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18 IN|FO|NEUROLOGIE & PSYCHIATRIE 2012; Vol. 14, Nr. 5 Schlaganfall Journal Screen Hankey GJ, Patel MR, Stevens SR et al; for the ROCKET AF Steering Committee Investigators. Riva- roxaban compared with warfarin in patients with atrial fibrillation and previous stroke or transient ischaemic attack: a subgroup analysis of ROCKET AF. Lancet Neurol. 2012; 11: 315 – 22 Fragestellung: Ist Rivaroxaban genauso wirksam wie Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern und voraus- gegangener transitorischer ischämischer Attacke (TIA) oder ischämischem Insult? Hintergrund: Bei Patienten mit Vorhofflimmern, die bereits eine TIA oder einen ischämischen Insult erlitten haben, besteht ein besonders hohes Rezidivrisiko, das mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) um etwa 65 –70 % redu- ziert werden kann. Aufgrund der bekannten Nachteile von VKA wie Warfarin wurden neue Antikoagulanzien wie der direkte Faktor-Xa-Antagonist Rivaroxaban ent- wickelt. In dieser prädefinierten Subgruppenanalyse der ROCKET-AF-Studie sollte verglichen werden, ob der therapeutische Nutzen von Rivaroxaban bei Patienten in der Sekundärprävention nach TIA und Schlaganfall ge- nauso gut ist wie in der Primärprävention. Kommentar: ROCKET AF unterschied sich von an- deren Studien zum Einsatz neuer Antikoagulanzien bei Vorhofflimmern dadurch, dass mehr als die Hälfte aller Patienten bereits eine TIA oder einen Schlagan- fall erlitten hatten und damit als Hochrisikopatienten für Rezidivereignisse anzusehen sind. Diese prä- spezifizierte Subgruppenanalyse zeigt, das Rivaroxaban in der Sekundärprävention genauso gut wirkt wie in der Primärprävention, wobei der absolute Therapie- effekt angesichts der erhöhten Ereignisraten besser ist. Patienten die bereits eine TIA und einen Schlag- anfall erlitten haben, haben auch ein erhöhtes Risiko intrazerebraler und intrakranieller Blutungen unter Antikoagulation. Dieses Risiko war unter Rivaroxaban signifikant geringer als unter Warfarin. Damit stellt Rivaroxaban eine wirksame und gegenüber Warfarin sicherere Therapieoption in der Sekundärprävention des Schlaganfalls dar. Hans-Christoph Diener, Essen Nach Lancet Neurol 2012 0 1 2 3 4 5 6 7 0 6 12 18 24 30 Zeit seit Randomisierung (Monate) Schlaganfall oder systemische Embolie (%) Früherer Schlaganfall/TIA, Warfarin Früherer Schlaganfall/TIA, Rivaroxaban Kein früherer Schlaganfall/TIA, Warfarin Kein früherer Schlaganfall/ TIA, Rivaroxaban Primär- und Sekundärprävention Patienten und Methodik: Die ROCKET-AF-Studie schloss 14.264 Patienten mit Vorhofflimmern und vas- kulären Risikofaktoren ein, die randomisiert entweder 20 mg Rivaroxaban einmal täglich oder Warfarin (Ziel-INR 2,0 – 3,0) erhielten. Der primäre Endpunkt war die Kom- bination von Schlaganfall und systemischen Embolien. Ergebnisse: 4.907 Studienteilnehmer (52%) hatten bereits einen Schlaganfall erlitten, 2.561 eine TIA und 6.736 Patienten (48%) noch kein solches Ereignis (Pri- märpräventionsgruppe). Die Ereignisraten waren in der Sekundärpräventionsgruppe signifikant häufiger als in der Primärpräventionsgruppe (Abbildung 1). So betrug die Zahl der Schlaganfälle und systemischen Embolien pro 100 Patientenjahre in der Primärprävention 1,44 mit Rivaroxaban und 1,88 mit Warfarin (relative Risikoreduk- tion 23%). In der Sekundärpävention betrugen die Er- eignisraten 2,79 unter Rivaroxaban und 2,96 unter War- farin (relative Risikoreduktion 6%). Für alle übrigen sekundären Endpunkte wie paren- chymatöse Hirnblutung, ischämische Schlaganfälle, schwerwiegende behindernde Schlaganfälle, tödliche Schlaganfälle, Myokardinfarkte, vaskulären und nicht vaskulären Tod ergaben sich keine Unterschiede zwischen Patienten in der Primär- und in der Sekundärprävention. Dies galt auch für schwerwiegende Blutungen. Es bestand eine signifikante Reduktion tödlicher Blutungen und intrakranieller Blutungen zugunsten von Rivaroxaban. Schlussfolgerungen: Rivaroxaban ist in der Sekun- därprävention vaskulärer Ereignisse bei Patienten mit Vorhofflimmern ebenso wirksam und sicher wie in der Primärprävention. Damit steht jetzt eine effektive und bezüglich intrakranieller Blutungen deutlich sicherere Alternative zu VKA in der Sekundärprävention des Schlaganfalls bei Vorhofflimmern zur Verfügung. Schlaganfallschutz bei Vorhofflimmern Faktor-Xa-Hemmer überzeugt auch in der Sekundärprävention Abbildung 1 Rivaroxaban ist in der Sekundär- prävention vasku- lärer Ereignisse bei Vorhofflimmern ebenso wirksam wie in der Primär- prävention.

Faktor-Xa-Hemmer überzeugt auch in der Sekundärprävention

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18 IN|FO|Neurologie & Psychiatrie 2012; Vol. 14, Nr. 5

Journal Screen SchlaganfallJournal Screen

Hankey GJ, Patel MR, Stevens SR et al;

for the ROCKET AF Steering Committee

Investigators. Riva­roxaban compared

with warfarin in patients with atrial

fibrillation and previous stroke or

transient ischaemic attack: a subgroup analysis of ROCKET

AF. Lancet Neurol. 2012; 11: 315–22

Fragestellung: Ist Rivaroxaban genauso wirksam wie Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern und voraus-gegangener transitorischer ischämischer Attacke (TIA) oder ischämischem Insult?

Hintergrund: Bei Patienten mit Vorhofflimmern, die bereits eine TIA oder einen ischämischen Insult erlitten haben, besteht ein besonders hohes Rezidivrisiko, das mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) um etwa 65–70% redu-ziert werden kann. Aufgrund der bekannten Nachteile von VKA wie Warfarin wurden neue Antikoagulanzien wie der direkte Faktor-Xa-Antagonist Rivaroxaban ent-wickelt. In dieser prädefinierten Subgruppenanalyse der ROCKET-AF-Studie sollte verglichen werden, ob der therapeutische Nutzen von Rivaroxaban bei Patienten in der Sekundärprävention nach TIA und Schlaganfall ge-nauso gut ist wie in der Primärprävention.

Kommentar: ROCKET AF unterschied sich von an­deren Studien zum Einsatz neuer Antikoagulanzien bei Vorhofflimmern dadurch, dass mehr als die Hälfte aller Patienten bereits eine TIA oder einen Schlagan­fall erlitten hatten und damit als Hochrisikopatienten für Rezidivereignisse anzusehen sind. Diese prä­spezifizierte Subgruppenanalyse zeigt, das Rivaroxaban in der Sekundärprävention genauso gut wirkt wie in der Primärprävention, wobei der absolute Therapie­effekt angesichts der erhöhten Ereignisraten besser

ist. Patienten die bereits eine TIA und einen Schlag­anfall erlitten haben, haben auch ein erhöhtes Risiko intrazerebraler und intrakranieller Blutungen unter Antikoagulation. Dieses Risiko war unter Rivaroxaban signifikant geringer als unter Warfarin. Damit stellt Rivaroxaban eine wirksame und gegenüber Warfarin sicherere Therapieoption in der Sekundärprävention des Schlaganfalls dar.

Hans-Christoph Diener, Essen

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Primär- und Sekundärprävention

Patienten und Methodik: Die ROCKET-AF-Studie schloss 14.264 Patienten mit Vorhofflimmern und vas-kulären Risikofaktoren ein, die randomisiert entweder 20 mg Rivaroxaban einmal täglich oder Warfarin (Ziel-INR 2,0–3,0) erhielten. Der primäre Endpunkt war die Kom-bination von Schlaganfall und systemischen Embolien.

Ergebnisse: 4.907 Studienteilnehmer (52%) hatten bereits einen Schlaganfall erlitten, 2.561 eine TIA und 6.736 Patienten (48%) noch kein solches Ereignis (Pri-märpräventionsgruppe). Die Ereignisraten waren in der Sekundärpräventionsgruppe signifikant häufiger als in der Primärpräventionsgruppe (Abbildung 1). So betrug die Zahl der Schlaganfälle und systemischen Embolien pro 100 Patientenjahre in der Primärprävention 1,44 mit Rivaroxaban und 1,88 mit Warfarin (relative Risikoreduk-tion 23%). In der Sekundärpävention betrugen die Er-eignisraten 2,79 unter Rivaroxaban und 2,96 unter War-farin (relative Risikoreduktion 6%).

Für alle übrigen sekundären Endpunkte wie paren-chymatöse Hirnblutung, ischämische Schlaganfälle, schwerwiegende behindernde Schlaganfälle, tödliche Schlaganfälle, Myokardinfarkte, vaskulären und nicht vaskulären Tod ergaben sich keine Unterschiede zwischen Patienten in der Primär- und in der Sekundärprävention.Dies galt auch für schwerwiegende Blutungen. Es bestand eine signifikante Reduktion tödlicher Blutungen und intrakranieller Blutungen zugunsten von Rivaroxaban.

Schlussfolgerungen: Rivaroxaban ist in der Sekun-därprävention vaskulärer Ereignisse bei Patienten mit Vorhofflimmern ebenso wirksam und sicher wie in der Primärprävention. Damit steht jetzt eine effektive und bezüglich intrakranieller Blutungen deutlich sicherere Alternative zu VKA in der Sekundärprävention des Schlaganfalls bei Vorhofflimmern zur Verfügung.

Schlaganfallschutz bei Vorhofflimmern

Faktor-Xa-Hemmer überzeugt auch in der Sekundärprävention

Abbildung 1 Rivaroxaban ist

in der Sekundär­prävention vasku­

lärer Ereignisse bei Vorhofflimmern ebenso wirksam

wie in der Primär­prävention.