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9.-11. November 2007 Gustav-Stresemann-Institut Bonn Dokumentation Fair Trade Kongress Fair ist mehr! Mit Fairem Handel zum Wandel

Fair Trade Kongress Fair ist mehr! - Eine Welt Netzwerk Bayern€¦ · Visionen und Herausforderungen 8 Kurzportrait der Produzenten 10 Late Night Talk mit Produzenten 11 Plenum 1–

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9.-11. November 2007Gustav-Stresemann-InstitutBonn

Dokumentation

Fair Trade Kongress

Fair ist mehr!Mit Fairem Handel zum Wandel

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2 Inhaltsverzeichnis/Vorwort

3 Programm

4 Grußwort Ministerin Wieczorek-Zeul

5 Grußwort Bürgermeister Naaß

6 Einführungsvortrag Gerd NickoleitWo stehen wir? Standortbestimmung des FairenHandels in Deutschland

7 Einführungsvortrag Lucas CaldeiraVisionen und Herausforderungen

8 Kurzportrait der Produzenten

10 Late Night Talk mit Produzenten

11 Plenum 1 – Ein fairer Preis – und was noch? Was macht den Fairen Handel aus?

13 Forum 1 – Sozialsiegel und Codes of Conduct –Erfolg, Unterstützung oder Konkurrenz des Fairen Handels?

15 Plenum 2 – Neue Akteure im Fairen Handel – Wohin soll sich der Faire Handel entwickeln?

17 Forum 2 – Fairer Handel nur für den Süden? Ist derFaire Handel auch ein Konzept für den Norden?

18 Vortrag Paul-Werner HildebrandKommunikation – alles nur Schall und Rauch? Neue Strategien für den Fairen Handel

19 Forum 3 – Faire Woche jetzt und in Zukunft – Neue Ideen für die Faire Woche

20 Arbeitsgruppe 1 – Fairer Handel produktspezifisch

24 Arbeitsgruppe 2 – Wirkungen des Fairen Handelsim Süden

27 Arbeitsgruppe 3 – Muss Fairer Handel politisch sein?

30 Arbeitsgruppe 4 – Bildungsarbeit für Schule und Jugend

32 Arbeitsgruppe 5 – Wie ist der Faire Handel kommunizierbar?

34 Abschlussplenum – Wo geht die Reise des Fairen Handels hin?

36 Teilnehmerliste

40 Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Fair ist mehr! Mit Fairem Handel zum Wandel.“ Dies warzugleich Titel und Programm des bundesweiten Fachkon-gresses, der vom 9. bis 11. November 2007 in Bonn stattfand.Über 300 Vertreter aus Weltläden, Vereinen, Verbänden undFair Handels-Organisationen folgten dem Aufruf des ForumFairer Handel als Veranstalter, eine Standort- und Richtungs-bestimmung des Fairen Handels anzugehen. Zahlreiche Ent-wicklungen bewegen aktuell den Fairen Handel. Immer mehrneue Akteure beteiligen sich am Fairen Handel. Gibt es baldan jeder Ecke fair gehandelte Produkte? Welchen Standardsgenügen sie? Können die Kleinproduzenten im Süden wirk-lich von der Ausweitung profitieren? Was bedeutet diese Ent-wicklung für die klassischen Fair Handels-Akteure wie zumBeispiel die Weltläden?

Diskutiert wurde auch über die immer größer werdende Zahlneuer Sozialstandards und Initiativen der sozialen Unterneh-mensverantwortung. Dies fordert den Fairen Handel heraus,sein Profil zu schärfen und dies entsprechend zu vermitteln.Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Handels-partner-Organisationen aus dem Süden sowie Referenten ausder Bio-Branche und der Entwicklungszusammenarbeit führ-ten die Akteure des Fairen Handels ein Wochenende langspannende, anregende und fruchtbare Diskussionen rund umdiese Fragen. Am Ende schnürten sie gemeinsam ein Paket

mit Aufgaben und Diskussionsfragen, die die Akteure desFairen Handels in Deutschland nun gemeinsam bearbeitenwollen.

Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hat wahrscheinlichsehr individuelle Eindrücke mit nach Hause genommen, vonvielen Einzelgesprächen, von der intensiven Arbeit in denArbeitsgruppen und den Beiträgen der Referenten. An dieserStelle können wir nicht alles im Detail wiedergeben, was indrei Tagen auf diesem Kongress passiert ist. Diese Dokumen-tation soll einen Einblick in seine Ergebnisse ermöglichenund denjenigen unter Ihnen, die nicht an dem Kongress teilnehmen konnten, einen Eindruck von den vielfältigen Diskus-sionen vermitteln. Darüber hinaus haben wir Ihnen zahl-reiche Beiträge und Power Point Präsentationen von denReferenten auf unserer Internetseite zusammen gestellt.www.forum-fairer-handel.de

Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen

Antje Edler, Koordinatorin des Forum Fairer Handel

Fair ist mehr! 2

Inhalt/Vorwort

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Fair ist mehr! 3

Programm

Programm

16.00 Kaffeepause

16.30-19.00 Forum:„Fairer Handel nur für den Süden oder auch ein Konzeptfür den Norden?“Manfred Fürst, Naturland; Rainer Kau, ver.di; ReinhardKoppe, Brot für die Welt; Gisela Welbers, NEWI e.V.

parallel AG I: „Zur Zukunft des Handwerks im Fairen Handel"

AG II: „Neue Entwicklungen und neue Akteure – Chance oder Risiko?"

AG III: „Fairer Handel zwischen staatlicher Unterstützungund Regulierung"

AG VI: „Was wäre der Faire Handel ohne Bildungsarbeit?"

AG V: „Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Bio-Bewegung – Was können wir lernen?"

19.00 Abendessen

20.30 Musik mit La Papa Verde

Sonntag, 11. November 2007

8.00 Frühstück

8.30 Andacht

9.00-10.00 Vortrag und Diskussion:Kommunikation – alles nur Schall und Rauch? Neue Strategien für den Fairen HandelPaul-Werner Hildebrand, organic Markenkommunikation

10.00 Kaffeepause

10.30-12.00 Forum:Faire Woche jetzt und in Zukunft – Neue Ideen für die Faire Woche!Christoph Albuschkat, Claudia Brück, Koordinatoren der Fairen Woche

parallel AG I: Fairer Handel produktspezifisch„Mehrfachzertifizierung und ein sich wandelnder Weltmarkt– Konsequenzen für Kaffee-Produzenten"

AG II: Wirkungen im Süden„Komplexe Wirkungen im Blick – Wie erreichen wir unsere(entwicklungspolitischen) Ziele?"

AG III: Fairer Handel politisch„Politische Arbeit im Fairen Handel – Was muss in Zukunftgeschehen?"

AG IV: Bildungsarbeit„Aufgaben für die Zukunft – Wie nutzen wir unser Potenzial?"

AG V: Fairer Handel in der Außendarstellung„Was müssen wir für den zukünftigen Erfolg tun?"

12.00-13.00 Plenum:Wo geht die Reise hin? Zukunftsstrategien und gemeinsame Eckpunkte für die weitere Arbeit

13.00 Mittagessen und Ende

Freitag, 9. November 2007

17.30 Eröffnung durch den Bonner Bürgermeister Horst NaaßGrußwort der Schirmherrin des Kongresses, Bundesminis-terin Heidemarie Wieczorek-Zeul, vorgetragen durch Dr. Evita Schmieg, Referatsleiterin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

18.00 Begrüßung und Einführung: Wo stehen wir heute? Eine Standortbestimmung des Fairen Handels inDeutschlandGerd Nickoleit, Vorstand Forum Fairer Handel; Lucas Caldeira, Asha-Handicrafts (Indien)

19.00 Abendessen

20.30 Late Night Talk mit ProduzentenModeration: Irene Dänzer-Vanotti, freie Journalistin

Samstag, 10. November 2007

8.00 Frühstück

9.00-10.30 Plenum:„Ein fairer Preis – und was noch? Was macht den Fairen Handel aus?“Roopa Mehta, Sasha (Indien); Robin Roth, FLO Inter-national; Klaus Wöldecke, Weltladen-Dachverband

10.30 Kaffeepause

11.00-12.45 Forum:„Sozialsiegel und Codes of Conduct – Erfolg, Unter-stützung oder Konkurrenz des Fairen Handels?“Peter Kocks, GTZ; Gerardo de León, FEDECOCAGUA (Guatemala); Volkmar Lübke, Vorstand Transfair; Elke Meißner, Verbraucherzentrale NRW

parallel AG I: Fairer Handel produktspezifisch„Bananen: Kleinbäuerliche Erzeuger zwischen Markt und Multis“

AG II: Wirkungen im Süden„Fairer Handel zwischen Anspruch und Wirklichkeit“

AG III: Fairer Handel politisch„Was soll der Faire Handel politisch im Norden bewegen?“

AG IV: Bildungsarbeit„Bildungsarbeit unter veränderten Rahmenbedingungen –Wie steht es um den Bildungsauftrag der Bewegung?“

AG V: Fairer Handel in der Außendarstellung„Wie stellt der Faire Handel sich derzeit in der Öffentlichkeitdar? Wie wird er kommunizierbar?“

13.00-14.00 Mittagessen

14.30-16.00 Plenum:„Neue Akteure im Fairen Handel – Wohin soll sich derFaire Handel entwickeln?“Podiumsdiskussion mit José Lecarnaqué, CEPIBO (Peru),Robin Roth, FLO International; Tom Speck, GEPA; ChristianMitterlehner, Weltladen Innsbruck; Klaus Wilmsen, VorstandTransfair

Fair Trade Kongress „Fair ist mehr! Mit Fairem Handel zum Wandel” 9. bis 11. November 2007, Gustav-Stresemann-Institut, Bonn

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Grußwort

Liebe Freundinnen und Freun-de des Fairen Handels, sehr geehrte Damen undHerren, ich begrüße Sie zumFair Trade Kongress!

Drei Tage lang wird ein Themaim Mittelpunkt stehen, dasmir seit langem sehr am Her-zen liegt: der Faire Handel.Der Faire Handel trägt ganzunmittelbar und wirksam zurArmutsbekämpfung bei – unddeshalb unterstützen wir ihn.Langfristige und verlässliche

Handelsbeziehungen, ein höherer Preis sowie die Einhaltungder grundlegenden Sozial- und Umweltstandards ermög-lichen es den Produzentinnen und Produzenten in Afrika,Asien und Lateinamerika, dass sie nicht nur überleben,sondern auch in eine bessere Zukunft investieren können.

Wir dürfen nicht zulassen, dass nur große internationaleUnternehmen von der Globalisierung profitieren. Geradekleine Produzenten sind ein wichtiger Motor für wirtschaft-liche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen imSüden. Allerdings wollen wir keine beliebigen Jobs, wir wol-len menschenwürdige Arbeit. Der Faire Handel schafft dieseund gibt gleichzeitig ein Beispiel!

Neben der unmittelbar armutsmindernden Wirkung, von dermittlerweile über eine Million Produzentenfamilien in Ent-wicklungsländern direkt profitieren, erfüllt der Faire Handeleine wichtige Funktion für entwicklungs-, umwelt- und ver-braucherpolitische Bildungsarbeit hierzulande. Die im FairenHandel engagierten Bürgerinnen und Bürger haben überJahrzehnte dazu beigetragen, über die Situation in denLändern des Südens und die Welthandelsbeziehungen aufzu-klären. So ist es dem Fairen Handel zu verdanken, dass sichaufgeklärte Verbraucherinnen und Verbraucher in Industrie-ländern zunehmend für die Bedingungen interessieren,unter denen die hier verkauften Produkte hergestellt wer-den. Er macht begreifbar, dass Armutsbekämpfung beijedem oder jeder selbst anfängt, und fördert so alternative

Handlungs- und Konsummuster. Ich möchte die Gelegenheitnutzen, allen Beteiligten und insbesondere den vielen enga-gierten Ehrenamtlichen im Fairen Handel von Herzen für ihrewunderbare Arbeit zu danken!

Parallel zur steigenden Nachfrage wächst auch die Produkt-vielfalt: vom fairen Espresso bis zu fairen Blumen und fairemOrangensaft – es ist mittlerweile alles dabei! Ob traditionellin einem der 800 Weltläden, in den Regalen von rund 27.000Supermärkten oder auch in immer mehr Bio- und Naturkost-läden – fair gehandelte Produkte sind für Verbraucherinnenund Verbraucher erreichbar geworden. Der Faire Handel hatsich von einem Nischenangebot zu einem Markenartikel inden führenden Handelsketten entwickelt.

Aber es heißt jetzt, sich nicht auf den Erfolgen auszuruhen,sondern weiterzumachen, denn trotz des Wachstums ist derMarktanteil für fair gehandelte Produkte in Deutschland imVergleich zu unseren europäischen Nachbarn wie Schweizoder Großbritannien gering. Auch darf es der Faire Handelnicht verpassen, sich in Märkten des Südens zu platzieren.Schließlich sind es die Märkte von Entwicklungsländern, diedie größten Wachstumsraten zu verzeichnen haben. Gleich-zeitig wird es darum gehen, Afrikas Anteil am Fairen Handelzu erhöhen. Bislang liegt er bei zehn Prozent des FairtradeAbsatzes – das wollen wir verbessern!

Ein effektives Netzwerk ist unerlässlich für den Erfolg desFairen Handels. Ich danke dem Forum Fairer Handel für seinewichtige Arbeit in diesem Bereich und natürlich für dieOrganisation dieses Kongresses. Einige der zukünftigen Her-ausforderungen werden Sie sicherlich in den vielen Arbeits-gruppen und Vorträgen dieses Forums kontrovers diskutie-ren. Ich wünsche dem Fairen Handel, dass Sie dieses Forumnutzen, um neue Kooperationen und Partnerschaften zuschließen, denn Fairness und Entwicklungspolitik leben vomMitmachen der Menschen.

Ihre

Heidemarie Wieczorek-Zeul

Grußwort der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-ZeulVorgetragen durch Dr. Evita Schmieg, Referatsleiterin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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Investition in eine bessere Zukunft

Heidemarie Wieczorek-Zeul,Bundesministerin für wirt-schaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung

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Grußwort

Im Namen der Stadt Bonn begrüßte Bürgermeister HorstNaaß die Teilnehmer des Kongresses. „Die heute hier ver-tretenen Organisationen und Menschen stehen mit ihrempersönlichen Engagement für Fairen Handel und damit fürein Mehr an Gerechtigkeit in der Weltwirtschaft“, sagte er.Fair gehandelte Produkte sind ein Genuss mit Mehrfach-wirkung: „Durch ihre Einkaufsentscheidung tragen Verbrau-cherinnen und Verbraucher dazu bei, Armut und Ausbeutungin den Ländern des Südens zu lindern. Der geringfügighöhere Produktpreis kommt direkt den produzierendenKleinbauern zugute.“

Als Bürgermeister freut es ihn besonders, dass Bonn erneutmit dem Thema „Fair“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeitrückt. Bonn ist heute Knotenpunkt insbesondere für Umwelt-und Entwicklungsthemen, viele Akteure haben hier ihrenSitz. Dazu gehören UNO-Organisationen, aber auch Bundes-ministerien und Bundesbehörden, Entwicklungsdienste,Wissenschaftseinrichtungen, weltweit agierende Wirt-schaftsunternehmen und 150 Nichtregierungsorganisa-tionen, darunter auch zwei, die sich international für Fairengagieren: das Forest Stewardship Council und die Fair-trade Labelling Organisation. Eine weitere, IFOAM, steht für organischen Landbau.

Für die Stadt Bonn selbst ist das Engagement für den FairenHandel eine Selbstverständlichkeit, etwa bei Kriterien für dasBeschaffungswesen oder durch die Einführung des Bonn-Cafés „Rheinische Affaire“. „Denn wir wissen, dass wir alsStadt mit gutem Beispiel voran gehen müssen“, sagte er.

Eine Vielzahl von Initiativen für Nachhaltigkeit und FairenHandel geht von den Bonnerinnen und Bonnern aus. „Fair zieht sich sichtbar durch den Jahreskreis – von der,Jecken Fairsuchung’ als Wurfmaterial im Bonner Karnevalüber die ,Faire Woche’ im Herbst bis zum schokoladig-fairenBonner ,Weihnachtsgold’.“

Eine faire Handelspartnerschaft ist ein Baustein gegenArmut. Der Kampf gegen Armut und Hunger ist das ersteund wichtigste Millenniumsentwicklungsziel der VereintenNationen. „Sie hier im Raum und die Organisationen, die Sie vertreten, sind die Motoren dieser Prozesse“, sagte er.„Ich wünsche Ihren Beratungen Erfolg und Ausstrahlung!“

Ihr

Horst Naaß

Grußwort von Bürgermeister Horst Naaß, Stadt Bonn

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Mehr an Gerechtigkeit in der Weltwirtschaft

Horst Naaß, Bürgermeister der Stadt Bonn

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Vortrag

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Wo steht der Faire Handel heute? Wo soll die Reise hinge-hen? Gerd Nickoleit begrüßte die Gäste als Vorstandsvorsit-zender im Namen des Forum Fairer Handel: „Ziel dieses Kon-gresses ist auch, einen Beitrag zur gegenseitigen Akzeptanzder Akteure zu leisten und trotz unterschiedlicher Ansätze dieIdee des Fairen Handels voranzubringen“, sagte er.

In seiner Standortbestimmung erinnerte Gerd Nickoleitzunächst an die großen Erfolge des Fairen Handels in denletzten Jahrzehnten. Am Anfang stand das Engagement,eine selbstbestimmte Entwicklung der Produzenten in denLändern des Südens zu unterstützten – mit höheren als denmarktüblichen Preisen, mit Vorfinanzierung und mit Bera-tung, mit Bildungsmaßnahmen und Kampagnen. Gleich-zeitig beklagten die Produzenten, dass zu wenig abge-nommen wurde. Das veranlasste die kirchlichen Hilfswerke,zu Initiatoren beim Aufbau von Transfair zu werden. „Eswar der Beginn, Produkte des Fairen Handels nicht nur anbewusste Käufer, sondern auch an ,Normalbürger’ in Super-märkten zu verkaufen“, sagte er. „Es war gleichzeitig derBeginn, neben dem partnerschaftlichen und entwicklungs-orientierten Handel einen Handel zu etablieren, der daraufzielte, vorgegebene Mindeststandards zu erfüllen undKonsumenten mit einem Siegel die Garantie zu geben, einfair gehandeltes Produkt zu kaufen.“ Das Konzept derAusweitung ist aufgegangen: Überzeugungsarbeit wurdegeleistet, und der Faire Handel bewies seine Wirtschaftlich-keit.„Für viele Supermärkte hat es sich gelohnt, fair gehan-delte Produkte zu verkaufen. Im hart umkämpften Lebens-mittelmarkt konnten sie gewinnbringende Margen erzielen.

So wurde der Faire Handel sogar für Discounter attraktiv“,sagte er.

„Es ist, so könnte man meinen, eine einzige Erfolgsge-schichte“, so Gerd Nickoleit: Der Faire Handel schafft Nach-frage für immer mehr Produzenten, es gibt beeindruckendeZuwächse im Lebensmittel-Bereich, die Anzahl der kommer-ziellen Händler, die sich am Fairen Handel beteiligen, hatsich stark vergrößert, es gibt Anstöße an die gesamte Indus-trie, ihr Einkaufsverhalten zu verändern, Fair und Bio sind,in’, und die weltweite politische Anerkennung des FairenHandels wächst.

Gleichzeitig steht die Bewegung vor drei neuen Herausfor-derungen, betonte Gerd Nickoleit:1. Sind die benachteiligten Kleinproduzenten noch im

Fokus bzw. ist das Ziel erreicht, ihnen durch mehrMarkt bessere Entwicklungschancen zu verschaffen?Es gibt mehr Markt, aber nicht unbedingt immer mehrEntwicklungschancen und deutliche Anzeichen, dassdurch den Marktdruck kleine oder weniger flexible Orga-nisationen zugunsten von großen und effizienten Struktu-ren verdrängt werden. Das FLO-Kontrollinstrument, dasauf die Standarderfüllung ausgerichtet ist, überforderthäufig kleine Produzentenorganisationen, sie können dieKosten nicht aufbringen und die Anforderungen nichterfüllen. „Ich bin der Meinung, dass für Organisationenvon Kleinproduzenten das sehr technisch ausgerichteteKontrollsystem in Richtung auf ein Monitoringsystemmodifiziert werden muss – so wie es die IFAT anwendet.Die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen Produzenten könntedurch zeitlich begrenzte Förderungsmaßnahmen unter-stützt werden“, sagte er.

2. Haben sich das Bewusstsein in der Gesellschaft unddas Einkaufsverhalten der Unternehmen verändert?Ja, zum Teil, aber es besteht auch die Gefahr, dass es sichnur um eine kurzfristige Modeerscheinung handelt, inethische Wohlfühlwelten einzutauchen. „Manche Fair Han-dels-Organisationen sind möglicherweise im Bemühen, denBalanceakt zwischen ethischer Zielsetzung und Wirtschaft-lichkeit durchzuhalten, leicht vom Weg der Tugend abge-kommen. Sie haben eher der reinen Kommerzialisierung

Standortbestimmung des Fairen Handels in DeutschlandEinführungsvortrag von Gerd Nickoleit (Vorstand Forum Fairer Handel) Vortrag von Lucas Caldeira (Asha-Handicrafts, Indien, Vorstandsmitglied des Internationalen Dachverbands von Fair Handels-Organisationen, IFAT)

Wo stehen wir?

Gerd Nickoleit, Vorstand Forum Fairer Handel

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Vortrag

In seinem Vortrag unternahmLucas Caldeira, der im BereichMarketing der Fair Handels-Organisation Asha in Indientätig ist, eine Standortbestim-mung aus globaler Sicht. ImFairen Handel hat es schonimmer viele Stimmen gege-ben, doch die gemeinsameVision war es, Solidarität mitarmen und unterdrücktenBevölkerungsschichten zuzeigen. Dieser Ansatz der

Armutsbekämpfung muss auch weiterhin das Leitbild für denFairen Handel sein. Trotz beachtlicher Wachstumsraten undErfolgsgeschichten zeichnet sich aber auch ein Wandel ab:Am Anfang „verkauften sich Ideen mit Produkten“. Heutegeht es mehr und mehr darum, Produkte zu verkaufen, dieMinimumstandards entsprechen. Zu den Herausforderungenfür den Fairen Handel in der nächsten Zeit gehören nachAnsicht von Lucas Caldeira unter anderem folgende Aspekte: l Die Entwicklung neuer Modelle und Formen der Zusammen-

arbeit und der Ausbau des Handels zwischen Nord und Süd

l Die Erschließung neuer Märkte, zum Beispiel in Brasilien,Russland, Indien oder China

l Der Schutz kleiner Produzenten und ihre Vernetzungl Die Förderung der wirtschaftlichen Eigenständigkeit der

Fair Handels-Organisationenl Eine bessere Organisation und ein Monitoring-System für

die Fair Handels-Bewegung des Südensl Der Ausbau von Chancen für das Handwerk, dessen Ver-

kaufszahlen im Vergleich zum Lebensmittelhandel nochausbaufähig sind

l Mehr Bewusstseinsbildung der Konsumenten.

Es geht darum, ein alternatives Handelssystem auf- undauszubauen, die Wirtschaftlichkeit des Fairen Handels zuvergrößern, Kapital aufzubauen und mehr jüngere Menschenfür die Bewegung zu gewinnen. Um den Erwartungen derKonsumenten zu begegnen, sind weiterhin Innovation, dieWeiterentwicklung von Produkten und Designs und die Qua-lifizierung der Produzenten nötig. „Wir müssen uns ändern in einer sich ständig ändernden Welt“, sagte er. „Und wir müssen uns an unsere Verpflichtung erinnern, die Produzenten zu feiern und die Armut zubekämpfen – jeden Tag.“

den Vorzug eingeräumt und die Partnerförderung, dieBildungs- und die politische Arbeit hinten angestellt“, so die (Selbst-)Kritik Nickoleits. Bei den meisten kommer-ziellen Unternehmen stehen allein der ökonomische Aspektund Image-Bildung im Vordergrund. Die Kirchen könnensich noch mehr engagieren, und die Politik muss die „Eis-brecherfunktion“ des Fairen Handels stärker anerkennen.Es geht um die Internalisierung von Werten und nicht umStandards. Wege, das zu erreichen, können die Gründungeiner „Fair Trade Academy“ nach österreichischem Vorbildsowie gezielte Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit sein.„Siegelorganisationen sollten ebenfalls Inlandskriterien mitMindeststandards für Händler und Verarbeiter einführen;Fairer Handel hört nicht im Hafen auf. Und sie sollten dieKooperation mit Händlern stoppen, wenn sie nicht trans-parent und nicht kontrollierbar sind“, sagte er.

3. Ist der Faire Handel eine ernst zu nehmende Kraftgeworden, um die Regeln im Welthandel zu beein-flussen?„Nur bedingt“, meinte der Redner. Die einzelnen Orga-nisationen nehmen unterschiedliche Aufgaben wahr: Für Fair Handels-Organisationen ist der partnerschaftliche

Handel der Kernpunkt ihrer Arbeit, die SiegelorganisationTransfair bietet ein Handelsmodell an, das mit der Garan-tie von eingehaltenen Mindeststandards den Verkauf vonProdukten im kommerziellen Handel steigert. Das führt zuunterschiedlichen Botschaften und erschwert die gemein-same Lobby- und Advocacyarbeit gegenüber Politikern.Die Herausforderung ist, mit einer Stimme nach außenaufzutreten.

„Wir sollten die ursprünglichen Ziele des alternativen Han-dels weiterverfolgen. Sie stimmen immer noch“, betonte er.Die Fair Handels-Bewegung sollte mit mehr Kraft, Engage-ment, Sachverstand und Kreativität dabei wieder die Pio-nierrolle übernehmen. „Im Zusammenspiel von alternativerHandels-Praxis der Fair Handels-Organisationen, der Bil-dungs- und Kampagnenarbeit der Weltläden und Aktions-gruppen sowie einer zentralen Lobby- und Advocacyarbeitkönnen wir weiterhin die treibende Kraft sein, Entschei-dungsträger in Wirtschaft und Politik zu beeinflussen, ihre Handelspraxis zu verändern und gerechtereHandelsstrukturen zu schaffen. Denn wir sindder Faire Handel und nicht Nestlé, Dole, Tchibound Co.“

Fair ist mehr! 7

Lucas Caldeira, Asha-Handicrafts, Indien

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Lucas Caldeira, Asha, IndienDer Betriebswirt Lucas Caldeira fühlt sich schon seit vielenJahren den Themen der Armutsbekämpfung und der ganzheit-lichen Entwicklung von benachteiligten, unterdrückten Men-schen in Indien verbunden. Asha, wo Lucas Caldeira für denBereich Marketing verantwortlich ist, ist eine Fair Handels-Exportorganisation, die 1988 gegründet wurde, um denstädtischen Armen in Delhi zu helfen. Asha ist das Hindi-Wortfür Hoffnung. Die Organisation arbeitet mit dem Ziel, Slum-bewohner in die Lage zu versetzen, ihre Potenziale optimaleinzusetzen, um ihr Leben zu verbessern. Lucas Caldeira ist inverschiedenen Gremien, die in der Armutsbekämpfung tätigsind. Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied des Internatio-nalen Verbands für alternativen Handel (IFAT), Mitglied imFair Trade Forum India und dem Asia Fair Trade Forum.

Belsahi Herrera, La Sureñita/COPRAMAZSH, HondurasAuf einer unrentablen Cashew-Plantage gründeten FrauenArbeitsgruppen, um Cashew-Äpfel und -Nüsse mit Hilfe einerarbeitsintensiven Technik weiterzuverarbeiten. Mittlerweilesind die Frauen in drei Kooperativen organisiert, der Nameder Gründungskooperative „La Sureñita“ ist auch der bekann-te Name für die Dachorganisation der drei Kooperativen. Zielist die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen, um ihneneigenes Einkommen zu ermöglichen. Mit der Gründung derKooperativen reagierten die Frauen auf rechtliche Beschrän-kungen, die ihnen verbieten, als eigenständige Produzentin-nen Land zu besitzen. Ihre Verhandlungsposition gegenüberpolitischen Gremien und Entscheidungsträgern hat sichgrundlegend verbessert. Die gewählten Vertreterinnen derKooperativen kämpfen für die Landrechte und die öffentlicheAnerkennung des Frauenzusammenschlusses. Belsahi Herreraist seit 1992 Mitglied der Kooperative La Sureñita und warseit dem bereits als Schriftführerin und Produktions-Manage-rin tätig. Aktuell ist sie die Schatzmeisterin der Kooperative.Seit 1997 ist sie Geschäftsführerin der Dachorganisation derdrei Mitgliedskooperativen von La Sureñita/COPROMAZSH.

José Lecarnaqué Castro und Adolfo Zelada Salas, CEPIBO, PeruDer Verband der Bio-Bananen-Kleinproduzenten im Nordenvon Peru (CEPIBO in spanischer Abkürzung) wurde 2002gegründet. CEPIBO vertritt etwa 1.500 Produzenten in sieben

Erzeugerorganisationen mit 2.000 Hektar Anbaufläche. DieProduzenten besitzen im Durchschnitt einen Hektar Land undproduzieren im Jahr 1.500 Kisten à 20 kg. In Peru gab es inden letzten Jahren einen enormen Zuwachs in der Produktionvon Bio-Bananen; das Land liegt mittlerweile an der Spitzeder weltweiten Bio-Bananen Exporte. José Lecarnaqué bautselbst Bananen an und ist bzw. war seit mehreren Jahren Prä-sident von CEPIBO. Adolfo Zelada Salas gehört dem Vorstandvon CEPIBO an und kümmert sich im Ehrenamt insbesondereum den Aufbau einer zentraleren Vermarktung.

Gerardo de León, FEDECOCAGUA (Federación de Coope-rativas Agrícolas de Productores de Café de Guatemala),Guatemala Seit 1981 arbeitet Gerardo de León bei Fedecocagua. Dort ister der Marketingchef und Mitglied von ANACAFE, der Natio-nalen Vereinigung der Kaffeeproduzenten. Seit 1986 ist Herrde León für die Festlegung der Preise mit den lokalen Organi-sationen und für den Verkauf auf dem internationalen Marktverantwortlich. Der Verband FEDECOCAGUA wurde 1969durch 19 Kooperativen gegründet. Ziel der angeschlossenenKleinbauern ist es, durch die persönlichen Anstrengungenjedes Einzelnen und eine solidarische Handlungsweise dieLebensbedingungen Aller zu verbessern. Dies geschieht unteranderem durch technischen Beistand in allen Phasen der Pro-duktion oder durch Vermittlung von Krediten für die Koopera-tiven. So stärkt FEDECOCAGUA die Stellung der guatemalte-kischen Kleinproduzenten in einem Moment, da sich der Kaffeehandel weltweit in einer Krise befindet. Heute gehören158 Kooperativen zu FEDECOCAGUA. Mehr als 20.000 Klein-produzenten, vor allem Maya, verkaufen FEDECOCAGUA ihrenKaffee. Rund 100.000 Menschen profitieren von der Zusam-menarbeit mit FEDECOCAGUA.

Fred Masinde, Undugu Society, KeniaFred Masinde ist Geschäftsführer der Undugu Society inNairobi, Kenia. Sie setzt sich ein für die Wahrung des sozial-ökonomischen Wohlergehens der marginalisierten Kunsthand-werker und fördert die Vermarktung und Abnahme der Kunst-handwerksprodukte. Seit über 20 Jahren arbeitet Herr Masin-de mit Basisproduzenten in Kenia zusammen, vermarktet ihreProdukte durch die Kanäle des Fairen Handels und fördert dasBewusstsein für das nachhaltige, wirtschaftliche Empower-

Portraits

Kurzportraits der Produzentenvertreter

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ment der Armen durch den Fairen Handel. Die Undugu Gesell-schaft wurde 1973 von dem niederländischen Priester ArnoldGrol gegründet, um die sozialökonomischen Umstände derStraßenkinder und marginalisierter armer, urbaner und länd-licher Gemeinschaften zu verbessern.

Roopa Mehta, Sasha Association for Craft Producer(SACP), IndienSeit 1981 arbeitet Roopa Mehta bei SACP und ist als Ge-schäftsführerin verantwortlich für die Planung, Koordinationund das Marketing des Kunsthandwerkes für den Binnen- undExportmarkt. SACP ist eine Non-Profit-Organisation, die dasMarketing für Handwerker und Künstler aus ganz Indienübernimmt und sich für eine gerechte Bezahlung einsetzt.Ihre Arbeit bei Shanti Ayog (S.S.A), einer NRO, die sich fürArmutsbekämpfung und Einkommenssicherung hauptsächlichim Bereich Kunsthandwerk stark macht, begann Frau Mehtaebenfalls 1981. Dort ist sie unter anderem zuständig für denBereich Design und Produktentwicklung, Koordination derEntwicklungsaktivitäten für die Produzenten und Organisationvon Workshops zur Verbesserung der Fähigkeiten in Technikund Handfertigkeit. Die Betriebswirtin ist seit 1990 Treuhand-verwalterin bei der Stiftung Ruro Agro Services Association,die die Entwicklung von Produkten aus dem Ökolandbaustärkt, Produzenten dahingehend trainiert und geeigneteAbsatzmärkte identifiziert. Zudem ist sie seit 2000 Geschäfts-führerin des Fair Trade Forums India.

Arnaldo Neira Camizán, CLAC Perú (Coordinadora Latinoamericana y del Caribe del Comercio Justo)/CEPICAFE, PeruSeit 2006 übt Arnaldo Neira Camizán das Amt des Präsiden-ten der CLAC Peru aus. CLAC ist seit August 2004 das latein-amerikanische und karibische Netzwerk der Kleinproduzentendes zertifizierten Fairen Handels. Das Netzwerk ist ein Organ,welches die Interessen der Kleinproduzenten repräsentiert,koordiniert, den Austausch und die Zusammenarbeit unter-stützt zur Stärkung der kooperativen Organisation der Klein-produzenten. Derzeit sind ungefähr 300 Organisationen vonKleinporduzenten aus 20 Ländern Mitglied. Diese sind alsnationale Multiprodukt-Netzwerke oder auch „Coordinado-ras“ organisiert. Neben CLAC übte Arnaldo Neira Camizándas Präsidentenamt in Organisationen wie CEPICAFE (Kaffee-

bauern aus Zentral Piurana) und der Kjunta Nacional delCafé, einem nationalen Gremium der peruanischen Kaffee-bauern, aus.

Catalina Sosa, Sinchi Sacha, EcuadorDie Stiftung Sinchi Sacha ist eine Nichtregierungsorganisa-tion, die auf strategische Weise zur nachhaltigen EntwicklungEcuadors beiträgt. Gegründet wurde sie 1991 als eine privateNon-Profit-Einrichtung. National ist sie bekannt für ihr großesMaß an Unterstützung des Ökotourismus, des Fairen Handelsmit Kunsthandwerk, partizipative Planungsmethoden, Erhaltdes Naturerbes und Armutsbekämpfung. Catalina Sosa ist dieVorsitzende dieser Stiftung.

Joaquín Vásquez, UROCAL, EcuadorUROCAL heißt übersetzt: Regionale Union der Bauernorgani-sationen der Küstenregionen in Ecuador. 25 Basisorganisa-tionen, darunter Dorfkooperativen, Frauenkomitees und eineKreditgenossenschaft mit insgesamt über tausend Mitgliederngehören heute zu UROCAL. Entstanden ist dieser Dachver-band aus den Landkämpfen der 60er Jahre. Joaquín Vásquezwar in den 70ern Tagelöhner auf den Bananenplantagen ander Küste Ecuadors, seine Familie baut vor allem Kakao an. Er ist einer der Gründerväter von UROCAL und hat über Jahr-zehnte mitgewirkt, UROCAL auch als politische Interessens-vertretung der kleinbäuerlichen Familien zu formen. Seit eini-gen Jahren hat er das Präsidentenamt bei UROCAL inne undwar viele Jahre lang Vize-Präsident von FENOCIN (FederaciónEcuatoriana de Organizaciones Campesinas, Indígenas yNegras), der Dachorganisation von Kleinbauern- und Indí-gena-Vereinigungen, der auch UROCAL angeschlossen ist.

Portraits

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Staatssekretär Erich Stather mit Produzentenvertretern.

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Abendprogramm

Mit Gästen von drei Kontinenten startete zu später Stundeein Late Night Talk am Freitagabend. Die Produzentin unddie Produzenten erzählten von ihrem Alltag und schilderten,was der Faire Handel für sie persönlich bedeutet, welchepositiven Auswirkungen er hat und welche Schwierigkeitenihnen begegnen.

Ziel des Late Night Talks war es, in einer ungezwungenenAtmosphäre direkt mit den Produzentvertretern in Kontaktzu kommen und mehr von ihnen persönlich zu erfahren.

Fred Masinde ist Geschäftsführer der Undugu Society, dieKunsthandwerker und Produzenten in Kenia unterstützt.„Der Faire Handel lässt die Menschen selbst über ihre Ent-wicklung und ihr Leben bestimmen“, sagte er. Mitgliederder Undugu Society nutzen schnell wachsendes, ökologischverträgliches Holz für ihr Kunsthandwerk. Das traditionelleDesign wird ständig weiter entwickelt, um aktuellen Trendszu entsprechen. Im Fairen Handel kommt es darauf an, sich

zu spezialisieren und eine erfolgreiche Nische zu finden,meinte er. Eine Herausforderung ist es, die Kapazitäten derProduzenten und das Potenzial der Importeure zusammen zubringen.

Roopa Mehta ist Geschäftsführerin der Sasha Associationfor Craft Producer in Indien. Sasha ist eine Non-Profit-Orga-nisation, die Marketing für Handwerker und Künstler ausarmen Bevölkerungsschichten übernimmt und sich für ihrefaire Bezahlung einsetzt. „Aufregend“ ist der Faire Handelfür sie, da er Leben verändert und vergessene Menschen insZentrum rückt. Die Organisation Sasha eröffnet vorwiegendFrauen aus armen, ländlichen Regionen Qualifizierungs- undErwerbsmöglichkeiten durch wieder entdeckte traditionelleStickerei-Techniken, die ständig weiterentwickelt werden.Die Organisation exportiert erfolgreich nach Europa, jedochist der Handel durch zahlreiche zu beachtende Formalitätenmühsamer geworden, sagte sie. Da viele Menschen zuHause arbeiten, ist es schwer, die erforderlichen Nachweiseund Garantien zu erbringen.

Gerardo de León arbeitet als Marketingchef für FEDECOCA-GUA, Federación de Cooperativas Agrícolas de Productoresde Café de Guatemala, einem Verband von Kaffee-Klein-produzenten, der bereits seit 1969 tätig ist. Er schloss sichRoopa Mehta an: „Der Faire Handel verändert Leben – dasfinde ich aufregend.“ Die Erlöse der Kooperativen kommenden Bauern zugute und ermöglichen ihnen ein besseresLeben. Allerdings ist es nicht einfach, alle vom Norden vor-gegebenen Standards zu erfüllen, zumal sie sich ständigändern. Obwohl FEDECOCAGUA auch mit Starbucks insGeschäft gekommen ist, ist die Kooperation mit Organisa-tionen wie GEPA eine bessere. „Starbucks kauftsich von Vorwürfen frei, GEPA interessiert sichfür die Menschen“, sagte er.

Late Night Talk mit ProduzentenMit Fred Masinde (Undugu Society, Kenia), Roopa Mehta (Sasha Association for Craft Producer, Indien) und Gerardo de León (FEDECOCAGUA, Federación de Cooperativas Agrícolas de Productores de Café de Guatemala, Guatemala).Moderation: Irene Dänzer-Vanotti (Freie Journalistin).

Der Faire Handel verändert Leben

Roopa Mehta: „Fairer Handel rückt vergessene Menschenins Zentrum“.

„Der Faire Handel lässt die Menschen selbst über

ihre Entwicklung und ihr Leben bestimmen.“

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Fair ist mehr! 11

Plenum 1

Im ersten Plenum des Kongresses ging es um eine Standort-bestimmung: Was macht den Fairen Handel heute aus? Gehtes nur um faire Preise oder gehören weitere Aspekte dazu?Das Plenum eröffnete eine zentrale Fragenstellung des Kon-gresses, die im Anschluss in Arbeitsgruppen sowie in einemForum weiter vertieft wurde.

Roopa Mehta verdeutlichte durch einen Bericht über diepraktische Arbeit der Organisation Sasha, dass Handel undEntwicklung aus ihrer Sicht unmittelbar zusammen gehören.

Sasha ist im Bereich Kunsthandwerk aktiv und arbeitet mitGruppen von Produzenten aus der armen Bevölkerungs-schicht, die sich in verschiedenen Regionen zusammenge-schlossen haben. „Der Faire Handel ermöglicht ein Leben inWürde und fördert traditionelle Fähigkeiten, die auf regio-naler Ebene weiterentwickelt werden“, sagte sie. Auf langeSicht trägt er zur Entwicklung einer ganzen Region bei. Einwichtiges Instrument, ohne das Initiativen wie Sasha nichterfolgreich sein könnten, ist die Vorfinanzierung, denn diemeisten Produzenten verfügen zu Beginn über keine oderkaum eigene Mittel. Sie kritisierte, dass Vorfinanzierung inden FLO-Standards bisher nur als „weiches Instrument“vorkommt.

Klaus Wöldeke vom Weltladen-Dachverband vertrat dieAnsicht, dass der (möglichst effektive) Verkauf fair gehan-delter Produkte in Weltläden, Bildungsarbeit für nachhal-

tigen Konsum und politisches Engagement für gerechtereProduktionsbedingungen und Handelsregeln unmittelbarzusammen gehören. „Eineinhalb Millionen Menschen profi-tieren heute direkt vom Fairen Handel. In Relation zur welt-weiten Armut ist der Faire Handel zwar ein bedeutendesInstrument, reicht aber allein nicht aus, um mehr globaleGerechtigkeit zu erreichen.“

Robin Roth vom internationalen Dachverband der Siegel-organisationen FLO gab zu bedenken, dass in seiner Organi-

sation viele Akteure zusammen geschlossen sind, die natur-gemäß keine einheitliche Meinung zum Thema „Was istFairer Handel?“ haben. Einigkeit besteht aber im Hinblickauf drei Ziele: Die wirtschaftliche Verbesserung der Lebens-situation der Produzenten, die soziale Entwicklung und einumweltschonendes, nachhaltiges Produzieren. „Es gehtnicht nur um den fairen Preis allein“, sagte er. Wie sich alldiese Aspekte in den Standards von FLO abbilden lassen,darüber diskutiert FLO derzeit mit dem Ziel, die Standardszu überarbeiten („strategic review process“). Aus seinerSicht ist es besonders wichtig, Produzenten zu beraten undzu stärken und langfristige Handelsbedingungen zu fördern.Mit Regeln und Zertifizierungen allein lässt sich aber nichtjede Handelsbeziehung kontrollieren. Individuelle Gesprächesind sehr wichtig, besonders wenn es sich nicht um selbst-ständige Produzenten, sondern etwa um Angestellte aufFarmen handelt. Andererseits ist es nötig, die Standards und

Was macht den Fairen Handel aus? Mit Robin Roth (FLO, Fairtrade Labelling Organization International), Roopa Mehta (Sasha Association for Craft Producer, Indien) und Klaus Wöldecke (Weltladen-Dachverband).Moderation: Hans-Christoph Bill und Birgit Lieber.

Ein fairer Preis – und was noch?

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Normen für Fairen Handel vor „Übergriffen von Regierungenund multinationalen Konzernen“ zu schützen, die sie nur für sich ohne wirkliche Gegenleistung nutzen wollen. DieWachstumsraten des Fairen Handels von 40 bis 50 Prozent in den letzten Jahren machen es unumgänglich, neue Werk-zeuge für Kontrolle und Selbstverpflichtung zu entwickeln,ohne die Zielgruppe derArmen und Benachteilig-ten aus den Augen zuverlieren.

Roopa Mehta gab zubedenken, dass es fürnicht in Genossenschaf-ten organisierte Produ-zenten in den ländlichen Gegenden schwierig sei, Zugangzum Fairen Handel zu erhalten. „Wir haben sehr gute Erfah-rungen mit der Kooperation mit den Ärmsten gemacht undihre Zusammenarbeit und Vernetzung gefördert. Doch vieleProduzenten haben solche Vermittler wie Sasha nicht“,sagte sie.

Robin Roth bestätigte, dass es eine Herausforderung ist,nicht organisierte Produzenten wie beispielsweise Baum-wollbauern zu erreichen. Es müssen Wege gefunden werden,auch mit ihnen langfristige Beziehungen aufzunehmen undsie zu ermutigen, sich zusammen zu schließen. Allerdingsgibt es bisher keine Patentlösung, die für alle Bereiche undProdukte gleichermaßen funktioniert. Das Gleiche gilt für

Produktionsketten, etwa im Bereich Textilien, die bisherkaum zu kontrollieren sind.

Klaus Wöldecke mahnte in Bezug auf multinationale Unter-nehmen und ihre Aktivitäten der Zertifizierung: „Wir dürfenuns nicht von PR-Maßnahmen vereinnahmen lassen.“ Die

Weltläden müs-sen daher ihreigenes Profilschärfen undweiterentwickelnund sich in derKampagnen-arbeit wennnötig auch wei-

ter gegen die Konzerne stellen. Die politischen Aktivitätenund die Bildungsarbeit, die von den Weltläden geleistetwird, ist von entscheidender Bedeutung, um dem Ziel derglobalen Gerechtigkeit näher zu kommen.

Die Plenumsteilnehmer diskutierten noch zahlreiche andereFacetten des Themas. „Ein fairer Preis – und was noch?“Zum Fairen Handel zählen nach Ansicht der Akteure unteranderem auch das Empowernment von Produzenten, dieWeiterbildung in Süd und Nord, die Förderung von Beratungund sozialer Entwicklung und bessere Investitionsmöglich-keiten in die Zukunft. Fairer Handel geht ein-deutig über einen fairen Preis hinaus, in diesemPunkt waren sich alle einig.

Fair ist mehr! 12

Birgit Lieber (links) und Hans-Christoph Bill (rechts) im Gespräch mitRoopa Mehta, Klaus Wöldecke und Robin Roth (von links).

Wie den Zugang zum Fairen Handel erleichtern? Birgit Lieber (links) undRoopa Mehta.

„Besonders wichtig ist es, Produzenten

zu beraten und zu stärken sowie lang-

fristige Handelsbeziehungen zu fördern.“

Plenum 1

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Forum 1

Wie steht der Faire Handel zu Selbstverpflichtungen großerKonzerne für soziale oder ökologische Handlungsweisen?Graben sie dem Fairen Handel das Wasser ab? Oder sind sie gerade als Erfolg des Fairen Handels zu werten? Diese Fragen diskutierte das erste Forum des Kongresses.

Gerardo de León aus Guatemala berichtete zunächst vonErfolgen und aktuellen Herausforderungen des Verbandsder Kaffeekleinbauern FEDECOCAGUA. Der Verband wurde1969 durch 19 Kooperativen gegründet, heute profitierenrund 100.000 Menschen vom Zusammenschluss und derArbeitsweise der Kooperativen. Es wird für die Erzeugerzunehmend schwieriger und teurer, die immer vielfältigerenStandards und Anforderungen der Importeure zu erfüllen,sagte Gerardo de León. Sie reichen inzwischen von diversenZertifizierungen für bestimmte Qualitätsstandards überISO-Normierungen bis zur Einhaltung der Kriterien des„Common Code for the Coffee Community“ (4C) oder fir-meneigenen Ansprüchen wie denen von Starbucks. Außer-dem kann FEDECOCAGUA auf Grund der zu geringen Nach-frage nicht den gesamten nach den diversen Kriterien zerti-zifierten Kaffee auch tatsächlich zu entsprechenden Preisenverkaufen. Die Initiative ist gezwungen, ihn auch im kon-ventionellen Handel zu vermarkten.

Volkmar Lübke vom Transfair-Vorstand betonte, es istwichtig, alle neu auf den Markt tretenden Sozialsiegelsowie die verschiedenen Selbstverpflichtungen oder „codesof conduct“ von Unternehmen genau zu beobachten. Nachdem der Faire Handel seit einigen Jahren eine beacht-liche Erfolgsstoryvorweisen kann,versuchen nunauch andereAkteure undUnternehmen, vondiesem Trend zuprofitieren. Vier unterschiedliche Reaktionen sind zu beob-achten: Entweder Unternehmen treten in Gegnerschaft zum Fairen Handel, sie testen Kooperationsmodelle (zumBeispiel Lidl), entwickeln eigene Systeme mit dem nichtgeschützten Begriff „fair“ oder setzen auf die Optimierungvorhandener Systeme (zum Beispiel Tchibo). Noch kompli-

zierter wird die Lage durch unterschiedliche Marktstrate-gien und verschiedene Siegel in unterschiedlichen Ländern.„Das Fairtrade-Siegel gibt ein klares entwicklungspoliti-sches Signal: Es geht um die Produzenten, eine ökologischeProduktion und die Veränderung politischer Strukturen“,sagte er. Andere, wie Rainforest Alliance, fördern zwar denRegenwaldschutz oder ein verantwortliches Farmmanage-

ment, garantierenaber keine fairenPreise. Nochschwieriger zufassen ist dieSelbstverpflich-tung „4C“ der

Kaffeewirtschaft, die als Reaktion auf öffentliche Kritik zuverstehen ist. Als nicht mess- und prüfbarer Standard bleibt4C in einer Grauzone. Vor einigen Jahren hatte er persön-lich Selbstverpflichtungen von Unternehmen als einen„ersten Schritt“ begrüßt. Mittlerweile sieht er sie skep-tischer, da ihr Erfolg nicht nachweisbar ist.

Erfolg, Unterstützung oder Konkurrenz des Fairen Handels? Mit Volkmar Lübke (Transfair-Vorstand), Peter Kocks (GTZ, Gesellschaft für technische Zusammenarbeit), Gerardo de León (FEDECOCAGUA, Guatemala)und Elke Meißner (Verbraucherzentrale NRW).Moderation: Hans-Christoph Bill und Birgit Schößwender.

Sozialsiegel und Codes of Conduct

Prüfender Blick auf Sozialsiegel: Peter Kocks, Volkmar Lübke, Elke Meißner und Gerardo de León (von links).

„Standards sind ein wichtiges Instrument

für nachhaltige Entwicklung.“

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Peter Kocks (GTZ) machte deutlich: „Standards sind einwichtiges Instrument für nachhaltige Entwicklung, und derFaire Handel ist ein Nachhaltigkeitsstandard.“ Die GTZunterstützt sowohl den Fairen Handelals auch freiwillige Stan-dards wie 4C. Das Zielist, internationaleGerechtigkeit durchZertifizierungs-modelle zu errei-chen und dieBewusstseins-bildung zu för-dern. Daherfördert die GTZauch freiwilligeStandards, solan-ge sie auf Verän-derungsprozesseund nachhaltige Ent-wicklung ausgerichtetund multistakeholder-orientiert sind. Um dergroßen Herausforde-rung der weltweiten Armut zu begegnen, versucht die GTZ,internationale Wertschöpfungsketten durch Kooperation zuverbessern. 4C ist als ein erster Einstieg in ein System zubegreifen, an dessen Spitze der Faire Handel steht. „DerFaire Handel hat eine Eisbrecherfunktion und kann zum Vor-bild für die gesamte Kaffeewirtschaft werden“, meinte er.

Elke Meißner (Verbraucherzentrale NRW) gab zu bedenken,dass es durch die immer größer werdende Vielfalt an Sie-geln für den Verbraucher immer schwieriger wird, sich zu

orientieren. „Es hat lange gedauert, bis sich Siegel wie derBlaue Engel oder Transfair etabliert hatten“, sagte sie. Dieneue Vielfalt an Siegeln betrachtet sie eher als einen Nach-teil für Verbraucher, die sich nicht ständig mit Nuancenneuer Standards auseinandersetzen wollen. Auch für Produ-

zenten ist das von Nachteil. Sieplädierte dafür, diesen

Trend zu stoppen undauf wenige, aussa-gekräftige Siegel zusetzen.

Die ModeratorenHans-Christoph Billund Birgit Schöß-wender hielten ausder Diskussion fest:

Zwar betrachteten dieTeilnehmer des Forums

es einerseits als einenErfolg, dass andere Akteu-re beginnen, sich an denPrinzipien des Fairen Han-dels zu orientieren. Ande-

rerseits bleibt die Frage, ob das „Zugaufspringen“ großerUnternehmen dem Fairen Handel nicht mehr schadet alsnützt. Die Vielzahl von Siegeln und Selbstverpflichtungenmachen eine Orientierung für die Verbraucher zudem nichteinfacher. Nicht jedes Siegel steht für das gleiche Maß anEngagement.

Der Faire Handel steht daher vor der Herausforderung, klarzu kommunizieren, wofür er steht und was ihn von anderenAkteuren unterscheidet.

„Es wird für die Erzeuger zunehmend schwieriger und teurer,

die immer vielfältigeren Standards und Anforderungen zu erfüllen.“

Forum 1

Klares entwicklungspolitisches Signal: Kaffees mit dem Fairtrade-Siegel.

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Plenum 2

Welche neuen Akteure gibt es im Fairen Handel? Wasbedeutet das für die „alten“ Akteure? Wird der Faire Handelvon „den Neuen“ vereinnahmt? Werden Weltläden zumAuslaufmodell? Oder lassen sich die Ziele des Fairen Han-dels mit neuen Akteuren wie internationalen Unternehmenund Großplantagen erreichen? Diesen Fragen widmeten sichdie Gäste des zweiten Plenums.

José Lecarnaqué, in dessen Verband CEPIBO etwa 1.500Bio-Bananen-Kleinbauern zusammengeschlossen sind,berichtete zunächst von seinen negativen Erfahrungen mitmultinationalen Firmen, die versuchen, ins „faire Geschäft“einzutreten. Der Marktriese Dole, der auch eine TeilmengeBananen mit Fairtrade-Siegel aus Peru exportiert, versucht,die Strukturen der organisierten Kleinproduzenten zu zer-

stören, den Markt zu dominieren und die Preise zu diktieren– mit fatalen Folgen und Abhängigkeiten. Das generell nied-rige Bildungsniveau spielt dem Konzern dabei in die Hände.Dole löst einige Kleinproduzenten aus der bisherigen Orga-nisation heraus, arbeitet eine Zeit lang öffentlichkeitswirk-sam mit ihnen zusammen, um sie dann fallen zu lassen.

Die bisherigen Organisationen werden dadurch zerstört. Der Faire Handel ist angesichts dieses neuen Akteurs eher inGefahr. „Ich wünsche mir eine klare Definition und Rückbe-sinnung darauf, was der Faire Handel eigentlich ist“, sagte

er. Allerdings muss diese Rückbesinnung angesichts derwirtschaftlichen Weltlage und der schwierigen Situation inPeru möglichst rasch geschehen.

Robin Roth (FLO) bestätigte: „Wir hören immer wieder vonsolchen schlechten Erfahrungen.“ Solange jedoch die Stan-dards offen für jeden Akteur sind, lässt sich manches nichtverhindern. „Manche sehen offene Standards (bei denenalso alle Unternehmen mitmachen können, die sich daranhalten) als Gefahr, manche als Chance. In diesem Punktherrscht Uneinigkeit.“ Beim „Strategic Review“, dem sichdie internationale Siegel-Organisation derzeit unterzieht, istdieser Punkt besonders wichtig. Der Maßstab des FairenHandels muss die Verbesserung der Situation armer Klein-produzenten bleiben. Ob dazu auch „Schwarze Listen“ mitNamen von Firmen beitragen können, die ihre Macht miss-brauchen und dem entsprechend vom Siegelsystem ausge-schlossen werden können, ist ebenfalls noch offen und inder Diskussion. „Der Faire Handel muss jetzt eine Atempau-se nehmen und gut überlegen, wie es weitergeht“, sagte er.„Wir können uns jetzt nicht erlauben, Fehler zu machen.“

Klaus Wilmsen (Vorstand Transfair) betrachtete zwei Facet-ten des Themas. Zum einen bestätigte er, dass der FaireHandel gut aufpassen muss, wenn neue Akteure das Feldbetreten. Verträge müssen korrekt ausgestaltet und ihre Ein-haltung kontrolliert werden. Andererseits nahm er auch die

neuen Akteure im Handel in Deutschland in den Blick. KlausWilmsen, der bei Karstadt als Leiter der Qualitätssicherungund Umweltschutzbeauftragter tätig ist, sprach sich dafüraus, fair gehandelte Produkte auch in Kaufhäusern und Dis-countern weiter bekannt zu machen. „Wir haben alle etwasdavon“, sagte er. Allerdings sei auch hier Vorsicht geboten:Discounter dürfen die fair gehandelten Produkte nicht zuNiedrigstpreisen „verramschen“, und die hohe Qualität derProdukte muss weiter sichergestellt werden. Kritik an unfai-ren Arbeitsbedingungen auch in Deutschland muss nach wievor erlaubt sein.

Wohin soll sich der Faire Handel entwickeln? Mit José Lecarnaqué (CEPIBO, Verband von Bio-Bananen-Kleinproduzenten, Peru), Robin Roth (FLO, Fairtrade Labelling Organization International), Tom Speck (GEPA – The Fair Trade Company), Christian Mitterlehner (Weltladen Innsbruck und Berater der ARGE Weltläden, Österreich) und Klaus Wilmsen(Transfair-Vorstand und Leiter Qualitätssicherung/Umweltschutzbeauftragter von KARSTADT). Moderation: Birgit Lieber und Birgit Schößwender.

Neue Akteure im Fairen Handel

Birgit Lieber (rechts) und Birgit Schößwender (links) führten durch dasGespräch mit José Lecarnaqué, Tom Speck, Klaus Wilmsen, Christian Mitterlehner und Robin Roth (von links).

„Die Fair Handels-Bewegung darf sich nicht trennen lassen.“

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Tom Speck (GEPA) fasste zusammen: Neue Akteure kommenauf den Markt, mehr fair gehandelte Produkte werden abge-setzt. „Das ist es, was wir alle wollten, oder?“, sagte er.„Die Quantität wächst, doch was geschieht mit der Quali-

tät?“ Zweifel an den Motiven von Discountern wie Lidl, diefair gehandelte Produkte nach massiver öffentlicher Kritikan ihren Arbeitsbedingungen ins Angebot nahmen, sindberechtigt. Weiter gilt es zu beobachten, was die neuenAkteure mit dem Fairen Handel machen und was sich für dieProduzenten dadurch ändert. „Wer steuert wen?“ fragte er.Eines ist jedoch sicher: Die Bewegung darf sich nicht tren-nen lassen durch diese Fragen, sonst wird sie zur „Kirscheohne Stein.“ Eine strategische Ruhepause zu nehmen, istdaher klug.

Christian Mitterlehner (Weltladen Innsbruck und Beraterfür Weltläden in Österreich) brachte eine Außensicht in diedeutsche Diskussion ein. Die Akteure des Fairen Handelsmüssen realisieren, dass die aktuelle Situation erst derAnfang einer tief greifenden Veränderung ist. Wenn mannicht aufpasst, werden Weltläden in ihrer jetzigen Form baldkeine Rolle mehr spielen. Er ermutigte die Akteure, deut-

licher herauszuarbeiten, wo die Unterscheidungsmerkmalezwischen konventionellem Handel und Fairem Handel liegen.Fairer Handel muss weniger gepredigt, sondern erlebbarwerden und sich durch ein besonderes Flair auszeichnen

(„Erlebniseinkauf“ mit anderenProdukten, höheren Standards undAngeboten über die Ware hinauswie Information, Beratung, politi-sche Aktionen). „Konzentrierenwir uns nicht auf Lidl, sondern aufuns“, sagte er. Die Weltwirtschaft

über das Konzept der Weltläden allein ändern zu wollen, someinte er, „schaffen wir nicht“. Aber Weltläden haben dieChance zu wachsen, die „Avantgarde in der Nische“ zu wer-den und neue Konzepte zu entwickeln, die dann wieder vonanderen kopiert werden.

Die Moderatorinnen Birgit Lieber und Birgit Schößwenderfassten zusammen: Die Runde offenbarte vor allen Dingeneine lange Liste an Hausaufgaben für den Fairen Handel. Die Aktivitäten von internationalen Unternehmen und Groß-plantagen im Segment Fairer Handel fordern auch kritischesDenken heraus. „Was wollen wir erreichen?“ „Wie gehenwir mit den neuen Akteuren um?“ „Welche Kriterien legenwir zugrunde?“ Das sind nur einige der offenen Fragen,denen sich die Akteure nun widmen müssen. Weiter bear-beitet werden muss insbesondere die Frage, wie wir eineAusweitung des Marktes mit möglichst hohen Standardsbewerkstelligen können.

Fair ist mehr! 16

Weltladen Innsbruck: Erlebniseinkauf mit Flair und hochwertigen Produkten.

Plenum 2

Avantgarde in der Nische? Weltläden sollten weiter an neuen Konzeptenarbeiten.

„Fairer Handel muss weniger gepredigt,

sondern erlebbar werden.“

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Forum 2

Der Faire Handel ist ursprünglich angetreten, um die Lebens-bedingungen von benachteiligten Produzenten in den Län-dern des Südens zu verbessern. Doch mittlerweile werden„faire Preise“ auch für Bauern im Norden reklamiert. Zudemwirft die Zusammenarbeit mit Discountern die Frage auf, ob„Fairness“ im Handel sich nicht auch auf die Vermarktungim Norden beziehen muss. Um diese Fragen ging es imzweiten Forum.

Manfred Fürst (Naturland) stellte zunächst den Ansatz der„Fairen Partnerschaften“ seines Öko-Anbauverbands mit18.000 Landwirten und Erzeugern in Deutschland und44.000 Bauern weltweit vor. Dazu gehört die Einführungvon Sozialrichtlinien für alle Naturland-Partner auf der Basisder langjährigen Erfahrungen mit Fair Handels-Organisatio-nen. „Öko-Landwirtschaft und Faire Partnerschaften gehö-ren zusammen“, sagte er. Als Kriterien nannte er sozialeVerantwortung, langfristige Handelsbeziehungen, faireErzeugerpreise, regionalen Rohstoffbezug, Qualitätssiche-rung und die Förderung von sozialen, ökologischen undkulturellen Projekten – in den Ländern des Südens aberauch in Deutschland. Slogans wie „Fair zum Bauern“ oder„Fairer Milchpreis“ verdeutlichen dies, auch wenn derBegriff „fair“ in diesem Zusammenhang eine neue Bedeu-tung bekommt.

Rainer Kau leitet die Lidl-Kampagne bei ver.di, die dieArbeitsbedingungen der Beschäftigten des Billig-Discountersändern will. Bisher werden dort zumeist Frauen mit Migra-tionshintergrund in Teilzeit eingestellt und sehr schlechtbezahlt. Gleichzeitig blockiert Lidl die Gründung vonBetriebsräten. Nur so, meinte Rainer Kau, kann sich der Discounter, der mittlerweile auch, womöglich zur Pflege desramponierten Images, Fairtrade-gesiegelte Artikel anbietet,seine niedrigen Preise leisten. Diese Methode bedroht dengesamten Einzelhandel, der ebenfalls mit schlechteren Löh-nen und niedrigen Preisen reagiert. Es ist zwar eine ver-ständliche Verlockung, fair gehandelte Produkte in Discoun-tern wie Lidl etablieren zu wollen. Doch sollten bei Koope-rationen solcher Art (in diesem Fall zwischen Transfair undLidl) künftig möglichst von Anfang an die Gewerkschafteneinbezogen werden.

Reinhard Koppe (Brot für die Welt) erinnerte daran, dassLidl nur stellvertretend für viele Bereiche mit schlechtenArbeitsbedingungen in Deutschland steht. Einerseits ist essehr wünschenswert, die noch immer niedrigen Quoten vonfair gehandelten Produkten durch den Verkauf in Discounternzu erhöhen. Andererseits funktioniert das nicht, ohnezugleich auf die Geschäftspolitik der Händler zu achten.„Sonst haben wir ein Glaubwürdigkeitsproblem“, sagte er. Er sprach sich dafür aus, Kriterien zu entwickeln und faireArbeitsbedingungen in Deutschland durch Präambeln in denLizenzverträgen durch Transfair festzuschreiben. Außerdemmeinte er, dass die Begriffe „fair“ und „bio“ nicht vermischtwerden sollten. Eine Biobanane ist nicht unbedingt fair pro-duziert worden, das muss den Verbrauchern weiter deutlichgemacht werden.

Gisela Welbers ist Koordinatorin für entwicklungspolitischeBildungsarbeit bei der Neusser Eine Welt Initiative (NEWI),einer Mitgliedsorganisation von Transfair. Auf die Frage, obein Siegel für fair gehandelte Produkte diese zusätzlichenKriterien überhaupt erfüllen könnte, sagte sie: „Ich meine, esgeht nicht.“ Das Fairtrade-Siegel ist ein Produktsiegel, dasbessere Bedingungen für Produzenten in den Ländern desSüdens garantiert. Mehr kann es nicht leisten. Andere Akteu-re sind gefordert: Die Gewerkschaften einerseits und diePolitik andererseits, um ungerechte globale Handelsstruktu-ren zu verändern.

In der Diskussion mit den Forumsteilnehmern wurde deutlich,dass sich die Akteure eine bessere Kontrolle der gesamtenProduktions- und Vermarktungskette von fair gehandeltenbzw. fair gehandelten und Bioprodukten wünschen. Bereitsbestehende Ansätze sollen weiter entwickelt werden. Wieweiter? fragten die Moderatoren am Ende des Podiums undfassten zusammen, was die Teilnehmer und die Podiums-gäste erarbeitet hatten: Die Kooperation mit den Gewerk-schaften soll ausgebaut werden, die deutsche Sicht in dieFLO-Debatte um eine Neuausrichtung der Siegel-Standardseingebracht werden, und die Unternehmen müssen verstärktan ihre Verantwortung erinnert werden. Faire Arbeitsbedin-gungen auch im Norden sahen die meisten alsein wichtiges Thema für die Zukunft des FairenHandels an.

Ist der Faire Handel auch ein Konzept für den Norden? Mit Manfred Fürst (Naturland – Verband für ökologischen Landbau), Rainer Kau (Lidl-Kampagne von ver.di), Reinhard Koppe (Brot für die Welt) und Gisela Welbers (NEWI, Neusser Eine Welt Initiative).Moderation: Hans-Christoph Bill und Birgit Schößwender.

Fairer Handel nur für den Süden?

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Wie lässt sich die Marketing-Trommel für den Fairen Handelwirkungsvoll schlagen? Welche Chancen und Risiken birgtdie Öffentlichkeit für das Thema? Peter-Werner Hildebrandstellte neue Ansätze vor.

Für Verbraucher wird es immer schwieriger, die zahlreichenBotschaften in den Medien zu decodieren, sagte er. In ersterLinie bleiben in den Köpfen der Menschen Schlagzeilen ausPolitik, Boulevard, Sport usw. hängen. Aber es gibt nocheine andere, emotionale Ebene des Bewusstseins, die nichtnur materiell, oberflächlich, auf Äußeres bezogen ist. Ange-sichts des Bio-Booms und einer breiten Zustimmung derBevölkerung zu den Prinzipien des Fairen Handels (50 Pro-zent) bieten sich gute Möglichkeiten, die Verbraucher aufdieser Ebene zu erreichen. „Die Markt-Teilnehmer des FairenHandels haben hervorragende Chancen, die Themenführer-schaft für Sozial-Ethik, Ökologie und alternative Ökonomiezu übernehmen“, sagte er. Mit Ideen, Vernetzung und syste-matischem Marketing kann ein neues Bewusstsein erfolg-reich kommuniziert werden. Als gute Beispiele, neue Strate-gien und neue Wege zu kommunizieren, nannte er unter

anderem das Produkt „Bionade“, das mit emotionalen Ideenfür eine bessere Zukunft werbe, und Kampagnen wie „Dubist Deutschland“ von Medien und Wirtschaft oder „DieGesellschafter“ der Aktion Mensch.

Doch er benannte auch Risiken: Der Begriff „fair“ wirdderzeit inflationär gebraucht. Große Unternehmen wieKrombacher oder Volvic nutzen den Trend durch Charity-Aktionen aus, und eine immer größere Vielfalt an Produkt-siegeln verwirrt die Verbraucher. Weiterhin ist die bisherigeKommunikation der Fair Handels-Akteure oft zu wenig posi-tiv emotional und zu „absenderorientiert“, um den Verbrau-cher zu erreichen. Die Menschen sind zudem nicht bereit,mehr als zehn Prozent Preisaufschlag gegenüber konven-tionellen Produkten zu akzeptieren.

Als Chancen bezeichnete er einerseits den Medienhype um Bio, Klimawandel und Fair Trade und ein wachsendesBewusstsein für das Thema. Doch da der Faire Handel sehrviele Aspekte und Botschaften gleichzeitig vermitteln will,besteht auch das Risiko, sich zu verzetteln: „Viele gutgemeinte Aktivitäten der Akteure zersplittern die Durch-setzung einer klaren verständlichen Botschaft.“ Das wirdderzeit beispielsweise durch monotone Bildwelten, fehlendepositive Emotionen und zu viel Sachlichkeit und Absender-Kommunikation deutlich. Er riet den Akteuren, sich mit Wirt-schaftsunternehmen, Medien, Institutionen, Handel, Gastro-nomie und anderen Akteuren zu vernetzen nach dem Motto:„Zusammen viel erreichen – auch mit kleinem Budget“. Dadie Kunden Vertrauen suchen, müssen Transparenz, Profilie-rung und Authentizität des Fairen Handels gegenüber neuenZielgruppen und Kunden ausgebaut werden. „Es gehtdarum, Genuss, Spaß und Freude mit allen fair ge-handelten Produkten zu vermitteln“, resümierte er.

Neue Strategien für den Fairen HandelVortrag von Paul-Werner Hildebrand (organic Markenkommunikation)

Kommunikation – alles nur Schall und Rauch?

Paul-Werner Hildebrand, organic Markenkommunikation

Vortrag

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Forum 3

Das dritte Forum widmete sich der Weiterentwicklung derFairen Woche. Die Teilnehmer diskutierten die Fragen „Wassind die derzeitigen Stärken der Fairen Woche?“ sowie „Was kann besser werden?“

Vieles ist bereits positiv und hilfreich, manches kann nochbesser gemacht werden, darin war sich die Diskussionsrun-de einig. Seit 2001 wird die Faire Woche dezentral in Welt-läden, Schulen, Supermärkten, Verbraucherzentralen undanderen Orten als bundesweite Aktionswoche durchgeführt,

um die Öffentlichkeit über den Fairen Handel zu informierenund neue Käuferschichten zu gewinnen. Im Gegensatz zummehr politisch orientierten Weltladentag (World Fair TradeDay) versteht sich die Faire Woche eher als Informations-veranstaltung. Veranstalter der Aktion ist das Forum FairerHandel, finanziert wird sie durch das Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und diekirchlichen Hilfswerke.

Die Entwicklung der Fairen Woche in den letzten Jahren istsehr positiv: Jahr für Jahr finden mehr Veranstaltungen statt,immer mehr Mitveranstalter beteiligen sich an der FairenWoche und auch die Medienpräsenz der Aktion nimmt zu. Diesiebte Faire Woche findet vom 15. bis 28. September 2008unter dem Motto „Doppelt gut! Bio im Fairen Handel“ statt.

Positiv werteten die Diskussionsteilnehmer die zentraleOrganisation, das einheitliche Erscheinungsbild, die Einbe-ziehung von Produzenten aus dem Süden, gute Give-Awaysund die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für das Thema.Trotzdem können der Bekanntheitsgrad noch gesteigert,mehr Bildungsarbeit geleistet und die Materialien optimiertwerden.

An Ideen trug die Diskussionsrunde zusammen:l Die Erstellung von lokalen Veranstaltungsfaltblättern im

CI der Fairen Woche ermöglichen, indem Gestaltungs-elemente als Datei zur Verfügung gestellt werden

l Projektwochen an Schulen durchführenl Zentrale Anzeigen in großen Medien schaltenl Eventuell Gebühren für die Materialien erhebenl Mehr Produktinformationen zur Verfügung

stellen.

Neue Ideen für die Faire Woche!Leitung: Christoph Albuschkat (Weltladen-Dachverband) und Claudia Brück (Transfair), Koordinatoren der Fairen Woche

Faire Woche jetzt und in Zukunft

Gemeinsam für den Fairen Handel: Produzentenvertreter aus verschiedenen afrikanischen Ländern und die Schirmherrin der Fairen Woche, Bundesministerin Wieczorek-Zeul, informieren über den Fairen Handel.

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Joaquin Vásquez stellte in seiner Präsentation die sozio-ökonomische Situation Ecuadors sowie die Situation derkleinbäuerlichen Erzeuger dar: Kleinbauern werden immer stärker von den globalisiertenMärkten und ihren Zugängen verdrängt. Es ist sehr schwie-rig für Kleinbauern, Zugang zu technischen Neuerungen, zuInvestitionskrediten und zu notwendiger Infrastruktur zu

erhalten. Multinationale Unternehmen beeinflussen wirt-schaftlich und politisch den nationalen Markt durch ihreMonopolstellung. Zudem behindern nichttarifäre Handels-hemmnisse des Nordens zunehmend den Marktzugang von Kleinproduzenten im Süden. Ein Beispiel: EURORPGAP(european good agricultural practises), ein von europä-ischen Supermarktketten entwickelter Standard zur Verbes-serung der Lebensmittelsicherheit. Die – vor allem techni-schen – Standards sind für Kleinbauern kaum erreichbar.Joaquin Vásquez sah die vornehmliche Aufgabe des FairenHandels in einer schützenden Politik für und in einer fokus-sierenden Politik auf Kleinbauern.

José Lecanarqué präsentierte seine Kooperative CEPIBO ausPeru und erläutert aktuelle Probleme:In CEPIBO sind 1.500 Kleinproduzenten organisiert. CEPIBOengagiert sich in der politischen Lobbyarbeit für seine Mit-glieder. Der Faire Handel stellt für sie einen Schutz dar, indem sich Kleinproduzenten weiter entwickeln können. Aktuell birgt der Eintritt Multinationaler Unternehmen wie

z. B. Dole in den Fair Handels-Markt auchGefahren: So nimmt Dole massiven Ein-fluss auf kleinbäuerliche Strukturen,schüchtert Kleinbauern ein und versucht,ihre Organisationen zu schwächen odergar zu zerstören.

CEPIBO ist von Dole als Handelspartnerabhängig: 60% der Produktion wird anDole verkauft. Das sind 15 ContainerBananen. Nur ein einziger Containerdavon wird zu Fairtrade-Konditionengehandelt.

José Lecanarqué forderte, dass der FaireHandel sich neu auf Kleinproduzentenbesinnt. Alle Kräfte sollten sich auf dieVerbesserung der Organisationsstrukturender Kleinbauern konzentrieren. Nur wenndies gelingt, können sie insgesamt im

Wettbewerb gegenüber den Multinationalen Unternehmenbestehen und kostendeckende Preise realisieren.

Marita Wiggerthale von Oxfam arbeitet aktuell an einerStudie über Supermarktketten. Ihre Eingangsthese: NiedrigePreise in den Supermärkten korrelieren mit den schlechtenProduktionsbedingungen in den Erzeugerländern.

Die fünf großen Supermarktketten haben in Deutschlandeinen Marktanteil von 70% des LEH. Man geht im allge-meinen von einer Wettbewerbsstörung aus ab einer Markt-konzentration von mehr als 40%.

Moderation: Thomas Hoyer (dwp eG) und Rudi Pfeifer (BanaFair), Zusammenfassung: Markus Boese und Antje Edler

Teil 1: Bananen – Kleinbäuerliche Erzeugung zwischen Markt und MultisMit Joaquin Vásquez (Urocal, Ecuador), José Lecanarqué (CEPIBO, Peru) und Marita Wiggerthale (Oxfam).Leitung: Rudi Pfeifer (BanaFair)

Fairer Handel produktspezifisch

Arbeitsgruppe I

José Lecanarqué von CEPIBO erläutert aktuelle Probleme.

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Fair ist mehr! 21

Die Standardisierung bei der Produktion von Lebensmittelnwird für kleinbäuerliche Bewirtschaftung zunehmend uner-reichbar.

Wettbewerb führt zu niedrigeren Verbraucherpreisen, aberdie Zeche zahlen die Zulieferer mit Preisdruck, Mengen-,Liefer- und Terminzusicherungen sowie abgewälzten Lager-kosten.

Beispiel Bananenhandel: 80% des Weltexports kommt ausPlantagen. Der Tageslohn von Plantagenarbeitern in CostaRica sank zwischen 2000 und 2003 von 12-15 $/Tag auf 7-8 $/Tag und damit unter das Existenzminimum.

In der allgemeinen Diskussion wurde deutlich:Der Faire Handel braucht mehr denn je eine politischeDimension, um die Spielregeln des Welthandels zugunstender Kleinbauern zu verändern.

Multinationale Unternehmen interessieren sich nicht fürregionalspezifische Probleme von Kleinbauern. Es kommtimmer wieder zu Interessenkonflikten zwischen Großinves-toren und kleinbäuerlichen Strukturen, z. B. um Grund undBoden, wenn Großinvestoren lukrative Monokulturen aus-bauen wollen und Wasserressourcen ausschließlich für sichverwenden.

Der Faire Handel sollte sich für eine wirtschaftliche undsoziale Entwicklung von Kleinproduzenten einsetzen. Inwie-fern dies mit den wirtschaftlichen Interessen von multinatio-nalen Unternehmen kompatibel sein kann, ist fraglich. Klein-produzenten sollten nicht durch große Akteure aus dem FairHandels-Markt verdrängt werden.

Betont wurde insbesondere:Der Faire Handel sollte zu seinen Ursprüngen, Werten undZielen zurückkehren. Die Akteure sollten sich mehr auf ihrespezifischen Rollen besinnen.

Der Faire Handel ist eine alternative Handelsbewegung. Es geht nicht nur um operative partnerschaftliche Handels-beziehungen. Zum Fairen Handel gehören die politischeDimension und Kampagnen untrennbar dazu.

Arbeitsgruppe I

„Der Faire Handel sollte sich für eine wirtschaftliche und

soziale Entwicklung von Kleinproduzenten einsetzen.“

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Arbeitsgruppe I

Fair ist mehr! 22

Der Faire Handel scheint nur aus Lebensmitteln zu bestehen.Die Medienberichterstattung zum Fairen Handel findet fastausschließlich zu Fairtrade-gesiegelten Produkten statt.Beworben werden somit in erster Linie Lebensmittel. EinWeltladen bietet wenig Attraktivität für einen in den ent-sprechenden Sendeformaten üblichen Einkaufstipp. Das fairgehandelte Handwerk kommt somit in der öffentlichenWahrnehmung kaum vor.

Absatz- und Umsatzrückgang von Handwerk im Fairen HandelDie Gründe für den Absatz- und Umsatzrückgang bei fairgehandeltem Handwerk sind vielfältig: ein unattraktivesWarensortiment, schlechte Verfügbarkeit der Produkte undkeine Vertriebschancen außerhalb von Weltläden mangels

einer Fair Handels-Kennzeichnung. Die Fair Handels-Impor-teure investieren zu wenig in Design, Mode und Trendbera-tung. Die Qualität der Produkte unterscheidet sich kaumvom günstigen Mainstreammarkt. Gleichzeitig mangelt es bei den Weltläden an einer guten Warenpräsentation. Sie treten auf dem Markt zu heterogen auf, der Weltladen-Dachverband wird immer noch zu wenig als Koordinierungs-und Angebotsinstanz wahrgenommen.

Roopa Mehta (Sasha, Indien) verdeutlichte die Konsequen-zen für die Produzenten: Die Produzenten verlieren dieChance auf ein Zusatzeinkommen. Es mangelt an Motivationfür eigene Investitionen in Bezug auf Qualität und Diversi-fizierung. Markttrends zu folgen, wird fast unmöglich. Neuekreative Ideen von weiteren Handwerksproduzenten findenkeinen Absatz. Notwendig sei daher die Investition in Hand-werk, so wie es zum Beispiel die GEPA im Bereich Lebens-mittel getan hat.

Aus Sicht der Handwerksproduzenten müssen die Fair Han-dels-Organisationen im Norden reagieren. Gebraucht wer-den, um dem Trend entgegen zu steuern, gute Produkte, dieansprechend präsentiert werden, möglichst in Weltläden inbester und trendiger Lage. Kunden wollen begeistert wer-den! Hierfür bedarf es gemeinsamer Strategien und Vernet-zung. Die Importeure benötigen eine bessere Kenntnis überdas Käuferverhalten, um Strategien zu entwickeln. Deshalbmüssen Importeure und Weltläden enger und besser zusam-men arbeiten.

IFAT Siegel – Chance oder Gefahr?Die IFAT-Konferenz 2007 in Blankenberge hat mehrheitlichdafür votiert, Ende 2008 ein Siegel insbesondere für Hand-werk einzuführen. Dies soll es nur für IFAT-Mitglieder geben,die das IFAT-Monitoringsystem durchlaufen haben. Ein unab-

hängiger Zertifizierer wird für die entsprechenden Prozessebeauftragt. In den Produzentenländern sollen dafür Prüferausgebildet werden. Mit dem neuen IFAT-Siegel verbindendie Produzenten die Hoffnung auf einen besseren Zugang zuden Mainstreammärkten. Denn mit einem Siegel für fairgehandeltes Handwerk kann der Kunde zwischen „konven-tionell“ und „fair gehandelt“ unterscheiden. Der Faire Han-del auf Vertrauensbasis wird ergänzt durch eine systema-tische Nachprüfbarkeit. Es soll ein günstiges, bezahlbaresSiegelsystem werden. Potenzielle Chancen sind Qualitäts-steigerung und damit verbunden eine Attraktivitäts- undUmsatzsteigerung als Mehrwert auch für Weltläden. Gleich-zeitig könnten die Importeure den zertifizierten Produzentenneue Marktzugänge verschaffen.

Demgegenüber bestehen auch Risiken. Die Fairtrade-Stan-dards könnten durch weitere Siegel auf dem Markt ver-wässert werden. Den Kunden wird die Orientierung nicht

Teil 2: Zukunft des Handwerkssortiments im Fairen HandelMit Roopa Mehta (Sasha, Indien) und Lucas Caldeira (Asha, Indien).Leitung: Thomas Hoyer (dwp eG)

„Gebraucht werden qualitativ hochwertige Produkte,

die ansprechend präsentiert werden, möglichst in Weltläden

in bester, trendiger Lage.“

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Arbeitsgruppe I

Fair ist mehr! 23

erleichtert. Eine Abgrenzung von Trittbrettfahrern wird weitererschwert. Zudem könnten die Zertifizierungskosten explo-dieren und so die Verkäuflichkeit der Produkte gefährden.

Handwerk als ProfessionalisierungschanceHandwerk kann Weltläden einen spezifischen Charakter ver-leihen (Weltladen als „Weltboutique“). Dafür ist eine klareProfilierung mit hochwertiger Ware und professionellerBeratung notwendig. Die wäre zudem ein Alleinstellungs-merkmal für Weltläden, das das Konkurrenzverhältnis zurNaturkostbranche und dem Lebensmitteleinzelhandel ent-spannen könnte. Durch eine Konzentration auf Handwerkkönnen neue Kunden gewonnen werden, die Individualitätschätzen. Denkbar wäre eine signifikante Erhöhung desRohertrags, was wiederum ein positives Investitionsklimafür Weltläden (Personal, Umzug, Ladenbau und Gestaltung)nach sich ziehen kann.

Arnaldo Neira Camizán riss das Problem an, dass es in Perunur einen FLO-zertifizierten Aufkäufer und Exporteur für fairgehandelten Kaffee gibt. Dieser ist gleichzeitig größter,nationaler Kaffeeexporteur. Damit beherrscht er den gesam-ten, nationalen Kaffeemarkt – auch den des Fairen Handels.Meist werden nur Bruchteile der produzierten Rohkaffee-menge über den Fairen Handel verkauft. Für die Restmengen gilt immer häufiger: Verwendung anderer Siegelsysteme, umwettbewerbsfähig zu bleiben. Dies ist sehr aufwendig undentsprechend teuer für die Produzentenorganisationen.Große Sorgen bereitet der Common Code for the CoffeeCommunity (4C), weil auch Großproduzenten in Peru 4C-Kaffee verkaufen und somit als Konkurrenten für die Klein-produzenten auftreten.

Gerardo de León kritisierte die hohe Belastung von Klein-bauern durch Mehrfachzertifizierungen: Fairtrade- und Bio-Zertifizierung, EU-Standards, Japan-Standards, USA-Stan-dards, Naturland-Richtlinien sind nur die wichtigsten. Nichtfair oder bio zertifizierter Kaffee (bei FEDECOCAGUA immer-hin 60%) muss auf anderen Märkten verkauft werden, z. T.wieder mit anderen Zertifizierungssystemen. FEDECOCAGUAmuss sämtliche Systeme seinen 20.000 kleinbäuerlichen Mit-gliedern erklären und sie entsprechend schulen. Somit ent-stehen der Organisation für jedes Zertifizierungssystem Zeit-

aufwand und Kosten für Erklärung, Einführung, Monitoringund Dokumentation. Auf der anderen Seite wollen dieExporteure günstigen Kaffee und wechseln gegebenenfallsauch die Länder und Rohkaffeeanbieter, da sie durch natio-nale Büros sämtliche Angebote und Preise im Blick haben.Zu prüfen ist, ob nicht eine bessere Abstimmung z. B. unterden einzelnen Bio-Inspekteuren helfen könnte, Zeit und Geldeinzusparen.

„Der faire Kaffeepreis“Der Sozial- bzw. Entwicklungsaufschlag wurde jüngst von5% auf 10% erhöht. Dieses Instrument des Fairen Handelsist elementar. Hiermit wird Bildungsarbeit finanziert undInvestitionen in zukünftige Generationen getätigt. So wer-den mit diesen Mitteln z. B. Stipendien für studierendeProduzentenkinder vergeben.

In der Zukunft notwendig sind:l Kostenreduzierung durch gemeinsame Zertifizierung

inklusive Biozertifizierungl Anwaltschaft für Kleinbauern durch FLOl Signifikante Verbesserung der Kommunikation von FLO

mit Produzenten!

Teil 3: Mehrfachzertifizierung und ein sich wandelnder Markt – Konsequenzen für KaffeeproduzentenMit Gerardo de León (FEDECOCAGUA, Guatemala) und Arnaldo Neira Camizán (CEPICAFÈ, Peru).Leitung: Thomas Hoyer (dwp eG)

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Arbeitsgruppe II

Fair ist mehr! 24

Ziel der Arbeitsgruppe war es, die positiven Wirkungen desFairen Handels im Süden mit verschiedenen Produzenten-vertretern herauszuarbeiten, seine Grenzen auszuloten unddie Verbindung zwischen Fairem Handel und Entwicklungs-zusammenarbeit (EZ) zu skizzieren. Angesichts der neuenAkteure im Fairen Handel wurde gefragt, ob die ursprüng-lichen Ziele des Fairen Handels noch aktuell sind. Problemewurden benannt und Lösungsmöglichkeiten bzw. entspre-chende Arbeitsaufträge an das Forum Fairer Handel gegeben.

1. Runde: Fairer Handel zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die Arbeitsgruppe begann mit einer Vorstellung der Produ-zentenorganisationen La Sureñita in Honduras durch BelsahiHerrera und der Undugu Society in Kenia durch Fred Masin-de. Dabei wurden Wirkungen und Grenzen des Fairen Han-dels konkretisiert, ebenso wie die Rolle der Entwicklungs-zusammenarbeit für die Organisationen. Im Anschlussäußerten Vertreter verschiedener Organisationen (ATOs,Weltläden, Transfair) ihre Sicht zu den Vorträgen. Die Diskussion in der Arbeitsgruppe lässt sich wie folgtzusammenfassen:l Positive Wirkungen des Fairen Handels: langfristige

Handelsbeziehungen, als Konsequenz hieraus sozio-öko-nomische Verbesserungen; besonders für Frauen Stärkungihrer Rolle und Position; das Entstehen politischer Akteu-re, lokal, regional und Süd-Süd Netzwerke. Wichtig sindBeratungsleistungen, Vorfinanzierung und Kontinuität.

l Grenzen des Fairen Handels: Vor allem beim Handwerksind Absatzmöglichkeiten beschränkt (in Deutschlandbislang nur über Weltläden). Die Nachsichtigkeit der ATOsbezüglich Lieferbedingungen behindert manchmal dieProfessionalisierung der Produzenten-Organisationen.Qualitätsmängel können den Süd-Nord-Handel behindern.Interne Abläufe bei Produzentenorganisationen sindschwer von hieraus zu beraten und zu begleiten. Meist ist vorher Aufbauarbeit notwendig. Da jede Produzenten-organisation eine andere Realität hat, sind Probleme undLösungswege selten direkt vergleichbar. Mit dem FairenHandel erreicht man nicht die Ärmsten der Armen! Erfolg-reiche Kleinproduzentenorganisationen stellen eine Kon-kurrenz für etablierte Großproduzenten bzw. -unterneh-men dar und sind als Folge mit Neid und Angriffen kon-

frontiert. Weltläden sind oft „konsumfeindlich“, das istfür den Verkauf nicht förderlich. Investitionen in Bildungund Fortbildung sind im Süden wie im Norden nötig. DerFaire Handel in Deutschland sollte sich keine „Graben-kämpfe“ liefern, sondern an einem Strang ziehen!

l Ziele des Fairen Handels: Fairer Handel ist mehr als derHandel mit Produkten! Prozesse im Süden müssen beglei-tet, Korruption und undemokratische Strukturen bekämpftwerden, um damit auch den politischen Einfluss von Pro-duzenten zu stärken.

l Zusammenarbeit des Fairen Handels und der Entwick-lungszusammenarbeit in Deutschland: Die EZ hat für die Produzentenorganisationen oft eine wichtige Rolle imVorfeld des Fairen Handels, besonders in den BereichenFortbildung, Organisationsentwicklung und Aufbau vonInfrastruktur. Allerdings arbeiten EZ und Fairer Handel

oft unkoordiniert „nebeneinander“. Teilweise sehenAkteure der Entwicklungszusammenarbeit den Fairen Handel kritisch, oder sie haben andere Schwerpunkte. Das gegenseitige Interesse an Kooperation sollte geklärtwerden. Ein konkreter Vorschlag ist die Vernetzung vonProduzentenorganisationen vor Ort, um das Wissen vonFair Handels-Organisationen an andere Gruppen weiter-zugeben.

2. Runde: Neue Entwicklungen und neue Akteure – Chance oder Risiko?

Die beiden peruanischen Produzentenvertreter ArnaldoNeira Camizán von CLAC/CEPICAFE und José Lecarnaqué vonCEPIBO berichteten zunächst von ihren Organisationen undstellten dann ihre aktuellen Erfahrungen mit dem Auftretenvon großen bzw. multinationalen Unternehmen im FairenHandel vor:

Arbeitsgruppe II: Wirkungen im SüdenMit Belsahi Herrera (La Sureñita, Honduras), Fred Masinde (Undugu Society, Kenia), Arnaldo Neira Camizán (CLAC/CEPICAFE, Peru), José Lecarnaqué (CEPIBO, Peru).Moderation: Andrea Fütterer (GEPA) und Heike Teufel (Misereor), Zusammenfassung: Katharina Lux

Wirkungen des Fairen Handels im Süden

„Der Faire Handel ist mehr

als der Handel mit Produkten.“

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Arbeitsgruppe II

Fair ist mehr! 25

l CLAC/CEPICAFE (Kaffee): Verschiedene Risiken und Wett-bewerbsvor- bzw. nachteile werden durch die Zulassungvon PERHUSA – dem größten peruanischen Kaffee-Expor-teur – als anerkannter FLO-Exporteur offenkundig: gerin-gere Kosten durch die Größe der Unternehmen, die opera-tiven Kosten sind bei basisdemokratischen Organisationenper se höher als bei hierarchischen Strukturen (z. B. durchdie Finanzierung von Bildungsmaßnahmen und die Erhal-tung der partizipativen Organisationsstruktur). Die großenExporteure bieten den Bauern für FLO-zertifizierten Kaffeeoft keine Vorfinanzierung an, die aber für Kleinbetriebeäußerst wichtig ist. Kurzfristig werden im lokalen Kontextauch einmal höhere Preise an die Bauern gezahlt, umKleinbauern von ihren Organisationen „wegzulocken“.Die ungleichen Voraussetzungen und genannte unlautereMethoden führen zu einer steigenden Marktmacht vonGroßunternehmen im Fairen Handel und schwächen Klein-bauernorganisationen. Damit wird eines der wichtigstenZiele des Fairen Handels, die Stärkung von Kleinbauern-organisationen, nicht mehr erreicht.

l CEPIBO (Bananen): Wie auch im Beispiel Kaffee wird dieSchwächung von Kleinbauernorganisationen durch dasAuftreten von großen Unternehmen im Fairen Handelbeschrieben (vgl. hierzu die Ausführungen zu Dole imPlenum 2, S. 15). Es wird kritisiert, dass Großunternehmen z. T. den Fairen Handel instrumentalisieren, um sich ein„sauberes Image“ zu verschaffen.

„Eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen

Fairem Handel und Entwicklungsorganisationen

könnte einen größeren Nutzen für Produzenten bedeuten.“

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Fair ist mehr! 26

Arbeitsgruppe II

Schlussfolgerungen der Produzentenvertreter: l Multinationale Unternehmen und deren nationale Zuliefer-

Strukturen wie z. B. Dole, Nestlé, PERHUSA sollten ausdem FLO-System ausgeschlossen werden.

l Die Stellen für FLO-Inspektoren sollten frei ausgeschrie-ben werden und die Besetzung mit den Produzenten-organisationen koordiniert werden, um Personen mitausreichend Erfahrung zu finden.

l Die Vorfinanzierung sollte obligatorisch sein, wenn dieProduzentenorganisation dies wünscht.

l Entwicklung heißt nicht nur, einen angemessenen Preis zubezahlen, sondern vor allem solidarisches Handeln vorOrt, Stärkung der Fähigkeiten von Kleinbauern in Manage-ment, Verwaltung und Vermarktung, Erfahrungsaustauschzwischen Kooperativen, kommunale Zusammenarbeit undpolitische Interessenvertretung.

l Die Akteure im Fairen Handel (z. B. Weltläden) solltenauch Lobbyarbeit für Handelspartner leisten, wenn ihreMenschenrechte durch mächtige Interessen akut bedrohtsind (z. B. Bergbaukonflikt in Peru, welcher dieLebensgrundlage von Kleinproduzenten massiv bedroht).

Ein weiterer Aspekt der anschließenden Diskussion war die Frage, inwieweit FLO große und multinationale Unter-nehmen wirklich kontrollieren kann? Reichen die bisherigenStandards und Kriterien dafür aus? Bisher müssen die Expor-teure als FLO-Lizenznehmer selbst keine Standards als FairHandels-Organisationen erfüllen, nur die Einhaltung derHandelsbedingungen wird kontrolliert. Offen blieb die Fragewelche Rolle das Forum Fairer Handel in der Diskussion umgroße Strukturen und Standards übernehmen kann.

3. Runde: Komplexe Wirkungen im Blick – Wie erreichen wir unsere Ziele?

Eingangs wurden in einem kurzen Input nochmals dieGrundfragen skizziert, welche im Laufe der ersten beiden

Workshops implizit immer wieder auftauchten: Handel undEntwicklung, wie kann das zusammengehen? Was heißt„Entwicklung“ überhaupt? Mehr Selbstbestimmung von Pro-duzenten und eine Veränderung des Welthandelssystemsoder eine bessere Anpassung der Kleinproduzenten an dasbestehende System und ein besserer Marktzugang für sie?Welches sind die ursprünglichen Ziele des Fairen Handels,und sind es heute bei allen Akteuren noch dieselben? Noch-mals hingewiesen wurde außerdem auf die Tatsache, dassalles Tun im Fairen Handel im Norden konkrete Auswirkun-

gen auf die Handelspartner hat. Die Komplexität dieserWirkungen in den spezifischen Kontexten gerät aber oft ausdem Blick. Zudem werden die Wirkungen oft aus einer Nord-perspektive beurteilt und nicht von den Handelspartnernselbst.

In Kleingruppen wurden Schlussfolgerungen und konkreteArbeitsaufträge an das Forum Fairer Handel formuliert:l Das Forum Fairer Handel soll den Dialog mit FLO und

Transfair zur geplanten Überarbeitung der Zertifizierungs-standards suchen. Die Interessen der Partner im Südenmüssten stärker in die Arbeit von FLO einfließen.

l Das Forum soll den Dialog mit Organisationen der Ent-wicklungszusammenarbeit suchen, um durch eine koordi-nierte Zusammenarbeit einen größeren Nutzen für dieProduzentenorganisationen zu erzielen.

l Das Forum Fairer Handel soll einen Dialog der Fair Han-dels-Akteure in Deutschland über Visionen und Zielsetzun-gen im Fairen Handel initiieren, um sich auf eine gemein-same Zukunftsvision zu einigen.

l Die Produzentenvertreter votieren dafür, dass multinatio-nale Unternehmen und große nationale Strukturen nichtim FLO-System zugelassen werden.

l Die Fair Handels-Netzwerke Nord-Süd und Süd-Süd sollenunterstützt und gestärkt werden.

„Entwicklung heißt nicht nur einen fairen Preis zu bezahlen,

sondern die Fähigkeiten von Kleinproduzenten zu stärken.“

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Fair ist mehr! 27

1. Runde: Muss Fairer Handel politisch sein?

In einer Fishbowl-Diskussion wurden von den Teilnehmendender AG und den Gästen Gerd Nickoleit (GEPA), Lucas Caldei-ra (Asha, Indien), Klaus Wöldecke (Weltladen-Dachverband)und Peter Fuchs (WEED, Weltwirtschaft, Ökologie und Ent-wicklung) die Ausgangspositionen zusammengetragen.

Die Diskussion begann mit einem provokativen Eingangs-statement von Peter Fuchs: „Fairer Handel braucht nichtpolitisch zu sein, wenn er sich in einer Nische mit seinenLOHAS1) wohl fühlt und es sich nicht mit dem BMZ, der Poli-tik und Teilen der Grünen verscherzen will“.

Im weiteren Diskussionsverlauf wurde dann sehr deutlich:Fairer Handel muss politisch sein, wenn er strukturelleVeränderungen erreichen will.

Als Gründe wurden angeführt: Wachstum heißt nicht auto-matisch Wohlstand für Alle; in Nord und Süd entsteht einewin/win-Situation, wenn Fairer Handel in der Lage ist, Advo-cacy-Arbeit in Nord und Süd zu leisten; die wirtschaftlicheBedeutung des Fairen Handels ist bisher zu gering, um ohnepolitische Arbeit auszukommen.

Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass für politischeArbeit die Grundlagen wichtig sind: Welches Menschenbildhaben wir? Was heißt Unterstützung von Marginalisierten?Wo ist die Grenze für Marginalisierung? Anschließend trugen die Teilnehmer nachstehende Punkteund Fragen für die weitere Diskussion in der AG zusammen:

l Welche Ziele werden mit politischer Betätigung verfolgt?l Balanceakt: Produkte verkaufen und politisch tätig sein.l Mehr Auseinandersetzung nötig, wer ist Partner im Fairen

Handel, wer ist Konkurrent? l Welche strategischen Bündnisse eingehen, um politisch zu

agieren und dabei auch Konsumenten zu erreichen?l Gesamte Wertschöpfungskette betrachten! Kann Fairer

Handel an der Landesgrenze halt machen? Wie kann FairerHandel im Norden aussehen?

l Faire Beschaffung mit gesiegelten Produkten von Firmen,die arbeitsrechtliche Mindeststandards im Norden miss-achten?

l Politische Vernetzung der für den Fairen Handel Tätigenfehlt – „jeder ist sich selbst genug“.

l Jeder Akteur solle „seine“, spezifische Rolle ausfüllen.l Fairer Handel als Teil rebellischer, solidarischer Ökonomie,

neue Radikalität wegen Umwelt und Klima nötig.

Arbeitsgruppe III

Arbeitsgruppe III: Fairer Handel politischMit Gerd Nickoleit (GEPA), Lucas Caldeira (Asha, Indien), Klaus Wöldecke (Weltladen-Dachverband), Peter Fuchs (WEED), Evita Schmieg (BMZ), Anja Osterhaus (Fair Trade Advocacy Büro, Brüssel), Helmut Breiderhoff (Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Cierpka (IFOAM).Moderation: Ruben Enxing (Weltladen-Dachverband), Barbara Asbrand (AK Advocacy), Zusammenfassung: Lutz Heiden

Muss Fairer Handel politisch sein?

Wie viel Politik muss sein? Die Arbeitsgruppe diskutierte lebhaft.

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Fair ist mehr! 28

2. Runde: Welche Rolle spielt der Faire Handel zwischen staatlicher Regulierung und Unterstützung?

Gäste der Podiumsdiskussion waren Evita Schmieg (BMZ),Anja Osterhaus (Fair Trade Advocacy Büro in Brüssel),Helmut Breiderhoff (Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen) und Thomas Cierpka (IFOAM).

Thomas Cierpka erläuterte die Vor- und Nachteile staatlicherRegulierung vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Bio-Bereich: Es besteht die Gefahr, dass die staatliche Regulie-

rung nur Standards auf kleinstem gemeinsamen Nenner her-vorbringt und die Akteure die Verantwortung für die Weiter-entwicklung der Standards aus der Hand geben.

Anja Osterhaus schilderte die aktuellen Entwicklungen bzgl.Regulierung des Fairen Handels auf europäischer Ebene: Es gibt in einzelnen Ländern (Frankreich, Italien) Gesetzes-initiativen zur Regulierung des Fairen Handels. Auch wenndiese Gefahr nicht akut ist, besteht u. U. für die EU die Not-wendigkeit, eine europäische Regelung zu beschließen,wenn es widersprüchliche Regelungen in den Mitglieds-staaten gibt und dies zu Konflikten führt. Evita Schmiegergänzte, dass dies solange nicht der Fall ist, solange sichder Faire Handel intern auf gemeinsame Standards einigt. In der Diskussion wurde deutlich, dass aktuell die größereHerausforderung die Überlegungen für eine ISO-Normierungdes Fairen Handels (eine Initiative der Verbraucherverbändeauf internationaler Ebene) darstellen.

Ein weiteres Thema der Diskussion war die Frage, wie diePolitik den Fairen Handel unterstützen kann. Hierbei ging esu.a. um die ebenfalls notwendige Lobby- und Advocacy-

Arbeit gegenüber den Regierungen der Entwicklungsländerund um die mangelnde Präsenz der Fair Handels-Akteuredort, wo die Politik stattfindet.

Als Ergebnis dieser Runde wurden vier Aufgabenbereiche für das Forum Fairer Handel festgehalten:l Repräsentanz in Berlinl Lobbyarbeit professionalisierenl Struktur des Fairen Handels stärkenl Interne Harmonisierung anstreben (Eine Stimme/Generic

Standards)l ISO-Normierungsprozess beobachten

3. Runde: Ergebnisse und Arbeitsaufträge aus der AG Fairer Handel politisch

In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmenden ihre Positio-nen zu den zukünftigen Themen, zur Rolle und Struktur desForum Fairer Handel und zu Vernetzungspotenzialen.Zugleich sollten Vorschläge für konkrete Schritte unterbreitetwerden. Die Vorschläge wurden anschließend vorgestellt.Alle Teilnehmer erhielten die Möglichkeit, mit drei Stimmendie aus ihrer Sicht wichtigsten Punkte herauszuheben.Besonders häufig wurde betont, dass die Inhalte geklärtsein sollen, bevor politische Instrumente festgelegt werden.(11) 2)

Zukünftige politische Themen:l Komplexität und Einzigartigkeit des Fairen Handels kom-

munizieren/Fairer Handel ist mehr als nur Verkauf (7) l Klärung bio ungleich fairl Beschlüsse für faires Beschaffungswesen in allen

deutschen Parlamentenl Basis-Fair-Trade Siegel l Glaubwürdigkeit erhalten/Hohe Standardsl Neu-Definition: Zielgruppenl Betonung politischer Ansatz: Handelssystem ändern

Struktur:l Advocacy-Büro in Berlin mit 2-3 Stellen (7)l Präsenz in Brüssel

Arbeitsgruppe III

„Fairer Handel muss politisch sein,

wenn er strukturelle Veränderungen

erreichen will.“

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Fair ist mehr! 29

Vernetzungspotenziale:l Engerer Kontakt zu verwandten NGO: attac, Gewerk-

schaften, etc. (3) l Campaigning mit anderen NGO (FIAN, agl) (2) l Nord-Süd-Dialog (2)l Potenzial des FH: Mobilisierung in Gruppen und Weltlädenl Austausch zwischen Politikern aus Nord & Süd zu Fairem

Handel

Rolle des Forum Fairer Handel:l Forum Fairer Handel als Ort der Debatte nutzen

(Kontroversen, Einigung) (4)l Kampagnen entwickeln und koordinieren (2)l Themen identifizieren und Richtung bestimmen (2)l Politischen Einfluss entwickeln (lokal, regional, national)l Arbeitsteilung begleitenl Politische Arbeit durch Bildungsarbeit ergänzen

Konkrete Schritte:l Bei Aktionen wie Faire Woche die Botschafter von Partner-

ländern zu Aktionen einladen (2)l Weltläden erobern das Rathaus mit ihren Produkten,

100 Städte dadurch vernetztl Urgent actionsl Ausgesuchte MdB regelmäßig kontaktierenl Fair Trade Kongress in Berlinl Professionelle Lobbyarbeit in Berlinl Erstellung eines Vergleichs von Sozialsiegelnl Fairness unter allen Teilnehmenden innerhalb des Systems

1) LOHAS sind die aktuelle Zielgruppe aus der Trend- und Markt-forschung; (Lifestyle Of Health And Sustainability)

2) Zahlen in Klammern kennzeichnen die Häufigkeit der Nennung bei Mehrfachnennungen

Arbeitsgruppe III

Ergebnisse der AG Fairer Handel politisch auf einen Blick.

Lobbyarbeit in Berlin: Kleinbauernvertreter aus Lateinamerika stoßen mitBundesentwicklungsministerin Heidemarie Wiezcorek-Zeul auf den Startder fünften Fairen Woche an.

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Arbeitsgruppe IV

Arbeitsgruppe IV: BildungsarbeitModeration: Brigitte Binder (Evangelischer Entwicklungsdienst) und Heiner Grysar (Misereor)Zusammenfassung: Julia Goebel

Bildungsarbeit für Schule und Jugend

Fair ist mehr! 30

Die AG Bildungsarbeit diskutierte die Welt des Lernens rundum den Fairen Handel. „Rund um“ war dabei Programm:Verschiedene Präsentationen und Teilnehmer zeigten, dassdas Lernen sich auf den Ebenen des Schüler-Lehrer-Lernens,informellen Lernens sowie Seminaren für Multiplikatorenbezieht. Als zentralen Aspekt bearbeitete die Arbeitsgruppevor allem die Bildungsarbeit im Bereich Schule/Jugend.

Anbieter wie das Aachener Projekt „fairbinden“ oder Welt-läden wie Marburg, Münster und weitere bieten eine zuneh-mend große Palette qualifizierter Lernangebote im BereichSchule an. Doch auch kleinere Weltläden sind aktiv, kaumein Weltladen bleibt heutzutage „schulfrei“, fast jeder hatschon mehrfach Kontakte zu Schulen gehabt. Die Schulenihrerseits werden ebenfalls immer aktiver: Schülerfirmenzum Fairen Handel, Faire Kisten im Lehrerzimmer, Unter-richtsprojekte usw.; die vielfältigen Aktivitäten rund um den

Fairen Handel in der Schule, aber auch in Kindergärten undJugendgruppen sind kaum mehr zu beschreiben. Doch fürdie meisten Aktiven bleibt es unübersichtlich: Wer spieltwelche Rolle bei der Finanzierung, wo gibt es eine zentraleSammlung von Materialien, wer vermittelt Multiplikatoren,und wo sind Patentrezepte für ehrenamtliche Mitarbeiterabgespeichert? Auch den hauptamtlichen Bildungsreferen-ten stellen sich viele Fragen, vor allem: Wie können im Laufeeines dreistündigen Lernangebots die anspruchsvollen Zieledes Globalen Lernens umgesetzt werden?

Barbara Asbrand betonte in ihrem Input zum Globalen Ler-nen: „Eine Stärke des Fairen Handels als Lernort ist seineVielfältigkeit, d.h. die Gleichzeitigkeit von sinnvoller kari-tativer Tätigkeit, politischen Kampagnen, professionellemökonomischem Handeln, kreativen und praktischen Tätigkei-ten.“ Im und mit dem Fairen Handel kann das Globale Ler-nen als Prinzip einer Bildungsarbeit, die sowohl inhaltlich alsauch methodisch weltgesellschaftlicher Komplexität gerecht

werden soll, sinnstiftend umgesetzt werden. Jugendlichekönnen hier (ebenso wie Erwachsene als Mitarbeiter imWeltladen) das Handeln erproben. Insbesondere als Ergän-zung regulärer Unterrichtsformen ist diese Selbstwirksam-keitserfahrung, wie sie der Faire Handel bietet, bedeutsam.Zudem ist das Lernen unter Gleichaltrigen (Peermilieu) ganzentscheidend und bietet zum Teil noch ungenutztes Poten-zial für Bildungsangebote zum Fairen Handel. Das Kaufver-halten interessiert nur am äußersten Rande, entscheidendsind die Möglichkeiten, den Fairen Handel als Hinweis aufAlternativen zum Weltwirtschaftssystem bzw. als eine Hand-lungsoption für die Lerngestaltung zu nutzen. Im Mittel-punkt stehen dabei: Das Experimentieren, das Ausprobieren,das Handeln. In dieser Hinsicht entsteht allerdings ein Span-nungsfeld zwischen der Idee „offener Lernangebote“, derenWirkung auf die Bewussteinsbildung der Lernenden offenbleibt, und den wertorientierten Intentionen, das Lernen mit

weltweiter Gerechtigkeit, Nach-haltigkeit etc. zu verknüpfen.Festzuhalten bleibt, dass anstelleder „Bewusstseinsbildung“ derfrühen Fair Handels-Jahre heutemaßgeblich der Kompetenzerwerbim Mittelpunkt steht. Das „Han-

deln“ soll nicht per Moralkeule vermittelt, sondern dieHandlungsfähigkeit aufgezeigt werden.

Zurück zur Frage der Umsetzung: Um diese Ziele zu errei-chen, braucht das Lerngeschehen die erforderliche Zeit. Ineiner einstündigen Klassen-Exkursion in den Weltladen kannnicht Handlungsfähigkeit erprobt werden, sondern allenfallsNeugier auf eben diese geweckt werden. Deshalb ist esbesonders wichtig, den Fairen Handel an die Schulen zubringen und Lehrer zu motivieren, da diese an den lang-fristigen Lernprozessen entscheidend beteiligt sind.

Als Ergebnisse der Arbeitsgruppe lassen sich festhalten: Schnittstelle zwischen Schule und Fairem Handel nötigl Eine Schlüsselrolle für die Bildungsarbeit kommt allen

voran der Schule zu, aber auch den einzelnen Lehrern undErziehern. Deshalb ist es wichtig, die Rahmenbedingun-gen von Schule (und Kindergarten) zu verfolgen, um sodie Integration in die aktuelle Schulentwicklung leisten zu

„Eine Stärke des Fairen Handels als Lernort

ist seine Vielfältigkeit.“

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Arbeitsgruppe IV

Fair ist mehr! 31

können. Bisher ist die Schnittstelle zwischen Schule undFairem Handel nicht gewährleistet. Doch diese Schnittstel-le ist personell wie finanziell die Grundlage für die Verste-tigung und notwendige Qualifizierung. Denn erst einekontinuierliche „Brücke“ kann als zentrale Anlaufstelle fürUnterrichtsmaterial, Beratungsbedarf, Verbindung unter-schiedlicher Arbeitsweisen sorgen und nicht zuletzt Lob-byarbeit leisten.

Eventcharakter als Mehrwert des Fairen Handelsl Der Eventcharakter des Fairen Handels, insbesondere im

Weltladen, ist sein Mehrwert. Der sinnstiftende Lerntextim Fairen Handel wird vor allem in der Konkurrenz mitneuen Akteuren deutlich (auch im Bildungsbereich tau-chen Unternehmen wie Kraft Foods im Gewand vonCorporate Social Responsiblity und als „Hochglanz“-Konkurrenz auf). Mit Blick auf diese Entwicklung ist es

besonders wichtig, den Fairen Handel als Konzept mitErlebnischarakter auszubauen. Nicht nur professionellgeführte Weltläden können das notwendige Erschei-nungsbild bieten, das Engagement und Handlungspraxisauch für Kinder und Jugendliche interessant macht.

Den Lernort Weltladen nutzen und stärkenl Weltläden kommen als Lernorte zum Fairen Handel beson-

dere Bedeutung zu. Sie dienen einerseits als Plattform fürdie Begegnung und real existierende Handlungspraxis,andererseits als Träger von entwicklungspolitischer Bil-dungsarbeit. Die Weltläden sind als Lernorte zu stärkenund in die professionelle Weiterentwicklung des FairenHandels einzubeziehen. Besondere Stärke der Weltlädenist die Verankerung in der lokalen Struktur, dem Gemein-wesen und die hohe Motivation der Mitarbeitenden.

Die Bildungsarbeit braucht Kontinuität in der Förderung l Die übergroße Kakaobohne auf dem Schulhof, ein tolles

Jugendevent und weitere Projekte, die mit Hilfe begrenz-ter Projektfinanzierungen im Bildungsbereich aus demBoden sprießen, sorgen für punktuelle Aufmerksamkeit.Doch neben diesen zahlreichen Kleinprojekten kann nureine kontinuierliche Förderung die Bildungsarbeit gründ-lich und qualifiziert verankern. Multiplikatorenprojektewie in Münster oder Fortbildungen für Engagierte könneneine Verstetigung leisten. Nicht zuletzt die Schnittstellezur Schule braucht sowohl auf lokaler als auch auf über-regionaler Ebene dauerhaftes hauptamtliches Personal,sonst ist die Verankerung des Fairen Handels in der schu-lischen Bildungsarbeit und die gezielte Erstellung vongeeigneten Materialien nicht zu leisten.

Akteure der Bildungsarbeit im Fairen Handel brauchenVernetzungl Aufgrund der vielfältigen Projekte gibt es einen großen

Fundus an Erfahrungen mit Bildungsmaterialien und Kon-zepten. Ein regelmäßiger Austausch, evtl. auch auf regio-naler Ebene ist notwendig, um die Qualität der Bildungs-arbeit weiter zu entwickeln. Die Akteure sollten dabeiauch offen für neue und ggf. ungewöhnliche Koopera-tionspartner sein.

Erfahrungsaustausch ist wichtig: Bildungsmaterialien zum Fairen Handel.

Ergebnisse sichern: Die Teilnehmer trugen Empfehlungen für nächsteSchritte zusammen.

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1. Runde: Wie stellt sich der Faire Handel derzeit in derÖffentlichkeit dar? Wie ist er kommunizierbar?

Die Arbeitsgruppe begann mit einem Input von BarbaraSchimmelpfennig (GEPA), Claudia Brück (Transfair),Christoph Seitz (Weltladen-Dachverband) und Georg Abel(Verbraucher Initiative).

Die Hauptthesen aus der anschließenden Diskussionlauteten:l Die Auffindbarkeit der Produkte in Supermärkten wird von

„Otto-Normal-Verbrauchern“ durchweg positiv bewertet,Weltläden haben immer noch ein verhältnismäßig schlech-tes Image.

l Weltläden werden aber nicht mehr so abgelehnt wie nochvor Jahren, das Image hat sich durch die Kampagnen ver-bessert; zurückzuführen ist das aber auch auf die verbes-serte Qualität der Produkte.

l Der Weltladen-Dachverband sollte überlegen, wer zurFamilie gehören darf und wer nicht. Es muss dringendeine Diskussion über das eigene Selbstverständnis geführtwerden. Dabei darf Konflikten nicht aus dem Wege ge-gangen werden, evtl. kann man einen Teil der Weltlädennicht mit auf diese Reise nehmen. Es dürfen durch die

Kommunikation nach außen nicht höhere Erwartungengeweckt werden, als durch die Läden befriedigt werdenkönnen. Daher muss konkret definiert werden, was einWeltladen ist und was nicht. Ein Blick über den Tellerrandnach Österreich wäre vielleicht hilfreich…

l Die neue Kommunikationslinie der GEPA ist gut. Dieinhaltliche Information wird einfach und ganz automa-tisch auf den Verpackungen dargeboten. Das Image wirdinhaltlich mit den Produzenten verbunden, was eine deut-liche Stärkung bedeutet.

l Es wäre einfacher, wenn alle Lebensmittel gesiegeltwären, wenn es nicht die Unterschiede zwischen den

„klassischen“ Importeuren und Transfair gäbe, die an dieÖffentlichkeit kommuniziert werden müssen. Eigentlichmüssten alle gemeinsam „die eine Idee“ kommunizieren;wir müssten gemeinsam unser Profil schärfen.

l Wir sind uns einig darüber, was Fairer Handel ist, aller-dings stehen die einzelnen Kommunikationsstrategien derAkteure noch nebeneinander und können nicht zusam-mengebunden werden – und das wäre wichtig, um dasAnliegen des Fairen Handels besser kommunizieren zukönnen.

l Das Angebot der Lidl-Produkte ist die Chance, eine ganzneue Klientel anzusprechen. Denn wenn wir etwas errei-chen wollen, müssen wir den Absatz dramatisch steigern.

l Über den Wunsch, gemeinsam zu kommunizieren, hinausgibt es aber die (wirtschaftliche) Notwendigkeit, die eige-nen Profile zu stärken (als „Premiumsegment“ im FairenHandel). Vielen Produzenten ist es nicht egal, wo ihre Pro-dukte verkauft werden, sie wollen ihre Produkte nicht imDiscounter vermarktet wissen.

l Wir müssen uns nicht innerhalb des Fairen Handels von-einander abgrenzen, sondern gegenüber den „grauen“Anbietern von außen (Rainforest Alliance, 4C). Hiermüssen wir dringend gemeinsam kommunizieren.

2. Runde: Präsentation zweiererfolgreicher Marketingbeispieleaus dem „Süden“

Catalina Sosa von Sinchi Sacha berich-tete über den von ihrer Organisationbetriebenen „Museumsladen“ mitangeschlossenem Café in Quito.

Anschießend erzählte Christian Mitterlehner den Teilneh-menden die Erfolgsgeschichte des Weltladens in Innsbruck.

3. Runde: Zukunftsvisionen – Was müssen wir für denzukünftigen Erfolg tun?

Paul-Werner Hildebrandt von der organic Markenkommu-nikation gab einen Input, was für den zukünftigen Erfolgdes Fairen Handels zu tun sei.Die Hauptthesen der anschließenden Diskussion waren:l Die beiden Begriffe „bio“ und „fair“ werden von Konsu-

menten sicherlich nicht immer sauber getrennt, gehörenja aber eigentlich auch zusammen.

Arbeitsgruppe V

Arbeitsgruppe V: Fairer Handel in der AußendarstellungMit Barbara Schimmelpfennig (GEPA), Claudia Brück (Transfair), Catalina Sosa (Sinchi Sacha), Paul-Werner Hildebrandt (organic Markenkommunikation).Moderation: Georg Abel (Verbraucher Initiative) und Christoph Seitz (Weltladen-Dachverband)Zusammenfassung: Sigrun Haegele

Wie ist der Faire Handel kommunizierbar?

„Die wünschenswerte Botschaft:

Einkaufen im Weltladen ist ein Erlebnis!“

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l Es ist weiterhin notwendig, die Weltläden gezielt zubewerben und zu fördern, da sie immer noch zu wenigbekannt sind. Wünschenswert wäre, dass sie positiv undüber die Genussschiene argumentieren: „Einkaufen imWeltladen ist ein Erlebnis!“. Die Informationen sollte esdann erst später im Laden geben. Erst einmal sollen dieKunden hereingelockt werden.

l Man muss (als Kunde) das Gefühl haben, sich einer gutenSache anzuschließen. Der Kauf fair gehandelter Produktemuss ein gutes Gefühl auslösen!

l Wir dürfen nicht nur kommunizieren, dass Fairer Handelgut ist für den Kaffeebauern in Übersee, sondern auch fürden Konsumenten (auf der qualitativen Ebene).

l Kommunikation durch Einbeziehung moderner Medien(Chat, aktuelle Bilder, Blog usw.); es sollte die Möglichkeitzum Austausch zwischen Käufern und Produzenten gege-ben werden.

l Die Weltläden sollten sich eher auf Gewinne und derenVerwendung konzentrieren, darauf, dass sie Gewinne indie Entwicklung hierzulande investieren, z. B. in Stellen.

l Wie kann Markenkommunikation im Bezug auf Handwerkfunktionieren? Wie können wir uns da positiv absetzen?Die Authentizität muss herausgestellt werden: „Wir habendas Original!“

l Die Glaubwürdigkeit muss gesichert sein: „Der Inhalt istecht!“

l Gemeinsam Strategien fahren (verschiedene Importeurezusammen mit Weltläden), aber auch Kooperationenzwischen Weltläden und Lebensmitteleinzelhandel.

l Wir als politisch entstandene Bewegung müssen unsbewegen, müssen uns auf die Konsumenten zu bewegen.Wer sich jetzt – in der Wachstumsphase – nicht bewegt,wird es nicht überleben.

l Die Imagekampagne des Weltladen-Dachverband hat nicht nur nach außen, sondern auch in die Szene hineingewirkt. Sonst könnten wir die Diskussionen, wie wir siejetzt führen, nicht führen.

Arbeitsgruppe V

Neue Kommunikationsstrategien: Fair Trade Shop in Mumbay/Indien undPromotionsaktion der Verbraucher Initiative.

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Woran sollen das Forum Fairer Handel und die Mitglieds-organisatoren in der nächsten Zeit arbeiten? Um Zukunfts-strategien und gemeinsame Eckpunkte für die weitere Arbeitging es zum Abschluss des Kongresses.

Zunächst stellten die AGs ihre Diskussionsergebnisse undArbeitsaufträge vor:AG I: Fairer Handel produktspezifischl Mehrfachzertifizierungen sind eine Belastung für die Pro-

duzenten. Für die Zukunft ist es wichtig, sie kostengüns-tiger zu gestalten und Bio- und Fairtrade-Zertifizierungnäher zusammen zu bringen.

l Der Faire Handel soll seine Zielsetzung, die Lebensbedin-gungen der Kleinproduzenten zu verbessern, nicht ausden Augen verlieren. Die internationale SiegelorganisationFLO soll klar an der Seite der Partner stehen und sich vonInitiativen wie 4C abgrenzen.

l Die Chancen des Handwerks im Fairen Handel sollenerkannt und gefördert werden. Auch wenn fair gehandelteHandwerksprodukte derzeit nicht im Trend liegen, habensie viel Potenzial, das ausgeschöpft werden soll.

AG II: Wirkungen im Süden l Das Forum Fairer Handel soll den Dialog mit FLO und

Transfair zur geplanten Überarbeitung der Zertifizierungs-Standards suchen. Die Interessen der Partner im Südenmüssen stärker in die Arbeit von FLO einfließen.

l Das Forum soll den Dialog mit Organisationen der Ent-wicklungszusammenarbeit suchen, um durch eine koordi-nierte Zusammenarbeit einen größeren Nutzen für dieProduzentenorganisationen zu erzielen.

l Das Forum Fairer Handel soll einen Dialog der Fair Han-dels-Akteure in Deutschland über Visionen und Zielsetzun-gen im Fairen Handel initiieren, um sich auf eine gemein-same Zukunftsvision zu einigen.

AG III: Fairer Handel politischl Eine Debatte um einen neuen politischen Grundkonsens

ist nötig. Das Forum Fairer Handel soll diese Diskussionfür eine neue politische Definition des Fairen Handelsführen. Es geht um mehr als nur Produktverkauf, sondernauch um Inhalte, Ziele und die Interessen der Partner.

l Die politische Arbeit soll auch im Süden zusammen mitden Produzenten und Regierungen stattfinden.

l Ein gemeinsames Advocacy-Büro in Berlin könnte künftigständig die Anliegen des Fairen Handels in die Politik ein-bringen.

AG IV: Bildungsarbeitl Die Akteure des Fairen Handels brauchen bessere Orien-

tierungshilfen, klarere Zuständigkeiten im Fairen Handelund einen leichteren Zugang zu Materialien.

l Für bessere Bildungsarbeit ist ein Austausch der Akteurenötig. Dieser kann durch regionale und bundesweiteTreffen sowie durch ein Online-Forum organisiert werden.

l Die Materialien müssen besser auf die Zielgruppen zuge-schnitten werden. Sie sollen „sexy“ und „praxisnah“ sein.

AG V: Fairer Handel in der Außendarstellung l Das Ziel der Selbstdarstellung muss sein, nach außen zu

begeistern und nach innen begeistert zu sein. Der FaireHandel muss lernen, Ideen und Waren besser zu verkaufenund das Thema erlebbar zu machen für unterschiedlicheZielgruppen.

Abschlussplenum

Wo geht die Reise hin? Abschlussplenum: Wo geht die Reise des Fairen Handels hin? Mit dem Vorstand des Forum Fairer Handel und den Arbeitsgruppen-Leitern.Moderation: Hans-Christoph Bill, Birgit Lieber und Birgit Schößwender.

Packten Arbeitsaufträge in den (Kaffee-)Sack: Hans-Christoph Bill, Birgit Lieber und Birgit Schößwender(von links).

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l Ein Forum zum Thema Ideensharing könnte über dieHomepage des Forum Fairer Handel eingerichtet werden.

l Neue Marketingideen sollen gesammelt werden: Wie kannman viel erreichen mit wenig Geld?

Foren 1 und 2 und Plenal Die Akteure des Fairen Handels müssen ihr Profil als

„echte Fair Händler“ schärfen und sich gegenüber Tritt-brettfahrern stärker abgrenzen.

l Die Weltläden müssen sich professionalisieren.l Die Akteure des Fairen Handels sollen miteinander disku-

tieren, sich aber nicht auseinander dividieren lassen.

Forum 3: Faire Wochel Der einheitliche Auftritt der Aktionswoche nach außen

soll beibehalten werden, ebenso das Konzept der Aktions-woche.

l Bei den Materialien ist noch Feintuning nötig.l Die kommunikative Herausforderung, das Thema „Fair und

Bio“ zu transportieren, muss angenommen werden.

Alle Ergebnisse und Arbeitsaufträge packte das Modera-toren-Team in einen großen Kaffeesack, den sie mit demsprichwörtlichen roten Faden zusammenbanden. Gerd

Nickoleit vom Vorstand des Forum Fairer Handel nahm ihnstellvertretend entgegen. „Es ist unser Job, diesen Sackwieder aufzubinden und zu bearbeiten. Viele Diskussionenund Aufgaben warten auf uns in der nächsten Zeit. Eigent-lich könnten wir schon jetzt den nächsten Kongress planen.Ich hoffe, dass die konstruktive Arbeit der letzten Tage nungenauso weitergeht.“

Bevor die Moderatoren anlässlich des närrischen 11.11. imRheinland fair gehandelte Kamelle auf den Kongress regnenließen, fassten einige Teilnehmer im Saal noch einmalzusammen, was sie unter anderem mit nach Hause nehmenwollten:l Wichtige Gespräche und Begegnungen mit den Produzen-

ten, die dabei halfen, nicht zu vergessen, für wen manarbeitet.

l Eine gewisse Ratlosigkeit der Fair Handels-Bewegungangesichts rasanter Entwicklungen und neuer Akteure imFairen Handel.

l Einen geschärften Blick für die eigenen Ziele.l Eine vorsichtige Öffnung für alle, die etwas beitragen

wollen, aber die 100 Prozent noch nicht erreicht haben.l Den Wunsch nach einer Professionalisierung der Welt-

läden und einen regen Nord-Süd-Austausch.

Abschlussplenum

„Die Akteure des Fairen Handels müssen gemeinsam ihr Profil

als ,echte Fair Händler’ schärfen.“

Danksagungen

Ohne die Mitwirkung zahlreicher Akteure wäre der Kongress nicht so erfolgreich und reibungslos verlaufen. DerDank des Forum Fairer Handel gilt vor allem den Produzentenvertretern, dem Organisationsteam des Kongresses,den Referenten, den Moderatoren, den Dolmetschern und den zahlreichen Teilnehmern, die sich lebhaft an denDiskussionen beteiligt haben. Auch dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungsowie den kirchlichen Hilfswerken Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst und Misereor, die den Kongress finanziert haben, gilt ein herzliches Dankeschön.

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Teilnehmerliste

Teilnehmer Fair Trade Kongress „Fair ist mehr! Mit Fairem Handel zum Wandel” 9. bis 11. November 2007, Gustav-Stresemann-Institut, Bonn

Abel, GeorgVerbraucher Initiative

Abouleish, MariamSEKEM

Albuschkat, ChristophWeltladen-Dachverband

Alles, StefanieCulturbazar e.V.

Artmann, UrsulaWeltladen Bornheim

Asbrand, BarbaraForum Fairer Handel

Bald, PetraGEPA RFZ Wuppertal

Ballke, Christel Weltladen Mülheim

Bandel, TobiasEOSTA BV

Barthelmes, Ralf

Baumeister, ChristineAachener Weltladen

Beck, MartinaFair Trade e.V.

Beck, StephanGEPA

Bednarz, PeterVorstand Transfair e.V./aej

Beermann, MeikeFair Trade e.V.

Beindorf, SimoneFlüsterübersetzerin

Bellinghausen, Jannis

Benn, VictoriaWeltladen Köln

Berger, NadineForum Fairer Handel

Bernd, AnnetteAnnette Bernd Consult

Bill, Hans-Christophfair:werk

Binder, Brigitteeed

Birkenhagen-Schmitz, UtaWeltladen Schwieberdingen

Blendin, ManuelWeltladen Marburg

Bock, FritzWeltladen Aachen

Bockemühl, StefanEL PUENTE GmbH

Bode, Reinhild

Boese, MarkusFair Handels-Berater/DEAB

Brand, HelmutWeltladen Schweinfurt

Brand, DorisWeltladen Schweinfurt

Breiderhoff, Helmut Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Bruch, WiebkeHelferin

Brück, ClaudiaTransfair e.V.

Burger, MargretAktionskreis Eine Welt e.V.

Burkert, BettinaBanaFair

Büttner, Birgit GEPA

Cabrera, SantiagoNES e.V.

Caldeira, LucasAsha

Cierpka, ThomasIFOAM

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Teilnehmerliste

Cruz, KleberFlüsterübersetzer

Dahlem, Elisabethdwp eG

Damke, HartmutWeltladen Minden

Dänzer-Vanotti, IreneJournalistin

de León, GerardoFEDECOCAGUA

Dembny, MartinaWeltladen Solingen

Dieckmann, BärbelBundesstadt Bonn

Domscheit, MathiasHelfer

Dosch, ThomasPräsident Bioland

Driessen, MartineWeltladen-Dachverband

Drögendiek, AnkeFAIR Handelsgesellschaft

Edler, AntjeForum Fairer Handel

Edmaier, JuliaUni Augsburg

Enxing, RubenWeltladen-Dachverband

Estermann, RenataTerrafair

Evertz, MariaWeltladen Köln

Fech, Katharina Eine-Welt-Laden Fürth e.V.

Feith, JensTransfair e.V.

Fels, Regina

Fels, MiraDoktorandin

Fischer, HelgeBanaFair

Flaig, KatharinaUni Passau

Fricke, VeraBerliner Bohne

Frommeyer, BrigitteGEPA

Frowein, Evelin GEPA

Fuchs, PeterWEED

Fürst, ManfredNaturland

Fusenig, WernerBDKJ, GEPA Münster

Fütterer, AndreaGEPA

Garbor, JenniferPaderborner Weltladen Karibuni

Garcia, JoséGEPA

Gekeler, MoritzDaimler AG

Gerdemann, Martin GEPA Aussendienst LEH-GV

Girndt, Ilse Eine Welt Laden Krefeld

Goebel, Julia c/o Anna OttWeltladen-Dachverband

Gordon, TinaEED

Gortnar-Schacherer, DamjanaWeltladen Wipperfürth

Greifenhahn, ClaudiaFAIRE

Grimm-Cierpka, Barbara

Gross, Catharina Damian-Team-Eine Welt Versand GmbH

Grysar, HeinerMisereor

Gschwender, LisaFörderverein der Ökotrophologie

Gubisch, MariaWeltladen-Dachverband

Haegele, SigrunWeltladen-Dachverband

Hahn, FelixFlüsterübersetzer

Heiden, LutzFair Handels-Berater/Baobab

Heiland, Anne-LenaAachener Weltladen – Utropia

Heitz, AlexandraWeltladen la tienda

Henke-Wozniak, ElviraGEPA

Henrichs, RegineKosMoKult/El Puente

Herrera, BelsahiLa Sureñita

Hildebrand, Paul Wernerorganic Markenkommunikation GmbH

Hobmaier, GertiGEPA

Hoering, Gabriele SEZ

Höhrmann, MelanieFörderverein der Ökotrophologie

Hoyer, Thomasdwp eG

Hüging, GregorWeltladen Nordhorn

Inostroza, Jorge GEPA

Ipaktschi, SussanBDKJ

Ippensen, AnnaDolmetscherin

Jähn, KlausBramfelder Laterne, Weltladen undInfozentrum Globales Lernen

Jänsch, StephanieWeltladen-Dachverband

Jansen-Garz, GundisRedaktion Welt&Handel

Jung, Tina

Junker, ChristineWeltladen Regentropfen Offenburg

Kabus, RainerFair-Laden

Kampschulte, ChristophSEKEM Europe GmbH

Kau, Rainerver.di

Keller, MarikitFlüsterübersetzerin

Klaiber, MichaelGEPA

Klemmt, MarcoNEWS!

Klupsch, MartinELAN e.V.

Kneusels, Andreas

Knipping, GeorgAK Eine Welt Münster

Kochhan, BarbaraDolmetscherin

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Kocken, MarlikeEFTA

Kocks, PeterGTZ

Koen, SintubinTechniker

Kolmans, AliciaMisereor

Kolta, JasminFlüsterübersetzerin

Konwinski, JanWeltladen Aachen

Koops, KatrinRegionale Bildungsstelle des DED/NRW

Koppe, ReinhardBrot für die Welt

Kreutzberger, Stefanmedienbuero eco

Krier, Jean-MarieFairfutures

Krischik, TatjanaProduktdesignerin

Kühnrich, JulianeRegionales Fair Handels-Zentrum GEPA Berlin

Lang, Martindwp eG

Langen, NinaDoktorandin Agrarökonomie

Laroppe, FrancoiseNES e.V.

Lauber, JohannesWeltläden in Hessen – Fair Handels-Beratung

Lecanarqué, JoséCEPIBO

León Aparício, JuanBolivien Arbeitskreis, BDKJ

Lessing, MartinEl Martin – Fachgeschäft für fairen Handel

Lieber, Birgitfair:werk

Lübke, VolkmarVorstand Transfair e.V.

Lüder, YvonneTOP 21 e.V. – Weltladen und Forum für Umwelt und Entwicklung

Ludwig, GabrieleWeltladen Backnang

Lueg, AnnegretEine Welt Netzwerk Bayern e.V.

Lux, KatharinaWeltladen-Dachverband

Macías Reyes, RosaFlüsterübersetzerin

Maier, EvaFair Handels-Beraterin Bayern

Masinde, FredUNDUGU Society

Matschke, SusanneFörderverein der Ökotrophologie

Mbindyo, WynnieFlüsterübersetzerin

Mehlitz, ElkeEine Welt Laden Nümbrecht

Meisel, Moritz

Meißner, ElkeVerbraucherzentrale NRW

Mehta, RoopaSasha Export

Mitterlehner, ChristianWeltladen Innsbruck

Möller, BeateGEPA

Morandell, ChristinaGEPA

Moritz, LindaHelferin

Mouanda, GregoryTOP 21 e.V. – Weltladen und Forum für Umwelt und Entwicklung

Müller, Christine Weltladen-Dachverband

Neira, SergioFEDECOCAGUA

Nelson, FriedhildEine-Welt-Markt Siegburg

Nickoleit, GerdGEPA

Nicotera, RubenDolmetscher

Ohmann, Edda Weltladen Mülheim

Osterhaus, AnjaFair Trade Advocacy Office

Palm, JulianeEL PUENTE GmbH

Peters, GerhardFair-Laden

Pfeifer, RudiBanaFair

Pfütze, UlrikeFAIRE Dresden

Pfütze, NorbertFAIRE Dresden

Piepel, KlausMisereor

Posse, DirkLa Tienda Münster

Preißel, SaraUniversität Kassel

Putz, RainerRegenwaldladen

Raabe, SaschaMdB

Teilnehmerliste

Fair ist mehr! 38

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Radecke, Gabriele Fair Handels-Beraterin/DEAB

Ranitzsch, Frederick Helfer

Raschke, MarkusFair Handels-Berater Bayern

Reckling, Moritz

Rehm, IngeWeltladen „Fenster zur Welt“

Rehwald-Stahl, ElkeWeltladen Weilburg

Reichert, Tobias FUE AG Handel/Germanwatch

Reinecke, JulianeFLO e.V.

Riek, BarbaraEvangelischer Entwicklungsdienst

Rodriguez, PatriciaWeltladen Aachen

Röhl, AlbertTOP 21 e.V. – Weltladen und Forum für Umwelt und Entwicklung

Röhl-Sinhart, UrsulaTOP 21 e.V. – Weltladen und Forum für Umwelt und Entwicklung

Rosenbaum, VirnaFHW Berlin

Roth, RobinFLO International e.V.

Rust, MartinGEPA

Saenz Toscano, PaolaFlüsterübersetzerin

Sager, CorinnaWeltladen-Dachverband

Schichaliejewa, HeikeGEPA

Schimmelpfennig, BarbaraGEPA

Schindler, WilfriedWeltladen-Dachverband

Schlüter, CharlotteEine Welt Netz NRW

Schmidt, HelgaEine-Welt-Markt Siegburg

Schmieg, EvitaBMZ

Schmitz, ArnoWeltladen Schwieberdingen

Schoger, HeinkeDritte-Welt-Laden GmbH Berlin

Scholl, ElenaForum Fairer Handel

Scholz, IngeGEPA

Scholz, MairaWeltladen KHG Mainz

Schößwender, Birgitfair:werk

Schürmann, PetraKindermissionswerk „Die Sternsinger“

Schweitzer, Kerstin GEPA

Seitz, KlausBrot für die Welt

Seitz, ChristophWeltladen-Dachverband

Shishkova, AugustinaWeltladen Fulda

Siekmann, Anna-GertrudEine-Welt-Laden Witzenhausen

Sigle, MargareteDW EKD/Brot für die Welt

Sokoll, JürgenEine Welt Netz NRW, Büro für fairen Handel

Sosa, CatalinaSinchi Sacha

Speck, SabineGEPA

Speck, TomGEPA

Stahl, KrineFlüsterübersetzerin

Starmanns, MarkDepartment of Geography, University of Zurich

Steinmeyer, DirkLa Tienda Münster

Stoffels, Gaby Weltladen Mülheim

Stricker, StephanMisereor

Stülb-Vormbrock, AngelikaELAN e.V.

Ternieden, Ulrike Weltladen Mülheim

Teufel, HeikeMisereor

Thomé, Ursula GMÖ, Gemeindedienst für Mission und Ökumene – Region WestlichesRuhrgebiet

Utzolino, Katharina Süd Nord Kontor, GEPA Nord

Vásquez, JoaquinUROCAL

Vásquez-Caicedo, Gloria

von Geibler, Justus

Vukasovic, VeronicaCulturbazar e.V. Verein zur Förderungder Bildung für nachhaltige Entwicklung

Vuksic, VioletaFörderverein der Ökotrophologie

Wark, CarolaDolmetscherin

Wassermann, FraukeWeltladen Nordhorn

Weber, Dorothea GEPA

Weber, Ivana

Weichardt, PeterWeltladen-Dachverband

Weingärtner, KlausSEZ

Welbers, GiselaNEWI e.V.

Welsing, Annefreie TV-Journalistin

Werler, JörgVorstand Transfair e. V./Forum Fairer Handel

Wiedemann, Anna RiantiWeltladen-Dachverband

Wilmsen, KlausVorstand Transfair e.V./Karstadt

Winkler, ManfredGLOBO Fair Trade Partner GmbH

Wöldecke, KlausWeltladen-Dachverband

Wozniak, Hans JürgenGEPA

Wresch, SusanneGEPA

Zelada Salas, AdolfoCEPIBO/Peru

Zenke, CarolaVerein Solidarische Welt e.V.

Zillmer, BärbelInformationswerkstatt Eine Welt e.V.

Teilnehmerliste

Fair ist mehr! 39

Page 40: Fair Trade Kongress Fair ist mehr! - Eine Welt Netzwerk Bayern€¦ · Visionen und Herausforderungen 8 Kurzportrait der Produzenten 10 Late Night Talk mit Produzenten 11 Plenum 1–

Impressum

Herausgeber Forum Fairer Handel e. V., Ludwigsstraße 11, 55116 Mainz, Tel.: 0 6131/9 0742 50, E-Mail: [email protected],www.forum-fairer-handel.de · Text Markus Boese, Julia Goebel, Sigrun Haegele, Lutz Heiden, Katharina Lux, Stefanie Wulff · RedaktionOlivia Bee, Antje Edler · Gestaltung dot.blue – communication & design, www.dbcd.de · Fotos Christoph Albuschkat/fair:werk (S. 7, 10,11, 12, 13, 15, 18 unten, 20, 34), Lucas Caldeira (S. 33 oben), Christian Ditsch/www.version-foto.de (S. 19), Forum Fairer Handel (S. 29unten, S. 31 oben), GEPA (S. 1 oben li., 23 oben), Heiner Grysar, Misereor (S. 31 unten), Lutz Heiden/fair:werk (S. 27, 29 oben), ChristianMitterlehner (S. 16 li.), Patrizia Rodriguez (S. 9, 36, 38), Transfair (S. 1 unten li., 14, 21, 23 unten, 25), Verbraucher Initiative (S. 33 unten),Weltladen-Dachverband (S. 1 unten re., 16 re.), www.fotolia.de (S. 1 oben re.) · Druck MVG Medienproduktion, Aachen, 100% Recycling-papier · Auflage 2.000, Dezember 2007

Aus Gründen der Lesbarkeit ist in dieser Dokumentation nur die männliche Sprachform gewählt worden. Alle personenbezogenen Aussagen gelten jedoch stets für Frauen und Männer gleichermaßen.

Der Fair Trade Kongress wurde veranstaltet vom Forum Fairer Handel. Organisation Olivia Bee, Michaela Shields · GesamtmoderationHans-Christoph Bill, Birgit Lieber, Birgit Schößwender (fair:werk).Das Forum Fairer Handel ist das Netzwerk des Fairen Handels in Deutschland. Hier arbeiten Organisationen und Akteure des Fairen Handels zusammen. Eine verstärkte Zusammenarbeit erfolgt in den Bereichen Bildungsarbeit, Grundlagen und Kriterien, Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit.

Der Kongress und die Dokumentation wurden ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung von