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Filmanalyse - Alles über meine Mutter

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Inhaltszusammenfassung des Films Alles über meine Mutter von Pedro Almodóvar Analyse der Symbolik Pedro Almodóvars filmischer Bildsprache in Alles über meine Mutter

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Page 1: Filmanalyse - Alles über meine Mutter

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Filmanalyse

Alles über meine Mutter

Dieses Dokument ist als Open-Access-Buch unter der CC-by-nc-nd 3.0-Lizenz veröffentlicht. Mehr zu der Lizenz und der Open Access-Initiative auf der nächsten Seite.

Module Name: Creative Perspectives

Module Number: 204

Date Submitted: 05.09.2006

Award Name: Bachelor of Arts (Honours) Film Making

Year: 2005 / 2006

Name: Julio Olmo Poranzke

City: Berlin

Country: Germany

Module Leader: Frank Lymann

Staffing: Peter Duhr

Word Count: 1640

Page 2: Filmanalyse - Alles über meine Mutter

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Page 3: Filmanalyse - Alles über meine Mutter

Julio Olmo Poranzke Filmanalyse Alles über meine Mutter 05. September 2006

Inhaltszusammenfassung des Films Alles über meine Mutter von Pedro Almodóvar

In seinem Film Alles über meine Mutter aus dem Jahr 1999 erzählt Pedro Almodóvar in

bunten, zuweilen etwas schrillen Bildern von der Kunst der Frauen, durch kleine Lügen

und große schauspielerische Leistungen das Leben zu meistern.

Die Krankenhausangestellte Manuela begibt sich nach dem Tod ihres Sohnes Estéban,

benannt nach seinem Vater, der am seinem 17. Geburtstag einen tödlichen Verkehrsunfall

erleidet, von Madrid nach Barcelona, wo sie sich auf die Suche nach dem Vater ihres

Sohnes macht, den sie vor 18 Jahren während ihrer Schwangerschaft fluchtartig

verlassen hatte.

Während ihrer Suche nach ihrem Ex-Mann, der sich seit seiner Wandlung zur Frau Lola

nennt, trifft sie auf die alte Freundin La Agrado, die als Prostituierte arbeitet und ebenfalls

einmal ein 'ganzer' Mann war, auf die schwangere Nonne Rosa und auf die alternde

Theaterdiva Huma Rojo, die eine Ursache für den Tod von Manuelas Sohn ist, ohne dass

sie direkt eine Schuld trifft.

All diese Frauen, die Freundin, die sie wieder trifft, und die, die sie neu kennen lernt, und

mit denen sie Freundschaft schließt, haben mit der Last des Lebens zu kämpfen.

Huma verzweifelt an ihrer drogensüchtigen Geliebten, die Nonne Rosa ist schwanger,

ausgerechnet von Manuelas Ex-Mann Lola, und zudem von ihm mit dem HIV-Virus

infiziert, und Agrado von Freiern belästigt und von Lola ausgenutzt.

Doch gemeinsam helfen sie sich, ihre Probleme zu bewältigen, sie bilden eine Art

Ersatzfamilie. Sie unterstützen und helfen sich gegenseitig - und auch schon mal durch

eine kleine Lüge -, nicht am Leben zu verzweifeln.

Doch bei der Geburt ihres Sohnes stirbt Rosa und Manuela übernimmt die Fürsorge für

den nun dritten Estéban in ihrem Leben, und wieder flieht sie aus Barcelona, diesmal vor

der Großmutter des Neugeborenen.

Schließlich gibt es doch noch ein Happy-End, und Manuela kehrt abermals nach

Barcelona zurück, diesmal ist sie nicht auf der Suche oder auf der Flucht, sie kehrt nach

Hause zurück mit dem Kind Estéban, das völlig gesund ist.

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Julio Olmo Poranzke Filmanalyse Alles über meine Mutter 05. September 2006

Analyse der Symbolik Pedro Almoóvars filmischer Bildsprache in Alles über meine

Mutter

In der Kindheit von Perto Almodóvars haben die Frauen seiner Heimat sich gegen den

Machismo „mit dem Mittel der Täuschung, der Lüge und des Versteckspiels behauptet

und so […] das Leben in die richtigen Bahnen gelenkt.“1 Dies nennt Pedro Almodóvar als

einen der Beweggründe und Motive für seinen Film Alles über meine Mutter.

Diese Analyse betrachtet anhand einiger Beispielszenen diese „Begabung der Frau für

das Theaterspiel, die Maskerade“2 und andere Motive Almodóvars, sowie einen weiteren

Aspekt seiner Bildsprache, die häufigen teils versteckten, teils offensichtlichen

assoziativen Verweise und Anspielungen auf andere Werke oder auf sich noch

ereignende Situationen oder Geschehnisse und die Verflechtungen zwischen

(Film-)Realität und Theater.

Der Film beginnt in einem Krankenhaus, einem von vier, die Wohnungen Manuelas

getrennt betrachtet, zentralen Handlungsorten des Films. Zum einen ist dies der

Arbeitsplatz der Hauptdarstellerin Manuela, die dort die Organvergabe Verstorbener

koordiniert, zum anderen ist es ein Ort der Entscheidung. Einer Entscheidung zwischen

Leben und Tod, Anfang und Ende.

Im Krankenhaus in Madrid endet das Leben ihres Sohnes Estéban. Im Krankenhaus in

Barcelona wird Rosas, häufig auf den Tod hinauslaufende HIV-Infizierung festgestellt,

wenngleich dies hier nicht die Ursache für ihren Tod nach der Geburt, ebenfalls an diesem

Ort, ist.

Das Krankenhaus ist aber auch der Anfang des Lebens des dritten Estéban und der Ort,

an dem Manuela symbolisch ihr neues Leben beginnt, als sie zum ersten Mal ihre

Vergangenheit preisgibt, um sie damit hinter sich zu lassen.

Im Gegensatz zum eher nüchtern wirkenden Krankenhaus mit den dominierenden Farben

Weiß und Blau wirkt der zweite bedeutsame Handlungsort, die Wohnung Manuelas in

Madrid, einladender; warme Rot- und Brauntöne überwiegen, es herrscht eine

harmonische Atmosphäre.

Diese Harmonie wird nur angetastet durch die Frage ihres Sohnes nach seinem Vater

1 Hübner, Wolfgang In: Rhein-Zeitung Online, ...Wenn Papa sich als Frau entpuppt2 ebd.

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Julio Olmo Poranzke Filmanalyse Alles über meine Mutter 05. September 2006

und, ob die Mutter für ihn auf den Strich gehen würde.

Estéban trägt einen Pullover, der farblich der Arbeitskleidung des Krankenhauspersonals

ähnelt. Dies kann als eine Verbindung zu diesem Ort interpretiert werden, zur Arbeit

seiner Mutter, die ihn interessiert, doch mehr noch als Hinweis auf seinen eigenen

bevorstehenden Aufenthalt im Krankenhaus.

Im Fernseher, vor dem er auf seine Mutter wartet, ist ein kurzer Einspieler fröhlicher

Kinder zu sehen, eine mögliche Anspielung auf das Leben von Estéban, der eher

nachdenklich denn fröhlich-unbeschwert wirkt, und dem das Fehlen seines Vater sehr zu

schaffen macht.

Darauf folgt ein alter Schwarz/Weiß-Film - All About Eve - Almodóvars Inspiration für

diesen Film und Estébans Inspiration für eine Notiz in sein Tagebuch, "Alles über meine

Mutter".

Er wird nicht mehr alles über seine Mutter erfahren können und auch nichts über seinen

Vater, aber sein Buch wird die Mutter durch den gesamten Film begleiten, in dem der

Zuschauer (fast) alles über seine Mutter und einiges über seinen Vater erfahren wird.

Auch wird Estéban nicht selbst erleben, was symbolisch anhand einer Szene aus dem

Film All About Eve gezeigt wird, die Erfüllung seines Wunsches, die Schauspielerin Huma

Rojo zu treffen. Wie die Szene bereits andeutet, wird es eine Frau sein, die die Schwelle

zu ihrer Garderobe überschreiten wird, seine Mutter.

Doch die die Unerreichbarkeit Humas für Estéban wird noch verdeutlicht, als er in einem

Café vor dem Theater auf seine Mutter wartet und Humas überlebensgroßes Portrait

durch die vergitterten Fenster sieht, sie wirkt unerreichbar.

Eine weitere Verknüpfung/Andeutung auf die weitere Handlung des Films ist, wie schon

erwähnt, die Frage des Sohnes, ob seine Mutter für ihn auf den Strich gehen würde, was

sie offen lässt, indem sie antwortet, sie habe schon vieles für ihn getan. Doch sie wird

noch mehr für ihn tun; sie wird im wahrsten Sinne des Wortes auf den Strich gehen, nicht

als Prostituierte, sondern als Suchende nach seinem Vater, und wird sie sich im weiteren

Verlauf als Prostituierte ausgeben, um Hilfe von der Nonne Rosa zu bekommen.

Auch Manuelas neue Wohnung ist ein wichtiger Schauplatz des Films. Ähnlich ihrer alten

Madrider Wohnung wirkt sie gemütlich und einladend, trotz ihrer kargen Einrichtung. Doch

der Verlust ihres Sohnes hat Manuela viel Kraft und Lebensfreude gekostet und das

spiegelt sich auch in der Wohnung wieder. Die Farben sind längst nicht mehr so intensiv

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und strahlend, die warmen Rottöne sind eher schwachen Brauntönen gewichen, das

Interiör und die Tapeten wirken alt und ausgeblichen. Wie eine Zeitreise in die Zeit vor

Manuelas Flucht aus Barcelona, in ihre Vergangenheit.

Dennoch die Wohnung bleibt ein zentraler Ort, hier erfährt Manuela von Rosas

Schwangerschaft, hier trifft Rosa zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus dem Kloster ihre

Mutter, hier lernen sich Agrado und Huma kennen, hier überreicht Huma Manuela ein

Brief für ihren verstorbenen Sohn Estéban.

In Almodóvars Kindheit sorgten die Frauen für den eigentlichen Zusammenhalt in der

Familie, ihr Wirkungsfeld war hauptsächlich die Wohnung, das Haus. Almodóvar behält

eben diesen Ort als Wirkungsstätte ‚seiner’ Frauen bei. Doch sie wirken nicht mehr im

Verborgenen hinter dem männlichen Familienoberhaupt in seinem Lehnstuhl3, sie

verstecken ihre kleinen Lügen und ihr schauspielerisches Talent (im gesamten Film) nicht.

Im Gegenteil, mehrmals entlarven sie sich gegenseitig der Lüge oder des Schwindelns,

ohne dass es ihrer Freundschaft und ihrem Zusammenhalt schadet, sie schwindeln nicht

aus purer Eigennützigkeit, sondern geben ein Beispiel für Almodóvars Schilderung der

Mittel der Frauen seiner Kindheit, wie eingangs beschrieben.

Alle vier wichtigen Personen nach Estébans Tod, seine Mutter Manuela, die Nonne Rosa,

die Transsexuelle Agrado (spanisch für (Wohl-)Gefallen, Anmut oder auch kleines

Geschenk) bedienen sich dieser Mittel oder spielen wie die lesbische Schauspielerin

Huma, die Geschichten mit und meistern so ihr nicht ganz unproblematisches Leben.

Eine weitere Auffälligkeit ist das häufige Weinen mindestens einer der Frauen, in fast

jeder Szene. Aber ebenso wie das Lügen sie nicht unsympathisch erscheinen lässt, wirkt

dieses Weinen nicht wie das Mitleid erheischende Wimmern im 'klassischen'

Hollywoodkino, das den (meist) männlichen Helden auf den Plan ruft. Almodóvars Frauen

weinen viel. Doch sie halten ihren Schmerz aus, sie verzweifeln nicht aufgrund ihrer

Situation, sondern befreien sich durch ihre Tränen und gehen weiter ihren Weg, oder

suchen nach einem neuen.

Für Almodóvar gehört Weinen und Lachen zu den größten Herausforderungen einer

Schauspielerin oder eines Schauspielers. Nichts ist persönlicher und authentischer als

Weinen oder Lachen und dies ist in diesem Film den Frauen vorbehalten.4

Agrado erzählte dem Theaterpublikum, dass "wir umso authentischer sind, je ähnlicher wir

3 vgl. Almodóvar, Pedro, All about my mother, Official Homepage4 vgl. Almodóvar, Pedro, Alles über meine Mutter - Extras - Filminfos

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dem Traum werden den wir selbst von uns haben".

Lola, als Wesen zwischen Mann und Frau, der wie ein Todesengel über der

Trauergemeinde erstmals in dem Film erscheint, erfährt von seinem verstorbenen Sohn.

Zuvor nur als hart und kaltherzig beschrieben, offenbart er in diesem Moment seine

Gefühle und damit seine weibliche, sensible Seite und kann weinen.

Ansonsten spielen Männer, mit Ausnahme der zwei Söhne, keine bedeutende Rolle,

zumindest keine die dem klassischen Bild des heterosexuellen Familienoberhauptes

entspricht. Alle Männer in dem Film verursachen Schmerz und Leid oder sind nicht weiter

bedeutsam. Mario, der Schauspieler belästigt und kränkt Agrado, Rosas Vater erkennt

seine Tochter nicht und behandelt sie schroff, Lola beklaut Agrado, verletzt Manuelas

Gefühle und infiziert Rosa und seinen zweiten Sohn mit dem HIV-Virus. Doch auch die

einzigen beiden männlichen Personen, die weder bi- oder transsexuell oder

altersschwachsinnig sind, verursachen Schmerz und Trauer für Manuela und veranlassen

sie zweimal zur Flucht, wobei sie daran in beiden Fällen keine Schuld trifft.

Der vierte zentrale Ort des Films stellt das Theater dar. Ebenso wie der Fernseher in der

Madrider Wohnung optisch von der (Film-)Realität als fiktionaler Raum abgegrenzt war,

und der Film All About Eve in das (Film-)leben hineinreichte, so verschmilzt im weiteren

Verlauf das Theaterstück Endstation Sehnsucht immer wieder mit der eigentlichen

Handlung der Personen. Zum Beispiel sind aus dem Off Humas Worte: „Warum starrst du

mich so an“, zu hören, während ein übergroßes Portrait Humas der Kamera entgegen

starrt, oder Manuela spricht in die Kamera und erst im nächsten Bild wird sichtbar, dass

es sich um einen Theaterdialog handelt.

Am Ende des Films fällt nicht der Vorhang, er öffnet sich. Das Leben geht weiter.

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Quellenverzeichnis

Almodòvar, Pedro Alles über meine Mutter

Kinowelt Home Entertainment, DVD, 2000

Almodòvar, Pedro Official Homepage - All about my mother

Online-Quelle: http://www.clubcultura.com/clubcine/clubcineastas/almodovar/eng/engpeli_madre5.htm

Zuletzt besucht: 05.09.2006

Hübner, Wolfgang In: Rhein-Zeitung Online ...Wenn Papa sich als Frau entpuppt

Online-Quelle: http://rhein-zeitung.de/on/99/11/02/magazin/news/allesap.html?markup=almodovar Zuletzt

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