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FEUILLETON Mittwoch, 21. Juni 2017 Nummer 140 7 Kulturwochen Hauzenberg starten Mit einem Konzert des Van Baerle Trios aus Amsterdam werden am Freitag, 23. Juni, die Kulturwo- chen Hauzenberg in der dortigen Stifter-Halle eröffnet. Beginn ist um 19.30 Uhr, Info im Internet: kulturwochen-hauzenberg.de, Karten bei der PNP. - rmr TIPP DER WOCHE Achenbach erneut zu Schadenersatz verurteilt Kunstberater Helge Achenbach (65) ist im neu aufgerollten Zivil- prozess zu Schadenersatz in Mil- lionenhöhe verurteilt worden. Er soll der Familie des gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht 18,7 Millionen Euro zahlen, ent- schied das Landgericht Düssel- dorf am Dienstag. Der Vorsitzen- de Richter korrigierte damit die Summe aus dem ersten Verfahren. Damals war Achenbach zur Zah- lung von 19,4 Millionen Euro ver- urteilt worden. Das Oberlandes- gericht Düsseldorf hatte das erst- instanzliche Urteil wegen Form- fehlern zurückverwiesen. - dpa Probenbeginn für die Nibelungen-Festspiele In Worms haben die Proben zum neuen Stück der Nibelungen- Festspiele begonnen. Das Ensem- ble, zu dem u. a. Heio von Stetten, und Alexandra Kamp gehören, traf sich am Dienstag zur ersten Leseprobe. Autor Albert Oster- maier hat sein Stück „Glut“ als Mischung aus Roadmovie und Agententhriller mit historischen Bezügen angelegt, Premiere ist am 4. August. - dpa Frankreich reist mit 134 Autoren zur Messe Ehrengast Frankreich wird zur Frankfurter Buchmesse im Okto- ber mit 134 Autoren und Künst- lern aus dem gesamten franzö- sischsprachigen Raum kommen. Der Auftritt sei eine „wunderbare Chance“, dem deutsch-französi- schen Kulturaustausch neue Im- pulse zueben, sagte Frankreichs Botschafterin in Deutschland, Anne-Marie Descotes, am Diens- tag in Frankfurt. Frankreich will die frankophone Welt mit rund 220 Millionen Menschen vertre- ten. Mit dabei sind Schriftsteller u. a. aus der Schweiz, Belgien und Luxemburg, aber auch aus Kana- da, Afrika und Asien. - dpa KULTUR IN KÜRZE Es begann mit Woody Allens Sommernachtssexkomödie, drau- ßen auf der Veste Oberhaus bei den Burgenfestspielen. Es endet draußen auf der Burg mit dem „Namen der Rose“ von Umberto Eco. Die Schauspielerin Ines Ma- ria Schmiedt verabschiedet sich vom Landestheater Niederbay- ern, die letzte Produktion der Sai- son ist ihre letzte im Ensemble. Für die Sicherheit eines Festenga- gements würden Kollegen alles geben, warum gibt man das auf? Das schwarze Brett sagt, was wann zu tun ist Der Gedanke war schon länger da. Dann, letzten Sommer, „war ich mit meiner Schwester in Aust- ralien. Eines Tages bin ich aufge- wacht und habe zu ihr gesagt: Ich glaub, das war’s jetzt.“ Die Grün- de sind, wie stets bei Lebensweg- entscheidungen, recht persönlich. Darf die Öffentlichkeit die wis- sen? „Ja. Weil ich glaube, dass es vielen ähnlich geht.“ Zwei Bücher voller Erinnerungen an rund 40 Stücke aus sieben Jahren hat die 33-jährige gebürtige Starnberge- rin prall bestückt mit Fotos und Programmheften, in den Presse- berichten ist ihr Name markiert. Sie denkt an prägende Regis- seure wie Claus Tröger, an schau- spielerisch intensive Produktio- nen wie David Harrowers „Black- bird“ 2010, Dennis Kellys „Wai- sen“ 2016 und jüngst Lena Christs „Madam Bäurin“ 2017, sie lobt In- tendant Stefan Tilch für seine Lo- yalität, dankt ihren Kollegen, die sie 2010 so herzlich aufgenom- men haben. Und sagt schließlich doch: „Ich habe sieben Jahre super funktio- niert in dem System, am schwar- zen Brett zu lesen, was ich wann mit wem spiele, letzte Spielzeit waren es zum Teil fünf Stücke par- allel. In meinem Leben ist immer My Way alles gekommen, es hat sich im- mer alles richtig angefühlt. Und auf einmal hatte ich das Gefühl, es entgleitet mir. Ich wusste nicht mehr, wo ich stehe und was ich will. Ich konnte nicht mehr sehen, was ich leiste.“ Theaterleute arbeiten, wenn an- dere Freizeit haben. „Ich habe meine Freunde komplett vernach- lässigt. Zu Geburtstagen kam ich um ein Uhr nachts, von Hochzei- ten musste ich nach der Kirche gleich wieder weg . . . es hat Jahre gedauert, um das langsam wieder zu reaktivieren.“ So schiebt sich schleichend ein Mangel in den Traumjob. „Um mich herum ha- ben alle ihr Leben aufgebaut, und ich habe mich gefragt: Wo will ich eigentlich hin?“ Ines Maria Schmiedts Antwor- ten sind deutlich: „Ich will weiter Schauspielerin sein, ich will keine Fernbeziehung mehr, ich will Kin- der, ich will, dass die Kinder auf ei- ne Walldorfschule gehen wie ich damals, und ich will nicht, dass meine Kinder zwölf Stunden am Tag vom Babysitter betreut wer- den. Ich will etwas aufbauen und freier entscheiden können, was ich annehme und was nicht.“ In den wenigen Stunden zwischen den Proben lässt sich das unmög- lich aufbauen. Ein neuer Weg will beschritten werden. Ein Weg, den es noch nicht gibt. Dabei hatte er so klar begon- nen: Einmal im Jahr war das Bo- chumer „Theater Total“ zu Gast an Ines Maria Schmiedts Schule in Landsberg am Lech. „Ich weiß noch, wie die in der Kantine sa- ßen, ich mich rumgedrückt, die angeschaut und gedacht hab, ohh, so will ich auch mal sein.“ Nach dem Abitur ergatterte sie selbst ei- nen Platz in dem Projekt, in dem Jugendliche drei Monate ausge- bildet werden, drei Monate wird ein Stück einstudiert, drei Monate geht es auf Tour. Von 2006 bis 2010 studierte sie an der Akade- mie für darstellende Kunst in Ulm. Der Weg nach Niederbayern ist eine Anekdote für sich: Die nun- mehr staatlich geprüfte Schau- spielerin verschickte Bewerbun- gen, eine davon auch ans Kultur- mobil des Bezirks Niederbayern, wo Landestheater-Intendant Ste- fan Tilch gerade sein mit Elmar Raida geschriebenes Stück „Quet- zaltenango, Niederbayern oder Franz im Glück“ inszenierte. Im November sprach sie vor in Landshut, im Gebäude des Lan- destheaters, kurz vor Weihnach- ten rief Tilch an: „Das Kulturmo- bil klappt leider nicht, aber wir wollen dich gern fürs Landesthea- ter haben . . .“ Vom Examen ins Festengagement, ein Volltreffer. Jetzt erst mal: Ausstieg. Einfach mal alles auflösen“ „Zum 1.8. löse ich meine Woh- nung auf, stell das Zeug zum Papa in den Schuppen und wohne bei Freunden und den Eltern. Einfach mal alles auflösen und gucken, es fühlt sich so gut an, ich habe keine Angst mehr.“ Schmiedt will viel- seitig arbeiten, ihre Talente einset- zen und das Leben wieder auf sich zukommen lassen: Sie spielt Hackbrett und Akkordeon, schreibt Lieder und Texte, viel- leicht wird es eine Band geben. Sie hat das Leben ihrer Oma nieder- geschrieben, vielleicht wird es ein Buch geben. Vielleicht wird sie Theaterkurse anbieten, Schau- spielunterricht sowieso. Viel- leicht die „Waisen“ in der freien Szene weiterspielen mit Andreas Schneider und Roland Schregel- mann. Vielleicht ein biografisches Theaterprojekt erarbeiten. Am Samstag war „Name-der- Rose“-Premiere in Landshut. Ines Maria Schmidt umarmte Inten- dant Stefan Tilch und sagte: „Die letzte Premiere . . .“ Und der Inten- dant hat geantwortet: „Ines, das glaube ich nicht . . .“ Passau freut sich auf ein Wiedersehen als Gast. Raimund Meisenberger Schmiedts letzte Vorstellungen in Passau mit „Der Name der Rose“ am 24./25.6. und 7.–9.7, je 20 Uhr auf Oberhaus (0851/9291913) Tausende Schauspieler träumen vom Festengagement, sie gibt es auf: Warum Ines Maria Schmiedt das Landestheater verlässt Als Referenz an die Kirchenmu- sik des 18. Jahrhunderts sieht Hel- mut Lorenz, Leiter der städti- schen Musikschule Burghausen, das „Sakralmusik-Projekt“, das er organisiert. Am kommenden Sonntag wird während eines Kan- tatengottesdienstes um 10 Uhr Musik von Bach in der Evangeli- schen Friedenskirche aufgeführt; am 1. Juli gibt es Musik von Bach und Mozart in der Studienkirche St. Josef um 21 Uhr, und am 11. Ju- li als liturgische Vesper (Mozart) in der Stiftskirche Michaelbeuern um 19.30 Uhr. Es musizieren u. a. das Musikschulorchester mit Eri- ka Peldszus-Mohr, Sopran, und Manfred Roider, Bass. Es dirigiert Philipp Walcher. - ra Sakralmusik-Projekt startet in Burghausen Der Lyriker, Essayist und Über- setzer Jan Wagner erhält den dies- jährigen Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Das gab die Akademie am Dienstag in Darmstadt bekannt. Der mit 50 000 Euro dotierte Büchner- Preis gilt als wichtigste deutsche Literaturauszeichnung. Wagner, der 1971 in Hamburg geboren wurde und seit 1995 in Berlin lebt, soll die Auszeichnung am 28. Ok- tober in Darmstadt erhalten. Zur Begründung für die Verga- be des Preises an Wagner führte die Akademie aus, seine Gedichte „verbinden spielerische Sprach- freude und meisterhafte Formbe- herrschung, musikalische Sinn- lichkeit und intellektuelle Prä- gnanz“. Aus neugierigen und sen- siblen Erkundungen des Kleinen und Einzelnen, mit einem Gespür für untergründige Zusammen- hänge und mit einer unerschöpfli- chen Fantasie ließen sie Augenbli- cke entstehen, in denen sich die Welt zeige, als sähe man sie zum ersten Mal. Zu den von Wagner bislang vor- gelegten Gedichtbänden gehören etwa „Probebohrungen im Him- mel“, „Achtzehn Pasteten“ und „Die Eulenhasser in den Hallen- häusern“. Für seinen Gedicht- band „Regentonnenvariationen“ erhielt er 2015 als erster Lyriker überhaupt den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belle- tristik. Mit dem Büchner-Preis ehrt die Akademie für Sprache und Dich- tung Autoren, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Ar- beiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen Er hat schon Dutzende Preise, jetzt auch den wichtigsten deutschen Kulturlebens wesentli- chen Anteil haben“. Zu seinen Trägern gehören unter anderen Heinrich Böll, Friedrich Dürren- matt, Günter Grass und Erich Kästner. Namensgeber der Aus- zeichnung ist der in Goddelau bei Darmstadt geborene Schriftsteller Georg Büchner (1813–1837). Zu seinen bekanntesten Werken ge- hören die Dramen „Woyzeck“ und „Dantons Tod“. Schon vor dem Büchner-Preis gehörte Jan Wagner zu den meist- prämierten Schriftstellern seiner Generation. Nach dem Abitur stu- dierte er ab 1992 Anglistik und Amerikanistik in Hamburg, Dub- lin und Berlin, 2001 erschien sein erster Lyrikband „Probebohrung im Himmel“. Mehrere Dutzend Preise wurden ihm seither zuge- sprochen, u. a. auch der Anna-Se- ghers-Preis, der Hölderlin-Preis und der Mörike-Preis. - kna Lyriker Jan Wagner erhält Büchner-Preis Der fünfte Band „Harry Potter und der Orden des Phönix“ war noch nicht ausgeliefert, als am Vormittag des 15. Juni 2003 gegen halb elf Uhr englischer Zeit bei Newton-up-Willows in der Nähe von Manchester ein Laster bela- den mit 7000 Exemplaren spurlos verschwand. Am nächsten Nach- mittag fand ihn die Polizei zehn Meilen entfernt. Ohne Ladung. Die Bücher sind bis heute nicht gefunden worden. Kein Muggle weiß, was mit ihnen passierte. Al- le Welt war damals verrückt auf das Buch und wartete drauf. Die Episode zeigt, was für einen wahnsinnigen Hype Harry Potter losgetreten hat. „Mich hat das Ganze genauso überrascht wie al- le anderen“, sagte die Autorin J. K. Rowling. Nie und nimmer hätte die damals 25-Jährige geglaubt, was daraus entstehen würde, als ihr bei einer Bahnfahrt von Man- chester nach London die Idee zu Harry Potter gekommen war und sie, weil der Zug wieder mal Ver- spätung hatte, im Kopf die Ge- schichte skizziert hatte. Den ers- ten Band schickte sie an Verlage und erhielt eine Ablehnung nach der anderen. Anfang der 1990er war Fantasy verpönt. Kinder soll- ten beim Lesen etwas lernen. Die Lektorin im Bloomsbury Verlag musste Smarties-Rollen ans Ma- nuskript heften, damit ihre Kolle- gen es überhaupt anschauten. Ein süßer Einsatz, der sich gelohnt hat, wie man heute weiß. Der erste Band „Harry Potter und der Stein der Weisen“ er- schien in England am 26. Juni 1997 und verkaufte sich 107 Mil- lionen mal. Es war das erste Kin- derbuch, das es an die Spitze der New York Times Bestsellerliste brachte. Als dann im Jahr 2000 al- le vier Bände die ersten Positio- nen belegten, führte die Times ei- ne eigene Kinderbuch-Bestseller- liste ein, um anderen Büchern überhaupt noch eine Chance zu lassen. Harry Potter hatte so auch Mediengeschichte geschrieben. Was aber hat dieser kleine Zau- berer an sich? Dass Rowling ein Bedürfnis in der vom Realismus gesättigten Kinderbuchwelt be- diente, ist ein Faktor. Als Harry Potter das Licht der Welt erblick- te, kam das Internet dazu. Nutz- ten 1996 gerade mal 19 Millionen Amerikaner täglich das Netz, so waren es 1998 schon 57 Millio- nen. Internetseiten wie Leaky Cauldron oder Hogwarts Online schossen aus dem Boden, im Netz wuchs die Fangemeinde. Verlage und der Filmkonzert Warner, der 1999 die Rchte gekauft hatte, war- fen ihre Maschinen an. Trittbrett- fahrer verkauften ohne Lizenz Potter-Klopapier, Potter-Pornos, und Bands wie Harry And The Potters spielten „Wizard Rock“. Marketing-Experten verlegten den Verkaufsstart ab dem vierten Band auf 0.01 Uhr – das Erschei- nen wurde zum Fest, die Fotos der Schlangen vor den Läden gingen um die Welt. Die Geschichte der alleinerziehenden, arbeitslosen Mutter, die ein Buch schreibt und zur Millionärin wird, tut ihr Übri- ges. Heute schaut Rowling gelas- sen zurück: „Ein Buch stand zum Verkauf, einigen Lesern gefiel es. Wenn der Rauch sich verzogen hat und die Lichter ausgehen, wird das übrig bleiben. Und das ist für einen Autor etwas ganz Wun- dervolles.“ Welf Grombacher Vor 20 Jahren erschien der erste Harry-Potter-Band und löste eine kleine Kulturrevolution aus Wie verzaubert Sie ist jung, populär, bekommt gute Rollen – und steigt jetzt erst mal aus dem Theaterbetrieb aus: Ines Maria Schmiedt (33). - Foto: privat Sänger Mano Ezoh, Rekordhal- ter mit dem größten Gospelchor Europas, startet ein neues Projekt in Deggendorf: Bis zu 300 Sänger werden gesucht für „Soul Meets Klassik“, die Workshops sind kos- tenlos, das Konzert 2018 wird von einem Orchester begleitet. An- meldung bis 31. Juli per Mail an [email protected]. - pnp Ezoh mit Orchester Vor zwei Jahren bekam er als ers- ter Lyriker den Preis der Leipziger Buchmesse zugesprochen: Jan Wagner. - Foto: Jens Kalaene/dpa Die Schöpferin und die Helden der Verfilmung: J. K. Rowling (Mitte) mit Daniel Radcliffe und Emma Watson bei der Premiere von „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ 2002 in London. - Foto: Ian West/epa/dpa

FEUILLETON Nummer 140 7 My Way - ines-schmiedt.deines-schmiedt.de/wp-content/uploads/2017/11/Passauer-neue-Presse-PNP.pdf · instanzliche Urteil wegen Form-fehlern zurückverwiesen

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FEUILLETONMittwoch, 21. Juni 2017 Nummer 140 7

KulturwochenHauzenberg startenMit einem Konzert des Van BaerleTrios aus Amsterdam werden amFreitag, 23. Juni, die Kulturwo-chen Hauzenberg in der dortigenStifter-Halle eröffnet. Beginn istum 19.30 Uhr, Info im Internet:kulturwochen-hauzenberg.de,Karten bei der PNP. − rmr

TIPP DER WOCHE

Achenbach erneut zuSchadenersatz verurteiltKunstberater Helge Achenbach(65) ist im neu aufgerollten Zivil-prozess zu Schadenersatz in Mil-lionenhöhe verurteilt worden. Ersoll der Familie des gestorbenenAldi-Erben Berthold Albrecht18,7 Millionen Euro zahlen, ent-schied das Landgericht Düssel-dorf am Dienstag. Der Vorsitzen-de Richter korrigierte damit dieSumme aus dem ersten Verfahren.Damals war Achenbach zur Zah-lung von 19,4 Millionen Euro ver-urteilt worden. Das Oberlandes-gericht Düsseldorf hatte das erst-instanzliche Urteil wegen Form-fehlern zurückverwiesen. − dpa

Probenbeginn für dieNibelungen-FestspieleIn Worms haben die Proben zumneuen Stück der Nibelungen-Festspiele begonnen. Das Ensem-ble, zu dem u. a. Heio von Stetten,und Alexandra Kamp gehören,traf sich am Dienstag zur erstenLeseprobe. Autor Albert Oster-maier hat sein Stück „Glut“ alsMischung aus Roadmovie undAgententhriller mit historischenBezügen angelegt, Premiere ist am4. August. − dpa

Frankreich reist mit134 Autoren zur MesseEhrengast Frankreich wird zurFrankfurter Buchmesse im Okto-ber mit 134 Autoren und Künst-lern aus dem gesamten franzö-sischsprachigen Raum kommen.Der Auftritt sei eine „wunderbareChance“, dem deutsch-französi-schen Kulturaustausch neue Im-pulse zueben, sagte FrankreichsBotschafterin in Deutschland,Anne-Marie Descotes, am Diens-tag in Frankfurt. Frankreich willdie frankophone Welt mit rund220 Millionen Menschen vertre-ten. Mit dabei sind Schriftsteller u.a. aus der Schweiz, Belgien undLuxemburg, aber auch aus Kana-da, Afrika und Asien. − dpa

KULTUR IN KÜRZE

Es begann mit Woody AllensSommernachtssexkomödie, drau-ßen auf der Veste Oberhaus beiden Burgenfestspielen. Es endetdraußen auf der Burg mit dem„Namen der Rose“ von UmbertoEco. Die Schauspielerin Ines Ma-ria Schmiedt verabschiedet sichvom Landestheater Niederbay-ern, die letzte Produktion der Sai-son ist ihre letzte im Ensemble.Für die Sicherheit eines Festenga-gements würden Kollegen allesgeben, warum gibt man das auf?

Das schwarze Brett sagt,was wann zu tun ist

Der Gedanke war schon längerda. Dann, letzten Sommer, „warich mit meiner Schwester in Aust-ralien. Eines Tages bin ich aufge-wacht und habe zu ihr gesagt: Ichglaub, das war’s jetzt.“ Die Grün-de sind, wie stets bei Lebensweg-entscheidungen, recht persönlich.Darf die Öffentlichkeit die wis-sen? „Ja. Weil ich glaube, dass esvielen ähnlich geht.“ Zwei Büchervoller Erinnerungen an rund 40Stücke aus sieben Jahren hat die33-jährige gebürtige Starnberge-rin prall bestückt mit Fotos undProgrammheften, in den Presse-berichten ist ihr Name markiert.

Sie denkt an prägende Regis-seure wie Claus Tröger, an schau-spielerisch intensive Produktio-nen wie David Harrowers „Black-bird“ 2010, Dennis Kellys „Wai-sen“ 2016 und jüngst Lena Christs„Madam Bäurin“ 2017, sie lobt In-tendant Stefan Tilch für seine Lo-yalität, dankt ihren Kollegen, diesie 2010 so herzlich aufgenom-men haben.

Und sagt schließlich doch: „Ichhabe sieben Jahre super funktio-niert in dem System, am schwar-zen Brett zu lesen, was ich wannmit wem spiele, letzte Spielzeitwaren es zum Teil fünf Stücke par-allel. In meinem Leben ist immer

My Way

alles gekommen, es hat sich im-mer alles richtig angefühlt. Undauf einmal hatte ich das Gefühl, esentgleitet mir. Ich wusste nichtmehr, wo ich stehe und was ich

will. Ich konnte nicht mehr sehen,was ich leiste.“

Theaterleute arbeiten, wenn an-dere Freizeit haben. „Ich habemeine Freunde komplett vernach-

lässigt. Zu Geburtstagen kam ichum ein Uhr nachts, von Hochzei-ten musste ich nach der Kirchegleich wieder weg . . . es hat Jahregedauert, um das langsam wiederzu reaktivieren.“ So schiebt sichschleichend ein Mangel in denTraumjob. „Um mich herum ha-ben alle ihr Leben aufgebaut, undich habe mich gefragt: Wo will icheigentlich hin?“

Ines Maria Schmiedts Antwor-ten sind deutlich: „Ich will weiterSchauspielerin sein, ich will keineFernbeziehung mehr, ich will Kin-der, ich will, dass die Kinder auf ei-ne Walldorfschule gehen wie ichdamals, und ich will nicht, dassmeine Kinder zwölf Stunden amTag vom Babysitter betreut wer-den. Ich will etwas aufbauen undfreier entscheiden können, wasich annehme und was nicht.“ Inden wenigen Stunden zwischenden Proben lässt sich das unmög-lich aufbauen. Ein neuer Weg willbeschritten werden. Ein Weg, denes noch nicht gibt.

Dabei hatte er so klar begon-nen: Einmal im Jahr war das Bo-chumer „Theater Total“ zu Gastan Ines Maria Schmiedts Schulein Landsberg am Lech. „Ich weißnoch, wie die in der Kantine sa-ßen, ich mich rumgedrückt, dieangeschaut und gedacht hab, ohh,so will ich auch mal sein.“ Nachdem Abitur ergatterte sie selbst ei-nen Platz in dem Projekt, in demJugendliche drei Monate ausge-bildet werden, drei Monate wirdein Stück einstudiert, drei Monategeht es auf Tour. Von 2006 bis2010 studierte sie an der Akade-mie für darstellende Kunst in Ulm.

Der Weg nach Niederbayern isteine Anekdote für sich: Die nun-mehr staatlich geprüfte Schau-spielerin verschickte Bewerbun-gen, eine davon auch ans Kultur-mobil des Bezirks Niederbayern,wo Landestheater-Intendant Ste-fan Tilch gerade sein mit Elmar

Raida geschriebenes Stück „Quet-zaltenango, Niederbayern oderFranz im Glück“ inszenierte. ImNovember sprach sie vor inLandshut, im Gebäude des Lan-destheaters, kurz vor Weihnach-ten rief Tilch an: „Das Kulturmo-bil klappt leider nicht, aber wirwollen dich gern fürs Landesthea-ter haben . . .“ Vom Examen insFestengagement, ein Volltreffer.Jetzt erst mal: Ausstieg.

„Einfachmal alles auflösen“

„Zum 1.8. löse ich meine Woh-nung auf, stell das Zeug zum Papain den Schuppen und wohne beiFreunden und den Eltern. Einfachmal alles auflösen und gucken, esfühlt sich so gut an, ich habe keineAngst mehr.“ Schmiedt will viel-seitig arbeiten, ihre Talente einset-zen und das Leben wieder auf sichzukommen lassen: Sie spieltHackbrett und Akkordeon,schreibt Lieder und Texte, viel-leicht wird es eine Band geben. Siehat das Leben ihrer Oma nieder-geschrieben, vielleicht wird es einBuch geben. Vielleicht wird sieTheaterkurse anbieten, Schau-spielunterricht sowieso. Viel-leicht die „Waisen“ in der freienSzene weiterspielen mit AndreasSchneider und Roland Schregel-mann. Vielleicht ein biografischesTheaterprojekt erarbeiten.

Am Samstag war „Name-der-Rose“-Premiere in Landshut. InesMaria Schmidt umarmte Inten-dant Stefan Tilch und sagte: „Dieletzte Premiere . . .“ Und der Inten-dant hat geantwortet: „Ines, dasglaube ich nicht . . .“ Passau freutsich auf ein Wiedersehen als Gast.

Raimund Meisenberger

Schmiedts letzte Vorstellungen inPassau mit „Der Name der Rose“am 24./25.6. und 7.–9.7, je 20 Uhrauf Oberhaus (0851/9291913)

Tausende Schauspieler träumen vom Festengagement, sie gibt es auf: Warum Ines Maria Schmiedt das Landestheater verlässt

Als Referenz an die Kirchenmu-sik des 18. Jahrhunderts sieht Hel-mut Lorenz, Leiter der städti-schen Musikschule Burghausen,das „Sakralmusik-Projekt“, das erorganisiert. Am kommendenSonntag wird während eines Kan-tatengottesdienstes um 10 UhrMusik von Bach in der Evangeli-schen Friedenskirche aufgeführt;

am 1. Juli gibt es Musik von Bachund Mozart in der StudienkircheSt. Josef um 21 Uhr, und am 11. Ju-li als liturgische Vesper (Mozart)in der Stiftskirche Michaelbeuernum 19.30 Uhr. Es musizieren u. a.das Musikschulorchester mit Eri-ka Peldszus-Mohr, Sopran, undManfred Roider, Bass. Es dirigiertPhilipp Walcher. − ra

Sakralmusik-Projektstartet in Burghausen

Der Lyriker, Essayist und Über-setzer Jan Wagner erhält den dies-jährigen Georg-Büchner-Preisder Deutschen Akademie fürSprache und Dichtung. Das gabdie Akademie am Dienstag inDarmstadt bekannt. Der mit50 000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als wichtigste deutscheLiteraturauszeichnung. Wagner,der 1971 in Hamburg geborenwurde und seit 1995 in Berlin lebt,soll die Auszeichnung am 28. Ok-tober in Darmstadt erhalten.

Zur Begründung für die Verga-be des Preises an Wagner führtedie Akademie aus, seine Gedichte„verbinden spielerische Sprach-freude und meisterhafte Formbe-herrschung, musikalische Sinn-lichkeit und intellektuelle Prä-gnanz“. Aus neugierigen und sen-siblen Erkundungen des Kleinenund Einzelnen, mit einem Gespürfür untergründige Zusammen-hänge und mit einer unerschöpfli-chen Fantasie ließen sie Augenbli-cke entstehen, in denen sich dieWelt zeige, als sähe man sie zumersten Mal.

Zu den von Wagner bislang vor-gelegten Gedichtbänden gehörenetwa „Probebohrungen im Him-mel“, „Achtzehn Pasteten“ und„Die Eulenhasser in den Hallen-häusern“. Für seinen Gedicht-band „Regentonnenvariationen“erhielt er 2015 als erster Lyrikerüberhaupt den Preis der LeipzigerBuchmesse in der Kategorie Belle-tristik.

Mit dem Büchner-Preis ehrt dieAkademie für Sprache und Dich-tung Autoren, „die in deutscherSprache schreiben, durch ihre Ar-beiten und Werke in besonderemMaße hervortreten und die an derGestaltung des gegenwärtigen

Er hat schon Dutzende Preise, jetzt auch den wichtigsten

deutschen Kulturlebens wesentli-chen Anteil haben“. Zu seinenTrägern gehören unter anderenHeinrich Böll, Friedrich Dürren-matt, Günter Grass und ErichKästner. Namensgeber der Aus-zeichnung ist der in Goddelau beiDarmstadt geborene SchriftstellerGeorg Büchner (1813–1837). Zuseinen bekanntesten Werken ge-hören die Dramen „Woyzeck“und „Dantons Tod“.

Schon vor dem Büchner-Preisgehörte Jan Wagner zu den meist-prämierten Schriftstellern seinerGeneration. Nach dem Abitur stu-dierte er ab 1992 Anglistik undAmerikanistik in Hamburg, Dub-lin und Berlin, 2001 erschien seinerster Lyrikband „Probebohrungim Himmel“. Mehrere DutzendPreise wurden ihm seither zuge-sprochen, u. a. auch der Anna-Se-ghers-Preis, der Hölderlin-Preisund der Mörike-Preis. − kna

Lyriker Jan Wagnererhält Büchner-Preis

Der fünfte Band „Harry Potterund der Orden des Phönix“ warnoch nicht ausgeliefert, als amVormittag des 15. Juni 2003 gegenhalb elf Uhr englischer Zeit beiNewton-up-Willows in der Nähevon Manchester ein Laster bela-den mit 7000 Exemplaren spurlosverschwand. Am nächsten Nach-mittag fand ihn die Polizei zehnMeilen entfernt. Ohne Ladung.Die Bücher sind bis heute nichtgefunden worden. Kein Muggleweiß, was mit ihnen passierte. Al-le Welt war damals verrückt aufdas Buch und wartete drauf.

Die Episode zeigt, was für einenwahnsinnigen Hype Harry Potterlosgetreten hat. „Mich hat dasGanze genauso überrascht wie al-le anderen“, sagte die Autorin J. K.Rowling. Nie und nimmer hättedie damals 25-Jährige geglaubt,was daraus entstehen würde, alsihr bei einer Bahnfahrt von Man-chester nach London die Idee zuHarry Potter gekommen war undsie, weil der Zug wieder mal Ver-spätung hatte, im Kopf die Ge-schichte skizziert hatte. Den ers-ten Band schickte sie an Verlageund erhielt eine Ablehnung nachder anderen. Anfang der 1990er

war Fantasy verpönt. Kinder soll-ten beim Lesen etwas lernen. DieLektorin im Bloomsbury Verlagmusste Smarties-Rollen ans Ma-nuskript heften, damit ihre Kolle-gen es überhaupt anschauten. Einsüßer Einsatz, der sich gelohnthat, wie man heute weiß.

Der erste Band „Harry Potterund der Stein der Weisen“ er-schien in England am 26. Juni1997 und verkaufte sich 107 Mil-lionen mal. Es war das erste Kin-derbuch, das es an die Spitze der

New York Times Bestsellerlistebrachte. Als dann im Jahr 2000 al-le vier Bände die ersten Positio-nen belegten, führte die Times ei-ne eigene Kinderbuch-Bestseller-liste ein, um anderen Büchernüberhaupt noch eine Chance zulassen. Harry Potter hatte so auchMediengeschichte geschrieben.

Was aber hat dieser kleine Zau-berer an sich? Dass Rowling einBedürfnis in der vom Realismusgesättigten Kinderbuchwelt be-diente, ist ein Faktor. Als Harry

Potter das Licht der Welt erblick-te, kam das Internet dazu. Nutz-ten 1996 gerade mal 19 MillionenAmerikaner täglich das Netz, sowaren es 1998 schon 57 Millio-nen. Internetseiten wie LeakyCauldron oder Hogwarts Onlineschossen aus dem Boden, im Netzwuchs die Fangemeinde. Verlageund der Filmkonzert Warner, der1999 die Rchte gekauft hatte, war-fen ihre Maschinen an. Trittbrett-fahrer verkauften ohne LizenzPotter-Klopapier, Potter-Pornos,und Bands wie Harry And ThePotters spielten „Wizard Rock“.

Marketing-Experten verlegtenden Verkaufsstart ab dem viertenBand auf 0.01 Uhr – das Erschei-nen wurde zum Fest, die Fotos derSchlangen vor den Läden gingenum die Welt. Die Geschichte deralleinerziehenden, arbeitslosenMutter, die ein Buch schreibt undzur Millionärin wird, tut ihr Übri-ges. Heute schaut Rowling gelas-sen zurück: „Ein Buch stand zumVerkauf, einigen Lesern gefiel es.Wenn der Rauch sich verzogenhat und die Lichter ausgehen,wird das übrig bleiben. Und das istfür einen Autor etwas ganz Wun-dervolles.“ Welf Grombacher

Vor 20 Jahren erschien der erste Harry-Potter-Band und löste eine kleine Kulturrevolution aus

Wie verzaubert

Sie ist jung, populär, bekommt gute Rollen – und steigt jetzt erst mal ausdem Theaterbetrieb aus: Ines Maria Schmiedt (33). − Foto: privat

Sänger Mano Ezoh, Rekordhal-ter mit dem größten GospelchorEuropas, startet ein neues Projektin Deggendorf: Bis zu 300 Sängerwerden gesucht für „Soul MeetsKlassik“, die Workshops sind kos-tenlos, das Konzert 2018 wird voneinem Orchester begleitet. An-meldung bis 31. Juli per Mail [email protected]. − pnp

Ezoh mitOrchester

Vor zwei Jahren bekam er als ers-ter Lyriker den Preis der LeipzigerBuchmesse zugesprochen: JanWagner. − Foto: Jens Kalaene/dpa

Die Schöpferin und die Helden der Verfilmung: J. K. Rowling (Mitte) mitDaniel Radcliffe und Emma Watson bei der Premiere von „Harry Potter unddie Kammer des Schreckens“ 2002 in London. − Foto: Ian West/epa/dpa