Upload
phamphuc
View
250
Download
1
Embed Size (px)
Citation preview
Rolf Kindmann
Henning Uphoff
FE-STAB
TRAGFÄHIGKEIT UND STABILITÄT VON STÄBEN
BEI ZWEIACHSIGER BIEGUNG MIT NORMALKRAFT
UND WÖLBKRAFTTORSION
Entwurf vom 05.06.2014
Veröffentlichung des Lehrstuhls für Stahl-, Holz- und Leichtbau Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann
Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Ruhr-Universität Bochum Universitätsstr. 150 D-44801 Bochum Tel.-Nr.: +49 (0)234/32-22575 Fax-Nr.: +49 (0)234/32-14646 E-Mail: [email protected] http://www.rub.de/stahlbau
2014 Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau, Ruhr-Universität Bochum
Alle Rechte, auch das der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und der Übersetzung, vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
1 Leistungsumfang 1
2 Grundlagen 2
2.1 Koordinatensystem, Normierung und Definitionen 2
2.2 Werkstoffgesetz 8
2.3 Prinzip der virtuellen Arbeit 10
2.4 Methode der finiten Elemente 12
2.4.1 Elementsteifigkeitsmatrix und Lastvektor für ein Stabelement 12
2.4.2 Gesamtsteifigkeitsmatrix und Lastvektor 14
2.4.3 Verschiebungs- und Schnittgrößen 14
2.4.4 Eigenwerte und Eigenformen 17
2.5 Teilschnittgrößenverfahren 18
3 Eingabe 19
3.1 Vorbemerkung 19
3.2 Berechnungsoption und baustatisches System 19
3.3 Lager und Punktfedern 21
3.4 Streckenfedern und Schubsteifigkeiten 23
3.5 Querschnittswerte 24
3.6 Einzellasten 26
3.7 Gleichstreckenlasten und Torsionsstreckenmomente 26
3.8 Vorverformungen 27
3.9 Start der Berechnung 28
4 Ausgabe 29
5 Berechnungsbeispiele 31
5.1 Vorbemerkung 31
5.2 Biegedrillknicken eines Zweifeldträger 31
5.3 Rahmenstiel eines Zweigelenkrahmens 39
5.4 Rahmenriegel eines Zweigelenkrahmens 46
Literatur 54
1 Leistungsumfang
Das Programm FE-STAB ist ein leistungsfähiges FE-Programm für stabförmige
Bauteile. Das Programm basiert auf der vollständigen Stabtheorie (zweiachsige
Biegung mit Normalkraft und Wölbkrafttorsion), so dass sowohl räumliche
Beanspruchungen als auch das räumliche Tragverhalten von Stabstrukturen erfasst
werden können. Dabei ist die Berechnung auf gerade Stäbe mit gleichbleibenden
Querschnitten beschränkt. Die wesentlichen Anwendungsgebiete des Programms
lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Berechnung von Verformungen und Schnittgrößen nach der Elastizitätstheorie
I. oder II. Ordnung
Ermittlung der kleinsten Eigenwerte, bzw. Verzweigungslasten, und den
dazugehörigen Eigenformen, bzw. Knickbiegelinien für die
Stabilitätsprobleme Biegeknicken und Biegedrillknicken
Nachweis der plastischen Querschnittstragfähigkeit für Stäbe mit
Standardquerschnitten
Berücksichtigung von Vorverformungen bzw. geometrischen
Ersatzimperfektionen
Berücksichtigung aussteifender Konstruktionen durch Feder- und
Schubsteifigkeiten
Berücksichtigung beliebiger Querschnittsformen
Berechnung von Auflager- und Federkräften
Es besteht somit die Möglichkeit stabilitätsgefährdete, räumliche Stabstrukturen mit
geringem Aufwand realitätsgetreu abzubilden und zu untersuchen. Das Programm
ermöglicht die direkte Berücksichtigung geometrischer Ersatzimperfektionen und
liefert den Nachweis der Querschnittstragfähigkeit nach der Plastizitätstheorie für
Standardquerschnitte. Mit FE-STAB und dem Ersatzimperfektionsverfahren lassen
sich schnelle und wirtschaftliche Tragsicherheitsnachweise für im Stahlbau übliche
stabilitätsgefährdete Stäbe führen.
Besonders hervorgehoben sei an dieser Stelle das Buch „Finite-Elemente-Methoden
im Stahlbau“ [4] von Rolf Kindmann und Matthias Kraus. Es enthält eine komplette
und umfangreiche Darstellung der im Folgenden kurz behandelten theoretischen
Hintergründe und enthält zahlreiche weitere Beispiele.
FE-STAB ist in Visual Basic programmiert. Als Programmoberfläche dient Microsoft
Excel. Das vorliegende Programmpaket 2014 der RUBSTAHL-Programme ist
kompatibel mit den aktuellen Versionen von MS-Excel bis einschließlich Excel 2013.
2 Grundlagen 2
2 Grundlagen
Grundlage der Tragwerksberechnung mit dem Programm FE-STAB ist die
vollständige Stabtheorie. Es können Stäbe berechnet werden, die durch Normalkraft,
zweiachsige Biegung und Wölbkrafttorsion beansprucht werden. FE-STAB
berücksichtigt alle sieben Verschiebungsgrößen.
Die Tragwerksberechnung erfolgt mittels der Methode der finiten Elemente. Die
hierfür nötigen Steifigkeitsbeziehungen zwischen Verschiebungs- und Lastgrößen
werden mit Hilfe des Prinzips der virtuellen Arbeit hergeleitet. Neben den
Arbeitsanteilen der linearen Stabtheorie I. Ordnung am unverformten System werden
die zusätzlichen Arbeitsanteile gemäß Theorie II. Ordnung berücksichtigt, so dass das
geometrisch nichtlineare Tragverhalten stabilitätsgefährdeter Stabstrukturen
abgebildet werden kann.
Neben der Systemberechnung der Tragstruktur wird für Standardquerschnitte der
Nachweis der plastischen Querschnittstragfähigkeit geführt. Das
Teilschnittgrößenverfahren nach Kindmann/Frickel [3] erfasst dabei neben den fünf
Schnittgrößen aus Normalkraft und zweiachsiger Biegung auch die drei
Torsionsschnittgrößen Mxp, Mxs und M. Das Programm enthält eine umfangreiche
Datenbank von Querschnittswerten für übliche Walz- und Hohlprofile. Zusätzlich
können Querschnittswerte für Drei- bzw. Zweiblechquerschnitte ermittelt werden.
Die Eingabe beliebiger Querschnitte ist ebenfalls möglich. Allerdings entfällt für
beliebige Querschnitte die Möglichkeit des Nachweises der plastischen
Querschnittstragfähigkeit.
Die hier vorliegende Darstellung der theoretischen Grundlagen des Programms ist
stark zusammengefasst, um dem Anwender eine Übersicht zu geben. Zum weiteren
Studium der einzelnen Themen wird an entsprechender Stelle auf ausgewählte
Literaturstellen verwiesen.
2.1 Koordinatensystem, Normierung und Definitionen
Sowohl auf Querschnitts- als auch auf Stabebene folgt FE-STAB einer eindeutigen
Normierung [3]. Die korrekte Anwendung des Programms erfordert die Einhaltung
dieser Normierung und dem damit verbundenen Koordinatensystem.
Das Programm berücksichtigt die sieben Verschiebungsgrößen des räumlichen
Tragverhaltens. Gemäß Bild 2.1 stellt die Stabachse die x-Achse dar und geht durch
den Schwerpunkt des Querschnitts S. Die Achsen y und z entsprechen den
Hauptachsen des Querschnitts. Die Verschiebungsgrößen beziehen sich auf den
Schwerpunkt. Bild 2.2 und zeigt die Verschiebungsgrößen auf Stabelementebene.
2.1 Koordinatensystem, Normierung und Definitionen 3
Die Schnittgrößen beziehen sich sowohl auf den Schwerpunkt (N, My und Mz), als
auch auf den Schubmittelpunkt M (Vz, Vy und Mx). Bild 2.4 zeigt zusätzlich die
Wirkungsrichtung der Spannungen an einem Flächenelement. Das Wölbbimoment
Mbezieht sich neben dem Schubmittelpunkt auf die normierte Wölbordinate .
Die Schnittgrößen ergeben sich als Resultierende der Spannungen. Der Zusammen-
hang zwischen Spannungen und resultierenden Schnittgrößen ist in Tabelle 2.1 dar-
gestellt.
Bild 2.1 Definition positiver Verschiebungsgrößen
Koordinaten, Ordinaten und Bezugspunkte
x Stablängsrichtung
y, z Hauptachsen in der Querschnittsebene
normierte Wölbordinate
S Schwerpunkt
M Schubmittelpunkt (y = yM, z = zM)
Verschiebungsgrößen
u Verschiebung in x-Richtung
v Verschiebung in y-Richtung
w Verschiebung in z-Richtung
v′ Verdrehung um die z-Achse
w′ Verdrehung um die y-Achse
Verdrehung um die x-Achse
′ Verdrillung
2 Grundlagen 4
Bild 2.2 Definition positiver Verschiebungsgrößen auf Stabelementebene
Bild 2.3 Definition positiver Schnittgrößen auf Stabelementebene
Schnittgrößen
N Normalkraft
Vy, Vz Querkräfte
My, Mz Biegemomente DIN EN 1993-1-1:
Mx Torsionsmoment T
Mxp, Mxs primäres und sekundäres Torsionsmoment Tt, Tw
M Wölbbimoment B
2.1 Koordinatensystem, Normierung und Definitionen 5
Bild 2.4 Spannungen und Schnittgrößen an der positiven Schnittfläche eines Stabes
Tabelle 2.1 Schnittgrößen als Resultierende der Spannungen
Bedingung Schnittgröße Definition
xF 0 : Normalkraft x
A
N dA
yV 0 : Querkraft y xy
A
V dA
zV 0 : Querkraft z xz
A
V dA
xM 0 : Torsionsmoment
x xz M xy M
A
x xp xs
M y y z z dA
M M M
yM 0 : Biegemoment y x
A
M z dA
zM 0 : Biegemoment z x
A
M y dA
Wölbbimoment x
A
M dA
Spannungen
x, y, z Normalspannungen
xy, xz, yz Schubspannungen
Die Richtung positiver Lastgrößen und ihre Angriffspunkte korrespondieren mit
denen der Schnittgrößen. Die Angriffspunkte und Wirkungsrichtungen sind in
Bild 2.3 und Bild 2.5 dargestellt. Lastgrößen, die nicht in Richtung der Hauptachsen
wirken, müssen transformiert werden. Das Gleiche gilt für vom Schwerpunkt bzw.
2 Grundlagen 6
Schubmittelpunkt abweichende Lastangriffspunkte. Exzentrisch wirkende Lasten
können in FE-STAB berücksichtigt werden. Die Transformation auf den Schwer-
punkt bzw. Schubmittelpunkt erfolgt automatisch.
Bild 2.5 Positive Wirkungsrichtung und Angriffspunkte der Lastgrößen
Einwirkungen, Lastgrößen
qx, qy, qz Streckenlasten
Fx, Fy, Fz Einzellasten
mx Streckentorsionsmoment
MxL Lasttorsionsmoment
MyL, MzL Lastbiegemoment
ML Lastwölbbimoment
Zusätzlich gilt es folgende weitere Definitionen zu beachten:
Querschnittswerte
A Fläche
Iy, Iz Hauptträgheitsmomente
I Wölbwiderstand
IT Torsionsträgheitsmoment
Wy, Wz Widerstandsmomente
Sy, Sz statische Momente
iM, ry, rz, r Größen für Theorie II. Ordnung und Stabilität
Teilsicherheitsbeiwerte
M Beiwert für die Widerstandsseite (material)
F Beiwert für die Einwirkung (force)
2.1 Koordinatensystem, Normierung und Definitionen 7
Indizes
Index el: Grenzschnittgrößen nach der Elastizitätstheorie
Index pl: Grenzschnittgrößen nach der Plastizitätstheorie
Index Rd: Bemessungswert der Beanspruchbarkeit
Index Ed: Bemessungswert der Beanspruchung
Biegeknicken und Biegedrillknicken
Ncr ideale Drucknormalkraft (Verzweigungslast)
Mcr,y ideales Biegedrillknickmoment
cr Verzweigungslastfaktor (Eigenwert)
2 Grundlagen 8
2.2 Werkstoffgesetz
FE-STAB basiert auf der Elastizitätstheorie. Für die Berechnung der Verformungen
und Schnittgrößen wird daher linearelastisches Werkstoffverhalten vorausgesetzt, es
gilt das Hookesche Gesetz. Für Querschnittsnachweise nach der Plastizitätstheorie
wird das in Bild 2.6 dargestellte linearelastisch-idealplastische Werkstoffverhalten
angenommen.
Bild 2.6 linearelastisch-idealplastisches Werkstoffverhalten
Werkstoffkennwerte
E Elastizitätsmodul
G Schubmodul
Querkontraktionszahl, Poissonsche Zahl
fy Streckgrenze
fu Zugfestigkeit
u Bruchdehnung
Index k: charakteristischer Werkstoffkennwert
Index d: Bemessungswert (design)
Bei der Berechnung von Tragwerken aus Baustahl sind in der Regel folgende
Bemessungswerte anzunehmen:
E = 21000 kN/cm2
G = E/(2 ∙ (1 + )) ≈ 8100 kN/cm2
= 0,3
2.2 Werkstoffgesetz 9
In Tabelle 2.2 sind die Streckgrenzen und Bruchdehnungen üblicher Baustähle gemäß
DIN EN 1993-1-1 [1] zusammengefasst. Die allgemeinen Baustähle S 235 und S 355
machen dabei mehr als 95 % der im Stahlbau verwendeten Menge aus.
Weitere Informationen zum Werkstoffverhalten können Kapitel 2 Kindmann/Frickel
[3] entnommen werden.
Tabelle 2.2 Nennwerte der Streckgrenze fy und der Zugfestigkeit fu für ausgewählte Baustähle gemäß DIN EN 1993-1-1 (Auszug)
Werkstoffnorm
Stahlsorte
Erzeugnisdicke t in mm
t ≤ 40 mm 40 mm < t ≤ 80 mm
fy [N/mm2] fu [N/mm2] fy [N/mm2] fu [N/mm2]
EN 10025-2 unlegierte Baustähle
S 235 S 275 S 355 S 450
235 275 355 440
360 430 490 550
215 255 335 410
360 410 470 550
2 Grundlagen 10
2.3 Prinzip der virtuellen Arbeit
Die Formulierung des Gleichgewichts im Tragwerk erfolgt mit dem Prinzip der
virtuellen Arbeit. Eine umfangreiche Herleitung kann Kapitel 2.9 Kindmann/Frickel
[3] entnommen werden.
Ein Tragwerk befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Summe der virtuellen
Arbeiten gleich Null ist. Die Bedingung
W = Wext + Wint = 0 (2.1)
ist daher die allgemeine Forderung, dass Gleichgewicht vorhanden ist. In
Gleichung (2.1) ist Wext die virtuelle Arbeit der äußeren eingeprägten Kräfte
(ext = external) und Wint die virtuelle Arbeit der entstehenden inneren Spannungen
(int = internal).
Daraus lässt sich die virtuelle Arbeit für im Programm verwendete gerade Stäbe
herleiten. Tabelle 2.3 enthält eine Zusammenstellung der virtuellen Arbeit nach der
linearen Stabtheorie (Theorie I. Ordnung) sowie die zusätzlichen Arbeitsanteile für
die Theorie II. Ordnung.
Dabei werden folgende Arbeitsanteile berücksichtigt:
Anteil von Wint resultierend aus Normalspannungen x sowie
Schubspannungen infolge St. Venantscher Torsion. Dabei kann für Stäbe das
Volumenintegral in Integrale über die Querschnittsfläche und die Stablänge
aufgeteilt werden (dV = dA ∙ dx) [3].
Anteil von Wext resultierend aus Einzellasten Fx, Fy und Fz. Dabei greifen Fx
im Schwerpunkt S an und Fy sowie Fz im Schubmittelpunkt M. Zusätzlich
werden Außermittigkeiten in y- und z-Richtung berücksichtigt. F ist die
Wölbordinate im Lastangriffspunkt von Fx.
Anteil von Wext infolge Streckenlasten qx, qy und qz sowie
Streckentorsionsmomente mx. Es wird angenommen, dass qx im Schwerpunkt
S angreift und die Wölbordinate dort gleich Null ist.
Arbeitsanteile aus Punktfedern Ci, Streckenfedern ci und Schubsteifigkeiten S*.
Die Federn korrespondieren zu den Verformungsgrößen v, w und . Die
Streckenfeder cw wirkt im Schubmittelpunkt M, die Streckenfeder cv sowie die
Schubsteifigkeit S* können in z-Richtung außermittig zu M wirken.
Arbeitsanteile gemäß Theorie II. Ordnung als Näherung für die geometrisch
nichtlineare Stabtheorie sowie für Stabilitätsuntersuchungen. Somit können
Verformungen und Vorverformungen (geometrische Ersatzimperfektionen)
mit für baupraktische Anwendungen ausreichender Genauigkeit erfasst
werden.
2.3 Prinzip der virtuellen Arbeit 11
Tabelle 2.3 Virtuelle Arbeit W = Wext + Wint für gerade Stäbe
Lineare Stabtheorie (Theorie I. Ordnung):
S x M y M z x
S x M y M z M zL M yL xL L
M x F M x F x F y F M z F M
( u q v q w q m ) dx
u F v F w F v M w M M M
v F y w F z F F z z F y y
S S M z M M y M T
M v M M w M M M M v cv M
2
v cv M M v cv M M S M
S M M
u EA u v EI v w EI w EI GI dx
v c v w c w c v S v v c z z
c z z v c z z v S z z
S z z v
2
S M
S u S M v M M v M M w M M w M
M v cv M v cv M M
2
v cv M
S z z dx
u C u v C v v C v w C w w C w
C C v C z z C z z v
C z z
Zusätzliche Arbeitsanteile für die Theorie II. Ordnung und Stabilität:
dxwyywvzzvwwvvN MMMMMMMMMMMM
M y y M M z z M rr( v M M v w M M w M ) dx
y q M z q M y F M z F M( q (y y ) q (z z ) dx F y y F z z
M x F x F M M x F x F Mv F z F z v w F y F y w
mit:
A
zyyz2M
2M
2Mxrr rMrMrMiNdA)yy()zz(M
2M
2M
2p
2M zyii
Ai
zy2p
II
A
22 dA)zy(1
rI
A
M22
zy y2dA)zy(y
1r
I
A
M22
yz z2dA)zy(z
1r
I
2 Grundlagen 12
2.4 Methode der finiten Elemente
Die Tragwerksberechnung in FE-STAB erfolgt mit der Methode der finiten
Elemente. Im folgenden Abschnitt sind die wichtigsten Grundlagen und Annahmen,
die dem Programm zugrunde liegen, zusammengefasst. Eine ausführliche Darstellung
der theoretischen Zusammenhänge der FE-Methoden für Stabtragwerke, wie sie in
FE-STAB verwendet werden, und weitere Anwendungsbeispiele können den Kapitel
3 und 4 aus Kindmann/Kraus [4] entnommen werden.
2.4.1 Elementsteifigkeitsmatrix und Lastvektor für ein Stabelement
Mit Hilfe des Prinzips der virtuellen Arbeit, s. Kapitel 2.3, wird die Steifigkeitsmatrix
für ein Stabelement hergeleitet. Bild 2.7 zeigt ein Stabelement. Zur Beschreibung der
Stablängsrichtung wird die dimensionslose Koordinate = x/l eingeführt. Der Knoten
a liegt per Definition bei = 0 und der Knoten b bei = 1.
Bild 2.7 Stabelement
Die Steifigkeitsmatrix des Stabelementes beschreibt den Zusammenhang zwischen
den Schnittgrößen an Elementknoten mit den korrespondierenden
Verformungsgrößen. Die Gleichgewichtsbedingung eines Stabelementes kann so in
der Matrizenschreibweise formuliert werden, die grundlegend für die FE-Methode ist.
Unterscheiden werden muss zwischen der Theorie I. Ordnung (lineare Stabtheorie)
ee e e es = s = K v + p (2.2)
und der Theorie II. Ordnung:
ee e e e 0,es = K + G v + p + p (2.3)
mit: es Vektor der 14 Gleichgewichtsschnittgrößen an den Elementenden
es Vektor der 14 Nachweisschnittgrößen an den Elementenden
eK Elementsteifigkeitsmatrix (14×14)
eG geometrische Elementsteifigkeitsmatrix (14×14)
ev Vektor der 14 Knotenverformungen des Stabelements
e
p Vektor der 14 Lastgrößen infolge von Lasten im Stabelement
e 0,e0,ep = G v Lastgrößen infolge von Vorverformung
2.4 Methode der finiten Elemente 13
Die Größe der Matrizen bzw. Vektoren resultiert aus der Berücksichtigung von
sieben Verschiebungsgrößen pro Elementknoten.
Es wird zwischen Gleichgewichts- und Nachweisschnittgrößen differenziert. Die
Gleichgewichtsschnittgrößen („^“) entsprechen den dargestellten Schnittgrößen aus
Bild 2.3. Ihre Wirkungsrichtung ändert sich bei Belastung und Verformung des
Stabelementes nicht. Die Nachweisschnittgrößen hingegen werden auf die verformte
Stabachse bezogen. Weitere Erläuterungen dazu enthält Kapitel 2.4.3.
Aus der in Tabelle 2.3 formulierten virtuellen Arbeit resultieren die Element-
steifigkeitsmatrix, die geometrische Elementsteifigkeitsmatrix sowie der Lastvektor.
Dabei werden folgenden Annahmen berücksichtigt:
Die Beschreibung der Verformungen im Stabelement erfolgt durch
Hermite’sche Interpolationspolynome, da die Verschiebungen in den
Elementknoten und deren Ableitungen berücksichtigt werden. Die
Längsverschiebung u() wird durch eine lineare Ansatzfunktion approximiert,
die Verschiebung vM(), wM() und die Verdrehung () werden durch
kubische Ansatzfunktionen approximiert.
Der Querschnitt ist konstant über die Länge des Stabelementes.
Die Größen cv, cw, c, qx, qy, qz, mx, N und Mrr sind im Stabelement konstant.
Der Aufbau der Steifigkeitsmatrizen und des Lastvektors sowie die ausgewerteten
Steifigkeitsbeziehungen und Einträge des Lastvektors können [4] in Kapitel 3.2.5 und
Kapitel 4.5 entnommen werden.
Bei der Berechnung nach Theorie II. Ordnung können zusätzliche Vorverformungen
des Stabes berücksichtigt werden. Hierzu wird der Lastvektor 0,e
p formuliert. Die
angegebenen Vorverformungen werden mithilfe der Geometrischen Element-
steifigkeitsmatrix in äquivalente Knotenlasten umgerechnet. Zum Aufstellen der
geometrischen Elementsteifigkeitsmatrix werden die Schnittgrößen N, My, Mz und
Mrr benötigt, so dass zunächst eine Systemberechnung nach Theorie I. Ordnung
erfolgt.
Damit ergeben sich die gesamten Verformungen aus der Summe der Verformungen
und der Vorverformungen:
vM,ges = vM + v0,M
wM,ges = wM + w0,M
ges = + 0
(2.4)
In FE-STAB erfolgt keine Ausgabe der Gesamtverformungen, da es sich bei bau-
praktischen Berechnungen bei den Vorverformungen um geometrische Ersatz-
imperfektionen handelt, die nur teilweise reale Vorverformungen, d.h. geometrische
Imperfektionen, enthalten.
2 Grundlagen 14
2.4.2 Gesamtsteifigkeitsmatrix und Lastvektor
Die Methode der finiten Elemente zerteilt das baustatische System in eine finite
Anzahl von Stabelementen. In Kapitel 2.4.1 werden die Steifigkeitsbeziehungen und
Lastvektoren für ein Stabelement erläutert. Zur Berechnung des gesamten Systems
müssen die Steifigkeiten und Lastvektoren der einzelnen Elemente zusammengefasst
werden. Die Assemblierung der Gesamtsteifigkeitsmatrix und der Lastvektoren
erfolgt durch Addition der Steifigkeitsbeziehungen und Lastgrößen an den jeweiligen
Elementknoten. Die Größe der Gesamtsteifigkeitsmatrix und des Lastvektors ergibt
sich somit aus der Anzahl der Stabelementenden, bzw. -knoten und der Anzahl der
berücksichtigten Verschiebungsgrößen pro Knoten.
Es ergibt so somit das folgende Gleichungssystem nach Theorie I. Ordnung, das unter
Berücksichtigung der geometrischen Randbedingungen, d.h. vorhandenen Lagerungs-
bedingungen, gelöst werden kann:
K v = p (2.5)
Nach Theorie II. Ordnung ergibt sich folgendes Gleichungssystem, dass mit den
Ergebnissen der Berechnung nach Theorie I. Ordnung gelöst werden kann:
0
K G v = p + p (2.6)
mit: K Gesamtsteifigkeitsmatrix
G geometrische Gesamtsteifigkeitsmatrix
v Vektor der Knotenverformungen des Stabes
p Vektor der Lastgrößen des Stabes
0
p Vektor der Lastgrößen infolge von Vorverformungen
2.4.3 Verschiebungs- und Schnittgrößen
Durch das Lösen der Gleichungssysteme (2.5) und (2.6) werden die
Verschiebungsgrößen des Stabes berechnet. Da die Gleichungssysteme so wie sie in
Kapitel 2.4.2 formuliert sind singulär sind, müssen zur Lösung die geometrischen
Randbedingungen herangezogen werden. Durch die Berücksichtigung der Lagerungs-
bedingungen des Stabes kann das Gleichungssystem gelöst und damit die
Verschiebungsgrößen bestimmt werden.
Zur Lösung des Gleichungssystems wird das Cholesky-Verfahren verwendet, s.
Kapitel 8 [4] und [7]. Die Lösung des Gleichungssystems (2.5) liefert die
Verschiebungsgrößen nach Theorie I. Ordnung. Das Gleichungssystem (2.6) liefert
die Verschiebungsgrößen nach Theorie II. Ordnung. Die Berechnung nach Theorie II.
Ordnung setzt eine Berechnung nach Theorie I. Ordnung voraus, da zum Aufstellen
2.4 Methode der finiten Elemente 15
der geometrischen Steifigkeitsmatrix die Schnittgrößen N, My, Mz und M benötigt
werden.
Die Ermittlung der Schnittgrößen erfolgt mit den Gleichungssystemen (2.2) und
(2.3). Es wird unterschieden zwischen Gleichgewichts- und Nachweisschnittgrößen.
Die Gleichgewichtsschnittgrößen („^“) wirken in Richtung der unverformten
Stabachse gemäß Bild 2.3. Die Nachweisschnittgrößen wirken in Richtung der
verformten Stabachse bzw. senkrecht dazu. Für den Fall der Biegung mit
Normalkraft in der x-z-Ebene ist dieser Zusammenhang in Bild 2.8 prinzipiell
dargestellt.
Bild 2.8 Gleichgewichts- und Nachweisschnittgrößen bei Biegung mit Normkraft in der x-z-Ebene
Die Nachweisschnittgrößen dienen zur Ermittlung von Spannungen bzw. zum
Nachweis der ausreichenden Querschnittstragfähigkeit. Zur Klarstellung muss hier
erwähnt werden, dass die Nachweisschnittgrößen den in Tabelle 2.1 definierten
Schnittgrößen (Spannungsresultierenden) entsprechen, und dass nur für diese
Schnittgrößen die üblichen Methoden zur Spannungsermittlung gelten.
Für Berechnungen nach Theorie I. Ordnung entsprechen die Nachweisschnittgrößen
den Gleichgewichtsschnittgrößen, da die Schnittgrößen am unverformten System
ermittelt werden.
ee e e es = s = K v + p (2.7)
Bei der Berechnung nach Theorie II. Ordnung werden zunächst die
Gleichgewichtsschnittgrößen („^“) mit dem formulierten Gleichungssystem und der
darin enthaltenden statischen Gleichgewichtsbedingung ermittelt.
2 Grundlagen 16
ee e e e 0,es = K + G v + p + p (2.8)
Mithilfe der Verformungen und der Verdrehung sowie deren Ableitungen können aus
den Gleichgewichtsschnittgrößen die Nachweisschnittgrößen ermittelt werden. Dabei
wird vorausgesetzt, dass es sich um kleine Verdrehungen handelt (sin( ≈ ,
cos() ≈ 1). Die gesamten Transformationsbeziehungen zwischen Gleichgewichts-
und Nachweisschnittgrößen können Kapitel 4.8 [4] entnommen werden.
Die Schnittgrößen N, My, Mz und Mgehen in die geometrische Steifigkeitsmatrix
ein. Standardmäßig berechnet FE-STAB daher zunächst die Schnittgrößen nach
Theorie I. Ordnung um daraus die geometrische Steifigkeitsmatrix zu ermitteln mit
der die Berechnung nach Theorie II. Ordnung erfolgen kann. Da die benötigten
Schnittgrößen nur als Näherung nach Theorie I. Ordnung vorliegen, kann die
Berechnung nach Theorie II. Ordnung in FE-STAB bei Bedarf wiederholt werden.
Ab der ersten Wiederholung der Berechnung werden dann die ermittelten
Nachweisschnittgrößen nach Theorie II. Ordnung zur Ermittlung der geometrischen
Steifigkeitsmatrix herangezogen. So kann die Genauigkeit der Ergebnisse iterativ
verbessert werden.
Die Ausgabe der Schnittgrößen in FE-STAB erfolgt nach der gebräuchlichen
Vorzeichenkonvention („Vorzeichenkonvention 1“). Positive Schnittgrößen wirken
an positiven Schnittflächen entsprechend Bild 2.4 bzw. entsprechend dem
Elementende b in Bild 2.3. An negativen Schnittflächen gelten für positive
Schnittgrößen die entgegengesetzten Wirkungsrichtungen, so dass die am
Elementende a in Bild 2.3 gezeigten Wirkungsrichtungen entsprechend umzudrehen
sind.
In der Berechnung der Schnittgrößen wird an verschiedenen Stellen im Programm
FE-STAB die Annahmen kleiner Verdrehungen verwendet. Die Voraussetzung
kleiner Verdrehungen v′M, w′
M und wird bei der Herleitung der virtuellen Arbeit,
der Formulierung der Steifigkeitsmatrix sowie bei der Berechnung der Schnittgrößen
verwendet. Damit die Näherung sin( ≈ & cos() ≈ 1 gilt, müssen die
Verdrehungen begrenzt werden. Bei baupraktischen Berechnungen sind die Ver-
drehungen v′M und w′
M in der Regel klein, so dass eine Begrenzung der Verdrehung
als unproblematisch angesehen werden kann und somit im Programm entfällt. Die
Verdrehung hingegen kann jedoch große Winkel annehmen, insbesondere bei
reiner Torsion. Im Programm wird daher die Begrenzung
≤ 0,3 (2.9)
vorgenommen. Die Programmrechnung bricht ab, sollte dieser Grenzwert über-
schritten werden.
2.4 Methode der finiten Elemente 17
2.4.4 Eigenwerte und Eigenformen
Zur Stabilitätsuntersuchung von Stäben werden in der Regel der kleinste positive
Eigenwert und die zugehörige Eigenform benötigt. Anstelle von Eigenwert ist im
Stahlbau der Ausdruck „Verzweigungslastfaktor“ gebräuchlich.
Das Eigenwertproblem lässt sich mit der Methode der finiten Elemente lösen. Die
Bedingung zur Bestimmung von cr lautet:
crK + α G v = 0 (2.10)
Um die geometrische Steifigkeitsmatrix aufzustellen, müssen die Schnittgrößen
bekannt sein. Es erfolgt zunächst eine Ermittlung der Schnittgrößen nach Theorie I.
Ordnung.
Mit der Bedingung „Determinante gleich Null“ und dem homogenen Gleichungs-
system (2.10) kann cr bestimmt werden:
crdet K + α G = 0 (2.11)
Die Lösung dieser Bedingung erfolgt iterativ mit einem Matrizenzerlegungs-
verfahren. Anschließend erfolgt die Ermittlung der zugehörigen Eigenform mit der
inversen Vektoriteration:
i+1 iStartK + α G v = G v (2.12)
Ausführliche Erläuterungen zum Matrizenzerlegungsverfahren und zur inversen
Vektoriteration sind in Kapitel 8 und 9 [4], [8], [10] und [11] enthalten.
2 Grundlagen 18
2.5 Teilschnittgrößenverfahren
Für bestimmte Querschnittstypen, siehe Kapitel 3.5, erfolgt in FE-STAB automatisch
die Ermittlung der Querschnittstragfähigkeit mit dem Teilschnittgrößenverfahren
nach Kindmann/Frickel [3]. Es handelt sich um einen Nachweis der plastischen
Querschnittstragfähigkeit, der im Gegensatz zu den Interaktionsbeziehungen in DIN
EN 1993-1-1 [1] die gleichzeitige Wirkung der acht Schnittgrößen N, My, Mz, M,
Vy, Vz, Mxp und Mxs erfasst, die bei allgemeiner Belastung des Querschnitts auftreten.
Die Nachweisbedingungen für I-Querschnitte mit beliebigen Schnittgrößen können
Kapitel 5.7 [6] entnommen werden. [3] enthält zusätzlich die Nachweisbedingungen
für kreisförmige Profile, rechteckige Hohlprofile und Zwei- bzw. Dreiblech-
querschnitte jeweils für beliebige Beanspruchungen.
Das Teilschnittgrößenverfahren teilt die wirkenden Schnittgrößen in Teilschnitt-
größen auf, die örtlich in bestimmten Querschnittsteilen wirken. Die Geometrie des
Querschnitts muss daher bekannt sein. Es kann daher bei der Eingabe beliebiger
Querschnitte (Typ1) kein Nachweis mit dem Teilschnittgrößenverfahren geführt
werden.
3.1 Vorbemerkung 19
3 Eingabe
3.1 Vorbemerkung
Als Programmoberfläche dient MS-Excel. Im Tabellenblatt „Eingabe“ erfolgt die
Eingabe sämtlicher Berechnungsparameter. Bei Eingabe der Querschnittswerte
werden automatisch weitere Tabellenblätter geöffnet. Als Maßeinheiten der
Eingabewerte müssen kN und cm verwendet werden.
3.2 Berechnungsoption und baustatisches System
Bild 3.1 zeigt einen Auszug aus der Eingabemaske von FE-STAB. In den ersten
Zeilen „Projekt“ und „Kommentar“ besteht die Möglichkeit die durchgeführte
Berechnung kurz zu beschreiben.
Bild 3.1 Eingabemaske FE-STAB: Berechnungsoptionen und baustatisches System
Theorie
Das Programm führt die Tragwerksberechnung wahlweise nach Theorie I. oder II.
Ordnung durch. Entsprechend ist in das Feld eine „1“ oder eine „2“ einzutragen.
Wird eine Zahl größer als 2 eingegeben, erfolgt die Berechnung nach Theorie II.
Ordnung mehrfach (n-1 mal). Wird eine Berechnung nach Theorie II. Ordnung
durchgeführt und der Eigenwert wird überschritten, d.h. cr < 1, erfolgt keine
3 Eingabe 20
Ausgabe der Schnittgrößen und Verformungen. Es erfolgt keine automatische
Begrenzung der Verformungen. Diese sind vom Anwender zu begrenzen.
Werkstoffkennwerte und Teilsicherheitsbeiwerte
Die Kennwerte Elastizitätsmodul E, Schubmodul G, Streckgrenze fy,k des
verwendeten Werkstoffs sowie der für die Nachweisführung maßgebende
Teilsicherheitsbeiwert für die Beanspruchbarkeit M werden vom Benutzer
vorgegeben. Sie sind konstant über den ganzen Stab. Der Bemessungswert der
Streckgrenze ergibt sich zu:
fy,d = fy,k / M (3.1)
Der Elastizitätsmodul E und der Schubmodul G sind für die Berechnung nach
Theorie II. Ordnung gemäß DIN EN 1993-1-1 [1] nicht durch den Teilsicherheits-
beiwert abzumindern.
Eigenwert bzw. Verzweigungslastfaktor cr
Die Ermittlung des Eigenwertes cr erfolgt ausschließlich bei einer
Tragwerksberechnung nach Theorie II. Ordnung. Ist die Option „cr berechnen“
gewählt, erfolgt die Berechnung automatisch nach Theorie II. Ordnung. Das
Programm ermittelt den 1. positiven Eigenwert, auch wenn dieser kleiner als 1 ist.
Die maximale Anzahl der Iterationsschritte zur Bestimmung des Eigenwertes sowie
die geforderte Genauigkeit von cr können festgelegt werden. In den meisten Fällen
sind ca. 25 Iterationsschritte bei einer Genauigkeit von 10-4 zur Ermittlung von cr
ausreichend. Ist die Anzahl der gewählten Iterationsschritte zu gering oder wird kein
Eigenwert gefunden, erfolgt eine Fehlermeldung des Programms.
Zusätzlich zum Eigenwert kann die zugehörige Eigenform, bzw. Knickbiegelinie,
ausgegeben werden. Dafür muss die Option „cr berechnen“ ausgewählt sein.
Stababschnitte und Anzahl der Stabelemente
Zur Berechnung kann der Stab in maximal 10 Abschnitte mit insgesamt maximal 120
Elementen unterteilt werden. Die Einteilung der Stababschnitte und -elemente ist so
vorzunehmen, dass Lager, Einzellasten und Punktfedern jeweils in Knoten (Element-
enden) liegen. Dies gilt ebenfalls für die Enden von Gleichstreckelasten und
Torsionsstreckenmomenten sowie für die Beschreibung von Vorverformungen. Zur
Verdeutlichung ist in Bild 3.2 ein Beispiel dargestellt.
3.3 Lager und Punktfedern 21
Bild 3.2 Beispiel zur Einteilung in Stababschnitte und -elemente
3.3 Lager und Punktfedern
Lager und Punktfedern können in jedem Knoten des Stabes angeordnet werden. Die
Lager und Punktfedern korrespondieren zu den 7 Verschiebungsgrößen in Bild 2.1
und sind entsprechend einzugeben. Liegt die angegeben „Stelle x“ auf keinem
Elementende, erfolgt eine Fehlermeldung.
Bild 3.3 Eingabemaske FE-STAB: Lager und Punktfedern
Die Eingabe der Lagerungsbedingungen erfolgt mittels Kennzahlen in der dafür
vorgesehen Tabelle der Eingabemaske, s. Bild 3.3. Die zu verwendenden Kennzahlen
sind in Tabelle 3.1 aufgeführt.
Ebenfalls ist die Verwendung von Standardlagern möglich. Hierfür sind in der Zeile
„Standardlager“ die in Tabelle 3.2 aufgeführten Kennzahlen einzutragen. Lager in
Stablängsrichtung („uS“) sind weiterhin separat zu wählen. Bei Verwendung von
Standardlagern erfolgt die Aktualisierung der übrigen Zeilen erst nach dem Start der
Berechnung.
3 Eingabe 22
Tabelle 3.1 Kennzahlen zur Festlegung der Lagerungsbedingungen
Kennzahl Lagerungsbedingung
-1 festes Lager
-2 in der 1. Spalte festes Lager in allen Knoten, Verformungsgröße im gesamten Stab behindert
0 bzw. leere Zelle kein Lager und keine Punktfeder, Verformungsgröße unbehindert
> 0 Punktfeder, Federsteifigkeit entspricht dem angegebenen Zahlenwert
Tabelle 3.2 Kennzahlen zur Festlegung von Standardlagern
Kennzahl Lagerungsbedingungen Bezeichnung
3 festes Lager in v, w und -Richtung gelenkige Lagerung und Gabellagerung
5 Alle Kontenverschiebungen und -verdrehungen sind behindert, jedoch ohne Wölbbehinderung
Einspannung mit Gabellagerung
6 Alle Kontenverschiebungen und -verdrehungen sind behindert, mit Wölbbehinderung
Biege- und Torsionseinspannung
Zur besseren Übersicht werden die definierten Lagerungsbedingungen in einem
Diagramm dargestellt. Es werden die geläufigen Symbole für feste Lager, Gabellager
und Einspannungen verwendet. Bild 3.4 zeigt das Diagramm am Beispiel eines
gabelgelagerten, symmetrischen Zweifeldträgers.
Bild 3.4 Eingabemaske FE-STAB: Lagerungsbedingungen für Zweifeldträger
Lager, die zu uS korrespondieren wirken im Schwerpunkt S des Querschnitts. Wohin-
gegen Lager, die zur Richtung vM bzw. wM korrespondieren, im Schubmittelpunkt M
wirken.
3.4 Streckenfedern und Schubsteifigkeiten 23
Das Gleiche gilt für Punktfedern: Wegfedern Cu (in Richtung uS) wirken im
Schwerpunkt S und Wegfedern Cv und Cw (in Richtung v bzw. w) wirken im
Schubmittelpunkt M. Allerdings kann die Wegfeder Cv in z-Richtung auch
außermittig zum Schubmittelpunkt M angeordnet werden. Die Eingabe der Ordinate
des Angriffspunktes erfolgt im Eingabebereich der Streckenfedern, s. Kapitel 3.4, und
erfolgt im Bezug auf den Schwerpunkt S.
Für die übrigen Punktfedern (Dreh- und Wölbfedern) gilt, dass ihr Einfluss vom
Angriffspunkt unabhängig ist. Sie können daher an beliebiger Stelle wirken und es
erfolgt keine separate Eingabe des Angriffspunktes.
3.4 Streckenfedern und Schubsteifigkeiten
FE-STAB beinhaltet die Möglichkeit kontinuierlich wirkende Aussteifungen infolge
Streckenfedern und Schubfestigkeiten zu berücksichtigen. Es wird dabei zwischen
folgenden Größen unterschieden:
Drehbettung c: Streckendrehfeder um die Stabachse
Wegfeder cv: Streckenwegfeder in Richtung y
Wegfeder cw: Streckenwegfeder in Richtung z
Schubfeld S*: Schubsteifigkeit, die die seitliche Verschiebung behindert
Bild 3.5 Eingabemaske FE-STAB: Streckenfedern und Schubfestigkeiten
Die Eingabe erfolgt gemäß Bild 3.5. Neben den Bemessungswerten der Feder- und
Schubsteifigkeiten können Außermittigkeiten in Richtung der z-Achse der Wegfeder
cv sowie des Schubfeldes S berücksichtigt werden. Die Außermittigkeiten sind
bezogen auf den Schwerpunkt S des Querschnitts anzugeben, s. Bild 3.6. Die
Umrechnung auf den Schubmittelpunkt M erfolgt automatisch. Die eingebenden
Streckenfedern und Schubfelder wirken konstant über die gesamte Stablänge.
3 Eingabe 24
Bild 3.6 z-Ordinaten außermittiger Streckenwegfedern cv und Schubfelder
3.5 Querschnittswerte
In FE-STAB können drei Typen von Querschnitten berücksichtigt werden:
Typ1: beliebige Querschnitte
Typ2: Zwei- und Dreichblechquerschnitte
Typ3: Walzprofile und Hohlprofile, tabellierte Querschnittswerte
Bild 3.7 zeigt den Teil der Eingabemaske für die Querschnitte. Es werden die
wichtigsten Querschnittswerte angezeigt. Zur Eingabe der Querschnittswerte bzw.
Wahl der tabellierten Querschnitte öffnen sich jeweils neue Tabellenblätter. Eine
umfangreiche Zusammenstellung der Querschnittswerte ist in den zugehörigen
Tabellenblättern „Q-Typ1“ bis „Q-Typ3“ enthalten.
Für Querschnitte vom Typ 2 und Typ 3 wird der Nachweis der plastischen Quer-
schnittstragfähigkeit mit dem Teilschnittgrößenverfahren nach Kindmann/Frickel [3]
geführt, siehe Kapitel 3.5.
Bild 3.7 Eingabemaske FE-STAB: Querschnittswerte
Bei Typ1-Querschnitten handelt es sich um beliebige Querschnittsformen. Die
Querschnittswerte sind einzeln einzugeben und daher separat zu berechnen. Die
Querschnittswerte beziehen sich dabei auf das y-z-Hauptachsensystem und sind
3.5 Querschnittswerte 25
zwingend in diesem zu berechnen und einzugeben. Bezugspunkte im Querschnitt sind
der Schwerpunkt S sowie der Schubmittelpunkt M. Zur Berechnung nach Theorie II.
Ordnung werden die Größen ry, rz und r benötigt. Die Berechnung dieser Größen
erfolgt gemäß Tabelle 2.3. In Tabelle 3.3 ist zusammengestellt welche Größen für
Querschnitte mit verschiedenen Symmetrieeigenschaften benötigt werden.
Bei Typ2-Querschnitten handelt es sich um Zwei- bzw. Dreiblechquerschnitte, wobei
der Steg stets senkrecht und die Flansche stets horizontal angeordnet sind. Zur
Eingabe der Querschnitte wird die Querschnittsgeometrie im Bezugs-
Koordinatensystem definiert. Das Bezugs-Koordinatensystem befindet sich dabei in
der Mitte des Stegsbleches. Es ist darauf zu achten, dass keine Diskontinuitäten bei
der Eingabe der Bleche entstehen.
Tabelle 3.3 Querschnittswerte ry, rz und r für verschiedensymmetrische Querschnitte
Bei Typ3-Querschnitten handelt es sich um Walzprofile und vergleichbar
geschweißte Querschnitte sowie kreisförmige und rechteckige Hohlprofile. Für
Standardquerschnitte enthält das Programm eine umfangreiche Datenbank der
Querschnittswerte. Folgende Standardquerschnitte sind darin enthalten:
IPE, IPEo, IPEv, IPEa, HEAA, HEA, HEB, HEM, HL, HD, HP, UAP, UPE,
gleichschenklige und ungleichschenklige Winkel sowie warm- und kaltgefertigte
kreisförmige, quadratische und rechteckige Hohlprofile.
Zusätzlich können in der Registerkarte „Freies Profil“ I-, U- und L-Profile sowie
kreisförmige und rechteckige Hohlprofile frei definiert werden. Hierfür sind die
Querschnittsabmessungen und Blechdicken sowie Ausrundungsradien einzugeben.
So können auch geschweißte Profile berücksichtigt werden. Die Ausrundungsradien
sind dann zu Null zu setzen.
Für weiterführende Informationen zum Thema Querschnittsnormierung und
Ermittlung von Querschittskennwerten siehe Kapitel 3 Kindmann/Krüger [6] sowie
Kapitel 3 Kindmann/Frickel [3].
3 Eingabe 26
3.6 Einzellasten
Die Eingabe von Einzellasten und Einzellastmomenten erfolgt in der Tabelle
„Einzellasten“, s. Bild 3.8. In der Zeile „Stelle x“ wird der Angriffspunkt der
Einzellast bzw. des Einzellastmoments in Richtung der Stablänge definiert. Der
Angriffspunkt muss in einem Elementknoten liegen. Die Wirkungsrichtung und
Vorzeichen der Lastgrößen entsprechen Bild 2.3 und Bild 2.5.
Die Einzellasten Fx, Fy und Fz können sowohl in y- als auch in z-Richtung exzentrisch
zum Schwerpunkt eingegeben werden. Die Einzellastmomente wirken unabhängig
vom Lastangriffspunkt. Die Transformation des Lastangriffspunktes von Fy und Fz
auf den Schubmittelpunkt M erfolgt automatisch.
Bild 3.8 Eingabemaske FE-STAB: Einzellasten
3.7 Gleichstreckenlasten und Torsionsstreckenmomente
Gleichstreckenlasten und Torsionsstreckenmomente werden in der entsprechenden
Tabelle eingegeben, s. Bild 3.9. Bereichsweise können konstante Gleich-
streckenlasten qz, qy und qx sowie Streckentorsionsmomente mx berücksichtigt
werden. Die Wirkungsrichtung und der Lastangriffspunkt entspricht Bild 2.3.
Die Bereiche der wirkenden Streckenlasten in Stabslängsrichtung werden in den
Spalten „von x“ und „bis x“ definiert. Bereichsanfang und -ende müssen in einem
Elementknoten liegen. Für definierte Bereiche ist nur eine Eingabe zulässig.
3.8 Vorverformungen 27
Bild 3.9 Eingabemaske FE-STAB: Streckenlasten und Torsionsstreckenmomente
Es kann eine Außermittigkeit der Querlasten qz und qy in y- und z-Richtung
berücksichtigt werden. Die Ordinaten z und y beziehen sich dabei auf den
Schwerpunkt S. Die Transformation auf den Schubmittelpunkt M erfolgt vom
Programm. Durch dieses Vorgehen können unplanmäßige Torsionseffekte bei einer
Berechnung nach Theorie II. Ordnung berücksichtigt werden.
3.8 Vorverformungen
Zur Berücksichtigung geometrischer Ersatzimperfektionen können Vorverformungen
angegeben werden. Sie dienen zur Tragwerksberechnung nach Theorie II. Ordnung
und zur Nachweisführung gegen Stabilitätsversagen. Vorverformungen können
entweder in Form von Geraden und Parabeln oder in Form von Geraden und
Sinushalbwellen definiert werden. Hierfür sind die entsprechenden Kennzahlen 0, 1
bzw. 2 in die vorgesehene Zelle einzutragen, s. Bild 3.10.
Bild 3.10 Eingabemaske FE-STAB: Vorverformungen
Es können Vorverformungen in y- und z-Richtung sowie Vorverdrehungen um die x-
Achse eingegeben werden. Das Aufbringen der Vorverformungen erfolgt
abschnittsweise in Stablängsrichtung. Die Indices A, E und M kennzeichnen den
3 Eingabe 28
Anfang, das Ende und die Mitte des betrachteten Stababschnitts. Anfang und Ende
eines Stababschnittes müssen in einem Elementknoten liegen. Pro definierten
Stababschnitt ist nur eine Eingabe zulässig, d.h. geradlinige und gekrümmte
Vorverformungen müssen in einem Zug eingegeben werden. Ebenfalls dürfen sich
angrenzende Stababschnitte nicht überlappe. Bild 3.11 zeigt eine beispielhafte
Vorverformung w in z-Richtung wie sie im Programm zu definieren ist.
Bild 3.11 Eingabe von Vorverformungen
3.9 Start der Berechnung
Nach erfolgter Eingabe aller notwendigen Werte kann die Berechnung mit dem
Button „Berechnung starten“ gestartet werden. Sollten Unstimmigkeiten bei den
Eingabewerten vorliegen, erfolgt i.d.R. eine Fehlermeldung und die Berechnung wird
abgebrochen.
Zusätzlich ist es möglich Eingabeblätter zu speichern und einzulesen. Dies geschieht
mit dem zugehörigen Button.
Die zusätzlichen Buttons dienen zur Navigation im Eingabeblatt.
3.9 Start der Berechnung 29
4 Ausgabe
Nach erfolgter Berechnung werden die Ergebnisse in verschiedenen Tabellenblättern
ausgegeben.
Tabellenblatt Ausgabe
Im Tabellenblatt „Ausgabe“ werden die Eingabe sowie die wesentlichen Ergebnisse
der Berechnung dargestellt, so dass es möglich ist die durchgeführte Berechnung
eindeutig nachzuvollziehen. Im Aufbau ähnelt es stark dem Tabellenblatt „Eingabe“.
Es ist so formatiert, dass die Ausgabe der Ergebnisse ohne weitere Skalierung auf
zwei Seiten des Formats DIN-A4 möglich ist.
Neben den Eingabewerten werden die ermittelte Auflager- und Federkräfte
ausgegeben. Erfolgt eine Berechnung nach Theorie II. Ordnung wird der ermittelte
Eigenwert cr angezeigt. Bei der Verwendung von Typ2- bzw. Typ3-Querschnitte
werden sowohl die maximale Querschnittsausnutzung sowie der Verlauf der
Querschnittsausnutzung gemäß Teilschnittgrößenverfahren über die Stablänge
ausgegeben.
Zusätzlich werden die benötigten Rechenzeiten ausgegeben.
Tabellenblatt Schnittgrößen
Im Tabellenblatt „Schnittgrößen“ erfolgt die Ausgabe der berechneten Schnittgrößen
(in den Knoten) in tabellarischer und in grafischer Form über die bezogene Stablänge
x/l. Es wird unterschieden zwischen Nachweisschnittgrößen und Gleichgewichts-
schnittgrößen, siehe Kapitel 2.4.3. Die Nachweisschnittgrößen werden zur Ermittlung
der Spannungen und zum Nachweis der Querschnittstragfähigkeit verwendet. Die
Gleichgewichtsschnittgrößen beziehen sich auf die unverformte Stabachse und
resultieren direkt aus den Gleichgewichtsbedingungen der finiten Elemente Methode.
Erfolgt die Berechnung nach Theorie I. Ordnung entsprechen die
Nachweisschnittgrößen den Gleichgewichtsschnittgrößen.
Ergibt die Berechnung eine Überschreitung des Eigenwertes (cr < 1), erfolgt keine
Ausgabe der Schnittgrößen.
Tabellenblatt Verformungen
Im Tabellenblatt „Verformungen“ werden die ermittelten Knotenverformungen aller
sieben Knotenfreiheitsgrade ausgegeben. Die Ergebnisse werden tabellarisch aus-
gegeben. Zusätzlich erfolgt die graphische Ausgabe der Verformungsfunktionen v(x),
w(x) und (x). Das Tabellenblatt enthält außerdem die Funktion der angesetzten
Vorverformungen in tabellarischer sowie in grafischer Form.
4 Ausgabe 30
Ergibt die Berechnung eine Überschreitung des Eigenwertes (cr < 1), erfolgt keine
Ausgabe der Verformungen.
Tabellenblatt Eigen
Das Tabellenblatt „Eigen“ enthält Angaben über den errechneten Wert sowie die
iterative Ermittlung des Eigenwertes cr. Es werden das Intervall, in dem der
Eigenwert mit der gewählten Genauigkeit liegt, und der Verlauf der iterativen
Eigenwertermittlung angezeigt. Zusätzlich werden die zugehörigen Eigenformen
v(x), w(x) und (x) ausgegeben. Die Darstellung der Eigenformen wird dabei jeweils
auf die Maximalordinate „1“ normiert. Die Verhältnisse der 3 Eigenformfunktionen
untereinander werden durch den Wert „Faktor“ dargestellt.
Die Ermittlung des Eigenwertes sowie der Eigenform erfolgt nur, wenn diese Option
im Eingabeblatt ausgewählt wird.
Tabellenblatt TSV
Im Tabellenblatt „TSV“ erfolgt die Ausgabe der Ausnutzung der plastischen
Querschnittstragfähigkeit in jedem Knoten des Stabes in tabellarischer und in
grafischer Form. Die Ausnutzung der Querschnittstragfähigkeit bezieht sich auf die
berechneten Nachweisschnittgrößen. Der Nachweis der Querschnittstragfähigkeit
erfolgt mit dem Teilschnittgrößenverfahren nach Kindmann/Frickel [3].
Verfahrensbedingt erfolgt die Berechnung ausschließlich für Querschnitte vom Typ 2
und Typ 3, siehe Kapitel 3.5.
Tabellenblatt Federn
Im Tabellenblatt „Federn“ werden die aufgenommenen Kräfte der Streckenfedern
und des Schubfeldes ausgegeben.
Tabellenblatt Q-Typ1, Q-Typ2, Q-Typ3
In den Tabellenblättern „Q-Typ1“ bis „Q-Typ3“ sind umfangreiche Informationen zu
den Querschnittswerten des gewählten Querschnitts aufgeführt.
5.1 Vorbemerkung 31
5 Berechnungsbeispiele
5.1 Vorbemerkung
In den Kapiteln 1 und 2 werden der Leistungsumfang und die theoretischen
Grundlagen des Programms FE-STAB erläutert. In den Kapiteln 3 und 4 folgen eine
detaillierte Beschreibung der Dateneingabe und eine Beschreibung der wichtigsten
Aspekte der Ausgabe der Ergebnisse. Zur Veranschaulichung von FE-STAB werden
in diesem Kapitel 3 Berechnungsbeispiele gezeigt:
Biegedrillknicken eines Zweifeldträgers
Rahmenstiel eines Zweigelenkrahmens
Rahmenriegel eines Zweigelenkrahmens
Die Beispiele sollen den Umfang des Programms zeigen und die Eingabe von
baustatischen Systemen in FE-STAB verdeutlichen. Der Fokus liegt dabei auf der
Berechnung und Nachweisführung mit FE-STAB. Da die Beispiele dem Buch
„Stahlbau - Teil 1“ [6] entnommen sind, sind dort weitere Einzelheiten zu den
Beispielen zu finden.
Die Ergebnisse der Berechnungen befinden sich auf den Tabellenblättern, die in
Kapitel 4 erläutert wurden. Zur Begrenzung des Umfangs werden hier nur
ausgewählte Teile der Ausgabe wiedergegeben.
5.2 Biegedrillknicken eines Zweifeldträger
In Bild 5.1 ist ein gabelgelagerter Zweifeldträger dargestellt, der durch eine vertikale
Gleichstreckenlast qz belastet wird, die am Obergurt des Trägers angreift. Aus der
Gleichstreckenlast qz resultiert ein Biegemoment My. Der Träger ist in den Feldern
weder seitlich gestützt, noch ist die Verdrehung behindert. Der Träger ist somit
gegen den Stabilitätsfall Biegedrillknicken nachzuweisen.
Bild 5.1 Zweifeldträger IPE 400
5 Berechnungsbeispiele 32
Nähere Einzelheiten zu diesem Beispiel können Kapitel 2.10.3 in [6] entnommen
werden.
Gemäß DIN EN 1993-1-1 [1] kann der Nachweis auf zwei Arten geführt werden. Der
Nachweis kann mit dem Abminderungsfaktor für das Biegedrillknicken LT gemäß
Kapitel 6.3.2 [1] erfolgen. Zur Ermittlung von LT ist es notwendig das ideale
Biegedrillknickmoment Mcr,y zu berechnen. Da in diesem Beispiel eine alleinige
Biegebeanspruchung My vorliegt, kann Mcr,y mit dem in FE-STAB ermittelten 1.
Eigenwert des Systems cr berechnet werden. Es ergibt sich zu:
cr,y cr yM = α max M = 1,333 217,8 = 290,3 kNm
Die weitere Nachweisführung mit dem modifizierten Abminderungsfaktor LT,mod
führt zu einem Bemessungswert der Biegedrillknickbeanspruchbarkeit von
My,b,Rd ≈ 180 kNm. Somit liegt eine Auslastung des Bauteils von ca. 120 % vor. Der
Nachweis ist nicht erfüllt.
Alternativ kann der Biegedrillknicknachweis mit einer Tragwerksberechnung nach
Theorie II. Ordnung unter Berücksichtigung von geometrischen Ersatzimperfektionen
geführt werden. Die zum ermittelten 1. Eigenwert cr = 1,333 zugehörige Eigenform
ist bezüglich v(x) und (x) antimetrisch in beiden Feldern des Zweifeldträgers. Die
ermittelte Eigenform zeigt, dass zum bemessungsrelevanten 1. Eigenwert des
Systems der Stabilitätsfall Biegedrillknicken korrespondiert (v(x) ≠ 0 und (x) ≠ 0).
Für die Berechnung mit dem Ersatzimperfektionsverfahren wird somit eine
antimetrische Vorkrümmung v0(x) in Form einer Parabel angesetzt. Gemäß [1] ergibt
sich für das Verhältnis h/b = 400/180 = 2,22 > 2 und plastische Querschnitts-
ausnutzung v0 = L/150 = 600/150 = 4,0 cm.
Der so geführte Nachweis zeigt eine Ausnutzung des Bauteils von 99,9 % in Höhe
des mittleren Auflagers. Somit ist der Nachweis gegen Stabilitätsversagen erfüllt.
Bild 5.2 zeigt die wesentlichen Ergebnisse der Tragwerksberechnung des Systems
mit FE-STAB. Bei den dargestellten Schnittgrößen handelt es sich um die Nachweis-
schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung.
5.2 Biegedrillknicken eines Zweifeldträger 33
Bild 5.2 Nachweis des Zweifeldträgers mit dem Ersatzimperfektionsverfahren
5.3 Rahmenstiel eines Zweigelenkrahmens 39
5.3 Rahmenstiel eines Zweigelenkrahmens
Kapitel 11.5 [6] enthält eine ausführliche Tragwerksberechnung der wesentlichen
Bauteile einer einschiffigen Lagerhalle. Die Rahmen der Halle sind als Zwei-
gelenkrahmen mit Vouten ausgeführt, was eine im Stahlbau übliche Konstruktions-
weise darstellt. An dieser Stelle wird der Nachweis der Rahmenstiele gegen
Stabilitätsversagen mit dem Ersatzimperfektionsverfahren in FE-STAB gezeigt.
Vorausgegangen ist bereits der Nachweis der Tragfähigkeit des Zweigelenkrahmens
unter Berücksichtigung des Biegeknickens in der Rahmenebene. Somit muss noch
das Biegeknicken um die schwache Achse sowie das Biegedrillknicken des
Rahmenstiels ausgeschlossen werden.
Bild 5.3 zeigt den aus dem Gesamtsystem herausgeschnittenen Rahmenstiel mit den
bemessungsrelevanten Einwirkungen. Die Einwirkungen ergeben sich aus der
Schnittgrößenermittlung des Rahmens nach Theorie II. Ordnung unter
Berücksichtigung der maßgebenden Lastfallkombination. Ebenfalls dargestellt sind
die anzusetzenden Funktion der Vorverformung v0(x), die ermittelten Nachweis-
schnittgrößen sowie der Verlauf der Querschnittsausnutzung Ed/Rd.
Bild 5.3 Stiel des Zweigelenkrahmens und Nachweis mit dem Ersatzimperfektionsverfahren
Da der Rahmenstiel planmäßig sowohl durch eine Drucknormalkraft N als auch
durch ein Biegemoment My beansprucht wird, ist zunächst zu untersuchen welcher
Stabilitätsfall maßgebend für die Nachweisführung ist. Die zum 1. Eigenwert
cr = 3,44 korrespondierende Eigenform zeigt, dass Biegedrillknicken maßgebend
wird, da v(x) ≠ 0 und (x) ≠ 0. Für das Stützenprofil HEA 320 mit dem Verhältnis
h/b = 310/300 < 2 wird gemäß Tabelle NA.2 [1] entsprechend der Eigenform eine
5 Berechnungsbeispiele 40
einwellige Vorkrümmung v0 = L/200 = 720/200 = 3,6 cm angesetzt, so dass der
Nachweis der plastischen Querschnittstragfähigkeit folgen kann. Die Berechnung
nach Theorie II. Ordnung unter Berücksichtigung der Vorkrümmung v0 führt neben
der planmäßigen Beanspruchung ans Normalkraft N und Biegung My zu weiteren
Schnittgrößen aus Biegung um die schwache Achse Mz und Torsion Mxp, Mxs und
MDie für die Tragfähigkeit maßgebenden Schnittgrößen sind in Bild 5.3
dargestellt. Der Nachweis der plastischen Querschnittstragfähigkeit führt zu einer
maximalen Auslastung des Stiels von 95,5 % am Stützenkopf. Folglich kann der
Stabilitätsnachweis mit dem Ersatzimperfektionsverfahren erfolgreich geführt
werden.
5 Berechnungsbeispiele 46
5.4 Rahmenriegel eines Zweigelenkrahmens
Der dargestellte Rahmenriegel ist Teil des Zweigelenkrahmens der in Kapitel 5.3
erwähnten Beispielhalle aus [6]. Bild 5.4 zeigt das baustatische System des
Rahmenriegels mit den ermittelten Schnittgrößen der maßgebenden Lastfall-
kombination.
Bild 5.4 Rahmenriegel des Zweigelenkrahmens
Da in FE-STAB ausschließlich gerade Stäbe berechnet werden können, muss der
geneigte Riegel des Satteldaches in ein Ersatzsystem mit geradem Stab überführt
werden. Mit den Ergebnissen der Tragwerksberechnung kann die Ersatzlast Fz
ermittelt werden. Durch Ansetzen der Ersatzlast Fz im First wird die Dachneigung
berücksichtigt.
z FirstF = H Δh 4 L (5.1)
Mit den aus der Tragwerksberechnung bekannten Größen für die
Rahmeneckmomente, dem Firstmoment, der Horizontallast und der Ersatzlast Fz.
wird die Gleichstreckenlast qz ermittelt, so dass sich der Biegemomentenverlauf der
maßgebenden Lastfallkombination im Riegel einstellt.
Das ermittelte Ersatzsystem kann mit FE-STAB berechnet werden und der
Stabilitätsnachweis kann erfolgen. Der lange, schlanke Rahmenriegel mit den
dargestellten Einwirkungen ist allerdings nicht ausreichend tragfähig. Die
Berechnung des Eigenwertes liefert cr = 0,268 < 1. Es sind daher weitere
5.4 Rahmenriegel eines Zweigelenkrahmens 47
Stabilisierungsmaßnahmen vorzusehen und in der Berechnung zu berücksichtigen.
Aus dem räumlichen Hallentragwerk können verschiedene Konstruktionselemente im
Stabilitätsnachweis angesetzt werden:
Aus den Dachverbänden werden Einzelfedersteifigkeiten Cy in den
Anschlusspunkten des Dachverbandes an das Riegelprofil angesetzt.
Die Dacheindeckung, bestehend aus einem Stahltrapezprofil, stellt rechnerisch
eine konstante Drehbettung c über die gesamte Stablänge dar.
Der biegesteife Anschluss des Riegelprofils an die Rahmenstiele mit
Stirnplatte wird als Wölbfeder C berücksichtigt.
Einzelheiten zur Berechnung der Federsteifigkeiten sind dem Kapitel 11.5 [6] zu
entnehmen.
Die in Bild 5.5 dargestellten Stabilisierungsmaßnahmen können so in die Berechnung
in FE-STAB übernommen werden.
Bild 5.5 Drehbettung c, Wegfedern Cy und Wölbfedern C zur Stabilisierung des Rahmenriegels
Die Stabilitätsuntersuchung des Rahmenriegels mit Berücksichtigung der
Federsteifigkeiten und der Drehbettung liefert den Eigenwert des Systems cr = 1,588
mit der zugehörigen Eigenform v(x) ≠ 0 und (x) ≠ 0. Es liegt der Stabilitätsfall
Biegedrillknicken vor. Die in Bild 5.6 dargestellte Eigenform v(x) hat am rechten
Stabende eine stark ausgeprägte Amplitude. Die dreiwellige Eigenform v(x) hat drei
Nulldurchgänge.
Für den Nachweis mit dem Ersatzimperfektionsverfahren wird affin zur Eigenform
v(x) eine dreiwellige Vorkrümmung v0(x) gewählt, so dass die Bereichslängen und
Vorzeichen der Eigenform entsprechen. Für den Stabilitätsfall Biegedrillknicken und
das Verhältnis h/b = 400/180 > 2 des Riegelprofils wird der Wert
v0 = Li/150 = 650/150 = 4,33 cm für die dritte Vorkrümmung angesetzt. Die anderen
5 Berechnungsbeispiele 48
Vorkrümmungen werden im Verhältnis der maximalen Ordinaten der Eigenform um-
gerechnet. Es handelt sich somit bei dem angesetzten Verlauf der Vorkrümmung
weitgehend um eine skalierte Eigenform.
Bild 5.6 Eigenform des Systems und gewählte Vorkrümmung v0(x)
Der abschließende Nachweis der Querschnittstragfähigkeit mit den ermittelten
Nachweisschnittgrößen führt zur Ausnutzung Ed/Rd in Bild 5.7. Am rechten Riegel-
ende sind Überschreitungen von bis zu 24,3 % festzustellen. Der Zweigelenkrahmen
des Hallentragwerks wird mit gevouteten Rahmenecken ausgeführt wobei die Vouten
jeweils 2,0 m in den Riegel hereinragen. Man sieht, dass zwischen den Vouten die
plastische Querschnittstragfähigkeit maximal zu 71,6 % ausgelastet ist. Bei der
Berechnung mit FE-STAB wird der Riegel als durchgehendes Walzprofil IPE 400
modelliert und die Vouten bleiben unberücksichtigt. Die Tragfähigkeit der Vouten
bleibt separat nachzuweisen. Auf diesen Nachweis wird an dieser Stelle verzichtet.
Bild 5.7 Querschnittstragfähigkeit Ed/Rd gemäß Teilschnittgrößenverfahren
Literatur
[1] DIN EN 1993-1-1 (12/10), Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von
Stahlbauten - Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den
Hochbau; nationaler Anhang NA (12/10)
[2] Kindmann, R.: Stahlbau - Teil 2: Stabilität und Theorie II. Ordnung, 4.
Auflage. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2008
[3] Kindmann, R., Frickel, J.: Elastische und plastische Querschnittstragfähigkeit.
Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2002
[4] Kindmann, R., Kraus, M.: Finite-Elemente-Methoden im Stahlbau. Verlag
Ernst & Sohn, Berlin 2007
[5] Kindmann, R., Kraus, M., Niebuhr, H. J.: STAHLBAU KOMPAKT
Bemessungshilfen, Profiltabellen, 3. Auflage. Verlag Stahleisen, Düsseldorf
2014
[6] Kindmann, R., Krüger, U.: Stahlbau - Teil 1: Grundlagen, 5. Auflage. Verlag
Ernst & Sohn, Berlin 2013
[7] Kindmann, R., Laumann, J.: Zur Lösung von Gleichungssystemen für
baustatische Systeme. RUBSTAHL-Bericht 1-2004. Ruhr-Universität
Bochum. Lehrstuhl für Stahl- und Verbundbau , 2004
[8] Kindmann, R., Laumann, J.: Ermittlung von Eigenwerten und Eigenformen für
Stäbe und Stabwerke. Stahlbau 73 (2004), Heft 1, S. 26-36
[9] Kindmann, R., Laumann, J., Kraus, M.: Computerorientierte Berechnungen
und Tragsicherheitsnachweise im Stahlbau. Veröffentlichung des Lehrstuhls
für Stahl- und Verbundbau, Ruhr-Universität Bochum, Bochum 2005
[10] Laumann, J.: Zur Berechnung der Eigenwerte und Eigenformen für
Stabilitätsprobleme des Stahlbaus. Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 4, Nr. 193.
VDI-Verlag, Düsseldorf 2003
[11] Laumann, J.: Ermittlung von Eigenwerten mit dem GAUCHO-Verfahren.
RUBSTAHL-Bericht 3-2004. Ruhr-Universität Bochum. Lehrstuhl für Stahl-
und Verbundbau , 2004