4
Test > 14 Bis vor wenigen Jahren hatten sie einen gehörigen Freak-Faktor in der Wahrnehmung der „normalen“ Radler; heute weiß jeder: Falträder sind praktisch, stellen das einfache Bindeglied in der oft zitierten „Mobilitätskette“ und helfen zu kombinieren: vor allem das Fahrrad mit Bahn und Bus. Denn alternative Mobilität wird in unserer Zeit immer wichtiger, und das ist einer der Faktoren für den konstan- ten Faltrad-Trend, der seit einigen Jahren anhält. Immer mehr wird das Faltrad auch als Familienbike benutzt – großer Verstell- bereich und niedrige Überstiegshöhe ma- chens möglich. Das kleine Bike hat ständig an Stil gewon- nen, alle drei Testräder sprechen ihre Klientel auch auf der emotionalen Ebene an: Das Brompton wird seit langem als De- sign-Ikone mit britischem Flair verkauft, das Dahon besticht mit in den Vorbau in- tegrierter Beleuchtung und (in neuester Ausführung) mit iPod-Halter und -Lade- gerät, das Frog ist das Metall gewordene Chic-Acessoire für die City schlechthin und wirkt, vor allem in Magenta, enorm kommunikationsfördernd. Klein gleich stabil Da die Faltgröße stark von der Laufrad- größe abhängt, sind die Mobilitätswunder meist mit 20-Zöllern (Dahon Speed TR) oder kleineren Rädern (16 Zoll bei Bromp- ton und Frog) ausgestattet. Dass das kaum Nachteile haben muss, werden die Fahrein- drücke noch zeigen. In Punkto Stabilität haben kleine Laufräder übrigens grund- sätzlich durch die kürzeren Speichen klare Vorteile. Robustes Material und hohe Ver- arbeitungsqualität sind bei Falträdern be- sonders nötig – nutzen sich Faltgelenke etc. schnell ab, funktioniert die Mobilität zum Kleinmachen nicht mehr. Hier gibt es keine großen Unterschiede zwischen unse- ren Kandidaten; auch bei Dahon, die viele Räder in günstigen Preissegmenten her- stellen, sind die Rohrübergänge im Rah- men aus CroMo-Stahl sauber, die Schar- niere und die Lackierung robust, was auch für das seit den Achtzigerjahren erprobte Brompton gilt. Hier sind allerdings die Rahmendekore nicht wie bei den anderen zum Schutz überlackiert. Beim Frog setzt Riese und Müller auf Alu-Halbschalen, die zum fast dynamisch geschwungenen Hauptrahmen zusammengeschweißt wer- den. Durch ihn laufen Brems- und Schalt- züge sicher nach hinten. Speed TR und Frog verzögern mit V-Bremsen, das Brompton mit klassischen Seitenzug- Bikes to go Bikes to go Bikes to go Ihre Mission: maximale Mobilität. Falträder finden in Auto und Zug oder auch der kleinen Wohnung locker Platz, können aber funktional ein „großes“ Fahrrad ersetzen. Wirklich? Wir haben uns drei Modelle für Kurzstrecke bis Tour vorgenommen. > RADtouren 4 | 10 3 Falträder im Test 3 Falträder im Test Text/Fotos: Georg Bleicher

Faltrad Test

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Faltrad Test aus RADtouren-Magazin 4/10

Citation preview

Test >14

Bis vor wenigen Jahren hatten sie

einen gehörigen Freak-Faktor in der

Wahrnehmung der „normalen“ Radler;

heute weiß jeder: Falträder sind praktisch,

stellen das einfache Bindeglied in der oft

zitierten „Mobilitätskette“ und helfen zu

kombinieren: vor allem das Fahrrad mit

Bahn und Bus. Denn alternative Mobilität

wird in unserer Zeit immer wichtiger, und

das ist einer der Faktoren für den konstan-

ten Faltrad-Trend, der seit einigen Jahren

anhält. Immer mehr wird das Faltrad auch

als Familienbike benutzt – großer Verstell-

bereich und niedrige Überstiegshöhe ma-

chens möglich.

Das kleine Bike hat ständig an Stil gewon-

nen, alle drei Testräder sprechen ihre

Klientel auch auf der emotionalen Ebene

an: Das Brompton wird seit langem als De-

sign-Ikone mit britischem Flair verkauft,

das Dahon besticht mit in den Vorbau in-

tegrierter Beleuchtung und (in neuester

Ausführung) mit iPod-Halter und -Lade-

gerät, das Frog ist das Metall gewordene

Chic-Acessoire für die City schlechthin

und wirkt, vor allem in Magenta, enorm

kommunikationsfördernd.

Klein gleich stabil

Da die Faltgröße stark von der Laufrad-

größe abhängt, sind die Mobilitätswunder

meist mit 20-Zöllern (Dahon Speed TR)

oder kleineren Rädern (16 Zoll bei Bromp-

ton und Frog) ausgestattet. Dass das kaum

Nachteile haben muss, werden die Fahrein-

drücke noch zeigen. In Punkto Stabilität

haben kleine Laufräder übrigens grund-

sätzlich durch die kürzeren Speichen klare

Vorteile. Robustes Material und hohe Ver-

arbeitungsqualität sind bei Falträdern be-

sonders nötig – nutzen sich Faltgelenke etc.

schnell ab, funktioniert die Mobilität zum

Kleinmachen nicht mehr. Hier gibt es

keine großen Unterschiede zwischen unse-

ren Kandidaten; auch bei Dahon, die viele

Räder in günstigen Preissegmenten her-

stellen, sind die Rohrübergänge im Rah-

men aus CroMo-Stahl sauber, die Schar-

niere und die Lackierung robust, was auch

für das seit den Achtzigerjahren erprobte

Brompton gilt. Hier sind allerdings die

Rahmendekore nicht wie bei den anderen

zum Schutz überlackiert. Beim Frog setzt

Riese und Müller auf Alu-Halbschalen,

die zum fast dynamisch geschwungenen

Hauptrahmen zusammengeschweißt wer-

den. Durch ihn laufen Brems- und Schalt-

züge sicher nach hinten. Speed TR und

Frog verzögern mit V-Bremsen, das

Brompton mit klassischen Seitenzug-

Bikes to goBikes to goBikes to go

Ihre Mission: maximale Mobilität. Falträder finden in Auto und Zug oderauch der kleinen Wohnung locker Platz, können aber funktional ein„großes“ Fahrrad ersetzen. Wirklich? Wir haben uns drei Modelle für Kurzstrecke bis Tour vorgenommen.

>

RADtouren 4 | 10

3 Falträder im Test 3 Falträder im Test

Text/Fotos: Georg Bleicher

RT4-14-17-Faltraeder_1_Layout 1 28.06.10 20:22 Seite 2

Falträder 15

Bremsen. Allen Kandidaten kann man ver-

nünftige Bremsleistung bescheinigen, wenn

auch ohne den letzten Biss. Das Dahon bietet

dabei die beste Dosierbarkeit.

Schalten wie die Großen

Lange Zeit galten Bikes mit kleinen Reifen zu

Recht als langsam: Der große Gang war mit 20-

Zöllern nicht lang genug übersetzt. Heute sind

die Unterschiede groß: Überlegen Sie sich genau,

wofür Sie das Rad einsetzen wollen; in der City

sind Sie mit einer Sieben- oder Achtgang-Nabe

oft gut bedient und müssen nur Abstriche in der

Endgeschwindigkeit hinnehmen. Wollen Sie

auch lange Strecken oder Berge fahren, werden

eine Nabenschaltung (ausgenommen die Rohloff

Speedhub) oder eine 8-fach-Kettenschaltung

nicht ausreichen. Hier braucht es eine Ketten-

schaltung mit mindestens 24 Gängen oder eine

Kombi aus beidem.

Das Dahon Speed mit seiner Ausrichtung auf

längere Strecken ist mit Srams Kombi-Schaltung

Dualdrive und Drehgriffschaltern bestens ausge-

rüstet. Die Entfaltung ist auch für die Tour aus-

reichend und gut abzustimmen, die drei Gänge

in der Nabe lassen sich bequem im Stehen schal-

ten. Ähnliches, aber weit weniger effizientes

System: Im Brompton sitzt eine Zweigang-Nabe

mit drei Ritzeln. Wer flott vorankommen will,

muss abwechselnd links am Lenker die Naben-

und rechts die Kettenschaltung per Hebel bedie-

nen. Diese wirken in ihrer spielzeugartigen, un-

ergonomischen Art wie aus einer anderen Zeit.

Very British! Der Gangwechsel selbst funktio-

niert auch hier reibungslos, doch sind die Gang -

stufen recht groß. Der Frog-Pilot hats einfach

und bequem: Alle acht Gänge sitzen in der Shi-

mano-Nexus-Nabe und lassen sich mit minima-

ler Handkraft am Drehgriff schalten. Die Entfal-

tung reicht dank 52er-Kettenblatt für die City

und wenig bergige Kurztouren.

Mobilität zum Wohlfühlen

Niedrige Rahmen in Einheitsgrößen machen Er-

gonomie am Faltrad zu einem heiklen Thema.

Mit ausgeklügelter Sitzgeometrie und großen

Verstellbereichen bei Sattel und Vorbau gehen es

die Hersteller an. Tendenziell sportlich, aber

nicht zu flach sitzt man auf dem Frog. Der Kom-

fort-Vorbau lässt per Schnellspanner eine Regu-

lierung der Lenkerhöhe um 8,5 Zentimeter zu.

Das reicht auch bei Menschen um 1,90 m noch

für eine gelassen-sportliche Sitzposition. Einfa-

cher machen es sich die Briten: Dank doppeltem,

fein gepolstertem Touren-Lenker hat der Bromp-

ton-Pilot die Möglichkeit, entspannt aufrecht

oder sehr sportlich geduckt zu sitzen, wobei diese

Position für Fahrer ab 1,85 m wohl schon Ex-

tremsport bedeutet. Bremsen kann man aber nur

am Oberlenker. Sehr gut die ergo-Lösung beim

Dahon Speed: Über einen kleinen Schieber wird

der Vorbau entriegelt, der dann um etwa 270

Grad geschwenkt werden kann. Gleichzeitig ist

damit der Lenker drehbar, sodass bei jeder Vor-

bau-Umstellung – zum Beispiel wenn man in

eine Stadt einfährt und wieder aufrechter sitzen

will – blitzschnell wieder die richtige Einstellung

der Bremshebel und der kleinen, aber wohlge- >

RADtouren 4 | 10

Fazit: Für viele faltende Pendler zählt vor allem die „Mobilitätskette“ – und diewird mit keinem anderen Rad so zackig geknüpft wie mit dem Faltgenie aus Lon-don. Wer unter 5 Kilometer einfache Strecke fährt, keine Berge erklimmen will undbeste Transporteigenschaften schätzt, wird auch heute noch zum Brompton grei-fen. Es ist seine 1.199 Euro durchaus wert.

Brompton P6 RD 1.199 EUR

schlecht sehr gut

FahrleistungFaltenKomfortAusstattung

PendlerKurztourenCityFitness

schlecht sehr gut

Einsatzbereich Bewertung

Testurteil: Gut +

Vertrieb / InternetRahmen / RadstandGabel / FederungGewicht / EntfaltungFaltmaß LxBxHBelastbarkeit Träger vo./hi.Zul. Gesamtgewicht

AusstattungSchaltungBremsen / BremshebelNaben v. / h. ReifenVorbau / LenkerSattel / SattelstsützeLichtanlage vo. / hi.

Gepäckträger vo. / hi.StänderBesonderheiten

Voss Spezialrad, Tel 04893 428725-0, voss-spezialrad.deCroMo-Stahl, verzinkt / 1.040 mm CroMo-Stahl, verzinkt / Hinterradfederung (Elastomer) 13 kg / 2,63 – 7,94 m 56 x 30 x 62nein / 10 kg130 kg

BWR 6-Gang, (3-fach-Nabenschaltung, 2 Ritzel) Brompton Seitenzug-Felgenbremsen/BromptonShimano DH-F 703 SB/BWR Brompton HP Kevlar 37-649 (16 Zoll) m. ReflexstreifenBrompton PBrompton / TeleskopStVZO, Nabendynamo Shimano DH-F 703 SB, b+mHalogen-Scheinwerfer, Diodenrücklicht m. Standlichtnein / Brompton–5 Jahre Garantie auf Rahmen und Gabel, Luftpumpe,Rollen auf dem Gepäckträger für leichteren Trans-port, Teleskop-Sattelstütze, fixe Spanngurte, Son-derfarbe British Racing Green

Faltmaß im Vergleich: Das Brompton (rechts)ergibt das kleinste Bündel, das Dahon (links)das größte.

•••

Der Geniestreich aus den 70ern ist in die Jahre gekommen; was das Fahren anbe-langt, ist das brave Brompton nur Mittelklasse. Schuld daran: die unzeitgemäße2 x 3-Schaltung, die zu viel Hebelei zwingt, ein unspektakuläres, wenn auch si-cheres Fahrverhalten und etwas müde Seitenzug-Bremsen. Modernisiert wurdeam Alltags-Faltrad die Beleuchtung (Nabendynamo als Standard), für die wir unsaber einen Diodenstrahler wünschen. Ergonomisch ist man trotz Tourenlenker mitzwei Griffpositionen etwas eingeschränkt. Weitere Verstellbarkeit würde leider dieFaltgröße verändern. Der Komfort braucht sich dank Elastomer gefederten Hin-terbau aber nicht zu verstecken – genauso wenig wie Qualität und Verarbeitungdes Evergreens. Falten: Hauptrahmen-Scharnier und Hinterbau-Sicherung öffnen, Vorderbau miteinem Schwung nach rechts klappen und das Vorderrad damit unter den Rahmenschwenken, wo es automatisch an der nach vorn geklappten Schwinge einhakt.Lenkerdom entsichern, nach rechts falten und an der Gabel einrasten. Sattelstützeeinschieben (verankert das Paket) und das linke Pedal zum besseren Tragen ein-klappen. Ca 10 Sek. Mit etwas Übung ist das ein einziger fließender Vorgang, derrichtig Spaß macht!

RT4-14-17-Faltraeder_1_Layout 1 28.06.10 20:22 Seite 3

Der robuste CroMo-Stahl-Rahmen und die gute Verarbeitung auch der nachjustier-baren Faltgelenke machens möglich: Mit viel Gepäckmöglichkeiten, Srams breiteinsetzbarer Dualdrive-Schaltungskombi und einer gelungenen Ergonomie – vorallem dank des optisch gewöhnungsbedürftigen, aber sehr funktionalen Andros-Vorbaus und Details wie den Ergon-Hörnchen – kommt man auf dem Dahon mitfast jeder Situation zurecht. Harmonisch passen sich die gut dämpfenden BigApple-Reifen ins Bild ein, der Komfort könnte aber noch besser sein – das gilt auchfür die Lichtausbeute des Diodenscheinwerfers. Ansonsten lässt die (Fahr-) Si-cherheit nichts zu wünschen übrig. Falten: Andros-Vorbau öffnen, Lenker und Vorbau in Linie ausrichten, schließen.Lenksäule nach unten klappen. Sattelstütze einschieben und Hauptrahmen in derMitte nach hinten falten. Je nach Platzbedarf Steckpedale abziehen. Unter 20 Sek.- Vorgang nicht flüssig, aber simpel.

Fazit: Die ausgewogensten Fahreigenschaften, gute Allrounderqualitäten und dieumfangreichste Ausstattung machen das Speed TR des Faltrad-Riesen zum bestenbreit angelegten Faltrad im Test. Selbst vollgepackt ist es kaum aus der Ruhe zubringen. Wer nicht auf sehr kleine Falt-Maße und Leichtgewicht angewiesen ist,kann mit dem für 1.099 Euro recht günstigen Rad kaum etwas falsch machen.

Dahon Speed TR 1.099 EUR

schlecht sehr gut

FahrleistungFaltenKomfortAusstattung

PendlerKurztourenCityFitness

schlecht sehr gut

Einsatzbereich Bewertung

Testurteil: Sehr gut

Vertrieb / InternetRahmen / RadstandGabel / FederungGewicht / EntfaltungFaltmaß LxBxHBelastbarkeit Träger vo./hi.Zul. Gesamtgewicht

AusstattungSchaltungBremsen / BremshebelNaben v. / h. ReifenVorbau / LenkerSattel / SattelstsützeLichtanlage vo. / hi.

Gepäckträger vo. / hi.StänderBesonderheiten

Dahon/Hartje, Tel.04251 811-0, www.dahon-faltrad.deCroMo 4130, Stahl / 1.025 mmCroMo-Stahl / keine14,5 kg / 1,68 – 8,82 m78 x 43 x 6810 / 20 kg120,5 kg

Sram Dualdrive, 27-Gang (3-fach-Nabensch., 8 Ritzel)Kinetix V-Brake/ AvidBiologic (Nabendynamo)/Sram DualdriveSchwalbe Big Apple 50/406 (20 Zoll) m. ReflexstreifenDahon Andros/VOR-Lenksäule TBiologic Aria / Biologic Zorin Post PumpStVZO, nein, Nabendynamo Biologic, Batterie/Dynamoleuchte, Batterierücklicht DahonDahon Tour / Dahon Tour Nuvo MittelständerFaltscharnier im Hauptrohr, per Schnellverschlussabnehmbare MKS-Pedale, Ergo-Griffe, Lenkerhörn-chen Ergon R2, in die Sattelstütze integrierte Stand-pumpe, Vorbau mit Schnellverstellung

Die Neuauflage des frechen, voll gefederten Winzlings schafft mit neuer Geometrieund von 12 auf 16 Zoll gewachsenen Reifen in Big Apple-Format auch ein erstaun-lich ruhiges Fahrverhalten. Der steife Hightech-Rahmen und die verwindungssi-chere Lenksäule tragen dazu bei. Trotz der kleinen Räder bietet das Frog hohenKomfort – vor allem auf City-Kopfsteinpflaster. Bequem und einfach auch für dieBedienung der für die Frog-Zwecke perfekten Nexus-Schaltnabe. Weniger kom-fortabel wird ge- und entfaltet, was das Rad trotz kleiner Packmaße auch für Kurz-strecken-Pendler nicht zur Idealbesetzung macht. Dafür ist der Kurzstrecken-Fahr-spaß unschlagbar. Falten: Hinterrad unter das Hauptrohr schwingen, wo es gleichzeitig mit gefalteterVorderradschwinge unter dem Rahmen zu liegen kommt (enge Passung der bei-den Schwingen und Stellung der Pedale entscheidet über Größe, Standfestigkeitund Geschlossenheit des Pakets, Rad muss dazu gehoben werden). Ggf. Teleskop-Vorbau einschieben, Lenksäule einklappen und Sattelstütze als „Paket-Siche-rung“ einschieben. Pedale falten. Beim Entfalten unbedingt sichergehen, dassKette auf Kettenblatt aufliegt! Um 15 Sekunden. Kleines Faltmaß und stabiles Falt-paket, braucht aber Übung.

Fazit: It’s Showtime! Das Frog besticht durch sein Auftreten und die Vollfederung;im Großstadtdickicht ist es die Starbesetzung, bringt Komfort und flottes Voran-kommen zusammen. Etwas komplizierteres Faltsystem – das Faltmaß ist ange-nehm klein. Mit gut 1.640 Euro zahlt man auch für das Image der Hightech-Firma.

Riese und Müller Frog 1.644 EUR

schlecht sehr gut

FahrleistungFaltenKomfortAusstattung

PendlerKurztourenCityFitness

schlecht sehr gut

Einsatzbereich Bewertung

Testurteil: Gut +

Vertrieb / InternetRahmen / RadstandGabel / FederungGewicht / EntfaltungFaltmaß LxBxHBelastbarkeit Träger vo./hi.Zul. Gesamtgewicht

AusstattungSchaltungBremsen / BremshebelNaben v. / h. ReifenVorbau / LenkerSattel / SattelstsützeLichtanlage vo. / hi.Gepäckträger vo. / hi.StänderBesonderheiten

Riese und Müller, Tel. 06151 36686-0, www.r-m.deAluminium 7005 T6 / 872 mmAluminium 7005 T6 / Volldederung (Elastomer) 12,8 kg / 2,21 – 6,52 m76 x 32 x 62nein /12 kg120 kg

Shimano Nexus, 8-GangTektro J 310 V-BrakeShimano Nexus Schwalbe Big Apple 50-305 (16 Zoll), m. ReflexstreifenRiese und MüllerFi'zi:k Nisene 3 / Alu, starrStVZO, nein, keine (Batteriebeleuchtung lieferbar) Riese und Müller Birdy ExpeditionHumpert X-ActVollfederung mit Elastomeren (in vier Härtegradenverfügbar), Gepäckträger mit Rollen f. einfachenTransport, Kunststoff-Faltpedale, Teleskop-Sattelstütze, Kettenschutzstrebe aus Edelstahl

Test >16

RADtouren 4 | 10

RT4-14-17-Faltraeder_1_Layout 1 28.06.10 20:22 Seite 4

formten Ergon-Lenkerhörnchen gefunden ist.

Einen Unterschied in Laufruhe und Geradeaus-

lauf zwischen den „großen“ Rädern und kleinen

Faltern wird es wohl immer geben. Faltrad-In-

teressenten sollten genau testen, ob die Fahr- und

vor allem Lenkdynamik ihren Vorstellungen ent-

spricht. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viel

Fahrkultur unsere Kandidaten mitbringen. Allen

voran das Dahon: Die Geometrie kommt dem

echten Tourer in Sachen Laufruhe und Gerade-

auslauf erstaunlich nah. Die breite Big-Apple-Be-

reifung sorgt für noch mehr Laufruhe und aus-

reichenden Komfort. Außerdem nimmt sie die

bei kleinen Reifen durchaus berechtigte Angst

vorm Einfädeln im Längsrillen und Straßen-

bahnschienen. Gelassenes Dahingleiten im

großen Gang gelingt selbst voll beladen. Bei

schnellen Lastwechseln kommt dann der Cro -

Mo -Rahmen zwar an seine Grenzen und verwin-

det sich spürbar, das Rad bleibt aber absolut im

sicheren Bereich, was auch daran liegt, dass die

Gepäcktaschen tief auf dem Heckträger einge-

hängt werden können. Achtung: Wer auf großem

Fuß lebt, sollte vor dem Kauf unbedingt die Fer-

senfreiheit antesten!

Trotz des längsten Radstands vermittelt das

Brompton mit seiner sehr eigenen Lenkdynamik

noch etwas mehr „kleine-Räder-Flair“, auch

wenn das Rad sicher und relativ ruhig auf der

Straße liegt. Das Elastomer an der Hinterrad-

schwinge und der nicht allzu steife Stahlrahmen

bringen den Komfort, den die schmalen 16-Zöl-

ler sonst nicht bieten könnten. Auf den Heckträ-

ger passen nur Lowrider-Taschen. Mehr Gepäck

kann in der Brompton-Tasche (separates Zube-

hör) untergebracht werden, die am Steuerkopf-

Adapter befestigt wird. Am erstaunlichsten sind

die Fahreigenschaften des Kleinsten: Unbeirrbar

läuft das magentafarbene Frog seinen Weg, ist

wendig, aber überhaupt nicht nervös. Die Voll-

federung in Zusammenhang mit den knuffigen

Big Apples in 16 Zoll macht es sogar zu einem

Komfortrad für die City: auf Kopfsteinpflaster

klarer Meister. Als Bike für City und Kurzstrecke

ist das Frog nicht für Gepäcktaschen konzipiert.

Der Träger mit verstellbarer Gummilasche

nimmt aber bis zu 12 Kilo Gewicht auf – die das

Rad auch ohne Murren transportiert. Achtung:

So sportlich das Rad wirkt: Die Pedale setzen in

Kurven früher als gewohnt auf!

Unplugged oder Vollausstattung?

Wie vollständig sollte die Ausstattung Ihres Falt -

rads sein? Nur für den reinen Sportbedarf sollten

Sie sich für ein Bike ohne Bleche, Gepäckträger

und Licht entscheiden. Das Brompton hat eine

Na bendynamo-Lichtanlage mit Standlicht hinten

(StVZO). Am Speed TR beliefert ein Dahon-Na-

bendynamo immerhin den etwas funzelingen Di-

oden-Frontstrahler (auch mit Batterie zu betrei-

ben), hinten herrscht Dauer-Power per Batterie.

Das Frog kam lichtlos zu uns, ist aber mit Batterie-

leuchten-Set lieferbar. An allen Rädern waren sta-

bile und ausreichend lange Schutzbleche montiert.

Die Kür: Falten

Gefaltet wird entweder am Hauptrahmen selbst,

wie bei Brompton und Dahon, oder durch

Schwenken der Vorder- und Hinterradschwinge

am voll gefederten Riese und Müller. Faltgelenke

und Lager müssen besonders steif sein: Spiel, vor

allem in Scharnieren am Rahmen, macht den Lauf

instabil. Unsere Räder schneiden hier gut ab.

Brompton und Frog können sich erstaunlich klein

machen. Nur etwa 30 Zentimeter breit muss die

Lücke für sie sein. Das Dahon braucht da mit etwa

42 etwas mehr Platz, ist aber mit 76 Zentimeter

kaum länger als das gefaltete Frog. Das Brompton

schafft’s fast 15 Zentimeter kürzer! Aber die Falt-

größe ist nur ein Faktor: Mindestens genauso

wichtig ist für Viel-Falter ein einfacher und exakter

Faltvorgang – und da gibt es beachtliche Unter-

schiede (s. Testkästen)!

Kabel oder Züge sind bei keinem Rad im Weg, al-

lerdings können Sie vom Dahon-Paket etwas ab-

stehen; am Frog sollten sie nach dem Entfalten auf

richtigen Sitz kontrolliert werden. Feine Englische

Falt-Kultur kostenlosRuhr-Kultur erfahren mit demgeliehenen Faltrad: Im Rah-men der KulturhauptstadtRuhr.2010 gibt es noch biszum ersten August in 30 aus-gewählten Kiosken im Ruhr-gebiet neben Currywurst auchKunst zu bestaunen und zukaufen. Und bei dreien dieseram Projekt teilnehmendenDesign-Kioske kann man au-ßerdem ein Brompton-Faltradkostenlos leihen, um auf Kul-tur-Tour zu gehen: InDortmund, Bochum undEssen. Der Clou: Nach Endedes Projekts wird ein Bromp-ton unter seinen Nutzern ver-lost. Leihen lohnt sich alsodoppelt! Infos unterwww.design -kiosk-ruhr.de

Mittags in die FaltbarDas kann der ökologisch ver-träglichen Mobilität wie demGaumen doch nur nutzen:Eine Faltbar, wie sich ein Rad -ge schäft im schweizerischenBiel nennt. Hier gibt’s ausge-suchte Kaffee- und Tee-Köst-lichkeiten und dem ent -sprechend ausgesuchteFalträder – von Airnimal bisStrida. Eine Idee, die auchdiesseits der Alpen Gefallenfinden könnte. Infos:www.faltbar.ch

FaltradherstellerMobilitätswunder stehen nichtin jedem Fahrradfachgeschäft.Über unsere URL-Sammlungerhalten sie erste Infos überdas Angebot – und erfahren,wo sie testen können.

Airnimal: www.airnimal.euBernds (auch Falttandems):www.bernds.deBrompton:www.brompton.deBike Friday:www.bikefriday.comDahon: www.dahon-faltrad.deHase (Falttandem):www.hase bikes.comFlyer (Falt-E-Bike):www.biketac.chHercules:www.hercules-bikes.comJango: www.jango-bike.comKoga Miyata: www.koga.nlMobiky: www.mobiky.deMontague (Falt-MTB):www.voss-spezialrad.deMoulton (Modulbike):www.alexmoulton.comPacy: www.pacy.netRiese und Müller:www.r-m.deStrida: www.strida.de

Art: Beim Brompton bleiben die Hände absolut

sauber, auch beim Dahon greift man dabei nicht

an schmutzige Teile, während das Frog beherzten

Zugriff auf Vorderradschwinge und Felgen ver-

langt. Auch beim Tragen (am extra dafür geform-

ten Sattel) schneidet das Brompton am besten ab

– so, als wäre es als Paket konzipiert. Speed und

Frog liegen dabei am Körper an; alle Räder können

aber auch gezogen bzw. geschoben werden, das Ar-

gument „tragbar“ hat nur beim Treppensteigen

große Relevanz.

Fazit: Klein und spezialisiert: Bei einem Faltrad ist

es noch wichtiger als beim Trekkingrad, das ge-

plante Einsatzspektrum vorher abzuklopfen. Klar,

in Bahn und Kofferraum mitfahren können alle.

Aber: So viel Spaß das Frog zum Beispiel in der

City machen kann, für die Tour ist es nicht geeig-

net. Wer dagegen einen Touren-affinen Allrounder

sucht, ist mit dem Dahon Speed TR bestens be-

dient – einem Rad, dessen Fokus mehr auf dem

Fahren als dem Falten liegt. Am anderen Ende der

Skala wird die Luft dünn: Räder, die besonders

schnell und einfach falten, ein kompaktes Paket bil-

den, sehr gut zu tragen sind und auf der Kurz-

strecke ausreichend schnell fahren, gibt es wenige.

Deshalb ist auch nach über 30 Jahren noch das

Brompton vor allem für Bahn-Pendler das Non-

Plus-Ultra. <

Falträder 17

RADtouren 4 | 10

RT4-14-17-Faltraeder_1_Layout 1 28.06.10 20:22 Seite 5