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Universität St. Gallen (HSG)
Finanzielle Führung Zusammenfassung des Frühjahrsemesters 2010
Andreas Girisch FS2010
Finanzielle Führung FS2010
II
Inhaltsverzeichnis
A Überblick ......................................................................................................................................... 1
B Financial Reporting .......................................................................................................................... 2
1 Einführung in die Rechnungslegung ............................................................................................ 2
2 Bestandteile der Jahresrechnung ................................................................................................ 2
2.1 Bilanz ................................................................................................................................... 3
2.2 Erfolgsrechnung ................................................................................................................... 6
2.3 Geldflussrechnung ............................................................................................................... 7
2.4 Anhang ................................................................................................................................. 7
2.5 Weitere Bestandteile der Rechnungslegung ....................................................................... 7
3 Konzernrechnung – Vor- und Nachteile ...................................................................................... 8
4 Dimensionen der Berichterstattung ............................................................................................ 9
5 Getreue Darstellung – Fair Presentation ..................................................................................... 9
6 Anforderungen an die Qualität der Informationen ................................................................... 10
7 Notwendige Konventionen und Informationsaufbereitung ...................................................... 10
8 Verfügbarkeit der Daten – Publizität ......................................................................................... 10
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung .............................................................................. 11
1 Einführung in die Finanzanalyse ................................................................................................ 11
2 Informationsbereinigung ........................................................................................................... 11
3 Wahl und Auswertung von Kennzahlen .................................................................................... 12
4 Unternehmensbewertung ......................................................................................................... 15
4.1 Kauf und Verkauf von Unternehmen – Vorgehen im M&A Prozess ..................................... 15
4.2 Erwartungen und Zielsetzungen bei Verkaufsaktionen ........................................................ 16
4.3 Vorbereitung einer Unternehmensbewertung ..................................................................... 16
D Kapitalmarkt und Prozesse der finanziellen Führung .................................................................... 18
1 Investor Relations ...................................................................................................................... 18
2 Ethik und Missbrauch in der Rechnungslegung ........................................................................ 18
3 Wandel der Rollen ..................................................................................................................... 18
4 Corporate Governance .............................................................................................................. 18
4.1 Spannungsfeld Investoren und Management ....................................................................... 18
4.2 Rolle der Wirtschaftsprüfer ................................................................................................... 19
4.3 Proper Market Governance – die Rolle von Analysten, Investmentbanken und Medien .... 20
4.4 Rechnungslegung als Instrument für Transparenz ................................................................ 20
4.5 Kernanforderungen guter Corporate Governance ................................................................ 20
Finanzielle Führung FS2010
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Prozesse der finanziellen Führung ...................................................................................... 1
Abbildung 2 Rechnungslegung ................................................................................................................ 2
Abbildung 3 Systematische Darstellung einer Bilanz .............................................................................. 3
Abbildung 4 Kriterien für Aktivierung ..................................................................................................... 3
Abbildung 5 Kriterien für Passivierung .................................................................................................... 4
Abbildung 6 Aspekte der Bewertung ...................................................................................................... 4
Abbildung 7 Systematische Darstellung einer Erfolgsrechnung ............................................................. 6
Abbildung 8 Systematische Darstellung einer Geldflussrechnung .......................................................... 7
Abbildung 9 Konsolidierung .................................................................................................................... 8
Abbildung 10 Agency Theory des Wirtschaftsprüfers ............................................................................. 9
Abbildung 11 Kennzahlen der Liquidität ............................................................................................... 13
Abbildung 12 Kennzahlen der Rentabilität ............................................................................................ 14
Abbildung 13 Kennzahlen der Sicherheit .............................................................................................. 15
Abbildung 14 Investor Relations ........................................................................................................... 18
Abbildung 15 Corporate Governance als System .................................................................................. 20
A Überblick
1
A Überblick
Unternehmen sind finanziell mit ihrer Umgebung verbunden:
Bereitstellung von Kapital, Know-how, Netzwerken
Absatzmöglichkeiten
Aber die Unternehmung muss effizienter als der Markt arbeiten und dies für ihre Stakeholder
transparent machen Unternehmen unterliegt Restriktionen.
Relevant für Management und Stakeholder zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage sind
Informationen, diese müssen verschiedene Kriterien erfüllen:
Form
Standard
Fokus der Information
Verlässlichkeit
Relevanz
Vergleichbarkeit
Bezüglich Informationen und Finanzierungskontrakten steht deshalb im Zentrum:
Erfassung, Bewertung und Aufbereitung finanzieller Informationen für externe
(Rechnungslegung, Auditing) und interne (Management Accounting) Empfänger.
Controlling, Reporting, Performance-Messung
Risikobewertung mittels Asset- und Liability-Ansatzes
Dazu werden verschiedene Prozesse der finanziellen Führung unterschieden, die im Anschluss
genauer betrachtet werden:
Rechnungslegung / Financial Reporting
Auditing und Wirtschaftsprüfung
Management Accounting
Finanzierung, Investition und Risikomanagement
Finanzielle Analyse
Corporate Governance
Diese Prozesse verbinden die Unternehmung nach außen und nach innen und erfüllen jeweils
verschiedene Aufgaben:
Abbildung 1 Prozesse der finanziellen Führung
führen zu Handlungsoptionen
Management
Controlling Management Accounting
Investition
Marken
Beteiligungen
Produktions-
anlagen
Humankapital
…
Kapitalbeschaffung
Banken
Aktionäre
Stakeholder
…
Investition Finanzierung
Corporate Governance
Rechnungslegung
Auditing
Performance-
Measurement
Finanzielle Analyse
Performance-
Measurement
Finanzielle Analyse
Asset Liability
Management
Risikomanagement
Ziel: Liquidität und Rentabilität
B Financial Reporting
2
B Financial Reporting
Financial Reporting (dt. Rechnungslegung) = periodische Berichterstattung, primäre Quelle für
Informationen über die Unternehmung.
1 Einführung in die Rechnungslegung
Eine Unternehmung hat verschiedene Interessensgruppen, diese haben einen Informationsbedarf,
der durch die Rechnungslegung befriedigt werden muss. Die Informationen sollen eine Basis für
Entscheidungen bilden.
Bei der Rechnungslegung geht es darum:
Beurteilung der wirtschaftlichen Situation
Diese ist notwendig, weil Entscheidungen getroffen werden müssen
Dazu werden nützliche und relevante Informationen beschafft, insbesondere zu Ertrags-,
Vermögens- und Finanzlage. Es geht um Ertragskraft, Zahlungsfähigkeit, Geldfluss und
Bewertungsfragen.
Reglementierung und Normierung in Rechnungslegungsstandards
Ziel: Relevante und nützliche Informationen für alle Stakeholder bereitzustellen.
Im Rahmen der finanziellen Führung einer Organisation stellen sich u.a. folgende Fragen:
Welche Ressourcen und Vermögenswerte stehen zur Verfügung?
Wie werden Vermögenswerte und operative Aktivitäten finanziert?
Welche Zahlungsmittel stehen kurzfristig bereit, um Verbindlichkeiten zu begleichen?
Wie hoch ist ein allfälliger Überschuss?
…
Diese Informationen braucht eine Unternehmung intern, man fasst das als Management Accounting
zusammen. Nach außen hin werden Informationsbedürfnisse im sog. Financial Accounting (oder
Rechnungslegung, Financial Reporting) befriedigt. Damit diese Informationen wahrheitsgemäß und
verlässlich sind gibt es verschiedene Standards bei der externen Rechnungslegung, z.B. Swiss GAAP
FER, IFRS, US GAAP und HGB.
2 Bestandteile der Jahresrechnung
Die Jahresrechnung ist Teil der Rechnungslegung und umfasst Bilanz (Balance Sheet),
Erfolgsrechnung (Income Statement o. Profit & Loss Statement), eine Mittelflussrechnung (Cash Flow
Statement), einen Anhang (Notes) und die Veränderung des Eigenkapitals (Changes in Equity).
Abbildung 2 Rechnungslegung
Rechnungslegung i.w.S.
Ad-Hoc Publizität Zwischenberichte Geschäftsbericht (jährlich)
Jahresbericht
(Director’s Report
/ Lagebricht)
Jahresrechnung
Einzel- oder Konzernabschluss
Rechnungslegung i.e.S.
Erfolgsrechnung Bilanz
Anhang Mittelflussrechnung
Veränderung des Eigenkapitals
B Financial Reporting
3
2.1 Bilanz
Die Bilanz zeigt:
Mittelbindung auf Aktivseite
Finanzierung durch FK und EK (Passiven)
Umlaufvermögen und andere Forderungen (aus L.u.L. und Übrige)
Beim AV: die Sach- und Finanzanlagen, sowie immaterielle Werte
Detaillierte Aufschlüsselung des EKs
Aktiven i.d.R. zu historischen Kursen. Aber allenfalls auch Bewertungen zu aktuellen Kursen
Relation eines Bilanzposten (z.B. Lageranteil, Anteil Sachanlagen, Verschuldungsgrad)
2.1.1 Struktur und Aufbau
Anlagevermögen (AV)
Kurzfristiges Fremdkapital (KFK)
Langfristiges Fremdkapital (LFK)
Umlaufvermögen (UV) Eigenkapital (EK)
Abbildung 3 Systematische Darstellung einer Bilanz
Die Bilanz zeichnet sich durch einen Stichtagscharakter aus. Die Aktivseite ist nach steigender
Liquidität geordnet, die Passivseite nach abnehmender Fälligkeit. Die Bilanz weist i.d.R. nur wenige
Positionen aus, genaue Angaben finden sich im Anhang.
2.1.2 Definition von Aktiven, Verbindlichkeiten und Eigenkapital
Eigenkapital (Equity): Vereinfacht lässt sich das Eigenkapital als Differenz zwischen Aktiven und
Verbindlichkeiten ausdrücken. Einen Teil des Eigenkapitals könnte man jedoch auch direkt aus der
Bilanz ermitteln (z.B. Aktienkapital).
Aktiven (Assets): „Vermögenswerte oder Ressourcen über die ein Unternehmen auf Grund
vergangener Ereignisse verfügen kann, sofern der daraus resultierende Nutzen oder Geldzufluss zu
ihren Gunsten wahrscheinlich ist und dessen Wert mit hinreichender Verlässlichkeit geschätzt
werden kann.“
Voraussetzungen für Aktivierbarkeit:
Künftiger Mittelzufluss aus einer Ressource ohne Gegenleistung? Kontrolle über diese Ressource Past Event? Wahrscheinlich für Mittelzufluss? Mess- und Bewertbarkeit Abbildung 4 Kriterien für Aktivierung
Verbindlichkeiten (Liabilities): „Verpflichtungen eines Unternehmens auf Grund vergangener
Ereignisse, sofern der daraus resultierende Geldabfluss wahrscheinlich ist und der entsprechende
Betrag mit hinreichender Verlässlichkeit geschätzt werden kann.“
Passiven Aktiven
Investition
(Kapitalverwendung)
Finanzierung
(Kapitalbeschaffung)
Liq
uid
ität
Fälligkeit
B Financial Reporting
4
Voraussetzungen für Passivierbarkeit:
Künftiger Mittelabfluss ohne Gegenleistung? Gegenwärtige Verpflichtung? Past Event? Wahrscheinlich eines Mittelabflusses? Mess- und Bewertbarkeit? Abbildung 5 Kriterien für Passivierung
2.1.3 Bewertung von Aktiven, Verbindlichkeiten und Eigenkapital
Abbildung 6 Aspekte der Bewertung
Bezüglich der Bewertungsgrundlagen ist zu beachten:
Differenzierung zwischen Erst- und Folgebewertung
Praxis: Erstbewertung zu historischen Kursen, Folgebewertungen oft zu aktuellen Kursen
Bei historischen Werten werden angefallene Kosten, also Anschaffungs- oder
Herstellungskosten – eingesetzt.
Bei aktuellen Werten geht es um die marktgerechte Bewertung -> Wiederbeschaffungs- bzw.
Tageswerte.
Bewertungsarten:
o Historische Kosten (Historical Costs)
o Markt- bzw. Verkehrswerte (Market Cost or Value), z.B. bei Aktien
o Barwert (Present Value), z.B. bei vermietete Liegenschaften
o Wiederbeschaffungswerte (Current Cost, Replacement Cost), z.B. bei Maschinen.
Bei der Bewertung gibt es drei zentrale Grundsätze / Problematiken:
Unterschiede zwischen historischen und aktuellen Werte. Nach dem Realisationsprinzip
dürfen i.d.R. Werte, die jederzeit veräußert werden können (z.B. Wertschriften), zu aktuellen
Werten bilanziert werden.
Marktwerte können auch sinken. Hierbei wird das Niederstwertprinzip angewendet (lower
cost or market principle), also das niedrige aus Anschaffungs- und aktuellem Wert.
Imparitätsprinzip: Verpflichtungen zeichnen sich teilweise schon früh ab, diese muss ein
Unternehmen berücksichtigen sobald sie erkennbar und wahrscheinlich sind.
2.1.4 Bewertungsgrundsätze einzelner Bilanzposten
Cash und Cash Equivalents: Werden zur ihrem jetzigen Wert ausgewiesen. Cash Equivalents sind z.B.
kurzfristiges Festgeld bis 90 Tage, oder börsengängige Titel, die leicht veräußert werden können.
Bewertungsgrundlagen
Historische Werte Aktuelle Werte
Bewertungsgrundsätze für einzelne Positionen
Abschreibungen und Wertberichtigungen
B Financial Reporting
5
Forderungen: Werden mit ihrem Wert abzüglich einer pauschalen Wertberichtigung (Delkredere)
ausgewiesen. Das Delkredere löst keinen Mittelabfluss aus und kann deswegen nicht passiviert
werden. Anzahlungen können auch nicht passiviert werden (außer Rückzahlung möglich).
Sachanlagen: Werden meist zu historischen Kursen bilanziert und dann abgeschrieben.
Abschreibungsarten sind linear über Nutzungsdauer, degressiv oder leistungsbezogen (nach
Betriebsstunden oder Ausstoß). Ziel: Effektiven Werteverzehr wiederspiegeln. Wie viel vom
Gesamtwert schon abgeschrieben wurde findet sich im Anlagespiegel.
Grundstücke: Unterliegen keinem Werteverzehr und werden deshalb nicht abgeschrieben.
Finanzanlagen: Hier sind langfristige Anlagen (> 12 Monate) auszuweisen. Da die langfristige Anlage
im Vordergrund steht, werden Gewinne erst bei Realisation ausgewiesen. Marktwert findet sich
jedoch i.d.R. im Anhang. Fällt der Kurs ist eine Wertberichtigung notwendig.
Beteiligungen: Hier ist eine Unterscheidung je nach Grad der Beteiligung notwendig.
> 50%: Konsolidierung, Aktiven, Verbindlichkeiten, Ertrag und Aufwand werden zu den
entsprechenden Positionen der Muttergesellschaft addiert (außer konzerninterne
Verpflichtungen und Leistungen).
20-50%: Bewertung zum anteiligen Wert des Eigenkapitals der Unternehmung, sog.
Kapitalanteilsmethode oder Equity method.
< 20%: Wie bei Anlagevermögen zu Anschaffungskosten und allenfalls notwendiger
Wertberichtigungen.
Equity Method: Tochtergesellschaft wird gekauft und als Beteiligung auf der Aktivseite
ausgewiesen (Aktivtausch). Gewinne der Tochtergesellschaft werden anteilig mit der Beteiligung
erhöht und erhöhen auch das Eigenkapital. Bsp: MG hat 30% von TG, TG erwirtschaftet Gewinn
von 9; „Beteiligung an TG“ und „Eigenkapital“ werden je um 0,3x9=2,7 erhöht. Problem: Es
entsteht der Eindruck der Verfügungsgewalt über den Gewinn der TG (s. auch S. 137 ff.).
Immaterielle Werte: Bilanzierung problematisch, bei Entwicklungen unter Umständen möglich. Bei
Forschung nicht möglich. Erworbene Patente oder Konzessionen müssen abgeschrieben werden.
Goodwill: Differenz zwischen Preis der Akquisition einer Unternehmung und dem damit
erworbenem Eigenkapital. Der Goodwill ist abzuschreiben. In einigen Ländern kann der Goodwill
direkt mit dem EK verrechnet werden (EK sinkt um Goodwill), das führt in den Folgejahren zu
höheren Eigenkapitalrenditen (da EK kleiner und keine Abschreibungen).
Rückstellungen: Verpflichtungen aus einem vergangenem Ereignis aus dem ein Mittelabfluss
wahrscheinlich ist, außerdem Fremdkapital, das momentan noch zur Verfügung steht. Wird
gebildet für Restrukturierungen, Prozesse und Personalversorgungspflichten.
Steuerverbindlichkeiten und –verpflichtungen: Steuerlich können andere Abschreibungen möglich
sein, dadurch kann momentan ein höheres Eigenkapital anfallen, die Steuerzahlungen sind aber
nur aufgeschoben (Bsp. Abschreibung linear, steuerlich aber sofort, im Folgejahr kann man
steuerlich nichts mehr abschreiben und das EK sinkt).
Nicht bilanzierungsfähige Verpflichtungen: Sind für künftige Entwicklung wichtig, dürfen aber nicht
bilanziert werden, z.B. Absicherungen gegen Risiken, Garantien, Bürgschaften, Verpflichtungen
B Financial Reporting
6
durch noch nicht ausgelöste aber geplante Investitionen, Verpflichtungen aus Leasinggeschäften,
und Verpflichtungen, die nicht eindeutig geschätzt werden können.
Eigenkapital: Einzelheiten im Anhang. Über Nennwert eingezahlte Summen (Agio) der Aktionäre
fließen in Kapitalreserve, Gewinne in die Gewinnreserve, Neubewertungen von Aktien und
Verbindlichkeiten führen zu Neubewertungsreserven. Währungsschwankungen bei
Tochtergesellschaften zu Währungsdifferenzen (Translation Reserve).
2.2 Erfolgsrechnung
Die Erfolgsrechnung erfüllt folgende Funktionen:
Accrual Principle: Gegenüberstellung von Erträgen und Aufwendungen, um „richtigen“
Periodengewinn zu ermitteln.
Zeigt Ertragskraft einer Unternehmung
Zusammenstellung erfolgswirksamer Zu- und Abgänge von Geld, Gütern und Leistungen
Ausweis des unternehmerischen Erfolgs
Die Erfolgsrechnung zeigt dabei:
Verkaufsumsatz und anfallender Aufwendungen nach Kosten (Produktionserfolgsrechnung)
oder Funktion (Absatzerfolgsrechnung)
Wichtige Zwischen- und Teilergebnisse (Finanzergebnis, EBIT, EBITDA)
Außerordentliche Positionen (wobei hierfür strenge Qualifikationskriterien existieren)
Segmentinformationen = Gliederung nach Sparten und Märkten (meist im Anhang)
Dabei gibt es zwei Arten der Darstellung und der Berechnung:
Gliederung nach Funktionen = Umsatzkostenverfahren, Absatzerfolgsrechnung Classification
of Expenses by Function
Gliederung nach Kostenarten = Gesamtkostenverfahren, Produktionserfolgsrechnung,
Classification of Expenses by Nature
Umsatzkostenverfahren Gesamtkostenverfahren
Umsatz Umsatz - COGS ± Bestandsveränderungen
= Bruttogewinn - operativen Aufwand nach Kostenarten (ohne Finanzaufwand, Steuern und außerordentliche
Aufwendungen) - Betriebsaufwand
= EBIT - Finanzergebnis - Ertragssteuern
= ordentliches Ergebnis ± außerordentliches Ergebnis
= Jahresüberschuss - Minderheitenanteile
= Konzernergebnis Abbildung 7 Systematische Darstellung einer Erfolgsrechnung
B Financial Reporting
7
2.3 Geldflussrechnung
Die Geldflussrechnung zeigt ausgehend vom Anfangsbestand der flüssigen Mittel deren
Veränderungen gegliedert nach:
Geschäftstätigkeit
Investitionstätigkeit
Finanzierungstätigkeit
Geldflussrechnung
Gewinn (= Konzernergebnis) + Cash unwirksame Aufwendungen (z.B. Abschreibungen) - Cash unwirksame Erträge (z.B. Auflösung v. Rückstellungen) ± Working-Capital-Änderungen
= Betrieblicher Cashflow ± Cashflow aus Investitionstätigkeit
= Freier Cashflow ± Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
= Veränderungen im Bestand der flüssigen Mittel Abbildung 8 Systematische Darstellung einer Geldflussrechnung
Für die Beurteilung eines Unternehmens ist der Saldo aus {…} entscheidend:
Geldfluss auf operativer Tätigkeit (sollte positiv sein)
Geldfluss aus Investitionstätigkeit (meistens negativ)
Zahlungen für Refinanzierungen (Zinsen und Dividenden)
Ist der Saldo positiv können Verbindlichkeiten beglichen werden, EK zurückgezahlt werden oder
Finanzanlagen getätigt werden (Dividenden gehen bereits vorher beim Cashflow aus
Finanzierungstätigkeit weg). Ist der Saldo negativ muss entweder Geld beschafft werden (Kredite,
Kapitalerhöhungen) oder es sinken nur die flüssigen Mittel.
2.4 Anhang
Verschiedene Informationen können weder in Bilanz, noch Erfolsrechnung oder Geldflussrechnung
dargestellt werden, und finden sich deshalb im Anhang. Der Anhang umfasst daher:
Die verwendeten Grundsätze bei der Rechnungslegung, dabei wichtig Bewertungs- und
Konsolidierungsgrundsätze. Oft werden bekannte Regelwerke verwendet (z.B. IFRS).
Erläuterungen zu einzelnen Bestandteilen der Rechnungslegung, z.B. Anlagespiegel,
Aufgliederung des Finanzergebnisses oder der flüssigen Mittel.
Weitere Angaben zu nicht bilanzierungsfähigen Sachverhalten (z.B. Hypotheken,
Bürgschaften), zu Währungsrisiken und zu Ereignissen nach dem Bilanzstichtag.
2.5 Weitere Bestandteile der Rechnungslegung
IFRS verlangt eine separate Analyse der Veränderungen des Eigenkapitals (Statement of Changes in
Equity). Darüber hinaus sind freiwillige Angaben möglich zu: Wertschöpfungsrechnung und –
verteilung, Umweltberichten oder Sozialberichten. Auch Vergleiche zu Vorjahren und Berichte zu
verschiedenen Segmenten finden sich häufig.
Daneben gibt es noch einen Jahresbericht (Director’s Report) und einen Revisionsbericht.
normales Geschäft
Investition / Desinvestition
Finanzierung
B Financial Reporting
8
Jahresbericht – Director’s Report (gesetzlich vorgeschrieben):
Geschäftsgang (Umsatz, usw.), gegliedert nach Unternehmensbereichen
Entwicklung der relevanten Märkte
Auslastungsgrad
Investitionstätigkeit und Produktverlagerungen
Außerordentliche Ergebnisse
Mitarbeiter
Strategien und Aussichten für das folgende Jahr
Revisionsbericht:
Notwendig wegen Principle-Agent-Problematik
Ziel: Fair and true Presentation der Unternehmung, allenfalls sind Einschränkungen des
Revisionsberichts notwendig, wenn dies nicht immer gewährleistet werden kann.
Strenge Auflagen für Wirtschaftsprüfer (bzgl. Qualifikation und Neutralität)
Externe Prüfer können durch interne Prüfer entlastet und unterstützt werden (so kann
Stichprobenartig geprüft werden)
3 Konzernrechnung – Vor- und Nachteile
Die Konzernrechnung (Consolidated Financial Statements oder Group Accounts) stellt die
wirtschaftliche Lage eines Konzerns dar, dafür werden interne Beziehungen und Transaktionen
eliminiert. Ziel ist es irreführendes Schlüsse zu vermeiden. Sie hat allerdings auch Nachteile, weil
Einzelheiten verloren gehen und einzelne Sparten nicht betrachtet werden können. Dadurch sinkt
auch die Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen.
Vorgehen bei der Konsolidierung
Alle internen Beziehungen und Transaktionen werden aus der Betrachtung ausgeschlossen, dazu ein
Beispiel. MG hat auf Aktivseite eine TG geführt, und die TG hat auf Passivseite ein gewisses EK. Diese
beiden Beziehungen müssen eliminiert werden, dafür werden die restlichen Bilanzbestandteile im
Rahmen der Konsolidierung addiert.
Muttergesellschaft Tochtergesellschaft Konzern
TG 20
FK 80
AV 60 FK 40
AV 140 (80+60)
EK 120 (80+40)
AV 80
EK 20
EK 20
EK 20 Abbildung 9 Konsolidierung
Eine solche Konsolidierung hat großen Einfluss auf das Eigenkapital einer Unternehmung. Die MG hat
einen Eigenkapitalanteil von 20%, die TG von 33%. Würde man fälschlicherweise eine Summenbilanz
bilden käme man auf 25%, tatsächlich sind es bei konsolidierter Bilanz aber nur 14%.
Genauso wird bei internen Geschäften vorgegangen. Z.B. wird, wenn die MG für 20 etwas an die TG
verkauft und damit einen Gewinn von 2 erzielt, das Konzernergebnis um den Umsatz von 20 und den
Gewinn in Höhe von 2 korrigiert (Bsp. s. S. 161).
B Financial Reporting
9
4 Dimensionen der Berichterstattung
Die Berichterstattung lässt sich anhand von drei Dimensionen unterscheiden:
Bestandteile: Bilanz, Erfolgsrechnung, Geldflussrechnung, Wertschöpfungsbericht, Corporate
Governance Report, ….
Zeitlich: Jahresberichte, Quartalsberichte, Ad-Hoc-Berichte, …
Branche: Industrieunternehmen, Banken, Versicherungen, …
In Abhängigkeit der Branche dominieren in der Bilanz unterschiedliche Postionen, z.B. Marken im
Lebensmittelhandel, Vorräte im Detailhandel, Sachanlagen bei Industrieunternehmen. Auch der
Eigenkapitalanteil ist je nach Branche unterschiedlich. Auch die Erfolgsrechnung wird unterschiedlich
gegliedert, Banken etwa differenzieren zwischen Kreditgeschäft, Kommissionsgeschäft und
Handelsbereich. Zusätzlich sind bei Banken Forderungen und Verbindlichkeiten sowie Fälligkeiten
besonders wichtig.
Für Bsp. der Bilanzen und Erfolgsrechnungen in verschiedenen Branchen s. Buch S. 163-175.
5 Getreue Darstellung – Fair Presentation
Die Rechnungslegung muss folgende Punkte erfüllen:
Wirtschaftliche Lage getreu darstellen, dh. objektiv und ohne Willkür.
Getreue Darstellung (fair presentation) wird durch allgemein anerkannte Grundsätze der
Rechnungslegung gewährleistet (GAAP).
Rechnungslegungsgrundsätze können dabei vom Gesetzgeber oder von Fachgremien
kommen.
Die getreue Darstellung wird durch Wirtschaftsprüfer (Revisoren) bestätigt.
Alle relevanten Stakeholder müssen mit für sie relevanten Informationen versorgt werden
Unternehmen die transparent sind, sind für Anleger attraktiver.
Durch möglichst kleine Bemessensspielräume sollen gezielte Manipulationen durch das
Management vermieden werden (moral hazard).
Begegnung der Principal-Agent-Problematik: Das Management hat vor den Eigentümern
einen Informationsvorsprung, den es unter Umständen missbrauchen kann.
Abbildung 10 Agency Theory des Wirtschaftsprüfers
Management (Agent)
Kapitalgeber (Principal)
Wirtschaftsprüfer
1)
2) 1 Regeln für die Berichterstattung
über:
Informationen
Kontrolle
Entlastung
Erfolgsbeteiligung
2 Prüfung der Einhaltung des
Regelwerks durch Wirtschaftsprüfer
B Financial Reporting
10
6 Anforderungen an die Qualität der Informationen
Bezüglich der Informationen aus der Rechnungslegung gilt:
Rechnungslegung ist nur eine aus mehreren Informationsquellen (Stakeholder mit
Beziehungen zur Unternehmung (z.B. Lieferanten) können auf mehr Informationen
zurückgreifen).
Innerhalb der Unternehmung stehen diese Daten uneingeschränkt und mit allen Einzelheiten
zur Verfügung.
Aufarbeitung und Auswertung erfolgt im Rahmen des Controllings, und bildet ein wichtiges
Steuerungselement der finanziellen Führung.
Gläubigerschutz wird von der Gesetzgebung als oberste Maxime betrachtet, aber andere
Stakeholder (Investoren, Analysten) wichtiger, da Gläubiger (z.B. Lieferanten) oft auch auf
andere Informationen zurückgreifen können.
Dabei müssen gewisse Grundsätze berücksichtigt werden:
Relevanz für die Entscheidungsfindung der Adressaten (relevant tot he decision-making
needs of users).
Verlässlichkeit (Reliability) der Informationen
Stetigkeit (Consistency) in Darstellung und Bewertung
Wesentlichkeit (Materiality), z.B. Offenlegung von Prozessrisiken
Bruttoprinzip, also keine Verrechnung von Aktiven und Passiven, bzw. Aufwendungen und
Erträgen (Verrechnungsverbot, Offsetting)
Vergleichbarkeit (Comparability) mit anderen Unternehmen, auch über Branchen hinweg.
7 Notwendige Konventionen und Informationsaufbereitung
Folgenden Konventionen bezüglich der Rechnungslegung werden angenommen:
Das berichterstattende Unternehmen wird seine Aktivitäten fortsetzen (Fortführungsprinzip,
Going Concern Principle); kann man davon nicht ausgehen, so muss mit Liquidationswerten
bilanziert werden.
Transaktionen und Sachverhalte werden unabhängig vom Geldfluss als Erträge und
Aufwendungen erfasst (also nicht nach Einnahmen und Ausgaben)
Die Rechnungslegung stellt die periodengerechte Zuordnung von Aufwand und Ertrag
(Matching Principle) in den Vordergrund. (z.B. bei Abschreibung auf Maschinen)
Geldflüsse werden gesondert in der Cashflow-Rechnung angegeben.
8 Verfügbarkeit der Daten – Publizität
Bei börsenkotierten Unternehmen gibt es weitgehende Veröffentlichungsvorschriften (Jahres- und
Quartalsberichte, Ad-Hoc-Publizität) und kann durch die Offenlegung auch profitieren (Signalling
Effect für Kapitalgeber). Für kleinere Unternehmungen kann die Situation anders aussehen, da hier
die Interessen der Stakeholder allenfalls ohne Veröffentlichung besser befriedigt werden können. So
haben Banken bei kleinen Firmen ohne Finanzschulden kein begründetes Interesse an Offenlegung
der Rechnungslegung, Angestellte interessieren sich ebenfalls nur für Teile der Rechnungslegung und
Minderheitenaktionären kann man im Rahmen der Generalversammlung Einsicht gewähren.
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
11
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
1 Einführung in die Finanzanalyse
Die Finanzanalyse bildet die Basis für:
Beurteilung der Bilanzpolitik des Unternehmens
Einschätzung der Kreditwürdigkeit
Unternehmensbewertung oder Finanzanalyse bei börsenkotierten Unternehmen
Steuer- und Unternehmensberatung
Darstellung von Stärken und Schwächen des Managements, sowie der betrieblichen Produkt-
/Marktpositionierung
Mittel- und langfristige Finanzplanung
Dabei sind folgende Problemkreise zu beachten:
Bereinigung der Daten notwendig, um Vergleichbarkeit zu schaffen (oft sind Daten
unbereinigt nicht verwendbar, etwa wenn sie zur Steuerminimierung bestimmt sind)
Wahl geeigneter Kennzahlen, je nach Fragestellung bzw. Entscheidungssituation
o Zahlungsfähigkeit Kennzahlen der Liquidität
o Ertragskraft Kennzahlen der Rentabilität
o Kennzahlen der Sicherheit
Vergleich der Kennzahlen über verschiedene Periode und mit anderen Unternehmen
Erkennen der Grenzen der Aussagekräftigkeit von Kennzahlen: 3-M-Konzept = Management,
Money, Market (nicht nur Money berücksichtigen).
Außerdem hängt die Finanzanalyse vom Betrachtungswinkel ab, da unterschiedliche Stakeholder
unterschiedliche Interessen verfolgen. Die Vermögens- und Finanzlage (Finanzkraft) interessiert vor
allem Kunden, Gläubiger und Angestellte. Wohingegen die Ertragslage (Ertragskraft) vor allem
Anteilseigner und Konkurrenten interessiert. Letztlich relevant ist aber nicht die Ertragskraft, sondern
das Potenzial einen Geldüberschuss zu erwirtschaften (cash flow earning power).
2 Informationsbereinigung
Schritte zur Aufbereitung der Daten der Rechnungslegung:
Bereinigung der Gliederung
--> Reklassierung von rechtlich kurzem, wirtschaftlich aber langfristigem FK; Wertberichtigungen
direkt zuordnen; Gewinnverwendung verbuchen; geplante Dividenden als ausgeschüttet
betrachten; Bruttoprinzip beachten (Verrechnungen nur bei Delkredere und Anzahlungen).
Bereinigung der Bewertung, vor allem bezüglich Neubewertung allfälliger Marktwerte
--> Neubewertung nach betriebswirtschaftlichen Kriterien; Neubewertungen verändern die
Bilanzsumme; Zielkonflikt zwischen statischer Betrachtung des Handelsrechts und dynamischer
Sicht der Betriebswirtschaft; Neubewertungen unterschiedlich je nach Art des Postens
(Realisierbarkeit); Bei Auflösung von Bewertungsreserven (= Neubewertung) müssen latente
Steuern zurückstellt und Abschreibungen auf die höheren Werte vorgenommen werden, dadurch
sinkt die Rendite (weniger Gewinn, bei höherem EK).
Ausscheidung von nichtbetrieblichen oder stillzulegenden Vermögenswerten
--> Alles betriebsfremde (z.B. Wohnhäuser) wird samt daran hängender Werte, Verbindlichkeiten,
Erträgen und Aufwendungen ausgeschlossen und gesondert auszuweisen. So ist eine
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
12
Betrachtung des operativen Geschäfts möglich, und man erkennt den nichtbetrieblichen Anteil
an Bilanz und Ertrag.
Ermittlung der Finanzschulden
--> Dh. Ermittlung der verzinslichen Schulden, Rückstellungen und Lieferantenkredite sind somit
keine Finanzschulden.
Der Finanzanalyse sind aber Grenzen gesetzt:
Mangelnder Zukunftsbezug der Daten (in dynamischen Umfeld kaum Prognostizierbarkeit)
Unvollständigkeit der quantitativen Daten (keine Managementqualität, Know-how, F&E)
Rechnungslegungsvorschriften (Konflikt zwischen Vorsichtsprinzip und True-and-Fair)
3 Wahl und Auswertung von Kennzahlen
Kennzahlen lassen sich in drei Kategorien einteilen, zur Analyse eines Unternehmens müssen
Kennzahlen aus allen drei Kategorien herangezogen werden:
Kennzahlen der Liquidität
Kennzahlen der Rentabilität
Kennzahlen der Sicherheit
Kennzahlen der Liquidität
Bezeichnung Cash Ration (1. Liquiditätsgrad)
Berechnung
Interpretation Drückt aus wie viel Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten durch flüssige Mittel gedeckt sind. Nur beschränkte Aussagekräftigkeit. Richtwert: > 20%
Bezeichnung Quick Ratio (2. Liquiditätsgrad)
Berechnung
Interpretation Bestand an kurzfristig verfügbarem Kapital im Verhältnis zum kurzfristigen Fremdkapital. Aussagekräftig. Richtwert: > 100%
Bezeichnung Current Ratio (3. Liquiditätsgrad)
Berechnung
Interpretation Verhältnis des Umlaufvermögens zum kurzfristigen Fremdkapital. Berücksichtigt auch wenig liquide Bestände, nicht so aussagekräftig. Richtwert: > 200%
Bezeichnung Free Cash Flow
Berechnung
Interpretation Betrag, der sich aus operativem Geschäft abzüglich Investitionstätigkeit erarbeiten lässt. Soll langfristig stark positiv sein, wird genutzt um Schulden zu
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
13
tilgen und Ausschüttungen vorzunehmen.
Bezeichnung Cash Flow Ratio
Berechnung
Interpretation Bezug zwischen Geldfluss und Verschuldung. Gibt an wie viel Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten durch den operativen Cash Flow gedeckt sind.
Bezeichnung Days of Sales Outstanding (Debitorenfrist)
Berechnung
Interpretation Gibt an wie lang ab Fakturierung bis zum Zahlungseingang gewartet werden muss. Delkredere zu beachten, sowie Unterschiedliche Zahlungsdauern in verschiedenen Ländern.
Bezeichnung Months on Hand (Lagerreichweite)
Berechnung
Interpretation Gibt an wie lange es dauert bis der Lagerbestand einmal umgesetzt wird. Eine Erhöhung ist ein Hinweis auf Absatzschwierigkeiten.
Bezeichnung Net Operating Assets (NOA)
Berechnung Nicht verzinsliches FK = Lieferantenverbindlichkeiten + Rückstellungen + Steuerverpflichtungen + Personalvorsorge
Interpretation Die NOA müssen mit EK und Finanzschulden finanziert werden und erwirtschaften den Gewinn bzw. die Mittel für Zinsdienst und Tilgung. Außerdem Basis für Return on Net Operating Assets (RONOA).
Abbildung 11 Kennzahlen der Liquidität
Kennzahlen der Rentabilität
Bezeichnung Return on Assets (ROA; Gesamtkapitalrendite)
Berechnung
Interpretation Gibt Rendite auf das gesamte Kapital, unabhängig der Herkunft, an. Kann als Kriterium für Investitionsalternativen von Investoren genutzt werden, zu hoher Wert aber auch nicht gut.
Bezeichnung Return on Equity (RoE; Eigenkapitalrendite)
Berechnung
Interpretation Zentrale Kennzahl. Gibt Verzinsungshöhe des Eigenkapitals an.
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
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Bezeichnung Return on Net Operating Assets (RoNOA)
Berechnung
Interpretation Misst die Effizienz mit der die operativen Vermögensgegenstände eingesetzt werden.
Bezeichnung Return on Sales (RoS; Umsatzrendite)
Berechnung
Interpretation Zeigt Verhältnis von Umsatz und Gewinn an. Umsatzsteigerungen sind immer auf ihre Auswirkungen auf den Gewinn zu überprüfen. Wert je nach Branche stark schwankend.
Bezeichnung EBIT
Berechnung
Interpretation Sehr wichtige Kennzahl. Erlaubt Vergleich über Ländergrenzen hinweg, Finanzierungsstrategien und Zinsen global schwanken können. Gewinn unabhängige Steuern und Abgaben werden nicht eliminiert.
Bezeichnung EBITDA
Berechnung
Interpretation Ähnlich wie EBIT, berücksichtigt aber auch nicht zahlungswirksame Abschreibungen und unterschiedliche Bilanzierungsmöglichkeiten von Goodwill.
Bezeichnung EBIT / Sales (EBIT-Ratio)
Berechnung
Interpretation Ähnlich wie RoS und EBIT. Neutralisiert bezüglich Einfluss von Finanzierungsverhältnis und Steuerflüssen.
Abbildung 12 Kennzahlen der Rentabilität
Kennzahlen der Sicherheit
Bezeichnung Equity / Debt Ratio (Eigenkapitalquote)
Berechnung
Interpretation Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtkapital. Fremdkapitalquote geht analog nur mit FK statt EK.
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
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Bezeichnung Debt to Equity Ratio (Verschuldungsgrad)
Berechnung
Interpretation Relation von FK und EK. Analyse setzt Kenntnis der optimalen Kapitalstruktur der Unternehmung voraus, da sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte negativ (Abhängigkeit von FK-Gebern; Rendite durch Leverage-Effekt).
Bezeichnung Net Debt (Nettofinanzschulden)
Berechnung
Interpretation Währungsschwankungen, Zinsniveau und Restriktionen betreffend Dividendentransfer oder Finanzierungsverhältnis usw. lassen sich mit diesem Wert berücksichtigen.
Bezeichnung Anlagendeckungsgrad I
Berechnung
Interpretation Gibt an wie viel Prozent des Anlagevermögens mit Eigenkapital gedeckt sind.
Bezeichnung Anlagendeckungsgrad II
Berechnung
Interpretation Lange im Unternehmen bleibendes Anlagevermögen sollte auch langfristig gedeckt sein. Goldene Regel: Anlagendeckungsgrad II > 100%.
Abbildung 13 Kennzahlen der Sicherheit
4 Unternehmensbewertung
4.1 Kauf und Verkauf von Unternehmen – Vorgehen im M&A Prozess
Ein M&A Vorgang durchläuft in der Regel folgende Phasen:
Suche nach potentiellen Investoren / Übernahmekandidaten
Übergabe Basisdokumentation
Beschränkte Einsicht im Data Room, evtl. Gespräche mit Management
Offertverfahren (Bidding) mit verbindlicher Richtofferte Vorselektion
Pre-Acquisition Due Diligence durch verbleibende Interessenten
Vertragsverhandlungen (Gewährleistungen/Garantien, Mechanik für allfällige
Kaufpreiskorrekturen, u.a.m.)
Vertragsunterzeichnung (Signing, Verpflichtungsgeschäft)
Vollzug (Closing, Verfügungsgeschäft), z.B. Tausch von Anteilen gegen Kaufpreis
Post-Acquisition Due Diligence, allenfalls Geltendmachung von Gewährleistungen/Garantien
Verhandlungen über allfällige Garantien
Due Diligence umfasst nicht nur „Financial“ und „Legal“ Due Diligence, sondern auch „Technical“ und
„Legal & Tax“ Due Diligence.
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
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4.2 Erwartungen und Zielsetzungen bei Verkaufsaktionen
Unterschiedliche Käufer haben unterschiedliche Interessen:
Finanzinvestoren: Rasche Wertsteigerung und beständigen Mittelzufluss durch
Ausschüttungen
Unternehmen: Wachstumsstrategien, mehr Marktmacht, Zugang zu neuen Märkten
Aber: Alle wollen unmittelbar oder mittelbar den eigenen Gewinn steigern.
Dabei berücksichtigen sie:
Die Ertragskraft, primär ausgehend von zukünftigen Erwartungen (Unternehmenswert wird
bspw. als Vielfaches des Jahreswerts angegeben).
Dabei vor allem auch den Cash Flow, da dieser etwaige Bewertungsprobleme bei der
Ertragskraft zu umgehen hilft.
Finanzierung des Unternehmens, dabei vor allem auch Betrachtung des Gesamtkapitals und
nicht nur des Eigenkapitals, da Gesamtkapital relevant für Zinskosten. Angabe der Kosten des
Gesamtkapitals mittels Weighted Average Cost of Capital (WACC):
Break-up Value bei Konzernen mit verschiedenen Sparten, und Bewertung der nicht
betrieblich genutzten Vermögenswerte.
Beurteilung der Bezüge des Eigentümers, allenfalls Anpassung an marktgerechte
Konditionen.
4.3 Vorbereitung einer Unternehmensbewertung
Hockey-Stick-Effekt: Vergangene Entwicklung des Unternehmens war negativ, aber Plandaten
weisen positiv in die Zukunft. Hierbei müssen auch die Daten der Vergangenheit berücksichtigt
werden, um die Plausibilität der Plandaten zu untersuchen.
Datenbereinigung: Alle Bilanzposten müssen betrachtet und allenfalls neubewertet werden.
Neubewertungen werden auf der Passivseite mit der Gewinnreserve verrechnet. Anlagevermögen
muss hinsichtlich seiner Renditeerwartungen mit unterschiedlichen Sätzen berücksichtigt werden,
um realistische Barwerte zu ermitteln (z.B. Immobilien mit 5%, operative Geschäft mit mind.
10%). Die Erfolgsrechnung muss mit neuen Bilanzposten (dh. anderen Abschreibungen),
außerordentlichen Erträgen und allenfalls den Kosten der Einstellung eines neuen Managements
unter Berücksichtigung eines gewissen Steuersatzes neu berechnet werden (Bsp. s. S. 221).
Zukünftige Erträge: Die erwarteten Erträge innerhalb des Planungshorizontes gehen diskontiert in
den Unternehmenswert ein, außerdem die diskontierte sog. ewige Rente (durchschnittlich
nachhaltig erzielbare Rendite). Umstrukturierungskosten senken den Wert und werden ebenfalls
diskontiert.
Methoden zur Wertermittlung: Es gibt verschiedene Methoden zu Ermittlung des Wertes einer
Unternehmung. Allen Methoden gemein ist, dass sie auf gute und verlässliche Daten (z.B.
Planungsdaten, Diskontierungszins) angewiesen sind.
Discounted Cash Flow (DCF):
1-n: Perioden innerhalb des Planungshorizonts; n+: gesamter Zeitraum nach Planungshorizont
C Finanzanalyse und Unternehmensbewertung
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Ertragswerte: Verwendung eines durchschnittlichen Renditewertes, ähnlich ewige Rente.
Substanzwert: (interessant bei Liquidation)
Economic Value Added (EVA): Kapitalsierung von Gewinnen und Cash Flows, die über den
Erwartungswert hinausgehen.
D Kapitalmarkt und Prozesse der finanziellen Führung
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D Kapitalmarkt und Prozesse der finanziellen Führung
1 Investor Relations
Unternehmen pflegen ihr Image am Markt und für Kapitalgeber, dazu benutzen sie bspw. Medien-
und Analystenkonferenzen, Präsentationen vor Investoren, Roadshows, usw. Im Einzelfall ist
besonders darauf zu achten, dass keine Insiderinformationen in speziellen Veranstaltungen
weitergeben werden.
Abbildung 14 Investor Relations
2 Ethik und Missbrauch in der Rechnungslegung
Börsenaufsichtsbehörden – z.B. SWX, SEC – überprüfen die Berichterstattung von Publikumsfirmen
im Zusammenhang mit Emissionsprospekten (Offering Documents). Darüber hinaus müssen
Unternehmen und außenstehende Berater strenge Disclosure Rules beachten. Außerdem muss die
periodische Berichterstattung und die Ad-Hoc-Publizität von den Verantwortlichen im Sinne einer
Fair Presentation durchgeführt werden.
3 Wandel der Rollen
Moderne Rechnungslegung ist geprägt durch die Bedürfnisse des Kapitalmarktes und die Entwicklung
der Unternehmensführung hin zur Schaffung von Mehrwerten und dem Beherrschen von Risiken.
Der Chief Financial Officer (CFO) wird somit immer mehr zum Chief Value Officer. Die
Rechnungslegung erlaubt vor allem nach außen hin diese Schaffung von Mehrwerten transparent zu
kommunizieren. Für die finanzielle Führung ist heute der Economic Value Added (EVA) wichtig, sowie
die Beurteilung und der Umgang mit Risiken.
4 Corporate Governance
Wichtig ist die Frage um Macht- und Kontrollorganismen. Diese stellt sich besonders bei großen
Unternehmen. Teilweise aber auch bei KMUs mit einem Hauptaktionär und Minderheitenaktionären,
wo es dann im Aktienrecht im Rahmen des Minderheitenschutzes geregelt wird. Insbesondere bei
großen Firmen stellt sich jedoch auch die Frage nach der Rolle des Managements und der Rolle
externer Gruppen.
4.1 Spannungsfeld Investoren und Management
Unterschiedliche Funktionen der Rechnungslegung:
Management: Dokumentation der Zielerreichung, positive Selbstdarstellung
Investoren: Wollen Unternehmenswertzuwachs, erwarten transparente und umfassende
Rechnungslegung
Investor Relations
KapitalbeschaffungSenkung der
Kapitalkosten
MarktteilnehmerSteigerung des
Absatzes
UnternehmensimageAufbau der
Corporate Identity
D Kapitalmarkt und Prozesse der finanziellen Führung
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Wirtschaftsprüfer: Nach Principal-Agent-Theory überprüfen sie die Angaben des
Managements, wobei das Management für die Rechnungslegung verantwortlich bleibt. Sie
helfen damit sowohl Investoren (Garantie der richtigen Berichterstattung) als auch dem
Management (Beweis, dass richtig gearbeitet wurde).
In diesem Spannungsfeld sind drei Punkte relevant:
Verschiebung der Machtverhältnisse gesetzliche und statuarische Regelungen, sowie
große institutionelle Anleger haben die Position der Aktionäre in den letzten Jahren deutlich
verstärkt. VR können aber immer noch nicht einfach abgewählt werden, was ihre
Machtposition verstärkt. Die Wahl von Bankenvertretern in offizielle Gremien ist kritisch, da
diese u.U. Interessenkonflikten unterliegen.
Interessenskonflikte in Publikumsfirmen das Management tendierte früher dazu eigene
Interessen durchzusetzen und so etwa nur auf steigende Aktienkurse aus zu sein (vgl.
Telekom- und Internetblase). Einflussreichere Aktionäre drängen inzwischen auf kompetente
Führungskräfte, bessere Risikokontrolle und transparente Rechnungslegung.
Aufsicht, Rechnungslegung und Revision In Krisen Fragen nach Kompetenz, Effizienz,
Qualität und Einfluss von Management, VR, Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfern. Solche
Konflikte dürfen Unternehmen nicht lähmen, da sonst Wertsteigerungen nicht möglich sind.
Forderungen an Management und Verwaltungsrat
Hohe Fach- und Führungskompetenzen sind gefordert. Kritisch ist die Kumulation von Macht und
Funktionen. Etwa im französischen System mit einem Präsidenten, dem amerikanischen und
britischen Board of Directors System oder dem schweizerischen Verwaltungsratsystem, wo Leitung
und Kontrolle jeweils gebündelt werden. In solchen Systemen Meinungsaustausch wichtig, das ist
aber zeitintensiv. Deswegen werden zum Teil Unterkomitees gebildet (z.B. Audit Committee), was
aber zu keiner weiteren Machtkonzentration führen darf, außerdem müssen Ergebnisse allen VR
zugänglich sein, und auch nochmal diskutierbar und änderbar sein.
Offenlegung der Interessen
Sämtliche Bezüge des Managements müssen offengelegt werden, da durch den Kauf von Aktien und
Optionen durch das Unternehmen mit dem Ziel sie an das Management zu geben die
Erfolgsrechnung verwässert wird. Prinzipiell dienen Aktien und –optionen aber dazu die Interessen
von Investoren und Management anzugleichen (Wertzuwachs des Unternehmens).
4.2 Rolle der Wirtschaftsprüfer
Expectation Gap: Wirtschaftsprüfer können nicht alle Vorgänge überprüfen und sind auf
Risikoanalysen angewiesen. Zwischen den Ansprüchen der Investoren und den realen
Möglichkeiten existiert deswegen eine Lücke.
Unabhängigkeit: WPs müssen unabhängig sein, sie dürfen nicht über die Gesetzeskonformität und
Qualität ihrer eigenen Arbeit entscheiden, sie dürfen keine Aktien von Kunden halten,
Verantwortlichkeiten müssen regelmäßig wechseln und eine Abhängigkeit von Großmandaten
muss verringert werden.
Aufsichtsbehörden: Erleichtern die Arbeit von Wirtschaftsprüfern, da sie eine zusätzliche Kontrolle
des Managements durchführen.
D Kapitalmarkt und Prozesse der finanziellen Führung
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4.3 Proper Market Governance – die Rolle von Analysten, Investmentbanken und
Medien
Inzwischen fordert man eine Vergleichbarkeit der Rechnungslegung von Unternehmen
verschiedenster Branchen. Außerdem existieren Pflichten zur Ad-Hoc-Publizität, diese kann aber
auch missbraucht werden, um kurzfristig Kurse zu steigern. Front-Running seitens Analysten und IBs
muss ebenfalls vermieden werden, auch die Rolle der Medien bei der Beeinflussung von Kursen muss
kritisch hinterfragt werden.
Eine gute Corporate Governance und Regeln für alle Marktteilnehmer können hier helfen.
4.4 Rechnungslegung als Instrument für Transparenz
Alle relevanten Daten müssen offengelegt werden, so dass sich Stakeholder ihre eigene Meinung
bilden können. Z.B. bzgl. dem Abschreiben des Goodwills.
Abbildung 15 Corporate Governance als System
4.5 Kernanforderungen guter Corporate Governance
Es existieren eine Reihe von Kernanforderungen an eine gute Corporate Governance:
Effiziente Organisation der Aufsicht über die operative Führung durch Verwaltungsrat
Vermeiden von Funktionskumulation
Reduktion der Gremien auf eine handlungsfähige Personenzahl
Schaffung von Anschlüssen für die Bereiche Revision (Audit Committee) und Entlohnung des
oberen Managements (Nomination und Remuneration Committee)
Offenlegung von Vergütung, Optionen, usw. von Management und VR
Stärkung der WP durch effiziente Aufsichtsmechanismen der Börsen samt
Sanktionsmöglichkeiten gegenüber verantwortlichen Personen
Vorgabe qualitativ hoch stehender Standards für die Rechnungslegung (insb. Informationen,
die nicht direkt aus Bilanz oder GuV ersichtlich sind).
Verwaltungsrat Externe Revision
Shareholder
Getreue Darstellung des
Jahresabschlusses
Wahl und Abberufung
des Verwaltungsrates
Wahl und Abberufung
der Revisionsstelle
Rechenschafts-
ablage Attestierung
Kontroll-
instrument
Oberleitung