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Religionsunterricht 7 Sonntag, 16. Dezember 2012 Krippenbauen. „Haben das wirklich die Schüler gebaut?“ „Eine schöner als die andere.“ „Hut ab, vor dieser Leistung.“ Solche Komplimente heimsten die jungen Krippenbauer, alle Schülerinnen und Schüler der HS 2 in St. Johann, bei der Ausstellung am zwei- ten Adventwochenende zuhauf ein. Ingrid Burgstaller St. Johann in Tirol. Das Krippenbauen und die Ausstellung – heuer zum 32. Mal – hat Tradition in der Tiroler Hauptschule. Bei- nahe von Anfang an dabei ist Religionslehrer und Diakon Roman Klotz. „Ich feiere mein 30-Jahr-Jubiläum“, erklärt Klotz, der schnell andere in den Mittelpunkt stellt. Zum Bei- spiel Julia, David oder Nicole, die fast ein wenig ungläubig vor ihrem Werk steht. Eine orientalische Krippe ist es geworden. „Die gefallen mir am besten. Jetzt freu ich mich schon, wenn wir sie in der Stube aufstellen“, so die Viertklässlerin, die noch nachschiebt: „Meine Noten haben nicht gelitten.“ Nicole ist kein Einzelfall. „Obwohl es nicht selten 150 Arbeitsstunden für eine Krippe braucht“, weiß Klotz, der die Schnitzergruppe leitete, die sich freitags ab dem Nachmittag zu Mara- thonsitzungen bis halb zehn am Abend traf. „Samstag gings weiter. Ein Schüler meinte, er kann nicht, wegen dem Eishockeytraining. Dann war er doch jedes Mal da.“ Vier Lehrer leiten die Freifach-Gruppen Krippenbauen ist ein Freifach in der vierten Klasse. Orientalische, geschnitzte, Altholz oder Tiroler-Krippe heißt die Qual der Wahl. David hat sich fürs Schnitzen ent- schieden. Die Verletzungsgefahr bannte der Neuling mit einem Trick: „Den Daumen mit mehreren Pflastern abkleben. Sobald eines beschädigt ist, kommt ein neues drüber.“ Zuerst nahm er sich den Untergrund, die zehn Zentimeter dicke Zirbenholzplatte, vor. „Der Zaun und das Dach waren am auf- wändigsten.“ Für Julia stellten die winzigen Krüge die größte Herausforderung dar, die in ihrer orientalischen Krippe zwar nur Beiwerk sind und doch zum stimmigen Gesamtbild beitragen. Jede Krippe ist ein Unikat, eines haben sie jedoch alle gemeinsam: „Der Blick soll immer zum Zentralen gehen, zur Geburt Christi, die wir mit der Krippe ins Wohnzim- mer holen“, betont Diakon Klotz. GUTE FRAGE: Wie können wir in der Welt gut zusammenleben? Keine Waffen, kein Krieg. Respektieren, egal wie jemand ist. Statt unnötig Geld für Panzer auszugeben, könnten wir es den Armen geben. Essen nicht wegwer- fen. Aber das funktioniert nur, wenn 100 Prozent dabei sind. (Victoria, 13 Jahre) Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! (Salvatore, 13 Jahre) Wenn jeder jeden respektiert, egal welche Hautfarbe, Herkunft oder Religion er hat. (Matthias, 13 Jahre) Die Aussagen stammen von Schülerinnen und Schüler der Hauptschule St. Johann in Tirol. Wenn Eishockey den Kürzeren zieht Julia (l.) mit ihrer geschnitzten Krippe. David, Andrea, Katharina, Carina sowie Florian stellten ihre Werke am zweiten Adventwochenende ebenfalls in der Hauptschule aus. Religionslehrer Roman Klotz gefallen sie alle und er hat für jeden und jede Krippenbauer/in ein Lob parat. Fotos: ibu „Jede Krippe wächst. Die De- tails kommen nach und nach dazu“, so Diakon Klotz. „Doch das Zentrum ist die Geburt Christi“. PRO RELI Hilfe bei Sinnsuche Der Religionsunterricht ist in unserer pluralistischen Gesell- schaft wichtiger denn je. Die große Wertevielfalt, die es heutzutage gibt, führt leicht zu Orientierungslosig- keit. Der Religionsunterricht ver- mittelt Werte, er hilft Kindern und Jugendlichen bei der Sinnsuche und bietet Orientierungshilfe. Zudem leisten Religionslehre- rinnen und Religionslehrer Unver- zichtbares für die Schulkultur wie zum Beispiel bei der Gestaltung von Festen im Jahreskreis, der Durchführung von sozialen Akti- onen in der Advent- und Osterzeit sowie bei der Förderung des rück- sichtsvollen Miteinanders. Dr. Beate Palfrader ist in Tirol Lan- desrätin für Bildung und Kultur. Sie wohnt in Hopfgarten.

Fotos: ibu Hilfe bei Sinnsuche Wenn Eishockey den …katamt.kirchen.net/Portals/katamt/20121218_RB50.pdf · Ingrid Burgstaller St. Johann in Tirol. Das Krippenbauen und die Ausstellung

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Religionsunterricht 7Sonntag, 16. Dezember 2012

Krippenbauen. „Haben das wirklich die Schüler gebaut?“ „Eine schöner als die andere.“ „Hut ab, vor dieser Leistung.“ Solche Komplimente heimsten die jungen Krippenbauer, alle Schülerinnen und Schüler der HS 2 in St. Johann, bei der Ausstellung am zwei-ten Adventwochenende zuhauf ein.

Ingrid Burgstaller

St. Johann in Tirol. Das Krippenbauen und die Ausstellung – heuer zum 32. Mal – hat Tradition in der Tiroler Hauptschule. Bei-nahe von Anfang an dabei ist Religionslehrer und Diakon Roman Klotz. „Ich feiere mein 30-Jahr-Jubiläum“, erklärt Klotz, der schnell andere in den Mittelpunkt stellt. Zum Bei-spiel Julia, David oder Nicole, die fast ein wenig ungläubig vor ihrem Werk steht. Eine orientalische Krippe ist es geworden. „Die

gefallen mir am besten. Jetzt freu ich mich schon, wenn wir sie in der Stube aufstellen“, so die Viertklässlerin, die noch nachschiebt:

„Meine Noten haben nicht gelitten.“ Nicole ist kein Einzelfall. „Obwohl es nicht selten 150 Arbeitsstunden für eine Krippe braucht“, weiß Klotz, der die Schnitzergruppe leitete, die sich freitags ab dem Nachmittag zu Mara-thonsitzungen bis halb zehn am Abend traf.

„Samstag gings weiter. Ein Schüler meinte, er kann nicht, wegen dem Eishockeytraining. Dann war er doch jedes Mal da.“

Vier Lehrer leiten die Freifach-Gruppen

Krippenbauen ist ein Freifach in der vierten Klasse. Orientalische, geschnitzte, Altholz oder Tiroler-Krippe heißt die Qual der Wahl. David hat sich fürs Schnitzen ent-schieden. Die Verletzungsgefahr bannte der Neuling mit einem Trick: „Den Daumen mit mehreren Pflastern abkleben. Sobald eines beschädigt ist, kommt ein neues drüber.“ Zuerst nahm er sich den Untergrund, die zehn Zentimeter dicke Zirbenholzplatte, vor. „Der Zaun und das Dach waren am auf-wändigsten.“ Für Julia stellten die winzigen Krüge die größte Herausforderung dar, die in ihrer orientalischen Krippe zwar nur Beiwerk sind und doch zum stimmigen Gesamtbild beitragen. Jede Krippe ist ein Unikat, eines haben sie jedoch alle gemeinsam: „Der Blick soll immer zum Zentralen gehen, zur Geburt Christi, die wir mit der Krippe ins Wohnzim-mer holen“, betont Diakon Klotz.

GUTE FRAGE:

Wie können wir in der Welt gut zusammenleben?

Keine Waffen, kein Krieg. Respektieren, egal wie jemand ist. Statt unnötig Geld für Panzer auszugeben, könnten wir es den Armen geben. Essen nicht wegwer-fen. Aber das funktioniert nur, wenn 100 Prozent dabei sind. (Victoria, 13 Jahre)

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! (Salvatore, 13 Jahre)

Wenn jeder jeden respektiert, egal welche Hautfarbe, Herkunft oder Religion er hat.

(Matthias, 13 Jahre) Die Aussagen stammen von Schülerinnen und Schülerder Hauptschule St. Johann in Tirol.

Wenn Eishockey den Kürzeren zieht

Julia (l.) mit ihrer geschnitzten Krippe. David, Andrea, Katharina, Carina sowie Florian stellten ihre Werke am zweiten Adventwochenende ebenfalls in der Hauptschule aus. Religionslehrer Roman Klotz gefallen sie alle und er hat für jeden und jede Krippenbauer/in ein Lob parat. Fotos: ibu

„Jede Krippe wächst. Die De-tails kommen nach und nach dazu“, so Diakon Klotz. „Doch das Zentrum ist die Geburt Christi“.

PRo RELi

Hilfe bei Sinnsuche Der Religionsunterricht ist in

unserer pluralistischen Gesell-schaft wichtiger denn je. Die große Wertevielfalt, die es heutzutage gibt, führt leicht zu Orientierungslosig-keit. Der Religionsunterricht ver-mittelt Werte, er hilft Kindern und Jugendlichen bei der Sinnsuche und bietet Orientierungshilfe.

Zudem leisten Religionslehre-rinnen und Religionslehrer Unver-zichtbares für die Schulkultur wie zum Beispiel bei der Gestaltung von Festen im Jahreskreis, der Durchführung von sozialen Akti-onen in der Advent- und Osterzeit sowie bei der Förderung des rück-sichtsvollen Miteinanders.

Dr. Beate Palfrader ist in Tirol Lan-desrätin für Bildung und Kultur. Sie wohnt in Hopfgarten.