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14 4.2014 liberal Fack ju, Spitzweg Sie kamen einst als tanzende Verkünder der heilen Natur. Mit gelben Sonnenblumen im hennaroten Haar, Anti- Atom-Bapperl obligatorisch. Sie predigten die Liebe zur unzerstörten Natur, den freien Blick auf grüne Felder und Wälder statt auf rußende Schornsteine oder Atom-Eier. Doch was haben die Windkraftpropheten gebracht? Nichts da, unzerstörte Wiesen bis zum Horizont! Tausen- de Windräder zerstören die friedliche Weite. Bürger wehren sich. Die deutsche Umweltdebatte bekommt eine neue Seite. Carl Spitzweg täte sich heute schwer, unverseuchte Perspektiven aufzutun. // TEXT // WOLFGANG RÖHL E urozeichen in den Augen, das Lied vom Klimaschutz auf den Lippen, so schlug das Drückerduo im Dorfgemeinschaftshaus auf. Der Wortführer, ein gerissener Windkraftvertreter aus Cuxhaven, rechnete den Bürgern von Oberndorf die finanziellen Segnungen vor, welche ihnen ein Windpark auf Gemeindegebiet bringen würde. Erblühen könnte das klamme niedersächsische Dorf durch sprudelnde Einnahmen aus der „Zukunftstechnologie Windkraft“! Eine geölte Phrasendreschmaschine, der Mann, wie aus der Rippe des jungen Carsten Maschmeyer geschnitten. Diese furchtbare Erderwärmung! Müssen wir ihr nicht Einhalt gebieten? Schon im Interesse unserer Kinder? Das Problem ist, beileibe nicht alle Oberndorfer möchten im Schatten von Türmen aus Stahlbeton leben. Der 1.400-Seelen-Flecken liegt in der weithin intakten Marschenlandschaft des Oste-Flusses. Eine der wenigen Regionen Norddeutschlands, die noch nicht mit Windrä- dern zugestellt ist. Hier ist die Nacht richtig schwarz, der Sternenhimmel oft überwältigend, weil nicht von den rot blitzenden Befeuerungen der riesigen Windspargel verunstaltet. Hier jagen nicht allerorten Schlagschatten über das Land, hier schallt und rauscht und brummt es nicht penetrant über den Äckern. Käuze kreisen hier und Bussarde, Fledermäuse, Störche, Gänse aller Couleurs und dann und wann sogar ein Seeadler; ohne große Gefahr, von Kunststoffrotoren frikassiert zu werden. Des- halb besuchen von Jahr zu Jahr immer mehr Touristen die Gegend. Sie wollen Natur, keine Industrie. No problem! In einer trickreichen Powerpoint- Präsentation der Windkraft-Promoter waren die 13 geplanten Anlagen einfach diminuiert worden. Auf mit Weitwinkelobjektiven geschossenen Fotos wirkten die Lesen Sie weiter in der aktuellen liberal POLITIK VERSPARGELTE LANDSCHAFTEN

Fack ju, Spitzweg!

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Von Windrädern unverseuchte Perspektiven aufzutun, wird immer schwieriger. Totalen und Schwenks sind in vielen Gebieten kaum mehr möglich, ohne dass permanent Spargelsalat ins Bild rutsch. Man muss schon bis zu Insel Sylt fahren, um noch Bilder einer Nordseeküste einzufangen, wie wir sie mal kannten. Die Insulaner haben sich lange erfolgreich mit allerlei juristischen Kniffen dagegen gewehrt, ihre Sandbank verspargeln zu lassen. Jetzt kriegen sie einen „Meereswindpark“ vor die Nase gesetzt. Unser Autor Wolfgang Röhl glaubt: „Sicher, irgendwann wird die Politik den Stecker ziehen. Notgetrieben, wie beim Milliardengrab Grüner Punkt, auch dies ein von Anfang an gescheitertes Projekt. Dann werden Firmen eingehen, viele Rotoren stillstehen. Wer wird den Schrott abräumen? Wer muss dafür bezahlen?“Den ganzen Beitrag finden Sie in der Ausgabe 4.2014 von liberal. Ab jetzt im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel oder hier.

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  • 14 4.2014 liberal

    Fack ju, Spitzweg Sie kamen einst als tanzende Verknder der heilen Natur. Mit gelben Sonnen blumen im hennaroten Haar, Anti-Atom-Bapperl obligatorisch. Sie predigten die Liebe zur unzerstrten Natur, den freien Blick auf grne Felder und Wlder statt auf ruende Schornsteine oder Atom-Eier. Doch was haben die Windkraft propheten gebracht? Nichts da, unzerstrte Wiesen bis zum Horizont! Tausen-de Windrder zerstren die friedliche Weite. Brger wehren sich. Die deutsche Umweltdebatte bekommt eine neue Seite. Carl Spitzweg tte sich heute schwer, unverseuchte Perspektiven aufzutun. // TEXT // WOLFGANG RHL

    Eurozeichen in den Augen, das Lied vom Klimaschutz auf den Lippen, so schlug das Drckerduo im Dorfgemeinschaftshaus auf. Der Wortfhrer, ein gerissener Windkraftvertreter

    aus Cuxhaven, rechnete den Brgern von Oberndorf die finanziellen Segnungen vor, welche ihnen ein Windpark auf Gemeindegebiet bringen wrde. Erblhen knnte das klamme niederschsische Dorf durch sprudelnde Einnahmen aus der Zukunftstechnologie Windkraft! Eine gelte Phrasendreschmaschine, der Mann, wie aus der Rippe des jungen Carsten Maschmeyer geschnitten. Diese furchtbare Erderwrmung! Mssen wir ihr nicht Einhalt gebieten? Schon im Interesse unserer Kinder?

    Das Problem ist, beileibe nicht alle Oberndorfer mchten im Schatten von Trmen aus Stahlbeton leben. Der 1.400-Seelen-Flecken liegt in der weithin intakten Marschenlandschaft des Oste-Flusses. Eine der wenigen Regionen Norddeutschlands, die noch nicht mit Windr-dern zugestellt ist. Hier ist die Nacht richtig schwarz, der

    Sternenhimmel oft berwltigend, weil nicht von den rot blitzenden Befeuerungen der riesigen Windspargel verunstaltet. Hier jagen nicht allerorten Schlagschatten ber das Land, hier schallt und rauscht und brummt es nicht penetrant ber den ckern. Kuze kreisen hier und Bussarde, Fledermuse, Strche, Gnse aller Couleurs und dann und wann sogar ein Seeadler; ohne groe Gefahr, von Kunststoffrotoren frikassiert zu werden. Des-halb besuchen von Jahr zu Jahr immer mehr Touristen die Gegend. Sie wollen Natur, keine Industrie.

    No problem! In einer trickreichen Powerpoint-Prsentation der Windkraft-Promoter waren die 13 geplanten Anlagen einfach diminuiert worden. Auf mit Weitwinkelobjektiven geschossenen Fotos wirkten die

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