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Fakultät für Mathematik und Informatik Friedrich Wilhelm von Oppel (1720–1769) Pionier der Prozessoptimierung 1720 von Oppel wird am 4. Mai in Krebs bei Pirna geboren 1743 Assessor am Oberbergamt Freiberg 1746 Publikation der „Analysis Triangulorum” 1749 Die „Anleitung zur Markscheidekunst” erscheint 1755 Ernennung zum Berghauptmann 1763 Übernahme der Leitung des Oberbergamts 1765 Mitbegründer und Kurator der Bergakademie 1766 Einrichtung von Mineraliensammlung und Bibliothek sowie Abhalten von Vorlesungen in Oppels Wohnhaus 1769 von Oppel verstirbt am 4. Februar und wird im Kreuzgang des Freiberger Doms beigesetzt Friedrich Wilhelm von Oppel gründete gemeinsam mit Friedrich Anton von Heynitz 1765 die Freiberger Bergakademie. In seinem Wohnhaus (jetzt Akademiestr. 6) stellte er Räume für Mineralien- sammlung, Bibliothek und Vorlesungen zur Verfügung. Von Oppels bedeutendste Leistung auf dem Gebiet der angewandten Mathematik ist seine im Alter von 26 Jahren verfaßte Schrift „Analy- sis Triangulorum“, die heute als das erste vollständige Lehrbuch der Trigonometrie auf analytischer Grundlage gilt. „Die Abtheilung der Gehölze in jährliche Gehaue“ ist eines der ersten Bücher zur mathe- matischen Prozess-Optimierung. Oppel modelliert und analysiert in diesem Werk das Wachstum von Wäldern und leitet mit mathemati- schen Methoden Regeln zu ihrer effektiven Bewirtschaftung ab. Von Oppels berühmte „Anleitung zur Markscheidekunst“ von 1749 war ein Meilenstein der unterirdischen Geodäsie, da sie erstmals von der bis dahin üblichen beschreibenden Darstellung der Ver- messungsaufgaben unter Tage zu deren mathematischer Behand- lung überging. Die „Analysis Triangulorum“ Der Historiker Anton von Braunmühl schreibt in sei- ner Geschichte der Trigonometrie: „Das wichtigs- te Werk aber ist unstreitig die ‚Analysis triangulo- rum‘ von Friedrich Wilhelm von Oppel. Das Ziel, wel- ches sich der Verfasser der Schrift setzte, aus we- nigen geometrisch gewonnenen Sätzen die ganzen Formelsysteme der ebenen und sphärischen Trigono- metrie durch algebraische Rechnung zu entwickeln, hat er tatsächlich erreicht und damit eine Absicht ver- wirklicht, die vor ihm von keinem Autor systematisch durchgeführt worden war.“ Von Oppels Beitrag zur Entwicklung der Trigono- metrie wird heute von Historikern in eine Reihe mit den Leistungen so bedeutender Mathematiker wie François Viète, René Descartes, Pièrre de Fermat, John Wallis, Isaac Newton, Jakob Bernoulli, Roger Cotes, Abraham de Moivre und Leonhard Euler ge- stellt. Die Oppel-Mollweide-Formeln Tatsächlich hat von Oppels Namen bis heute in zwei Formeln überdauert, die man in verbaler Formulie- rung auf S. 18 der Analysis Triangulorum findet. In heute geläufiger Formelsprache lauten diese Rela- tionen zwischen den Seiten a, b, c und den gegen- überliegenden Winkeln α,β,γ eines Dreiecks a + b c = cos α - β 2 cos α + β 2 , a - b c = sin α - β 2 sin α + β 2 . Die erste der beiden Formeln wurde schon 1707 in Newtons Arithmetica universalis publiziert, beide ge- meinsam wurden aber erstmals von Oppel angege- ben. Heute werden die Relationen meist nach dem Astronomen Karl Mollweide benannt, der von 1812 bis 1825 auch Professor der Mathematik an der Uni- versität Leipzig war. 250 Jahre Bergakademie Freiberg — 250 Jahre Mathematik-Professur

Friedrich Wilhelm von Oppel (1720–1769) - tu-freiberg.detu-freiberg.de/.../poster/oppel.pdf · 2018. 4. 17. · 1769 von Oppel verstirbt am 4. Februar und wird im Kreuzgang des

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Fakultät fürMathematik und Informatik

Friedrich Wilhelm von Oppel (1720–1769)Pionier der Prozessoptimierung

1720 von Oppel wird am 4. Mai in Krebs bei Pirna geboren1743 Assessor am Oberbergamt Freiberg1746 Publikation der „Analysis Triangulorum”1749 Die „Anleitung zur Markscheidekunst” erscheint1755 Ernennung zum Berghauptmann1763 Übernahme der Leitung des Oberbergamts1765 Mitbegründer und Kurator der Bergakademie1766 Einrichtung von Mineraliensammlung und Bibliothek sowie

Abhalten von Vorlesungen in Oppels Wohnhaus1769 von Oppel verstirbt am 4. Februar und wird im Kreuzgang

des Freiberger Doms beigesetzt

Friedrich Wilhelm von Oppel gründete gemeinsam mit FriedrichAnton von Heynitz 1765 die Freiberger Bergakademie. In seinemWohnhaus (jetzt Akademiestr. 6) stellte er Räume für Mineralien-sammlung, Bibliothek und Vorlesungen zur Verfügung.

Von Oppels bedeutendste Leistung auf dem Gebiet der angewandtenMathematik ist seine im Alter von 26 Jahren verfaßte Schrift „Analy-sis Triangulorum“, die heute als das erste vollständige Lehrbuch derTrigonometrie auf analytischer Grundlage gilt. „Die Abtheilung derGehölze in jährliche Gehaue“ ist eines der ersten Bücher zur mathe-matischen Prozess-Optimierung. Oppel modelliert und analysiert indiesem Werk das Wachstum von Wäldern und leitet mit mathemati-schen Methoden Regeln zu ihrer effektiven Bewirtschaftung ab.

Von Oppels berühmte „Anleitung zur Markscheidekunst“ von 1749war ein Meilenstein der unterirdischen Geodäsie, da sie erstmalsvon der bis dahin üblichen beschreibenden Darstellung der Ver-messungsaufgaben unter Tage zu deren mathematischer Behand-lung überging.

Die „Analysis Triangulorum“Der Historiker Anton von Braunmühl schreibt in sei-ner Geschichte der Trigonometrie: „Das wichtigs-te Werk aber ist unstreitig die ‚Analysis triangulo-rum‘ von Friedrich Wilhelm von Oppel. Das Ziel, wel-ches sich der Verfasser der Schrift setzte, aus we-nigen geometrisch gewonnenen Sätzen die ganzenFormelsysteme der ebenen und sphärischen Trigono-metrie durch algebraische Rechnung zu entwickeln,hat er tatsächlich erreicht und damit eine Absicht ver-wirklicht, die vor ihm von keinem Autor systematischdurchgeführt worden war.“Von Oppels Beitrag zur Entwicklung der Trigono-metrie wird heute von Historikern in eine Reihe mitden Leistungen so bedeutender Mathematiker wieFrançois Viète, René Descartes, Pièrre de Fermat,John Wallis, Isaac Newton, Jakob Bernoulli, RogerCotes, Abraham de Moivre und Leonhard Euler ge-stellt.

Die Oppel-Mollweide-FormelnTatsächlich hat von Oppels Namen bis heute in zweiFormeln überdauert, die man in verbaler Formulie-rung auf S. 18 der Analysis Triangulorum findet. Inheute geläufiger Formelsprache lauten diese Rela-tionen zwischen den Seiten a, b, c und den gegen-überliegenden Winkeln α, β, γ eines Dreiecks

a + b

c=

cosα− β

2

cosα + β

2

,a− b

c=

sinα− β

2

sinα + β

2

.

Die erste der beiden Formeln wurde schon 1707 inNewtons Arithmetica universalis publiziert, beide ge-meinsam wurden aber erstmals von Oppel angege-ben. Heute werden die Relationen meist nach demAstronomen Karl Mollweide benannt, der von 1812bis 1825 auch Professor der Mathematik an der Uni-versität Leipzig war.

250 Jahre Bergakademie Freiberg — 250 Jahre Mathematik-Professur