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freizeit & leben BUCH Arabisches Kochen Die Kultur eines Landes eröff- net sich zu einem guten Teil über die speziellen Speisen und die Küche. Für den paläs- tinensischen Musiker und Wahlwiener seit vielen Jahren, Marwan Abbado, und seine Frau Viola Raheb, Sozialwis- senschaftlerin mit ebenfalls palästinensischen Wurzeln, sind Kochen und das gemein- same Essen eine wichtige An- gelegenheit – auf der sozialen, der kulturellen und auch der seelischen Ebene. Kochen und Essen verbindet. Dass die beste Küche des arabischen Raums aus dem Libanon stammt, hat wohl auch mit der Kolonisierungsgeschichte zu tun, die zur ursprünglichen Tradition die besten Aspekte der Kolonialherren verein- nahmte. Marwan Abado und Viola Raheb liefern mit ihrem Buch „Zeit der Feigen“, das in der merkenswerten lukulli- schen Serie des Mandelbaum Verlags erscheinen ist, nicht nur eine Sammlung authenti- scher Rezepte, sondern Ein- blick in den arabischen Alltag, die Kulturgeschichte und kuli- narische Besonderheiten. Da- bei geht es, der Herkunft der Autoren entsprechend, nicht um den gesamten arabischen Raum, sondern um die Länder Syrien, Libanon, Palästina und Jordanien: Bilad Ash-sham, das frühere Großsyrien. Ein wesentlicher Aspekt der Essensauswahl ist die Verfüg- barkeit der Zutaten und damit auch das Kochen im Zyklus der Jahreszeiten. Ebenso wird die Küche natürlich auch nach der geographischen Lage der jeweiligen Ursprungsgegend einer Speise beeinflusst. Als fünfte Jahreszeit führen Abado und Raheb die Suppenzeit an, da Suppen vor allem im Herbst und Winter gegessen weden, und zeigen auch anhand von gängigen Sprichwörtern und Redewendungen die Bedeu- tung von Kochen und Essen in der arabischen Sprache auf. Einen wesentlichen Anteil an den Speisen haben Gemüse und Gewürze, Fleisch gibt es im Allgemeinen nur zu Festta- gen oder für Gäste und ge- kocht wird immer zu viel. Beim Schmökern in der „Zeit der Feigen“ kommt jedenfalls nicht nur großer Appetit son- dern auch große Lust auf’s Ko- chen auf. Und die Umsetzung der beschriebenen Zuberei- tungen erfordert keine spitz- findigen Vorkenntnisse, son- dern lediglich Begeisterung und Freude. Viola Raheb, Marwan Abado: Zeit der Feigen. Die arabische Küche von Bethlehem bis Damaskus. 200 Seiten, Mandelbaum Verlag Wien 2009, ISBN: 978385476-301-7, Preis: 24.90 € JAZZFEST WIEN 2009 Feine Improvisationen und viel Rhythmus Die große alte Dame der kuba- nischen Musik Omara Portu- ondo wird kommen, die ehe- malige Rolling Stone Gespielin und nun Liedsängerin Mari- anne Faithfull ebenso und der Musikkomiker mit großem Re- pertoire Helge Schneider auch – das Jazzfest Wien 2009 bietet vom 29. Juni bis 9. Juli mit be- kannten und weniger bekann- ten Namen aus der Pop-, Welt- und natürlich Jazzmusik eine vielseitige Bandbreite in ziem- lich dichter Formation. Abseits des prominentesten Spielorts, der Wiener Staatsoper, gibt es beispielsweise den amerikani- schen Jazz-Gitarristen John Scofield im WUK (30. 6.), sei- nen österreichischen Instru- mentalkollegen Wolfgang Muthspiel im feinen Jazzclub Porgy&Bess (2. 7.) oder das Dusco Goykovich, Herwig Gradischnig & Fritz Pauer Trio im ewig jungen Jazzland (30. 6. bis 4. 7.) zu genießen. Die Eröff- nung findet diesmal nicht im Museumsquartier sondern gleich am Rathausplatz (29. 6.). Informationen: www.viennajazz.org SHAKESPEARE Theater in London oder Niederösterreich Seit dem 23. April, Geburtstag des Ahnherrn, ist die Saison in Shakespeare’s Globe eatre in London eröffnet. Unter ande- rem steht Romeo und Julia auf dem Spielplan. Der Reiz des eaters liegt in seiner Konzep- tion, die sich an das ursprüngli- che Haus hält: Ein rundes Ge- bäude, ein bisschen einer Arena ähneln mit Holzbänken für die Zuschauer und Stehplätzen im Parterre bis direkt vor die Bühne. So wird auch die Inter- aktion zwischen Schauspielern und Publikum recht lebendig, wie in den alten Zeiten. Wer es nicht bis London schafft, kann diesen Sommer die Truppe des Globe eatre auch im Rahmen von Art Carnuntum’s Shakes- peare Special auf Schlosshof mit einem großen Fest - mit oder ohne Picknickkorb finden. Informationen: www.shakespeares-globe.org, www. artcarnuntum.at John Scofield: Gitarrenlegende © Nick Suttle Kochen und gemeinsames Essen als Teil der Kultur Legenden der kubanischen Musik: Buena Vista Social Club in der Wiener Staatsoper. © Johann Sauty Wolfgang Muthspiel: Gitarre solo © Julia Wesely 06/2009 © Springer-Verlag pro care 36

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BUCH

arabisches Kochen

Die Kultur eines Landes eröff-net sich zu einem guten Teil über die speziellen Speisen und die Küche. Für den paläs-tinensischen Musiker und Wahlwiener seit vielen Jahren, Marwan Abbado, und seine Frau Viola Raheb, Sozialwis-senschaftlerin mit ebenfalls palästinensischen Wurzeln, sind Kochen und das gemein-same Essen eine wichtige An-gelegenheit – auf der sozialen, der kulturellen und auch der seelischen Ebene. Kochen und Essen verbindet. Dass die beste Küche des arabischen

Raums aus dem Libanon stammt, hat wohl auch mit der Kolonisierungsgeschichte zu tun, die zur ursprünglichen Tradition die besten Aspekte der Kolonialherren verein-nahmte. Marwan Abado und Viola Raheb liefern mit ihrem Buch „Zeit der Feigen“, das in der merkenswerten lukulli-schen Serie des Mandelbaum Verlags erscheinen ist, nicht nur eine Sammlung authenti-scher Rezepte, sondern Ein-blick in den arabischen Alltag, die Kulturgeschichte und kuli-narische Besonderheiten. Da-bei geht es, der Herkunft der Autoren entsprechend, nicht um den gesamten arabischen Raum, sondern um die Länder

Syrien, Libanon, Palästina und Jordanien: Bilad Ash-sham, das frühere Großsyrien. Ein wesentlicher Aspekt der Essensauswahl ist die Verfüg-barkeit der Zutaten und damit auch das Kochen im Zyklus der Jahreszeiten. Ebenso wird die Küche natürlich auch nach der geographischen Lage der jeweiligen Ursprungsgegend einer Speise beeinflusst. Als fünfte Jahreszeit führen Abado und Raheb die Suppenzeit an, da Suppen vor allem im Herbst und Winter gegessen weden, und zeigen auch anhand von gängigen Sprichwörtern und Redewendungen die Bedeu-tung von Kochen und Essen in der arabischen Sprache auf.Einen wesentlichen Anteil an den Speisen haben Gemüse und Gewürze, Fleisch gibt es im Allgemeinen nur zu Festta-gen oder für Gäste und ge-kocht wird immer zu viel. Beim Schmökern in der „Zeit der Feigen“ kommt jedenfalls nicht nur großer Appetit son-dern auch große Lust auf’s Ko-chen auf. Und die Umsetzung der beschriebenen Zuberei-tungen erfordert keine spitz-findigen Vorkenntnisse, son-dern lediglich Begeisterung und Freude.

Viola Raheb, Marwan Abado: Zeit der Feigen. Die arabische Küche von Bethlehem bis Damaskus. 200 Seiten, Mandelbaum Verlag Wien 2009, ISBN: 978385476-301-7, Preis: 24.90 €

JAZZFEST WIEN 2009

Feine Improvisationen und viel Rhythmus

Die große alte Dame der kuba-nischen Musik Omara Portu-ondo wird kommen, die ehe-malige Rolling Stone Gespielin und nun Liedsänge rin Mari-anne Faithfull ebenso und der

Musikkomiker mit großem Re-pertoire Helge Schneider auch – das Jazzfest Wien 2009 bietet vom 29. Juni bis 9. Juli mit be-kannten und weniger bekann-ten Namen aus der Pop-, Welt- und natürlich Jazzmusik eine vielseitige Bandbreite in ziem-lich dichter Formation. Abseits des prominentesten Spielorts, der Wiener Staatsoper, gibt es beispielsweise den amerikani-schen Jazz-Gitarristen John Scofield im WUK (30. 6.), sei-nen österreichischen Instru-mentalkollegen Wolfgang Muthspiel im feinen Jazzclub Porgy&Bess (2. 7.) oder das Dusco Goykovich, Herwig Gradisch nig & Fritz Pauer Trio im ewig jungen Jazzland (30. 6. bis 4. 7.) zu genießen. Die Eröff-nung findet diesmal nicht im Museums quartier sondern gleich am Rathausplatz (29. 6.).informationen: www.viennajazz.org

SHaKeSpeare

theater in london oder niederösterreich

Seit dem 23. April, Geburtstag des Ahnherrn, ist die Saison in Shakespeare’s Globe Theatre in London eröffnet. Unter ande-rem steht Romeo und Julia auf dem Spielplan. Der Reiz des Theaters liegt in seiner Konzep-tion, die sich an das ursprüngli-che Haus hält: Ein rundes Ge-bäude, ein bisschen einer Arena ähneln mit Holzbänken für die Zuschauer und Stehplätzen im Parterre bis direkt vor die Bühne. So wird auch die Inter-aktion zwischen Schauspielern und Publikum recht lebendig, wie in den alten Zeiten. Wer es nicht bis London schafft, kann diesen Sommer die Truppe des Globe Theatre auch im Rahmen von Art Carnuntum’s Shakes-peare Special auf Schlosshof mit einem großen Fest - mit oder ohne Picknickkorb finden.

informationen: www.shakespeares-globe.org, www.artcarnuntum.at

John Scofield: Gitarrenlegende

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Kochen und gemeinsames Essen als Teil der Kultur

Legenden der kubanischen Musik: Buena Vista Social Club in der Wiener Staatsoper.

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Wolfgang Muthspiel: Gitarre solo

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06/2009 © Springer-Verlag pro care36