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KIRCHE UND WELT DK-EXTRA Nr. 92, Donnerstag/Freitag, 18./19. April 2019 16 KIRCHE UND WELT DK-EXTRA Nr. 92, Donnerstag/Freitag, 18./19. April 2019 16 Multireligiöse Stadt Die Kirchenführer in Jerusa- lem haben zum Erhalt Jeru- salems als multireligiöse und multikulturelle Stadt aufge- rufen. „Mögen alle abraha- mitischen Glaubensrichtun- gen in ihr eine Stadt des Frie- dens und der Ruhe finden“, heißt es in der vom Lateini- schen Patriarchat in Jerusa- lem verbreiteten gemeinsa- men Osterbotschaft der Kir- chen im Heiligen Land. Das Fest der Auferstehung sei ei- ne Erinnerung daran, dass die Menschen ein Abbild Gottes seien und ihre Würde respektiert und geehrt wer- den müsse. „Wir beten uner- müdlich für alle Regionen der Gewalt und der Not, ins- besondere der Gewalt gegen Unschuldige (...) In unseren Gebeten erinnern wir uns auch an alle Frauen und Kin- der, die auf der ganzen Welt mit Gewalt und Ungerechtig- keit konfrontiert sind“, so die Kirchenführer. KNA Spendenkampagne für Geläut der Thomaskirche Um Solidarität mit Flüchtlin- gen und Seenotrettern im Mittelmeer zu zeigen, hän- gen etwa 15 evangelische Kir- chengemeinden in Hanno- ver Rettungswesten an ihre Kirchtürme, hier an der Beth- lehem-Kirche in Hannover- Linden. Die Aktion unter dem Motto der biblischen Jahreslo- sung „Su- che den Frieden und jage ihm nach“ startete am Palmsonn- tag. Man- che Kir- chenge- meinden beginnen mit der Ak- tion am ersten Sonntag nach Ostern . Die Aktion läuft jeweils vier Wo- chen. Damit unterstützen die Kirchengemeinden die Ar- beit des internationalen Akti- onsbuendnisses „Seebrü- cke“, das sich für sichere Fluchtwege nach Europa und eine Entkriminalisie- rung der Seenotrettung ein- setzt. epd/Foto: Schulze/epd Religion und europäische Geschichte Der mit 50 000 Euro dotierte Leopold-Lucas-Preis der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen geht heu- er an den britischen Kirchen- historiker und anglikani- schen Theologen Diarmaid MacCulloch. Der Preisträger gehöre zu den „weltweit be- deutendsten Reformations- und Frühneuzeithistori- kern“, teilte Dekan Michael Tilly mit. Den Preis erhalte der Brite wegen seiner Ver- dienste um ein umfassendes Verständnis des komplexen Verhältnisses von Religion und europäischer Geschich- te. Er zeigte, wie die Reforma- tion von 1490 bis 1700 die kirchliche, politische und ge- sellschaftliche Landkarte Eu- ropas umpflügte. MacCul- loch ist seit 1997 Professor für Kirchengeschichte an der Universität Oxford. epd Muslimische Gefängnisseelsorger In einem nach Angaben der Organisatoren bundesweit einmaligen Modellprojekt sind in Bremen zehn Musli- minnen und Muslime zu Ge- fängnisseelsorgern ausgebil- det worden. Sie absolvierten einen 52 Stunden umfassen- den Kurs, wie der Senat der Hansestadt mitteilte. Er sei gemeinsam von der Schura Bremen und dem Justizsena- tor organisiert worden. Be- teiligt gewesen seien auch Dozenten des Instituts für is- lamische Theologie der Uni- versität Osnabrück. KNA KURZ NOTIERT Der Drachentöter Von Edmund Speiseder Der heilige Georg gehört zu den Vierzehn Nothelfern. Bei den Griechen wurde er „Erzmär- tyrer“ genannt und im christli- chen Altertum und im Mittelal- ter von allen Blutzeugen am meisten verehrt. Er gilt als das heroische Vorbild für alle Stän- de. Viele Wunder werden seiner Fürbitte zugeschrieben; vor al- lem ist er zum Symbol christli- cher Tapferkeit geworden. Als stolzer Ritter hoch zu Roß, der einen Drachen tötet, so kennt man die seine Darstellung. Sein Pferd ist deshalb braun, weil sein Gedenktag, der 23. April, in die Saatzeit fällt, zum Unterschied zu Sankt Martin, der auf weißem Pferd erscheint, weil sein Pferd am 11. November, zu Beginn der Winterzeit, gefeiert wird. Georg soll um das Jahr 280 in Kappadozien geboren sein, schon in jungen Jahren das Waf- fenhandwerk gewählt haben und in den Militärdienst des Kai- sers eingetreten sein. Er begann Der heilige Georg zählt zu den Vierzehn Nothelfern und gilt als Kämpfer gegen den Unglauben also mit dem natürlichen Hel- dentum, um zum übernatürli- chen zu gelangen. Sehr bald er- hielt er den hohen Rang eines Obersten und hatte als Tribun des Kaisers immer Zugang zum Imperator der seine Tapferkeit stets schätzte. Als die Christen- verfolgung einsetzte, machte der Militär, der sich zu Christus und der neuen Lehre bekannte, dem Kaiser wegen dieser Verfol- gung Vorwürfe. Eine derartige Widerrede war aber nicht ge- fragt, und so verscherzte Georg das Vertrauen, das er bis dato genossen hatte. Diokletian ließ den jungen Offizier in Ketten le- gen. Georg hatte große Qualen zu erleiden und blieb in seiner Überzeugung und seinem Glau- ben standhaft. Über Nacht, so berichtet die Legende, heilten seine Wunden und Zeichen der Qualen über Nacht. Georg er- hielt den Namen „der große Märtyrer!“ und wird mit dem heiligen Demetrius (8. Oktober) und dem heiligen Theodor (9. November) wegen der überstan- den Qualen als Soldatenheiliger verehrt. Weil er seinen Glauben trotzt aller Widrigkeiten nicht verleugnete, hieb man ihm den Kopf ab. Die Urkirche und Hei- ligenverehrung verstand dies so, dass dieser Heilige den Drachen des Unglaubens besiegte. Georg wurde zum Bannerträ- ger der Kreuzfahrer, zum Natio- nalheiligen der Engländer. Er ist Patron des Ritterordens St. Ge- org sowie der Pfadfinderschaft St. Georg. Deren Mitglieder be- trachten ihn als Vorbild, der vor- gelebt hat, treu, mannhaft und mit reinem Herzen zu sein. Vie- lerorts gibt es die Georgiritte, bei denen die Pferde gesegnet wer- den. Besonders in Süddeutsch- land und im benachbarten Oberösterreich ist dieser Brauch bis heute lebendig. Zahllose Kir- chen und Altäre sind ihm ge- weiht. Eine der eindrucksvolls- ten Darstellung des Drachentö- ters besteht im Hochaltar des Klosters Weltenburg, den Egid Quirin Asam 1721 schuf. DK Aus der Sicht von Kranken Geschaffen haben ihn Chris- toph Kreitmeir, Priester und Seelsorger im Klinikum Ingol- stadt, und Claudia Kriesche. Ent- standen ist dieser Kreuzweg aus dem persönlichen Erfahrungen Kreitmeirs: Als Klinikseelsorger hat er viel mit Leiden, Sterben, Tod und Trauer zu tun. Im vori- gen Jahr durchlitt er selbst zwei- mal lebensbedrohliche Krank- heiten. Er besuchte das Grab der heiligen Anna Schäffer in Min- delstetten und wandte sich mit seinen Anliegen an sie. „Unter Tränen“, wie Kreitmeir berich- tet. Der Katholik wähnte sich an der richtigen Adresse: Anna Schäffer war nach einen Unfall, bei der ihre beiden Beine unheil- bar verbrühten, zeit ihres Lebens bettlägerig und von Schmerzen heimgesucht. Der Seelsorger tat ein Gelübde: „Wenn du mir hilfst, mache ich dich noch be- kannter als du schon bist.“ Der fromme Handel funktionierte. Kreitmeir fand Helfer, die Mittel gegen seine Schmerzen wussten. Nun war er am Zug. Er nahm Kontakt zu Claudia Kriesche auf. „Mit ihr hatte ich schon einige religiöse Projekte gemacht.“ Sie ist eigentlich Geschäftsführende Assistentin in einem Unterneh- men, daneben eine gute Foto- grafin und Betreiberin einer reli- giösen Homepage. Derzeit macht sie – neben ihrem Beruf – eine Ausbildung zur Grafik-De- signerin. Claudia Kriesche ist kirchlich engagiert. Auf ihrer Homepage www.recordare.de setzt sie zum Beispiel schöne Kirchen in Szene. Gemeinsam dachten sich die beiden ein Konzept aus. Entste- hen sollte ein „Kreuzweg der Kranken“ zu Ehren von Anna Schäffer. Eine Grundlage bildete der eindrucksvolle Kreuzweg, den der Eichstätter Künstler Ra- phael Graf für die Wallfahrtsstät- te in Mindelstetten geschaffen hat. Kriesche fotografierte die einzelnen Szenen, bearbeitete die Bilder künstlerisch und gra- fisch und fügte auf diese Weise neue Bildaussagen hinzu. Dazu stellten sie Zeilen aus Gedichten, die Anna Schäffer verfasst hat Claudia Kriesche und Christoph Kreitmeir setzen Kreuzweg in Bezug zur heiligen Anna Schäffer Von Josef Bartenschlager Ingolstadt (DK) Den Kreuzweg zu gehen und zu beten ist in der Kar- woche nicht gerade ungewöhn- lich. Auch virtuelle Kreuzwege sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Seit Palmsonntag ist ein solcher öffentlich zugänglich: Er sticht durch seine Vielschichtig- keit und seine Perspektive her- aus, denn er beschreibt Leiden, Sterben und Auferstehung aus der Sicht von Kranken. und kombinierten diese spiritu- ell höchst bemerkenswerten Aussagen mit jeweils einem Zitat des Psychiaters Viktor E. Frankl, der für Kreitmeir eine besondere Bedeutung hat. Dabei werden die einzelnen Stufen des Krank- heitsverlaufes mit Jesu Kreuz- weg auf psychologisch-spirituel- le Weise eng miteinander verwo- ben. Jede Station wird durch ein besonderes Gebet abgeschlos- sen. Dieser virtuelle Kreuzweg be- steht aus lediglich acht Statio- nen, die aber mit großer Intensi- tät erfahren werden können. Die provokante Aussage „Kreuz- weg – Ein Königsweg“ steht am Anfang. Schon hier hat Claudia Kriesche viel Symbolik ins Spiel gebracht. Zu sehen sind Statio- nen aus Anna Schäffers Leben, darüber ein waagrechter golde- ner Balken, auf dem Jesus unter dem Kreuz kriecht – auf einen Kelch zu. Er befindet sich direkt über der im Bett siechenden An- na Schäffer, die wiederum ein Kruzifix anblickt. In den einzelnen Stationen wird der Bezug zwischen Anna Schäffers Krankheit und Jesu Leidensweg hergestellt. So lautet eine Gedichtzeile der Heiligen: „Im Leiden habe ich dich lieben gelernt“. Die Krankheit bricht ins Leben der jungen Frau ein. Jesus wird zum Tod verurteilt. Claudia Kriesche hat ein feines Netz über Jesus gelegt – Aus- druck seines Gefangenseins. Der bewusste Einsatz von Licht er- zeugt eine eigenen Ästethik: Die Designerin setzt Rot ein, aber auch Blau. Diese Farbe steht für den Tod. „Der Tod kommt kalt“, sagt Pfarrer Kreitmeir. Er hat ei- nen Satz Frankls ausgewählt, den er als seinen „geistigen Va- ter“ bezeichnet. „Krankheit ist eine Bewährungsprobe der menschlichen Freiheit“, hat der österreichische Neurologe, der Jude war, niedergeschrieben. Die Via Dolorosa wird hier nicht allein als Schmerzensweg, son- dern auch als Trost, Hoffnung und Sinngebung mit der Bitte an Gott gesehen, „das Geheimnis der Auferstehung neu zu erfah- ren. Denn am Ende steht eben nicht der Tod, sondern das neue Leben. Auch dieses Motiv hat Claudia Kriesche sehr ein- drucksvoll und trostreich gestal- tet. Kreuzweg der Kranken, zu er- leben im Internet unter www.christoph-kreitmeir.de sowie unter www.recordare.de. Dem heiligen Georg sind zahlreiche Darstellungen gewidmet, so auch in der Kirche in Aresing bei Schrobenhausen. Foto: Speiseder Mit viel Lichtsymbolik ist der virtuelle Kreuzweg gestaltet. Foto: Kriesche Claudia Kriesche und Christoph Kreitmeir begutachten am Bildschirm ihr Werk. Die beiden haben einen virtuellen „Kreuzweg der Kranken“ geschaffen, der eine ungewöhnliche Perspektive einnimmt und vielschichtige Ansätze zur Betrachtung bietet. Foto: Bartenschlager

Foto: Bartenschlager Aus der Sicht von Kranken · Der heilige Georg zählt zu den Vierzehn Nothelfern und gilt als Kämpfer gegen den Unglauben also mit dem natürlichen Hel-dentum,

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KIRCHE UND WELTDK-EXTRA Nr. 92, Donnerstag/Freitag, 18./19. April 2019 16KIRCHE UND WELTDK-EXTRA Nr. 92, Donnerstag/Freitag, 18./19. April 2019 16

MultireligiöseStadtDie Kirchenführer in Jerusa-lem haben zum Erhalt Jeru-salems als multireligiöse undmultikulturelle Stadt aufge-rufen. „Mögen alle abraha-mitischen Glaubensrichtun-gen in ihr eine Stadt des Frie-dens und der Ruhe finden“,heißt es in der vom Lateini-schen Patriarchat in Jerusa-lem verbreiteten gemeinsa-men Osterbotschaft der Kir-chen im Heiligen Land. DasFest der Auferstehung sei ei-ne Erinnerung daran, dassdie Menschen ein AbbildGottes seien und ihre Würderespektiert und geehrt wer-den müsse. „Wir beten uner-müdlich für alle Regionender Gewalt und der Not, ins-besondere der Gewalt gegenUnschuldige (...) In unserenGebeten erinnern wir unsauch an alle Frauen und Kin-der, die auf der ganzen Weltmit Gewalt und Ungerechtig-keit konfrontiert sind“, so dieKirchenführer. KNA

Spendenkampagne fürGeläut der ThomaskircheUm Solidarität mit Flüchtlin-gen und Seenotrettern imMittelmeer zu zeigen, hän-gen etwa 15 evangelische Kir-chengemeinden in Hanno-ver Rettungswesten an ihreKirchtürme, hier an der Beth-lehem-Kirche in Hannover-Linden. Die Aktion unterdem Motto der biblischen

Jahreslo-sung „Su-che denFriedenund jageihm nach“startete amPalmsonn-tag. Man-che Kir-chenge-meindenbeginnenmit der Ak-tion amersten

Sonntag nach Ostern . DieAktion läuft jeweils vier Wo-chen. Damit unterstützen dieKirchengemeinden die Ar-beit des internationalen Akti-onsbuendnisses „Seebrü-cke“, das sich für sichereFluchtwege nach Europaund eine Entkriminalisie-rung der Seenotrettung ein-setzt. epd/Foto: Schulze/epd

ReligionundeuropäischeGeschichteDer mit 50 000 Euro dotierteLeopold-Lucas-Preis derEvangelisch-TheologischenFakultät Tübingen geht heu-er an den britischen Kirchen-historiker und anglikani-schen Theologen DiarmaidMacCulloch. Der Preisträgergehöre zu den „weltweit be-deutendsten Reformations-und Frühneuzeithistori-kern“, teilte Dekan MichaelTilly mit. Den Preis erhalteder Brite wegen seiner Ver-dienste um ein umfassendesVerständnis des komplexenVerhältnisses von Religionund europäischer Geschich-te. Er zeigte, wie die Reforma-tion von 1490 bis 1700 diekirchliche, politische und ge-sellschaftliche Landkarte Eu-ropas umpflügte. MacCul-loch ist seit 1997 Professor fürKirchengeschichte an derUniversität Oxford. epd

MuslimischeGefängnisseelsorgerIn einem nach Angaben derOrganisatoren bundesweiteinmaligen Modellprojektsind in Bremen zehn Musli-minnen und Muslime zu Ge-fängnisseelsorgern ausgebil-det worden. Sie absolvierteneinen 52 Stunden umfassen-den Kurs, wie der Senat derHansestadt mitteilte. Er seigemeinsam von der SchuraBremen und dem Justizsena-tor organisiert worden. Be-teiligt gewesen seien auchDozenten des Instituts für is-lamische Theologie der Uni-versität Osnabrück. KNA

KURZ NOTIERT

Der Drachentöter

Von Edmund Speiseder

Der heilige Georg gehört zuden Vierzehn Nothelfern. Beiden Griechen wurde er „Erzmär-tyrer“ genannt und im christli-chen Altertum und im Mittelal-ter von allen Blutzeugen ammeisten verehrt. Er gilt als dasheroische Vorbild für alle Stän-de. Viele Wunder werden seinerFürbitte zugeschrieben; vor al-lem ist er zum Symbol christli-cher Tapferkeit geworden. Alsstolzer Ritter hoch zu Roß, dereinen Drachen tötet, so kenntman die seine Darstellung. SeinPferd ist deshalb braun, weil seinGedenktag, der 23. April, in dieSaatzeit fällt, zum Unterschiedzu Sankt Martin, der auf weißemPferd erscheint, weil sein Pferdam 11. November, zu Beginn derWinterzeit, gefeiert wird.

Georg soll um das Jahr 280 inKappadozien geboren sein,schon in jungen Jahren das Waf-fenhandwerk gewählt habenund in den Militärdienst des Kai-sers eingetreten sein. Er begann

Der heilige Georg zählt zu den Vierzehn Nothelfern und gilt als Kämpfer gegen den Unglauben

also mit dem natürlichen Hel-dentum, um zum übernatürli-chen zu gelangen. Sehr bald er-hielt er den hohen Rang einesObersten und hatte als Tribundes Kaisers immer Zugang zumImperator der seine Tapferkeitstets schätzte. Als die Christen-verfolgung einsetzte, machteder Militär, der sich zu Christusund der neuen Lehre bekannte,dem Kaiser wegen dieser Verfol-gung Vorwürfe. Eine derartigeWiderrede war aber nicht ge-fragt, und so verscherzte Georgdas Vertrauen, das er bis datogenossen hatte. Diokletian ließden jungen Offizier in Ketten le-gen.

Georg hatte große Qualen zuerleiden und blieb in seinerÜberzeugung und seinem Glau-ben standhaft. Über Nacht, soberichtet die Legende, heiltenseine Wunden und Zeichen derQualen über Nacht. Georg er-hielt den Namen „der großeMärtyrer!“ und wird mit demheiligen Demetrius (8. Oktober)und dem heiligen Theodor (9.

November) wegen der überstan-den Qualen als Soldatenheiligerverehrt. Weil er seinen Glaubentrotzt aller Widrigkeiten nichtverleugnete, hieb man ihm denKopf ab. Die Urkirche und Hei-ligenverehrung verstand dies so,dass dieser Heilige den Drachendes Unglaubens besiegte.

Georg wurde zum Bannerträ-ger der Kreuzfahrer, zum Natio-nalheiligen der Engländer. Er istPatron des Ritterordens St. Ge-org sowie der PfadfinderschaftSt. Georg. Deren Mitglieder be-trachten ihn als Vorbild, der vor-gelebt hat, treu, mannhaft undmit reinem Herzen zu sein. Vie-lerorts gibt es die Georgiritte, beidenen die Pferde gesegnet wer-den. Besonders in Süddeutsch-land und im benachbartenOberösterreich ist dieser Brauchbis heute lebendig. Zahllose Kir-chen und Altäre sind ihm ge-weiht. Eine der eindrucksvolls-ten Darstellung des Drachentö-ters besteht im Hochaltar desKlosters Weltenburg, den EgidQuirin Asam 1721 schuf. DK

Aus der Sicht von Kranken

Geschaffen haben ihn Chris-toph Kreitmeir, Priester undSeelsorger im Klinikum Ingol-stadt, und Claudia Kriesche. Ent-standen ist dieser Kreuzweg ausdem persönlichen ErfahrungenKreitmeirs: Als Klinikseelsorgerhat er viel mit Leiden, Sterben,Tod und Trauer zu tun. Im vori-gen Jahr durchlitt er selbst zwei-mal lebensbedrohliche Krank-heiten. Er besuchte das Grab derheiligen Anna Schäffer in Min-delstetten und wandte sich mitseinen Anliegen an sie. „UnterTränen“, wie Kreitmeir berich-tet. Der Katholik wähnte sich ander richtigen Adresse: AnnaSchäffer war nach einen Unfall,bei der ihre beiden Beine unheil-bar verbrühten, zeit ihres Lebensbettlägerig und von Schmerzenheimgesucht. Der Seelsorger tat

ein Gelübde: „Wenn du mirhilfst, mache ich dich noch be-kannter als du schon bist.“ Derfromme Handel funktionierte.Kreitmeir fand Helfer, die Mittelgegen seine Schmerzen wussten.Nun war er am Zug. Er nahmKontakt zu Claudia Kriesche auf.„Mit ihr hatte ich schon einigereligiöse Projekte gemacht.“ Sieist eigentlich GeschäftsführendeAssistentin in einem Unterneh-men, daneben eine gute Foto-grafin und Betreiberin einer reli-giösen Homepage. Derzeitmacht sie – neben ihrem Beruf –eine Ausbildung zur Grafik-De-signerin. Claudia Kriesche istkirchlich engagiert. Auf ihrerHomepage www.recordare.desetzt sie zum Beispiel schöneKirchen in Szene.

Gemeinsam dachten sich diebeiden ein Konzept aus. Entste-hen sollte ein „Kreuzweg derKranken“ zu Ehren von AnnaSchäffer. Eine Grundlage bildeteder eindrucksvolle Kreuzweg,den der Eichstätter Künstler Ra-phael Graf für die Wallfahrtsstät-te in Mindelstetten geschaffenhat. Kriesche fotografierte dieeinzelnen Szenen, bearbeitetedie Bilder künstlerisch und gra-fisch und fügte auf diese Weiseneue Bildaussagen hinzu. Dazustellten sie Zeilen aus Gedichten,die Anna Schäffer verfasst hat

Claudia Kriesche und Christoph Kreitmeir setzen Kreuzweg in Bezug zur heiligen Anna Schäffer

Von Josef Bartenschlager

Ingolstadt (DK) Den Kreuzweg zugehen und zu beten ist in der Kar-woche nicht gerade ungewöhn-lich. Auch virtuelle Kreuzwegesind inzwischen keine Seltenheitmehr. Seit Palmsonntag ist einsolcher öffentlich zugänglich: Ersticht durch seine Vielschichtig-keit und seine Perspektive her-aus, denn er beschreibt Leiden,Sterben und Auferstehung ausder Sicht von Kranken.

und kombinierten diese spiritu-ell höchst bemerkenswertenAussagen mit jeweils einem Zitatdes Psychiaters Viktor E. Frankl,der für Kreitmeir eine besondereBedeutung hat. Dabei werdendie einzelnen Stufen des Krank-heitsverlaufes mit Jesu Kreuz-weg auf psychologisch-spirituel-le Weise eng miteinander verwo-ben. Jede Station wird durch einbesonderes Gebet abgeschlos-sen.

Dieser virtuelle Kreuzweg be-steht aus lediglich acht Statio-nen, die aber mit großer Intensi-tät erfahren werden können.

Die provokante Aussage „Kreuz-weg – Ein Königsweg“ steht amAnfang. Schon hier hat ClaudiaKriesche viel Symbolik ins Spielgebracht. Zu sehen sind Statio-nen aus Anna Schäffers Leben,darüber ein waagrechter golde-ner Balken, auf dem Jesus unterdem Kreuz kriecht – auf einenKelch zu. Er befindet sich direktüber der im Bett siechenden An-na Schäffer, die wiederum einKruzifix anblickt.

In den einzelnen Stationenwird der Bezug zwischen AnnaSchäffers Krankheit und JesuLeidensweg hergestellt. So lautet

eine Gedichtzeile der Heiligen:„Im Leiden habe ich dich liebengelernt“. Die Krankheit brichtins Leben der jungen Frau ein.Jesus wird zum Tod verurteilt.Claudia Kriesche hat ein feinesNetz über Jesus gelegt – Aus-druck seines Gefangenseins. Derbewusste Einsatz von Licht er-zeugt eine eigenen Ästethik: DieDesignerin setzt Rot ein, aberauch Blau. Diese Farbe steht fürden Tod. „Der Tod kommt kalt“,sagt Pfarrer Kreitmeir. Er hat ei-nen Satz Frankls ausgewählt,den er als seinen „geistigen Va-ter“ bezeichnet. „Krankheit isteine Bewährungsprobe dermenschlichen Freiheit“, hat derösterreichische Neurologe, derJude war, niedergeschrieben.Die Via Dolorosa wird hier nichtallein als Schmerzensweg, son-dern auch als Trost, Hoffnungund Sinngebung mit der Bitte anGott gesehen, „das Geheimnisder Auferstehung neu zu erfah-ren. Denn am Ende steht ebennicht der Tod, sondern das neueLeben. Auch dieses Motiv hatClaudia Kriesche sehr ein-drucksvoll und trostreich gestal-tet.

Kreuzweg der Kranken, zu er-leben im Internet unterwww.christoph-kreitmeir.desowie unter www.recordare.de.

Dem heiligen Georg sind zahlreiche Darstellungen gewidmet, so auchin der Kirche in Aresing bei Schrobenhausen. Foto: Speiseder

Mit viel Lichtsymbolik ist der virtuelle Kreuzweg gestaltet. Foto: Kriesche

Claudia Kriesche und Christoph Kreitmeir begutachten am Bildschirm ihr Werk. Die beiden haben einen virtuellen „Kreuzweg der Kranken“ geschaffen, der eine ungewöhnlichePerspektive einnimmt und vielschichtige Ansätze zur Betrachtung bietet. Foto: Bartenschlager