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Heft 6 – Jahrgang 2016 Die Neue Hochschule Z 12916 F Postvertriebsstück Entgelt bezahlt Wienands PrintMedien GmbH Linzer Straße 140 53604 Bad Honnef ISSN 0340-448 x für anwendungsbezogene Wissenschaft und Kunst DNH Christian Facchi, Georg Overbeck und Anne-Sophie Lohmeier AWARE – strategische Partnerschaft mit Brasilien an der Technischen Hochschule Ingolstadt Peter Heck Circular Economy in der Praxis: Beispiele aus der IfaS-Projektarbeit in Dubai und Marokko Walter Ruda, Thomas A. Martin und Rubén Ascúa Beispiel für weltweite Forschung: Internationale GESt-Studie „Gründung und Entrepreneurship von Studierenden“ Raphaela Henze Netzwerk „Brokering Intercultural Exchange“ Helga Kanning, Rudi Kurz, Jens Pape und Jana Twarok Zivilgesellschaft- liche Impulse für das Hochschulsystem: Zur Rolle der Hochschulräte

für anwendungsbezogene Wissenschaft und Kunst - hlb.de · Der Hochschullehrerbund hlb bietet Ihnen > die Solidargemeinschaft seiner mehr als 6.500 Mitglieder, > Beratung in allen

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Chr i s t i an Fac ch i , Georg Overbeck und Anne -Soph ie Lohme ie rAWARE – strategische Partnerschaft mit Brasilien an der Technischen Hochschule Ingolstadt

Pete r Heck Circular Economy in der Praxis: Beispiele aus der IfaS-Projektarbeit in Dubaiund Marokko

Wal te r Ruda , Thomas A . Mar t in und Rubén Ascúa Beispiel für weltweiteForschung: Internationale GESt-Studie „Gründung und Entrepreneurship von Studierenden“

Raphae la Henze Netzwerk „Brokering Intercultural Exchange“

He lga Kann ing , Rud i Kurz , J ens Pape und Jana Twarok Zivilgesellschaft -liche Impulse für das Hochschulsystem: Zur Rolle der Hochschulräte

Der Hochschullehrerbund hlb bietet Ihnen> die Solidargemeinschaft seiner mehr als 6.500 Mitglieder,

> Beratung in allen Fragen des Hoch -schullehrerberufs, z. B. zur W-Besoldung,zu Fragen der Organisation von Lehreund Forschung, zur Nebentätigkeit undzur Altersversorgung,

> Informationen durch die einzige Zeit -schrift für den Fachhochschulbereich„Die Neue Hochschule“,

> Rechtsberatung durch Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle sowie den hlb-Rechtsschutz (Umfang und Verfah renauf www.hlb.de > Mitgliederbereich),

> eine Diensthaftpflichtversicherung, dieden Schlüsselverlust einschließt.

Seminartermine2017

Fr. 20. Januar Prüfungsrecht und Prüfungsverfahren an HochschulenHannover, ANDOR Hotel Plaza, 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr

Fr. 27. Januar Hochschulrecht:Grundlagen und aktuelle EntwicklungenSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr

Fr. 10. Februar Bewerbung, Berufung und ProfessurSiegburg, Kranz Parkhotel, 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Fr. 23. Juni Prüfungsrecht und Prüfungsverfahren an HochschulenStuttgart, Commundo Tagungshotel, 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr

Programm und Anmeldung auf unserer Homepage unter www.hlb.de/seminare

161EDITORIAL

Weiterhin können Sie in diesem Heftein deutsch-tansanisches Projekt derUmwelttechnik zur Gewässerqualitätund eine deutsch-australische Koopera-tion auf dem Gebiet der Physiotherapieentdecken (Seiten 180/181).

Die Forschungsvorhaben bieten alle-samt gute Anknüpfungspunkte für dieLehre. Auf so etwas zu achten, liegt ein-fach in unserer DNA. Ich kann michnoch gut erinnern, wie in den frühen1990er-Jahren Warnungen aufkamen,die Fachhochschulen würden ihre Seelein Gefahr bringen, wenn sie sich mitForschung beschäftigten. Es fanden sichall die Formulierungen, die in der aktu-ellen Diskussion um das Promotions-recht wieder so vertraut klingen. Je -doch: Damals wie heute wird die Kritikimmer als Befürchtung für die Zukunftformuliert. Niemand behauptete damalsoder behauptet jetzt, man könne inunserer jeweils gegenwärtigen Arbeitunsere zentrale Mission nicht mehr wie-dererkennen. Besser kann ein Kritikerkaum bestätigen, dass wir auf dem rich-tigen Weg sind. Wir wollen keine ande-re Hochschulform nachahmen, aber wirwollen alles tun dürfen, was wir unse-rem Qualitätsanspruch schuldig sind.

Dass ich all diese Aktivitäten an unse-ren Hochschulen hier präsentierenkann, freut mich sehr. Ich halte es auchfür wichtig, dass wir immer wieder ein-mal den Blick von unseren eigenenAngelegenheiten abwenden und daraufschauen, mit welchen interessantenThemen sich die Kollegin oder der Kol-lege neben uns gerade beschäftigt.Denn nicht umsonst warnte schon Wil-liam Shakespeare: „Die gute Tat, dieungepriesen stirbt, würgt tausendandre, die sie zeugen könnte.“

Ihr Christoph Maas

„Kind, was bist du groß geworden!“ Werkennt nicht den Überraschungsruf der entfernteren Verwandtschaft, wenn mansich nach längerer Pause wiedersieht?Möglicherweise geht es Ihnen auch einwenig so, wenn Sie sich von Forschungs-vorhaben berichten lassen, die deutscheFachhochschulen mit allen Kontinentenin weltweite Verbindung bringen.

Christian Facci, Anne-Sophie Lohmeierund Georg Overbeck schildern, wie dieHochschule Ingolstadt und zwei brasi-lianische Partneruniversitäten überJahre hinweg eine strategische Zusam-menarbeit aufgebaut haben (Seite 166).Der Unterschied zwischen einer Zusam-menarbeit, die von Einzelpersonengetragen wird, und einer Partnerschaft,die sich die Hochschule als Institutionzu eigen macht, ist unübersehbar.

Peter Heck stellt zwei Projekte aus derweltweiten Beratungstätigkeit des Insti-tuts für angewandtes Stoffstrommanage-ment der Hochschule Trier vor (Seite170). Die wissenschaftliche Vorarbeit füreine Kreislaufwirtschaft auf kommunalerEbene ermöglicht die anschließendeUmsetzung durch Politik und Wirtschaft.

Walter Ruda, Thomas Martin undRubén Ascúa forschen weltweit überUnternehmensgründung und Entrepre-neurship von Studierenden (Seite 174).Von Land zu Land unterschiedlicheBereitschaft zur Firmengründung hatkeineswegs nur juristische oder wirt-schaftliche Ursachen.

Raphaela Henze baut mit Partnerinnenaus Großbritannien und Indien einNetzwerk auf, das neue Einsichten undPraktiken dazu erarbeitet, wie interkul-turelles Lernen funktionieren kann(Seite 178).

Deutsche Fachhochschulen haben inzwischen Forschungspartnerschaf-

ten auf allen Kontinenten. Und gerade unsere schärfsten Kritiker zeigen,

wie richtig wir damit liegen.

UNSER F

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DNH 6 ❘ 2016

Foto: S

. Maas

DNH 6 ❘ 2016

162 INHALT

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164

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Aufsätze

Editorial:Unser Feld ist die Welt

161

AWARE – strategische Partnerschaftmit Brasilien an der TechnischenHochschule IngolstadtChristian Facchi, Georg Overbeckund Anne-Sophie Lohmeier

Circular Economy in der Praxis:Beispiele aus der IfaS-Projektarbeitin Dubai und MarokkoPeter Heck

Beispiel für weltweite Forschung:Internationale GESt-Studie „Grün-dung und Entrepreneurship von Stu-dierenden“Walter Ruda, Thomas A. Martin undRubén Ascúa

Das Lernen fördernGründung des internationalen undinterdisziplinären Netzwerks „Broke-ring Intercultural Exchange: Interro-gating the Role of Arts and CulturalManagement“Raphaela Henze

Zivilgesellschaftliche Impulse für dasHochschulsystem: Zur Rolle derHochschulräteHelga Kanning, Rudi Kurz, Jens Papeund Jana Twarok

166

170

174

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Wissenschaftsrat zur Personal -gewinnung an Fachhochschulen

hlb lehnt Vertrag mitVG Wort ab

Erstmals Verleihung des Promotions-rechts an eine HAW

Lebhafter Austausch mit Wissen-schaftsminister Konrad Wolf

Die Technische Hochschule Ingolstadt hat ein Forschungsnetzwerk mit brasilianischen Hochschulengeknüpft (Seite 166). Foto: THI

FH-Trends

HAW HamburgForschungskooperationDeutschland – Tansania

Hochschule OsnabrückWissenschaftliche Zusammenarbeitmit Australien

UAS7 und HochschulallianzDie Professuren an HAW und FHattraktiv machen

180

181

186

hlb-Aktuell

163INHALT

DNH 6 ❘ 2016

Aus Bund und Ländern

Wissenswertes

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U3

Impressum

Leserbrief

Autoren gesucht

Neue Bücher von Kolleginnen undKollegen

Neuberufene

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191

Bundesarbeitsgericht zu der Form desElternzeitverlangens

Verwaltungsgerichtliche Ent -scheidung zum Anspruch auf Leistungsbezüge

BerlinBerliner Koalition setzt auf Fachhochschulen

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Digitale Lehre an Hochschulen inGefahr – Hochschulen für Ange-wandte Wissenschaften in Baden-Württemberg und Bayern lehnenneuen Rahmenvertrag der VG Wortab

188

Für die Fachhochschulen in Berlin hat die neue Landesregierung große Pläne (Seite 187).Foto: HWR Berlin/Roland Horn

Berichte

Verboten: Baden, Wasserholen – In deutsch-tansanischer Kooperation wird die Wasserqualität in einemÜberschwemmungsgebiet erforscht (Seite 180). Foto: Heise

Fundgrube

Wilhelm von Humboldt und EugenSchmalenbach im Interview mit derDNH

188

DNH 6 ❘ 2016

164 hlb-AKTUELL

Wissenschaftsrat zur Personalgewinnung an Fachhochschulen

Der Wissenschaftsrat veröffentlichte am21. Oktober Empfehlungen zur Verbes-serung der Bewerberlage auf Professurenan Fachhochschulen (siehe auch S. 86).Betroffen von dem Mangel an geeigne-ten Kandidatinnen und Kandidatenseien insbesondere Fächer im MINT-Bereich. Der Wissenschaftsrat empfiehltzur Lösung des Problems u. a. soge-nannte Schwer punkt pro fessuren mitbefristeteten Aufgabenschwerpunktenin Lehre und Weiterbildung, im Wis-sens- und Technologietransfer oder inder angewandten Forschung, die miteiner Lehrabsenkung auf z. B. 11 SWSverbunden sein können. Auch in derEinrichtung von Teilzeitprofessuren undgemeinsamen Professuren mit außer-universitären Forschungseinrichtungenoder Unternehmen, die an hochqualifi-ziertem wissenschaftlichen Personalinteressiert sind, sieht der Wissen-schaftsrat eine Option zur Verbesserungder schlechten Bewerberlage. In beson-deren Fällen sollte zudem eine W3-Besoldung möglich sein. Erforderlich seiaußerdem die Er weiterung eines qualifi-zierten Mittelbaus an Fachhochschuleneinschließlich der höheren Qualifizie-rung im Wissenschaftsmanagement, inder Technik und Labortechnik, in derInformations- und Datenverarbeitungund Verwaltung an Hochschulen. Fürmöglich hält der Wissenschaftsrat aucheinen Weg zur Professur, indem eineenge Anbindung geeigneter Kandidatenan die Fachhochschulen während deraußerhochschulischen, mehrjährigenBerufstätigkeit hergestellt wird.

Der Hochschullehrerbund hlb begrüßtes, dass sich der Wissenschaftsrat mitden gravierenden Problemen der Fach-hochschulen bei der Gewinnung neuerProfessorinnen und Professoren ausei-nandergesetzt hat. Die Lösungsmöglich-keiten bleiben indes recht vage. Der hlbweist darauf hin, dass bei allen Maß-nahmen der Praxisbezug der Professo-rinnen und Professoren an den Hoch-schulen für angewandte Wissenschaftenerhalten bleiben muss. Praxisbezug be -deutet nach den gesetzlichen Vorausset-

zungen nicht eine irgendwie geartete„dreijährige berufliche Praxis“, sondern„besondere Leistungen bei der Anwen-dung wissenschaftlicher Erkenntnisse ineiner beruflichen Praxis“. Dieses prä-gende Merkmal darf durch neue Maß-nahmen zur Personalgewinnung keines-falls verwässert werden. Mögliche För-derprogramme sollten daher keine„Praktikantinnen und Praktikanten“fördern, also Personen, die die typenbil-dende Berufspraxis halbherzig oder proforma gezielt zur Qualifizierung für eineProfessur nachholen.

Stattdessen fordert der hlb ein gezieltesProgramm für die Verbesserung der Kar-rierewege analog dem Nachwuchspro-gramm für Universitäten. In einem sol-chen Programm sollten auf Antrag Kon-zepte von Fachhochschulen gefördertwerden, um die von ihnen jeweils iden-tifizierten Probleme bei der Gewinnungvon Nachwuchs für Professuren zu be -heben. Je nach dem Erfolg der verschie-denen Konzepte könnte sich daraus ei ne„Best Practice“ entwickeln. Das Pro -gramm sollte, wie es nach der Grund -gesetzänderung zum 1. Januar 2015 jetztmöglich ist, vom Bund gefördert wer-den. Vom Volumen her sollte es nichtunter dem für die Nachwuchswissen-schaftler an Universitäten vom Bundbereitgestellten Betrag bleiben, also min-destens eine Milliarde Euro umfassen.Als Beitrag der Länder zur Behebung derProbleme bei der Gewinnung von Pro-fessorinnen und Professoren für Fach-hochschulen regt der hlb zudem an, dieBesoldungsdurchschnitte bzw. die fürdie Professorenbesoldung vorgesehenenHaushaltsmittel von Universitäten undFachhochschulen anzugleichen.

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe des hlb„Karrierewege zu Fachhochschulen“wird sich mit dem Papier des Wissen-schaftsrates jetzt im Einzelnen ausei-nandersetzen (siehe Ankündigung DNH1/2016, S. 4).

hlb lehnt Vertrag mitVG Wort abMit unverhältnismäßigem Aufwand fürdie Professorinnen und Professoren istder Anfang Oktober von der KMKunterschriebene Rahmenvertrag mit derVerwertungsgesellschaft (VG) Wort ver-bunden. Daher lehnt der Hochschulleh-rerbund hlb diese Vereinbarung ab. DieVergütung von urheberrechtlich ge -schützten Buchauszügen, kleinen Wer-ken wie Broschüren und Zeitschriften-oder Zeitungsartikeln, die in elektroni-schen Semesterapparaten für die Lehreeinem beschränkten Leserkreis zur Ver-fügung gestellt werden, wird im Rah-menvertrag neu geregelt. Bislang wurdediese Nutzung von den Hochschulenpauschal vergütet. Der ab 1. Januar2017 für jene Hochschulen wirksameVertrag, die ihm beitreten, sieht vor,dass jedes einzelne im digitalen Semes-terapparat genutzte Werk mittels einerEingabemaske einer von der VG Wortzur Verfügung gestellten Softwareerfasst werden müsste. Anzugebenwären die Anzahl der Nutzer, die Dauerder Nutzung (ein oder mehrere Semes-ter) und der Seitenumfang des Buchaus-zuges. Auf dieser Grundlage erfolgt dieVergütung der Autoren.

Die Zusammenschlüsse der Hochschu-len für angewandte Wissenschaften inBayern und in Baden-Württemberg(siehe S. 188), die Landesrektorenkonfe-renz der Universitäten in Süddeutsch-land, die LandeshochschulkonferenzNiedersachsen, die German U15 sowieeinzelne Hochschulen anderer Bundes-länder, aber auch Allgemeine Studieren-denausschüsse (AStA) haben sich bereitsöffentlich ablehnend zu diesem Rah-menvertrag positioniert. Sofern eineHochschule dem Rahmenvertrag nichtbeitritt, können ab Januar 2017 nurnoch Verlinkungen angegeben, dasZitatrecht genutzt oder Papierkopien andie Studierenden verteilt werden. Werkevon Autorinnen und Autoren, die län-ger als 70 Jahre tot sind, und Werke mitfreien Lizenzen (Open-Access, CreativeCommons) können uneingeschränktverwendet werden.

Das Promotionsrecht für Fachhochschu-len in Rheinland-Pfalz, die Berufungssi-tuation bei den Professuren, die Grund-finanzierung oder der Umfang des Lehr-deputats: Beim ersten Treffen des Vor-stands des HochschullehrerbundsRheinland-Pfalz mit Professor Dr. Kon-rad Wolf, Minister für Wissenschaft,Weiterbildung und Kultur, gab es ge -nügend Gesprächsstoff.

Die große Bedeutung, die das eigenePromotionsrecht für Fachhochschulenfür die Mitglieder des hlb Rheinland-Pfalz hat, hob der LandesvorsitzendeProfessor Dr. Werner Müller-Geib in sei-nen Ausführungen hervor. Das koopera-tive Modell der Promotionsverfahrenhat sich nicht bewährt. Alle Vorstands-mitglieder sehen Probleme bei der Zu -sammenarbeit mit den Universitäten indiesem Bereich. Für den Wissenschafts-minister, der selbst viele Jahre eine Pro-fessur an der Hochschule Kaiserslautern,Campus Zweibrücken, innehatte unddort von 2009 bis 2014 auch als Präsi-dent aktiv war, stehen das Wohl undder Erfolg der Doktoranden im Fokus.Es gebe mehrere Lösungsansätze in ver-schiedenen anderen Bundesländern, dieseitens des Ministeriums beobachtetwerden. Minister Wolf betonte, dassgute und verlässliche Strukturen für

erfolgreiche Promotionen unabdingbarsind. Durch die Einwerbung von Dritt-mitteln bestehe für Hochschullehrerzudem eine gute Möglichkeit, das Lehr-deputat zugunsten von Forschungsauf-gaben zu senken, um die Kompetenzder Hochschule im Bereich Forschungauszubauen.

Die ohnehin schwierige Berufungssitua-tion für Hochschullehrer im Land wirdnach Einschätzung des hlb Rheinland-Pfalz maßgeblich dadurch erschwert,dass im Vergleich der W2-Besoldungender Länder Rheinland-Pfalz am unterenEnde liege. In der Einführung eines Pro-motionsrechts sowie der Aufnahmeeiner Mitarbeiterstelle für jede Professurin die Grundfinanzierung sieht der hlbRheinland-Pfalz eine gute Möglichkeit,die Attraktivität einer Hochschulprofes-sur im Land zu verbessern und Zweit-und Drittausschreibungen zu vermei-den. Als Voraussetzung für eine verläss-liche Planung und einen funktionieren-den, effektiven und nachhaltigen Wis-senschaftsbetrieb in den Hochschulensei eine Stärkung der Grundfinanzie-rung unabdingbar, betonte der Vor-stand. Dies helfe den Hochschulenmehr als Projektfinanzierungen. DieserEinschätzung stimmte der Ministernicht uneingeschränkt zu, da zum

einen alleine das Grundgehalt in derBesoldung nicht ausschlaggebend sei,zum anderen seien viele weitere Krite-rien bei einer erfolgreichen Berufung zubeachten. Er regte an, durch strategi-sche Kooperationen aktiv Nachwuchszu generieren.

Zudem setzt sich der hlb für eine Sen-kung des Lehrdeputats auf zwölf Semes-terwochenstunden ein. Nur so könntenauch Forschungsaufgaben sinnvoll undeffektiv durchgeführt werden. DerMinister verwies hier auf die geltendeVerordnung zur Deputatsermäßigung.

Der Minister zeigte sich besorgt über dieunterdurchschnittliche Zahl internatio-naler Studierender in Rheinland-Pfalz.Es sollten mehr Anreize für ausländi-sche Bewerber geschaffen werden, z. B.durch englischsprachige Angebote inFächern wie Elektrotechnik und Infor-matik, vor allem in den Masterstudien-gängen. Ein regelmäßiger Austausch mitdem Wissenschaftsministerium wurdevereinbart.

Ulla Cramer

DNH 6 ❘ 2016

165hlb-AKTUELL

Lebhafter Austausch mit Wissenschaftsminister Konrad WolfVorstand des hlb Rheinland-Pfalz vertritt Positionen der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer

Erstmals Verleihungdes Promotions-rechts an eine HAWAls bundesweit erste Fachrichtung aneiner Hochschule für angewandte Wis-senschaften (HAW) hat das Promotions-zentrum Sozialwissenschaften der HSFulda am 10. Oktober das eigenständigePromotionsrecht verliehen be kommen.Der hlb sieht dies als entscheidenden Er -folg seines jahrelangen Einsatzes für dasPromotionsrecht für Fachhoch schulen.

Nachgewiesen haben die Professorinnenund Professoren die geforderte For -schungs stärke durch die Einwerbungvon Drittmitteln von jährlich mindes-tens 50 000 Euro pro Professorin bzw.Professor über einen Zeitraum von dreioder mehr Jahren sowie mindestenseine jährliche Publikation mit PeerReview jedes einzelnen beteiligten Wis-senschaftlers. Diese Leistungen habenan der HS Fulda 15 Professorinnen undProfessoren erbracht, mindestens 12dieser forschungsstarken Wissenschaft-ler wären erforderlich ge wesen.

Der hlb begrüßt diesen ersten Schritt indie richtige Richtung und wird sichdafür einsetzen, dass bald auch andereBundesländer nachziehen. Andernfallswerden die Wettbewerbsnachteile fürdie Fachhochschulen zementiert. Der-zeit ist das Promotionsrecht für for-schungsstarke Fachrichtungen an HAWnur in Hessen möglich, da dort die not-wendigen Regelungen im Hochschulge-setz getroffen wurden (siehe DNH2/2016, S. 36).

Karla Neschke

AWARE – strategische Part-nerschaft mit Brasilien an derTechnischen HochschuleIngolstadt

Die Internationalisierung hat in derHochschullandschaft weiter an Bedeu-tung gewonnen. Auch für Hochschulenfür angewandte Wissenschaften (HAW)besteht darin ein zentrales Element inihrer Positionierung, was sich nichtzuletzt durch jeweils eigene Internatio-nalisierungsstrategien und Entwick-lungswege manifestiert, in denen sichStärken, Schwächen, Chancen und Risi-ken der jeweiligen Institution wider-spiegeln. Diese strategische Ausrichtunghat dazu geführt, dass der Ausbau vonPartnerschaften weniger entlang einzel-ner, personengebundener Initiativen,sondern vielmehr strukturiert und mitder Zielsetzung einer nachhaltigenZusammenarbeit mit einer überschau-baren Anzahl ausgesuchter Partnererfolgt.

Strategischer Hintergrund und Entwick-lungsweg der BrasilienkooperationAWARE1

Wie stellt sich diese Entwicklung aufEbene der Technischen HochschuleIngolstadt (THI) dar? Bereits seit rundzehn Jahren engagiert sich die THI inund mit fast allen BRICS-Staaten, alsoBrasilien, Indien, China sowie Südafri-ka. Dies ist nicht zuletzt der Tatsachegeschuldet, dass es sich um die sprich-wörtlichen Emerging Markets handelt,die insbesondere an anwendungsnaherForschung, interdisziplinärer Herange-hensweise sowie den auf spezifischeBranchen ausgerichteten Lehr- und For-schungsprofilen einzelner HAW interes-siert sind. Als Mobilitätshochschuleadressiert die THI Felder wie Automoti-ve, Verkehrssicherheit, Luftfahrt oderMobility Management. Es handelt sichhierbei um Themen, die in den großflä-

chigen BRICS-Staaten sowohl mit stei-genden Individual- als auch mit hohengesellschaftlichen Kosten verbundensind, insbesondere aufgrund der hohenAnzahl an Verkehrsopfern. Die Poten-ziale für die Zusammenarbeit reichenvon den klassischen Ingenieurwissen-schaften bis hin zu künftigen, an derTHI teilweise im Aufbau befindlichenFeldern wie Digitalisierung, SharingEconomy oder Smart City.

Im Zuge einzelner Initiativen wurdenschon länger Beziehungen zu brasiliani-schen Universitäten in den BereichenVerkehrssicherheit und Hochschulver-waltung gepflegt. Erst die verstärkte Po -sitionierung als Mobilitätshochschule,die untrennbar mit der Empfehlung desWissenschaftsrats für den Forschungs-bau CARISSMA (www.carissma.eu) ver-bunden ist, führte zu einem neuen stra-tegischen Schwerpunkt: dem Aufbaueines anwendungsorientierten Mobili-tätsnetzwerks. Zu diesem gehören diesüdbrasilianischen Bundesstaaten Para-ná und Santa Catarina und deren bun-desstaatliche Universitäten UFPR undUFSC als Kernpartner, des WeiterenIndustriepartner sowie die Ministerienund Stiftungen beider Länder, die dieKooperation flankieren. Die Mobilisie-rung und Einbindung dieser unter-schiedlichen, sich in vielen Bereichenergänzenden Institutionen ist aus unse-rer Sicht eine unabdingbare Vorausset-zung für ein breit angelegtes Netzwerkmit intensivem Praxis- und Technolo-giebezug sowie entsprechendem Trans-ferpotenzial. Auch wird es für regionalverankerte HAW zunehmend schwieri-ger bis unmöglich, sich dem Trend hinzu arbeitsteilig und international arbei-tenden, komplexen Konsortien zu ent-ziehen, von der ebenfalls propagierten

DNH 6 ❘ 2016

166 FACCHI/LOHMEIER/OVERBECK

Prof. Dr. Christian FacchiWissenschaftlicher Leiterdes Zentrums für Ange-wandte Forschung der THI(ZAF)

Georg OverbeckKaufmännischer Leiter desZentrums für AngewandteForschung der THI (ZAF)

Anne-Sophie LohmeierProjektmanagementAWARE

Christian Facchi

Georg Overbeck

Anne-Sophie Lohmeier

internationalen Sichtbarkeit ganz zuschweigen. Dies tritt insbesondere bei einer intensiven Forschungsorientierung zutage. Folgerichtig ging der entschei-dende Impetus für die strategischeKooperation mit Brasilien von der Ent-scheidung der THI aus, sich mit demkünftigen Forschungsbau CARISSMA alsweithin sichtbares Leitzentrum fürFahrzeugsicherheit zu bewerben. Imgleichen Zeitraum legten BMBF undDAAD die Förderlinie „Strategische Part-nerschaften und Thematische Netzwer-ke“ auf, in deren Rahmen sich die THIerfolgreich mit ihrem Netzwerk AWAREals eine von zwei geförderten HAWbewarb. Das Projekt wird in den Zeit-räumen 2013 bis 2016 sowie im Rah-men einer Anschlussfinanzierung 2017bis 2018 mit knapp 1,3 Millionen Eurogefördert.

Ziele in AWARE und Umsetzung derPartnerschaft

AWARE fokussiert sich■ inhaltlich auf nachhaltige Mobilitäts-technologien und integrative Fahr-zeugsicherheit,

■ strukturell auf die internationale Ver-netzung zwischen Forschung undLehre und

■ strategisch auf ein zu erweiterndes,projektbasiertes und sich ab 2019selbst tragendes Netzwerk.

Die eingebundenen Hochschulen ver-folgen dabei das gemeinsame Ziel derInternationalisierung von Forschungund Lehre. Diese soll über Maßnahmenwie Mobilitätsprogramme, internationa-le Studiengänge und Doppelabschluss-programme, Forschungsprojekte,gemeinsame Publikationen und Konfe-renzbesuche sowie Sommerschulen undFachforen umgesetzt werden. Die Maß-nahmen fördern die Steigerung des Aus-tauschs von Personen, Wissen, Praxisund Erfahrungen auf allen Ebenen.Letzterer erfolgt einerseits über dieMobilitätsprogramme, also den „Trans-

Der Aufbau einer nachhaltigen strategischen Partnerschaft: Wie singuläre Interessen in ein integratives

Netzwerk aus Hochschulen, Verbänden und Unternehmen überführt werden können.

fer über Köpfe“, und andererseits überden Technologietransfer, mithin übergemeinsame Forschungs- und nationaleDrittmittelprojekte sowie Promotions-vorhaben.

AWARE-Netzwerkpartner

Hochschulpartner: Die Hauptachsen derPartnerschaft bilden die THI sowie diebeiden Bundesuniversitäten UFPR undUFSC in den südbrasilianischen StaatenParaná und Santa Catarina. Paraná giltals zweitgrößter Automotive-Standortmit der höchsten Produktivitätsrate inBrasilien,2 Santa Catarina ist ebenfallsfür seinen Unternehmergeist und sei-nen hohen Entwicklungsindex be -

kannt.3 Alle drei Hochschulen legeneinen starken Schwerpunkt auf innova-tive Mobilitätstechnologien und Inge-nieurwissenschaften. Von beiderseiti-gem Nutzen für die Partnerschaft sinddabei die jeweils komplementärenHochschulprofile. So wird einerseits dieAnwendungsorientierung von For-schung und Lehre in Brasilien massivnachgefragt, während umgekehrt diebrasilianischen Partner eine breitereFächerpalette anbieten und stärker anden Grundlagen forschen, was wiede -rum für die THI attraktiv ist.

Industriepartner: Die Audi AG mitHauptsitz in Ingolstadt, Airbus Defence& Space in Manching sowie das eben-falls regional verortete Start-up arculus

DNH 6 ❘ 2016

167AWARE: BRASILIENKOOPERATION DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE INGOLSTADT

Abbildung 1: Aktive AWARE-Stakeholder

DNH 6 ❘ 2016

168

ten unterzeichnet.Der mit Forscher-gruppen der Auto-mobilindustrieabgestimmtedeutsch-brasiliani-sche Master zieltdarauf ab, Ingenieu-re an Forschungs-methoden und -themen heranzu-führen und sie aufEntwicklungeninnovativer Lösun-gen in Bereichenwie Ressourcennut-zung oder Sicher-heit vorzubereiten.

So werden beispielsweise die brasiliani-schen Studierenden über die Bearbei-tung ihrer Abschlussarbeit verstärkt inlaufende Forschungsprojekte der THIeingebunden, und es wurde ein konti-nuierliches Gastdozenten-Austauschpro-gramm aufgebaut (3 bis 4 Gastdozentenpro Jahr). Weiterhin wurde eine engeZusammenarbeit zwischen Wissenschaftund Wirtschaft angeregt: In der Auf-tragsforschung erstellte eine AWARE-Forschergruppe für ein großes deutsch-brasilianisches Unternehmen mehrereMachbarkeitsstudien für den südameri-kanischen Markt. Mit dem Ziel der Ver-netzung wurde eine abwechselnd inBrasilien und Deutschland stattfinden-de International Automotive SummerSchool konsolidiert. Darüber hinaushaben sich drei binationale Forscher-gruppen gebildet:■ (Sichere) Elektromobilität/Energie-speicher/elektrische Antriebe

■ Integrale passive Fahrzeugsicherheit■ Werkstoff- und Oberflächentechnik

Diese zeichnen sich dadurch aus, dasssie■ einen regen Austausch von Master-und Ph.D.-Studierenden betreiben:An der THI verfolgen mittlerweiledrei brasilianische Doktoranden imkooperativen Verfahren ihre Promoti-on an der THI. Alle drei Doktorandenpromovieren gleichermaßen praxis-

nah und in Zusammenarbeit mit derIndustrie, wie zum Beispiel AirbusDefence & Space, Continental AGund CADFEM GmbH.

■ laufende nationale Drittmittelprojek-te bearbeiten sowie gemeinsame wis-senschaftliche Konferenzbesuche und-beiträge organisieren: Im Herbst2016 fand die erste gemeinsameAWARE-Konferenz in Brasilien statt,außerdem organisierten Vertreter derCARISSMA-Forschergruppe der THIerstmals eine Invited Session zumThe ma „Vehicle-to-X-Kommunika -tion in der Fahrzeugsicherheit“ fürdie auf Automatisierungstechnikenausgerichtete IFAC-2016-Konferenz„Telematic Applications“ in Süd -brasilien.

Seit 2013 verzeichnet die THI im Rah-men von AWARE rund 120 Incomingsund 150 Outgoings, darunter Studieren-de, Doktoranden, Professoren und Ver-waltungspersonal. Mittlerweile wurden15 Master-, Bachelor- und Doktorarbei-ten gemeinsam betreut, ferner erstegemeinsame Forschungsergebnisse ver-öffentlicht. Überdies wurden Vertreterdes AWARE-Netzwerks auf zwölf inter-nationale Konferenzen und Workshopszur Vorstellung der Brasilienkooperati-on eingeladen.

Darüber hinaus haben sich im Rahmenvon AWARE folgende Synergieeffekteergeben:■ Das jährliche, mittlerweile zum vier-ten Mal wechselseitig in Südbrasilienund in Bayern stattfindende Elektro-mobilitätsforum Ingolstadt-Brasilien.

■ Die aktive Unterstützung bei derGründung des brasilianischen Start-ups „Mobilis“ als Ergebnis des fachli-chen und persönlichen Austauschswährend des I. Elektromobilitätsfo-rums 2013 in Joinville/Brasilien.

■ Strukturierte Praxisaustauschpro-gramme und internationale, praxis-orientierte Studienprojekte in Koope-ration mit der Audi AG, AirbusDefence & Space und dem Start-uparculus GmbH.

■ Schulungen zum Thema Verkehrssi-cherheit in Brasilien: Zur Weitergabeder Expertise des CARISSMA-Teamsder THI organisierte das AWARE-

GmbH kooperieren über internationalePraxisaustauschprogramme und die Ein-bindung von deutsch-brasilianischenForscherteams in ihre Fachabteilungen.

Forschungsstiftungen: Im öffentlichenSektor fördern die beiden brasiliani-schen Forschungsstiftungen FAPESCund FAPR den direkten Wissenstransferdurch die Bereitstellung von Stipendien.Die Bayerische Forschungsstiftungunterstützt über die Förderung einzelneVorhaben, das Bayerische Hochschul-zentrum für Lateinamerika (BAYLAT)mit seinen Kontakten zu brasilianischenInstitutionen und Entscheidern.

Forschungs- und Bildungseinrichtun-gen: Die LACTEC-Institute in Paranáund das CERTI-Institut in Santa Catari-na stellen Forschungspersonal und -infrastruktur zur Verfügung, um aktivan den Forschungsprojekten und amPraxisaustausch in AWARE mitzuwirken.

Was wurde erreicht?

Nach knapp vier Jahren Förderung inder ersten Phase können alle Beteiligtenauf eine Intensivierung der Partner-schaft blicken. Insbesondere■ wurden drei Doppelabschlussabkom-men zwischen dem THI-Master„International Automotive Enginee-ring“ und diversen Masterprogram-men im Bereich Maschinenbau/Elek-trotechnik an den Partneruniversitä-

FACCHI/LOHMEIER/OVERBECK

Abbildung 2: Aktivitäten der Brasilienkooperation

DNH 6 ❘ 2016

169

Netzwerk im Zuge der nationalenVerkehrssicherheitswoche 2013Informationsveranstaltungen zumThema „Innovative Verkehrssicher-heitstechnologien und ihr Einsatzzum Schutz von Fahrzeuginsassen“an brasilianischen Schulen.

Erfolgsfaktoren und Lessons Learnteiner strategischen Partnerschaft

Auch in der Zusammenarbeit Deutsch-land-Brasilien zeigt sich, dass eingemeinsames interkulturelles und insti-tutionenübergreifendes Verständnis ele-mentar ist. Insbesondere der Einsatzeines Projektkoordinators, bei dem alleProzesse zusammenlaufen und der fürdas laufende Projektmonitoring verant-wortlich ist, spielt eine zentrale Rollefür den Erfolg. Darüber hinaus istneben dem Engagement der beteiligtenWissenschaftler die Unterstützungdurch die jeweilige Hochschulleitungunabdingbar, um die nötigen Freiräumefür dieses Engagement zu schaffen, etwadurch Deputatsermäßigungen. Denneines steht fest: Internationalisierungerfordert eine langfristige Flexibilitätund Kompromissbereitschaft von allenBeteiligten. Bürokratische Hürden sindzu nehmen, der Aufbau von Partner-schaften erfordert Zeit, Energie undKapazitäten, die im Hochschulalltagnicht immer vorhanden sind. Eine zen-

trale Herausforderung konkret in die-sem Projekt besteht darin, passende För-derlinien für binationale Forschungs-vorhaben ausfindig zu machen und ent-sprechende Ressourcen für die Antrags-stellungen vorzuhalten. Bislang findetdie Arbeit der Forschungsgruppen des-halb größtenteils über die Einbindungin nationale Projekte statt, insbesondereüber die brasilianischen Doktorandenan der THI. Ein zentrales Ziel liegtdarin, hierüber längerfristig eine Kon-sortiengröße aufzubauen, die sich in derinternationalen Forschungs- und För-derlandschaft behaupten kann.

Strategie und Ausblick

AWARE stellt sich für alle Partner alsWin-win-Situation dar: zum einen inHinblick auf die fachlich komplementä-ren Profile, zum anderen als Internatio-nalisierungsmotor für die beteiligtenHochschulen. Hinzu kommt, dass sichFahrzeughersteller und -zulieferer wieBMW, Audi, VW, Bosch, Siemens,Renault, Volvo, Mercedes oder GeneralMotors in Südbrasilien niedergelassenhaben, was die Attraktivität von AWAREfür die Partner aus Ingolstadt und derRegion steigert.

Das Projekt soll sich bis 2019 sowohlinhaltlich-wissenschaftlich als auch res-sourcenseitig kontinuierlich verstetigenund nicht zuletzt weitere Netzwerkpart-

ner und Leuchtturmprojekte gewinnen.Dabei ist für die inhaltlich-wissenschaft-liche Seite weiterhin das Engagementder forschenden Professoren aus demBereich der Ingenieur- und Mobilitäts-wissenschaften unabdingbar, vor allemin Kombination mit den internationalsichtbaren Aktivitäten rund um denForschungsbau CARISSMA. Dazu gehörtei ne möglichst breite Verankerung in -ner halb der Hochschulen, um weitereProjekte mit Potenzialen für die Einbin-dung der Partner oder mit Transferpo-tenzial nach Brasilien zu akquirieren.Ein derartiges Leuchtturmprojekt ist dievom BMBF im Rahmen der FörderlinieFH-Impuls geförderte und 2017 anlau-fende Forschungspartnerschaft SAFIR,deren Projektvolumen einschließlichder bereitgestellten Industriemittel rund7,4 Mio. Euro beträgt. Perspektivisch istein Brasilienzentrum mit bundesweiterAusstrahlung angedacht, das sich alsPlattform für angewandte Ingenieur-und speziell Mobilitätswissenschaftenversteht. Insoweit schließt sich hier wie-der der Kreis zur Internationalisierungs-strategie.4 ■

> Zentrale Koordinationsstelle undAnsprechpartnerin: Anne-Sophie Lohmeier [email protected]://aware.thi.de/

1 AWARE (Applied NetWork on AutomotiveResearch and Education) wird seit 2013 überdie DAAD-Programmlinie „Strategische Partner-schaften und Thematische Netzwerke“ (Projekt-kennziffer: 56268484) aus Mitteln des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)gefördert.

2 Vgl. http://www.paranadesenvolvimento.pr.gov.br/2016/08/118/Parana-leads-productivity-in-the-automotive-industry-of-the-country.html,Abruf am 18.10.2016.

3 Vgl. Angaben der Deutsch-BrasilianischenIndustrie- und Handelskammer:http://www.ahkbrasilien.com.br/die-ahk/filia-len/santa-catarina/, Abruf am 18.10.2016.

4 Mehr Informationen rund um die vierjährigePartnerschaft lassen sich in der Publikation„Mobilität. Innovation. Anwendung. Deutsch-land – Brasilien 2013–2016. Die strategischePartnerschaft AWARE“ (ISBN 978-3-00-054890-1, abrufbar unter https://www.yumpu.com/de/embed/view/sMb7VrRtXzJSxAna) nach-lesen, die im November 2016 von den dreiHochschulen veröffentlicht wird.

AWARE: BRASILIENKOOPERATION DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE INGOLSTADT

Gründerteam Mobilis zu Gast an der THI im Rahmen des II. Elektromobilitätsforums Ingolstadt – Brasilien 2014 Foto: THI

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170 HECK

Circular Economy in der Praxis: Beispiele aus der IfaS-Projekt-arbeit in Dubai und Marokko

IfaS, das Institut für angewandtes Stoff-strommanagement mit Sitz am Um welt-Campus (Zero Emission Campus) in Birkenfeld, zählt zu den größten Inst -ituten der Fachhochschullandschaft inDeutsch land. Mit über 50 Mitarbeiternund fünf Millionen eingeworbenenDrittmitteln in 2015 arbeitet IfaS natio-nal und auf allen Kontinenten an derpraktischen Umsetzung von echtenKreislaufwirtschaftskonzepten unddeckt mit seinen Kompetenzen ganz-heitlich die Bereiche Energie (Erneuer-bare und Energieeffizienz), Ressourcen-und Wasserwirtschaft, Mobilität, Kultur-und Landschaftsmanagement ab. Dabeiversteht sich IfaS vor allem als Coachfür Kommunen und Gebietskörper-schaften und unterstützt bei der Identi-fizierung und Umsetzung von regiona-len Null-Emissions-Wachstumspotenzia-len sowie der Umgestaltung der nach-sorgenden Ver- und Entsorgungssyste-me hin zu wertschöpfenden Kreislauf-wirtschaftssystemen.

Finanziert werden diese Projekte u. a.über die Deutsche Gesellschaft für Inter-nationale Zusammenarbeit (GIZ), dasBundesministerium für Bildung undForschung (BMBF), die Deutsche Elek-tro-Gruppe (DEG[DKN1]), die Europäi-sche Union sowie öffentliche und priva-te Auftraggeber. In Afrika ist IfaS vorallem in Marokko, Ghana, Kapverdenund Ägypten aktiv. Im Mittleren Ostenvor allem in Dubai und im Oman. ImFolgenden werden die Projekt- undKooperationsansätze in Marokko undDubai näher dargestellt.

IfaS arbeitet seit 2006 in unterschiedli-chen Forschungs- und Beratungsprojek-ten in Marokko, jeweils mit unter-schiedlichen Partnern und Auftragge-

bern. Von 2006 bis 2015 unterhielt IfaSein eigenes Büro in Rabat mit einemMitarbeiter und mehreren Praktikanten.Akademisch verbindet IfaS eine langjäh-rige Kooperation mit der Al AkhawaynUniversität (AUI) in Ifrane im NordenMarokkos, u. a. durch die gemeinsameDurchführung eines englischsprachigenDoppelabschluss-Programmes. Die Stu-dierenden sind dabei jeweils ein Jahr ander AUI und ein Jahr bei IfaS am Um -welt-Campus Birkenfeld. Die erfolgrei-chen Studierenden bekommen von derHochschule Trier den Abschluss „Masterof Engineering in International MaterialFlow Management (IMAT)“ sowie denTitel „Master of Science in SustainableEnergy Management“ von der AUI ver-liehen. Das bilaterale IMAT-Master-Pro-gramm wird künftig gemeinsam mit derAUI und vier weiteren Universitäten ausBrasilien, Japan, Mexiko und Taiwan zueinem multinationalen Hochschulnetz-werk mit einem „Joint Degree“ weiter-entwickelt. Das vom BMBF-DAADfinanzierte Forschungsprojekt im Pro-gramm „Strategische Partnerschaftenund Thematische Netzwerke“ befördertneben der Weiterentwicklung der Lehreund des gemeinsamen Studiengangsgerade auch den Aufbau eines gemein-schaftlichen Forschungsverbundes zuNull-Emission und Kreislaufwirtschaft.Der Forschungsverbund hat sich nun-mehr zum Ziel gesetzt, die jeweiligenPartnerhochschul-Standorte nach demVorbild des UCB hin zu einem Null-Emissions-Lehrstandort umzubauen.

Der erste Schritt hin zu einer Umset-zung dieser Forschungsidee an der AUIwar die Durchführung einer ReisendenHochschule1 im März dieses Jahres.Unter der Leitung von IfaS entwickelten

Prof. Dr. Peter HeckHochschule Trier –Umwelt-Campus BirkenfeldGeschäftsführender DirektorInstitut für angewandtesStoffstrommanagement –IfaS Postfach 138055761 BirkenfeldFon: 06782-17-1221Fax: 06782-17-1264Mail: [email protected]

Peter Heck

die 19 Studierenden des UCBs (überwie-gend IMAT-Studenten) gemeinsam mitden 13 AUI-Studierenden eine Vielzahlvon wirtschaftlichen Projekten, die inSumme den AUI-Campus, die „FacultyResidence“ und das Tagungszentrummit insgesamt 50 Gebäuden auf 115Hektar Fläche klimaneutral stellenkönnten.

Hierzu mussten die Studierenden zu -nächst eine Stoffstrom- und Potenzial-analyse durchführen, um darauf auf-bauend neue technische Systemansätzedefinieren zu können. Alle Projektewurden dann mit einem Geschäftsplanversehen und ein Gesamtfinanzierungs-konzept wurde entworfen.

Im Nachgang wurden bereits etliche deridentifizierten Projekte von der AUIum gesetzt (Austausch von Heizungs-und Wasserpumpen, LED-Beleuchtung,verschiedene Dämmmaßnahmen etc.).Die Projektergebnisse werden auf einemeigenen Side Event auf der Klimaschutz-Konferenz COP22 im November 2016durch IfaS und AUI vorgestellt.

Nachhaltige Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Klimaschutz und -Stoffstrom -

management

Die erste Reisende Hochschule nachMarokko führte bereits in 2008 in dieRegion Larrache im Nordwesten Marok-kos. Hier wurde ein integriertes Klima-schutz- und Wirtschaftsförderungskon-zept entwickelt. Katalysator war dieKooperation mit der rheinland-pfälzi-schen Unternehmensgruppe Müll-Hin-kel-International, welche in Larache dieAbfallerfassung und umweltverträglicheEntsorgung durchführt.

Neben dem reinen Wissenstransfer istgerade auch die Exportförderung derrheinland-pfälzischen Umwelttechnik-Branche eines der Hauptanliegen derIfaS-Kooperationen und -Projekte inMarokko. Für das marokkanische Ener-gieministerium wird derzeit eine natio-nale Biomassestrategie in Zusammenar-beit mit einem Ingenieurbüro aus Casa-blanca erstellt. So besuchten auch eineVielzahl von marokkanischen Regie-rungsmitarbeitern, Unternehmen undAkademikern seit zehn Jahren regelmä-

ßig die Kreislaufwirtschaftswoche, wel-che durch IfaS organisiert wird, undhalten sich über neuste Entwicklungenund Dienstleistungen auf dem Laufen-den. Hier ist insbesondere das IfaS-The -ma der „Nachhaltigen Biomasse-Nut-zung“ von Interesse, da Marokko denAnteil der Biomasse an den erneuerba-ren Energien bis 2020 mehr als verdop-peln will. In der Vergangenheit hat IfaSin zwei Regionen (Oriental und Souss-Massa-Draa, inkl. Provinz Essaouira)Biomasse-Masterpläne im Auftrag derGIZ erstellt, die neben den technischenPotenzialen auch die Erstellung voninnovativen Projektskizzen und wirt-schaftlichen Machbarkeiten zumGegenstand hatten.

Das Thema Biomasse aus Abwassersowie die Rückgewinnung von Nähr-stoffen wurden im Rahmen der Wert-schöpfungsstudie für Gesamtmarokko,ebenfalls im Auftrag der GIZ, bearbeitet.Im Rahmen der Studie wurden die Ab -wasserreinigungsanlagen an einigen derköniglichen Milchfarmen und Molkerei-en analysiert. Gemeinsam mit derrheinland-pfälzischen UnternehmenAreal GmbH wurde die Planung, dieAusschreibung und der Bau einer Pflan-zenkläranlage auf der Domaine Douietdurchgeführt, um einen Beispielstand-ort für eine energie-extensive Abwasser-reinigung zu schaffen. In den Jahren2010 bis 2013 hat IfaS eine Jatropha-Plantage auf der Basis von Rohabwasserin Laayoune betrieben, um die techni-sche und ökonomische Machbarkeitdieser Form der Wiedernutzung vonAbwasser zu demonstrieren.

Um die identifizierten Projekte lokal zuimplementieren und zu multiplizieren,wurde IfaS von InWent in 2013 beauf-tragt, eine Reihe von Schulungsmaß-nahmen zur Planung und technisch-ökonomischen Bewertung von Biogas-

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171CIRCULAR ECONOMY IN DER PRAXIS

Abbildung 1: Teilnehmer der „Reisenden Hochschule 2016“ Foto: Ifas

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Desert Rose Dubai: erste nachhaltigeStadt im Mittleren Osten

Mit der „Stadt von Morgen mit ge -schlossenen Stoffströmen und regiona-len Energieflüssen“, ähnlich wie dieKonzeptstudie „Lakhaita“, beschäftigtsich IfaS seit 2014 in Dubai. Im Auftragder Stadtverwaltung Dubai erarbeitetIfaS in Kooperation mit dem Ingenieur-büro Khatib und Alami (K&A) aus Bei-rut eine Kreislaufwirtschaftsstrategie fürdie „grünste Stadt im Mittleren Osten“,die rechtzeitig zur Weltexpo 2020 von160.000 Einwohnern bewohnt und100.000 Arbeitsplätze beherbergen soll.

Der neue Stadtteil, der in der Wüsteentstehen und aus der Luft an eineWüstenrose erinnern soll, soll zu 100Prozent aus erneuerbaren Energien ver-sorgt werden und eine maximale Wie-derverwertung aller (Ab-)Wasser undAbfallstoffströme sicherstellen. Im Rah-men der Vormachbarkeit und derMachbarkeitsstudien wurden von IfaSverschiedenste Energieszenarien(Gebäudeenergiestandards Erzeugungerneuerbarer Energie im Bereich Stromund Kälte sowie Energieeffizienz) analy-siert und eine optimierte Abfall- undAbwassererfassung über Vakuumleitungsowie eine optimierte Behandlungsowohl technisch wie auch ökonomisch

Projekten für marokkanische Ingenieuredurchzuführen. Diese Capacity-Buil-ding-Maßnahmen wurde auch vonRegierungsvertretern anderer Maghreb-Staaten besucht.

Derzeit arbeitet IfaS im Auftrag desmarokkanischen Energieministeriums,zusammen mit Team Maroc, an derErstellung einer nationalen Biomasse-Roadmap zur nationalen Erfassung derBiomasse-Potenziale und der Identifizie-rung möglicher Implementierungs-hemmnisse auf rechtlicher und wirt-schaftlicher Ebene. Der nationale Bio-masse-Masterplan dient als Grundlageeiner langfristigen Investitionsstrategiein Biomasse-Projekte in Marokko.

Das wohl ambitionierteste Kreislaufwirt-schaftsprojekt war die Erstellung einesintegrierten Kreislaufwirtschaftskonzep-tes für eine neu zu planende Stadt „Lak-haita“ in der Nähe Casablancas. ImRahmen einer Vormachbarkeitsstudiewurde für die staatliche Baufirma AlOmrane ein umfangreiches erneuerba-res Energiekonzept erarbeitet, welchesdurch die Kombination von Energie,Wasserwirtschaft und Abfallwirtschafteine hundertprozentige Versorgung miterneuerbaren Energien darstellte. DerBeratungsauftrag umfasst die technischeKonzeptionierung sowie die be -triebswirtschaftliche Bewertung (Ermitt-lung CAPEX und OPEX sowie Stromge-stehungskosten-Vergleich zwischenerneuerbar und Fossil) und Schulungenfür die Mitarbeiter Al Omranes.

HECK

Abbildung 3: Strategie-Blaupause Lakhaita Foto: Ifas

Abbildung 2: IfaS-Demonstrationsprojekt Laayoune Fotos: Ifas

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untersucht. In dem letzten Teilschrittdes Beratungsauftrages wird IfaS dieGestaltung der Ausschreibung für dasBioEnergy and Resource Centre (BERC)mit betreuen. In diesem Öko-Industrie-Park, der dem bestehenden Öko-Park inNeubrücke ähnelt, werden alle „trocke-nen“ Abfallfraktionen wertstofflich wie-derverwertet. Die biogene Fraktion desHausmülls wird gemeinsam mit demanfallenden Schwarzwasser anaerobbehandelt. Der entstehende Gärrestwird zu Schwarzerde (Terra Preta) aufbe-reitet und in dem umliegenden Grün-gürtel langfristig zum Humusaufbaueingesetzt. Die Stadt wird zu beiden Tei-len von einem Energiepark bzw. einemGrünstreifen (jeweils rund 700 Hektar)eingefasst, der neben mikroklimatischerVerbesserungen insbesondere als Ener-gielieferant (Quelle) und Nährstoff- undWassersenke dienen soll. Neben derEnergieholzgewinnung, die als Nebenef-fekt auch Biokohle abwirft, werden inPV-Gewächshäusern auch bis zu 40 Pro-zent des Gemüse- und Obstbedarfserzeugt. Hierzu werden die gereinigtenGrauwasserströme mit eingesetzt.

Dies und eine Vielzahl weiterer Stoff-strommanagement-Projekte werdennicht nur den CO2-Fußabdruck derDesert-Rose-Bewohner um bis zu 60Prozent senken (im Vergleich zu Rest-Dubai), sondern auch die regionaleWertschöpfung um ein Vielfaches erhö-hen, sodass der kommerzielle Betrieb

eines eigenen Desert-Rose-Stadtwerkesgesichert ist, das langfristig die Investi-tionen in Infrastruktur refinanziert.

Das Projekt resultiert aus einer Teilnah-me der Stadt Dubai an der jährlichstattfindenden Kreislaufwirtschaftswo-che in Birkenfeld. Hier konnten sichzwei Vertreter der Stadt Dubai von dentechnischen und planerischen Möglich-keiten für eine Kreislaufwirtschaftsstadtüberzeugen. Seitdem sind Mitarbeiter

von IfaS alle drei Monate vor Ort, umweitere Teilplanungen vorzustellen unddie Politiker und Ingenieure von derinnovativen und nachhaltigen Vorge-hensweise zu überzeugen.

Über die Stadt Dubai hat IfaS eineKooperation mit dem Umweltnetzwerkarabischer Städte gestartet (ECAT) mitdem Ziel der kontinuierlichen Schulungvon Behördenvertretern in den Berei-chen des Stoffstrommanagements undder Kreislaufwirtschaft. Mittels DesertRose kann im Mittleren Osten nicht nureine neue Stadt(-architektur) entstehen,deren Design durch IfaS mitbestimmtwurde, sondern auch eine Fülle vonMöglichkeiten für den Technologieex-port und die Bildung. ■

1 Die Reisende Hochschule beschreibt ein ca.zehntägiges Managementseminar in Stoff-strommanagement mit Studierenden, Professo-ren und IfaS-Projektmanagern.

CIRCULAR ECONOMY IN DER PRAXIS

Abbildung 4: Vision von Desert Rose Foto: Ifas

Abbildung 5: Planungsentwurf Foto: Ifas

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Beispiel für weltweite For-schung: Internationale GESt-Studie „Gründung und Entre-preneurship von Studierenden“

Die Forschung an Hochschulen fürAngewandte Wissenschaften (HAW)und Fachhochschulen lebt auch vonder Einbindung in internationale Netz-werke und Forschergruppen. Durch dieIntegration von Ressourcen und For-schern aus mehreren Ländern sind auchempirische Untersuchungen auf einemmultinationalen Forschungsfeld mög-lich, wie der nachfolgende Beitrag an -hand der GESt-Studie zeigt.

Das betriebswirtschaftliche Forschungs-projekt „Gründung und Entrepreneur-ship von Studierenden“ (GESt-Studie)wurde schon 2007 in Deutschlandgestartet. Die internationale Ausweitungdes Projektes erfolgte bereits 2008. Seit-dem läuft das Forschungsprojekt undhat sich stark internationalisiert. DieGESt-Studie wird vom Zentrum für Mit-telstands- und Gründungsökonomie(ZMG) – German Center for Entrepre-neurship – mit den Forschungsstandor-ten Zweibrücken und Ludwigshafen inZusammenarbeit mit Red Pymes Merco-sur, dem Mittelstands-Netzwerk Latein-amerikas, durchgeführt. Die verglei-chende empirische Studie verfolgt dasZiel, die Ausprägung der (Existenz-)Gründungsneigung und ihre unterneh-merischen Determinanten in verschie-denen Ländern bei der Zielgruppe derStudierenden zu erforschen. Aus dengewonnenen Erkenntnissen lassen sichSchlussfolgerungen für eine bedarfsge-rechte Ausgestaltung von Gründungs-ausbildung und Gründungsunterstüt-zung u. a. an akademischen Einrichtun-gen ableiten.

Studierende und Akademiker gelten alspotenzielle Gründer von Hochpotenzi-alunternehmen, die auf zukunftsträchti-gen Innovationen basieren und dauer-

hafte sowie hochqualifizierte Arbeits-plätze schaffen. Allerdings tragen bisherlediglich bis zu vier Prozent der Jung -unternehmen entscheidend zu neugeschaffenen Arbeitsplätze und demWirtschaftswachstum bei. Deshalb wer-den hohe Erwartungen an Studierendegestellt. Diese Zielgruppe ist für dieUnternehmensgründung als Erwerbsal-ternative zu einer abhängigen Beschäfti-gung zu sensibilisieren und währendihren Gründungsprozessen mit zweck-dienlichen Förderprogrammen zuunterstützen, um die vorhandenenPotenziale volkswirtschaftlich auch aus-zunutzen.

Notwendigkeit von Unternehmens-gründungen

Die Globalisierung ist von einem zu -nehmendem Wandel geprägt, bei demkleine und mittlere Unternehmen(KMU) und Unternehmensgründungenmit transparenteren Strukturen, kürze-ren Entscheidungswegen und einerhöheren Flexibilität als Großunterneh-men einen entscheidenden Wettbe-werbsvorteil haben.

Die Entwicklung von Unternehmertumoder Entrepreneurship ist abhängig vonWerten und entsprechenden Anreizensowie unternehmerischer Unterstüt-zung. Eine adäquate Förderinfrastrukturhat sich hierbei an den Kenntnissenüber Technologie, Globalisierung undsoziodemografische Entwicklungen zuorientieren. In diesem Zusammenhangnimmt die Gründungsausbildung mitt-lerweile an, dass unternehmerischesHandeln erlernbar ist. Zu beachten isthierbei, dass die Gründungsförderungnachfrageorientiert auf dem Bedarf derGründungsentscheidungsträger basieren

174 RUDA/MARTIN/ASCÚA

Prof. Dr. Walter Ruda, Professur für BWL undEntrepreneurship, Control-ling und Finanzen, Hoch-schule Kaiserslautern, Cam-pus Zweibrücken. Wissen-schaftlicher Direktor desZentrums für Mittelstands-und Gründungsökonomie(ZMG) e.V., Amerikastr. 1,66482 Zweibrücken, [email protected]

Prof. Dr. Thomas A. Mar-tin, Studienbereich Perso-nalmanagement, Professurfür Betriebswirtschaftsleh-re, Hochschule Ludwigsha-fen am Rhein und wissen-schaftlicher Direktor desZentrums für Mittelstands-und Gründungsökonomie(ZMG) e.V., Ernst-Boehe-Str. 4, 67059 Ludwigsha-fen am Rhein,[email protected]

Prof. Dr. Rubén Ascúa, Professur an der Universi-dad Nacional del Litoral(UNL) Santa Fe und derUniversidad TecnólogicaNacional (UTN) Rafaela,Rektor der UniversidadNacional de Rafaela(UNRA), President desKMU-Netzwerks „RedPymes Mercosur“ und Pre-sident des InternationalCouncil for Small Business(ICSB 2014-2015), [email protected]

Walter Ruda

Thomas A. Martin

Rubén Ascúa

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muss. Um Erkenntnisse über eine ziel-gruppengerechte Gründungsförderungabzuleiten, ist somit eine subjektorien-tierte Analyse der Studierenden bezüg-lich der förderlichen und hinderlichenProzeduren während des weitgehendunerforschten Vorgründungsprozesseserforderlich.

Gründungen in Deutschland im hinteren Drittel

Die abgeleitete Gründungsunterstüt-zung kann allerdings nicht einfach aufandere Länder und Kulturkreise übertra-gen werden. So üben die wirtschaftspo-litische Situation und Entwicklung inden einzelnen Ländern sowie die dortexistierenden kulturellen Besonderhei-ten, z. B. die Mentalität und Risikoein-stellung der Bevölkerung, einen ent-scheidenden Einfluss auf das Verhaltenaus, unternehmerisch tätig zu werden.Internationale Vergleiche von Studie-renden ermöglichen die Aufdeckungweiterer unternehmerischer Determi-nanten, die für eine zweckdienlicheAusgestaltung der studentischen Grün-dungsförderung in unterschiedlichenLändern entscheidend sind.

Im Rahmen der GESt-Studie werden ins-besondere Studierende der Betriebswirt-schaft, der Ingenieurwissenschaften undder Informatik befragt, weil Absolven-ten dieser Fachgebiete die höchsteGründungsaktivität aufweisen. Weiterumfassen die Stichproben sowohl Stu-dierende grundständiger als auch wei-terführender Studiengänge, sodass auchStudierende mit Berufs-, Führungs- undGründungserfahrungen vertreten sind.Die Befragung erfolgt durch einenschriftlichen Fragebogen, der aus einemLiteratur-Review abgeleitet wurde, so -dass Ergebnisse anderer Untersuchun-

Der Unternehmensgründung seitens der Studierenden geht eine persönliche Entwicklungsphase voraus, in

der sich ihr Unternehmertum (Entrepreneurship) als Persönlichkeitskompetenz schrittweise entwickelt.

Hochschulen können durch zielgruppengerechte Angebote helfen, diese Kompetenz zu entwickeln. Unter-

nehmertum wird jedoch auch von verschiedenen kulturellen Faktoren beeinflusst.

gen zu diesem Thema den Primärdatengegenübergestellt werden können. DasForschungsdesign basiert auf einemtheoretischen Bezugsrahmen über diestudentische Gründungsneigung, derdie grundlegenden Einflussfaktoren derGründungsintention von Studierendenim „Gründungsambitionstypen-Modell“nach Ruda, Ascúa, Martin und Dankodarstellt (siehe Abbildung 1).

Die Gründungsambitionstypen werdenwie folgt kategorisiert: ■ Der Gründungslaie hat sich bishernoch gar nicht mit Gründungbeschäftigt.

■ Der Gründungssensibilisierte hatGründung noch nicht erwogen.

■ Der Gründungsinteressierte hatGründung bereits erachtet, aber nochnicht vorbereitet.

■ Der Gründungsvorbereiter ist schonkonkret in der beabsichtigten Grün-dung engagiert.

■ Der Gründer hat bereits gegründet.

Das Gründungsambitionstypen-Modellermöglicht eine eindeutige Differenzie-rung der Gründungsneigungsausprä-gung mit widerspruchsfreien Definitio-

nen, folgt dem prozessualen Charakterder Gründung, betrachtet die im Zeit-verlauf potenziell ansteigende Wahr-scheinlichkeit der Gründungsrealisie-rung, erlaubt eine Persistenz innerhalbjeder Typisierung sowie ein Zurückfal-len in untergeordnete Stufen (ausge-nommen in die Kategorie der Grün-dungslaien), nimmt nicht an, dass alleIndividuen schließlich eine übergeord-nete Klassifizierung erreichen, undschließt keine Untergruppe von einerpotenziellen Gründungsrealisierung aus.

Mittlerweile liegen neben deutschenDaten Fragebögen aus den folgendenLändern vor: Argentinien, Brasilien,Chile, China, England, Frankreich,Griechenland, Indien, Kolumbien,Kroatien, Lettland, Mexiko, Polen, Russ-land, Schweiz, Slowenien, Spanien,Ukraine und Ungarn. Die internationaleAusweitung des Projektes ermöglicht es,die deutschen Daten denen aus anderenLändern bzw. Kulturkreisen gegenüber-zustellen, womit die Aufdeckung weite-rer Einflussgrößen im studentischenGründungsprozess möglich wird.

175GRÜNDUNG UND ENTREPRENEURSHIP VON STUDIERENDEN

Abbildung 1: Gründungsambitionstypen-Modell nach Ruda, Ascúa, Martin und Danko

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Natürlich sind bei der Interpretationdieser Ergebnisse vor allem die Struktu-ren der Bildungssysteme sowie derAnteil an Postgraduierten innerhalb derStichproben zu berücksichtigen. Den-noch zeigt sich, dass sich eine Grün-dung durch Studierende auch mit höhe-ren Gründungsintentionen nicht un -mittelbar der Graduierung anschließenmuss, sondern oftmals erst einmal Be -rufs erfahrungen in abhängigen Beschäf-tigungsverhältnissen angestrebt werden.Zudem ist aus Innovationsaspekten ent-scheidend, ob aus diesem Kontext eherchancengetriebenes oder notgetriebenesEntrepreneurship zu erwarten ist. Indiesem Zusammenhang repräsentierendie Studierenden in Brasilien das ver-gleichsweise geringste Notgründungs-motiv und ein leicht überdurchschnitt-liches Selbstverwirklichungsmotiv.Allerdings spiegeln sich in dem gering-fügig unterdurchschnittlichen Vorhan-densein von Gründungsideen und demrelativ spät intendierten Gründungszeit-punkt Gründungsunterstützungsbedarfewider. So werden von den brasiliani-schen Studierenden vor allem Grün-dungslehrveranstaltungen nachgefragt.Im Ländervergleich dominiert derBedarf an Gründungsplanspielen, aberauch an Kontaktbörsen mit Unterneh-mern sowie Inkubatoren, die eher infortgeschrittenen Phasen des Grün-dungsprozesses ansetzen.

Die Studierenden aus Lateinamerikasind mit Ausnahme der Brasilianer ten-denziell stärker notgründungsgetriebenals die europäischen Studierenden, aus-genommen der Ungarn. Auch dasSelbstverwirklichungsmotiv ist für dieStudierenden in Lateinamerika bedeu-tender als für ihre europäische Ver-gleichsgruppe, exklusive der Polen, diezusammen mit Argentinien den höchs-ten Wert erreichen. Während die be -fragten Kolumbianer mit 58 Prozentweit überdurchschnittlich über eineGründungsidee verfügen, bewegen sichdie Anteile in Polen bei 39 Prozent, inArgentinien bei 36 Prozent und in denanderen Ländern etwa zwischen etwasüber einem Viertel und annäherndeinem Drittel. Zwar geben die als ver-

gleichsweise überdurchschnittlich grün-dungsgeneigt zu bezeichnenden Studie-renden in Kolumbien auch den kürzes-ten Gründungszeitpunkt und nachdenen in Chile die zweithöchste Grün-dungswahrscheinlichkeit an, jedoch istbei ihnen neben dem Motiv der Ideen-verwirklichung auch das Notgründungs-motiv am stärksten ausgeprägt. Dasallerdings schließt nicht zwangsläufiginnovative Geschäftsideen aus, da not-getriebenes und chancengetriebenesEntrepreneurship miteinander vereinbarsein können.

Die Studierenden in Spanien mit dervergleichsweise schwächsten Grün-dungsneigungsausprägung – nachDeutschland – und eher geringer Exis-tenz von Gründungsideen geben den-noch den zweitfrühesten beabsichtigtenGründungszeitpunkt an, wobei das Not-gründungsmotiv im Ländervergleicham zweitschwächsten und das Selbst-verwirklichungs- sowie das Ideenver-wirklichungsmotiv am schwächstenausgeprägt sind. Dieser relativ frühintendierte Gründungszeitpunkt in Spa-nien kann möglicherweise dadurchbedingt sein, dass ein hoher Anteil derStudierenden auch bereits unmittelbarnach dem Studium als Nachfolgeunter-nehmer von bereits existierendenUnternehmen eingeplant ist, was sichzumindest teilweise in den höchstenAnteilen an Unternehmern im privatenUmfeld und an der Beschäftigung mitEntrepreneurship von mehr als einemJahr widerspiegelt.

Um die Ideengenerierung zu fördern,sind die Studierenden studienbegleitendund interdisziplinär mit Entrepreneur-ship zu konfrontieren. Sie benötigeneine frühzeitige Gründungssensibilisie-rung und die Vermittlung von Grün-dungskompetenzen, um bereits wäh-rend ihrer Ausbildungsphase aktivernach unternehmerischen Opportunitä-ten zu suchen und schließlich Ge -schäftsideen zu entwickeln. Die hohenAnteile der Gründungslaien, die insechs der befragten Länder, exklusiveBrasilien und Kolumbien, mehr als dieHälfte der Studierenden repräsentieren,

Ausgewählte Forschungsergebnisse derGESt-Studie wurden bereits in renom-mierten Journals und Büchern in denvergangenen Jahren veröffentlicht.Darüber hinaus wurden Teilergebnisseauf einer Vielzahl von internationalenKonferenzen vorgetragen und disku-tiert. Neben der Vorstellung und derDiskussion der Forschungsergebnissedienten die Konferenzbesuche auch derKontaktknüpfung und Kontaktintensi-vierung zur weiteren internationalenAusweitung der GESt-Studie.

Ausgewählte Ergebnisse in ver -schiedenen Ländern

Das Gründungsklima im jeweiligenbefragten Land wird in den lateinameri-kanischen Ländern tendenziell besserwahrgenommen als in den europäi-schen Ländern, wobei in Argentinienund insbesondere in Spanien jeweilsunterdurchschnittliche Bewertungenabgegeben werden. Die Studierenden inLateinamerika weisen nicht grundsätz-lich höhere Gründungsambitionen auf,da auf Brasilien und KolumbienDeutschland sowie Ungarn mit minimalhöheren Werten als Argentinien folgen.

Die brasilianischen Studierenden befin-den sich zum großen Teil bereits in spä-teren Phasen des Gründungsprozesses,was vor allem auf ihren höchsten Anteilan Gründungsvorbereitern zurückzu-führen ist. Interessanterweise geben sieeinerseits die geringste Gründungswahr-scheinlichkeit innerhalb der lateiname-rikanischen Gruppe an, welche auch inPolen geringfügig höher ist. Anderseitsist ihr intendierter Gründungszeitpunktder späteste innerhalb der untersuchtenLänder. Die Studierenden in den latein-amerikanischen Ländern verfügen inder Regel über höhere Gründungsambi-tionen als ihre Kommilitonen in Euro -pa, wobei Chile eine Ausnahme mitrelativ geringem Wert darstellt. Beimangedachten Gründungszeitpunktschwanken die Angaben innerhalb derbeiden kontinentalen Gruppen stark,so dass individuelle Ländergegebenhei-ten ausschlaggebend sein müssten.

RUDA/MARTIN/ASCÚA

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sind in diesem Zusammenhang alsChance zu betrachten, auch der Grün-dung gegenüber unvoreingenommeneund somit nicht gründungsabgeneigteStudierende als potenzielle Gründer zubetrachten und sie für die Gründung zusensibilisieren.

Die Hochschulen sind insgesamt gefor-dert, ein positives Gründungsklima ba -sierend auf einer zielgruppendifferen-zierten Entrepreneurship-Education undeiner zweckmäßigen Gründungsförder -infrastruktur an den Hochschulen zuetablieren und sämtliche Studierendeauch auf die Alternative der beruflichenSelbstständigkeit vorzubereiten bezie-hungsweise für Entrepreneurship zubegeistern. Um den Prozess von der Ide-ensuche bis hin zur Vermarktung vonGeschäftsideen und somit Innovatio-nen, Wirtschaftswachstum und dieSchaffung von Arbeitsplätzen durchGründungsunternehmen zu fördern,sind Maßnahmen der Gründungsunter-stützung an den Hochschulen nötig, dieden gesamten Gründungsprozess beglei-ten und auch Graduierte, nachdem siezunächst Berufserfahrungen gesammelthaben, weiterhin bei der Heranreifungzum Entrepreneur unterstützen. Fernersind, wie der Ländervergleich zeigt, beider Ausgestaltung von Gründungsunter-stützungsprogrammen unbedingt kultu-relle sowie länderspezifische Gegeben-heiten zu berücksichtigen.

Internationale Publikation

Kürzlich ist das Buch „Gründung undEntrepreneurship von Studierenden –GESt-Studie. Empirische Bestandsauf-nahme und Analyse in Europa undLateinamerika“, herausgegeben von denProfessoren Dr. Walter Ruda, Dr. RubénAscúa, Dr. Thomas A. Martin und M. A.Benjamin Danko, erschienen. Bei demneuen GESt-Werk dürfte es sich um einNovum handeln – ein wirtschaftswis-senschaftliches Werk, das gleichzeitig inden drei Sprachen Deutsch, Englischund Spanisch erschienen ist, also einwahrlich internationales Buch.

In dem Sammelwerk wird in acht Kapi-teln das Gründungsverhalten von Stu-dierenden aus den europäischen Län-dern Deutschland, Polen, Spanien undUngarn sowie aus den lateinamerikani-schen Ländern Argentinien, Brasilien,Chile und Kolumbien untersucht. Eineinführendes Kapitel in die Thematikund ein abschließender zusammenfas-sender internationaler Vergleich rundendieses Buchprojekt ab. Durch die simul-tane Veröffentlichung in Englisch, Spa-nisch und Deutsch wird sichergestellt,dass die Ergebnisse dieser internationa-len Studie einem breiten internationa-len Fachpublikum zur Diskussion zurVerfügung gestellt werden. ■

> Bestellungen über Prof. Dr. WalterRuda c/o Zentrum für Mittelstands-und Gründungsökonomie Amerikastr. 1, 66482 Zweibrücken oder per E-Mail ü[email protected] 978-987-657-969-8, 21,90 Euro

LiteraturDanko, B.; Ruda, W.; Martin, Th. A.; Ascúa, R.;

Gerstlberger, W.: Comparing entrepreneurialattributes and internationalization perceptionsof business students in Germany before andduring the economic crisis. In: Current Issues inInternational Entrepreneurship. The McGillInternational Entrepreneurship Series. Ed. H.Etemad, T. K. Madsen, E. Rasmussen, und P.Servais. Cheltenham, Northampton, MA:Edward Elgar 2013, S. 317–345.

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Ruda, W.; Schu, B.: The Pre-Start-Up Process of Stu-dents in Germany – An Empirical Study. In:Scientific Entrepreneurship. Reflections on Suc-cess of 10 Years exist. Hrsg. Ruda, W.; Schu, B.:The Pre-Start-Up Process of Students in Germa-ny – An Empirical Study. In: Scientific Entrepre-neurship. Reflections on Success of 10 Yearsexist. Hrsg. H. F. O. von Kortzfleisch. Lohmar,Köln 2011, S. 253–281.

GRÜNDUNG UND ENTREPRENEURSHIP VON STUDIERENDEN

DNH 6 ❘ 2016

178 HENZE

Das Lernen fördern Gründung des internationalen und inter-disziplinären Netzwerks „Brokering Inter-cultural Exchange: Interrogating the Roleof Arts and Cultural Management“

Über die Wichtigkeit von Netzwerkenin einer globalen Welt ist seit Castellsviel geschrieben worden, aber erst inden letzten Jahren scheint der Netz-werkgedanke richtig Fahrt aufgenom-men zu haben – zumindest in der For-schungsförderung. Diese zeitliche Ver-zögerung muss vor dem Hintergrundverwundern, dass gerade Wissenschaftund Forschung kaum an Ländergrenzenhaltmachen. Ein Forschungsvorhaben,das sich mit den Auswirkungen der Glo-balisierung und Migration auf das Kul-turmanagement und die Kulturmanage-mentlehre befasst, muss schon denk -notwendig international wie aber auchinterdisziplinär sein. Und ein solchesVorhaben treibe ich gemeinsam mitmeinen Kolleginnen Dr. Victoria Durrervon der Queen’s University Belfast,Großbritannien, und Ina Ross von derNational School of Drama in Neu-Delhi,Indien, voran. Unsere Idee, entstandenbeim „Netzwerken“ im Jahr 2015 aufder Konferenz „Cultural Managementwithout Borders“ an der HochschuleHeilbronn, ist es, nicht nur über Län-dergrenzen, sondern auch über dieengen Grenzen der eigenen Disziplinhinaus ein Netzwerk von Wissenschaft-lern und Praktikern aufzubauen, dasüber einen Zeitraum von knapp zweiJahren zusammenarbeitet und sich inregelmäßigen Abständen in Deutsch-land und Großbritannien trifft.

Zu den bisher geplanten fünf „Seminarsessions“ wird ein Kernteam von zwölfWissenschaftlern und Praktikern ausKulturinstitutionen und der Kulturver-waltung verschiedener Ländern anrei-sen. Weitere Gäste und Referenten wer-den je nach Schwerpunktthema wiekulturelle Identitäten, Institutionen inpostkolonialen Kontexten, Ausbildung

einer zunehmend heterogenen Studie-rendenschaft über „Call for papers“gesucht und zu den Treffen eingeladen.Beratend steht uns ein Advisory Com-mittee zur Seite, das Vorschläge fürReferenten macht, auf wichtige Litera-tur oder Projekte hinweist und in denjeweiligen Communities auf das Netz-werk aufmerksam macht. Uns ist esbesonders wichtig, auch zahlreiche Kol-leginnen und Kollegen aus Ländern desglobalen Südens mit in unsere Arbeiteinzubeziehen und zu den Netzwerk-treffen zu laden. Zu lange wurden die indiesen Ländern vorhandenen Kompe-tenzen, die durchaus dazu beitragenkönnen, derzeit in Europa bestehendeHerausforderungen zu bewältigen, mar-ginalisiert. Zu Community-Develop-ment-Konzepten, dem Umgang miteiner inhomogenen Zuschauergruppe,dem Potenzial von Vielfalt oder derIntegration von Flüchtlingen und Mig-ranten in das kulturelle Leben könnenbeispielsweise Kulturmanager aus Süd -amerika, Afrika oder dem arabischenRaum viel beitragen.

Im Fokus der Arbeit stehen unter ande-rem folgende Fragen: Wie kann, sollund muss Kunst und Kultur auf gesell-schaftliche Prozesse reagieren? Waskann Kunst leisten, was soll sie leisten,muss sie überhaupt etwas leisten? Rea-giert die Kulturszene nur auf gesell-schaftliche Veränderungen oder entwi-ckelt sie auch die so dringend benötig-ten Zukunftsvisionen für plurale Gesell-schaften? Welche Bedeutung, aber auchwelche Berechtigung haben partizipati-

Prof. Dr. Raphaela HenzeMBAHochschule HeilbronnCampus KünzelsauReinhold-Würth-HochschuleDaimlerstraße 3574653 Kü[email protected]

Raphaela Henze

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179NETZWERK „BROKERING INTERCULTURAL EXCHANGE“

ve Projekte? Wie gehen wir in interna-tionalen und transkulturellen Kontex-ten mit verschiedenen Kunst- und Kul-turbegriffen um und wie vermeiden wireinen immer noch zu weit verbreitetenKulturimperialismus, der beispielsweiseradikalen Islamisten in die Hände spie-len kann?

Die Agenden für die Treffen an Standor-ten der Netzwerkmitglieder werden imVorhinein von den drei Netzwerk-Grün-derinnen festgelegt, ebenso wie die Lite-ratur, die zur Vorbereitung auf diegemeinsame Arbeit an alle Teilnehmerdistribuiert wird. Die Treffen, die wir alsintensive Arbeitstreffen verstehen, bein-halten Vorträge von internationalenExperten aus Wissenschaft und Praxis,aber auch Workshops, Poster- undIdeen findungssessions. Um nicht inkonventionelle Konferenzformate zuverfallen – bei denen Inhalte zuneh-mend zur Marginalie werden – und Dis-kussion und Austausch zu ermöglichen,ist die Teilnehmerzahl pro Seminar aufmaximal 25 Personen begrenzt. Den-noch sollen immer wieder auch Dokto-randen oder Studierenden der teilneh-menden Institutionen die Teilnahme anden Treffen und damit einhergehendder Austausch mit Experten ermöglicht werden.

Die Ergebnisse, Inspirationen und Anre-gungen, die aus der gemeinsamenArbeit resultieren, werden im Anschlussan die durch die Würth-Stiftung geför-derte Auftaktveranstaltung am 16. und17. Januar 2017 an der HochschuleHeilbronn auf einer eigenen Webseiteöffentlich gemacht. Diese Webseite inenglischer Sprache ist wichtig , da nurso die große und unübersichtliche,internationale Zielgruppe bestehend ausKulturmanagern und Wissenschaftlernverschiedener Disziplinen erreicht wer-

Es gilt, weiter- und vorzudenken, wie unser Zusammenleben in durch Migration und Diversität zunehmend

hybriden Gesellschaften zukünftig gestaltet werden kann. Dieses Weiterdenken beinhaltet auch ein Lernen

von und mit anderen.

den kann. Neben Literatur und ggf.Vorlesungen werden praktische Infor-mationen bereitgestellt, die Kulturma-nagern bei ihren Internationalisierungs-bestrebungen helfen können, wie bei-spielsweise Informationen zu Förder-quellen, Stipendiengebern, Residenzen,Partnerorganisationen, weiteren Netz-werken, Experten, Call for papers. Überdiese Webseite sollen sich möglichstviele am internationalen Kulturmanage-ment Interessierte vernetzen und aus-tauschen können.

Im Frühjahr dieses Jahres haben Victo-ria Durrer und ich einen aufwendigenForschungsförderungsantrag beim Arts& Humanities Research Council inGroßbritannien für unser Netzwerk„Brokering Intercultural Exchange:Interrogating the Role of Arts and Cul-tural Management“ gestellt. Die zeitin-tensive Vorbereitung und die gesamteKommunikation, auch mit unserer Kol-legin aus Indien, fand über drei Zeitzo-nen hinweg ausschließlich digital überGoogle Hangouts statt.

Der Netzwerkgedanke, die Interdiszipli-narität und die Aktualität des Themashaben die Peers überzeugt. Die bean-tragte Fördersumme, mit der imWesentlichen die Reisekosten aller Teil-nehmer und Redner zu unseren Treffenin Künzelsau, Berlin, Belfast und Lon-don finanziert werden, wurde uns nacheinem kompetitiven Peer-review-Verfah-ren vollumfänglich gewährt. Der derzei-tige Einbruch des britischen Pfundszwingt uns nun allerdings dazu, unserBudget nochmals anzupassen. Ein Peersprach davon, dass wir mit unseremVorhaben „Value for money“ liefern.

Die Ergebnisse unserer Arbeit sollen ineiner größeren Publikation sowie inAufsätzen in internationalen Journals

veröffentlich werden. Ganz wesentlichist bei einem Netzwerk auch der Gedan-ke, dass aus diesen Treffen herausimmer wieder neue Ideen für gemeinsa-me Vorhaben – auch in wechselndenBesetzungen – generiert werden. EinNetzwerk ist gerade kein Projekt miteinem klar definierten Ziel und entspre-chendem Ergebnisdruck, sondern sollImpulse geben, die auf lange Sicht dieWissenschaft und Lehre sowie in unse-rem Fall auch die Praxis beeinflussen.

Frühzeitig werden wir uns daher auchum Anschlussfinanzierung bemühenmüssen. Die Webseite soll gepflegt wer-den und auch weitere persönliche Tref-fen wären trotz der digitalen Möglich-keiten der Zusammenarbeit nicht nurwünschenswert, sondern notwendig.

Die uns bewegenden Themen wieMigration und Diversität haben großesPotenzial für neuen Formen der Kunstund für unsere Gesellschaften. Wirsehen es als die Aufgabe derjenigen inder Kultur, auf diese Herausforderungennicht nur ad hoc zu reagieren, sondernWeiter- und Vorzudenken, wie unserZusammenleben in zunehmend hybri-den Gesellschaften zukünftig gestaltetwerden kann. Dieses Weiterdenkenbeinhaltet auch ein Lernen von undmit anderen. Auf diesen gemeinsamenLernprozess lassen sich die Mitgliederdes Netzwerks „Brokering InterculturalExchange: Interrogating the Role of Artsand Cultural Management“ in dennächsten zwei Jahren ein.

Das Lernen zu fördern, scheint im 21.Jahrhundert eine weise und nachhaltigeEntscheidung, die zunehmend Beach-tung findet. ■

müssen weitere Untersuchungen durch-geführt werden, um ein klares Bild derBelastung zu bekommen. Gleichzeitigmuss bereits eine Umsetzung der ausdiesem Projekt gewonnenen Erkennt-nisse über Aufklärung und Weiterbil-dung der Betroffenen im Land erfolgen,z. B. über akademisch geschulte Men-schen wie Dr. Materu. Unser gemeinsa-mes Ziel ist es, aussagekräftige undanschauliche, dabei einfach anzuwen-dende Biotestsysteme in Tansania zuetablieren, um Beeinträchtigungen dervielfach genutzten Gewässer zu doku-mentieren und sowohl diejenigen, diebelasten, als auch jene, die belastet wer-den, zu einem Umdenken anzuregen.

Susanne Heise

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180 FH-TRENDS

HAW Hamburg

ForschungskooperationDeutschland – Tansania

Eine Forschungskooperation mit Tansa-nia mag bei dem einen oder anderenAssoziationen mit Grzimek und derSerengeti hervorrufen. Wir haben unsallerdings nicht um die großen Tieregekümmert, sondern um die Folgen derLandnutzung für die Gewässerqualität.In einem von der Schlumberger Foun-dation und dem DAAD geförderten Pro-jekt untersuchte Silvia Materu ausMorogoro, Tansania, an der Hochschulefür Angewandte Wissenschaften inHamburg in Zusammenarbeit mit derLeuphana Universität die Auswirkungenvon Pestiziden im Einzugsgebiet desKilombero. In diesem 40 000 km2 gro-ßen Überschwemmungsgebiet treffenverschiedene Nutzungsformen aufei-nander: Eigentlich eine Ramsar Site zwi-schen zwei Nationalparks mit einer ent-sprechend großen Vielfalt an Tierenhandelt es sich auch um eine derfruchtbarsten Regionen Tansanias, waszu intensivem Reis- und Getreideanbaugeführt hat. Der damit einhergehendePestizideinsatz ist gegenwärtig nichtkontrolliert und weder die Bauern nochdie übrige Bevölkerung sind sich derRisiken für Mensch und Umweltbewusst. Schädlingsbekämpfungsmittelund Herbiziden werden durch Erosionund Regenwasserablauf in Gewässer ein-getragen, die zum Baden, Waschen undzur Trinkwassergewinnung genutzt wer-den.

Im Rahmen des Projektes fuhr SilviaMateru mehrfach nach Tansania, um inder Nähe landwirtschaftlich genutzterFlächen mit Betreibern und Arbeiternüber die Handhabung von Agrochemi-kalien zu sprechen. Sie entnahm Bo -den-, Sediment- und Wasserproben, diesie in Deutschland chemisch ökotoxiko-logisch untersuchte. Ihre Felduntersu-chungen zeigten, dass mit Pestiziden im

Kilombero-Tal fahrlässig umgegangenwird. So werden Pestizide beim Einzel-verkauf verschüttet oder es kommt zumUmwelteintrag beim Befüllen der Spray-er bzw. durch das Säubern der Sprühge-räte in Gewässern. An ökotoxikologi-schen Hotspots, die von Materu identi-fiziert wurden, waren Pestizide in direk-ter Nähe von Flüssen und Feuchtgebie-ten angemischt worden.

Aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet,führte Materu Pionierarbeit durch. Es istwenig bekannt und publiziert wordenüber hydrologische Verhältnisse imÜberschwemmungsgebiet des Kilombe-ro, über Boden- und Sedimentqualitä-ten und über weitere Parameter, die dieBewertungen beeinträchtigen könnten.Dennoch waren die Untersuchungensinnvoll, denn neben den anschauli-chen, ökotoxikologischen Ergebnissenwurde die Handhabung der Pestizidezum Thema – bei den Leitern der Plan-tagen bzw. Gefängnissen, die Gefangenezur Feldarbeit abstellen.

Diese Thematisierung war nur möglich,weil Silvia Materu aus Tansania stammtund die Sprache spricht. Durch frühereGespräche hatte sie bereits das Vertrau-en der Plantagenbetreiber gewonnenund erhielt Zugang zu den Gebietenund Einblicke in Verbrauchsstatistiken.Silvia Materu wiederum konnte unsereExpertise in der Umweltbewertung nut-zen, um Hinweise auf eine Gefährdungvon Mensch und Umwelt zu erhalten.Eine Fortführung dieser Untersuchun-gen vor Ort wäre sinnvoll. ObwohlMateru inzwischen an die Sokoine Uni-versity of Agriculture in Morogorozurückgekehrt ist, wird es voraussicht-lich noch eine ganze Weile dauern,bevor sie ein ökotoxikologisches For-schungslabor aufbauen kann. Eine feh-lende Infrastruktur, aber auch einegeringe Gewichtung von Forschungsak-tivitäten im Vergleich zu Aufgaben inder Lehre stehen dem entgegen. Dabei

Silvia Materu (Mitte), ein örtlicher Führer (rechts) und einMitarbeiter der Plantage (links) bei der Planung der Pro-bennahme (Foto: Heise)

Hochschule Osnabrück

Wissenschaftliche Zusammen-arbeit mit Australien

Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sicheine akademische Physiotherapie auchin Deutschland etabliert. AkademischesMutterland in dieser Disziplin ist ein-deutig Australien, nicht nur weil hierseit über 30 Jahren die größte Berufsau-tonomie im Fach vorherrscht und früh-zeitig eine Evidence-based Practise ana-log zur Evidence-based Medicine etab-liert wurde, die ihren Ausdruck u. a. inder weltweit bekannten Forschungs-Datenbank Physiotherapy EvidenceDatabase (PEDro) findet, sondern weilnach wie vor die wichtigsten wissen-schaftlichen Impulse aus Australienkommen. Schon frühzeitig hat sich diePhysiotherapie an der HochschuleOsnabrück daher an den australischenStandards orientiert und aktiv Koopera-tionen in Forschung und Lehre gesucht.In dem über fünf Jahre vom DAADgeförderten Studiengang BSc. Interna-tional Physiotherapy beispielsweise ver-bringen Osnabrücker Studierende einAuslandsjahr an der PartnerhochschuleCurtin University Perth (CUP). ImGegenzug nehmen australische Studie-rende seit Jahren regelmäßig an einerInternational Summer School Physio-therapy in Osnabrück teil. Gemeinsa-mes Lehren bedingt hier auch gemein-sames Forschen.

In beiden Hochschulen besteht einbesonderes Interesse an Fragen derMusikergesundheit, insbesondere derenneuromuskuloskelettale Aspekte sowiechronischer Schmerzforschung im All-gemeinen. U. a. mittels DFG-Förderungkonnte in Osnabrück ein hochmoder-nes Bewegungslabor aufgebaut werden,das auch für deutsch-australische Multi-zenterstudien genutzt wird. Gegenwär-tig ist die Physiotherapeutin SoniaRanelli, PhD (CUP), im Rahmen eineseinsemestrigen PostDoc-Stipendiums(Endeavour) der australischen Regierung

als Gastwissenschaftlerin im Osnabrü-cker MotionLab damit betraut, System-unterschiede zum Bewegungslabor ander CUP zu identifizieren und Metho-den zu deren Überwindung zu entwi-ckeln, damit zukünftig Bewegungsana-lysen an Instrumentalisten nach einemgemeinsamen deutsch-australischenProtokoll durchgeführt werden können.In die Entwicklung dieses Protokolls istauch die Sydney University eingebun-den, zu der ebenfalls seit vielen Jahrenintensive Kontakte bestehen. Mit derdort ansässigen, weltweit führendenMusikerphysiotherapeutin BronwenAckermann, PhD, laufen ebenfalls Moti-on-tracking-Studien zur Analyse derBewegungsabläufe von hohen Strei-chern (Violonisten und Bratschisten).Ackermann wie Ranelli waren, wie zahl-reiche weitere Kollegen der CUP, vieleMale in der Osnabrücker Physiothera-pie-Abteilung und haben sich an klini-scher Patientenversorgung ebenso wiean Lehre und Forschung beteiligt. Letz-teres auch, weil sie als externe Koopera-tionspartner in das laufende sogenann-te Binnenforschungsprojekt MusikPhy-sioAnalysis eingebunden sind.

> (https:// www.hs-osnabrueck.de/binnenforschungsschwerpunkt-musikphysioanalysis/#c1453447).

Ziel dieses fünfjährigen Forschungspro-jektes, das mit 629.000 Euro gefördertwird, ist es, mögliche gemeinsameBewegungsmuster von zwei Gruppenvon Instrumentalisten abzubilden,nämlich die mit und die ohne spielbe-dingte bewegungsapparatassoziierteBeschwerden. Die Referenzinstrumen-tengruppen hohe bzw. tiefe Streicher,Pianisten und schließlich Blechbläserwerden dann daraufhin untersucht, obmögliche spezifische Gruppenunter-

schiede in den Bewegungsmusternerkennbar sind und diese es erlauben,daraus notwendige Prävention abzulei-ten. Die Ergebnisse sind für die musi-kerphysiotherapeutisch arbeitendenGruppen in Deutschland wie in Austra-lien von hoher Bedeutung.

Ausdruck der besonderen Beziehung zurCUP ist auch die Berufung von Profes-sor Bri Tampin, PhD, als Teilzeitprofes-sorin an die Hochschule Osnabrück.Tampin ist gleichzeitig auch Adjunkt-Professorin an der CUP und arbeitet alssogenannte Extended-Scope-Practitionerim Sir Charles Gairdner Hospital inPerth, wo sie ein klinisches Forschungs-projekt zur quantitativ sensorischenTestung leitet. Gegenwärtig ist der spie-gelbildliche Aufbau der benötigtenLaborausstattung in Osnabrück in Vor-bereitung, um auch hier Multizenterstu-dien durchführen zu können. Auch inein Projekt zur musikerphysiotherapeu-tischen Versorgungsforschung sind dieaustralischen Kolleginnen mit ihrerFachexpertise eingebunden. Der fachli-che Austausch wird durch Arbeitstreffenvor Ort in Osnabrück bzw. Perth undSydney ermöglicht, aber auch durchzahlreiche Scype-Meetings und dasregelmäßige Zusammentreffen auf derJahrestagung der Perfoming Arts Medi-cine Association (PAMA, www.arts-med.org) zuletzt in New York City.

Christoff Zalpour

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181FH-TRENDS

Zivilgesellschaftliche Impulsefür das Hochschulsystem: Zur Rolle der Hochschulräte

Zur Lösung der großen gesellschaftli-chen Herausforderungen wird diegesellschaftliche Aufgabe von Hoch-schulen aktuell intensiv diskutiert. DerWissenschaftliche Beirat der Bundesre-gierung Globale Umweltveränderungen(WBGU) verweist in seinem viel beach-teten Gutachten zur „Großen Transfor-mation“ (WBGU 2011) explizit auf diezentrale Rolle von Hochschulen (HS)und Wissenschaft, um die wissens -basierten gesellschaftlichen Suchprozes-se zur Gestaltung nachhaltiger, zu -kunfts fähiger Gesellschaften gezielt zuunterstützen. Gefordert wird ein neuesZu sammenspiel von Politik, Gesell-schaft, Wissenschaft und Wirtschaft(ebd., S. 26). Eine ähnliche Auffassungvertritt auch der Wissenschaftsrat in sei-nem Positionspapier zum Wissens- undTechnologietransfer. In Zukunft sei esnotwendig, „wissenschaftliches Wissenin Kooperation mit allen Akteuren derGesellschaft einschließlich wirtschaftli-cher Partner so breit wie möglich zurAnwendung zu bringen“ (WR 2016, S. 35 f.).

Hieran lässt sich die schon seit Länge-rem geführte Diskussion über gesell-schaftliche Aktivitäten von HS anknüp-fen (z. B. Schneidewind 2016). Unterdem Begriff der „Third Mission“ wirdseit den 1980er-Jahren diskutiert, dassHS über ihre Kernaufgaben Forschungund Lehre hinaus weitergehende gesell-schaftliche Aufgaben erfüllen sollen.Zunächst wurden hiermit ökonomischgeprägte Konzepte verbunden, wieUnternehmerische Hochschule, TripleHelix, Mode 2 (Roessler et al. 2015, S. 5)und Regionale Innovationssysteme(Henke et al. 2016, S. 7). In den letztenJahren wurden die Erwartungshaltun-gen an HS von verschiedenen gesell-

schaftlichen Gruppen deutlicher formu-liert (z. B. BUND 2012). Auch die Wis-senschaftspolitik erwartet zunehmendTransferaktivitäten und schreibt ent-sprechende Leistungen in Hochschul-verträgen fest. So hat sich das Aufga-benverständnis erweitert. Third Missionist heute ein Sammelbegriff, unter demvielfältige Aktivitäten von HS gefasstwerden, die auch nicht ökonomischenUrsprungs sein können, wie beispiels-weise Engaged University, Citizen Sci-ence und – nicht zuletzt verbunden mitdem WBGU-Gutachten – Aufgaben wietransformative, transdisziplinäre Wis-senschaft und Nachhaltige Hochschule(Henke et al. 2016, S. 6 ff.). Mit diesembreiten Verständnis, das auch nichtökonomische Herausforderungenumfasst, kommt insbesondere der Betei-ligung zivilgesellschaftlicher Akteureeine besondere Bedeutung zu.

Ein naheliegender Anknüpfungspunktkönnte die Beteiligung der Zivilgesell-schaft in Hochschulräten (HSR) sein.HSR sind Elemente eines neuen Steue-rungsmodells, das sich im Kontext deshochschulpolitischen Paradigmenwech-sels der 1990er-Jahre etabliert hat(Bogumil et al. 2007, S. 14). Sie sinddamit ein relativ neues Leitungsgremi-um, das – mit Ausnahme von Bremenund dem Sondermodell eines Landes-hochschulrates in Brandenburg – inallen Bundesländern eingeführt ist. EineKernfunktion der HSR, die quer zuderen anderen Aufgaben liegt, ist dasHineintragen gesellschaftlicher Anlie-gen in die HS. Sie sollen mit ihrer „ganzoder teilweise externen Besetzung eineBrücke in die Gesellschaft (…) bildenund die Hochschulen dabei (…) unter-stützen, ihre Verantwortung in der undfür die Gesellschaft wahrzunehmen“

Prof. Dr. Helga KanningAußerplanmäßige Profes-sorin für NachhaltigeRaum- und Umwelt -entwicklung an der LeibnizUniversität Hannover undGesellschafterin sustainifyGmbH – Institut für nach-haltige Forschung, Bildung,InnovationGroße Düwelstraße 2830171 [email protected]

Prof. Dr. Rudi KurzProfessor für Volks wirt -schaftslehre an der Hoch -schule PforzheimTiefenbronner Str. 6575175 [email protected]

Prof. Dr. Jens PapeProfessor für NachhaltigeUnternehmensführung in der Agrar- und Ernährungs -wirtschaft an der Hoch-schule für NachhaltigeEntwicklung Ebers waldeSchicklerstr. 516225 [email protected]

Jana Twarokwiss. Mitarbeiterin amFachgebiet NachhaltigeUnternehmensführung in der Agrar- und Ernährungs -wirtschaft an der Hoch-schule für NachhaltigeEntwicklung Ebers waldeSchicklerstr. 516225 [email protected]

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182 KANNING/KURZ/PAPE/TWAROK

Helga Kanning

Rudi Kurz

Jens Pape

Jana Twarok

(Behm, Müller 2010, S. 18). Doch wiestellt sich diese gesellschaftliche Funk -tion der HSR bisher dar? Welche Akteu-re und Gruppen sind vertreten, wie istdie Zivilgesellschaft beteiligt? DiesenFrage wird im Folgenden auf Basis einerUnter suchung des Bundes für Umweltund Naturschutz Deutschland (BUND)nachgegangen und abschließend wer-den Forschungs- und Handlungsbedarfformuliert.

Zentrale Ergebnisse der BUND-Studie

Als eine der größten zivilgesellschaftli-chen Organisationen in Deutschlandhat der BUND 2014 alle Wissenschafts-ministerien der 15 Bundesländer, dieHSR eingeführt haben, zu deren Rolleund der zivilgesellschaftlichen Beteili-gung befragt. Die Rücklaufquote betrugerfreuliche 100 Prozent. In einigen Fäl-len wurden die Fragen umfänglichbeantwortet, in einigen hingegen sehrknapp auf das entsprechende Landes-

Hochschulräte können eine Brücke in die Gesellschaft sein und die Third Mission unterstützen.

Welche Funktionen und gesellschaftlichen Gruppen vertreten Hochschulräte derzeit und welche Rolle

spielt mit Blick auf die Third Mission dabei die Zivilgesellschaft?

hochschulgesetz und die (autonomen)HS verwiesen. 2016 wurde daher vomBUND eine ergänzende Literatur- undDokumentenrecherche durchgeführt.Die letzte Vollerhebung aller Einrich-tungen des tertiären Bildungssektorsmit installiertem HSR fand 2007 durchdie Ruhr Universität Bochum (RUB)statt (Bogumil et al. 2007). In denFolgeerhebungen der RUB in den Jah-ren 2010 und 2014 wurden hingegennur Universitäten (Unis) erfasst, Fach-hochschulen (FH) wurden nicht analy-siert. Die Ergebnisse der BUND-Studiekönnen daher lediglich mit den Ergeb-nissen der RUB-Studie aus dem Jahr2007 verglichen werden – hier kann dieHerkunft der Mitglieder der HSR anUnis und an FH auch differenziertbetrachtet werden.

Aufgaben und Kompetenzen der Hochschulräte

Bundesland- und z. T. auch hochschul-spezifisch sind HSR mit sehr unter-

schiedlichen Kompetenzen sowohl aufSachebene als auch im Bereich perso-neller Entscheidungen ausgestattet. ImBereich der Sachentscheidungen unter-scheiden Bogumil et al. (2013) die inTabelle 1 dargestellten wichtigen Ein-flussmöglichkeiten. Die Kompetenzender HSR können grundsätzlich in Bera-tungs-, Aufsichts- und Entscheidungs-funktionen unterschieden werden,wobei eine Beschränkung des HSR aufeine beratende Funktion als schwächsteKompetenzausprägung anzusehen ist,wohingegen eine Aufsichts- oder Ent-scheidungsfunktion auf eine hohe Rele-vanz verweist (Bogumil et al. 2013). Zurvergleichenden Darstellung der Rele-vanz bzw. des Einflussgrades von HSRstellt Tabelle 1 die Kompetenzen derHSR mit Bezug auf Jochheim et al.(2016) gewichtet dar.

Mit der nach Jochheim et al. (2016)vorgenommenen Gewichtung sind derHSR der Universität des Saarlandes mitden weitreichendsten (14 Pkt.) und die

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183ZIVILGESELLSCHAFTLICHE IMPULSE FÜR DAS HOCHSCHULSYSTEM

Tabelle 1: Zusammenfassende Darstellung der Kompetenzen der Hochschulräte nach Bundesländern (eigene Darstellung)

DNH 6 ❘ 2016

184

Zeitpunkt rund die Hälfte aller HSR-Mit-glieder aus der Wirtschaft, 15 Prozentaus der Wissenschaft, 11 Prozent ausden Bereichen Kunst/Kultur und Me -dien und rund 12 Prozent aus der Poli-tik oder aus Gewerkschaften und berufs-ständigen Organisationen.

Einzelne Bundesländer wie etwa Bayernund Nordrhein-Westfalen betonen dieWichtigkeit einer zum Profil passendenfachlichen Expertise der Mitglieder.Schleswig-Holstein erwähnt explizit dieOption, dass es sich bei den HSR-Mit-gliedern auch um renommierte Persön-lichkeiten aus dem Ausland handelnkönne.

Nach der Erhebung der RUB 2007 wa -ren ein Drittel der externen HSR-Mit-glieder an Unis Persönlichkeiten aus derWirtschaft. An FH (46 Prozent), priva-ten HS (47 Prozent) und TechnischenUnis (48 Prozent) lag der Anteil un -gleich höher (Bogumil et al. 2007, S. 27,siehe Abbildung 1). Grund für diehöhere Präsenz von Wirtschaftsvertre-tern an diesen Hochschulformen könn-te nach Angabe der Autoren in einergrößeren Wirtschaftsnähe der dort ver-

tretenen Studiengänge liegen. Mit 77Prozent dominierten dabei an UnisGroßunternehmen, während an FH die-ser Anteil mit 52 Prozent deutlich gerin-ger ausfällt. 41 Prozent aller HSR-Mit-glieder aus dem Wirtschaftsbereich ver-treten an FH kleinere und mittlereUnternehmen, an Unis sind dies ledig-lich 15 Prozent (ebd., S. 27).

Weitere Vertreter aus der Gesellschaftwaren an Technischen Unis und priva-ten HS vor allem ehemalige Spitzenpoli-tiker. An FH war der hohe Anteil an Kir-chen- und Wohlfahrtsverbänden auffal-lend, zudem waren vor allem Vertreterder Industrie- und Handelskammerntätig. Gewerkschaftsmitglieder waren inallen Hochschulformen sehr gering ver-treten (Bogumil et al. 2007, S. 27).

Einer wissenschaftlichen Herkunftwaren an Unis 37 Prozent der externenHSR-Mitglieder zuzuordnen, an FH 29Prozent, an Technischen Unis 17 Pro-zent und an privaten HS 11 Prozent. ImZeitreihenvergleich der Jahre 2007,2010 und 2014 ergibt sich an Unis einesignifikante Steigerung des Anteils vonVertretern aus der Wissenschaft zu Las-

HSR in Baden-Württemberg (13 Pkt.)sowie in Hamburg (12 Pkt.) mit um -fangreichen Befugnissen ausgestattet.Dabei besitzen die HSR in Baden-Würt-temberg in vier Bereichen Entschei-dungsbefugnisse, während dies bei derUniversität des Saarlandes nur bei derErstellung der Strukturpläne und bei derWahl bzw. Abwahl des Rektorats derFall ist. Allerdings ist der HSR in allenanderen Bereichen mit einer Aufsichts-funktion ausgestattet, sodass hier eineEinflussnahme in allen strategischenKernbereichen der akademischen Selbst-verwaltung gegeben ist. Mit zwei Punk-ten sind der HSR Mecklenburg-Vorpom-merns und mit jeweils drei Punkten dieHSR Niedersachsens (staatl. HS), der FHdes Saarlandes und die HSR Sachsen-Anhalts mit jeweils drei Punkten soschwach konzipiert, „dass es eher einemberatend angelegten Beiratsmodellgleicht“ (Behm, Müller 2010, S. 35 f.).

Zusammensetzung der Hochschulräte

Hinsichtlich der Besetzung lassen sichin Deutschland zwei Modelle unter-scheiden: erstens rein extern besetzteund zweitens gemischt besetzte HSR. Inden Ländern, in denen den HS dieBesetzungsform freigestellt ist, entschei-den sich diese mehrheitlich für dasduale Modell (Bogumil et al. 2007, S. 23).

Im Rahmen der Befragung des BUNDmachten die wenigsten Ministerienkonkrete Angaben zum beruflichenHintergrund der Mitglieder der HSRbzw. zu deren prozentualer Zusammen-setzung. In der Regel wurde auf die sehrallgemein gehaltene gesetzliche Vorgabeverwiesen. Danach sind die (externen)Mitglieder Persönlichkeiten aus denBereichen Wirtschaft, Wissenschaft,Kunst und Kultur oder beruflicher Pra-xis und fungieren dabei nicht als Vertre-ter von gesellschaftlichen Interessen-gruppen, sondern als Einzelpersönlich-keiten (Jochheim et al. 2016, S. 203).Lediglich das Ministerium Baden-Würt-tembergs machte detaillierte Aussagenzur Herkunft der HSR-Mitglieder basie-rend auf einer umfassenden Erhebungin 2012. Demnach stammten zu diesem

KANNING/KURZ/PAPE/TWAROK

Abbildung 1: Verteilung der Vertreter aus Politik und Interessengruppen differenziert nach Hochschulart(Bogumil et al. 2007, S. 28)

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ten „anderer“ Vertreter aus der Gesell-schaft (siehe Tabelle 2).

Fazit, Forschungs- und Handlungs -bedarf

Obwohl weitgehend Einigkeit über Not-wendigkeit und Vorteile einer stärkerenÖffnung der HS für Impulse aus derGesellschaft besteht, ist eine solche Öff-nung in der Breite bislang kaum fest-stellbar. Zwar hat der HSR nicht in allenBundesländern den gleichen Stellen-wert, doch wird er als Brücke in dieZivilgesellschaft generell kaum genutzt.Aus der Gesellschaft sind vor allemUnternehmensvertreter beteiligt. AnUnis ist zudem eine zunehmende Zahlvon Mitgliedern aus der Wissenschaftfestzustellen, d. h. eine Tendenz zurückzur „Selbststeuerung“ des Wissen-schaftssystems. Insgesamt ist die „Diver-sity“ gering, es fehlen insbesondere Ver-treter aus der Zivilgesellschaft, sei esvon Einzelpersonen oder aus der orga-nisierten Zivilgesellschaft.

An diesem Status quo dürfte sich inabsehbarer Zeit kaum etwas ändern,denn hochschulexterne Mitglieder sol-len per definitionem Einzelpersönlich-keiten sein und nicht als Vertreter vongesellschaftlichen Interessengruppenfungieren. In den befragten Landesmi-nisterien gibt es daher keine Bestrebun-gen, bei der Besetzung der HSR in Zu -kunft auch zivilgesellschaftliche Organi-sationen zu beteiligen. Wenn also Top-down aus den Ministerien keine Initia-tiven zu erwarten sind, ist die Initiativeder HS selbst gefragt, die bei der Beset-zung der HSR ein Mitwirkungsrechthaben. Sie sollten dabei insbesondereprüfen, inwieweit ihr spezifisches Leit-bild eine zivilgesellschaftliche Öffnunggeradezu zwingend erscheinen lässt.Vielfach kommen darin Begriffe wie„gesellschaftliche Verantwortung“ vor,bleiben aber für die Hochschulsteue-rung dann offenbar folgenlos.

Zu vermuten ist, dass ein Zusammen-hang besteht zwischen der Offenheiteiner HS für zivilgesellschaftlicheImpulse und der gesellschaftlichen Rele-vanz ihres „Outputs“ in Forschung und

Lehre. Inwieweit werden gesellschaftli-che Probleme aufgegriffen und einerLösung zugeführt? Welche Rolle spieltdiese Art von „Impact“ in einer HS imVergleich zum „Impact-Factor“ vonJournals? Selbstverständlich kann eineeinzelne HS die Koordinaten des Wis-senschaftssystems nicht verschieben,aber sie kann ihre Positionierung imFeld von „Rigour“ und „Relevance“beeinflussen. Strategische Entscheidun-gen und Anreizmechanismen dafür wer-den auch im HSR gestaltet. Ob sichletztlich ein kausaler Zusammenhangzwischen der zivilgesellschaftlichenBeteiligung im HSR und der gesell-schaftlichen Relevanz einer HS nach-weisen lässt, ist fraglich. Ganz eindeutigfehlt jedoch HSR ohne zivilgesellschaft-liche Beteiligung ein potenziellerImpulsgeber.

Angesichts der großen gesellschaftli-chen Herausforderungen wird dieReform des Hochschulsystems zu einerdrängenden Aufgabe. Weder die Aus-richtung auf abstrakten wissenschaftli-chen Erkenntnisfortschritt allein, nochdie Ausrichtung auf ökonomische Fra-gestellungen und die betriebliche Praxissind in dieser Situation ausreichend.Ein „Change-Agent“ zur Beschleuni-gung des Wandels in den HS könntenHSR sein. Im vorliegenden Beitragkonnten nur einige Aspekte zu derenRolle diskutiert werden. Es sind drin-gend weitergehende Untersuchungenerforderlich, denn die Datenbasis istschwach. Hierfür ist nicht zuletzt dieHochschul- und Wissenschaftspolitikaufgefordert, entsprechende Weichen zustellen. ■

LiteraturBehm, Britta; Müller, Ulrich: Erfolgsfaktoren für

Hochschulräte. In: Meyer-Guckel, Volker;Winde, Mathias; Ziegel, Frank (Hrsg.): Hand-buch Hochschulräte. Denkanstöße und Erfolgs-faktoren für die Praxis, Essen 2010, S. 16–105.

Bogumil, Jörg; Heinze, Rolf. G.; Grohs, Stephan;Gerber, Sascha: Hochschulräte als neues Steue-rungsinstrument? Eine empirische Analyse derMitglieder und Aufgabenbereiche. Abschluss-bericht der Kurzstudie, 2007.http://www.boeckler.de/pdf_fof/S-2007-981-5-1.pdf (Abruf am 10.05.16).

Bogumil, Jörg; Burgi, Martin; Heinze, Rolf G.; Ger-ber, Sascha; Gräf, Ilse-Dore; Jochheim, Linda;Schickentanz, Maren; Wannöffel, Manfred:Modernisierung der Universitäten. Umsetzungs-stand und Wirkungen neuer Steuerungsinstru-mente, Berlin Edition Sigma, 2013.

BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz: Nach-haltige Wissenschaft. Plädoyer für eine Wissen-schaft für und mit der Gesellschaft = BUNDDiskussionspapier, Berlin 2012.

Henke, Justus; Pasternack, Peer; Schmid, Sarah:Third Mission bilanzieren. Die dritte Aufgabeder Hochschulen und ihre öffentliche Kommu-nikation = HoF-Handreichungen 8, Beiheft zu„die hochschule“, 2016.

Jochheim, Lind, Bogumil, Jörg, Heinze, Rolf G.:Hochschulräte als neues Steuerungsinstrumentvon Universitäten? Eine empirische Analyseihrer Wirkungsweise. In: dms – der modernestaat – 9. Jhg., Heft 1/2016, S.203–225.

Roessler, Isabel; Duong, Sindy; Hachmeister, Cort-Denis: Welche Missionen haben Hochschulen?Third Mission als Leistung der Fachhochschulenfür die und mit der Gesellschaft, ArbeitspapierNr. 182, 2015.

Schneidewind, Uwe: Die „Third Mission“ zur „FirstMission“ machen? In: die hochschule 1/2016,S. 14–22.

Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung glo-bale Umweltveränderungen WBGU: Hauptgut-achten. Welt im Wandel Gesellschaftsvertragfür eine Große Transformation. Zusammenfas-sung für Entscheidungsträger. Berlin, 2011.

Wissenschaftsrat: Wissens- und Technologietransferals Gegenstand institutioneller Strategien –Positionspapier (Drs. 5665-16), 2016.

ZIVILGESELLSCHAFTLICHE IMPULSE FÜR DAS HOCHSCHULSYSTEM

2007 2010 2014

Wissenschaft 37 % 41 % 44 %

Wirtschaft 36 % 36 % 34 %

Politik und Interessengruppen 12 % 16 % 13 %

andere 15 % 7 % 9 %

Tabelle 2: Herkunft der externen Hochschulratsmitglieder in Universitäten im Zeitreihenvergleich (Jochheim et al. 2016, S. 214)

des Wissenschaftsrates und der Hoch-schulrektorenkonferenz (HRK) an dieBundesländer und den Bund, zusätzli-che Mittel für die Personalentwicklungan HAWs und FHs bereitzustellen. Diesesollten analog zum für die Universitä-ten beschlossenen Programm zur Förde-rung des wissenschaftlichen Nachwuch-ses in der Größenordnung von 1 Milli-arde Euro über 15 Jahre gefördert wer-den. Zaby kündigt für 2017 einedeutschlandweite Kampagne zu denneuen Wegen in die HAW-/FH-Professu-ren an.

Die UAS7 e. V. ist der Zusammenschlussvon sieben großen deutschen Fach-hochschulen. Als Qualitätsgemeinschaftund Benchmarking-Club entwickelnsich die Hochschule für Wirtschaft undRecht Berlin, die Hochschule Bremen,die Hochschule für Angewandte Wis-senschaften Hamburg, die TechnischeHochschule Köln, die Hochschule Mün-chen, die FH Münster und die Hoch-schule Osnabrück miteinander undaneinander weiter.

Die Hochschulallianz für den Mittel-stand, ein bundesweiter Hochschulver-bund, versteht sich als Netzwerk zwi-schen Wirtschaft und Wissenschaft undvertritt die Belange anwendungsorien-tierter Hochschulen in ihrer Funktionals Partner des Mittelstands gegenüberPolitik und Gesellschaft.

Christiane Taddigs-Hirsch Hochschule München

Kontakt: UAS7 (German Universities of AppliedSciences), Claus Lange, [email protected] für den Mittelstand,Andreas Moegelin,[email protected]

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186 FH-TRENDS

UAS7 / Hochschulallianz

Die Professuren an HAW undFH attraktiv machen

Der Wissenschaftsrat gab im Oktober2016 in Berlin Empfehlungen für struk-turelle Reformen bei der Personalgewin-nung für HAW-/FH-Professuren heraus.Die Hochschulverbünde UAS7 und„Hochschulallianz für den Mittelstand“,die 17 deutsche Hochschulen mit rund200.000 Studierenden vertreten, begrü-ßen und unterstützen die Vorschlägefür neue Qualifizierungswege in dieseProfessuren.

Vierzig Prozent aller Professuren inDeutschland sind Professuren an Leh-rende an Hochschulen für angewandteWissenschaften (HAW) und Fachhoch-schulen (FH). Doch vor Ort mangelt esbei Neubesetzungen oft an Bewerberin-nen und Bewerbern, die die Vorausset-zungen einer zugleich wissenschaftli-chen und außerhochschulisch berufs-praktischen Erfahrung erfüllen. Das giltvor allem für die Ingenieur- und Wirt-schaftswissenschaften sowie für einigesich akademisierende Berufsfelder, wiebeispielsweise die Pflegewissenschaften.

Empfehlungen für alternative Qualifizierungen

Das Gutachten des Wissenschaftsratesempfiehlt, alternative Qualifizierungs-möglichkeiten für Stellenanwärter anHAW und FH zu fördern. Es gehedarum, neue HAW- und FH-Qualifizie-rungsmodelle zu etablieren und als Kar-rierewege bekannt zu machen. DieHochschulverbünde UAS7 und „Hoch-schulallianz für den Mittelstand“ haltenan der Doppelqualifikation in wissen-schaftlicher und außerhochschulischerBerufspraxis als Qualitätsmerkmal derHAW-/FH-Professuren fest. Und siebegrüßen die Vorschläge des Wissen-schaftsrates: Kooperationsplattformenmit der Praxis und mit Universitäten,innovative strukturierte Zugangswege,

wie „Professional-Tenure-Tracks“, Tan-dem-Programme oder „Shared-Profes-sorships“.

Neue Wege zur HAW-/FH-Professur

Hans-Hennig von Grünberg, Vorstands-vorsitzender der Hochschulallianz fürden Mittelstand und Präsident derHochschule Niederrhein, sagt zur Rolledes Professional-Tenure-Track-Modells:„Die Hochschulallianz für den Mittel-stand hält es für notwendig, dass einstrukturierter, vorab bekannter und alsoplanbarer Karriereweg zwischen erfolg-reicher Promotion und dem ersten Rufan eine HAW entwickelt und imple-mentiert wird.“ Bewerber könnten sichso in einem durch die Hochschule qua-litätsgesicherten Tenure Track auf ihreHAW-Professur, auf die praxisorientierteLehre und angewandte Forschung vor-bereiten.

Auch für weitere kooperative Promo -tionskollegs sprechen sich die beidenHochschulverbünde aus, um es berufs-praktisch qualifizierten Personen zuermöglichen, sich in anwendungsnahenForschungen wissenschaftlich zu quali-fizieren.

Prof. Dr. Andreas Zaby, Vorstandsvorsit-zender von UAS7 und Präsident derHochschule für Wirtschaft und RechtBerlin, ergänzt: „Um mehr qualifizierteBewerbungen zu erhalten, benötigenwir, neben dem traditionellen Zugang,innovative Wege zur Fachhochschulpro-fessur. Diese Bausteine sollten je nachwissenschaftlicher Disziplin oder auchnach regionalen Besonderheiten flexibelvon den Fachhochschulen ausgewähltwerden können. Wir brauchen dafürein Maßnahmenbündel.“

Unterstützung durch Bund und Ländergefordert

Beide Hochschulverbünde stellen sichausdrücklich hinter die Forderungen

Berlin

Berliner Koalitionsetzt auf Fachhoch-schulen

Die wissenschaftspolitischen Akteureerkennen in zunehmendem Maße an,dass die Fachhochschulen mittlerweileeine tragende Rolle im deutschen Wis-senschafts- und Innovationssystem ein-nehmen. Die Hochschulrektorenkonfe-renz verabschiedete im Juni dieses Jah-res Empfehlungen „Zur Stärkung vonForschung und Entwicklung und deswissenschaftlichen Nachwuchses anFachhochschulen“, der Wissenschaftsratzog im Herbst mit Empfehlungen zuInstrumenten der Nachwuchsgewin-nung und -entwicklung an FHs nach.Nun formuliert auch die neue BerlinerKoalition in ihrem jüngst veröffentlich-ten Regierungsvertrag die Stärkung derFachhochschulen als ausdrücklichesVorhaben. Dies ist begrüßenswert – unddringend nötig.

Rund 40.000 Studierende zählen dievier staatlichen Berliner FH aktuell. DieNachfrage nach Studienplätzen steigt,die nach qualifizierten Absolventinnenund Absolventen auch. Die BerlinerWirtschaft, die Verwaltung und dergemeinnützige Sektor der „wachsenden

Stadt“ brauchen Fach- und Führungs-kräfte.

Trotz ihrer hohen Leistungsfähigkeitgehören die Berliner FHs zu den amschwächsten finanzierten HochschulenDeutschlands. Die Koalitionäre wollenin ihrer Regierungszeit die FHs ausbau-en. Noch sind die Maßnahmen unver-bindlich formuliert. Sie müssen 2017 inden neuen Hochschulverträgen konkre-tisiert werden. Die geplante Steigerungder Landesmittel um 3,5 Prozent proJahr wird voraussichtlich durch Tarif-,Besoldungs- und Versorgungssteigerun-gen vollständig aufgezehrt. Der Aufhol-bedarf ist zu groß. Schon jetzt ist klar:Mit der avisierten Erhöhung sind diezusätzlichen Leistungen, die man sichvon den FHs erwartet, nicht realisierbar.

Der Koalitionsvertrag setzt viele positi-ve Akzente. Der Aufbau von Stellen fürwissenschaftliche Mitarbeiter an FHnützt Forschung und Innovationstrans-fer in die Wirtschaft. Der Einstieg desLandes in die finanzielle Unterstützungder Gründungszentren und Start-upsaus der Wissenschaft hilft. Positiv fürdie FH ist auch der Ruf der Regierungs-parteien nach verbindlichen Ko opera -tionsregelungen bei Promotionen.

Offene Fragen bleiben: Studienabbrücheund Zwangsexmatrikulationen sollenabgebaut, Orientierungsphasen aufge-baut und das Qualitätsmanagementgestärkt werden. Wie die vorgesehenezusätzliche Beratung und Förderungfinanziert wird, ist unklar. Das Ziel,„Hürden“ beim Übergang vom Bachelorzum Master abzubauen, ist sinnvoll. Dieeigentliche Hürde liegt aber im Mangelan Masterstudienplätzen. Auch bei derverpflichtenden Einrichtung von Dauer-stellen für Daueraufgaben bei keines-wegs dauerhafter Finanzierung tragendie Hochschulhaushalte das Finanzie-rungsrisiko.

Die 2017 anstehenden Hochschulver-tragsverhandlungen bieten die Chance,Fehlsteuerungen zu korrigieren, Nach-besserungen wie bei Investitionsmittelnvorzunehmen. Die Berliner Fachhoch-schulen freuen sich darauf, Berlin ge -meinsam – und innovativ – zu gestalten.

Andreas Zaby

Der Autor ist Präsident der Hochschule fürWirtschaft und Recht (HWR) Berlin, Spre-cher der Fachhochschulen in der BerlinerLandesrektorenkonferenz sowie Vorsitzen-der der Hochschulallianz UAS7.

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187AUS BUND UND LÄNDERN

IMPRESSU

M

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Fundgrube

Wilhelm von Humboldt undEugen Schmalenbach im Inter-view mit der DNH

DNH: Sehr geehrte Herren, danke für Ihrestete Präsenz. Sie, Baron Humboldt, habenals preußischer Reformer maßgeblich dasseinerzeitige und damit auch noch das heu-tige Bildungssystem geprägt. Demgegenübergelten Sie, Herr Professor Schmalenbach,als bedeutendster Vertreter der ersten Gene-ration der Betriebswirtschaftslehre. WennSie beide aus heutiger Sicht auf Ihr Lebens-werk zurückblicken, welche Errungenschafterscheint Ihnen mit Blick auf die Hoch-schulen jeweils am wichtigsten?

Humboldt:Wie man es von einem ehe-maligen preußischen Staatsdiener er -warten würde, fällt meine Antwort hierkurz aus: Es ist dies die wissenschaftli-che Freiheit, Freiheit der Forschung undder Lehre, Freiheit der Hochschulenund der an ihnen Lehrenden.

Schmalenbach: Es erfüllt mich mitDankbarkeit, dass ich meinen beschei-denen Beitrag zur Etablierung der Be -triebswirtschaftslehre als wissenschaft-lich-akademisches Fach an den ab 1898gegründeten Handelshochschulen leis-ten durfte. Angehender Management-nachwuchs konnte damals an den Uni-versitäten ja nur Jura und Volkswirt-schaftslehre studieren. Ganz ähnlichlagen die Dinge zuvor schon an denTechnischen Hochschulen. Die dortentwickelten Ingenieurwissenschaftenmussten die universitäre Physik dochzunächst einmal wesentlich umgestal-ten.

DNH:Wo liegen Ihres Erachtens aktuell diegrößten Gefahren, die diesen Errungen-schaften drohen?

Humboldt: Abermals preußisch-kurzwürde meine Antwort nun „Ökonomi-sierung ökonomiefremder Lebensberei-

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188 BERICHTE/FUNDGRUBE

Digitale Lehre an Hochschulenin Gefahr – Hochschulen fürAngewandte Wissenschaftenin Baden-Württemberg undBayern lehnen neuen Rahmen-vertrag der VG Wort ab

Prof. Dr. Bastian Kaiser, Rektor derHochschule für Forstwirtschaft Rotten-burg und Vorsitzender der Hochschulenfür Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg (HAW BW e. V.), und Prof.Dr. Uta M. Feser, Präsidentin der Hoch-schule Neu-Ulm und Vorsitzende vonHochschule Bayern e. V., sind sich einig:„Wir lehnen einen Beitritt zum Rah-menvertrag zur Vergütung von Ansprü-chen nach § 52a UrhG ab.“

Der zwischen Kultusministerkonferenz(KMK), Bund und VG Wort geschlosse-ne Rahmenvertrag zur Nutzung urhe-berrechtlich geschützter Materialien inder digitalen Lehre wird den Praxisan-forderungen nicht gerecht. Der bürokra-tische Aufwand des Vertrags steht inkeinem Verhältnis zum möglichen Nut-zen für Lehrende und Studierende.

Dem neuen Rahmenvertrag soll jedeHochschule als Vertragspartner einzelnbeitreten. Statt der bisherigen pauscha-len Vergütung würde dann ab dem 1. Januar 2017 eine Einzelfallabrech-nung gelten. „Die Hochschulen stün-den damit ab Januar in der Pflicht,jeden genutzten Auszug aus einemBuch oder einer Zeitschrift zu erfassenund an die VG Wort zu melden“, merktProf. Dr. Feser an.

„Das im vorliegenden Rahmenvertragvereinbarte Verfahren ist für eine flä-chendeckende Umsetzung an denHochschulen viel zu aufwendig und inAnbetracht der entstehenden Kostenunverhältnismäßig“, ergänzt Prof. Dr.Kaiser. „Sollte es keine Nachbesserun-

gen geben, beeinträchtigen die geänder-ten Rahmenbedingungen die digitaleLehre an den Hochschulen stark“,befürchten die Vorsitzenden der beidenVerbünde. Wie Erfahrungen aus einemPilotprojekt gezeigt haben, werden diezur Verfügung stehenden Werkzeugeder digitalen Lehre durch die Anpas-sung der rechtlichen Rahmenbedingun-gen massiv beeinflusst und ihre Ver-wendung geht deutlich zurück.

„Die Hochschulen fordern von KMKund VG Wort kurzfristige Nachverhand-lungen über einen neuen Vertrag. Die-ser muss wieder ein Vergütungsmodellnach der bewährten Pauschalabrech-nung vorsehen“, sagt Prof. Dr. Feser.Sollte dies nicht gelingen, sehen dieHochschulen den Bund in der Pflicht.

Die Politik müsse über gesetzliche Neu-regelungen im Urheberrecht eine Bil-dungs- und Wissenschaftsschranke beider Verwendung elektronischer Textaus-züge vorsehen. „Nur durch ein verän-dertes Urheberrecht kann letztlich dergeforderten und erwünschten Digitali-sierung von Lehre und Forschung andeutschen Hochschulen in einer Wis-sens- und InformationsgesellschaftRechnung getragen werden“, betontProf. Dr. Kaiser.

Hochschule Bayern e. V.

che“ lauten. Allerdings habe ich alspreußischer Gesandter am HeiligenStuhl in Rom auch die südländischeAusführlichkeit kennengelernt: Es wargewiss damals unter napoleonischemDruck nicht leicht, den einen oder an -deren Vertreter des deutschen Idealis-mus auf die Berufungsliste meiner Berli-ner Universität zu bringen, aber ichwäre nicht im Traum auf die Idee ge -kommen, ihn im Gegenzug „leistungs-abhängig“ zu besolden. Ein einigerma-ßen komfortables Fixum ist doch heuteauch für Ministerpräsident(inn)en undBundeskanzler(innen) eine Selbstver-ständlichkeit. Und an der Hochschulegeht es immerhin um unsere Zukunft.Auf den sogenannten „W-Besoldeten“sehe ich die Gefahr von Akquisitions-druck und Interessenkonflikten lasten.

Schmalenbach: Vor universitärer„Umarmung“ schrecke ich instinktivzurück, seit ich mich (letztlich vergeb-lich) gegen die Übernahme „meiner“Handelshochschule Köln 1919 durchdie neu gegründete Kölner Universitätstellte. Da erscheint es mir als Wink desSchicksals, dass im Gebäude der Han-delshochschule heute die Fachhoch-schule Köln domiziliert. Für problema-tisch halte ich aktuell insbesondere Pro-jekte für „kooperative“ Promotionen,bei denen die Fachhochschulen denUniversitäten nicht auf Augenhöhebegegnen. Es hat nicht in den Unter-gang des Abendlandes geführt, dass ab1899 den Technischen Hochschulendas autonome Promotionsrecht ge -währt wurde. Und ich sehe eine solcheGefahr heute auch nicht durch einautonomes Promotionsrecht für dieFachhochschulen gegeben.

DNH: Sehr geehrte Herren, vielen Dank fürdieses Interview. Seien Sie unseres größtenRespekts versichert.

(Dieses in der Tradition des „Peloponnesischen Krieges“ des griechischen Historikers Thukydidesselbstverständlich rein fiktive Interview „führte“ Dirk Kaiser.)

nen Schwächen betreffen alle Hoch-schultypen in gleichem Maße. Der vonDr. Jung richtigerweise betrachteteDurchgriff von Hochschulleitungen aufdas Lehrpersonal ist keine auf privateHochschulen beschränkte Angelegen-heit und führte schon vielfach zu juris-tischen Auseinandersetzungen bis hochzu den Verfassungsgerichten.

Am stärksten von „Mobbingevaluatio-nen“ in allen Hochschularten betroffensind im Übrigen nicht die hauptberufli-chen Professorinnen und Professoren,sondern die nebenamtlichen Dozentin-nen und Dozenten, und zumindest daslernen die Studierenden rasch. Manmüsste für belastbare Aussagen zu denvon Dr. Jung dankenswerterweise aufge-worfenen Fragen also auch nach einemKorrelat mit dem jeweiligen Anteil desexternen Lehrpersonals schauen.

Weltweit erheben 60 Prozent allerHochschulen Studiengebühren inwesentlicher Höhe. In Deutschland tundas seit jeher nur die privaten Hoch-schulen. Ihre Minderheitenrolle unddie strukturellen Probleme haben mitder Nichtdurchsetzbarkeit kostende-ckender Studiengebühren im hiesigenBildungsmarkt zu tun. Es ist diese i. A.gegebene und von der Politik hinge-nommene Unterfinanzierung, die anvielen privaten Hochschulen zurSchlechterstellung der Professorinnenund Professoren führt, nicht studenti-sches Handeln und auch nicht der feh-lende Beamtenstatus des hauptberufli-chen Lehrpersonals.

Prof. Dr. Elmar Schmidt, SRH Hochschule Heidelberg

[email protected], Tel. 07253 9325 38

Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Mei-nung der Redaktion wieder. Eventuelle Kürzungenbehält sich die Redaktion vor.

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189FUNDGRUBE/LESERBRIEF

Leserbrief

zum Beitrag von Dr. Arlena Jung inDNH 5/2016, S. 150 ff.

Da der Beitrag „Qualitativ hochwertigeLehre – …“ von Arlena Jung (DNH5/2016, S. 150 ff.) fast nur den Bereichder privaten Hochschulen beleuchtet,möchte ich als langjähriger hauptamtli-cher Dozent ebendort sowie als neben-amtlicher an staatlichen Hochschulenund als Mitglied der vom hlb für die ankirchlichen und privaten Hochschulentätigen Kolleginnen und Kollegen ein-gesetzten Arbeitsgruppe mein Befrem-den über einige der darin verbreitetenAnschauungen bekunden.

Dr. Jung hat für ihren Artikel aus-schließlich Personen mit Leitungsfunk-tionen an diesen Hochschulen befragt,also weder Studierende noch hauptamt-lich Lehrende. Das ist nicht ausrei-chend, um eine Hypothese zu beweisenoder zu widerlegen, wonach Studieren-de an deutschen privaten Hochschulenihre Gebühren, welche zudem in sehrweiten Grenzen variieren, als Garant fürgute Abschlüsse ansehen und als Druck-mittel gegen die Dozenten einsetzenwürden, um von denen quasi die dazupassenden Noten zu erhalten.

Nichts dergleichen ist mir in 22 Jahrender Tätigkeit als angestellter Professorersichtlich geworden. Es handelt sichwomöglich um eine aus der Perspektivestaatlicher Hochschulen vorgenomme-ne Projektion, die aber mit empirischenWerten unterlegt werden müsste, umaussagekräftig zu sein. Näher gelegenhätte es zum Beispiel, die an allenHochschulen sinkende Eingangsqualifi-kation infolge der bildungspolitischgewünschten hohen Zahl von Studie-renden als Ursache für die schärfer wer-dende Notenkonkurrenz zu untersu-chen.

Die von Dr. Jung hilfsweise angeführteEvaluation der Lehre spielt bekanntlichnicht nur an privaten Hochschulen einewichtige Lenkungsrolle in der Qualitäts-sicherung. Sowohl deren Vorteile alsauch die inzwischen vermehrt gesehe-

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190 WISSENSWERTES

aufgenommen und es gebe keine Hin-weise, dass der Gesetzgeber, der dasGesetz im Übrigen seit 2001 mehrfachgeändert und neu gefasst habe, für dieSchriftlichkeit des Elternzeitverlangensdie Textform – für die auch Telefax oderE-Mail ausreichen würde – genügen las-sen wolle. Anderenfalls hätte er diesausdrücklich kenntlich gemacht.

Ausnahmen von der strengen Schriftform

Ausnahmen von der strengen Schrift-form könnten nur in besonderen Fällengemacht und der Formmangel mit denGrundsätzen nach Treu und Glaubennach § 242 BGB überwunden werden.Es müssten also Umstände hinzutreten,die das Verhalten des Arbeitgebers (bzw.des Dienstherrn) in hohem Maße alswidersprüchlich erscheinen ließen. Diessei etwa gegeben, wenn der Arbeitgeber(bzw. der Dienstherr) die betroffene Per-son durchgehend wie einen Elternzeit-berechtigten behandelt habe.

Christian Fonk

Auch Beamtinnen und Beamte habenAnspruch auf Elternzeit ohne Besoldungin entsprechender Anwendung des Bun-deselterngeld- und Elternzeitgesetzes,soweit die jeweilige Regelung im Lan-desrecht nichts Abweichendes normiert.Die entsprechenden Vorschriften desBundeselterngeld- und Elternzeitgeset-zes wurden regelmäßig durch entspre-chende Landesverordnungen in dasBeamtenrecht transformiert.

Die Vorschriften des Bundeselterngeld-und Elternzeitgesetzes gelten in Bezugauf das Elterngeld für Beamtinnen undBeamte sowie Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer gleichermaßen.

Bevor jedoch die Elternzeit angetretenwerden kann, muss die Elternzeitschriftlich beantragt werden, wobei derAntrag in der Regel bis spätestens sie-ben Wochen vor Beginn der Elternzeitbeim Dienstherrn sein muss. So steht esin § 16 Absatz 1 des Bundeselterngeld-und Elternzeitgesetzes. Zu der damitangesprochenen „Schriftlichkeit“ hatdas Bundesarbeitsgericht (BAG) jüngstentschieden (BAG, Urteil vom 10. Mai2016, Az. 9 AZR 145/15, juris), dass einElternzeitverlangen per Telefax oder E-Mail für die von § 16 Absatz 1 Satz 1des Bundeselterngeld- und Elternzeitge-setzes vorgeschriebene „Schriftlichkeit“der Erklärung nicht ausreichend ist.

Die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts

In dem Fall hatte die Klägerin lediglichein Telefax an ihren Arbeitgeber abge-setzt und angekündigt, dass sie ihreElternzeit in Anspruch nehmen wolle.Der beklagte Arbeitgeber kündigtedaraufhin das bestehende Arbeitsver-hältnis. In dem sich anschließendenKündigungsschutzprozess ging es insbe-sondere um die Frage, ob sich die klagen-de Arbeitnehmerin zum Zeitpunkt derKündigung wirksam in Elternzeit befun-den habe. Denn wer sich in Eltern -

zeit befindet, kann nach § 18 Abs. 1Satz 1 des Bundeselterngeld- und Eltern-zeitgesetzes nicht wirksam gekündigtwerden. Während die Vorinstanzendavon ausgegangen waren, dass das inbloßer „Textform“ verfasste Elternzeit-verlangen in Form eines Telefaxes form-gerecht und inhaltlich bestimmt genugerklärt worden sei, entschied das BAG,dass das Telefax nicht ausgereicht habe.Das BAG entschied, dass für die Frage,ob das strenge Schriftformerfordernisnach § 126 BGB einzuhalten sei, we -sentlich auf den Normzweck der zu -grunde liegenden Rechtsvorschrift abzu-stellen sei. Unter Heranziehung von§ 16 Abs. 1 des Bundeselterngeld- undElternzeitgesetzes hob das Gericht dabeidie Schutz- und Warnfunktion für diebetroffene Person, die vor einem un -überlegten Elternzeitverlangen ge -schützt werden solle, hervor. Eine perTelefax übermittelte schriftliche Erklä-rung reiche dafür nicht aus, da diesebeim Empfänger eingehende Telekopielediglich die Ablichtung der Originalun-terschrift wiedergebe. Der Gesetzgeberhabe 2001 das strenge Schriftformerfor-dernis ausdrücklich in das Gesetz mit

Bundesarbeitsgericht zu der Form des Elternzeitverlangens

Familie reinigt das Zimmer Foto: © choreograph – depositphotos.com

191WISSENSWERTES

DNH 6 ❘ 2016

„Besondere“ Leistungen im Sinne desLandesbesoldungsgesetzes (LBesG, hierdes LBesG Berlin) lägen nicht erst dannvor, wenn ein Professor erheblich über-durchschnittliche Leistungen in For-schung, Lehre, Nachwuchsförderungund Weiterbildung erbrachte, sondernbereits bei überdurchschnittlichen Leis-tungen, entschied das Verwaltungsge-richt Berlin. Dies äußerte das Gericht inseinem Urteil vom 22. Juni 2016, Az. 28K 204.14 (rechtskräftig) zu der Frage,unter welchen Voraussetzungen einnach der Besoldungsgruppe W vergüte-ter Professor einen Anspruch aufGewährung von Leistungsbezügen hat.

Die Klägerin hatte im Jahr 2013 dieGewährung besonderer Leistungsbezügebeantragt. Dazu gab sie in den Berei-chen Forschung, Lehre und Nach-wuchsförderung eingeworbene Mittel,Veröffentlichungen, Gutachtertätigkei-ten, gastwissenschaftliche Aufenthalte,positive Rückmeldungen von Studieren-den, Betreuungstätigkeiten, die Einwer-bung eines Promotionskollegs sowieFunktionen in einer Stiftung bzw. ihreMitgliedschaft in einer Senatskommissi-on an. In der Folgezeit wurde eine Sat-zung der Hochschule beschlossen, nachder lediglich „deutlich herausragende“Leistungen belohnt werden sollten. ImHerbst 2013 folgte sodann die Ableh-nung des Antrags der Klägerin mit derBegründung, sie habe keine besonderenüberdurchschnittlichen Leistungenerbracht. Mit gleicher Argumentationwurde auch ihr Widerspruch abgelehnt.Die Klägerin wandte sich daraufhin mitder verwaltungsrechtlichen Klage gegendiese Entscheidung und zugleich gegendie genannte Regelung der Satzung derHochschule.

Das Gericht hob im Rahmen seiner Ent-scheidung im Wesentlichen auf denWortlaut der entsprechenden Regelungim Berliner LBesG ab, nach der Leis-tungsbezüge für besondere Leistungen

in den Bereichen Forschung, Lehre,Kunst, Weiterbildung oder Nachwuchs-förderung gewährt werden können,wenn diese „über dem Durchschnitt lie-gen“ und in der Regel über mehrereJahre erbracht wurden. Zwar werdedurch eine ergänzende Regelung imGesetz der Hochschule die Möglichkeiteröffnet, die Kriterien für besondereLeistungen in Forschung, Lehre, Kunst,Weiterbildung und Nachwuchsförde-rung und das Verfahren zur Feststellungder Voraussetzungen der Gewährungvon besonderen Leistungsbezügen imRahmen eines Bewertungssystems durchSatzung festzulegen. Damit sei abernicht die Möglichkeit gewährt worden,den Rechtsbegriff der „besonderen Leis-tungen“ einengend zu bestimmen. Viel-mehr sei die Hochschule daraufbeschränkt, Merkmale für die bereitsgesetzlich definierten besonderen Leis-tungen zu schaffen.

Mithin habe, jedenfalls dann, wenn esder Vergaberahmen zuließe, der Profes-sor einen Anspruch auf Gewährung vonLeistungsbezügen für den Fall, dass

überdurchschnittliche Leistungenerbracht wurden. Zwar stehe dieGewährung von Leistungsbezügenscheinbar unter Ermessensvorbehalt:Die Regelung im Gesetz laute zwar, „eskönnen Leistungsbezüge gewährt wer-den“. Es handele sich dabei jedochnicht um ein freies Ermessen der Hoch-schule. Hinzuweisen sei vor allem aufdie Entstehungsgeschichte der W-Besol-dung – das Ziel der Reform der Professo-renbesoldung sei es gewesen, die Quali-tät der Lehre durch eine wettbewerbsfä-hige Bezahlungsstruktur zu steigern.Damit vertrage sich indes nur die Les-art, dass es der Hochschule in dem Fall,dass ein Vergaberahmen gegeben seiund die Professoren besondere, d. h.überdurchschnittliche Leistungen,erbracht hätten, eben nicht mehr frei-stehe, ob die besonderen Leistungsbe -züge gewähren werden oder nicht.

Christian Fonk

Verwaltungsgerichtliche Entscheidung zum Anspruch auf Leistungsbezüge

1/2017Wissenschaftsfreiheit – quo vadis?

2/2017Flucht, Migration, Studium

3/2017Die Zukunft der Akkreditierung

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Redaktionsschluss für die Ausgabe 1/2017 ist der 2. Januar 2017Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2017 ist der 24. Februar 2017Redaktionsschluss für die Ausgabe 3/2017 ist der 28. April 2017

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192 NEUES VON KOLLEGEN/NEUBERUFENE

Neue Büchervon Kolleginnenund Kollegen

Technik/Informatik/Naturwissenschaften

Wasser für die Dekapolis. RömischeFernwasserleitung in Syrien und Jor-danienM. Döring (HS Darmstadt)Parmenios-Verlag 2016

Informatik für IngenieureP. Fischer-Stabel (HS Trier), K.-U. Gollmerutb 2016

Finite-Elemente-MethodeEine praxisbezogene Einführung mitGNU Octave/MATLABJ. Frochte (HS Bochum)Hanser Verlag 2016

Datenbanksysteme für DummiesW. Gerken (HAW Hamburg)Wiley-VCH 2016

Aufgabensammlung Mess- und Sensor-technikA. Hebestreit (HTWK Leipzig)Hanser Verlag 2016

Grundlagen der Technischen Infor -matikD. W. Hoffmann (HS Karlsruhe)5., aktualisierte AuflageHanser Verlag 2016

Onshape – kurz und bündig. Prakti-scher Einstieg in Freeware-CAD und3D-DruckS. Junk (HS Offenburg)Springer Verlag 2016

Innovation in den Medien. Cross -media, Storywelten, Change Manage-mentM. Kaiser (TH Nürnberg)Dr. Gabriele Hoffacker Verlag 2015

Einführung in die Windenergie -technikA. P. Schaffarczyk (FH Kiel)2. AuflageHanser Verlag 2016

Grundkurs LeistungselektronikBauelemente, Schaltungen und SystemeJ. Specovius (Beuth HS)7., aktualisierte u. überarbeitete AuflageSpringer Vieweg 2015

Operations Research kompakt – Einean Beispielen orientierte Ein führungY. Stry (TH Nürnberg), R. SchwenkertSpringer Verlag 2015

OperationsverstärkerGrundlagen, Schaltungen, Anwen -dungenM. Viehmann (HS Nordhausen)Hanser Verlag 2016

Lastannahmen im BauwesenEinwirkungen auf Tragwerke nachEurocode 1 und 8 – Eigen- und Nutz-lasten, Wind- und Schneelasten, Erd-bebenlasten E. Widjaja (Beuth HS), K. Holschema-cher, Y. Klug2., vollständig überarbeitete AuflageBeuth Verlag Berlin 2016

Betriebswirtschaft/Wirtschaft/Recht

Ertragsteuern – Einkommensteuer,Körperschaftsteuer, GewerbesteuerA. Dinkelbach (HS Niederrhein)7. vollständig überarbeitete AuflageSpringer Gabler 2017

Qualitätsmanagement – Lehrbuch fürStudium und PraxisH. Fritz (Beuth HS), J. Herrmann2. Auflage, anser Verlag 2016

Einführung UnternehmenskulturGrundlagen, Perspektiven, Konse-quenzenL. M. Hofmann (TH Nürnberg), N. Hom ma, R. BauschkeSpringer Verlag 2014

Öffentliches RechtStaatsrecht und EuroparechtS. Holzner (HS f. öfftl. Verwaltung undFinanzen Ludwigsburg), F. Clement,Albrecht RittmannVerlag Schäffer Poeschel 2016

TOP oder FLOPIhre Geschäftsidee auf dem Marke-ting-PrüfstandH. Kleinert (Beuth HS)Factum Verlag Berlin 2016

Interkulturelles ManagementH. Meier (HS Bonn-Rhein-Sieg), H. Blom3., neu bearbeitete AuflageVerlag NWB 2016

Soziale Arbeit

Seniorengenossenschaften. Organisier-te SolidaritätHrsg. von T. Beyer (TH Nürnberg),D. Rosenkranz (TH Nürnberg), E. GörtlerBeltz Juventa Verlag 2015

Lehrbuch Soziale Arbeit mit Straffäl-ligenG. Kawamura-Reindl (TH Nürnberg), S. Schneider (HS Esslingen)Beltz Juventa Verlag 2015

SozialraumanalysenC. Spatscheck (HS Bremen), K. Wolf-Ostermannutb 2016

Soziale Arbeit in der Psychiatrie.Lehrbuch.C. Walther (TH Nürnberg) J. Bischkopf(FH Kiel), D. Deimel (Kath. HS Nord-rhein-Westfalen), R.-B. Zimmermann(Kath. HS Berlin)Psychiatrie-Verlag 2017

Sonstiges

Ping Pong: WortbilderP. Krüll (TH Nürnberg)Maro Verlag 2015

Sicherheitskonzept für Veranstaltun-gen – Best Practices, Beispiele undLösungenS. Paul (Beuth HS), T. Sakschweski, K. KlodeBeuth Verlag Berlin 2016

Weiter denken durch wissenschaftli-che WeiterbildungHrsg. von S. Pohlmann (HS München),G. Vierzigmann (HS München), T. Doyé (TH Ingolstadt)Springer Verlag 2016

Gesundes Führen mit Erkenntnissender GlücksforschungK. Ruckriegel (TH Nürnberg), G. Niklewski, A. HauptHaufe Verlag 2015

Lernwelten im WandelEntwicklungen und Anforderungenbei der Gestaltung zukünftiger Lern-umgebungenR. Stang (HS d. Medien Stuttgart)De Gruyter Saur 2016

Neuberufene

NEUBERUFENE

Prof. Dr. rer. pol. habil. StephanMeyer, Öffentliches Recht, ins-bes. Kommunal- und Umwelt-recht, TH Wildau

Prof. Dr. rer. nat. Inga Schleip,Nachhaltige Grünlandnut-zungssysteme und Grünland-ökologie, HNE Eberswalde

Prof. Dr. Rainer Stollhoff, Quan -titative Methoden, TH Wildau

Hamburg

Prof. Dr. Daniel Mohr, Steu-erlehre, Northern BusinessSchool

Prof. Dr. Tim Tiedemann, Intelligente Sensorik, HAW Hamburg

Hessen

Prof. Dr. Katrin Baumann,Technische Mechanik, HS Darmstadt

Prof. Dr. Armin Bohnhoff,Logistik und Immobilienmana-gement, HS Darmstadt

Prof. Matthias Friedrich, Licht und Systemtechnik, HS Darmstadt

Prof. Dr. rer. nat. ChristinaGraf, Physikalische Chemie, HS Darmstadt

Prof. Dr. Anja Hentschel,Umweltrecht, HS Darmstadt

Prof. Dr. Sebastian Herold,Energiewirtschaft, HS Darmstadt

Prof. Dipl.-Ing. Jan Kliebe, Bau-konstruktion und Baubetrieb,HS Darmstadt

Prof. Dr. Christine Küster,Sozioökologie des privatenHaushalts, HS Fulda

Prof. Dr. Peter Muth, Datenban-ken und Grundlagen der Infor-matik, HS Darmstadt

Prof. Dr.-Ing. Alexander Schick,Konstruktionslehre und Kon-struktionselemente, HS Darmstadt

Prof. Dr. Michael Wibmer,Angewandte Mathematik, HS München

Berlin

Prof. Uke Bosse, Gamede-sign, Mediadesign HS Berlin

Prof. Dr. Ilona Buchem, Kom-munikations- und Medienwis-senschaften, Beuth HS Berlin

Prof. Dr. Diethelm Fröse,Mathematik und Informations-management, bbw Hochschule

Prof. Dr.-Ing. habil. CarstenGremzow, Schaltungstechnikund VLSI, HTW Berlin

Prof. Dr.-Ing. Borislav Hristov,Verkehrswesen, HTW Berlin

Prof. Dr. Ranty Islam, Crossme-dia Journalismus, Hochschulefür Medien, Kommunikationund Wirtschaft Berlin

Prof. Dipl.-Ing. Hans-Peter Rit-zer, Entwerfen und Städtebau,Beuth HS Berlin

Prof. Dr. Anna Schönemann,Naturwissenschaften undArchäometrie, HTW Berlin

Prof. Grit Seymour, Mode -design, insbes. Strickdesign,HTW Berlin

Prof. Dr. Stefan Wittenberg,Geschäftsprozessmanagementund ERP-Systeme, HTW Berlin

Prof. Dr. Frank Wolter, Wirt-schaftswissenschaften, insbes.Tourismus- und Eventmanage-ment, bbw Hochschule

Brandenburg

Prof. Dr.-Ing. Ute Geißler,Werkstofftechnik, TH Wil-dau

Prof. Dr. Mareike Kühne, Allge-meine Betriebswirtschaftslehre,insbes. Finanzberichterstattungund Corporate Governance, THBrandenburg

Baden-Württemberg

Prof. Dr. Alexandra Albert,Einkommensteuerrecht,Bewertungsrecht, Wirt-schaftswissenschaften, HS füröffentliche Verwaltung undFinanzen Ludwigsburg

Prof. Dr. Ingmar Geiger, Marke-ting und Statistik, insbes. Inves-titionsgütermarketing, HS Aalen

Prof. Dr.-Ing. Jochen Günther,Wirtschaftsinformatik, HS Heil-bronn

Prof. Dr. Katrin Haußmann,StB, Betriebswirtschaftslehre,insbes. Finanz- und Rechnungs-wesen, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Oliver Keßler, Wirt-schaftsrecht mit internationalerAusrichtung, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Jan Kotschenreuther,Produktionstechnik und Quali-tätsmanagement, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Peter C. Weber, Bera-tungswissenschaften, HS derBundesagentur für Arbeit

Prof. Dr. Simon Werther, Ver-haltensorientiertes Innovations-und Projektmanagement, HdM Stuttgart

Bayern

Prof. Dr.-Ing. habil. RainerEngelbrecht, TechnischeOptik und Messtechnik, TH Nürnberg GSO

Prof. Dr. Jürgen Krumm, Elek-tronik und Grundlagen derElektrotechnik, TH NürnbergGSO

Prof. Dr. phil. Philipp Prestel,Gesundheitsbezogene SozialeArbeit, HS Kempten

Prof. Dr. rer. pol. ChristianStummeyer, Wirtschaftsinfor-matik und Digital Commerce,TH Ingolstadt

NEUBERUFENE

Platz für Adressaufkleber

Prof. Dr. rer. nat. BerndSchweizer, Medizinische Phy-sik, HS RheinMain

Prof. Dr. Horst Zisgen, Statistik,HS Darmstadt

Mecklenburg-Vorpommern

Prof. Dr. rer. nat. VolkerBirke, Chemie/TechnischeChemie, HS Wismar

Prof. Dr.-Ing. Marco ChiadòCaponet, Elektrische Antriebeund Leistungselektronik, HS Wismar

Prof. Dr. rer. nat. Jan-ChristianKuhr, Mess- und Regelungs-technik, Physik, FH Stralsund

Niedersachsen

Prof. Dr. Oliver Bahr, Stahl-verbundbau, TechnischeMechanik, Statik, Jade HS Wil-helmshafen/Oldenburg/Elsfleth

Prof. Dr.-Ing. Nicole BeckerEnergieeffizientes, Ressourcenschonendes Bauen, Jade HS Wil-helmshafen/Oldenburg/Elsfleth

Prof. Dr. Michael Fischer, Kri-minalwissenschaften, insbes.Kriminologie, PolizeiakademieNiedersachsen

Prof. Dr.-Ing. Matthias Graf,Technische Mechanik und Kon-struktion, HS Emden/Leer

Prof. Dr.-Ing. Iván Herráez,Regenerative Energietechnik,insbes. Windkraftanlagen, HS Emden/Leer

Prof. Dr. Thomas Lemke,Medientechnik, Studiotechnik,HS Emden/Leer

Prof. Dr.-Ing. Karsten Ley,Städtebau, Stadtplanung, Ent-wurf und Architekturtheorie,Hochschule 21

Prof. Dr.-phil. Marc-ChristianOllrog, Journalistik, Ostfalia HSfür angewandte Wissenschaften

Prof. Dr.-Ing. Thomas Schü-ning, Werkstoffkunde, HS Emden/Leer

Prof. Dr. rer. nat. HenningWildhagen, Produktion, Ver-wendung und Pflege vonGehölzen sowie Botanik, HAWKHildesheim-Holzminden-Göt-tingen

Nordrhein-Westfalen

Prof. Dr. rer. nat. Sonja Gro -the, Physik und angewandteMathematik, Westfälische HS

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hermeler,Kolben- und Strömungsmaschi-nen, FH Bielefeld

Prof. Dr. Birgit Kleymann, Inter -nationale Betriebswirtschafts-lehre, HS Hamm-Lippstadt

Prof. Dr.-Ing. Günter Lützig,Antriebstechnik, HS Bochum

Prof. Dr. rer. pol. Marco Motul-lo, Medienmarketing undGrundlagen der Betriebswirt-schaftslehre, FH Aachen

Prof. Dr. rer. pol. Manuel Rupp-recht, Volkswirtschaftslehre,insbes. Internationale Wirt-schaftspolitik, FH Münster

Prof. Dr. Philipp Schaer, Infor-mation Retrieval, TH Köln

Prof. Dr. Fabian Storch, Archi-tektur, insbes. Bau- und Immo-bilienökonomie, Entwerfen, TH Köln

Prof. Dr. Tobias Volpert, Ange-wandte Volkswirtschaftslehre,insbes. International Econo-mics, HS Hamm-Lippstadt

Prof. Dipl.-Ing. Stefan Werrer,Grundlagen des Städtebaus,städtebauliches Entwerfen undnachhaltige Quartiersentwick-lung, FH Aachen

Prof. Dr. rer. nat. MichaelaWirtz, Chemie, insbes. Instru-mentelle Analytik und Physika-lische Chemie, HS Bonn-Rhein-Sieg

Prof. Dr. Kornelia Drees wurdein der Ausgabe 4/2016 verse-hentlich mit einer falschenDenomination genannt. Richtigist, dass sie an der FH des Mit-telstands als Professorin fürIngenieurwissenschaftlicheGrundlagen ihren Dienst ange-treten hat.

Rheinland-Pfalz

Prof. Dr. Tanja Brigadski,Optische und elektrophysio-logische Analyseverfahren inder Biomedizin, HS Kaisers -lautern

Prof. Dr. Armin Fiedler, Soft-ware Engineering, HS Koblenz

Prof. Dr.-Ing. Michael Mangold,Mathematik für Ingenieure, TH Bingen

Prof. Dr. rer. nat. Steffen Wend-zel, IT-Security und Netzwerke,HS Worms

Sachsen

Prof. Dr.-Ing. Andreas Hart-mann, Praktische Informa-tik, insbes. Software-Enginee-ring, HS für Telekommunika -tion Leipzig

Schleswig-Holstein

Prof. Dr.-Ing. Gunnar Eisen-berg, Medientechnik, FH Kiel

Prof. Dipl.-Ing. Sebastian Fiedler, Bauphysik und Tech -nischer Ausbau, FH Lübeck

Neuberufene