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F R A N Ç O I S T R U F F A U TI IIIIIIIIIII R E T R O S P E K T I V EI JULI I AUGUST 2011

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F R A N Ç O I S T R U F F A U TI

IIIIIIIIIII R E T R O S P E K T I V EI JULI I AUGUST 2011

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Bereits der siebenjährige IF R A N Ç O I SI liebte das Kino, er stahl Filmplakate aus Schaukästen und schrieb eigene Filmkritiken, die in Haushalte verteilt wurden. Mit 14 verließ er die Schule, begann zu arbeiten und wurde bei den Cahiers du Cinéma bald der gefürchtetste Filmkritiker Frankreichs [Dirk Jasper]

Bei aller Unterschiedlichkeit der einzelnen Werke sind Truffauts Kinoarbeiten immer von Leichtigkeit geprägt, oszillieren zwischen Traurigkeit und Heiterkeit und erzählen auf fast beiläufige Art von den Widersprüchen des Daseins. François IT R U F F A U TI hat eine ganze Generation europäischer Filmschaffender entscheidend beeinflusst - als Theoretiker, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Schauspieler, Inspirator. [Judith Waldner]

Das Lichtblick-Kino zeigt nun in einer umfangreichen IR E T R O S P E K T I V EI 14 Filme des französischen Cineasten. Neben bekannten Filmen werden auch Filme zu sehen sein, die lange Zeit nicht auf der Leinwand zu sehen waren.

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IT R U F F A U TI

Ich brauchte einen Mann mit der Seele eines Kindes. [Steven Spielberg auf die Frage, warum er François Truffaut die Rolle des Wissenschaftlers in "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" gab.]

Der staunende Blick eines Kindes, eine unvorein-genommene Neugier auf die Welt lässt sich unschwer im Werk Truffauts finden. Dabei war seine Kindheit und Jugend alles andere als harmonisch. 1932 als uneheliches Kind zur Welt gekommen, teilweise bei der Großmutter und in mehreren Erziehungsheimen aufgewachsen, schlug er sich später mit Gelegenheitsjobs durch. Seine Militär-zeit beendete er nach einer gescheiterten Desertation „unehrenhaft“.

Seine Leidenschaft fürs Kino gab ihm allerdings halt. Mit 14 begann der Schulabbrecher Filmkritiken für Zeit-schriften zu schreiben, mit 16 gründete er einen Film-klub. Durch die Hilfe André Bazins landet er schließlich 1951 bei den berühmten „Cahiers du Cinéma“ und wurde neben Jacques Rivette, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol und Éric Rohmer zu einen der führenden Köpfe der „Nouvelle Vague“. Mit seiner Kampfschrift „Eine gewisse Tendenz im französischen Film“ rechnete er mit der alten Garde des französischen Kinos ab und begründete die Vision des Autorenfilms.

In der zweiten Hälfte der 1950er begann Truffaut selbst Filme zu drehen. Bereits sein erster Langfilm – „Sie küssten und sie schlugen ihn“ – wurde 1959 zum Erfolg. In Cannes wurde er mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. Die Hauptrolle wurde von Jean-Pierre Léaud gespielt, der mit Truffaut weitere Filme drehte, in

denen er fast immer die Rolle des Antoine Doinel spielte. Bis zu seinem frühen Tod drehte er als Regisseur noch mehr als 20 Filme. In den meisten Filmen Truffauts lassen sich halb-biographische Elemente finden.

Truffaut war daneben auch als Schauspieler aktiv und spielte in mehreren seiner Filme selbst. Und er verfasste weiterhin Texte zum Kino. Sein Interview-Buch mit Alfred Hitchcock, den er bewunderte, gilt noch heute als Referenz.

Im Alter von nur 52 Jahren erlag Truffaut 1984 einem Hirntumor. Kurz vor seinem Tod kommentierte er seine tödliche Erkrankung noch spöttisch: "Die Kritik war der Schulmedizin 20 Jahre voraus, denn schon bei der Premiere meines zweiten Films hatte sie festgestellt, dass dieses Werk nicht von jemandem mit normalen Gehirnfunktionen habe gedreht werden können

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F I L M EI

Schießen Sie auf den Pianisten F 1959, mit Charles Aznavour, Albert Remy

Ein menschenscheuer Musiker, der vom hoffnungsvollen Klaviervirtuosen zum Bar-Pianisten heruntergekommen ist, wird unfreiwillig von seinen Brüdern in eine düstere Kriminalgeschichte verwickelt. Zweiter Spielfilm von Truffaut, der atmosphärische Mi-lieustudien aus der Pariser Halbwelt mit Reminiszenzen an Hitchcock und Jean Renoir verbindet. Ein melancho-lisches Meisterwerk der Nouvelle Vague, durchdrungen von schwarzem Humor und liebenswerter Poesie.

Sie küssten und sie schlugen ihn F 1959, 95 min, mit Jean-Pierre Léaud

Antoine hat Schwierigkeiten mit seinem Lehrer; als er die Schule schwänzt, überrascht er die Mutter mit ihrem Geliebten. Die wenig sensiblen Eltern treiben den Jun-gen in immer größere Konflikte, schieben ihn schließlich in ein Heim ab. Antoine flieht aus der menschenunwür-digen Umgebung ans Meer. Truffauts Inszenierung dieser einfachen, unspektakulären Geschichte ist gekenn-zeichnet von kritischen Engagement und zeigt die pro-funde Fähigkeit des jungen Regisseurs im Umgang mit filmischen Formen.

Geraubte Küsse F 1968, mit Jean-Pierre Léaud, Delphine Seyrig

Unehrenhaft aus der Armee entlassen versucht sich An-toine als Privatdetektiv in Paris und verfolgt neben verwickelten kriminalistischen Spuren zugleich seinen Traum von Zuneigung und Zärtlichkeit. Das Muster einer Detektivgeschichte dient Truffaut als Leitfaden für eine elegant zusammengefügte Abfolge pointierter Episoden, wobei der Zuschauer Antoines Anstrengungen zugleich als dessen Komplize und aus der Distanz des ironischen Beobachters Truffaut erlebt.

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Liebe auf der Flucht F 1978, mit Jean-Pierre Léaud, Marie-France Pisier

Antoine, inzwischen über 30, ist immer noch nicht ganz erwachsen und stets auf der Flucht vor Verant-wortung und allzu festen Bindungen. Sein Spieltrieb setzt ihn auf die Spur einer geheimnisvollen Schönen, die ihn in die Vergangenheit zurückführt und alten Freundinnen wieder begegnen lässt. Truffaut und Antoine ziehen eine Bilanz der zurückliegenden Jahre.

Der Wolfsjunge F 1970, mit Jean-Pierre Cargol, François Truffaut

Im Jahr 1798 finden Dorfbewohner in einem Wald einen in der Wildnis lebenden Jungen, der weder reden, sprechen, lesen, noch wie ein normaler Mensch laufen kann. Der Doktor Itard (François Truffaut) interessiert sich für das Kind und nimmt sich ihm an. Er gibt dem Jungen den Namen Victor und beginnt, mit viel Geduld und Liebe, ihn zu erziehen. Fesselnd und sensibel erzählt Truffaut die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert.

Die Geschichte der Adèle H. F 1975, 96 min, mit Isabelle Adjani, Bruce Robinson

Kanada, 1863: Eine junge Frau, Miss Lewly, ist auf der Suche nach dem Oberleutnant Pinson, den sie wahn-sinnig liebt. Eigentlich heißt sie Adèle Hugo (Isabelle Adjani) und ist die jüngere Tochter des Schriftstellers Victor Hugo, der seit dem tragischen Unfalltod der älteren Tochter Léopoldine sehr bedrückt ist. Pinson weist Adèle zurück aber ihre Liebe wird zur Obsession. Dieser Film über eine leidenschaftliche, zwanghafte Liebe wurde vom Tagebuch der Adèle Hugo inspiriert.

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Die Frau nebenan F 1981, mit Gérard Depardieu, Fanny Ardant

Ein verheirateter Mann mit sechsjährigem Sohn be-kommt eine neue Nachbarin; seine frühere, inzwischen ebenfalls verheiratet Geliebte. Ihre Beziehung lebt wie-der neu auf; sie erfahren erneut, dass sie weder miteinander noch ohne den anderen leben können. Truffauts 20. Film erzählt die tragische Geschichte dieser amour fou mit meisterlicher Beiläufigkeit. Er ist tiefgründig, vielschichtig und hervorragend gespielt.

Zwei Mädchen aus Wales und ihre Liebe zum Kontinent F 1971, mit Jean-Pierre Léaud, Kika Markham

Die glücklose Liebe zweier Engländerinnen zum selben mann. Anne und Muriel sind Schwestern, puritanisch erzogen, aus gutem Hause. Claude ist ein junger Intel-lektueller, von seiner Mutter in Abhängigkeit gehalten. Ihr Dreiecksverhältnis, das sich über Jahre erstreckt, endet mit der schmerzlichen Erkenntnis, dass alle Beteiligten zu einer dauerhaften Bindung unfähig sind. Truffaut beschreibt in seinem sorgfältig komponierten und vielschichtigen Film die reine und absolute Liebe als ebenso verlockende wie zerstörerische Utopie.

Ein schönes Mädchen wie ich F 1972, mit Bernadette Lafont, Claude Brasseur

Stanislas schreibt an einer Dissertation über kriminelle Frauen. Im Gefängnis interviewt er Camille, die ihren Liebhaber und Gatten umgebracht haben soll. Prompt verdreht die schöne Frau dem blassen Theoretiker den Kopf. Augenzwinkernd schickt François Truffaut seinen Helden ins Verderben

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Die Braut trug schwarz F 1968, mit Jeanne Moreau, Jean-Claude Brialy

Julie Kohler (Jeanne Moreau) und ihr frisch ange-trauter Ehemann verlassen die Kirche. Eine Kugel trifft ihn und er stirbt vor Julies Augen. Wütend und voller Rachegelüste macht sie sich auf die Suche nach den fünf Männern, die ihren Mann getötet haben.

Das grüne Zimmer F 1978, mit François Truffaut, Nathalie Baye

Unter dem Eindruck seiner Erlebnisse im I. Weltkrieg und des Todes seiner Frau wendet sich ein franzö-sischer Journalist ganz den Verstorbenen und ihrer Er-innerung zu. In der Begegnung mit einer jungen Frau, die er zur Sachwalterin seiner TotenVerehrung ma-chen möchte, gerät er in eine schwere Krise und er-kennt die Einseitigkeit und Lebensfeindlichkeit seiner Haltung. Truffauts Film ist eine sehr persönlich und sehr subtil gehaltene Darstellung des Zwiespalts zwi-schen Treue über den Tod hinaus und Offenheit für Veränderungen und Wechselfälle des Lebens.

Fahrenheit 451 GB 1966, mit Oskar Werner, Julie Christie

In einer nicht all zu fernen Zukunft lebt eine Gesellschaft nach dem Prinzip des Glücksstrebens. Bücher werden als Unglück stiftend angesehen und sind verboten. Die Feuerwehr hat die Aufgabe, Bücher aufzuspüren und zu verbrennen. Der Protagonist der Geschichte ist der Feuerwehrmann Montag, der eine Lehrerin kennenlernt, die nach einer Gesinnungs-prüfung nicht mehr unterrichten darf, weil sie leiden-schaftlich Bücher liest. Aus Neugierde beginnt Montag heimlich Bücher zu lesen. Schon bald fängt er an, seine Arbeit und das hedonistische Leben zu hinter-fragen.

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Die letzte Metro F 1980, mit Cathérine Deneuve, Gérard Depardieu

Während der deutschen Besatzung von Paris wird im Theater Montmartre ein neues Stück geprobt. Da sich der Theaterleiter – ein deutscher Jude - im Keller versteckt halten muss, versucht seine Frau, die Ge-fahren und die menschlichen Komplikationen zu meis-tern und das Theater weiterzuführen. In subtilem Ausgleich von Heiterem und Tragischem greifen Spiel und Wirklichkeit in Truffauts Film ineinander und reflektieren so das Verhältnis von Politik und Kultur.

Der Mann, der die Frauen liebte F 1978, mit Charles Denner, Brigitte Fossey

Bertrand Morane ist schon ewig von Frauenbeinen fasziniert und beschließt, einen Roman über seine Leidenschaft für Frauen zu schreiben. Er ist sowohl in die Frauen verliebt als auch in den Begriff der Frau an sich. Für ihn sind alle Frauen einzigartig und unersetzlich: Sie sind zugleich das Werk seines Le-bens, seine künstlerische Inspirationsquelle und der Grund seines Todes... Ein Film über Liebesbezieh-ungen, das Bedürfnis zu verführen und das litera-rische Schaffen.

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IP R O G R A M MI

Bis zum 3. August, wird danach fortgesetzt! DO 14.07.I

19.30h Schießen Sie auf den Pianisten

SA 16.07.I

17.15h Sie küssten und sie schlugen ihn 20.30h Geraubte Küsse 22.00h Liebe auf der Flucht

SO 17.07.I

17.15h Sie küssten und sie schlugen ihn 20.30h Geraubte Küsse 22.00h Liebe auf der Flucht

MO 18.07.I

20.30h Schießen Sie auf den Pianisten 22.00h Der Wolfsjunge

DI 19.07.I

20.30h Schießen Sie auf den Pianisten 22.00h Der Wolfsjunge

MI 20.07.I

20.30h Schießen Sie auf den Pianisten

DO 21.07.I

19.30h Geraubte Küsse

SA 23.07.I

20.15h Die Geschichte der Adele H. 22.00h Die Frau nebenan

SO 24.07.I

20.15h Die Geschichte der Adele H. 22.00h Die Frau nebenan

MO 25.07.I

18.30h Zwei Mädchen aus Wales und ihre Liebe zum Kontinent

20.15h Ein schönes Mädchen wie ich 22.00h Die Braut trug schwarz DI 26.07.I

18.30h Zwei Mädchen aus Wales und ihre Liebe zum Kontinent

20.15h Ein schönes Mädchen wie ich 22.00h Die Braut trug schwarz MI 27.07.I

18.30h Zwei Mädchen aus Wales und ihre Liebe zum Kontinent

20.15h Ein schönes Mädchen wie ich 22.00h Die Braut trug schwarz DO 28.07.I

19.30h Geraubte Küsse SA 30.07.I

20.15h Das grüne Zimmer 22.00h Fahrenheit 451 SO 31.07.I

20.15h Das grüne Zimmer MO 01.08.I

19.45h Die letzte Metro 22.00h Der Mann, der die Frauen liebte DI 02.08.I

19.45h Die letzte Metro 22.00h Der Mann, der die Frauen liebte MI 03.08.I

19.45h Die letzte Metro 22.00h Der Mann, der die Frauen liebte

LICHTBLICK–KINOI Kastanienallee 77 I Berlin-Prenzlauer Berg I Karten-Tel: 44 05 81 79 www.lichtblick-kino.org I www.facebook.com/lichtblickkino Verkehrsanbindung: Tram M1 I U2 Eberswalder Str. Eintrittspreise: 5,00 €, ermäßigt 4,50 € I bei Überlänge: 5,50 €, ermäßigt 4,50 €

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