FRM II - · PDF fileAgainst Proliferation (INESAP). 6 Umweltinstitut München e.V. Wolfgang Liebert nisch anspruchsvollere Implosions-Konzept angewendet werden kann, könn

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  • Umweltinstitut Mnchen e.V. 1

    FRM IIDie auenpolitische Bedeutung des neuen Forschungsreaktors

    Herausgegeben vom

    UMWELTINSTITUT MNCHENVerein zur Erforschung und Verminderung der Umweltbelastung e.V.

    1. Auflage Mai 1999:Nachdruck: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck (auch auszugs-

    weise) nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung.Verantwortlich: Christina Hacker. Fr namentlich gekennzeichnete

    Beitrge sind die AutorInnen verantwortlich.Titelfoto: Christina HackerTitelgestaltung: Holger MelzerRedaktion: Karin Wurzbacher, Christina Hacker, Holger MelzerLayout: Holger MelzerDruck: Ulenspiegel, AndechsBestelladresse: Umweltinstitut Mnchen e.V.

    Schwere-Reiter-Str. 35/1b, 80797 MnchenTel. (089) 30 77 49-0, Fax 30 77 49-20www.m.shuttle.de/umweltinstitute-mail [email protected]

    Wir bedanken uns herzlich bei den Autoren Alan J. Kuperman und WolfgangLiebert, die uns freundlicherweise ihre Beitrge zum Symposium TheScope of a Fissile Material Convention, das im August 1996 in Genf stattgefun-den hat, zur Verfgung gestellt haben.

    Unser Dank gilt auch dem kofonds Bayern vonBndnis90 / Die Grnen, der durch finanzielleUntersttzung die Verffentlichung dieser Broschreermglicht hat.

    kofonds Bayern

  • Inhaltsverzeichnis

    SeiteVorwort .......................................................... 3

    FRM II - Die Auslegung mit HEUweckt Besorgnisse ....................................... 5Wolfgang Liebert

    Ziviles HEU und dieSpaltstoff-Konvention ................................ 15Alan J. Kuperman

    Zivil-militrische Verflechtungder Atomtechnologie ................................. 30Christina Hacker & Karin Wurzbacher

    Umweltinstitut Mnchen e.V.2

  • Umweltinstitut Mnchen e.V. 3

    HEU die auenpolitische BedeutungDer Einsatz von waffenfhigem, hochangereichertem Uran (HEU) imGarchinger Forschungsreaktor FRM-II heizt das Proliferationsrisikoweltweit wieder an.

    Die Garchinger Projektleitung des FRM-II hlt trotz internationaler Be-denken hartnckig am Einsatz von HEU (H ighly Enriched Uranium)als Brennstoff fest. Dieses Festhalten weckt zunehmend Besorgnisse, weildamit die bereits erzielten Erfolge im Bemhen, den Handel und die Ver-breitung von atomwaffenfhigem Material (Proliferation) weltweit zu un-terbinden, untergraben wrden. Die Hartnckigkeit ist unverstndlich, daqualifizierte Ersatzbrennstoffe zur Verfgung stehen und deshalb ein Ver-zicht auf HEU zu keinen nennenswerten qualitativen Einbuen der vorgese-henen Experimente fhren wrde.

    Die Garchinger Projektleitung grndet ihren Anspruch auf HEU auf ihrgesetzlich verankertes, unveruerliches Recht, das in Art. 4 Abs. 1 desNichtverbreitungsvertrages NVV festgehalten ist: das Recht, Atomenergiefr friedliche Zwecke zu erforschen, zu erzeugen und zu verwenden. EineWeigerung der Atomwaffenstaaten, HEU fr friedliche Kernforschung zurVerfgung zu stellen, verstiee ihrer Meinung nach nicht nur gegen den Geist,sondern auch gegen den Wortlaut des NVV 1.

    In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, da eine rein friedliche Nut-zung der Atomtechnologie auch innerhalb der NVV-Vertragsstaaten nichtgewhrleistet ist. Als 1991 ein heimliches Atomwaffenprogramm im Irakaufgedeckt und schlielich 1995 auch zugegeben wurde, war die Weltf-fentlichkeit geschockt. An allen Kontrollen und Sicherheitsmanahmen derInternationalen Atomenergie Organisation IAEO vorbei ist es dem Irak, ei-nem Mitgliedsstaat des NVV, gelungen, ein sog. Crashprogramm aufzubau-en. Der NVV ist offensichtlich kein Garant dafr, Atomwaffenprogrammezu verhindern.

    Ein sehr viel zuverlssigeres Instrument, diese Gefahren zu unterbinden,ist das seit 1978 aufgelegte Programm RERTR (Reduced Enrichment forResearch and Test Reactors), ein Programm mit dem Ziel, nur noch niedrigangereichertes, nicht waffentaugliches Material (LEU; L owly EnrichedUranium) als Brennstoff in Forschungsreaktoren einzusetzen. Nachdem dasProgramm ab Ende der 80er Jahre bis Mitte der 90er Jahre eher auf Spar-flamme lief, wurde es 1996 wiederbelebt, indem die Weiterentwicklung al-ternativer Brennstoffe wieder aufgenommen wurde. Die Umrstung vonHEU-Reaktoren auf den Betrieb mit LEU luft seitdem auf Hochtouren, auchinnerhalb der USA.

    Vorwort

  • Umweltinstitut Mnchen e.V.4

    Das RERTR-Programm, das durch das Schumer Amendment 2 seine Durch-setzungskraft strken konnte, ist das einzig verlliche Programm zur Ver-hinderung von Proliferation. Alan Kuperman nennt es treffend one of theunsung heroes, einen ungekrten Star innerhalb der Bemhungen der Nicht-Weiterverbreitung von atomwaffenfhigem Material. Kritiker dieses Pro-gramms, allen voran die Garchinger FRM-II Projektleitung, wehren sichdagegen mit der Begrndung, da damit die Austrocknung eines ganzenForschungsbereiches der sog. friedlichen Nutzung der Atomenergie erfol-ge1.

    Um es deutlich zu machen: Es geht nicht darum, den Garchinger FRM-II-Verantwortlichen den Griff nach der deutschen Bombe zu unterstellen. Esgeht vielmehr um den Nachahmeffekt durch andere, politisch weniger stabi-le Staaten. Vor dem Hintergrund, da es fr NVV-Mitgliedsstaaten mglichist, Atomwaffenprogramme an smtlichen Safeguards vorbei unbemerkt ein-zurichten, sollte Deutschland alles dafr tun, die Mglichkeit der Atomwaf-fenbeschaffung zu unterbinden. Es wrde den Garchingern sehr viel besseranstehen, wenn sie aus Verantwortungsbewutsein heraus fr die internatio-nale Sicherheit von ihrem Vorhaben FRM-II ablieen und nicht durch dasSchaffen eines schdlichen Przedenzfalls wie Wolfgang Liebert es aus-drckt der Proliferation wieder Tr und Tor ffnen.

    Die deutsche Bundesregierung lt derzeit berprfen, ob eine Umrstungvon HEU auf LEU fr den FRM-II mglich ist. Dafr hat sie Anfang desJahres eine Kommission eingesetzt, die dazu bis zum Sommer dieses Jahreseine Empfehlung abgeben soll. Das Umweltinstitut Mnchen e.V. erwartetvon der Bundesregierung, da nicht nur die technische Machbarkeit einerUmrstung von hoch auf niedrig angereichertes Uran in die Entscheidungber den Weiterbau des FRM-II einfliet. Vielmehr sollten auch die hiergenannten und in den folgenden Artikeln ausgefhrten Argumente abgewo-gen und in die Entscheidung mit einbezogen werden.

    Christina Hacker

    1 Dieter Blumenwitz: FRM-II und das Vlkerrecht der Non-Proliferation.In: Technische Universitt Mnchen, Neue Forschungs-Neutronenquelle Garching(Hrsg): FRM-II mit Vlkerrecht im Einklang.

    2 Das Schumer Amendment zur Energy Policy Act von 1992 verfgt, da die USA hochangereichertes Uran nur noch an Reaktorbetreiber liefern drfen, die einer Umrstungauf niedrig angereichertes Uran zugestimmt haben oder wenn eine Umrstung derzeitnicht mglich ist. Mit dem Schumer Amendment, das vor allem aufgrund des aufgedeck-ten Atomwaffenprogramms im Irak erlassen wurde, haben die USA den HEU-Exportformell gnzlich eingestellt. Dadurch hat sich der HEU-Export der USA heute aufnahezu Null verringert.

    Vorwort

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    Die Auslegung des neuen deutschenForschungsreaktors mit hochangereichertem

    Uran weckt Besorgnisse

    1. HEU: Sein militrischer Gebrauchund die Bedeutung der Proliferation

    Enorme Mengen von waffengrdigem, hochangereichertem Uran (HEU)wurden bis heute angehuft. Fast 2000 Tonnen HEU wurden fr milit-rische Zwecke produziert. In der Vergangenheit wurden riesige Mengen da-von in das nukleare Waffenarsenal der fnf anerkannten Kernwaffen-Staa-ten eingebracht.

    Das wesentliche Hindernis fr Staaten oder substaatliche Gruppen, die amErwerb von Atomwaffen interessiert sind, ist der fehlende Zugang zu Bom-benstoff. Die geeignetsten Waffenmaterialien sind hochangereichertes Uran(HEU) und Plutonium. HEU fr militrische Zwecke ist normalerweise zu90% oder mehr angereichert, d.h. der Anteil des spaltbaren Uranisotops Uran-235 wird mithilfe von sensiblen Anreicherungstechnologien bis zu diesemWert erhht.

    Atomwaffen mit HEU zu bauen ist einfacher als mit Plutonium, weil dietechnisch weniger komplizierte Kanonenrohr-Methode anstatt des Implo-sions-Konzeptes angewandt werden kann und weil das Material weniger ra-diologisch bedenklich ist, d.h., es kann einfacher verarbeitet werden. Freinen atomaren Sprengkrper, der auf der Kanonenrohr-Methode basiert,reichen 20 bis 25 kg HEU, das zu 90% angereichert wurde. Wenn das tech-

    Wolfgang Liebert ist promovierter Physi-ker und arbeitet bei der InterdisziplinrenArbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technikund Sicherheit (IANUS) der TechnischenUniversitt Darmstadt. Mitglied des Vor-standes der Vereinigung DeutscherWissenschaftler (VDW) und des Beiratsder Naturwissenschaftler-Initiative Verant-wortung fr Friedens- und Zukunfts-fhigkeit. Mitbegrnder des InternationalNetwork of Engineers and ScientistsAgainst Proliferation (INESAP).

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    Wolfgang Liebert

    nisch anspruchsvollere Implosions-Konzept angewendet werden kann, knn-te ein erster Atomsprengkrper mit nur 10 kg HEU oder sogar wenigerkonstruiert werden.

    Die erste Atomwaffe, die auf Hiroshima abgeworfen wurde, hatte ein HEU-Design, das zuvor nicht einem vollstndigen Test unterzogen wurde. Alleanerkannten Atomwaffenstaaten haben sog. HEU-Designs in ihrem Arse-nal. In den 70er Jahren wurden in Sdafrika Atomwaffen konstruiert, diemit HEU ausgelegt waren. Pakistans Atomwaffenfhigkeit ist gesttzt aufbereits produziertes HEU. Das irakische Waffenprogramm zielte auf die Pro-duktion ausreichender Mengen von HEU, um Bomben zu bauen. Das machtdie mit HEU verbundenen Proliferationsgefahren (Gefahr der Weiterverbrei-tung von Kernwaffen) deutlich. Daher ist es so wesentlich, sich mit der welt-weiten Verbreitung von HEU und von Anreicherungstechnologien ausein-anderzusetzen. Die Atomwaffenmchte haben zum Teil die Produktion vonHEU fr Waffenzwecke bereits gestoppt, seitdem eine berversorgung vonspaltbarem Waffenmaterial vorhanden ist. Ein