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2~. JANUAR I9e5 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 4. JAHRGANG. Nr. 4 191 Grenze zwischen Wissenschaft und Afferwissenschaft. 0b sich ein Arzt zur ,,Schulmedizin'" rechnet oder Hom6opath nennt, macht dabei nichts aus. Im ganzen freilieh finctet man wohl mehr Dog- matiker nnter denen, die sich zn einer irgendwie benannten Sekte bekennen, als unter den fibrigen Arzten. Es bleibt zu hoffen, dab auch im Apothekerstande der Sinn offen bleibt Ifir das, was ,,wissenschaftliche Medizin" bedeutet, und daffir, dab deren Gewicht auch in den verworrensten Zeiten zentnerschwer ist gegenfiber den Luftgespinsten, die den mystischen Trieben der Leichtverblendeten verIockend scheinen. THERAPEUTISCHE NOTIZEN. 0BER PEPTONWIRKUNG BEI HAMOPTOE. die n~chsten 2 Tage noch je eine Peptoninjektion an, nnd das Sputum Von HANNS POLLITZER und ]~RNST STOLZ. Aus der II. Medizinischen Universitfits-Klinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. 0RTNER.) Wir haben in dieser Zeitschrift (Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 13 u. 36) in Arbeiten tiber den intermedi~reu Wasserhaushalt die Anschauung zu begrt~nden versueht, dab die Erhaltung und Ver- ~nderung des Turgors des menschlichen K6rpers, die sich in den Schwankungen des K6rpergewichtes ausdrflckt, nicht eine Punktion der Niere ist, sondern eine Aufgabe, deren Steuerung unter dem Ein- fluB der tibergeordneten endokrinen Drtisen der Leber und der Lunge obliegt. In diesen beiden Organen stehen in dem sog. Mautner-Molitor-Pickschen Sperren all den Lebervenen nnd dem ven6sen AnteiI der Lungengefal3e, den Lungenarterien, Apparate zur Verfiigung, deren wechselnde Einstellung imstande ist, diese !Regulation zu besorgen. ~vV~hrend wit in der ersten Mitteilnng gezeigt haben, dab beim Ikterus catarrhalis eine Erh6hung des Turgors statthat, die man dutch Novasurol beseitigen kann, haben wir in der zweiten gezeigt, dab intramuskulare Inyektion yon Pepton umgekehrt die Sperren drosselt, so dab es oftmals mSglich ist, das K6rpergewicht in 24 Stunden um 1,2--1, 5 kg hinaufzusetzen und dab es einmal gelang, in 3 Tagen einen Wasseransatz yon fast 3 kg zu erzielen. MoLI~oR und Pick haben im Tierversuch den m~chtigen Druckanstieg im rechten tterzen demonstriert, der unter der Ein- wirkung yon Schockgiften, wie z. B. dem Pepton, durch die Ken- traktion der Arteriolae pulmonales hervorgerufen wird. Diese Tatsachen legten den Oedanken nahe, dlese Wirkung des Peptons zur Behandlung yon Hdmoptoen auszuni~tzen. Leider verffigen wir fiber das gewOhnlichste und h~ufigste H~moptoenmaterial, die tuberkul6se HXmoptoe gar nicht. Deshalb konnten wit diese Wirkung nur an einem einzigen andersartigen Falle erproben, aber bei ihm war sie so fiberraschend prompt und verh~ltnism/~Ng dauerhaft, dab das zu weiterer Erprobung einladen wfirde. Es handelte sich um e~ne 37j~hrige Frau mit schwielig-indura- river YerXnderung eines groBen Teiles des rechten Unterlappens, die wahrscheinlich in frfiher Kindheit entstanden ist, und umschrie- bener Bronchiektasenbildung in diesem Gebiet. Die Frau leidet seit 2o Jahren an Hamopfoe. In letzter Zeit waren diese so arg geworden, daft sie seit Wochen tXglich eine Schale votl ]Blur ent- lee~te und deshalb die Klinik aufsuchte. Hier betrug die t~gliche Menge yon expektoriertem ]glut zusammen mit ein wenig eitrigem Sputum ca. 200 ccm. Die erste Einspritzung yon Ioo my Pepton intramus]~uli~r ]cupierte diese Hi~moptoe so, dab schon am n~chsten Tage Blur nut mehr mikroskopisch nachweisbar war. Wir schlossen war durch fast 3 Wochen vollkommen blutfrei. Dann trat neuer- dings eine H~moptoe auf, der wiederum durch 3 Peptoninjektionen, wenn auch nicht ganz so unmittelbar, Einhalt getan wurde. Einen weitergehenden Erfolg kann man in diesem Falle yon einer rein symptomafischen Therapie nicht erwarten, abet wit glauben, dab wit deshalb das Pepton zur Behandlung der tuber- kul6sen Hamoptoe empfehlen kOnnen. GrundsXtztich wird er sicher- Iich den gleichen Angrif/spunkt an den Steuerapparaten des inter- medi~xen Wasserhaushaltes haben wie eine hypertonische Kochsalz- injektion, die ja gleichfalls einen Eingriff in den Wasserhaushalt darstellt. Aber die intramuskulXre Injektion yon 2 ccm 5proz. Peptonl6sung ist jedenfalIs ffir die Xrztliche PraMs und den Pa- tienten viel bequemer nnd eleganter als eine intravenOse Salz- injektion. Nur ist die Pepton15sung schwerer steril darzustellen -- 3 Tage bakteriologische Kontrolle! -- und dtirfte daher nur, wenn sie yon ganz vertrauenswfirdiger Seite hergestellt ist, ver- wendet werden. Da abet die H~moptoe ein momentanes Eingreifen erlordert, mfiBte die L6sung jederzeit in Phiolen zur Verffigung stehen so, wie wir sie an der Klinik ~, zoo mg ffir verschiedene Zwecke verwenden. Diese Peptondosis macht, wenn sie steril ist, keine Temperatursteigerungen. Die verschiedenen Peptone ent- halten verschiedene Mengen eilLzelner Aminos~nren und wirken daher verschieden. Wir haben mit Merckschem Pepton gearbeitet und sind eben daran, noch ein Kaseinpepton zu prfifen. Wir kOnnen das nur in seiner Wirkung auf den Wasserhaushalt, dutch die man die PeptonlOsung sozusagen eichen kann. Die antih~mop- toische Wirkung werden nur Kollegen vergIeichend beurteiten kOnnen, die fiber ein reiches tuberkulOses It~moptoenmaterial verffigen. VERGLEICHENDE PROFUNG EINIGER NOVOCAIN- LOSUNGEN. Vier Novocainl6sungen zu 0,5% mit Zus~tzen yon Kalium- sulfur, Phenol und Adrenalin wurden auf verschiedene Weise sterili- siert: bei IOO ~ traktioniert bei 65 ~ bei IOO ~ unter Zusatz yon Natriumbicarbonat (p~ = 8,I) oderAcidum benzoicum (ohne Phenol) ; sie wurden dann miteinander vergliehen, einmal in ihrer Wirkung auf die IYnterbrechung der sensiblen Nervenleitung (Methode PROMHERZ), das andere Mal auf die Unterbrechung der motorischen Nervenleitung (Methode ZORn). ]3eide Methoden gaben fiberein- stimmende Resultate, und zwar waren die bei roo ~ und bei 65 ~ sterilisierten L6sungen gleich stark, die zwei anderen nahezu halb so stark. (Referiert nach U. G. BIJLSMA: Mitt. 5 des Rijks-Inst. voor Pharmacotherap. Onderzoek. 1923). I3IJLSMA, Utrecht. FRAGEN UND Soll r bei Kindern vor dem Schulbesuvh bei Myopiz schon eine Brille tragen lassen? Dr. K. in E. -- Die Frage ist nnter allen Umstanden zu be]ahen. Wit wissen heute, dab eine exakte Voll- korrektion der Myopie unter genauer Berflcksichtigung yon etwa vorhandenem Astigmatismus ev. auch yon Muskelinsuffizienz, alles andere als schXdlich ist, eher ein Portschreiten der Myopie zu verhindern oder wenigstens zu verlangsamen vermag. Schon aus diesem Grunde soll man jede kindliche Myopie, also auch die hochgradigen nnd die in der Irfihesten Kindheit auftretenden Formen durch ]3rillen vollkorrigieren. Bei sehr lebhaften Kindern empfiehIt es sich, das Glas, wenn die Kinder unbeaufsichtigt spielen, um Besch~digungen des Auges durch das Zerbrechen der t3rillen zu vermeiden, ablegen zu lassen. Steindor]], 13erlin. Kdnnen sog. nicofinf/'~te Zigarren bei indiziertem Nicotinverbot den Patienten unbedenklich envp]ohlen werden ; gilt das gleiche ]iir den coJfeiafreien Kaffee ? Dr. H. in St. -- Im Mittelpnnkt der ganzen Frage dfirite wohl die Tatsache stehen, dab weder die,,nicotinfreieu" Zigarren noch der ,,coffeinfreie" Kaffee ihres Alkaloids vollst~Lndig beraubt sind. Unter den etwa 25 zum Patent angemeldeten Ver- fahren zur Entnikotinisierung von Tabak tr~gt die gr613ere HXlfte den Stempel der Unzul~nglichkeit zur aueh nur ann~hernd voll- st~ndigen Beseitigung des Nicotins an der Stirn, die andere H~lfte lXBt zwar auch noch keine voile ]3firgschaft ffir hinreichende Nicotin- befreiung erkennen, wohl aber sichern die yon ihnen ins Auge gefagten Behandlungsmethoden des Tabaks dem Endprodukt eine besonders scheuBliche und ungenieBbare Beschaffenheit zu. Es ist daher vo,n Vornherein klar, dab die etwa wirklich wirksamen AUSKONFTE. Nikotinbefreiungsmethoden nicht die geringste Aussicht auf kaui- m~innische Realisierbarkeit besitzen und dab umgekehrt die zur Anwendung gelangenden Verfahren nur eine Verminderung, nicht eine volIe Beseitigung des Nicotingehattes leisten. /Die ganze Frage gleitet dadurch auf das rein praktisch-kliifische Gebiet hinfiber. Sic ist verschieden zu beantworten, je nachdem ob bei ,,indiziertem Nicotinverbot", einer offenbar kliniseh noch n~her zu definierenden Indikation, volle Nicotinenthaltung erforderlich ist oder ob die I-Ierabminderung der Xoxe auf einen Bruchteil der Tagesmenge (dies k6nnte auch dutch Reduktion der ,,Normalzigarren"-Zahl angestrebt, umgekehrt durch entsprechende Erh6hung der Ziffer nicotinarmer Zigarren vereitelt werden) bzw. der aufgenommenen Nicotinkonzentration genfigen wfirde. Sicherlich gibt es in praxi eine groBe Zahl yon Nicotinisten, denen durch Umstellung auf nicotinarmen Rauchstoff gedient w~ire, -- wofern ihnen die sonstigen Eigenschaften dieses ,,kastrier~en" GenuBmaterials die Umstel- lung ermOglichen, t3eim ,,coffeinfreien Kaffee" liegen die Verhtilt- nisse insofern anders, Ms einerseits erfahrungsgem~13 in der Mehrzahl der FtLlle die Umstellung auf den kofieinarmen Kaffee das Aus- bleiben der Beschwerden und Gefahren (beide sind tiberhaupt geringer als beim Tabak) sichert, und andererseits die GenuBwert- minderung eine bedeutend geringere ist als bei entnikotinisiertem /~auchmaterial. Wenigstens gilt dies entschieden yon dem un- mittelbaren GenuBwert auf ~sthetischem Oebiete; der Kaffeetrinker, der den wesentlichsten GenuB in der anregenden, leistungssteigcrn- den Cofieinwirkung sncht, wird naturgem~B auch durch den wohl- schmeckendsten ,,coffeinfreien" Kaffee unbefriedigt bleiben miissen. Loewe, Dorpat.

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2~. JANUAR I9e5 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4. J A H R G A N G . N r . 4 191

Grenze zwischen Wissenschaft und Afferwissenschaft. 0b sich ein Arzt zur ,,Schulmedizin'" rechnet oder Hom6opath nennt, macht dabei nichts aus. Im ganzen freilieh finctet man wohl mehr Dog- matiker nnter denen, die sich zn einer irgendwie benannten Sekte bekennen, als unter den fibrigen Arzten.

Es bleibt zu hoffen, dab auch im Apothekerstande der Sinn offen bleibt Ifir das, was ,,wissenschaftliche Medizin" bedeutet, und daffir, dab deren Gewicht auch in den verworrensten Zeiten zentnerschwer ist gegenfiber den Luftgespinsten, die den mystischen Trieben der Leichtverblendeten verIockend scheinen.

THERAPEUTISCHE NOTIZEN. 0 B E R PEPTONWIRKUNG BEI HAMOPTOE. die n~chsten 2 Tage noch je eine Peptoninjektion an, nnd das Sputum

Von HANNS POLLITZER und ]~RNST STOLZ.

Aus der II. Medizinischen Universitfits-Klinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. 0RTNER.)

Wir haben in dieser Zeitschrift (Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 13 u. 36) in Arbeiten tiber den intermedi~reu Wasserhaushalt die Anschauung zu begrt~nden versueht, dab die Erhal tung und Ver- ~nderung des Turgors des menschlichen K6rpers, die sich in den Schwankungen des K6rpergewichtes ausdrflckt, nicht eine Punktion der Niere ist, sondern eine Aufgabe, deren Steuerung unter dem Ein- fluB der tibergeordneten endokrinen Drtisen der Leber und der Lunge obliegt. In diesen beiden Organen stehen in dem sog. Mautner-Molitor-Pickschen Sperren all den Lebervenen nnd dem ven6sen AnteiI der Lungengefal3e, den Lungenarterien, Apparate zur Verfiigung, deren wechselnde Einstellung imstande ist, diese !Regulation zu besorgen. ~vV~hrend wit in der ersten Mitteilnng gezeigt haben, dab beim Ikterus catarrhalis eine Erh6hung des Turgors stat that , die man dutch Novasurol beseitigen kann, haben wir in der zweiten gezeigt, dab intramuskulare Inyektion yon Pepton umgekehrt die Sperren drosselt, so dab es oftmals mSglich ist, das K6rpergewicht in 2 4 Stunden um 1,2--1, 5 kg hinaufzusetzen und dab es einmal gelang, in 3 Tagen einen Wasseransatz yon fast 3 kg zu erzielen. MoLI~oR und Pick haben im Tierversuch den m~chtigen Druckanstieg im rechten t terzen demonstriert, der unter der Ein- wirkung yon Schockgiften, wie z. B. dem Pepton, durch die Ken- traktion der Arteriolae pulmonales hervorgerufen wird. Diese Tatsachen legten den Oedanken nahe, dlese Wirkung des Peptons zur Behandlung yon Hdmoptoen auszuni~tzen. Leider verffigen wir fiber das gewOhnlichste und h~ufigste H~moptoenmaterial, die tuberkul6se HXmoptoe gar nicht. Deshalb konnten wit diese Wirkung nur an einem einzigen andersartigen Falle erproben, aber bei ihm war sie so fiberraschend prompt und verh~ltnism/~Ng dauerhaft, dab das zu weiterer Erprobung einladen wfirde.

Es handelte sich um e~ne 37j~hrige Frau mit schwielig-indura- river YerXnderung eines groBen Teiles des rechten Unterlappens, die wahrscheinlich in frfiher Kindheit entstanden ist, und umschrie- bener Bronchiektasenbildung in diesem Gebiet. Die Frau leidet seit 2o Jahren an Hamopfoe. In letzter Zeit waren diese so arg geworden, daft sie seit Wochen tXglich eine Schale votl ]Blur ent- lee~te und deshalb die Klinik aufsuchte. Hier betrug die t~gliche Menge yon expektoriertem ]glut zusammen mit ein wenig eitrigem Sputum ca. 200 ccm. Die erste Einspritzung yon Ioo my Pepton intramus]~uli~r ]cupierte diese Hi~moptoe so, dab schon am n~chsten Tage Blur nu t mehr mikroskopisch nachweisbar war. Wir schlossen

war durch fast 3 Wochen vollkommen blutfrei. Dann trat neuer- dings eine H~moptoe auf, der wiederum durch 3 Peptoninjektionen, wenn auch nicht ganz so unmittelbar, Einhalt getan wurde.

Einen weitergehenden Erfolg kann man in diesem Falle yon einer rein symptomafischen Therapie nicht erwarten, abet wit glauben, dab wit deshalb das Pepton zur Behandlung der tuber- kul6sen Hamoptoe empfehlen kOnnen. GrundsXtztich wird er sicher- Iich den gleichen Angrif/spunkt an den Steuerapparaten des inter- medi~xen Wasserhaushaltes haben wie eine hypertonische Kochsalz- injektion, die ja gleichfalls einen Eingriff in den Wasserhaushalt darstellt. Aber die intramuskulXre Injektion yon 2 ccm 5proz. Peptonl6sung ist jedenfalIs ffir die Xrztliche PraMs und den Pa- t ienten viel bequemer nnd eleganter als eine intravenOse Salz- injektion. Nur ist die Pepton15sung schwerer steril darzustellen -- 3 Tage bakteriologische Kontrolle! -- und dtirfte daher nur, wenn sie yon ganz vertrauenswfirdiger Seite hergestellt ist, ver- wendet werden. Da abet die H~moptoe ein momentanes Eingreifen erlordert, mfiBte die L6sung jederzeit in Phiolen zur Verffigung stehen so, wie wir sie an der Klinik ~, zoo mg ffir verschiedene Zwecke verwenden. Diese Peptondosis macht, wenn sie steril ist, keine Temperatursteigerungen. Die verschiedenen Peptone ent- halten verschiedene Mengen eilLzelner Aminos~nren und wirken daher verschieden. Wir haben mit Merckschem Pepton gearbeitet und sind eben daran, noch ein Kaseinpepton zu prfifen. Wir kOnnen das nur in seiner Wirkung auf den Wasserhaushalt, dutch die man die PeptonlOsung sozusagen eichen kann. Die antih~mop- toische Wirkung werden nur Kollegen vergIeichend beurteiten kOnnen, die fiber ein reiches tuberkulOses It~moptoenmaterial verffigen.

VERGLEICHENDE PROFUNG EINIGER NOVOCAIN- LOSUNGEN.

Vier Novocainl6sungen zu 0,5% mit Zus~tzen yon Kalium- sulfur, Phenol und Adrenalin wurden auf verschiedene Weise sterili- siert: bei IOO ~ traktioniert bei 65 ~ bei IOO ~ unter Zusatz yon Natriumbicarbonat (p~ = 8,I) oderAcidum benzoicum (ohne Phenol) ; sie wurden dann miteinander vergliehen, einmal in ihrer Wirkung auf die IYnterbrechung der sensiblen Nervenleitung (Methode PROMHERZ), das andere Mal auf die Unterbrechung der motorischen Nervenleitung (Methode ZORn). ]3eide Methoden gaben fiberein- stimmende Resultate, und zwar waren die bei roo ~ und bei 65 ~ sterilisierten L6sungen gleich stark, die zwei anderen nahezu halb so stark. (Referiert nach U. G. BIJLSMA: Mitt. 5 des Rijks-Inst. voor Pharmacotherap. Onderzoek. 1923). I3IJLSMA, Utrecht.

FRAGEN UND Soll r bei Kindern vor dem Schulbesuvh bei M y o p i z schon

eine Brille tragen lassen? Dr. K. in E. -- Die Frage ist nnter allen Umstanden zu be]ahen. Wit wissen heute, dab eine exakte Voll- korrektion der Myopie unter genauer Berflcksichtigung yon etwa vorhandenem Astigmatismus ev. auch yon Muskelinsuffizienz, alles andere als schXdlich ist, eher ein Portschreiten der Myopie zu verhindern oder wenigstens zu verlangsamen vermag. Schon aus diesem Grunde soll man jede kindliche Myopie, also auch die hochgradigen nnd die in der Irfihesten Kindheit auftretenden Formen durch ]3rillen vollkorrigieren. Bei sehr lebhaften Kindern empfiehIt es sich, das Glas, wenn die Kinder unbeaufsichtigt spielen, um Besch~digungen des Auges durch das Zerbrechen der t3rillen zu vermeiden, ablegen zu lassen. Steindor]], 13erlin.

Kdnnen sog. nicofinf/ '~te Z i g a r r e n bei indiziertem Nicotinverbot den Patienten unbedenklich envp]ohlen werden ; gilt das gleiche ]iir den coJfeiafreien K a f f e e ? Dr. H. in St. -- Im Mittelpnnkt der ganzen Frage dfirite wohl die Tatsache stehen, dab weder die,,nicotinfreieu" Zigarren noch der ,,coffeinfreie" Kaffee ihres Alkaloids vollst~Lndig beraubt sind. Unter den etwa 25 zum Patent angemeldeten Ver- fahren zur Entnikotinisierung von Tabak tr~gt die gr613ere HXlfte den Stempel der Unzul~nglichkeit zur aueh nur ann~hernd voll- st~ndigen Beseitigung des Nicotins an der Stirn, die andere H~lfte lXBt zwar auch noch keine voile ]3firgschaft ffir hinreichende Nicotin- befreiung erkennen, wohl aber sichern die yon ihnen ins Auge gefagten Behandlungsmethoden des Tabaks dem Endprodukt eine besonders scheuBliche und ungenieBbare Beschaffenheit zu. Es ist daher vo,n Vornherein klar, dab die etwa wirklich wirksamen

AUSKONFTE. Nikotinbefreiungsmethoden nicht die geringste Aussicht auf kaui- m~innische Realisierbarkeit besitzen und dab umgekehrt die zur Anwendung gelangenden Verfahren nur eine Verminderung, nicht eine volIe Beseitigung des Nicotingehattes leisten. /Die ganze Frage gleitet dadurch auf das rein praktisch-kliifische Gebiet hinfiber. Sic ist verschieden zu beantworten, je nachdem ob bei ,,indiziertem Nicotinverbot", einer offenbar kliniseh noch n~her zu definierenden Indikation, volle Nicotinenthaltung erforderlich ist oder ob die I-Ierabminderung der Xoxe auf einen Bruchteil der Tagesmenge (dies k6nnte auch dutch Reduktion der ,,Normalzigarren"-Zahl angestrebt, umgekehrt durch entsprechende Erh6hung der Ziffer nicotinarmer Zigarren vereitelt werden) bzw. der aufgenommenen Nicotinkonzentration genfigen wfirde. Sicherlich gibt es in praxi eine groBe Zahl yon Nicotinisten, denen durch Umstellung auf nicotinarmen Rauchstoff gedient w~ire, -- wofern ihnen die sonstigen Eigenschaften dieses ,,kastrier~en" GenuBmaterials die Umstel- lung ermOglichen, t3eim ,,coffeinfreien Kaffee" liegen die Verhtilt- nisse insofern anders, Ms einerseits erfahrungsgem~13 in der Mehrzahl der FtLlle die Umstellung auf den kofieinarmen Kaffee das Aus- bleiben der Beschwerden und Gefahren (beide sind tiberhaupt geringer als beim Tabak) sichert, und andererseits die GenuBwert- minderung eine bedeutend geringere ist als bei entnikotinisiertem /~auchmaterial. Wenigstens gilt dies entschieden yon dem un- mittelbaren GenuBwert auf ~sthetischem Oebiete; der Kaffeetrinker, der den wesentlichsten GenuB in der anregenden, leistungssteigcrn- den Cofieinwirkung sncht, wird naturgem~B auch durch den wohl- schmeckendsten ,,coffeinfreien" Kaffee unbefriedigt bleiben miissen.

Loewe, Dorpat.