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forum B ACHAKADEMIE für die Freunde und Förderer der Internationalen Bachakademie Stuttgart 61|2007 August – November Das Musikfest naht Mit Baiba und Lauma Skride – und vielen, vielen anderen Poesie gegen den Krieg Helmuth Rilling über Brittens ›War Requiem‹ Die Welt als Symphonie Der Musiker Gustav Mahler Baiba und Lauma Skride Foto Marco Borggreve

forumBACHAKADEMIE - Bach Cantatas Website · Der Musiker Gustav Mahler ... von Andreas Bomba Die Welt als Symphonie Meinhard Saremba über den Musiker Gustav Mahler Immerwährendes

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forumBACHAKADEMIE

f ü r d i e Fr eunde und Fö rde r e r de r I n t e rna t i ona l en Bachakademie S t u t t g a r t

61|2007

August – November

Das Musikfest nahtMit Baiba und Lauma Skride – und vielen, vielen anderen

Poesie gegen den KriegHelmuth Rilling über Brittens ›War Requiem‹

Die Welt als SymphonieDer Musiker Gustav Mahler

Baiba und Lauma SkrideFoto Marco Borggreve

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Diese Momentaufnahme von der Bachwoche –ein Handy neben Hille Perls wunderschönerGambe – zeigt das Miteinander von Neuem undAltem, das auch die tägliche Arbeit der Bachaka-demie prägt. Doch der Schein trügt: Das Instru-ment ist ein ›Neubau‹, und was an klassischerMusik ›traditionell‹ ist und was ›modern‹, darü-ber ließe sich trefflich diskutieren – und dieBachakademie tut genau dies ja immer wiedereingehend und gerne: diskutieren, nachdenken;als Ergänzung zum reinen ›Musik machen‹.

Und finden Sie nicht auch, dass ein Konzertbe-such die reine Labsal sein kann? Dass die Werke,die wir beim anstehenden Musikfest aufführen,allesamt Kleinode sind? Dass selbst ein Dreikä-sehoch hin und wieder klassische Musik hörensollte, ohne dass ihm blümerant wird? Dannbestellen Sie doch fernmündlich eine oder meh-rere Karten (nicht für das Lichtspielhaus, son-dern für das Musikfest). Oder verschenken Sieeinen Konzertbesuch: Damit bauchpinseln Sieden Empfänger, und er wird Ihnen auf lange Zeithold sein.

Haben Sie es bemerkt? Im vorangegangenenAbsatz finden sich acht jener ›bedrohten Wör-ter‹, die man kürzlich zu den schönsten kürte.Die Tradition: ständig bedroht und schön zu-gleich. Aus dieser Spannung gilt es Funken zuschlagen – zum Beispiel beim EuropäischenMusikfest Stuttgart, das nicht ohne Grund unterdem Motto ›Stürmisch bewegt!‹ steht.

Auf ein Wiedersehen dort freut sichIhr

Jürgen Hartmann

Poesie gegen den Krieg Helmuth Rilling im Gespräch überOregon, Britten und Israel

Nachdenken und GenießenGedanken zum Musikfest-Programmvon Andreas Bomba

Die Welt als SymphonieMeinhard Saremba über den MusikerGustav Mahler

Immerwährendes StudiumDer Dirigent Zubin Mehta zu Gastbeim Musikfest

›Farewell‹ für Royce SaltzmanDas Oregon Bach Festival 2007

Herr der intakten ZahlenClaus-Peter Fabian ist der neueSchatzmeister des Förderkreises

Die 2.000 bleibt das ZielBericht von der Mitgliederversamm-lung des Förderkreises

FörderkreisJubilare, Mitgliedschaften

Ein Mann der ersten StundeIn Memoriam Georg von Dadelsen

Nachrichten

Presse, CD-Neuerscheinung

Termine

Die Mitarbeiter der Bachakademie

Impressum

Das Titelfoto von Marco Borggreve zeigt Baiba und Lauma Skride, die beim Musikfestmehrfach auftreten: Als Duo (Violine/Kla-vier) am 28. August sowie gemeinsam undeinzeln mit dem Mandelring Quartett am 29. und 30. August.

forum61 | Willkommen

EDITORIALINHALT

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Sie kehren soeben vom Oregon Bach Festivalzurück. Wie war es dieses Jahr in Eugene?

Es war ein bedeutsames Festival mit sehr vielenhochkarätigen Konzerten. Die Ensembles, alsoFestivalorchester- und chor, die sich aus ameri-kanischen Musikern zusammensetzen, warenerneut vorzüglich. Die Amerikaner sind un-glaublich schnell – vom Blatt spielen, vom Blattsingen, das geht dort in einem Tempo, wie iches nirgendwo sonst erlebt habe. Das Thema warin diesem Jahr ein ungewöhnliches, nämlich›Outside of the Bachs‹, womit gemeint war,dass wenige bachsche Werke auf dem Pro-gramm standen, aber viele von Bach beeinflus-ste Werke. Das Festival begann mit demBrahms-Requiem und schloss mit einer Auffüh-rung von Beethovens Missa solemnis – Kompo-nisten, die Bach über die Maßen hochgeschätzt haben und gerade auch in diesen bei-den Werken von ihm beeinflusst sind.

Das Festival war auch insofern ein besonderes,als es das letzte des langjährigen Executive Di-rectors Royce Salzman war. Er hat sich am Endedes Festivals verabschiedet, und sein Nachfol-ger John Evans wurde vorgestellt. Er hat dieadministrative Arbeit nun übernommen.

Jetzt steht das nächste große Festival bevor: dasEuropäische Musikfest in Stuttgart mit dem WarRequiem als Hauptwerk des Festivalensembles.Sie haben das War Requiem 1999 mit derGächinger Kantorei aufgeführt, aber ich vermu-te, Ihre erste Bekanntschaft mit dem Werk liegtwesentlich länger zurück.

Zweifellos ist das Werk von Benjamin Britteneines der großen Oratorien, die im 20. Jahrhun-dert entstanden sind. Ich habe das Stück natür-lich lange Zeit gekannt und auch geschätzt,habe aber lange gebraucht, bis ich mich zueiner eigenen Aufführung entschließen konnte.Wenn ich mich recht erinnere, haben wir das

Stück im Jahr 1985 innerhalb einer Sommer-akademie mit dem Thema ›Bach und das 20.Jahrhundert‹ im Programm gehabt. Damalshabe ich es allerdings nicht selbst dirigiert, son-dern es war Gabriel Chmura, der dieses Stückmit unseren Ensembles gemacht hat. Ich schät-ze dieses Stück und auch den KomponistenBritten sehr hoch; ich denke, Britten ist einKomponist, der bis heute bei uns zu wenig be-kannt ist, denn er hat viele bedeutsame Werkegeschrieben.

Wir haben in den vergangenen Jahren für unsFestivalensemble immer Stücke gewählt, dieeinen besonderen Sinnbezug hatten. Das WarRequiem scheint mir nun für die jungen Musi-kerinnen und Musiker unseres Festivalensem-bles besonders wichtig zu sein. Einerseits ist esja ein geistliches Werk, das sich durchaus in dieTradition der Requiem-Vertonungen von Moz-art, Cherubini, natürlich auch von Verdi einord-nen lässt. Britten verbindet jedoch den lateini-

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Helmuth Rilling im Gespräch | forum61

Poesie gegen den KriegHelmuth Rilling im Gespräch über Oregon, Britten und Israel

schen Requiemtext mit einer Auswahl vonGedichten des englischen Dichters WilfredOwen. Dieser ist im ersten Weltkrieg, auf densich sehr viele seiner Gedichte beziehen, gefal-len. Und er wendet sich in seiner Poesie gegendas Phänomen des Krieges. Britten war offen-sichtlich von diesen Texten sehr fasziniert undstellt sie nun den lateinischen, traditionellenRequiemteilen gegenüber. Er tut das so, dassdiese durchaus in Frage gestellt werden – Zwei-fel werden einbezogen in die Gesamtaussagedes Werks. Es schien mir sehr wichtig, geradeso etwas den jungen Leuten zu zeigen und mitihnen an einem solchen Werk zu arbeiten.

Für Britten war die Uraufführung, die er selbstdirigiert hat, ganz auf Völkerverständigung aus-gerichtet. Hat das heute, mit einem Rekord von36 Nationen im Festivalensemble, noch eineähnliche Bedeutung?

Britten lag sicher daran, dem War Requiem eine›internationale‹ Aussage zu geben. Aber eskommt noch ein anderer Punkt hinzu. Er wid-met das Werk vier Männern, die im zweitenWeltkrieg gefallen sind. Er will also damitsagen, dass das, was im ersten Weltkrieggeschehen ist, und was dem Dichter der Textezugestoßen ist, weiterhin geschieht. Und auchdas zeigt ja, dass er seine Aussage als eine über-zeitliche betrachtet.

Werden Sie denn mit den jungen Leuten imFestivalensemble, für die ja der Entstehungsan-lass und auch das Thema Weltkrieg relativabstrakt ist, anders arbeiten als bei Beethovenoder Mendelssohn?

Grundsätzlich nicht, denn wir haben in der Ver-gangenheit immer versucht, die Aussage derWerke in den Vordergrund zu stellen und denjungen Leuten verständlich zu machen. Ich er-innere mich beispielsweise daran, dass wir beider 2. Symphonie von Mahler ausführlich überdie Fischpredigt des Antonius von Paduagesprochen haben und die Spuren dieser Textein der Komposition verfolgt haben. Etwas indieser Richtung werden wir ganz gewiss wiedertun. Ich glaube auch nicht, dass der Genera-tionsabstand hier die Sache abstrakter macht,denn Krieg ist etwas, was die jungen Leute heu-te unmittelbar erfahren.

Ein Aspekt von Verständigung und Freund-schaft steht auch am Anfang des Musikfests,nämlich die drei Konzerte des Israel Philharmo-nic Orchestra. Sie haben bei der Mitgliederver-sammlung vom Förderverein sehr persönlicheWorte gefunden, um für dieses Gastspiel zuwerben.

Nun, Sie wissen, dass wir dem Israel Philhar-monic schon seit vielen Jahren verbunden sind,dass wir 1976 zum ersten Mal dort gewesensind, dass ich der erste deutsche Dirigent war,der dieses Orchester, nach den schrecklichenEreignissen in der Mitte des letzten Jahrhun-derts, dirigieren durfte. Und dass zwischendem Israel Philharmonic Orchestra und derBachakademie eine Freundschaft besteht, diesich immer wieder von neuem ausgeprägt hat.Dies zeigt sich darin, dass wir inzwischen neunMal zu umfangreichen Gastspielen in Israelwaren und mit dem Orchester ganz unvergess-lich schöne Konzerte gespielt haben. 2009 wer-den wir zum zehnten Male dort sein. Aber auchdas Orchester war bereits in Stuttgart, und ganzunvergessen ist mir und sicher auch vielenZuhörern, dass sie damals das durch uns ent-standene Requiem der Versöhnung musizierthaben. Die Verbindung ist also sehr eng, und esist mit eine große Freude, dass dieses Orchesterunser Musikfest eröffnet.

Die Fragen stellte Jürgen Hartmann.

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forum61 | Helmuth Rilling im Gespräch

Annette Dasch singt dieSopranpartie im WarRequiem sowohl in denGesprächskonzerten (6.und 7. September) alsauch im Abschluss-konzert (9.). Die Ber-linerin ist nach erfolgrei-chen Auftritten u. a. inMünchen, Paris undSalzburg auf demSprung zur Weltkarriere.Mit Helmuth Rillingarbeitet sie erstmalszusammen.

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Europäisches Musikfest Stuttgart | forum61

Von Andreas Bomba

Es gehört zu den großen Leistungen des 20. Jahr-hunderts, nach vielen Schrecknissen und demnoch jahrzehntelang aus ihnen resultierendenLeid den Geist der Versöhnung zu finden undihn zu pflegen, auch wenn sich auf der Weltkar-te noch genügend Flecken finden, in die dieserGeist noch nicht vorgedrungen ist. Das unvor-eingenommene Gespräch, der kulturelle Aus-tausch, insbesondere die eigentlich keiner Spra-che bedürfende Musik waren und sind probateMittel dazu, und hier besonders die WerkeGustav Mahlers und Benjamin Brittens, die dasEuropäische Musikfest Stuttgart 2007 am Be-ginn und am Ende prägen werden.

Aber auch viele andere Kompositionen, die indiesem Jahr beim Musikfest erklingen, gehörenin diesen Kontext. Die des 20. Jahrhundertsnatürlich, von Max Reger bis Olivier Messiaen,von Leoš Janáček bis Alban Berg und Paul Hin-demith. Kontrast zu ihnen und Hintergrund zu-gleich bilden klassisch gewordene Werke vonSchubert bis Debussy, Beethoven bis Brahmsund Bach bis Strawinsky. Jeder Komponist siehtsich im Spannungsfeld von Tradition und Aktu-alität, von Bewahren und Fortschritt. Jeder findetseine Art, mit diesen Sphären umzugehen,deren Aufeinandertreffen mitunter sehr stürmi-sche Bewegung zur Folge hat.

Das Europäische Musikfest Stuttgart besteht wiein jedem Jahr aus einer Vielzahl schöner Konzer-te mit ausgesuchten Programmen, die die Inter-preten meist exklusiv für diesen Anlasszusammengestellt und einstudiert haben. Esbietet auch den Künstlern die nicht eben häufi-ge Gelegenheit, bekannte Stücke, Zugpferdedes Programms, mit weniger bekannten Werkenvielleicht auch weniger bekannter Komponistenzu kombinieren. Andere Künstler wiederumpräsentieren sich überhaupt erstmals dem Stutt-garter Publikum.

Wie immer lädt das Musikfest das Publikum ein,zusätzliche Einblicke zu gewinnen: beim Zuhö-ren in den Meisterklassen oder im Musikali-schen Café, das erneut eine breite Themenviel-falt bietet. Solche Möglichkeiten unterscheidenunser Musikfest von anderen Festivals.

Nachdenken über Musik schließt das Genießenvon Musik jedoch nicht aus. Musik besitzt Kräf-te, die befreiend wirken, Gefühlen Ausdruckgeben, Freude hervorrufen, ›stürmisch be-wegen‹. Leuchtet nicht hinter der strengen Vo-kalpolyphonie der Renaissance ein Abbild ewi-ger Harmonie? Will barocke Experimentierlustnicht auch Grenzen überwinden? Haben vieleKomponisten nicht dem Streichquartett ihreintimsten, innerlich bewegendsten Geheim-nisse anvertraut? Ist Chormusik nicht der Ort, imkollektiven Gesang auch Emotionen zu bün-deln? In diesem Sinne wünschen wir Ihnen,unserem Musikfest-Publikum, viele stürmischbewegte Musikerlebnisse!

Ein weiterer Sopran-Starist beim Musikfest miteinem Liederabend ver-treten: Am 8. Septembersingt Diana Damrau imAlten Schauspielhausu.a. Werke von GustavMahler. Die Sängerin istauf den Konzertpodienund Opernbühnen inaller Welt zu Hause. MitHelmuth Rilling hat sieMozarts c-Moll-Messe2005 im Konzert gesun-gen und auch auf CDaufgenommen.

Nachdenken und GenießenGedanken zum Musikfest-Programm

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forum61 | Europäisches Musikfest Stuttgart 2007

Von Meinhard Saremba

Die Suche nach dem idealen Klang beschäftig-te Gustav Mahler sein Leben lang. Nach ihmfahndete er nicht nur für sein eigenes musikali-sches Werk, sondern auch für das Konzertre-pertoire des frühen 19. Jahrhunderts. Publikumund Presse rebellierten als Mahler beispiels-weise Beethovens Streichquartett op. 95 in gro-ßer Streicherbesetzung aufführte und dieInstrumentation von Schumann- und Beetho-ven-Symphonien retuschierte, um den Orche-sterklang den Dimensionen moderner Konzert-säle anzupassen.

Auch als reproduzierenden Künstler triebenMahler Fragen des Raumklangs um, so dass erim Finale von Beethovens 9. Symphonie denMarsch von einem Fernorchester spielen ließ,während Tenorsolist und Männerchor auf demPodium dazu sangen. Kein Wunder, dass ähnli-che Verfahren auch in Mahlers eigener Sym-phonik eine Rolle spielen. Die vielfältigeninstrumentalen Ausdrucksmöglichkeiten ha-ben den in Böhmen aufgewachsenen Künstlerseit Jugendtagen fasziniert. Mahler bekannte ineinem Brief, er habe seit dem »vierten Lebens-jahr immer Musik gemacht und komponiert,bevor ich noch Tonleitern spielen gekonnt«.Eine systematische Ausbildung in Klavier undKomposition genoss er am Konservatorium inWien, die technischen Fertigkeiten zum Diri-gieren eignete er sich autodidaktisch an. Zu sei-nen Lebzeiten wurde Mahler als Dirigent mehr

Anerkennung zuteil denn als Komponist, aller-dings war er als Orchesterleiter nicht minderumstritten. Während die einen in ihm eine»tyrannische Natur, den Mann der in den Ner-ven zusammengepressten Willenskraft« sahen,priesen ihn andere als »einen Mann vonGenie«.

Bereits frühen Berichten zufolge dirigierteMahler mit aufgeregtem Schlag, ruhelosen Be-wegungen des Oberkörpers und einer heftigenZeichengebung, die an Deutlichkeit nichts zuwünschen übrig ließ. Der lebhafte Einsatz bei-der Hände führte indes zu Bemerkungen, er»fuchtele herum«. Unbestreitbar ging eine ein-zigartige Dynamik und Magie von ihm aus.Dadurch hatte sich Mahler in den 1880er-Jah-ren in der Tretmühle des Opernbetriebs bis zuden großen Bühnen hochgearbeitet. Die Tätig-keit im Orchestergraben und auf dem Konzert-podium befruchtete durchaus die eigene kom-positorische Arbeit, die aus Zeitgründenzumeist auf die Ferien beschränkt blieb. Diekunstästhetischen Vorstellungen des von ihmverehrten Richard Wagner beeinflussten nichtnur Mahlers musikdramatische Linie an denOpernhäusern in Budapest (1888–91), Ham-burg (1891–97) und Wien (1897–1907), son-dern auch die Konzeption seiner sinfonischenWerke, insbesondere die 2. und 8. Symphonie.

Bis auf die posthum von Bruno Walter geleitete9. Symphonie dirigierte Mahler alle Urauffüh-rungen seiner Symphonien selbst. BesondereAufmerksamkeit als Komponist erfuhr er dabeierstmals bei der Hamburger Erstaufführung sei-ner 1. Symphonie, die im Oktober 1893 noch inder fünfsätzigen Fassung gespielt wurde. Da-mals war Mahler der einzige Dirigent, der einOrchester dazu bringen konnte, dem von ihmangestrebten Klangideal nahe zu kommen. Ermüsse, so Mahler, »eine Tradition schaffen, unddas kann doch nur ich selber«. In Bezug aufseine 5. Symphonie war er sich bewusst: »Die

Die Welt als SymphonieDer Musiker Gustav Mahler

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Europäisches Musikfest Stuttgart 2007 | forum61

einzelnen Stimmen sind so schwierig zu spielen,dass sie eigentlich lauter Solisten bedürften. Dasind mir, aus meiner genauesten Orchester- undInstrumentenkenntnis heraus, die kühnsten Pas-sagen und Bewegungen entschlüpft.«

Bei Gastspielen mit dem Berliner Philharmoni-schen Orchester und Auftritten mit anderenKlangkörpern stellte Mahler immer wiederauch einzelne Sätze aus der 2. und 3. Sympho-nie vor. Zwar konnte er 1902 in Krefeld erstmalsdie ganze 3. Symphonie leiten, doch kein Diri-gent von Rang wagte sich zu jener Zeit an dievollständige Aufführung einer seiner Sympho-nien. Nicht zu Unrecht fasste Mahlers Museund (seit 1902) Ehefrau Alma im März 1962 ineinem Interview die Komplexität seines Werksin die Formel: »Mahler ist gleichzeitig die Krö-nung der alten Musik und der erste große Pro-phet der neuen«.

Der Komponist war davon überzeugt, dass »dieInstrumentation nicht dazu da ist, Klangeffektezu erzielen, sondern deutlich zum Ausdruck zubringen, was man zu sagen hat.« Jean Sibeliusberichtete von einem Gespräch mit Mahler, zu

dem es kurz vor der Entstehung dessen 6. und7. Symphonie kam, in dem man »alle großenFragen der Musik auf Leben und Tod diskutiert«habe, wobei den Künstlerkollegen symphoni-sche Aspekte wie Strenge, Stil und die tiefeLogik des inneren Zusammenhangs nicht inter-essierten.

Mahler vertrat eine völlig andere Auffassung:»Die Symphonie muss wie die Welt sein. Siemuss alles umfassen.« Hinsichtlich dieses An-spruchs erscheint Mahlers Selbstverständnis,Beethoven habe nur eine Neunte komponiert,doch von seinen eigenen Symphonien sei »jede›eine Neunte‹« nicht als Hybris, sondern zeigt,welchen Stellenwert die Komposition als Aus-druck einer Weltanschauung einnimmt.

Unser Gastautor Meinhard Saremba lebt als Schrift-steller und Übersetzer in Mannheim. Er verfasste dieBücher Arthur Sullivan (Wilhelmshaven 1993), Elgar,Britten & Co. (Zürich/St. Gallen 1994), Leoš Janáček(Kassel 2001) und Fortunas Narren (Schweinfurt2007). Er ist freier Mitarbeiter des Südwestrundfunksund des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR(s.a. www.saremba.de/meinhard).

WERKE GUSTAV MAHLER BEIM EUROPÄISCHEN MUSIKFEST STUTTGART

Lieder (aus den Frühen Liedern und Des Knaben Wunderhorn)8. September, 21.30 Uhr, Altes SchauspielhausDiana Damrau (Sopran), Stephan Matthias Lademann (Klavier)

Symphonie Nr. 1 D-Dur27. August, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalIsrael Philharmonic Orchestra, Zubin Mehta

Symphonie Nr. 2 c-Moll ›Auferstehung‹28. August, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalMargarita de Arellano, Marjana Lipovšek, Gächinger Kantorei StuttgartIsrael Philharmonic Orchestra, Zubin Mehta

Symphonie Nr. 5 cis-Moll3. September, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalFestivalorchester Stuttgart, Christoph Poppen a.G.

Symphonie Nr. 7 e-Moll26. August, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalIsrael Philharmonic Orchestra, Zubin Mehta

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forum61 | Europäisches Musikfest Stuttgart 2007

Wann kamen Sie erstmals mit Mahlers Musik inKontakt, und unter welchen Umständen?

Meine erste Begegnung mit Mahler fand nochin Indien statt, mit einer sehr schönen Aufnah-me der 4. Symphonie unter Bruno Walter, mitdem ich später zu meinem großen Glück die 1. Symphonie studierte, bei ihm zu Hause inBeverly Hills (Kalifornien). Es war aber den-noch mein Lehrer Hans Swarowsky, der michden innersten Tiefen der Kompositionen diesesgroßen Meisters näher brachte.

Denken Sie, dass sich Ihr Zugang zu Mahler mitden Jahren verändert hat?

Es versteht sich von selbst, dass die Bandbreitevon Mahlers Musik so groß ist, dass das immer-währende Studium seiner Symphonien und dasGlück, sie mit einigen der besten Orchester derWelt aufzuführen, mir auch bei meinem eige-nen Reifeprozess, während vier Jahrzehnten derMahler-Interpretation, geholfen hat.

Was bedeutet es für Sie, mit dem Israel Philhar-monic Orchestra in Stuttgart aufzutreten?

Das letzte Mal waren wir 1995 in Stuttgart, undich erinnere mich mit großer Freude an die aku-stischen Qualitäten der großartigen StuttgarterLiederhalle. Wir freuen uns alle sehr, diesebedeutende Kulturstadt erneut zu besuchen.

Die Fragen stellte Jürgen Hartmann.

Zubin Mehta wurde in 1936 Bombay geboren und er-hielt von seinem Vater Mehli Mehta, dem Gründer desBombay Symphony Orchestra, seine erste musikali-sche Ausbildung. Nach zwei Semestern Medizinstu-dium konzentrierte er sich ganz auf die Musik und ab-solvierte an der Wiener Musikakademie bei Hans Swa-rowsky eine Dirigentenausbildung. 1961 hatte er be-reits die Wiener und die Berliner Philharmoniker so-wie das Israel Philharmonic Orchestra dirigiert; allendrei Orchestern ist er bis heute verbunden.

Zubin Mehta war Music Director des Montreal Sym-phony Orchestra (1961–67) und des Los Angeles Phil-harmonic Orchestra (1962–78). 1969 wurde er außer-dem musikalischer Berater des Israel PhilharmonicOrchestra, wo man ihn 1977 zum Chefdirigenten und1981 zum Music Director auf Lebenszeit ernannte.Mit diesem außerordentlichen Ensemble hat ZubinMehta annähernd 2.000 Konzerte auf fünf Kontinen-ten gegeben. 1978 wurde er Music Director des NewYork Philharmonic Orchestra; seine Ära dort dauertedreizehn Jahre und war damit die längste in der Ge-schichte dieses Orchesters. Seit 1985 ist er Chefdiri-gent des Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino inFlorenz.

1964 gab Zubin Mehta sein Debüt als Operndirigentin Montreal mit Tosca; seitdem stand er am Pult derMetropolitan Opera New York, der Wiener Staatsoper,des Londoner Royal Opera House, Covent Garden,der Mailänder Scala, der Opernhäuser in Chicago undFlorenz sowie bei den Salzburger Festspielen. 1998bis 2006 war Zubin Mehta Bayerischer Generalmusik-direktor und damit musikalischer Leiter der Bayeri-schen Staatsoper München.

Die Liste von Zubin Mehtas Ehrungen und Auszeich-nungen ist lang; u.a. trägt er den Nikisch-Ring, der ihmvon Karl Böhm vererbt wurde. Er ist Ehrenbürger vonFlorenz und Tel Aviv. 1997 wurde er zum Ehrenmit-glied der Wiener Staatsoper ernannt. 1999 erhielt Zu-bin Mehta den neu geschaffenen Preis für Frieden undToleranz der Vereinten Nationen.

ZUBIN MEHTA IN STUTTGART

26. August, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalGustav Mahler: Symphonie Nr. 7

27. August, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalArnold Schönberg: Verklärte NachtGustav Mahler: Symphonie Nr. 1

28. August, 19.00 Uhr, Beethoven-SaalGustav Mahler: Symphonie Nr. 2 ›Auferstehung‹

Immerwährendes StudiumDer Dirigent Zubin Mehta zu Gast beim Musikfest

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Oregon Bach Festival 2007 | forum61

Von George Evano

Auf den ersten Blick vermisste man im Pro-gramm des Oregon Bach Festivals 2007 den ver-trauten Namen von Johann Sebastian Bach.Dieses Mal standen nicht Aufführungen vondessen Musik im Mittelpunkt, sondern Werke,die von ihm beeinflusst worden sind. So beganndas Festival mit Brahms’ Deutschem Requiemund endete mit Beethovens Missa solemnis. Inbeiden Konzerten zollte das Festival aber auchjemand anderem Anerkennung: Spontan erhobsich das Publikum für Royce Saltzman, der indiesem Jahr seine Amtszeit als Festivaldirektorbeendete. Zusammen mit Helmuth Rilling grün-dete Saltzman das Festival vor 38 Jahren. Jetzttritt er mit 78 Jahren in den Hintergrund undwird sich sich darauf konzentrieren, eine Stif-tung mit einem Kapital von zehn Millionen Dol-lar zu aufzubauen, die die finanzielle Stabilitätdes Festivals absichern soll.

John Evans, mehr als 20 Jahre Produzent undManager bei der BBC, hat nun die administrati-ve Leitung des Festivals übernommen. Er warzehn Tage vor Festivalbeginn in Eugene einge-troffen und nahm jede Gelegenheit wahr, Pro-ben zu besuchen, sich mit Helmuth Rilling undanderen Künstlern zu treffen und Verbindung zuden Mitarbeitern, Helfern, Geldgebern undGeschäftspartnern aufzunehmen.

Begründet durch die enge Verbindung mit derUniversity of Oregon, hat das Festival immer

auch pädagogische Ziele verfolgt. Die Meister-klasse für Chor- und Orchesterdirigieren zog indiesem Jahr Studenten aus Kolumbien, Brasi-lien, Malaysia, Israel und den USA an. Zum 10.Geburtstag der Youth Choral Academy wurdeder 85-köpfige Jugendchor im Jubiläumskonzertdurch 55 Ehemalige verstärkt.

So wie die Leitung des Festivals in jüngere Hän-de überging, machte auch eine neue Genera-tion von Künstlern auf sich aufmerksam. RobinEngelen erwies sich als engagierter und kompe-tenter Leiter einer großen Besetzung, »souveränund technisch hervorragend«, wie der KritikerTom Manoff schrieb. Auch traten Rahel und SaraRilling erstmals als Solistinnen auf. Nach ihremKonzert spielten sie auch in dem schönen Land-haus von Don und Ulli Weaver, die als Freundedes Festivals eine großzügige Spende von500.000 Dollar getätigt hatten.

Der größte Jubel war jedoch Royce Saltzmanvorbehalten, und Höhepunkt der Würdigungwar die ›Patron Celebration‹, die jährliche Partydes Festivals für die 500 größten Spender. Hiererzählte Helmuth Rilling vom ersten Treffen mitRoyce, von der Festivalgründung und von derEntstehung einer tiefen und lebenslangenFreundschaft.

Während all ihrer gemeinsamen Jahre in Ore-gon waren Royce Saltzman und Helmuth Ril-ling immer Spezialisten darin, Menschen ver-schiedenster Nationalitäten durch die Musikzusammenzubringen. 2008 wollen Rilling undJohn Evans versuchen, Menschen mit sehrunterschiedlichen Interessen unter einen Hut zubringen: Klassik- und Sportliebhaber. Die USA-weiten Leichtathletik-Vorrunden zu den Olym-pischen Spielen werden genau zur gleichen Zeitabgehalten wie das Oregon Bach Festival, dasam 27. Juni 2008 beginnt. Für die neue Festival-leitung verspricht es also ein sportlicher Start zuwerden.

›Farewell‹ für Royce SaltzmanDas Oregon Bach Festival 2007

Unser Gastautor George Evanoist seit 1992Kommunikations-direktor des OregonBach Festivals.

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forum61 | Förderkreis

Wie kam Ihr Kontakt zur Bachakademie zu Stan-de, und darüber hinaus zum Förderverein?

Den Kontakt zur Bachakademie bekam ich alsinteressierter Kunstkonsument und regelmäßi-ger Konzertbesucher. Deshalb war ich über dasWirken von Helmuth Rilling gut informiert. DerKontakt zum Förderkreis kam über Herrn Heint-zeler, weil ich mich stärker engagieren wollte,nachdem ich mich entschieden hatte, längerfris-tig hier in Stuttgart zu bleiben. Zu jener Zeit, daswar im Frühjahr letzten Jahres, standen geradeVorstandswahlen bevor, und Herr Heintzelersprach mich an und fragte, ob ich Interesse hätte,im Vorstand mitzuwirken. Was ich dann gernegemacht habe. Dann ergab es sich, dass HerrGutbrod aufgrund seiner vielfältigen Tätigkeitenbei Holtzbrinck das Schatzmeisteramt niederle-gen wollte und Herr Heintzeler und Herr Kellermich gefragt haben, ob ich auch Interesse hätte,dieses Amt zu übernehmen.

Was macht denn ein Schatzmeister?

(lacht) Er schaut, dass die Zahlen des Vereinsintakt sind und die Buchführung in Ordnung ist.Und natürlich werde ich versuchen, gemeinsammit Herrn Heintzeler dafür zu sorgen, dass fürdie weiteren Aufgaben und die Tätigkeiten desVereins die Mittel da sind, um den Förderzweckzu erfüllen. Also machen wir uns auch Gedan-ken darüber, inwieweit wir weitere Mitgliedergewinnen, Spenden einsammeln und weiterefinanzielle Mittel einwerben können.

Ein ganzes Jahr lang wurde die Abzugsfähigkeitvon Spenden diskutiert, und nun ist die Rechts-lage für die Förderkreismitglieder überraschendgünstig.

Das ist richtig. Der Hintergrund ist die veränder-te Steuergesetzgebung. Ursprünglich warenstarke Beschränkungen der Abzugsfähigkeit vor-gesehen, und im Vorstand wurde darüber disku-tiert, wie man dem hätte begegnen können.Dann entschied der Gesetzgeber in einer ganzkurzfristigen Kehrtwende um die Jahreswende,dass hier doch mehr möglich sein muss, weilman erkannte, dass man sonst insbesondere kul-turellen Institutionen sehr große Steine in denWeg gelegt hätte.

Wenn ich mich recht erinnere, ging es um die›Gegenleistungen‹, den ›geldwerten Vorteil‹ ei-ner Mitgliedschaft.

Die Gegenleistungen sollten zuerst nicht mehrin dem ursprünglichen Maße akzeptiert werden,nun sind sie aber doch zulässig. Wir werden unsim Vorstand mit diesem Thema weiter beschäfti-gen, um die Mitgliedschaft attraktiv zu gestalten.

Sind Sie mit klassischer Musik aufgewachsen?

Ich habe lange Zeit Klavier gespielt. Und meineEltern, die regelmäßig in Konzerte und Operngegangen sind, haben mich schon als kleinenJungen häufig mitgenommen. Bei der Bachaka-demie habe ich früh gespürt, welch wichtigeRolle sie für Stadt und Region spielt und dasseine Verwurzelung dort entscheidend ist.

Diese Wurzeln müssen sich in der näherenZukunft bewähren…

Es ist natürlich eine spannende Zeit, der Um-bruch kommt in Maßen, aber es ist ganz wichtigdafür zu sorgen, dass eine so starke Institutionwie die Bachakademie auch fortlebt. Und wei-terhin diesen Stellenwert hat.

Herr der intakten ZahlenClaus-Peter Fabian ist der neue Schatzmeister des Fördervereins

Claus-Peter Fabianwurde 1967 in Stutt-gart geboren. Dem Be-such des InternatsSchloss Salem folgtedie Ausbildung zumBankkaufmann inStuttgart 1987–89, Stu-dium der Rechtswis-senschaften in Frei-burg und Heidelberg1989–94, Referendari-at am Oberlandesge-richt Stuttgart. For-schungsaufenthalt ander University of Cali-fornia (Berkeley). Seit1998 als Rechtsanwalttätig, seit 2004 als Part-ner bei CMS HascheSigle, Stuttgart. Claus-Peter Fabian ist seitMai 2006 Vorstands-mitglied, seit Mai 2007Schatzmeister des För-derkreises Internatio-nale BachakademieStuttgart e.V.

Die Fragen stellte Jür-gen Hartmann.

400 Mitglieder des Förderkreises kamen zurMitgliederversammlung in der Gedächtniskir-che, 440 zum anschließenden Konzert. Einlei-tend teilte der Vorsitzende Dr. Frank Heintzelermit, dass Herr Dr. Gutbrod wegen beruflicherAnforderungen das Amt des Schatzmeisters zu-rückgegeben hat. Der Vorstand hat Herrn Dr.Fabian, Partner in der Kanzlei CMS HascheSigle, für die verbleibende Amtszeit bis zurNeuwahl des Vorstandes zum Schatzmeisterberufen.

Dr. Heintzeler berichtete über die fünf Sitzun-gen des Vorstands seit der letzten Mitgliederver-sammlung, die vor allem der Mitgliederwer-bung und -pflege gewidmet gewesen seien.2006 hat der Verein 55 neue Mitglieder gewon-nen, dem stehen 89 Verluste durch Tod, Austrittund Streichungen (wegen ausstehender Spen-denzahlungen) gegenüber. So ist die Mitglie-derzahl von 1.655 auf 1.621 (Ende 2006) ge-sunken. Das Ziel bleibt nach wie vor das›Projekt 2000‹ mit 2000 Mitgliedern.

Künstlerischer Bericht von Helmuth RillingHelmuth Rilling gab zunächst seiner Freudedarüber Ausdruck, dass er die Mitglieder in die-sem für ihn so wichtigen Raum begrüßen kann.In der 50 Jahre alten Gedächtniskirche habesein Berufsleben begonnen, an der Anlage derOrgel mitgewirkt und nicht zuletzt nach undnach alle 200 Kirchenkantaten Bachs für dieSchallplatte aufgenommen. Helmuth Rillingberichtete außerdem vom Europäischen Musik-

fest 2006, das ganz dem Werk Mozarts gewid-met war, über die Abo-Konzerte der vergange-nen Saison, über die deutschsprachige Fassungvon Gubaidulinas Passion und AuferstehungJesu Christi nach Johannes mit der Erstauffüh-rung in der Frauenkirche Dresden und zweiAufführungen in Stuttgart, mit denen die Bach-woche 2007 eröffnet wurde; über auswärtigeKonzerte u.a. mit der Matthäus-Passion in Pisa,Siena, Mailand; über die ihm besonders amHerzen liegende Arbeit mit jungen Musikern inWorkshops, die in Konzerte münden, nicht nurin Stuttgart, sondern darüber hinaus in der NewYorker Carnegie Hall, beim Toronto Bach Festi-val, beim Oregon Bach Festival oder in anderenauswärtigen Bachakademien.

Der künstlerische Leiter nahm auch zu denangekündigten Veränderungen in der Leitungder Bachakademie ausführlich und mit sehrpersönlichen Worten Stellung. Andreas Kellerhabe sich im Herbst vergangenen Jahres ent-schieden, am 1. April 2008 aus seinem Amtauszuscheiden. Erste Schritte, um seinen Nach-folger zu finden, seien unternommen worden.Da Rilling selbst schon lange über seine eigeneAblösung nachdenkt, habe er mit den Verant-wortlichen der Bachakademie einen Plan ent-wickelt, der auch ihn einschließt. Die Ablösungdes künstlerischen Leiters solle schrittweise vorsich gehen. Die demnächst auftretenden Gast-dirigenten bei der Gächinger Kantorei, demBach-Collegium und dem Festivalensembleseien jedoch nicht im Rahmen einer ›Kandida-tur‹ ausgewählt worden.

Im anschließenden Mitgliederkonzert wurdedie Bach-Kantate BWV 140 Wachet auf, ruftuns die Stimme als Gesprächskonzert musi-ziert. Die nächste Mitgliederversammlung fin-det wiederum an Himmelfahrt statt, also am 1.Mai 2008.

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Förderkreis | forum61

Die 2.000 bleibt das ZielDie Mitgliederversammlung am 17. Mai 2007

Wir gedenken dankbar folgender Mitglieder,die seit Januar 2006 verstorben sind:

Barbara Auber, EsslingenHermann Bauder, StuttgartChrista Bäuerle, StuttgartRolf Belz, BacknangFriedrich Deetken, MosbachDr. Ernst Füsslin, StuttgartAxel Hennemann, StuttgartAnneliese Henning, StuttgartDieter Holl, TübingenHildegard Krenzien, AndernachAmei-Angelika Müller, HerrenbergGisela Phleps, Bad ÜberkingenIrene Raisch, StuttgartRosemarie Rensch, Korntal-MünchingenEleonore Sanwald, StuttgartCharlotte Schinlauer, StuttgartGünter Suckow, PfullingenMargot Windmüller, BacknangWilhelm Zinsmeister, NürtingenDr. Doris Zoeppritz, Stuttgart

Zahlreichen Mitgliedern danken wir sehr herz-lich für langjährige Mitgliedschaft und damitverbunden für die langjährige ideelle Beglei-tung und finanzielle Unterstützung:

Für 40 Jahre MitgliedschaftHansdieter Beck, StuttgartGretel Burkhardt, PfullingenWerner und Doris Hinderer, LeonbergDr. Hellmut Jochmus, StuttgartTilmann Jung, StuttgartProf. Dr. Hans-Hermann Marx, StuttgartDr. Gertrud Raiser, StuttgartHermann Schatz, BacknangHans-Christian Wieder, Stuttgart

Für 35 Jahre MitgliedschaftDr. Gabriel Brösztl, StuttgartGisela Hüller, OfterdingenMagdalena Hökh, StuttgartEsther und Eleonore Launer, ReutlingenGisela Mossbeck, StuttgartAnneliese Rehklau, DitzingenRuth Schilling, StuttgartElisabeth Stetter, StuttgartDr. Helmut Wagner, Ludwigsburg

Für 30 Jahre Mitgliedschaft Ingrid Breuninger, SchorndorfKarla Eubel-Kasper, AlthengstettWalter und Gisela Geiser, ForchDr. med. Michael Haen, TübingenWalter Herrmann, KornwestheimDr. med. Dietrich Mackensen, EttlingenProf. Dr. Dieter Pohmer, TübingenMichael Russ, StuttgartDieter und Dagmar Schumacher, StuttgartProf. Dr. Siegmund Seybold, LudwigsburgDr. Heidi Swetschin, StuttgartDr. Klaus Wennberg, Leonberg

Für 25 Jahre Mitgliedschaft Emmy Barthelmeh, StuttgartKlaus Benz, MannheimAdelheid Buhl, Korntal-MünchingenJörg Bühler, DitzingenDorothee Bürkert, StuttgartHildegard Dorneich, StuttgartDr. Wolfgang Egerer, WeilheimLore Frank, StuttgartVolker Götte, LiederbachMechthild Keyser, StuttgartDr. Magdalene Klenner, AalenDr. h.c. Hans und Maria Klingel, MöglingenProf. Dr. Friedrich und Wiltraut Küster, StuttgartManfred Nollenberger, StuttgartDr. Friedel Peeck, TuttlingenKlaus Renz, StuttgartRuth Schirm, GerlingenDr. Helmut und Mali Spitzer, StuttgartJürgen und Anneliese Wedler, StuttgartDr. Martina Ziekur, Fellbach

Für 20 Jahre Mitgliedschaft Dres. Thomas und Susanne Allmendinger, CalwDr. Sigrid Braun, StuttgartSiegfried und Birgit Brommer, SindelfingenProf. Dr. Jens-Dieter Faulhaber, AalenEike Freudenberg, StuttgartUlrich Gerlinger, KernenWolfgang Honer, SpaichingenGisela Irid Hägele, StuttgartDorothee Jacob, WertheimPrälat i.R. Martin Klumpp, StuttgartUwe Krauter, EsslingenJ. C. Ludwig Lehmann, LorchLieselotte Lehringer, OstfildernGeorg Mehl, StuttgartChrista Merz, StuttgartDr. Rudolf Mück, Stuttgart

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forum61 | Förderkreis

[Für 20 Jahre Mitgliedschaft, Fortsetzung]

Gudrun von Nida, StuttgartProf. Dr. Konrad und Leonore Redeker, BonnWerner und Karin Thurmann, StuttgartSiegbert Täuber, AalenProf. Dr. Harald Wilken, StuttgartHartmut und Susanne Windmüller, BacknangChristiane Witzig, StuttgartAnnemarie Zeller, StuttgartLilian Zerweck, Herrenberg

Für 10 Jahre MitgliedschaftGerhild Alscher, StuttgartMartin Benzinger, Leinfelden-EchterdingenHeiderose Berroth MdL, RenningenDr.-Ing. Hans-Joachim Birkenbeil, GrafenauDr. Andreas Bomba, FrankfurtHans und Dr. Ursel Bucher, StuttgartH. Margret Cramer, StuttgartWildrut von Dadelsen, StuttgartDr. Martin Dompert-Schülke und Ursula Schülke, DettingenDieter Fabig, StuttgartHelga Fieseler, StuttgartRenate Franck, Leinfelden-EchterdingenAlwin und Erika Geisel, RütiDr. Eva Glocker, Leinfelden-EchterdingenBrigitte Götz, GeislingenDr. Anton Harlacher, Groß-UmstadtDr. Frank und Erika Heintzeler, StuttgartMarianne Häußler, Schwäbisch GmündProf. Dr. Christian von Holst, StuttgartMaria Kammleiter, StuttgartKurt Kreutz, MeckenheimElisabeth Maier, KernenMichael und Gertrud Maisch, StuttgartMarianne Maurer, WinnendenLaszlo Meszaros, LudwigsburgGisela Nagel, StuttgartDr. Renate Neubert-Gärtner, StuttgartDr. Dieter und Rosemarie Oesterle, FellbachHelga Paechter, LeonbergKatharina Popp, GerlingenHedwig Preßmar, GeislingenHans Otto und Lydia Rittich, MöglingenDr. Michael und Gabriele Rogowski, HeidenheimVolker Roth-Plettenberg, KarlsruheHeinz und Ursula Schildknecht, Leinfelden-EchterdingenHans-Bernd Schmitt, WeimarUlrich und Christl Schwemmer, Holzgerlingen

Hermann und Cosima Waitzmann, KornwestheimMarkus Warncke, MerzigPaul Wassermann, AmmerbuchUrsula Wendler, ReutlingenDr. Michael und Helga Wisotzky, BeurenDr. Richard Wörwag, StuttgartStuttgarter Nachrichten, StuttgartStuttgarter Zeitung, Stuttgart

Neue Mitglieder seit Mai 2007Dieter und Renate Herr, Stuttgart Dr. Claudia Rose, Stuttgart Ulf-W. und Heidi Kuhlmann, Stuttgart Rolf F. und Annemarie Happle, Stuttgart Dr. Peter und Edelgard Heizmann, LudwigsburgBeate Truckses, Eberdingen Peter Tenschert, Backnang (geworben von Hermann Windmüller)

Dr. Susanne Thied-Tenschert, Backnang (geworben von Hermann Windmüller)

Hermann und Rosemarie Kull, Remshalden Sabine Zimmermann, Sulzbach Christine Grotz, Waldbronn (geworben von Kirsten Baus)

Walter und Johanna Gößwein, Schwieberdingen Thomas Maier, Aalen Franke Ralf, Stuttgart Dr. Horst und Eva Bastanier, Esslingen

Herzlichen Dank an alle Mitglieder,die erfolgreich neue Mitglieder geworben haben.

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Förderkreis | forum61

Die Chormusik ist beimEuropäischen Musikfestin diesem Jahr geradezuopulent vertreten:Neben der GächingerKantorei und demFestivalensembleStuttgart werden fünfGastchöre singen, dar-unter die Tallis Scholarsmit ihrem Gründer undLeiter Peter Phillips(Mitte). Der englischeChor gilt als einer derweltbesten vor allem inder Interpretation vonRenaissancemusik undwird am 29. August imDom St. EberhardWerke aus dem Spaniendes 16. und 17. Jahr-hunderts aufführen.

Von Ulrich Prinz

In Tübingen ist am 25. Mai 2007 im Alter von 88Jahren einer der letzten großen Nestoren derdeutschen Bach-Forschung verstorben. »Zuver-sichtlich und heiter im Leben und im Leiden, sei-ne Heimat war die Musik«, hieß es in der Trauer-anzeige, und genauso haben wir ihn erlebt undwerden ihn in Erinnerung behalten, denn er warein Glücksfall nicht nur für die Bachforschung,sondern auch für die Internationale Bachakade-mie Stuttgart.

Georg von Dadelsen war, zusammen mit einemanderen Nestor – Alfred Dürr – ein Mann derersten Stunde bei der Einrichtung der Som-merakademie J.S. Bach in Stuttgart 1979. In Vor-trägen, Seminaren, Werkeinführungen und alsLeiter von Podiumsdiskussionen hat er kontinu-ierlich bis zur Sommerakademie 1990 sein stu-pendes Wissen und unbestechliches Urteil denZuhörern, Lehrenden, Studierenden und Musik-begeisterten vermittelt. Die breite Palette seinermusikwissenschaftlichen Themen vom Mittelal-ter bis zur Musik des 20. Jahrhunderts war di-daktisch und methodisch klug aufbereitet, dieMusikwissenschaft stand immer in stetigem Aus-tausch mit der Aufführungspraxis. »Wer mehrüber Musik weiß, hört anders«, lautete sinnge-mäß einer seiner Kernsätze. Georg von Dadel-sen war immer bereit, persönliche Fragen zubeantworten, gezielte Ratschläge zu geben, pla-nerisch schon im Vorfeld tätig zu sein. Dies warmit ein Grund, dass man ihn 1982 in das Kura-

torium der Internationalen Bachakademie be-rief, dem er bis 2004 angehörte.

Georg von Dadelsen wurde am 17. November1918 in Dresden geboren, besuchte in Berlindas Humanistische Gymnasium, wurde zumWehrdienst und später zum Kriegsdienst einge-zogen und verlor im Krieg ein Auge. Von 1946an studierte er in Kiel und Berlin Musikwissen-schaft, Germanistik und Philosophie, er wurde1951 an der Freien Universität Berlin promo-viert. 1952 kam er als Assistent von Walter Ger-stenberg an das Musikwissenschaftliche Institutder Universität Tübingen. Im sogenannten ›Ber-liner Keller‹ der Universitätsbibliothek Tübingenwurden kriegsbedingt verlagerte Handschriften-bestände der Musikabteilung der PreußischenStaatsbibliothek Berlin unter hohen Sicherheits-auflagen zugänglich, u.a. auch autographeHandschriften Johann Sebastian Bachs. So ent-standen seine ersten grundlegenden Publika-tionen, veröffentlicht in den Tübinger Bach-Stu-dien, u.a. in Heft 4/5: Beiträge zur Chronologieder Werke Johann Sebastian Bachs (Habilita-tionsschrift 1958), mit dem berühmt geworde-nen Exkurs über die h-Moll-Messe. In stetemAustausch mit Alfred Dürr konnten z.B. die ers-ten Leipziger Kantatenjahrgänge präzise datiertund das Bild vom Spätwerk Bachs entscheidendergänzt und berichtigt werden.

Von 1960 bis 1971 war Georg von DadelsenOrdinarius an der Universität Hamburg, an-schließend bis 1983 an der Universität Tübin-gen. Das Bild rundet sich, wenn man sich seinesegensreiche Tätigkeit in wichtigen Kommissio-nen vor Augen führt: 1959–98 Leiter der Denk-mälerreihe Das Erbe Deutscher Musik, 1962–92Vorsitzender des Herausgeberkollegiums derNeuen Bach-Ausgabe, 1974–89 Vorsitzenderder Musikgeschichtlichen Kommission. Georgvon Dadelsen war glücklich verheiratet, hattevier Kinder, seine Frau hat sich in Tübingen sozi-alpolitisch sehr engagiert.

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forum61 | In Memoriam Georg von Dadelsen

Ein Mann der ersten StundeIn Memoriam Georg von Dadelsen

Unser Gastau-tor Prof. Dr.Ulrich Prinzwar bis 2002Wissenschaft-licher Leiterder Bachaka-demie und istseitdem ihrWissenschaft-licher Berater.

FÜR JUNGE LEUTE

Benjamin Brittens Orchesterführer für jun-ge Leute (The Young Person’s Guide to theOrchestra) ist eins seiner beliebtesten Wer-ke. Anhand eines musikalischen Themasvon Henry Purcell werden Bedeutung undVerwendung der Orchesterinstrumente er-läutert und akustisch vorgeführt. Dirigie-ren (wie auf dem Foto, das bei einemSchulprojekt im Hans-Grüninger Gymna-sium Markgröningen entstand) werden diejugendlichen Konzertbesucher die Auffüh-rung des Young Person’s Guide beimMusikfest aber wohl nicht dürfen – dasmacht Patrick Strub, und zwar am 8. Sep-tember um 16.00 Uhr im Hegel-Saal derLiederhalle. Die Aufführung ist für ›alt undjung‹ (ab dem Grundschulalter) geeignet.

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Vermischtes | forum61

Helmuth Rilling

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Georg Friedrich HändelSaul HWV 53 Oratorium in drei AktenKirsten Blaise (Sopran), Elizabeth Keusch (Sopran),

Daniel Taylor (Alt), Norman Shankle (Tenor), Markus Eiche (Bass),

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Helmuth Rilling

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Grosse Aufnahmen mit

F. Mendelssohn BartholdyDer Onkel aus BostonFelix Mendelssohn Bartholdys Jugendwerk wiederentdeckt!

Kate Royal, Julia Bauer (Sopran), Carsten Süss,

Lothar Odinius (Tenor), Bernd Valentin (Bariton),

István Kovács, Andreas Daum (Bass)

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Helmuth Rilling

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ZIMMER GESUCHT

Für die Teilnehmer der Meisterklassenbeim Europäischen Musikfest suchen wirnoch kostenlose Privatquartiere. Wer kannin der Zeit vom 28. August bis 7. Septem-ber unseren jungen, aufstrebenden Künst-lerinnen und Künstlern ein Zimmer zurVerfügung stellen? Interessenten rufen bittebei Christa Richter an (0711.619 21 33).Sie wird alle Einzelheiten mit Ihnen be-sprechen. Vielen Dank im Voraus für IhreHilfe!

VERMISCHTES

Wer hätte gedacht, dass Helmuth RillingsTaktstock 4.000 Dollar wert ist? Für diesenBetrag wurde der kleine, aber feine Stab,mit dem der Dirigent das Abschlusskonzertdes Oregon Bach Festivals geleitet hatte,im Anschluss an die Veranstaltung verstei-gert. Bei der traditionellen ›auction‹ nahmdas Festival insgesamt 107.000 Dollar ein.

Ein durchaus prominentes Mitglied desFörderkreises fehlte überraschend bei derMitgliederversammlung zu Himmelfahrt.Warum das so war, erfuhren wir bald dar-auf: Die Babysitterin hatte kurzfristig abge-sagt – weil ihr Meerschweinchen gestor-ben war…

VERMISCHTES

Zeiten wird die Geschichte eines jüdischenGeschwisterpaares beschrieben. Stefanwidmete dieses Buch seiner 1998 gebore-nen Tochter Sophie und drückte damitseine Hoffnung aus, dass ihre Generationeine Brücke zwischen Vergangenheit undder Zukunft sein werde. Er nutzte die Tour-neen nach Israel für seine Studien und For-schungen; seine Promotion aus dem Jahr1998 beschäftigte sich mit den Biografiendeutschsprachiger Kibbuzpioniere.

Stefan brachte seinen Mitmenschen vielMitgefühl und echtes Interesse entgegen.Er hatte ein offenes Ohr sowohl für ihrepersönlichen Sorgen und Nöte als auch fürihre Meinungen und Erfahrungen; durchsein offenes, einfühlsames, immer freund-liches Wesen, sein Wissen und seinen Er-fahrungsschatz waren Gespräche mit ihmimmer eine Bereicherung. Viele von unsverlieren mit ihm einen wirklichen Freundund werden ihn sehr vermissen.

Isabel Plate-Naatz und Holger Naatz

forum61 | Nachrichten

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STEFAN HEITZMANN

Stefan Heitzmann, unser langjährigerWeggefährte in der Gächinger KantoreiStuttgart, starb am 25. Juni 2007 im Altervon nur 45 Jahren nach kurzer schwererKrankheit. 1993 stieß Stefan zu den Gäch-ingern und folgte damit seiner Frau Beateund seinem Schwager Stefan Weiler. VonAnfang an war er durch seine freundlicheund offene Art außerordentlich beliebt. Erlebte in der Musik. Man merkte, wie dieMusik ihn durchströmte und ihn froh undglücklich stimmte.

Stefan Heitzmann arbeitete als Sozialpä-dagoge beim Bistum Mainz, wo er ver-schiedene Aufgaben im Bereich derJugendarbeit wahrnahm. 2005 übernahmer die Geschäftsführung des Gelben Hausin Offenbach, eine Einrichtung der Jugend-berufshilfe beim Bistum, in der benachtei-ligte Jugendliche betreut werden.

Neben der Musik war ihm das Wachhaltender Erinnerung an den Holocaust ein wich-tiges Anliegen. In der von ihm herausgege-benen deutschen Übersetzung der Biogra-fie von Ruta Wermuth Im Mahlstrom der

HERMANN KELLER

In einem Grußwort zum 50-jährigen Beste-hen des Tonkünstlerverbandes wies Hel-muth Rilling ausdrücklich auf ein be-stimmtes Gründungsmitglied hin: »Vorallem Hermann Keller verdanke ich rich-tungweisende Anregung. Hier wurde derBoden bereitet, auf dem die InternationaleBachakademie hier in Stuttgart entstehenund sich entwickeln konnte«. Zu HermannKellers 40. Todestag am 17. August 2007wird eine Internetpräsentation erstellt, inder Dokumente über das Leben und Wir-ken des Musikers, Wissenschaftlers undPädagogen, vor allem aber sämtliche er-haltenen Aufsätze enthalten sind. Im Zen-trum seines Schreibens stehen verschie-denste Aspekte Johann Sebastian Bachs. Esfinden sich aber auch Themen wie Schwa-ben singen und musizieren oder Hut ab, IhrHerren, ein Genie! Aus den Briefen, dieHermann Keller 1961 von einer Vortrags-reise in Japan nach Hause schrieb, ergibtsich überdies ein interessantes Zeitbild.

www.hermann-keller.org (ab 17. August)

NACHRICHTEN

NEUE HÄNDEL-AUFNAHME

Helmuth Rillings Aufnahme des großenOratoriums Saul ist Auftakt zu einem neu-en Händel-Zyklus. Die Einspielung mit Eli-zabeth Keusch, Kirsten Blaise, Daniel Tay-lor, Jonathan Shankle, Markus Eiche in derTitelrolle sowie Gächinger Kantorei undBach-Collegium Stuttgart entstand imJanuar 2007.

hänssler CLASSIC 98.280 Soeben erschienen

IN PLANUNG

Derzeit wird der Mitschnitt von SofiaGubaidulinas Passion und AuferstehungJesu Christi nach Johannes für die Veröf-fentlichung auf CD vorbereitet. Die Auf-nahme wird voraussichtlich im Septemberveröffentlicht.

Presse, CD | forum61

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Beethovens Missa solemnis

Beethovens Missa solemnis ist ein durch-aus lärmendes Werk. […] Und doch ist daein weltentrückter Moment, ein Augen-blick der Andersartigkeit, der im jüngstenAbokonzert der Stuttgarter Bachakademiezum inspirierten Mittelpunkt wurde. Hel-muth Rilling macht das Et incarnatus estzum Gravitationszentrum. […] Schlagartigverbreitet sich Ruhe. Vorsichtig tastet sichdas Bach-Collegium Stuttgart durch denschlichten Satz, den Beethoven für diemirakulöse Menschwerdung Christi gefun-den hat. Und die Gächinger Kantorei fin-det in diesen markerschütternd stillenMomenten zu höchster Intensität. (Markus Dippold, Stuttgarter Zeitung, 23.April 2007)

Rillings Werksicht lässt geradezu die Ge-fährdungen des inneren und äußeren Frie-dens in unserer Zeit aufscheinen. Und Ril-ling wäre nicht Rilling, wenn er denmerkwürdigen Missa-Schluss nicht als rie-siges Decrescendo bewusst gemacht hätte.Nachdem sich Chor und Solisten, Paukenund Trompeten zum letzten Mal drama-tisch zusammengerauft haben, zieht sichdas Werk mit lapidarem »Pacem, pacem«auf leisen Sohlen zurück. (Hellmuth Fiedler,Stuttgarter Nachrichten,23. April 2007)

›Virtuosen!‹ – Musik von J.S. Bach

Vergnügte Entspannung herrschte vor,erzeugt vor allem durch lustbetontenUmgang mit barocker Motorik. Der Tho-maskantor begann zu swingen. HelmuthRilling, für diesen Abend frei von den Zug-kräften des oratorischen Vokalstils, stelltesich vor das Bach-Collegium als heitererBeobachter des Könnens seiner Solisten.[…] So geriet der Abend zum virtuosgesetzten Pausensignal bis zum Europäi-schen Musikfest im August.(Erwin Schwarz, Esslinger Zeitung, 14. Mai2007)

Ein ganzer Abend nur Bach? Alles andereals einspurig. Bach vom Feinsten, sowohlwas die Werke als auch den Vortrag betraf.[…] Rillings Dirigiergestus bleibt sparsam,auf das Wesentliche konzentriert, ohneAllüren, Solisten und Orchester gleichsamzuhörend, sie an der langen Leine führend.Das macht sein Geheimnis aus, und dabeientsteht eine Mischung aus prickelnderSpannung und musikantischer Höchst-form. […] Das 1. Brandenburgische Kon-zert rundet den abwechslungsreichenAbend ab [und] zeigt noch einmal dieganze Ideenfülle des Komponisten in derdurchgeistigten Vollblutinterpretation der24 Musiker: himmlisch schönes Musizie-ren, delikat bei traumhafter Echomanier,bestens phrasiert, pointiert, stets poly-phon-durchsichtig.(Peter Skobowsky, Rems-Zeitung, 14. Mai2005, zum Gastkonzert in SchwäbischGmünd)

PRESSE

Der Organist Markus Eichenlaub an ›seinem‹Instrument in Limburg. Beim Musikfest spielt ererneut die Stiftskirchenorgel (30.8.), die beiden Mittagskonzerten auch von Susanne Rohn(27.8.) und Martin Sander (3.9.) ›geschlagen‹wird. Schauplätze der Mittagskonzerte (mon-tags bis freitags, 13.00 Uhr) sind außer derStiftskirche in diesem Jahr die Hospitalkircheund der Mozart-Saal. Zu hören sind Baiba undLauma Skride, Hille Perl und Lee Santana, dieKlavierduos Grau-Schumacher und Stenzl, dasAlliage sowie das Loeki Stardust Quartett undder Cellist Jean-Guihen Queyras.

NEUERSCHEINUNG

Mittwoch, 29. August 2007, 19.00 UhrBasilika WeingartenBenjamin Britten, War Requiem op. 66Elizabeth Keusch, SopranJames Taylor, TenorMarkus Eiche, BaritonAurelius Sängerknaben CalwLeitung: Helmuth RillingKartenreservierung: 0751.40 52 32

Freitag, 31. August 2007, 20.00 UhrKloster EberbachAbschlusskonzert des Rheingau Musikfestivals 2007Benjamin Britten: War Requiem op. 66Christian Gerhaber, BaritonWeitere Besetzung wie WeingartenAurelius Sängerknaben CalwLeitung: Helmuth Rilling

Dienstag, 11. September 2007, 20.00 UhrForum LeverkusenBenjamin Britten: War Requiem op. 66Annette Dasch, SopranWeitere Besetzung wie EberbachAurelius Sängerknaben CalwLeitung: Helmuth RillingKartenreservierung: 0214.406-41 13Das Konzert wird von WDR 3 live gesendet

Mittwoch, 12. September 2007, 20.00 Uhr19.30 Uhr KonzerteinführungBonn, BeethovenhalleIm Rahmen des Beethovenfestes BonnBenjamin Britten: War Requiem op. 66Besetzung wie LeverkusenKartenreservierung: 0180.500 18 12

BERLIN

Samstag, 22. September 2007, 18.00 UhrKaiser-Wilhelm-GedächtniskircheFestkonzert Berliner Bach-Chor(60 Jahre Bach-Kantatengottesdienste inBerlin)Johann Sebastian Bach, Kantate BWV 140 »Wachet auf, ruft uns die Stimme«Mojca Erdmann, SopranMartin Petzold, TenorKlaus Häger, BassLeitung: Helmuth Rilling

August bis November 2007

Konzerte in Stuttgart

EUROPÄISCHES MUSIKFESTSTUTTGART 2007

26. August bis 9. September›Stürmisch bewegt!‹Details: www.bachakademie.deAusführlicher Prospekt ist erhältlich.Beachten Sie auch die Hinweise auf ein-zelne Konzerte in dieser Ausgabe.

50 JAHRE GEDÄCHTNISKIRCHE

Donnerst., 27. September 2007, 20.00 UhrGedächtniskircheDie Bedeutung der Kirchenmusik an derGedächtniskirche seit 1957Ein Abend mit Helmuth Rilling

ABO-KONZERT 1

Samstag, 17. November 2007, 19.00 UhrSonntag, 18. November 2007, 19.00 Uhr Liederhalle Beethoven-SaalEinführungsfilm jeweils 18.15 UhrMusikalischer Salon 15.11., BachakademieJohannes Brahms, Ein deutsches RequiemLetizia Scherrer, Sopran Christian Gerhaher, Bass Gächinger Kantorei StuttgartStuttgarter PhilharmonikerLeitung: Helmuth Rilling

Konzerte andernorts

FESTIVALENSEMBLE STUTTGART

Sonntag, 26. August 2007, 20.00 Uhr,Salem International College (Härlen)›Open Stage‹Chor- und Orchesterprogramm

Sonntag, 2. September 2007, 17.00 UhrSalem, ZehntscheuerGustav Mahler, Symphonie Nr. 5 cis-MollLeitung: Christoph PoppenKartenreservierungTelefon: 07553.919-362E-Mail: [email protected]

TURIN

Sonntag, 23. September 2007, 21.00 UhrAuditorium Giovanni Agnelli LingottoFestival ›SettembreMusica‹Johann Sebastian Bach,Messe h-Moll BWV 232Sibylla Rubens, SopranIngeborg Danz, AltWerner Güra, TenorKlaus Häger, BassGächinger Kantorei StuttgartBach-Collegium StuttgartLeitung: Helmuth Rilling

MAILAND

Montag, 24. September 2007, 21.00 UhrConservatorio di Milano, Sala VerdiFestival ›SettembreMusica‹Johann Sebastian Bach,Johannes-Passion BWV 245Yorck Felix Speer, Bass (Christus)Weitere Besetzung wie Turin

TORONTO BACH FESTIVAL

20. Oktober bis 3. November 2007Johann Sebastian Bach, Johannes-Passion BWV 245University of Toronto Bach Festival SingersToronto Symphony OrchestraLeitung: Helmuth Rilling

MIAMI

9./10. November 2007, 20.00 UhrGusman Concert HallJoseph Haydn, Die SchöpfungFrost School of Music (University of Miami)Leitung: Helmuth Rilling

HOMBURG-ERBACH (SAAR)

Donnerst., 15. November 2007, 20.00 UhrKath. Pfarrkirche ›Maria vom Frieden‹Johannes Brahms, Ein deutsches RequiemYorck Felix Speer, BassWeitere Besetzung wie Stuttgart

EBINGEN-ALBSTADT

Freitag, 16. November 2007, 20.00 UhrFesthalle AlbstadtJohannes Brahms, Ein deutsches RequiemBesetzung wie Homburg-Erbach

HANOVER (NEW HAMPSHIRE)

28./29. November 2007, 20.00 UhrSpaulding Auditorium (Hopkins Center)Georg Friedrich Händel: MessiahThe Handel Society of Dartmouth CollegeLeitung: Helmuth Rilling

forum61 | Termine

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TERMINE

Mitarbeiter | forum61

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Arbeitsbereiche und Mitarbeiter derInternationalen BachakademieStuttgart

Telefonzentrale 0711.619 21 0

Durchwahlen der Mitarbeiter (in Klammern)bitte an Stelle der 0 wählen

Künstlerische LeitungProf. D. Drs. h.c. Helmuth Rilling (13)

Allgemeines Sekretariat, TelefonzentraleVeronica Oltmann (0)

BuchhaltungHans Platz (20)Brigitte Schlosser (40)

Förderkreis MitgliederbetreuungRosemarie Trautmann (29)

HausmeisterMichael Papavergos (39)

Intendanz Andreas Keller (13)

KartenverkaufDagmar Kölle (32)

Kommunikation und MedienJürgen Hartmann M.A. Programmhefte,Forum Bachakademie, Musikfest-Journal (24)Kristina Pauli M.A. Presse, Werbung (19)Holger Schneider Internet (10)

Künstlerisches BetriebsbüroDieter Bernhardt Logistik (25)Tobias Ebel Festivalensemble (28)Elisabeth Janku Bach-Collegium (15)Birgit Leppin Gächinger Kantorei (16)Susanne Timmer Vokalsolisten (14)

KursbüroChrista Richter (33)

Programmplanung Europäisches MusikfestDr. Andreas Bomba (35)

Sekretariat H. Rilling / A. KellerRita Rupp (13)

Wissenschaftsbereich Dr. Norbert Bolin Leitung, Schriftenreihe (34)Irene Flesch Baldin Noten (42)Ellen Freyberg M. A. Wissenschaftliche Mitarbeit (48)Jutta Schneider Bibliothek (27)

TelefaxAllgemein 23Künstlerisches Betriebsbüro 12Presse, Werbung 51Bibliothek, Kursbüro, Kartenverkauf, Forum,Wissenschaftsbereich 30

[email protected]

Internetwww.bachakademie.de

Was wäre die Bach-akademie ohne die vielenHelfer im Hintergrund(die, da die IBA für dieVielzahl der internenAbkürzungen berühmtist, ›Hiwis‹ genannt wer-den – wer rät richtig?).Für das bevorstehendeMusikfest werden rund20 ›Hiwis‹ vom Karten-büro bis zum Bautruppdas feste Personal unter-stützen. Unser Bild zeigtJanina Kölln (rechts) undCaroline Goeser beimEintüten der Abonne-mentskarten für die neueKonzertsaison in der Bib-liothek der Bachaka-demie, pardon: der IBA.

I M P R E S S U M

Herausgeber: Internationale Bachakademie Stuttgart

Redaktion und Satz: Jürgen Hartmann.Fotos: Hanns-Horst Bauer (Seite 3), Marco

Borggreve (Titel), Jürgen Hartmann (10,11, 15l, 19), Wilfried Hösl (8), Tanja Nie-

mann (5), Oregon Bach Festival (9), Holger Schneider (1), Hannes Tronsberg

(15r), Künstleragenturen, privat.

Layout und Druck: Böttler GrafikSatzBildDruck,

Walddorfhäslach

Die nächste Ausgabe erscheint im November 2007.

BANKVERBINDUNGEN

Internationale Bachakademie StuttgartBW-Bank StuttgartBLZ 600 501 01

Kontonummer 2453040

Spendenkonto Förderkreis Internationale Bachakademie Stuttgart

Deutsche Bank AGBLZ 600 700 24

Kontonummer 8950008

forum56 |forum61 | Auf Wiedersehen

Johann-Sebastian-Bach-PlatzD-70178 Stuttgart

Telefon 0711.619 21 0, Telefax 0711.619 21 23 [email protected]