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Das BuchStefan Prakenskij ist ein gefährlicher Geheimagent, er versteht es aber auch, eine Frau zu verführen. Deshalb wird er in den kali-fornischen Küstenort Sea Haven geschickt und auf die Malerin Judith angesetzt, die in das Visier eines brutalen Waffen- und Drogenhändlers geraten ist. Dieser Jean-Claude La Roux sucht bei ihr einen unersetzbaren Microchip, für den auch Stefans Regierung über Leichen geht – und er ist besessen von ihr und ihrer Schönheit. Stefan selbst erkennt in Judith sehr schnell seine große Liebe, für die er sein bisheriges unstetes und riskantes Leben aufgeben will. Judith verliebt sich auch in Stefan, aber je mehr er ihr von seiner Vergangenheit offenbart, desto schwerer fällt es ihr, ihm zu ver-trauen. Deshalb bittet sie ihn, ein Kaleidoskop anzufertigen, um einen Blick in seine Seele zu werfen. Stefan stellt sich dieser Prüfung, doch dann fällt Judith in die Hände des undurchschau-baren La Roux, der schon vor Jahren in Paris eine große Faszina-tion auf sie ausgeübt hat. Wird sie dieses Mal ihre übersinnlichen Gaben nutzen und sich vor dem gewalttätigen Verbrecher schützen können?

Die AutorinChristine Feehan wurde in Kalifornien geboren, wo sie heute noch mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt. Sie begann bereits als Kind zu schreiben und hat seit 1999 mehr als fünfzig erfolg-reiche Romane veröffentlicht, die in den USA mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurden und alle auf die New-York-Times-Bestsellerliste gekommen sind.Mehr Informationen über die Autorin und ihre Bücher finden sich im Anschluss an diesen Roman und auf ihrer Website www.christinefeehan.com.

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CHRISTINE FEEHAN

Hüterin der Seele

Roman

Aus dem Amerikanischen von Uschi Gnade

WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN

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Die Originalausgabe SPIRIT BOUND erschien bei A Jove Book, The Berkley Publishing Group, Penguin Group, New York

Vollständige deutsche Erstausgabe 10/2012Copyright © 2012 by Christine Feehan

Copyright © 2012 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Printed in Germany 2012Umschlaggestaltung: © Nele Schütz Design

unter Verwendung von Shutterstock Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN: 978-3-453-53403-2

www.heyne.de

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte

Papier Holmen Book Cream liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

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Für Judith Paul und Thomas Durden in Liebe

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1.

Stefan Prakenskij lief in der kleinen Zelle auf und ab. Er wusste genau, wie viele Schritte er machen konnte, bevor

er hochsprang, um die Stäbe zu packen und Klimmzüge zu machen – noch ein Dutzend, ehe er ans andere Ende der Zelle tigerte und sich für die Liegestütze auf den Boden legte. Es war ganz ausgeschlossen, sich an den Geruch des Gefängnisses, an den Schleim auf den Wänden oder daran zu gewöhnen, dass die Duschen nicht funktionierten und dass man ständig auf der Hut sein musste, wenn man am Leben bleiben wollte, aber all das machte ihm nichts aus. Er hatte viel Schlimmeres durchgemacht.

Er war ein geduldiger Mann, aber seit er entschieden hatte, es sei sinnlos, noch länger in dieser Zelle zu bleiben, da seine Mission restlos gescheitert war, wollte er raus. Es war Zeitver-geudung, wenn er noch länger hierblieb, aber trotzdem hatte sein Betreuer vor einem Monat nicht eingewilligt, ihn abzu-ziehen. Es wurde von Tag zu Tag gefährlicher und aufreibender und er fokussierte sich zunehmend auf das einzig Anständige im Gefängnis.

Stefan fluchte tonlos, als er die neueste Fotografie der Frau, von der sein Zellengenosse besessen war, von der Wand nahm. Sie stand an einem Strand und hinter ihr war die stürmische Brandung zu sehen; offensichtlich war es ein windiger Tag, aber es gab keinen Orientierungspunkt, der es Stefan ermög-licht hätte, den Ort zu bestimmen. Mit ihrem langen schwar-

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zen Haar, das im Wind wehte, war die Frau zweifellos schön. Sie trug Jeans und ein T-Shirt und es gelang ihr trotzdem, ele-gant und gleichzeitig sexy zu wirken. Wenn er ein Mann ge-wesen wäre, der Interesse an Beziehungen gehabt hätte, wäre es ihm zweifellos verständlich gewesen, warum sein Zellen-genosse derart auf sie fixiert war. Der Idiot war absolut von ihr besessen. Hunderte von Fotografien von dieser einen Frau, aufgenommen über einen Zeitraum von Jahren, waren überall an die Wände geheftet.

Es schien keine Rolle zu spielen, wie intelligent ein Mann war oder womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente – es sah so aus, als brächte am Ende oft eine Frau selbst den größ-ten Verbrecher zu Fall. Und diese eine Frau stellte keine Aus-nahme dar. Stefan hatte vor, sie zu benutzen, um das inter-nationale Imperium von Jean-Claude La Roux zu stürzen, falls es sich als erforderlich erweisen sollte.

Er blickte auf das Bild in seiner Hand hinunter. Sie wirkte versonnen – nein, traurig. Was hatte zu diesem Gesichtsaus-druck geführt? Eine Frau wie sie hatte doch bestimmt kein Interesse an einem Mann wie Jean-Claude. Ein schmaler Strei-fen einladender Haut blitzte verlockend zwischen ihrem T-Shirt und ihrer Jeans auf. Sein Daumen glitt über diesen schmalen Streifen, als könnte er fühlen, wie warm und zart sie sich tatsächlich anfühlte.

Jean-Claude war zweifellos ein Mann von unermesslichem Reichtum. Stefan vermutete, eine Frau könnte auch sein gutes Aussehen attraktiv finden, vorausgesetzt, man mochte triefen-den Charme. Dahinter verbargen sich unzählige Sünden, aber möglicherweise fanden Frauen auch diesen Hauch von Gefahr erregend. Frauen konnten sich ebenso leicht von den falschen Dingen betören lassen wie Männer von Schönheit.

»Was zum Teufel tust du da?« Jean-Claude La Roux riss sei-nem Zellengenossen die kleine Fotografie aus den Händen und sah Stefan finster an, ein Versuch, jemanden einzuschüch-

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tern, der mit keinem Mittel einzuschüchtern war. »Du hast keine Ahnung, wer ich bin.«

Stefan zeigte ihm vorsätzlich die Zähne und spuckte dann auf den Zellenboden. »Dieser Spruch hat sich abgenutzt, Rolex.« Er ließ grenzenlose Verachtung in seinen Tonfall ein-fließen, als er den Mann mit dem verhassten Namen ansprach, den er ihm gegeben hatte.

Ein Mann wie Jean-Claude, Boss eines immensen kriminel-len Imperiums, verabscheute es mit Sicherheit, von einem gewöhnlichen Verbrecher verspottet zu werden. Das war eine Beleidigung, die der Mann nicht hinnehmen konnte. In den zwei Monaten, in denen Stefan ihn beschattet und versucht hatte, Informationen zusammenzutragen, hatte er sein Leben bei mehreren Gelegenheiten verteidigen müssen, und das sagte einiges über die Autorität aus, die La Roux sogar hier im Ge-fängnis besaß. Jean-Claude hasste Stefan und ein Wort von ihm hatte genügt, um etliche Häftlinge zu dem Versuch anzu-stiften, ihm Stefan vom Hals zu schaffen, weil sie sich bei ihm einschmeicheln wollten.

Es bestand kein Zweifel daran, dass La Roux im Gefängnis dieselbe Macht besaß wie draußen. Oberflächlich betrachtet schien es eine gute Idee zu sein, ihn für seine internationalen Verbrechen in Frankreich zu verurteilen. Das französische Gefängniswesen galt keineswegs als eines, das Gefangene ver-hätschelte, aber sogar mit Schimmel an den Wänden und schleimigem Wasser, das von der Decke tropfte, gelang es Jean-Claude, Reichtum und Macht auszustrahlen. Alle ande-ren Gefangenen gingen ihm aus dem Weg, bis Stefan aufge-taucht war. Er verhöhnte La Roux bei jeder Gelegenheit, und nicht einer der Männer, die dafür bezahlt wurden, Stefan eine Lektion zu erteilen oder ihn umzubringen, hatte es geschafft.

Für Stefan bestand kein Zweifel daran, dass ihm eine Stunde allein mit Jean-Claude genügen würde, wenn es ihm freistand, ihn auf seine eigene Weise zu verhören, um an sämtliche Infor-

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mationen zu kommen, die die Regierung brauchte. Aber hier, in diesem französischen Gefängnis, wo sie Tag und Nacht unter der Beobachtung von Wärtern standen und die Regierung sich ihres Gefangenen allzu deutlich bewusst war, hatte er keine Chance, das, was er brauchte, aus dem Mann heraus zuholen. Somit blieb nur noch eine Möglichkeit. Jean-Claude La Roux musste entkommen. Er seufzte. Genau das hatte er seinem Betreuer im Lauf der letzten zwei Monate viele Male gesagt.

Stefan beschrieb mit einer ausholenden Geste die zahllosen Fotografien an den Wänden. »Du hast ja ‘ne Menge Bilder, Rolex, aber nicht einen einzigen Brief. Ich glaube, deine Frau treibt sich mit einem anderen Mann an diesem Strand herum und lacht sich kaputt.«

Jean-Claude brachte das Foto wieder an der Wand an, wo-bei seine Hand über das Glanzpapier glitt. Stefan bemerkte mit einer gewissen Genugtuung, dass die Finger des Gangster-bosses zitterten, als er das Gesicht der Frau berührte.

»Siehst du etwa auf einem dieser Fotos einen Mann?« Jean-Claude musterte ihn mit offenkundiger Verachtung.

Stefan wusste, dass er selber nicht gerade einen grandiosen Anblick bot. Er war groß und hatte kräftige, breite Schultern, einen stark muskulösen Brustkorb und Arme mit einem pral-len Bizeps. Er wirkte weder wohlerzogen noch reich oder char-mant. Er sah aus wie ein Rohling, nicht besonders gescheit, mit längerem Haar und reichlich verdreckt. Ein Narben-geflecht überzog seine Haut und seine Hände waren schwielig, die Knöchel vom Gebrauch gerötet. Er hatte ein eckiges Kinn und blaugrüne Augen, die anderen Menschen mitten in die Seele blickten und sie für schuldig befanden. Stefan strahlte durch reine Körperkraft rohe Gewalt aus, und Männer wie Jean-Claude taten jemanden wie ihn automatisch als einen reinen Muskelprotz ab – sie warfen nie einen Blick hinter die Fassade, um zu sehen, ob sich hinter der Maske eines Rohlings Intelligenz verbarg.

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In Gedanken benutzte er so oft wie möglich seinen wahren Namen, Stefan Prakenskij, da er so oft Decknamen trug, dass er befürchtete, eines Tages zu vergessen, wer er war. Und viel-leicht hatte er seine Identität bereits verloren, schon vor langer Zeit. Was war er? Wer war er? Und wen interessierte das über-haupt? Es gab keine schöne Frau in seinem Leben, die an einem Strand stand, traurig aussah und sich nach ihm verzehr-te – und es würde auch nie eine geben. Er war erfolgreich in seinem Job, weil er sich weigerte, Frauen wie die, von der Jean-Claude besessen war, in sein Bewusstsein vordringen zu lassen.

Er warf erneut einen Blick auf die Bilder, mit denen die fleckige Wand überzogen war. Es waren Hunderte. Jean-Claude ließ die Frau schon seit langer Zeit überwachen. Im Lauf der Jahre, die der Mann im Gefängnis verbracht hatte, hatte sie sich kaum verändert, aber es stimmte, dass auf keinem der Fotos von ihr jemals ein Mann zu sehen war. Stefan fluchte tonlos und wandte sich von den Bildern ab.

Diese Frau wäre jedem unter die Haut gegangen, wenn man sie nur lange genug anstarrte. Also wirklich, was hätte man in einer winzigen Gefängniszelle auch anderes tun können, als ihre Lippen und Augen und all dieses lange, schimmernde Haar zu betrachten? Jean-Claude war regelrecht süchtig nach ihr, und Stefan hatte diese Schwäche augenblicklich erkannt und sie gegen den Mann eingesetzt, um ihn reif für die Flucht zu machen. Er sah keine anderen Männer auf den Fotografien, aber wer hätte den Gedanken ertragen, dass ein anderer Mann all diese zarte Haut berührte?

»Eines muss ich dir lassen, Rolex, sie ist eine Schönheit. Wo zum Teufel ist dir eine solche Frau begegnet?« Es war an der Zeit, die Taktik zu ändern.

Zum ersten Mal ließ Stefan bewusst eine Spur von Bewun-derung in seine Stimme einfließen. Sein Verdacht bestätigte sich: Jean-Claude konnte dem Drang nicht widerstehen, über die Frau in seinem Leben zu reden oder auf das erste Anzei-

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chen dafür zu reagieren, dass ein Mann wie Stefan, der nur offenkundige Kraft zu bewundern schien, den Gangsterboss zumindest für seine Fähigkeit respektierte, eine wunderschöne Frau anzulocken.

»Sie war Kunststudentin und hat in Paris studiert«, sagte Jean-Claude. »Sie stand draußen vor dem Louvre, ihr langes Haar wehte um ihr Gesicht herum, sie ist stehen geblieben, um es sich aus dem Gesicht zu streichen, und in dem Mo-ment …« Er ließ seinen Satz unbeendet in der Luft hängen.

Stefan brauchte den Rest nicht zu hören. Wahrscheinlich hatte es dem Gangsterboss ebenso den Atem verschlagen wie ihm, als er sie zum ersten Mal auf einer Fotografie gesehen hatte. Sie hätte ohne weiteres ein Model auf dem Titelblatt einer Illustrierten sein können – aber da war noch mehr. Sie hatte etwas Undefinierbares an sich, eine Eigenschaft, die er nicht exakt bestimmen konnte. Sie strahlte etwas Unschuldi-ges und Sinnliches zugleich aus und wirkte mysteriös, weltent-rückt und unerreichbar. Das löste bei einem Mann den Wunsch aus, die Arme auszustrecken und sie zu packen, sie an sich zu ziehen und sie für sich allein zu behalten.

Oh ja, diese Frau übte ganz entschieden eine starke Wir-kung auf Männer aus, und erst recht auf einen, der ohne Gefährtin in einer Zelle eingesperrt war. Stefan brachte bei seiner Arbeit unendliche Geduld auf, aber das hier würde ein Reinfall werden, ganz im Ernst. Jean-Claude würde sich schnurstracks zu dieser Frau und zu dem Microchip begeben, den er der russischen Regierung gestohlen hatte  – einem Microchip, der auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen wert war. Dieser Chip enthielt Informationen, die das russische Ab-wehrsystem um fünfzig Jahre zurückwerfen würden, wenn er jemandem in die Hände fiel.

»Kann sie denn halbwegs malen?«, fragte Stefan.Jean-Claude nickte. »Sie ist richtig gut. Aber das gilt für

alles, was sie tut.«

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Stefan blieb stumm und wartete ab. Er wusste, dass Jean-Claude über sie reden wollte.

»Sie hat sich jetzt schon einen Namen in der Kunstszene ge-macht. Ihre Kaleidoskope haben internationale Preise gewonnen. Ihre Gemälde werden für ein Vermögen verkauft und sie restau-riert alte Kunstwerke für private Sammler. Die Gemälde werden unter schwerer Bewachung in Flugzeugen zu ihr transportiert.«

Es klang so, als sei Jean-Claude stolz auf sie. Restauratoren, die gleichzeitig als Konservatoren arbeiteten, waren selten. Sie waren für die Wiederherstellung und langfristige Erhaltung von Gemälden verantwortlich, die jahrhundertealt waren. Das war eine schwierige Arbeit und es handelte sich bei dieser Berufsgruppe um eine recht kleine Gemeinschaft. Zudem be-zweifelte er auch, dass es viele preisgekrönte Kaleidoskop-künstlerinnen gab. Diese Informationen würden sehr hilfreich sein, um die Identität dieser Frau herauszufinden. Stefan hatte bereits etliche Fotos an seine Leute geschickt, damit sie mit den Nachforschungen beginnen konnten, wer die geheimnis-volle Frau tatsächlich war.

»Es imponiert mir schon, dass eine solche Frau bereit ist, auf dich zu warten.«

Jean-Claude sagte nichts dazu, sondern blickte in das stille, versonnene Gesicht auf dem Foto. Stefan wusste, dass die Worte an ihm nagen würden, die Vorstellung, dass sie viel-leicht nicht auf ihn wartete. La Roux hatte eine bessere Zelle als die meisten Gefängnisinsassen. Er war nicht wie die Mehr-heit selbstmordgefährdet und deprimiert durch die Umstände, und allein schon das sagte Stefan, dass die Wärter Dinge für ihn reinschmuggelten und überhaupt ihr Bestes taten, um sich gemeinsam mit den Gefangenen bei ihm einzuschmeicheln. Es hatte nicht lange gedauert, bis sich herumgesprochen hatte, was passierte, wenn ein Wärter Jean-Claudes Unwillen wach-rief: Dann verübte einer seiner Männer einen Vergeltungs-schlag gegen die Familie des Wärters.

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Stefan hatte genug Zeit an diesem widerwärtigen Ort ver-bracht. Mehr war aus dem Gangsterboss nicht rauszuholen. Er hatte seiner Regierung gesagt, sie solle dem Mann einen Aus-bruch ermöglichen und ihn sich entweder schnappen, sowie er rauskam, oder sich von ihm zu dem Microchip führen lassen. So oder so war es besser, als in der beengten Zelle zu versauern und eine Frau anzustarren, deren Namen er nicht einmal kannte. Er würde heute Nacht verschwinden, bevor er eine Frau anstarrte, die ihn keines zweiten Blickes gewürdigt hätte, und noch den Verstand verlor.

»Es geht mir verdammt gegen den Strich, etwas Nettes zu dir zu sagen, Rolex, aber sie hat das Gesicht eines Engels. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass irgendeine Frau hält, was dieses Gesicht verspricht.« Er musste dafür sorgen, dass der Mann weitersprach. Selbst nach zwei Monaten kannte er noch nicht einmal ihren Namen, weil Jean-Claude so wort-karg war.

Jean-Claude warf einen Blick auf ihn und sah dann wieder das Foto an. Zum ersten Mal, seit Stefan in seine Zelle gesto-ßen worden war, lächelte er. »Natürlich kannst du dir das nicht vorstellen. Sie spricht sieben Sprachen. Sieben.« Jean-Claudes abfällig verzogene Lippen sagten Stefan, dass der Mann sicher war, sein Zellengenosse könnte niemals mehr als eine einzige Sprache lernen.

Stefan sprach fließend Französisch, mit einem perfekten Akzent, und seine Rolle als Geheimagent – John Bastille – er-weckte tatsächlich nicht den Eindruck eines gebildeten Man-nes, der sich mit anderen Dingen als mit der Verfolgung kri-mineller Ziele auskannte. In Wahrheit konnte Stefan es jedoch Sprache für Sprache mit der Traumfrau aufnehmen, was hieß, dass sie gebildet und umso verlockender war. Es überraschte ihn ein bisschen, dass Jean-Claude intelligente Frauen mochte.

»Bestimmt ist sie eine von der Sorte, die Widerworte gibt«, hob Stefan seiner Rolle getreu hervor. Ein Muskelprotz wie er

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würde nicht wollen, dass ihm ein kleines Frauchen wider-sprach. Es sagte etwas aus, dass sich Jean-Claude eine kluge Frau wünschte.

»Sie hält mit ihrer Meinung nicht zurück«, stimmte Jean-Claude ihm zu. Die Andeutung eines Lächelns schlich sich in seine Augen, ganz so, als erinnerte er sich an einen Moment, den er besonders amüsant fand. »Du würdest das nicht ver-stehen.«

Stefan unterdrückte die zahllosen groben Bemerkungen, die zu seiner Rolle gepasst hätten, denn er wusste, dass es ein so-fortiges Ende des Gesprächs nach sich gezogen hätte, wenn er sie ausstieß. Jean-Claude hatte in den zwei Monaten, seit sie eine Zelle miteinander teilten, nicht mehr als drei oder vier Sätze gesagt. Stattdessen richtete er den Blick auf den Fuß-boden, als sei er in traurige Gedanken versunken.

»Ich hatte mal eine Frau. Eine lohnenswerte – keine Prosti-tuierte. Ich hätte ein bisschen netter zu ihr sein sollen, dann wäre sie vielleicht geblieben.« Er bedachte Jean-Claude mit einem kurzen neidischen Grinsen. »So wie die hat sie aber nicht ausgesehen. Wie heißt sie?«

Nicht ein einziges Mal in all den Monaten hatte Jean-Claude namentlich von der Frau gesprochen oder gesagt, wo sie lebte. Wenn es um den Engel an der Wand ging, war er sehr ver-schlossen. Es störte Stefan, dass er insgeheim unter diesem Na-men an sie dachte. Engel. Mysteriös. Unbegreiflich. Für den gewöhnlichen Mann außerhalb jeder Reichweite. Außer Reichweite für einen Mann, der vollständig in den Schatten lebte. Einen Mann ohne eine wirkliche Identität.

»Judith.« In Jean-Claudes Stimme drückte sich eine deut-liche Warnung aus, der Identität der Frau nicht weiter nachzu-gehen.

Triumph wogte in Stefan auf. Jean-Claude langweilte sich in der Zelle. Und er wollte über die Frau reden. Er musste über sie reden, er brauchte es. Stefan wollte, dass er sich nach ihr

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verzehrte, damit er die Gelegenheit zur Flucht ergriff, wenn sie sich ihm bot. Natürlich würde nicht Stefan ihm die Möglich-keit bieten, sondern einer der Wärter. Es würde nicht allzu schwierig sein, das einzufädeln. Wenn einem Jean-Claude La Roux einen Gefallen schuldig war, dann war das, als hätte man das große Los gezogen. Andererseits bekam man von Jean-Claude nichts umsonst. Worauf hatte er es abgesehen?

»Ein hübscher Name. Sie sieht exotisch aus, aber der Name ist amerikanisch, oder nicht?« Tatsächlich war der Name hebräischen Ursprungs, aber Stefan hatte große Zweifel daran, dass sich der Gangsterboss dieser Tatsache bewusst war oder sich auch nur dafür interessierte. Es war ein reiner Versuchs-ballon, ein kalkuliertes Vortasten.

Jean-Claude beäugte ihn misstrauisch. »Was zum Teufel ändert das schon?«

Stefan ließ sich aufwallende Wut ansehen, obwohl er in Wirklichkeit triumphierte. Er hatte einen Treffer erzielt. Die geheimnisvolle Frau könnte also durchaus aus den Vereinigten Staaten und nicht aus Japan sein, wie er anfangs angenommen hatte. »Nicht das Geringste. Ich wollte mich nur mit dir unter-halten. Ist mir doch scheißegal.« Er wandte dem Gangsterboss den Rücken zu – ein kalkuliertes Risiko. Wenn er Gleichgül-tigkeit an den Tag legte, würde Jean-Claude vielleicht weiter-reden, andernfalls ganz bestimmt nicht. Wenn er fand, Stefan zeigte zu großes Interesse, würde der Mann kein Wort mehr sagen.

Als er sich von La Roux abwandte, stand er einer anderen Wand voller Fotos gegenüber. Von allen Seiten war er von dieser mysteriösen Frau umgeben. Sie sah eindeutig so aus, als sei sie japanischer Abstammung, aber nicht nur – sie schien groß zu sein und ihr Hautton wirkte heller. Möglicherweise war ein Elternteil Amerikaner. Die Küste auf dem Foto könn-te sich also in den Vereinigten Staaten befinden. Diese Mög-lichkeit hatte er bisher nicht in Betracht gezogen.

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Auf einem der Bilder, die ihm am besten gefielen, lief Judith – jetzt hatte er ihren Namen – barfuß durch den Sand. Ein kräftiger Wind wehte und ihr langes Haar, das so seidig wirkte, strömte hinter ihr her. Er konnte kleine Fußabdrücke im nassen Sand sehen. Sie wirkte so allein. So traurig. Als war-tete sie auf jemanden. Jean-Claude? Bei diesem Gedanken drehte sich sein Magen um.

»Bist du mit ihr verheiratet?« Er sah Jean-Claude nicht an, als er diese Frage stellte, da ihn der Tonfall mehr interessierte als die Antwort und er so ein besseres Gespür dafür hatte.

»Verlobt«, antwortete Jean-Claude nach einer langen Pause.»Weiß sie das?«, fragte er verschlagen. Stefan hatte auf kei-

ner der Fotografien einen Ring an ihrem Finger gesehen, ob-wohl er danach gesucht hatte.

Jean-Claude zuckte die Achseln. »Was sie denkt, spielt keine große Rolle. Sie ist meine Verlobte, und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird sie auf die eine oder andere Weise mit mir zusammen sein.« Er hob eines seiner vielen Bücher auf und hielt es Stefan hin. »Hast du von diesem Mist schon mal ge-hört?«

Stefan unterdrückte den kleinen Wonneschauer, der ihn überlief, als ihm klar wurde, dass die Frau nicht ganz so sehr von Jean-Claude eingenommen war wie der Mann von ihr. Er nahm das Buch in die Hand, es war eines, das er sich bereits mehrfach angesehen hatte. Er heuchelte Unwissenheit. »Aura? Was soll das sein? Nie davon gehört.«

»Kannst du an diesen Blödsinn glauben? Siehst du Farben um menschliche Körper herum? Das ist dieser New-Age-Quatsch und sonst gar nichts.« Jean-Claude war von einer sol-chen Wut erfüllt, von einer solchen Bitterkeit, einem unter-drückten Jähzorn, der Stefan erstmals Grund zu einer Spur von Sorge um Judith gab.

»Deine Frau glaubt an dieses Zeug?«, fragte Stefan und ließ vage Verwunderung in seine Stimme einfließen.

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»Und wie sie das tut. Sie nimmt es sehr ernst. Ich habe alles darüber gelesen, aber ich bin noch keinem einzigen Menschen außer ihr begegnet, der daran glaubt oder Farben sehen kann, die menschliche Körper umgeben.«

»Dann ist sie also ein bisschen verrückt.« Stefan grinste lüs-tern. »Meinst du nicht, ihr Körper entschädigt dich gewisser-maßen für all das? Stopf ihr den Mund, und du hast keine Probleme.« Sein Magen schnürte sich zusammen. Seine Einge-weide schmerzten tatsächlich.

Jean-Claude warf ihm einen wütenden Blick zu. Er riss Stefan das Buch aus der Hand und warf es gegen die Zellen-wand. »Ich weiß selbst nicht, wie ich erwarten konnte, jemand wie du würde das verstehen.«

Stefan wollte es nicht verstehen. Er wollte nur aus dieser stinkenden Zelle raus, fort von dem Mann, dessen Seele ver-dorben war. Es gab kein Erbarmen in dieser Welt. Keine zarte Haut. Keine dunklen Augen, in denen sich ein Mann verlieren konnte. Er war noch nicht einmal wirklich vorhanden, nicht mehr als ein dunkler Schatten, der sich an Orte schlich, die andere ihr Zuhause nannten, und Blut und Chaos zurückließ, wenn er sich wieder hinausschlich. Er wusste nicht, was ein Zuhause war und es interessierte ihn auch gar nicht mehr. Er hatte seine Menschlichkeit vor langer Zeit an Orten wie die-sem verloren, von korrupten Männern umgeben, die mit menschlichem Fleisch handelten und für Geld Verheerungen anrichteten.

Er war schon zu lange im Geschäft, um sich für eine Frau zu interessieren.»Weißt du, Bastille«, setzte Jean-Claude an.

Stefan war sofort auf der Hut. Zum ersten Mal klang die Stimme seines Zellengenossen verändert. Jetzt würden sie da-rauf zu sprechen kommen, warum sich der Gangsterboss dazu herabgelassen hatte, mit ihm über die Frau seiner Träume zu reden. Jean-Claude hatte bisher hartnäckig geschwiegen und es war ganz einfach nicht seine Art, ein freundliches Gespräch

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zu führen, ganz gleich, wie sehr er darauf brennen mochte, mit jemandem über Judith und die Fotografien zu reden. Er hatte nur deshalb etwas preisgegeben, weil er etwas dafür haben wollte.

Stefan drehte sich um, lehnte sich mit einer Hüfte lässig an die Pritsche und zog eine Augenbraue hoch.

»Warum hast du mich nicht getötet? Du wusstest, dass ich die Prügel und die Angriffe auf dich angeordnet habe.«

Stefan achtete sorgsam darauf, sich nicht das Geringste an-sehen zu lassen. Er zuckte die Achseln. »Damit war kein Geld zu machen. Ich will hier raus. Ich bin hergekommen, um etwas zu erledigen, und sowie ich meinen Auftrag erfüllt habe, komme ich hier raus.«

Jean-Claudes Augenbrauen schossen in die Höhe. »Einen Auftrag?«, wiederholte er.

»Immer mit der Ruhe, Rolex, du bist nicht die Zielscheibe.« Stefan zwinkerte ihm zu. »Ich kann nicht behaupten, es sei mir nicht ein- oder zweimal durch den Kopf gegangen, aber dafür kriege ich keine Provision.«

»Aber du brächtest mich um, wenn dich jemand dafür be-zahlen würde.«

»Wir sind nicht direkt Freunde.« Diesmal war die Belusti-gung aus seiner Stimme herauszuhören.

»Ich habe dich unterschätzt«, gab Jean-Claude zu.Stefan stellte mit Genugtuung fest, dass dem Gangsterboss

gerade klar wurde, wie nah er dem Tod gewesen war. All diese Nächte, in denen Stefan wie eine tödliche Viper keine zwei Meter von ihm gelauert hatte. »Das tun alle.« Auch jetzt legte Stefan keine Böswilligkeit an den Tag.

Jean-Claude musterte das vernarbte Gesicht. »Einen Mann wie dich könnte ich gebrauchen.«

»Ich bleibe nicht. Morgen bin ich draußen.« Stefan war größte Zuversicht anzuhören.

»Wie willst du das anstellen?«

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Stefan zuckte ein weiteres Mal die Achseln und hüllte sich in geheimnisvolles Schweigen.

»Du hast einen Fluchtweg?«Oh ja, La Roux war das Interesse anzuhören. Er wollte raus.

Wenn er erst einmal draußen war, würde er das Geld haben, sich eine neue Identität und ein neues Gesicht zu kaufen. Stefan tat das ständig.

Stefan wandte sich von dem Mann ab, sank auf seine Prit-sche und erklärte das Gespräch stumm für beendet. Wenn sie zum Abendessen gingen, würde ein Mann tot in seiner Zelle aufgefunden werden. Wenn das Gefängnis geschlossen wurde, würde John Bastille abwesend sein und Jean-Claude La Roux würde wissen, dass es einen Weg gab, der hinausführte. Wenn er in etwa zwei Wochen von einem Wärter angesprochen wür-de, der ihm Hilfe bei der Flucht anbot, würde er die Gelegen-heit beim Schopf ergreifen.

Der Gefangene, der bereits tot in seiner Zelle lag, war ein russischer Verräter, der wegen Waffenhandel einsaß, sich aber viel mehr als nur das hatte zuschulden kommen lassen. Er arbeitete für Jean-Claude und war dafür verantwortlich, dem Gangsterboss den Aufenthaltsort eines ihrer Spitzeningenieure verraten zu haben, Theodotus Solovjov, der das derzeitige Ab-wehrsystem entworfen hatte. Der Angriff auf Solovjov hatte bei Stefans Bruder Gavril zu bleibenden Verletzungen geführt und sein Leben in Gefahr gebracht.

Gavril, zweifellos einer der Spitzenagenten der Regierung, war Solovjov als Leibwächter zugewiesen worden. Trotz der zahlenmäßigen Übermacht und der waffentechnischen Über-legenheit der Angreifer und obwohl er durch sieben Messersti-che verwundet worden war, war es Gavril gelungen, Solovjovs Entführung zu verhindern und die Entführer zu vertreiben, aber der Microchip, den Solovjov in seine Jacke eingenäht hatte, war entwendet worden. Niemand außer Solovjov und seiner Ehefrau hatte gewusst, dass sich der Microchip dort be-

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funden hatte. Solovjovs eigene Ehefrau hatte Verrat an ihm begangen und Gavrils Auftrag war als gescheitert angesehen worden.

Einem Mann wie Gavril Prakenskij verzieh man keinen Misserfolg und man hatte ihn auch nicht mit Anstand in den Ruhestand geschickt. Man hatte ihn schlicht und einfach aus-geschieden. Gavril war die Flucht aus dem Krankenhaus ge-lungen und er war spurlos verschwunden. Er würde nie wieder in Sicherheit sein, nicht als Träger des Namens Prakenskij. Der einzige Prakenskij, der sich wirklich in Sicherheit wiegen konnte, war ihr jüngster Bruder Ilja, der zum Interpolagenten ausgebildet worden war. Er hatte kurze Zeit für das geheime Attentatkommando gearbeitet und seine Dienste waren hin und wieder angefordert worden, aber er war nicht so wie seine älteren Brüder zu einem Leben in den Schatten verdammt worden.

Stefan hatte Gavril bei der Flucht geholfen. Er hatte ihn durch die abgedunkelten Straßen zu einem bereitstehenden Fahrzeug getragen und ihn in diesem Wagen aus Russland he-rausgeschmuggelt. Sie waren nur mit knapper Not entkom-men, und ohne einen Arzt wäre Gavril gestorben, aber jetzt war er fort und benutzte eine andere Identität. Stefan bezwei-felte, dass es ihm jemals vergönnt sein würde, seinen Bruder wiederzusehen. Als er von Gavril erfahren hatte, dass niemand außer Theodotus Solovjov und seiner Frau Elena von dem Microchip gewusst hatte, der in die Jacke eingenäht war, stand für beide ohne jeden Zweifel fest, dass Elena diejenige gewesen sein musste, die ihr Land verraten und verkauft hatte.

Sowie Gavril außer Gefahr war, hatte Stefan die Fährte des Geldes aufgenommen und nicht nur Elenas Schuld beweisen können, sondern er war auch auf ihre Verbindung zu Jean-Claude La Roux gestoßen. Elena starb, nachdem sie den Na-men ihres Liebhabers preisgegeben hatte. Und ihr Liebhaber hatte den Rest des Killerkommandos verpfiffen, ehe er gestor-

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ben war. Stefan hatte sich die Beteiligten einen nach dem an-deren vorgenommen und Jagd auf die Männer gemacht, die die Karriere seines Bruders zerstört und sein Leben in Gefahr gebracht hatten; und er hatte sie alle getötet, mit Ausnahme des einen, der in dem französischen Gefängnis saß. Diese letzte Kleinigkeit war am früheren Abend erledigt worden.

Stefan legte sich hin und schenkte Jean-Claudes verwirrtem Blick keinerlei Beachtung. Der Mann wollte mehr Informa-tionen haben und bereute wahrscheinlich jetzt schon, dass er den Ton angegeben und das Verhältnis zwischen ihnen, das ohnehin auf wackligen Füßen stand, in eine bestimmte Rich-tung gelenkt hatte. Es lag eine gewaltige Genugtuung in dem Wissen, dass Jean-Claude noch viel mehr bereuen würde  – nicht zuletzt, dass er für das Ende von Gavrils Karriere verant-wortlich gewesen war.

Vier Tage später ließ sich Stefan Zeit unter der heißen Dusche und war dankbar für ein anständiges Zimmer, das saubere Bad und das bequeme Bett. Er schlang sich ein Handtuch um die Hüften und trat auf die kühlen Fliesen hinaus. Nachdem er seine Waffe auf dem Waschbeckenrand abgelegt hatte, trock-nete er sein Haar und starrte das Bild in dem beschlagenen Spiegel an. John Bastille gab es nicht mehr und Stefan Pra-kenskij war zurückgekehrt. Er sah keine Spur besser aus als Bastille, selbst nach einer gründlichen Reinigung nicht. Sein Körper war in Form, jeder Muskel einsatzbereit, seine Taille konisch, seine Hüften schmal und seine gesamte Muskulatur gestählt. Er war vollständig durchtrainiert und wie eine Ma-schine auf jede Möglichkeit eingerichtet. Er kannte tausend Methoden, einen Menschen zu töten. Er konnte jede Frau ver-führen, bis sie nicht nur ihre Kleidung, sondern auch jedes Anstandsgefühl ablegte und ihre Geheimnisse preisgab, und genau das hatte er so oft getan, dass er nicht mehr mitzählen konnte. Selbst bei starkem Wind konnte er problemlos ein

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Ziel aus einer Meile Entfernung treffen. Ebenso einfach war es für ihn, seinem Opfer im Vorübergehen eine Spritze so zu ver-passen, dass es nicht mehr als einen lästigen Insektenstich wahrnahm. Das war sein Leben und er hatte keine Ahnung, was er anderes hätte tun können.

Jetzt nahm er seine Waffe und ging in das kleine Zimmer, sein Zuhause für diese Nacht. Die Tür hatte er präpariert – er war kein vertrauensvoller Mann und würde auch nie einer sein. Die Fenster lagen auf der Flussseite, seine letzte Zuflucht, falls er angegriffen werden sollte und es keinen anderen Aus-weg gab. Er hatte einen Fluchtweg über das Dach und einen weiteren durch das Hotel vorbereitet. Er hatte vier Strategien zum Ausstieg geplant und sein Zimmer war ein Waffenarsenal. Trotzdem fühlte er sich niemals sicher.

Er verspürte eine innere Unruhe, die vorher nicht da gewe-sen war. Vielleicht war es an der Zeit auszusteigen. Er hatte zu viel Menschlichkeit verloren. Seine Sinne stumpften ab, aber vielleicht waren sie auch schon die ganze Zeit über taub gewe-sen und es war ihm nur nicht aufgefallen. Oder es hatte ihm nichts ausgemacht.

Trotz aller Entschlossenheit nicht hinzusehen ertappte er sich dabei, dass er vor der Kommode stand, auf der das Foto, das er von der Wand geklaut hatte, genau da lag, wo er es hin-gelegt hatte, sein liebstes Bild von Judith am Strand. Er hatte es dort hingeschleudert und sich einzureden versucht, er wür-de es seinem Betreuer übergeben, damit es ihnen beim Auf-spüren ihrer Identität behilflich war. Ein kleiner Fehler wie dieser konnte alles verpatzen und dann wären die gesamten zwei Monate, die er mit einem Monster in einer dreckigen Zelle gehaust hatte, umsonst gewesen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Er machte keine Fehler.

Er nahm die Fotografie in die Hand und blickte in dieses versonnene Gesicht. Sein Daumen glitt über den Streifen zar-ter Haut, der zwischen ihrer Jeans und ihrem T-Shirt entblößt

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war, wie er es schon in der Zelle getan hatte. Was hatte sie bloß an sich, das ihm derart zusetzte? Sie war ein Fehler, und obwohl er das wusste, hatte er das Foto mitgenommen. Es lag nicht an ihrem umwerfenden Aussehen – natürlich fand er sie wunder-schön; aber er fühlte sich unerklärlich zu etwas in ihrem Innern hingezogen, das in diesem Bild durchschimmerte.

Er zwang sich, das Foto wieder auf die Kommode zu wer-fen. Er würde sie niemals sehen und nie erfahren, was aus ihr geworden war, aber wenn er Fehler machte und wenn er be-dauerte, wer er war, dann war es höchste Zeit, seine Strategie zum Ausstieg in die Tat umzusetzen. Jeder Mann in seiner Branche hatte eine Ausstiegsstrategie parat, denn schließlich wussten sie alle zu viel über das geheime Projekt, das sie über-haupt erst zu dem gemacht hatte, was sie waren.

Er kleidete sich sorgfältig an und schlüpfte ebenso selbstver-ständlich in seine Waffengurte wie in den Anzug, der eine lässige Eleganz besaß, wenn seine breiten Schultern ihn aus-füllten. An seinem Gesicht hatten sich subtile Veränderungen vollzogen. Seine Augenfarbe war jetzt leuchtend blau und ein paar von den Narben waren verschwunden. Er hatte sich das dunkelblonde Haar zu einer viel ordentlicheren Frisur gestutzt und war glattrasiert. Er trug seine Armbanduhr, ein ebenso elegantes Stück wie sein Anzug, ohne protzig zu wirken. Er sah aus wie ein wohlhabender Geschäftsmann, aber einer von der Sorte, die sich bis nach oben vorgekämpft hatte. Einen Mo-ment lang stand er dort und ließ seine Finger über das Gesicht der Frau gleiten. Während er sich für seine eigene Dummheit verfluchte, ließ er seine Hand frustriert auf die Fotografie klatschen.

»Du wirst dich wegen einer Frau umbringen lassen«, sagte er laut vor sich hin.

Wie auf ein Stichwort surrte sein Pager. Verblüfft öffnete er seinen Computer und meldete sich an. Sofort erschien ein Text auf dem Bildschirm. Die Frau war aufgrund der Hinweise,

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die er ihnen gegeben hatte, identifiziert worden. Judith Hen-derson, eine aufstrebende Künstlerin. Sie hatte sich als spezia-lisierte Restauratorin, die beschädigte Kunstwerke wiederher-stellte, einen Namen gemacht. Private Sammler kamen zu ihr und vertrauten ihr Gemälde an, die Millionen wert waren. Neben ihrer Arbeit als Restauratorin war sie aber auch selbst eine gefeierte Künstlerin, die sowohl mit ihren Kaleidoskopen, die internationale Preise gewannen, für Aufsehen sorgte, als auch als Malerin, deren Originale beträchtliche Summen er-zielten. Sie lebte in einer kleinen Ortschaft namens Sea Haven an der nordkalifornischen Küste.

Alles in ihm kam zum Verstummen. Sea Haven. Wie oft würde dieser kleine Ort denn noch mit seiner Familie in Be-rührung kommen? Ilja, sein jüngster Bruder, hatte sich dort niedergelassen. Ein anderer jüngerer Bruder, Lev, war dort ver-schwunden und für tot erklärt worden, nachdem er mit einer Yacht im Meer untergegangen war. Er glaubte allerdings nicht, dass Lev so leicht umzubringen war. War das eine Art Falle – eine Falle für ihn? Oder vielleicht für Lev? War es möglich, dass er für den Versuch benutzt wurde, seinen Bruder zu fin-den? Ein Mann wie Lev mit all seinen Fähigkeiten starb nicht so leicht. Er geriet nicht in Panik, nicht einmal unter den schlimmsten Umständen.

Petr Ivanov, ein Mann ohne jegliche menschliche Gefühle, war geschickt worden, um Lev zu finden und ihn zu eliminie-ren, falls er doch noch am Leben sein sollte. Er war mit der Meldung zurückgekehrt, Lev sei tatsächlich beim Untergang der Yacht gestorben. Die Leiche war nie gefunden worden, aber die Ermittlung war gründlich gewesen. Wenn Ivanov nicht wirklich von Levs Tod überzeugt gewesen wäre, hätte er seinen Ruf nicht mit diesem Bericht aufs Spiel gesetzt. Angeb-lich hatten alle die Suche nach seinem Bruder eingestellt. Hieß das, sie glaubten tatsächlich, dass Lev tot war? Oder legten sie Stefan rein, damit er sie zu seinem Bruder führte?

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Er reagierte nicht auf die Neuigkeiten, die Zeile für Zeile auf seinem Bildschirm erschienen. Wie Lev neigte auch er nicht zur Panik. Er wartete schweigend. In vollkommener Ruhe. Eine neue Nachricht erschien auf dem Computerbild-schirm und sein Herz machte einen Sprung, ehe es sich wieder beruhigte.

Er sollte nach Sea Haven gehen und eine Beziehung mit Judith Henderson beginnen. Dokumente mit detaillierten An-weisungen für den Auftrag würden folgen. Er fühlte, dass er innerlich erstarrte. Ursprünglich hatte er Jean-Claude ver-hören sollen, sobald sie ihm den Ausbruch aus dem Gefängnis ermöglicht hätten. Er würde die erforderlichen Informationen mühelos aus La Roux herausholen und das wussten seine Be-treuer. Auch wenn er noch so gern nach Sea Haven reisen wollte, um etwas über seinen Bruder herauszufinden, würde er sich damit auf ein Minenfeld begeben.

Er wartete einen weiteren Herzschlag, ehe er seine Antwort zurücksandte. Das verstehe ich nicht. Ich soll Jean-Claude verhören.

Die anonymen Befehle liefen weiterhin über den Bild-schirm. Der Plan war abgeändert worden. Falls etwas schief-ging, wenn La Roux aus dem Gefängnis floh, wollten sie sichergehen, dass sie ihn an sich bringen konnten, falls er sich nach Sea Haven begeben würde. Stefan musste einige Zeit vor ihm dort ankommen und unter seiner angenommenen Identi-tät einen möglichst engen Kontakt zu Judith Henderson her-stellen. Falls es sich als notwendig erweisen sollte, würde er, sollte der Gangsterboss dort auftauchen, sowohl Jean-Claude als auch die Frau verhören, sowie er sie beide in Gewahrsam genommen hatte.

Stefans Magen hob sich und ihm wurde schlecht. Er schmeckte tatsächlich Galle im Mund. Mit jedem Mittel In-formationen aus La Roux herauszuholen, das war eine Angele-genheit, aber aus der Frau ebenfalls? Er öffnete die Augen, um

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den Text ein zweites Mal anzusehen, und hoffte, wenn er es sich inständig genug wünschte, würden sich die Befehle wie durch Zauberhand verändern. Er musste verdammt müde sein, wenn er eine so starke körperliche Reaktion auf den Befehl hatte.

Einen Moment lang schloss er die Augen wieder und schüt-telte den Kopf. Hinter diesem Auftrag steckte ganz entschie-den etwas anderes als das, was man ihm sagte. Es war eine unsinnige Vorstellung, Agenten würden Jean-Claude den Aus-bruch aus dem Gefängnis ermöglichen und ihn dann ver-lieren. Er wurde nicht etwa nach Sea Haven geschickt, weil sie glaubten, sie würden den Gangsterboss verlieren, sondern als Köder, um seinen Bruder Lev aus der Versenkung hervorzu-locken. Sie hatten Petr Ivanovs Bericht über den Tod seines Bruders doch nicht geglaubt. Die Befehle dienten einem zwei-fachen Zweck. Er sollte herausfinden, wo Lev sich aufhielt, und falls La Roux den anderen Agenten tatsächlich entkam, würde er an Ort und Stelle sein, um die benötigte Information aus ihm herauszuholen und ihn dann zu töten.

Er schluckte seinen ungeheuren Widerwillen gegen die Befehle hinunter und tippte seine Zustimmung. Wenige Momente später empfing er einen Download. Das Dokument enthielt alles, was sie über Judith Henderson zusammengetra-gen hatten. Er meldete sich ab und goss sich eine Tasse Kaffee ein, ließ sich auf einen Sessel sinken und rieb sich die Schläfen. In der letzten Zeit bekam er häufig stechende Kopfschmerzen, ein weiteres Anzeichen dafür, dass er kurz vor dem Zusam-menbruch stand. Er konnte sich aber keinen Zusammenbruch leisten, nicht dann, wenn sie ihn nach Sea Haven schickten.

Einerseits wollte er hingehen, und gerade deshalb überlief ihn ein Schauer der Sorge. Er wollte Petr Ivanov nicht zu Lev führen, und wenn Lev in Sea Haven war, würde er Stefan fin-den, selbst dann, wenn seine Tarnung hieb- und stichfest war. Er fluchte in drei Sprachen und trank einen Schluck von sei-

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nem Kaffee. Judith. Der Teufel sollte die Frau holen. Sie war ihm in dieser Gefängniszelle unter die Haut gegangen. Er hat-te nicht für möglich gehalten, dass jemand das schaffen würde, ganz zu schweigen von einer Frau, der er nie begegnet war.

Er öffnete das Dokument und las, was sie über ihr Leben wussten. Japanische Mutter, amerikanischer Vater. Beide bei einem Autounfall gestorben. Die Größe hatte sie von ihrem Vater. Diese wunderbaren langen Beine. Er zwang sich, seine Gedanken wieder den Fakten zuzuwenden und sie sich einzu-prägen. Sie hatte einen Bruder, älter, der sie nach dem Tod ihrer Eltern großgezogen hatte.

Paul Henderson, mittlerweile verschieden, hingerichtet mit einem einzigen Schuss in die Stirn, aber nicht, bevor man ihn gefoltert hatte. Er war nach Paris gereist und mit seiner Schwester von dort fortgegangen. Sie verschwanden beide und Paul tauchte in Griechenland wieder auf. Dort wurde er getö-tet. Judith erschien, nachdem Jean-Claude inhaftiert worden war, und brachte die Leiche ihres Bruders nach Hause, in die Staaten. Was hatte das zu bedeuten?

Hatte Jean-Claude Judith gesucht? Er überlegte hin und her. Es passte. Es war möglich, dass sie mit Hilfe ihres Bruders vor dem Mann fortgelaufen war. Sie war intelligent und Männer wie La Roux konnten sich keine intelligenten Frauen leisten. Sie kamen dahinter, was los war. Sowie sie erkannt hat-te, dass La Roux schmutzige Geschäfte machte, war es Judith vielleicht nicht möglich gewesen, damit zu leben. Andererseits könnte sie ihm aber auch etwas Wertvolles abgenommen haben.

Dieser Gedanke gefiel Stefan gar nicht, aber beide Szenarien könnten sowohl den Tod ihres Bruders als auch Jean-Claudes andauerndes Interesse an ihr erklären. Ebenso den Umstand, dass sie untergetaucht war, bis Jean-Claude inhaftiert worden war. Judiths Wiederauftauchen wies darauf hin, dass sie wahr-haftig nicht wusste, wie gefährlich La Roux in Wirklichkeit

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war oder wie weit seine beträchtliche Macht sogar von seiner Gefängniszelle aus reichte und wie gekonnt er sie einsetzte.

Stefan ging das Dossier durch, das er als Download erhal-ten hatte. Das Dokument enthielt auch etliche Fotos von Ju-diths Gemälden, sowohl von denen, die sie gemalt hatte, ehe sie Paris verließ, als auch von denen, die sie hinterher gemalt hatte. Sowie sein Blick auf das erste Gemälde fiel, fühlte er einen heftigen Hieb in seine Magengrube. Ihre Dynamik und ihre Leidenschaft, die darin zum Ausdruck kamen, verschlu-gen ihm buchstäblich den Atem. Er konnte seinen Blick nicht von der Serie losreißen und betrachtete jedes Gemälde einge-hend. Sie waren faszinierend und wunderschön, tief, drei-dimensionale Farben, eine erstaunliche Linienführung, voller Leidenschaft und Glut. Voll von ihrer Dynamik und Leiden-schaft.

»Da bist du«, flüsterte er. »Ich sehe dich.«Sie hielt nichts zurück, und sie hauchte ihren Werken ein

solches Leben ein, dass jedes Seestück, jeder Baum, jede Wolke und jeder Busch in Bewegung waren und sangen oder schluchzten. In ihrer Hand war Farbe ein Musikinstrument, das von einem Virtuosen gehandhabt wurde. Ihr Mut war ein-fach umwerfend. Sie verstand Farben und ihre Bedeutung. Sie zog ihre Pinselstriche wie Liebkosungen, kühn und schüch-tern, sinnlich und unschuldig. Sie war eine Verführerin mit ihren Farben, ein Traum, der in Reichweite und doch uner-reichbar war.

Stefan fuhr mit beiden Händen durch sein Haar. Alle Welt konnte sie sehen. In diesen Gemälden hatte sie ihre Seele ent-blößt. Sie war weiß Gott atemberaubend. Er fühlte, wie sich sein Körper regte, ein unvorstellbarer Schock für ihn. Er hatte sich immer unter Kontrolle, körperlich und seelisch. Er war von seiner Kindheit an ausgebildet worden. Sein Körper er-wachte auf seinen Befehl hin zum Leben und war dann, wenn er es brauchte, einsatzbereit. Was zum Teufel richtete diese

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Frau mit ihren Gemälden und den Fotos, auf denen sie zu sehen war, bei ihm an?

In den Gemälden steckte mehr von der wirklichen Frau als in der geheimnisvollen Fotografie, die er dem Gangsterboss gestohlen hatte. Sie hatte sich in sich selbst zurückgezogen, hielt sich abseits von der Welt, distanziert und unnahbar, aber hier konnte er in jedem Pinselstrich ihr Feuer und ihre Leiden-schaft sehen.

Stefan zwang sich weiterzulesen. Ihre Zeit mit Jean-Claude war gut dokumentiert. Die Gerüchte über La Roux waren all-mählich aufgekommen und es gab ein paar Fotos von einer jüngeren Judith, die lächelnd zu Jean-Claude aufblickte und auf all den Überwachungsfotos ihr Glück wie eine zweite Haut trug. Seine Reaktion darauf, sie zusammen mit dem Gangster-boss zu sehen, war atavistisch, sogar animalisch, und kam tief aus seinem Inneren. Er wollte den Mann mit seinen bloßen Händen umbringen. Er öffnete und schloss seine Finger, ver-langsamte bewusst seine Atmung und verschloss sich gegen jede Empfindung.

Stefan musterte Jean-Claudes Gesichtsausdruck. Der Arm um Judiths schmale Taille war besitzergreifend, ebenso sein Gesichtsausdruck, aber das war noch nicht alles. Falls ein Mann wie La Roux zu Liebe fähig war, dann war es das. Was auch immer es war, vielleicht Besessenheit – und Stefan be-gann dieses Wort zu verstehen –, jedenfalls sagte der Ausdruck auf Jean-Claudes Gesicht, als er auf die lachende Judith hinun-terblickte, einfach alles. Er würde jeden Preis bezahlen, um sie zu behalten. Falls der Mann den anderen Agenten entwischen konnte, würde er mit absoluter Sicherheit nach Sea Haven gehen, um dort zu holen, was er als sein Eigentum ansah – und dazu zählte Judith.

Stefan las das Dokument sorgfältig und prägte sich das Ge-lesene ein, ehe er sich die wenigen Fotografien von Judiths Werken nach ihrer Flucht von La Roux ansah. Jedes einzelne

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Gemälde war gut, daran bestand kein Zweifel, aber ihre späte-ren Arbeiten unterschieden sich sehr von den früheren. In ihren Ausführungen war sie sehr maßvoll und zurückhaltend und zeigte die ungeheure Schönheit dessen, was sie darstellte. Makellose Farbgebung, eine kühne, mutige Pinselführung, aber die Gemälde selbst waren in seinen Augen flach. Sie wa-ren immer noch wunderschön, aber sie – Judith, die Essenz der Frau – war nicht mehr vorhanden. All ihre Leidenschaft und Glut waren beherrscht, verschwunden, ersetzt durch eine Maske, die gut, sogar brillant, aber nicht echt war.

»Jetzt ist es zu spät, um dich zu bedecken. Ich sehe dich«, flüsterte er wieder. »Ich komme dich holen.«

Er presste seine Finger direkt über seine Augen und drückte dort, wo die Kopfschmerzen einsetzten, fest zu. Das konnte ihm alles gestohlen bleiben. Er wollte kein anderes Leben. Er träumte nicht von einem anderen Leben. Er spielte mit dem Blatt, das an ihn ausgegeben worden war, wie der Automat, zu dem er mühsam geworden war, weil er sich selbst dazu erzogen hatte. Er fühlte nichts. Er wollte auch gar nichts fühlen. Er dachte nicht mehr an seine Eltern und daran, wie eines Nachts seiner Mutter und seinem Vater Waffen an den Kopf gehalten und abgedrückt worden waren. Innerhalb von vier Wänden gab es keine Sicherheit. Für ihn würde es nirgendwo Sicherheit geben – niemals. Und jeder, der mit ihm zu tun hatte, würde in Gefahr sein. Jeder, den er liebte, würde ihm genommen werden. Besser gar nicht erst das Risiko eingehen, also nie etwas empfinden.

Er wiederholte das Mantra und sprach es mit leiser Stimme aus. Er hörte seine Schritte auf dem Teppich, ehe er seine eige-nen Absichten kannte. Er ging zu der Kommode und nahm die Fotografie von Judith Henderson wieder in die Hand, denn die Kraft, die ihn anzog, war zu stark, um ihr zu wider-stehen. Eine Frau, die sieben Sprachen beherrschte. Intelli-gent. Schön. Eine Künstlerin. Er wusste nicht einmal, wie das

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wäre – die Freiheit zum Malen zu besitzen, die Freiheit, das eigene Herz und die eigene Seele auf eine Leinwand zu ver-strömen.

Er beherrschte viele Sprachen. Er war intelligent. Und er kannte sich mit Malerei aus. Sogar bestens. All das war not-wendig für seinen Beruf, für die Aufgabe, eine Haut abzuwer-fen und sich eine andere zuzulegen. Seine Schläfen pochten und er ließ sich wieder auf den Sessel sinken, mit dem Foto in der Hand. Was hatte sie bloß an sich? War es dieser verlorene, einsame Gesichtsausdruck? Der Wind in ihrem Haar? Die Sonne, die auf das Wasser schien? Seine Phantasie, die so lange Zeit unterdrückt worden war, entzündete sich trotz seines Ver-langens, sie zu unterdrücken. Sie wartete darauf, dass jemand kam und diese Leidenschaft und Glut freisetzte. Sie wartete auf den richtigen Mann, um sie ihm zu geben.

Wie zum Teufel kam er auf solche Gedanken?

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2.

Dunkle Purpurtöne, durchsetzt mit wogenden schwarzen Linien, zogen über die hohe Kobaltdecke und weinten

kristalline Tränen. Wenn der Raum von so viel Kummer erfüllt war, wurden Stein und Holz von der Intensität der Gefühle nahezu gesprengt. Der Kummer war ein eigenständiges at-mendes Lebewesen.

Rasende Wut war in diesen Wänden in Bewegung und atmete ein und aus, sodass die breiten roten und orangen Schlitze, klaffende Wunden, ständig wogten, sich wölbten und sich ausbeulten und dann wieder zurückgepresst wurden; ein tiefes Einatmen, ein wiederholtes Luftschnappen, um die gewaltige Wut zu beherrschen, das Verlangen nach Vergeltung, nach Rache. Rasende Wut lebte und atmete neben dem Kum-mer.

Durch die offenen gläsernen Schiebetüren, die auf die Ter-rasse und den Hinterhof führten, wo hohe Gräser den Blick auf das Studio von draußen vollständig versperrten, wehte eine Brise und neckte die flackernden Flammen an der Spitze jeder der dunklen Kerzen, deren Schein die Gemälde beleuchtete. Die tanzenden Lichter brachen sich in scharfen Glasscherben, die in die finsteren, zornigen Gemälde eingebettet waren. Kühne rote japanische Schriftzeichen schluchzten einen einzi-gen Namen – Paul Henderson.

Judith Henderson beugte sich auf dem hochlehnigen Stuhl vor und trug schwungvoll einen breiten, kühnen schwarzen

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Pinselstrich auf, um jedes Licht aufzusaugen und es zu ver-schlingen. Vergebung war ausgeschlossen. Dazu konnte es nie-mals kommen. Sie konnte die Folterung ihres Bruders nicht vergeben, seinen sinnlosen Tod. Tränen rannen über ihr Ge-sicht und sie wischte sie mit ihrem Unterarm fort und trug einen weiteren weinenden Pinselstrich auf, um ihn mit einem glühenden Racheversprechen zu kreuzen.

»Eines Tages, mein Bruder.« Sie sprach es laut aus, um in dem brodelnden Raum ein Versprechen abzulegen. »Ich werde das richtige Instrument finden, um zurückzuschlagen, und ich werde nicht zögern – diesmal nicht. Ich werde es mit tödlicher Kraft handhaben und ich werde deine Folter und deine Er-mordung rächen.« Ihre Seele war ohnehin schon schwarz von der Schuld, die sie auf sich geladen hatte. Was war schon eine weitere Todsünde unter so vielen?

Nahezu ehrfürchtig berührte sie den Rand der Leinwand. Paul hatte diese Leinwand gespannt, wie für so viele ihrer frühesten Gemälde, und sie überarbeitete sie immer wieder mit Ölfarben, in einem verzweifelten Versuch, sich von der finsteren Wut zu befreien, die ihre Seele durchdrang. Manch-mal konnte sie es dabei belassen, dass dieses Studio abgesperrt und dunkel war, und so sollte es auch sein – aus ihrer Welt ausgeschlossen –, doch es gab andere Zeiten, in denen sie, wie jetzt, den Drang verspürte herzukommen, weil sie von dem Verlangen besessen war, all das hinauszulassen – die finstere ekelhafte Wut, das Schuldbewusstsein und den ungeheuren Kummer –, Gefühle, die sich ihr bis in die Knochen einge-brannt hatten.

In diesem Studio und den Kunstwerken, die darin verbor-gen waren, hielt sie all ihre düstereren Emotionen gefangen – Gefühle, denen sie nicht zu erlauben wagte, sich ungehindert draußen im Universum aufzuhalten. Wut. Rage. Auflehnung und Schuldbewusstsein. Das alles ließ sie in ihre Gemälde und in die individuellen Kammern für das Kaleidoskop strömen.

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Manchmal bebte sie beim Malen und ihre Pinselstriche, kühn und zornig, fegten über die Leinwand, wenn sie sich die Frei-heit eines wahrhaftigen Ausdrucks gestattete. In diesem Raum benutzte sie nur große, breite Pinsel, kein Vergleich mit den feineren Pinseln, die sie beim Restaurieren und auch dann benutzte, wenn sie für die Öffentlichkeit malte.

Jeder finstere Gedanke und jedes finstere Verlangen, stark genug, um sie mitten in der Nacht schweißgebadet zu wecken, wurden sorgsam in diesem Raum zurückgelassen. Darauf ver-wandte sie ebenso viel Sorgfalt und Bedacht wie auf die Pflege ihrer Farben und Pinsel. Dieser Raum war mit Depression und Wahnsinn angefüllt. Mit finsteren, hässlichen Dingen. Mit er-drückendem Kummer, Schuldbewusstsein, Scham und tiefster, grenzenloser Verzweiflung.

Judith sandte einen weiteren kühnen Pinselstrich von einer Ecke zur anderen, wobei der Pinsel seitlich über die Leinwand fegte, denn sie brauchte diese grobe Strichführung, damit die Wut in ihrem Innern ihren Ausdruck fand. Diesen Gemälden schenkte sie ebenso große Aufmerksamkeit wie ihren anderen, wenn nicht sogar noch mehr. Dieses Studio war der einzige Ort, an dem sie es wagte, den düstereren Emotionen, die wie ein Vulkan tief in ihr brodelten, Leben einzuhauchen.

Mitten im Raum stand ihr schlimmstes und bestes Meister-werk, ein großes Kaleidoskop, das sie stets abdeckte, aber das tat sie auch mit den Gemälden. Sie wollte nicht, dass jemand versehentlich auf diesen Ort finsterer Kräfte stieß. Das Kalei-doskop war besonders gefährlich, denn in jeder Kammer ballte sich ein Jahr Mordlust, fünf von ihnen, eine für jedes Jahr, das seit der Ermordung ihres Bruders vergangen war. Sie hatte ein anderes Studio, das ausschließlich ihrer Arbeit an Kaleido-skopen vorbehalten war, doch das unterschied sich gewaltig von diesem hier. Sie sandte einen weiteren schreienden Pinsel-strich quer über die Leinwand, diesmal in einem tiefen, fast mitternachtsschwarzen Purpur.

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Die Brise glitt erneut in den Raum und ließ die Flammen flackern, und der übermächtige Geruch von unverdünnten Ölfarben kroch bis in die Wände hinein und verlieh dem schwarzen Zorn, der dort gefangen gehalten wurde, einen ganz eigenen Geruch. Mit der Kante ihres Pinsels zog sie rasant als eine Art Ausrufezeichen eine schmale Linie quer durch ihr Rachegelübde. Eine spitze Glasscherbe ritzte die Haut auf ih-rem Handrücken der Länge nach auf, nicht zum ersten Mal, und ihr Blut tropfte in das Gemälde hinein. Ihr Schweiß und ihre Tränen endeten oft im Innern dieser Gemälde, vermisch-ten sich damit und verbanden sich mit den Glasscherben; und wenn sie die Scherben übermalte, wurden Teile von ihr ebenso tief in die Gemälde eingebettet.

Zum tausendsten Mal verfluchte Judith ihre »Gabe«. Sie konnte jedes Element an sich binden, sie hatte an Emotionen teil, und diese Emotionen konnte sie verstärken und für dest-ruktive Zwecke nutzen. Hier in diesem Raum konnte sie sich gefahrlos den Luxus von Tränen, Wut und Hass erlauben, die sehr realen Rachegelüste, aber sie durfte es niemals riskieren, diese Dinge außerhalb dieser vier Wände aufkeimen zu lassen.

Die Brise wehte jetzt beharrlich und trug einen melodischen Klang mit sich, sanft, aber unaufhörlich, einen Klang, der ihre Konzentration durchdrang.

»Judith.«Ihr Name klang wie das Wispern des Windes. »Das Telefon

läutet. Wo bist du? Zu Hause?«Judith blinzelte mehrfach und schaute auf die dicken, fetten

Blutstropfen hinunter, die jetzt auf den Boden tropften. Sie brauchte einen Moment, um zu sich zu kommen und sich daran zu erinnern, wo sie war und was sie gerade tat. Diesmal war sie so sehr darin aufgegangen, ihren Hass und ihr Schuld-bewusstsein auf die Leinwand zu ergießen, dass sie sich voll-ständig darin verloren hatte. Sie erkannte die Stimme von Airiana Rydell, einer ihrer geliebten Schwestern. Es fiel ihr

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nicht allzu schwer, sich vorzustellen, wie sie auf der Suche nach Judith barfuß durch das Haus tappte und ihre nackten Füße in dem dicken, weichen Teppich versanken, während ihr platinblondes Haar wippte.

Ein Hauch von Dringlichkeit schlich sich in die melodische Stimme ein. »Judith? Ist alles in Ordnung mit dir? Antworte mir.«

Judith begab sich zu den gläsernen Schiebetüren und holte tief Luft, weil sie versuchen wollte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie war ganz und gar im Malen aufgegangen und immer noch in einem dichten Nebel; jetzt rang sie darum herauszukommen und sich einen Reim darauf zu machen, wo sie war und was sie zu tun hatte. Es dauerte ein Weilchen, die schwarzen wogenden Wasser der Wut und des Kummers zurückzudrängen, die sie von innen heraus zu verschlingen drohten, und den Weg zu finden, der sie zu ihrer Zurech-nungsfähigkeit zurückführen würde.

»Ich komme gleich raus, Airiana.« Es kostete sie Mühe, mit ruhiger Stimme zu sprechen, während sie einen frischen Lap-pen um ihre Hand wickelte, damit er die Blutstropfen auf-nahm. »Sei so gut und nimm eine Nachricht für mich ent-gegen, ja?«

Sie reinigte ihre Pinsel mit großer Sorgfalt und ließ sich Zeit, denn sie wusste, dass Airiana am Telefon eine Ausrede für sie finden würde. Airiana würde wissen, dass sie auf dem müh-samen Rückweg war. Sie ging nur dann in diesen Raum, wenn die Dunkelheit sie vollständig zu umfassen drohte und sie eine Möglichkeit finden musste, einen Teil dieser Dunkelheit zu zerstreuen. Sie befürchtete, wenn sie es nicht täte, würden ihre Gefühle früher oder später ausbrechen und sie würde ver-sehentlich jemandem etwas antun.

»Atme ein. Atme aus. Finde Schönheit in der Welt um dich herum.« Sie ließ sich von dem vertrauten Mantra in die Welt zurückführen, in der sie lebte.

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Sie hatte Schwestern, fünf Schwestern. Jede von ihnen hatte eine gleichermaßen traumatische Erfahrung gemacht. Sie waren sich in Monterey, Kalifornien, begegnet, einer wunder-schönen Stadt am Meer. Dort hatte eine ganz erstaunliche Frau eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Gewalttaten ge-gründet. Sie hatte Frauen zusammengebracht, die einen ge-liebten Menschen durch einen Mord verloren hatten. Jede der Frauen fühlte sich dafür verantwortlich und jede von ihnen war absolut am Ende gewesen, weil sich ihre Fähigkeit, mit der Scham und dem Schuldbewusstsein fertigzuwerden, restlos erschöpft hatte. Bis Monterey. Bis sie einander begegnet waren und sich dauerhaft zusammengetan hatten.

Sie vertrauten nur wenigen Menschen. Und die Zahl derer, an die sie glaubten, war noch geringer. Aber gemeinsam waren sie stark. Gemeinsam konnten sie in Frieden leben und neues Glück finden, vielleicht nicht so, wie andere es für richtig ge-halten hätten, aber das ließ sich nicht ändern. Sie gingen ihren eigenen Weg und Judith ließ sich voll und ganz auf ihr Leben in Sea Haven ein, der kleinen Ortschaft, in der sie arbeitete.

Sie sahen sich als eine Familie an und genau das waren sie auch – Schwestern. Viele Menschen hatten Seelenverwandte, die keine Blutsverwandten, sondern ihre selbst gewählten nächsten Angehörigen waren, und auf ihre Seelenfamilie war sie in ihrer finstersten Stunde getroffen. Diese Frauen hatten ihr das Leben gerettet. Vor fünf Jahren hatten sie den Ent-schluss gefasst, gemeinsam eine Farm am Ortsrand von Sea Haven an der nordkalifornischen Küste zu kaufen. Es war eine kleine Gemeinde mit festem Zusammenhalt, da die Einwoh-ner aufeinander angewiesen waren, um Erfolg zu haben, und das führte bei allen zu großer Freundlichkeit und Toleranz.

»Alles klar, Judith?«, rief Airiana wieder, diesmal hartnäcki-ger.

Das war eine übliche Frage, die sie sich gegenseitig stellten.»Ich komme gleich«, sagte sie noch einmal und wich damit

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der Frage aus. Es war nie gut, rundheraus zu lügen. Schlechtes Karma. Und Airiana war sowieso sehr gut darin, Lügen zu durchschauen.

Unter all ihren Schwestern war Airiana diejenige, die es einem am schwersten machte, sie irrezuführen. Ebenso wie Judith konnte auch sie die Aura von Menschen sehen und deuten, das elektromagnetische Feld aus reiner Energie, das jeden umgab. Sie sah die Energien in Form von Farben, in die Menschen eingehüllt waren und die nicht nur über ihre Gefühle, sondern auch über ihren Charakter viel aussagten. Judith traute ihrer Gabe selten. Airiana dagegen verließ sich vollständig auf diese Gabe. All ihre Schwestern wussten, dass Judith keinen guten Tag hatte, wenn sie sich in dieses spezielle Studio begab.

Judith packte sorgfältig all ihre Pinsel und Farben weg und verhängte die Leinwand, an der sie arbeitete. Niemand durfte dieses Gemälde jemals sehen. Niemand durfte jemals einen Blick in das finstere, strudelnde Kaleidoskop werfen. Diese Werke übten einen viel zu starken Einfluss auf die Sinne aus, denn ihre Entstehung entstammte einem abschreckenden, hoffnungslosen Ort in ihrem Innern, den sie sich selbst nur selten aufzusuchen gestattete, aber manchmal blieb ihr nichts anderes übrig.

Mit Bedacht verriegelte sie die Glastüren und zog die dicken, schweren Vorhänge vor, um jedes Licht auszusperren und jeden Blick in dieses Studio zu verhindern.

Sie blies die vielen Kerzen aus und tauchte den Raum in Dunkelheit. Dann atmete sie tief den beschwichtigenden La-vendelgeruch ein, während sie darum rang, ihren Frieden wie-derzufinden. Nachdem sie ihren düstereren Emotionen stun-denlang die uneingeschränkte Herrschaft überlassen hatte, kostete es sie Zeit, sie wieder zuzudecken und innere Ruhe zu finden. Wenn sie in Gesellschaft anderer Menschen war, musste sie zu jedem Zeitpunkt ihre vollständige Gemütsruhe bewahren.

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Judith atmete noch einmal tief den Lavendelgeruch ein, der sich jetzt schon abschwächte, und trat in den Flur ihres Hau-ses. Die wohltuende Farbe von Elfenbein schlug ihr entgegen. Sie sah alles als eine Leinwand an, darunter auch – wenn nicht sogar insbesondere – ihr Haus. Da jede der Schwestern ihren eigenen ausgewiesenen Anteil an der Farm von jeweils zwei Hektar Land besaß und jede sich ihr eigenes Haus entwerfen konnte, hatte sie mit einer erstaunlich leeren »Leinwand« begonnen.

Das Erdgeschoss war ganz allein ihr Werk, die drei Studios, ein Freizeitraum, ein Bad und ein Schlafzimmer für den Fall, dass sie bis tief in die Nacht hinein arbeitete und so kaputt war, dass sie sich nicht die Mühe machen wollte, nach oben zu gehen. Ihr Wohnbereich war geprägt von Glas und den Aus-blicken auf die Gärten, von denen das Haus umgeben war. Großzügige und einladende Räumlichkeiten, in denen man sich nie beengt fühlte. Sie liebte ihr Haus und den hart erar-beiteten Frieden, den sie hier fand.

Als sie Airiana im Flur begegnete, umarmte sie ihre Schwes-ter kurz.

»Ich habe mir Sorgen gemacht«, gab Airiana zu, und ihre tiefblauen Augen suchten Judiths Gesicht nach verborgenen Schatten ab. »Du gehst nur dann in dieses Studio, wenn du wirklich aufgebracht bist, Judith. Du bist seit ein paar Wochen nicht mehr dort gewesen.«

Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. In den allerletzten Tagen, die zum Jahrestag von Pauls Ermordung führten, hatte Judith nicht schlafen können, und sie hatte etliche Nächte in dem Studio verbracht, umgeben von ihrer Wut und ihrem Kummer.

»Ich weiß, dass es dich beunruhigt«, sagte Judith sanft. Allein schon Airianas Anblick stellte ihr inneres Gleichgewicht wieder her. Sie war nicht allein in ihrem Kampf mit der Masse von Gefühlen, die sie gezwungenermaßen unterdrücken musste.

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Sie hatte ihre Schwestern. Sie liebten sie trotz ihrer unbeson-nenen Vergangenheit und sie würden zu ihr halten.

»Was ist mit deiner Hand passiert?«, fragte Airiana erschro-cken. »Soll ich Lexi holen?«

Ihre jüngste Schwester arbeitete unter anderem mit Heil-kräutern. Judith zwang sich zu einem Lächeln und hielt ihre Hand hoch. »Ein Kratzer. Nichts weiter. Ich könnte dringend eine Tasse Tee gebrauchen. Hast du den Kessel aufgesetzt?«

»Ehe ich runtergekommen bin«, sagte Airiana. Sie warf noch einen schnellen Blick auf Judiths Hand, seufzte dann und ließ es auf sich beruhen.

»Gut. Dann wird das Wasser gleich kochen.«Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf, die zum eigent-

lichen Wohnbereich führte. Judith betrachtete Airiana gern, da sie in Krisensituationen stets ruhig blieb. Sie war ein gutes Stück kleiner als Judith und sie war schlank und hatte eine fast knabenhafte Figur mit kleinen Brüsten, einer schmalen Taille und schlanken Beinen. Ihr Haar war von Natur aus platin-blond mit silbernen und goldenen Strähnchen und sah in der Sonne umwerfend aus. Ihre Augen waren riesig, tiefblau und von goldenen Wimpern umgeben. Ihre Nase schien mit Gold-staub überzogen zu sein.

Airiana war einer der klügsten Menschen, die Judith kannte, und darunter war auch Damon Wilder, der Ehemann von Sarah Drake, der am Abwehrsystem der Vereinigten Staaten arbeitete. Darauf wäre niemand gekommen, der die kleine Elfe ansah, für die man Airiana auf den ersten Blick halten konnte. Sie sah eher aus wie eine Tänzerin und nicht wie die Ideenschmiede, die sie war. In Airianas Gegenwart fühlten sich die Leute einfach wohl, und an Tagen wie diesem war ihre Gesellschaft Judith ganz besonders lieb.

»Du suchst dir immer den perfekten Tag aus, um mich zu besuchen«, sagte Judith und meinte es vollkommen ernst. »Ich nehme an, du hast den Tee schon ausgesucht und ihn in die

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Christine Feehan

Hüterin der Seele. Die Sea-Haven-SagaRoman

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 528 Seiten, 11,8 x 18,7 cmISBN: 978-3-453-53403-2

Heyne

Erscheinungstermin: September 2012

Mystisch, gefühlvoll, sinnlich: Sea Haven – Schwestern des Herzens Seit Jahren wartet Judith, die Künstlerin unter den »Schwestern im Herzen«, auf den Mann,dem sie sich durch geheimnisvolle Bande verbunden weiß. Als Stefan Prakenskij nach SeaHaven kommt, fühlt sie ein Feuer in sich wie nie zuvor. Stefan ist gefährlich und leidenschaftlich,aber da taucht ein weiterer Fremder auf, den Judith nicht abweisen kann. Nur einer der beidenMänner wird den Kampf um ihre Liebe überleben.