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Festschrift Schwimmer, Wissenschaftliche Arbeiten aus Anl~ss des Jubil~tums der 25jihr. Thitigkeit yon Dr. Ernst Schwimmer als Professor an der Bud~pester 0niversitit. Victor ttorny~nszky. 1897. Referirt yon Dr. Justus in Budapest. Die anl~sslich des 25j~hrigen Jubil~[ums yon Professor S chwimmer verf~ssten Arbeiten sind im Verlage yon Victor Horny~nszky erschienen; dieselben bilden einen prichtig aus- gestatteten Band yon 330 Se~ten, welehem das ausgezeichnet gelungene Portrait des Gefe~erten beigegeben is~. 12 theilweise in Farben ausgeffihrte Tafeln und zahlreiehe Textabbildungen heben den Werth des Werkes. Zur Ehrung Professor Sehwimmer~s haben die Mit- glieder der ung~rischen derm~tologischen Schule und die aus- ]indischen Freunde und Verehrer des Jubilanten die Ausg~be dieser Festschrift besehlossen, iiber deren sehr abwechselnden and reiehen Inhalt an dieser Stelle ein kurzer Bericht erstattet werden soil In der Einleitung referirt Dr. Samuel R6n~ sehr kurz fiber die Entwieklung der Dermatologie in unserem Vaterlande. Im folgenden Artikel gibt uns R6 n a die Biographic und die Uebersicht fiber die literarisehe Th~tigkeit yon Professor Ernst Schwimmer. Beide Artikel sind im Werke such in franzSsi- scher Sprache wiedergegeben, so dass das Ausland eine Ueber- sicht fiber den Stand unserer Wissensehaft in Ungarn gewinnen kann. Die Aufzfihlung der Arbeiten Professor Schwimmer'~s schliesst die Einleitung; nicht weniger als 97 kleinere and gr5ssere Arbeiten werden hier aufgezih]t.

Festschrift Schwimmer

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Festschrift Schwimmer,

Wissenschaftliche Arbeiten aus Anl~ss des Jubil~tums der 25jihr. Thitigkeit yon Dr. E r n s t S c h w i m m e r als Professor an der

Bud~pester 0niversitit. Victor ttorny~nszky. 1897.

Referirt yon Dr. J u s t u s in Budapest.

Die anl~sslich des 25j~hrigen Jubil~[ums yon Professor S c h w i m m e r verf~ssten Arbeiten sind im Verlage yon Victor Horny~nszky erschienen; dieselben bilden einen prichtig aus- gestatteten Band yon 330 Se~ten, welehem das ausgezeichnet gelungene Portrait des Gefe~erten beigegeben is~. 12 theilweise in Farben ausgeffihrte Tafeln und zahlreiehe Textabbildungen heben den Werth des Werkes.

Zur Ehrung Professor S e h w i m m e r ~ s haben die Mit- glieder der ung~rischen derm~tologischen Schule und die aus- ]indischen Freunde und Verehrer des Jubilanten die Ausg~be dieser Festschrift besehlossen, iiber deren sehr abwechselnden and reiehen Inhalt an dieser Stelle ein kurzer Bericht erstattet werden soil

In der Einleitung referirt Dr. Samuel R 6 n ~ sehr kurz fiber die Entwieklung der Dermatologie in unserem Vaterlande. Im folgenden Artikel gibt uns R6 n a die Biographic und die Uebersicht fiber die literarisehe Th~tigkeit yon Professor Ernst S c h w i m m e r . Beide Artikel sind im Werke such in franzSsi- scher Sprache wiedergegeben, so dass das Ausland eine Ueber- sicht fiber den Stand unserer Wissensehaft in Ungarn gewinnen kann. Die Aufzfihlung der Arbeiten Professor Schwimmer '~s schliesst die Einleitung; nicht weniger als 97 kleinere and gr5ssere Arbeiten werden hier aufgezih]t.

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Bartbeldmy: Amitid et Dermatologie. Nach einigen einleitenden Worten, welche die Rolle des

Arztes auf dem Gebiete der Menschenliebe preisen, fragt der Autor: was w~ire wiirdiger, als den langen und ruhmreichen Lebenslauf jener M~nner zu preisen, welche sich zu Herolden der Wahrheit und des Fortschrittes gemacht haben? Unter den ~rztlichen Wissenschaften behauptet die Dermat01ogie eine hervorragende Stelle, weil sie stets auf dem Wege des Fort- schrittes vorw~rts schreitet; sie bek~mpft die L~sionen~ welehe nnseren Augen und H~nden zug~nglich sind, welehe man dem- zufo]ge schon seit fr~ihen Zeiten am lebenden Menschen zu studieren und zn unterscheiden vermochte, im Gegensatze zu den inneren Erkrankungen. Und wenn wir yon der HShe tier Wissenschaft niedersteigend, die praktische Wiehtigkeit der Disciplin ins Auge fassen, werden wir ~on der Mannigfaltigkeit, der Anzahl und der Wichtigkeit der Dienstleistungen iiber- rascht, welehe die BevSlkerungen dem erfahrenen Dermato- oder Syphilidologen zu verdanken hat.

Die Aerzte, welche sich in den verschiedenen L~ndern diesem Specialfache widmen, kennen die Schwierigkeiten einer solehen Arbeit und sie werden durch die Gemeinschaftlichkeit der Bestrebungen vereinigt und zu einander so nahe gebracht, class sie sich in ihren auf das Gemeinwohl gerichteten Be- miihungen nicht nur als Rivalen, sondern auch als Mitglieder einer grossen Famflie betrachten kSnnen; die Freuden des einen erfreuen auch die anderen: und heute feiern wir in der dermatologischen Familie ein Fest.

Wenn es wahr ist, dass der Mann, der einen Fruchtbaum gepflanzt oder ein Haus gebaut hat, wiirdig ist des Dankes der Gesellschaft, was verdient dann derjenige, weleher sein Leben lang gelehrt und beigetragen hat zur Grfindung einer Schuie? Was verdient der Meister, tier den Samen des Guten gesget, den hervorbrechenden Keim geschiitzt und um sich eine Phalanx yon jungen Mgnnern vereinigt hat, um ihnen Begeisterung fiir den Weg, den er gewiesen, einzuflSssen?

So ist, dank dem Willen, der beharr]ichen Energie nnd dem Wissen S c h w i m m e r ' s die Oriindung der nngarisehen dermatologisehen Schule erfolgt. An Stelle der verdienstvollen,

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jedoch isolirten Individualit~i~en kann man heute in Budapest eine Sehaar yon Arbeitern in der Vertheidigung einer gemein- samen Art des Sehens bekannter Thatsaehen finden, welche jedoeh ihre individuelle Unabhi~ngigkeit in ihren Ansichten, Urtheilen und in der Arbeit auf dem Wege des Fortschrittes gegen jene Regionen, deren Geheimniss yon der Natur noch nicht enthil]lt wurde, bewahrt haben.

Unser Dank gelte dem tapferen Volke der Ungarn vor allem, das sich seine Selbstiindigkeit zu bewahren wusste und unter den SShnen dieses Volkes jenem Manne, dessen Wirken so nutz- und fruehtbringend war.

Wir, seine Freunde, wiinsehen nut eines: die Herzlichkeit unserer Gefilhle auszudriicken, indem wir ein Blatt in das Goldbuch sehreiben, das dem Meister der Dermatologie der Dank der Schiller, die Zuneigung der Freunde und die Achtung tier Collegen widmet.

Nach diesem Vorworte bespricht B a r t h g 1 e m y im zweiten Capitel ,De re dermato log ica" - ,Simple causerie" mit tiefem Gedankenreichthum u n d gl~inzendem Esprit die Frage der Erytheme und der Seborrhoe.

H, Radcliffe Crocker: Salicin in the internal treatment of diseases of the skin.

Autor gab anfi~nglich Natrium salicylieum, spiiter Saliein, u. zw. durchschnittlich 3 Gr. pro die, die Gabe kann in manchen Fgllen auf 6 Gr. erhSht werden, ohne dass seitens des Magendarmtraetes StSrungen erfolgten. C r o c k e r sah StSrungen solcher Art bei seiner Behandlungsmethode nur sehr selten auftreten, ebenso nut ausnahmsweise Hauteruptionen in Folge Salicingebrauches. C r o c k e r verwendete das Salicin in 200 Fiillen yon Psoriasis u n d e r vergleicht die Wirkung des- selben mit der yon Arsen und yon Thyreoidextracten. Es ist eine bekannte Thatsache, dass bei Behandlung mit Arsen oder Schilddriisenextract anfangs die Psoriasis noeh roller zur Ent- wicklung gelangt, indem sich entweder die Anzahl der Eruptio- nen vergrSssert oder die Ausdehnung derselben; im Gegen satze dazu ist es bei tier Verwendung yon Salicin die Regel, dass das Fortsehreiten des Processes sofort aufhSrt, auch wena

Arehiv f, Dermatol . u, Syphi l , Band X L u 8

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(lie Plaques stark hyper~tmisch sind. Unter der Einwirkung yon Salicin nimmt die ttyper~imie ab~ die Irritation verschwindet, die Schuppenbildung wird geringer, die alten Sehuppenauf- lagerungen erweichen und lassen sich leicht a b h e b e n . - Die Riickbildung erfolgt auf die gewShnliche Weise, die Psoriasis- plaque heilt zuerst im Centrum, die R~nder werden weniger prominent, die Schuppung derselben wird geringer, die Schuppen fallen in Fragmente auseinander, deren grSsster Theil spontan, bloss bei Anwendung yon Salicin versehwindet oder nur zum Schlusse einer gelinden loealen Behandlung bedarf. Die besten Resultate hat das Salicin bei Fiillen yon Psoriasis guttata ge- geben, aueh bei anderen Formen war es yon Wirkung, wenn ein grosser Theil der I-Iautoberfliiehe yon Plaques iibers~iet war. In solehen FNlen dagegen, wo nur einige chronisehe Flecken zugegen waren, hatte die locale Behandlung ein besseres Re- sultat. Aueh bei Psoriasis der behaarten Kopfhaut gab die alleinige Anwendung des Saliein nieht geniigend gtinstige Er- folge. Die Behandlung w~ihrt 6 Woehen bis 3 Monate. Aueh bei F~llen yon Lichen planus erzielte Autor fast die n~tmliehen giinstigen Resultate, wie die 4 angefiihrten F~ille zeigen. Bei Pityriasis rosea wird das Mittel direct als Speeifieum bezeiehnet ~l Fiille dienen zur Illustration. In einem Falle yon Hydroa herpetiformis~ in welehem der llmonatliche Gebraueh yon Arsen ohne Nutzen war, gab Autor pro die 1 Gr., worauf die Erkrankung binnen 2 Nonaten, abgesehen yon einigen rothen Fleeken, vollstiindig verschwand. In einem sehr milden FMle ~on Pityriasis rubra pilaris zeigte das Saliein einen gewissen Erfolg, hingegen war es ohne Wirkung bei Eczema acutum. In einem sehr ausgeprggten Falle yon Lupus erythematosus, weleher nieht nut auf dem Gesiehte, sondern aueh auf den Fingern loeMisirt war, erfolgte bei internem Gebrauehe yon Saliein in 2 Monaten eine derartige Besserung, dass der Kranke kaum zum Wiedererkennen w a r . - Schliesslieh wurde auch bei einem FMle yon multiplen Itauttumoren unbekannter Natur ein ge- wisser Erfolg erzielt. Zur Erklgrung der Wirkungsweise yon Saliein nimmt C r o e k e r an, dass bei den Hautkrankheiten, bei ~velehen Saliein erfolgreieh wirkt, Mikroben im Bhte eine ipathogene Rolle spielen und dass die aus dem Saliein sich

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abspaltende Salicyls~mre mikrobicid auf diese pathogenen Organis- men wirkt.

I-lallopeau: Des aorodermatites continues.') Unter diesem Namenhat H a l lopeau zuerstim Jahre 1897

eine Affection beschrieben, welehe durch folgende MerkmMe ausgezeichnet ist: die Krankheit tritt an den Spitzen der Ex- tremit~ten auf, insbesondere ah Fingern and Zehen; recidivirt daselbst immerfort, breitet sich auf andere K5rperstellen nieht aus oder thut es nur sehr sp~t, widersteht hartnSckig der Behandlung nnd kann eventuell mit versehiedengearteten Exanthemen eom- plicirt werden.

Die Erkrankung kamn unter 2 Formen auftreten: in der vesiculSsen und in der pustmlSsen. Die erste entwickelt sich nach irgend einer loealen Irritation oder aueh ohne dieselbe : es erscheinen auf den Fingern yon einander abgesonderte Ve- sikel, welche anf~nglich einen Theil der Finger occapiren and damn successiv der Flachhand rasher kommen, eventttell sich auf derselben en twickeln . - Bald platzen die Bl~sehen und lassen eine Excoriation hinter sich, die sich bald mit einer Kruste oder mit weissen Schuppen bedeckt. Die unterliegemde ttaut ist roth und intumescirt. Beim Abfall der Schuppen und Krusten erscheint die Haut diinn, glatt und glgnzend, stellenweise dagegen ist dieselbe verdickt. Die Ernghrung des iNagels er]eidet eine StSrtmg, der Glanz geht verloren, es stellt sich eine Furchung ein und es treten manchmal punkt- artige Vertiefungen auf. Die Kranken kl~gen fiber einen brennenden Schmerz; Juckem fehlt.

Diese Hauterkrankung dauert fast fortw~hrend, demn, sowie am einer Stelle die Bl~schen platzen und eintrocknen, treten in der ~achbarschaft neue auf nnd es kamn sich die Krankheit w~hrend ihrer ganzen langen Dauer auf einen Finger, ja sogar auf eine Phalonx beschrgnken, sp~ter aber wird der X~achbarfinger, zuweilen der Handteller ergriffen. Zumeist sieht man die Bl~schen auf der volaren Seite der Finger, weniger

~) Dieser Aufsatz wurde dureh eine Mittheilung erggnzt, welche nachtr~glich in der Revue g6n6rMe de elinique et de th6r~peutique er- sehienen ist und welehe ebenfalls in diesem Referate berticksiehtigt wurde.

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ansgesproehen sind sie, auch wenn sic vorhanden sind, auf der dorsalen Fl~ehe. In therapeutischer Beziehung lassen die ge- wShnliehen Mittel vollst~ndig im Stiehe. Eine Besserung wird nur dutch Pinselungen mit Argentum nitrieum erzielt, eine vS]lige Heilung hat Autor noeh nieht gesehen. Hallopeau sondert diese Form scharf vom Eezem ab, mit welehem es sonst viele Aehnliehkeiten darbietet.

Die pustulSse Form tritt gleiehfalls naeh irgend einem Trauma auf. GewShnlieh zeigt sic sieh auf dem Nagel oder in dessen N5he zuerst. Der Nagel vergndert fleekenfSrmig oder in toto seine Farbe, er wird gleichsam rauchfarbig. Bald verdiekt sieh das N~gelbett, es rSthet sich, wird sehmerzhaft, unter dem Nagel siekert Eiter hervor, die Suppuration ergreift die erste Phalanx, meisten die volare Seite derselben, sic kann sich aber aueh zuweilen auf die zweite Phalanx erstreeken. Die ttaut rSthet sieh diffus, es zeigen sich sehr zahlreiehe kleine Eiterherde, welehe erbsen- his kreuzergross sein kSnnen. Meistens werden aueh die Naehbarfinger ergriffen. Eine iihn- liehe Ver~nderung tritt auf dem Handteller auf, wo die Eiterung gleiehfalls mit distineten Herden beginnt, die spgter eonfluiren, die Epidermis fgllt ab und man sieht auflebhaft rothem Grunde zahlreiehe~ mehr weniger eonfluirende, versehieden grosse und gestaltete Eiterherde. Der Eiter troeknet zu Krusten ein, welehe sieh wegen des sieh hinsehleppenden Suppurationspro- eesses stetig erneuern, Monate und Jahre hindureh, ohne class die Eiterung .die Grenzen der Finger, respective des Handtellers wghrend der ganzen Dauer [ibersehreiten wiirde. Hingegen kann es gesehehen, dass sieh zur localen Suppuration allmglig ein diffuses Exanthem hinzugesellt, welches entweder der Resorption yon Toxinen oder dem Fortschreiten tier In- fection zuzusehreiben ist. Die seeund:~iren Eruptionen kSnnen sieh als erythematSse Proeesse darstellen oder es treten auf den erythematSsen Fleeken kleine miliare Eiterherde auf, welche in 1--2 Tagen eintroeknen und abschuppen. Diese seeund~ren Eruptionen sind in der Regel symmetriseh und kSnnen sich nieht nur auf der allgemeinen Deeke, sondern auch auf der Mundsehleimhaut zeigen; die Herde miliarer Eiterung bilden in einzelnen Fgllen dutch ihr Zusammenfliessen grSsserer Plaques

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progressiver Ausbreitung, welche einen grossen Theft der Haut- decke iiberziehen; die Krankheit zeigt dann die Charaktere des Impetigo herpetiformis, dessen digitale Localisation sie ]ange Zeit dargestellt hat und ~erdient denNamen eiDer Infectio purulenta tegumentaria. - - Bei diesen suppurativen Formen brachten zuweilen Umsehl~ge mit 2% CarbollSsang Linderung. - - Was die Natur and die Prognose der besehriebenen 2 Formenanbelangt,schreibtH allo- p eau der eigenthiimlichen Structur der Fingerhaut den grSssten Einfluss auf alas Zustandekommen der Krankheit zu. Bekanntlich ist die Epidermis an diesen KSrperstellen yon grSsserer Dicke und an die darunter befindlichen Struetnren fester geheftet, so dass irgend ein im%ctiSses Agens, alas in dieser Haut Wurzel gefasst hat, yon hier nicht leicht eliminirt werden k a n n . - Indessen will H a l l o p e a u auch die vasomotorischen und trophischen Einfliisse nicht ausser Aeht lassen, welche bei tier Verbreitung ant' die anderen Finger in Wirksamkeit treten.

Louis Jullien: Zona et syphilis. Autor beobachtete in einer geniigenden Anzahl alas Auf-

treten yon Herpes zoster wghrend des Verlanfes tier Syphilis und er widmet diese 8tudie, welche die Erforschung der Be- deutung dieses Zusammentreffens zum Oegenstande hat, 8 c hwi m- iner, der so grosse Verdienste um die Klgrung tier Frage tier neru Hauterkrankungen sich erworben hat.

Autor acceptirt die Ansicht oder hglt selbe zumindest fiir wahrscheinlich, dass die typische Zona eine virnlente fieber- hafte Affection ist, welche nach einmaliger Infection eine Ira- munitgt zuriiekl~sst und yon welcher wir zuweiien Endemien sehen und welche auch contagiSs sein kann. Ausser dieser typischen Zona kSnnen wit auch eine mit ghnlichen Symptomen einhergehende, doch afebrile, recidivirende, sicher nicht contagiSse and nicht epidemisch auftretende Affection beob- achten, welche als Folge der Einwirkung der verschiedensten pathogenen Ursaehen auf das ~ervensystem auftreten kann; so beobachten wir diese vesiculSse Affection entlang irgend einem Nerven bei Pneumonie, Rubeola, Vaccine, Varicellen, (Bokai), Angina, Tuberculose, Malaria, bei Vergiftung mit Kohlendioxyd und Arsen (Bokai~ Coffin) und endlich auch bei einfachen Trainmen. Zu diesen zahlreichen, zonaartigen also

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zosteroiden, Erkrankungen verursachenden Erregern mfissen wir aueh die Syphilis ziihlen, a u l l i e n referirt fiber 11 F~ille, deren Beobachtung ihm die Ueberzeugung versehafft, dass wghrend des Verlaufes der Syphilis zosteriforme Eruptionen auftreten.

N. Kaposi: Ueber den Blatternprocess bei $chwangern und W~chnerinen.

lm Verlatffe yon 1866 und 1867 wurden an der Blattern- station des Wiener allgemeinen Krankenhauses fiber 1400 Per- sonen an Variola behandelt, unter denen fiber 700 Weiber. Unter letzteren waren 120 thefts Schwangere, thefts WSchne- rinen, die K a p o s i zum Objeete fiir die in Rede stehenden Beobaehtungen dienten.

Im Jahre 1866 herrschte n•mlich eine eontinuMiche Variola- epidemie in Wien, wghrend im Jahre 1867 nur der Monat Januar und December zahlreiche Blatternerkrankungen braehte und namentlich in der Zeit yon M~rz bis November die Vario- lenf~lle nur in geringer Zahl sich darboten. Es war demnach Gelegenheit geboten, die fraglichen Yerhgltnisse zugleich in vergleichender Weise dahin zu prtifen, ob wghrend einer Epi- demie yon Variola und bei sporadisehem Auftreten der Blattern beziiglich der Sehwangern und der Puerperen die Verhgltniss- zahlen des Abortus und der Entbindung differiren.

Im Jahre 1866 wurden an Blattern behandelt 759 Personen, 350 Mgnner, 409 Weiber, yon den Mgnnern starben 17, yon den Weibern 27. Unter den weiblichen Blatternkranken be- f~nden sich 26 Sehwangere und 46 Puerperae, also in Summa 72 oder 18"9%; also auf je 5 weibliehe Blatternkranke kam 1 Gravida oder Puerpera. Es starben 5% der M~nner, 7% der Frauen. Die Zahl der Todesf~lle bei Mgnnern und Weibern steht also im Verh~ltniss zu einander wie 1:1"4. Unter den 27 Weibern, die gestorben sind, waren 13 Sehwangere oder P~erperae d. h. bei diesen was das Mortalit~tspereent 7 wi~hrend bei den nieht hieher geh5rigen weibliehen Variolakranken die Nortalit~tsverhgltnisszahl geringer war, wie bei den M~tnnern, ngmlieh nut 4~~ W~ihrend also yon den Sehwangeren oder Wgehnerinen jede 5. oder 6. starb, erlag unter den nieht zu dieser Kategorie gehSrenden weibliehen Variolakranken nut

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iede 22. der Krankheit. K a p o s i untersuchte nun die blat- ternkranken Schwangeren und WSehnerinen in Bezug auf die Impfung. Er land unter 72 derartigen weibliehen Kranken nut 4 Niehtgeimpfte und yon diesen starb 1 Gravida. Es kann also mit Recht behauptet werden, dass die grSssere Morta- lit~it nicht yon tier Impfung abh~ngt, sondern yon jenen in Rede stehenden individuellen physiologisehen Zust~nden. Aus der eingehenden Analyse der Symlotome tier letal ~erlaufenden Fii]le ergibt sich fiir K a p o s i die Sehlussfolgerung, dass nieht die Blatternerkrankung sehwerer durch Graviditiit oder Puer- perinm gestaltet wird, sondern umgekehrt die Graviditiit and das Puerperium weiehen unter dem Einflusse des Blatternpro- eesses yon ihrer physiologisehen Norm ab, indem der Tod in 11 F~llen dureh Pneumonie, Peritonitis, Metrorrhagien und Puerperalfieber herbeigefiihrt wurde und nut in 2 Fiillen die Variola selbst die Ursaehe des letalen Ausganges war (Gangraena u_nd Variola haemorrhagiea).

Bet mehr als einem Drittheil der variolakranken Sehwangeren trat absolute oder relative Fruhgeburt ein. Es ist wetters auf- fallendl dass die meisten der betreffenden Frauen in den ersten Tagen ihrer Erkrankung an Blattern gebaren. Es ist wetters interessant, dass die oben angefiihrten 9 Fglle yon Entbindungen alle erst yore 7. Monate der Schwangerschaft angefangen ge- sehahen. Aus alledem folgt also, dass der Blatternproeess die Sehwangersehaft yon ihrem 7. Monate angefangen zu unter- breehen ~ermag u. zw. zumeist im 7. und 9. Monat.

Diese Friihgebnrt oder Abortus gefiihrden dureh das abnorm sich gestaltende Puerperium alas Leben tier Sehwangeren. Aus den Untersuehungen K a p o s i's geht ausserdem auch hervor, dass nur die Variola ~era einen solchen ungiinstigen Einfluss auf die Graviditiit und das Puerperium besitzt, hingegen die Variola modificata und Varieella dessen entbehren.

Die Prognose wird sich desto giinstiger gestalten, je weniger die Schwangerschaft vorgeschritten, je geringeren Grades die Blatternerkrankung selber ist (Varicella und Variola modificata). Niehtsdestoweniger werden WSehnerinen und Sehwangere durch den Vario]aproeess mehr gefs und sie sterben hguflger, als Franen ausserhalb jener genannten Zustiinde.

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Malcolm Morris: My experiencB of Koch's TuhercuJin-R in Lupus vulgaris.

,,In jedem Jahrgange des ,,Therapeudschen Jahrbuehes ~: babe ieh fiber eine neue oder wiedererstandene Methode der Lupusbehandlung zu referiren; bei jeder werden mehr oder weniger gl~nzende Resultate verkiindet. Ungliicktieherweise seheint es indessen, dass die Wirksamkeit derselben zumeist yon irgend einem subtilen, yon der PersSnlichkeit des Erfinders untrennbaren Factor abhgngt. Diese Mittel gleichen dem Bogen des Ulysses, den es a]lein zu spannen vermoehte." Mit diesen Worten leitet der Autor seinen Artikel ein, in welchem er fiber 6 Lupuskranke referirt, die er mit dem neuen Tuberculin Koch ' s behandelte. Seine Resultate fasst er in folgende Worte zusammen :

Im ganzen kSnnen wir eonstatiren, dass die loealen Effeete des neuen Tubereulins in den Fgllen yon Lupus vulgaris, in welehen wit es Yersueht haben, im allgemeinen gute, in ein- zelnen Fiillen gerade brillante waren. Constitutionelle Er- seheinungen waren in keinem Falle sehwere und waren stets sehr voriibergehenden Charskters. Soweit wir es gegenwgrtig zu beurtheilen in der Lage sind, fiihren die Injeetionen keine Sehgdigung herbei.

Wir wollen indessen die hier angefiihrten Resultate nieht als Heilungen bezeiehnen, weil die Zahl unserer F/~lle nut eine geringe war und well wit nut mit der Zeit sieher beurtheilen kSnnen, ob die bedeutenden Besserungen, die sich in den Er- seheinungen der Krankheit gezeigt ha.ben, aueh andauern werden.

A. Neisser (Breslau): Sebwimmeriana. Erinnerungen an gemeinschaftliche Arbeiten in Wien, Rom, Graz und London.

Als N e i s s e 1" die Aufforderung des Jubelcomita~s zur Theil- nahme an dieser Festsehrift erhielt, reeapitulirte er die Ge- Iegenheiten, da er mit Professor S e h w i m m e r an den ange- ftihrten Congressen zusammen arbeitete und so sebrieb er die naehstehenden aphoristischen Bemerkun~en nieder.

]m Jahre 1892 hat ihm Professor S e h w i m m e r yon der Nothwendigkeit der Friihbehandlung der Syphilis iiberzeugt, bis dab.in war er in der Frage schwankend, ob es nieht besser

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w~re, das Ausbrechen der constitutionellen Erscheinungen abzu- warren und erst dann die Behandlung einzuleiten. Jetzt ist er fiberzeugt, dass in der That kein Grund vorliegt~ die Allgemein- durchseuchung abzuwarten. Ganz besonderen Dank sehuldet er S c h w i m m e r ffir jenen u in welchem er das friihe Ergriffensein des Nervensystems dutch die Syphilis besprach. Der Gegenstand dieses Vortrages ward bekannt]ich dutch die Arbeiten yon A r th u r D e u t s c h u n t e r S c hw im m e r's Leitung gebildet. N ei s s e r schreibt S c h w i m m e 1' das grosse Yer- dienst zu, naehgewiesen zn haben, dass das Nervensystem auch nichtbehande]ter Kranken zuwei]en sehr schwer ergriffen ist und dass man durch die BeMndlung diese Nervenaffectionen beseitigen kSnne. Es ist also gerade das Gegentheil davon riehtig, was die Gegner der Frfihbehandlung behaupten, die annehmen, dass das Queeksilber die NervenstSrungen verursache.

Dann berfihrt N e i s s e r den u S c h w i m m e r ' s fiber Albuminurie in Folge yon Syphilis. Das Object dieses u wurde durch die Untersuchungen J u s t u s fiber die dutch Syphilis erzeugten Nierenaffectionen gebildet. N e is s e r ist fiberzeugt, dass Nierenerkrankungen nieht nut in den sp~teren Stadien der Syphilis vorkommen, als durch Gummabi]dung erzeugte, sondern dass auch im Fr~ihstadium eine durch Lues verursachte Albumimtrie und Nephritis vorkommt, derenZustande- kommen und deren Form wegen Mangels an Autopsien freilieh noch der Erkl~rung bed[irftig sind. Wichtiger als die Auf- k]~rung dieser theoretischen Frage seheint N e is s er das ~on S c h w i m m e r in den Vordergrund gerfiekte Moment, dass eine solche syphilitische Nephritis ganz in derselben Weise, wie andere Syphilissymptome der Friihperiode mit Quecksilber be- handelt werden mfisse. Zwar steht lest, dass die Niere das wesentlichste und damit am meisten gef~hrdete Ausscheidungs- organ des in den Organismus eingeffihrten Queeksilbers ist. A1M- minurie und Cylindrurie kommt demgem~ss unter und w0hl auch durch Quecksilbertherapie zu Stande. Aber yon diesen harmlosen Alterationen des secernirenden Nierenp~renchyms ist noch ein welter Schritt zur Nephritis und es diirfte das Quecksilber nur bei direct toxischen Gaben eine destrtdrende Einwirkung auf das Nierenparenchym ausiiben. Hingegen steht es lest, dass

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es Nephritisformen gibt, die unter der Quecksilberbehandhng schnell und vollkommen abheilen. Fiir d ie Behandlung der- artiger syphilitischer Nephritiden empfiehlt N ei s s e r in erster Linie Inunctionen oder Injectionen 15slicher Quecksilbers~lze.

Hierauf geht N e i s s e r auf ein Capite] iiber, dessen FSrderung vor allem an den Namen S c h wim m e r gekniipft ist. Wenn er das in seinem Besitze befindliche Exemplar der Arbeit S c h w i m m e r's ,Leukoplakie buceMis" vorzeigen wiirde, dann kSnnte sich der Jubilant iiberzeugen, yon welch grosser Ein- wirkung die Arbeit des Budapester Docenten auf den jungen Assistenten tier Breslauer Universit~t gewesen ist. Uebera]l finder man Unterstreichungen und Bemerkungen. Er ist nich~ nut in Bezug auf die Aetiologie und Pathologie einer ~hn]ichen Ansicht, wie S c h w i m m e r , sondern auch die Auffassnng S c h w i m m e r's beziiglieh der Therapie hat er zur seinigen gemaeht.

Hierauf gedenkt N e i s s e r noch des Vortrages S c h w ira- m e r s in Rom 1) ,Ueber die Natur des Eczems" und der Pemphigusdiscussion ~ auf dem Grazer Congresse, in welcher S c h w i m m e r eine leitende Rolle innegehabt hat.

Georges Thibierge: $ur les Dermatophobies. In einem liingeren Capitel besprieht T h i b i e r g e jene

Erkrankungen, welche er ,,Dermatophobie" benennt. Das kli- nische Biid dieser Affection wird durch die Befiirchtungen charakterisirt, welche in gewissen Individuen durch das Vor- handensein oder die blosse MSgliehkeit einer Hauterkrankung hervorgerufen werden. Der Autor illustrir~ dieses Kranhkeits- bild mit zahlreichen F~ilten, in welehen die Betreffenden zu schweren, theilweise zu sehr schweren Nervenkranken wurden. Fast ausnahmslos handelt es sieh um pr~tdisponirte Individuen mit ererbter oder erworbener Disposition zu nervSsen Erkran- kungen. Wie sehr interessant sonst die einzelnen F~lle aueh sind, eignen sie sich far gekiirzte Wiedergabe nicht.

(Fortsetzung folgt.)

~) Ueber die Natur des Eczems. 2) Justus. Der fiinf~e Congress

Gesellschaf~. (Orvosi Heti]ap 1895.)

(0rvosi Hetilap 1894.) der deutschen dermatologischen