellten gleichsam

ein Spiegelbild der erneuten Popularisierung von Naturwissenschaften für

noch breitere Massen als in der Vergangenheit dar. Die Experimentierbü-

cher erfreuten sich besonders in der Zwischenkriegszeit an Beliebtheit: Die 61 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.9f.. 62 Als Vormärz wird in der Geschichte gemeinhin die Zeit vom Ende des Wiener Kongresses (1815) bis zu der Märzrevolution 1848/49 bezeichnet . 63 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.10f.. 64 Vgl. dazu Kapitel 1.2.. 65 Vgl. dazu S.94. 66 Vgl. dazu S.98. 67 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.12. 68 Vgl. dazu Kapitel 2.6..

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aus ökonomischer Perspektive sehr arme Zeit ließ Kinder, Jugendliche und

Erwachsene auch Unterhaltung in billigen Experimenten suchen.69 Hierbei

galt jedoch, dass die Naturwissenschaften dem männlichen Geschlecht vor-

behalten waren, wie auch schon aus den beiden oben genannten Titeln leicht

erkannt werden kann.70

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts und der Nachkriegszeit war der be-

deutendste Autor deutscher Experimentierbücher der württembergische

Chemielehrer Hermann Römpp (1901-1964).71

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erfreuten sich Experimentierbücher

und Experimentierkästen großer Popularität in Deutschland (sowohl in der

BRD als auch in der DDR). Ab den 70er Jahren gaben sich die Kinder und

Jugendlichen jedoch verstärkt anderen Dingen hin. Die immer harmloser

werdenden Experimente – damit verbunden war die Angst der Autoren und

Verlage vor Unfällen und Haftungen – verloren an Anziehungskraft. Die

Werke Römpps verschwanden mit der aufkommenden Umweltbewegung

(Ende der 70iger bis in die 80iger Jahre) endgültig vom Markt.72

Auch heute gehören die Experimentierkästen und Experimentierbücher zu

den weniger oft vorkommenden Hobbys von Kindern und Jugendlichen.

Dies ist meiner Meinung nach auch auf das breitere Spektrum an Freizeit-

möglichkeiten – sei es im sportlichen Bereich (z. B. immer neue Sportarten

aus den .USA) oder im medialen Bereich (Computer, Internet) zurückzu-

führen.

Es gibt durchaus Thesen, dass damit auch das frühe chemische Verständnis

der vergangenen Generationen allmählich verloren geht.73

Die heutigen Experimentierbücher verfolgen v. a. zwei Ziele:

1.) Sie wollen möglichst unterhaltend und zugleich belehrend sein.

2.) Dabei sollen sie ausschließlich ungefährliche Experimente beinhalten.

69 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.12. 70 Vgl. dazu auch „Des deutschen Knaben Experimentierbuch“, „Chemie für Jungen“. 71 Dazu das Werke Römpps, die dieser Arbeit u. a. zu Grunde liegen. 72 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.14. 73 Hilz, H. (u.a.), Experimentierbücher aus zwei Jahrhunderten, S.14.

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1.4.: Zur Firmengeschichte des KOSMOS-Verlags

Die Geschichte der Experimentierkästen in Deutschland ist in erster Linie

mit dem Kosmos-Verlag verbunden. Daher soll an dieser Stelle ein kurzer

Abriss über dieses Unternehmen erfolgen. Die Informationen, die mir

freundlicherweise zugesandt worden sind, entstammen einer Presse-

Information des Kosmos-Verlages. Beschränken möchte ich mich auf die

Fakten, die die Thematik der Naturwissenschaften und Experimentierkästen

betreffen

Der KOSMOS-Verlag hat seinen Firmenhauptsitz in Stuttgart und umfasst

ein vielseitiges Programmangebot (z. B. Sachbücher, Jugendbücher, Gesell-

schaftsspiele, digitale Medien und eben Experimentierkästen aus den Berei-

chen Umwelt, Chemie, Technik und Physik). Die Kosmos-

Experimentierkästen gehörten und gehören zu den am längsten vermarkte-

ten Verkaufsschlagern.

Gegründet wurde der Kosmos-Verlag im Jahre 1822 als Frankh´sche Ver-

lagshandlung in Stuttgart von den Brüdern Johann Friedrich und Friedrich

Gottlob Franckh. Obwohl er zunächst ausschließlich belletristisch ausge-

richtet war, entwickelte sich der Verlag zu einem erfolgreichen Sachbuch-

und Spieleverlag, in dessen Programm auch die Naturwissenschaften eine

tragende Rolle spielen.

Nach dem Tod der Gebrüder Franckh übernahmen Euchar Nehmann und

Walter Keller 1893 den Verlag. Auf Grund der Zielsetzung immer innovativ

bleiben zu wollen, bemächtigten sich die beiden Geschäftsführer auch der

Themen der boomenden Naturwissenschaften. So gründeten sie im Jahr

1903 die „Gesellschaft der Naturfreunde“. Deren Mitglieder erhielten im

selben Jahr erstmals die Zeitschrift „Kosmos“, die versuchte naturwissen-

schaftliche Informationen leicht und verständlich an den Leser zu bringen.

Nach kurzer Zeit wurde diese Zeitschrift monatlich herausgegeben. Es folg-

te darüber hinaus eine Vielzahl an naturwissenschaftlichen und naturkundli-

chen Publikationen.

Im Jahre 1922 kam dann der erste Kosmos-Experimentierkasten auf den

Markt. Bis heute sind ca. 140 Experimentierkästen aus dem Kosmos-Verlag

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erschienen. Im Schnitt erscheinen derzeit jährlich 20 neue bzw. überarbeite-

te Experimentierkästen.

Die ersten Experimentierkästen unter den Titeln „Radiomann“, „Techni-

kus“, „All-Chemist“, „Optikus“ und „Elektromann“ erfreuten sich seit den

20iger Jahren großer Beliebtheit.

Obwohl die Experimentierkästen heute sicherlich nicht mehr so beliebt wie

in den 60iger bis 80iger Jahren sind, verzeichnete der Kosmos-Verlag im

Jahre 2006 im Produktsegment Experimentierkästen ein Plus von mehr als

15 Prozent – natürlich gehören in dieses Segment nicht nur chemische Ex-

perimentierkästen, sondern auch aus den Bereichen der Astronomie, der

Physik und Elektronik sowie der so genannten erneuerbaren Energien.

1.5.: Didaktische und bildungstheoretische Argumente für das Experi-

mentieren von Jugendlichen

Da bei Experimentierkästen und Experimentierbüchern das eigenständige

Experimentieren von Kindern bzw. Jugendlichen im Mittelpunkt steht, sol-

len an dieser Stelle einige Argumente für das frühzeitige praktisch-

naturwissenschaftliche Arbeiten angeführt werden:

Die Didaktiken sind sich heute einig, dass ein Bild von theoretischen und

formelbeherrschten Naturwissenschaften – so wichtig auch das Lernen in

solchen Modell- und Formelkategorien ist – auf Schüler abschreckend

wirkt. Praktischer und selbsttätiger naturwissenschaftlicher Unterricht ist an

vielen Stellen oft einprägsamer. Auch Erwachsene scheinen mittels eines

Chemiekastens o. Ä. immer wieder den Spaß und die Faszination am Expe-

rimentieren entdecken zu können.74

Durch Experimentieren werden Kinder und Jugendliche früh herangeführt

auch selbst experimentelle Lösungswege zu finden, die sich aus dem eige-

nen Beobachten naturwissenschaftlicher Phänomene ergeben haben. Damit

sind auch das Ausprobieren und das Abfassen von Hypothesen verbunden.

Des Weiteren werden ein präzises Beobachten und das genaue Nieder-

74 Irmer, E., Chemie im Kindergarten, S.11.

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schreiben bzw. Formulieren dieser Beobachtungen geschult (also auch eine

Förderung der allgemeinen Sprachkompetenz).75

Selbstständiges Experimentieren verlangt von Kindern und Jugendlichen

zudem ein genaues und exaktes Arbeiten, das Einüben von Konzentration

über einen längeren Zeitraum, Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine

Sache, Schulung feinmotorischer Fähigkeiten und unter Umständen das Ar-

beiten in der Gruppe.76 Somit werden auch die in den Sozialwissenschaften

sooft postulierten Schlüsselqualifikationen teilweise gestärkt.

Die Naturwissenschaften und naturwissenschaftliches Denken haben in den

letzten Jahren wieder einen hohen Stellenwert erhalten. Auch Mitmachakti-

vitäten für Kinder und Jugendliche an Universitäten oder anderen Einrich-

tungen sind vermehrt zu finden. Dies soll eben auch die naturwissenschaftli-

che Frühförderung von Kindern unterstützen.77

Wie uns die historischen Experimentierbücher und Experimentierkästen

zeigen, ist jedoch das frühzeitige Heranführen an das Experimentieren kein

Novum der letzen Jahre. In den 70iger bis 80iger Jahren ging lediglich das

Interesse für einige Jahre zurück. Dies war auch auf eine Mathematisierung

und einen zunehmenden Formeldrill zurückzuführen.78

Es bleibt also zu hoffen, dass die Chancen eines frühen Experimentierens

sowohl im privaten als auch v. a. im schulischen Bereich weiter erkannt und

genutzt werden. Dabei muss das Experimentieren natürlich alterstufenge-

recht und ungefährlich sein. Dass dies möglich ist und sich großer Beliebt-

heit erfreuen kann, hat in jüngster Zeit das schon erwähnte Marburger Che-

mikum erwiesen.

75 Irmer, E., Chemie im Kindergarten, S.11f.. 76 Irmer, E., Chemie im Kindergarten, S.14. 77 Lück, G., Naturwissenschaften im Kindesalter, S.7. 78 Lück, G., Naturwissenschaften im Kindesalter, S.7.

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Kapitel 2: Auswertung der vorhandenen Experimentierkäs-

ten und –bücher

2.1.: Quantitative Auswertung der in den Experimentierkästen und –

bücher vorkommenden Versuche

Ein Großteil des zeitlichen Aufwands vor dem Verfassen dieser Arbeit lag

sicherlich in der Auswertung, insbesondere der quantitativen Versuchsaus-

wertung des zur Verfügung stehenden Materials: Damit sollte untersucht

werden, ob im Laufe der Jahre Stoffgruppen in den Versuchen hinzukamen,

verschwanden oder konstant blieben. Ferner bietet dieses Verfahren die

Möglichkeit, Aussagen über den Anteil an anorganischer und organischer

Chemie zu treffen. Diese quantitative Auswertung bildet also eine Basis für

die generelle Auswertung der Experimentierkästen und Experimentierbü-

cher. Zu diesem Zwecke wurde jeder Versuch nach verwendeten Stoffen

und „Lernzielen“ in ein oder mehrere Unterabteilungen der Chemie einge-

ordnet.79

Ich möchte dies an einem kurzen Beispiel erläutern:

Wird in einem Versuch Kupfer mit Schwefel zu Kupfersulfid umgesetzt, so

wurde dieser Versuch in den Spalten „Kupfer, Silber, Gold“, „Schwefel und

seine Verbindungen“ und „Redoxreaktionen“ eingeordnet. Da die Gruppen

anschließend in einen prozentualen Zusammenhang zu der Gesamtzahl aller

Versuche gesetzt werden (nach dem Muster 3,8% aller Versuche beinhalten

die Chemie des Schwefels und/oder seiner Verbindungen) ist klar, dass die

Addition aller Prozentzahlen weit über 100% ergibt, da eben ein Versuch in

mehrere Kategorien zugleich eingehen kann.

Einige Hinweise zur Auswertungsmethode seien noch angeführt: In eine

Kategorie zu einem Element oder einer Stoffgruppe wurden Versuche nur

dann eingeordnet, wenn dies eine spezifische Reaktion oder Eigenschaft

dieses Elements oder dieser Stoffgruppe zeigen sollte – es ist meiner Mei-

nung nach nicht sinnvoll, jeden Versuch, in dem z. B. Wasser als Lösungs-

mittel verwendet wird, in die Kategorie „Wasser“ einzuordnen, sondern nur

79 Die Versuchsraster befinden sich im Anhang ab Seite 156.

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dann, wenn man zeigen will, dass man Salze oder Alkohole in Wasser lösen

bzw. mit Wasser mischen kann.

So wurden auch Redoxreaktionen in der Regel nur dann als Redoxreaktio-

nen gekennzeichnet, wenn sie entweder mit diesen Begriffen (oder dazuge-

hörigen Termini wie Oxidationsmittel) in der Versuchserklärung arbeiten

oder es sich um auf den ersten Blick für Schüler der Mittelstufe erkennbare

Redoxreaktionen (z. B. des Typs Metall + Nichtmetall → Salz) handelt (das

bedeutet natürlich, dass andere komplizierte Reaktionen, die über das

Hilfsmittel der Oxidationszahlen jedoch als Redoxreaktion identifiziert wer-

den können, ausgeklammert wurden, wenn sie nicht als Redoxreaktionen in

der Versuchserläuterung vorgestellt werden). Auf diese Weise soll erreicht

werden, dass nur Aspekte in die Auswertung aufgenommen werden, die die

Kinder bzw. Jugendliche mittels solcher Versuche erkennen und erlernen

können. Ein weiterer Spezialfall ist die Kategorie der „Verbrennung“: Na-

türlich ist mir bewusst, dass jede Verbrennung eine Redoxreaktion ist. Den-

noch wurde dies hier als spezielle Unterkategorie angeführt, da Verbren-

nungsreaktionen relativ zahlreich sind. Versuche, die der Kategorie

Verbrennung zugeordnet werden, gehen jedoch nicht nochmals in die Kate-

gorie „Redoxreaktion“ ein.

Eine ähnliche Vorgehensweise wurde auch bei anderen „Kategorien“ wie

der Komplexchemie gewählt.

Bei Verbindungen wie beispielsweise H2O2 wurden die Stoffe in die anor-

ganische Kategorie, in dessen äquivalentem Kapitel sie in einem anorgani-

schen Lehrbuch vorkämen, eingeteilt – im Beispiel des Wasserstoffperoxids

wäre dies die Gruppe „Sauerstoff und seine Verbindungen“.80

Manche Versuche sind übrigens nicht ausgewertet worden, da sie z. B.

überhaupt nicht chemischer Natur waren. Andere Versuche, die eine Einheit

bilden, aber in den Versuchsvorschriften durch die verschiedenen Schritte o.

Ä. in mehreren Versuchsnummern dargestellt werden, sind nur als ein Ver-

such in die Gesamtzahl der Versuche dieses Kastens/ dieses Buches einge-

gangen.

Mir ist durchaus bewusst, dass es an manchen Stellen durchaus andere Mög-

lichkeiten der Auswertung gibt. Zu bedenken ist aber, dass dies die für mich

80 Als Vergleichsbuch wurde hierfür das „Lehrbuch der anorganischen Chemie“ (Hollemann/ Wiberg) gewählt.

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29

sinnvollste und dennoch zugleich leistbare Auswertung erschien. Sicherlich

kamen mir auch im Rahmen der Auswertung selber einige Verbesserungs-

gedanken. Die quantitative Auswertung wird daher durch weitere Aussagen

zur Versuchsauswahl in den jeweiligen Experimentierkästen und –bücher

noch weiter charakterisiert werden.

Im Übrigen wurden nicht alle Kästen und Bücher ausgewertet: Manche Käs-

ten und Bücher, wie „Schuco Architekt Natur“ oder „Schulversuche zur

Chemie der Kampstoffe“ passen nicht in das ausgewählte Raster. Auch Käs-

ten und Bücher, die unter 30 Versuche aufweisen, wurden aus statistischen

Gründen bei dieser Untersuchung nicht aufgenommen.

Die Zahlen zu allen ausgewerteten Büchern und Kästen befinden sich im

Anhang. Im Folgenden wird nun das Raster kurz gezeigt, bevor ich dann auf

einige Ergebnisse der durchgeführten Analyse der Versuche eingehe.

Gesamt Anorganik: Gesamt Organik: Gesamt allg. und physik. Chemie

Gesamt Analytik:

Wasserstoff und Verbindungen

Alkane und Petro-chemie

Löslichkeit/ Lö-sungsmittel

Halogene und Halogenide

Alkene, Alkine Säure-Base-Chemie

Säuren der Ha-logene

Benzol und Aroma-tenchemie

Redoxreaktionen

Sauerstoff und Verbindungen

Aliphatische Alko-hole

Physikalische Ei-genschaften (z. B. Schmelzpunkt)

Schwefel und Verbindungen

Ether Verbrennung

Schwefel-Sauerstoff-Säuren

Halogenhaltige org. Verbindungen

Trennverfahren/ Reinigungsverfah-ren

Stickstoff, Phosphor und Verbindungen

Stickstoffhaltige organ. Verbindun-gen

Energetik

Kohlenstoff und Verbindungen

Aldehyde und Ke-tone

Elektrochemie

Silicium und Verbindungen

Carbonsäuren und Derivate (z. B. Es-ter)

Bor, Alumini-um und Verbin-dungen

Salze der Carbon-säuren

Erdalkalimetalle und Verbindun-gen

Lipide

Alkalimetalle und Verbindun-gen

Kohlenhydrate

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30

Eisen, Cobalt, Nickel und Verbindungen

Farbstoffe

Kupfer, Silber, Gold und Ver-bindungen

Kunststoffe

Sonstige Metal-le und Verbin-dungen

Seifen/Tenside

Wasser Teile der Ergebnisse sollen durch Diagramme und Graphiken ein wenig vi-

suell verdeutlicht werden.

Daher noch einige Erläuterungen zu den in den Diagrammen benutzten Ab-

kürzungen:

B = Experimentierbuch

K = Experimentierkasten

B1885 = Des Deutschen Knaben Experimentierbuch, 1885

B1895 = Der junge Chemiker, Jahrgang Ende des 19. Jahrhundert; hier

wurde vereinfacht das Jahr 1895 gewählt

B1912 = Experimentierbuch für mittlere Schüler, 1912

B1922 = Chemie für Jungen, 1922

K1923 = Cheminova-Kasten, 1923

K1936 = Chemie-Trix-Kasten, 1936

K1938 = Kosmos-Kasten, 1938

B1939 = Chemische Experimente, die gelingen, 1939

B1941 = Chemisches Experimentierbuch, 1941

K1948 = All-Chemist-Kasten, 1948 (Dieser Kasten wurde ohne Änderung

der Versuche in den Jahren 1957 und 1970 ohne Änderung neu aufge-

legt. In den Graphiken wird jedoch in der Regel nur die älteste Form be-

rücksichtigt.)

KO61 = Kleiner Experimentator, DDR 1961

BO62 = Chemie selbst erlebt, DDR 1962

KO67 = Der kleine Chemiker, DDR 1967

BO70 = Das große Experimentierbuch, DDR um 1970

K1973 = Kosmos C1, BRD 1973 (Dieser Kasten liegt mit den gleichen Ver-

suchen im Jahre 1977 vor.)

K79.1 = Philips CE 1401-1450, BRD 1979

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K79.2 = Kosmos Chemie-Junior, BRD 1979 (Dieser Kasten liegt mit den

gleichen Versuchen aus dem Jahre 1987 vor.)

KO87 = Kasten VEB Ilmenau, DDR 1987

K90.1 = Kosmos C1000, 1990 (Dieser Kasten liegt mit den gleichen Versu-

chen aus dem Jahre 1994 vor)

K90.2 = Kosmos C2000, 1990 (Dieser Kasten liegt mit den gleichen Versu-

chen aus den Jahren 1994 und 1998 vor. Er stellte eine Erwei-

terung zum C1000 dar)

K2004 = Clementoni Chemie-Maxi, um 2004

K2005 = Kosmos Chemielabor, 2005

BOC40 = Organische Chemie im Probierglas, 1940

Nun also einige Ergebnisse zu der Entwicklung der Versuche hinsichtlich

ihrer Zugehörigkeit in verschiedene Stoffklassen bzw. Kategorien.81 Ange-

merkt sei bereits, dass die Diagramme in der Regel nur Tendenzen anzeigen

können; es wird darüber hinaus immer einige Bücher bzw. Kästen geben,

die aus dieser Tendenz nach „oben“ oder „unten“ ausbrechen.

Beginnen möchte ich mit dem Anteil der Anorganischen Chemie, der Orga-

nischen Chemie und der Allgemeinen Chemie (angegeben in %) bezüglich

der Gesamtzahl der Versuche in einem Kasten bzw. Buch (auf Grund der

großen Datenmenge und zwecks besserer Übersichtlichkeit werden Kästen

und Bücher hier getrennt aufgeführt):

0

20

40

60

80

100

120

K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Anorganik Organik Allg.Chemie

81 Nochmals der Hinweis, dass sich alle Zahlen zu jedem Experimentierkasten und Experimentierbuch zum Nachschlagen im Anhang 7.1. (ab S.156 ) befinden.

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32

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Anorganik Organik Allg.Chemie

Aus den beiden Diagrammen erkennt man ganz deutlich, dass generell der

Schwerpunkt der Versuche in den Experimentierkästen und Experimentier-

bücher im Bereich der Anorganischen Chemie liegt.82 Dennoch scheint ten-

denziell der Anteil an der Anorganik, vor allem wenn man die Experimen-

tierkästen der DDR ausklammert, seit dem Ende des 2.Weltkriegs zurück-

zugehen.

Sehr wechselhaft ist auch der Anteil der Organischen Chemie. Dieser

scheint sich jedoch, sieht man von dem Philips-Kasten und VEB Ilmenau

Kasten der DDR ab, ab den 70iger Jahren bei einem Bereich um die 40%

eingependelt zu haben. Auch bei den Experimentierbüchern ist insgesamt

ein steigender Anteil organischer Versuche zu verzeichnen. Aber es bleibt

zu konstatieren, dass der Anteil an Versuchen der Organik immer um min-

destens 10% unter dem Anteil an anorganischen Experimenten liegt (in der

Regel jedoch noch weitaus höher).

Gerade ab den 90iger Jahren ist im Bereich der Allgemeinen Chemie ein

generelles Ansteigen der Kurve zu verzeichnen. Sieht man von einigen

„Peaks“ ab (insbesondere wiederum beim Kasten VEB Ilmenau, der einen

nicht in die Entwicklung passenden „Tiefpunkt“ ergibt), kann man die The-

se aufstellen, dass der Anteil der Allgemeinen Chemie von der Weimarer

82 Die Ausnahme bildet das Werk „Organische Chemie im Probierglas“, das in diesen Diagrammen nicht berück-sichtigt wird, da es schon auf Grund seines Titels aussagt, sich ausschließlich auf Organische Chemie speziali-siert zu haben.

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Zeit über das „Dritte Reich“ und die zwei deutschen Staaten bis hin zur ver-

einigten BRD stärker wurde. Dies korreliert auch mit einem gewissen ten-

denziellen Absinken der Anorganik (besonders seit den 70iger Jahren des

20. Jahrhunderts). Betrachtet man sich die Inhaltsverzeichnisse der Experi-

mentierkästen und Experimentierbücher wird dies bereits deutlich: Man

geht weg von einer Gliederung nach Stoffen (Elemente und ihre Verbindun-

gen) und hin zu allgemeineren Konzepten (z. B. Chemie der Säuren und Ba-

sen).83

Gehen wir nun genau auf einige Stoffgruppen ein:

Eine eindeutige Veränderung hinsichtlich des Versuchsanteils in Büchern

und Kästen erkennt man in der Rubrik „Sonstige Metalle und Verbindun-

gen“. Da sich in dieser Kategorie hauptsächlich Experimente mit Elemen-

ten wie Arsen, Blei, Chrom und Quecksilber wieder finden, geht ein Rück-

gang dieser Kategorie einher mit einer allmählichen Entschärfung der Ver-

suche hinsichtlich ihres Gefahrenpotentials für Kinder und Jugendliche.84

(wiederum Angaben in %)

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

K1923K1936 K1938K1948 KO61 KO67 K1973 K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Sonstige Metalle

83 Vgl. dazu Kap. 2.3.. 84 Vgl. dazu Kap. 2.6..

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0

10

20

30

40

50

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Sonstige Metalle

Es ist klar zu erkennen, dass die Anzahl der Versuche in dieser Kategorie

bei den Experimentierbüchern weitaus höher liegt. Bei den Kästen ist ein

deutlicher Rückgang erst ab den 90iger Jahren zu erkennen.

Dass die Anzahl dieser Versuche in den Kästen deutlich unter denen der

Experimentierbüchern liegen ist wie folgt zu erklären: In diese Kategorie

zählen auch Elemente wie Mangan und Zink. Diese sind es, die in den Käs-

ten in Form von Verbindungen zu Grunde liegen (z. B. in Form von ZnSO4

oder KMnO4). In einigen Kästen, wie z. B. dem Philips aus dem Jahre 1979,

findet man auch elementares Blei (zum Gießen o. Ä.). Die Stoffe Zink,

Mangan und Blei – z. T. auch Chrom – und ihre Verbindungen sind es auch,

die dazuführen, dass in den 60iger Jahren der DDR-Experimentierbücher

„sonstige Metalle“ immer noch recht häufig vertreten sind. In den Jahren

zuvor – besonders im Kaiserreich, aber auch im „Dritten Reich“ - wurde

auch mit Metallen wie Quecksilber und Arsen gearbeitet, weshalb hier der

Anteil besonders hoch liegt. Außerdem wurde die Bleichemie vermehrt be-

handelt.

Auffällig ist der „Tiefpunkt“ im Jahre 1941, in dem es aber auch ver-

gleichsweise wenig Versuche mit Eisen oder Kupfer gibt. Man könnte viel-

leicht durchaus die These aufstellen, dass dies mit der Kriegswirtschaft zu

tun hat und diese Metalle als zu kostbar eingestuft wurden.

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Leider liegen der Untersuchung keine neueren Experimentierbücher (z. B.

BRD ab den 80iger Jahren) zu Grunde: Ich bin mir aber relativ sicher, dass

man dann auch hier einen rapiden Rückgang dieser Rubrik verzeichnen

würde, da aus heutiger Sicht sicherlich die Blei- und Chromchemie aus Ge-

fahrstoffgründen gänzlich wegfallen müssten. Das Fehlen von Versuchen

mit Quecksilber und Arsen versteht sich in der heutigen Zeit von selbst.

Betrachten wir nun ein wenig die Alkali- und Erdalkalimetalle.

(Angaben in %)

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

K1923K1936K1938K1948KO61 KO67K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Alkali Erdalkali

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0

2

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6

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16

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Alkali Erdalkali

Insbesondere bei den Experimentierkästen erkennt man, dass der Anteil an

Versuchen mit Elementen (und deren Verbindungen) der ersten beiden

Gruppen des Periodensystems relativ konstant geblieben ist (sie nehmen bis

auf wenige Ausnahmen ungefähr je einen Wert von 5-10% ein). Vergleicht

man mit der Kategorie „sonstige Metalle“, so bemerkt man, dass die Alkali-

und Erdalkalimetalle nicht solchen zahlenmäßigen Schwankungen unterlie-

gen.

In den Experimentierbüchern erscheinen die Schwankungen zwar etwas

stärker, aber dennoch kann man meiner Ansicht nach wenig über eine in den

Jahren betrachtende abnehmende oder zunehmende Entwicklung aussagen.

Die Erklärung hierfür scheint zu sein: Die Verbindungen der Alkali- und

Erdalkalimetalle (z. B. NaCl und CaCO3) sind relativ ungefährlich. Deswe-

gen verwendet man sie auch in den heutigen Experimentierkästen noch ger-

ne. Darüber hinaus besitzen solche Stoffe, wie eben das genannte Kochsalz

und Kalk (aber auch Gips (CaSO4)) einen hohen Alltagsbezug. Ferner sind

die Versuche wie Carbonatnachweis mit einer Säure (heute meist Essiges-

senz) oder Flammenfärbung leicht durchzuführen.

Experimente wie Kalklöschen oder die Analytik von Metallen waren aber

auch schon in den frühen Kästen und Bücher bekannte und beliebte Versu-

che, weshalb sie auch schon dort vermehrt zum Einsatz kamen.

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Betrachten wir nun die Stoffgruppe in der Anorganik, die insgesamt am

Häufigsten Einzug in die Experimentierkästen und –bücher fand: Der Koh-

lenstoff und seinen Verbindungen (gemeint sind damit natürlich der elemen-

tare Kohlenstoff und die „anorganischen“ Kohlenstoffverbindungen wie

Karbonate und Kohlenstoffdioxid):

(Angaben in %)

0

5

10

15

20

25

K1923 K1936 K1938 K1948 KO61 KO67 K1973 K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004 K2005

Kohlenstoff

0

10

20

30

40

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Kohlenstoff

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Gerade die Experimentierkästen verdeutlichen, dass die anorganische Koh-

lenstoffchemie immer einen relativ großen Anteil (meist um die 10%-Marke

und höher) besitzen. Eine in den Jahren abnehmende oder zunehmende

Tendenz ist nicht herauszulesen.

Ähnlich verhält es sich mit den Experimentierbüchern, obschon hier Ab-

weichungen weitaus stärker auftreten. Eine Ausnahme bildet das Experi-

mentierbuch von 1895, das überhaupt keine anorganische Kohlenstoffche-

mie aufweist (hier wurde extrem stark die Metallchemie behandelt, wie auch

aus den Diagrammen „sonstige Metalle“ und „Alkali- und Erdalkalimetalle“

hervorgeht).

Einen hohen Anteil an Kohlenstoff haben auch die Kästen und Bücher des

„Dritten Reichs“ (alle im Bereich von 10,9 bis 24,2%) ein: Hier kommen v.

a. auch Versuche zur Adsorptionswirkung von elementarem Kohlenstoff

(als Inhaltsstoff in Gasmasken gegen Giftgas o. Ä.).

Ansonsten sind es Versuche zu Kohlendioxid, Nachweis des „schwarzen-

anorganischen Kohlenstoffs“ im „weißen-organischen Zucker“, Untersu-

chung der Kohlensäure und Carbonate, sowie Entfärben (z. B. des Rotwein)

durch elementaren Kohlenstoff, die beinahe in allen Experimentierkästen

und Experimentierbüchern durchweg nachzulesen sind.

Als nächstes soll ein wenig das „Wasser“ in seiner quantitativen Versuchs-

entwicklung untersucht werden:

(Angaben in %)

0

5

10

15

20

K1923K1936K1938K1948KO61 KO67K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Wasser

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2

4

6

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Wasser

Auch beim Wasser kann man keine offensichtlich zunehmende bzw. ab-

nehmende Tendenz über die Jahre ausfindig machen. Jedoch zeigen sich ge-

rade in den Experimentierbüchern sprunghafte Wechsel.

Dass Wasser über die Jahre hinweg eine große Rolle spielte, kann man si-

cherlich mit seiner großen Bedeutung in Chemie und Alltag erklären. Ferner

handelt es sich um einen ungefährlichen Stoff, so dass er eben auch in den

neueren und sicheren Kästen in Experimenten verwendet wird.

In den Fokus sollen nun mal einige Nichtmetalle und ihre Verbindungen ge-

rückt werden.

Beginnen möchte ich mit den Nichtmetallen der fünften und sechsten

Hauptgruppe (ausgenommen den Sauerstoff und seine Verbindungen):

Hierbei handelt es sich also konkret zum einen um die Elemente Stickstoff/

Phosphor und deren Verbindungen, sowie dem Element Schwefel und des-

sen Verbindungen.

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(Angaben in %)

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K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

N,P &Verb. S & Verb.

02468

101214161820

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

N,P &Verb. S & Verb.

Man erkennt aus den Graphiken, dass sich – insbesondere in den Experi-

mentierbüchern – die Schwefelchemie über Jahre hinweg einer relativ gro-

ßen Beliebtheit erfreute. Dennoch ist gerade in den westdeutschen Kästen ab

den 70iger Jahren ein gewisser Abfall zu verzeichnen. Im Kosmos-Kasten

2005 sind es v. a. die Sulfate, die den Anteil etwas nach oben treiben. Bis in

die 60iger-Jahre war es hingegen die Chemie der Schwefeloxide, des

Schwefelwasserstoffs und des elementaren Schwefels, die die Prozentwerte

in den zweistelligen Bereich trieben. Ein Zurückgehen ist hier sicherlich

auch mit dem Gefahrenpotential der Schwefeloxide und des Schwefelwas-

serstoffs verbunden.

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Im Bereich „Stickstoff und Phosphor“ ist in den Kästen keine konkrete Ten-

denz abzuleiten. Auffällig sind jedoch einige Spitzenwerte: Im „Des deut-

schen Knaben Experimentierbuch“ von 1885 werden Versuche mit elemen-

tarem Phosphor und der Phosphorsäure durchgeführt. Dies wirkt sich natür-

lich auf den Gesamtwert erhöhend aus. Im Jahre 1912 werden einige Versu-

che mit Salpetersäure beschrieben, was in den sonstigen Büchern und Käs-

ten auch eher rar ist. Im Cheminova-Kasten von 1923 werden der Ammoni-

ak und die Chemie der Landwirtschaft vergleichsweise ausführlich behan-

delt: Ein Zusammenhang mit dem erst 1910 patentierten Haber-Bosch-

Verfahren ist dabei durchaus denkbar. Im Kosmos-Kasten von 1938 sind es

u. a. einige Versuche mit Phosphorsäure, die den Wert im Vergleich zu den

meisten anderen Kästen und Büchern hoch erscheinen lassen. Generell fin-

det man ab den 70iger Jahren in dieser Rubrik eigentlich nur Versuche zu

Nitraten, Phosphaten und Ammoniak, während Versuche zur Salpetersäure,

zur Phosphorsäure oder zu elementarem Phosphor wegfallen.

Schauen wir uns folgend die Graphiken zu Wasserstoff und Sauerstoff, so-

wie deren Verbindungen an:

(Angaben in %)

0

2

4

6

8

10

12

K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

H2 & Verb. O2 & Vebr.

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

H2 & Verb. O2 & Verb.

Sieht man von den normal-statistischen Hoch- und Tiefpunkten ab, scheint

es hier schwierig zu sein, einen abnehmenden oder zunehmenden Trend aus-

findig zu machen. Der sehr hohe Wert im Bereich der Wasserstoffchemie

im Lesebuch aus dem Jahre 1922 ist mit etlichen Versuchen zum Knallgas,

aber auch zu den physikalischen Eigenschaften des Wasserstoffs (z. B. Bal-

lon mit Wasserstoff gefüllt) zu erklären.

Die Oxide oder aber die Verbrennungen mit Sauerstoff zum Oxid wurden

eigentlich in allen Zeiten gleichermaßen durchgeführt. Früher kam jedoch

das Verbrennen in selbst-hergestelltem elementarem Sauerstoff, sowie die

Darstellung von Knallgas etwas häufiger vor als in den jüngeren Kästen

(Stichwort: Sicherheitsaspekte).

Das letzte rein anorganische Diagramm soll die Entwicklung der Halogene

und Halogenide etwas vor Augen führen (nicht berücksichtigt sind dabei die

halogenhaltigen Säuren).

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(Angaben in %)

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K1923K1936K1938 K1948 KO61 KO67 K1973 K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Halogene

0

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Halogene

Auf den ersten Blick scheint es auch in diesem Themengebiet schwer, eine

stetige Entwicklung wahrzunehmen.

Dabei gilt jedoch Folgendes, was uns das Diagramm nicht verrät, zu beach-

ten: Bis in die 50iger Jahre waren eine große Mehrzahl der Versuche Expe-

rimente mit elementarem Chlor bzw. Chlorgasdarstellung oder gar Chlor-

knallgas. Sicherlich wurde auch in den 70iger und 80iger Jahren noch Chlor

hergestellt, aber weniger häufig und nicht in so großen Mengen. Vielmehr

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hat sich hier die Chemie in Richtung der Halogenide – also der ungefährli-

chen Salze verschoben (z. B. Versuche mit NaCl oder Nachweis von Cl-).

Eine wichtige Stellung in der chemischen Grunderziehung nahmen von je-

her die Säuren ein. Konzeptionell wurden in den Experimentierkästen- und

büchern v. a. die Salzsäure, die Schwefelsäure und diverse Carbonsäuren

(hauptsächlich die Essigsäure) verwendet. Phosphorsäure und Salpetersäure

nehmen eine äußerst untergeordnete Stellung ein und konnten daher bei der

Auswertung außer Acht gelassen werden. Bei den „Säuren der Halogene“

kommen jedoch auch vereinzelt Flusssäure oder Perchlorsäure vor.

(Angaben in %)

0

2

4

6

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K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Halogens. Schwefels. Carbons.

02468

10121416

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Halogens. Schwefels. Carbons.

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Gerade in den Experimentierkästen stellen die Carbonsäuren in den meisten

Fällen den größten Anteil an Säuren. Ein Grund liegt sicherlich in der leich-

teren Beschaffbarkeit bzw. dem Nachkaufen von Essigessenz im Vergleich

zu den anorganischen Säuren. Dies gilt insbesondere für die Zeit ab den

80iger/ 90iger Jahren (zuvor konnte man Salzsäure o. Ä. auch relativ un-

problematisch beim Apotheker erwerben). Eine weitere Ursache ist sicher-

lich, dass der Postversand von Säuren und Laugen in den Experimentierkäs-

ten auch gesetzlichen Barrieren unterlag und unterliegt.

In den Experimentierbüchern ist zunächst ein höherer Anteil der starken an-

organischen Säuren zu bemerken. Der hohe Anteil der Schwefelsäure bis in

die 30iger Jahre korrespondiert auch mit dem großen Interesse an der Che-

mie der Schwefelwasserstoffe und Schwefeloxide in jener Zeit.

Der generelle Trend eines Absinkens des Anteils der anorganischen Säuren

geht einher mit einem steigenden Anteil der Carbonsäuren. Damit verbun-

den ist sicherlich auch der Sicherheitsaspekt. Dies manifestiert sich auch in

der Tatsache, dass die Schwefelsäure ab den 90iger Jahren in nur noch ei-

nem Kasten vorkommt, und die verwendeten Säuren stets verdünnter ge-

worden sind. Bereits erwähnt wurde die Änderung in den Experimentierkäs-

ten von der Stoffchemie zu allgemeinen Konzepten der Chemie. Allgemeine

Lehrinhalte der Säure-Base-Chemie, wie der saure Geschmack (in alten Bü-

chern wird durchaus auch empfohlen an verdünnter HCl zu schmecken) von

Säuren, die Wirkung auf Indikatoren oder die Reaktionen mit diversen Me-

tallen und Salzen, lassen sich auch mit den ungefährlicheren Carbonsäuren

(zum Beispiel Essigsäure oder Zitronensäure) verwirklichen.

Wie bereits die erste Graphik in diesem Kapitel verdeutlicht, ist der Anteil

an der Organischen Chemie in allen Experimentierbüchern und Experimen-

tierkästen – dem Werk „Organische Chemie im Probierglas“ ausgenommen

– weit unter dem Anteil der Anorganischen Chemie.

Die steigende Tendenz der Carbonsäuren seit den 90iger Jahren wurde be-

reits im letzten Diagramm dargelegt.

Versuchen wir nun die wohl meistbehandelte Stoffklassen der Organik ein

wenig zu entschlüsseln: Die Chemie der Kohlenhydrate und der Farbstoffe

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(Angaben in %)

0

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K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973 K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2K2004K2005

Kohlenhydrate Farbstoffe

0

2

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8

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16

18

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 BOC40 B1941 BO62 BO70

Kohlenhydrate Farbstoffe

Auch hier scheint es schwer eine generelle zeitliche Entwicklung ausfindig

zu machen. Festzustellen ist jedoch, dass die Chemie der Kohlenhydrate und

Farbstoffe gemeinsam mit den Carbonsäuren im Bereich der Organischen

Chemie zumeist eine hohe Proportion stellen – vergleicht man z. B. mit dem

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Gesamtanteil an organischen Versuchen in den Experimentierkästen und

Experimentierbüchern.

Bei der Farbstoffchemie sind es v. a. Experimente mit Indikatoren, die den

Anteil stärken.

In der Chemie der Kohlenhydrate kommen hauptsächlich die Nachweisreak-

tionen (wie Fehling-Probe) bei den verschiedenen Zuckertypen (Glucose,

Fructose und Disaccharide) zum Einsatz. Aber auch das Verkohlen des wei-

ßen Zuckers mittels Schwefelsäure ist ein gern gezeigtes „Phänomen“.

Schauen wir uns nun ein wenig zwei weitere biochemische Stoffklassen an:

die Lipide und die Aminosäuren & Peptide.

(Angaben in %)

0

1

2

3

4

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K1923 K1936 K1938 K1948 KO61 KO67 K1973 K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004 K2005

Aminosäuren Lipide

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 BOC40 B1941 BO62 BO70

Aminosäuren Lipide

Zunächst einmal fällt sicherlich auf, dass die Prozentwerte in der Regel un-

ter den Werten der Farbstoffchemie und Zuckerchemie liegen.

Während in den Kästen, die erst ab der Weimarer Zeit beginnen (ältester

Kasten aus dem Jahre 1923) ein Trend schwer abzulesen ist, zeigen die Ex-

perimentierbücher ein eindeutigeres Bild. Experimente mit Aminosäuren

und Peptide wurden erstmals in dem Werk „Organische Chemie im Probier-

glas“ vorgestellt und blieben von dieser Zeit an in den Büchern vorhanden.

Im Kaiserreich und Weimar tat man sich offensichtlich mit dieser Materie

noch etwas schwer, weshalb aus dieser Zeit keine Versuche in den Experi-

mentiervorschriften der Bücher zu finden sind. Dies verwundert umso we-

niger, wenn man bedenkt, dass die ersten Proteine im Jahre 1838 entdeckt

wurden85 – die Erforschung der einzelnen Proteinbestandteile und Reaktio-

nen konnte daher nur in den wissenschaftlichen Kinderschuhen stecken.

Auch der Anteil der Lipidchemie scheint sich erst richtig im „Dritten

Reich“ zu stabilisieren – sieht man von dem Werk aus dem Jahre 1885 ab.

Betrachten wir nun die Rubrik „Benzol und Aromatenchemie“ (hierbei wur-

de freilich nicht jeder aromatische Farbstoff mitgewertet – sondern nur sol-

che Aromaten, die nicht bereits als Farbstoff, Carbonsäure o. Ä. in die Sta-

tistik aufgenommen worden sind).

85 Vgl. Internetlink: http://www.acibas.net/Aminosaeuren/index.shtml.

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(Angaben in %)

0,00,51,01,52,02,53,03,54,04,55,0

K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Benzol & Aromaten

0

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1618

20

B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 BOC40 B1941 BO62 BO70

Benzol & Aromaten

Die äußerst komplexe Aromatenchemie wurde nur in wenigen Büchern und

Kästen behandelt. Die jeweiligen Höhepunkte der Diagramme liegen in der

Zeit des „Dritten Reiches“. Dies ist sicherlich kein Zufall: Die Aromaten-

chemie wurde in der NS-Zeit als sehr bedeutender Industriezweig angeprie-

sen – nicht zuletzt als Ausgangsstoff für Gift-, Kampf- und Sprengstoffe. In

dieser Zeit und in dem DDR-Buch aus dem Jahre 1962 finden sich daher

auch noch Experimente wie Nitrierung und Sulfonierung von Benzol oder

das Arbeiten mit Anilin, was heute alleine aus sicherheits- und gesundheits-

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technischen Aspekten nicht mehr möglich wäre. Ab den 70iger Jahren findet

man dann Benzol generell nicht mehr in den Experimentierkästen und

-büchern. Dies ist sicherlich auch auf die allmählich bekannt werdende can-

cerogene Wirkung von Benzol zurückzuführen. Ab den 70iger/80iger Jahren

sind es lediglich harmlose aromatische Verbindungen, die in den Versuchs-

vorschriften enthalten sind.

Viele andere organische Stoffklassen werden entweder auf einem durchge-

hend niedrigen Niveau (z. B. Alkohole) oder so gut wie gar nicht (z. B. E-

ther und Aldehyde) behandelt.

Dennoch möchte ich hier noch die Entwicklung der gesättigten Kohlenwas-

serstoffe und der Petrochemie aufzeigen:

(Angaben in %)

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Alkane & Petroch.

0

1

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4

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 BOC40 B1941 BO62 BO70

Alkane & Petroch.

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Man erkennt, dass die Alkane vergleichsweise eine untergeordnete Stellung

(speziell in den Experimentierkästen) einnehmen. Der absolute Höhepunkt

ist bei den Experimentierbüchern des Nationalsozialistischen Deutschlands

zu erkennen. Dies steht vermutlich in einem Zusammenhang mit der Bedeu-

tung der Petrochemie in der damaligen Kriegswirtschaft bzw. kriegsvorbe-

reitenden Industrie.

Doch auch im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik exis-

tierten in den Anleitungen Versuche zu Leuchtgas, da dieses auch noch bis

zur Mitte des 20. Jahrhunderts als Brennstoff eingesetzt wurde. Dass ab den

späten 70iger Jahren überhaupt keine Alkane mehr vorkommen, hat sicher-

lich auch mit einem gewissen Bedeutungsverlust des Leuchtgases als

Energieträger zu tun. Man denke nur an das Aufkommen der Kernenergie in

den 60iger Jahren.86

Zum Abschluss aus dem Bereich der Organik soll die „Kunststoffchemie“

und deren Entwicklung präsentiert werden:

(Angaben in %)

0

1

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4

K1923K1936K1938K1948KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Kunststoffe

86 Vgl. dazu Internetlink: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie#Geschichte.

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 BOC40 B1941 BO62 BO70

Kunststoffe

Die Kunststoffchemie als äußerst junge Disziplin taucht also erstmals in den

30iger Jahren in unserem behandelten Material auf. Auch hier kann man

wohl einen Zusammenhang mit der Entwicklung und Entdeckung verschie-

dener Kunststoffe (z. B. Nylon und PVC in den 30iger Jahren des 20 Jahr-

hunderts87) in jener Zeit sehen. Nichtsdestotrotz wird die Kunststoffchemie

nur wenig bis gar nicht behandelt. Vergleichbar starken Anteil weist sie je-

doch in den Experimentierbüchern der DDR auf. Gerade in dem z. T. stark

propagandistisch-wirkendem Werk aus dem Jahre 1962 („Chemie selbst er-

lebt“)88 kommt es einem vor, als ob man die Technik und Produktionsfähig-

keiten der DDR in diesem damals sehr modernen wissenschaftlichem Gebiet

vorstellen und anpreisen wolle.

Betrachten wir nun abschließend noch einige Aspekte des Teilbereichs „All-

gemeine und Physikalische Chemie“ und beginnen mit dem Konzept der

Säure-Base-Chemie und der Redoxchemie (hier mit eingerechnet auch die

Verbrennungen und die Elektrochemie):

87 Vgl. dazu Internetlink: http://www.seilnacht.com/Lexikon/k_gesch.html. 88 Vgl. dazu S.117f..

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K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973 K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2K2004K2005

Säure-Base Redox

0

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Säure-Base Redox

Die Graphiken verdeutlichen den hohen Anteil der Säure-Base-Chemie und

der Redoxreaktionen in den Experimentierkästen und –büchern. Diese bei-

den Konzepte waren bereits im Kaiserreich bekannt und wurden daher auch

in dieser Zeit bereits eingebracht. Dennoch liegen hier die Werte niedriger

als in der Zeit ab der Weimarer Republik.

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Begriffe wie Oxidation und Reduktion werden jedoch in eigentlich allen

Büchern – mehr oder weniger ausführlich – erklärt oder zumindest definiert.

Auf Grund der Bedeutung dieser beiden Konzepte, die man durchaus als die

beiden Grundreaktionen der anorganischen Chemie (die bekanntermaßen,

den Hauptteil der Versuche in den Experimentierkästen und Experimentier-

büchern stellt) bezeichnen kann, verwundert der relativ konstante und hohe

Anteil über die Jahre hinweg nicht.

Folgend die Diagramme für „Physikalische Eigenschaften“ und die Löslich-

keit bzw. Mischbarkeit von Stoffen:

(Angaben in %)

0

5

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25

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K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Löslichkeit Physik.

0

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Löslichkeit Physik.

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Insbesondere bei den Kästen kann man in der Summe der beiden Kurven ein

Ansteigen und anschließende Stabilisierung ab den 60iger Jahren erkennen

– sieht man von dem VEB Ilmenau Kasten aus dem Jahre 1987 ab. Dies ist

durchaus im Zusammenhang mit dem schon in der ersten Graphik erwähn-

ten relativen Anstieg des Teilbereichs „Allgemeine und Physikalische Che-

mie“ zu sehen. Diese Eigenschaften, die man eher in einer auf die Konzepte

und Theorien basierenden Didaktik als in einer reinen „Stoffchemie“ ver-

wendet, werden daher seit den 60iger Jahren vermehrt behandelt. Trotzdem

kommen sie natürlich auch in der „Stoffchemie“ des Kaiserreichs bis NS-

Zeit vor.

Die Experimentierbücher zeigen bereits ab 1895 in der Summe einen hohen

Anteil dieser Rubriken. Leider fehlen auch hier weitere Bücher aus den

60iger Jahren und Westdeutschland. Dennoch vermute ich, dass in solchen

Büchern die Quote weiter gestiegen ist.

Werfen wir zum Abschluss dieses Kapitels einen Blick auf die „Analytische

Chemie“ (also der Prozentsatz von Nachweisreaktionen):

(Angaben in %)

0

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K1923K1936K1938K1948 KO61 KO67 K1973K79.1 K79.2 KO87 K90.1 K90.2 K2004K2005

Analytik

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0

10

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B1885 B1895 B1912 B1922 B1939 B1941 BO62 BO70

Analytik

Es wird deutlich, dass die Quote an Nachweisversuchen über die Jahre hin-

weg äußerst schwankte. Eine Zeit eines besonderen Anstiegs oder Abfalls

dieser Quote ist eigentlich nicht ausfindig zu machen. Dies hängt sicherlich

auch damit zusammen, dass Nachweisreaktionen immer in Experimentier-

kästen und Experimentierbüchern eine wichtige Rolle spielen können, damit

die Jugendlichen lernen Stoffe zu analysieren oder selber in der Umwelt

ausfindig machen zu können (z. B. Fehling als Zucker-Nachweis bei diver-

sen Lebensmitteln). Gerade diese eben auf den Alltag und die Umwelt be-

zogenen Nachweisreaktionen finden sich in den jüngeren Kästen und Bü-

chern.

Die älteren Experimentierkästen und Experimentierbücher weisen hingegen

häufiger einen anderen Typus von Nachweisreaktionen auf, wie beispiels-

weise die Chlorid-Fällung mit Silbernitrat: also den Nachweis von Elemen-

ten oder Ionen.

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2.2.: Entwicklung von Versuchen

Zu diesem Themenbereich, nämlich wie sich Versuche entwickelt haben, ist

sicherlich bereits im vorangegangen Abschnitt einiges geschrieben worden.

Diese Arbeit erhebt auch keinen Anspruch, sämtliche Versuche in ihren

Entwicklungen und Veränderungen vorzustellen. Das würde den Rahmen

dieser Arbeit sicherlich sprengen. Stattdessen möchte ich exemplarisch eini-

ge Aspekte nennen:

Betrachtet man zunächst die chemischen „Teilbereiche“ Anorganik und Or-

ganik getrennt voneinander, ist folgende Feststellung möglich: Die Versu-

che der Organik unterlagen einem stärkeren Transformationsprozess. Hier

kamen sowohl neue Versuche als auch neue Themenbereiche im Verlauf der

Jahre auf bzw. verfestigten sich, in dem sie ab einem gewissen Zeitraum ei-

gentlich in jedem Buch oder Kasten Einzug fanden (z. B. die Aminosäuren

als biochemische Stoffe in den Experimentierkästen ab den 90iger Jahren).

In der Anorganik ist v. a. das Auslassen einiger Teilbereiche (hauptsächlich

stoffchemisch gesehen) auffallend. Viele Versuche zu Stoffen oder Stoff-

gruppen gehen allmählich zurück oder fallen gar gänzlich weg. Die Haupt-

ursache liegt meiner Ansicht nach in dem Sicherheitsaspekt. Das Weglassen

von Versuchen ist nämlich oftmals bei Stoffen (z. B. Chromverbindungen

und Quecksilberverbindungen), die nach heutigen Ansichten und Erkennt-

nissen nicht in einen Experimentierkasten für Jugendliche oder Laien gehö-

ren, der Fall. Sicherlich ist dies auch im Bereich der Organik zu beobachten

(man denke nur an den gesamten Bereich der Benzolchemie).

Dadurch wurde es jedoch auch zum Teil notwendig, andere Experimente

aufzunehmen: Nehmen wir beispielsweise die Darstellung von Sauerstoff.

Das Herstellen von elementarem Sauerstoff, um anschließend z. B. einen

Glimmspan in selbigen zu verbrennen, ist didaktisch sinnvoll – es verdeut-

licht u. a. den Begriff der Oxidation (v. a. den veralteten Begriff, der über

die Aufnahme von Sauerstoff definiert ist). In der Zeit vom Kaiserreich bis

zum „Dritten Reich“ stellte man elementaren Sauerstoff vornehmlich durch

die Zerlegung von Quecksilberoxid dar:

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Im Experimentierbuch aus dem Jahre 1941 wird diese Methode ange-

wandt.89 Die Darstellung des Sauerstoffs erfolgte also gemäß folgender Re-

aktion mit dem roten Quecksilber(II)-oxid:

HgO → Hg + ½ O2

Dabei handelt es sich um eine praktisch relativ leicht durchzuführende Zer-

setzungsreaktion.

Da auf Grund der Giftigkeit des Quecksilbers dieses nicht mehr verwendet

werden durfte, bediente man sich zunehmend der Darstellung von Sauer-

stoff mittels Kaliumpermanganat (obwohl dieses Verfahren in älteren Bü-

chern noch zusätzlich angewandt wurde). Dabei handelt es sich um folgende

Reaktion:

4 KMnO4 → 4 MnO2 + 2 K2O + 3 O2

In dem neuesten Kosmos-Kasten verwendet man sogar wegen der hohen

Reaktivität von reinem Kaliumpermanganat ein Kaliumpermanganat-

Gemisch (KMnO4 mit Na2SO4 im Verhältnis 1:2).

Versuche können sich aber auch im Laufe der Jahre in ihrer Vorschrift und

ihrem Aufbau ändern. Hierzu kann das Beispiel der Destillation dienen:

Destillationen findet man eigentlich in jedem Experimentierkasten und Ex-

perimentierbuch, da es zu den Basistrennungsarten gehört.

Das Buch „Der junge Chemiker“ aus dem Deutschen Kaiserreich präsentiert

uns verschiedene Destillationsapparaturen.

In der ersten Apparatur destilliert man mit roter Tinte gefärbtes Wasser, so

dass dieses natürlich als farbloses Destillat entsteht. Der Aufbau wird wie

folgt skizziert:

90 Dabei erkennt man, dass bereits drei Glasgeräte zusammengebaut werden

müssen.

89 Vgl.: Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, S.57ff.. 90 Aus: Der junge Chemiker, S.59.

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Dieses Buch zeigt aber auch, wie man Wasser noch besser reinigen kann –

z. B. von Salzen. Hierfür werden drei weitere Versuchsaufbauten präsen-

tiert, u. a.:

91 Man erkennt äußerst komplexe Apparaturen, deren Aufbau sich für einen

Laien bzw. einen Jugendlichen als äußerst schwierige Aufgabe erweisen

könnte.

Auch Scheids „Chemisches Experimentierbuch“ möchte die Destillation den

Jugendlichen nahe bringen. Es verspricht eine einfache Destillationsappara-

tur, deren Anordnung jedoch auch vergleichsweise kompliziert ist.92

Etwas einfacher gestaltet sich wohl der Aufbau des Kosmos-Kastens C1 aus

den 70iger Jahren. Auch wird die Apparatur allmählich standfester und da-

mit sicherer.

93

ereits die Kosmos-Kästen in den 90iger Jahren zeigen die Destillation eher

B

modellhaft an einem äußerst einfachen Versuchsaufbau. Hierbei werden

91 Aus: Der junge Chemiker, S.62f.. 92 Vgl.: Scheid, Chemisches Experimentierbuch II, S.45. 93 Aus: Anleitungsheft Kosmos C1 (1973), S.30.

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wenige Geräte verwendet und müssen auch nicht mehr oder weniger kom-

pliziert zusammengesetzt werden.

94 Das Beispiel der Destillation in verschiedenen Versuchsvorschriften soll

zudem zeigen, dass der Trend in den Jahren vielfach zur Vereinfachung der

Versuche und Versuchsaufbauten gegangen ist.

Wenn man sich Veränderung von Versuchen vor Augen führt, ist es auch

sinnvoll zu zeigen, dass manche Versuche quasi unverändert überlebt haben.

Die Reaktion von Kupfer bzw. Eisen mit Schwefel zu den entsprechenden

Sulfiden findet man bereits in den ältesten unserer Versuchsvorschriften. Es

dient dort bereits oftmals als Experiment, um den Unterschied zwischen E-

lement und Verbindung (über eine Reaktion, bei der sich die Eigenschaften

der eingesetzten Stoffe verändern – sprich: die Eigenschaften der Edukte

sind nicht identisch mit den Eigenschaften des Produkts). Ein Versuch, der

sich bis heute gehalten hat. Selbst in Chemiebüchern findet man die Reak-

tion von Kupfer mit Schwefel zur Einleitung des Kapitels „Chemische Re-

aktion“.95

2.3.: Aufbau und Gliederung der Experimentierbücher und 94 Aus: Anleitungsheft Kosmos C1000/C2000 (1994), S.57. 95 Vgl.: Schroedel-Verlag, Chemie heute, S.51.

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Anleitungshefte

s klang bereits an, dass sich die allgemeine Gliederung der Experimentier-

ster

zwei Inhaltsverzeichnissen vor-

haltsverzeichnis 1:

E

bücher und Anleitungshefte von Experimentierkästen in den Jahren gewan-

delt hat. Dies verrät bereits ein Blick auf die verschiedenen Inhaltsverzeich-

nisse: Bereits hier wird – v. a. wenn man die Seitenzahlen der jeweiligen

Kapitel mitberechnet – ein Wandel von einem stoffchemischen Aufbau hin

zu einem Aufbau, der eher allgemein-chemischen Konzepten entspricht,

deutlich. Dieser Eindruck verstärkt sich beim Durchlesen der einzelnen Ex-

perimentierbücher und Anleitungshefte noch erheblich. Ich möchte kurz er-

läutern, was ich dabei mit stoffchemisch und allgemeinchemisch meine:

Unter stoffchemischer Orientierung verstehe ich ein Werk, das sich in er

Linie durch Kapitel und Inhalt an verschiedenen Stoffen und seinen jeweili-

gen Eigenschaften ausrichtet. Es stellt dem Leser dann eben primär die Ei-

genschaften von Schwefel, Chlorwasserstoff etc. vor Augen. Einen eher all-

gemeinchemischen Aufbau sehe ich dort, wo sich zunächst allgemeiner

Konzepte der Chemie bedient wird – dazu können freilich auch besondere

Stoffe dienen. Beispielsweise seien hier die Unterscheidung zwischen Ele-

ment und Verbindung, die Definition von Säuren und Basen u. Ä. gemeint.

Es ist nicht abzustreiten, dass die meisten Bücher und Anleitungshefte na-

türlich „beide Typen“ von Kapiteln besitzen. Dennoch verschiebt sich der

Aufbau gesamt gesehen in Quantität und Qualität der Ausführungen hin zu

einem eher allgemein-chemischen Aufbau.

Ich möchte zu diesem Zwecke Auszüge aus

stellen, die dies in besonderer Deutlichkeit unterstreichen: Das erste Inhalts-

verzeichnis stammt aus dem Werk „Chemisches Experimentierbuch“ aus

dem Jahre 1941, während das Anleitungsheft „Chemie Maxi“ um das Jahr

2004 erschienen ist (kein genaues Verfassungsdatum erkennbar).

In

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62

haltsverzeichnis 2: In

erade das Buch aus dem „Dritten Reich“ folgt im Großen und Ganzen der G

Chemie von Stoffen. Es ist von der Grobgliederung in den Kapiteln II und

III in vielen Teilen identisch mit uns heute bekannten Lehrbüchern der An-

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organischen Chemie, die u. a. im Universitätsalltag benutzt werden (natür-

lich mit dem Unterschied, dass die Uni-Lehrbücher viel ausführlicher sind

und viel mehr Kapitel aufweisen). Das Anleitungsheft erinnert von der

Gliederung stärker an ein heutiges Schulbuch für die Sekundarstufe I. Liest

man beide Werke durch, so wird noch klarer: Das „Chemische Experimen-

tierbuch“ vermittelt in erster Linie Wissen zu verschiedenen Stoffen (natür-

lich werden daneben auch allgemeinchemische Konzepte angerissen), wäh-

rend „Chemie-Maxi“ dem Leser versucht, einen allgemeinen Überblick in

die Chemie zu gewähren.

Zu bedenken ist hierbei auch, dass der Schulstoff im Fach Chemie im „Drit-

Zusammenhang kann man auch einen weiteren Entwicklungs-

Alltagsbezüge auf. Ihnen ist die Ver-

schen Ansätzen jener Zeit handelte.

ten Reich“ und davor ebenfalls stärker stoffchemisch ausgerichtet war (in

manchen Didaktikwerken ist von einer Art „vermindertem Hochschulcurri-

culum“ die Rede). Mit der Zeit hat man wohl durch neue Didaktikansätze

auch den allgemeinen Aufbau der Experimentierbücher und Anleitungshefte

geändert.

In diesem

trend sehen: Die zunehmende Einbettung der Experimente und Inhalte in ei-

nen Alltagsbezug. Die moderne Chemiedidaktik hat bewiesen, dass Inhalte

für die Lernenden dann transparenter und erfahrbarer werden, wenn sie in

einem lebensweltlichen Zusammenhang des Lernenden stehen. Auf diese

Weise wird die Bedeutung der Chemie für das Leben deutlich und es kön-

nen mit diesen Inhalten zugleich Fachinhalte und chemische Basiskonzepte

transportiert werden. Die Chemiedidaktiker kennen und lehren dies unter

dem Begriff „Chemie im Kontext“.96

Die älteren Bücher weisen nur wenige

mittlung der stoffchemischen Eigenschaften und Analysemethoden (z. B.

der Nachweis von Chlorid-Ionen oder Eisenkationen) wichtiger. Eine Aus-

nahme bildet dabei das Lesebuch „Chemie für Jungen“ (Jahrgang 1922).

Dies versucht bereits durch seinen Aufbau, nämlich zwei Jugendliche, die

mit ihrem Onkel in ihrem Lebensumfeld die Chemie entdecken und unter-

suchen, die Versuche in einen Alltagsbezug zu stellen. Die Frage bleibt, ob

es sich dabei vielleicht sogar um ein typisches Werk mit reformpädagogi-

96 Internetlink: http://www.chik.de/index2.htm.

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Doch auch der Cheminova-Kasten aus dem Jahre 1923, also ebenfalls der

Zeit der Weimarer Republik, versucht bei vielen Versuchen einen Alltags-

dardbezug“ ist beispielsweise die Energieversorgung mit

halb der Experimente auf. Im Buch „Che-

gendlichen. Der Kosmos

sich mit ih-

bezug herzustellen. Dies wird dann immer unter dem Begriff „Nutzanwen-

dung“ geführt.

Ansonsten finden sich gerade in den älteren Werken nur spärlich Alltagsbe-

züge. Ein „Stan

„Stadtgas“ (insofern die Organik und die Alkane behandelt werden) oder

aber Untersuchung von Lebensmitteln (z. B. Zuckernachweise). In der Zeit

des „Dritten Reiches“, insbesondere während des „Zweiten Weltkriegs“,

findet man in den Büchern auch Hinweise zur Gasmaske. Insofern beein-

flusste auch die Wehrerziehung die chemische Literatur und fand Einzug in

diese. Das Nutzen chemischen Wissens für die „Heimatfront“ und das

Kriegsgeschehen wird sehr deutlich an dem Werk Kintoffs („Schulversuche

zur Chemie der Kampfstoffe“).

Die DDR-Bücher weisen verglichen mit der Zeit bis 1945 bereits verstärkt

allgemeine Informationen außer

mie selbst erlebt“ ist dies aber v. a. ein chemisches Hintergrundwissen, dass

die großtechnischen Verfahren beschreibt und damit wenig tauglich, um für

den Jugendlichen ein Bezug zu seiner Lebenswelt herzustellen. Sehr all-

tagsnah erweist sich hingegen „Das große Experimentierbuch“, das sich

auch den Naturwissenschaften Physik und Biologie widmet. Dieser Alltags-

bezug wird auch in einigen Illustrationen deutlich.

Bei den untersuchten Werken in der BRD mangelt es jedoch auch bis in die

70iger Jahre an einem Bezug zur Lebenswelt des Ju

C1-Kasten vermittelt mit seinem Anleitungsheft zwar großes chemisches

Basiswissen und auch darüber hinausgehende Erläuterungen; ein Nutzen für

das Leben wird jedoch kaum ersichtlich. In den späteren Kosmos-Werken

erhöht sich jedoch dieser Alltagsbezug. In dem Chemie C1000 und C2000

kommen schon vermehrt Erläuterungen zur Lebensumwelt vor.

Ein großer Schritt in Richtung vermehrter Alltagsbezug kam mit den Expe-

rimentierkästen zum Themenbereich Ökologie. Diese widmeten

ren Untersuchungen von Böden, Gewässern etc. zunehmend der allgemei-

nen Lebenswelt der Jugendlichen. Besonders der Experimentierkasten „Test

Ökologie 2000“ füllte diese Untersuchungen mit Hintergrundinformationen

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über die Folgen von übermäßiger Verschmutzung o. Ä. Dadurch konnte der

Jugendliche vor Ort das Wissen anwenden und eigene Analysen erstellen.

Als ein „Paradebeispiel“ für die Einbringung von Alltagsbezügen kann das

jüngste Werk, das „Kosmos Chemielabor“, aus dem Jahr 2005 angesehen

tegrad des Wassers, dem Haber-Bosch-Verfahren, dem Wasserstoff

2.4.: Analyse des Layouts und der graphischen Gestaltung

werden. Bereits die Photos und Illustrationen stellen einen Bezug zur Le-

bensumwelt dar, wie das Beispiel von toten Bäumen durch „Sauren Re-

gen“.97

Auch die Rubrik „Technik und Umwelt“ vermag dies mit Abschnitten über

den Här

als Energieträger u. v. m. zu leisten.

Dies schlägt sich auch in den Versuchen (Lebensmittelchemie, Untersu-

chung von Gesteinen) nieder.

Es verw Ges-

ltung der Experimentierbücher und Anleitungshefte viel verändert hat.

eit

auf. Diese sind natürlich in schwarz-weiß gehalten. Photogra-

undert nicht, dass sich gerade in dem Bereich der graphischen

ta

Aus textlastigen, vom Anblick eher abschreckend gefüllten Seiten, die

manchmal schwarz-weiß Skizzen beinhalteten, wurden im Laufe der Z

immer ansprechender gestaltete Hefte, die den Leser geradezu zum Blättern

auffordern.

Die Bücher aus der Zeit des Kaiserreichs weisen in der Regel nur wenige

Abbildungen

phien gibt es nicht. Die ersten bunten Illustrationen treten in dem Buch

„Chemie selbst erlebt“ aus dem Jahre 1962 in der DDR auf. Hier findet man

auch die ersten Photos (schwarz-weiß), die ausschließlich industrielle Pro-

duktion in chemischen Betrieben zeigen. Die ersten bunten Photographien

in einem Buch (und nicht nur auf dem Cover) sind in den Kosmos-

Anleitungsheften der 90iger Jahre zu finden, wobei bereits in den 70iger

Jahren das Cover mit einem bunten Photo versehen worden ist. Gerade die

Anleitungshefte ab den 90iger Jahren sind graphisch äußerst anschauend

gestaltet. Neben Versuchsskizzen gibt es auch sonst zahlreiche Illustrationen

97 Vgl. Anleitungsheft Kosmos-Chemielabor, S.59.

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und Photos, die die Seite ansprechend und auflockernd gestalten und einen

Bezug der Chemie zum Alltag herstellen.

Hinzu kommt, dass die Skizzen in den Büchern vor 1945 aus heutiger Sicht

auch oft unübersichtlich bzw. weniger gut eingestuft werden würden:

t ver-

eit bis 1945 kann es in einigen Büchern durch-

ationen (z. B. großtechnische Darstellun-

Auch zu erwähnen ist der Wandel der Schrifttypen. Im Kaiserreich und

„Dritten Reich“ wurde überwiegend die so genannte Deutsche Schrif

wendet. Diese bedarf aus heutiger Sicht für den ungeübten Leser einer klei-

nen „Einlesephase“. In Büchern der Weimarer Zeit kann man beide Schrift-

typen, nämlich die Deutsche Schrift (z. B. Cheminova-Anleitungsheft) und

die heute noch gebräuchliche Lateinische Schrift (z. B. Chemie für Jungen)

vorfinden. Nach dem Krieg wurde ausnahmslos die uns heute gebräuchliche

Lateinische Schrift benutzt.

Ferner wandelte sich die Übersichtlichkeit in den Anleitungsheften und Ex-

perimentierbüchern: In der Z

aus vorkommen, dass die Versuche nicht nummeriert sind, sondern in einem

fortlaufenden Text stehen. Dies macht dem Leser das gezielte Finden von

Experimenten äußerst schwer. Häufig fehlen auch Überschriften bzw. „Zwi-

schenüberschriften“ und Absätze zwischen den Versuchen, die dem Leser

den Überblick erleichtern würden. In vielen älteren Werken wird zudem

zwischen Versuchsvorschrift, Beobachtung und Erläuterung nicht graphisch

differenziert oder mittels Absatz voneinander getrennt werden. Dies hat sich

im Laufe des 20. Jahrhunderts deutlich gebessert. Bereits die Anleitungshef-

te zu den Experimentierkästen der 70iger Jahre zeichnen sich in der Regel

durch eine vergleichsweise gute Übersichtlichkeit aus. Die Kapitelgestal-

tungen und Kapiteleinteilungen sind logisch und auch graphisch auf den ers-

ten Blick erkennbar. Hierbei fällt auch auf, dass im Laufe der Jahre zuneh-

mend auch Merksätze und allgemeine chemische Erkenntnisse durch einen

Rahmen o. Ä. von dem restlichen Text und den Versuchen getrennt sind.

Dies war in den älteren Werken nicht der Fall. Merksätze kamen im fließen-

den Text vor oder wurden – wenn überhaupt – durch einen Absatz von den

Versuchsvorschriften getrennt.

In den jüngeren Werken sind Vorschriften, Gefahrenhinweise, Basiswissen

und sonstige Hintergrundinform

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gen) klar voneinander getrennt und dies ist auch graphisch schnell ersicht-

lich.

Andere Besonderheiten der Graphiken werden noch im weiteren Verlauf der

Arbeit zu sprechen kommen (z. B. beim Kapiteln „Männerdominanz“ und

2.5.: Die Männerdominanz in den Experimentierkästen und

„Sicherheit“)

Experimentierbüchern

Betrachtet man die Abbil perimentierkästen, Expe-

mentierbücher und Anleitungshefte, so fällt einem recht schnell auf, dass

Wissenschaft für den Manne ansah,

h Jungen, wie das Beispiel aus Scheids Experimentierbuch de-

dungen und Cover der Ex

ri

dort kaum Frauen abgebildet sind. Das Bild von der männerdominierten Na-

turwissenschaft Chemie wird deutlich.

Dass man gerade in der Zeit vom Deutschen Kaiserreich bis zum Ende des

Zweiten Weltkriegs die Chemie als eine

wird bereits aus diversen Titeln jener Zeit deutlich: „Des deutschen Knaben

Experimentierbuch“ oder „Chemie für Jungen“. Zur Rolle einer Frau, die

den Haushalt führen und Kinder großziehen sollte, passte nicht das Bild ei-

ner Wissenschaftlerin, obschon es durchaus namhafte Forscherinnen im Be-

reich der Chemie gab z. B. Marie Curie, Nobelpreis für Chemie im Jahre

191198).

Doch auch die Layouts sprachen Bände. Natürlich experimentierten aus-

schließlic

monstriert.

98 http://userpage.chemie.fu-berlin.de/diverse/bib/nobel_chemie.html.

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68

99

Doch wer glaubt, dass sich die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg än-

derte, muss im Großen und Ganzen enttäuscht werden. Auch noch in den

70iger Jahren zeigen die Anleitungshefte auf den Experimentierbüchern auf

dem Cover ausschließlich experimentierende Jungen, wie hier aus dem Jahr

1977:

100

99 Aus: Scheid, Chemisches Experimentierbuch, S.14. 100 Cover Anleitungsheft Kosmos C1 (1977).

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Sofern ein Mädchen überhaupt vorhanden ist, scheint deren Rolle auf die

des Helfers reduziert zu sein, der dem Jungen assistiert, wie beispielsweise

bei Chemie-Junior aus dem Jahre 1977:

101

Einzige Ausnahme bildet ein Anleitungsheft aus der DDR, nämlich das des

Experimentierkastens VEB Ilmenau aus dem Jahre 1987. Dort sieht man

erstmals ein Mädchen beim Experimentieren.

101 Cover Anleitungskeft Kosmos Chemie-Junior (1979).

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Es ist sicherlich zu bedenken, dass die DDR durchaus die Frauen nicht aus

der Wissenschaft ausschloss. Auch Frauen konnten in diesem Staatswesen

wissenschaftlich tätig werden. Genaue Untersuchungen über die Frau in der

Wissenschaft der DDR lagen mir jedoch nicht vor. Nichtsdestotrotz findet

man sie auch hier öfters in der Rolle der „chemischen Assistentin“.

Die neueren Kästen scheinen den Weg der „Neutralität“ zu wählen, in dem

sie weder Jungen noch Mädchen abbilden. Zumindest weist kein dieser Ar-

beit zu Grunde liegendes Anleitungsheft ab den 90iger Jahren auf dem Co-

ver das Bild eines Jungens oder Mädchens auf.

Nichtsdestotrotz findet man auf dem Deckel des Kosmos-Kastens aus dem

Jahre 2005 wieder einen experimentierenden Jungen:102

Lediglich Kästen, wie das Parfüm-Labor zeigen Mädchen auf ihrem

Deckel:103

102 Nach Internetlink: http://www.anno-time.de/shop/catalog/images/643911.jpeg. 103 Nach Internetlink: http://www.kosmos-shop.de/images/upload/shop/Parfum-Labor_gross.jpg.jpg

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Daher seien einige Hinweise zum Thema „Frauen und Chemie“ erlaubt: Die

Etablierung der Chemie als eigenständiges naturwissenschaftliches Fachge-

biet vollzog sich endgültig, wie schon erwähnt, im 19. Jahrhundert. Bis zur

Wende des 20. Jahrhunderts versuchte man das Prestige des Chemiestu-

diums zu erhöhen, in dem man nur noch Abiturienten zu selbigen zuließ (bis

1898 hatten ca. 60% der promovierten Chemiker kein Abitur).104

Das Frauenstudium wurde in Deutschland seit 1848 diskutiert. An einigen

Universitäten blieb die Ablehnung des Frauenstudiums noch bis ins 20.

Jahrhundert hinein präsent (in Hessen wurden Frauen erst ab 1908 an den

Universitäten zugelassen).105 Allein dies erklärt schon die Titel wie „Des

deutschen Knaben Experimentierbuch“.

Zwar konnten im Ausland bereits Frauen Chemie studieren – dennoch blie-

ben Chemikerinnen, besonders solche, die dann noch in Deutschland Karrie-

re machten, die völlige Ausnahme.

Dennoch nahm der Anteil der immatrikulierten Chemiestudentinnen bereits

bis 1935 stark zu. Waren 1908 nur 1,7% der Chemiestudenten in Deutsch-

land weiblichen Geschlechts, so waren es 1934 bereist 14,4%.106 Dieser

Frauenanteil ist bis heute natürlich weiter drastisch angestiegen. In 2004 lag

er bei 45%.107 Dennoch scheint es, als ob sich diese Realität erst langsam

bei den Verlagen herumgesprochen hat, da die Jungen wohl lange Zeit die

Hauptzielgruppe gebildet haben.

2.6.: Gefahrenstoffe und Hinweise zum sicheren Experimentieren

Auch im Hinblick auf Gefahrenstoffe und Sicherheitsbelehrung ist eine star-

ke Veränderung zu verzeichnen. Einiges zu diesem Punkt wird noch in dem

Kapitel 4, das die einzelnen Experimentierkästen und Experimentierbücher

in einer Kurzzusammenfassung präsentiert, anklingen.

104 Roloff, Ch., Von der Schmiegsamkeit zur Einmischung, S.27. 105 Roloff, Ch., Von der Schmiegsamkeit zur Einmischung, S.29f.. 106 Roloff, Ch., Von der Schmiegsamkeit zur Einmischung, S.40f.. 107 Nach Internetlink: http://www.gdch.de/oearbeit/press/2004/30.htm.

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Einige Stoffe, die man laut Experimentieranweisungen benutzen sollte bzw.

die der Käufer im Experimentierkasten vorfand, würden heute jedem Si-

cherheitsreferenten die Haare zu Berge stehen lassen.

Einige seien hier nur exemplarisch aufgelistet:

So findet man in „Des deutschen Knaben Experimentierbuch“ Versuche mit

rotem Phosphor. Zur Illustration seien hier die Gefahrensymbole und Gefah-

rensätze nach heutigem Kenntnisstand angegeben:

Roter Phosphor F; N

R 11 Leichtentzündlich.

R 16 Explosionsgefährlich in Mischung mit brandfördernden Stoffen.

R 50 Sehr giftig für Wasserorganismen.

S 7 Behälter dicht geschlossen halten.

S 43 Zum Löschen trockenen Sand verwenden. (Kein Wasser verwenden)

S 61 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Besondere Anweisungen ein-

holen/Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen.

Sogar das Nervengift Phosphan (Monophosphan) wird in diesem Buch her-

gestellt108. Auch hier zu Illustrierung die Gefahrensätze:

Phosphan: F+; T+; N

R 12 Hochentzündlich.

R 17 Selbstentzündlich an der Luft.

R 26 Sehr giftig beim Einatmen.

R 34 Verursacht Verätzungen.

R 50 Sehr giftig für Wasserorganismen.

S1/2 Unter Verschluss und für Kinder unzugänglich aufbewahren.

S36/37 Bei der Arbeit geeignete Schutzhandschuhe und Schutzkleidung

tragen.

S 45 Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich,

dieses Etikett vorzeigen).

S 61 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Besondere Anweisungen ein-

holen/Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen.

63 Bei Unfall durch Einatmen: Verunfallten an die frische Luft bringen und

ruhigstellen.

108 Vgl.: Des Deutschen Knaben Experimentierbuch, S.319ff..

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Bei dem Versuch zur Darstellung von Monophosphan werden nicht einmal

Sicherheitshinweise gegeben.

Ebenso wird in diesem Werk die Pikrinsäure dargestellt:

Pikrinsäure: E; T

R 2 Durch Schlag, Reibung, Feuer und andere Zündquellen explosionsge-

fährlich.

R 4 Bildet hochempfindliche explosionsgefährliche Metallverbindungen.

R23/24/25 Giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berührung mit der

Haut.

S 35 Abfälle und Behälter müssen in gesicherter Weise beseitigt werden.

S 37 Geeignete Schutzhandschuhe tragen.

S 45 Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich,

dieses Etikett vorzeigen).

Dies ist nur eine Auswahl des „Repertoires“ an gefährlichen Stoffen in die-

sem Buch. Darüber hinaus findet man noch Versuche zu anderen giftigen

Stoffen, wie Quecksilberverbindungen.

Doch dies ist keine Ausnahme: Bis in die vierziger und fünfziger Jahre fin-

det man häufig Versuche zu Chromverbindungen, Quecksilberverbindun-

gen oder aber auch Experimente mit dem cancerogenen Benzol.

Im Kosmos Kasten aus dem Jahre 1938 wurde sogar Anilin mitgeliefert.

Auch für Anilin gelten die Gefahrensymbole T und N und es steht unter

Verdacht, krebserregend zu sein.

Versuche mit Benzol, Schwefelwasserstoff, Dichromat und anderen auch

heute im Schuleinsatz untersagten Stoffe findet man übrigens sogar noch in

den Kosmos-Experimentierkästen der 70iger Jahre. Dabei ist aber auch zu

bedenken, dass häufig der Verdacht auf Giftigkeit, krebserregende Wirkung

o. Ä. auch erst später aufkam (wie etwa beim Benzol).

Betrachten wir nun die allgemeine Gefahrenlehre: Sicherlich existieren in

jedem Anleitungsheft Hinweise zum ordnungsgemäßen Experimentieren.

Diese waren jedoch in den ersten Büchern (Kaiserreich bis „Drittes Reich“)

generell eher allgemein abgefasst (Ordnung halten, vorsichtig vorgehen

etc.) Weitere besondere Gefahren, die von Stoffen oder einem Experiment

ausgehen konnten, wurden nebenbei im fortlaufenden Text des Versuches

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erwähnt. Dabei wurden diese Hinweise nicht graphisch besonders deutlich

gemacht.

In beiden Teilen Deutschlands wurden ab den 60iger und 70iger Jahren

Versuche mit besonderem Gefahrenherd durch Symbol wie „Ätzend“ oder

„Explosiv“ versehen. Diese Warnsymbole fand man dann am Rande oder

Anfang eines Experimentes.

In den Kästen der 90iger Jahre hielten die uns auch heute bekannten Gefah-

rensymbole Einzug in die Anleitungshefte. Zu Beginn des Anleitungsheftes

wurden die im Kasten vorhandenen Stoffe mit ihren Gefahrensymbolen,

sowie den jeweiligen R- und S-Sätzen vorgestellt. Auch bei den Versuchen

wurden die Gefahrensymbole, wenn notwendig, nochmals hingeschrieben

und zusätzliche Warnungen in einem graphisch hervorgehobenen Kasten

ausformuliert. Auch Erste Hilfe-Regeln gehörten ab dort zum Standard.

Auch wiesen die Chemikalien in den Experimentierkästen ab den 90iger

Jahren Sicherheitsverschlüsse auf, so dass sie nicht ohne „Öffner“ und An-

leitung geöffnet werden konnten. Die beiden Kästen aus den Jahren

2004/2005 (Chemie-Maxi und Kosmos Großes Chemielabor) beinhalteten

überdies nur wenige Glasgeräte, sondern Kunststoffbehältnisse. Neben ei-

ner möglichen billigeren Produktion ist aber auch anzuführen, dass dies die

Gefahren von Schnittwunden vermindert.

Auch die Photos und Illustrationen verdeutlichen den zunehmenden Si-

cherheitsgrad.

Ein Beispiel aus Scheids Experimentierbuch (1913) zeigt uns, dass zum ei-

nen die Reagenzglasöffnung in Richtung des Körpers zielt und das heiße

Reagenzglas nur mit einem Tuch (und nicht mit einer Klammer o. Ä.)

gehalten wird.109

Auch ist in den unter 3.5. abgedruckten Bildern erkennbar, dass auf keinem

eine Schutzbrille oder Schutzkittel zu sehen sind. Einzige Ausnahme bildet

hierbei der Deckel des neuesten Kosmos-Kastens: Hier trägt der Junge so-

wohl Schutzbrille als auch Kittel.

Zusammenfassend kann man also eine Verbesserung im Bereich der

Sicherheitsbelehrung und Auswahl der Gefahrstoffe konstatieren, so dass

bei den heutigen Experimentierkästen eigentlich nichts mehr passieren

109 Vgl. Abbildung S.99.

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kann. Ohne Zweifel waren auch die Angst der Verlage vor möglichen Kla-

gen bei Unfällen eine Antriebskraft, die Kästen so sicher wie möglich zu

gestalten.

2.7.: Analyse der Versuchsanleitungen, Versuchsauswertungen und

der verwendeten Erklärungsmodelle

Neben der Sprachanalyse im nächsten Abschnitt möchte ich hier auf fol-

gende Fragestellungen eingehen:

- Wie sind die Versuchsanleitungen (gab es z. B. Mengenangaben)?

- Werden die Versuche ausgewertet?

- Wenn ja: Werden Reaktionsgleichungen angeführt?

- Gibt es über die Versuche hinaus theoretisches Hintergrundwissen und

Erklärungsmodelle?

Kommen wir damit zum ersten Punkt – der Genauigkeit der Versuchsanlei-

tungen:

Das älteste Werk, nämlich „Des deutschen Knaben Experimentierbuch“,

geht an manchen Stellen genau vor. In einigen Versuchen findet man sogar

genaue Grammangaben, wie z. B. unter Versuch 115:

„Man mische 4 Gramm Holzkohlenpulver mit 4 Gramm Schwefelpulver

und 24 Gramm Salpeterpulver…“

An manchen Stellen wird es unpräziser, wie dieser Satz des direkt darauf

folgenden Versuches 116 beweist:

„Eine Mischung von 3 Teilen Salpeter, 1 Teil Schwefel und 2 Teilen gut ge-

trockneten kohlensauren Kali bildet das so genannte Knallpulver...“110

Hierbei bleibt es wohl dem Willen des Lesers überlassen, welchen Größen-

ansatz er wählt. Dies ist natürlich gerade bei dem eben vorgestellten Ver-

such mit dem Knallpulver eine äußerst brisante und gefährliche Angele-

genheit.

In aller Regel findet man jedoch überhaupt keine Mengenangaben, sondern

nur allgemein-gehaltene Anweisungen, wie Versuch 159:

110 Beides aus Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.326.

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„ Man erhitze trocknes Bleiweiß über Kohlenfeuer auf einem blanken ei-

sernen Blech. Es verliert dann die Kohlensäure und hinterläßt gelbes Blei-

oxid…“111

So bilden die Versuchsvorschriften in ihrer Art der Anweisungen und Ge-

nauigkeiten auch keinen homogenen Anblick. Ferner sei erwähnt, dass sich

die Anweisungen auf Grund der Sprache für uns heute oftmals äußerst ge-

schwollen und kompliziert anhören.112 Dies wird noch dadurch verstärkt,

dass Versuchsskizzen eher seltener sind. Diese sind zwar erkennbar, aber

aus unserer heutigen Sicht benötigt man länger, um sie nachvollziehen zu

können, als bei moderneren Versuchsskizzen.

Anders verhält sich hingegen Scheids Experimentierbuch aus dem Jahre

1912. Hier findet man recht häufig genaue Grammangaben, wie auf S.81:

„Löse 5 g Bikarbonat in 50 ccm ausgekochtem Wasser…“

Natürlich findet man auch Mengenangaben wie eine Messerspitze oder ei-

nen Esslöffel. Dennoch sind einzusetzenden Mengen in der Regel klar er-

kenntlich. Dafür fehlt es jedoch fast immer an Versuchsskizzen, die den

Aufbau verdeutlichen könnten.

Katastrophal jedoch muten die Anleitungen im Buch „Chemie für Jungen“

(1922) an. Auch auf Grund des Lesecharakters ist es mithin äußerst schwer

zu erkennen, ob es sich überhaupt um einen nachzumachenden Versuch

handelt oder nur um ein Ergebnis eines Versuches. Mengenangaben sind

daher eher selten und die Versuche mit ihrem Aufbau (es gibt kaum Skiz-

zen) und den benötigten Mengen schwer nachzuvollziehen.

Der Cheminova-Kasten aus dem Jahre 1923 begnügt sich vornehmlich mit

halbquantitativen Angaben (z. B. ¼ Löffelchen oder ½ gefülltes Reagenz-

glas). Auch Versuchsskizzen findet man eher nicht. Der Leser ist also allei-

ne auf die Vorschrift im Wortlaut angewiesen.

Anders der Chemie-Trix Kasten aus dem Jahre 1936: Hier fällt v. a. eine

Entwicklung positiv auf. Zu fast jedem Versuch existiert ein skizzierter

Versuchsaufbau. Dies erleichtert schon die Durchführung der Versuche.

Des Weiteren findet man oftmals genauere Mengenangaben als in dem

Cheminova-Kasten (z. B. „man nehme etwa 6 g chlorsaures Kali“113).

111 Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.344. 112 Dazu aber mehr im Abschnitt 3.8.. 113 Nach Anleitungsheft Chemie-Trix, S.27.

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Daneben findet man jedoch zusätzlich Angaben wie ein 1 cm hoch gefüll-

tes Reagenzglas. Dennoch bleiben die Anleitungen und Mengen größten-

teils sehr verständlich. Der Kosmos-Kasten aus dem Jahre 1938 ist da ver-

gleichsweise wieder ungenauer. Häufig findet man wenig aussagekräftige

Angaben (beispielsweise „etwas“ oder „ein wenig“). Obendrein gibt es we-

niger Versuchsskizzen, die dann zumeist auch sehr klein und schwieriger

erkennbar sind.

In Römpps Werk „Chemische Experimente die gelingen“ werden häufig

solche weniger aussagekräftigen Angaben getätigt. Jedoch scheint hier, ge-

rade bei Versuchen, wo es auf Ansatzgrößen ankommen kann (richtige Mi-

schung oder damit Ansatz nicht zu gefährlich ist), genaue Mengenangaben

verwendet zu werden. Leider fehlt es diesem Buch beinahe gänzlich an Il-

lustrationen, die den Aufbau der Versuche erleichtern würden.

Die Experimentierkästen aus den 60iger Jahren der DDR zeichnen sich

durch halbquantitative Aussagen, die jedoch auch das Experimentieren oh-

ne Waage ermöglichen (z. B. 5 cm langer Eisendraht, Reagenzglas 2 cm

gefüllt, wenige Kristalle…), aus. Skizzen sind nicht immer, aber regelmä-

ßig vorhanden. Die Versuche sind verständlich beschrieben. Im DDR-

Experimentierbuch „Chemie selbst erlebt“ sind wieder vermehrt Gewichts

–und Volumenangaben zu finden. Die Versuchsskizzen wirken oft für mei-

ne Begriffe ein wenig abstrakt und daher schwerer nachzuvollziehen, wie

der Versuch zur Ammoniaksynthese:

114

114 Aus: Chemie selbst erlebt, S.26.

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Die bundesdeutschen Kästen der 70iger Jahre aus dem Hause Kosmos ar-

beiten bei Salzen sehr häufig mit Angaben in Spatelmengen (z. B. „7 Spatel

Kochsalz“). Genaue Grammangaben sind eher selten. Dennoch sind die

Versuche auf diese Weise nachvollziehbar (eben auch ohne Waage). Skiz-

zen könnte es zwar mehr geben, aber bei komplexeren Aufbauten sind sie

präsent. Sie sind dann leichter erkennbar als beispielsweise im oben ge-

nannten DDR-Buch. Dies demonstriert u. a. der Aufbau zur Darstellung

von Salpetersäure.

115

Vergleichbar mit diesen Experimentierkästen sind die Mengenangaben in

den Kästen der 90iger Jahre (auch häufig „Spatelmengen“). Doch die Skiz-

zierungen werden häufiger. Diese sind außerdem auch noch bunt und damit

noch leichter verständlich. Auch der Kosmos Kasten 2005 verfährt ähnlich.

Besonders auffällig sind die Versuchsanleitungen im Kasten Chemie-Maxi.

Hier wird quasi jeder Versuchsschritt illustriert, wie das Herstellen eines

Indikatorpapiers zeigt:

116

115 Aus Anleitungsheft Kosmos C1, S.103. 116 Aus: Anleitungsheft Chemie-Maxi, S.17.

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Dennoch könnten hier die Mengenangaben oftmals genauer sein, da man

häufig Redewendungen wie „etwas“ oder „ein wenig“ vorfindet.

Fokussieren wir nun die Auswertung der Versuche: In diesem Zusammen-

hang versuche ich nicht fachliche Fehler aufzuspüren – jeden Fehler zu fin-

den, wäre bei der Menge an betrachteten Versuche auch äußerst schwierig.

Des Weiteren werden Beispiele für fachliche Mängel und Ungenauigkeiten

teilweise in den Kurzzusammenfassungen der einzelnen Kästen und Bü-

chern zur Sprache kommen. An dieser Stelle soll jedoch untersucht werden,

ob und auf welche Art eine Auswertung der Experimente in den Büchern

und Anleitungsheften stattfand.

Die Experimentierbücher der Kaiserzeit werten die Versuche meist im lau-

fenden Text des Versuches aus. Hierbei benennen sie normalerweise nur

die entstandenen Stoffe (wobei die Namen uns zum Teil heute weniger ge-

läufig bis unbekannt sind). Chemische Formeln sucht man vergebens. Er-

weiternde Hinweise (wie die Löslichkeit eines Stoffes oder auf welchen

Faktoren die Reaktion beruht) werden teilweise benannt. Auf vergleichbare

Weise verfährt der Cheminova-Kasten aus der Weimarer Republik.

Im Chemie-Trix Kasten aus dem Jahre 1936 sind erstmals an manchen

Stellen einfache Reaktionsgleichungen zu finden. Komplizierte Stoffe wie

Permanganation werden nicht in Formelsprache gepackt. Des Weiteren

werden die Versuche leider sehr knapp und ohne erläuterndes Hinter-

grundwissen erklärt.

Auch der Kosmos-Kasten aus dem Jahre 1938 arbeitet mit chemischen Re-

aktionsgleichungen. Dabei wertet er die Versuche auch sonst genau aus, in

dem er beispielsweise Begriffe wie „Rauch“ und „Dampf“ erklärend von-

einander differenziert. Ferner wird häufig die Eigenschaft mancher Stoffe

angeführt. Ähnliches gilt für das Werk von Römpp (1939) und das „Chemi-

sche Experimentierbuch“ (1941). Interessant scheinen auch die Auswertun-

gen im Buch „Organische Chemie im Probierglas“: Die Versuche werden

durchaus mit chemischen Hintergrundinformationen ausgewertet und auch

erweiternde Informationen zu den Stoffen und ihren Eigenschaften gege-

ben. Das Buch zeigt auch Strukturformeln organischer Stoffe und Nettore-

aktionsgleichungen. Organische Reaktionsmechanismen existieren jedoch,

ebenso wie in allen anderen Werken, nicht.

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Sehr viele Formeln und Reaktionsgleichungen findet man erstmals in den

DDR-Kästen und DDR-Experimentierbüchern der 60iger Jahre. Oftmals

wurden hier Gleichungen sogar in Formel- und Wortform niedergeschrie-

ben (z. B. in „Der kleine Chemiker“). Äußerst genau verfährt das DDR-

Experimentierbuch „Chemie selbst erlebt“. Hier werden sogar Gleichge-

wichtsreaktionen gekennzeichnet oder Reaktionstemperaturen genannt.

Auch komplizierte organische Strukturformeln und Reaktionen, wie die

Reaktionen zum Terpineol, werden aufgezeigt.117

Des Weiteren verweisen die meisten DDR-Bücher und Anleitungshefte auf

das Erstellen eines Protokolls, wobei ein Musterprotokoll vorgeführt wird.

Dies verdeutlicht ein geradezu schulisches Vorgehen und den Versuch von

wissenschaftlichem Arbeiten.

Die bundesdeutschen Anleitungshefte der 70iger Jahre beinhalten ebenso

sehr viele Reaktionsgleichungen. Im Kosmos C1 entdeckt man Gleichge-

wichtsreaktionen und die Formulierung komplizierter Reaktionsgleichun-

gen. Ohnehin wird hier beinahe jeder Versuch in Formeln und Reaktions-

gleichungen gepackt. Daher wohl auch der spätere Vorwurf, dass die Expe-

rimentierkästen sehr formellastig waren. Ferner sind die weiteren Erklärun-

gen sehr ausführlich und komplex. Teilweise erinnert es an ein Schulbuch.

Für meine Begriffe geht das Buch manchmal zu sehr in die Tiefe, da der

belehrende Anteil sehr hoch ist (größer als der experimentelle Anteil). Ob

diese Formellastigkeit mit dem Sputnik-Schock zusammenhängt und man

exakt wissenschaftlich vorgehen und schulen wollte, kann man als These in

den Raum stellen.

Auffällig ist jedoch, dass man bei den Kosmos-Kästen der 90iger Jahre fast

vollständig auf Reaktionsgleichungen verzichtete. Womöglich wollte man

dem Vorwurf der Formellastigkeit entgegentreten und wieder den Spaß am

Experimentieren in den Vordergrund rücken.

Der neueste Kosmos-Kasten führt den Leser zwar in die Formelsprache und

die Bedeutung der Reaktionsgleichungen ein, verzichtet aber bei der Aus-

wertung in der Regel auf selbige. Die Versuche werden in einfach gewähl-

ten Worten ausgewertet und erklärt. In der Rubrik „Basiswissen“ werden

dann weitergehende theoretische Hintergründe und Stoffeigenschaften be-

117 Vgl. Chemie selbst erlebt, S.204.

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nannt. Dennoch werden, wo notwenig, auch chemische Formeln und Struk-

turen angewandt, wie bei der Biuret-Reaktion und dem Stärke-Aufbau aus

Glucose.118

Eine Entwicklung ist überdies bei Erklärungsmodellen ausfindig zu ma-

chen: Bei den älteren Werken findet man kaum bis keine Erklärungsmodel-

le. Lediglich Definitionen zu Begriffen wie „Oxidation“ oder „Destillation“

erweitern das chemische Hintergrundwissen. In den schon erwähnten sehr

komplexen Anleitungsheften der 70iger treten zwar Modelle auf. Diese

sind aber auch kompliziert, wie die Reaktion von Ammoniak mit Wasser

im Elektronenwolkenmodell.

119

In den neuesten Werken, wie dem Chemie-Maxi, findet man kindgerechte

Veranschaulichungen wie das Modell zur chemischen Reaktion120 oder zu

den Aggregatszuständen.

121

118 Vgl. S.132. 119 Aus: Anleitungsheft Kosmos C1 (1977), S.110. 120 Vgl. dazu S.131. 121 Aus: Anleitungsheft Chemie-Maxi, S.26.

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Durch solche einfachen Modelle kann sicherlich das Hintergrundwissen der

Jugendlichen gestärkt und ein gewisses chemisches Verständnis aufgebaut

werden.

Der Kosmos-Kasten aus dem Jahre 2005 arbeitet mit solchen Illustrationen,

die oftmals hilfreicher als reine Wortdefinitionen sind.

Auch hier das Exempel der Aggregatszustände:

122

2.8.: Kleine Sprachanalyse der Experimentierbücher und

Anleitungshefte

Es ist wohl verständlich, dass eine komplette Sprachanalyse aller Experi-

mentierbücher und Anleitungshefte auf Grund der Quantität des vorhande-

nen Materials in dieser Arbeit nicht zu leisten ist. Dennoch will ich probie-

ren, einige Entwicklungen und Trends herauszuarbeiten.

Da Sprache gerade in den Naturwissenschaften für Jugendliche zu Ver-

ständnisschwierigkeiten führen kann, sollen am Beginn dieses Abschnitts

einige allgemeine Hinweise zur Sprache in den Naturwissenschaften erfol-

gen:

Es klang bereits im ersten Kapitel des Hauptteils an, dass in der Nach-

kriegszeit die naturwissenschaftlich und technisch geprägten Berufsgrup-

pen an Bedeutung zunahmen. In den Bildungsreformen der 60er und 70er

122 Aus: Anleitungsheft Kosmos-Chemielabor, S.78.

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Jahre stiegen auch die Lehrer mit naturwissenschaftlichen Fächern im An-

sehen (im Vergleich zu den „altehrwürdigen“ Disziplinen wie Latein und

Mathematik).123 Gleichsam sahen die naturwissenschaftlichen Lehrer in

der Fachsprache ihre Wissensbasis und damit Prestigelegitimation. Fach-

sprache wurde durch Hoffmann im Jahre 1985 wie folgt definiert:

„Fachsprache ist die Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem

fachlich begrenzten Kommunikationsbereich verwendet werden, um die

Verständigung zwischen in diesem Bereich tätigen Menschen zu gewähr-

leisten.“124

Die Aufgabe der Naturwissenschaften ist es, den Jugendlichen bzw. Schü-

lern das naturwissenschaftliche Potential – mit positiven und negativen

Folgen – zu verdeutlichen. Somit bergen sie auch eine politische, soziale

und ökonomische Verantwortung in sich.125 Damit dies geschehen kann

und die Schüler aus den Naturwissenschaften, auch der Chemie, Nutzen für

ihre Lebenspraxis ziehen können, müssen sie die Sprache jedoch verstehen.

Daher sollte die Sprache möglichst einfach gewählt sein. Nichtsdestotrotz

muss natürlich auf ein gewisses Aneignen von Fachvokabular bestanden

werden, um eben eine Kommunikation über chemischen Inhalten (z. B. mit

Lehrern) möglich zu machen.

Für unsere Experimentierbücher kann dies durchaus einen Spagat bedeuten:

Zum einen fachlich korrekt zu bleiben und die Schüler auf den Chemieun-

terricht vorzubereiten bzw. diesen unterstützend zu begleiten und zum an-

deren aber nicht durch übermäßiges Fachvokabular die Leser abzuschre-

cken oder zu verwirren.

Dieses Problem sei hier mit einem kleinen Exempel untermauert: Der

Fachdidaktiker Kuhn hatte bei einer Physikbuchanalyse 2000 verschiedene

Fachvokabeln herausgearbeitet. Je nach Schulform und Stundenzahl ergäbe

dies 70-200 Vokabeln pro Wochenstunde. Dies ähnelt beinahe dem Bild

einer zu erlernenden Fremdsprache.126 Im Fache Chemie wären sicherlich

vergleichbare Ergebnisse zu erwarten.

123 Kremer, A., Naturwissenschaftlicher Unterricht und Standesinteresse, S.166. 124 Deppner, J., Fachsprache in der Chemie, S.83. 125 Deppner, J., Fachsprache in der Chemie, S.46f.. 126 Brämer, R., Wesen und Erscheinung, S.56.

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Neben diesen Fachbegriffen kann man solche naturwissenschaftlichen Bü-

cher, auch die Experimentierbücher, auf weitere sprachliche Schwierigkei-

ten untersuchen, z. B.:

• Wie verschachtelt und lange sind die Sätze gestaltet?

• Wie ist das generelle Ausdrucksniveau (abgesehen von der Fach-

sprache)?

• Wie erfolgt die Ansprache (z. B. mit dem unpersönlichen Wort

„man“)?

• Werden die Experimente in Aufgabenform formuliert (z. B. „Ver-

gleiche die Wasserlöslichkeit von Ethanol mit Fett!“)

• Teilen die Bücher die Ergebnisse der Versuche einfach mit oder

entwickeln sie diese?

• Welche Satztypen werden vornehmlich verwendet?

- Beschreibende Sätze, wie: „Wasser lässt sich in die Elemente Sau-

erstoff und Wasserstoff zerlegen.“

- Konsekutivsätze: „Wenn….., dann müsste auch durch… möglich

sein.“ (regen zum eigenen Denken an)

- Kausalsätze: „Weil sich Phosphor an der Luft selbst entzündet,

wird er unter Wasser aufbewahrt.“ (begründen folglich Sachzu-

sammenhänge logisch)

Wie schon geschildert, ist es nicht möglich jedem Aspekt für jedes Buch

nachzugehen. Es wird daher nur exemplarisch auf einige Tendenzen einge-

gangen.

Experimentierbücher des Kaiserreichs:

„Des deutschen Knaben Experimentierbuch“ verwendet in Versuchsvor-

schriften beinahe ausnahmslos die unpersönliche Anrede „man“. Neben dem

Großteil der beschreibenden Sätze fallen hier auch besonders die Konseku-

tivsätze auf. Kausalsätze findet man eher selten. Die Sätze sind meist sehr

lang und durch einige Kommata getrennt.

Beispiel: „Wenn man einen sehr dünnen ausgeglühten Eisendraht um einen

Bleistift oder ein Holzstäbchen spiralförmig aufwickelt, dann den Bleistift

herauszieht, die Drahtspirale in einer Pappscheibe befestigt, unten mit ein

wenig Feuerschwamm verzieht, diesen anzündet und dann das Ganze in den

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mit Sauerstoff gefüllten Zylinder taucht, so verbrennt zunächst der

Schwamm mit großer Intensität und erhitzt dabei den Draht zum starken

Glühen“. 127

Aus unserer heutigen Sicht treten viele im Sprachgebrauch nicht mehr typi-

sche Wörter und Konstruktionen (wie Partizipialkonstruktionen) auf. Dem

heutigen Jugendlichen würde dieses Sprachvermögen sicherlich schwer fal-

len. Den heutigen Sprachausdruck aber auf den damaligen zu projizieren,

erachte ich als falsch. Früher benutzte man halt andere Vokabeln und auch

das Sprachniveau von Jugendlichen ist anders zu beurteilen als heute. Beim

Durcharbeiten fielen mir jedoch vergleichsweise wenige chemische Fach-

begriffe – sieht man von den Stoffbezeichnungen und Begriffen wie „destil-

lieren“ ab – auf.

Auch im „Jungen Chemiker“ (um 1890) wird die Bezeichnung „man“ ver-

wendet. Daneben existieren auch weitere „unpersönliche“ Ausdrücke, die

nicht einmal auf direkte Weise einen Arbeitsauftrag formulieren (z. B.

„Schwefelwasserstoff fällt Zinnsalze“128). Ebenso verfährt Scheids Experi-

mentierbuch aus dem Jahre 1912. Die Sätze sind darüber hinaus auch hier

sehr verschachtelt. Jedoch treten in diesem Buch chemische Fachbegriffe in

reduzierter Form auf.

Weimarer Republik:

Das Lesebuch „Chemie für Jungen“ möchte ich außer Acht lassen, da es ob

seiner ganzen Struktur nicht vergleichbar mit den anderen Experimentierbü-

chern hinsichtlich der Sprache scheint.

Der Cheminova-Kasten wählt bereits die persönliche Anrede („nimm dir“,

„löse“, „du kannst“…). Die Satzaufbauten sind meist sehr lang und mit vie-

len Nebensätzen versehen. Ein übermäßiges Verwenden von Fachbegriffen

ist nicht der Fall. Die gewählte Satzform ist fast ausschließlich die des be-

schreibenden Satzes. Versuche in Aufgabenform sind, wie auch bei den

Vorschriften des Kaiserreichs, nicht ausfindig zu machen.

Nationalsozialistisches Deutschland:

Der Chemie-Trix-Kasten wählt in der Anredeformel das allgemeine „wir“.

Dies kann man als Mittelweg zwischen dem unpersönlichen „man“ und der

direkten Anrede „du“ ansehen. Der Sprachaufbau ist klar und verständlich. 127 Zitat aus: „Des deutschen Knaben Experimentierbuch“, S.271. 128 Vgl. Der junge Chemiker, S.134.

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Es treten kaum Nebensätze auf. Sie sind beinahe alle dem beschreibenden

Satztyp zuzuordnen. Chemische Fachbegriffe werden äußerst selten benutzt.

Leider findet man aus diesem Grunde kaum Definitionen, die einem chemi-

sche Begriffe etwas näher bringen. So ist die Sprache zwar verständlich, a-

ber vermittelt daher nicht ansatzweise Bezüge zu einer naturwissenschaftli-

chen Sprache.

Der Kosmos-Kasten aus dem Jahr 1938 bedient sich der Anrede „wir“. Auf

verschachtelte Sätze wird ebenfalls weitestgehend verzichtet. Zwar sind die

meisten Sätze wiederum dem Satztyp des beschreibenden Satzes zuzuord-

nen, aber auffallend ist, dass es einige Fragen gibt, die die Aufgabe zum ge-

nauren Beobachten stellen und damit zum eigenen Handeln und denken an-

regen (z. B. S.16: „Welche unserer bisherigen Versuche sind als Analysen

anzusprechen?“ oder „Welche Veränderung zeigt das Pulver?“).

Chemische Fachbegriffe werden wieder – im Vergleich zum Chemie-Trix –

vermehrt angeführt und erklärt. Es bleibt aber hinsichtlich der Einführung

solcher Fachvokabeln noch im Rahmen.

Das Werk Römpps „Chemische Experimente, die gelingen“ weist eine An-

redemischung aus „man“ und „wir“ auf. Die Sätze werden relativ kurz und

mit wenigen Fremdwörtern gefüllt. Auch die Masse an chemischen Fach-

ausdrücken scheint überschaubar zu sein. Die Satztypen sind beschreibend.

Eine direkte Anrede mit„Du“ kommt hingegen in Nothdurfts Chemischen

Experimentierbuch vor, wie beispielsweise: „Vielleicht hast du den Wunsch

zur Feier eines Freudentages einmal ein paar Großversuche mit flüssiger

Kohlensäure zu machen.“129 (Hinweis: Mit flüssiger Kohlensäure ist eigent-

lich flüssiges Kohlenstoffdioxid gemeint).

Die Sätze scheinen hier auch wieder etwas verschachtelter zu sein. Auch die

Anzahl an Fachausdrücken ist etwas höher.

Nichtsdestotrotz kann man in der Summe für das „Dritte Reich“ festhalten:

In der Regel sind die Sätze sehr knapp gehalten. Auf die persönliche Anre-

de „du“ wird, bis auf eine Ausnahme, verzichtet (ob das häufige „wir“ auf

eine indirekte Erziehung hin zu einer Volksmasse und weg von einem Indi-

viduum abzielt, kann als These in den Raum gestellt werden). Das Benutzen

129 Zitat aus: Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, S.111.

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von Fachbegriffen hält sich im Rahmen, wird aber im Vergleich zur Zeit

davor in stärkerem Maße angewandt (Ausnahme: Chemie-Trix).

DDR:

Die DDR-Kästen benutzen – mit Ausnahme des Kleinen Experimentators,

der das „wir“ verwendet – die Anrede „du“. Gerade der VEB Ilmenau wählt

z. T. eine sehr persönliche Form (z. B. S.29.: „Mit dem Filtrieren lernst Du

ein Trennverfahren kennen, welches im täglichen Leben beim Trennen fester

von flüssigen Stoffen eine große Rolle spielt.“). In allen drei Kästen sind die

Sätze einfach gehalten. Auf eine Anreihung von Nebensätzen wird verzich-

tet.

Neben beschreibenden Satztypen sind des Öfteren auch Fragesätze und Ver-

suche in Aufgabenstellung formuliert. Häufiger, aber immer noch eher sel-

ten, treten auch konzessive und kausale Satztypen auf.

Chemische Fachbegriffe werden zwar eingeführt, aber auch erläutert. Der

Umfang erscheint noch machbar.

Das DDR-Experimentierbuch „Chemie selbst erlebt“ benutzt hingegen wie-

der die „Wir-Form“. Alle drei Satztypen kommen vor – beherrschend ist je-

doch der beschreibende Satztyp. Das Buch weist durchaus vermehrt Fach-

begriffe und Stoffnamen auf, was das Lesen für Jugendliche sicherlich an

einigen Stellen schwierig gestaltet. Dafür sind die Sätze äußerst kurz gehal-

ten.

Beispiel: „Wir wollen jetzt untersuchen, in welchen Nahrungsmitteln Natri-

um zu finden ist. Ein abgebranntes Streichholz tauchen wir in Kochsalz.

Halten wir nun das Holz wieder in eine farblose Flamme, so färbt sich diese

kräftig gelb. Im Kochsalz steckt Natrium.“130

BRD:

Der All-Chemist-Kasten aus den 50iger Jahren benutzt eine Mischform aus

„wir“ und „du“. Auffallend ist das relativ häufige Vorkommen von konzes-

siven Satztypen. Die Verwendung von chemischen Fachbegriffen ist in ei-

nem verstehbaren Zusammenhang.

Die Kosmos-Kästen der 70iger Jahre gehen komplett zur „Wir-Form“ über

(ausgenommen des Chemie-Junior, der beim „du“ verharrt).

130 Zitat aus: Chemie selbst erlebt, S,155.

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Die C1-Kästen der 70iger Jahre verwenden fast ausschließlich den beschrei-

benden Satztyp, der häufig sehr belehrend wirkt. Analog zur kurzen Einlei-

tung dieses Abschnitts, scheint sich eben in den 70iger Jahren auch der

Fachjargon in den Anleitungsheften zu vermehren, obwohl die Satzkon-

struktionen noch in einem verständlichen Ausmaß bleiben.

Als Beispiel: Auf einer Doppelseite (zufällig gewählt), waren 20 Fach- und

Fremdwörter zu zählen (davon einige mehrfach): Elektronenwolke, ver-

schmelzen, Elektronenpaar, Elektronenpaarbindung, Elektronenaufbau, E-

delgas, analog, Achterschale, Kernladung, positive Ladung, Elektronegativi-

tät, Dipol, Atombindung, polare Atombindung, Doppelbindung, Dreifach-

bindung, Bindigkeit, Strukturformel, Summenformel, einbindig.131

Es ist zwar zu erwähnen, dass es sich dabei um eine Theorieseite handelt,

aber dennoch ist dies mit zu vielen Fachwörtern erläutert. Selbst wenn diese

Fachausdrücke zum Teil erklärt werden oder zuvor bereits erklärt worden

sind, muss dies trotzdem für den Jugendlichen als eine äußerst abstrakte

Sprache erscheinen. Solche Theorieseiten erscheinen ferner in diesem Buch

sehr häufig und machen einen großen Teil des Anleitungsheftes aus. Es

muss daher den jugendlichen Laien wie ein wissenschaftliches Werk vor-

kommen

Selbst auf einer Doppelseite, auf der Versuche vorkommen, wirkt dieses

Buch sprachlich sehr komplex. Wieder eine zufällig aufgeschlagene Dop-

pelseite (S.124/125), auf denen sieben Versuche durchgeführt werden: Kris-

talle, Kondenswasser, kristallwasserfrei, Reagenz, kristallwasserhaltige

Form, konzentriere Säure, konzentrierte Lösung, Hydrate, Ionen, Kristallgit-

ter, elektrostatische Kräfte, Energiezufuhr, Aggregatszustand, Schmelz-

punkt, thermisch, Dissoziation, elektrolytisch, Dipolcharakter, Grenzfläche

des Kristalls, Molekülschwingungen, Hydration, Kation, Anion, Sättigungs-

konzentration, gesättigte Lösung, ungesättigte Lösung, auskristallisieren,

Kristallisationskeim.

Sicherlich überschneiden sich die Begriffe. Dennoch wird für einen Jugend-

lichen das Verständnis auf diese Weise erschwert.

Weniger komplex in seiner Sprache erscheint der Philips-Kasten aus dem

Jahre 1979.

131 Kosmos C1-Anleitungsheft (1977), S.60f..

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Den vorliegenden Anleitungsheften der Experimentierkästen aus den 90iger

Jahren ist zu entnehmen, dass man zur „Du“-Anrede übergegangen ist. Die

Satzkonstruktionen werden meist nur in Hauptsätzen gehalten. Die Benut-

zung von chemischen Fachbegriffen ist verglichen mit den C1-Kästen der

70iger rapide gesenkt worden. So findet man auf einer zufälligen Doppelsei-

te erheblich weniger Begriffe: Siedestab, saure Lösung, Winkelrohr.132

Ähnliches ist für die Anleitungshefte nach 2000 zu konstatieren. Im neuen

Kosmos-Kasten treten lediglich in den Merkrahmen „Basiswissen“ und

„Chemie und Technik“ vermehrt Fachbegriffe auf. Dies ist aber nicht ver-

gleichbar mit der Quantität in den 70iger Jahren.

Meiner persönlichen Meinung nach gelingt den neueren Werken der Spagat

zwischen einer fachadäquaten und gleichsam jugendgerechten Sprachwahl.

2.9.: Widerspiegeln der zeitlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse

auf die Experimentierkästen und –bücher

Im letzten Abschnitt dieses Kapitels soll untersucht werden, inwieweit sich

die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse auf Inhalte und Texte in

den Experimentierbüchern und Anleitungsheften ausgewirkt haben. Ferner

gilt es zu untersuchen, wie die jeweiligen Autoren in ihrer Zeit die Stellung

der Chemie in der Gesellschaft sehen und das Genre Experimentierbuch be-

gründen.

Deutsches Kaiserreich:

Die bürgerlichen Tugenden wie Ordnung, Fleiß und Disziplin zeigen sich

bereits in den Vorworten der Experimentierbücher dieser Epoche. So heißt

es bereits in „Des deutschen Knaben Experimentierbuch“ auf S.222: „Dar-

um also Ordnung und Reinlichkeit“. Auch der „Junge Chemiker“ fordert

das Arbeiten mit „peinlichster Sauberkeit“ (S.16) ein. Explizit wird dies in

Scheid Experimentierbuch ausgedrückt. Zitat: „Größte Reinlichkeit und

Pünktlichkeit beim Arbeiten sind die erste Tugend des jungen Chemi-

kers.“133 Auch die bürgerlichen Tugenden wie Gehorsam und Geduld wer-

den ein wenig später formuliert: „…er (der junge Chemiker) begnüge sich 132 Nach: Kosmos Anleitungsheft C1000/C2000 (1994), S.66f.. 133 Aus Scheid, Experimentierbuch, S.13.

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nie mit einem Versuchsergebnis, das nicht genau der Vorschrift ent-

spricht….“

Die Abbildungen sprechen ebenso Bände. Es sind natürlich nur Jungen ab-

gebildet, die überdies einen bürgerlich-braven Eindruck haben und diszipli-

niert arbeiten. Sie sind fein angezogen und die Labore wirken äußerst aufge-

räumt (in neueren Bildern oder Covern sieht es nicht immer derart geordnet

auf den Labortischen aus). Daher sei hier ein Bild aus dem Knaben Experi-

mentierbuch gezeigt:

134 Die Chemie wird in den Büchern als Wissenschaft, mit der es gelingt tiefer

in die Welt einzudringen und durch stoffliche Analysen Materialien zu un-

tersuchen und einzuordnen, gesehen. Der, der sich ausreichend mit der

Chemie beschäftigt, könne die Welt leichter verstehen. Doch dafür genüge

es nicht, Experimentierbücher zu lesen, sondern man müsse selbst Hand an-

legen.135

„Der junge Chemiker“ sieht eine Begründung der Chemie auch im Wachsen

chemischer Fabriken und darin, dass die Gesellschaft dem Begriff „Chemie“

nicht mehr völlig fremd gegenüberstehe.136

Karl Scheid schildert in seinem Vorwort des Buches von 1912 (dies war die

dritte Auflage), dass es bei der Erstauflage (1904) einer ausführlichen Be-

gründung bedurfte, da die Chemie keine „ungefährliche“ Wissenschaft sei.

Aber die deutsche Jugend dürfe auf dem Gebiet der Chemie nicht zurück-

stehen

134 Aus: Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.222. 135 Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.221. 136 Der junge Chemiker, S.5.

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und müsse diese Betätigung erlernen. Alleine daran ist ersichtlich, dass die

Chemie im Wilhelministischen Zeitalter an Bedeutung gewann und man im

wissenschaftlichen Wettlauf nicht verlieren wollte.

Ferner schildert Scheid, dass die Jugend einen experimentellen Eifer besäße,

weshalb ein Anleitungsbuch notwenig wäre, um diesen Arbeitseifer in rich-

tige und sicherere Bahnen zu lenken.137

Weimarer Republik:

Da der vorliegende Band des Buches „Chemie für Jungen“ kein Vorwort o.

Ä. besitzt, kann an dieser Stelle nur auf den Cheminova-Kasten Bezug ge-

nommen werden. Ob dieser jedoch als einzelnes Untersuchungselement re-

präsentativ ist, muss durchaus bestritten werden.

Schon der vollständige Name „Cheminova Versuchs- und Zauberkasten“

deutet an, dass dieser Kasten sehr viel „Trickchemie“ und zum Vorführen

geeignete Versuche (z. B. durch Farbreaktionen) beinhaltet. Das Begleitwort

beschreibt, dass der Leser dank dieses Kastens mehr Dinge erkennen wird

(z. B. warum man zum Waschen Seife verwendet). Ferner sei die ganze

Tier- und Pflanzenwelt von chemischen Prozessen bestimmt, so dass man

mit der Chemie die „Naturkräfte“ verstehen könne. Daher müsse jeder, Jun-

gen wie Mädchen, mit der Chemie vertraut sein. Interessant ist, dass explizit

auch die Mädchen angesprochen werden, da sie ja auch im Haushalt tagtäg-

lich mit chemischen Prozessen konfrontiert seien.

Das Nationalsozialistische Deutschland:

Es verwundert wohl kaum, dass man gerade in diesem Abschnitt deutscher

Geschichte einen direkten Einfluss auf die Bücher verzeichnen kann. Den-

noch muss festgehalten werden, dass man zwischen der NS-Zeit bis 1939

und der Zeit des Zweiten Weltkriegs differenzieren sollte. Gerade während

des Zweiten Weltkriegs offenbart sich eine Verschärfung der nationalsozia-

listischen Propaganda auch in den Chemiebüchern.

In den Experimentierkästen Chemie-Trix (1936) und Kosmos (1938) lassen

sich eigentlich keine nationalsozialistischen Propagandastellen ausfindig

machen. Der Chemie-Trix Kasten verfügt noch nicht einmal über ein Vor-

wort, dass die Absichten dieses Kasten o. Ä. benennt. Der Kosmos-Kasten

gibt als Ziel lediglich das Erlernen des praktischen Arbeitens an.

137 Scheid, Chemisches Experimentierbuch, S.1.

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Anders bereits das Werk von Römpp „Chemische Experimente, die gelin-

gen“ aus dem Jahre 1939. Hier entdeckt man eine äußerst nationalistische

Einleitung. Das Buch beginnt mit folgenden beiden Sätzen: „Das deutsche

Volk erlebt gegenwärtig eine „Technisierung“ und „Chemisierung“ von

größtem Ausmaß. Der Vierjahresplan, die Erinnerung der Nahrungsfreiheit,

der Kampf dem Verderb, die Rohstoffversorgung unserer Industrie, die

Kriegswirtschaft, der Luftschutz und ähnliche lebenswichtige Aktionen sind

zu einem großen Teil angewandte Chemie.“138

Sicherlich erlebte Deutschland in jenen Jahren eine Technisierung, aber dies

traf wohl auch auf den Rest Europas zu. Dennoch wird das „deutsche Volk“

besonders herausgestellt. Eine wichtige Aufgabe der Chemie in der Gesell-

schaft ist nach diesen einführenden Sätzen in der generellen Kriegsindustrie

und Versorgung der Bevölkerung in den Kriegszeiten zu sehen. Daher sei,

so der Verfasser weiter, die Chemie auch eine Aufgabe für breite Volks-

schichten. Die Chemie habe ihren Beitrag zum Vierjahresplan geleistet: Der

Vierjahresplan beschreibt das nationalsozialistische Wirtschaftsprogramm,

dessen Ziel die Ausrichtung der Wirtschaft auf Aufrüstung und Autarkie

war. Es diente also der Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs (Bevollmäch-

tigter des Vierjahresplans war übrigens Hermann Göring). Römpp schreibt

weiter, dass gerade die praktische chemische Ausbildung in dieser Zeit von

Bedeutung sei. Auch das „Lehrbuch der Chemie“ von Henninger-Franck

aus dem Jahre 1939 nimmt explizit Bezug zu diesem Vierjahresplan. Die

Wichtigkeit der Chemie wird ganz klar durch den Krieg gekennzeichnet. So

heißt es hier: „Die chemische Industrie hat durch ihre Düngemittel den Er-

trag seiner Felder verdoppelt, sie hat durch ihre Heilmittel Millionen von

Menschen geholfen und im Weltkrieg durch ihre Sprengstoffe und Kampf-

stoffe die Verteidigung gegen feindliche Übermacht ermöglicht. Heute ist

sie ein unentbehrliches Werkzeug deutscher Staatsführung, denn der im

Jahre 1936 vom Führer verkündete Vierjahresplan, ist in seinen wesentli-

chen Teilen eine Forderung an die chemische Technik.“139

Die Tatsache, dass die Deutschen den Ersten Weltkrieg verloren haben,

scheint hier geradezu vertuscht zu werden. Die Aufgabe der Chemie ist es

hiernach, bei der Rüstung für den „Führer“ und damit dem NS-Regime im 138 Römpp, Chemische Experimente, die gelingen, S.5. 139 Henninger-Franck, Lehrbuch der Chemie, S.1.

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Kriege zu dienen. Auch das Kapitel der Wehrchemie zeigt die Erziehung im

Kriegssinne (Ähnliches ist es für das gesamte Werk von Kintoff, Schulver-

suche zur Chemie der Kampfstoffe, festzuhalten). Dabei werden verschie-

dene Bombenarten vorgestellt (wobei ein besonderer Wert darauf gelegt

wird, dass das Schwarzpulver zuerst in Deutschland entwickelt worden sei)

und die Funktion der „Volksgasmaske“ im Falle eines Luftangriffs erklärt.

In diesem Zusammenhang wird jedem Deutschen nahe gelegt, sich dem

Reichsluftschutzbund zur Verfügung zu stellen, um den Frieden für das

deutsche Volk zu erhalten. Aus heutiger Sicht wirkt dieser Passus der Frie-

denswahrung als geradezu lächerlich.

Im Buch „Organische Chemie im Probierglas“ wird von Römpp bestätigt,

das ein Land mit bedeutenden Chemikern im „Kampf der Nationen“ Vortei-

le habe. Wiederum offenbart sich also die Stellung der Chemie für den

Krieg.

Nothdurft schreibt in seinem Vorwort des „Chemischen Experimentier-

buchs“, dass die Chemie für Deutschland so wichtig geworden sei, dass sich

jeder Deutsche damit auskennen müsse. Auch im Verlauf des Buches lassen

sich propagandistische Stellen ausfindig machen. Auf Seite 80, die sich mit

der Chlorchemie beschäftigt steht beispielsweise Folgendes: „Die Angabe

der Feinde, dass sie 5000 Tote (wegen Giftgas) gehabt hätten, ist eine der

bei ihnen nicht seltenen groben Lügen.“ Es wird also explizit gegen die

„Feinde“ geschrieben.

Im Kapitel über Ammoniak wird beschrieben, wie wichtig, dass Haber-

Bosch-Verfahren für Deutschland gewesen sei. Denn nun sei man nicht

mehr von der Salpetereinfuhr abhängig und in der Munitionsherstellung au-

tark. Daher sei es die Pflicht eines jeden jungen Chemikers, über dieses Ver-

fahren Bescheid zu wissen. Dass der vermehrte Aufbau solcher Werke je-

doch einer zielgerichteten Kriegsvorbereitung gedient habe, wird als reine

Feindespropaganda abgetan, obwohl diese Aussage sicherlich nicht ganz

falsch war.140 Dies sind typische nationalsozialistische Textpassagen.

140 Nothdurft, Chemisches Experimentierbuch, S.136.

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Des Weiteren wird empfohlen, sich in der HJ-Bibliothek weitere Informati-

onen einzuholen.141 So zeigt das Bild auf S.112 einen typischen Hitlerjun-

gen beim chemischen Arbeiten.142

DDR:

In den Experimentierkästen und Experimentierbüchern der DDR lassen sich

ebenso Hinweise, die auf dieses System hindeuten, finden.

Der „Kleine Experimentator“ beispielsweise rät, dass man sich in Gesell-

schaft den chemischen Experimenten widmen solle. Hilfreich sei v. a. eine

Arbeitsgemeinschaft in den Verbänden der Jungen Pioniere und der FDJ.

Dies verdeutlicht, dass man in der DDR die Kinder und Jugendlichen gerne

zur systemgetreuen Erziehung in diesen Einrichtungen hatte.

Das Experimentierbuch „Chemie selbst erlebt“ lässt seine Herkunft noch

viel stärker erkennen. Das Buch möchte insbesondere den Stand der DDR in

der chemischen Industrie zeigen und hochpreisen. Daher werden auch sehr

viele großtechnische Verfahren, die in der DDR angewandt wurden, im

Laufe des Buches vorgestellt. Schon in der Einleitung wird dies deutlich: „

Heute arbeiten mehr als dreihunderttausend Werktätige in den Chemiebe-

trieben der Deutschen Demokratischen Republik.“143 Dabei wird auch er-

wähnt, dass im Rahmen eines Chemieprogramms in der DDR immer mehr

Betriebe entstehen würden. Das Buch sieht es daher als eine seiner Aufga-

ben an, weiteren Jugendlichen die Chemie näher zu bringen, damit ein Po-

tential an Facharbeitern entstehen kann.144 Wie schon erwähnt zeigt sich

dieses Darstellen der chemischen Industrie in der DDR auch immer wieder

im Verlauf des Buches. Auf S.155 wird die hochentwickelte Chemie der

DDR angepriesen. Solche Hinweise finden sich immer wieder. Auf Um-

schreibungen wie der „große Arbeiterführer Ulbricht“ kann man im Buch

aufspüren. Beim Thema „Salpetersäure“ wird daher z. B. die VEB-

Farbenfabrik Wolfen und auf das VEB-Elektrochemisches Kombinat Bitter-

feld hingewiesen.145 Dies zeigt sich zudem in den Photographien von indus-

trieller-chemischer Produktion.

141 Nothdurft, Chemisches Experimentierbuch, S.179. 142 Vgl. Nothdurft, Chemisches Experimentierbuch, S.112. 143 Chemie selbst erlebt, S.5. 144 Chemie selbst erlebt, S.6ff.. 145 Chemie selbst erlebt, S.27.

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146

BRD:

Das Geleitwort in den Kosmos-Kästen der 70iger Jahre wurde von Adolf

Butenandt, seines Zeichens Direktor des Max-Planck-Instituts für Bioche-

mie in München verfasst. Er schreibt, dass die Chemie sich zwar in den letz-

ten Jahren generell stark entwickelt habe, aber noch kein Ende dieses Ent-

wicklungsprozesses in Sicht sei. Dabei ist zu beachten, dass er nicht, wie in

der NS-Zeit vom Deutschen Reich oder wie in der DDR vom Osten

Deutschlands spricht, sondern eher allgemein.

Weiter führt er die vielfachen Berufschancen im Bereich der Chemie an:

„Chemiker ist ein Beruf mit Zukunft – ob es sich um den Mann im For-

schungslaboratorium oder Industriebetrieb, den Hochschullehrer oder Stu-

dienrat handelt.“147 Auch hier bleibt er also allgemein und fordert nicht et-

wa eine Produktionssteigerung für den Staat oder den industriellen Sektor.

V. a., so Butenandt weiter, würden in den kommenden Jahren qualifizierte

Chemiker, die in der Lage zum Selbststudium seien, benötigt werden. Dazu

soll der Experimentierkasten einen frühen Beitrag neben dem Schulunter-

richt leisten und auch zu Wettbewerben wie „Jugend forscht“ anregen. Das

Experiment soll daher mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Der Philips-

Kasten von 1979 schlägt in eine ähnliche Kerbe: Der Kasten soll das Inte-

resse an Chemie wecken und vielleicht den ein oder anderen zum Beruf des

Chemikers führen. Dies sei ein Beruf, in dem man auf verschiedene Arten

146 Aus: Chemie selbst erlebt, S.176. 147 Kosmos Anleitungsheft (1977), S.5.

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„die Welt verändern könne“148 (im Kunststoffbereich, pharmazeutischen

Sektor etc.)

Der Chemie-Junior Kasten hält sich, auch auf Grund der jüngeren Zielgrup-

pe zurück. Er möchte nur vermitteln, wie vielseitig die Chemie ist und sie

eben nicht nur eine „Knall- und Stinkwissenschaft“ ist. Die neueren Expe-

rimentierkästen besitzen jedoch nicht mehr ein solches Vorwort oder Ge-

leitwort.

Dennoch blieb auch in der demokratischen BRD die Wissenschaft Chemie

nicht von gesellschaftlichen Einflüssen „verschont“. In der Bundesrepublik

veränderten sich die Kästen mit den Aufgaben der Chemie. Ein Beispiel sei

das Thema „Ökologie und Umwelterziehung“. Zwar gab es bereits im Jahr

1969 die erste Abteilung für Umwelt im Innenministerium Genschers.149

Dennoch nahm dieses Problem als Thema Ende der 70iger Jahre und in den

80iger Jahren drastisch zu (man denke nur an das Schlagwort „Ozonloch“).

Damit verbunden war eine Zunahme an Umweltbewegungen.150 Die Che-

mie widmete sich daher diesem Thema immer mehr. Dies mag damit im Zu-

sammenhang gestanden haben, dass der Chemie (oder besser der chemi-

schen Industrie) zum Großteil die Probleme der Umweltverschmutzung

vorgeworfen wurde. Die Chemie als Wissenschaft wollte dann, gleichsam

zur steigenden Reputation, einen Beitrag zur Aufklärung und zum Umwelt-

schutz leisten. Es verwundert aus diesem Grunde wenig, dass ein Großteil

der wissenschaftlichen Aufsätze und Lehrbücher zum Thema Umweltche-

mie in dieser Zeit (Ende 70iger, aber v. a. im Laufe der 80iger entstanden).

Sogar in den Experimentierkästen schlug sich dies nieder: Schuco Architekt

Natur aus dem Jahr 1984 und Test Ökologie 2000 aus dem Jahre 1987. Im

Vorwort des Test-Ökologie 2000 wird deutlich, dass man gerade im Hin-

blick auf die Chemie und Umwelt aufklären will, weshalb auch Schlagzeilen

jener Zeit wie das „Nitrat-Baby“ angeführt werden. Man möchte verdeutli-

chen, dass gerade in der Umwelt vieles zwei Seiten hat: So gehöre Ammo-

niak zwar in Jauche, aber nicht in Brunnenwasser; Phosphate helfen bei Le-

bensmittelherstellung, aber können in Abwässern Schaden anrichten….

148 Philipps-Anleitungsheft, S.II. 149 Hünemörder, K. F., Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise, S.155. 150 Hünemörder, K. F., Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise, S.337.

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Dass auch marktwirtschaftliche Faktoren die Experimentierkästen beein-

flussen, zeigen Kästen wie die „Beauty-Box“ oder das Parfüm Labor.151 So-

gar aktuelle Themen wie erneuerbare Energien oder „Bewegungsmelder“

(Bereich Physik) sind mittlerweile auf dem Markt.

151 Vgl. S.67.

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Kapitel 3: Die einzelnen Experimentierkästen und Experimentierbücher in einer Kurzzusammenfassung

Auf Grund der Vielzahl an gesammelten Materialien aus verschiedenen

deutschen Epochen (immerhin umfassen die behandelten Experimentierbü-

cher und Experimentierkästen eine Zeitspanne von über 120 Jahren), scheint

es mir angebracht, für die verschiedenen Werke hier eine Kurzzusammen-

fassung aufzulisten: Dabei sollen die einzelnen Bücher bzw. Kästen kurz in

ihrer Gliederung und möglichen Besonderheiten vorgestellt werden.

1.) Des deutschen Knaben Experimentierbuch aus dem Jahre 1885:

Dieses Experimentierbuch aus dem Deutschen Kaiserreich (übrigens noch

zur Zeit von Kaiser Wilhelm I. und Otto von Bismarck) ist kein rein chemi-

sches Experimentierbuch. Es enthält nämlich zunächst einen physikalischen

Teil, auf den der chemische Teil folgt. Dennoch wurden 286 chemische

Versuche ausgewertet.

Das Kapitel der Chemie beginnt mit einer Einführung zur Chemie und nennt

die Aufgaben des Chemikers (Zitate152: „Diese Kunst ist die Chemie, die

Lehre von der Zusammensetzung der Körper.“; „ Aber der Chemiker weist

mit der geringsten Mühe die Bestandteile des Grünspans nach, und in weni-

gen Minuten lässt er uns den Essig riechen…“). Anschließend verweist der

Autor, Dr. Dammer, auf Grundlagen des experimentellen Arbeitens. Diese

sind, verglichen mit den jüngeren Kästen bzw. Büchern, knapp und zielen

auf die Tugenden des Kaiserreichs wie Disziplin und Ordnung ab.

Gefahrenhinweise sind nicht extra kenntlich gemacht: Bei der Einleitung

wird zwar darauf hingewiesen, dass man stets mit einer gewissen Vorsicht

zu arbeiten hat („Man darf nicht glauben, dass man beim Experimentieren

so verfahren darf wie etwa beim Spiel. […] Darum ist auch allen Ernstes zu

raten, dass man beim Experimentieren stets vorsichtig sei.“).153 Bei gefähr-

lichen Versuchen werden mögliche Gefahren nur am Rande erwähnt und

nicht graphisch hervorgehoben. So steht etwa bei der Chlordarstellung –

hier übrigens in großem Maßstab - nur, dass man bei offenem Fenster ar-

beiten und, wenn man Schmerzen im Atmungs- und Brustbereich spüre, mit 152 Jeweils aus Des Deutschen Knaben Experimentierbuch, S.220. 153 Aus: Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.221.

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dem Arbeiten aussetzen solle. Heute undenkbar, da es bis zu einem solchen

Unwohlsein niemals kommen sollte bzw. dürfte.

Im ersten Abschnitt führt das Experimentierbuch in allgemeine chemische

Arbeitsweisen, wie Kristallisation und Destillation ein. Es folgt der Begriff

der „chemischen Verbindung“. Ansonsten folgt das Buch einem Aufbau

stoffchemischer Natur. Es gibt im ersten Abschnitt ein Unterkapitel zur

Schwefelchemie. Im zweiten Abschnitt folgen die Chemie des Sauerstoffs,

Wasserstoffs und Stickstoffs, während sich der dritte Abschnitt nochmals

der Schwefelchemie, aber auch der Chlorchemie und der Chemie des Phos-

phors widmet. Der vierte Abschnitt ist in die Bereiche Leichtmetalle und

Schwermetalle unterteilt. Im fünften und letzten Kapitel folgt die Chemie

des „Pflanzen- und Tierreichs“ (obwohl diese Überschrift etwas verwirrend

ist, da es weniger um biochemische Stoffe als vielmehr um organische Stof-

fe wie Ethin, Methan oder Diethylether geht).

Heute unvorstellbar ist die Verwendung mancher Gefahrstoffe, wie bei-

spielsweise das Arbeiten mit elementarem Phosphor (Sicherheitshinweis:

„Niemals fasse man ein Stück Phosphor mit den Fingern an, denn die

Brandwunden sind sehr schmerzhaft […]. Auch denke man stets an die Gif-

tigkeit des Phosphors [..]“).154 Diese Giftigkeit wird dann mit dem makabe-

ren Beispiel belegt, dass in Kinderleichen oftmals Phosphorreste im Magen

nachgewiesen wurden, weil die Kinder an Streichhölzern geleckt hatten.155

Neben den Versuchen mit elementarem Phosphor werden aber auch Stoffe

wie Monophosphan (PH3) (das ein sehr starkes Nerven- und Stoffwechsel-

gift ist) hergestellt. Ferner wird Flusssäure (HF) dargestellt und auch Versu-

che mit giftigen Blei-, Arsen-, Chrom und Quecksilberverbindungen fehlen

nicht (diese kommen aber auch im Gegensatz zu PH3 o. Ä. auch noch in an-

deren Büchern und Kästen vor). Daneben existieren auch Versuchsvor-

schriften mit Kaliumchlorat, Schwefelwasserstoff, Schwarzpulverherstel-

lung, elementarem Chlor und Chlorwasserstoff etc.

Auch der organische Teil würde jedem Sicherheitsberater für Experimen-

tierkästen und Experimentierbücher die Haare zu Berge stehen lassen. Ne-

ben Schießbaumwolle soll auch Anilin hergestellt werden – dieses gilt im-

merhin als äußerst toxisch und ist ein Kontaktgift, das durch die Haut auf- 154 Aus: Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.316 155 Des deutschen Knaben Experimentierbuch, S.316.

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genommen werden kann.156 Den Abschluss bildet die Herstellung der

Pikrinsäure, die immerhin auch giftig und zudem äußerst explosiv ist.

Dieses Experimentierbuch beinhaltet generell sehr viel Stoffchemie und Ei-

genschaften chemischer Elemente und Verbindungen, sowie eine hohe An-

zahl an Darstellungsreaktionen. Dennoch kommen im gesamten Werk keine

chemischen Formeln oder Gleichungen vor. Graphische Hervorhebungen

oder Photographien gibt es ebenfalls nicht. Man findet lediglich vereinzelt

schwarz-weiß Skizzen, die aber oftmals wenig bei dem Versuchsaufbau hel-

fen. Ein Alltagsbezug wird für den Leser nur selten hergestellt. Die Versu-

che sind zwar nummeriert, aber nicht mit eigenen Überschriften versehen

oder durch Absätze voneinander getrennt.

Des Weiteren muss man sich in dieses Werk einlesen, was zum einen durch

die anfangs schwerleserliche Deutsche Schrift und zum zweiten durch uns

heute fremd gewordene Stoffbezeichnungen (z. B. „chlorsaures Kali“ für

Kaliumchlorat) bedingt ist.

Die Anorganische Chemie war in ihren Reaktionen, wie das Buch zeigt,

durchaus weiter fortgeschritten als noch die junge Organik (hier z. B. keine

Fehling-Reaktionen oder Reaktionen mit Eiweißen). Dennoch zeigen sich

auch in der Anorganik fachliche Unkenntnisse wie beispielsweise das Un-

wissen über die Farbe des elementaren Fluors. Dies ist jedoch kein Wun-

der, wenn man bedenkt, dass elementares Fluor erstmals im Jahre 1886 (also

ein Jahr nach Erscheinen dieses Buches) durch den französischen Chemiker

Henri Moissan mittels Elektrolyse von KF in flüssigem Fluorwasserstoff

nachgewiesen wurde.157

Zusammenfassend sei gesagt, dass es sich, gerade auf Grund dieser für uns

heute in einem Jugendexperimentierbuch nicht vorkommenden Versuche,

wegen der Sprache und des Aufbaus, um ein äußerst interessantes Werk

handelt.

156 Vgl. Internetlink: http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Anilin.php. 157 Hollemann, A.F./Wiberg, E., Lehrbuch der Anorganischen Chemie, S.433.

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2.) Der junge Chemiker (Experimentierbuch gegen Ende des 19. Jahr-

hunderts):

Der junge Chemiker bezeichnet sich selbst als ein illustriertes Taschenbuch

für die Jugend. Tatsächlich hat es auch Taschenbuchformat. Aus diesem

Buch wurden 62 Versuche ausgewertet, was sich jedoch schwierig gestaltet

hat, da die einzelnen Versuche weder mit einer Überschrift versehen, noch

nummeriert oder durch Absätze voneinander getrennt sind. Auch sonst gibt

es im Buch keine graphischen Hervorhebungen, Illustrationen und Photos.

Nur wenige schwarz-weiß Skizzen zu Apparaturen sind vorhanden. Ein All-

tagsbezug wird kaum hergestellt. Man hat eher den Eindruck, dass es sich

um ein allgemeines Lese- und Informationsbuch handelt, in dem Versuche

„eingestreut“ werden, um die Aussagen zu untermauern.

Die Versuche werden nur knapp und im fließenden Text ausgewertet. Che-

mische Formeln und Reaktionsgleichungen sucht man in diesem Werke

vergebens.

Das Buch beginnt mit einer langen Einleitung über die Aufgaben der Na-

turwissenschaft Chemie, ihrer Betätigungsfelder und einen kurzen Abriss

zur Chemiegeschichte. Auch in dieser Einleitung befinden sich bereits Ver-

suchsvorschriften „versteckt“.

Es folgen anschließend 69 Seiten zu den Laborgeräten und den Grundopera-

tionen chemischen Experimentierens: So werden die Reibschale, die Spritz-

flasche, die Brennertypen u. v. m. in schwarz-weiß Bildern und mit genauen

Worterläuterungen vorgestellt. Ähnliches gilt für die Grundoperationen wie

kristallisieren, lösen, filtrieren, destillieren etc. Auch innerhalb dieser Erläu-

terungen befinden sich bereits Versuchsanleitungen wie beispielsweise die

Kristallisation von Kaliumchlorat. Anschließend folgt ein kurzes Kapitel zur

Glasbearbeitung. Die nachstehende Skizze zur Glasbearbeitung verdeutlicht

auch die graphische Gestaltung des Buches (wenige schwarz-weiß Abbil-

dungen).158

158 Aus: Der junge Chemiker, S.92.

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Folgend werden verschiedene Reagenzien wie Schwefelwasserstoff,

Chlorwasserstoff und Königswasser samt ihrer Darstellung vorgestellt. Das

letzte Kapitel ist betitelt mit „Reaktionen der Basen“: Trotz dieses Namens

widmet es sich hauptsächlich Reaktionen verschiedener Metalle und ihres

Nachweises (z. B. Kobalt, Nickel, Quecksilber, Cadmium, Arsen und Bis-

mut).

Alleine die Gliederung verdeutlicht schon den geringen Alltagsbezug und

die geringe Anzahl der Experimente, die auch kein allzu großes Spektrum

der Chemie abdecken (kaum Chemie der Nichtmetalle oder Gase, keine Or-

ganische Chemie).

Auf mögliche Gefahren wird kaum bzw. nur am Rande eingegangen; diese

Gefahrenerklärungen sind nicht extra markiert oder kenntlich gemacht.

Dennoch finden sich aus heutiger Sicht gefährliche Stoffe und Experimente

wieder: So wird u. a. Quecksilberoxid zerlegt, sowie mit Chromsäure, mit

Blei- und Arsenverbindungen und konzentrierter Schwefelsäure gearbeitet.

Im Vorwort wird es indes sogar als Aufgabe der Chemie gesehen, den Um-

gang mit gefährlichen Stoffen zu erlernen.159

3.) Experimentierbuch für mittlere Schüler aus dem Jahre 1912:

Mit diesem Buch liegt uns eines der ersten rein-chemischen Experimentier-

bücher für Jugendliche vor, wobei 179 chemische Versuche ausgewertet

werden konnten.

Im Vorwort verweist der Verfasser dieses Experimentierbuches, Karl

Scheid, darauf, dass er bei seiner Erstauflage 1902 einer großen Berechti-

gung ob der Gefahren der Chemie bedurft hatte, um sein Buch zu publizie-

ren. Sein Werk habe sich aber dennoch, so Scheid weiter, als ein guter Füh-

rer durch die Wissenschaft der Chemie etabliert.

Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Apparaturen, ihrer sachgemä-

ßen Handhabung und der Möglichkeit ihrer Beschaffung. Ebenso folgen

Hinweise, wie man Chemikalien besorgen kann und allgemeine Anmerkun-

gen zum chemischen Arbeiten (z. B. Arbeitsschürze, stinkende Gase nur im

Freien darstellen, ordentliche Beschriftung von Gläsern, Reinigen von Glä-

159 Vgl.: Der junge Chemiker, S.16.

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sern vor dem Befüllen). Diese Anmerkungen kann man gleichwohl auch als

eine knappe Gefahrenbelehrung sehen. Weitere Gefahrenaufklärungen er-

scheinen bei den Versuchen im fortlaufenden Text (z. B.: „Die genannten

Säuren (gemeint sind Salz-und Salpetersäure) sind durchaus kein Spiel-

zeug.“). Als nicht so gelungen (aus Sicherheitssicht) muss man Skizzen be-

urteilen, in der sich z. B. Reagenzglasöffnungen in Körperrichtung befin-

den.160

Nach diesen Anfangsinformationen folgt, wie auch schon bei den anderen

Büchern, eine Einführung in die Grundoperationen chemischen Experimen-

tierens.

Ansonsten sind die Kapitel stoffchemisch sortiert, wobei immer wieder Ka-

pitel mit chemischen Experimentierweisen o. Ä. zwischengeschoben sind

(Beispiele von Kapiteln: Pottasche, Sauerstoff, Glasröhren (und Bearbei-

tung), Schwefel, Schwefelmetalle, Umkristallisieren, Sublimieren, Schwe-

felsäure, Gips etc.)

Als aus heutiger Sicht nicht für Jugendliche vorgesehene Versuche kann

man beispielsweise das Experimentieren mit Quecksilberasche und Bleisal-

zen, sowie das Herstellen von Flußsäure nennen. Merkwürdig ist auch, dass

Kupfervitriol als sehr giftig bezeichnet wird161 – was zum Beispiel bei der

Quecksilberasche nicht geschieht. Nach der heutigen Gefahreneinstufung

ist Kupfervitriol vielmehr als „gesundheitsschädlich“ und „umweltgefähr-

lich“ einzustufen. Auch sonst existieren aus unserer heutigen Perspektive

einige Kuriositäten in fachlicher Hinsicht: So wird das Gas CO2 beispiels-

weise mal als Kohlensäure (S.32) und mal als Kohlensäuregas (S.41) be-

160 Aus: Scheid, K., Chemisches Experimentierbuch, S.4. 161 Vgl. dazu Scheid, K., Chemisches Experimentierbuch, S.93.

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zeichnet. Ferner beinhaltet dieses Werk auch Versuche aus dem Teilbereich

der Organischen Chemie (wie Herstellung von Leuchtgas und Kohlenhyd-

ratchemie). Des Weiteren werden auch quantitativ-analytische Versuche

eingebaut (z. B. Massenänderung bei Verbrennungsreaktionen)

Die Versuche sind leider nicht nummeriert und nur zum Teil durch extra

Überschriften und Absätze voneinander abgehoben, was die Übersichtlich-

keit mindert. Die Auswertungen sind knapp gehalten und Reaktionsglei-

chungen existieren nicht. Allgemeine Merksätze werden zwar genannt, aber

im laufenden Text eingeflochten, was das Wiederauffinden solcher Sätze er-

schwert. Schwarz-weiß Skizzen werden verwandt, aber nur bei wenigen

Versuchen. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass sich die Skizzen oftmals

auf einer anderen Seite wie die Versuchsbeschreibung befinden (z. T. erst

nach der Auswertung des Versuches).

Ein Alltagsbezug wird nur selten hergestellt (z. B. Verweis auf die Photo-

graphie beim Fällen von Chlorid mit Silber oder Darstellung von „Eau de

Javelle“ (= Bleichwasser aus wässriger Kaliumhypochloritlösung ), das in

jener Zeit häufig eingesetzt wurde).162

Die verwendete Sprache ist z. T. sehr schwer verständlich und erfordert das

mehrfache Lesen vor dem Durchführen eines Experiments.

Übrigens existiert noch eine Fortsetzung zu diesem Werk: „Scheid, Chemi-

sches Experimentierbuch II für reifere Schüler“ (aus dem Jahre 1914). Hier

sollen laut Autor Themen aus dem Bereich der „unorganischen (= anorgani-

schen) und organischen Chemie, etwa dem Arbeitsgebiet der Sekunda und

Prima entsprechend“ behandelt werden. So beinhaltet das Buch u. a. Kapitel

zu Kupfer, Chromaten und Dichromaten (als chromsaure und doppelt-

chromsaure Verbindungen bezeichnet), Manganverbindungen, galvanische

Zellen, Kohlenwasserstoffe, Alkohol und Aldehyde.

Ansonsten ähnelt das Buch vom Layout sehr dem „Chemischen Experimen-

tierbuch I für mittlere Schüler“.

Auf eine genauere Untersuchung wurde verzichtet, da in dieser Arbeit ei-

gentlich nur Bücher und Kästen für Mittelstufenschüler (nach heutiger Defi-

nition: also 14-16-Jährige) als Zielgruppe untersucht worden sind.

162 Hollemann, A.F./Wiberg, E., Lehrbuch der Anorganischen Chemie, S.476.

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4.) Chemie für Jungen aus dem Jahre 1922:

Dieses Buch aus der Zeit der Weimarer Republik, die auch seitens der Re-

formpädagogik geprägt worden ist, ist zweifelsohne das ungewöhnlichste

Werk aller untersuchten Experimentierkästen und Experimentierbücher. Es

ist eine Art Lesebuch, in dem in einer Geschichtenform zwei Jungen von ih-

rem wissenschaftlich gebildeten Onkel in die Welt der Chemie und der

chemischen Experimente eingeführt werden. Wenn man die Texte genau

liest, entdeckt man als Leser auch Versuche zum Nachmachen (insgesamt

habe ich aus diesem Buch 62 Versuche ausgewertet). Da jedoch nicht mal

annähernd eine graphische Trennung der Versuche voneinander besteht und

alles in einer epischen Erzählform beschrieben ist, machte dieses Buch die

Auswertung besonders schwer. Dadurch ergibt sich auch, dass die Experi-

mentieranleitungen sehr ungenau sind.

Hinweise zum allgemeinen Arbeiten und Gefahrenbelehrung kommen in

diesem Buch nicht vor – allerdings muss dazu gesagt werden, dass dies ein

Fortsetzungsband ist (es ist also durchaus möglich, dass in Band 1 dies aus-

geführt wird; nichtsdestotrotz müsste es für Jugendliche, die über das erste

Band nicht verfügen, eigentlich aus heutiger Sicht wiederholt werden).

Dadurch, dass die ganzen Versuche in eine Geschichte eingebaut werden,

erhalten sie natürlich einen Alltagsbezug, da sie zumeist in irgendeinem

Kontext des täglichen Lebens der beiden Jungen stehen (oder sie gehen bei-

spielsweise mit ihrem Onkel zum Schmied und zerlegen dort Wasser in sei-

ne Bestandteile). Auch gelingt es dadurch häufig, die Versuche mit alltäg-

lichen Gegenständen durchzuführen.

Graphiken kommen nur sehr rar vor. Die Erläuterungen erfolgen nur im

Wortlaut ohne Reaktionsgleichungen, aber dafür vergleichsweise sehr aus-

führlich. Aus heutiger Sicht etwas unpädagogisch wirken Geschichten über

„Tierquälerei“, wie beispielsweise der Verweis auf einen Spatz in einer oh-

ne Luftzufuhr abgeschnittenen Glasglocke oder die Hunde in der so genann-

ten Hundegrotte (Hunde die durch ausströmendes CO2, das sich am Boden

ansammelt ins Koma fallen, während die Menschen davon nichts spüren

und dies als grausames Spektakel Touristen vorführen).

Als in den Experimentierkästen und Experimentierbüchern selten vorkom-

mender Versuch wird hier jedoch die Reaktion von elementarem Natrium in

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Wasser beschrieben. Als gefährliche Versuche sind u. a. Experimente mit

Knallgas (in größeren Dimensionen) und Phosphor zu nennen. Die Kapitel

sind trotz des „Romancharakters“ stoffchemisch gegliedert (z. B. der Was-

serstoff, Kohlensäure und Kohlenoxid, Leuchtgas, der Schwefel, Phosphor

und Feuerzeug).

Vermutlich hat sich jedoch in erster Linie wegen der Schwierigkeit des Ex-

perimentierens mittels des Buches „Chemie für Jungen“ das Konzept eines

solchen chemischen Lesebuches nicht durchgesetzt.

5.) Cheminova Experimentierkasten aus dem Jahre 1923:

Dieser Experimentierkasten, der älteste dieser Untersuchung, beinhaltet 76

Experimente, wobei vom „Cheminova-Spiel“ die Rede ist. Die Versuche

werden in einer Art „Zauberchemie“ dargestellt, weshalb auch von „76 Ex-

perimenten und Zauberscherzen“ auf der Anfangsseite gesprochen wird. Die

chemischen Versuche sollten folglich dazu führen, zunächst den Experimen-

tator selbst und dann Zuschauer oder Freunde ins Staunen zu versetzen.

Dies schlägt sich auch in der Versuchsauswahl nieder: So enthält der Che-

minova-Kasten zahlreiche „Farbversuche“ durch Indikatoren oder Kom-

plexversuche (wie: „Wein aus Wasser und wieder Wein“ über eine Phe-

nolphthaleinlösung oder „Bengalische Flammen“).

Das Anleitungsheft beginnt mit einer Vorstellung, der im Cheminova-

Kasten enthaltenen Gerätschaften und Reagenzien. Eine eigene Gefahrener-

läuterung existiert nicht, wobei verglichen mit den Experimentierbüchern

jener Zeit auch nur wenige Gefahrstoffe verwendet werden (z. B. als Aus-

nahme Schwarzpulverherstellung (und hier wird dann vor der Herstellung

größerer Mengen explizit gewarnt)).

Auf Seite 7 werden die im Kasten vorhandenen Chemikalien vorgestellt (u.

a.: Natriumthiosulfat, Eisensulfat, Natriumcarbonat, Weinsäure, Ammoni-

umchlorid, Kaliumnitrat, Aluminiumsulfat, Strontiumnitrat (!), gelbes Blut-

laugensalz, Schwefel, Lackmuspapier, Phenolphthaleinlösung, Kaliumper-

manganat, gelöschter Kalk). Dabei sind aus heutiger Sicht die damals ver-

wendeten Chemikalienbegriffe (wie salpetersaures Strontian oder überman-

gansaures Kali interessant).

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Im weiteren Verlauf gliedert sich das Buch mit seinen „Zauberversuchen“

allgemeinchemisch und überwiegend stoffchemisch (Zerlegung und Aufbau

von Verbindungen, Säuren und Basen, Wasserstoff /Sauerstoff /Stickstoff,

Kohlenstoff/Schwefel/Phosphor, Eiweißköper usw.). Interessant ist auch ei-

ne kurze Einführung zur Organischen Chemie (Historisches („vis vitalis“),

die häufigsten Elemente in organischen Verbindungen etc.)

Die Bebilderung ist äußerst knapp. Zu den Versuchen folgen stets knappe

Erläuterungen, aber ohne Formeln und Reaktionsgleichungen.

Die Versuche sind nummeriert und auch durch Absätze voneinander abge-

hoben, so dass eine gewisse Übersichtlichkeit besteht.

Den einzelnen Versuchen gehen oftmals allgemeine Informationen und

Nutzanwendungen im Alltag (z. B. Herstellung von Lackmuspapier, An-

wendung von Kaliumpermanganat, Hinweise zur Wassergüte) voraus.

6.) Chemie-Trix Kasten aus dem Jahre 1936:

Die Trix-Kästen kamen in erster Linie aus den Bereichen der Technik und

Physik aus den Vereinigten Spielwaren-Fabriken in Nürnberg. Insofern ist

der bearbeitete Chemie-Baukasten eine Besonderheit – zumal er aus dem

Jahre 1936 stammt.

Die mitgelieferten Chemikalien waren Eisen, gebrannter Kalk, Kupferblech,

Lackmuspapier, Magnesiumband, Braunstein, Schwefel und Steinkohle.

Darüber hinaus musste sich der jugendliche Experimentator noch Kalium-

chlorat und Quecksilberasche beschaffen, weil laut Angabe die Beigabe in

den Lieferumfang nicht gestattet war (zum Verkauf waren nur Drogerien

und Apotheken berechtigt).

95 Versuche konnten im Chemie-Trix Kasten ausgewertet werden.

Zu Beginn führt das Anleitungsheft in die Glasbearbeitung und in die her-

zustellenden Glasgeräte ein. Ebenso lernt der Leser den Umgang mit dem

im Lieferumfang enthaltenen Spiritusbrenner. Gefahrenerläuterung am An-

fang des Buches oder während der Versuche gibt es i. d. R. nicht. Die Glie-

derung enthält allgemeinchemische Kapitel (z. B.Was ist Verbrennung?“

und „Chemische Verbindung“) sowie stoffchemische Kapitel (z. B. Sauer-

stoff, Schwefel oder Kohlenstoff), die von der Menge her eindeutig über-

wiegen.

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Als „gefährlichere“ Versuche sind beispielsweise die Darstellung von Ka-

liumchlorat und das Arbeiten mit Quecksilberasche zu nennen. Etwas un-

gewöhnlich anmutend, scheint auch die Geschmacksprobe von aus SO2 dar-

gestellter verdünnter H2SO3, um den säuerlichen Geschmack zu erkennen.

Das Anleitungsheft enthält zu vielen Experimenten schwarz-weiße Ver-

suchsskizzen, so dass durchgehend auf der linken Seite einer Doppelseite

eine Versuchsskizze ist und auf der rechten Seite zwei bis drei Versuche im

Wortlaut beschrieben werden.

Hervorhebungen von Merksätzen o. Ä. gibt es nicht. Auch wird nur selten

ein Alltagsbezug hergestellt. „Spektakuläre“ Versuche oder „Zauberchemie“

wie im Cheminova Kasten von 1923 sind nicht vorhanden.

Die Versuche werden nur knapp ausgewertet und erläutert. Dafür existieren

aber chemische Reaktionsgleichungen – auch wenn diese auf Grund des

Gleichheitszeichens „=“ für den heutigen Chemiker etwas merkwürdig aus-

sehen.

Beispiel163:

S + Fe = FeS

Schwefel + Eisen = Schwefeleisen

Auffallend ist dabei auch ein fachlicher Fehler, nämlich die Formel des

Magnesiumoxids, die als MgO2 angegeben wird164.

Bereits zu Beginn des Buches werden daher einige chemischen Elemente

mit ihren Symbolen und lateinischen Begriffen vorgestellt.

7.) Kosmos-Chemiekasten aus dem Jahr 1938:

Dies ist der älteste Kosmos-Kasten der vorhandenen Sammlung an Experi-

mentierkästen. Er wurde von dem schon genannten Realschullehrer Wil-

helm Fröhlich konzeptionell bearbeitet und soll laut Angabe 600 Versuche

enthalten. Auf Grund von Dopplungen bzw. Nummerierungen, hinter denen

keine eigentliche Versuchsanleitung steht, konnten 441 Versuche ausgewer-

tet werden.

Wilhelm Fröhlich beschränkt sich in seinem Vorwort auf didaktische As-

pekte des Erlernens chemischen Hintergrundwissens und praktischen Arbei- 163 Nach Chemie-Trix Anleitungsheft, S.25. 164 Nach Chemie-Trix Anleitungsheft, S.71.

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tens. Obwohl das Buch aus dem Jahre 1938 stammt, verzichten der Kosmos-

Verlag und Fröhlich völlig auf irgendwelche nationalsozialistisch ange-

hauchten propagandistischen Äußerungen.

Das Anleitungsheft beginnt mit einem Verzeichnis der im Kasten enthalte-

nen Materialien. Dies waren, vergleicht man mit den zwei älteren Chemie-

kästen, die hier beschrieben worden sind, mehr Chemikalien. So wurden

mitgeliefert: Salmiakgeist, Schwefel, Eisen, Kaliumpermanganat, Natron (=

Natriumhydrogencarbonat), Kaliumnitrat, gebrannter Kalk, Calciumcarbo-

nat, Calciumsulfat, Salmiaksalz (=Ammoniumchlorid), Benzol, Kaliumio-

did, Salicylsäure, Silberoxid, Calciummetall, Kupfersulfat, Kupferoxid, Ba-

riumchlorid, Kaliumbichromat (=Kaliumdichromat), gelbes Blutlaugensalz,

Anilin, Bleiglätte, Roter Phosphor, Ammoniummolybdat, Glucose, Gerb-

säure, Pepsin, wasserlösliches Diamantfuchsin (= Fuchsin oder Anilinrot),

Calciumphosphat, Lackmuspapier, Holzkohle, Bleiblech, Kupferblech,

Zinkblech, Silberblech und Magnesiumband. Darüber hinaus enthielt der

Kosmos-Kasten aus dem Jahr 1938 etliche Geräte wie Stativmaterial, Glas-

rohre und Reagenzgläser, Spiritusbrenner, Pipetten, Stopfen, Etikette, Filt-

rierpapier, Trichter, Zangen u. v. m.. Obwohl man sich die Natronlauge, die

Schwefelsäure, die Salzsäure und die Salpetersäure beim Apotheker selbst

besorgen musste (Vorratsflaschen wurden mitgeliefert), weil Säuren vom

Postversand ausgeschlossen waren, kann man durchaus von einem kleinen

Chemielabor sprechen. Für jene Zeit beeindruckend empfinde ich die Mit-

lieferung des Enzyms Pepsin.

Aus heutiger Sicht undenkbar waren natürlich u. a. die Mitlieferung des to-

xischen Anilins (hier war die Giftigkeit durchaus schon bekannt – alleine

durch Schenzingers 1936 gleichnamig erschienenen Roman165), des toxi-

schen Fuchsins, des heute als cancerogen bekannten Benzols (und zudem

äußerst leichtentzündlich) oder des giftigen Kaliumdichromats.

Das Anleitungsheft führt nach der Vorstellung der Reagenzien und Gerät-

schaften mit ihrer jeweiligen Lage im Kasten, in das Arbeiten mit dem Spi-

ritusbrenner und die Glasbearbeitung ein. Danach wird geschildert, in wel-

chem verdünnten Zustand man die Säuren beim Apotheker kaufen soll.

165 Vgl. Internetlink: http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Aloys_Schenzinger.

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Eine Gefahrenaufklärung zu Beginn des Buches existiert nicht, ebenso we-

nig ausführliche Hinweise zum sicheren Arbeiten. Auch während der Ver-

suche wird nur spärlich auf mögliche Gefahren hingewiesen (so steht bei-

spielhaft bei Anilin nur das Wort „giftig“ in Klammern dahinter).

Der Aufbau des Anleitungsheftes folgt stoffchemischen Kriterien (Kapitel

wie Kohlendioxid und Kohlensäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Ammo-

niak, Schwefelwasserstoff und Sulfide, Eisen, Zucker, Stärke und Zellulose,

Fett, Alkohol und Essigsäure, Seife, Benzol etc.). Hervorzuheben ist dabei

auch die quantitativ hohe Anzahl an organischen Versuchen.

Befremdlich erscheinen, wie schon im Chemie-Trix-Kasten, Geschmacks-

proben von H2SO3 oder KNO3.

Neben einer großen – aber schon aus anderen Experimentierbüchern und

Experimentierkästen bekannter Anzahl anorganischer Versuche, kommen

aber auch hier Versuche vor, die man in den anderen Kästen sonst selten bis

gar nicht findet (Sulfatfällung mit Bariumchlorid, Nachweis von Phosphat

in der Phosphorsäure mittels Ammoniummolybdat, Darstellung von Nitro-

benzol und Anilin).

Ein Alltagsbezug wird eher selten hergestellt (u. a. beim Schweißbrennen).

Jedoch gibt es schulmäßig lehrreiche genaue Definitionen wie von der Re-

duktion und dem Hinweis, das dies vom lateinischen Wort „reducere“ (= zu-

rückführen) stamme. Auch das Schema zur Verwendung von Benzol könnte

man in ähnliche Form heute noch im Unterricht zeigen (auch als „chemisch-

historisches Poster“166).

166 Aus: Anleitungsheft Kosmos (1938), S.100.

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Die einzelnen Versuche sind zwar nummeriert, da aber sehr eng und klein,

sowie ohne Absätze geschrieben wurde, könnte die Übersichtlichkeit besser

sein. Versuchsskizzen sind vorhanden.

Definitionen und Erläuterungen sind ohne Markierungen im laufenden Text

eingebunden. Reaktionsgleichungen werden, wenn auch sehr selten, ver-

wendet. Eine sprachliche Unterteilung in anorganische und organische

Chemie erfolgt nicht.

8.) Experimentierbuch „Chemische Experimente, die gelingen“ aus dem

Jahre 1939:

Dieses Experimentierbuch von Hermann Römpp verfügt über 144 ausge-

wertete Versuche.

Die Einleitung ist der Zeit entsprechend äußerst nationalistisch (Zitat: „Das

deutsche Volk erlebt gegenwärtig eine Technisierung und Chemisierung von

größtem Ausmaß“167). Darüber hinaus findet man Andeutungen zu dem

Vierjahresplan, der zur Aufrüstung und Vorbereitung des Zweiten Welt-

kriegs diente.

Das Buch gliedert sich sind in den so genannten „Allgemeinen Teil“ und

den „Speziellen Teil“. Im Allgemeinen Teil werden die gewöhnlichen Gerä-

te und Messgeräte vorgestellt, in die Glasbearbeitung eingeführt (dies er-

folgt sehr ausführlich und mit ausgiebiger Bebilderung der Glasgeräte) und 167 Römpp, H., Chemische Experimente, S.5.

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die wichtigsten chemischen Arbeitsverfahren (z. B. Auflösen, Einengen,

Pulverisieren, Erhitzen, Filtrieren) erläutert. Im speziellen Teil werden ver-

schiedene Versuche durchgeführt. Dabei gibt es keine im Inhaltsverzeichnis

erkennbare stoffchemische Gliederung. Die Versuche sind stattdessen durch

Absätze und eigene Überschriften voneinander getrennt (allerdings ohne

Nummerierungen; eine Überschrift kann mehrere Versuche beinhalten). So

findet man Überschriften wie beispielsweise „Verbrennungen im Sauer-

stoff“, „Der zuckerverdauende Erlenmeyerkolben“, „Die Schlangen Phara-

os“. Diese Überschriften wecken naturgemäß das Interesse der jugendlichen

Leser.

Gefahrenerläuterungen sind nur sehr knapp innerhalb der Versuchsvor-

schriften vorhanden. Als gefährliche Versuche kann man u. a. die Herstel-

lung von Chlorknallgas, das Arbeiten mit Chromsäure und die Arbeit mit

Explosivstoffen nennen. Sonst relativ selten, findet man in diesem Experi-

mentierbuch auch Versuche zur Kalorimetrie und Kolloid-Chemie.

Skizzen sind vorhanden und gut erkennbar bzw. verständlich. Die Versuche

werden knapp, aber präzise erläutert, wobei auch Formeln und Reaktions-

gleichungen eingesetzt werden.

Ferner existieren für den Jugendlichen überschaubare zusammenfassende

Schemata, die schultauglich waren, wie das nachstehende Schema zu den

Reaktionen der Salzsäure168:

168 Aus Römpp, H., Chemische Experimente, die gelingen, S.74.

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9.) Schulversuche zur Chemie der Kampfstoffe aus dem Jahre 1939:

Der Titel verrät schon, dass es sich bei dem von Walter Kintoff verfassten

Werk, um kein Experimentierbuch des üblichen Musters handelt. Dennoch

ist es ein aus historischer Perspektive interessantes Werk, das den Einfluss

der Politik auf naturwissenschaftliche Bücher äußerst klar verdeutlicht. Es

handelt sich dabei um ein für den Nationalsozialismus typisches Dokument.

Im Geleitwort rechtfertigt der Autor das Werk über den Personen- und Zi-

vilbevölkerungsschutz. Die Zivilbevölkerung, so Kintoff, sollte die Eigen-

tümlichkeit von Brand-, Spreng- und Kampfstoffen kennen, da sie im Krieg

über die Bevölkerung einbrechen können. Das Buch soll somit den Erzie-

hern die Möglichkeit geben, die Schüler über die chemische Zusammen-

setzung solcher Stoffe zu informieren, um gleichzeitig eine „Schutzerzie-

hung“ durchzuführen.

Die verwendeten Apparaturen und Maßstäbe sollen dabei einen ungefährli-

chen Umgang gewährleisten.

Das Buch ist wie folgt gegliedert:

• Brandstoffe (20 Versuche), u. a.: Phosphorbrandsätze und Thermit-

Brandsätze.

Als Ziel von Brandstoffen wird das Zermürben der Bevölkerung ge-

nannt.

• Nebelstoffe (20 Versuche), u. a.: Säurenebel (Schwefelsäurenebel),

Salznebel (Zinkchloridnebel), Farbnebel

• Chemie der Gasmaske (42 Versuche), u. a.: Herstellung von Aktiv-

kohle, Filtereinsatz von Gasmasken, Zusammensetzung der Luft.

In diesem Zusammenhang wird auch die Wirkung von Giftgasen be-

schrieben.

• Chemische Kampfstoffe (59 Versuche), u. a.: Augenreizstoffe, Lun-

gengifte (z. B. Phosgen), Hautgifte, Nasen- und Rachenreizstoffe

Dabei erfolgt auch der Hinweis, dass sich von 3000 chemischen Gif-

ten 20 als „brauchbar“ für den Einsatz im freien Gelände erwiesen

haben.

Auch gibt der Verfasser Hinweise zu den jeweiligen „Reizschwellen“ und

„Unerträglichkeitsgrenzen“.

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Eine Erläuterung der jeweiligen Versuche erfolgt. Reaktionsgleichungen

sind in der Regel vorhanden (z. T. mit Ansätzen von Strukturformeln bei

organischen Stoffen). Darüber hinaus informiert der Autor über die Physio-

logische Wirkung und mögliche Gegenmittel.

10.) Experimentierbuch „Organische Chemie im Probierglas“ aus dem

Jahre 1940:

Dieses Experimentierbuch aus der NS-Zeit wurde von Hermann Römpp zu-

sammengestellt. Eine Besonderheit ist es, weil es sich als Einziges der un-

tersuchten Experimentierbücher ganz der Organischen Chemie zugewandt

hat. So konnten 208 versuche aus dem Bereich der Organik ausgewertet

werden.

Wie auch in seinem Werk „Chemische Experimente, die gelingen“ klingt

das Vorwort des Autors nationalistisch geprägt. Der Verweis dank der Che-

mie zu besseren Waffen zu gelangen wird getätigt. Darüber hinaus wird ge-

raten, wegen der Kriegszeit sparsam mit den erforderlichen Chemikalien

umzugehen.

Der Autor sieht das Buch „Organische Chemie im Probierglas“ als Fortset-

zungswerk seiner Werke aus der allgemeinen und anorganischen Chemie,

mit denen er auch das Experimentieren zu beginnen rät.

Das Buch beginnt mit einem historischen Abriss zur Entwicklung der Orga-

nischen Chemie (u. a. Berzelius, Wöhler).

Es folgt eine Einführung in die allgemeinen Arbeitsweisen (Destillation,

Schmelzpunktsbestimmung etc.) und eine kurze Gefahrenbelehrung, in der

der Verfasser v. a. vor der Feuergefährlichkeit organischer Verbindungen

warnt. Auch benennt Römpp die Eigenart organischer Reaktion, die lang-

samer und weniger spektakulär – mit wenigen Ausnahmen – als in der A-

norganik seien.

Das Buch folgt einer stoffchemischen Gliederung: So ist der so genannte

„Spezielle Teil“ in die Chemie der aliphatischen Verbindungen und die

Chemie der aromatischen Verbindungen unterteilt. Wie auch schon in

Römpps Werk aus dem Jahre 1939 werden die Versuche unter verschiede-

nen Überschriften zusammengefasst (ohne Nummerierung), die einerseits

zwar nicht oder nur andeutungsweise den Inhalt der Versuche (Stoffe, Reak-

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tion) verraten, aber andererseits das Interesse des Lesers wecken (Beispiele:

„Die Reise ins Nirwana“ als Darstellung von Diethylether). Dennoch lehrt

das Buch mehr organische Stoffchemie als allgemeine „Prinzipien“ organi-

scher Chemie.

Illustrationen und Skizzen sind zwar vorhanden, aber nicht in großem Maße.

Die Versuche werden ausgewertet und erklärt, wobei oftmals auch Reakti-

onsgleichungen verwendet werden. Zum Teil benutzt der Autor auch Struk-

turformeln, jedoch gibt es keine mechanistischen Erklärungen o. Ä. Die

Versuchserläuterungen werden zudem mit Zusatzinformationen zu den dar-

gestellten Stoffen (z. B. Siedepunkt, Löslichkeitsverhalten) versehen. Ein

Alltagsbezug wird zwar manchmal hergestellt, aber relativ selten. Des Wei-

teren werden zum Abschluss mancher Abschnitte zusätzliche Übungen und

Fragen eingebaut, die sowohl das praktische als auch das theoretische Ar-

beiten des Lesers vertiefen sollen.

Gefahrenhinweise tauchen auch hier nur nebenbei auf, obwohl mit gefährli-

chen Stoffen wie Benzol, Anilin, Schießbaumwolle, dem äußerst giftigen

Pyrogallol (=1,2,3-Trihydroxybenzol), Tränengas und Pikrinsäure (von der

trotz Giftigkeit auch eine Geschmacksprobe genommen werden soll169) ge-

arbeitet wird.

Dass die Chemie der Organik in solchen Experimentierbüchern - verglichen

mit anorganischen Experimenten – noch sehr in den Anfängen steht, erkennt

man an mehreren Stellen:

Aus heutiger Sicht erscheinen die Strukturformeln z. T. als kurios.

Acetylsalicylsäure170

Gallussäure171

169 Vgl. Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, S.158. 170 Aus: Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, S.147. 171 Aus: Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, S.149.

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Beispiel für Lipid172

Ferner ging man damals von 350 000 organischen Verbindungen aus173,

während man heute weit mehr als 4 Mio. Verbindungen aus der organischen

Chemie kennt – Tendenz wachsend. Dies kann man sicherlich auch gut in

der Schule verwenden. Das Anwachsen bekannter organischer Verbin-

dungen in einem solchen Maße in einem Zeitraum von nur ca. 65 Jahren

kann den chemischen Laien durchaus beeindrucken und den Fortschritt auf

diesem Gebiete zeigen.

Des Weiteren schreibt der Autor, dass der Kohlenstoff der einzige Stoff mit

der Fähigkeit zu längeren Ketten sei.174 Aus heutiger Sicht können wir das

als fachlich nicht korrekt verbessern (man denke nur an die Stoffklasse der

Silicone). Auch fällt auf, dass für ein „Organisches Buch“ wenig IUPAC-

Benennungen getätigt werden, was sicherlich auch im Kontext der NS-Zeit

und der noch nicht so großen Bedeutung der 1919 gegründeten IUPAC175,

die wohl erst mit der Zunahme der synthetisierten „neuen“ organischen Ver-

bindungen an Bedeutung gewann, zu sehen ist.

11.) Chemisches Experimentierbuch aus dem Jahre 1941:

In diesem während des Zweiten Weltkriegs erschienenen Experimentier-

buch von D. Nothdurft konnten 281 Versuche ausgewertet werden.

Das Buch beginnt mit einem Bild Carl Boschs, der 1940 verstorben war und

dem NS-Regime eigentlich kritisch gegenüberstand. Dennoch rühmte man

sich im „Dritten Reich“ der Ammoniaksynthese und des „deutschen Erfin-

ders“. Es zeigt, dass die Stickstoff-Industrie und die Ammoniaksynthese im

Zweiten Weltkrieg von Bedeutung waren. Dass man Fritz Haber dabei weg-

ließ, verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass dieser einer jüdischen

Kaufmannsfamilie entstammte und bereits in den Jahren 1933/34 Deutsch-

land verließ, bevor er kurz danach in England verstarb.176

172 Aus: Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, S.80. 173 Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, S.11. 174 Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, S.12. 175 Vgl. Internetlink: http://de.wikipedia.org/wiki/International_Union_of_Pure_and_Applied_Chemistry. 176 Internetlink: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HaberFritz/.

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Folgerichtig findet man auch im Vorwort nationalistische Passagen und den

Hinweis, dass einige gefährliche Versuche nach Beschwerden bei früheren

Ausgaben herausgenommen wurden (z. B. die Phosphorchemie). Sogar im

Hauptteil des Buches findet man immer wieder propagandistische Stellen (z.

B.: „Wenn die feindliche Propaganda im Errichten dieses Stickstoffwerkes

einen Beweis für eine langfristige Vorbereitung des Krieges in Deutschland

sehen will, ist das ein grober Irrtum“177). Ferner spürt man immer wieder

Verweise auf Munitionschemie und Versuche zur Wehrchemie auf, was den

Kriegseinfluss auf dieses Buch verdeutlicht. In dem Kapitel zur Alumini-

umchemie entdeckt man daher auch Querverweise zum Luftkrieg und der

Pflichten des Löschens von Dachstuhlbränden seitens des deutschen Volkes.

Nach allgemeinen Hinweisen zur Glasbearbeitung und Arbeitsweisen folgt

der experimentelle Teil, welcher einer völligen stoffchemischen Gliederung

entspricht. Zunächst kommt ein Kapitel zu den Nichtmetallen mit Unterka-

piteln wie „ Salzsäure und Chlor“ oder „Schwefel und Schwefelwasser-

stoff“.

Im nächsten Abschnitt wird in die Chemie der Metalle eingeführt, bevor im

letzten Abschnitt Versuche zur Organischen Chemie (z. B. Alkohole, Äther,

Kohlenhydrate) erfolgen.

Schwarz-weiß Skizzen gibt es nur wenige. Des Weiteren ist es das älteste

untersuchte Buch, in dem Photos (ebenfalls schwarz-weiß) auftreten.

Der Leser wird durch zusätzliche Fragen und Übungen zum Weiterarbeiten

angeregt, wobei die Fragen an späterer Stelle aufgelöst werden. Die Versu-

che sind nummeriert und durch Absätze voneinander getrennt, so dass das

Experimentierbuch verglichen mit anderen Werken jener Zeit übersichtlich

erscheint. Die Versuche werden teilweise mit Reaktionsgleichungen ausge-

wertet. Gerade im Bereich der Metallchemie werden dem Leser viele Hin-

tergrundinformationen zur industriellen Fertigung und zum Verwendungs-

zweck gegeben – möglicherweise spielt dabei die große Bedeutung der Me-

tallherstellung im Krieg eine Rolle. Alltagsbezüge werden rar – und wenn

dann häufig zum Kriegsgeschehen oder zur „Heimatfront“ – hergestellt.

Fachlich unkorrekt erscheinen z. B. Reaktionsgleichungen, in denen ele-

mentare Gase nicht als Moleküle gekennzeichnet werden.

177 Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, S.136.

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Beispiel: S + 2 O = SO2 (Schwefeldioxyd)178

Das Ethan und andere organische Stoffe werden dem Leser als Modell prä-

sentiert.179

Obschon man sich des aromatischen Charakters und der Delokalisation der

Doppelbindungen (ohne diesen Begriff zu verwenden) bewusst war, wählte

man die folgende Strukturschreibweise, um die Gleichwertigkeit der 6-C-

Atome zu verdeutlichen.180

12.) Experimentierkasten All-Chemist (1948, 1957, 1970):

Die All-Chemist Kästen stammen aus dem Hause Kosmos. Ihre Versuche

wurden von Wilhelm Fröhlich ausgearbeitet. Der All-Chemist Kasten aus

dem Jahre 1957 war bereits die 26. Auflage.

Die drei Kästen sind im Großen und Ganzen relativ identisch, obschon sich

das äußere Layout geändert hat.

Wie meistens, so beginnen auch hier die Anleitungshefte mit den Hinweisen

zum Aufbau eines Laboratoriums. In der 1970er Ausgabe endet diese „Ein-

178 Aus Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, S.132 179 Aus, Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, S.257. 180 Aus, Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, S.309.

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leitung“ mit vier allgemeinen kurzen Regeln (z. B. wie man auf ungefährli-

che Weise an Chemikalien riecht). Diese Regeln sucht man in dem Kasten

von 1948 vergebens.

Ferner werden anfangs die mitgelieferten Chemikalien und Gerätschaften

mit ihrem Standort in dem Kasten (durch Skizze verdeutlicht) vorgestellt.

Dadurch konnte sich auch der Laie schnell zurechtfinden.

Die mitgelieferten Chemikalien waren Calciumoxid, Natriumhydrogencar-

bonat, Weinsäure, Eisenspäne, Kaliumpermanganat, rotes und gelbes Blut-

laugensalz, Gerbsäure, Eisen(III)-ammoniumcitrat, Kupfersulfat, Ammoni-

umchlorid und die Vorratsflaschen für Salzsäure und Natronlauge.

Die Versuche sind nummeriert; leider existiert kein Inhaltsverzeichnis. Den-

noch sind mehrere Versuche zu Kapiteln zusammengefasst, die mit Über-

schriften wie „Süßer Anfang“, „Feuer und Rauch“ oder „Vom täglichen

Brot“ versehen sind. Diese Überschriften sollen wohl in erster Linie das In-

teresse des Lesers wecken und bereits in der Überschrift einen gewissen All-

tagsbezug herstellen.

Die Anleitungshefte enthalten schwarz-weiß Skizzen, die jedoch z. T. wenig

aussagekräftig oder hilfreich sind.

Die Versuche werden nur sehr kurz ausgewertet, wobei Reaktionsglei-

chungen äußerst selten angewandt werden. Trotz der Überschriften wird in

den Versuchserläuterungen nur selten ein Alltagsbezug hergestellt. Allge-

meine Regeln oder Ergebnisse werden nicht gesondert hervorgehoben. Ein

großer Lerneffekt aus der Chemie als Wissenschaft auf theoretischer Basis

kann kaum erzielt werden. Positiv hervorzuheben ist jedoch der hohe Anteil

an Organik und Lebensmittelchemie für einen so „alten“ Kasten – bereits in

der 1948er Ausgabe.

Mögliche Gefahrensätze werden nicht vor den Versuchen hervorgehoben,

obwohl auch wenige „gefährliche“ Versuche zu finden sind.

Die Kästen aus den Jahren 1948 und 1970 besitzen bis auf wenige Unter-

schiede identische Versuche. So fehlen beispielsweise im 48-er-Kasten Ver-

suche zur Oberflächenspannung des Wassers und Tensidwirkung, während

der 1970er-Kasten keinen Versuch zum Knallgas oder Chlorwasser als

Bleichmittel mehr aufweist (wahrscheinlicher Grund: Gefahrenherd).

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13.) Kleiner Experimentator, Experimentierkasten aus dem Jahr 1961

(DDR):

Dieser Kasten aus der DDR verfügt über 129 ausgewertete Versuche aus

dem „Wunderland der Chemie“181 (wie es in der Einführung heißt).

In der Einleitung schlagen die Autoren vor, sich in Gruppen zum Experi-

mentieren und Erlernen zu treffen, da es sich so besser einprägt – als Vor-

schlag erfolgt die FDJ (also ist hier durchaus eine „DDR-typische“ Erzie-

hung erkennbar).

Anschließend werden die Gerätschaften mit ihrer Funktion beim Experi-

mentieren und einer Abbildung dem Leser präsentiert. Es folgt eine Vorstel-

lung der Chemikalien mit wissenschaftlichen Namen, Namen im „Volks-

mund“, chemischer Formel und kurze Hinweise, wie folgender Auszug

zeigt182:

Dabei handelt es sich also um eine genaue und lehrreiche Einführung in die

im Kasten enthaltenen Chemikalien, die zum besseren Nachschlagen auch

alphabetisch geordnet sind (nach Buchstaben der Formeln).

Weitere mit dem Kasten erworbene Chemikalien waren: Calciumcarbonat,

Calciumoxid, Eisen(III)-chlorid, Eisen, Eisen(II)-sulfat, Kaliumpermanga-

nat, Kaliumcarbonat, Kupfersulfat, Kupfer, Natriumthiosulfat, Natriumsul-

fat, Natriumcarbonat, Fehlingsche Lösung I und II, Iodlösung, Gerbsäure,

Mangansulfat, Ammoniumchlorid, Ammoniumrhodanid, Schwefel, Eosin

und Fluorescein. Es folgt das Anfertigen eines Musterprotokolls, um eine

Art „Laborheft“ führen zu können und Gelerntes festzuhalten.

Die Versuche sind nummeriert und mit Überschriften versehen, die den In-

halt des Versuches kurz zusammenfassen (z. B. „Eisen brennt“). Die Ver-

suchsdurchführungen und Beobachtungen bzw. Erläuterungen sind durch

Absätze voneinander getrennt. Es existieren Merkregeln die mit dem Satz

„Wir merken uns“ eingeleitet werden und beispielsweise den Begriff

„Verbrennung“ definieren. Zum Teil werden die Versuche mit Reaktions-

181 Vgl. Anleitungsheft Kleiner Experimentator, S.3.. 182 Aus Anleitungsheft Kleiner Experimentator, S.11.

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gleichungen ausgewertet. Ein Alltagsbezug wird eher selten hergestellt

(Ausnahme z. B. Nährwerte von Lebensmitteln in Hausmannskost).

Der „Kleine Experimentator“ verfügt über kein Inhaltsverzeichnis und keine

Kapitelüberschriften. Die Gliederung folgt sowohl einem stoffchemischen

als auch einem allgemeinchemischen Ablauf.

14.) Chemie selbst erlebt, DDR-Experimentierbuch aus dem Jahre 1962:

Dieses Experimentierbuch aus den 60iger Jahren in der DDR verfügt über

186 ausgewertete Versuche.

Die Einleitung beginnt mit Erläuterungen über die Chemie als Naturwissen-

schaft und den Beruf des Chemikers in der Industrie. Danach war in jener

Zeit der Beruf des Chemikers in der DDR gefragt. Die Autoren erwarten

von den Experimentierenden ein hohes Verantwortungsbewusstsein und

schließen Sensationsbefriedigung aus. Dennoch wird auch darauf verwiesen,

dass auf Sprengstoffe und äußerst gefährliche Stoffe verzichtet worden ist.

Eine gesonderte Gefahrenbelehrung oder Einführung in die Gerätschaften

und chemischen Grundoperationen hat dieses Experimentierbuch nicht bzw.

werden erst im Anhang dargelegt – dann aber auch mit ungefähren Preisen

der zu erwerbenden Dinge.

Das Buch ist nach stark stoffchemischen Aspekten gegliedert (z. B. Alkali-

metalle, Chemie des Kohlenstoffs, Werkstoffe).

Die Versuche sind indes nicht nummeriert, aber mit Überschriften versehen.

Skizzen existieren, sehen jedoch zum Teil ein wenig abstrakt aus. Einige der

verwendeten Apparaturen erscheinen mir für einen jugendlichen Laien als

äußerst komplex und schwierig.

Gefahrensymbole zu den Versuchen sind am Rande vermerkt. Auch diese

wirken ein wenig abstrakt und graphisch wenig ansprechend.

183

183 Aus: Chemie selbst erlebt, S.111.

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Die Auswertungen zu den Versuchen sind ausführlich und mit Reaktions-

gleichungen – z. T. sogar mit Ansätzen organischer Mechanismen – ver-

fasst. Oftmals werden viele Hintergrundinformationen und wissenschaft-

liches Wissen weitergegeben. Dabei wird sehr viel Wert auf industrielle

Prozesse und großtechnische Verfahren, die meist in Versuchen simuliert

werden, gelegt. In diesem Zusammenhang werden dann oftmals diesen Stoff

in der DDR produzierende Werke aufgezählt, um wohl den hohen Stand der

DDR zu verdeutlichen. Hierbei handelt es sich sicherlich auch um eine Pro-

paganda zum „Wissenschaftsstandort“ DDR.

Auch Photos sind vorhanden: Diese zeigen beispielsweise die „modernen“

Geräte in den DDR-Fabriken jener Zeit.184

Die letzte Seite des Buches beschäftigt sich mit Erste Hilfe-Situationen bei

Unfällen (z. B. Vergiftung durch Gase und Dämpfe, Verätzungen, Brand-

wunden). Das Buch arbeitet auch mit teilweise für Jugendliche sehr gefähr-

lichen Stoffen, die für diese Zeit eigentlich schon eher ungewöhnlich waren,

z. B.: Mischen von Nitrat und Chlorat, Darstellung von Salpetersäure, dem

giftigen und leichtentzündlichen Kohlenstoffdisulfid oder Schwefelkohlen-

stoff (CS2), Chrom etc.

184 Aus: Chemie selbst erlebt, S.112.

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15.) Der kleine Chemiker, DDR-Experimentierkasten aus dem Jahr 1967:

Dieser Kasten beinhaltete 56 ausgewertete Versuche.

Die im Lieferumfang enthaltenen Chemikalien waren: 50 mL Schwefelsäu-

re, 100 mL Salzsäure, 50 mL Natronlauge, Phenolphthaleinlösung, Calci-

umoxid, Eisenpulver, Eisen(III)-oxid, Kaliumpermanganat, Kupferspäne,

Magnesiumoxid, Schwefel, Zink und Kupfersulfat.

Zunächst werden die Gerätschaften mit Skizze und ihren Funktionen beim

Experimentieren gezeigt. Die Chemikalien werden beschrieben und mögli-

che Gefahren kurz genannt (nur ausgeschrieben, keine Formeln).

Danach folgen Versuche mit chemischen Grundoperationen Filtration oder

Destillation.

Die Versuche sind nummeriert und mit Überschriften versehen. Versuchs-

beschreibung, Beobachtung und Erläuterung sind stets durch Absätze von-

einander getrennt. Die Auswertungen folgen knapp. Dabei werden Reakti-

onsgleichungen stets im Wortlaut und in Formelsprache verwendet.

Versuchsskizzen gibt es stattdessen nur wenige. Im Anhang findet der Leser

ein Musterprotokoll, nach dessen Aufbau er die Versuche niederschreiben

kann bzw. soll.

Alltagsbezug wird nur selten hergestellt. Ähnlich verhält es sich mit Hinter-

grundinformationen (abgesehen von üblichen Basics wie Zusammensetzung

der Luft).

16.) Das große Experimentierbuch, 70iger Jahre (DDR):

Das große Experimentierbuch besitzt 71 ausgewertete chemische Versuche

– darüber hinaus aber eine Vielzahl an Experimenten aus den Bereichen der

Biologie und Physik.

Das Experimentierbuch beginnt mit Hinweisen zu benötigten Gerätschaften

und dem sachgemäßen naturwissenschaftlichen Experimentieren. Auch

werden Ratschläge zum Protokollieren von Versuchen gegeben.

Die Versuche besitzen keine Nummerierung, sind jedoch durch Überschrif-

ten kenntlich gemacht und voneinander getrennt. Versuchsskizzen und Gra-

phiken sind vorhanden.

Symbole am Rand geben dem Leser Hinweise (z. B.: „Gefahr“).

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Durch den Aufbau des Buches besitzen die Versuche meist einen Alltagsbe-

zug.

Chemische Versuche werden zwar ausgewertet: Auf Reaktionsgleichungen

und Formeln wird dabei jedoch weitestgehend verzichtet.

17.) Kosmos-Experimentierkasten C1 aus den Jahren 1973 und 1977:

Bei diesen beiden Experimentierkästen handelt es sich um die fünfte (1973)

bzw. neunte (1977) Auflage des Chemie-Labors C1, was auch auf eine

jährliche Neuauflage rückschließen lässt.

Die neunte Auflage beginnt mit den Gefahrensymbolen zur Kennzeichnung

gefährlicher Arbeitsstoffe. Dies fehlt in der fünften Auflage – also bereits

innerhalb von vier Jahren fand eine Verbesserung in der Sicherheits- und

Gefahrenbelehrung statt.

Das Geleitwort schrieb kein geringerer als Adolf Butenandt, Direktor des

Max-Planck-Instituts für Biochemie in München und Nobelpreisträger des

Jahres 1939 (für Chemie)185, der die Bedeutung der Chemie für die Gesell-

schaft und die Bedeutung des frühen „Forschens“ dem Leser nahe bringt.

Anschließend wird der Aufbau des Kastens mit Nummerierung und Skizze

der Gerätschaften bzw. Chemikalien vorgestellt.

Die mitgelieferten Chemikalien im Kosmos C1 waren: Chromatographiepa-

piere, Kupferblech, Bleiblech, Silberblech, Zinkblech, Magnesiumband,

Lackmuspapier, Natriumtetraborat, Eisen(II)-sulfat, Phenolphthalein, Man-

gan(IV)-oxid, Kaliumhexacyanoferrat (II), Kobaltnitrat, Natriumthiosulfat,

Natriumcarbonat, Eisen, Resorcin, Perhydrat-Tablette (zur H2O2-

Entwicklung), Salicylsäure, Kaliumpermanganat, Ammoniumchlorid, Cal-

ciumoxid, Natriumacetat, Phthalsäureanhydrid, Aktivkohle, Kaliumnitrat,

Schwefel, Calciumcarbonat und Kupfersulfat.

Bei diesem Lieferumfang konnte man also durchaus von einem kleinen „La-

bor“ sprechen – zumal sich auch einige Gerätschaften und Vorratsflaschen

(für Säuren, Laugen und selbsthergestellte Lösungen) im Kasten befanden.

Es folgt eine genaue Sicherheitsbelehrung und eine Einführung in die Gerät-

schaften und Glasbearbeitung, sowie Hinweise zur Wissenschaft Chemie

und der Formelsprache des Chemikers.

185 Vgl. Internetlink: http://nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/1939/butenandt-bio.html.

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Sicherheitshinweise folgen während der Versuche im Text, sind aber auch

durch besondere Zeichen am Rand der Versuche kenntlich gemacht. Ein

Musterprotokoll wird zu Beginn des Buches vorgestellt. Die Versuche sind

fortlaufend nummeriert und besitzen eine Überschrift. Der Aufbau des An-

leitungsheftes ist stark stoffchemisch geprägt (Kapitelbezeichnungen wie

„Stickstoff“, „Schwefel“, „Aldehyde und Ketone“, „Ameisensäure und Es-

sigsäure“ ).

Das Anleitungsheft verfügt über schwarz-weiße Versuchsskizzen. Insgesamt

enthält es jedoch wenige Illustrationen. Die Versuche werden sehr ausführ-

lich ausgewertet: Es werden Reaktionsgleichungen verwandt und sehr viel

theoretisches Hintergrundwissen eingebaut, so dass es partiell sehr schul-

buchmäßig und nach Lehrplanvermittlung ausschaut. Insgesamt finde ich

Hintergrundwissen in solchen Anleitungsheften sehr erfreulich. Es sollte

aber in einem Experimentierbuch auch nicht überfrachtet werden, da die Ge-

fahr der Abschreckung durch zu viel und zu komplexe Theorie bestehen

kann. So werden beispielsweise auch der Aufbau der Atome mit Schalen,

die Wertigkeiten, Titrationen mit Berechnungen und die chemischen Bin-

dungstypen ausführlich erklärt:186

Erfreulich ist die Anzahl und Vielfältigkeit an organischer Chemie. Auch

mit eher selten in Experimentierkästen verwendeten Stoffen wie Aldehyden

und Estern wird gearbeitet.

Trotz der im Vergleich zu früheren Experimentierbüchern verbesserten Si-

cherheitsbelehrung existieren in diesen „Chemie-Laboren“ der 70-iger Jahre

immer noch Versuche, die in einem heutigen Kasten nicht denkbar wären -

wie beispielsweise Versuche mit Schwefelwasserstoff, Benzol oder Dich-

romat.

186 Aus Kosmos Chemielabor C1 (1973), S.51.

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Besonders zu erwähnen sind Versuche wie die Herstellung von Fluorescein,

das Arbeiten mit Kunststoffen (dabei sogar Formel zu den Siliconen), Seli-

wanoff-Reaktion oder das Eloxalverfahren, da diese nur selten in Experi-

mentierkästen und –büchern bzw. nur hier vorkommen.

Auch genaueste chemische Erklärungen wie Kolloide, Wirkung des Kö-

nigswassers, Photosynthese oder Osmose zeugen, ebenso wie die genauen

organischen Strukturen von der Ausführlichkeit dieses Werkes, bei dem

immerhin 363 Versuche ausgewertet werden konnten.

Die Versuche und die Gliederung sind in beiden Auflagen identisch. Im äl-

teren Werk fehlen lediglich einige Hinweise (z. B. Gefahrensymbole, Tipps

zum Reinigen der Laborgeräte). Des Weiteren sind die Reaktionsgleichun-

gen zum Teil nicht so ersichtlich vom Text abgehoben wie bei der neunten

Auflage.

18.) Philips Experimentierkasten CE 1401/1405 aus dem Jahre 1979:

Dieser Experimentierkasten ist der einzige dieser Sammlung zu Grunde lie-

gende Kasten aus dem Hause Philips, das durchaus mehrere Experimentier-

kästen auf den Markt gebracht hat.

Insgesamt beinhaltet er 241 auszuwertende Versuche.

Zu Beginn werden die Gerätschaften im Kasten vorgestellt: Dies geschieht

sehr übersichtlich und gegliedert, zumal zu jedem Gerät eine bunte Skizze

angefertigt und mit der im Kasten vorhandenen Anzahl und der Bestell-

nummer versehen ist, z. B.

Anschließend erfolgt die Auflistung der im Kasten bereitgestellten Chemi-

kalien mit Bestellnummer. Im Lieferumfang enthalten waren: Ammoni-

umchlorid, gebrannter Kalk, Natriumchlorid, Kaliumpermanganat, Kupfer-

sulfat, Natriumhydrogencarbonat, Natriumsulfat, Schwefel, Soda, Wein -

oder Zitronensäure, Calciumchlorid, Eisen-(III)-chlorid, Eisenpulver, Holz-

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kohle, Mangansulfat, Magnesiumsulfat, Nickelsulfat, Gerbsäure, Zink, Ba-

riumchlorid, Chromalaun, gelbes Blutlaugensalz, Calcium, Kobaltchlorid,

Borax, Silbernitrat, Blei, Kupfer, Nickel und Magnesium. Schwefelsäure,

Salzsäure und Natronlauge mussten eigenhändig in die Vorratsflaschen

nachgekauft werden.

Dann folgen im Anleitungsheft in einem roten Rahmen die Hinweise zum

sicheren Experimentieren und allgemeine Arbeitsregeln. Diese sind präg-

nant in nummerierten Regeln dargestellt.

Die Gliederung ist nicht stoffchemisch, sondern folgt vielmehr allgemein

chemischen Konzepten und erinnert durchaus teilweise an den Aufbau heu-

tiger Chemiebücher in der Mittelstufe. Dies ist ein Unterschied zu den Käs-

ten der Weimarer Republik und der NS-Zeit.

Beispiele für Kapitel sind:

• Luft und Sauerstoff

• Neue Stoffe entstehen (Begriffe Element, Verbindung, Gemisch,

Stofftrennung)

• Verbrennung und Oxidation

• Laugen

• Salze

• Von den Metallen (z. B. Leitfähigkeit und metallischer Glanz)

Zu vielen Versuchsvorschriften wurden bunte übersichtliche Versuchsskiz-

zen angefertigt.

Die Versuche sind nummeriert (wenn auch nicht fortlaufend, sondern kapi-

telweise). Positiv zu erwähnen ist auch, dass Versuchsvorschrift und Beo-

bachtung/Erklärung voneinander getrennt sind – auch graphisch, da sich die

Beobachtung und Erläuterungen zu jedem Versuch in kursiver Schrift in ei-

nem gelben Kasten befinden. Die Versuche werden insgesamt äußerst kurz,

aber verständlich erklärt. Reaktionsgleichungen fehlen zwar, obwohl die

Elemente mit ihren jeweiligen Symbolen und lateinischen Begriffen vorge-

stellt werden und in das Konzept der chemischen Reaktionsgleichung einge-

führt wird, z. B.:187

187 Aus Philips Anleitungsheft, S.22.

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Merksätze (wie die Definition des Terminus „Chemische Verbindung“) fin-

det man in wiederum extra graphisch unterschieden, nämlich in violetten

Kästen.

Farbige Photographien gibt es nur wenige (z. B. ein Waldbrand bei Thema

Verbrennung).

Mögliche Gefahren werden in den Versuchen nochmals extra erwähnt. Ver-

gleichsweise mit früheren Kästen und Büchern sind jedoch bereits weniger

Gefahrenstoffe enthalten und die Säuren verdünnter (sieht man z. B. vom

Chromalaun oder dem Arbeiten mit Bleisalzen ab).

Wie sich schon aus der Liste der mitgelieferten Stoffe ergibt, ist der Philips-

Kasten stark auf die anorganische Chemie bezogen. Eigene Kapitel zu The-

men der Organik oder Biochemie findet man im Anleitungsheft (außer dem

Kapitel „Waschen“, welches aber auch wiederum stark auf anorganische E-

lemente – z. B. Nachweis von Alkalimetallen in Seifen – zurückgreift)

nicht.

19.) Kosmos Experimentierkasten Chemie-Junior aus den Jahren 1979

und 1987:

Hierbei handelt es sich um die zehnte bzw. sechzehnte Auflage des Experi-

mentierkastens Chemie-Junior aus dem Hause Kosmos. Verglichen mit dem

C1-Kasten ist er für ein jüngeres Publikum (ab 10 Jahren) und beinhaltet

weniger (nämlich 143) ausgewertete Versuche.

Zunächst erfolgt im Anleitungsheft ein Hinweis an die Eltern – dieser soll

diese zugleich beruhigen und von der Ungefährlichkeit des Chemie-Junior

Kastens überzeugen.

Dann wird der Aufbau des Kastens mit Skizze und Nummerierung der Gerä-

te und Chemikalien gezeigt. Die im Kasten enthaltenen Chemikalien waren:

Lackmuspapier, Calciumhydroxid, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencar-

bonat, Perhydrat-Tabletten. Ammoniumeisen(III)-sulfat, Weinsäure, Ka-

liumhexacyanoferrat(II), Kupfersulfat und Phenolphthalein.

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Alleine diese Aufzählung macht bereits den weniger ausführlichen Charak-

ter im Vergleich zum C1-Labor deutlich.

Es folgt eine Einführung in das Handwerkszeug und wichtige Sicherheitsre-

geln.

Die Versuche sind nummeriert. Wichtige Merksätze und Gefahrenhinweise

werden von einem roten Kasten umrahmt. Dabei folgen selbst Sicherheits-

hinweise wie die Gefahren beim „Hineinsteckens“ von Glasrohren in Gum-

mistopfen und das richtige Hineindrehen mittels einer Skizze. In der Gefah-

renbelehrung ist der Chemie-Junior Kasten äußerst genau, so dass er durch-

aus dem Anspruch gerecht wird, dass das Arbeiten mit ihm „sicherer als

Fußballspielen sei“.188

Farbige Versuchsskizzen und Illustrationen (z. B. Maurer, der mit Mörtel

abreitet) sind ausreichend vorhanden und übersichtlich gestaltet, wie das

Beispiel der Destillation verdeutlicht.

189

Die Versuche werden zwar ausgewertet, aber in einer knappen, einfachen

und kindgerechten Sprache. Daher wird auch auf chemische Formeln und

Gleichungen verzichtet. Ein Alltagsbezug wird häufig versucht herzustellen

(z. B. Kaffeekochen bei Filtration, Physiologie des Eisens, Verwendung von

Gips).

Der Aufbau ist eher allgemeinchemisch.

Didaktisch wird z. B. im Lebensmittelbereich derart vorgegangen, dass erst

allgemein eine Nachweisreaktion (z. B. für Eiweiße) vorgestellt und danach

in verschiedenen Lebensmitteln durchgeführt wird.

188 Zitat aus Elternhinweis, Deckblatt des Anleitungsheftes Kosmos Chemie-Junior, 1987. 189 Aus: Anleitungsheft Chemie-Junior, S.7.

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Gefährliche Stoffe werden ausgeschlossen: Selbst verdünnte Säuren werden

kaum verwendet (nur Essig o. Ä.).

20.) VEB-Ilmenau Experimentierkasten (DDR) aus dem Jahr 1987:

Dieser Kasten wies 238 auszuwertende Versuche auf und ist der letzte vor-

liegende Kasten aus der DDR vor dem Wiedervereinigungsprozess in den

Jahren 1989/90.

Das Anleitungsheft schließt mit einer „schulmäßigen Protokollvorlage“ mit

Vorüberlegungen, Geräte und Chemikalien, Geräteanordnung, Durchfüh-

rung, Beobachtung und Auswertung. Der Jugendliche kann sich auf diese

Weise ein eigenes Experimentierheft anlegen.

Nach allgemeinen Hinweisen zu chemischen „Tugenden“ wie Geduld, wer-

den die Geräte benannt (keine Skizze dazu). Die im Kasten vorzufindenden

Chemikalien waren Aktivkohle, Aluminiumgrieß, Ammoniumcarbonat,

Ammoniumchlorid, Calciumoxid, Carbanid-Perhydrat, Eisenpulver, Eisen-

sulfat, Kaliumnitrat, Kaliumpermanganat, Kobalt-(II)-chlorid, Kupfer,

Magnesium, Natriumcarbonat, Natriumtetraborat, Natriumsulfat, Schwefel,

Zinkstaub, Weinsäure, Natriumsilicat und Glycerol.

Aus diesen Grundchemikalien kann man bereits erahnen, dass nur ein ge-

ringer Anteil der Versuche zur Organischen Chemie gehört. Tatsächlich be-

findet sich im Inhaltsverzeichnis kein einziges Kapitel zu diesem Bereich

der Chemie.

Nach wichtigen Grundlagen zur Laborarbeit und dem Vorstellen des ord-

nungsgemäßen Arbeitens mit den Geräten folgen die „experimentellen Ka-

pitel“, die allgemeinchemisch aufgebaut sind (z. B. Trennverfahren, Redox-

reaktionen, Säuren und Basen).

Darüber hinaus findet man sehr viele rein-theoretische Zusatzkapitel, wie

„Vorstoß in die Mikrowelt“ mit Atommodell, Atomgewicht u. v. m.. Neben

dem positiven Aspekt der Hintergrundinformationen, wirken diese Kapitel

für den jugendlichen Laien doch eher textlastig und schulmäßig „belastend“.

Vielleicht war dieser Kasten mit Anleitungsheft - gerade an diesen Stellen-

auch für den Schulgebrauch gedacht.

Leider gibt es in den Theorieteilen keine hervorgehobenen Merksätze oder

bunte Graphiken, was wiederum didaktisch eher abschreckend und weniger

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effektiv wirkt. Als Beispiel soll dieses auf den ersten Blick unübersichtliche

und für einen Jugendlichen überfrachtete Schaubild dienen:190

In ähnlicher Weise werden auch die Konzepte der Oxidationszahlen, der

Elektronegativität usw. versucht dem Leser nahe zu bringen.

Die einzelnen Versuche sind nummeriert und enthalten zu Beginn die not-

wendigen Geräte und Chemikalien, sowie die dazugehörigen Gefahrstoff-

symbole. Leider gibt es sehr wenige Versuchsskizzen und diese nur in

schwarz-weiß. Die Versuche werden knapp und nur selten mit Reaktions-

gleichungen und Alltagsbezug erläutert. Durch das Fehlen graphischer Her-

vorhebungen und Gestaltungen wirkt das Anleitungsheft für mich nicht

zeitgemäß der 80iger Jahre, sondern eher wie ein Buch aus den 50iger

Jahren.

21.) Kosmos Experimentierkasten C1000 und C2000 aus den Jahren 1990

und 1994:

Während es sich bei der Ausgabe von 1990 um die zweite Auflage handelte,

war es 1994 bereits die fünfte überarbeitete Auflage der Kästen C1000 und

C2000 aus dem Hause Kosmos.

Das Anleitungsheft war in zwei Teile eingeteilt: In Teil 1 waren die Versu-

che, die nur für den Kosmos C1000 gedacht waren. Der Kosmos C2000 war

quasi eine Art erweiterter Kasten, so dass ein zweiter Teil die weiteren Ver- 190 Aus Anleitungsheft VEB Ilmenau, S.44.

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suche mit dem Kosmos C2000 vorstellte. Der C1000 enthielt demgemäß 55

ausgewertete Versuche, der Kosmos C2000 hingegen 163 weitere (also ins-

gesamt 218) Versuche.

Das Anleitungsheft beginnt mit einem Brief an die Eltern. Darauf folgt der

Aufbau des Kosmos Kastens C1000 (mit Skizzen und Nummerierung der

Apparate bzw. Chemikalien).

Folgende Chemikalien erwarb man mit dem C1000-Experimentierkasten der

Firma Kosmos: Kupferdraht, Magnesiumband, Phenolphthalein, Natrium-

hydrogensulfat, Natriumcarbonat, Kaliumhexacyanoferrat(II), Calcium-

hydroxid, Ammoniumeisen(III)sulfat, Ammoniumchlorid und Kupfer(II)-

sulfat. Darüber hinaus gehörte zum Set auch ein 3,8 V Lämpchen für elekt-

rochemische Versuche.

Im Anschluss daran stellt sich die Figur Professor Probenius vor, die durch

das gesamte Buch – auch den C2000-Teil – führt.

191 Nach den Hinweisen zum Errichten des Arbeitsplatzes und der Vorstellung

der Laborgeräte, folgen die so genannten „Goldenen Regeln“ für Chemiker,

eine Sicherheitsbelehrung. Danach werden sodann alle Chemikalien, die im

Laufe des C1000 bzw. C2000 Experimentierkastens benutzt werden können

mit ihren Gefahrensymbolen und R-und S-Sätzen beschrieben. Auch bei den

Versuchen tauchen die entsprechenden Gefahrensymbole nochmals auf und

mit dem Satz „Professor Probenius warnt“ wird der mögliche Gefahrenherd

erneut beschrieben.

Die Versuche sind nummeriert und mit einer Überschrift versehen. Die Ka-

pitel sind sehr ausführlich und übersichtlich gestaltet. Bunte Graphiken,

Versuchsskizzen und farbige Photographien unterstützen dies.

191 Aus: Anleitungsheft Kosmos C1000/C2000 (1994) S.7.

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Warnhinweise erfolgen in einem roten Kasten, während Versuchserläute-

rungen mit einem blauen Kasten unterlegt sind. Ebenso erfolgen in einem

blauen Kasten durchnummerierte Übungs- und Verständnisfragen, die die

Jugendlichen zum eigenen Nachdenken animieren sollen. Die Lösungen

findet man selbstverständlich im Anhang des Buches.

Die Versuche werden erklärt und auch Hintergrundwissen geschildert; auf

Formeln und Reaktionsgleichungen wird jedoch im Großen und Ganzen

verzichtet. Es wird meist probiert, die Versuche in einen Alltagsbezug oder

ein Alltagsnutzen zu stellen.

Im Buch gibt es sogar „Aussprechübungen“ für chemische Stoffe“ wie: Cal-

ciumhydroxid (sprich Kal-zi-um-hü-dro-xid)192.

Im Kosmos C1000-Experimentierkasten findet man keine besonders gefähr-

lichen Stoffe oder Versuche.

Die Anleitung zum C2000 beginnt mit der Vorstellung des Teils des Kas-

tens, der nicht im C1000 enthalten ist (und sich auf einer „zweiten Etage“

befindet).

Folgende weitere Chemikalien enthält der C2000: Aluminium, Natrium-

hydrogencarbonat, Weinsäure, Luminol-Mischung, Calciumsulfat, Kalium-

hexacyanoferrat(III) und Kaliumpermanganat.

Zunächst werden jetzt weitere Geräte, wie der Spiritusbrenner vorgestellt. In

Bezug auf Layout und der Aufmachung ändert sich nichts.

Beide Anleitungshefte sind eher allgemeinchemisch aufgebaut. Im C2000

kommen jedoch auch zunehmend stärker stoffchemische Bezüge zum Ein-

satz.

Zu erwähnen sind die Versuche zur Chemolumineszenz mit Luminol, da sie

nur in diesem Experimentierkasten – genauer gesagt C2000 – vorkommen.

22.) Experimentierkasten Clementoni Chemie-Maxi um das Jahr 2004

Dieser neue Kasten aus dem Hause Clementoni weist 184 ausgewertete

Versuche auf.

Das Anleitungsheft beginnt mit einem Foto aller Materialien, die durch

Nummern noch zusätzlich kenntlich gemacht und benannt sind. Auffällig

192 Vgl. Kosmos Anleitungsheft C1000/C2000, 1994, S.13.

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sind dabei v. a. das mitgelieferte große Periodensystem und die Atommodel-

le aus Kunststoff zum Nachbauen von Molekülen.

Anschließend werden die Reagenzien vorgestellt und gezeigt, wie man die

Chemikaliengefäße öffnet, die durch einen Sicherheitsverschluss geschlos-

sen sind. Im Lieferumfang enthalten waren: Kupfersulfat, Eisensulfat,

Weinsäure, Calciumhydroxid, Natriumcarbonat, Kaliumiodid, Kaliumhexa-

cyanoferrat, Magnesiumband, Lackmuspapier, Lackmus, Eisenspan, Natri-

umhydrogensulfat, Ammoniumchlorid und Kaliumaluminiumsulfat.

Die Chemikalien werden mit ausgeschriebenen Namen, chemischer Formel

und den jeweiligen Gefahrensymbolen gezeigt.

Es folgen allgemeine Hinweise für die Eltern, zur Ersten Hilfe und Regeln

für die Jugendlichen („Das sollst du tun“ & „Das darfst du nicht tun“).

Die Gliederung folgt allgemein-chemischen Konzepten, wie Materie (Un-

terkapitel: Verbindungen, heterogene Gemische, homogene Gemische),

Säuren und Basen, Chemie und Elektrizität, Kristalle usw. Die Kapitel sind

in sich stimmig und gut aufgebaut.

Das Anleitungsheft ist graphisch äußerst ansprechend gestaltet. Es beinhal-

tet viele farbige Versuchsskizzen, Erläuterungsgraphiken und auch Photos.

Alles wird sehr genau erklärt, wie beispielsweise der Gebrauch der Pipette:

193

Die Versuche sind nummeriert und mit einer Überschrift versehen. Die Ver-

suchsanweisung erfolgt jeweils in getrennten Absätzen und einer Skizze, so

dass der Leser leicht folgen kann.

In einem farbig unterlegten Rahmen folgen unter den Versuchen in einem

weißen Rahmen Regeln und Merksätze (z. B. was eine Filtration ist, die De-

193 Anleitungsheft Chemie-Maxi, S.7.

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finition einer Säure). Die Versuche werden knapp ausgewertet – auf Reakti-

onsgleichungen wird verzichtet.

Zur Erläuterung werden kindgerechte Modelle angewandt, wie bei dem Er-

klären einer chemischen Reaktion:

194 Dies macht dem Leser ab 10 Jahren zweifelsohne das Prinzip einer chemi-

schen Reaktion klarer als eine „wortreiche Definition“.

Zusätzlich fließen Alltagsinformationen oder sonstige Bezüge ein, wie diese

Meldung über das Unglück eines Luftschiffs beim Thema „Wasserstoff“195.

Einmalig in den ausgewerteten Kästen ist das Arbeiten mit Atommodellen.

Dabei werden durchaus auch komplizierte Moleküle (z. B. Vanillin) gebas-

telt.196

Leider wird durch Nummerierung oder farbliche Kennzeichnung nicht zwi-

schen chemischen Experimenten und Molekülbasteln differenziert, da die

Nummerierung fortlaufend erfolgt.

Die Versuche sind leicht nachmachbar und relativ ungefährlich.

Das positive Bild wird durch fachlich kleinere und größere Schwächen ein

wenig getrübt, wie z. B.: die veraltete Schreibweise „Äthyl“197 oder aber

Ozon als Stickstoff zu bezeichnen198.

23.) Kosmos-Experimentierkasten Chemielabor aus dem Jahr 2005:

Der jüngste aller Kosmos-Kästen zeigt in seinem Anleitungsheft durchaus,

dass er im Vergleich zu den anderen der „modernste“ Kasten ist. Insgesamt

wurden 236 Versuche ausgewertet.

Die Gefahrenbelehrung ist optimal: Neben den Grundregeln für sicheres

Experimentieren und das Arbeiten mit Batterien, sind am Anfang des Bu-

ches für jede im Rahmen der Versuche zu benutzende Chemikalien die Ge-

fahrensymbole und entsprechenden R- und S-Sätze abgefasst. Während der

194 Aus: Anleitungsheft Chemie-Maxi, S.42. 195 Vgl. Anleitungsheft Chemie-Maxi, S.29. 196 Vgl. Anleitungsheft Chemie-Maxi, S.60. 197 Vgl. Anleitungsheft Clementoni, S.63 198 Vgl. Anleitungsheft Clementoni, S.34.

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Versuche erscheinen in einem roten Kasten nochmals Hinweise möglicher

Gefahren mit diesen Stoffen, sowie die erneute Nennung der Gefahrensym-

bole. Im Kasten selber sind wenige Glasgeräte zu finden, um Schnittwunden

o. Ä. vorzubeugen. Die Chemikaliengefäße sind außerdem mit einem Si-

cherheitsverschluss versehen. Auf der Rückseite des Anleitungsheftes be-

finden sich Maßnahmen zur Ersten Hilfe bei Unfällen.

Anfangs wird der Kasten mit seinen Chemikalien und Geräten durch num-

merierte Photos vorgestellt. Mit dem Kasten erwirbt man folgende Chemi-

kalien: Kupferdraht, Magnesiumband, Phenolphthaleinlösung, Natrium-

hydrogensulfat, Natriumcarbonat, Kaliumhexacyanoferrat (II), Calcium-

hydroxid, Ammoniumchlorid, Kaliumpermanganat-Zubereitung (Mischung

aus Kaliumpermanganat und Natriumsulfat im Verhältnis 1:2), Schwefel

und Kupfersulfat.

Die Versuche sind nummeriert und stehen unter einer Überschrift. Die An-

leitungen sind kurz und prägnant.

Die Illustrierung ist äußerst ansprechend. Neben Versuchsskizzen existieren

auch viele bunte Photographien, die das Beschriebene abrunden und/oder

einen Alltagsbezug herstellen, wie z. B. beim Thema Brennstoffzelle das

Bild eines Brennstoffzellenautos.199

Die Versuche werden zwar kurz, aber verständlich und ausreichend ausge-

wertet. Auch Formelsprache wird dabei angewendet. Dies verdeutlicht das

Beispiel zur Entstehung der Stärke aus Glucose:

200

Selbst kompliziertere Sachverhalte wie die Biuret-Reaktion werden verein-

facht erläutert.201

199 Vgl. Anleitungsheft Kosmos-Chemielabor, S.25. 200 Aus: Anleitungsheft Kosmos-Chemielabor, S.105. 201 Vgl. Anleitungsheft Kosmos-Chemielabor, S.108.

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In violetten Rahmen werden unter dem Begriff „Basiswissen“ wichtige

chemische Konzepte (wie Säure-Base-Chemie, Gleichgewichtsreaktionen)

und Begriffe (z. B. Makromoleküle) erläutert. Daneben findet man noch

grüne bzw. blaue Kästen, die sich der „Technik und Umwelt“ widmen (z. B.

Raffination des Kupfers, Härtegrade des Wassers). Des Weiteren werden zu

einigen Stoffen Steckbriefe mit den wichtigsten Eigenschaften und allge-

meinen Fakten aufgeführt. Auch historische Hintergründe und Entwick-

lungen werden oftmals angesprochen

Die Schüler sollen durch so genannte „PISA-Quizfragen“ zum weiteren

Denken angeregt werden. Diese PISA-Fragen sind aber zum Teil mit den

Aufgaben, die in den Kosmos-Experimentierkästen der 90iger-Jahre vorka-

men, identisch. Die Vermutung liegt also nahe, dass man hier zum besseren

Verkauf diesen neuen Begriff „PISA-Fragen“ wählte und es auch mit auf

den Kasten geschrieben hat. Schließlich ist PISA noch in aller Munde.

Das Anleitungsheft ist maßgeblich allgemeinchemisch aufgebaut. Die Glie-

derung erinnert durchaus an ein Chemiebuch der Mittelstufe.

Zum Schluss folgen nun noch undatierte oder „besondere“ Experimentier-

kästen:

24.) Der Junge Chemiker, DDR undatiert:

Dieser Kasten beinhaltet nur 30 Versuche. Er ist trotz Fehlen einer Jahres-

angabe der DDR zuzuordnen (da er aus der Produktionsgenossenschaft

Spielwaren in Eisfeld (Thüringen) stammt).

Mitgeliefert wurden: Kaliumpermanganat, Nickelsulfat, Tannin, Eisen-IIII-

chlorid, Zitronensäure, Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat und

Zinkpulver.

Die Versuchsergebnisse werden kaum erläutert, ein Alltagsbezug existiert

nicht. Auf Formeln wird ganz verzichtet. Im gesamten Anleitungsheft, das

nur acht Seiten umfasst, gibt es nur eine Skizze – nämlich zur Destillation.

Mögliche Gefahren werden nur im Verlauf der Versuche und äußerst knapp

benannt.

Der mit wenig Versuchen bestückte Kasten konnte allerhöchstens als „Ap-

petitanreger“ für weitere Experimentierkästen oder Experimentierbücher

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dienen, aber nicht um sich selber chemisches Wissen oder chemische Expe-

rimentierkunst anzueignen.

25.) Experimentierkasten Test Ökologie 2000 aus dem Jahr 1987:

Der Kasten Test Ökologie 2000 ist kein Experimentierkasten, der das

Hauptziel hat, den Jugendlichen die Wissenschaft Chemie und chemisches

Grundwissen nahe zu bringen. Die Intention ist die Umweltlehre – und das

Nutzen chemischer Versuche (meist analytische Experimente), um Proben

aus der Umwelt (z B. Gewässerproben, Bodenproben) auszuwerten. Dass

nebenbei auch chemisches Wissen oder Interesse geweckt werden kann, ist

klar.

Am Anfang des Anleitungsheftes werden dennoch Regeln für den Umgang

mit Chemikalien aufgelistet. In diesem Zusammenhang werden auch die

Gefahrensymbole vorgestellt.

Anschließend sollen Nachrichten aus dem Bereich der Um-

welt(verschmutzung) wie das „Nitrat-Baby“ oder „Schwermetalle im Ge-

müse“ das Interesse wecken. Nun nennt der Verfasser noch Hinweise zur

Auswertung der Analysen und Tests.

Jetzt wird der Kasten mittels einer Photographie mit Nummerierung gezeigt.

Die mitgelieferten Chemikalien waren: Aluminium-Reagenz, Ammoniu-

meisen(III)-sulfat, 4%-ige Natronlauge, Formaldehyd-Reagenz, Thymollö-

sung, Eisen-Reagenz, Phenol-Reagenz, Phenolphthaleinlösung, Härte-

Reagenz, pH-Indikatorlösung, Ammonium-Reagenz, Nitrit-Reagenz, Essig-

säureethylester, Indikator-Puffertabletten, Blei-Reagenz, Aktivkohle,

0,5%ige Schwefelsäure und Zinkperlen. Noch zusätzlich erwerben musste

man 7,5%ige Ammoniaklösung, Ascorbinsäure, Weinsäure, Aceton und

5%ige Essigsäure.

Jedes Kapitel wird zunächst durch allgemeine Informationen (z. B. Informa-

tionen zu Säuren und Basen, sowie ihr Einfluss auf die Umwelt, saurer Re-

gen) eingeleitet. Dann folgen Versuche – meist Analysen – und Auswer-

tungsbeispiele (z. B. welche Kulturpflanzen bei einem bestimmten pH-Wert

im Boden gedeihen können). Chemische Formeln und Reaktionsgleichun-

gen verwendet man indessen bei der Auswertung nicht. Es wird jedoch im-

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mer ein Bezug zur Umwelt und dem Alltagsleben (mit Chancen und Risi-

ken) dargelegt.

Vor jedem Versuch wird auch das Ziel des Tests skizziert: Also warum die-

se Analyse für unser Leben bzw. unsere Umwelt wichtig ist.

Versuchsskizzen gibt es nur wenige, dafür aber einige Photographien. Ins-

gesamt ist das Anleitungsheft übersichtlich gestaltet.

Die einzelnen Themengebiete sind:

• pH-Werte in unserer Umwelt

• Calcium und Magnesium: unerwünschte Härtebildner im Wasser und

notwendige Mineralstoffe zugleich

• Phosphate – in Gewässern unerwünscht

• Nitrate – belasten Gewässer und die Nahrung

• Nitrit – ein giftiger Stoff

• Ammoniak – stinkt und ist giftig

• Schwefeldioxid – in Lebensmitteln und als Schadstoff in der Luft

• Eisen – Vorkommen und ökologische Bedeutung

• Aluminium – giftig und ungiftig zugleich

• Blei – ein giftiges Schwermetall

• Phenole als Desinfektionsmittel

• Formaldehyd – ein Reizstoff in unserer Umwelt

Aus den mitgelieferten Chemikalienbezeichnungen geht bereits hervor, dass

dies Nachweisreagenzien für die einzelnen Kapitel sind. Eine genaue che-

mische Bezeichnung dieser Nachweisreagenzien erfolgt in der Regel nicht.

Auch dies verdeutlicht, dass es mehr um Umwelterziehung als um chemi-

sches Wissen geht.

26.) Schuco-Experimentierkasten Architekt Natur aus dem Jahr 1984:

Dieser Experimentierkasten ist ebenfalls nur ein chemischer Experimentier-

kasten im weitesten Sinne: Er befasst sich in erster Linie mit dem Aufbau

der Natur und von Stoffen.

Ein thematischer Schwerpunkt liegt daher bei Kristallen, Kristallgitter und

Kristallzüchtung. Dabei wird auch mikroskopiert und Kristallmodelle ge-

bastelt (z. B. tetragonales Gitter).

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Der Umgang mit Chemikalien wird in einer Einführung mit seinen Gefahren

kurz dargelegt.

Folgende Chemikalien wurden in diesem Kasten bereitgestellt: Eisen-III-

chlorid, Chrom-Alaun, Aluminium-Alaun, Sodakristalle, Natriumsulfat,

Schwefel, Kupfersulfat, Ammoniumchlorid, gelbes Blutlaugensalz, Naph-

thalin, Kaliumpermanganat und Magnesiumsulfat.

Der theoretische Hintergrund ist sehr ausführlich (auch Begriffe wie Ach-

sensymmetrien werden erläutert). Auf Grund der Thematik findet man je-

doch kaum chemische Formeln, aber dafür viele Modelle und Gitterzeich-

nungen. Auch Photos von Gesteinen und Kristallen sind im Anleitungsheft

vorhanden.

Beispiele für Kapitel wären:

• Unveränderliche Kennzeichen auch bei Stoffen

• Du kannst Kristalle züchten

• Kristalle in lebenden Zellen

Somit beinhaltet der Architekt Natur-Kasten zwar interessante Abschnitte,

aber für den chemieinteressierten Laien sind und waren sicherlich andere

Experimentierkästen besser geeignet.

27.) Experimentierkasten Hokus-Pokus aus dem Jahr 2001:

Dieser Experimentierkasten stammt aus dem Hause Kosmos und beinhaltet

sowohl Versuche aus dem Bereich der Chemie als auch aus dem Bereich der

Physik. Die Naturwissenschaften werden dabei als „Magie“ und die Versu-

che als Zauberkunststücke, die der Leser einem Publikum vorführen und

dieses dadurch zum Erstaunen bringen soll, verkauft.

Dennoch enthält auch hier das Anleitungsbuch eine Sicherheitsbelehrung

und Maßnahmen zur ersten Hilfe bei Unfällen.

Zur Kastenausstattung gehören folgende Chemikalien: Phenolphthaleinlö-

sung, Ammoniumeisen(III)-sulfat, Kaliumhexacyanoferrat (II), Natriumcar-

bonat und Weinsäure.

Dann folgen Tipps des Verfassers für die Vorstellung (u. a. wie man das

Publikum begrüßt oder wie man Zaubersprüche aufsagt).

Die Illustration ist bunt und abwechslungsreich. Auf Grund der Prämisse, in

erster Linie ein Zauberkasten zu sein, erfolgt eine Auswertung nur knapp

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und ohne Reaktionsgleichungen. Nichtsdestotrotz wird auch manchmal ein

gewisses Hintergrundwissen eingebaut (beispielsweise zum Kohlendioxid

und seiner bedeutenden Rolle in der Natur).

Zwar werden die Jugendlichen mittels dieses Kastens wenig an chemisches

Wissen herangeführt, aber sie können das Experimentieren erlernen und

werden mit effektvollen Versuchen herangeführt.

Solche „Spaßversuche“ könnten sich auch für einen Chemielehrer in Vertre-

tungsstunden o. Ä. eignen.

28.) Experimentierkasten Tini und Toni aus dem Jahre 2003:

Dieser Kasten enthält 12 chemische Versuche und kommt von den Fonds

der Chemischen Industrie.

Die Zielgruppe sind 8 bis 12-Jährige.

Zwei Comicfiguren in Gestalt zweier Reagenzgläser führen durch das An-

leitungsheft.

Begonnen wird mit allgemeinen Regeln zum sicheren Experimentieren. An-

schließend werden die mitgelieferten Chemikalien und Geräte vorgestellt.

Chemikalien im Kasten sind lediglich Indikatorstäbchen, Kochsalz und

Gips.

Die Versuche sind einfach und ungefährlich. Einige Versuche dürfen die

Kinder laut Anleitung nur mit Erwachsenen durchführen. Vor jedem Ver-

such werden die benötigten Chemikalien und Geräte aufgelistet. „Tini und

Toni“ zeigen dann jeweils in illustrierter Version, was man zu machen hat.

Die Auswertung der Versuche ist dabei sehr knapp und es gibt nur wenig

chemisches Hintergrundwissen (keine Formeln und Reaktionsgleichungen),

was natürlich auch auf die junge Zielgruppe zurückzuführen ist.

Das Anleitungsheft gibt aber auch Auswertungshilfen (z. B. in Tabellenform

beim Messen des pH-Wertes verschiedener Lebensmittel).

Mit den wenigen Versuchen kann man somit bereits Kinder im Grundschul-

alter ein wenig an naturwissenschaftliches Arbeiten in praktischer Form

heranführen.

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Kapitel 4: Didaktisches Nutzen und Verwertbarkeit

4.1.: Historische Chemie und historische Experimente im Unterricht

von heute?

Naturwissenschaften und damit die Chemie gehören zu den Fächern, die

sich von den Inhalten am Stärksten ändern können (sei es auf Grund neuer

didaktischer Modelle oder auf Grund neuer wissenschaftlicher Erkenntnis-

se). Man könnte sich also die zunächst berechtigte Frage stellen, was in ei-

nem Fach, das eigentlich modern und zukunftsweisend ist oder im optima-

len Falle sein sollte, historische Aspekte und vielleicht sogar veraltete Mo-

dellvorstellungen verloren haben. Überdies stehen die Schulen vor dem

Problem, dass sie finanzielle Mittel beinahe nur für Materialien und Geräte

aus den Bereichen der „Neuen Technologien“ bewilligt bekommen.202

Dennoch ist auch zu konstatieren, dass die Chemie als Unterrichtsfach nicht

gerade sehr beliebt ist. Aus einer älteren Umfrage aus dem Jahre 1978 ergab

sich, dass Chemie in der Beliebtheitsskala nur auf Platz 15 rangierte.203 Die

Chemie wurde zudem in Umfragen überwiegend als „künstliche Wissen-

schaft“ (semantisch im negativen Sinne) angesehen. Dies zeigt sich in Ge-

sprächen mit Schülern und schlägt sich auch in den Kurswahlen der Ober-

stufe nieder. Zum Teil scheint es für Oberstufen mit nicht allzu großen

Schülerzahlen schwierig überhaupt einen Grundkurs – geschweige denn ei-

nen Leistungskurs – im Fache Chemie ob der geringen Kurswähler anzubie-

ten. Aus diesem Grunde entstanden und entstehen immer neue Ansätze und

Konzepte in der chemischen Didaktik - man denke nur „Chemie im Kon-

text“.

Da man sich darüber bewusst ist, das ein streng fachsystematischer Aufbau,

der an den Hochschulcurricula orientiert ist, die Schüler nicht bzw. kaum

motivieren kann, wurden neue praktisch-heuristische Verfahren entwi-

ckelt.204

Eines dieser Konzepte stellt das historisch-problemorientierte Unterrichts-

verfahren dar. Dabei bietet der Lehrplan durchaus einige Möglichkeiten,

202 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.1. 203 Internetlink: http://www.chemie.uni-oldenburg.de/didaktik/histo.htm. 204 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.1ff..

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dieses Unterrichtsverfahren umzusetzen – alleine die Einführung in die Or-

ganische Chemie (im Hessischen Lehrplan in der Jahrgangsstufe 11 veran-

kert) zeigt Anknüpfungsmöglichkeiten – z. B. die Strukturaufklärung des

Methans oder die Ermittlung der Konstitutionsformel des Ethanolmoleküls.

Dabei ist nicht nur die Vermittlung von Lerninhalten, sondern auch von ver-

schiedenen methodischen Arbeitsweisen möglich.

Der historisch-problemorientierte Unterrichtsansatz hat den Ursprung in der

Hypothese, dass man die historische Dimension der Chemie nutzen kann,

um den Chemieunterricht „menschlicher“ (da nicht ausschließlich fachsys-

tematisch orientiert) und verstehbarer zu gestalten.205 Die Schüler sollen in

dieser Unterrichtsmethode die Erkenntnisse möglichst selbst erarbeiten (wie

es auch im naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn der Fall ist).

Die heutigen Vertreter dieser Unterrichtsmethode sehen überdies die Chan-

ce, in einem solchen Unterrichtsprozess Schlüsselqualifikationen wie Ent-

wickeln von Lösungsstrategien, kritisches Methodenbewusstsein, Kreativität

und Teamfähigkeit.206

Nachdem sich die Chemie allmählich in der Weimarer Republik als Unter-

richtsfach etabliert hatte, entstanden auch die ersten umfassenderen Betrach-

tungen einer chemischen Didaktik. Bereits damals sollte das Experiment

und nicht die Fach- und Formelsprache im Mittelpunkt stehen. Dabei wurde

auch schon das Unterbringen von historischen Ansätzen im Chemieunter-

richt gefordert, um u. a. Forschungen und Forschungsentwicklungen ken-

nenzulernen und nachzuvollziehen zu können (u. a. durch Georg Ker-

schensteiner und Martin Wagenschein).207 Darin liegt auch sicherlich bis

heute ein Vorteil dieses Unterrichtsansatzes: Die Schüler werden dadurch in

die Lage versetzt, Entwicklungsschritte selber nachvollziehen zu können,

Naturwissenschaften im Kontext ihrer jeweiligen Zeit zu sehen, die Abhän-

gigkeit der Chemie von den technischen Möglichkeiten einer Zeit zu erfah-

ren, generelle kulturhistorische Aspekte mitzubekommen, bedeutende Che-

miker (deren Wege und Versuche man nachgeht) und ihre Biographien vor-

gestellt zu bekommen und sie erfahren überdies, dass man auch aus Irrtü-

mern und vermeintlich falschen Wegen dennoch etwas lernen kann (so wie

205 Internetlink: http://www.chemie.uni-oldenburg.de/didaktik/histo.htm. 206 Internetlink: http://www.chemie.uni-oldenburg.de/didaktik/histo.htm. 207 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.6f..automatische silbentrennung.

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es sicherlich einigen Forschern auf ihrem wissenschaftlichen Werdegang

erging). Die Lernenden werden außerdem erkennen, dass Modelle – auch

unserer heutigen – immer einer Begrenztheit unterliegen. Schließlich erfah-

ren die Schüler, dass ein naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinn nicht

immer so logisch und strukturiert geschieht, wie es in den Lehrbüchern aus-

sieht.208 Wenn man exemplarisch die historische Entwicklung der Chemie

verfolgt, kann man sich obendrein des zivilisatorischen Fortschritts im Be-

reich der Wissenschaften bewusster werden. Bei der historisch-

problemorientierten Unterrichtsmethode wird außerdem die Selbsttätigkeit

der Schüler gefordert. Die „Geschichte der Chemie“ in Unterrichtssequen-

zen vermag überdies bei chemisch-schwächeren Schülern eine Motivations-

steigerung hervorzurufen und verschiedene Teilbereiche durch historische

Entwicklungen miteinander zu verknüpfen.209

Da das Experiment immer ein tragender Pfeiler des Erkenntnisprozesses in

den Naturwissenschaften war, ist in dieser Unterrichtsmethode durchaus

auch das „historische Experimentieren“ von Bedeutung. Als historisch-

chemisches Experiment bezeichnet man in der Regel Versuche, in der durch

quellenkritische Arbeit, dem früheren Aufbau und der Verwendung der ent-

sprechenden Apparate und Messmethode diese rekonstruiert werden. Dabei

kann man das historische Experiment in zwei große Gruppen einteilen:

• Experimente mit vorrangig wissenschafts- oder kulturgeschichtlicher

Zielsetzung

• Experimente mit überwiegend didaktischer Zielsetzung210

Historische Experimente geben die Möglichkeit, wissenschaftlich-

technische Sachverhalte der Vergangenheit zu reproduzieren und dadurch

das Verständnis für Entdeckungen und Innovationen zu fördern. Dabei soll-

ten solche historisch-chemischen Experimente nicht nur als „Schauversu-

che“ dienen, sondern sich teilweise auch fachwissenschaftlich ausrichten (z.

B. durch historische Quellenarbeit).211 Man kann sich durchaus vorstellen,

auch mit historischen Quellen zu arbeiten, wie beispielsweise Briefe Liebigs

208 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.110. 209 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.13. 210 Gelius, R., Historische Experimente in Chemie und chemischer Technik, S.162f.. 211 Gelius, R., Historische Experimente in Chemie und chemischer Technik, S.162.

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oder Wöhlers und/oder deren Versuche nachzukochen.212 Natürlich können

damit auch Schwierigkeiten, wie eine schwerverständliche Sprache, nicht

nachvollziehbare Apparaturaufbauten oder ungenaue – zum Teil sogar feh-

lende – Mengen- und Temperaturangaben auftreten.213

Doch auch unsere Experimentierbücher und Experimentierkästen mit ihrer

etwas anderen Sprache, ihren zum Teil merkwürdigen Art von Gleichungen

und Strukturformeln, sowie ihrer veralteten Schrift und Versuchsskizzen-

form, könnten beim Schüler für Abwechslung sorgen und ihm vor Augen

führen, wie sich auch für Jugendliche die Welt des Experimentierens und

Verstehens chemischer Zusammenhänge geändert – und dabei in der Regel

verbessert hat. Eben auch das Experiment für Laien und Jugendlichen unter-

lag in seiner Gestaltung, Auswahl und Darbietung einem Veränderungspro-

zess. Sicherlich können daher Materialien aus den uns vorliegenden Expe-

rimentierbüchern und Experimentierkästen einen historisch-

problemorientierten Unterrichtsansatz bereichern.

Sicherlich ist die historisch-problemorientierte Unterrichtsmethode im Fach

Chemie kein Allheilmittel. Dennoch ist sie als abwechslungsreiche Methode

zum Ausprobieren in einer Klasse bzw. einem Kurs durchaus empfehlens-

wert. Natürlich kann sie dabei den „normalen“ Chemieunterricht niemals er-

setzen, aber zumindest stellenweise ergänzen und bereichern.

Natürlich muss in der Schule gerade das historische Experimentieren z. T.

etwas modifiziert werden, da Experimente im Originalaufbau teuer und zeit-

aufwendig sein können. Auch die Einhaltung der geforderten Sicherheits-

standards stellt eine Beschränkung der Einsetzbarkeit historischer Experi-

mente dar. Dennoch können historische Experimente ihren Platz im Schul-

unterricht finden.214 So bin ich persönlich der Ansicht, dass beispielsweise

das Nachahmen der „Wöhlerschen Harnstoffsynthese“ ein Muss bei der Ein-

führung in die organische Chemie ist. Diese lässt sich zudem schön mit dem

Brief Wöhlers an Berzelius vom 22. Februar 1828 untermauern.215

Abschließend einige Möglichkeiten, welche Aufgabenstellungen und Ar-

beitsaufträge man mittels unserer historischen Experimentierbücher und Ex-

212 Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunterricht, S.111. 213 Gelius, R., Historische Experimente in Chemie und chemischer Technik, S.163. 214 Gelius, R., Historische Experimente in Chemie und chemischer Technik, S.166. 215 Vgl. u. a. Internetlink: http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/tip/brief.htm.

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perimentierkästen in den schulischen Chemieunterricht einfließen lassen

könnte:

• Vergleich einer älteren und neuen Versuchsanordnung: Beispielsweise

könnte man in der Klasse 10 beim Thema „Erdöl“216 das Prinzip der

Destillation mit in den Unterricht aufnehmen. Zur „Auflockerung“

könnte man zwei Versuchsvorschriften vergleichen. Im Anhang befindet

sich ein solches Arbeitsblatt – es vergleicht eine Destillationsvorschrift

aus dem Jahre 1914 mit einer aus dem Jahre 2005. In beiden Fällen han-

delt es sich um ungefährliche Versuche. Die Apparaturen für den histo-

rischen Aufbau können sich in der Schule befinden.217 Dieser wird sich

jedoch als äußerst schwierig für Schüler gestalten, wodurch aber auch

schon ein „Lerneffekt“ auftreten kann.

• In der Jahrgangsstufe 13 steht das „Prinzip des kleinsten Zwanges“ und

damit verbunden das Haber-Bosch-Verfahren auf dem Lehrplan.218

Auch hier könnte man einen Text aus dem „Dritten Reich“ und der

„BRD“ über dieses großtechnische Verfahren aushändigen. Die Schüler

könnten „Propagandastellen“ im Text ausfindig machen und sich über-

legen, warum die Ammoniaksynthese in einem Experimentierbuch jener

Zeit so ausführlich besprochen wird. Unter Umständen ist auch die Si-

mulation des Haber-Bosch-Verfahrens nach einer solchen Versuchsvor-

schrift als Lehrerversuch zum Abschluss möglich.

• Auch die Erläuterung eines theoretischen Hintergrunds oder von Reakti-

onsgleichungen – z. B. in der Organischen Chemie können verglichen

werden und dem Schüler auch eine Entwicklung von der chemischen

Wissenschaft als Lehrfach vor Augen führen. Ein Beispielblatt befindet

sich im Anhang.

• Eine weitere Entwicklung kann man den Schülern im Bereich „Sicher-

heit und Chemie“ verdeutlichen, wie bei der Darstellung von Sauerstoff.

Hier können sich die Schüler mittels Anfertigen zweier Versuchsproto-

kolle klar werden, warum man heute nicht mehr Quecksilberoxid zer-

legt. Ferner lernen die Schüler darüber hinaus, verschiedene Reaktions-

216 Vgl.: Lehrplan Chemie Hessen, S.26. 217 Zumindest in meinem Heimatgymnasium war es möglich auch die historische Apparatur nachzubauen. 218 Vgl.: Lehrplan Chemie Hessen, S.42.

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gleichungen (Redoxchemie) aufzustellen. Ein Beispielblatt befindet sich

auch hierzu im Anhang.

Dies sollten nur einige Anregungen sein, die vielleicht an einigen Stellen

noch optimierbar sind. Dennoch sind es Ansätze, wie man historische Che-

mie – auch mittels Experimentierkästen und Experimentierbücher in den

Unterricht einbringen könnte. Ich denke, dass es eine Erprobung wert ist, da

es keine übermäßig zeitintensiven, aber dennoch im Chemiealltag abwechs-

lungsreiche Aufgabenstellungen sind.

4.2.: Verwertbarkeit von Experimentierkästen und Experimentierbü-

chern in ihrer jeweiligen Zeit

Der folgende Abschnitt soll nur kurz verdeutlichen, dass Experimentierkäs-

ten bereits in den verschieden behandelten „Epochen“ im Schulunterricht

zum Einsatz kamen und noch bis heute kommen können.

Die ersten Experimentierkästen in der Zeit der Weimarer Republik fanden

durchaus Einzug in den Schulalltag. Es wurde in dieser Arbeit schon darge-

legt, dass die Chemie als Unterrichtsfach sich erst allmählich im Kaiserreich

bzw. der Zeit der Weimarer Republik durchsetzte. Aus diesem Grunde wa-

ren auch viele Schulen nicht mit einem Chemiesaal, geschweige denn mit

einer Chemiesammlung, ausgestattet. Da man aber nun lehrplanmäßig

Chemie unterrichten musste, blieb eigentlich nur die „Kreidechemie“ an der

Tafel als Unterrichtsmethode. Lehrer, die dennoch auch das praktische Ar-

beiten der Schüler fördern wollten, griffen nicht zuletzt auch auf Experi-

mentierkästen zurück. Ein Experimentierkasten für einen Schüler kostete

Ende der 20iger Jahre ca. 6 Mark (jedoch mussten die Chemikalien extra

bestellt werden). Nach der Chemiestunde wurden die Sets wieder einge-

sammelt und bis zur nächsten Stunde im Schrank weggeschlossen.219

Im Kosmos-Baukasten 1938, also während des „Dritten Reiches“, werden

kurz nach dem Vorwort die Möglichkeiten eines Einsatzes im Chemieunter-

richt erwähnt. Darin steht, dass es eine „abgespeckte Version“ des Kosmos-

219 Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube, S.4.

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Experimentierkastens gibt, mit dem man 43 Versuche des Anleitungsheftes

durchführen könnte. Als Voraussetzung wurde jedoch genannt, dass neben

den „Schüler-Kästen“ dann zudem einen kompletten Kasten geben müsse,

der dem Lehrer die komplette Ausrüstung gäbe. Ziel war es, das Experimen-

tieren auch an weniger gut ausgestatteten Schulen zu ermöglichen.220

In der DDR fanden Chemiebaukästen wie der „Kleine Experimentator“

ebenfalls Einsatz im Chemieunterricht. Dies zeigt ein Aufsatz aus dem Jahr

1958 in der Zeitschrift „Chemie in der Schule“, die in der DDR herauskam.

Darin beschreibt ein Chemielehrer seinen erfolgreichen Einsatz des „Klei-

nen Experimentators“ im seinem Chemieunterricht. Er nennt die Vorteile

eines solchen Kastens in einer ländlichen Zentralschule, v. a. bei der Durch-

führung von praktischen Schülerübungen. Der Vorteil des Experimentier-

kastens, so der Autor, läge hauptsächlich in der Handlichkeit und der Mög-

lichkeit zur Gruppenarbeit.221

In der heutigen Zeit proklamieren einige Fachdidaktiker und Lehrer den

möglichen Einsatz von Chemiebaukästen. Deren Einsatz ist nämlich beson-

ders in den so genannten offenen Unterrichtsformen möglich und hilf-

reich.222 In Freiarbeit oder Wochenplan ist das Bereitstellen von solchen

Experimentierkästen, die altersgemäß sind und die notwendigen Geräte und

Chemikalien beinhalten (bzw. auch durch die Schule aufgerüstet werden

können), sinnvoll. Auf diese Weise können die Schüler in eben solch einem

Wochenplan auch praktisch arbeiten, wodurch dieser zugleich attraktiver

gestaltet wird. Durch ein selbstständiges Arbeiten mit solchen Experimen-

tierkästen erlernen die Schüler zugleich wichtige Qualifikationen, wie Ar-

beiten nach Anweisungen, Beobachten und Protokollieren, Hypothesen zu

formulieren, sich in Gruppen zu arrangieren etc.

In diesem Zusammenhang sei auch eine gewisse Korrelation der Gliederung

von Experimentierkästen- bzw. Experimentierbüchern und Schulbüchern

der jeweiligen Zeit erwähnenswert: Auch diese waren noch bis in die Wei-

marer Zeit überwiegend stoffchemisch aufgebaut. So findet man im „Leitfa-

den der Chemie“ für die Unterstufe aus dem Jahre 1927223 überwiegend

220 Anleitungsheft Kosmos-Baukasten Chemie, 1938, S.6. 221 Kaeding, E., Der Chemiebaukasten „Der kleine Experimentator“ im Unterricht, S.312ff.. 222 Vgl. Becker, H.J./ Roland, M., Chemische Experimentierkästen – Möglichkeiten für offenen Chemieunter-richt, S.41ff.. 223 Vgl.: Scheid, K., Leitfaden der Chemie, 1927.

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Kapitel wie Sauerstoff, Schwefel, Salzsäure und Chlor, Ammoniak oder

Schwermetalle. Dies überrascht kaum, wenn man bedenkt, dass die Autoren

der Schulbücher zum Teil mit den Verfassern der Experimentierbücher i-

dentisch sind (wie hier Karl Scheid).

Jedoch sind erste Veränderungen bereits im „Dritten Reich“ in manchen

Lehrbüchern erkennbar: Hier treten im Unterrichtsbuch „Chemie“224 auch

Kapitel auf wie der Stoffbegriff, Begriff des chemischen Vorgangs oder Ge-

setzmäßigkeiten bei chemischen Vorgängen. Dennoch sind auch diese Bü-

cher überwiegend stoffchemisch ausgerichtet.

Betrachtet man ein Lehrbuch aus der Sekundarstufe I der heutigen Zeit,

wird es schwer, rein stoffchemische Kapitel ausfindig zu machen. Das Buch

„Chemie heute“225 beinhaltet stattdessen Kapitel wie Stoffeigenschaften und

Teilchenmodell, Mischen und Trennen, Chemische Reaktionen, vom Atom

zum Molekül etc.

Besonders beim Durchblättern von Schulbüchern und Experimentierbü-

chern, sowie dem Sichten von Versuchen und der Erklärungskonzepte wird

klar, dass Ähnlichkeiten auftreten. Natürlich richten sich immer beide Gen-

res an den fachdidaktischen Ansichten einer Zeit aus. Außerdem scheint es

mir logisch, dass sich auch die Verfasser von Experimentierbüchern oder

Anleitungsheften an dem Schulstoff orientieren, so dass die Experimentier-

kästen bzw. Experimentierbücher entweder eine Vorbereitung auf den Che-

mieunterricht sind, oder sie aber durch ihren Einsatz den Chemieunterricht

ergänzen und bereichern können.

4.3.: Einsatz im heutigen Unterricht

Auch im alltäglichen Unterricht von heute, können die Experimentierbücher

und Anleitungshefte den Chemielehrern von Nutzen sein (abgesehen vom

historisch-problemorientierten Unterrichtsverfahren). Grund dafür ist, dass

sie in der Regel über viel mehr Versuche als die normalen Schulbücher ver-

224 Vgl.: Flörke, W., Scheid, K., Lehrbuch der Chemie, 1940. 225 Vgl.: Schrodel-Verlag, Chemie heute, 2001.

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fügen. Doch auch Modelle, wie zur „chemischen Reaktion“ im Chemie-

Maxi226 können als Kopiervorlage oder Overheadfolie dienen.

Im Bundesland Hessen existiert derzeit das Programm „Unterrichtsgarantie

Plus“, wonach in den Jahrgangstufen 5-10 eigentlich keine Stunden mehr

ausfallen dürfen. Damit verbunden ist auch, dass an einigen Schulen die

Lehrer vermehrt zum Vertretungsunterricht eingesetzt werden. Dies ist dann

überhaupt kein Problem, wenn man diese Klasse in einem seiner Fächer im

Unterricht hat, weil man in einem solchen Falle einfach im Lehrplanstoff

fortfährt. Doch auch für fremde Klassen sollte man sich als Lehrer ein „Re-

pertoire“ an möglichen Inhalten anschaffen. Warum als Chemielehrer nicht

aus dem experimentellen Bereich (wenn die Räumlichkeiten dies erlauben)?

Die Versuchsanleitungen aus den Experimentierkästen und Experimentier-

büchern bieten eine große Anzahl ungefährlicher und unterhaltsamer Versu-

che, die entweder die Schüler machen oder vom Lehrer vorgeführt werden.

Zwei Beispiele:

• Das Anfertigen einer frz. Flagge auf weißem Papier mit Berliner Blau

und Phenolphthalein (Versuchsvorschrift im Anhang). Ein leichter Ver-

such, der aber gleichsam auch in der Oberstufe eingesetzt werden kann.

Benutzt man ihn nämlich nicht nur als „Effektversuch“, so verbindet er

Inhalte der Anorganik (Komplexchemie) mit der Organik (Farbstoffe,

Indikatoren)

• Wein aus Wasser und umgekehrt: Auch dies kann man, gerade bei klei-

nen Klassen, als Zauberkunststück vorführen. Es beruht natürlich auf

Indikatoren (Phenolphthalein) (Vorschrift im Anhang)

Doch auch ein weiteres Nutzen für den heutigen Unterricht sei hier aufge-

führt:

Die verschiedenen Versuchsanleitungen ermöglichen eine Art „Versuchs-

pool“ für verschiedene Stoffe einzurichten. Diese Versuche könnten die

Schulbuchversuche ergänzen (oder diese mit in einen solchen Pool aufge-

nommen werden).

So könnte man Versuchsordner einrichten zu Themen wie „Säure und Base

(Unterstufe)“ oder aber auch „Kohlenstoff und Kohlenstoffdioxid“ (z. B.

226 Vgl. S.131.

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verwendbar beim Thema Luft in Klasse 9). Einen solchen Ordner in der

Chemiesammlung zu haben, wäre z. B. auch bei einer plötzlichen Vertre-

tungsstunde im Fach Chemie von Vorteil. Man könnte dann einfach mit den

Schülern einen Versuch aus diesem Ordner zu einem entsprechenden Thema

machen (in der Regel benötigen diese Versuche ja wenige Geräte und Che-

mikalien).

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III. Schlussbetrachtung und Kurzzusammenfassung

Ich möchte an dieser Stelle nicht alle Ergebnisse wiederholen, sondern eher

eine allgemeine Bilanz ziehen:

Die vorliegende Thematik zu bearbeiten, empfand ich persönlich als interes-

sant: Sie verknüpft chemische, historische und didaktische (pädagogische)

Themen. Des Weiteren beinhaltet sie eine gewisse „Forschungsarbeit“, und

die Sichtung der einzelnen Materialien kann insgesamt als abwechslungs-

reich angesehen werden. Wenn mit dieser Arbeit ein Beitrag zur Erfor-

schung der Experimentierkästen und Experimentierbücher im historischen

Wandel geleistet worden ist, so ist bereits ein Ziel der Arbeit erreicht.

Einige kurze Fazits, die man aus der Arbeit ziehen kann, seien hier aufge-

führt:

Die ersten Experimentierkästen und auf ein größeres Publikum gerichteten

Experimentierbücher stammen aus der Zeit der Aufklärung. Dennoch kann

insbesondere das 20. Jahrhundert als „Zeitalter der Experimentierkästen“

bezeichnet werden, da in dieser Zeit eine Vielzahl selbiger auf den Markt

gekommen sind.

Nicht nur die Naturwissenschaft Chemie hat sich in den letzten 120 Jahren

stark gewandelt (in ihren Erkenntnissen und Quantität bzw. Qualität der

Forschungsgebiete), sondern auch die Didaktik und somit die Vermittlung

chemischer Inhalte. Dies schlägt sich auch in den Experimentieranleitungen

der verschiedenen bearbeitenden Zeiten nieder – sei es in der Sprache, der

graphischen Gestaltung o. Ä.

Des Weiteren zeigt die Arbeit, dass schon seit die Chemie das Interesse ver-

schiedener Schichten geweckt hat, immer das Experiment ein Mittelpunkt

„chemischen Erlernens“ darstellte. Dies hat auch durchaus seine Berechti-

gung227 und hat sich bis heute kaum geändert. Was sich jedoch änderte, wa-

ren die Themen, die man solchen Experimenten zu Grunde legte (ein Weg

von der „Stoffchemie“ hin zu „allgemeinen-chemischen Konzepten“) und

die zunehmende Sicherheit der Versuche. Dies verdeutlicht bereits ein Blick

auf die verschiedenen Inhaltsverzeichnisse.

227 Vgl. dazu Kapitel 1.5..

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Die in den Versuchen behandelten Stoffe haben sich nur z. T. gewandelt:

Wichtige und ungefährliche Stoffe, wie Wasser oder Kalk, kommen quasi

konstant in allen Experimentierkästen und Experimenttierbüchern der ver-

schiedenen behandelten Zeiten vor. Andere Stoffe fielen langsam hinaus.

Der Grund hierfür lag wohl oftmals im Gefahrenpotential (z. B. Chemie des

Phosphors, Arsenverbindungen oder ab den 60/70iger Jahren des 20. Jahr-

hunderts die Benzolchemie). Dabei nahm die Anorganische Chemie immer

einen größeren Stellenwert ein als die Organik (mit Ausnahme des Werkes

„Organische Chemie im Probierglas“).

Hierbei klingt bereits eine andere Feststellung mit an: Die ausgewählten

Versuche und Stoffe sind im Laufe der Jahre ungefährlicher geworden. Aus

Vorworten kann man entnehmen, dass es anfangs schon zu Unglücken kam.

Die Verlage, die auch gerichtliche Prozesse befürchteten, strichen daher mit

der Zeit Versuche mit Gefahrstoffen oder wählten geringe Ansätze bzw.

Konzentrationen. Des Weiteren wurden mit den Jahren die Hinweise auf

mögliche Gefahren in den Anleitungen ausführlicher und graphisch kenntli-

cher gemacht.

Selbst die Versuchsaufbauten haben sich im Laufe der Jahre oftmals verän-

dert: Ein Hang zu vereinfachten Aufbauten ist zu entdecken. Versuchsauf-

baue werden zudem durch verständliche und reichhaltige Versuchsskizzen

in den neueren Werken erleichtert. Insgesamt ist eine Verbesserung der gra-

phischen Gestaltung zu vermerken. Die jüngsten Anleitungen sind weniger

textlastig; Photos stellen außerdem noch einen gewissen Alltagsbezug her.

Durch eine verbesserte Illustration sind auch Merksätze o. Ä. in den letzen

Jahrzehnten auf den ersten Blick erkennbar geworden.

Eine Analyse des Layouts lässt noch einen weiteren Schluss zu: Bei den

Abbildungen auf den Experimentierkästen bzw. in den Experimentierbü-

chern/Anleitungsheften ist eine eindeutige Männerdominanz zu beobachten.

Bis auf den Kasten VEB Ilmenau findet man kein experimentierendes Mäd-

chen.

Im sprachlichen Bereich versuchen gerade die neueren Werke mit einer ein-

fachen Sprache dem Jugendlichen die Chemie nahe zu bringen. Dabei wird

auch die persönliche Anrede „Du“ gewählt – anstatt wie in früheren Werken

oftmals „man“. Die ganz alten Bücher haben die Versuche kaum mit Reak-

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tionsgleichungen ausgewertet. Dies setzte erst ab der Zeit des Nationalsozia-

lismuses ein (aber auch dann nicht immer). Auffällig erscheinen auch die

Werke der 70iger Jahre aus der BRD: Diese sind mit Gleichungen, theoreti-

schem Hintergrundwissen und Fachvokabular geradezu überfrachtet. Viel-

leicht ist dies nicht zuletzt auf den so genannten „Sputnik-Schock“ zurück-

zuführen.

Ferner verdeutlicht die Arbeit, dass sich politische Systeme auf die Natur-

wissenschaften und die Chemie auswirken können. Dies offenbart sich dann

oftmals in den Experimentierkästen und –büchern. Logischerweise schlägt

sich dies v. a. in totalitären Systemen, wie dem „Dritten Reich“ oder der

DDR, nieder. Doch auch weitere gesellschaftliche Aspekte sind erkennbar –

man denke nur an die Rolle der Frau in der Chemie oder die „Ökologiekäs-

ten“ in den 80iger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Die Vorworte vermitteln eine Art „Existenzberechtigung“ der Chemie in der

jeweiligen Zeit. Sie spiegeln aber darüber hinaus Erziehungswerte (z. B. die

Tugend der Ordnungsliebe im Deutschen Kaiserreich) der jeweiligen Epo-

che wieder.

Zum Abschluss folgende Bemerkung: Der Einsatz von der „Geschichte der

Chemie“ gehört durchaus zu den moderneren didaktischen Ansätzen

(Schlagwort: historisch-problemorientiertes Unterrichtsverfahren). Dabei

können sicherlich partiell Auszüge aus Experimentierbüchern oder den An-

leitungsheften der Experimentierkästen genutzt werden.

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155

IV. Literaturverzeichnis

(1) Experimentierbücher:

• Dammer, D. / Emsmann, H., Des deutschen Knaben Experimentier-

buch, Bielefeld / Leipzig 1885.

• Grosse, E. / Weissmantel, Ch., Chemie selbst erlebt: Das Chemie-

Experimentierbuch, Berlin – Verlag Neues Berlin 1962.

• Günther, H., Chemie für Jungen: Ein Experimentier- und Lesebuch,

Zürich 1922.

• Nothdurft, D., Chemisches Experimentierbuch, Stuttgart 1941.

• Redaktion des Guten Kameraden (Hrsg.), Der junge Chemiker,

Stuttgart/ Berlin / Leipzig (14. Auflage, Jahrgang unbekannt).

• Römpp, H., Chemische Experimente, die gelingen (Anorganische

Chemie), Stuttgart 1939.

• Römpp, H., Organische Chemie im Probierglas, Stuttgart 1940.

• Scheid, K., Chemisches Experimentierbuch I: Für mittlere Schüler,

Leipzig / Berlin3 1912.

• Scheid, K., Chemisches Experimentierbuch II: Für reifere Schüler,

Leipzig / Berlin 1914.

• Wetzstein, H.-P., Das große Experimentierbuch, Kinderbuchverlag

Berlin 5.Auflage (Jahrgang unbekannt).

(2) Anleitungshefte zu Experimentierkästen:

• Chemie-Trix (Hrsg. Vereinigte Spielwaren-Fabriken), Nürnberg4

1936.

• Cheminova-Buch, 3.Auflage 1923.

• Clementoni Chemie Maxi, Jahrgang unbekannt.

• Der junge Chemiker (Hrsg.: Produktionsgenossenschaft Spielwaren),

Eisfeld Jahrgang unbekannt.

• Der kleine Chemiker (von Reinmuth, A.), Jena 1967.

• Experimentieren mit Tini und Toni (Hrsg.: Fonds der Chemischen

Industrie), Wörrstadt 2003.

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156

• Experimentierkasten Chemie VEB-Werk für Technisches Glas Il-

menau (von Kuhnert, R. u. a.), Halle-Wittenberg 1987.

• Kleiner Experimentator (Hrsg.: VEB Laborchemie Apolda), Apolda2

1961.

• Kosmos All-Chemist (von Fröhlich, W.), Stuttgart11 1948.

• Kosmos All-Chemist (von Fröhlich, W.), Stuttgart26 1970.

• Kosmos Baukasten Chemie (von Fröhlich, W.), Stuttgart5 1938.

• Kosmos Chemie-Labor C1 (von Behrsing, W. / Matthaei, K.), Stutt-

gart5 1973.

• Kosmos Chemie-Labor C1 (von Behrsing, W. / Matthaei, K.), Stutt-

gart9 1977.

• Kosmos Chemie C1000 / C2000 (von Waselowsky, K.), Stuttgart2

1990.

• Kosmos Chemie C1000 / C2000 (von Waselowsky, K.), Stuttgart5

1990.

• Kosmos Chemie-Junior (von Waselowsky, K.), Stuttgart10 1979.

• Kosmos Chemie-Junior (von Waselowsky, K.), Stuttgart16 1987.

• Kosmos - Das große Chemielabor (von Waselowsky, K.), Stuttgart

2005.

• Kosmos – Hokus Pokus (von Schildhauer, R.), Stuttgart2 2001.

• Kosmos – Test 2000 Ökologie: Chemische Analysen in Natur und

Umwelt, Stuttgart 1987.

• Philips Chemie-Experimentierkasten CE 1401/1450 (Hrsg.: Philips

GmbH), Hamburg 1979.

• Profundus Laborkasten Chemie (keine weiteren Angaben).

• Schuco Architekt Natur (Hrsg.: Kuhn, W. u. a.), Fürth 1984.

(3) Schulbücher u. Ä.:

• Flörke, W. / Scheid, K., Leitfaden der Chemie für höhere Lehranstal-

ten: Unterstufe, Leipzig13 1937.

• Henniger-Franck, Lehrbuch der Chemie für höhere Schulen (Band

1), Leipzig / Berlin 1939.

• Scheid, K., Leitfaden der Chemie: Unterstufe, Leipzig7 1927.

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157

• Schroedel-Verlag (Hrsg.: Asselborn, W. / Jäckel, M. / Risch, K. T.),

Chemie heute – Sekundarbereich I, Hannover 2001.

(4) Sonstige Literatur:

• Becker, H. J. / Roland, M., Chemische Experimentierkästen - Mög-

lichkeiten für einen offenen Chemieunterricht, in: Praxis der Natur-

wissenschaften – Chemie 52 (2993), S.41-45.

• Berg, Chr. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte

(Band 4: 1870 – 1918), München 1991.

• Berg, Chr. / Langewiesche, D. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bil-

dungsgeschichte (Band 5: 1918 – 1945), München 1989.

• Berg, Chr. (Hrsg.) / Führ, Ch., Handbuch der deutschen Bildungsge-

schichte (Band 6: 1945 bis zur Gegenwart (BRD)), München 1998.

• Berg, Chr. / Führ, Ch. (Hrsg.), Handbuch der deutschen Bildungsge-

schichte (Band 6-2: 1945 bis zur Gegenwart (DDR), München 1998.

• Brämer, R., Wesen und Erscheinung: Über die sprachliche Vorstel-

lung der Wirklichkeit im naturwissenschaftlichen Unterricht, in: Na-

turwissenschaftlicher Unterricht in der Gegenperspektive, Redaktion

Soznat (Hrsg.), Braunschweig 1982.

• Deppner, J., Fachsprache der Chemie in der Schule, Heidelberg

1989.

• Fluka, laboratory chemistry, 2001/2002.

• Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co. KG (Hrsg.), Presse-

Information zum Kosmos-Verlag, erhalten im März 2007.

• Gelius, R., Historische Experimente in Chemie und chemischer

Technik, in: Chemie in unserer Zeit 4 (1997), S.162-167.

• Hilz, H., „Zur Belustigung und Belehrung“: Experimentierbücher

aus zwei Jahrhunderten, Berlin 2002.

• Hollemann, A. F. / Wiberg, E., Lehrbuch der anorganischen Chemie,

Berlin101 1995.

• Hünemörder, K. F., Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise

und die Formierung der deutschen Umweltpolitik (1950 – 1973),

Stuttgart 2004.

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158

• Irmer, E., Chemie im Kindergarten: Mut zum Experiment, in: Praxis

der Naturwissenschaften – Chemie in der Schule 54 (2005), S.11-14.

• Kaeding, E., Der Chemielehrkasten „Der kleine Experimentator“ im

Unterricht, in: Chemie in der Schule 5 (1958), S.311ff..

• Kremer, A., Naturwissenschaftlicher Unterricht und Standesinteres-

se. Zur Professionalisierung der Naturwissenschaftslehrer an höhe-

ren Schulen (Reihe Soznat – Mythos Naturwissenschaft – Band 9),

Marburg 1985.

• Lück, G., Naturwissenschaften im Kindesalter: Ein Hoffnungs-

schimmer, in: Praxis der Naturwissenschaften – Chemie in der Schu-

le 54 (2005), S.7-10.

• Matuschek-Wilken, C., Geschichte der Chemie im Chemieunter-

richt: das historisch-problemorientierte Unterrichtsverfahren an Bei-

spielen aus der Organischen Chemie, 1989.

• Remane, H. / Stolz, R. / Strube, I., Geschichte der Chemie: Ein Ü-

berblick von den Anfängen bis zur Gegenwart, Berlin2 1988.

• Roloff, Ch., Von der Schmiegsamkeit zur Einmischung: Professio-

nalisierung der Chemikerinnen, Pfaffenweiler 1989.

• Simon, G., Kleine Geschichte der Chemie, Köln2 1981.

• Stoya, E. M., Chemieunterricht in der NS-Zeit, Frankfurt 2002.

• Vaupel, E., Ein Labor wie eine Puppenstube: Kurze Geschichte der

chemischen Experimentierkästen, in: Praxis der Naturwissenschaften

– Chemie in der Schule 54 (2005), S.2-5.

• Winnacker, K., Chemie im Wandel der Zeit (Abhandlungen und be-

richte des Deutschen Museums), München 1972.

(5) Internetlinks:

• http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/tip/brief.htm

(letzter Zugriff: 3.5.2007).

• http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Aloys_Schenzinger

(letzter Zugriff: 30.4.2007).

• http://de.wikipedia.org/wiki/International_Union_of_Pure_and_Appl

ied_Chemistry (letzter Zugriff: 3.5.2007).

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• http://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie#Geschichte

(letzter Zugriff: 2.5.2007).

• http://nobelprize.org/nobel_prizes/chemistry/laureates/1939/butenan

dt-bio.html. (letzter Zugriff: 2.5.2007)

• http://userpage.chemie.fu-berlin.de/diverse/bib/nobel_chemie.html

(letzter Zugriff: 2.5.2007).

• http://www.acibas.net/Aminosaeuren/index.shtml (letzter Zugriff:

3.5.2007).

• http://www.anno-time.de/shop/catalog/images/643911.jpeg

(letzter Zugriff: 30.4.2007).

• http://www.chemie.uni-oldenburg.de/didaktik/histo.htm

• (letzter Zugriff: 2.5.2007).

• http://www.chik.de/index2.htm (letzter Zugriff: 3.5.2007).

• http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HaberFritz/

(letzter Zugriff: 3.5.2007).

• http://www.gdch.de/oearbeit/press/2004/30.htm (letzter Zugriff:

30.4.2007).

• http://www.kosmos-shop.de/images/upload/shop/Parfum-

Labor_gross.jpg.jpg (letzter Zugriff: 30.4.2007).

• http://www.kultusministerium-

hessen.de/irj/HKM_Internet?uid=1720e9fb-a45b-901b-e592-

697ccf4e69f2 (Downloadbereich der hessischen Lehrpläne, letzter

Zugriff: 3.5.2007).

• http://www.seilnacht.com/Lexikon/k_gesch.html (letzter Zugriff:

3.5.2007).

• http://www.umweltlexikon-

online.de/fp/archiv/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Anilin.php. (letz-

ter Zugriff: 2.5.2007).

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160

V. Anhang

1.: „Versuchsraster“ und quantitative Auswertung der Versuche in den

Experimentierkästen und –bücher

Im Folgenden werden alle ausgewerteten Kästen und Bücher in chronolo-

gischer Reihenfolge aufgelistet. Die ersten Zahlen hinter einer Stoffgruppe

stellen dabei die absolute Anzahl an Experimenten in diesem Bereich dar,

während die zweiten Zahlenwerte den Prozentsatz zu der Gesamtzahl an

ausgewerteten Experimenten angeben.

Hinweis zu den Abkürzungen:

Trennv./Rein. = Trennverfahren und Reinigungsverfahren

Verb. = Verbindungen

Physik. = Physikalische Eigenschaften

K = Experimentierkasten

B = Experimentierbuch

Des deutschen Knaben Experimentierbuch, 1885 Deutsches Kaiserreich

(B)

Ausgewertete Gesamtzahl der (chemischen) Versuche: 286 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 255

%-satz 89,2

Wasserstoff und Verb. 12 4,2 Halogene/Halogenide 24 8,4 Säuren der Halogene 10 3,5 Sauerstoff und seine Verbindungen 9 3,1 Schwefel und Verbindungen 25 8,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 8 2,8 Stickstoff, Phosphor und Verb. 41 14,2 Kohlenstoff und Verbindungen 14 4,9 Silicium und Verb./Gläser 1 0,3 Bor, Aluminium und Verbindungen 3 1 Erdalkali und Verbindungen 10 3,5 Alkali und Verbindungen 17 5,9 Eisen, Cobalt, Nickel 12 4,2 Kupfer, Silber Gold 26 9,1 sonstige Metalle 39 13,6 Wasser 4 1,4

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Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 81

%-satz 28,3

Alkane und Petrochemie 4 1,4 Alkene, Alkine 5 1,7 Benzol und Aromatenchemie 11 3,8 aliphatische Alkohole und Verb. 5 1,7 Ether 4 1,4 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltige Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 11 3,8 Salze der Carbonsäuren 3 1 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 19 6,7 Kohlenhydrate 10 3,5 Farbstoffe 7 2,4 Kunststoffe Ester 2 0,7

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt

Absolute Anzahl 75

%-satz 26,2

Löslichkeit 6 2,9 Säure-Base 16 5,6 Redox 17 5,9 Verbrennungen 12 4,2 Trennv./Rein 18 6,3 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 6 2,5 Analytik 11 4,7

Der junge Chemiker, Ende 19. Jahrhundert (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 62 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 93

%-satz 150

Wasserstoff und Verb. 1 1,6 Halogene/Halogenide 9 14,5 Säuren der Halogene 0 0 Sauerstoff und seine Verbindungen 2 3,2 Schwefel und Verbindungen 9 14,5 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 4 6,5 Stickstoff, Phosphor und Verb. 4 6,5 Kohlenstoff und Verbindungen 0 0 Silicium und Verbindungen 1 1,6 Bor, Aluminium und Verbindungen 1 1,6 Erdalkali und Verbindungen 8 12,9 Alkali und Verbindungen 7 11,3 Eisen, Cobalt, Nickel 7 11,3 Kupfer, Silber Gold 8 12,9 Sonstige Metalle und Verbindungen 29 46,8 Wasser 3 4,8

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162

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 3

%-satz 4,8

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 1 1,6 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 2 3,2 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 0 0 Kohlenhydrate 0 0 Farbstoffe 0 0 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 0 0

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt

Absolute Anzahl 30

%-satz 48,4

Löslichkeit 4 6,5 Säure-Base 4 6,5 Redox 2 3,2 Physik 8 12,9 Verbrennungen 0 0 Trennv./Rein. 10 16,1 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 4 6,5 Analytik 18 29

Experimentierbuch für mittlere Schüler, 1912 Deutsches Kaiserreich (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 179 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 294

%-satz 162,5

Wasserstoff und Verb. 7 3,9 Halogene/Halogenide 22 12,3 Säuren der Halogene 16 8,9 Sauerstoff und seine Verbindungen 19 10,6 Schwefel und Verbindungen 35 19,6 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 23 12,8 Stickstoff, Phosphor und Verb. 22 12,3 Kohlenstoff und Verbindungen 21 11,7 Silicium und Verbindungen 1 0,6 Bor, Aluminium und Verbindungen 8 4,5 Erdalkali und Verbindungen 10 5,6

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Alkali und Verbindungen 25 14 Eisen, Cobalt, Nickel 11 6,1 Kupfer, Silber Gold 27 15,1 Sonstige Metalle und Verbindungen 40 22,3 Wasser 7 3,9

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 39

%-satz 21,8

Alkane und Petrochemie 2 1,1 Alkene, Alkine 1 0,6 Benzol und Aromatenchemie 1 0,6 aliphatische Alkohole und Verb. 4 2,2 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 8 4,5 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 2 1,1 Kohlenhydrate 17 9,5 Farbstoffe 2 1,1 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 2 1,1

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt

Absolute Anzahl 107

%-satz 59,8

Löslichkeit 6 3,4 Säure-Base 27 15,1 Redox 25 14 Physik. 16 8,9 Verbrennungen 20 11,2 Trennv./Rein. 9 5 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 4 2,2 Analytik 8 4,5

Chemie für Jungen, 1922 Weimarer Republik (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 62 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 90

%-satz 145,2

Wasserstoff und Verb. 10 16,1 Halogene/Halogenide 4 6,5 Säuren der Halogene 2 3,2 Sauerstoff und seine Verbindungen 4 6,5 Schwefel und Verbindungen 5 8,1 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 9 14,5 Stickstoff, Phosphor und Verb. 9 14,5 Kohlenstoff und Verbindungen 20 32,3

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Silicium und Verbindungen

0

Bor, Aluminium und Verbindungen

0

Erdalkali und Verbindungen 6 9,7 Alkali und Verbindungen 4 6,5 Eisen, Cobalt, Nickel 4 6,5 Kupfer, Silber Gold 2 3,2 Sonstige Metalle und Verbindungen 6 9,7 Wasser 5 8,1

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 9

%-satz 14,5

Alkane und Petrochemie 3 4,8 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 3 4,8 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 0 0 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 1 1,6 Kohlenhydrate 1 1,6 Farbstoffe 0 0 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 1 1,6

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt: 52 83,9 Lösungen 0 0 Säure-Base 8 14,5 Redox 12 21 Physik. 7 11,3 Verbrennungen 14 27,4 Trennv./Rein. 3 4,8 Energetik 0 0 Eletrochemie 0 0 Komplexchemie 0 0 Analytik 8 12,9

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Cheminova, 1923 Weimarer Republik (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:76 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 74

%-satz 97,4

Wasserstoff und Verb. 0 0 Halogene/Halogenide 4 5,3 Säuren der Halogene 0 0 Sauerstoff und seine Verbindungen 7 9,2 Schwefel und Verbindungen 11 11,6 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 3 3,2 Stickstoff, Phosphor und Verb. 6 7,9 Kohlenstoff und Verbindungen 9 11,8 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 5 6,6 Alkali und Verbindungen 15 19,8 Eisen, Cobalt, Nickel 5 6,6 Kupfer, Silber Gold 1 1,3 Sonstige Metalle und Verbindungen 4 5,3 Wasser 4 5,3

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 21

%-satz 27,6

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 0 0 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 4 5,3 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 2 2,6 Lipide, Steroide, Terpene 2 2,6 Kohlenhydrate 1 1,3 Farbstoffe 12 15,8 Kunststoffe 0 0

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt:

Absolute Anzahl 24

%-satz 31,6

Löslichkeit 5 6,6 Säure-Base 6 7,9 Redox 3 4,0 Physik. 4 5,3 Verbrennungen 0 0 Trennv./Rein. 3 4,0 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 3 4,0 Analytik 6 7,9

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Chemie-Trix, 1936 Nationalsozialistisches Deutschland (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 95 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 78

%-satz 82

Wasserstoff und Verb. 3 3,2 Halogene/Halogenide 4 4,2 Säuren der Halogene 0 0 Sauerstoff und seine Verbindungen 10 10,5 Schwefel und Verbindungen 1 1,1 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 0 0 Kohlenstoff und Verbindungen 23 24,2 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 4 4,2 Alkali und Verbindungen 4 4,2 Eisen, Cobalt, Nickel 10 10,5 Kupfer, Silber Gold 3 3,2 Sonstige Metalle und Verbindungen 2 2,1 Wasser 14 14,7

Organische Chemie Gesamt: 4 4,2 Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 1 1,1 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 1 1,1 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 2 2,1 Kohlenhydrate 0 0 Farbstoffe 2 2,1 Kunststoffe 0 0

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt 49 51,6 Löslichkeit 7 7,4 Säure-Base 2 2,1 Redox 8 8,4 Physik. 6 6,3 Verbrennungen 20 21,1 Trennv./Rein. 5 5,3 Energetik 1 1,1 Komplexchemie 0 0 Analytik 3 3,2

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167

Kosmos 1938 Nationalsozialistisches Deutschland (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 441 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 422

%-satz 95,7

Wasserstoff und Verb. 13 2,9 Halogene 42 9,5 Säuren der Halogene 20 4,5 Sauerstoff und seine Verbindungen 16 3,6 Schwefel und Verbindungen 34 7,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 24 5,4 Stickstoff, Phosphor und Verb. 44 10 Kohlenstoff und Verbindungen 48 10,9 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 44 10 Alkali und Verbindungen 32 7,3 Eisen, Cobalt, Nickel 25 5,7 Kupfer, Silber Gold 28 6,3 Sonstige Metalle und Verbindungen 38 8,6 Wasser 14 3,2

159 36,1 Organische Chemie Gesamt: Alkane und Petrochemie 3 0,7 Alkene, Alkine 4 0,9 Benzol und Aromatenchemie 19 4,3 aliphatische Alkohole und Verb. 14 3,2 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 4 0,9 Aldehyde und Ketone 2 0,5 Carbonsäuren und Derivate 16 3,6 Salze der Carbonsäuren 10 2,3 Aminosäuren und Proteine 19 4,3 Lipide, Steroide, Terpene 13 2,9 Kohlenhydrate 36 8,2 Farbstoffe 12 2,7 Kunststoffe 1 0,2 Seifen/Tenside 6 1,1

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt:

Absolute Anzahl 152

%-satz 34,5

Löslichkeit 14 3,2 Säure-Base 37 8,4 Redox 29 6,6 Physik. 20 4,5 Verbrennungen 25 5,7 Trennv./Rein. 11 2,5 Energetik 5 1,1 Elektrochemie 4 0,9 Komplexchemie 7 1,6 Analytik 57 12,9

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168

Chemische Experimente, die gelingen, 1939 Nationalsozialistisches

Deutschland (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:144 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 229

%-satz 162,4

Wasserstoff und Verb. 11 7,6 Halogene/Halogenide 18 12,5 Säuren der Halogene 22 15,2 Sauerstoff und seine Verbindungen 14 9,7 Schwefel und Verbindungen 13 9 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 8 5,6 Stickstoff, Phosphor und Verb. 17 11,8 Kohlenstoff und Verbindungen 21 14,6 Silicium und Verbindungen 4 2,8 Bor, Aluminium und Verbindungen 4 2,8 Erdalkali und Verbindungen 10 6,9 Alkali und Verbindungen 17 11,8 Eisen, Cobalt, Nickel 20 13,9 Kupfer, Silber Gold 19 13,2 Sonstige Metalle und Verbindungen 22 15,3 Wasser 9 6,3

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 36

%-satz 25

Alkane und Petrochemie 8 5,6 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 5 3,5 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 3 2,1 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 1 0,7 Carbonsäuren und Derivate 2 1,4 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 2 1,4 Kohlenhydrate 9 6,3 Farbstoffe 3 2,1 Kunststoffe 2 1,4 Seifen/Tenside 1 0,7

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt:

Absolute Anzahl 93

%-satz 64,6

Löslichkeit 11 7,6 Säure-Base 19 13,2 Redox 22 15,3 Physik. 14 7,6 Verbrennungen 16 11,1 Trennv./Rein. 2 1,4 Energetik 2 1,4 Elektrochemie 1 0,7 Komplexchemie 6 4,2

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169

Analytik 21 14,6

Chemisches Experimentierbuch, 1941 Nationalsozialistisches Deutsch-

land im 2. Weltkrieg (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 281 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 293

%-satz 104,3

Wasserstoff und Verb. 21 7,5 Halogene/Halogenide 24 8,5 Säuren der Halogene 19 6,8 Sauerstoff und seine Verbindungen 17 6 Schwefel und Verbindungen 25 8,9 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 12 4,3 Stickstoff, Phosphor und Verb. 31 11 Kohlenstoff und Verbindungen 33 11,7 Silicium und Verbindungen 6 2,1 Bor, Aluminium und Verbindungen 7 2,5 Erdalkali und Verbindungen 12 4,3 Alkali und Verbindungen 22 7,8 Eisen, Cobalt, Nickel 9 3,2 Kupfer, Silber Gold 19 6,8 Sonstige Metalle und Verbindungen 24 8,5 Wasser 12 14,8

Organische Chemie Gesamt: 103 36,7 Alkane und Petrochemie 8 2,8 Alkene, Alkine 2 0,7 Benzol und Aromatenchemie 11 3,9 aliphatische Alkohole und Verb. 16 5,7 Ether 8 2,8 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 2 0,7 Aldehyde und Ketone 4 1,4 Carbonsäuren und Derivate 6 2,1 Salze der Carbonsäuren 2 0,7 Aminosäuren und Proteine 3 1,1 Lipide, Steroide, Terpene 7 2,5 Kohlenhydrate 20 7,1 Farbstoffe 8 2,8 Kunststoffe 2 0,7 Seifen/Tenside 4 1,4

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt:

Absolute Anzahl 163

%-satz 58,1

Löslichkeit 14 5 Säure-Base 25 8,9 Redox 42 14,9 Physik. 27 9,6

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170

Verbrennungen 28 10 Trennv./Rein. 6 2,1 Energetik 4 1,4 Elektrochemie 13 4,6 Komplexchemie 4 1,4 Analytik 16 5,7

All-Chemist der Jahre 1948 (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 158

(Die Auswertung ist für alle drei Kästen gleich, da sich die Zusammenstel-

lung der Versuche nicht änderte) Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 126

%-satz 79,7

Wasserstoff und Verb. 4 2,5 Halogene / Halogenide 7 4,4 Säuren der Halogene 7 4,4 Sauerstoff und seine Verbindungen 7 4,4 Schwefel und Verbindungen 3 1,9 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 1 0,6 Stickstoff, Phosphor und Verb. 5 3,2 Kohlenstoff und Verbindungen 20 12,7 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 16 10,1 Alkali und Verbindungen 14 8,9 Eisen, Cobalt, Nickel 13 8,2 Kupfer, Silber Gold 7 4,4 Sonstige Metalle und Verbindungen 0 0 Wasser 22 13,9

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 92

%-satz 58,2

Alkane und Petrochemie 3 1,9 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 9 5,7 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 16 10,1 Salze der Carbonsäuren 11 7 Aminosäuren und Proteine 11 7 Lipide, Steroide, Terpene 8 5,1 Kohlenhydrate 27 17,1 Farbstoffe 4 2,5 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 3 1,9

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171

Allgemeine und physikalische Che-mie Gesamt

Absolute Anzahl 72

%-satz 45,6

Löslichkeit 6 3,8 Säure-Base 21 13,3 Redox 4 2,5 Physik 9 5,7 Verbrennungen 22 13,9 Trennv./Rein. 8 5,1 Energetik 0 0 Elektrochemie 4 2,5 Komplexchemie 6 3,8 Analytik 22 13,9

Kleiner Experimentator, 1961 DDR (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:129 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 132

%-satz 102,3

Wasserstoff und Verb. 1 0,8 Halogene/Halogenide 19 14,7 Säuren der Halogene 7 5,4 Sauerstoff und seine Verbindungen 8 6,2 Schwefel und Verbindungen 8 6,2 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 3 2,3 Stickstoff, Phosphor und Verb. 8 6,2 Kohlenstoff und Verbindungen 17 13,2 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 3 2,3 Erdalkali und Verbindungen 8 6,2 Alkali und Verbindungen 11 6,1 Eisen, Cobalt, Nickel 13 7,3 Kupfer, Silber Gold 11 6,1 Sonstige Metalle und Verbindungen 3 2,3 Wasser 12 9,3

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 50

%-satz 38,8

Alkane und Petrochemie 3 2,3 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 0 0 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 7 5,4 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 5 3,9 Lipide, Steroide, Terpene 3 2,3 Kohlenhydrate 15 11,6 Farbstoffe 13 10,1 Kunststoffe 2 1,5 Seifen/Tenside 2 1,5

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172

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 62

%-satz 48,1

Löslichkeit 4 3,1 Säure-Base 20 15,5 Redox 9 7 Physik/Aggr. 3 2,3 Verbr. 9 7 Trennv./Rein. 7 5,4 Energetik 0 0 Elektrochemie 2 1,5 Komplexchemie 8 6,2 Analytik 17 13,2

Chemie selbst erlebt, 1962 DDR (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:186 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 182

%-satz 97,8

Wasserstoff und Verb. 7 3,8 Halogene/Halogenide 19 10,2 Säuren der Halogene 6 3,2 Sauerstoff und seine Verbindungen 8 4,3 Schwefel und Verbindungen 16 8,6 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 10 5,3 Stickstoff, Phosphor und Verb. 14 7,5 Kohlenstoff und Verbindungen 15 8 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 2 1,1 Erdalkali und Verbindungen 17 9,1 Alkali und Verbindungen 10 5,3 Eisen, Cobalt, Nickel 10 5,3 Kupfer, Silber Gold 19 10,2 Sonstige Metalle und Verbindungen 24 12,9 Wasser 5 2,7

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 150

%-satz 80,6

Alkane und Petrochemie 6 3,2 Alkene, Alkine 5 2,7 Benzol und Aromatenchemie 15 8 aliphatische Alkohole und Verb. 9 4,8 Ether 2 1,1 halogenhaltige Verbindungen 2 1,1 stickstoffhaltig Verbindungen 8 4,3 Aldehyde und Ketone 14 7,5 Carbonsäuren und Derivate 19 10,2 Salze der Carbonsäuren 4 2,1 Aminosäuren und Proteine 5 2,7 Lipide, Steroide, Terpene 8 4,3 Kohlenhydrate 21 11,3

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173

Farbstoffe 9 4,8 Kunststoffe 18 9,7 Seifen/Tenside 5 2,7

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 85

%-satz 45,7

Löslichkeit 6 3,2 Säure-Base 14 7,5 Redox 30 16,1 Physik. 14 7,5 Verbrennungen 9 4,8 Trennv./Rein. 12 6,5 Energetik 0 0 Eletrochemie 8 4,3 Komplexchemie 2 1,1 Analytik 25 13,4

Der kleine Chemiker, 1967 DDR (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:56 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 67

%-satz 119,6

Wasserstoff und Verb. 2 3,6 Halogene/Halogenide 5 8,9 Säuren der Halogene 8 14,3 Sauerstoff und seine Verbindungen 4 7,1 Schwefel und Verbindungen 9 16,1 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 0 0 Kohlenstoff und Verbindungen 4 0 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 8 14,3 Alkali und Verbindungen 7 12,5 Eisen, Cobalt, Nickel 7 12,5 Kupfer, Silber Gold 3 5,4 Sonstige Metalle und Verbindungen 4 7,1 Wasser 6 10,7

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 12

%-satz 17,9

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 0 0 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 3 5,4 Salze der Carbonsäuren 0 0

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174

Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 0 0 Kohlenhydrate 1 1,8 Farbstoffe/Indikatoren 8 14,3 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 0 0

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 41

%-satz 73,2

Löslichkeit 5 8,9 Säure-Base 12 21,4 Redox 8 14,3 Physik. 2 3,6 Verbrennungen 8 14,3 Trennv./Rein. 6 10,7 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 0 0 Analytik 2 3,6

Das große Experimentierbuch, 70er Jahre DDR (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:71

(Daneben viele Versuche aus dem Bereich der Biologie und Physik: Diese

Versuche wurden nicht berücksichtigt) Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 94

%-satz 132,4

Wasserstoff und Verb. 0 0 Halogene/Halogenide 5 7 Säuren der Halogene 3 4,2 Sauerstoff und seine Verbindungen 4 5,6 Schwefel und Verbindungen 5 7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 5 7 Kohlenstoff und Verbindungen 21 29,6 Silicium und Verbindungen 1 1,4 Bor, Aluminium und Verbindungen 2 2,8 Erdalkali und Verbindungen 12 16,9 Alkali und Verbindungen 12 16,9 Eisen, Cobalt, Nickel 6 8,5 Kupfer, Silber Gold 5 7 Sonstige Metalle und Verbindungen 4 5,6 Wasser 9 12,7

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 43

%-satz 60,6

Alkane und Petrochemie 1 1,4 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0

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175

aliphatische Alkohole und Verb. 2 2,8 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 1 1,4 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 8 11,3 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 3 4,2 Lipide, Steroide, Terpene 5 7 Kohlenhydrate 12 16,9 Farbstoffe 5 7 Kunststoffe 4 5,6 Seifen/Tenside 2 2,8

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 53

%-satz 74,6

Löslichkeit 4 5,6 Säure-Base 10 14,1 Redox 9 12,7 Physik. 11 15,5 Verbrennungen 11 15,5 Trennv./Rein. 2 2,8 Energetik 0 0 Elektrochemie 6 8,5 Komplexchemie 1 1,4 Analytik 22 31

Kosmos C1, 1973 und 1977 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 363

(Die Auswertung der beiden Kästen ist identisch, da sich die Zusammen der

Versuche nicht geändert hat.) Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 309

%-satz 85,1

Wasserstoff und Verb. 9 2,5 Halogene/Halogenide 28 7,7 Säuren der Halogene 16 4,4 Sauerstoff und seine Verbindungen 18 5 Schwefel und Verbindungen 28 7,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 15 4,1 Stickstoff, Phosphor und Verb. 26 7,2 Kohlenstoff und Verbindungen 27 7,4 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 9 2,5 Erdalkali und Verbindungen 17 4,7 Alkali und Verbindungen 18 5 Eisen, Cobalt, Nickel 19 5,2 Kupfer, Silber Gold 28 7,7 Sonstige Metalle und Verbindungen 23 6,3 Wasser 28 7,7

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176

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 150

%-satz 48,5

Alkane und Petrochemie 3 0,8 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 18 5 aliphatische Alkohole und Verb. 8 2,2 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 1 0,3 Aldehyde und Ketone 9 3,8 Carbonsäuren und Derivate 30 9,7 Salze der Carbonsäuren 10 4,2 Aminosäuren und Proteine 5 2,1 Lipide, Steroide, Terpene 6 1,7 Kohlenhydrate 31 8,5 Farbstoffe 7 1,9 Kunststoffe 14 3,9 Seifen/Tenside 6 1,7

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl

192

%-satz

52,9 Löslichkeit 18 4,9 Säure-Base 35 9,6 Redox 45 12,4 Physik. 28 7,7 Verbrennung 19 5,2 Trennv./Rein. 23 6,3 Energetik 1 0,3 Elektrochemie 7 1,9 Komplexchemie 16 4,4 Analytik 51 14

Philipps CE 1401-1450, 1979 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:241 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 235

%-satz 97,5

Wasserstoff und Verb. 2 0,8 Halogene/Halogenide 12 5 Säuren der Halogene 13 5,3 Sauerstoff und seine Verbindungen 18 7,5 Schwefel und Verbindungen 13 5,3 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 4 1,7 Stickstoff, Phosphor und Verb. 4 1,7 Kohlenstoff und Verbindungen 25 10,4 Silicium und Verbindungen 7 2,9 Bor, Aluminium und Verbindungen 3 Erdalkali und Verbindungen 19 7,9 Alkali und Verbindungen 23 9,5 Eisen, Cobalt, Nickel 28 11,6 Kupfer, Silber Gold 21 8,7 Sonstige Metalle und Verbindungen 10 4,1

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177

Wasser 33 13,7

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 53

%-satz 22

Alkane und Petrochemie 2 0,8 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 2 0,8 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 12 5 Salze der Carbonsäuren 4 1,7 Aminosäuren und Proteine 1 0,4 Lipide, Steroide, Terpene 5 2,1 Kohlenhydrate 4 1,7 Farbstoffe 7 2,9 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 16 6,6

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 166

%-satz 68,9

Löslichkeit 28 11,6 Säure-Base 34 14,1 Redox 24 10 Physik. 32 13,3 Trennv./Rein. 9 3,7 Verbrennungen 13 5,4 Elektrochemie 11 4,6 Komplexchemie 15 6,2 Analytik 28 11,6

Kosmos Chemie-Junior, 1979 und 1987 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:143

(Die Auswertung ist für beide Kästen identisch, da sich die Zusammenstel-

lung der Versuche nicht geändert hat.) Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 102

%-satz 71,3

Wasserstoff und Verb. 2 1,4 Halogene/Halogenide 4 2,8 Säuren der Halogene 2 1,4 Sauerstoff und seine Verbindungen 8 5,6 Schwefel und Verbindungen 2 1,4 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 11 7,7 Kohlenstoff und Verbindungen 15 10,5 Silicium und Verbindungen 0 0

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178

Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 18 12,6 Alkali und Verbindungen 9 3,7 Eisen, Cobalt, Nickel 8 5,6 Kupfer, Silber Gold 11 7,7 Sonstige Metalle und Verbindungen Wasser 12 8,4

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 62

%-satz 43,4

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 6 4,2 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 9 3,7 Salze der Carbonsäuren 0 0 Amonosäuren und Proteine 6 4,2 Lipide, Steroide, Terpene 6 4,2 Kohlenhydrate 12 7 Farbstoffe 16 12,6 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 7 4,9

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt: 84 58,7 Löslichkeit 13 9,1 Säure-Base 22 15,4 Redox 9 3,7 Physik. 8 5,6 Verbrennung 11 7,7 Trennv./Reinigung 6 4,2 Elektrochemie 5 3,5 Komplexchemie 10 7 Analytik 10 7

VEB Ilmenau, 1987 DDR (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 238 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 223

%-satz 93,7

Wasserstoff und Verb. 14 5,9 Halogene/Halogenide 19 8 Säuren der Halogene 15 6,3 Sauerstoff und seine Verbindungen 23 9,7 Schwefel und Verbindungen 16 6,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 12 5 Stickstoff, Phosphor und Verb. 9 3,8

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Kohlenstoff und Verbindungen 16 6,7 Silicium und Verbindungen 5 2,1 Bor, Aluminium und Verbindungen 7 2,9 Erdalkali und Verbindungen 11 4,6 Alkali und Verbindungen 14 5,9 Eisen, Cobalt, Nickel 19 8 Kupfer, Silber Gold 19 8 Sonstige Metalle und Verbindungen 9 3,8 Wasser 15 6,3

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 23

%-satz 9,7

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 1 0,4 Benzol und Aromatenchemie 1 0,4 aliphatische Alkohole und Verb. 4 1,7 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 7 2,9 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene, Wachs 3 1,3 Kohlenhydrate 2 0,8 Farbstoffe 5 2,1 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 0 0

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 88

%-satz 37

Löslichkeit 10 4,2 Säure-Base 18 7,6 Redox 19 8 Physik. 16 6,7 Verbrennungem 17 7,1 Trennverfahren 12 5 Elektrochemie 9 3,8 Energetik 2 0,8 Komplexchemie 5 2,1 Analytik 12 5

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Kosmos C1000, 1990 und 1994 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:55

(Die Auswertung ist für beide Kästen identisch, da sich die Zusammenstel-

lung der Versuche nicht geändert hat.) Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 46

%-satz 83,6

Wasserstoff und Verb. 0 0 Halogene/Halogenide 4 7,3 Säuren der Halogene 1 1,8 Sauerstoff und seine Verbindungen 2 3,6 Schwefel und Verbindungen 1 1,8 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 2 3,6 Kohlenstoff und Verbindungen 5 9,1 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 5 9,1 Alkali und Verbindungen 7 12,7 Eisen, Cobalt, Nickel 2 3,6 Kupfer, Silber Gold 7 12,7 Sonstige Metalle und Verbindungen 0 0 Wasser 10 18,2

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 20

%-satz 36,4

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 1 1,8 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 3 5,5 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 2 3,6 Kohlenhydrate 0 0 Farbstoffe 10 18,2 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 4 7,3

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 55

%-satz 100

Löslichkeit 5 9,1 Säure-Base 11 20 Redox 2 3,6 Physik. 14 25,5 Verbrennung 5 9,1 Trennv./Rein. 2 3,6 Energetik 0 0 Elektrochemie 9 16,4 Komplexchemie 7 12,7

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181

Analytik 7 12,7

Kosmos C2000, 1990, 1994 und 1998 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:218

(Die Auswertung ist für alle drei Kästen identisch, da sich die Zusammen-

stellung der Versuche nicht geändert hat.) Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 162

%-satz 74,3

Wasserstoff und Verb. 2 0,9 Halogene 11 5 Säuren der Halogene 6 2,8 Sauerstoff und seine Verbindungen 15 6,9 Schwefel und Verbindungen 8 3,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 10 4,6 Kohlenstoff und Verbindungen 31 14,2 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 1 0,5 Erdalkali und Verbindungen 20 9,2 Alkali und Verbindungen 13 6 Eisen, Cobalt, Nickel 6 2,8 Kupfer, Silber Gold 20 9,2 Sonstige Metalle und Verbindungen 2 0,9 Wasser 17 7,8

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 85

%-satz 39

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 3 1,4 aliphatische Alkohole und Verb. 5 2,3 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 20 9,2 Salze der Carbonsäuren 6 2,8 Aminosäuren und Proteine 6 2,8 Lipide, Steroide, Terpene 5 2,3 Kohlenhydrate 16 7,3 Farbstoffe 18 8,3 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 6 2,8

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 153

%-satz 70,2

Löslichkeit 17 7,8 Säure-Base 35 16,1

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182

Redox 23 10,6 Physik. 21 9,6 Verbrennungen 19 8,7 Trennv./Rein. 12 5,5 Energetik 0 0 Elektrochemie 9 4,1 Komplexchemie 17 7,8 Analytik 24 11

Clementoni Chemie-Maxi, ca.2004 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche:184 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 118

%-satz 64,1

Wasserstoff und Verb. 5 2,7 Halogene/Halogenide 10 5,4 Säuren der Halogene 1 0,5 Sauerstoff und seine Verbindungen 5 2,7 Schwefel und Verbindungen 5 2,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 4 2,2 Kohlenstoff und Verbindungen 16 8,7 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 5 2,7 Erdalkali und Verbindungen 10 5,4 Alkali und Verbindungen 11 6 Eisen, Cobalt, Nickel 15 8,2 Kupfer, Silber Gold 15 8,2 Sonstige Metalle und Verbindungen 2 1,1 Wasser 14 7,6

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 75

%-satz 40,8

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 1 0,5 Benzol und Aromatenchemie 1 0,5 Erdöl, Erdgas, Petrochemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 0 0 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 27 14,7 Salze der Carbonsäuren 6 3,3 Aminosäuren und Proteine 4 2,2 Lipide, Steroide, Terpene 3 1,6 Kohlenhydrate 13 7,1 Farbstoffe 20 10,9 Kunststoffe 0 0

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183

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 114

%-satz 63

Löslichkeit 20 10,3 Säure-Base 24 12,5 Redox 13 6 Physik. 18 9,2 Verbrennungen 0 0 Trennv./Rein. 18 9,2 Energ. 1 0,5 Elektroch. 11 6 Komplexchemie 9 4,9 Analytik 5 2,7

Kosmos Chemielabor, 2005 BRD (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 236

Hinweis: Dieser Kasten enthält als einziger in der Rubrik Allgemeine Che-

mie die Unterkategorie „chemisches Gleichgewicht“. Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 196

%-satz 83,1

Wasserstoff 7 3 Halogene/Halogenide 16 6,8 Säuren der Halogene 5 2,1 Sauerstoff und seine Verbindungen 9 3,8 Schwefel und Verbindungen 16 6,8 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 6 2,5 Stickstoff, Phosphor und Verb. 12 5,1 Kohlenstoff und Verbindungen 35 14,8 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 22 9,3 Alkali und Verbindungen 11 4,7 Eisen, Cobalt, Nickel 17 7,2 Kupfer, Silber Gold 18 7,6 Sonstige Metalle und Verbindungen 2 0,8 Wasser 16 6,8

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 102

%-satz 43,2

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 4 1,7 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 25 10,6

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184

Salze der Carbonsäuren 7 3 Aminosäuren und Proteine 8 3,4 Lipide, Steroide, Terpene 4 1,7 Kohlenhydrate 20 8,5 Farbstoffe 25 10,6 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 9 3,8

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 163

%-satz 69,1

Löslichkeit 9 3,8 chem. Gleichgewicht 5 2,1 Säure-Base 43 18,2 Redox 25 10,6 Phys. 19 8,1 Verbrennungen 11 4,7 Trennv./Rein. 14 5,9 Energetik 3 1,3 Elektrochemie 8 3,4 Komplexchemie 16 6,8 Analytik 14 5,9

Kästen ohne Datierungshinweis bzw. „besonderem“ Inhalt

Profundus, undatiert (K)

Schrift, Aufmachung und Stoffe/Versuche lassen auf einen Zeitraum der

20iger bis 40iger Jahre des 20. Jahrhunderts schließen.

Gesamtzahl der ausgewerteten Versuche: 103 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 137

%-satz 133

Wasserstoff und verb. 12 11,7 Halogene 8 7,8 Säuren der Halogene 8 7,8 Sauerstoff und seine Verbindungen 8 7,8 Schwefel und Verbindungen 9 8,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 5 4,9 Stickstoff, Phosphor und Verb. 10 9,7 Kohlenstoff und Verbindungen 17 16,5 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 4 3,9 Erdalkali und Verbindungen 8 7,8 Alkali und Verbindungen 8 7,8 Eisen, Cobalt, Nickel 10 9,7 Kupfer, Silber Gold 14 13,6 Sonstige Metalle und Verbindun-gen 13 12,6 Wasser 3 2,9

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185

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 8

%-satz 7,8

0 0 Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 1 1 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 0 0 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 0 0 Salze der Carbonsäuren 1 1 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 1 1 Kohlenhydrate 1 1 FarbstoffeI Indikatoren 3 2,9 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 1 1

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 48

%-satz 46,6

Löslichkeit 7 6,8 Säure-Base 9 8,7 Redox 8 7,8 Physik. 6 5,8 Verbrennung 10 9,7 Trennv./Reinigung 1 1 Elektrochemie 4 3,9 Komplexchemie 3 2,9 Analytik 13 12,6

Organische Chemie im Probierglas, 1940 Nationalsozialistisches Deutsch-

land (B)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 208

(Hinweise: Durch die Beschränkung bzw. das Setzen der Priorität auf Ver-

suche aus dem Bereich der Organischen Chemie, passt dieses Experimen-

tierbuch nicht in das allgemeine Raster bzw. in die Entwicklung der Bücher

und Kästen. Außerdem ist es das einzige Buch das Versuche zur Unterkate-

gorie der „Vitamine beinhaltet).

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186

Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 108

%-satz 51,9

Wasserstoff und Verb. 0 0 Halogene 11 5,3 Säuren der Halogene 2 1 Sauerstoff und seine Verbindungen 2 1 Schwefel und Verbindungen 1 0,5 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 12 5,8 Stickstoff, Phosphor und Verb. 9 4,3 Kohlenstoff und Verbindungen 7 3,4 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 6 2,9 Erdalkali und Verbindungen 9 4,3 Alkali und Verbindungen 10 4,8 Eisen, Cobalt, Nickel 8 3,8 Kupfer, Silber Gold 10 4,8 Sonstige Metalle und Verbindun-gen 14 6,7 Wasser 7 3,4

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 288

%-satz 138,5

Alkane und Petrochemie 7 3,4 Alkene, Alkine 11 5,3 Benzol und Aromatenchemie 40 19,2 aliphatische Alkohole und Verb. 19 9,1 Ether 3 01.01. halogenhaltige Verbindungen 6 2,9 stickstoffhaltig Verbindungen 12 5,7 Aldehyde und Ketone 23 11,1 Carbonsäuren und Derivate 48 23,1 Salze der Carbonsäuren 16 7,7 Aminosäuren und Proteine 14 6,7 Lipide, Steroide, Terpene 16 6,7 Kohlenhydrate 28 13,5 Farbstoffe 23 11,1 Kunststoffe 3 1,4 Seifen/Tenside 4 1,9 Vitamine 5 2,4

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 81

%-satz 38,9

Löslichkeit 11 5,3 Säure-Base 13 6,3 Redox 14 6,7 Physik. 13 6,3 Verbrennungen 17 8,2 Trennv./Rein. 4 1,9 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 9 4,3 Analytik 33 15,9

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187

Der junge Chemiker, DDR (K)

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 30

Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 25

%-satz 83,3

Wasserstoff und Verb. 2 6,7 Halogene/Halogenide 2 6,7 Säuren der Halogene 0 0 Sauerstoff und seine Verbindun-gen 3 10 Schwefel und Verbindungen 2 6,7 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 0 0 Stickstoff, Phosphor und Verb. 0 0 Kohlenstoff und Verbindungen 4 13,3 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 0 0 Erdalkali und Verbindungen 0 0 Alkali und Verbindungen 1 3,3 Eisen, Cobalt, Nickel 4 13,3 Kupfer, Silber Gold 0 0 Sonstige Metalle und Verbindun-gen 2 6,7 Wasser 5 16,7

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 14

%-satz 46,7

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 1 3,3 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 0 0 Carbonsäuren und Derivate 4 13,3 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 1 3,3 Kohlenhydrate 5 16,7 Farbstoffe 2 6,7 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 1 3,3

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt

Absolute Anzahl 19

%-satz 63,3

Löslichkeit 3 10 Säure-Base 0 0 Redox 2 6,7 Physik. 2 6,7 Verbrennungen 4 13,3 Trennv./Rein. 6 20 Energetik 0 0

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188

Elektrochemie 0 0 Komplexchemie 2 6,7 Analytik 5 16,7

Test Ökologie 2000, 1987 BRD (K)

Dieser Kasten passt nicht, auf Grund seiner Intention der Umweltaufklärung

und Umweltanalytik, in das allgemeine Raster der behandelten Kästen und

Bücher.

Ausgewertete Gesamtzahl der Versuche: 101 Anorganische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 120

%-satz 118,8

Wasserstoff und Verb. 0 0 Halogene/Halogenide 0 0 Säuren der Halogene 0 0 Sauerstoff und seine Verbindun-gen 0 0 Schwefel und Verbindungen 5 5 Schwefel-Sauerstoff-Säuren 4 4 Stickstoff, Phosphor und Verb. 33 32,7 Kohlenstoff und Verbindungen 5 5 Silicium und Verbindungen 0 0 Bor, Aluminium und Verbindungen 9 8,9 Erdalkali und Verbindungen 7 6,9 Alkali und Verbindungen 0 0 Eisen, Cobalt, Nickel 8 7,9 Kupfer, Silber Gold 1 1 Sonstige Metalle und Verbindun-gen 7 6,9 Komplexchemie 25 24,8 Wasser 16 15,8

Organische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 34

%-satz 33,7

Alkane und Petrochemie 0 0 Alkene, Alkine 0 0 Benzol und Aromatenchemie 11 10,9 Erdöl, Erdgas, Petrochemie 0 0 aliphatische Alkohole und Verb. 0 0 Ether 0 0 halogenhaltige Verbindungen 0 0 stickstoffhaltig Verbindungen 0 0 Aldehyde und Ketone 5 5 Carbonsäuren und Derivate 4 4 Salze der Carbonsäuren 0 0 Aminosäuren und Proteine 0 0 Lipide, Steroide, Terpene 0 0 Kohlenhydrate 0 0 Farbstoffe 11 10,9 Kunststoffe 0 0 Seifen/Tenside 3 3

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189

Allgemeine und physikalische Chemie Gesamt:

Absolute Anzahl 21

%-satz 20,8

Löslichkeit 0 0 Säure-Base 12 11,9 Redox 4 4 Physik. 2 2 Verbrennung 0 0 Trennv./Rein. 3 3 Energetik 0 0 Elektrochemie 0 0 Analytik 75 74,3

2.: Mögliche Arbeitsblätter für den Chemieunterricht

Im Folgenden nun die möglichen Arbeitsblätter mit Aufgaben, die durch die

historischen Experimentierbücher und Experimentierkästen beeinflusst wor-

den sind.

Arbeitsblatt 1: Hier geht es um das Thema „Destillation“. Jahrgangsstufe ist

eine zehnte Klasse. Zuvor wurde bereits das Prinzip einer Destillation am

Beispiel der Destillation von Erdöl behandelt.

Arbeitsblatt 2: Dieses behandelt das Haber-Bosch-Verfahren im Zweiten

Weltkrieg (Jahrgangsstufe 13). In einer vorherigen Stunde sollte bereits das

Haber-Bosch-Verfahren chemisch behandelt worden sein.

Arbeitsblatt 3: An Hand der Biuret-Reaktion wird gezeigt, wie sich die

Auswertung von versuchen in der Organischen Chemie geändert hat (ent-

weder weil man selber den genauen Verlauf der Reaktion nicht kannte oder

aber nicht didaktisch reduziert erläutern konnte). Die Möglichkeit des Ein-

satzes ergibt sich in der Jahrgangsstufe 12 (2. Halbjahr) – insbesondere in

Leistungskursen

Arbeitsblatt 4: Dieses Arbeitsblatt soll Schülern verdeutlichen, wie sich die

Sicherheit im Experimentieren von Jugendlichen in den letzten Jahren ver-

bessert hat. Es transportiert nebenbei Inhalte, wie das Erstellen von Redox-

reaktionen (u. a. Jahrgangsstufe 13 I). Eine Durchführung mit anderen the-

matischen Inhalten (z. B. im Bereich der Benzolchemie) ist denkbar.

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Arbeitsblatt 1: Modellversuche zur Destillation – früher und heute

In der letzten Stunde haben wir das Prinzip der Destillation als Trennungs-

verfahren kennengelernt. Dieses Verfahren ist schon länger bekannt und

wurde bereits in Experimentierbüchern gegen Ende des 19. Jahrhunderts

benutzt, um Jugendlichen die Chemie verständlich zu machen.

Es folgen zwei Versuchsanweisungen. Die erste stammt aus dem Jahre 1914

(Scheid, Chemisches Experimentierbuch), die zweite aus dem Jahr 2005

(Kosmos-Chemielabor).

Findet euch in Vierergruppen zusammen und führt beide Versuche durch!

Messt die Zeit, die ihr zur jeweiligen Bewältigung der Versuche benötigt.

(1) 1914 (Hinweis: Der Text der Anleitung wurde leicht geändert):

„Auf einen Kolben von 200 mL Kochsalzlösung setzen wir einen gut schlie-

ßenden, einfach durchbohrten Kork. Durch denselben führt das eine Ende

eines Glasrohres nur wenige cm in den Hals des Kolbens. Außerhalb des

Korks ist es ungefähr 60° gebogen. Das andere Ende führt in ein so genann-

tes U-Rohr, ein weites dünnwandiges Gefäß, welches von seiner Gestalt den

Namen bekommen hat. In ihm ist das Dampfableitungsrohr mittels eines

Korkstopfens befestigt. Das Verdichten des Dampfes und das Auffangen des

Destillats geschehen in dem U-Rohr. Damit es seine Aufgabe besser erfüllt,

stellt man es in ein recht großes Becherglas mit Wasser.“

Skizze:

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191

(2) 2005:

„Fülle 2 cm hoch Kochsalzlösung in das schräg eingespannte Probierglas

und setze den vorbereitenden Stopfen auf. Der lange Schenkel des Winkel-

rohrs taucht in ein leeres, trockenes Probierglas, das zur Kühlung in einem

Deckelglas mit kaltem Wasser steht. Bewege den Spiritusbrenner langsam

unter dem mit Salzwasser gefüllten Probierglas hin und her (wenn erforder-

lich unter dem Glas wegziehen). So kannst du verhindern, dass das Salzwas-

ser zu heftig siedet und in das Winkelrohr gelangt.“

Skizze:

Aufgaben:

1.) Werte die beiden Versuche aus!

Welche Aufgaben haben das Becherglas bzw. das Deckelglas mit kal-

tem Wasser?

2.) Welche Apparatur entspricht eher der kennengelernten Destillationsap-

paratur?

3.) Warum hat man den Versuchsaufbau (für 12-14 Jährige) in den Jahren

geändert (beachte: Zeit, verbrauchte Chemikalien, Aufbau und Erläute-

rungen etc.)?

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Arbeitsblatt 2: Das Haber-Bosch-Verfahren in Chemiebüchern des

„Dritten Reiches“

Gerade in der Zeit des Nationalsozialistischen Deutschlands erfreute sich

das noch relativ junge Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese gro-

ßer Beliebtheit.

Lies den folgenden Text aus einem Chemiebuch des Jahres 1941 (Nothdurft,

Chemisches Experimentierbuch, S.136):

Aufgaben:

1.) Werte den Text aus und suche Stellen, an denen eindeutig der Einfluss der NS-

Zeit deutlich wird!

2.) Informiere dich, warum die Ammoniaksynthese in Kriegszeiten von solcher

Bedeutung war!

3.) Diskutiere den möglichen Einfluss politischer Systeme auf die Chemie!

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193

Arbeitsblatt 3 - Die Biuret-Reaktion

Führt den folgenden Versuch in Gruppen aus:

Gib in ein Reagenzglas 3-4 cm hoch von einer verdünnten Eiklarlösung. Füge 1

Spatel Natriumcarbonat hinzu, verschließe das Glas mit dem Stopfen und schüttel.

Versetze den Reagenzglasinhalt mit wenigen Tropfen CuSO4-Lösung.

Welche Beobachtung macht ihr?

Zur Auswertung dienen diesmal zwei völlig verschiedene Passagen.

Zunächst ein Auszug aus dem Buch Organische Chemie im Probierglas aus dem

Jahre 1940 (S.116):

„Die bei Eiweißen häufig angewandte Biuretreaktion ist folgendermaßen durchzu-

führen: [...], worauf die Flüssigkeit eine schön rotviolette Färbung annimmt. Feste

Eiweißstoffe in Brot, Wurst, Haaren, Federn usw. müssen vor dem Kochen mit Nat-

ronlauge ganz oder teilweise aufgelöst werden. […]. Die rotviolette Färbung ist

nicht immer mit der gleichen Deutlichkeit zu erkennen; in manchen Fällen führt

aber weiteres Kupfervitriol doch noch zum Ziel.“

Das Kosmos Anleitungsheft aus dem Jahre 2005 (ab 12. Lebensjahr) wertet mit ei-

ner Gleichung aus (S.108):

Aufgaben:

1.) Was kann man mit der Biuret-Reaktion erreichen?

2.) Nimm auch dein Chemiebuch zur Auswertung zur Hand.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Versuchserläuterungen?

Kannst Du dir dafür verschiedene Gründe denken?

3.) Werte die Biuret-Reaktion chemisch aus!

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Arbeitsblatt 4: Herstellung von Sauerstoff

Es gibt verschiedene Arten Sauerstoff aus Verbindungen im Labormaßstab

herzustellen. Dies geschieht in Form von Redoxreaktionen.

In einem älteren Experimentierbuch aus dem Jahre 1941 (Nothdurft, Chemi-

sches Experimentierbuch, S.56f..) wird dies auf folgende Weise beschrie-

ben:

„Ein einfacher Gasentwickler aus schwer schmelzbarem Reagenzglas mit

Stopfen, Ableitungsrohr und Sperrwasserschale wird so aufgebaut, dass das

Reagenzglas nur ganz wenig schräg liegt. In den unteren Teil füllen wir

dann die Quecksilberasche (= Quecksilber(II)oxid) und erwärmen. Die A-

sche färbt sich dunkler, und eine langsame Gasentwicklung beginnt.“

In einem Anleitungsheft zu einem Kosmos-Kasten (C1-1973) befinden sich

die beiden folgenden Versuchsanleitungen:

„In ein Probierglas geben wir eine Bodenrundung voll Kaliumpermanga-

nat. Wir verschließen das Glas mit einem einfach durchbohrten Gummistop-

fen, in dem ein rechtwinklig gebogenes Gasableitungsrohr steckt. […]. Nun

wird das Kaliumpermanganat erhitzt. Die ersten aus dem Gasableitungs-

rohr austretenden Gasblasen fangen wir nicht auf, da es sich hierbei über-

wiegend um Luft handelt. Sobald die Gasentwicklung lebhafter wird, halten

wir das wassergefüllte Probierglas über das Ende des Gasableitungsrohres

(aber selbstverständlich unter Wasser).“ (S.36f..)

„Wir lösen eine halbe Tablette Perhydrit in einem Probierglas voll Wasser

und erhalten so eine verdünnte Wasserstoffperoxidlösung, die wir im Er-

lenmeyerkolben mit aufgesetztem Gasableitungsrohr erwärmen. Unter star-

kem Perlen gibt die Wasserstoffperoxidlösung Sauerstoff ab.“ (S.38f..)

Aufgaben:

1.) Formuliere die drei Redoxreaktionen?

2.) a.) Warum stellt man heute normalerweise nicht mehr Sauerstoff aus

Quecksilberoxid her?

b.) In heutigen Experimentierkästen findet man statt Kaliumpermanga-

nat eine Mischung vor (Kaliumpermanganat-

Natriumsulfatmischung im Verhältnis 1:2). Begründe!

3.) Informiere dich über die großtechnische Herstellung von Sauerstoff!

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3.: Beispiele für den Einsatz in Vertretungsstunden

1.) Das Herstellen der französischen Flagge

a.) Benötigte Geräte und Chemikalien:

• Weißes Papier und Löschblatt

• Pinsel

• Kupfersulfatlösung (CuSO4: Xn; N, R: 22-36/38-50/53 S: 22-

60-61)

• Ethanolische Phenolphthaleinlösung (für das Ethanol in der Lö-

sung: F, R: 11 S:7-16)

• Ammoniumchlorid (NH4Cl: Xn, R:22-36 S:22)

• Calciumhydroxid (CaOH: C, R:34 S:26-26/37/39-45)

b.) Versuchsdurchführung:

Ein Stück Papier wird in drei gleichgroße Streifen eingeteilt. Den rechten

Außenstreifen bepinselt man mit Kupfersulfatlösung, den linken Außen-

streifen mit Phenolphthaleinlösung. Der mittlere Streifen bleibt ohne An-

strich.

Ein Löschblatt wird mit Wasser getränkt und auf den umgekehrten Blechde-

ckel gelegt, in dem man aus Ammoniumchlorid und Calciumhydroxid Am-

moniak entwickelt (dabei Fenster öffnen bzw. unterm Abzug arbeiten).

Nach 1-2 Minuten wird das Löschpapier auf das vorbereitete weiße Papier

gedrückt.

Man erhält der Reihe nach die Farben (von links nach rechts): rot – weiß –

blau

c.) Kurze Erläuterung zum Versuch:

Aus Ammoniumchlorid und Calciumhydroxid entsteht Ammoniak nach fol-

gender Gleichung:

NH4Cl (s) + CaOH (s) → NH3 (aq) + H2O + CaCl (aq)

Auf der Seite, die mit Kupfersulfat bepinselt worden ist, wird Kupfersulfat

mit Ammoniakwasser versetzt. Es bildet sich eine intensiv kornblumenblaue

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Lösung mit dem Komplexsalz [Cu(NH3)4]SO4. H2O.Die Farbe entspricht

dem komplexiertem Tetraaminkupfer(II)-Ion ( [Cu(NH3)4]2+.

Durch den Ammoniak entstehen natürlich auch OH—Ionen. Diese reagieren

mit dem Triphenylmethanfarbstoff und pH-Indikator Phenolphthalein. Da-

her wird die linke Seite rotviolett.228

Im deprotonierten Zustand öffnet sich, wie aus den Strukturen zu erkennen

ist, der Lactonring. Das dabei entstehende Anion absorbiert das Licht in ei-

nem Bereich von 500-600 nm.

d.) Didaktische Analyse:

Der Versuch eignet sich besonders für Vertretungsstunden in der Mittelstu-

fe. Er ist relativ ungefährlich, aber bedarf bei Schülern auch einer gewissen

Zeit der Umsetzung (dennoch ist er innerhalb einer Schulstunde zu schaf-

fen). Das Schöne ist, dass die Schüler ein Produkt mit nach Hause nehmen

können und etwas Bekanntes, nämlich die französische Flagge, auf chemi-

schem Wege hergestellt worden ist.

228 Skizze nach Internetlink: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Phenolphthalein.png.

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Dennoch ist dieser relativ einfach wirkende Versuch auch in der Oberstufe

durchführbar. Er verbindet nämlich zwei Themengebiete der Chemie, die in

der Oberstufe behandelt werden können (insbesondere in Leistungskursen):

die organische Farbstoffchemie (hier: Indikatoren) und anorganische Kom-

plexchemie. Es ist somit gleichsam ein Brückenschlag zwischen der in

Schüleraugen oftmals getrennten Anorganik und Organik.

e.) Literatur:

Versuch aus Anleitungsheft Kosmos C1000/C2000 (1990), S.22.

2.) Chemiker verwandeln Wein in Wasser und zurück

a.) Benötigte Geräte und Chemikalien:

• 3 kleine Weingläser und ein größeres Weinglas

• Bechergläser

• Weinsäure (C4H6O6: Xi, R:36/37/38 S:26-36)

• Natriumcarbonat (Na2CO3: Xi, R:36 S:22-26)

• Ethanolische Phenolphthaleinlösung (für das Ethanol in der Lösung:

F, R: 11 S:7-16)

b.) Versuchsdurchführung:

Man stellt drei gleichgroße Weingläser nebeneinander auf und gibt in jedes

eine leichte Spatelspitze mit Weinsäure und einige Tropfen Wasser.

In ein Becherglas gibt man 4-5 Spatelspitzen Soda, füllt mit Wasser auf und

fügt wenige Tropfen Phenolphthaleinlösung hinzu. Man erhält einen „Rot-

wein“.

Dies verteilt man auf die drei Weingläser: Der „Rotwein“ entfärbt sich und

wird zu „Wasser“.

Nun gibt man aus jedem der drei Weingläser etwas Flüssigkeit in das größe-

re Weinglas. Ein zweites Becherglas hat man zuvor mit Sodalösung präpa-

riert. Wenn man nun diese klare Lösung in das große Weinglas gibt, so ent-

steht wieder „Rotwein“.

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c.) Kurze Erläuterung zum Versuch:

Der Versuch basiert auf den Farbumschlag des pH-Indikators Phenolphtha-

lein.

Im ersten Becherglas mit Soda und Wasser liegt ein alkalischer pH-Wert vor

(Entstehung von OH--Ionen). Der Indikator Phenolphthalein, der seinen

Umschlagspunkt im pH-Bereich 8-9 hat, liegt im deprotonierten Zustand

vor. Daher ist die Flüssigkeit rotviolett.

Durch Zugabe in die Weingläser, in denen sich eine Dicarbonsäure, die

Weinsäure, befindet, erreicht man einen pH-Wert < 8. Der Indikator schlägt

um und die Flüssigkeit wird farblos.

Durch Zugabe der Sodalösung gelangt man in den alkalischen pH-Bereich.

Es entsteht wieder „Rotwein“.

d.) Didaktische Analyse:

Natürlich kann man diesen Versuch in der Oberstufe vorführen, um den In-

dikator Phenolphthalein vorzustellen.

Er eignet sich aber auch besonders für Vertretungsstunden, in denen der

Chemielehrer einer fremden Klasse „Zauberkunstücke“ mittels der Chemie

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vorführt. Dies ist zudem das bekannte „Weinwunder“ aus der Bibel (nur in

anderer Reihenfolge).

e.) Literatur:

Versuch aus Anleitungsheft Cheminova (1923), S.16.

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