1
Die Presse am Sonntag EINWURF APROPOS OPAL GRUBE Als In Übersee Konkurrenz aufkam Die Opalgruben bei Czerwenitza (siehe Artikel rechts) hatten lange eine Monopol - stellu ng. Doch ab den 1870er-Jahren entstand mit der Entdeckung neuer Opalvorkommen in Mexi ko s owie in den Provinzen Queens land und Neus üdwales in Australien z unehmend Konkurrenz. Aber die hohe Qualität der europäisch en Edel- opale blieb unerreicht, u nd so war der E delstei n- handel trotz der neuen Mitbewerber kaum von Preisschwa nkungen betroffen. »Klein-Kalifornien«: Wien. -· · Blick auf Fraol.kefs-Jfai. Glücksritter wühlten im Donaukanal Vor genau 150 Jahren herrschte am Donaukanal Goldgräberstimmung. Gymnasiasten hatten Opale gefunden. Wie die Steine mit dem »zauberischen Farbenspiel« dort gelandet waren - und was Frau Goldschmidt aus der Leopoldstadt damit zu tun hatte. '* voN rHoMAs HOFMANN gonnen. Nach der Eröffnung · OPALE D ie Ringstraßen -Ära hatte ·be- des Prachtboulevards am 1. Mai 1865 folgte am 19. Ok- tober das Prinz-Eugen-Denkmal mit Pomp und Trara, der Männergesangs- verein trug einen eigens komponierten Festgesang, „Und droht neues Kriegs- gewitter, Flieg' voran, du edler Ritter", vor. Doch ungeachtet dessen und ab- seits der Feierlichkeiten um den edlen Prinzen strömten in diesen Herbstta- gen zahlreiche Wiener als hoffnungs- frohe Glücksritt er zum Donaukanal. „Der Wiener Donaukanal hatte vorgestet n und gestern seine großen Tage", schrieb das „Fremden-Blatt" vom 1 7. Oktober 1865. An den Ufern des Wiener Kanals war die Hölle los. „Die Nachricht, es seien Opale im Do- naucanale nächst der Aspernbrücke gefunden worden, lockte heute und gestern eine große Anzahl von ,Opalsu- chern' an die als ,Klein-Kalifornien' be- zeichnete Stelle, und wurde das nahe- zu trockengelegte Bett des Canals im wahren Sinne des Wortes ,durch- wühlt"', so die „Neue Freie Presse" vom 17. Oktober 1865. Damit spielte man an den kalifornischen Goldrausch von 1848 bis 1854 an, als Hunderttau- sende in den amerikanischen Westen pilgerten und ihr Glück (ver-)suchten. Feilschen wie an der Börse. In Wien wurde von hunderten Personen quer durch alle Bevölkerungsschichten be- richtet, die im Sand gruben, wühlten und tatsächlich eine Menge größerer und kleinerer· edler Steine zutage för- derten. Dass sich damit sogar Geld ma- chen ließ, sprich die glücklichen Finder ihre Steinchen versilberten - so der da- für passende Wiener Terminus -, mag nicht verwundern, denn Nachfrage be- stand alleweil. „Von Kauflustigen und Neugierigen hatte sich eine bei weitem größere Zahl eingefunden, welche um die Schatzgräber Gruppen bildeten und um die Opale feilschten. In der That herrschte dort ein Leben und Treiben wie an einer Börse, und einzel- ------- ._ Chemisch betracht sind Opale reine Kieselsäure, SiOi, sprich Quarz. Aus selbigem Material bestehen im Übrigen auch viele - nomen est omen - Kiesel- steine, die in großer Menge in den Schottern der Do11au und des Donaukanal s vorkommen. Im Naturhistorischen Museum ist neben dem größten jemals gefundene Opal -Stück von Czerwenitza (Bild) auch ein Öl- gemälde von Carl Hasch (1834- 1897), Mitglied des Wiener Künstlerhauses, zu sehen, das die Opalgruben bei Czerwenitza, Ungarn" zeigt. III/ Photoagentur Lammerhuber ne schönere Stücke wurden von Fach- leuten sogar mit zwei Gulden bezahlt. Die kleineren Steinchen wurden in ganzen Sammlungen um 5 bis 60 Kreu- zer verkauft" („Neue Freie Presse", 17. Oktober). Wie bei einer echten Börse .wurden dort, allerdings unter freiem Himmel, stark steigende Gewinne er- zielt. So konnte man am 15. eine „Handvoll" um einen Neunkreuzer er- stehen, einen Tag später war der sechs- bis zehnfache Betrag hinzulegen. Ein „ziemlich großer Opal" wechselte am Nachmittag für sechs Gulden den Be- sitzer. Wenn auch nicht überliefert ist, wie groß der Opal wirklich war, so ent- sprachen damals sechs Gulden in etwa dem Preis von einem Halbjahresabo der „Presse". Der Treffpunkt der Sam- melgierigen war die damals noch un- befestigte Leopoldstädter Uferseite un- ter- und oberhalb der 1863 als Ketten- brücke errichteten Aspernbrücke, schräg gegenüber der heutigen Urania. Dieser Abschnitt, wo damals Goldgrä- berstimmung herrschte, hatte von den Medien die hoffnungsfrohe Bezeich- nung „Klein-Kalifornien" erhalten. Frau G. und die Opale. Als Entdecker wurden Knaben des nahen Leopold- städter Realgymnasiums angeführt, die sich ihre Zeit an den Gestaden des Do- naukanals vertrieben hatten und per Zufall auf Edelopal, Milchopal, Opal- mutter und andere Halbopale gestoßen waren. Die Opalgruben von Czerwenit- za bei Kaschau, damals Oberungarn (heute Cervenica-Dubnfk bei Kosice in der Slowakei), konnten als Herkunft ausgemacht werden. Die Recherche war nicht schwer, denn damals - so be- stätigt die Leiterin des Staatlichen Edel- steininstituts, Vera Hammer, vom Na - turhistorischen Museum in Wien - war nur diese Edelopal-Lagerstätte bekannt. Bleibt noch die Frage, wie sie in Wien landeten. Naheliegend wäre - in Analo- gie zum legendären Donaugold - die Herkunft aus Sanden und Schottern des Donaukanals, der in diesen Tagen einen extrem niedrigen Wasserstand hatte. Doch manchmal sind die Dinge viel banaler. „Es wird erzählt: Vor ungefähr 14 Tagen wechselte die Juwelen und Edelsteinhändlerin Frau G. ihre in der Leopoldstadt innegehabte Wohnung und da sie eine sehr große Anzahl Mi- neralien in der Wohnung auf gehäuft hatte, welche sie als werthlos in ihre neue Wohnung nicht mitnehmen woll- t e, ließ sie diese Steinchen von einigen Diensanännern mittelst Handwagens Auf der Weltausstellung wird über das »zauberi s che Farbenspiegestau nt. zur Aspernbrücke führen, woselbst die als Mirakel gefundenen Opale in den Donaukanal geschüttet wurden" („Fremden-Blatt", 17. Oktober 1865). Frau G. wurde bald als Emilie Goldschmidt (1817 bis 1871) mit der Adresse Praterstraße Nr. 16 erkannt. Sie war keine Geringere als die Witwe des bekannten Opalgrubenbesitzers und Wiener Juweliers Salomon Johann Nepomuk Goldschmidt (1808 bis 1855). Ihr Mann, so weiß Ve ra Hammer zu berichten, hatte seit 1845 die Opalminen im Gesamt- Ihre Briefe an: leserbri efe@d iep resse.com - Die Presse, Hai nburger Straße 33, 1030 Wien. Hinweis: Die abgedruckten Leserbr iefe müssen nicht der Meinung der „Presse" entsprechen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen . w LL w \.!) -- z 0::: ::::i z m w w n:: i5 l/) w z ::::i (../') w V) w z w \.!) _...J <( l/) »Wiener Sport, ein Widerspruch« - 4.10. Asvö agiert überparteilich Im grundsätzlich zutreffenden Artikel über den Wiener Sport" und seine Wi - dersprüche ist Ihnen leider ein Recher- chefehler unterlaufen. Sie erwähnen im Zusammenhang mit Sportstätten „MachtkämI?.fe zwischen Askö (SPÖ) und Asvö (OVP)" (sie!). Es mag viel- leicht unerhört sein, aber es gibt im all- gegenwärtigen rot-schwarzen Proporz dieser Republik gelegentlich auch neu- trale Organisationen. Der Allgemeine Sportverband Ös- terreichs (ASVÖ) agiert im Konzert der drei Dach- oder besser: Breitensport- verbände in seinem Selbstverständnis seit jeher als unabhängige und über- parteiliche Interessenvertretung. Mitt- lerweile ist er mit etwa 5500 Mitglieds- vereinen zum mit Abstand größten der drei Dachverbände avanciert. Sowohl unser Leitbild als auch unsere prakti- sche Arbeit wird Ihnen unseren rein sportfachlich und parteipolitisch äqui- distant ausgerichteten Zugang bestäti- gen, der wachsenden Zuspruch an der Vereinsbasis findet. Die beiden histo- risch gewachsenen Verbände mit An- bindung an die Sozialdemokratie (SPÖ) bzw. den christlich-sozialen Flügel (ÖVP) sind die Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) bzw. die Sportunion Öster- reich. Wrr legen großen Wert darauf, in keine Nähe zu irgendeiner Partei ge- rückt zu werden. Uberparte ilichkeit ist unsere große Stärke. Mag. Paul Nittnaus, Gen.Sekr. All- gemeiner Sportverband Österreichs »Der lange Marsch der jungen Männer« - Von Karin Kneissl , 4. 10. UtngekehrterKreuzzug Frau Kneissl kennt den Nahen Osten und bringt es auf den Punkt: 80 Prozent der Flüchtlinge sind jung und männ - lich, voller Testosteron. Besonders alar- mierend ist Frau Kneissls Erkenntnis: Die Kirche wollte seinerzeit bei den Kreuzzügen von Testosteron ·strotzen- ausmaß von 396. 193 Quadr atmetern in Czerwenitza um jährlich 10.650 Gul- den in Pacht. Nach seinem Tod führte Emilie weitere zehn Jahre den Betrieb, hatte dafür ab 1862 jedoch 15. 000 Gul- den an Pacht zu bezahlen. Ab 1873 übernahm Sohn Adolf Louis Gold- schmidt die Opalgruben für sieben Jah- re. K onnten seine Eltern die edlen Stei- ne noch im Tagbau· gewinnen, so musste er sie in vi el aufwendigerer bergmännischer Arbeit fördern. Im- merhin fanden damals nahezu 300 Fa - milien Arbe it unt er Tage. Bis zu 28.000 Karat. Unter den Gold- schrnidts erlebte der Opalbergbau bei Dubnik jedenfalls eine Blüt e, jährli ch wurden aus 900 bis 110. 000 Karat im Rohzustand bis zu 28 .000 Karat ge- sch liffener Edelopale gewonnen. So lässt si ch a uch die große Menge an Ab - fall erklär en, der im Donaukanal lan- dete. Am 5. November 1922 wurden die Opalgruben, die inzwischen der tschechoslowakische Staat an die fran- zösische Bergbaufirma Bittner-Belan- genay verpachtet hatte, stillgelegt. Wer übri gens meint, Ernilie Gold- schmidt habe im Oktober 1865 ange- sichts ihrer Übersiedlung ihre gesam- ten Opalschätze in den Donaukanal werfen lassen, irrt. Bereits im März de junge Männer, die sich in Europa in Bandenkrie gen die Köpfe eingeschla- gen haben, mit ihrer K ampfbereitschaft lieber im Namen des Kreuzes gegen die „Un gläubigen" umlenken. Konsequenterweise wäre die Mas- seneinwanderung junger, kampfbere i- ter Männer zu- \ins dann al s eine Art umgekehrter Kreuzzug - besser gesagt „Halbmondzug", im Namen des Islam zu interpretieren. Dr. Erich Pitak, 1130 Wien »Vereinnahmter Prot es « - G!osse. von Christine lmlmger 4.10. Eine Zukunft für alle Man mag in d er Frage des Umgangs mit der derzeitigen Flüchtlingsbewe- gung unt erschiedlicher Meinung sein. Dies sei unben ommen. Doch Ihrer Glosse mu ss entschieden widerspro- chen werden. Dass in der „Presse" lin- ke Politik und linkes Engagement mit Argusau,gen beobachtet werden, be- 1866, angesichts der bevorst ehenden Pariser Weltausstellung („Exposition universelle d'Art et d' industrie ") ein Jahr darauf, meldete sich beim zust än- digen Centralcomite unter laufender Nummer „2885: Frau Goldschmidt, Pächterin von Opalgruben (Opale und Opalstuf en)" an. Zu sehen waren die Gold- schrnidt'schen Opale unter anderem auf der Wiener Weltausstellung des »Wien ist also ei ne gesegnete Stadt! Es nic ht nur stein-, sondern auc h edelstei nreich.« Jahres 1873, wo sie höchste Beachtung fanden. Auch auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876 war eine mit 100.000 Gulden bezifferte „Gold- schmidt'sche Opalausstellung" zu be- wundern. „Das ungarische Juwel ge- hört zu den ,Sensationen' der österrei- chischen Abtheilung. Ein Riese ist un- t er den ausgeste ll ten S cken, der , wie ein Handteller groß, als das größte Opal-Exemplar bezeichnet wird, wel- ches noch in geschliffenem Zustande sein zauberisches Farbenspiel entfaltet hat" („Neue Freie Presse", 27. Juli 1876). Leider finden sich zu dem Stück rechtigt nicht dazu, das Auftret en Zehntausender durch historischen Vergleich kleinzureden. Wer meint, linke Gruppen machten „Voices for refugees" zunichte, will nicht sehen, dass hier Zehntausen de eintreten für eine menschliche Zukunft für alle und nicht n ur für die wirtschaftlichen Eli- ten, die Mitverantwortung tragen an d er heutigen Situation. Dr. Michael Leputsch, 3100 St. Pölten »Europa muss lernen, Härte zu zeigen« - Leitartikel von Christ1;in Ultsch. 4.10. Jetzt sind wir an der Reihe Wer hat 1942 einen Bauernbuam aus Texas oder Alabama gefragt, ob er gern einrücken und sein Leben aufs Spiel setzen möchte, um Europa vom Natio- n al sozialismus zu befreien und so ne- benbei aus der Ostmark wieder Öster- reich zu machen? Verglich en mit den (Blut-)Opfern, die damals Amerika ge- bracht hat, um Probleme zu lösen, die DI EPRESSE.COM //// 11. O KTOBER 2015 GESCHICHTE 47 ., An der Leopoldstädter Uferseite des Donaukanals, bei der Aspernbcke, t rafen sich die Sammler. 11/JPmal keine weiteren Angaben. Geht es indes um das größte jemals gefundene Stück von Czerwenitza, ist es im Naturhi sto- rischen Museum zu besichtigen. Der außergewöhnliche Stein wiegt exakt 594 Gramm. Der Rekordopal befand sich seit 1672 im Besitz der kaiserli- chen Schatzkammer. Natürlich unkten angesichts der Opalfunde auch die Medien und mein- ten, dass man sich in Wien keine Sor- gen „über Geld-Kalamitäten und Ge- schäfts-Krisen", machen müsse, denn „Wien ist also eine gesegnete S tadt! Es ist in neuerer Zeit nicht blos stein-, sondern auch edelsteinreich." („ Frem- d en-Blatt", 19. Oktober 1865). Der Schreiberling dieser Zeilen war sehr kreativ: Er sah in den eifrig grabenden „Opalstierern", unter entsprechender Anleitung derer Arbeitskraft, die Chan- ce, zu einer „ganz unentgeltlichen Do- nau-Regulirung" zu kommen, und be- klagt schlussendlich: „Ewig Schade, d die Polizei die Abgrabungen, wel- che von so viel hundert thätigen Hän- d en soeben im Flußbette der Donau ins Werk gesetzt werden, nicht nach einem gewissen Systeme vornehmen läßt." Thomas Hofmann ist Buchautor und Leiter der Bibliothek der Geologischen Bundesanstalt. " auf einem anderen Kontinent entstan- den sind, ist der Bruchteil unseres Wohlstands, den wir jetzt mit den Flüchtlingen teilen müssen, ein· Ler- cherl. Vor zwei Generationen hat ein fremdes und weit entferntes Land uns geholfen - jetzt sind halt wir an der Rei- 1 he. Aus dem Titel Marshallplan erhielt das wiedererstandene Österreich von den USA übrigens bis in die 1950er-Jah- re Wirtschaftshilfe in der Höhe von ca. einer Milliarde Dollar (nach heutigem Wert wäre das ein Vielfaches). Mag. Erich Wallner, 3100 St. Pölten , Wie das l;landy den Schlaf der Jugend stört« - Von Claudia Richter, 4.10. Lernen von Erwachsenen Dass Handys, Internet und Co. für die Menschheit nicht nur Vorteile bringen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Trotzdem scheint das diszipl inierte An- wend en von - absolut existenten - Ge - genmaßnahmen gesellschaftlich kaum Culture Clash FRONTNACHRI CHTEN AUS DEM KULTUR KAMPF Flüchtlingswahl. Angeblich beherrscht das Flüchtli ngsthema die Wahl. In Wirklichkeit geht es um das Fehlen von Staatsmänn ern in Zeiten zunehmender Verunsicherung. -<> VON MI CHAEL PR ÜLL ER W o doch das F chtlingsthema einen so großen Einfluss auf das Wahlver- halten hat - wie haben in Oberöster- reich jene Gemeinden gewählt, in denen es viele Asylwerber gibt? Ich habe mir da eine kleine S tatistik gemacht : Im Schnitt fielen die Gemeinderatswahlen in den 20 Gemeinden mit überdurchschnittlichem Flücht- lingsanteil kaum anders aus als im Rest des Landes. Die ÖVP (die 18 von den 20 Bürgermeistern stellt) verlor in diesen Gemeinden im Schnitt 3,4 Prozent- punkte (landesweit 4,0), die Flegte um 6,6 Pro- zentpunkte zu ( landesweit um 8, 1). Natürlich ist die Statistik holzgeschnitzt. Aber sie bietet doch eine G runderkenntnis: Ob im Ort viele, wenige oder gar keine Flüchtlinge sind, hat im Schnitt wenig Einfluss darauf, wie die Leute wählen. Meine These, warum das so ist: Wer sich davor noch nicht vor Flüchtlingen gefürchtet hat, lernt auch dann das Fürchten nicht, wenn er sie von Angesicht zu Angesicht kennenlernt. Flüchtlin- ge machen die örtliche Lebensqualität nicht kaputt. Umgekehrt gilt aber auch: Wem die Flüchtlinge Brennpunkt seiner Zukunftsängste sind, dem blei- ben sie das auch dann, wenn sie im Ort Einzug hal- ten. Die Hoffnung, dass sich bei näherer Tuchfüh- lung Vorurteile auflö sen, scheint sich nur in klei- nem Umfang zu erfüll en. Und generell: Ist ein Bür- germeist er stark, kann er sich viele Flüchtlinge leis- ten. Was heißt das nun für Wien? Auch hier scheint mir der konkrete Flüchtling wenig Auswirkung zu ha - ben. Man begegnet ihm im St adtbild auch nur sel- ten. Aber der Flüchtling an sich ist zur Chiffre für die n eue, große Verunsicherung geworden - und für das Unvermögen der Regierenden, uns Sicher- heit zurückzugeben. Krieg in der Ukraine und der Türkei, ungehinderte Wahnsinnige im Nahen Osten, die Russen in Syri en, die Syrer bei uns, die Amerikaner aus der Weltpolitik abgemeldet, die EU auf Betriebsferien, die Zinsen im Ke ller , die Arbeits- losigkeit hoch. Selbst VW ist nicht mehr solide. Und wem es dabei mulmig wird, der findet weder bei Obama, Merkel, Cameron, Hollande noch bei Fay- mann, Mitterlehner, Häupl noch bei Pühringer Fit- tiche, unter denen er wieder Mtit fassen könnt e. Auch nicht wirklich bei Strache. Staatsmänner wären jetzt gefragt, sind aber so schnell nicht auf- zutreiben, auch in der FPÖ nicht. Von Strache er- wartet niemand, dass er Probleme löst. Aber er si- gnalisiert Entschlossenheit und tut vor allem denen so schön weh, von de nen man frustriert ist, weil sie einen nicht me hr in Sicherheit wiegen können. Ob da tatsächlich ein paar tausend Flüchtlinge me hr in der Stadt sind, hat mit all dem wenig zu tun. Der A ut or war stu. Chefredakteur der „Pr esse" und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien. eJ meinung@di epr esse.com dl epr esse.com/cultureclasll »Vor zwei Gener atio nen h at ei n fre md es und weit entfe rntes Land uns geholfen - jetzt s ind halt wir an der Reih e. « ERICH WALLNER präsent. Claudia Richter beschreibt, auch mithilfe eines Experten, anschau- lich die Gefahren, besonders für junge Menschen. Geraqe diesbezüglich sei mir aber ein Hinweis gestattet: Elterliche Ver- bote scheinen mir deshalb einigerma- ß en doppelmoralistisch, weil ich so- wohl in meinem berufli chen als auch privaten Umfeld praktisch idente Phä- nomene, ausgelebt (und damit vorge- lebt!) von „erwachsen en" (Groß-)El- temte il en, registriere. Oder anders aus- gedrückt: Die sta tistisch erwiesene Zu- nahme von Schlafstörungen, auch durch aktive oder passive Nutzung von Mobiltelefonen, ist im Alterskontext schon fa st eine gl obale Problematik. Natürlich ist der Smartphone-S og, dem Kinder und Jugendliche heute ausgesetzt sind, enorm - sie lernen je- doch auch immer von uns Erwachse- nen! Oder auch nicht . . . Dr. Alexander Be rnhaut, FA für Psy- chiatrie/Psychoonkologe, 1090 Wien

Flüchtlingswahl. Angeblich beherrscht das Donaukanal ... · Die Presse am Sonntag EINWURF APROPOS OPAL GRUBE Als In Übersee Konkurrenz aufkam Die Opalgruben bei Czerwenitza (siehe

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Die Presse am Sonntag

EINWURF APROPOS OPAL GRUBE

Als In Übersee Konkurrenz aufkam

Die Opalgruben bei Czerwenitza (siehe Artikel rechts) hatten lange eine Monopol­stellung. Doch ab den 1870er-Jahren entstand mit der Entdeckung neuer Opalvorkommen in Mexiko sowie in den Provinzen Queensland und Neusüdwales in Australien zunehmend Konkurrenz.

Aber die hohe Qualität der europäischen Edel­opale blieb unerreicht, und so war der Edelstein­handel trotz der neuen Mitbewerber kaum von Preisschwankungen betroffen.

»Klein-Kalifornien«: Wien. -· · Blick auf Fraol.kefs-Jfai.

Glücksritter wühlten im Donaukanal Vor genau 150 Jahren herrschte am Donaukanal Goldgräberstimmung. Gymnasiasten hatten Opale gefunden. Wie die Steine mit dem »zauberischen Farbenspiel« dort gelandet waren - und was Frau Goldschmidt aus der Leopoldstadt damit zu tun hatte. '* voN rHoMAs HOFMANN

gonnen. Nach der Eröffnung · OPALE D ie Ringstraßen-Ära hatte ·be­

des Prachtboulevards am 1. Mai 1865 folgte am 19. Ok­

tober das Prinz-Eugen-Denkmal mit Pomp und Trara, der Männergesangs­verein trug einen eigens komponierten Festgesang, „Und droht neues Kriegs-gewitter, Flieg' voran, du edler Ritter", vor. Doch ungeachtet dessen und ab­seits der Feierlichkeiten um den edlen Prinzen strömten in diesen Herbstta­gen zahlreiche Wiener als hoffnungs­frohe Glücksritter zum Donaukanal.

„Der Wiener Donaukanal hatte vorgestet n und gestern seine großen Tage", schrieb das „Fremden-Blatt" vom 17. Oktober 1865. An den Ufern des Wiener Kanals war die Hölle los. „Die Nachricht, es seien Opale im Do­naucanale nächst der Aspernbrücke gefunden worden, lockte heute und gestern eine große Anzahl von ,Opalsu­chern' an die als ,Klein-Kalifornien' be­zeichnete Stelle, und wurde das nahe­zu trockengelegte Bett des Canals im wahren Sinne des Wortes ,durch­wühlt"', so die „Neue Freie Presse" vom 17. Oktober 1865. Damit spielte man an den kalifornischen Goldrausch von 1848 bis 1854 an, als Hunderttau­sende in den amerikanischen Westen pilgerten und ihr Glück (ver-)suchten.

Feilschen wie an der Börse. In Wien wurde von hunderten Personen quer durch alle Bevölkerungsschichten be-richtet, die im Sand gruben, wühlten und tatsächlich eine Menge größerer und kleinerer· edler Steine zutage för-derten. Dass sich damit sogar Geld ma-chen ließ, sprich die glücklichen Finder ihre Steinchen versilberten - so der da-für passende Wiener Terminus - , mag nicht verwundern, denn Nachfrage be-stand alleweil. „Von Kauflustigen und Neugierigen hatte sich eine bei weitem größere Zahl eingefunden, welche um die Schatzgräber Gruppen bildeten und um die Opale feilschten. In der That herrschte dort ein Leben und Treiben wie an einer Börse, und einzel-

• -------._ Chemisch betracht sind Opale reine Kieselsäure, SiOi, sprich Quarz. Aus selbigem Material bestehen im Übrigen auch viele - nomen est omen - Kiesel­steine, die in großer Menge in den Schottern der Do11au und des Donaukanals vorkommen.

Im Naturhistorischen Museum ist neben dem größten jemals gefundene Opal-Stück von Czerwenitza (Bild) auch ein Öl­gemälde von Carl Hasch (1834- 1897), Mitglied des Wiener Künstlerhauses, zu sehen, das die „Opalgruben bei Czerwenitza, Ungarn" zeigt. III/ Photoagentur Lammerhuber

ne schönere Stücke wurden von Fach­leuten sogar mit zwei Gulden bezahlt. Die kleineren Steinchen wurden in ganzen Sammlungen um 5 bis 60 Kreu­zer verkauft" („Neue Freie Presse", 17. Oktober). Wie bei einer echten Börse .wurden dort, allerdings unter freiem Himmel, stark steigende Gewinne er­zielt. So konnte man am 15. eine „Handvoll" um einen Neunkreuzer er­stehen, einen Tag später war der sechs­bis zehnfache Betrag hinzulegen. Ein „ziemlich großer Opal" wechselte am Nachmittag für sechs Gulden den Be­sitzer. Wenn auch nicht überliefert ist, wie groß der Opal wirklich war, so ent­sprachen damals sechs Gulden in etwa dem Preis von einem Halbjahresabo der „Presse". Der Treffpunkt der Sam­melgierigen war die damals noch un­befestigte Leopoldstädter Uferseite un­ter- und oberhalb der 1863 als Ketten­brücke errichteten Aspernbrücke, schräg gegenüber der heutigen Urania. Dieser Abschnitt, wo damals Goldgrä­berstimmung herrschte, hatte von den Medien die hoffnungsfrohe Bezeich­nung „Klein-Kalifornien" erhalten.

Frau G. und die Opale. Als Entdecker wurden Knaben des nahen Leopold­städter Realgymnasiums angeführt, die sich ihre Zeit an den Gestaden des Do­naukanals vertrieben hatten und per Zufall auf Edelopal, Milchopal, Opal­mutter und andere Halbopale gestoßen waren. Die Opalgruben von Czerwenit­za bei Kaschau, damals Oberungarn (heute Cervenica-Dubnfk bei Kosice in der Slowakei), konnten als Herkunft ausgemacht werden. Die Recherche war nicht schwer, denn damals - so be­stätigt die Leiterin des Staatlichen Edel­steininstituts, Vera Hammer, vom Na­turhistorischen Museum in Wien - war nur diese Edelopal-Lagerstätte bekannt. Bleibt noch die Frage, wie sie in Wien landeten. Naheliegend wäre - in Analo­gie zum legendären Donaugold - die Herkunft aus Sanden und Schottern des Donaukanals, der in diesen Tagen einen extrem niedrigen Wasserstand hatte.

Doch manchmal sind die Dinge viel banaler. „Es wird erzählt : Vor ungefähr 14 Tagen wechselte die Juwelen und Edelsteinhändlerin Frau G. ihre in der Leopoldstadt innegehabte Wohnung und da sie eine sehr große Anzahl Mi­neralien in der Wohnung aufgehäuft hatte, welche sie als werthlos in ihre neue Wohnung nicht mitnehmen woll­te, ließ sie diese Steinchen von einigen Diensanännern mittelst Handwagens

Auf der Weltausstellung wird über das »zauberische Farbenspiel« gestaunt.

zur Aspernbrücke führen, woselbst die als Mirakel gefundenen Opale in den Donaukanal geschüttet wurden" („Fremden-Blatt", 17. Oktober 1865).

Frau G. wurde bald als Emilie Goldschmidt (1817 bis 1871) mit der Adresse Praterstraße Nr. 16 erkannt. Sie war keine Geringere als die Witwe des bekannten Opalgrubenbesitzers und Wiener Juweliers Salomon Johann Nepomuk Goldschmidt (1808 bis 1855). Ihr Mann, so weiß Vera Hammer zu berichten, hatte seit 1845 die Opalminen im Gesamt-

Ihre Briefe an: [email protected] - Die Presse, Hainburger Straße 33, 1030 Wien. Hinweis: Die abgedruckten Leserbriefe müssen nicht der Meinung der „Presse" entsprechen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

w LL w \.!) -- z 0::: ::::i z

m w ~ w

n:: i5 l/) w z ::::i

(../') w V)

w z w \.!)

_...J <( l/)

»Wiener Sport, ein Widerspruch« - 4.10.

Asvö agiert überparteilich Im grundsätzlich zutreffenden Artikel über den „Wiener Sport" und seine Wi­dersprüche ist Ihnen leider ein Recher­chefehler unterlaufen. Sie erwähnen im Zusammenhang mit Sportstätten „MachtkämI?.fe zwischen Askö (SPÖ) und Asvö (OVP)" (sie!). Es mag viel­leicht unerhört sein, aber es gibt im all­gegenwärtigen rot-schwarzen Proporz dieser Republik gelegentlich auch neu­trale Organisationen.

Der Allgemeine Sportverband Ös­terreichs (ASVÖ) agiert im Konzert der drei Dach- oder besser: Breitensport-

verbände in seinem Selbstverständnis seit jeher als unabhängige und über­parteiliche Interessenvertretung. Mitt­lerweile ist er mit etwa 5500 Mitglieds­vereinen zum mit Abstand größten der drei Dachverbände avanciert. Sowohl unser Leitbild als auch unsere prakti­sche Arbeit wird Ihnen unseren rein sportfachlich und parteipolitisch äqui­distant ausgerichteten Zugang bestäti­gen, der wachsenden Zuspruch an der Vereinsbasis findet. Die beiden histo­risch gewachsenen Verbände mit An­bindung an die Sozialdemokratie (SPÖ) bzw. den christlich-sozialen Flügel (ÖVP) sind die Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) bzw. die Sportunion Öster-

reich. Wrr legen großen Wert darauf, in keine Nähe zu irgendeiner Partei ge­rückt zu werden. Uberparteilichkeit ist unsere große Stärke. Mag. Paul Nittnaus, Gen.Sekr. All­gemeiner Sportverband Österreichs

»Der lange Marsch der jungen Männer« -Von Karin Kneissl, 4. 10.

UtngekehrterKreuzzug Frau Kneissl kennt den Nahen Osten und bringt es auf den Punkt: 80 Prozent der Flüchtlinge sind jung und männ­lich, voller Testosteron. Besonders alar­mierend ist Frau Kneissls Erkenntnis: Die Kirche wollte seinerzeit bei den Kreuzzügen von Testosteron ·strotzen-

ausmaß von 396.193 Quadratmetern in Czerwenitza um jährlich 10.650 Gul­den in Pacht. Nach seinem Tod führte Emilie weitere zehn Jahre den Betrieb, hatte dafür ab 1862 jedoch 15.000 Gul­den an Pacht zu bezahlen. Ab 1873 übernahm Sohn Adolf Louis Gold­schmidt die Opalgruben für sieben Jah­re. Konnten seine Eltern die edlen Stei­ne noch im Tagbau · gewinnen, so musste er sie in viel aufwendigerer bergmännischer Arbeit fördern. Im­merhin fanden damals nahezu 300 Fa­milien Arbeit unter Tage.

Bis zu 28.000 Karat. Unter den Gold­schrnidts erlebte der Opalbergbau bei Dubnik jedenfalls eine Blüte, jährlich wurden aus 900 bis 110.000 Karat im Rohzustand bis zu 28.000 Karat ge­schliffener Edelopale gewonnen. So lässt sich auch die große Menge an Ab­fall erklären, der im Donaukanal lan­dete. Am 5. November 1922 wurden die Opalgruben, die inzwischen der tschechoslowakische Staat an die fran­zösische Bergbaufirma Bittner-Belan­genay verpachtet hatte, stillgelegt.

Wer übrigens meint, Ernilie Gold­schmidt habe im Oktober 1865 ange­sichts ihrer Übersiedlung ihre gesam­ten Opalschätze in den Donaukanal werfen lassen, irrt. Bereits im März

de junge Männer, die sich in Europa in Bandenkriegen die Köpfe eingeschla­gen haben, mit ihrer Kampfbereitschaft lieber im Namen des Kreuzes gegen die „Ungläubigen" umlenken.

Konsequenterweise wäre die Mas­seneinwanderung junger, kam pfberei­ter Männer zu-\ins dann als eine Art umgekehrter Kreuzzug - besser gesagt „Halbmondzug", im Namen des Islam zu interpretieren. Dr. Erich Pitak, 1130 Wien

»Vereinnahmter Protes « -

G!osse. von Christine lmlmger 4.10.

Eine Zukunft für alle Man mag in der Frage des Umgangs mit der derzeitigen Flüchtlingsbewe­gung unterschiedlicher Meinung sein. Dies sei unbenommen. Doch Ihrer Glosse muss entschieden widerspro­chen werden . Dass in der „Presse" lin­ke Politik und linkes Engagement mit Argusau,gen beobachtet werden, be-

1866, angesichts der bevorstehenden Pariser Weltausstellung („Exposition universelle d'Art et d'industrie") ein Jahr darauf, meldete sich beim zustän­digen Centralcomite unter laufender Nummer „2885: Frau Goldschmidt, Pächterin von Opalgruben (Opale und Opalstufen)" an.

Zu sehen waren die Gold­schrnidt'schen Opale unter anderem auf der Wiener Weltausstellung des

»Wien ist also eine gesegnete Stadt! Es nicht nur stein-, sondern auch edelsteinreich.«

Jahres 1873, wo sie höchste Beachtung fan den. Auch auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876 war eine mit 100.000 Gulden bezifferte „Gold­schmidt'sche Opalausstellung" zu be­wundern. „Das ungarische Juwel ge­hört zu den ,Sensationen' der österrei­chischen Abtheilung. Ein Riese ist un­ter den ausgestellten Stücken, der, wie ein Handteller groß, als das größte Opal-Exemplar bezeichnet wird, wel­ches noch in geschliffenem Zustande sein zauberisches Farbenspiel entfaltet hat" („Neue Freie Presse", 27. Juli 1876). Leider finden sich zu dem Stück

rechtigt nicht dazu, das Auftreten Zehntausender durch historischen Vergleich kleinzureden. Wer meint, linke Gruppen machten „Voices for refugees" zunichte, will nicht sehen, dass hier Zehntausende eintreten für eine menschliche Zukunft für alle und nicht nur für die wirtschaftlichen Eli­ten, die Mitverantwortung tragen an der heutigen Situation. Dr. Michael Leputsch, 3100 St. Pölten

»Europa muss lernen, Härte zu zeigen« -Leitartikel von Christ1;in Ultsch. 4.10.

Jetzt sind wir an der Reihe Wer hat 1942 einen Bauernbuam aus Texas oder Alabama gefragt, ob er gern einrücken und sein Leben aufs Spiel setzen möchte, um Europa vom Natio­nalsozialismus zu befreien und so ne­benbei aus der Ostmark wieder Öster­reich zu machen? Verglichen mit den (Blut-)Opfern, die damals Amerika ge­bracht hat, um Probleme zu lösen, die

DIEPRESSE.COM //// 11. OKTOBER 2015 GESCHICHTE 47

.,

An der Leopoldstädter Uferseite des Donaukanals, bei der Aspernbrücke, trafen sich die Sammler. 11/JPmal

keine weiteren Angaben. Geht es indes um das größte jemals gefundene Stück von Czerwenitza, ist es im Naturhisto­rischen Museum zu besichtigen. Der außergewöhnliche Stein wiegt exakt 594 Gramm. Der Rekordopal befand sich seit 1672 im Besitz der kaiserli­chen Schatzkammer.

Natürlich unkten angesichts der Opalfunde auch die Medien und mein­ten, dass man sich in Wien keine Sor­gen „über Geld-Kalamitäten und Ge­schäfts-Krisen", machen müsse, denn „Wien ist also eine gesegnete Stadt! Es ist in neuerer Zeit nicht blos stein-, sondern auch edelsteinreich." („Frem­den-Blatt", 19. Oktober 1865). Der Schreiberling dieser Zeilen war sehr kreativ: Er sah in den eifrig grabenden „Opalstierern", unter entsprechender Anleitung derer Arbeitskraft, die Chan­ce, zu einer „ganz unentgeltlichen Do­nau-Regulirung" zu kommen, und be­klagt schlussendlich: „Ewig Schade, daß die Polizei die Abgrabungen, wel­che von so viel hundert thätigen Hän­den soeben im Flußbette der Donau ins Werk gesetzt werden, nicht nach einem gewissen Systeme vornehmen läßt."

Thomas Hofmann ist Buchautor und Leiter der Bibliothek der Geologischen Bundesanstalt. "

auf einem anderen Kontinent entstan­den sind, ist der Bruchteil unseres Wohlstands, den wir jetzt mit den Flüchtlingen teilen müssen, ein· Ler­cherl. Vor zwei Generationen hat ein fremdes und weit entferntes Land uns geholfen - jetzt sind halt wir an der Rei-1he. Aus dem Titel Marshallplan erhielt das wiedererstandene Österreich von den USA übrigens bis in die 1950er-Jah­re Wirtschaftshilfe in der Höhe von ca. einer Milliarde Dollar (nach heutigem Wert wäre das ein Vielfaches). Mag. Erich Wallner, 3100 St. Pölten

, Wie das l;landy den Schlaf der Jugend stört« - Von Claudia Richter, 4.10.

Lernen von Erwachsenen Dass Handys, Internet und Co. für die Menschheit nicht nur Vorteile bringen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Trotzdem scheint das disziplinierte An­wenden von - absolut existenten - Ge­genmaßnahmen gesellschaftlich kaum

Culture Clash FRONTNACHRICHTEN AUS DEM KULTURKAMPF

Flüchtlingswahl. Angeblich beherrscht das Flüchtlingsthema die Wahl. In Wirklichkeit geht es um das Fehlen von Staatsmännern in Zeiten zunehmender Verunsicherung. -<> VON MI CHAEL PR ÜLLER

W o doch das Flüchtlingsthema einen so großen Einfluss auf das Wahlver­halten hat - wie haben in Oberöster­reich jene Gemeinden gewählt, in denen es viele Asylwerber gibt? Ich

habe mir da eine kleine Statistik gemacht: Im Schnitt fielen die Gemeinderatswahlen in den 20 Gemeinden mit überdurchschnittlichem Flücht­lingsanteil kaum anders aus als im Rest des Landes. Die ÖVP (die 18 von den 20 Bürgermeistern stellt) verlor in diesen Gemeinden im Schnitt 3,4 Prozent­punkte (landesweit 4,0), die FPÖ legte um 6,6 Pro­zentpunkte zu (landesweit um 8,1).

Natürlich ist die Statistik holzgeschnitzt. Aber sie bietet doch eine Grunderkenntnis: Ob im Ort viele, wenige oder gar keine Flüchtlinge sind, h at im Schnitt wenig Einfluss darauf, wie die Leute wählen. Meine These, warum das so ist : Wer sich davor noch nicht vor Flüchtlingen gefürchtet hat, lernt auch dann das Fürchten nicht, wenn er sie von Angesicht zu Angesicht kennenlernt. Flüchtlin­ge machen die örtliche Lebensqualität nicht kaputt. Umgekehrt gilt aber auch: Wem die Flüchtlinge Brennpunkt seiner Zukunftsängste sind, dem blei­ben sie das auch dann, wenn sie im Ort Einzug hal­ten. Die Hoffnung, dass sich bei näherer Tuchfüh­lung Vorurteile auflösen, scheint sich nur in klei­nem Umfang zu erfüllen. Und generell: Ist ein Bür­germeister stark, kann er sich viele Flüchtlinge leis­ten.

Was heißt das nun für Wien? Auch hier scheint mir der konkrete Flüchtling wenig Auswirkung zu ha­ben. Man begegnet ihm im Stadtbild auch nur sel­ten. Aber der Flüchtling an sich ist zur Chiffre für die neue, große Verunsicherung geworden - und für das Unvermögen der Regierenden, uns Sicher­heit zurückzugeben. Krieg in der Ukraine und der Türkei, ungehinderte Wahnsinnige im Nahen Osten, die Russen in Syrien, die Syrer bei uns, die Amerikaner aus der Weltpolitik abgemeldet, die EU auf Betriebsferien, die Zinsen im Keller, die Arbeits­losigkeit hoch. Selbst VW ist nicht mehr solide. Und wem es dabei mulmig wird, der findet weder bei Obama, Merkel, Cameron, Hollande noch bei Fay­mann, Mitterlehner, Häupl noch bei Pühringer Fit­tiche, unter denen er wieder Mtit fassen könnte.

Auch nicht wirklich bei Strache. Staatsmänner wären jetzt gefragt, sind aber so schnell nicht auf­zutreiben, auch in der FPÖ nicht. Von Strache er­wartet niemand, dass er Probleme löst. Aber er si­gnalisiert Entschlossenheit und tut vor allem denen so schön weh, von denen man frustriert ist, weil sie einen nicht mehr in Sicherheit wiegen können. Ob da tatsächlich ein paar tausend Flüchtlinge mehr in der Stadt sind, hat mit all dem wenig zu tun. Der Autor war stu. Chefredakteur der „Presse" und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.

eJ [email protected] dlepresse.com/cultureclasll

»Vor zwei Generationen hat ein fremdes und weit entferntes Land uns geholfen -jetzt sind halt wir an der Reihe. « ERICH WALLNER

präsent. Claudia Richter beschreibt, auch mithilfe eines Experten, anschau­lich die Gefahren, besonders für junge Menschen.

Geraqe diesbezüglich sei mir aber ein Hinweis gestattet: Elterliche Ver­bote scheinen mir deshalb einigerma­ßen doppelmoralistisch, weil ich so­wohl in meinem beruflichen als auch privaten Umfeld praktisch idente Phä­nomene, ausgelebt (und damit vorge­lebt!) von „erwachsenen" (Groß-)El­temteilen, registriere. Oder anders aus­gedrückt: Die statistisch erwiesene Zu­nahme von Schlafstörungen, auch durch aktive oder passive Nutzung von Mobiltelefonen, ist im Alterskontext schon fast eine globale Problematik.

Natürlich ist der Smartphone-Sog, dem Kinder und Jugendliche heute ausgesetzt sind, enorm - sie lernen je­doch auch immer von uns Erwachse­nen! Oder auch nicht . . . Dr. Alexander Bernhaut, FA für Psy­chiatrie/ Psychoonkologe, 1090 Wien