132
Universität für Bodenkultur Wien Department Wasser-Atmosphäre-Umwelt Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement Fischökologische Reproduktionskontrolle im Stauwurzelbereich des Donaukraftwerks Freudenau durch Untersuchung des Driftgeschehens Masterarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades: ‛ Diplom-Ingenieur“ Verfasser: Zwettler Matthias Matrikel-Nummer: 0840494 Masterstudium: Umwelt- und Bioressourcenmanagement Betreuer: Ao. Univ.Prof. Dr.phil. Herwig Waidbacher Mitbetreuer: Paul Meulenbroek, MSc & Pablo Rauch, MSc Institutsleiter: Ao. Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Stefan Schmutz Wien, 2015 1

Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Universität für Bodenkultur Wien

Department Wasser-Atmosphäre-Umwelt

Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement

Fischökologische Reproduktionskontrolle im

Stauwurzelbereich des Donaukraftwerks Freudenau

durch Untersuchung des Driftgeschehens

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades:

‛Diplom-Ingenieur“

Verfasser: Zwettler Matthias

Matrikel-Nummer: 0840494

Masterstudium: Umwelt- und Bioressourcenmanagement

Betreuer: Ao. Univ.Prof. Dr.phil. Herwig Waidbacher

Mitbetreuer: Paul Meulenbroek, MSc & Pablo Rauch, MSc

Institutsleiter: Ao. Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Stefan Schmutz

Wien, 2015

1

Page 2: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Zusammenfassung

Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde im Zeitraum von April 2014 bis Juli 2014 an drei

Untersuchungsstellen im Einflussbereich des Donau-Laufkraftwerkes Wien-Freudenau das

Driftgeschehen von Fischlarven untersucht. Zwei dieser Standorte befanden sich im

Hauptstrom der Donau bei Stromkilometer 1.946 und 1.935,7 während sich der dritte im

Klosterneuburger Durchstich, einem 7,2km langen Seitengewässer der Donau, befand.

Das Ziel der Untersuchungen war, herauszufinden ob an diesen Stellen Fischlarven driften

und somit Reproduktion in stromauf gelegenen Laichgebieten nachgewiesen werden kann.

Zusätzlich galt es die Fänge der einzelnen Standorte miteinander zu vergleichen um somit

spezifischere Folgefragestellungen nach dem erfolgreichen Nachweis der Reproduktion zu

beantworten. Zu diesem Zweck wurden Fangkonstruktionen eingesetzt, die ein gegengleiches

Doppeldreiecksprofil als Einlassöffnung aufweisen um dadurch ermitteln zu können in welcher

Tiefe die Larven vermehrt driften. Die Netze wurden an 34 Tagen für jeweils 24 Stunden

exponiert, der Fanginhalt anschließend im Labor analysiert und die in der Probe enthaltenen

Larven nach morphologischen Kriterien in Gruppen auf Familienniveau eingeteilt. Zusätzlich

wurde ein Teil der Larven mittels DNA-Barcoding auf Artniveau bestimmt.

Es konnten 10.079 Larven an den drei Standorten gefangen werden wobei die meisten an den

Hauptstromstandorten eingedriftet wurden (8.993 Individuen an beiden Donaustandorten

kombiniert im Vergleich zu 1.086 im Durchstich). Die morphologische

Gruppenzusammensetzung des Standortes Durchstich hob sich ebenfalls stark von jener der

Donaustandorte ab. Über alle Standorte betrachtet erwies sich die Gruppe der Gobiidae und

Cottidae mit einer Gesamtlarvenanzahl von 8.618 als dominant.

Die genetische Analyse, die bei 315 Larven durchgeführt wurde wies 21 Arten aus sechs

verschiedenen Familien nach. Unter ihnen befinden sich drei Arten, die sich auf der Liste der

Schutzgüter im Anhang II der FFH Richtlinie (92/43/EWG) wiederfinden: der Schied Aspius

aspius mit 61 Individuen, die Koppe Cottus gobio (25 Individuen) und der Frauennerfling

Rutilus pigus (3 nachgewiesene Individuen).

Stichwörter: Fischlarven, Drift, Donau, Freudenau, Kraftwerk, Stau

2

Page 3: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Abstract

From April 2014 to July 2014 fish larvae drift was observed at three different locations within

the area influenced by the Danube hydropower plant Freudenau in Vienna, Austria. Two of

those three were located in the main channel of the Danube at river kilometer 1.946 and

1.935,7 whereas the third was located in the Klosterneuburger Durchstich a 7,2km long side

arm of the Danube.

The objective of this work was to prove that larval drift and therefore reproduction at spawning

locations upstream is happening at the chosen locations, as well as a comparison between the

three locations to answer more complex follow-up questions. Therefore a drift net construction

with a double triangle profile opening was used to determine in what depth the larvae are

mainly drifting. The nets were exposed for 24 hours on 34 days. The content was examined in

the laboratory and the contained larvae were sorted into different categories on family level

based on morphological criteria.

On all three locations combined, a grand total of 10.079 larvae were caught. The most larvae

drifted at the two main channel locations (8.993 individuals combined compared to 1.086 in

the Durchstich). The morphological group composition of the Durchstich also differed strongly

from the other two. The most dominant morphological group overall was the Gobiidae and

Cottidae group with 8.618 individuals.

A genetic analysis, which was conducted on 315 larvae revealed 21 species from six different

families. Three of those species can be found in apex II of the habitat directive (92/43/EEC) as

protected species: the asp Aspius aspius with 61 verified individuals, the bullhead Cottus gobio

(25 individuals) and the pigo Rutilus pigus with three individuals.

Keywords: Fish larvae, drift, Danube, Freudenau, hydropower, impoundment

3

Page 4: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Vorwort

Die Kapitel ‛Konstruktion“, ‛Zeitlicher Ablauf und Kontrolle“ sowie ‛Probenaufarbeitung“ und

‛Morphologische Bestimmung der Fischlarven und Jungfische“ wurden in der vorliegenden

Masterarbeit gemeinsam mit Sabine Zirgoi verfasst, welche ebenfalls an 6 weiteren

Untersuchungsstandorten Driftnetzuntersuchungen im Jahr 2014 durchführte.

Der Konstruktionsaufbau, sämtliche Freilandarbeiten sowie die Tätigkeiten im Labor, welche

als Grundlage für diese Arbeit dienen, wurden gemeinschaftlich durchgeführt. Deshalb wurde

auch ein Großteil des Kapitels 2 ‛Material und Methoden“ von beiden Autoren zusammen

verfasst.

4

Page 5: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung....................................................................................................................... 7

1.1 Die Donau allgemein ............................................................................................... 9

1.2 Die Donau in Österreich .........................................................................................11

1.3 Wasserkraftnutzung ...............................................................................................15

1.3.1. Wasserkraft allgemein.....................................................................................15

1.3.2. Rahmenbedingungen für die Wasserkraftnutzung in Österreich......................19

1.3.3. Ökologische Auswirkungen der Wasserkraftnutzung durch Laufkraftwerke.....23

1.3.4. Kraftwerk Freudenau.......................................................................................25

1.4 Beschreibung des Untersuchungsgebietes ............................................................27

1.4.1. Hydrographische Verhältnisse.........................................................................29

1.4.2. Standort Kritzendorf – Höflein an der Donau ...................................................30

1.4.3. Standort Kuchelauer Hafen .............................................................................31

1.4.4. Standort Durchstich.........................................................................................32

1.4.5. Im Untersuchungsgebiet vorkommende Fischarten und der Vorgang der Fischlarvendrift .............................................................................................................34

1.5 Forschungsfragen und Hypothesen........................................................................40

2. Material und Methoden .................................................................................................42

2.1 Konstruktion der Driftnetze .....................................................................................42

2.2 Zeitlicher Ablauf und Kontrolle................................................................................44

2.3 Probenaufarbeitung................................................................................................45

2.4 Morphologische Bestimmung der Fischlarven und Jungfische ...............................46

2.5 Genetische Analyse ...............................................................................................48

2.6 Statistische Analysen .............................................................................................51

3. Ergebnisse ...................................................................................................................53

3.1 Deskriptive Analyse der Larvenfänge .....................................................................53

3.1.1. Standort Kritzendorf ........................................................................................56

3.1.2. Standort Kuchelauer Hafen .............................................................................58

3.1.3. Standort Durchstich.........................................................................................59

3.1.4. Vergleich des Larvenaufkommens zwischen den Untersuchungsstandorten...61

3.2 Statistische Auswertungen .....................................................................................64

3.2.1. Hypothese zur Forschungsfrage 1:..................................................................64 5

Page 6: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.2.2. Hypothese zu Forschungsfrage 2:...................................................................65

3.2.3. Hypothesen zu Forschungsfrage 3:.................................................................66

3.3 Auswertung des DNA-Barcodings ..........................................................................69

3.4 Vergleich der Ergebnisse mit jenen des Vorjahres .................................................75

4. Diskussion ....................................................................................................................78

4.1 Bedeutung der Ergebnisse für die Forschungsfragen.............................................78

4.2 Einteilung in morphologische Gruppen sowie Zuordnungserfolg ............................81

4.3 Unterschiede zur Vorjahresuntersuchung...............................................................83

4.4 Driftnetz-Konstruktion.............................................................................................84

5. Literaturverzeichnis.......................................................................................................85

6. Tabellenverzeichnis ......................................................................................................90

7. Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................91

8. Diagrammverzeichnis ...................................................................................................92

9. Anhang .........................................................................................................................93

6

Page 7: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1. Einleitung

Diese Arbeit ist Teil des Projektes "Donau-Stauraum Freudenau" Ökosystem-Response 15

Jahre nach Einstau, das die Aufgabe hat, die Auswirkungen des Kraftwerkes Freudenau 15

Jahre nach dem Einstau auf das gesamte Ökosystem des Donaugebietes im Wirkungsbereich

des Kraftwerkes zu untersuchen, zu quantifizieren und gegebenenfalls Empfehlungen für

Verbesserungsmaßnahmen zu geben. Die Notwendigkeit für wiederkehrende

Untersuchungen dieser Art wurde durch Umweltauflagen im wasserrechtlichen

Grundsatzbescheid im Jahr 1991 zum Bau des Kraftwerks (Inbetriebnahme 1998)

festgehalten. So fand die erste limnologische Beweissicherung vor der Errichtung des

Kraftwerks in den Jahren 1993 bis 1994 (Waidbacher et al., 1996) statt. Die erste Kontrolle der

Auswirkungen des Kraftwerkes im Vollstau wurde zwischen 1999 und 2001 durchgeführt

(Waidbacher und Straif, 2002).

Im Rahmen des gegenständlichen Projektes (Projektzeitraum 2013 bis 2016) arbeiten

Mitarbeiter aus unterschiedlichen Instituten der Universität für Bodenkultur (‚Hydrobiologie und

Gewässermanagement‘, ‚Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung‘,

‚Wildbiologie‘ und ‚Jagdwirtschaft und Zoologie‘) und Disziplinen unter der Leitung von Dr.phil.

Herwig Waidbacher zusammen.

In dieser Arbeit wird die Reproduktion von Donaufischen im Einflussbereich des Kraftwerk

Freudenaus behandelt. Dies geschieht anhand des Fangens und Bestimmens von

Fischlarven. Nach 2013 wird diese Art der Kontrolle des Reproduktionserfolgs zum zweiten

Mal bei diesem Projekt eingesetzt.

Die drei vom Autor betreuten Untersuchungsstandorte befanden sich alle im

Stauwurzelbereich des Kraftwerks Wien-Freudenau, wobei zwei davon direkt im Hauptstrom

gelegen sind und einer im Klosterneuburger Durchstich, einem Nebenarm der Donau, der auch

die Klosterneuburger Au speist.

Die wichtigste Frage im Rahmen der Fischlarvendrift war, ob Reproduktion im Stauraum des

Kraftwerks überhaupt stattfindet. Da dies durch die Untersuchungen von Gstöttenmayer &

Gruber (2013) bereits bestätigt wurde, beschäftigt sich diese Arbeit näher mit den folgenden

zentralen Forschungsfragen:

Bieten die beiden Donaustandorte unterschiedlich gute Möglichkeiten für die

Reproduktion gleicher Arten?

Findet im Durchstich Laichtätigkeit statt?

Bestimmen die ausgewählten Einflussfaktoren die Überlebenswahrscheinlichkeit der

Larven während der Drift? 7

Page 8: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Um diese Fragen zu beantworten wurden im Zeitraum von April 2014 bis Juli 2014 Fischlarven

mit Hilfe von Driftnetzen gefangen und aufgrund von morphologischen Merkmalen auf

Familienniveau bestimmt. Zusätzlich wurde ein Teil dieser Fischlarven genetisch durch DNA-

Barcoding auf Artniveau bestimmt um einen Überblick geben zu können (wie dies bereits 1993

& 1994, 1999 und 2013 durchgeführt wurde) welche Fischarten im Einflussbereich des

Kraftwerks vorkommen und sich dort auch vermehren können.

8

Page 9: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.1 Die Donau allgemein

Die Donau ist, gemessen an ihrer Länge und Größe ihres Einzugsgebietes, nach der Wolga

der zweitgrößte Strom Europas. Sie beginnt durch den Zusammenfluss von Breg und Brigach

in der deutschen Stadt Donaueschingen im Schwarzwald und mündet im Donaudelta, das das

zweitgrößte natürliche Feuchtgebiet Europas darstellt (Kavka et al., 2000), ins Schwarze Meer.

Hierbei erstreckt sie sich über eine Gesamtlänge von 2.783,4km während sie von einem

Einzugsgebiet gespeist wird das 817.000km2 groß ist (Donaukommission, 2014). Da die

Donau auf 42% ihrer schiffbaren Gesamtlänge eine Staatsgrenze bildet und (wie in Abbildung

1 ersichtlich) 10 Anrainerstaaten (Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien,

Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldau und Ukraine) durchfließt, wird sie auch als der

internationalste Strom der Welt bezeichnet. Sie birgt ein hohes Potential als internationaler

Wasserverkehrsweg was auch durch die Tatsache unterstützt wird, dass an ihr vier

europäische Hauptstädte (Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad) liegen (Hasenbichler et

al., 2011).

Abbildung 1: Verlauf der Donau (Danube Tourist Commission, 2014)

Zudem hat die Eröffnung des Main-Donau Kanals im Jahr 1992 und der damit verbundene

Anschluss des Donaueinzugsgebietes zum Rheineinzugsgebiet, vier weiteren Staaten den

Zugang zum Donausystem geöffnet und eine schiffbare Verbindung zwischen dem Schwarzen

Meer und der Nordsee geschaffen (via donau, 2014). Diese Vielzahl an potentiellen Nutzern

schafft einerseits Möglichkeiten, andererseits treffen somit auch unterschiedlichste 9

Page 10: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Nutzungsansprüche aufeinander. Im Übrigen ist der Donauraum auch von einer großen

wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Heterogenität geprägt was für zusätzliche

Herausforderungen bei der Zusammenarbeit sorgt (Hasenbichler et al., 2011).

Die Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung stellt hierbei einen wichtigen Faktor da. Zur

Zeit existieren entlang der Donau 78 Wasserkraftwerke, die 39% des Donaulaufes einstauen.

In Österreich und Deutschland beträgt dieser Wert aufgrund der günstigen Bedingungen und

der daraus resultierenden starken Nutzung sogar 72% (Jungwirth et al., 2014).

Da die Nutzungsinteressen oftmals in Konkurrenz zueinander stehen (für diese Arbeit

besonders hervorzuheben sind jene zwischen Ökologie und wirtschaftlicher Nutzung zur

Stromerzeugung) ist es wichtig diese zu koordinieren. Hierfür wurden von der europäischen

Kommission diverse Richtlinien und Verordnungen erlassen um die Vereinbarkeit der

Interessen zu sichern und ein funktionierendes Ökosystem Donauraum zu erhalten bzw. einen

Zustand herzustellen, der dem ursprünglichem Ökosystem möglichst nahe kommen soll.

Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum

oder die Wasserrahmenrichtlinie, deren Bedeutung für die Wasserkraftnutzung der Donau im

Kapitel "Rahmenbedingungen für die Wasserkraftnutzung in Österreich" genauer betrachtet

wird. Eine weitere wichtige Organisation zur Koordination innerhalb des Donauraums ist die

Internationale Kommission zum Schutz der Donau. Vertragspartner sind hierbei 14 Länder im

Flusseinzugsgebiet der Donau und die Europäische Kommission. Diese verpflichten sich zur

Entwicklung eines international koordinierten Plans zum Management des

Flusseinzugsgebiets, wie er auch von der Wasserrahmenrichtlinie gefordert wird (ICPDR,

2015).

10

Page 11: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.2 Die Donau in Österreich

Die Donau ist das wichtigste Flusseinzugsgebiet Österreichs: 96% der gesamten Staatsfläche

(80.593 von 83.851km2) entwässern in ihr System. Die Entwässerungsmenge Österreichs

liefert 25% des gesamten Eintrags in das Schwarze Meer. Die Länge des Gewässernetzes

jener Oberflächengewässer, die in die Donau entwässern und ein Einzugsgebiet von über

10km2 besitzen, beträgt 30.318km (BMLFUW, 2014). Die wichtigsten Donauzubringer

(gemessen an ihrem Jahresabfluss) sind in Tabelle 1 ersichtlich, wobei der Inn als größter

österreichischer Zubringer zu nennen ist.

Tabelle 1: Österreichische Donauzubringer mit einem mittleren Jahresabfluss von >10m3 pro Sekunde (Kavka et al., 2000)

Fluss Länge [km] Einzugsgebiet [km2] Mittlerer Jahresabfluss [m3/s]

Enns 254 6.080 200 Erlauf 86 624 13,8 Inn 515 25.000 728 Kamp 160 1.753 10,4 March 358 27.000 105 Traisen 73 950 12,7 Traun 146 4.255 133 Ybbs 131 1.300 30

Der Grenzeintritt der Donau von Deutschland nach Österreich erfolgt bei Stromkilometer

2.223,15 in Achleiten im Innkreis und bei Stromkilometer 1.872,70 tritt sie wieder aus

Österreich in die Slowakische Republik aus. Auf ihrem Weg durch Österreich erstreckt sich die

Donau somit über eine Länge von 350km. In diesem Bereich weist sie ein mittleres Gefälle

von 42cm pro Kilometer auf (Kavka et al., 2000).

Die Donau in Österreich entspricht in ihrem Charakter einem Gebirgsfluss mit einer

Strömungsgeschwindigkeit zwischen 1 und 3 Meter pro Sekunde (Nationalpark Donau-Auen

GmbH, 2014) wobei die Geschwindigkeit in Staubereichen auch auf 0,2 Meter pro Sekunde

abfallen kann (Kavka et al., 2000). Innerhalb des österreichischen Hoheitsgebietes weist sie

folgende Werte als kennzeichnende Abflüsse auf (Nationalpark Donau-Auen GmbH, 2014):

600 - 900m3/s bei Niederwasser

1.500 - 1.900m3/s bei Mittelwasser

8.500 - 11.000m3/s bei hundertjährlichem Hochwasser

392m3/s extremstes bekanntes Niederwasser ( Februar 1885)

14.000m3/s extremstes bekanntes Hochwasser (1501)

In Diagramm 1 wird der Abfluss des Untersuchungsjahres im Vergleich mit dem

Durchschnittsabfluss aus den vorherigen Jahren dargestellt. Zudem ist der Zeitraum über

den die Untersuchungen durchgeführt wurden eingezeichnet.

11

Page 12: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Untersuchungszeitraum

Diagramm 1: Vergleich des Abflusses 2014 (gelbe Trendlinie) mit dem Durchschnittsabfluss aus den Jahren 1996-2013 (rote Trendlinie) an der Messstelle Korneuburg (MQ=1.910m³/s) (Datenquelle: via donau, 2015)

Charakteristisch für die Donau in Österreich ist, dass sie stark anthropogen beeinflusst ist.

Bereits im 16. Jahrhundert wurden im Wiener Raum erste größere Regulierungen der Donau

durchgeführt (Lager, 2013). Gründe für die Regulierung der Donau waren in erster Linie der

Hochwasserschutz und die Schiffbarmachung bzw. später auch der Kraftwerksbau zur

Stromgewinnung. Während sich Regulierung im Sinne des Hochwasserschutzes und der

Schiffbarmachung als laterale Barrieren manifestieren, sorgt die Errichtung von

Laufkraftwerken für einen longitudinalen Eingriff. Ersteres hat zur Folge, dass

Nebengewässersysteme und damit auch Augebiete und Überschwemmungsgebiete

abgetrennt werden und damit die besonders wertvolle Übergangszone zwischen Wasser und

Land wegfällt. Zusätzlich bewirkt die fehlende Dynamik ein Ausbleiben von

Überschwemmungen des Hinterlandes und somit eine Degradierung und einen

Verlandungsprozess der Augebiete (Zauner & Schager, 2000). Longitudinale Eingriffe (wie

etwa Kraftwerksbauten) sorgen für Unterbrechungen des Fließkontinuums und werden im

Kapitel ökologische Auswirkungen der Wasserkraft näher bearbeitet. Als besonders

schwerwiegender Eingriff in die Donau in Österreich gelten die beiden großen Wiener

Donauregulierungen. Die erste große Wiener Donauregulierung wurde zwischen 1870 und

1875 durchgeführt. Im Zuge dieser Regulierungsmaßnahme wurde ein neues Strombett aus

zwei Teilen gebildet. Eines für gewöhnliche Wasserstände mit einer Breite von 284,5m und

ein zweites für den Fall eines Hochwassers mit einer Breite von 474,17m. Zudem wurden noch

zwei Durchstiche zum Zwecke des Hochwasserschutzes angelegt: Der obere Durchstich

12

Page 13: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

verband den Roller mit der Stadlauer Eisenbahnbrücke und der untere den Steinspornhaufen

mit Albern (Lager, 2013). Zwischen 1972-1987 also ca. 100 Jahre danach wurde die Zweite

Wiener Donauregulierung durchgeführt. Dies wurde notwendig, da nach der ersten

Regulierung der Hochwasserschutz nicht ausreichend ausgebaut war, wie bereits 1899 durch

ein Hochwasserereignis mit einer Abflussmenge von 10.500m3/s klar wurde (Frank, 2007 nach

Hinkel, 1995). Hierbei wurde das Entlastungsgerinne, die sogenannte Neue Donau

ausgehoben und aus dem aufgeschütteten Aushubmaterial die Donauinsel geschaffen. Durch

die Schaffung des Entlastungsgerinnes (der Neuen Donau) und der damit verbundenen

Vergrößerung des Durchflussquerschnitts war es möglich den Hochwasserschutz der Stadt

Wien auf 14.000m3/s zu erhöhen, was einem Hochwasserereignis mit einer

Auftrittswahrscheinlichkeit von einem Ereignis in 1000 Jahren (HQ1000) entspricht. Das

Entlastungsgerinne ist dabei bei Normalwasser ein abgetrenntes, stehendes Gewässer. Im

Hochwasserfall kann es durch die Öffnung von Wehren an die Donau angebunden werden

und somit seine Aufgabe als Hochwasserschutz erfüllen (Lager, 2013).

Abbildung 2: Vergleich der Situation der Donau bei Wien vor (1849) den beiden großen Regulierungen (1870-1875 und 1972-1987) mit ihrer heutigen Situation (Lager, 2013)

Die Veränderungen, die diese Eingriffe auf die Donau bei Wien hatten sind in Abbildung 2

ersichtlich, in der die Situation der Donau vor der Ersten Wiener Donauregulierung der

heutigen Situation gegenüberstellt wird. Zudem ist auf dem Bild zur heutigen Situation das

Kraftwerk Freudenau zu sehen (im rechten unteren Bildabschnitt als schwarzes

13

Page 14: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Querbauwerk), das in den Jahren 1992 bis 1998 errichtet wurde und in Kapitel 1.3.4. näher

behandelt wird.

Wasserkraftwerke stellen einen tiefgreifenden Eingriff in die Morphologie der Donau in

Österreich dar. Das erste Donaulaufkraftwerk in Österreich ist das gemeinschaftlich mit

Deutschland errichtete und betriebene Grenzkraftwerk Jochenstein (50% Anteilseigner sind

jeweils der österreichische Verbund und die bayrische Innwerk AG). Es wurde zwischen 1952

und 1956 gebaut und war zum Errichtungszeitpunkt mit einer Leistung von 132MW das größte

Flusskraftwerk Mitteleuropas (Verbund, 2014a). Seitdem sind neun weitere Laufkraftwerke an

der österreichischen Donau hinzugekommen. Als letztes das in dieser Arbeit behandelte

Kraftwerk Freudenau im Jahr 1998. Diese intensive Wasserkraftnutzung führte dazu, dass die

Donau in Österreich nur noch zwei freie Fließstrecken aufweist: die Strecke Wachau mit einer

Länge von 35km und die Fließstrecke östlich von Wien, von deren 47km 36km im Nationalpark

Donauauen liegen (Nationalpark Donau-Auen GmbH, 2014).

14

Page 15: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.3.1. Wasserkraft allgemein

14.184

3.472

2.518

931

Weltweite jährliche Energieerzeugung (Stand 2011) nach Energieträgern [TWh]

Thermisch nicht regenerativ Wasserkraft Kernkraft sonstige Regenerative

1.3 Wasserkraftnutzung Die Nutzung der Kraft des Wassers reicht weit in die Geschichte der Menschheit zurück:

bereits vor über 3.500 Jahren wurden Wasserräder in Mesopotamien eingesetzt, die die

kinetische Energie eines fließenden Gewässers nutzten, um Wasser zu schöpfen und damit

Felder zu bewässern (RWE AG, 2014).

Bis zur Wasserkraftnutzung für die Erzeugung elektrischer Energie mittels Generatoren war

es selbstverständlich noch ein weiter Weg. Ein wichtiger Schritt, der diese Nutzungsform

ermöglichte, war die Erfindung der Turbine im 18. Jahrhundert. Zwar können und werden auch

heutzutage Wasserräder für die Stromerzeugung verwendet, allerdings haben diese einen

geringen Wirkungsgrad und können nur für geringe Abflussmengen und Fallhöhen eingesetzt

werden. Die Optimierung der Turbinenausführung führte schließlich zur Erfindung der drei

heute meistgenutzten Turbinenform: 1849 die Francis-Turbine, 1890 die Pelton-Turbine und

1913 die Kaplan-Turbine (Giesecke et al., 2014). Das erste Großwasserkraftwerk war das

Edward-Dean-Adams-Kraftwerk in Niagara Falls im Bundesstaat New York. Es ging 1895 ans

Netz (RWE AG, 2014).

In der heutigen Zeit ist Wasserkraft als regenerative Energiequelle kaum noch wegzudenken

und hat sich als eine der wichtigsten Stromerzeugungsformen weltweit mit einem Anteil von

ca. 16% an der jährlichen Stromerzeugung etabliert (siehe Diagramm 2).

Diagramm 2: Zusammensetzung der globalen Stromerzeugung 2011 nach Energieträgern

(Datenquelle: EIA, 2014) 15

Page 16: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Um zu bewerten wie stark die Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung in Zukunft noch

ausgebaut werden kann, muss man die unterschiedlichen Potentiale bewerten. Dabei ist

zwischen theoretischem, technischem, wirtschaftlichem und ausschöpfbarem Potential zu

unterscheiden (Horlacher, 2003). Definitionen dieser vier Potentiale nach Horlacher (2003):

Theoretisches Potential: potentielle Energie aller Gewässer eines Gebietes, ohne dass

physikalische, technische und wirtschaftliche Nutzungsgrenzen beachtet werden.

Technisches Potential: Arbeitsvermögen, welches unter Berücksichtigung

technischer, ökologischer, infrastruktureller und anderer Belange tatsächlich nutzbar

ist.

Wirtschaftliches Potential: entspricht dem Anteil des Technischen

Wasserkraftpotenzials, der wirtschaftlich im Vergleich zu anderen Energieformen

genutzt werden kann.

Ausschöpfbares Potential: beschreibt den zu erwartenden tatsächlichen Beitrag zur

Energieversorgung.

Somit ist das Theoretische Potential das größte und es finden in den Schritten hin zum

technischen Potential und wirtschaftlichen Potential Abstufungen statt. Das technische

Potential beträgt näherungsweise 20 bis 35% des theoretischen Potentials aufgrund von

Wirkungsgraden die in der Regel unter 75% liegen, ökologischen Auflagen (z.B. bezüglich

Mindestwassermenge oder Fischaufstiegshilfen), Anlagenverfügbarkeiten von 93-97%, und

der Tatsache dass nie die gesamte Fallhöhe genutzt werden kann (Horlacher, 2003). Der

wirtschaftlich nutzbare Anteil am technischen Potential hängt stark von den örtlichen

politischen, ökonomischen und sozialen Gegebenheiten ab, sodass keine pauschale Aussage

zur Höhe der Abstufung abgegeben werden kann. Das ausschöpfbare Potential kann sowohl

kleiner als auch größer sein als das wirtschaftliche Potential. In der Regel ist es geringer, da

Hemmnisse existieren, die verhindern, dass das gesamte wirtschaftliche Potential

ausgeschöpft werden kann: Administrative Hürden, begrenzte Kapazitäten für den Bau neuer

Kraftwerke etc.. Allerdings kann durch die Förderung von Wasserkraftnutzung mittels

Subventionen mitunter mehr Strom aus Wasserkraft erzeugt werden als das wirtschaftliche

Potential zulassen würde, wodurch das ausschöpfbare Potential das wirtschaftliche übersteigt

(Horlacher, 2003).

Tabelle 2 zeigt das weltweite Potential und die Ausnutzung dessen, unterteilt in die einzelnen

Kontinente. Auffällig hierbei ist, dass erst etwa ein Drittel des weltweiten Potentials genutzt

wird sowie die ungleichmäßige Verteilung der Nutzung. So ist die Nutzung des wirtschaftlichen

Potentials in Europa und Nord- und Mittelamerika mit 75 bzw. 70% schon sehr stark

ausgebaut, während Afrika (7.3%), Südamerika (19.7%), Asien (22%) und Australien (39%)

einen geringeren Ausbaugrad aufweisen. Allerdings erkennt man auch an den Kennzahlen der 16

Page 17: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

geplanten Wasserkraftanlagen, dass einerseits weltweit hohe Investitionen in die Wasserkraft

getätigt werden (geplanter Ausbau um 40%), andererseits der Hauptteil dieser neuen Projekte

auf jenen Kontinenten geplant ist, die noch den geringsten Nutzungsgrad aufweisen. Diese

hier gezeigte erwartete Entwicklung wird von Tabelle 3 bestätigt, in der die installierte Leistung

zum Zeitpunkt des Erscheinens der Studie von Horlacher (2003) mit jener aus dem Jahr 2012

verglichen wird und der prozentuelle Anstieg dargestellt wird. Sie zeigt, dass die drei

Kontinente mit dem geringsten Ausbaugrad die größten prozentuellen Zuwächse über den

Zeitraum zwischen 2003 und 2012 aufweisen: Asien & Ozeanien 95,17%, Afrika ca. 24,79%

und Zentral- und Südamerika 20,97%.

Tabelle 2: Weltweite Wasserkraftpotentiale und Wasserkraftnutzung unterteilt in Kontinente (Eigene Darstellung modifiziert nach Horlacher, 2003)

Kontinent Theoretisches Potential [TWh/a]

Technisches Potential [TWh/a]

Wirtschaftliches Potential [TWh/a]

Erzeugter Strom [TWh/a]

Installierte Leistung [GW]

Geplante Anlagen [GW]

Afrika 3.876 1.888 1.100 80,6 20,6 75 Asien 19.400 6.800 3.600 793 241 154 Australien 600 270 107 42 13,3 0,74 Europa 3.220 1.035 791 593,4 175,6 8 Nord- und Mittelamerika

6.312 1.663 1.000 700 158 12,1

Südamerika 6.200 2.700 1.600 531,2 111,5 38,8 Gesamt 39.608 14.356 8.198 2.740,2 720 288,6

Tabelle 3: Prozentueller Anstieg der installierten Gesamtleistung der Wasserkraft zwischen 2003 und 2012 (Datenquelle: EIA, 2014)

Afrika 24,79% Asien & Ozeanien 95,17% Eurasien 5,53% Europa 7,42% Nordamerika 4,57% Zentral- & Südamerika 20,97%

In wieweit das in Tabelle 2 ersichtliche wirtschaftliche Potential tatsächlich ausgenutzt wird ist

durch einen Abwägungsprozess zu bestimmen, da die Nutzung der Wasserkraft zur

Stromerzeugung oft in Konflikt mit anderen Nutzungsformen des Gewässers oder des

Einzugsgebietes oder auch mit Zielen des Umweltschutzes steht (näheres zu Auswirkungen

auf die Ökologie in Kapitel 1.3.3.).

Es gibt diverse Formen der Wasserkraftnutzung zur Stromerzeugung und auch verschiedene

Möglichkeiten diese zu klassifizierten. Mögliche Einteilungsformen sind nach technischen

Gesichtspunkten, nach topographischen Gesichtspunkten, nach der Nutzfallhöhe, nach der

installierten Leistung und viele weitere (Giesecke et al., 2014). An dieser Stelle soll eine

17

Page 18: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Einteilung nach technischen Aspekten und Leistung gegeben werden, da diese beiden für die

Beschreibung des Kraftwerkes Freudenau am aussagekräftigsten sind.

Nach den technischen (flussbaulichen und bautechnischen) Merkmalen lassen sich folgende

Kraftwerkstypen unterscheiden (Giesecke et al., 2014):

1. Laufwasserkraftwerke

Flusskraftwerke

Ausleitungskraftwerke

2. Speicherkraftwerke mit natürlichem Zufluss

3. Pumpspeicherkraftwerke

4. Meeresenergienutzung

5. Depressionskraftwerke

6. Gletscherkraftwerke

7. Wasserkraftanlagen mit unterirdischen Speichersystemen

Das Kraftwerk Freudenau ist gemäß der Einteilung nach technischen Merkmalen ein

Flusskraftwerk. Für diesen Kraftwerkstyp ist kennzeichnend, dass er direkt in den Flusslauf

gebaut wird und dass kaum Speichermöglichkeit besteht, so dass der Wasserzufluss dem

Turbinendurchfluss (abzüglich einer möglichen Dotation einer Fischaufstiegshilfe [FAH])

entspricht (Giesecke et al., 2014).

Während die Einteilung nach technischen Gesichtspunkten international konstant ist,

schwankt die Einteilung nach installierter Leistung von Region zu Region. Beispielsweise ist

die Grenze für Kleinwasserkraft in verschiedenen Ländern auch bei 0,5MW, 5MW, 10MW oder

sogar 30MW (China) bzw. existiert eine zusätzliche Kategorie für Pikoanlagen mit unter

100kW. Für Österreich ist die folgende Einteilung gebräuchlich (Aicher, 2004):

1. Kleinwasserkraftanlagen (<10MW)

2. mittelgroße Wasserkraftanlagen (10-100MW)

3. Großwasserkraftanlagen (>100MW)

Das Kraftwerk Freudenau fällt mit seiner Nennleistung von 172MW (Verbund, 2014b) in die

Kategorie Großwasserkraftanlage, wobei es nach seiner Nennleistung das drittkleinste

Donaukraftwerk in Österreich ist. 18

Page 19: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.3.2. Rahmenbedingungen für die Wasserkraftnutzung in Österreich

In Österreich hat die Wasserkraftnutzung einen besonderen Stellenwert. Aufgrund der

günstigen natürlichen Bedingungen ist es möglich große Anteile des Strombedarfs durch

Strom aus Wasserkraft zu decken.

Im Jahr 2012 wurden knapp 67% der jährlichen Stromerzeugung durch Wasserkraft zur

Verfügung gestellt (EIA, 2014). Dies ist möglich durch die enorme Anzahl an

Wasserkraftwerken in Österreich. 2012 trugen über 2.770 Laufkraftwerke zur

Strombereitstellung bei und produzierten 39,2TWh. Ein Ausbau dieser soll in Zukunft noch

weiter forciert werden. Bis zum Jahr 2020 soll die Stromerzeugung aus Wasserkraft gemäß

Österreichs E-Wirtschaft (2014) um weitere 7 TWh pro Jahr erhöht werden. Dies soll durch die

Modernisierung und damit verbundener Effizienzsteigerung bestehender Anlagen als auch

durch den Neubau von Wasserkraftwerken erreicht werden. 2012 waren 16 Projekte in Bau

und 42 weitere in Planung oder im Genehmigungsverfahren (Österreichs E-Wirtschaft, 2014).

Da, wie bereits in Kapital 1.2. erwähnt, 96% der Flüsse in das Flusseinzugsgebiet Donau

entwässern nehmen fast alle dieser Kraftwerke auch einen Einfluss auf das Ökosystem der

Donau. In die Donau selbst wurden innerhalb Österreichs 10 Flusskraftwerke mit einer

installierten Gesamtleistung von 2.510MW gebaut. Zusammengenommen liefern diese

Kraftwerke jährlich 13,4TWh elektrischer Energie was etwa einem Drittel der gesamten,

jährlichen, durch Wasserkraft erzeugten Strommenge Österreichs entspricht (Verbund,

2014c). Die Standorte der Kraftwerke (mit Ausnahme des Grenzkraftwerks Jochenstein) sind

auf Abbildung 3 ersichtlich. Auch zeigt die Abbildung das Kraftwerk Nußdorf, welches sich im

Wiener Donaukanal befindet und somit kein Donaukraftwerk darstellt.

Abbildung 3: Österreichische Donau-Flusskraftwerke ohne Jochenstein / mit Nußdorf (via donau, 2014)

19

Page 20: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Ursprünglich hätte 1984 ein weiteres Donaukraftwerk in der Hainburger Au entstehen sollen,

einer der letzten beiden freien Fließstrecken der Donau in Österreich. Allerdings wurde dies

durch einen Protest von hunderten Projektgegnern verhindert, die den Bauplatz besetzten.

Dies war einem erhöhten Umweltbewusstsein der Bevölkerung geschuldet, die begann, neben

den energiewirtschaftlichen Vorteilen auch die negativen Effekte der Wasserkraft zu sehen

(Klinglmair & Bliem, 2013). Der Schluss, dass die österreichische Bevölkerung heutzutage

durch die negativen Effekte der Wasserkraft eine negative Einstellung ihr gegenüber hat ist

allerdings nicht zutreffend. Studien des Instituts für höhere Studien Kärntens, in denen 892

Personen befragt wurden, haben gezeigt dass 95,7% der Befragten eine sehr bis eher positive

Einstellung zur Wasserkraft im Allgemeinen aufweisen und 92,1% auch eine positive

Einstellung zum Bau weiterer Wasserkraftwerke in Österreich haben. Die Autoren erklären

diese positive Haltung durch Verbreitung und damit der Vertrautheit mit der

Wasserkrafttechnolgie (Klinglmair & Bliem, 2013). Eine weitere mögliche Erklärung für diese

Diskrepanz in der Wahrnehmung könnte auch die fehlende Sichtbarkeit der negativen

ökologischen Folgen der Wasserkraft sein. Diese Ansicht wird auch durch die Ergebnisse der

Befragung unterstützt. Während sich über 90% der Befragten über die positiven Effekte der

Wasserkraftnutzung im Klaren waren (CO2-Reduktion, Unabhängigkeit von Stromimporten

oder Deckung der steigenden Nachfrage), gaben nur knapp die Hälfe der Befragten an, dass

sich der Bau weiterer Wasserkraftwerke negativ auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt

(Klinglmair & Bliem, 2013).

Man kann also erkennen, dass die österreichische Bevölkerung tendenziell hinter dem Bau

neuer Wasserkraftanlagen steht, was für die politische Durchsetzbarkeit von Neubauten eine

große Rolle spielt und somit eine wichtige Voraussetzung für den Wasserkraftausbau darstellt.

Allerdings zeigt die Studie auch durch eine positive Zahlungsbereitschaft für zunehmende

Distanz eines Kraftwerks zum Wohnort, dass die Akzeptanz eines Kraftwerksprojektes mit

zunehmender Nähe zum Wohnort abnimmt und somit das Kraftwerk selbst als ein für die

eigene Lebensqualität negatives Objekt angesehen wird (Klinglmair & Bliem, 2013).

Topografisch gesehen weist Österreich die idealen Voraussetzungen für die

Wasserkraftnutzung auf: Wasserreichtum und starkes Gefälle sind wichtige Kennzahlen für

die Durchführbarkeit und Leistungsfähigkeit von Kraftwerken (Kaufmann, 2008).

Die Leistung eines Laufkraftwerks wird hauptsächlich durch zwei Kenngrößen bestimmt: die

Fallhöhe und den Durchfluss. Die Abflüsse bestimmen somit direkt den verfügbaren

Durchfluss und das Gefälle bestimmt die mögliche Fallhöhe, da bei höherem Gefälle der

Rückstau geringer ausfällt und somit die Machbarkeit verbessert wird. Um beispielsweise bei

einem Gefälle von 6cm pro Kilometer einen Meter aufzustauen muss man 16,7km

20

Page 21: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Flusskilometer stauen, während bei einem Gefälle von 40cm pro Kilometer der Rückstau nur

2,5km betragen würde.

Die Donau in Österreich bietet ideale Voraussetzungen für die Wasserkraftnutzung. In Tabelle

4 sind die Abschnitte der Donau mit ihren Kennzahlen aufgelistet. Österreichs Anteil an der

Donau liegt im Abschnitt "Obere Donau", der wie in der Tabelle ersichtlich mit durchschnittlich

37cm pro Kilometer das größte Gefälle aufweist. Wie im Kapitel 1.2 erwähnt liegt der

Durchschnitt in Österreich mit 42cm pro Kilometer sogar noch über diesem Wert.

Tabelle 4: Schiffbare Donauabschnitte (via donau, 2014)

Obere Donau Mittlere Donau Untere Donau Länge 624km 860km 931km Strom-km 2.414,72-1.791,33 1.791,33-931 931,00-0,00 Ø Gefälle pro km ~ 37cm ~ 8cm ~ 4cm Fallhöhe ~ 232m ~ 68m ~ 39m

Kombiniert mit den hohen Abflüssen (MQ 1.500 - 1.900m3/s) lassen sich somit diese guten

Voraussetzungen und die Tatsache, dass Österreich einer der Hauptstromerzeuger an der

Donau ist, erklären.

In den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zeigt sich eindeutig, dass bei

Wasserkraft Trade-Offs zwischen den positiven energiewirtschaftlichen und klimapolitischen

Effekten auf der einen Seite und den negativen ökologischen auf der anderen durchzuführen

sind. Einerseits verlangen und fördern einige Verordnungen und Richtlinien den Ausbau von

Wasserkraft, da diese eine annähernd CO2-neutrale Stromerzeugung ermöglicht. In diesem

Zusammenhang spielt das Kyoto-Protokoll eine Rolle, in dessen Rahmen sich Österreich

verpflichtet hat seine Treibhausgasemissionen, ausgehend vom Niveau 1990, bis 2012 um

13% zu senken (Pazdernik et al., 2012). Auch die Erneuerbare Energien Richtlinie der EU-

Kommission (2009/28/EG), durch die sich Österreich zur Erhöhung des Anteils an Energie aus

erneuerbaren Quellen am Brutto-Endenergieverbrauch auf 34%, verpflichtet hat, trägt zur

Förderung der Wasserkraft bei. Im Aktionsplan der österreichischen Bundesregierung wird die

zusätzliche Errichtung von Wasserkraft angestrebt (Kettner et al., 2010).

Diesen, die Wasserkraft eher fördernden, Rechtsvorschriften steht eine andere Richtlinie der

europäischen Union gegenüber: Die Wasserrahmenrichtlinie (RL 2000/60/EG). Das Hauptziel

dieser im Jahr 2000 in Kraft getretenen Richtlinie ist die "länderübergreifende und nachhaltige

Bewirtschaftung der Ressource Wasser und die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit

der Gewässer als Ökosysteme (BMLFUW, 2011)."

Maßstab für die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit ist hierbei der Zustand der

Gewässer. Die WRRL schreibt vor, dass bis 2015 alle natürlichen europäischen Gewässer

einen guten Zustand erreichen müssen. Dieser gute Zustand wird hierbei je nach Gewässertyp 21

Page 22: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

unterschiedlich definiert: Für Oberflächengewässer verlangt der gute Zustand einen guten

ökologischen Zustand und einen guten chemischen Zustand während er für Grundwässer

einen guten mengenmäßigen und guten chemischen Zustand fordert (BMLFUW, 2011). Eine

zusätzliche Auflage der WRRL ist ein Verschlecherungsverbot des Zustands der Gewässer

(BMLFUW, 2011). Dieses erschwert den Neubau von Wasserkraftwerken, da jedes

Wasserkraftwerk einen schwerwiegenden Eingriff in die Ökologie eines Gewässers darstellt

und somit zwangsläufig zu einer Verschlechterung des Zustandes führt. Eine Möglichkeit wie

trotzdem gebaut werden kann sind Ausgleichsmaßnahmen um die Verschlechterung

auszugleichen und somit den Zustand des Gewässers zu erhalten oder zu verbessern.

Diagramm 3: Risikoverteilung der Oberflächenwasserkörper in Österreich (BMLFUW, 2014)

Die WRRL hat allerdings nicht nur Einfluss auf den Neubau von Kraftwerken sondern auch auf

bestehende Anlagen. In Diagramm 3 sind die Risiken für Österreichs

Oberflächenwasserkörper angegeben, eingeteilt in die Bewertungsparameter der WRRL. Wie

zu erkennen ist sind die Hauptrisiken hierbei von hydromorphologischer Natur, zu deren

Auslösern auch Wasserkraftwerke gehören. Auch die Restwasserproblematik sowie Stau und

Schwall werden überwiegend durch Wasserkraftwerke verursacht. Da viele dieser Risiken

beseitigt werden müssen um den guten Zustand der Gewässer zu erreichen, wird es

notwendig sein diverse Verbesserungsmaßnahmen bei Wasserkraftanlagen zu setzen.

22

Page 23: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.3.3. Ökologische Auswirkungen der Wasserkraftnutzung durch Laufkraftwerke

Welche Auswirkungen und Kosten das für die Betreiber solcher Anlagen bedeutet wurde von

Stigler et al. (2005) untersucht.

Die Kosten für die Herstellung der Durchgängigkeit (Errichtung von FAHs) für Kraftwerke unter

10MW würden zum Studienzeitpunkt 90 Mio. € betragen. Für Kraftwerke über 10MW

zusätzliche 59-144 Mio. €. Außerdem müsste die Restwasserdotation von Ausleitungs- und

Speicherkraftwerken erhöht und die Dotation der neugeschaffenen FAHs mit eingerechnet

werden, was zu Verlusten des Regelarbeitsvermögen von 2,1-7% führt und die

Wirtschaftlichkeit mitunter gefährdet.

Weitere rechtliche Rahmenbedingungen, die die Wasserkraftnutzung beeinflussen, stellen die

Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die Vogelschutzrichtlinie, das Natura 2000 -

Gebietsmanagement und die Alpenkonvention dar.

Zum Potential, das Österreich bei der Nutzung von Wasserkraft noch zur Verfügung steht, gibt

das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft an, dass das wirtschaftliche

Restpotential 16.000GWh pro Jahr beträgt. Davon sollen bis 2015 gemäß der Energiestrategie

der österreichischen Bundesregierung 3.500GWh realisiert werden (BMLFUW, 2009).

Österreichs E-Wirtschaft (2014) rechnet zudem, wie am Anfang des Kapitels erwähnt, mit

einem Ausbau von 7.000GWh bis 2020. Beim Vergleich zwischen Restpotential und bereits

genutztem Potential fällt auf, dass bereits jetzt ca. 71% des wirtschaftlichen Gesamtpotentials

genutzt werden. Dieser Prozentsatz steigt bei Realisierung der Ausbaupläne auf 78% in 2015

bzw. auf 84% in 2020. Bei Betrachtung dieser Zahlen und der Tatsache, dass unter

Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte nicht das volle wirtschaftliche Potential

ausgeschöpft werden kann, lässt sich ein baldiges Ende des Ausbaus der Wasserkraft in

Österreich abschätzen.

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln öfters erwähnt hat die Nutzung der Wasserkraft zur

elektrischen Stromerzeugung großen Einfluss auf die Ökologie des Gewässers. In diesem

Kapitel werden speziell die Einflüsse von Laufkraftwerken näher erklärt und dargestellt.

Die Abbildung 4 gibt einen guten Überblick über die Auswirkungen von Stauanlagen, wie sie

bei allen Laufkraftwerken zu finden sind.

23

Page 24: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Abbildung 4: Ökologische Auswirkungen von Stauanlagen (Giesecke et al., 2014)

Zu den wohl bekanntesten Beeinträchtigungen durch Wasserkraftwerke zählt die

Unterbrechung des Gewässerkontinuums und somit die Errichtung einer Wanderungsbarriere

für Fische und Zoobenthos. Dies stellt ein großes Problem dar, da Fische auf die Heterogenität

ihres Lebensraumes und somit auf die Möglichkeit zu wandern angewiesen sind.

Beispielsweise zum Aufsuchen ihrer Laichplätze, um ihr Winterquartier zu beziehen oder um

Schutz vor Hochwasser zu finden (Giesecke et al., 2014).

Für den Geschiebehaushalt bedeutet die Errichtung einer Stauanlage zwei Dinge: einerseits

kommt es im Oberwasser durch die reduzierte Strömung zu einer Ablagerung von

Feinsedimenten und Schwebstoffen. Der Stauraum verlandet dadurch zunehmend (Giesecke

et al., 2014). Für die Ökologie bedeutet das, dass durch die Feinsedimentablagerungen die

Flusssohle kolmatiert und dadurch Schotterbänke, die als Laichplätze für kieslaichende Fische

und als Lebensraum für diverse Tiere nötig wären, verschwinden. Überdecktes organisches

Material verrottet am Flussgrund und führt dadurch zu Sauerstoffarmut. Die Kolmatierung führt

auch dazu, dass der Fluss vom Grundwasser abgetrennt wird und somit kein Austausch mehr

mit selbigen stattfindet, wodurch die Fähigkeit zur Selbstreinigung des Flusses stark

eingeschränkt werden kann. Andererseits führt diese Geschieberückhaltung dazu, dass es im

Unterwasser des Kraftwerks zu Eintiefungen im Flussbett kommt und dadurch die Verbindung

zwischen dem Fluss, seinen Nebenflüssen und seinen Augebieten abgetrennt werden kann

(Geiler et al., 2011). Auch die mit der Einstauung verbundene Stabilisierung des

Wasserstandes auf dem Stauziel bedeutet eine Reduktion der Wasserstandsdynamik und

kann eine Abkopplung von den potentiellen Überschwemmungsgebieten und Augebieten mit

sich bringen (Giesecke et al., 2014). Dies kann zur Austrocknung der Auen führen (Jungwirth

et al., 2014). Diese Entwicklung lässt sich auch im Nationalpark Donau-Auen beobachten. Die

Eintiefungen der Donausohle haben dort dazu geführt, dass der Niederwasserspiegel seit

1985 um einen halben Meter gefallen ist. Dadurch werden die Altwasserarme der Donau-Auen

bei Niederwasser nicht mehr durch die Donau bewässert und es kommt zu einer Austrocknung 24

Page 25: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.3.4. Kraftwerk Freudenau

und Verlust dieser Lebensräume. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken wurde bereits

1991 das ‛Flussbauliche Gesamtkonzept“ ins Leben gerufen, das neben anderen Maßnahmen

eine Sohlstabilisierung der Donau durch Granulometrische Sohlverbesserungen vorsieht

(Nationalpark Donau-Auen GmbH, 2014).

Die Reduktion der Strömung im Oberwasser hat eine direkte Auswirkung auf die Fauna und

Flora: manche Spezialisten sind auf bestimmte Strömungsbedingungen angewiesen. Dies

kann aufgrund der Ernährung oder des Sauerstoffbedarfs, der durch die reduzierte

Sauerstoffsättigung, als Folge geringerer Turbulenz, nicht mehr gedeckt werden kann, der Fall

sein (Giesecke et al., 2014).

Ein weiterer, oftmals unterschätzter Eingriff ist das Entfernen von Treibgut an den Rechen des

Kraftwerks. Neben anorganischem Abfall wird hierbei auch organisches Material entfernt, das

für diverse wirbellose Tiere eine wichtige Nahrungsquelle darstellt. Zudem dient Totholz als

natürliches strukturbildendes Element im Fluss und kann ein wichtiger Unterschlupf für Fische

sein und Kleinstlebensräume mit veränderter Strömung schaffen (Giesecke et al., 2014). Die

Fischarten, die am meisten von den Auswirkungen durch Laufkraftwerke betroffen sind, sind

strömungsliebende, kieslaichende Arten (Giesecke et al., 2014).

Die Planungen des bislang letzten großen Donaukraftwerks begannen im Jahr 1985 mit ersten

Entwürfen. Zwischen 1986 und 1988 wurde ein Wettbewerb durchgeführt, aus dem schließlich

das Projekt von TEAM 3C als Sieger hervorging. Am Ende des Jahres 1988 wurde der Entwurf

zur wasserrechtlichen Genehmigung eingereicht und am 31. Juli 1991 wurde diese erteilt.

Zusätzlich wurde in Wien eine Volksbefragung zum Kraftwerksbau durchgeführt, bei der sich

die Wiener Bevölkerung mehrheitlich für das Projekt aussprach (Verbund, 2014b).

Im Jahr 1992 begann der Bau des ersten großen Flusskraftwerks in einer Millionenstadt.

Dieser wurde in Nassbauweise durchgeführt und 1998 fertig gestellt (Verbund, 2009). Das

Krafthaus wäre für 7 Maschinensätze konzipiert gewesen, jedoch wurde diese Anzahl

reduziert und so wurden 6 Maschinensätze mit je einer Kaplanturbine (Laufraddurchmesser

7,5m) installiert. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Turbinen beträgt hierbei eine

Umdrehung pro Sekunde.

Die Aufstauung der Donau erfolgte in zwei Phasen: Im März 1996 wurde der Wasserspiegel

durch einen Teilstau um 6m erhöht, im November 1997 wurde der Vollstau mit einer Erhöhung

um 8,7m erreicht (Verbund, 2014b).

25

Page 26: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Neben dem eigentlichen Kraftwerk mit Krafthaus und Wehranlage zur Ableitung von

Hochwässern wurde zusätzlich eine Schleusenanlage und eine Fischaufstiegshilfe errichtet

(Abbildung 5).

Abbildung 5: Luftbildaufnahme des Kraftwerks Freudenau (Microsoft, 2014)

Die Fischaufstiegshilfe kann sowohl zum Aufstieg als auch zum Abstieg genutzt werden und

ist 1,1km lang (Verbund, 2009). Sie besteht aus einem Tümpelpass, der 2 der 8,7m

Höhendifferenz überwindet und einem Umgehungsbach, der die restlichen 6,7m ausgleicht

(Eberstaller et al., 2001). Als weitere wichtige ökologische Ausgleichsmaßnahme wurden

entlang des linken Donauufers an 9 verschiedenen Standorten (Habitat A-I) ca. 100m lange

Buchthabitate geschaffen. Sie zeichnen sich durch strömungsberuhigte Bereiche,

Flachwasserzonen und teilweise üppiges Pflanzenwachstum aus und sollen in der

Homogenität des Stauraums abwechslungsreiche Lebensräume für Fische und Amphibien

bieten (Verbund, 2009). Die Grundgedanken für die Anlegung und Gestaltung dieser waren

gemäß Massinger & Michlmayr (2003):

Landgewinnung für ökologische Gestaltung

Verbesserung der Verbindung zwischen den Augebieten oberhalb und unterhalb

Wiens

Beibehaltung veränderbarer Uferstrukturen

Erhaltung von Raum für natürliche Sukzession

Minimierung des Pflegeaufwandes

26

Page 27: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Seit 2011 werden aus der Kraftwerkzentrale des Kraftwerks Freudenau zudem die weiteren 8

großen Donaukraftwerke des Verbunds (mit Ausnahme von Jochenstein) gesteuert (Verbund,

2014b).

1.4 Beschreibung des Untersuchungsgebietes

Bevor die Standorte, an denen die Driftnetze positioniert waren, näher beschrieben werden,

bearbeitet dieses Kapitel zunächst die Charakteristika des Donauabschnitts im Stauraum

Freudenau im Ganzen. Der Stau erstreckt sich wie in Abbildung 6 zu sehen ist vom Kraftwerk

bei Stromkilometer 1.921 stromauf bis Stromkilometer 1.945 über eine Länge von 24km. Er ist

hierbei in drei Teilbereiche unterteilt: Zentraler Stau, Übergangsbereich und Stauwurzel. Von

den untersuchten Standorten

befinden sich zwei im Bereich der

Stauwurzel (Kuchelauer Hafen

[KH] und Durchstich [DS]) und

einer (Kritzendorf [KD]) einen

Kilometer stromauf der

Stauwurzel im Unterwasser des

KW Greifensteins. Der Standort

Durchstich befindet sich zwar im

Einflussbereich der Stauwurzel,

jedoch nicht direkt an der Donau

sondern in einem Seitenarm,

dem Klosterneuburger

Durchstich. In Abbildung 7 sind

die Untersuchungsstandorte wie

auch die Kraftwerke Freudenau

und Greifenstein, die den

Stauraum begrenzen,

dargestellt. Abbildung 6: Unterteilung des Stauraums Freudenau (Waidbacher & Straif, 2002)

27

Page 28: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Abbildung 7: Übersichtskarte des Untersuchungsgebiets – 1 = Standort Kritzendorf, 2 = Standort Kuchelauer Hafen, 3 = Standort Durchstich, 4 = Kraftwerk Greifenstein, 5 = Kraftwerk Freudenau (Microsoft, 2014)

28

Page 29: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

9

11

13

15

17

19

Temperaturverlauf an der Messstelle Nußdorf über den Untersuchungszeitraum [°C]

Erster Fangerfolg

Höchste Larvenabundanz

Vergleich des Abflusses während des Untersuchungszeitraums 2014 mit dem

Durchschnitt zwischen 1996 und 2013 [m3/s]

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

08.04

.14

15.04

.14

22.04

.14

29.04

.14

06.05

.14

13.05

.14

20.05

.14

27.05

.14

03.06

.14

10.06

.14

17.06

.14

24.06

.14

01.07

.14

08.07

.14

1.4.1. Hydrographische Verhältnisse

Für die Darstellung der Abflüsse während des Untersuchungszeitraum wurde auf Daten der

Messstation Korneuburg zurückgegriffen. Diese befindet sich auf Stromkilometer 1.941,46, am

linken Donauufer und zeichnet 5-Minuten-Werte auf (via donau, 2014).

Erster Höchste Larvenabundanz Fangerfolg

Diagramm 4: Vergleich des Abflusses während des Untersuchungszeitraums im Jahr 2014 (gelbe Linie) mit dem Durchschnittsabfluss aus den Jahren 1996-2013 (rote Linie) an der Pegelmessstelle Korneuburg (Datenquelle: via donau, 2015)

Diagramm 5: Wassertemperaturverlauf in Grad Celsius an der Messstelle Nußdorf (Datenquelle: via

donau, 2015)

29

Page 30: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.4.2. Standort Kritzendorf – Höflein an der Donau

Da die Messstelle Korneuburg keine Temperaturwerte aufzeichnet wurde hierfür die

Messstelle Nußdorf herangezogen. Diagramm 4 zeigt den Verlauf des Abflusses über den

Untersuchungszeitraum. Hierbei fällt auf, dass zwei größere Hochwässer während dieses

Zeitraums stattgefunden haben. Das erste erreicht am 17. Mai mit einem Abfluss von

5.001m3/s und 567cm Wasserstand an der Pegelmessstelle Korneuburg seinen Höhepunkt.

Das zweite Hochwasser erreichte am 29. Mai einen Höchststand von 4.449m3/s.

Durch diese Hochwasserereignisse wurde die Feldarbeit beeinflusst, da im Zuge der

Hochwässer Netze beschädigt und überschwemmt wurden, wodurch einige Netze temporär

nicht genutzt werden konnten. So konnte in der Woche vom 19. Mai bis zum 25. Mai nur an

einem Tag beprobt werden und das nur unvollständig (Ausfall von Standort Durchstich). In der

Folgewoche wurde ebenfalls nur ein Tag beprobt, an diesem aber alle Netze. Eine Übersicht

zu ausgefallenen Netzen ist in Kapitel 2.2. zu finden, während genauere Angaben nach

Standorten unterteilt in den folgenden Standortbeschreibungen zu finden sind.

Im Vergleich der Diagramme ist auch gut zu erkennen welchen Einfluss das Abflussregime auf

die Wassertemperatur hat. So kam es durch die Hochwässer vom 19. und 29. Mai zu

Temperaturabsenkungen von über 3°C. Während des Untersuchungszeitraums herrschte eine

Durchschnittswassertemperatur von 14,7°C. Das Maximum von 19,3°C wurde am 14. Juni

erreicht und das Minimum von 9,9°C am 18. Mai.

Der Standort Kritzendorf liegt an der Grenze zwischen den Orten Kritzendorf und Höflein an

der Donau und ist somit der am weitesten stromauf liegende der drei Standorte. Im Vergleich

dazu befindet sich der gleichnamige Standort aus dem Untersuchungsjahr 2013 2,2km weiter

stromab auf Höhe des Strandbades Kritzendorf. Der Standort Kritzendorf des

Untersuchungsjahres 2014 befindet sich am oberen Ende des Stauraumes Freudenau bzw.

im Unterwasser des 3 Kilometer stromauf liegenden Donaukraftwerkes Greifenstein. An dieser

3 Kilometer langen unterbrechungsfreien Strecke zwischen dem Untersuchungsstandort und

dem Kraftwerk Greifenstein waren keine Schotterbänke die für die typischen kieslaichenden

Donaufischarten zum Ablaichen geeignet wären bekannt. Dies war ein Grund wieso der

Standort zur Untersuchung ausgewählt wurde. Die ursprüngliche Annahme war, dass keine

Reproduktion der kieslaichenden Arten stattfinden kann und deshalb nur Larven von Cottiden

und Gobiiden erwartet wurden, die den dort vorherrschenden Blockwurf (eine technische

Uferbefestigungstechnik mit groben Steinblöcken) zum Laichen nutzen können. Ein weiterer

Grund für die Wahl des Standortes war, dass er sich nur 750 Meter stromauf des Einlaufs zum

Durchstich befindet, was ihn eignet um Fänge vom Standort Kritzendorf mit jenen des

30

Page 31: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.4.3. Standort Kuchelauer Hafen

Durchstichs zu vergleichen und um mögliche Abweichungen in Menge und

Gruppenzusammensetzung festzustellen.

Die Donau ist am Standort Kritzendorf ca. 300m breit. Die Driftnetze wurden am rechten

Donauufer errichtet. Die Wassertiefe beim Netzstandort lag bei mindestens 80cm (bei einem

Abfluss von 1.410m3/s). Die GPS Koordinaten des Standortes sind: N 48° 35` 05,6’’ E 016°

28` 31,9’’. In Abbildung 7 ist der Standort mit der Nummer 1 eingezeichnet. Zudem ist ein Bild

der errichteten Konstruktion am Standort in Abbildung 8 zu sehen.

Abbildung 8: Driftnetzkonstruktion am Blockwurf am Standort Kritzendorf

Der zweite sich in der Donau befindende Untersuchungsort liegt auf Stromkilometer 1.935,7

und wird als Kuchelauer Hafen bezeichnet, da er sich auf dessen Höhe befindet. Allerdings

liegt auch er im Hauptstrom und nicht im Hafen selbst (vgl. Abbildung 9). Auch dieser Standort

liegt am rechten Donauufer ca. 10 Kilometer stromab des Standortes Kritzendorfs und 15,6

Kilometer oberhalb des Kraftwerks Freudenau. Nach der Charakterisierung der Staubereiche

befindet sich dieser Punkt am unteren Ende der Stauwurzel des Kraftwerks. Ein weiterer

wichtiger Bezugspunkt ist die Probennahmestelle "Donauinsel" der vorjährigen Untersuchung

von Gruber & Gstöttenmayr (2013), die sich am linken Donauufer auf beinahe der gleichen

Höhe (Stromkilometer 1.936) befindet. Dies war ein Auswahlgrund für den Standort der

Untersuchungsstelle um die vorjährigen Ergebnisse der Schotterbank auf dem linken

Donauufer mit jenen dieser Arbeit am rechten Donauufer in Menge und

Artenzusammensetzung der Larven zu vergleichen. Weiters wurde diese Stelle ausgewählt 31

Page 32: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.4.4. Standort Durchstich

um einen Vergleich mit der Untersuchungsstelle Kritzendorf ziehen zu können, da diese

Standorte sich in diversen Faktoren (Uferstruktur, Fließgeschwindigkeit, Tiefe, Uferseite) stark

gleichen. Insbesondere im Hinblick auf die Überprüfung der Artenzusammensetzung unter

Berücksichtigung der Annahme der fehlenden Laichplätze am Standort Kritzendorf. Zwischen

den Standorten Kritzendorf und Kuchelauer Hafen wurden am rechten Donauufer

Buhnenfelder und Schotterbänke angelegt (Waidbacher und Straif, 2002). Dadurch wurden

am Standort KH Larven von Kieslaichern erwartet.

Abbildung 9: Driftnetzkonstruktion am Blockwurf am Standort Kuchelauer Hafen

Die Donau ist auf Höhe der Untersuchungsstelle Kuchelauer Hafen 265m breit. Bei einem

Abfluss von 1.410m3/s an der Messstelle Korneuburg beträgt die dortige Wassertiefe ca. 70cm.

Die vorherrschende Uferstruktur ist hier ebenfalls Blockwurf. In der Abbildung 7 ist der Standort

der Konstruktion mit der Nummer 2 eingezeichnet, die GPS-Koordinaten dieser Stelle sind: N

48° 28` 17,6’’ E 016° 35` 30,2’’.

Der Standort Durchstich ist der einzige Untersuchungsort, der sich nicht im Hauptstrom der

Donau befindet. Er liegt in einem Seitenarm der Donau, dem Klosterneuburger Durchstich.

Dieser ist 7,2km lang, liegt am rechten Donauufer und hat die Aufgabe die Klosterneuburger

32

Page 33: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Au zu bewässern. Einen Überblick über die Klosterneuburger Au und den Durchstich liefert

Abbildung 10. Da der Durchstich ein geringeres Gefälle aufweist ist seine Fließgeschwindigkeit

geringer als die der Donau selbst, aus der er gespeist wird und in die er auch wieder mündet

(Jäger, 2007). Zusätzlich ist er mit dem Gschirrwasser verbunden und auch mit

strömungsberuhigten

Altwasserbereichen, die

stagnophilen, krautlaichenden

Arten als Laichplatz dienen

können. Die Frage ob dieses

System tatsächlich als Laichgebiet

genutzt wird war der Grund für die

Auswahl des

Untersuchungspunktes. Der

Standort der Konstruktion befindet

sich ca. 1,2km stromauf der

Mündung in den Hauptstrom der

Donau direkt vor der

Strandbadstraßenbrücke in der

Nähe des Essl Museums. Die GPS-

Daten des Untersuchungspunktes

sind: N 48° 30` 23,8’’ E 016° 33`

36,3’’. Um zu prüfen ob im

Durchstich selbst abgelaicht und

sich Larven entwickeln können

werden die dortigen Fänge vor

allem im Hinblick auf die Abbildung 10: Überblick der Klosterneuburger Au (Jäger, 2007)

Gruppenzusammensetzung mit

den anderen Standorten

verglichen. Es wird erwartet, dass der Durchstich bei eigener Reproduktion aufgrund

unterschiedlicher abiotischer Verhältnisse eine andere Gruppenzusammensetzung aufweist.

Sollte es zu einer statistisch nachweisbaren Abweichung in der Gruppenzusammensetzung

geben ist somit davon auszugehen, dass der Durchstich als Laichgebiet genutzt wird.

Andernfalls kann angenommen werden, dass vorkommende Larven ausschließlich aus der

Donau eingedriftet werden und hier ein strömungsberuhigtes Refugium für die

Jugendentwicklung finden.

33

Page 34: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.4.5. Im Untersuchungsgebiet vorkommende Fischarten und der Vorgang der Fischlarvendrift

In Abbildung 7 ist der Standort auf der Karte und in Abbildung 11 in Detailansicht als Foto zu

sehen. Bei dieser Stelle wurden die Driftnetze an der rechten Uferseite montiert, da sie sich

so in einer Außenkurve befanden und besser angeströmt wurden. Der Durchstich ist an dieser

Stelle ca. 6m breit und 50cm tief bei einem Donauabfluss von 1.410m3/s an der Messstelle

Korneuburg. Da an dieser Stelle eine Einschlagkonstruktion verwendet wurde musste die

Eintauchtiefe der Konstruktion immer wieder dem stark schwankenden Wasserstand

angepasst werden. Zur Zeit des Hochwasser am 17. Mai wurde die Brücke überflutet und der

Wasserstand erreichte eine Höhe von ca. 4m wodurch auch die Fangkonstruktionen

unzugänglich waren und der Standort erst ab 5. Juni wieder beprobt werden konnte.

Abbildung 11: Konstruktion im Wasser am Standort Durchstich

Im gesamten Donaueinzugssystem existieren 118 verschiedene Fischarten. Von diesen sind

fünf Arten endemisch, während 15 Arten eingeschleppt wurden (Froese & Pauly, 2014). In

Österreich wurden bei Erhebungen in den Jahren vor 1998 60 Arten festgestellt von denen 52

langfristig in der Donau bekannt sind. Etwa die Hälfte der autochthonen Arten gilt als gefährdet

(Schiemer & Waidbacher, 1998).

34

Page 35: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Im Rahmen des Projekts Freudenau konnten im heutigen Stauraum des Kraftwerks Freudenau

(vor der Errichtung des Kraftwerks und danach) 60 Fischarten nachgewiesen werden. In der

Tabelle 5 sind die Arten sowie der Zeitpunkt ihres Nachweises im Rahmen der limnologischen

Beweissicherungen ersichtlich.

Tabelle 5: Nachgewiesene Fischarten vor dem Bau des Kraftwerks Freudenau (93/94), im Zuge der 1.Kontrolle nach Vollstau (99/00) und im Zuge der laufenden 2.Kontrolle (2013 und 2014) geordnet nach Rheophilie (Waidbacher, 2014)

Art 93/94 99/00 2013 2014

Sterlet Acipenser ruthenus + + Bachforelle Salmo trutta fario + + + + Huchen Hucho hucho + + Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss + + + Nase Chondrostoma nasus + + + + Barbe Barbus barbus + + + + Frauennerfling Rutilus pigus + + + + Hasel Leuciscus leuciscus + + + + Strömer Telestes souffia + Aitel Squalius cephalus + + + + Russnase Vimba vimba + + + + Elritze Phoxinus phoxinus + Weißflossengründling Romanogobio vladykovi + + + + Steingreßling Romanogobio uranoscopus + Schmerle Barbatula barbatula + + + Schneider Alburnoider bipunctatuts + + Koppe Cottus gobio + + + + Donaukaulbarsch Gymnocephalus baloni + + Schrätzer Gymnocephalus schraetser + + + + Zingel Zingel zingel + + + + Streber Zingel streber + + + + Nerfling Leuciscus idus + + + + Zobel Ballerus sapa + + + + Zope Ballerus ballerus + + + Sichling Pelecus cultratus + + + Schied Aspius aspius + + + + Steinbeißer Cobitis taenia + + + Gründling Gobio gobio + + + Aalrutte Lota lota + + + + Aal Anguilla anguilla + + + + Hecht Esox lucius + + + + Rotauge Rutilus rutilus + + + + Laube Alburnus alburnus + + + + Güster Abramis bjoerkna + + + + Brachse Abramis brama + + + + Giebel Carassius gibelio + + + + Flussbarsch Perca fluviatilis + + + + Zander Sander lucioperca + + + + Marmorierte Grundel Proterorhinus semilunaris + + + + Kesslergrundel Neogobius kessleri + + +

35

Page 36: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Nackthalsgrundel Babka gymnotrachelus + + + Schwarzmundgrundel Neogobius melanostomus + + + Wels Silurus glanis + + + + Kaulbarsch Gymnocephalus cernua + + + + Karpfen Cyprinus carpio + + + + Rotfeder Scardinius erythrophtalmus + + + + Bitterling Rhodeus amarus + + + + Schleie Tinca tinca + + + + Wolgazander Sander volgensis + + + + Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus + + + + Silberkarpfen Hypophthalmichthys molitrix + Zwergwels Ameiurus melas + Renken Coregonus sp. + + + Karausche Carassius carassius + + + + Schlammpeitzger Misgurnus fossilis + + Während der laufenden 2. Kontrolle (13/14) erstmalig nachgewiesene Arten:

Äsche Thymallus thymallus + + Kesslergründling Romanogobio kessleri + + Blaubandbärbling Pseudoraspora barva + + Sonnenbarsch Lepomis gibbosus + + Bachneunauge (Querder) + Gesamt 49 48 46 50

Bei Betrachtung der Tabelle fällt auf, dass vier Arten nur vor der Errichtung des Kraftwerks

gefunden wurden (Elritze, Silberkarpfen, Steingreßling und Strömer) während 11 andere erst

seit dem Kraftwerksbau gefunden werden konnten. Von den 11 neu nachgewiesen Arten sind

nur 5 autochthone Arten während die restlichen 6 eingewanderte oder besetzte Arten

darstellen. Die nicht autochthonen Arten sind der Blaubandbärbling, der Sonnenbarsch, der

Zwergwels, sowie die drei Grundelarten Kesslergrundel, Nackthalsgrundel und

Schwarzmundgrundel). Das autochtone Vorkommen der Marmorierten Grundel in der

österreichischen Donau ist in der Wissenschaft nicht ausreichend geklärt. Gegenwärtig dehnt

sich ihr Verbreitungsgebiet jedenfalls westwärts aus.

Studien zur Reproduktion wurden im Rahmen des Forschungsprojekts erstmals 2013

durchgeführt wobei 15 Arten genetisch nachgewiesen werden konnten.

Fischlarvendrift

Sämtliche Fischarten durchlaufen im Zuge ihres Lebens einen ständigen Wechsel zwischen

stationären Phasen und Migrationsphasen. Je nachdem in welchem Alter und welchen

Zustand sie sich befinden sind die Gründe hierfür unterschiedlich: Adulte Fische wechseln

ihren Aufenthaltsort beispielsweise um zu ihren Laichgründen zu gelangen um dort für

Nachkommen zu sorgen. Ein anderer Grund wäre, dass es die äußeren Umstände erfordern

36

Page 37: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

im Fall von sich ändernden Strömungsverhältnissen (beispielsweise bei Hochwasser) oder

Futtermangel (Pavlov et al., 2008).

Mögliche Arten der Migration sind in Abbildung 12 dargestellt. Zu welcher Art der Migration die

Fische in der Lage sind wird hierbei von ihrer Schwimmfähigkeit bestimmt. Bei adulten Fischen

laufen diese Vorgänge oft aktiv ab. Das heißt ihre Schwimmfähigkeiten verleihen ihnen sowohl

die Möglichkeit sich mit dem Strom in einer höheren Geschwindigkeit als die Strömung selbst

zu bewegen oder sich auch gegen den Strom fortzubewegen und somit in stromauf gelegene

Habitate zu migrieren. Diese Form der Migration findet hauptsächlich tagsüber statt. Larven

hingegen sind in ihrer Schwimmfähigkeit noch so stark eingeschränkt, dass sie der Strömung

nicht standhalten können. Sie werden von ihr mitgerissen und bewegen sich somit mit

Strömungsgeschwindigkeit stromab. Diese Art wird als passive Drift bezeichnet und findet

hauptsächlich nachts, in der Dämmerung oder bei hohen Strömungsgeschwindigkeiten statt

(Pavlov et al., 2008). Eine Form der Migration, die Merkmale beider Migrationsformen aufweist

ist die aktiv-passive Migration. Bei ihr ist die Schwimmfähigkeit der Fische eingeschränkt,

häufig aufgrund von Hunger oder kalten Temperaturen. Die Fische besitzen hier die Fähigkeit

sich gegen den Strom auszurichten und gegen die Strömung anzuschwimmen, sodass sie

langsamer als die Strömungsgeschwindigkeit stromab migrieren. Bei Formen der Migration bei

denen der passive Transport durch das Wasser vorherrschenden ist wird auch von Drift

gesprochen (Pavlov et al., 2008).

Abbildung 12: Mögliche Formen der Fischmigration (Pavlov et al., 2008 nach Pavlov, 1979)

37

Page 38: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Bereits der Entstehungsprozess der Larven beginnt mit einer aktiven Form der Migration. Die

adulten Fische suchen geeignete Laichplätze auf, an denen die Weibchen ihre Eier abgeben

und die Männchen sie befruchten. Der Vorgang des Ablaichens, die Wahl des jeweiligen

Laichplatzes ebenso wie die Anzahl und Entwicklungsdauer der Eier unterscheidet sich stark

bei den einzelnen Arten. Durch das Laichsubstrat und das Ablaichverhalten können die

Fischarten in Reproduktionsgilden zusammengefasst werden (Spindler, 1997).

Der Vorgang der Befruchtung erfolgt in der Regel durch die Abgabe von Rogen und Milch in

das freie Wasser. Die Eier der meisten Fischarten sind klebrig und schwerer als Wasser,

sodass sie zu Boden sinken und an Substrat oder Wasserpflanzen anhaften. Die

Entwicklungsdauer der Eier wird hier neben der Fischart stark von der Wassertemperatur

beeinflusst. Für die einzelnen Fischarten werden hierbei Tagesgradwerte angegeben

(Beschreibung des Konzepts der Tagesgrade in Kapitel 2.5) nach deren Erreichen die Larven

schlüpfen. Je nach Fischart können zwischen Eiablage und Schlupf ein paar Stunden oder

Monate liegen (Muus, 1993).

Nach der Befruchtung entwickelt sich im Ei der Embryo. Ein Entwicklungsschritt stellt hierbei

das Augenpunktstadium dar, zu dessen Zeitpunkt die Augenpunkte des Embryos zu erkennen

sind. Während der Zeit im Ei ernährt sich der Embryo von der vorhandenen Dottermasse. Zum

Zeitpunkt des Schlupfes befindet sich der Rest der Dottermasse eingeschlossen im Magen als

Dottersack. Mit dem Schlüpfen wird das Larvenstadium erreicht. In der ersten Zeit ernährt sich

die Larve hierbei vom Dottersack, weshalb man die Larve in diesem Stadium als

Dottersackbrut bezeichnet (Schreckenbach, 2012). Dieses Stadium verbringen die Larven

artspezifisch auf unterschiedliche Art. So heften sich viele Cyprinidae nach dem Schlupf mit

Hilfe von Klebedrüsen an Pflanzenwerk. Andere Arten wiederum verstecken sich in Kies und

Schotter (Muus, 1993).

Mit dem Aufbrauchen des Dottersacks werden die Larven als fressfähige Brut bezeichnet, da

sie ab diesem Zeitpunkt Nahrung finden und zu sich nehmen müssen um zu überleben

(Schreckenbach, 2012). Die Notwendigkeit der Nahrungssuche stellt auch einen der

Hauptgründe für den Eintritt in die Drift dar (Pavlov et al., 2008).

Die Migration der Larven, mit der sich diese Arbeit beschäftigt findet aufgrund ihrer

eingeschränkten Schwimmfähigkeiten passiv bis aktiv-passiv statt (vgl. Abbildung 12). Durch

diese Tatsache können die Larven mittels Driftnetzen erfolgreich gefangen werden, da sie nur

bedingt gegen die in den Netzen herrschende Strömung anschwimmen können und somit aus

eigener Kraft diese nicht verlassen können bzw. ein Hineindriften nicht verhindern können.

Durch die Drift gelangen die Larven von den Laichgründen, an denen sie geschlüpft sind, zu

Habitaten, an denen sie bessere Bedingungen für ihr Jugendwachstum finden. Somit stellt 38

Page 39: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

dieses Verhalten eine Adaption dar um die Einflüsse einer wechselnden Umwelt so gering wie

möglich zu halten und dadurch die Überlebenschance der einzelnen Larven und damit den

Reproduktionserfolg der Art zu erhöhen (Pavlov et al., 2008). Es ist daher bei der Betrachtung

eines Gewässers ebenso wichtig auf potentielle Aufwachsgebiete für Jungfische und Larven

zu achten wie auf die Laichgebiete in denen sie reproduziert werden können.

39

Page 40: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

1.5 Forschungsfragen und Hypothesen Dieses Kapitel widmet sich der Aufstellung der zentralen Forschungsfragen dieser Arbeit

sowie den dazugehörigen Testhypothesen.

Folgende Forschungsfragen wurden aufgestellt und sollen mit dieser Arbeit beantwortet

werden:

1. Bieten die beiden Donaustandorte unterschiedlich gute Möglichkeiten für die

Reproduktion gleicher Fischarten?

Hierbei soll überprüft werden ob die Gebiete stromauf der beiden Standorte Kritzendorf und

Kuchelauer Hafen (von denen die in Kritzendorf und Kuchelauer Hafen eingedriften Larven

stammen) unterschiedliche Laichbedingungen bieten. Aufschlüsse über mögliche

Unterschiede sollen hierbei die Betrachtung und der Vergleich der absoluten

Larvenhäufigkeiten der beiden Hauptstromstandorte liefern.

Zudem soll ein Vergleich der Gruppenzusammensetzung der beiden Standorte klären ob

typische Fischfamilien für den jeweiligen Standort existieren, die dort aufgrund besserer

Bedingungen für Reproduktion vermehrt vorkommen. Hierzu wurde folgende Testhypothese

formuliert:

H0: Die Gruppenzusammensetzungen der Standorte Kritzendorf und Kuchelauer Hafen

unterscheiden sich nicht voneinander.

2. Findet im Durchstich Laichtätigkeit statt?

Sollte im Durchstich eigenständige Reproduktion stattfinden, wird erwartet dass dort andere

Arten laichen als bei den beiden Donaustandorten Kritzendorf und Kuchelauer Hafen, da die

Voraussetzungen dort andere Fischfamilien begünstigen (hauptsächlich stagnophile Arten, die

vorrangig aus der Familie der Cyprinidae aber auch aus jener der Percidae stammen). Die

andere Möglichkeit, wie Fischlarven in den Durchstich gelangen können, wäre, indem sie aus

der Donau eindriften. In diesem Fall würde sich die Gruppenzusammensetzung mit jener der

beiden Donaustandorte decken bzw. ähneln. Daher wurde folgende, ebenfalls mittels

Kreuztabelle zu prüfende, Testhypothese aufgestellt:

H0: Die Gruppenzusammensetzung des Standortes Durchstich unterscheidet sich nicht

von jener der Standorte Kritzendorf und Kuchelauer Hafen.

40

Page 41: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3. Bestimmen die ausgewählten Einflussfaktoren die

Überlebenswahrscheinlichkeit der Larven während der Drift?

Für die Beantwortung dieser Forschungsfrage werden die Anteile an gefangenen toten und

lebenden Larven mit drei verschiedenen Einflussfaktoren abgeglichen:

dem Standort

der morphologischen Gruppe

der Netzpositionierung

Daraus leiten sich folgende Testhypothesen ab:

H0: Der Standort hat keinen Einfluss auf die Anteile an gefangenen toten und lebenden

Larven.

H0: Die morphologische Gruppe hat keinen Einfluss auf die Anteile an gefangenen toten

und lebenden Larven.

H0: Die Netzpositionierung hat keinen Einfluss auf die Anteile an gefangenen toten und

lebenden Larven.

41

Page 42: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

2. Material und Methoden

Die Untersuchungen zu dieser Arbeit fanden einerseits direkt in der Donau an den

Stromkilometern 1.935,7 und 1.946 und andererseits in einem Seitengewässer zur Donau,

dem Klosterneuburger Durchstich, statt. Die Untersuchungsstellen lagen alle an der

orographisch rechten Uferseite des Hauptstroms.

2.1 Konstruktion der Driftnetze

Wie in der Arbeit von Gruber & Gstöttenmayr (2013) wurde auch im Zuge dieser Masterarbeit

in Anlehnung an Schmutz & Unfer (1995), ein gleichseitiges Dreieck als Einlassöffnung für die

Driftnetze gewählt.

Die beiden Dreiecke wurden direkt nebeneinander gegengleich in einen Aluminiumrahmen

angeschweißt (Abbildung 13). Die gegengleiche Aufstellung (A= Uferseite, V= Flussseite) soll

Aufschlüsse bringen ob Fischlarven in einer bestimmten Wassertiefe driften. Außerdem kann

mit Hilfe der Dreiecke beobachtet werden ob sich die Drift stärker in der Nähe des Ufers

(Dreieck A) oder an der Flussseite (Dreieck V) stattfindet. Neben diesem Zusatznutzen

erleichtert die Wahl derselben Fangkonstruktion wie im Vorjahr die Vergleichbarkeit mit den

Ergebnissen des Vorjahres von Gruber & Gstöttenmayr (2013), was von großer Wichtigkeit

ist, da diese Arbeit auf den Erkenntnissen vom Vorjahr aufbaut und daher die Vergleichbarkeit

der Daten gegeben sein muss.

Die 5m langen Führungsnetze (Maschenweite 1,4mm) mit den anschließenden 60cm langen

Auffangnetzen (Abbildung 13) wurden mit Kabelbindern an den Dreiecken montiert und die

gesamte Driftnetzkonstruktion mit Hilfe von Eisenstangen im Sediment an den jeweiligen

Standorten eingeschlagen, sodass die Netze exakt die obersten 40cm der Wassersäule

abdeckten. Die Auffangnetze konnten durch einen Reißverschluss von den Führungsnetzen

abgetrennt werden um den Driftinhalt zu entleeren. An Standorten mit Blockwurf wurden

Abbildung 13: Aluminiumrahmen mit den beiden Dreiecken "V" = Flußseite "A" = Uferseite sowie das gesamte Netz mit den 5m langen Führungsnetzen und den 60cm langen Auffangnetzen

42

Page 43: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Balkenkonstruktionen verwendet. Dies war aufgrund zweier Besonderheiten der

Blockwurfstandorte notwendig: einerseits sind die Ufer an diesen Standorten stark abfallend,

wodurch die Wassertiefe zu hoch wurde für die Befestigung mit Eisenstangen. Zudem machte

es der steinige Untergrund schwer bis unmöglich die Stangen einzuschlagen.

Als Maßnahme zur Kennzeichnung des jeweiligen Untersuchungsstandortes wurde am

Aluminiumrahmen und am Netzende jeweils eine Signalboje befestigt um die Sichtbarkeit zu

verbessern und dadurch Schifffahrt und andere Nutzer der Donau vor dem Hindernis zu

warnen. Hauptsächlich davon betroffen waren Rudersportler, weswegen auch ein Aushang

mit Beschreibung und Stromkilometerangabe der Untersuchungsstellen für das Vereinsheim

des örtlichen Rudervereins, der Normannen, angefertigt wurde. Zusätzlich wurde am Ufer ein

Schild aufgestellt, das den jeweiligen Standort als Untersuchungsstelle der Universität für

Bodenkultur auswies.

Hohe Strömungsgeschwindigkeiten und Durchflüsse der Donau erforderten eine stabile

Befestigung der Driftnetze an den Standorten Kritzendorf und Kuchelauer Hafen. Daher wurde

im Zuge dieser Untersuchungen eine Holzkonstruktion für diese beiden Probestellen, welche

sich durch Blockwurf auszeichnen, entworfen. Die Netze waren an den Aluminiumrahmen mit

Kabelbindern befestigt. Dieser Rahmen wurde auf ein breites Holzstück mit großen

Kabelbindern fixiert welcher dann mit einem Scharnier auf einen 4m langen Balken

angeschraubt wurde (Abbildung 14). Die Länge des Holzstückes entsprach der Breite des

Aluminiumrahmens (80cm), während Breite und Tiefe im Trial-and-Error-Verfahren so gewählt

wurden, dass ausreichend Auftrieb erzeugt wurde um die Gesamtkonstruktion schwimmfähig

zu gestalten und um eine angemessene Eintauchtiefe der Rahmenöffnungen zu erreichen.

Dies ermöglichte eine automatische Anpassung der Konstruktion hinsichtlich unterschiedlicher

Wasserstände und somit eine konstante Eintauchtiefe. Der Standort Durchstich, der mit der

ersterwähnten Konstruktion beprobt wurde, musste händisch an geänderte Wasserstände

angepasst werden. Das Scharnier, das den 4-metrigen Auslegerbalken mit dem Holzstück

verband, hielt die Konstruktion stets in der Waage (Oberkante parallel zur Wasseroberfläche).

Am Blockwurf wurden Löcher gebohrt und darin Ösenschrauben befestigt. Dadurch konnte

der lange Balken, an dessen Ende sich ebenfalls eine Ösenschraube befand, mit Hilfe eines

Karabiner am Ufer befestigt werden. Am Alurahmen wurden an zwei Stellen (jeweils am

oberen und unteren Querbalken) Stahlseile befestigt um die Konstruktion gegen die Strömung

zu spannen (Abbildung 14). Die Stahlseile wurden an weiteren, im Blockwurf befestigten,

Ösenschrauben oder an stabilen Uferstrukturen (vorwiegend dicke Äste und Stämme) der

Ufervegetation befestigt. Die Länge der Seile wurde so gewählt, dass der Ausleger in einem

43

Page 44: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

90° Winkel vom Ufer abstand, wodurch die Einlassöffnungen direkt gegen die

Strömungsrichtung orientiert waren.

Abbildung 14: Balkenkonstruktion mit darauf befestigtem Aluminiumrahmen und Netzen sowie die Balkenkonstruktion im Wasser (Standort Kritzendorf)

Um den Driftinhalt leichter entleeren zu können wurden an den Reißverschlüssen Schnüre

angebunden und am Ufer befestigt. Somit konnten die Auffangnetze vom Ufer aus

herangezogen, abgemacht, entleert und wieder befestigt werden.

2.2 Zeitlicher Ablauf und Kontrolle

Die Probennahmen erfolgten im Jahr 2014 im Zeitraum von 9. April bis 8. Juli. Zu Beginn der

Untersuchungszeit wurden die Driftnetze dreimal in der Woche für je 24 Stunden exponiert.

Aufgrund der hohen Fangzahlen wurden die drei Beprobungstage nach drei Wochen auf zwei

reduziert. Zu Beginn der Untersuchungen befanden sich noch keine Fischlarven in den

Driftnetzen, was darauf hindeutet, dass die Driftsaison nicht vor der Probennahme gestartet

hatte.

Tabelle 6: Dauer der Driftnetzuntersuchung: Tage ohne Farbcode symbolisieren, dass an diesen Tagen keine Proben genommen wurden, gelb = Beprobungstag jedoch ohne Fangerfolg, grün = Beprobungstagtag mit Fangerfolg von Larven, orange= ein od. mehrere Netze ausgefallen

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 7. April 8. April 9. April 10. April 11. April 12. April 13. April

14. April 15. April 16. April 17. April 18. April 19. April 20. April 21. April 22. April 23. April 24. April 25. April 26. April 27. April 28. April 29. April 30. April 1. Mai 2. Mai 3. Mai 4. Mai 5. Mai 6. Mai 7. Mai 8. Mai 9. Mai 10. Mai 11. Mai 12. Mai 13. Mai 14. Mai 15. Mai 16. Mai 17. Mai 18. Mai 19. Mai 20. Mai 21. Mai 22. Mai 23. Mai 24. Mai 25. Mai 26. Mai 27. Mai 28. Mai 29. Mai 30. Mai 31. Mai 1. Juni 2. Juni 3. Juni 4. Juni 5. Juni 6. Juni 7. Juni 8. Juni 9. Juni 10. Juni 11. Juni 12. Juni 13. Juni 14. Juni 15. Juni 16. Juni 17. Juni 18. Juni 19. Juni 20. Juni 21. Juni 22. Juni 23. Juni 24. Juni 25. Juni 26. Juni 27. Juni 28.Juni 29. Juni 30. Juni 1. Juli 2. Juli 3. Juli 4. Juli 5. Juli 6. Juli 7. Juli 8. Juli

44

Page 45: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Aufgrund von Beschädigungen an den Driftnetzen, Überflutungen durch Hochwässer und

anderen Problemen konnten nicht immer von allen Netzen Proben genommen werden. Tage

an denen dies der Fall war sind in der Tabelle 6 orange gekennzeichnet. Auf die Gründe und

das Ausmaß der jeweiligen Ausfälle wird im weiteren Verlauf der Arbeit näher eingegangen.

2.3 Probenaufarbeitung

Das Material, das sich nach 24-stündiger Exponierungsdauer in den Sammelnetzen befand,

wurde in kleine Kübel überführt und mit Wasser aufgegossen. Hierbei entsprach ein Netz einer

Probe und somit wurde der Inhalt jedes Netzes getrennt gesammelt. Da bei der Probennahme

nicht nur die Fischlarven, sondern auch Makrozoobenthos, Schweb- und Schwimmstoffe

eingedriftet wurden, mussten die Proben im Labor der Universität für Bodenkultur

aufgearbeitet werden. Während der gesamten Arbeitszeit im Labor wurde unter sehr sauberen

Bedingungen gearbeitet um die genetische Auswertung nicht zu beeinflussen. Es wurden

Latex-Handschuhe getragen und die Pinzetten wurden nach jedem Larvenkontakt abgeflammt

um eine Kontamination zu vermeiden. Der Netzinhalt wurde portionsweise unter Zugabe von

Wasser auf Schlemmtassen gründlich nach Fischlarven und Jungfischen durchsucht.

Gefundene Individuen wurden mit einer Federpinzette vom restlichen organischen und

anorganischen Material getrennt und unter Standardbedingungen in beschriftete

Mikrotiterplatten mit jeweils 96 Wells mit 96% Ethanol (unvergällt und unverdünnt, Ethanol

Prima 96%, Art.Nr.: PX0X00, AustrAlco Österreichische Agrar-Alkohol Handels ges.m.b.H.)

überführt und konserviert. Die Proben wurden in gekühlter Umgebung bei konstanten 7°C

gelagert. Jede Fischlarve wurde einer bestimmten Gruppe (siehe morphologische

Bestimmung der Fischlarven und Jungfische) zugeteilt, die Länge in mm gemessen und einer

Wellnummer zugeteilt (Nr. 1-12 und Reihe A-H). Im Juni traten große Mengen an Larven auf,

wodurch diese Art der Aufbewahrung zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Ab 6. Juni

wurde der gesamte Larvenfang pro Netz und Tag in ein Kunststoffröhrchen (Firma Sarstedt,

57 x 16,5mm) überführt und mit einem Etikett versehen. Auf den Etiketten war das Datum der

Probennahme, der Code des Aluminiumrahmens (A,V) und das Kürzel des Standortes des

beprobten Abschnittes (KD, KH oder DS) vermerkt.

45

Page 46: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

2.4 Morphologische Bestimmung der Fischlarven und Jungfische

Um eine Aussage über den Reproduktionserfolg an den jeweiligen Untersuchungsstandorten

treffen zu können ist die korrekte Bestimmung von Fischlaven unerlässlich. Dies ist jedoch

ohne umfangreiche Literaturkenntnisse und das geschulte Auge oft kaum möglich.

Eine Bestimmung auf Art- oder Gattungsniveau der Individuen unter dem Binokular war nicht

möglich, da oftmals Fischlarven wegen ihrer großen Ähnlichkeit kaum zu unterscheiden waren

(Scheffel, 2009) und viele der gefangenen Larven stark beschädigt waren. Zudem reichen

morphologische Merkmale (Körperbau, Pigmentierung, Anzahl der Flossenstrahlen, etc.) für

die Bestimmung der Art oftmals nicht aus, da sich diese Merkmale im Zeitverlauf schnell

ändern und somit gleiche Arten als unterschiedliche bestimmt werden können. Ebenso hat

jeder Fischlarven-Taxonom unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten was die Bestimmung

von Larven betrifft. Somit können gleiche Proben unterschiedliche Ergebnisse liefern und eine

Auswertung und ein Vergleich von Daten oft schwierig sein (Ko et al., 2013).

Daher wurden die gefangenen Fischlarven in sechs Gruppen eingeteilt. Für die Bestimmung

wurde ein vorhandener Bestimmungsschlüssel für Cyprinidenlarven (Spindler, 1988), sowie

sonstige verfügbare Literatur (Lechner, 2009; Uibel 1998) herangezogen.

Die Einteilung einiger dieser Gruppen (Cyprinidae 2, Cyprinidae w, Percidae) wurde analog

zur Arbeit von Gruber & Gstöttenmayer 2013 vorgenommen. Aufgrund der hohen

Verwechslungsgefahr bei Gobiiden und Cottiden Fischlarven wurden diese zusammengefasst.

Auf folgende Hauptunterscheidungsmerkmale wurde bei der Einteilung in die Gruppen

geachtet (vgl. auch Abbildung 15):

Gobiide und Cottidae (G): Tropfenförmiger Körper, große, runde Ventralis.

‛Cyprinidae 2-Strich“ (C2): fragiler, langgestreckter Körperbau, 2 parallel verlaufende

Pigmentierungslinien am Rücken.

‛Cyprinidae weiß“ (Cw): fragiler, langgestreckter Körperbau, nicht bis kaum

vorhandene Pigmentierung.

Percidae (P): wuchtiger Körperbau, zweigeteilte Dorsalis.

Des Weiteren wurden noch zwei zusätzliche Gruppen definiert, die Gruppe ‛Nicht bestimmbar“

(NB), und die Gruppe Fischeier (EI). In der Abbildung 15 sind Beispiele für alle Gruppen (mit

46

Page 47: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

w

Ausnahme von ‛Nicht bestimmbar“) ersichtlich. Alle gesammelten Fischlarven wurden im

Labor unter dem Binokular betrachtet und den oben genannten Gruppen zugewiesen.

G

C2

P

C

EI

Abbildung 15: Fotographien der einzelnen Gruppen: Gobiidae und Cottidae (G), Percidae (P), ‛Cyprinidae 2-Strich“ (C2) und ‛Cyprinidae weiß“ (Cw) und Fischeier (EI)

47

Page 48: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

2.5 Genetische A nalyse

Die Bestimmung der Fischlarven auf Artniveau ist sehr schwierig und erfolgt oft über

mikroskopische Details welche einen hohen Zeitaufwand und ein geschultes Auge erfordern.

Die sogenannte DNA-Barcoding-Technologie ermöglicht es, Fischlarven oder auch nur

Fragmente schneller und effizienter zu identifizieren (Steinke & Brede, 2006). Dies geschieht

mit dem DNA Barcode, welcher eine sehr kurze, standardisierte DNA-Sequenz in einem

bekannten Gen ist und abgerufen wird (Hajibabaei et al., 2007). Für Tiere wird oft der Bereich

des mitochondrialen Genoms, die Cytochrom-Oxidase Untereinheit I (COI) als molekularer

Marker verwendet. In diesem Genom sind in der Regel keine Introns vorhanden da dieses

Genom mütterlich vererbt wird was zur Folge hat, dass es keinen Rekombinationen unterliegt

(Steinke & Brede, 2006). Daher können mit dieser Methode keine Kreuzungen identifiziert

werden.

Mit Hilfe der öffentlichen Sequenzdatenbanken Barcoding of Life Database (BOLD) und

National Centers for Biotechnology Information (NCBI) ist das identifizieren von Arten um

vieles leichter geworden. Laut Ward et al. (2005) sind die wissenschaftlichen und praktischen

Vorteile von Fischbarcoding vielfältig und mit einem hohen Maß an Sicherheit ist man in der

Lage jeden Fisch, Ei, Larve oder Karkasse zu identifizieren.

Insgesamt wurden 315 Individuen ausgewählt und mit Hilfe der molekularen Marker

taxonomisch bis auf das Artniveau bestimmt. Alle Individuen wurden zuvor fotografiert, da

diese für die genetische Analyse vollkommen zerstört wurden (siehe Anhang).

Die ausgewählten Individuen wurden abermals unter sterilen Bedingungen in Mikrotiterplatten

mit jeweils 96 Wells überführt.

Die durchgeführten Arbeitsschritte zur genetischen Untersuchung der Fischlarven gliederten

sich in (Waidbacher, 2014):

1. DNA Extraktion

Die Extraktion wurde an der Universität für Bodenkultur mit der Hilfe des Institutes für

Forstentomologie durchgeführt.

2. PCR Amplifikation

In Tabelle 7 sind die verwendeten Primerpaare aufgelistet und in Tabelle 8 ist das PCR-

Programm, welches vom Institut für Forstentomologie verwendet wurde, ersichtlich. Der

Master-Mix für die PCR wurde wie in Tabelle 9 ersichtlich zusammengemischt.

48

Page 49: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Tabelle 7: Verwendete Primer zur PCR Amplifikation (Waidbacher, 2014).

NAME SEQUENZ

FISHCO1-F TCAACYAATCAYAAAGATATYGGCAC FISHCO1-R ACTTCYGGGTGRCCRAARAATCA

Tabelle 8: Gewähltes Programm für die PCR (Waidbacher, 2014).

STEP TEMPERATURE TIME

INITIALIZATION 94°C 3 min DENATURATION 94°C 30 sec ANNEALING 50°C 45 sec ELONGATION 72°C 60 sec FINAL ELONGATION 72°C 7 min

35 cycles

Tabelle 9: Master-Mix der PCR für eine Reaktion (Waidbacher, 2014).

MENGE (µL)

H2O DEST. 12,2 BSA 2 Y-PUFFER 2 DNTPS 0,4 PRIMER JEWEILS 0,6 TAQ 0,2 MIX GESAMT 18 DNA 2

3. Sanger-Sequenzierung

Dieser Arbeitsschritt und eine Aufreinigung der PCR Produkte wurden von der Firma Eurofins

Genomics GmbH durchgeführt. Für die Sequenzierung wurde der Primer FISHCO1-F

verwendet. Die Sequenzen wurden auf einer ‛ABI 3730XL sequencing machine“ generiert.

4. Bioinformatische Auswertung der Sequenzdaten

Die zusammengefügten Sequenzen (Consensus Sequenzen) wurden in einem ersten

Arbeitsschritt mit Hilfe einer BLAST-Suche (Basic Local Alignment Search Tool) des NCBI

(NCBI-GenBank Flat File Release 198.0, 15. Oktober 2014) mit der Nukleotiddatenbank

verglichen und somit identifiziert.

49

Page 50: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Berechnung der theoretischen Artzusammensetzung pro Standort

Die Artbestimmung per DNA-Barcoding wird genutzt um die Ergebnisse der bestimmten

Larven auf den Gesamtfang der Standorte hochzurechnen, sodass eine theoretische

Artzusammensetzung pro Standort gebildet wird. Dazu wird der Anteil der Art pro

morphologischer Gruppe und Standort berechnet. Dieser Anteil wird wiederum mit der

Gesamtlarvenanzahl der Gruppe am Standort multipliziert, wodurch man die theoretische

Anzahl der Art in der morphologischen Gruppe am betrachteten Standort erhält. Addiert man

die Anzahlen der Art pro Gruppe erhält man die Gesamtanzahl des Standorts.

Der Rechenvorgang wird in folgendem Beispiel dargestellt:

6 von 10 der zur Bestimmung eingeschickten Gobiiden- und Cottidenlarven des Standort

Durchstichs sind Koppen. Außerdem wurde eine Koppenlarve fälschlicherweise der Gruppe

‛Cyprinidae 2-Strich“ zugeordnet von der ebenfalls 10 Stück bestimmt wurden. Somit beträgt

der Koppenanteil an der Gruppe Gobiidae und Cottidae 60% und an der Gruppe ‛Cyprinidae

2-Strich“ 10%. Insgesamt wurden am Standort Durchstich 1000 Gobiidae und Cottidae und

500 ‛Cyprinidae 2-Strich“ gefangen. Multipliziert man die Anteile nun mit den

Gesamthäufigkeiten so wurden am Standort Durchstich 600 Koppen gefangen, die der Gruppe

Gobiidae und Cottidae zugeordnet wurden und 50, die der Gruppe ‛Cyprinidae 2-Strich“

zugeordnet wurden. Die theoretische Gesamtanzahl an Koppen an diesem Standort beträgt

somit 650 Stück.

Dieser Vorgang wird für alle Arten an allen Standorten durchgeführt, sodass man ein

vollständiges theoretisches Fangergebnis für alle Standorte erhält.

Berechnung des Laichtages mittels Tagesgradmethode

Die Ergebnisse der genetischen Analyse werden zudem verwendet um zu bestimmen welche

Art wann mit dem Ablaichen begonnen hat. Hierfür werden für die Rückrechnung vom Fangtag

zum Tag der Eiablage die in der Literatur angegebenen Tagesgrade zur Eientwicklung für die

jeweilige Fischart sowie die vorherrschende Wassertemperatur benötigt. Die entsprechenden

Angaben zu den Tagesgraden wurden dem Kärtner Institut für Seenforschung (2015),

Österreichische Fischereigesellschaft (2015) und Butz (1985) entnommen. Die

Wassertemperaturdaten stammen von der Messstelle Nußdorf (via donau, 2015), welche als

Tagesmittel angegeben werden. Werden die vorherrschenden Wassertemperaturen der dem

Fangtag vorausgegangen Tage addiert bis die für die Entwicklung des Ei benötigten

Tagesgrade erreicht sind, entspricht die Anzahl der addierten Tage der Anzahl der benötigten

Entwicklungstage. Wenn die benötigten Tage vom Fangtag subtrahiert werden kann der Tag

der Eiablage bestimmt werden. Diese Berechnungen sind im Kapitel 3.3. zu finden.

50

Page 51: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

2.6 Statistische Analysen

In der vorliegenden Arbeit wurde für die statistischen Auswertungen sowie für einige Grafiken

das Statistic Programm for Social Sciences (SPSS, Version 21) verwendet. Des Weiteren

wurden auch einige Grafiken im Programm Microsoft Excel (Version 2015) erstellt.

Berechnung von Kreuztabellen mittels SPSS

Kreuztabellen (auch Kontingenztafeln genannt) sind eine tabellarische Darstellung von

Häufigkeiten, welche Zusammenhänge zwischen zwei oder mehreren Variablen untersuchen.

Da in dieser Arbeit hauptsächlich die Häufigkeiten der realen Daten betrachtet werden, wurden

vorwiegend Kreuztabellen verwendet. Ein Bespiel für eine Kreuztabelle ist Tabelle 10.

Tabelle 10: Beispiel für eine Kreuztabelle

Standort Kuchelauer Hafen Durchstich

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 3.745 713 % innerhalb von Standort 87,6% 68,0% Korrigierte Residuen 15,3 -15,3

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 489 300 % innerhalb von Standort 11,4% 28,6% Korrigierte Residuen -14,0 14,0

Percidae Anzahl 38 34 % innerhalb von Standort 0,9% 3,2% Korrigierte Residuen -5,9 5,9

‛Cyprinidae weiß“ Anzahl 5 1 % innerhalb von Standort 0,1% 0,1% Korrigierte Residuen ,2 -,2

Gesamt Anzahl 4.277 1.048 % innerhalb von Standort 100,0% 100,0%

Chi2 = 240,846; df = 3; p = 0,000; Cramer’s V = 0,213

Als Residuen bezeichnet man die Differenzen in einer Kreuztabelle welche zwischen

erwarteten und beobachteten Werten entstehen. Das korrigierte Residuum liefert eine

Information darüber, inwieweit die tatsächlich beobachteten Werte von den erwarteten

statistisch bedeutsam abweichen. Ein korrigierter Residuen-Wert, der 1,96 über- bzw. -1,96

unterschreitet gilt als signifikant (Lüpsen, 2013). Bei einer Überschreitung von 1,96 gilt das

Merkmal als typisch. Im Beispiel der Tabelle 10 wären ‛Cyprinidae 2-Strich“ und Percidae

typisch für den Standort Durchstich aufgrund der korrigierten Residuen-Werte von 14 bzw. 5,9.

Im Gegensatz dazu deutet ein Wert unter -1,96 auf ein atypisches Merkmal hin (Gobiidae und

Cottidae wären atypisch für den Standort Durchstich). In den Kreuztabellen werden die

typischen Werte grün und die atypischen Werte gelb eingefärbt. Des Weiteren wurde mit Hilfe

des Chi² Test die Wahrscheinlichkeit ermittelt, ob Zusammenhänge mehr als nur zufälliger

Natur sind. Der Chi2-Test überprüft die Unabhängigkeit der beiden Variablen (Spalten- und

51

Page 52: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Zeilenvariable – In Tabelle 10 wären dies Standort und Gruppe) in einer Kreuztabelle und

damit auch indirekt den Zusammenhang der Zellhäufigkeiten der Spalten- und Zeilenvariable

(Straif, 2011). Es werden tatsächlich beobachtete Häufigkeiten mit erwarteten Häufigkeiten

verglichen. Die Abweichung der beobachteten zu den erwarteten Häufigkeiten wird als Chi2

angegeben (in der Tabelle 10 beträgt das Chi2 240,846). Um diesen Wert einschätzen und

analysieren zu können benötigt man die Wahrscheinlichkeit p, die angibt wie wahrscheinlich

es ist, dass diese Abweichung tatsächlich aufgrund einer Abhängigkeit zustande gekommen

ist (Meier, 2015). So weist ein p < 0.05 (Wahrscheinlichkeit auf Unabhängigkeit < 5%) auf eine

signifikante Korrelation hin und ein p < 0.01 (Wahrscheinlichkeit auf Unabhängigkeit < 1%) auf

eine hochsignifikante Korrelation. Im Bespiel würde sich die Larvengruppenzusammensetzung

der beiden Standorte hochsignifikant (p = 0,000) voneinander unterscheiden.

Durch den Cramer’s V Wert (Kontingenzkoeffizient) wurde der Grad der Stärke des

Unterschiedes zwischen den Variablen ermittelt. Cramer´s V hat immer einen Wert zwischen

0 und 1. Da er jedoch immer positiv ist kann keine Aussage über die Richtung des

Zusammenhangs getroffen werden. Am gebräuchlichsten ist die folgende Interpretation (U.S.

Geological Survey, 2015):

0,1 - 0,3: schwacher Zusammenhang

0,3 - 0,5: mittlerer Zusammenhang

größer als 0,5: starker Zusammenhang

Somit würde sich im Beispiel ein schwacher statistischer Zusammenhang zwischen der

Gruppenzusammensetzung und dem Standort ergeben. Das heißt, dass zwar ein

hochsignifikanter Unterschied zwischen den Standorten besteht, wie durch Chi2 bzw. p

bewiesen wurde, dieser allerdings nur ein geringe Stärke aufweist wie durch Cramer’s V

gezeigt.

52

Page 53: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3. Ergebnisse

In diesem Kapitel werden die erzielten Ergebnisse dargestellt, die zur Beantwortung der

Forschungsfragen dienen. Hierzu wurden die Larvenfänge deskriptiv analysiert, statistisch

ausgewertet sowie ein Teil von ihnen genetisch analysiert. Zudem wird ein Vergleich zu den

Ergebnissen der Vorjahresuntersuchung gezogen.

3.1 Deskriptive Analyse der Larvenfänge

Insgesamt wurden über den Zeitraum von 11 Wochen 10.079 Larven gefangen. In Tabelle 11

sind die gefangen Larven von allen drei Standorten ersichtlich. Die überwiegende Mehrheit

hierbei sind Gobiidae und Cottidae mit 8.618 Larven, gefolgt von ‛Cyprinidae 2-Strich“ mit

1.291 Individuen und Percidae mit 143. Zusätzlich wurden noch 8 ‛Cyprinidae weiß“ und 2

Fischeier gefangen, sowie 17 Fischlarven, die stark beschädigt waren und somit keiner

Gruppe eindeutig zuordenbar waren. Zu erwähnen ist, dass an allen 3 Standorten Individuen

aus allen 3 großen Gruppen (Gobiidae und Cottidae, ‛Cyprinidae 2-Strich“ und Percidae)

gefangen wurden.

Tabelle 11: Gesamtfänge über den Zeitverlauf in Gruppeneinteilung

Datum C2 Cw Ei G NB P Gesamt

23.04.2014 68 1 69 24.04.2014 7 137 1 145 25.04.2014 13 175 1 189 29.04.2014 12 453 3 468 30.04.2014 23 290 1 314 01.05.2014 53 1 186 2 242 02.05.2014 39 147 186 07.05.2014 56 1 27 4 88 08.05.2014 59 4 2 28 1 3 97 09.05.2014 61 1 32 6 100 13.05.2014 36 36 3 75 14.05.2014 51 81 2 15 149 15.05.2014 72 1 34 24 131 21.05.2014 188 62 35 285 28.05.2014 24 9 5 38 05.06.2014 36 1 37 06.06.2014 154 369 1 40 564 10.06.2014 47 1.913 5 1.965 11.06.2014 41 757 2 800 19.06.2014 107 1.138 1.245 20.06.2014 82 1.827 4 1.913 24.06.2014 3 72 75 25.06.2014 14 319 333 02.07.2014 48 11 59 03.07.2014 49 340 389 08.07.2014 52 71 123 Gesamt 1.291 8 2 8.618 17 143 10.079

53

Page 54: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Die zeitliche Verteilung der Larvenfänge ist in Diagramm 6 ersichtlich. In diesem sind die

täglichen Fänge anteilig am Gesamtfang der Gruppe dargestellt (Beispiel: Am 29.04.2014

wurden ca. 5% der gesamten Gobiidae und Cottidae gefangen). Hier lassen sich mehrere

Beobachtungen machen: Die ersten Larven, nach Leerfängen von 9. April bis 22. April, waren

Gobiidae und Cottidae, welche anschließend auch einen frühen, ersten Peak am 29. April

erlebten. Den größten Peak gab es bei diesen allerdings Mitte Juni mit jeweils über 20% Anteil

an den gesamten Gobiiden und Cottidenlarven am 10. und 20. Juni.

Das Auftreten erster Cyprinidenlarven wurde bereits einen Tag nach den ersten Gobiiden und

Cottiden festgestellt, diese erlebten ihren Peak zwischen Mitte Mai und Anfang Juni.

Auffällig bei den Percidenlarven ist, dass sie nur über einen kurzen Zeitraum aufgetreten sind.

So hat deren Drift erst am 7. Mai begonnen und einen Monat später, am 11. Juni war sie

bereits vorbei. Aufgrund dieser Tatsache sind Percidae an nur wenigen Tagen gefangen

worden wodurch ihre Peaks verhältnismäßig groß ausfallen. Der Höhepunkt ihres

Aufkommens fand am 6. Juni mit einem Anteil von über 27% statt.

Diagramm 6: Anteilmäßige Individuenfänge der drei häufigsten Gruppen aller Standorte über den Untersuchungszeitraum

In Diagramm 6 lässt sich auch gut der Zeitpunkt der Hochwässer ablesen. Diese sind

verantwortlich für die ausbleibenden Fänge zwischen 21. Mai und 6. Juni. Hier wurde die

Beprobung teilweise ausgesetzt bzw. waren nur 2 von 6 Netzen nutzbar. Somit konnten in

diesem Zeitraum wesentlich weniger Larven gesammelt werden. Da nach den großen

Gobiiden und Cottiden Peaks im Juni ein eindeutig rückläufiger Trend im Larvenaufkommen

54

Page 55: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

zu bemerken war, wurde die Befischung mit 8. Juli eingestellt.

Diagramm 7: Larvenlängen der morphologischen Gruppen in mm unterteilt nach Monaten

Im Diagramm 7 werden die drei morphologischen Hauptgruppen (Gobiidae und Cottidae,

‛Cyprinidae 2-Strich“ und Percidae) nach Monaten unterteilt im Längenvergleich gegenüber

gestellt. Dabei zeigen sich für diese folgende Entwicklungen:

Die mittlere Größe der Cyprinidenlarven war zu Beginn der Untersuchungen bereits

größer als jene der Gobiiden und Cottiden und nahm zwischen April und Juni weiter

zu.

Die mittlere Größe der Gobiiden und Cottiden blieb über den gesamten Zeitraum

annähernd gleich, da hier bis Juli immer wieder Schübe von neugeschlüpften 10mm

Larven verzeichnet wurden, die diesen Wert maßgeblich beeinflusst haben. Somit

stellen sie die Gruppe mit den durchschnittlich kleinsten Larven dar.

Percidae traten nur in den Monaten Mai und Juni auf und waren vor allem im Juni

deutlich größer als Larven der übrigen Gruppen.

55

Page 56: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.1.1. Standort Kritzendorf

Am stromauf gelegensten Standort Kritzendorf begann die Befischung wie auch bei allen

anderen Standorten am 8. April 2014 mit dem Errichten der Konstruktion und der ersten

Kontrolle am 9. April. Beendet wurde die Befischung am 8. Juli. Während dieses Zeitraums, in

dem an 33 Tagen die Netze kontrolliert wurden, konnten am Standort Kritzendorf an 26 Tagen

Proben aus beiden Netzen genommen werden. An 3 Tagen konnten Proben aus nur einem

Netz genommen werden. Am 10. Juni hatte sich das A-Netz verdreht wodurch kein Material

eindriften konnte. Am 3. Juli kam es zum Abriss des A-Netzes wodurch an diesem Tag und

auch am 8. Juli nur mehr eine Probe genommen werden konnte. An weiteren 4 Tagen konnte

am Standort Kritzendorf aufgrund von Beschädigungen an den Netzen oder aufgrund von

Hochwässern überhaupt keine Probe genommen werden. Kritzendorf erwies sich als

anfälligster Standort für Ausfälle durch Beschädigung der Netze.

Diagramm 8 zeigt den Verlauf der Fangzahlen über den Untersuchungszeitraum. Hierbei fällt

auf, dass es bereits einen ersten Peak Ende April gab nach welchem die Fänge stark rückläufig

waren und bis auf unter 25 Individuen pro Tag fielen. Anschließend wurden die größten Peaks

Mitte Juni erreicht (727 Individuen am 10.6. mit nur einem funktionsfähigen Netz und 1.403 am

20.6.). Auch zeigt das Diagramm die Lücken bei den Probenahmen gut auf. Vor allem der

Ausfall am 19.6. ist auffällig, da dieser mitten im größten Peak liegt und somit eine große

Larvenmenge an diesem Tag erwartet werden konnte.

Nach den Gesamtlarvenanzahlen zeigt Diagramm 9 die Verteilung der Gruppen am Standort

Kritzendorf. Obwohl Gobiidae und Cottidae mit beinahe 90 Prozent die mit Abstand am

stärksten vertretene Gruppe darstellt, fallen 8,9 Prozent der gefangenen Larven auf die

Gruppe ‛Cyprinidae 2-Strich“ und 1,1 Prozent stellen Percidae dar. Die Gruppe Andere besteht

in diesem Fall aus ‛Cyprinidae weiß“, Ei und ‛Nicht bestimmbar“.

56

Page 57: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Gesamtfänge am Standort Kritzendorf über den Untersuchungszeitraum

0

50

100

150

200

250

300

350

40023

.04.

2014

24.0

4.20

14

25.0

4.20

14

29.0

4.20

14

30.0

4.20

14

01.0

5.20

14

02.0

5.20

14

07.0

5.20

14

08.0

5.20

14

09.0

5.20

14

13.0

5.20

14

14.0

5.20

14

15.0

5.20

14

21.0

5.20

14

28.0

5.20

14

05.0

6.20

14

06.0

6.20

14

10.0

6.20

14

11.0

6.20

14

19.0

6.20

14

20.0

6.20

14

24.0

6.20

14

25.0

6.20

14

02.0

7.20

14

03.0

7.20

14

08.0

7.20

14

727 1.403

Diagramm 8: Übersicht der gefangenen Larven am Standort Kritzendorf über den Untersuchungsverlauf

– Tage mit einem Ausfall beider Netze sind doppelt durchgestrichen (//), Tage mit einem ausgefallenem

Netz einfach (/)

4072; 90%

402; 8,9% 51; 1,1% 16; 0,4%

Einteilung der gefangenen Individuen am Standort Kritzendorf nach Gruppen

Gobiidae und Cottidae Cyprinidae 2-Strich Percidae Andere

Diagramm 9: Gefangene Larven am Standort Kritzendorf eingeteilt nach morphologischen Kriterien

57

Page 58: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.1.2. Standort Kuchelauer Hafen

Gesamtfänge am Standort Kuchelauer Hafen über den Untersuchungszeitraum

0

100

200

300

400

500

600

23.0

4.20

14

24.0

4.20

14

25.0

4.20

14

29.0

4.20

14

30.0

4.20

14

01.0

5.20

14

02.0

5.20

14

07.0

5.20

14

08.0

5.20

14

09.0

5.20

14

13.0

5.20

14

14.0

5.20

14

15.0

5.20

14

21.0

5.20

14

28.0

5.20

14

05.0

6.20

14

06.0

6.20

14

10.0

6.20

14

11.0

6.20

14

19.0

6.20

14

20.0

6.20

14

24.0

6.20

14

25.0

6.20

14

02.0

7.20

14

03.0

7.20

14

08.0

7.20

14

Am Standort Kuchelauer Hafen (Stromkilometer 1.935,7 ca. 10 Kilometer stromab des

Standortes Kritzendorf) konnten während des Befischungszeitraums von 9. April 2014 bis 8.

Juli 2014 von insgesamt 33 Kontrolltagen an 32 Tagen Proben von beiden Netzen genommen

werden. Lediglich am 5. Juni wurde eine Kontrolle der Netze aufgrund eines Hochwassers und

daraus resultierender Unzugänglichkeit verhindert. Insgesamt konnten 4.452 Larven an

diesem Standort gesammelt werden. In Diagramm 10 ist die zeitliche Verteilung dieser zu

sehen. Am 23. April wurde eine einzige Larve gefangen, welche somit die erste an diesem

Standort war. Sie wurde der Gruppe der Gobiidae und Cottidae zugeordnet und wurde im

anschließenden DNA-Barcoding auch als Cottus gobio bestätigt.

Wie in Kritzendorf zeigt die Darstellung der Verteilung in Diagramm 10 auch hier einen ersten

Peak des Larvenaufkommens am 29. April, welcher allerdings weit geringer als in Kritzendorf

ausfällt. Danach stellen sich geringere Fangzahlen zwischen Anfang und Mitte Mai ein bis

Mitte Juni die größten Peaks von 1.199 Individuen am 10. Juni und 1.223 Individuen am 19.

Juni auftraten. Zudem war ein rapider Abfall von 20. Juni auf 24. Juni von 494 Larven auf nur

31 zu beobachten.

1.199 1.223

Diagramm 10: Übersicht der gefangenen Larven am Standort Kuchelauer Hafen über den Untersuchungsverlauf – Tage mit einem Ausfall beider Netze sind doppelt durchgestrichen (//)

58

Page 59: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.1.3. Standort Durchstich

3797; 85,3%

589; 13,2% 57; 1,3% 9; 0,2%

Einteilung der gefangenen Individuen am Standort Kuchelauer Hafen nach Gruppen

Gobiidae und Cottidae Cyprinidae 2-Strich Percidae Andere

Diagramm 11: Gefangene Larven am Standort Kuchelauer Hafen eingeteilt nach morphologischen Kriterien

In Diagramm 11 wird die Gruppenverteilung am Standort Kuchelauer Hafen dargestellt. Hier

präsentieren sich die Gobiiden und Cottiden als dominierende Gruppe mit 85,3% gefolgt von

‛Cyprinidae 2-Strich“ mit 13,2% und Percidae mit 1,3%.

Im Durchstich konnte die erste Larve am 30. April gefangen werden. Ein erster kleinerer Peak

fand am 14. Mai statt mit einer Larvenanzahl von 99. Die beiden Hauptpeaks fanden am 6.

und 25. Juni statt. Auffällig ist hierbei, dass zwischen diesen beiden Peaks nur geringe

Larvenmengen gesammelt werden konnten. Die Beprobungstage vor und nach dem Peak am

25. Juni sind hierbei besonders hervorzuheben. So wurden trotz funktionsfähiger Netze weder

am 24. Juni noch am 2. und 3. Juli Larven an diesem Standort gefangen. Zudem setzte die

Drift wesentlich später ein. Bei den beiden anderen Standorten wurden am 23. April die ersten

Larven gefangen. Im Durchstich begann die Drift am 30. April, also zu einem Zeitpunkt an dem

Kritzendorf und Kuchelauer Hafen bereits erste Larvenpeaks erlebt haben. Auch die weitere

Verteilung mit einem ersten Peak am 14. Mai und geringen Larvenabundanzen im Zeitraum

von 10. Juni bis 24. Juni zeigt die deutlichen Unterschiede im Larvenauftreten im Vergleich zu

den beiden anderen Standorten.

59

Page 60: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

749; 69,0%

300; 27,6%

35; 3,2% 2; 0,2%

Einteilung der gefangenen Individuen am Standort Durchstich nach Gruppen

Gobiidae und Cottidae Cyprinidae 2-Strich Percidae Andere

Gesamtfänge am Standort Durchstich über den Untersuchungszeitraum

0

50

100

150

200

250

300

35023

.04.

2014

24.0

4.20

14

25.0

4.20

14

29.0

4.20

14

30.0

4.20

14

01.0

5.20

14

02.0

5.20

14

07.0

5.20

14

08.0

5.20

14

09.0

5.20

14

13.0

5.20

14

14.0

5.20

14

15.0

5.20

14

21.0

5.20

14

28.0

5.20

14

05.0

6.20

14

06.0

6.20

14

10.0

6.20

14

11.0

6.20

14

19.0

6.20

14

20.0

6.20

14

24.0

6.20

14

25.0

6.20

14

02.0

7.20

14

03.0

7.20

14

08.0

7.20

14

Diagramm 12: Übersicht der gefangenen Larven am Standort Durchstich über den Untersuchungsverlauf - Tage mit einem Ausfall beider Netze sind doppelt durchgestrichen (//)

Diagramm 13: Gefangene Larven am Standort Durchstich eingeteilt nach morphologischen Kriterien

Eine weitere interessante Auffälligkeit stellt die Tatsache dar, dass die ersten Larven an

diesem Standort der Gruppe ‛Cyprinidae 2-Strich“ zuzuordnen waren und ein Auftreten der

Gruppe der Gobiidae und Cottidae erst ab dem 7. Mai festgestellt wurde.

60

Page 61: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.1.4. Vergleich des Larvenaufkommens zwischen den Untersuchungsstandorten

Auch gab es durch das späte Einsetzen der Drift mehr Tage ohne Fangerfolg an diesem

Standort. Nach dem Einsetzen der Drift wurden an den drei erwähnten Tagen keine Larven in

den Netzen gefunden und an weiteren zwei Tagen (21. Mai und 28. Mai) war der Standort

aufgrund eines Hochwassers nicht zugänglich, sodass keine Proben genommen werden

konnten.

In Diagramm 13 sind die Larvenfänge des Durchstichs eingeteilt in die morphologischen

Gruppen zu sehen. Hierbei zeigt sich, dass Gobiidae und Cottidae mit 69% die am stärksten

vertretene Gruppe darstellen. ‛Cyprinidae 2-Strich“ machen 27,6% vom Gesamtfang aus und

Percidae 3,2%.

Diagramm 14 zeigt das Larvenaufkommen der Standorte unterteilt nach morphologischen

Gruppen. So kann man gut erkennen, wie sich die Fangergebnisse des Standorts Durchstich

von denen der beiden Hauptstromstandorte in Bezug auf Menge und Zeitverteilung abheben.

Auffällig ist zunächst die geringere Gesamtlarvenanzahl von nur 1.086 Individuen im Vergleich

zu KD und KH mit 4.541 und 4.452 Individuen. Auch die Gruppenzusammensetzung der

gefangenen Larven zeigt das Bild, dass sich der Standort stark von den anderen unterscheidet:

So sind zwar auch hier Gobiidae und Cottidae führend, allerdings bei weitem nicht so dominant

wie bei den Hauptstromstandorten. Bei den Cypriniden und Perciden wurden mehr als doppelt

so hohe Anteile wie bei KD und KH erzielt. Gut darstellen lässt sich dieser Unterschied in der

Gruppenverteilung, indem man die Fänge des Durchstichs auf die Gesamtfänge pro Gruppe

überträgt: So wurden nur 8,7% der gesamten Gobiiden und Cottiden im Durchstich gefangen

allerdings 23,1% der gesamten ‛Cyprinidae 2-Strich“ und 24,5% der gesamten Perciden

obwohl nur 10,8% der gesamten Larven auf den Durchstich entfallen.

Der Vergleich der beiden Hauptstromstandorte Kritzendorf und Kuchelauer Hafen zeigt

hingegen weniger starke Unterschiede. Nicht nur in der Gesamtanzahl der Larven gleichen sie

sich (4.541 Individuen in Kritzendorf zu 4.452 Individuen im Kuchelauer Hafen): Diagramm 14

zeigt ebenfalls eine Gruppenverteilung der Standorte, die sich stark ähnelt. Im Vergleich mit

Kritzendorf hat der Kuchelauer Hafen zwar leicht größere Anteile an Cypriniden und Perciden,

inwiefern diese allerdings statistisch signifikant sind wird in Kapitel 3.2. betrachtet. In

Diagramm 15 wird das Auftreten der Gruppe der Gobiidae und Cottidae über den

Untersuchungszeitraum vergleichend zwischen den drei Standorten dargestellt. Diese Gruppe

war an allen Standorten die individuenstärkste und ihr Auftreten an den Standorten zeigt

Unterschiede. So belegt ein Vergleich des Durchstichs zu den Hauptstromstandorten ein

konträres Aufkommen der Gobiiden und Cottiden. Während diese Gruppe bei KH und KD

61

Page 62: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

300

402

589

749

4.072 3.797

35 51 57

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

DS KD KH

C2

G

P

Diagramm 14: Vergleich der absoluten Larvenhäufigkeiten von Durchstich (DS), Kritzendorf (KD) und Kuchelauer Hafen eingeteilt in die drei morphologischen Hauptgruppen ‛Cyprinidae 2-Strich“ (C2), Gobiidae und Cottidae (G) und Percidae (P)

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

23.4

.201

424

.4.2

014

25.4

.201

429

.4.2

014

30.4

.201

401

.5.2

014

02.5

.201

407

.5.2

014

08.5

.201

409

.5.2

014

13.5

.201

414

.5.2

014

15.5

.201

421

.5.2

014

28.5

.201

405

.6.2

014

06.6

.201

410

.6.2

014

11.6

.201

419

.6.2

014

20.6

.201

424

.6.2

014

25.6

.201

402

.7.2

014

03.7

.201

408

.7.2

014

Anteilsmäßiges Aufkommen an Gobiidae und Cottidae über den Untersuchungszeitraum

Durchstich

Kritzendorf

Kuchelauer Hafen

Diagramm 15: Darstellung der relativen Häufigkeiten der Gruppe der Gobiidae und Cottidae an den drei Standorten über den Untersuchungszeitraum

62

Page 63: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

einen ersten Peak am 29. April erlebte, kommt diese im DS erst ab einem Zeitpunkt (7. Mai)

vor an dem kaum Aktivität in KH und KD festgestellt werden konnte. Auch der erste Peak am

14. Mai fällt in eine Zeit des Niedrigstniveaus der anderen Standorte. Die größten Abundanzen

im Juni weisen ebenfalls eine leichte Zeitversetzung zu den Standorten Kritzendorf und

Kuchelauer Hafen auf. Die zwei größten Peaks mit einem kombinierten Anteil von über 60%

am Gesamtfang fanden zu einer Zeit statt, die mit dem 6. Juni vor bzw. mit dem 25. Juni nach

den Peaks der anderen Standorte liegt. Zwischen diesen beiden Peaks wurden an 5

Fangtagen zusammen nur 8,5% des gesamten Fangs des Durchstichs erreicht. An den

gleichen Tagen wurden in Kritzendorf 58,5% und im Kuchelauer Hafen 84% der Gobiiden und

Cottiden gefangen.

Der Vergleich zwischen Kritzendorf und Kuchelauer Hafen zeigt ebenfalls Unterschiede. Diese

sind allerdings geringer als im Vergleich zum Durchstich. So ähnelt sich das Auftreten im

Zeitverlauf mit jeweils einem ersten Peak am 29. April, geringen Fangzahlen im Mai und

anschließenden großen Peaks zwischen 10. und 20. Juni. Unterschiede sind allerdings in den

Stärken der Peaks zu finden. Wie bereits erwähnt entfällt im Kuchelauer Hafen ein wesentlich

höherer Anteil der Larven in die Zeit der Hauptpeaks im Juni während in Kritzendorf größere

Anteile in den April entfallen. Zu beachten ist allerdings, dass in Kritzendorf zur Zeit der größten

Peaks Netzausfälle zu verzeichnen waren (vgl. Diagramm 8), die diese Unterschiede

relativieren. So fielen am 19. Juni, dem Tag vor dem größten Fang, beide Netze aus und am

10. Juni war nur ein Netz intakt, dieses lieferte allerdings den zweitgrößten Fang. Aufgrund

dieser Umstände war mit einem größeren Fang in Kritzendorf zu rechnen wodurch sich die

zeitliche Verteilung des Standorts im Vergleich zu Kuchelauer Hafen stärker angleichen würde.

Allerdings gäbe es größere Unterschiede in der Gesamtlarvenanzahl und auch in der

Gruppenverteilung, die sich in Kritzendorf weiter zugunsten der Gobiidae und Cottidae

verschieben würde.

63

Page 64: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.2.1. Hypothese zur Forschungsfrage 1:

3.2 Statistische Auswertungen

Dieses Kapitel widmet sich der statistischen Überprüfung der in Kapitel 1.5. aufgestellten

Testhypothesen.

H0: Die Gruppenzusammensetzungen der Standorte Kritzendorf und Kuchelauer Hafen

unterscheiden sich nicht voneinander.

Diese Hypothese wird in Tabelle 12 untersucht, in der die Häufigkeiten der Larvengruppen der

beiden Standorte miteinander verglichen werden. Es zeigt sich, dass ein hochsignifikanter

Unterschied (p < 0,01) in der Gruppenzusammensetzung zwischen den beiden Standorten

besteht. Die Stärke der Abhängigkeit zwischen Standort und Gruppenverteilung fällt allerdings

gering aus wie durch ein Cramer’s V von nur 0,113 gezeigt wird. Das bedeutet, dass sich die

Gruppenzusammensetzung der Standorte zwar unterscheidet allerdings nur in geringem

Maße. Somit kann die Nullhypothese, dass kein Unterschied besteht verworfen werden.

Inwieweit diese geringen statistischen Unterschiede reale ökologische Relevanz haben wird

bei der Beantwortung der Forschungsfrage diskutiert.

Die Unterschiede bestehen sowohl bei der Gruppe der Gobiidae und Cottidae, die am Standort

Kritzendorf typisch sind als auch bei ‛Cyprinidae 2-Strich“ die typischerweise am Standort

Kuchelauer Hafen vorkommen. Dies lässt sich auch an den Fanghäufigkeiten erkennen.

Während in KD 10,1% der Larven C2 waren, waren es am Standort KH immerhin 17,7%. Beim

Auftreten von Perciden und ‛Cyprinidae weiß“ existiert kein Unterschied zwischen den

Standorten.

Tabelle 12: Vergleich der morphologischen Gruppenzusammensetzung zwischen den Standorten Kritzendorf und Kuchelauer Hafen.

Standort Kritzendorf Kuchelauer Hafen

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 2.789 2.036 % innerhalb von Standort 88,3% 80,4% Korrigierte Residuen 8,2 -8,2

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 319 449 % innerhalb von Standort 10,1% 17,7% Korrigierte Residuen -8,4 8,4

Percidae Anzahl 50 43 % innerhalb von Standort 1,6% 1,7% Korrigierte Residuen -,3 ,3

‛Cyprinidae weiß“ Anzahl 2 5 % innerhalb von Standort 0,1% 0,2% Korrigierte Residuen -1,4 1,4

Gesamt Anzahl 3.160 2.533 % innerhalb von Standort 100,0% 100,0%

Chi2 = 73,165; df = 3; p = 0,000; Cramer’s V = 0,113

64

Page 65: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.2.2. Hypothese zu Forschungsfrage 2:

H0: Die Gruppenzusammensetzung des Standort Durchstich unterscheidet sich nicht von

jener der Standorte Kritzendorf und Kuchelauer Hafen.

Für die Beantwortung dieser Hypothese sind zwei Kreuztabellen nötig (Tabelle 13 und Tabelle

14) um den Durchstich sowohl mit Kuchelauer Hafen als auch mit Kritzendorf vergleichen zu

können. In Tabelle 13 wird er mit dem Standort Kuchelauer Hafen verglichen und es zeigt sich

ein hochsignifikanter (p < 0,01) Unterschied im Gruppenspektrum der beiden Standorte.

Cramer’s V gibt einen schwachen Zusammenhang (Cramer’s V = 0,213) zwischen dem

Standort und dem Gruppenspektrum. Somit unterscheiden sich diese beiden Standorte stärker

als Kritzendorf und Kuchelauer Hafen, bei deren Vergleich ein geringeres Cramer’s V (0,113)

festgestellt wurde, allerdings ist der Zusammenhang immer noch schwach ausgeprägt.

‛Cyprinidae 2-Strich“ und Perciden sind am Standort Durchstich typisch obwohl die absoluten

Fangzahlen dieser Gruppen geringer sind als am Standort Kuchelauer Hafen. Bei der

Betrachtung der relativen Häufigkeiten wird dieses Ergebnis jedoch klarer: Am Standort

Kuchelauer Hafen waren nur 11,4% der Larven C2 und 0,9% Percidae während im Durchstich

28,6% C2 und 3,2% Percidae gefangen wurden. Die Gruppe der Gobiidae und Cottidae

hingegen ist am Standort Durchstich atypisch während bei ‛Cyprinidae weiß“ kein Unterschied

zwischen den Standorten besteht.

Tabelle 13: Vergleich der morphologischen Gruppenzusammensetzung zwischen den Standorten Kuchelauer Hafen und Durchstich.

Standort Kuchelauer Hafen Durchstich

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 3.745 713 % innerhalb von Standort 87,6% 68,0% Korrigierte Residuen 15,3 -15,3

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 489 300 % innerhalb von Standort 11,4% 28,6% Korrigierte Residuen -14,0 14,0

Percidae Anzahl 38 34 % innerhalb von Standort 0,9% 3,2% Korrigierte Residuen -5,9 5,9

‛Cyprinidae weiß“ Anzahl 5 1 % innerhalb von Standort 0,1% 0,1% Korrigierte Residuen ,2 -,2

Gesamt Anzahl 4.277 1.048 % innerhalb von Standort 100,0% 100,0%

Chi2 = 240,846; df = 3; p = 0,000; Cramer’s V = 0,213

Der Vergleich zwischen dem Durchstich und Kritzendorf in Tabelle 14 weist ebenfalls einen

hochsignifikanten Unterschied (p < 0,01) in der Gruppenverteilung zwischen den Standorten

auf. Hierbei konnte ein mittelstarker Zusammenhang festgestellt werden (Cramer’s V = 0,308)

wodurch sich diese beiden Standorte am stärksten voneinander unterscheiden. Die typischen 65

Page 66: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.2.3. Hypothesen zu Forschungsfrage 3:

und atypischen Arten für den Durchstich gleichen sich hierbei wieder mit jenen gegenüber dem

Standort Kuchelauer Hafen in Tabelle 13: ‛Cyprinidae 2-Strich“ und Percidae sind

standorttypische Gruppen während die Gruppe der Gobiidae und Cottidae atypisch für den

Durchstich ist.

Tabelle 14: Vergleich der morphologischen Gruppenverteilung zwischen den Standorten Kritzendorf und Durchstich.

Standort Kritzendorf Durchstich

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 2.770 631 % innerhalb von Standort 92,1% 67,1% Korrigierte Residuen 19,3 -19,3

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 207 274 % innerhalb von Standort 6,9% 29,1% Korrigierte Residuen -18,2 18,2

Percidae Anzahl 29 34 % innerhalb von Standort 1,0% 3,6% Korrigierte Residuen -5,7 5,7

‛Cyprinidae weiß“ Anzahl 2 1 % innerhalb von Standort 0,1% 0,1% Korrigierte Residuen -,4 ,4

Gesamt Anzahl 3.008 940 % innerhalb von Standort 100,0% 100,0%

Chi2 = 375,004; df = 3; p = 0,000; Cramer’s V = 0,308

Da sowohl der Vergleich zwischen Durchstich und Kuchelauer Hafen als auch jener zwischen

Durchstich und Kritzendorf signifikante Unterschiede in der Gruppenzusammensetzung

ergeben haben ist die Nullhypothese, dass kein Unterschied besteht, zu verwerfen.

Die drei Hypothesen zu Forschungsfrage 3 werden in drei unterschiedlichen Kreuztabellen

behandelt in denen jeweils der Zustand der Larven (tot/lebend) mit dem zu testenden

Einflussfaktor gekreuzt wird.

H0: Die morphologische Gruppe hat keinen Einfluss auf die Anteile an gefangenen toten

und lebenden Larven.

Tabelle 15 zeigt einen hochsignifikanten Zusammenhang (p < 0,01) zwischen den

morphologischen Gruppen und dem Anteil der lebenden Larven. Diese Unterschiede zwischen

den Gruppen sind allerdings nur von geringer Stärke (Cramer’s V = 0,110). Die Nullhypothese

kann verworfen werden aber auch hier gilt es wie bei Forschungsfrage 1 zu klären ob der

66

Page 67: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

geringe statistisch nachweisbare Unterschied für die fischökologische Betrachtung bedeutsam

ist.

Tabelle 15: Vergleich der Sterblichkeit zwischen den unterschiedlichen morphologischen Gruppen.

Zustand tot lebend

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 8.585 33 % innerhalb von Gruppe 99,6% 0,4% Korrigierte Residuen 10,1 -10,1

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 1.250 41 % innerhalb von Gruppe 96,8% 3,2% Korrigierte Residuen -11,0 11,0

Percidae Anzahl 143 0 % innerhalb von Gruppe 100,0% 0,0% Korrigierte Residuen 1,0 -1,0

‛Cyprinidae weiß“ Anzahl 8 0 % innerhalb von Gruppe 100,0% 0,0% Korrigierte Residuen ,2 -,2

Gesamt Anzahl 9.986 74 % innerhalb von Gruppe 99,3% 0,7%

Chi2 = 121,083; df = 3; p = 0,000; Cramer’s V = 0,110

H0: Der Standort hat keinen Einfluss auf die Anteile an gefangenen toten und lebenden

Larven.

Tabelle 16 zeigt einen hochsignifikanten Zusammenhang (p < 0,01) zwischen dem Standort

und dem Zustand der Larven. Die Stärke dieser Unterschiede ist allerdings so gering, dass sie

gemäß Cramer’s V (0,069) vernachlässigbar sind, wodurch die Nullhypothese nicht verworfen

werden kann.

Tabelle 16: Vergleich der Sterblichkeit zwischen allen 3 Standorten.

Zustand tot lebend

Standort

Kritzendorf Anzahl 4.520 7 % innerhalb von Standort 99,8% 0,2% Korrigierte Residuen 6,2 -6,2

Kuchelauer Hafen Anzahl 4.402 46 % innerhalb von Standort 99,0% 1,0% Korrigierte Residuen -3,1 3,1

Durchstich Anzahl 1.064 21 % innerhalb von Standort 98,1% 1,9% Korrigierte Residuen -4,9 4,9

Gesamt Anzahl 9.986 74 % innerhalb von Standort 99,3% 0,7%

Chi2 = 47,750; df = 2; p = 0,000; Cramer’s V = 0,069

67

Page 68: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

H0: Die Netzpositionierung hat keinen Einfluss auf die Anteile an gefangenen toten und

lebenden Larven.

Auch bei der Betrachtung des letzten zu testenden Einflussfaktors zeigt sich ein

Zusammenhang zum Zustand (vgl. Tabelle 17). Dieser fällt signifikant aus (p < 0.05) weist

allerdings die geringste Stärke von allen Einflussfaktoren auf (Cramer’s V = 0,026) und ist

somit wie der Einfluss des Standorts (Tabelle 16) vernachlässigbar.

Tabelle 17: Vergleich der Sterblichkeit bei unterschiedlicher Netzpositionierung (A=Uferseite, V= Flussseite)

Zustand Tot lebend

Code

A Anzahl 4.067 41 % innerhalb von Code 99,0% 1,0% Korrigierte Residuen -2,6 2,6

V Anzahl 5.919 33 % innerhalb von Code 99,4% 0,6% Korrigierte Residuen 2,6 -2,6

Gesamt Anzahl 9.986 74 % innerhalb von Code 99,3% 0,7%

Chi2 = 6,551; df = 1; p = 0,01; Cramer’s V = 0,026

68

Page 69: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

3.3 Auswertung des DNA-Barcodings

Von 315 Larven wurde zusätzlich zur Bestimmung gemäß morphologischen Merkmalen eine

Genanalyse mittels DNA-Barcoding vorgenommen, um sie auf Artniveau bestimmen zu

können. Dies wurde durchgeführt um einen sicheren Artennachweis jener Fischarten zu

erhalten, die in diesem Abschnitt der Donau reproduzieren. Die zur Auswertung

herangezogenen Larven wurden nicht zufällig ausgewählt sondern gemäß Kriterien, die es

ermöglichen sollten eine möglichst große Bandbreite an verschiedenen Arten nachweisen zu

können. So wurden Larven ausgewählt die spezielle Merkmale aufwiesen oder zu

ungewöhnlichen Zeitpunkten gefangen wurden. Bei einem Auftreten von Massenfängen einer

Gruppe und ähnlicher Länge ging man von einer Art aus und analysierte nur wenige Larven

aus diesem Fang. Abbildungen der ausgewählten Larven sind mit dazugehörigen Daten und

Analyseergebnissen im Anhang zu finden.

In Tabelle 18 ist zu sehen von welchen Standorten wie viele Larven aus den jeweiligen

morphologischen Gruppen ausgewählt wurden.

Tabelle 18: Ausgewählte Larven für das DNA-Barcoding unterteilt nach Standort (Durchstich, Kritzendorf und Kuchelauer Hafen) und morphologischer Gruppe

Standort/Gruppe DS KD KH Gesamtergebnis

EI 1 1 ‛Cyprinidae weiß“ 1 2 5 8 ‛Nicht bestimmbar“ 1 12 4 17 Percidae 9 11 13 33 Gobiidae und Cottidae 9 17 27 53 ‛Cyprinidae 2-Strich“ 60 49 94 203 Gesamtergebnis 80 92 143 315

Hierbei ist zu beachten, dass aus den Gruppen ‛Nicht bestimmbar“ und ‛Cyprinidae weiß“ alle

Individuen ausgewählt wurden, da ihre geringe Anzahl und die große Fülle an potentiellen

Arten eine Besonderheit darstellte. Auch ist zu sehen, dass von der Gruppe Gobiidae und

Cottidae aufgrund der bereits oben erwähnten Massenfängen verglichen mit ihrer großen

Gesamtlarvenzahl nur wenige Individuen für die Analyse ausgewählt wurden. Außerdem sind

die Familien der Gobiidae und Cottidae mit nur wenigen Arten in der heimischen Fauna

vertreten und somit weniger potentielle Artnachweise möglich. Die genetische Analyse konnte

bei 300 Larven erfolgreich durchgeführt werden (bei den restlichen 15 Larven konnte kein

positives PCR-Ergebnis erreicht werden), was einer Erfolgsrate von 95,2% entspricht. Bei

diesen 300 Larven handelt es sich um Vertreter der Familie der Cyprinidae (175 Individuen

aus 9 verschiedenen Arten), Percidae (47 Individuen aus 6 verschiedenen Arten), Cottidae (28

Individuen aus einer Art), Gobiidae (46 Individuen aus 3 verschiedenen Arten), Coregonidae

69

Page 70: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

(3 Individuen einer Art) und Gasterosteidae (1 Individuum einer Art) (siehe Tabelle 19). Somit

konnten insgesamt 21 unterschiedliche Arten nachgewiesen werden. Bei 14 dieser Fischarten

konnte bereits in den vorjährigen Untersuchungen Reproduktion festgestellt werden (vgl.

Gruber & Gstöttenmayr, 2013). Zusätzlich wurde im Untersuchungsjahr 2013 eine

Karpfenlarve Cyprinus carpio genetisch nachgewiesen. Die Art wurde an den drei in dieser

Arbeit behandelten Standorten nicht gefunden.

Tabelle 19: Überblick über die nachgewiesenen Fischarten unterteilt nach Familie

Fischfamilie Fischart Anzahl

Cyprinidae Brachse Abramis brama

Laube Alburnus alburnus

Schied Aspius aspius

Barbe Barbus barbus

Nase Chondrostoma nasus

Nerfling Leuciscus idus

Frauennerfling Rutilus pigus

Rotauge Rutilus rutilus

Aitel Squalius cephalus

2 1 68 22 47 16 3 12 4

Cyprinidae Gesamt 175

Percidae Kaulbarsch Gymnocephalus cernuus

Flussbarsch Perca fluviatilis

Zander Sander lucioperca

Wolgazander Sander volgensis

Streber Zingel streber

Zingel Zingel zingel

2 22 15 2 2 4

Percidae Gesamt 47

Cottidae Koppe Cottus gobio 28

Cottidae Gesamt 28

Gobiidae Nackthalsgrundel Neogobius gymnotrachelus

Kesslergrundel Neogobius kessleri

Schwarzmundgrundel Neogobius melanostomus

6 9 31

Gobiidae Gesamt 46

Coregonidae Renke Coregonus sp. 3

Coregonidae Gesamt 3

Gasterosteidae Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus 1

Gasterosteidae Gesamt 1

Gesamtanzahl 300

In diesem Jahr konnten im Rahmen der Driftuntersuchungen erstmalig Rutilus pigus, Squalius

cephalus, Neogobius gymnotrachelus, Gymnocephalus cernuus, Sander volgensis,

Coregonus sp. und Gasterosteus aculeatus im Larvenstadium nachgewiesen werden.

Besonders Coregonus sp. ist hier hervorzuheben, da diese Art in adulter Form in der

70

Page 71: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

limnologischen Beweissicherung des Kraftwerks Freudenau seit der Kontrolle vor dem

Kraftwerksbau nicht mehr nachgewiesen werden konnte (Gruber & Gstöttenmayr, 2013).

Als dominante Arten bei der Gruppe der Cyprinidae stellten sich der Schied (Aspius aspius)

und die Nase (Chondrostoma nasus) heraus. Der am meisten vertretene Percidae ist der

Flußbarsch (Perca fluviatilis) gefolgt vom Zander (Sander Lucioperca). Zwei der hier am

häufigsten angetroffenen Arten (Aspius aspius mit 68 Individuen und Cottus gobio mit 28

Individuen) werden ebenso wie der Frauennerfling (Rutilus Pigus) mit 3 nachgewiesenen

Individuen als Schutzgüter im Anhang II der FFH Richtlinie (92/43/EWG) ausgewiesen.

Tabelle 20 zeigt die theoretische Artenzusammensetzung der Standorte basierend auf dem

Ergebnis des DNA-Barcodings. Hierbei zeigt sich, dass die dominierende Familie an allen drei

Standorten die Familie der Gobiidae war. Sie erreicht Anteile von 62% im Durchstich, 54% im

Kuchelauer Hafen und 53% in Kritzendorf. Diese Verteilung zeigt ein überraschendes Bild, da

in der Einteilung nach morphologischen Gruppen der Durchstich der Standort war, der mit

Abstand die geringsten Anteile an Gobiidae und Cottidae aufwies. Dadurch, dass im

Durchstich keine Cottidae gefangen wurden während diese an den anderen Standorten in

großen Mengen auftraten dreht sich diese Verteilung wieder. So ergibt sich bei kombinierter

Betrachtung der Familien (Gobiidae und Cottidae) eine Verteilung, die der nach

morphologischen Kriterien eingeteilten stärker entspricht: 62% im Durchstich, 80% im

Kuchelauer Hafen und 90% in Kritzendorf.

Innerhalb der Gobiiden dominiert die Schwarzmundgrundel in Kritzendorf und im Kuchelauer

Hafen mit ca. 2.000 Individuen pro Standort. Im Durchstich stellt die Kesslergrundel die

individuenstärkte Art dar, die im Kuchelauer Hafen nur in geringer Zahl und in Kritzendorf gar

nicht vorkommt.

Bei den Cypriniden ist die am stärksten vertretene Art im Durchstich und Kritzendorf der Schied

mit einem Anteil von 60% bzw. 40% am Gesamtcyprinidenfang. Im Kuchelauer Hafen ist die

Nase mit 54% Anteil die häufigste Cyprinidenart während der Schied hier die zweithäufigste

darstellt.

Die Betrachtung der Familie der Percidae zeigt, dass die theoretischen Fangzahlen wesentlich

höher sind als die der morphologischen Bestimmung. So wurden morphologisch nur 143

Larven als Percidae identifiziert während die Hochrechnung der genetischen Ergebnisse 528

Larven als solche ausweist. Dies kommt durch die Tatsache zustande, dass die Percidae die

Familie darstellt, die am häufigsten einer anderen Gruppe zugeordnet wurde. So wären 15 der

34 falsch zugeordneten Larven der Familie der Percidae zuzuordnen gewesen. Besonders

stark wirkt sich dies im Kuchelauer Hafen aus, wo gemäß morphologischer Einteilung 57

71

Page 72: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Percidae gefangen wurden und die theoretische Gesamtverteilung 354 Percidae aufweist. Die

häufigste Percidenart ist der Flussbarsch gefolgt vom Zander.

Tabelle 20: Theoretische Anteile der Fischarten am Gesamtfang unterteilt nach Standorten

Fischart Durchstich Kritzendorf Kuchelauer Hafen

Brachse Abramis brama 5 0 7 Laube Alburnus alburnus 5 0 0 Schied Aspius aspius 177 148 118 Barbe Barbus barbus 11 98 55 Nase Chondrostoma nasus 5 49 277 Nerfling Leuciscus idus 55 49 0 Rotauge Rutilus rutilus 20 25 32 Frauennerfling Rutilus pigus 0 0 21 Aitel Squalius cephalus 16 0 7 Cyprinidae Gesamt 294 369 517

Kaulbarsch Gymnocephalus cernuus 0 2 0 Flussbarsch Perca fluviatilis 108 7 179 Zander Sander lucioperca 1 37 164 Wolgazander Sander volgensis 5 5 0 Streber Zingel streber 0 0 5 Zingel Zingel zingel 0 9 6 Percidae Gesamt 114 60 354

Koppe Cottus gobio 0 1.691 1.155 Cottidae Gesamt 0 1.691 1.155

Nackthalsgrundel Neogobius gymnotrachelus 4 480 148 Kesslergrundel Neogobius kessleri 506 0 141 Schwarzmundgrundel Neogobius melanostomus 166 1.928 2.123 Gobiidae Gesamt 676 2.408 2.412

Renke Coregonus sp. 0 8 14 Coregonidae Gesamt 0 8 14

Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus 0 5 0 Gasterosteidae Gesamt 0 5 0

Gesamtanzahl 1.084 4.541 4.452

In Tabelle 21 ist der Anteil der korrekt bestimmten Larven je Gruppe dargestellt. Hierbei ist

auffällig, dass in der Gruppe ‛Cyprinidae weiß“ keine Larve richtig bestimmt wurde. Die

genetische Analyse zeigt, dass diese Gruppe zu 100% aus Perciden besteht. Dass Cypriniden

aufgrund dessen unbedingt 2 punktierte dorsale Linien aufweisen müssen wird allerdings

durch die Tatsache widerlegt, dass bei der Gruppe der Perciden 4 Cyprinidae enthalten waren

(2x Rutilus rutilus und 2x Aspius aspius), die diese nicht aufwiesen, wie auch auf den Fotos

der Larven im Anhang zur genetischen Analyse (genetische IDs der Larven sind X12, ZA02,

ZF08 und ZF09) zu sehen ist. Zu bemerken ist hierbei, dass es sich um überdurchschnittlich

72

Page 73: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

große Larven handelt (15, 17, 23 und 24 mm), weswegen vermutet werden kann dass die

Pigmentierungslinien mit zunehmendem Alter der Larve auch verschwinden können.

Tabelle 21: Erfolgsrate bei der Bestimmung der Larven nach morphologischen Gruppen

Morphologische Gruppe Anteil der korrekt bestimmten Larven

‛Cyprinidae 2-Strich“ 90,5% (171/189) ‛Cyprinidae weiß“ 0,0% (0/7) Gobiidae und Cottidae 94,3% (50/53) Percidae 81,8% (27/33) Gesamt 88,0% (248/282)

Bei den übrigen Gruppen konnten gute Bestimmungsraten erzielt werden, besonders die

Gruppe der Gobiidae und Cottidae wurde mit 94,3% Richtigkeit zuverlässig bestimmt. Die drei

hierbei nicht korrekt bestimmten Larven wären der Gruppe der Percidae (2x Perca fluviatilis

und Sander lucioperca) zuzuordnen gewesen. Auch die Gruppe ‛Cyprinidae 2-Strich“ weist

einen Wert von über 90% auf. Die 18 nicht korrekt bestimmten Larven dieser Gruppe wären

den Familien der Gobiidae (3x Neogobius melanostomus, Neogobius gymnotrachelus und

Neogobius kessleri), Cottidae (5x Cottus gobio), Percidae (3x Sander lucioperca, Perca

fluviatilis und Sander volgensis) und Coregonidae (3x Coregonus sp.) zuzuordnen gewesen.

Tabelle 22 betrachtet die Rückrechnung des Beginn der Laichzeit der im DNA-Barcoding

nachgewiesen Arten. Zudem ist der Fangort angegeben, an dem die Art dieses Jahr erstmalig

gefangen wurde. Diese Analyse soll als Überblick und Anhaltspunkt dienen, da die Methode

der Tagesgrade den Entwicklungsverlauf nicht genau bestimmen kann und nur einen

ungefähren Wert ausgibt. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass die

Entwicklungskurve der Fischeier artenabhängig ist, sodass sich die Embryonen von "kalt-

angepassten" Fischarten bei niedrigeren Wassertemperaturen schneller entwickeln als der

Durchschnitt. Das Gleiche gilt im Umkehrschluss auch für "warm-angepasste" Arten, die eine

schnellere Embryonalentwicklung bei höheren Temperaturen aufweisen (Herzig und Winkler,

1985). Zudem sind Angaben der Literatur zu Tagesgraden oftmals stark schwankend und nur

für einen Teil der Arten verfügbar. Die Tagesgradangaben wurden dem Kärtner Institut für

Seenforschung (2015), Österreichische Fischereigesellschaft (2015) und Butz (1985)

entnommen.

73

Page 74: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Tabelle 22: Berechnung des voraussichtlichen Laichtages gemäß der Tagesgradmethode

Fischart erster Fangtag

Fang­ort

Temp am Fangtag (C°)

Tagesgrade (T°)

berechneter Laichtag

Abramis brama 11.Jun KH 18,3 90 06.Jun Alburnus alburnus 20.Jun DS 18,3 130 13.Jun Aspius aspius 24.Apr KH 11,8 170 10.Apr Barbus barbus 06.Jun KH 14,7 145 27.Mai Chondrostoma nasus 24.Apr KH 11,8 230 05.Apr Coregonus sp. 24.Apr KH 11,8 350 24.Mär Cottus gobio 23.Apr KD 11,6 275 29.Mär Gasterosteus aculeatus 08.Mai KD 13,9 Gymnocephalus cernuus 20.Jun KD 18,3 Leuciscus idus 01.Mai DS 14,2 Neogobius gymnotrachelus 07.Mai KH 13,6 Neogobius kessleri 07.Mai DS 13,6 Neogobius melanostomus 08.Mai KH 13,9 Perca fluviatilis 02.Mai DS 14,5 130 23.Apr Rutilus rutilus 07.Mai KD 13,6 Sander lucioperca 25.Apr KH 12,3 110 16.Apr Sander volgensis 06.Jun DS 14,7 Squalius cephalus 19.Jun DS 18,7 Zingel streber 01.Mai KH 14,2 Zingel zingel 07.Mai KD 13,6

Die erste Renke (Coregonus sp.) wurde am 24. April gefangen und ist aufgrund ihrer hohen

Tagesgrade auch jene Arte, die höchstwahrscheinlich als erste abgelaicht hat. Ihr folgen die

Koppe (Cottus gobio) mit einem voraussichtlichen Ablaichtermin am 29. März und die Nase

(Chondrostoma nasus). Wie erwartet weisen die Percidae (Sander lucioperca und Perca

fluviatilis) spätere Ablaichzeitpunkte auf. Die Fischarten, die als letzte mit dem Ablaichen

begonnen haben sind die Brachse (Abramis brama) und die Laube (Alburnus alburnus).

74

Page 75: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Vergleich des Larvenaufkommens zwischen den Jahren 2013 und 2014 unterteilt nach

morphologischen Gruppen

0 200 400 600 800 1000 1200 1400

Cyprinidae

Gobiidae und Cottidae

Percidae

Nicht Bestimmbar

20132014

3.4 Vergleich der Ergebnisse mit jenen des Vorjahres Da diese Arbeit auf den Ergebnissen des Vorjahres durch Gruber & Gstöttenmayr (2013)

aufbaut und zwei gut vergleichbare Standorte aufweist, dient dieses Kapitel einer Analyse der

Unterschiede der Vorjahresuntersuchung mit dieser Arbeit.

Unterschiede in der Gesamtlarvenanzahl

Insgesamt wurden im Jahr 2013 an drei verschiedenen Standorten 1.604 Fischlarven

gefangen. Schon hier lässt sich ein großer Unterschied in den absoluten Zahlen zu dem

diesjährigen Ergebnis von 10.079 Individuen erkennen. Allerdings ist trotz eines ähnlichen

langen Untersuchungszeitraum (23. April 2013 bis 4. Juli 2013 im Vergleich zu 9. April 2014

bis 8. Juli 2014) die Anzahl der Fangtage im Jahr 2013 wesentlich höher, da bei den

vorjährigen Untersuchungen täglich Proben genommen wurden. So beträgt die Anzahl der

Tage an denen Proben genommen wurden im Vorjahr 58 im Vergleich zu 34 Beprobungstagen

2014. Somit fällt der Vergleich der gefangen Larven pro Fangtag noch deutlicher aus: 28

Larven pro Tag 2013 zu 296 pro Tag 2014. Dies stellt einen Unterschied da, der den Faktor

10 übersteigt.

Unterschiede in der Zusammensetzung gemäß morphologischer Gruppen

Bei der Betrachtung der gefangenen Larven nach morphologischen Gruppen zeigt sich, dass

teilweise große Unterschiede bestehen. In Diagramm 16 werden diese Diskrepanzen deutlich.

Da die Gruppeneinteilungen der letztjährigen Untersuchungen mit der diesjährigen nicht

vollständig übereinstimmt werden die Larven in die Gruppen Cyprinidae, Percidae, Gobiidae

und Cottidae und ‛Nicht bestimmbar“ eingeteilt.

8.618

Diagramm 16: Vergleich der absoluten Fangzahlen zwischen den Jahren 2013 und 2014 unterteilt in morphologische Gruppen

75

Page 76: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Das Diagramm relativiert die großen Unterschiede im Gesamtlarvenaufkommen zwischen den

beiden Untersuchungsjahre indem es aufzeigt, dass der Großteil dieses Unterschieds dem

Massenauftreten der Gobiidae und Cottidae an den Standorten vom Jahr 2014 geschuldet ist.

So übersteigt die G&C-Anzahl des Jahrs 2014 jene des Jahr 2013 um mehr als das 20-fache

während die Gruppe der Cyprinidae nur ein Plus von ca. 50% aufweist und die Percidenfänge

sogar im Jahr 2013 höher waren als 2014.

Vergleich der Standorte Kuchelauer Hafen und Donauinsel

Wie in der Beschreibung des Standorts Kuchelauer Hafen erwähnt eignen sich diese beiden

Standorte gut um verglichen zu werden, da sie beinahe auf dem gleichen Stromkilometer nur

an unterschiedlicher Uferseite liegen. Der Vergleich ist auch interessant, da sie trotz der

Gemeinsamkeiten ein eindeutiges Hauptunterscheidungsmerkmal aufweisen: Während der

Standort Kuchelauer Hafen Blockwurf als Ufergrund aufweist liegt der Untersuchungsstandort

Donauinsel auf einer Schotterbank.

Der Vergleich der Gesamtlarvenanzahl zwischen den beiden Standorten zeigt ein ähnlich

dominantes Bild wie der Vergleich über alle Standorte: 412 Larven am Standort Donauinsel im

Jahr 2013 stehen 4.452 am Standort Kuchelauer Hafen im Jahr 2014 gegenüber. Die

Gruppenzusammensetzung des Standorts Donauinsel unterscheidet sich weniger stark von

derer des Standorts Kuchelauer Hafen wie die über alle Standorte betrachtete Verteilung

zwischen den beiden Untersuchungsjahren. Hier stellen auch Gobiidae und Cottidae die

dominierende Gruppe dar, während es über alle Standorte 2013 gesehen die Cyprinidae

waren.

Diagramm 17: Vergleich des Larvenaufkommens der Standorte Donauinsel (2013) und Kuchelauer Hafen (2014) unterteilt nach morphologischen Gruppen

76

Page 77: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Doch auch hier zeigt sich das erhöhte Gobiiden- und Cottidenaufkommen am Standort

Kuchelauer Hafen im Vergleich zur Donauinsel und das hohe Cyprinidenaufkommen am

Standort Donauinsel.

77

Page 78: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

4. Diskussion

Dieses Kapitel dient der Diskussion der Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfragen und

die angewandte Methodik als auch dem Vergleich zu den Ergebnissen der

Vorjahresuntersuchung.

4.1 Bedeutung der Ergebnisse für die Forschungsfragen Hintergrund für Forschungsfrage 1 (Bieten die beiden Donaustandorte unterschiedlich gute

Möglichkeiten für die Reproduktion gleicher Arten?) war die Annahme, dass oberhalb des

Standort Kritzendorf keine geeigneten Laichplätze für rheophile Kieslaicher (die einen großen

Anteil der in der Donau vorkommenden Cypriniden und Perciden darstellen) vorhanden sind.

Daher wurde vermutet, dass am Standort Kritzendorf ausschließlich Gobiidae und Cottidae

gefangen werden können. Zur Überprüfung der Forschungsfrage wurden sowohl die absoluten

Häufigkeiten der Gruppen über die Standorte miteinander verglichen als auch die statistische

Überprüfung der Unterschiede in der Gruppenzusammensetzung der beiden Standorte und

die Ergebnisse der genetischen Analyse. Neben der statistischen Überprüfung der

Testhypothese werden auch die Ergebnisse der genetischen Analyse und der Vergleich der

absoluten Häufigkeiten zur Beantwortung der Forschungsfrage herangezogen.

Bereits eine wichtige Erkenntnis liefert der Vergleich der absoluten Häufigkeiten, da er zeigt,

dass die ursprüngliche Annahme, dass kaum andere Larven als Gobiiden- und Cottidenlarven

am Standort Kritzendorf gefangen werden können, nicht zutrifft. Zwar fallen die Fangzahlen

der Cyprinidae und Percidae geringer aus als am Standort Kuchelauer Hafen, allerdings ähnelt

sich die Gruppenzusammensetzung der beiden Standorte zu sehr um von erheblich

schlechteren Bedingungen für die Reproduktion dieser beiden Gruppen am Standort

Kritzendorf auszugehen.

Durch die Betrachtung der statistischen Ergebnisse wird dies bestätigt, da sie zwar einen

signifikanten Unterschied in der Gruppenzusammensetzung zwischen den Standorten

anzeigen, dieser allerdings nur von geringer Stärke und somit zwar statistisch nachweisbar,

aber für die reale fischökologische Betrachtung der Standorte wohl unbedeutend ist.

Letztlich konnte durch das DNA-Barcoding gezeigt werden, dass sich unter den untersuchten

Larven in Kritzendorf diverse rheophile Kieslaicher wie Schied, Barbe, Nase und Zingel

befanden, die teilweise auch in großer Zahl vorkamen. Somit lässt sich mit Sicherheit sagen,

dass die ursprüngliche Annahme, dass am Standort Kritzendorf keine rheophilen Kieslaicher

vorkommen falsch ist. Es müssen also im Bereich oberhalb des Standorts geeignete

Laichplätze vorhanden sein, von denen die Larven stammen.

78

Page 79: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Diese Ergebnisse zeigen, dass sich die beiden Standorte weniger stark unterscheiden als

angenommen und dass oberhalb beider Standorte geeignete Laichgebiete für typische

Donauarten liegen müssen. Für den Kuchelauer Hafen ist dies nicht überraschend, da

oberhalb des Standorts Schotterbänke angelegt wurden um das Ablaichen zu ermöglichen.

Potentielle Erklärungsansätze für das Auftreten rheophiler Kielaicher am Standort Kritzendorf

sind einerseits, dass es Laichplätze gibt die im Stauraum Freudenau liegen und noch nicht

entdeckt und beschrieben wurden. In einer Begehung des betroffenen Gebietes wurden

Anzeichen solcher Schotterbänke in Form von kleinsträumigen Kiesflächen entdeckt. Für das

Bestimmen der Eignung als Laichplatz sind weitere Untersuchungen wie eine Überfahrung

und Vermessung mit dem Boot vonnöten. Ein anderer Erklärungsversuch ist, dass die Larven

von Laichplätzen stammen, die oberhalb des Kraftwerks Greifenstein liegen und über die

Turbinen das Kraftwerk passieren konnten (in Ermangelung einer Fischauf- bzw.

Fischabstiegshilfe, die sich erst im Bau befindet, wäre dies der einzige Weg). Sollte dies die

Art sein wie die Larven in diesen Donaubereich gekommen sind stellt sich die Frage ob sie ein

Durchlaufen des Turbinenganges überleben konnten. Diese Frage kann mit der in dieser

Untersuchung verwendeten Fangmethode allerdings nicht beantwortet werden. Die

gefangenen Larven waren zum Zeitpunkt der Probenentnahme fast alle tot. Die Gründe hierfür

werden in der langen Exponierungszeit von 24 Stunden und des hohen Wasserdrucks, der auf

die Probe während dieser Zeit wirkt, gesehen. Diese Faktoren führen zu einer großen

mechanischen Belastung auf die Larven und sorgen somit für die hohe Todesrate von über 99

Prozent. Dadurch kann nicht bestimmt werden wie viele Larven lebend und wie viele bereits

tot in das Netz eingedriftet wurden.

Bei der Beantwortung von Forschungsfrage 2 (Findet im Durchstich Laichtätigkeit statt?) wird

ebenfalls die Betrachtung der absoluten Häufigkeiten (in diesem Fall im Vergleich mit beiden

Hauptstromstandorten) als auch die statistische Auswertung der Unterschiede in der

morphologischen Gruppenzusammensetzung zu Kritzendorf und Kuchelauer Hafen

herangezogen.

Die Betrachtung der absoluten Häufigkeiten zeigt bereits einen deutlichen Unterschied des

Durchstichs im Vergleich zu den anderen Standorten: die Gesamtlarvenanzahl ist wesentlich

geringer als jene der beiden anderen Standorten. Noch wichtiger ist aber die Tatsache, dass

sich die Gruppenzusammensetzung stark von jener der Hauptstromstandorte abhebt und

vermehrt Cypriniden und Perciden vorkommen. Zudem ist ein konträrer Verlauf im Auftreten

der Larven im Zeitverlauf zu den beiden anderen Standorten zu beobachten wie in Kapitel

3.1.4 gezeigt wird. So konnten zu den Zeiten der ersten Peaks an den Hauptstromstandorten

im Durchstich noch keine Larven gefangen werden, während die ersten Peaks im Durchstich

zu einer Zeit eines äußerst geringen Larvenaufkommen an den anderen Standorten

79

Page 80: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

stattfanden. Auch die größten Peaks wiesen eine deutliche Zeitversetzung zu jenen der

Hauptstromstandorte auf, die wesentlich stärker übereinstimmen.

Die statistische Überprüfung der Testhypothese stützt diese Ansicht indem sie zeigt, dass

zwischen dem Durchstich und den Hauptstromstandorten ein messbarer Unterschied in der

Gruppenzusammensetzung besteht. Dieser Unterschied ist zwar ebenfalls nur gering bis

mittelstark ausgeprägt allerdings wesentlich größer als jener zwischen den

Hauptstromstandorten untereinander. Wie erwartet sind die Gruppen ‛Cyprinidae 2-Strich“ und

Percidae typisch für den Durchstich im Vergleich zu KD und KH. Der Unterschied zu

Kritzendorf fällt hierbei etwas größer aus als jener zum Kuchelauer Hafen. All diese Ergebnisse

stützen die Theorie, dass einige der vorkommenden Larven tatsächlich von Fischen stammen,

die im Durchstich selbst abgelaicht haben.

Die genetische Analyse hat ergeben, dass im Durchstich auch eine Vielzahl an Larven von

rheophilen Kieslaichern gefunden wurde. So kam neben Nase und Barbe vor allem der Schied

in großer Zahl vor. Für diese Fischarten stellt der Durchstich kein geeignetes Laichhabitat dar.

Daher ist davon auszugehen, dass diese Larven nicht aus dem Durchstich selbst stammen

sondern dort eingedriftet wurden. Trotzdem sind die Hinweise für eine eigene Reproduktion im

Durchstich stark genug um davon auszugehen, dass der Durchstich als Laichgebiet genutzt

wird und zusätzlich ein Austausch mit dem Hauptstrom stattfindet indem Larven in den

Durchstich eindriften. Für die eingedrifteten Larven könnte der Durchstich ein geeignetes,

strömungsberuhigtes Juvenilhabitat darstellen.

Neben der Bewässerung der Au und der Erhaltung der spezifischen Auenvegetation ist er

somit auch fischökologisch relevant wodurch er zusätzlich erhaltenswert wird. Die

fischökologische Bedeutung des Durchstiches beruht hierbei vor allem auf der Tatsache, dass

er einen strömungsreduzierten Bereich darstellt. Dieser kann von stagnophilen Fischarten zum

Ablaichen und von Jungfischen als strömungsberuhigter Refugialraum genutzt werden.

Andererseits zeigt sich sein stark anthropogen beeinflusster Charakter mit technischen

Ufersicherungen, Homogenität und Strukturarmut. Somit könnte der Durchstich durch

Strukturverbesserungsmaßnahmen noch deutlich an fischökologischer Bedeutung gewinnen.

Da der Einlauf des Durchstichs zum Verlanden neigt ist es notwendig diesbezüglich

Maßnahmen zu ergreifen um speziell im Frühjahr und Sommer ein Durchfließen zu

gewährleisten.

Für das Beantworten von Forschungsfrage 3 (Bestimmen die ausgewählten Einflussfaktoren

die Überlebenswahrscheinlichkeit der Larven während der Drift?) wurde für jeden

Einflussfaktor (Standort, morphologische Gruppe und Netzpositionierung) eine Testhypothese

gebildet. Diese wurde mittels Kreuztabelle überprüft. Das Ergebnis ähnelt sich bei allen drei

80

Page 81: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Faktoren: Alle hatten einen zumindest statistisch signifikanten Einfluss auf die Anteile an toten

und lebenden Larven. Allerdings wiesen alle eine geringe Stärke des Unterschiedes auf. Am

deutlichsten wirkt sich dabei noch der Faktor der morphologischen Gruppe aus, aber selbst

dieser erreichte nur knapp die Grenze eines schwachen Zusammenhangs während die

anderen beiden selbst diese nicht erreichen und somit statistisch als unbedeutend gelten.

Um eine tatsächliche fundierte Aussage über den realen Einfluss eines dieser Faktoren zu

treffen reicht die Aussagekraft bei keinem dieser Faktoren aus. Durch den geringen Anteil an

lebenden Larven von 1% kann keine statistisch gesicherte Aussage getroffen werden. Da die

Vermutung besteht dass der hohe Anteil an toten Larven auf der Tatsache beruht dass diese

größtenteils erst im Netz gestorben sind, könnte eine Änderung der Methode bessere,

statistisch gesicherte Ergebnisse bezüglich dieser Fragestellung liefern. Die Annahme wurde

aufgrund der hohen Strömung an den Standorten und den damit verbundenen mechanischen

Belastungen auf die Larven im Netz über einen Zeitraum von meist 24 Stunden getroffen. Die

Methode sollte demnach dahingehend geändert wird, dass der Druck, der auf die Larven durch

die Strömung wirkt und/oder die Zeit über die dieser Druck auf die Larven wirkt gesenkt wird.

So könnten pro Tag mehrere Proben genommen werden bei denen die Exponierungszeit nur

wenige Minuten beträgt. Um den Druck selbst zu reduzieren müsste beispielsweise eine

Sammelmethodik angewendet werden, die die gesammelte Probe aus dem Druckbereich

befördert und somit die mechanische Belastung auf die Larven reduziert.

4.2 Einteilung in morphologische Gruppen sowie Zuordnungserfolg Beim Gesamtzuordnungserfolg konnte mit 88% ein guter Wert erzielt werden. Vergleichswerte

für die Zuordnung auf Familienniveau wären hierbei 80,5% bei Gstöttenmayr und Gruber

(2013) sowie 82,8% bei Zirgoi (2015).

Die Betrachtung der einzelnen morphologischen Gruppen lässt die Gruppe der ‛Cyprinidae

weiß“ mit einem Zuordnungserfolg von 0% (0/7) hervorstechen. Da die genetische Analyse

gezeigt hat, dass diese Gruppe vollständig den Perciden zuzuordnen gewesen wäre wird

folgend kontrolliert ob eine korrekte Zuordnung Änderungen bei den statischen Überprüfungen

der morphologischen Zusammensetzung gehabt hätte.

Wie ein Vergleich der Tabelle 23 (Original) und Tabelle 24 (Vergleich mit Zuordnung von

‛Cyprinidae weiß“ in Percidae) zeigt, kommt es zu keinen nennenswerten Änderungen. Sowohl

der Gesamtzusammenhang (Chi2 und Cramer’s V) als auch die einzelnen korrigierten

Residuen-Werte ändern sich dadurch kaum bis gar nicht. Dies ist auch der geringen

Gesamtanzahl an ‛Cyprinidae weiß“ geschuldet. Wäre diese Gruppe häufiger aufgetreten,

würde der Einfluss der Fehlzuordnung deutlich stärker ausfallen.

81

Page 82: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Tabelle 23: Originaltabelle des Vergleichs der Gruppenzusammensetzung zwischen Durchstich und Kritzendorf

Standort Kritzendorf Durchstich

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 2.770 631 % innerhalb von Standort 92,1% 67,1% Korrigierte Residuen 19,3 -19,3

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 207 274 % innerhalb von Standort 6,9% 29,1% Korrigierte Residuen -18,2 18,2

Percidae Anzahl 29 34 % innerhalb von Standort 1,0% 3,6% Korrigierte Residuen -5,7 5,7

‛Cyprinidae weiß“ Anzahl 2 1 % innerhalb von Standort 0,1% 0,1% Korrigierte Residuen -,4 ,4

Gesamt Anzahl 3.008 940 % innerhalb von Standort 100,0% 100,0%

Chi2 = 375,004; df = 3; p = 0,000; Cramer’s V = 0,308

Tabelle 24: Vergleichstabelle unter Einbeziehung der Gruppe ‛Cyprinidae weiß“ als Percidae

Standort Kritzendorf Durchstich

Gruppe

Gobiidae und Cottidae Anzahl 2.770 631 % innerhalb von Standort 92,1% 67,1% Korrigierte Residuen 19,3 -19,3

‛Cyprinidae 2-Strich“ Anzahl 207 274 % innerhalb von Standort 6,9% 29,1% Korrigierte Residuen -18,2 18,2

Percidae Anzahl 31 35 % innerhalb von Standort 1,0% 3,7% Korrigierte Residuen -5,6 5,6

Gesamt Anzahl 3.008 940 % innerhalb von Standort 100,0% 100,0%

Chi2 = 374,332; df = 2; p = 0,000; Cramer’s V = 0,308

Im Vergleich zwischen der theoretischen Verteilung basierend auf dem DNA-Barcoding und

der Gruppeneinteilung nach morphologischen Gesichtspunkten existieren große

Unterschiede. Am deutlichsten sind diese bei den Perciden am Standort Kuchelauer Hafen wo

die theoretische Verteilung über sechsmal soviele Perciden ausgibt wie die Verteilung nach

morphologischen Kriterien. Dies kommt aufgrund der geringen Stichprobengröße von nur 315

analysierten Larven zustande. Besonders stark macht sich das bei der Gruppe der Gobiidae

und Cottidae bemerkbar. Hier wurde 53 Larven ausgewählt, die die Verteilung von über 8.000

Larven vorgeben. Da sich am Standort Kuchelauer Hafen je ein falsch bestimmter Zander und

Flussbarsch in dieser Gruppe befanden stieg die Percidenanzahl stark an. Ohne diese beiden

Larven würde die theoretische Percidenanzahl an diesem Standort statt 354 nur 73 betragen. 82

Page 83: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Ein weiteres Beispiel ist, dass im Kuchelauer Hafen eine Kesslergrundel nachgewiesen wurde

und in Kritzendorf keine, wodurch die theoretische Verteilung von 141 Kesslergrundeln im

Kuchelauer Hafen ausgeht und in Kritzendorf von 0.

Die theoretische Verteilung ist somit von großer Unsicherheit geprägt und lässt nur einen

Überblick über die gefangenen Fischarten in ungefährer Häufigkeit an den jeweiligen

Standorten zu.

4.3 Unterschiede zur Vorjahresuntersuchung Als Erklärung für die Diskrepanz in der Gesamtlarvenanzahl zwischen den

Untersuchungsjahren wird einerseits die geringere Strömung, die an den Vorjahresstandorten

herrschte im Vergleich zu den diesjährigen vermutet. Vergleiche zwischen den diesjährigen

Standorten untereinander (sowohl Vergleiche zwischen den drei Stauwurzelstandorten KD-

DS-KH als auch Vergleiche mit den Donauinselstandorten aus Zirgoi (2015)) weisen auf einen

Zusammenhang zwischen Larvenabundanzen und Strömungsgeschwindigkeit hin.

Eine weitere mögliche Ursache könnte in der Methode der Probenaufarbeitung liegen.

Während 2014 die gesamte Probe erst im Labor auf Larven durchsucht wurde fand diese

Prozedur 2013 bereits im Feld statt. Durch fehlende Ausstattung im Feld (Binokular, stabile

plane Unterlage, die Wasserbewegungen in der Schwemmtasse reduziert und dadurch die

Erkennung von Larven erleichtert etc.) könnte die Erkennungsrate und dadurch die

Gesamtlarvenanzahl negativ beeinflusst worden sein.

Die Betrachtung der Larvengruppen liefert einen weiteren Erklärungspunkt für die großen

Unterschiede im Gesamtlarvenaufkommen: Die letztjährigen Untersuchungsstandorte lagen

auf Schotterbänken, die wesentlich bessere Laichgebiete für Cyprinidae und Percidae

darstellen als für Gobiidae und Cottidae. Somit blieb die dominierende Gruppe des Jahres

2014 mit 8.618 Individuen und ihre enorme Auswirkung auf die Gesamtfangzahlen im Jahr

2013 weitgehend aus.

Im Vergleich der beiden Standorte Kuchelauer Hafen und Donauinsel sind die im

Gesamtvergleich beschriebenen Merkmale ebenfalls zutreffend. Strukturunterschiede bieten

Cypriniden bessere und Gobiiden und Cottiden schlechtere Bedingungen am Standort

Donauinsel. Daher werden auch hierfür diese Faktoren als Hauptursache für die Unterschiede

in der Gruppenzusammensetzung angenommen

Wichtig ist zu beachten, dass auch jährliche Fluktuationen im Larvenaufkommen eine Rolle

spielen. So bieten manche Jahre gute natürliche Voraussetzungen für die erfolgreiche

Reproduktion in denen es dann auch zu erhöhten Abundanzen an driftenden Larven kommt

83

Page 84: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

und andere Jahre bieten schlechtere Voraussetzungen in denen das Larvenaufkommen

geringer ausfällt.

4.4 Driftnetz-Konstruktion Zur Konstruktion der Driftnetze ist zu sagen, dass sie funktionell war und den meisten

Belastungen standgehalten hat. So waren die einzigen Ausfälle bei der Probennahme mittels

Standardkonstruktion mit eingeschlagenen Eisenstangen der Unzugänglichkeit während des

Hochwassers geschuldet. Die Konstruktion selbst hat das Hochwasser wie auch alle anderen

Belastungen unbeschadet überstanden. Die Konstruktion mit Balkenausleger für die

Hauptstromstandorte Kritzendorf und Kuchelauer Hafen war größeren Belastungen

ausgesetzt. So kam es während eines Hochwassers zum Bruch des Auslegerbalkens am

Standort Kuchelauer Hafen. Dies blieb allerdings ein Einzelfall und war gemessen an der

Stärke des Hochwassers nicht überraschend, sodass kein akuter Bedarf besteht die

Konstruktion dahingegen anzupassen. Die größte Schwachstelle, die für zukünftige

Probennahmen nachgebessert werden sollte ist das Scharnier, das Ausleger und Holzstück

miteinander verbindet. Da die Kräfte der Strömung zumeist ungleichmäßig auf den Rahmen

wirken oder der Rahmen durch schweres Treibgut touchiert wird, ist das Scharnier einer

Drehbewegung ausgesetzt für die es nicht ausgelegt ist. Daher beginnt es sich zu verwinden

wodurch die Rahmenöffnungen nicht mehr direkt in der Strömung stehen. Aus diesem Grund

mussten die Scharniere mehrmals getauscht werden. Dies sollte dahingegen verbessert

werden, dass zwei Scharniere parallel angebracht werden, wodurch die Verwindungssteifheit

wesentlich erhöht wird.

84

Page 85: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

5. Literaturverzeichnis

Aicher, G., 2004. Auswirkung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie auf die Stromerzeugung in Österreich - Überprüfung bei zwei Kraftwerken. Diplomarbeit. Johannes Kepler Universität Linz.

BMLFUW, 2009. Erneuerbare Energie 2020 - Potenziale und Verwendung in Österreich.

BMLFUW, 2010. Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan 2009 - NGP 2009.

Butz, I., 1985. Wassertemperatur und Gewässer. Österreichs Fischerei. 38. 65-68.

Danube Tourist Commission, 2014. Verfügbar in: http://www.danube-river.org/uploads/media_files/picture/big/1270717062212aa971af214c5d5422c90b728495be 5f246770a7.jpg [Abfrage am 12.3.2015].

Donaukommission, 2014. Allgemeines über die Donau. Verfügbar in: http://www.danubecommission.org/index.php/de_DE/danube [Abfrage am 12.3.2015].

Eberstaller, J., Pinka, P. und Honsowitz, H., 2001. Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Fischaufstiegshilfe am Donaukraftwerk Freudenau. Wien. Verbund.

EIA, 2014. International Energy Statistics. Verfügbar in: http://www.eia.gov/cfapps/ipdbproject/iedindex3.cfm?tid=2&pid=alltypes&aid=12&cid=&syid= 2011&eyid=2012&unit=BKWH [Abfrage am 12.3.2015].

Geiler, N., Lücking, W. und Schönauer, S., 2011. BUND-Vision für Flusslandschaften in Deutschland - Eine Studie zur Lage und zu den Perspektiven der Flüsse und Ströme in Deutschland. Berlin. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V..

Frank, J., 2007. Fischökologische und morphologische Untersuchungen von anthropogen gestalteten Uferstrukturen im Einflussbereich des Kraftwerks Wien-Freudenau. Diplomarbeit. Universität für Bodenkultur.

Froese, R. und Pauly, D., 2014. Fishbase. Verfügbar in: http://www.fishbase.org [Abfrage am 12.3.2015].

Giesecke, J., Heimerl, S. und Mosonyi, E., 2014. Wasserkraftanlagen: Planung, Bau und Betrieb. 6.Auflage. Berlin, Heidelberg. Springer Vieweg.

Google, 2014. Google maps. Verfügbar in: https://www.google.at/maps [Abfrage am 12.3.2015].

Gruber, S. und Gstöttenmayr, D., 2013. Fischlarvendrift im Einflussbereich des Donau Kraftwerks Wien-Freudenau. Vergleichender Reproduktionsnachweis von Fischen an drei Schotterbänken der österreichischen Donau - Untersuchung des Driftgeschehens & Evaluierung der verwendeten Driftnetzbefischungsmethode. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur.

Hajibabaei, M., Singer, G. A. C., Hebert, P. D. N. und Hickey, D. A., 2007. DNA barcoding: how it complements taxonomy, molecular phylogenetics and population genetics. TRENDS in Genetics. 23. 4. 167-172.

85

Page 86: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Hasenbichler, H.-P., Simoner, M. und Hartl, T., 2011. Die Entwicklung der Donauschifffahrt als Handlungsfeld der Donauraumstrategie. In: Der europäische Fluss: Die Donau und ihre Regionen als Strategieraum. Hrsg. Setzen, F. und Stratenschulte, E.. Berlin. Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH. 153-174.

Herzig, A. und Winkler, H., 1985. Der Einfluß der Temperatur auf die embryonale Entwicklung von Cypriniden. Österreichs Fischerei. 38. 182-196.

Hinkel, R., 1995. Wien an der Donau, Der große Strom, seine Beziehung zur Stadt und die Entwicklung der Schifffahrt im Wandel der Zeiten. Wien. Christian Brandstätter Verlag.

Horlacher, H.-B., 2003. Globale Potenziale der Wasserkraft. Externe Expertise für das WBGU-Hauptgutachten 2003 ‛Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit“. Berlin, Heidelberg, New York. Springer-Verlag.

ICPDR, 2015. Contracting Parties. Verfügbar in: https://www.icpdr.org/main/icpdr/contracting-parties [Abfrage am 29.5.2015].

Jäger, E., 2007. Fischökologische Untersuchung im Einflussbereich des Kraftwerkes Wien/Freudenau unter besonderer Berücksichtigung der Konnektivität zwischen der Klosterneuburger Au und dem Donaustrom. Diplomarbeit. Universität für Bodenkultur.

Jungwirth, M., Haldvogl, G., Hohensinner, S., Waidbacher, H. und Zauner, G., 2014. Österreichs Donau. Landschaft – Fisch – Geschichte. Wien. Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur.

Kärnter Institut für Seenforschung, 2015. Fische Kärntens - Koppe. Verfügbar in: http://www.ktn.gv.at/212750_DE-Fische_Kaerntens-Koppe [Abfrage am 12.3.2015].

Kaufmann, A., 2008. Wasserkraftbau im Spannungsfeld Ökologie und Ökonomie. Magisterarbeit. Universität Graz.

Kavka, G., Krämer, D., Kreitner, P., Mauthner-Weber, R., Ofenböck, G. Rauchbüchl, A., Rodinger, W., Siegel, P. und Vekilov, M., 2000. WASSERBESCHAFFENHEIT UND GÜTE DER ÖSTERREICHISCHEN DONAU unter besonderer Berücksichtigung der langzeitlichen Entwicklung. Wien. Bundesamt für Wasserwirtschaft.

Kettner, C., Kletzan-Slamanig, D., Köppl, A., Schleicher, S., Koller, S.C., Leopold, A., Reinsberger, K., Steininger, K.W., Schnitzer, H., Karner, A., Lang, R., Nakicenovic, N. und Resch, G., 2010. Nationaler Aktionsplan 2010 für erneuerbare Energien in Österreich. Wien. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung.

Klinglmair, A. und Bliem, M., 2013. Die Erschließung vorhandener Wasserkraftpotenziale in Österreich im Spannungsfeld von Energiepolitik und ökologischen Schutzzielen. Klagenfurt. Institut für Höhere Studien Kärnten.

Ko, H.-L., Wand, Y.-T., Chiu, T.-S., Lee, M.-A., Leu, M.-Y., Chang, K.-Z., Chen, W.-Y. und Shao, K.-T., 2013. Evaluating the Accuracy of Morphological Identification of Larval Fishes by Applying DNA Barcoding.

Lager, B., 2013: historische morphologische veränderungen der wiener donau-flusslandschaft 1529-2010. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur.

Lechner A., 2009. Auswirkungen hydraulischer Variablen und der Ontogenie auf die Dynamik der Jungfischdrift an einem Schotterufer der österreichischen Donau. Diplomarbeit. Universität Wien.

86

Page 87: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Lüpsen, H., 2013. Kontingentabellenanalyse. Verfügbar in: http://www.uni-koeln.de/~a0032/statistik/kontingenztabellen.pdf [Abfrage am 12.3.2015].

Massinger, G. und Michlmayr, F. 2003. Die uferstrukturen der donauinsel im stauraum freudenau. Densia. 10. 11-25.

Meier, D., 2015. Chi-Quadrat-Test. Verfügbar in: www.id.uzh.ch/cl/dl/sw/statmath/spss/spsskurs/Chi_2.pdf [Abfrage am 12.3.2015].

Microsoft, 2014. Bing Karten. Verfügbar in: http://www.bing.com/maps [Abfrage am 12.3.2015].

Muus, B. J., 1993. Süßwasserfische Europas: Biologie, Fang, wirtschaftliche Bedeutung. [Übersetzt und bearbeitet von Fritz Terofal]. 7. Auflage. München, Wien, Zürich. BLV.

Nationalpark Donau-Auen GmbH, 2014. Verfügbar in: http://www.donauauen.at/?area=nature&subarea=danube [Abfrage am 12.3.2015].

Österreichische Fischereigesellschaft, 2015. Eiproduktion je Fischart. Verfügbar in: http://www.oefg1880.at/fa/fischarten_eiprod.php?design=oefg [Abfrage am 12.3.2015].

Österreichs E-Wirtschaft, 2014. Wasserkraftland Österreich Verfügbar in: http://oesterreichsenergie.at/daten-fakten/die-welt-der-e-wirtschaft/wasserkraftland-oesterreich.html [Abfrage am 12.3.2015].

Pavlov, D., 1979. Biological Basis of the Control on Fish Behaviour in the Water Flow. Moskau. Nauka.

Pavlov, D., Mikheev, V., Lupandin, A. und Skorobogatov, M., 2008. Ecological and behavioural influcences on juvenile fish migrations in regulated rivers: a review of experimental and field studies. Hydrobiologia. 609. 125-138.

RWE AG, 2014. Die Geschichte der Wasserkraft - Vom Wasserrad zur Megaturbine. Verfügbar in: http://www.rwe.com/web/cms/de/1439286/rwe-power-ag/standorte/wasserkraft/wasserkraft-bei-rwe/geschichte-der-wasserkraft/ [Abfrage am 12.3.2015].

Scheffel, H., 2009. Jugendstadien von Fischen Teil 1: Fischlarven in Binnengewässern Europas beschreibende Literatur bis zum Jahre 2000.

Schiemer, F. und Waidbacher, H., 1998. Zur Ökologie großer Fließgewässer am Beispiel der Fischfauna der österreichischen Donau. Stapfia 52, zugleich Kataloge des OÖ. Landesmuseums N.F.. 126. 7-22.

Schmutz, S. und Unfer, G., 1995. Fischökologische Untersuchung der Funktionalität von naturnahen Ausgestaltungen und von Potamalfischaufstiegshilfen in einem künstlich geschaffenen Gerinne. Wien. Universität für Bodenkultur.

Schreckenbach, K., 2012. Aufbau und Funktion des Fischkörpers. Verfügbar in: http://www.kreisanglerverband-schwedt.de/app/download/5786087915/Fischkunde.pdf [Abfrage am 28.4.2015].

Spindler, T ., 1988. Bestimmung der mitteleuropäischen Cyprinidenlarven. Österreichs Fischerei. 41. 75-79.

87

Page 88: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Spindler, T., 1997. FISCHFAUNA IN ÖSTERREICH. Ökologie – Gefährdung – Bioindikation Fischerei – Gesetzgebung. Wien. Umweltbundesamt GmbH.

Steinke, D. und Brede, N., 2006. Taxonomie des 21. Jahrhunderts - DNA-Barcoding. Biologie unserer Zeit. 36. 40-46.

Stigler, H., Huber, C., Wulz, C. und Todem, C., 2005. Energiewirtschaftliche und ökonomische Bewertung potenzieller Auswirkungen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie auf die Wasserkraft. Graz. Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation. Technische Universität Graz.

Straif, M., 2011. Bewertung der fischökologischen Funktionsfähigkeit der neu geschaffenen Uferstrukturen des Flusskraftkraftwerkes Wien/Freudenau; Mit Hilfe von neuartigen Data Mining Methoden kann der fischökologische Status von größen Flüssen bewertet werden. Diplomarbeit. Universität für Bodenkultur.

U.S. Geological Survey, 2015. Statistical Interpretation. Verfügbar in: https://www.fort.usgs.gov/LandsatSurvey/AdditionalData [Abfrage am 12.3.2015].

Uibel, T., 1998. Untersuchung der Larven- und Jungfischdrift im Marchfeldkanal im Jahr 1996. Diplomarbeit. Universität für Bodenkultur.

Pazdernik, K., Anderl, M., Gangl, M., Jobstmann, H., Kampel, E., Köther, T., Mandl, N., Nagl, C., Perl, D., Poupa, S., Schodl, B. und Zechmeister, A., 2012. Emissionstrends 1990-2010 -Ein Überblick über die Verursacher von Luftschadstoffen in Österreich (Datenstand 2012). Wien. Umweltbundesamt GmbH.

Verbund, 2009. Umwelterklärung 2009 der österreichischen Donaukraftwerke. Werksgruppe Untere Donau und Kraftwerke Wallsee-Mitterkirchen, Abwinden-Asten, Ottensheim-Wilhering der Werksgruppe Obere Donau.

Verbund, 2014a. Laufkraftwerk Jochenstein. Verfügbar in: http://www.verbund.com/pp/de/laufkraftwerk/jochenstein [Abfrage am 12.3.2015].

Verbund, 2014b. Laufkraftwerk Wien-Freudenau Verfügbar in: http://www.verbund.com/pp/de/laufkraftwerk/wien-freudenau [Abfrage am 12.3.2015].

Verbund, 2014c. VERBUND an der Donau Verfügbar in: http://www.verbund.com/pp/de/gewaesser/donau [Abfrage am 12.3.2015].

via donau, 2014. Verkehrsweg Donau. Verfügbar in: http://www.donauschifffahrt.info/daten_fakten/verkehrsweg_donau [Abfrage am 12.3.2015].

Waidbacher, H., 2014. ZWISCHENBERICHT über das ARBEITSJAHR 2014. ‛Donau-Stauraum Freudenau“ Ökosystem-Response 15 Jahre nach Einstau. Fachbereiche Fischökologie, Limnologie & Makrozoobenthos. Wien. Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement. Universität für Bodenkultur.

Waidbacher, H., Haidvogl, G. und Wimmer, R., 1996. Beschreibung der räumlichen und zeitlichen Verteilung der benthischen Lebensgemeinschaften und der Fischbiozönosen im Projektsbereich des KW Freudenau (Limnologische Beweissicherung). Band II Fischökologische Verhältnisse. Wien. Institut für Wasservorsorge, Gewässerökologie und Abfallwirtschaft. Universität für Bodenkultur.

88

Page 89: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

Waidbacher, H., und Straif, M., 2002. Erste Kontrolle der räumlichen und zeitlichen Verteilung der benthischen Lebensgemeinschaften und der Fischbiozönosen im Projektsbereich des KW Freudenau, sowie Funktionskontrolle der erfolgten Maßnahmen vier Jahre nach Stauerrichtung (Limnologische Beweissicherung). Band II Fischökologische Verhältnisse – Erste Kontrolle. Wien. Institut für Wasservorsorge, Gewässergüte und Abfallwirtschaft. Universität für Bodenkultur.

Ward, R., Zemlak, T., Innes, B., Last, P., Hebert, P., 2005. DNA barcoding Australia’s fish species. Phil. Trans. R. Soc. B.. 360. 1847–1857.

Zauner, G., und Schager, E., 2000. Gewässervernetzungsmaßnahmen Literaturrecherche und limnologische Bewertung von Projekten mit Relevanz für den Nationalpark Donau-Auen. Wien. Institut für Wasservorsorge, Gewässergüte und Abfallwirtschaft. Universität für Bodenkultur.

Zirgoi, S., 2015. Die Fischökologische Bedeutung ausgewählter anthropogen geschaffener Stauraum-Habitate in der Donau hinsichtlich des Fischlarven und Jungfischbestandes -Vergleichender Reproduktionsnachweis von Fischen im Habitat D und C der Donauinsel -Untersuchung des Driftgeschehens. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur.

89

Page 90: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

6. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Österreichische Donauzubringer mit einem mittleren Jahresabfluss von >10m3 pro Sekunde (Kavka et al., 2000) ...............................................................................................11 Tabelle 2: Weltweite Wasserkraftpotentiale und Wasserkraftnutzung unterteilt in Kontinente (Eigene Darstellung modifiziert nach Horlacher, 2003) .........................................................17 Tabelle 3: Prozentueller Anstieg der installierten Gesamtleistung der Wasserkraft zwischen 2003 und 2012 (Datenquelle: EIA, 2014)..............................................................................17 Tabelle 4: Schiffbare Donauabschnitte (via donau, 2014).....................................................21 Tabelle 5: Nachgewiesene Fischarten vor dem Bau des Kraftwerks Freudenau (93/94), im Zuge der 1.Kontrolle nach Vollstau (99/00) und im Zuge der laufenden 2.Kontrolle (2013 und 2014) geordnet nach Rheophilie (Waidbacher, 2014)...........................................................35 Tabelle 6: Dauer der Driftnetzuntersuchung: Tage ohne Farbcode symbolisieren, dass an diesen Tagen keine Proben genommen wurden, gelb = Beprobungstag jedoch ohne Fangerfolg, grün = Beprobungstagtag mit Fangerfolg von Larven, orange= ein od. mehrere Netze ausgefallen.................................................................................................................44 Tabelle 7: Verwendete Primer zur PCR Amplifikation (Waidbacher, 2014). ..........................49 Tabelle 8: Gewähltes Programm für die PCR (Waidbacher, 2014). ......................................49 Tabelle 9: Master-Mix der PCR für eine Reaktion (Waidbacher, 2014). ................................49 Tabelle 10: Beispiel für eine Kreuztabelle.............................................................................51 Tabelle 11: Gesamtfänge über den Zeitverlauf in Gruppeneinteilung ...................................53 Tabelle 12: Vergleich der morphologischen Gruppenzusammensetzung zwischen den Standorten Kritzendorf und Kuchelauer Hafen. ....................................................................64 Tabelle 13: Vergleich der morphologischen Gruppenzusammensetzung zwischen den Standorten Kuchelauer Hafen und Durchstich. .....................................................................65 Tabelle 14: Vergleich der morphologischen Gruppenverteilung zwischen den Standorten Kritzendorf und Durchstich. ..................................................................................................66 Tabelle 15: Vergleich der Sterblichkeit zwischen den unterschiedlichen morphologischen Gruppen. ..............................................................................................................................67 Tabelle 16: Vergleich der Sterblichkeit zwischen allen 3 Standorten. ...................................67 Tabelle 17: Vergleich der Sterblichkeit bei unterschiedlicher Netzpositionierung (A=Uferseite, V= Flussseite) ......................................................................................................................68 Tabelle 18: Ausgewählte Larven für das DNA-Barcoding unterteilt nach Standort (Durchstich, Kritzendorf und Kuchelauer Hafen) und morphologischer Gruppe........................................69 Tabelle 19: Überblick über die nachgewiesenen Fischarten unterteilt nach Familie..............70 Tabelle 20: Theoretische Anteile der Fischarten am Gesamtfang unterteilt nach Standorten .............................................................................................................................................72 Tabelle 21: Erfolgsrate bei der Bestimmung der Larven nach morphologischen Gruppen ....73 Tabelle 22: Berechnung des voraussichtlichen Laichtages gemäß der Tagesgradmethode .74 Tabelle 23: Originaltabelle des Vergleichs der Gruppenzusammensetzung zwischen Durchstich und Kritzendorf ...................................................................................................82 Tabelle 24: Vergleichstabelle unter Einbeziehung der Gruppe ‛Cyprinidae weiß“ als Percidae .............................................................................................................................................82

90

Page 91: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

7. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verlauf der Donau (Danube Tourist Commission, 2014) ................................... 9 Abbildung 2: Vergleich der Situation der Donau bei Wien vor (1849) den beiden großen Regulierungen (1870-1875 und 1972-1987) mit ihrer heutigen Situation (Lager, 2013) ........13 Abbildung 3: Österreichische Donau-Flusskraftwerke ohne Jochenstein / mit Nußdorf (via donau, 2014) ........................................................................................................................19 Abbildung 4: Ökologische Auswirkungen von Stauanlagen (Giesecke et al., 2014)..............24 Abbildung 5: Luftbildaufnahme des Kraftwerks Freudenau (Microsoft, 2014) .......................26 Abbildung 6: Unterteilung des Stauraums Freudenau (Waidbacher & Straif, 2002) ..............27 Abbildung 7: Übersichtskarte des Untersuchungsgebiets – 1 = Standort Kritzendorf, 2 = Standort Kuchelauer Hafen, 3 = Standort Durchstich, 4 = Kraftwerk Greifenstein, 5 = Kraftwerk Freudenau (Microsoft, 2014) ................................................................................28 Abbildung 8: Driftnetzkonstruktion am Blockwurf am Standort Kritzendorf............................31 Abbildung 9: Driftnetzkonstruktion am Blockwurf am Standort Kuchelauer Hafen.................32 Abbildung 10: Überblick der Klosterneuburger Au (Jäger, 2007) ..........................................33 Abbildung 11: Konstruktion im Wasser am Standort Durchstich ...........................................34 Abbildung 12: Mögliche Formen der Fischmigration (Pavlov et al., 2008 nach Pavlov, 1979) .............................................................................................................................................37 Abbildung 13: Aluminiumrahmen mit den beiden Dreiecken "V" = Flußseite "A" = Uferseite sowie das gesamte Netz mit den 5m langen Führungsnetzen und den 60cm langen Auffangnetzen ......................................................................................................................42 Abbildung 14: Balkenkonstruktion mit darauf befestigtem Aluminiumrahmen und Netzen sowie die Balkenkonstruktion im Wasser (Standort Kritzendorf) ...........................................44 Abbildung 15: Fotographien der einzelnen Gruppen: Gobiidae und Cottidae (G), Percidae (P), ‛Cyprinidae 2-Strich“ (C2) und ‛Cyprinidae weiß“ (Cw) und Fischeier (EI) .....................47

91

Page 92: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

8. Diagrammverzeichnis

Diagramm 1: Vergleich des Abflusses 2014 (gelbe Trendlinie) mit dem Durchschnittsabfluss aus den Jahren 1996-2013 (rote Trendlinie) an der Messstelle Korneuburg (MQ=1.910m³/s) (Datenquelle: via donau, 2015).............................................................................................12 Diagramm 2: Zusammensetzung der globalen Stromerzeugung 2011 nach Energieträgern (Datenquelle: EIA, 2014) ......................................................................................................15 Diagramm 3: Risikoverteilung der Oberflächenwasserkörper in Österreich (BMLFUW, 2014) .............................................................................................................................................22 Diagramm 4: Vergleich des Abflusses während des Untersuchungszeitraums im Jahr 2014 (gelbe Linie) mit dem Durchschnittsabfluss aus den Jahren 1996-2013 (rote Linie) an der Pegelmessstelle Korneuburg (Datenquelle: via donau, 2015)...............................................29 Diagramm 5: Wassertemperaturverlauf in Grad Celsius an der Messstelle Nußdorf (Datenquelle: via donau, 2015).............................................................................................29 Diagramm 6: Anteilmäßige Individuenfänge der drei häufigsten Gruppen aller Standorte über den Untersuchungszeitraum.................................................................................................54 Diagramm 7: Larvenlängen der morphologischen Gruppen in mm unterteilt nach Monaten .55 Diagramm 8: Übersicht der gefangenen Larven am Standort Kritzendorf über den Untersuchungsverlauf – Tage mit einem Ausfall beider Netze sind doppelt durchgestrichen (//), Tage mit einem ausgefallenem Netz einfach (/) .............................................................57 Diagramm 9: Gefangene Larven am Standort Kritzendorf eingeteilt nach morphologischen Kriterien................................................................................................................................57 Diagramm 10: Übersicht der gefangenen Larven am Standort Kuchelauer Hafen über den Untersuchungsverlauf – Tage mit einem Ausfall beider Netze sind doppelt durchgestrichen (//).........................................................................................................................................58 Diagramm 11: Gefangene Larven am Standort Kuchelauer Hafen eingeteilt nach morphologischen Kriterien....................................................................................................59 Diagramm 12: Übersicht der gefangenen Larven am Standort Durchstich über den Untersuchungsverlauf - Tage mit einem Ausfall beider Netze sind doppelt durchgestrichen (//).........................................................................................................................................60 Diagramm 13: Gefangene Larven am Standort Durchstich eingeteilt nach morphologischen Kriterien................................................................................................................................60 Diagramm 14: Vergleich der absoluten Larvenhäufigkeiten von Durchstich (DS), Kritzendorf (KD) und Kuchelauer Hafen eingeteilt in die drei morphologischen Hauptgruppen ‛Cyprinidae 2-Strich“ (C2), Gobiidae und Cottidae (G) und Percidae (P) .................................................62 Diagramm 15: Darstellung der relativen Häufigkeiten der Gruppe der Gobiidae und Cottidae an den drei Standorten über den Untersuchungszeitraum....................................................62 Diagramm 16: Vergleich der absoluten Fangzahlen zwischen den Jahren 2013 und 2014 unterteilt in morphologische Gruppen ...................................................................................75 Diagramm 17: Vergleich des Larvenaufkommens der Standorte Donauinsel (2013) und Kuchelauer Hafen (2014) unterteilt nach morphologischen Gruppen....................................76

92

Page 93: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

9. Anhang

93

Page 94: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

94

Page 95: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

95

Page 96: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

96

Page 97: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

97

Page 98: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

98

Page 99: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

99

Page 100: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

100

Page 101: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

101

Page 102: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

102

Page 103: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

103

Page 104: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

104

Page 105: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

105

Page 106: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

106

Page 107: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

107

Page 108: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

108

Page 109: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

109

Page 110: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

110

Page 111: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

111

Page 112: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

112

Page 113: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

113

Page 114: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

114

Page 115: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

115

Page 116: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

116

Page 117: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

117

Page 118: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

118

Page 119: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

119

Page 120: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

120

Page 121: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

121

Page 122: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

122

Page 123: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

123

Page 124: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

124

Page 125: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

125

Page 126: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

126

Page 127: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

127

Page 128: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

128

Page 129: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

129

Page 130: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

130

Page 131: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

131

Page 132: Fischökologische Reproduktionskontrolle im … · 2016-02-17 · Wichtige Beispiele hierfür wären die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum ... Flusseinzugsgebiet

132