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DIE NEOFORMALISTISCHE DIE NEOFORMALISTISCHE FILMANALYSEFILMANALYSE
KRISTIN THOMPSONKRISTIN THOMPSON
GREGOR BASZAK, NORA ECKERT, JANINE SODER,
LENNART SCHNEIDER, MARTIN TOSTA, SVENJA DAUM
DIE ZIELE DER FILMANALYSE DIE ZIELE DER FILMANALYSE (S. 427 ff.)(S. 427 ff.) Keine Analyse ohne Ansatz Ansatz muss:
• auf jeden Film anwendbar sein• sich stets infrage stellen lassen• offen sein für Veränderung
„Tatsachen“ eines Films abhängig von:• Annahmen darüber, was einen Film ausmacht• wie Filme von Zuschauern gesehen werden• wie sie sich auf die Welt als Ganzes beziehen• der Absicht hinter der Analyse
Ästhetischer Ansatz (approach) Methode (method) Neoformalismus: Bedürfnis, sich ständig zu modifizieren
DIE NATUR DES KUNSTWERKS DIE NATUR DES KUNSTWERKS (S. 429 ff.)(S. 429 ff.)
Beziehung des Zuschauers zum Kunstwerk wird aktiv
cues: Hinweise im Werk, die der Zuschauer zum Verständnis sucht
viewing skills: Wahrnehmungsfähigkeiten
Betrachter wird perzeptiv, emotional und kognitiv gefördert
Verfremdung: Kunst verfremdet die gewohnte Wahrnehmung der Alltagswelt Verfremdung: grundlegender Zweck der Kunst im Leben
DIE VIER EBENEN DER BEDEUTUNG DIE VIER EBENEN DER BEDEUTUNG (Seite 432 ff.):(Seite 432 ff.):
Denotation: referentiell & explizit Konnotation: implizit & symptomatisch
referentielle Bedeutung (referential meaning) explizite Bedeutung (explicit meaning) implizite Bedeutung (implicit meaning) symptomatische Bedeutung (symptomatic meaning)
Alle Ebenen können zum verfremdenden Effekt beitragen
VERFAHRENVERFAHREN
Definition: „jedes einzelne Element oder jede Struktur, die im Kunstwerk eine Rolle spielt“
Beispiele: Kamerabewegung, Rahmenhandlung, Kostüm,..
Bedeutung des Films ist eines von vielen Verfahren
→ von Film zu Film verschieden
Alle Verfahren sind hinsichtlich ihres Verfremdungspotentials und ihrer Möglichkeit ein filmisches System aufzubauen gleichwertig Verfahren sind schnell automatisiert (S.435) →müssen durch neue, stärker verfremdete ersetzt werden
FUNKTION FUNKTION (S.434 f.)
Ein Verfahren kann je nach Film unterschiedliche Funktionen haben
Beispiele: Gitterähnliche Schatten bedeuten nicht immer, dass jemand
gefangen ist Vertikale Kompositionslinien bedeuten nicht immer Isolation
→ Kontext haben länger bestand als Verfahren
„Funktionale Äquivalente“: verschiedene Verfahren mit gleicher Funktion
MOTIVATION MOTIVATION (S.435-439)
Definition: „Begründung für das Auftreten eines Verfahren“ ist ein „cue“:
Interaktion zwischen Werkstruktur und Aktivität des Zuschauers
4 verschiedene Typen: kompositionell, realistisch, transtextuell, künstlerisch
KOMPOSITIONELLE MOTIVATION KOMPOSITIONELLE MOTIVATION (S.436)
treibt die Narration voran
Vergabe von Informationen
(muss nicht plausibel sein)
REALISTISCHE MOTIVATION REALISTISCHE MOTIVATION (S.436 f.)
Verweis auf Vorstellungen von der Wirklichkeit (→kulturell determiniert)
2 Wissensgebiete:
1. Wissen über das Alltagsleben2. Wissen über den ästhetischen Realismusbegriff in einer
Kunstperiode
TRANSTEXTUELLE MOTIVATIONTRANSTEXTUELLE MOTIVATION (S.438 f.)
Bezug auf Konventionen anderer Kunstwerke
Verlässt sich auch die ästhetische Erfahrung des Zuschauers
Werk kann mit Bruch von transtextueller Motivation spielen im Übermaß: Parodie
KÜNSTLERISCHE MOTIVATION KÜNSTLERISCHE MOTIVATION (S. 438 f.)
Jedes Verfahren ist künstlerisch motiviert, meist überwiegen jedoch andere Motivationen
Wenn andere Motivationen zurückgehalten werden, wird der Film meist als zu „dünn“ empfunden
Parameter: Verfahren im narrativen Film, die wiederholt auftreten und deren künstlerische Motivation über die kompositionelle Motivation hinausreicht
DER FILM IM HISTORISCHEN PROZESS (S.439 ff.)DER FILM IM HISTORISCHEN PROZESS (S.439 ff.)
Erneuerndes Spiel durch Verfremdung → welche Methode? → Film niemals als abstraktes Objekt außerhalb eines
historischen Kontextes
„Norm“ und „Abweichung“ perzeptuelle Normen: die häufigsten, typischsten Erfahrungen Abweichung: eigensinnige, verfremdete Erfahrung
DER FILM IM HISTORISCHEN PROZESS (S.439 ff.)DER FILM IM HISTORISCHEN PROZESS (S.439 ff.)
„Hintergründe“: Normen der Erfahrung
1. Alltagswelt
2. andere Kunstwerke
3. praktischer Gebrauch von Filmen (Werbung, Reportage, Mittel zur rhetorischen Überzeugung, …)
Gegenstand der Analyse:
Festhalten und Abweichung von Hintergrundnormen
DER FILM IM HISTORISCHEN PROZESS (S.439 ff.)DER FILM IM HISTORISCHEN PROZESS (S.439 ff.)
Historischer Kontext (bereitgestellt durch Hintergründe) liefert cues für die richtige Methode
→ Film nur historisch zu verstehen
Zugang zu historischen Hintergründen meist verstellt
→ Neoformalistische Analyse versucht nicht nur den historischen Kontext zu rekonstruieren
DIE ROLLE DES ZUSCHAUERS DIE ROLLE DES ZUSCHAUERS (S. 441-451)
Film „wird im Laufe der Zeit vom Publikum anders wahrgenommen“
Beziehung zwischen Werk und Betrachter
„Cues“ (Hinweise) regen Zuschauer zu bewussten und unbewussten Verarbeitungsprozessen an
Zuschauer sind subjektiv und weitgehend aktiv beteiligt
AKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUERAKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUER
1. Physiologische Prozesse (S. 443)
Automatisch Unausweichlich z.B. Wahrnehmung von Tönen, Farben selbstverständlich, daher weniger bedeutend für
Analyse
AKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUERAKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUER
2. Vorbewusste Prozesse (S. 443)
fast automatisch z.B. Wiedererkennen von Personen, Orten „Verknüpfen“ von Szenen nicht immer selbstverständlich Vorwissen vorausgesetzt
AKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUERAKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUER
3. Bewusste Prozesse (S. 444)
bemerkt Zuschauer selbst spielen wesentliche Rolle z.B. Interpretieren von „Verfahren“ Ziel der Kunst, Denken ins Bewusstsein zu rücken
und herauszufordern
AKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUERAKTIVITÄTEN/PROZESSE IM ZUSCHAUER
4. Unbewusste Prozesse (S. 445)
Teil der psychoanalytischen Analyse unwesentlich für Neoformalismus setzen Passivität voraus und vernachlässigen
historischen Hintergrund
KONSTRUKTIVISTISCHES MODELL KONSTRUKTIVISTISCHES MODELL (AB S. 447)
Konzept des Wahrnehmens und Erkennens Nichtbewusste, automatische Schlussfolgerungen Zuschauer sucht nach Mustern Zahlreiche Schemata vorhanden durch
Alltagserfahrungen, Filmkritiken, andere Filme Bildung von Hypothesen, die bestätigt oder widerlegt oder
ganz ersetzt werden
Publikum „aktiv“ durch ständige Hypothesenbildung
Aufgabe der Analyse ist es, die „cues“ herauszuarbeiten
„Leichte Kost“: Gebrauch von Schemata kaum bewusst
Komplexe Filme: Hypothesen werden häufig widerlegt, Erwartungen nicht erfüllt; trägt zur Verwirrung oder sogar Frustration bei
Die grundlegenden Werkzeuge der Analyse
S. 451 - 455
Die Struktur von Filmen
Der Neoformalismus geht von zwei Annahmen bezüglich der Struktur künstlerischer Filme aus:
1. Sie sind artifizielle Konstrukte
2. Sie erfordern eine spezifisch ästhetische, nicht-praktische Art der Wahrnehmung
Erstes Postulat
„Filme sind Konstrukte, die keine natürlichen Eigenschaften aufweisen.“
Bestimmte Zwänge spielen bei der Auswahl der Verfahren zur Erstellung eines Film eine Rolle.
Filme reagieren eher auf kulturellen als auf natürlichen Druck.
„Demnach ist in jedem Werk eine Spannung zwischen den in einer Kultur bereits existierenden Konventionen und dem jeweiligen Grad an Erfindungsreichtum [...] zu erwarten“.
Da Filme in der Auseinandersetzung mit kulturellen Prinzipien entstehen, sollte man es vermeiden, sie im Rahmen einer Mimesistheorie (= Nachahmungstheorie) zu analysieren
„Es ist niemals „bloß natürlich“, dass ein Filmemacher irgendein bestimmtes Verfahren in einem Werk anwendet, so realistisch der Film auch erscheinen mag.“
Motivation und Funktion
Ein wesentlicher Anteil filmischer Verfahren dient dazu, die spezifischen Strukturen eines Films zu schaffen und aufrechtzuerhalten.
Die meisten Motivationen und Funktionen dienen dem Zweck, den Zuschauer „so eindringlich wie möglich zu fesseln“.
Zweites Postulat
Unterschied zwischen alltäglicher und ästhetischer Wahrnehmung.
Der Film „versucht uns dazu zu bewegen, uns auf die perzeptiven und kognitiven Prozesse um ihrer selbst willen zu konzentrieren und nicht zu einem praktischen Zweck“.
Erschwerte Form und Retardation
Jeder Film enthält diese Strukturen in irgendeiner Weise.
Die meisten Filme zeigen eine Spannung zwischen Strategien, die die Wahrnehmbarkeit und Verständlichkeit der Form erleichtern und solchen , die sie behindern.
Erschwerte Form
= alle Arten von Verfahren die dazu neigen, Wahrnehmung und Verstehen zu erschweren.
Beispiele: D.W. Griffiths: Intolerance
Parallele Darstellung von vier Epochen Luis Bunuels: Cet Obscur Objet Du Désir
Einsatz zweier Schauspielerinnen für eine Rolle
Retardation
= Verzögerungen der Erzählung durch das Hinzufügen von zusätzlichem Material.
Das Ende des Films soll bis zu einem für die Gesamtgestaltung angemessenen Punkt zurückgehalten werden.
Stufenkonstruktion: Abschnitte, die die Handlung zu einem Ende bringen
und solche, die sie davon abhalten wechseln einander ab.
Gebundene und Freie Motive
Gebundene Motive: Führen die Handlung auf das Ende hin Für die Gesamterzählung notwendig
Freie Motive: Dienen der Verzögerung des Endes Handlungen am Rande Können variiert, herausgenommen oder ersetzt
werden
Eigenschaften, mit denen Narration analysiert wird (David Bordwell) :
Grad an Wissensreichtum Selbstbezogenheit Mitteilungsbereitschaft
Charakteristischer, wiederholter Gebrauch von Techniken = Stil Filmische Techniken dienen zur Vermittlung folgender Größen
1. Zeit
2. Raum
3. Das abstrakte Spiel zwischen den nicht-narrativen räumlichen, zeitlichen und visuellen Aspekten des Films
Alle filmischen Techniken haben ihre Funktionen und Motivationen Dominante : „ Sie ist das wesentliche formale Prinzip, unter welchem ein
Werk oder eine Gruppe von Werken Verfahren zu einem Ganzen ordnet“ (S. 462)
DIE ANALYSE NARRATIVER FILMEDIE ANALYSE NARRATIVER FILME
SujetSujet
Kausalkette der Ereignisse im FilmKausalkette der Ereignisse im Film
Fabel:
Geistige Anordnung von chronilogisch u. kausal verbundenem Material
Proairetische Linie
Kausalkette, die es ermöglicht, Handlung zu verstehen
Hermeneutische Linie
Reihen von RätselnWechselwirkung:
Aufrechterhalten des Interesses des Zuschauers
Interesse Hypothesen bilden
Befriedigung Verstehen der Handlung
SUJETSUJET
Anfang: wesentliche Informationen, stärksten u. beharrlichste Hypothesen werden aufgestellt
Ende: wichtigste Informationen, die vorher zurückgehalten wurden, werden preisgegeben oder Z. erhält Gewissheit, dass er diese niemals erhalten wird
Einheit von aufeinander bezogenen Ereignissen, wenn der Anfang proairetische o. hermeneutische anlegt und das Ende eine Vollendung derer bereitstellt
FILMFILM
GeschlossenGeschlossen Das Ende bezieht sich
auf den Anfang Alle Wirkungen kausaler
Handlungen werden verdeutlicht, Lösungen werden bereitgestellt
OffenOffen Filme, die Ursachen
nicht mit Wirkungen versehen
Keine vollständige Lösung des Rätsels
ERZÄHLFORMERZÄHLFORM