2
Gültigkeit abgelaufen, ersetzt durch 2. Auflage Hausarzt DM2 Diabetische Netzhautkomplikationen – Definition Die diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie stellen die häufigsten Gefäßkomplikationen des Diabetes mellitus dar. Der Visusverlust als wesentliche Bedrohung von diabetischer Retinopathie und Makulopathie beruht auf den zwei wesentlichen Gefäßveränderungen: • progressiver Kapillarverschluss und • pathologisch gesteigerte Kapillarpermeabilität. In beiden Fällen ist die chronische Hyperglykämie die Hauptursache der Gefäßschädigung. Prinzipiell wird ein nicht-proliferatives von einem proliferativen Stadium der Retinopathie abgegrenzt. Hauptveränderung des nicht-proliferativen Stadiums ist der progressive Verschluss von Retinagefäßen. Die proliferative diabetische Retinopathie ist durch Neubildung von irregulären und stark fragilen Gefäßen gekenn- zeichnet, die in den Glaskörper penetrieren und mit einem erheb- lichen Blutungsrisiko assoziiert sind. Die diabetische Makulopathie entsteht aufgrund einer erheblichen Permeabilitätsstörung von perimakulären Gefäßen mit Ödembil- dung in der Makula und damit einhergehendem Visusverlust bis hin zur Erblindung. Warnzeichen • plötzliche Visusveränderungen oder nicht korrigierbare Visusverschlechterungen wenn die Makula betroffen ist: • Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit • Farbsinnstörungen, allgemeine Sehverschlechterung im Sinne von Verschwommensehen • „Rußregen“ vor dem Auge durch Glaskörperblutungen bis zur praktischen Erblindung durch persistierende Glaskör- perblutungen oder bei traktiven Netzhautablösungen Nationale VersorgungsLeitlinie Kitteltaschenversion Weitere Informationen Aktuelle Informationen und Aktualisierungen der Nationalen Versor- gungsLeitlinie Diabetische Netzhautkomplikationen sind kostenlos erhältlich unter: http://www.diabetes.versorgungsleitlinien.de Sie finden dort unter anderem • die Langfassung der Nationalen VersorgungsLeitlinie • eine Übersicht über Praxishilfen • eine Patienteninformation Herausgeber der NVL Diabetische Netzhautkomplikationen Bundesärztekammer (BÄK) Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sowie Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) (im NVL Typ-2-Diabetes vertreten durch die DDG) Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) Fachkommission Diabetes Sachsen (FKDS) Flyer erstellt im September 2007 vom ÄZQ basierend auf der Version 2.2 der Langfassung der Nationalen VersorgungsLeitlinie Diabetes mellitus Typ 2, 2.Auflage, Thema: Netzhautkomplikationen © äzq 2007 Flussdiagramm Patientenmanagement * Empfehlungsgrade siehe Textfassung der NVL unter: © äzq 2006 http://www.diabetes.versorgungsleitlinien.de Hausarzt Erstdiagnose Typ-2-Diabetes Bekannter Typ-2-Diabetes Akute Visusminderung? Augenarzt Befundmitteilung und Vorstellung beim Augenarzt gemäß Kontrollintervall (mind. 1 x jährlich) * Hausärztliche Langzeitbetreuung Befundmitteilung und Vorstellung beim Augenarzt zur Erstuntersuchung * Sofortige Vorstellung beim Augenarzt * Standardisierte augenärztliche Untersuchung (siehe Kapitel 3 der NVL) * ja Retinopathie? ja Behandlung gemäß „Informationen über die spezielle augenärztliche Therapie“, Kapitel 5 der NVL* Festlegung des Wiedervorstel- lungsintervalls für augenärztliche Untersuchung nach Maßgabe des Augenarztes * ja nein Wiedervorstellung beim Augenarzt in 1 Jahr * Progression oder Erstdiagnose diab. Retinopathie nein Behandlungs- pflichtige diabetische Retinopathie? Dokumentation gemäß Kapitel 3 der NVL und zeitnahe Vorstellung beim Hausarzt * Dokumentation gemäß Kapitel 3 der NVL und Vorstellung beim Hausarzt gemäß Kontrollinter- vall * Fortlaufendes Monitoring und Management der Diabetestherapie Neue Risikostratifizierung und Intensivierung der Therapie gemäß Kapitel 5 der NVL * nein

Flussdiagramm Patientenmanagement Weitere Informationen ...€¦ · Die diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie stellen die häufigsten Gefäßkomplikationen des Diabetes mellitus

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Flussdiagramm Patientenmanagement Weitere Informationen ...€¦ · Die diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie stellen die häufigsten Gefäßkomplikationen des Diabetes mellitus

Gültigk

eit ab

gelau

fen, e

rsetzt

durch

2. A

uflag

eHa

usar

zt

DM2

Diabetische Netzhautkomplikationen – Definition

Die diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie stellen die häufigsten Gefäßkomplikationen des Diabetes mellitus dar.

Der Visusverlust als wesentliche Bedrohung von diabetischer Retinopathie und Makulopathie beruht auf den zwei wesentlichen Gefäßveränderungen: • progressiver Kapillarverschluss und • pathologisch gesteigerte Kapillarpermeabilität. In beiden Fällen ist die chronische Hyperglykämie die Hauptursache der Gefäßschädigung.

Prinzipiell wird ein nicht-proliferatives von einem proliferativen Stadium der Retinopathie abgegrenzt. Hauptveränderung des nicht-proliferativen Stadiums ist der progressive Verschluss von Retinagefäßen. Die proliferative diabetische Retinopathie ist durch Neubildung von irregulären und stark fragilen Gefäßen gekenn-zeichnet, die in den Glaskörper penetrieren und mit einem erheb-lichen Blutungsrisiko assoziiert sind.

Die diabetische Makulopathie entsteht aufgrund einer erheblichen Permeabilitätsstörung von perimakulären Gefäßen mit Ödembil-dung in der Makula und damit einhergehendem Visusverlust bis hin zur Erblindung.

Warnzeichen

• plötzliche Visusveränderungen oder nicht korrigierbare Visusverschlechterungen

wenn die Makula betroffen ist: • Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit• Farbsinnstörungen, allgemeine Sehverschlechterung im

Sinne von Verschwommensehen • „Rußregen“ vor dem Auge durch Glaskörperblutungen bis

zur praktischen Erblindung durch persistierende Glaskör-perblutungen oder bei traktiven Netzhautablösungen

Nationale VersorgungsLeitlinieKitteltaschenversion

Weitere Informationen

Aktuelle Informationen und Aktualisierungen der Nationalen Versor-gungsLeitlinie Diabetische Netzhautkomplikationen sind kostenlos erhältlich unter:

http://www.diabetes.versorgungsleitlinien.de Sie finden dort unter anderem

• die Langfassung der Nationalen VersorgungsLeitlinie • eine Übersicht über Praxishilfen• eine Patienteninformation

Herausgeber der NVL Diabetische Netzhautkomplikationen

Bundesärztekammer (BÄK) Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)

sowie

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) (im NVL Typ-2-Diabetes vertreten durch die DDG) Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)

Fachkommission Diabetes Sachsen (FKDS)

Flyer erstellt im September 2007 vom ÄZQ basierend auf der Version 2.2 der Langfassung der Nationalen VersorgungsLeitlinie Diabetes mellitus Typ 2, 2.Auflage, Thema: Netzhautkomplikationen

© äzq 2007

Flussdiagramm Patientenmanagement

* Empfehlungsgrade siehe Textfassung der NVL unter: © äzq 2006 http://www.diabetes.versorgungsleitlinien.de

Haus

arzt Erstdiagnose

Typ-2-DiabetesBekannter

Typ-2-DiabetesAkute

Visusminderung?

Auge

narzt

Befundmitteilung und Vorstellung beim

Augenarzt gemäß Kontrollintervall

(mind. 1 x jährlich) *

Hausärztliche Langzeitbetreuung

Befundmitteilung und Vorstellung beim

Augenarzt zur Erstuntersuchung *

Sofortige Vorstellung beim Augenarzt *

Standardisierte augenärztliche Untersuchung (siehe Kapitel 3 der NVL) *

jaRetinopathie?

ja

Behandlung gemäß „Informationen über die spezielle augenärztliche

Therapie“, Kapitel 5 der NVL*

Festlegung des Wiedervorstel-lungsintervalls für augenärztliche

Untersuchung nach Maßgabe des Augenarztes *

ja

nein

Wiedervorstellung beim Augenarzt in 1 Jahr *

Progression oder Erstdiagnose diab.

Retinopathienein

Behandlungs- pflichtige diabetische

Retinopathie?

Dokumentation gemäß Kapitel 3 der NVL und zeitnahe Vorstellung

beim Hausarzt *

Dokumentation gemäß Kapitel 3 der NVL und Vorstellung

beim Hausarzt gemäß Kontrollinter-

vall *

Fortlaufendes Monitoring und Management der Diabetestherapie

Neue Risikostratifizierung und Intensivierung der Therapie gemäß Kapitel 5 der NVL *

nein

Page 2: Flussdiagramm Patientenmanagement Weitere Informationen ...€¦ · Die diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie stellen die häufigsten Gefäßkomplikationen des Diabetes mellitus

Gültigk

eit ab

gelau

fen, e

rsetzt

durch

2. A

uflag

eEpidemiologie

Diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie:

• häufigsten mikrovaskulären Spätkomplikationen bei Diabetes • häufigste Erblindungsursache der 40 - 80-jährigen

Unabhängig von der Erblindungsrate haben Patienten mit prolifera-tiver diabetischer Retinopathie nach rund 8 Jahren ein mehr als 4-faches kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko gegenüber Patienten, die initial keine proliferative Retinopathie aufwiesen.

Behandlungsziele

Verhinderung oder wenigstens Verlangsamung von Auftreten und Progression der diabetischen Retinopathie und/oder Makulopathie.

Voraussetzungen: Neben einer guten allgemeinen Behandlung des Typ-2-Diabetes die Früherkennung und frühzeitige Therapie von Netzhautkompli-kationen

Risikofaktoren und Prognose

• Chronische Hyperglykämie• Diabetesdauer• Vorliegen/der Grad einer arteriellen Hypertonie

Prognose der Veränderungen am Augenhintergrund wird durch die genannten Risikofaktoren und durch möglichst frühzeitige Diagnose der Veränderungen an Retina und/oder Makula bestimmt.

Symptome im Initialstadium

• Initialstadien der diabetischen Retinopathie verlaufen für den Patienten symptomlos. Deshalb ist bei Diabetikern eine regel-mäßige Untersuchung der Augen unerlässlich.

Therapie

Die Therapie gliedert sich in zwei Bereiche: • Allgemeine hausärztliche/internistische Therapie des Typ-2-Dia-

betes zur Prävention von Netzhautkomplikationen • Augenärztliche Therapie diabetischer Netzhauterkrankungen

Risikofaktoren für Netzhautkomplikationen sollen leitlinienge-recht behandelt werden. Dies erstreckt sich u.a. auf die Behandlung der• Hyperglykämie• Arteriellen Hypertonie und • HyperlipidämieDadurch können Netzhautkomplikationen verhindert bzw. das Auftreten kann zeitlich verzögert werden.

Nikotinabstinenz soll angestrebt werden.

Retinopathien und/oder Makulopathien sollen stadiengerecht durch den Augenarzt überwacht und behandelt werden.

Versorgungsmanagement

Der Hausarzt soll die Langzeitbetreuung des Patienten und deren Dokumentation im Rahmen eines strukturierten Behand-lungsprogramms durchführen.

Die Koordination der regelmäßigen augenärztlichen Untersu-chung ist Aufgabe des betreuenden Hausarztes oder spezi-alisierten Facharztes und sollte durch gezieltes Erinnern des Patienten (z. B. durch gezieltes Nachfragen beim Patienten, „Recall“) unterstützt werden.

Der Patient soll über die Bedeutung der optimalen Therapieein-stellung des Diabetes und die Bedeutung der regelmässigen augenärztlichen Kontrolluntersuchungen aufgeklärt werden, da Veränderungen am Auge ohne vom Patienten wahrnehmbare Visusveränderung eintreten können.

Behandlungsstrategie und Prävention

Der Patient soll im Rahmen einer Diabetes-Schulung über die Problematik der Netzhautkomplikationen und die Bedeutung der regelmäßigen Untersuchungen auch bei Beschwerdefreiheit auf-geklärt werden.

Die augenärztliche Untersuchung zum Ausschluss bzw. zur Be-stimmung des Stadiums der Retinopathie und/oder Makulopathie soll umfassen: • Bestimmung der Sehschärfe• Untersuchung der vorderen Augenabschnitte

(ggf. mit Augeninnendruckmessung) • binokulare Untersuchung der Netzhaut bei dilatierter Pupille

oder falls benötigt eine Untersuchung durch Fluoreszenz- angiografie

Der Befund soll auf einem standardisierten Untersuchungsbogen dokumentiert und den mitbehandelnden Ärzten zur Verfügung gestellt werden.

Risikostratifizierung / Untersuchungszeitpunkte

Zustand/Beschwerden des Patienten

Kontrollintervalle Augenarzt

Erstdiagnose Typ-2-Diabetes zeitnah zur Statuserhebung

diagnostizierter Typ-2-Diabetes ohne bekannte Retino- und/oder Makulopathie

1 x jährlich

Neu auftretende Symptome, z. B.:• Sehverlust• Leseschwierigkeiten• Farbsinnstörungen• Sehverschlechterung,

Verschwommensehen• „Rußregen“ vor den Augen

sofort

Diagnostizierte Retino-/Makulopathie

nach Festlegung des Augenarztes