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64 Autoflotte | 11_2014 Nachdem Kia bislang nur mit dem Modell Ray in Korea Erfahrungen im E-Segment ge- sammelt hat, steigt der Importeur mit dem Soul EV (sprich „iwie“) jetzt weltweit ins Ge- schäft mit E-Fahrzeugen ein. Dass der nahe Seoul produzierte B-Segment-Vertreter für dieses Projekt herhalten musste, erklären die Koreaner mit dessen weltweiter Verbreitung. Und natürlich musste auch die Plattform pas- sen, die für den Batterieeinbau im Unterbo- den durch extra Querträger und vermehrt ul- trahochfeste Stähle modifiziert wurde. Optisch unterscheiden den Neuling vom Soul in der aktuell zweiten Generation Details: spezielle 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, zweifar- biges Design (außen wie innen), neue LED- Rückleuchten, vollflächige Unterbodenver- kleidung und angepasstes Cockpit. Vor allem: Keine Auspuffanlage, dafür ziert eine Blende die Front statt des Kühlergrills. Dahinter ver- stecken sich beleuchtete Ladeanschlüsse, zu- gänglich über einen Öffnungsmechanismus im Fahrerfußraum. Die Maße: Nahezu iden- tisch, nur im Fond muss man eine um 80 Mil- limeter geringere Beinfreiheit hinnehmen. Auf Punktejagd | Druck auf den Start- Knopf, eine Begrüßungsmelodie ertönt. Reku- perationsstufe D (Drive) oder B (Break)? Wir starten in B. Der Soul EV surrt los, das stufen- lose Automatikgetriebe überträgt die Kraft des 110-PS-E-Motors an die Vorderräder. Fast geräuschlos: Das künstliche Motorgeräusch zum Fußgängerschutz wird ab 20 km/h de- aktiviert. Dank niedrigem Schwerpunkt mit der 277-Kilogramm-Batterie im Unterboden cruist man komfortabel durch die Stadt. Auf der Autobahn ist bei den abgeregelten 145 Stundenkilometern Schluss. Unterwegs er- tappt man sich dabei, neben dem Ladestatus im 3,5-Zoll-OLED auch ehrgeizig den „Baum“ im Acht-Zoll-Infotainment-Display zu verfol- gen, der mit maximal zehn Punkten – respek- tive grafisch in der Anzahl der Blätter – die ökologische Fahrweise bewertet. Acht ist un- sere beste Leistung. Den Radius der Reichwei- te hat das Navi dabei unterwegs im Blick. Kurzer Wechsel von B in D: Die Verzöge- rung wird spürbar geringer. Reduzierte sich in B die Geschwindigkeit auf 50 Metern von 65 auf knapp über 40 km/h, wenn man den Fuß vom Gas nimmt (das Bremspedal braucht man in diesem Modus eigentlich gar nicht), sind es in D am Ende der 50-Meter-Marke noch 50 km/h. Auch der Eco-Modus, der den Energieverbrauch beim Beschleunigen und Verzögern minimiert, lässt sich deaktivieren. Theoretisch soll der Soul EV 212 Kilometer mit voller Ladung kommen. Wir starteten mit einer Restreichweite von 137 Kilometern, die aus dem Ladestatus und einem Durchschnitt der letzten 20 Strecken berechnet wird. Nach rund 20 Testkilometern parken wir den Soul EV – erneut ertönt eine Melodie – und es ste- hen noch 130 Kilometer auf der Uhr: Das re- generative Bremssystem arbeitet effektiv. Verschnaufpause | Der Soul EV lässt sich über Wechsel- und Gleichstrom aufladen. Mit Letzterem ist die Batterie in etwa einer halben Stunde zu 80 Prozent geladen. Mit dem On-Board-Charger (Serie) dauert ein komplet- ter Ladevorgang an der 230-Volt-Steckdose bis zu fünf Stunden. Das Kabel verschwindet danach im Unterflurfach des Gepäckraums (281 ggü. 354 Liter mit Unterflurfach im Soul). Stolz ist der Importeur auf die Innenraum- klimatisierung, die eine separate Fahrerplatz- Klimatisierung ermöglicht („Driver only“). Kos- tenpunkt für Kias ersten globalen E-Vertreter: 25.874 Euro. Dafür gibt es etwa Klimaautoma- tik, Navi, Rückfahrkamera, Freisprecheinrich- tung (+ Sprachsteuerung), Geschwindigkeits- regelanlage, Sitzheizung. Weitere Extras sind im Komfortpaket für 832 Euro gebündelt (u.a. Teilledersitze, Parksensoren vorne/hinten). Zum Vergleich: Der Soul als Benziner (geringer ausgestattet) startet bei 14.277 Euro. 80 bis 90 Prozent des Soul EV, für den die Kia-Sieben-Jahres-Garantie gilt (inkl. Akku), sollen in Fuhrparks stromern. Beispielhaft für 304 Euro monatlich im Null-Prozent-Leasing (36 Monate/45.000 km). Die Auslieferung ist für November angekündigt. Vorerst ist aber nur eine limitierte Stückzahl im unteren drei- stelligen Bereich für den deutschen Markt ge- plant. Klar, elektrofreundlichere Länder wie Norwegen gehen bei den 3.000 Einheiten für Europa vor. Bescheidene Ziele, aber Kia ist nun immerhin auch auf dem E-Spielfeld. | S. Löw Feine Unterschiede | In der Front befinden sich die Anschlüsse fürs Laden mit Gleich- und Wech- selstrom (o.); die Armaturen sind angepasst (r.) Neu am Stromnetz Crossover mit Ladekabel | Mit dem Soul EV spielt Kia nun auch global auf dem Markt der Elektroautos mit. Eine erste Testfahrt. Fotos: Kia, Autoflotte Soul EV ab 25.874 Euro E-Motor: 81,4 kW/110 PS | 285 Nm | stufenlose Auto. 11,2 s | 145 km/h | 14,7 kWh | Batterie (Lithium-Ionen- Polymer): 360 V/75 Ah | 90 kW | Reichweite: 212 km 4.140 x 1.800 x 1.593 mm | 281 Liter (max.: k. A.) Wartung: alle 12 Monate oder 15.000 Kilometer Fahrbericht | Kia Soul EV

Fahrbericht | Kia Soul EV Neu am Stromnetz · tik, Navi, Rückfahrkamera, Freisprecheinrich-tung (+ Sprachsteuerung), Geschwindigkeits-regelanlage, Sitzheizung. Weitere Extras sind

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Page 1: Fahrbericht | Kia Soul EV Neu am Stromnetz · tik, Navi, Rückfahrkamera, Freisprecheinrich-tung (+ Sprachsteuerung), Geschwindigkeits-regelanlage, Sitzheizung. Weitere Extras sind

64 Autoflotte | 11_2014

— Nachdem Kia bislang nur mit dem Modell Ray in Korea Erfahrungen im E-Segment ge-sammelt hat, steigt der Importeur mit dem Soul EV (sprich „iwie“) jetzt weltweit ins Ge-schäft mit E-Fahrzeugen ein. Dass der nahe Seoul produzierte B-Segment-Vertreter für dieses Projekt herhalten musste, erklären die Koreaner mit dessen weltweiter Verbreitung. Und natürlich musste auch die Plattform pas-sen, die für den Batterieeinbau im Unterbo-den durch extra Querträger und vermehrt ul-trahochfeste Stähle modifiziert wurde.

Optisch unterscheiden den Neuling vom Soul in der aktuell zweiten Generation Details: spezielle 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, zweifar-biges Design (außen wie innen), neue LED-Rückleuchten, vollflächige Unterbodenver-kleidung und angepasstes Cockpit. Vor allem: Keine Auspuffanlage, dafür ziert eine Blende die Front statt des Kühlergrills. Dahinter ver-stecken sich beleuchtete Ladeanschlüsse, zu-gänglich über einen Öffnungsmechanismus im Fahrerfußraum. Die Maße: Nahezu iden-tisch, nur im Fond muss man eine um 80 Mil-limeter geringere Beinfreiheit hinnehmen.

Auf Punktejagd | Druck auf den Start-Knopf, eine Begrüßungsmelodie ertönt. Reku-perationsstufe D (Drive) oder B (Break)? Wir starten in B. Der Soul EV surrt los, das stufen-lose Automatikgetriebe überträgt die Kraft des 110-PS-E-Motors an die Vorderräder. Fast geräuschlos: Das künstliche Motorgeräusch zum Fußgängerschutz wird ab 20 km/h de-aktiviert. Dank niedrigem Schwerpunkt mit der 277-Kilogramm-Batterie im Unterboden cruist man komfortabel durch die Stadt. Auf der Autobahn ist bei den abgeregelten 145 Stundenkilometern Schluss. Unterwegs er-tappt man sich dabei, neben dem Ladestatus im 3,5-Zoll-OLED auch ehrgeizig den „Baum“ im Acht-Zoll-Infotainment-Display zu verfol-gen, der mit maximal zehn Punkten – respek-tive grafisch in der Anzahl der Blätter – die ökologische Fahrweise bewertet. Acht ist un-sere beste Leistung. Den Radius der Reichwei-te hat das Navi dabei unterwegs im Blick.

Kurzer Wechsel von B in D: Die Verzöge-rung wird spürbar geringer. Reduzierte sich in B die Geschwindigkeit auf 50 Metern von 65 auf knapp über 40 km/h, wenn man den Fuß vom Gas nimmt (das Bremspedal braucht man in diesem Modus eigentlich gar nicht), sind es in D am Ende der 50-Meter-Marke

noch 50 km/h. Auch der Eco-Modus, der den Energieverbrauch beim Beschleunigen und Verzögern minimiert, lässt sich deaktivieren.

Theoretisch soll der Soul EV 212 Kilometer mit voller Ladung kommen. Wir starteten mit einer Restreichweite von 137 Kilometern, die aus dem Ladestatus und einem Durchschnitt der letzten 20 Strecken berechnet wird. Nach rund 20 Testkilometern parken wir den Soul EV – erneut ertönt eine Melodie – und es ste-hen noch 130 Kilometer auf der Uhr: Das re-generative Bremssystem arbeitet effektiv.

Verschnaufpause | Der Soul EV lässt sich über Wechsel- und Gleichstrom aufladen. Mit Letzterem ist die Batterie in etwa einer halben Stunde zu 80 Prozent geladen. Mit dem On-Board-Charger (Serie) dauert ein komplet-ter Ladevorgang an der 230-Volt-Steckdose bis zu fünf Stunden. Das Kabel verschwindet

danach im Unterflurfach des Gepäckraums (281 ggü. 354 Liter mit Unterflurfach im Soul).

Stolz ist der Importeur auf die Innenraum-klimatisierung, die eine separate Fahrerplatz-Klimatisierung ermöglicht („Driver only“). Kos-tenpunkt für Kias ersten globalen E-Vertreter: 25.874 Euro. Dafür gibt es etwa Klimaautoma-tik, Navi, Rückfahrkamera, Freisprecheinrich-tung (+ Sprachsteuerung), Geschwindigkeits-regelanlage, Sitzheizung. Weitere Extras sind im Komfortpaket für 832 Euro gebündelt (u.a. Teilledersitze, Parksensoren vorne/hinten). Zum Vergleich: Der Soul als Benziner (geringer ausgestattet) startet bei 14.277 Euro.

80 bis 90 Prozent des Soul EV, für den die Kia-Sieben-Jahres-Garantie gilt (inkl. Akku), sollen in Fuhrparks stromern. Beispielhaft für 304 Euro monatlich im Null-Prozent-Leasing (36 Monate/45.000 km). Die Auslieferung ist für November angekündigt. Vorerst ist aber nur eine limitierte Stückzahl im unteren drei-stelligen Bereich für den deutschen Markt ge-plant. Klar, elektrofreundlichere Länder wie Norwegen gehen bei den 3.000 Einheiten für Europa vor. Bescheidene Ziele, aber Kia ist nun immerhin auch auf dem E-Spielfeld. | S. Löw

Feine Unterschiede | In der Front befinden sich

die Anschlüsse fürs Laden mit Gleich- und Wech-

selstrom (o.); die Armaturen sind angepasst (r.)

Neu am StromnetzCrossover mit Ladekabel | Mit dem Soul EV spielt Kia nun auch global auf dem Markt der Elektroautos mit. Eine erste Testfahrt.

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Soul EV ab 25.874 Euro E-Motor: 81,4 kW/110 PS | 285 Nm | stufenlose Auto. 11,2 s | 145 km/h | 14,7 kWh | Batterie (Lithium-Ionen-Polymer): 360 V/75 Ah | 90 kW | Reichweite: 212 km

4.140 x 1.800 x 1.593 mm | 281 Liter (max.: k. A.)

Wartung: alle 12 Monate oder 15.000 Kilometer

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