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TIT
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R R
ISIK
OB
EW
ER
TU
NG Öffentliche Wahrnehmung
versus Laboralltag:Staatliche Laboratorien und ihre Aufgaben im Wandel
Reiner Wittkowski
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 2
Die tägliche Verunsicherung des Verbrauchers
2
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 3
Wissenschaftlich-sachliche
Berichterstattungunverantwortliche
Panikmache
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 4
„Wo oder durch wen haben Sie von der Thematik gehört oder gelesen?“
98,0
88,0
93,7
93,8
4,0
12,3
4,0
4,7
2,0
4,0
3,5
2,6
Medien soziales und berufliches Umfeld Fachmedien
Blei im Spielzeug
Pestizide in Obst und Gemüse
Gammelfleisch
Cumarin in Weihnachtsgebäck
Einfluss der Medien auf die Risikowahrnehmung
BfR-Bekanntheitsumfrage (2008), n = 1024, Angaben in %
3
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 5
Welche Themen sind für Sie persönlich die größten gesundheitlichen Risiken des Verbrauchers? (Offene Frage)
BfR-Bekanntheitsumfrage (2008)
30,5
29,1
25,2
23,2
19,2
18,9
Umweltverschmutzung,
Strahlung,
Klimawandel
Lebensmittel
Kosten und Leistungen
im Gesundheitssystem
ungesunde
Lebensweise
Rauchen
Alkohol, Drogen,
Medikamente
N = 1024
Alle Angabenin Prozent
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 6
Die vorherrschenden Besorgnisse– je nach EU-Mitgliedsstaat
Special Eurobarometer 354 „Food-related risks“, Juni 2010
4
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 7
... im Medienschlamm
Jede rationale Argumentation versinkt manchmal ...
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 8
Vom Ereignis zur Nachricht: Dioxin
Aktualität Dioxin in Eiern(2010)
Quantitäten
„1000 Bauernhöfe wegen Dioxins gesperrt“(SZ, 4.1.2011)
„3000 Tonnen verseuchtes Tierfutter im Umlauf“(Berliner Morgenpost, 5.1.2011)
Normverstöße
„Das Gift ist im Umlauf. Was nun?“(Zeit, 4.1.2011)
„So ein Schweinesystem“(Berliner Zeitung, 13.1.2011)
Serienbildung „Dioxin nun auch im Schweinefleisch“(Tagesspiegel, 12.1.2011)
Konflikte, Kontroverse
Experten versus Gegenexperten:„dpa-Expertengespräch,
Chemiker: Haben andere Ergebnisse als Foodwatch“ (dpa, 10.1.2011)
5
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 9
Gefühlte Risiken werden wahr
Subjektive Risikowahrnehmung (Leugnung,
Skandalisierung oder Uminterpretation eines
vorhandenen Risikos) durch die verantwortlichen
Risiko-Manager kann die Auswirkungen des
objektiven Risikos vervielfachen.
Nematoden in Fisch
Dioxin
Vogelgrippe
BSE
Pestizide
EU-Kommissar David Byrne, 2002
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 10
Risiko, was ist das?
Gefahr (hazard) Risiko (risk)
6
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 11
Exposition
Risikobewertung
Toxizität (Wirkung):
itsfaktorUnsicherheNOAEL ARfDADI, =
Toxizität
Exposition (Aufnahme):
eKörpermassngeVerzehrsmenz.Substanzko ∗
RISIKO
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 12
Risikobewertung: Vorgehensweise in Deutschland
Gefahrenschwelle
≠
Vorsorgeschwelle
≠
Restrisiko
nach: Renn, 2007
7
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 13
Wissenschaft zwischen Politik und Gesellschaft
Politik:Belastbarkeit
Wissenschaft:Unsicherheit
Gesellschaft:Sicherheit
Sicherheitserwartungen von Politik und Gesellschaft kollidieren mit der wissenschaftsinhärenten Unsicherheit.
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 14
Risikokommunikation und Unsicherheit
Quelle: Raupp 2013
ExpertenExperten
MedienMedien
Politik, Wirtschaft
Politik, Wirtschaft
ÖffentlichkeitÖffentlichkeit
Unsicherheit als
Bestandteil der Risiko-
kommunika-tion
Unsicherheit als
Bestandteil der Risiko-
kommunika-tion
8
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 15
Vergleichbar mit
Bestimmung von
1 ppm
(1 parts per million)
1 ppm
(1 parts per million)
1 Teil von 1 Million Teilen
1 Würfelzucker in einem
Tankwagen
1 mg kg-1
Zusatzstoffe,Schwermetalle
1 ppb
(1 parts per billion)
1 ppb
(1 parts per billion)
1 Teil von 1 Milliarde Teilen
1 Würfelzucker in einem Tankschiff
1 µg kg-1
Pestizide,Tierarzneimittel,
Mykotoxine,ndl-PCB
1 ppt
(1 parts per trillion)
1 ppt
(1 parts per trillion)
1 Teil von 1 Billion Teilen
1 Würfelzucker in einer Talsperre
1 ng kg-1
Dioxine,dl-PCB
Bestimmung von Kontaminanten und Rückständen in Lebensmitteln
1 ‰
(1 Promille)
1 ‰
(1 Promille)
1 Teil von tausend Teilen
1 Würfel-zucker in
3 l Wasser
1 g kg-1
Alkohol in Blut
1 %
(1 Prozent)
1 %
(1 Prozent)
1 Teil von hundert Teilen
1 Würfel-zucker in
einer Tasse Kaffee
10 g kg-1
Alkohol in Getränken
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 16
Gramm 1 g = 10-3 kg
Milligramm 1 mg = 10-3 g
Mikrogramm 1 µg = 10-6 g
Nanogramm 1 ng = 10-9 g
Pikogramm 1 pg = 10-12 g
= 0,001 kg
= 0,001 g
= 0,000001 g
= 0,000000001 g
= 0,000000000001 g
Maßeinheiten
9
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 17
Volumen: 737 Milliarden Liter
Stellen sie sich vor, sie müßten ein Stück Würfelzucker in der Müritz finden
4 pg kg-1 = 4 ppq = 0,000000000004 g kg-1
Masse: 3 g
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 18
Grüne Woche Berlin, Januar 2011
Sind Debatten über
Nulltoleranz
realistisch?
10
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 19
Herausforderungen der Globalisierung: Maßnahmen
Risikoanalysen und Überwachung entlang derWertschöpfungskette
Eigenkontrolle des Unternehmers
Amtliche Kontrolle
Wissensmanagement
Risikofrüherkennung
Transparenz
Adäquate Risiko- und Krisenkommunikation
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 20
BSE
Dioxin
Kennzeichnung
Authentizität
andereVerfälschungen
IllegaleZusätze
geograph. Herkunft
Identität(Zusammensetzung)
Melamin
Farbstoffe
� Anforderungen für Verkehrsbezeichnung nicht erfüllt� Ersatz eines Inhaltstoffes (identisch, aber billiger)� Verfälschung durch Zugabe (Wasser, Stärke etc.)� Anwendung eines nicht deklarierten, zugelassenen Prozesses� Falsche Angabe der Herkunft
Ausgangspunkt für analytische Rückverfolgbarkeit
11
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 21
0 0,33 0,66 1Quantile
FingerprintingNachweis von Melamin 1H-NMR
Untersuchung von verschiedenen Milchpulvern u.a. der Firma Sanlu (bezogen 2008)
Verwendung der 1H NMR (400 MHz)
Laktose HO1-αLaktose HO1-β
Urea
CH3/CH2 Fettsäuren
Laktose
TMS
DMSO
TMU
7.50 5.00 2.50 ppm
Mit Melamin kontaminiertesMilchpulver
Referenzbereichum den Median
Identifizierung von Melamin über exogenes Signal bei 5,93 ppm
(NH2 Gruppen)
Nicht zielgerichtete Analytik
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 22
FT-IR von SpeiseölenZusatz von Mineralöl
Zusatz zu Öl als Verfälschung
Detektion ab ca. 0,5 % möglich
Nicht zielgerichtete Analytik
BfR Studie:PCA von 419 Proben
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Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 23
Futtermittelherkunft
Kanonische Diskriminanzanalyse (CDA)
speziell für Fragestellung EU-USA
www.qsaffe.eu
Stabilisotopen
Journal of Agricultural and Food Chemistry, 61, 7225-7233(2013) Nietner,T.; Pfister, M.; Glomb, M.A.; Fauhl-Hassek, C.
-8 -6 -4 -2 0 2 4 6
Discriminant function 1
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
Dis
crim
inan
t fu
nctio
n 2
EU
China
USA
EUChina USA group centroids
Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 24
Weißweindifferenzierung mittels 1H-NMR Spektroskopie
Nicht zielgerichtete Analytik
• BfR Studie: PLS-DA von 353 Weißweinproben
Kommerzielles System:
WineScreenerTM
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Prof. Dr. Reiner Wittkowski, 5.10.2015, 10 Jahre LALLF Seite 25
Molekularbiologische
Methoden
Microarray-Technologie, Mico-Satelliten Analyse, Real time PCR, Proteomics-Anwendungen
Produktverfälschung in Fleischwaren: z.B. Pferdefleisch, Schwein in Halalprodukten, f. deklarierte Fischarten
Problemfelder: • Hoch verarbeitete
Produkte(Öl, Wein, Tiermehle)
• Zielgerichtet !!
Spezies-DifferenzierungB
UN
DE
SIN
ST
ITU
T
FÜ
R R
ISIK
OB
EW
ER
TU
NG DANKE FÜR IHRE
AUFMERKSAMKEIT
Reiner Wittkowski
Bundesinstitut für Risikobewertung
Max-Dohrn-Straße 8-10 � 10589 Berlin
Tel. 0 30 - 184 12 - 3000 � Fax 0 30 - 184 12 - 47 41
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