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Informationsmaterialien über den ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschließlich Wein-, Obst- und Gemüsebau) für den Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen (Initiiert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rah- men des Bundesprogramms Ökologischer Landbau) © BLE 2009 Fachschule Landwirtschaft Fütterung von Schweinen und Geflügel D4 Spezielle Tierhaltung Autor: H. Breker (überarbeitet von J. Planer) Gliederung 1 Kurzcharakterisierung ..................................................................................................................... 2 2 Auszug aus “IFOAM Standards Committee & Basic Standards” .................................................. 2 3 Auszüge aus den EG-Rechtsvorschriften für den Ökologischen Landbau, Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission .............................................................................................................. 5 4 Praktische Hinweise zur Fütterung der Schweine .......................................................................... 7 5 Fütterung von Öko-Geflügel ......................................................................................................... 12 6 Wirtschaftlicher Ausblick: Der Schweine- und Geflügelfleischmarkt ............................................ 20

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Informationsmaterialien über den ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschließlich Wein-, Obst-

und Gemüsebau) für den Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen

(Initiiert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rah-

men des Bundesprogramms Ökologischer Landbau)

© BLE 2009

Fachschule Landwirtschaft

Fütterung von Schweinen und Geflügel

D4 Spezielle Tierhaltung

Autor: H. Breker (überarbeitet von J. Planer)

Gliederung

1 Kurzcharakterisierung ..................................................................................................................... 2 2 Auszug aus “IFOAM Standards Committee & Basic Standards” .................................................. 2 3 Auszüge aus den EG-Rechtsvorschriften für den Ökologischen Landbau, Verordnung (EG) Nr.

889/2008 der Kommission .............................................................................................................. 5 4 Praktische Hinweise zur Fütterung der Schweine .......................................................................... 7 5 Fütterung von Öko-Geflügel ......................................................................................................... 12 6 Wirtschaftlicher Ausblick: Der Schweine- und Geflügelfleischmarkt ............................................ 20

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1 Kurzcharakterisierung Schweine und Geflügel haben als Monogastrier gleiche bzw. ähnliche Ansprüche an die Füt-

terung. Bei der Futterrationsgestaltung dieser Tierarten im ökologischen Landbau stellen sich

grundsätzlich identische Probleme hinsichtlich einer gesicherten und ausgewogenen Eiweiß-

versorgung. Die Hinderungsgründe bestehen in der begrenzt verfügbaren Zahl an Futtermit-

teln, die den Ansprüchen einer ausgewogenen Aminosäuren-Zusammensetzung für eine op-

timale Tierernährung gerecht werden. Die Fütterung und die Erzielung einer an den Verbrau-

cherwünschen orientierten Produktqualität stehen in einem engen Zusammenhang.

Aktuelle Fakten zu diesem Thema finden Sie auch unter www.oekolandbau.de oder bei

IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements) unter www.ifoam.org.

2 Auszug aus “IFOAM Standards Committee & Basic Standards”

5.6. Tierernährung: Allgemeine Grundsätze

Die ökologischen, landwirtschaftlichen Nutztiere sollen ihre Nährstoffbedürfnisse über

ökologisches Futter und Nahrung von guter Qualität decken können.

Empfehlungen

− Die Ration soll gemäß den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen der Tiere ausgegli-chen sein und den Tieren in einer Form angeboten werden, die es ihnen erlaubt, ihr na-türliches Fressverhalten und ihre Verdauungsnotwendigkeiten zu befriedigen.

− Es soll Gebrauch gemacht werden von Erzeugnissen der ökologischen, Lebensmittelver-arbeitenden Industrie, die nicht zum menschlichen Verzehr genutzt werden können.

− Wiederkäuer sollten eine ausgeglichene, an ihre ernährungsphysiologischen Bedürfnisse angepasste Ration und nicht nur Futter, welches gänzlich aus Silage und Konzentraten besteht, erhalten.

− Alles Futter soll vom landwirtschaftlichen Betrieb selbst kommen oder innerhalb der Re-gion erzeugt sein.

− Farbstoffe sollen in der ökologischen landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nicht zum Ein-satz kommen.

− Alle Tiere sollten täglichen Zugriff auf Raufutter haben.

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Richtlinien (IFOAM)

5.6.1.

Tiere sollen zu 100 Prozent mit Futter aus ökologischem Landbau gefüttert werden. Erzeu-

ger dürfen einen eingeschränkten Anteil aus nicht-ökologischem Futter unter spezifischen

Bedingungen für eine begrenzte Zeit in den folgenden Fällen verwenden:

a) Ökologisches Futter ist nicht in ausreichender Menge oder Qualität zu erhalten.

b) Gebiete, in denen ökologische Landwirtschaft in frühen Entwicklungsstadien steht.

In keinem Fall darf der Prozentsatz von nicht-ökologischem Futter zehn Prozent der Tro-

ckenmasse pro Wiederkäuer und 15 Prozent der Trockenmasse bei Monogastriern, kalkuliert

für die Jahresfuttermenge, überschreiten.

Erzeuger dürfen einen eingeschränkten Anteil aus nicht-ökologischem Futter unter spezifi-

schen Bedingungen für eine begrenzte Zeit in den folgenden Fällen verwenden:

a) unvorhergesehene schwere natürliche oder von Menschenhand geschaffene

Ereignisse

b) extreme Klima- oder Wetterbedingungen

5.6.2.

Der überwiegende Anteil des Futters (mindestens mehr als 50 Prozent) muss von der land-

wirtschaftlichen Betriebseinheit selbst kommen oder in Kooperation mit anderen ökologi-

schen Landbaubetrieben in der Region erzeugt werden.

Die zertifizierende/richtliniengebende Organisation kann Ausnahmen gestatten mit Be-

rücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und muss eine zeitliche Grenze für die Umset-

zung geben.

5.6.3.

Ausschließlich für die Berechnung von Futterrationen darf Futter von der Betriebseinheit

während des ersten Jahres unter ökologischer Bewirtschaftung als ökologisch eingestuft

werden. Dies bezieht sich nur auf Futter für Tiere, die selbst innerhalb der Betriebseinheit

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erzeugt werden; solches Futter darf nicht verkauft oder anderweitig als ökologisch vermarktet

werden.

5.6.4.

Die folgenden Erzeugnisse dürfen im Futter nicht enthalten sein:

Nebenprodukte landwirtschaftlicher Nutztiere (zum Beispiel Schlachthausabfälle) an Wieder-

käuer

a) Schlachtprodukte der selben Tierart

b) alle Arten von Exkrementen, inklusive Dung oder anderer Stallmist

c) Futtermittel, die mit Lösungsmitteln (zum Beispiel Hexan) extrahiert wurden oder

denen andere chemische Substanzen zugesetzt wurden

d) Aminosäurenisolate

e) Harnstoff und andere synthetische Stickstoffkomponenten

f) synthetische Wachstumsförderer und Stimulanzien

g) synthetische Appetitanreger

h) Konservierungsstoffe, außer wenn als Verarbeitungshilfsmittel eingesetzt

i) künstliche Farbstoffe

5.6.5.

Vitamine, Spurenelemente und Ergänzungen müssen natürlichen Ursprungs sein.

Synthetische Vitamine, Mineralstoffe und Ergänzungsmittel dürfen verwendet werden, wenn

natürliche Quellen nicht in ausreichender Menge und Qualität nicht zu beziehen sind.

5.6.6.

Alle Wiederkäuer müssen täglich Zugang zu Raufutter haben.

5.6.7.

Futterkonservierungsmittel wie die folgenden dürfen gebraucht werden:

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a) Bakterien, Pilze und Enzyme

b) Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie (zum Beispiel Melasse)

c) Produkte auf pflanzlicher Basis

Synthetisch-chemische Futterkonservierungsmittel zum Beispiel Essigsäure, Ameisensäure,

Propionsäure sowie Vitamine und Mineralien dürfen bei besonderen Wetterbedingungen

eingesetzt werden.

5.6.8.

Junge Säugetiere müssen in Systemen aufgezogen werden, die sich auf den Einsatz von

Muttermilch oder ökologischer Milch von der eigenen Tierart stützen und dürfen erst nach

einer Mindestsäugezeit abgesetzt werden, die das natürliche Verhalten der jeweiligen Tierart

berücksichtigt.

Erzeuger dürfen nicht-ökologische Milch anbieten, wenn ökologische Milch nicht zu beziehen

ist.

In Notfällen kann dem Erzeuger auch der Einsatz von Milch aus nicht-ökologischen Land-

bausystemen oder von Substituten auf Milchbasis gestattet werden, sofern sie nicht Antibio-

tika, synthetische Zusatzstoffe oder Schlachtprodukte enthalten.

3 Auszüge aus den EG-Rechtsvorschriften für den Ökolo-gischen Landbau, Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission

Hinweis: Bestimmungen, die sich speziell auf Schweine beziehen, sind fett gedruckt. Über die EG-

Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau hinaus gehende Richtlinien der Anbauver-

bände Bioland, Demeter und Naturland sind kursiv hervorgehoben.

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Abschnitt 3: Futtermittel

Artikel 19: Futtermittel aus eigenem Betrieb oder aus anderen ökologi-schen/biologischen Betrieben

(1) Im Falle von Pflanzenfressern müssen, außer während der jährlichen Wander- und Hüte-

periode gemäß Artikel 17 Absatz 4, mindestens 50 Prozent der Futtermittel aus der Be-

triebseinheit selbst stammen oder – falls dies nicht möglich ist – in Zusammenarbeit mit an-

deren ökologischen/biologischen Betrieben vorzugsweise in derselben Region erzeugt wer-

den (bei Demeter bzgl. Schweinefütterung: nicht mehr als 20 Prozent Nicht-Demeter-Futter,

bzw. Nachweispflicht, wenn nicht verfügbar).

Artikel 20: Futtermittel zur Deckung des ernährungsphysiologischen Bedarfs der Tiere

(1) Bei der Fütterung von jungen Säugetieren wird die Muttermilch der Fütterung mit natürlicher Milch vorgezogen, und dies für eine Mindestzeit von drei Monaten im Falle

von Rindern, einschließlich der Arten Bubalus und Bison, und Equiden, von 45 Tagen bei

Schafen und Ziegen und von 40 Tagen bei Schweinen.

(2) Aufzuchtsysteme für Pflanzenfresser sollten je nach Verfügbarkeit von Weiden zu ver-

schiedenen Zeiten des Jahres ein Maximum an Weidegang gewährleisten. Mindestens 60

Prozent der Trockenmasse in der Tagesration dieser Tiere muss aus frischem, getrocknetem

oder siliertem Raufutter bestehen. Bei Milchvieh ist für eine Höchstdauer von drei Monaten in

der frühen Laktationsphase eine Verringerung dieses Prozentsatzes auf 50 Prozent zulässig.

(3) Der Tagesration von Schweinen und Geflügel ist frisches, getrocknetes oder silier-tes Raufutter beizugeben.

Artikel 21. Umstellungsfuttermittel

(1) Durchschnittlich darf bis zu maximal 30 Prozent der Futterration aus Umstellungsfutter-

mitteln bestehen (33 Prozent bei Demeter). Stammen die Umstellungsfuttermittel aus einer

betriebseigenen Einheit, so kann dieser Prozentanteil auf 100 Prozent (bei Naturland auf 60

Prozent) erhöht werden.

(2) Im Durchschnitt können bis zu 20 Prozent der Gesamtmenge der an die Tiere verfütterten

Futtermittel aus der Beweidung bzw. Beerntung von Dauergrünland oder Parzellen mit mehr-

jährigen Futterkulturen im ersten Jahr der Umstellung stammen, sofern diese Flächen Teil

des Betriebs sind und in den letzten fünf Jahren nicht Teil einer ökologischen/biologischen

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Produktionseinheit dieses Betriebs waren. Soweit sowohl Umstellungsfuttermittel als auch

Futtermittel von Parzellen im ersten Jahr der Umstellung verwendet werden, darf der Ge-

samtprozentsatz dieser Futtermittel zusammengerechnet den Höchstsatz gemäß Absatz 1

nicht überschreiten.

(3) Die Prozentwerte gemäß den Absätzen 1 und 2 werden jährlich als ein Prozentsatz der

Trockenmasse der Futtermittel pflanzlichen Ursprungs berechnet.

Generell gilt: Verwendete Futtermittel, Futtermittel-Ausgangserzeugnisse, Mischfuttermittel,

Futtermittelzusatzstoffe und Behandlungsstoffe dürfen nicht unter Verwendung von gentech-

nisch veränderten Organismen bzw. aus oder durch GVO hergestellt sein.

4 Praktische Hinweise zur Fütterung der Schweine Das Futter soll den ernährungsphysiologischen Bedarf der Tiere in ihren verschiedenen Ent-

wicklungsstadien decken. Es ist ausgerichtet auf die Qualitätsproduktion von Schweine-

fleisch. Das Futter stammt aus ökologischem Anbau, weitgehend vom eigenen Betrieb. Ne-

ben Futtermitteln aus ökologischer Erzeugung kann ein begrenzter Anteil an konventionellen

Futtermitteln landwirtschaftlichen Ursprungs eingesetzt werden, wenn eine ausschließliche

Versorgung mit Futtermitteln aus ökologischem Landbau nicht möglich ist. (Art. 43 Verord-

nung (EG) Nr. 889/2008) Diese Regelung gilt während einer Übergangszeit und nur noch für

„nicht-pflanzenfressende“ Tierarten (gemeint sind hier Monogastrier). Dabei können nur Fut-

termittel verwendet werden, die in Anhang V, Abschnitt 1 und 2 der Verordnung (EG) Nr.

889/2008 aufgeführt sind. Der zulässige Höchstanteil an konventionellen Futtermitteln in der

Tagesration beträgt 25 Prozent der Trockenmasse. Der maximale Anteil konventioneller Fut-

termittel an der jährlichen Futteraufnahme in Prozent der Trockenmasse beträgt 10 Prozent

bei Schweinen und gilt vom 31.12. 2007 bis 31.12.2009 und 5 Prozent bei Geflügel und gilt

vom 31.12.2009 bis zum 31.12.2011.

Das Schwein stellt vergleichsweise hohe Anforderungen an die Eiweißversorgung und die

Gehalte an essentiellen Aminosäuren im Futter. Um den Bedarf der Tiere decken zu können

und gleichzeitig den Rohproteingehalt der Ration aufgrund der zu befürchtender Emissions-

und Stoffwechselbelastungen zu begrenzen, sind derzeit insbesondere bei der Fütterung der

Aufzuchtferkel und säugenden Sauen bestimmte Eiweißfuttermittel aus konventioneller Er-

zeugung notwendig, da diese aus ökologischer Erzeugung nicht in ausreichender Menge zur

Verfügung stehen. In Verbindung mit heimischen Futterleguminosen aus Ökoerzeugung

können dann – z. B. unter Verwendung von Maiskleber aus konventioneller Erzeugung

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(wichtig: nicht gentechnisch verändert) – bedarfsgerechte Futtermischungen hergestellt wer-

den. Inzwischen praktizieren hier erste Betriebe eine 100-prozentige Biofütterung mit Hilfe

von Biosojaprodukten, die jedoch nicht flächendeckend verfügbar sind und häufig importiert

werden, anderen ökologisch erzeugten Ölfrüchten oder Öko-Milchpulverextrakten.

4.1 Rationsgestaltung in der Mast

Grundvoraussetzung für zügiges Wachstum und guten Fleischansatz ist ein ausgewogenes

Verhältnis von Energie- und Proteinzufuhr. Als Standardenergiequelle steht vor allem Getrei-

de zur Verfügung. Zu den wichtigsten im Öko-Landbau einsetzbaren Eiweißträgern gehören

Ackerbohne, Erbse, Süßlupine, Magermilch, Kartoffeleiweiß u. a. Unter unseren Fütterungs-

bedingungen ist Lysin die erstlimitierende Aminosäure, gefolgt von Methionin, Cystin, Threo-

nin und Tryptophan. Somit ist der Lysingehalt für die Ausschöpfung des Fleischbildungsver-

mögens und damit die Gewichtsentwicklung direkt ausschlaggebend. Empfehlungen zur op-

timalen Zusammensetzung an essentiellen Aminosäuren geben ein Verhältnis von Lysin :

Methionin/Cystin : Threonin : Tryptophan von 1 : 0,6 : 0,6 : 0,2 vor.

Als Basis der Ration dienen Getreide und Körnerleguminosen, die durch verschiedene Ei-

weißkomponenten und Mineralfutter ergänzt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, einen

Öko-Eiweißergänzer zu kaufen, der je nach Zusammensetzung mit Getreide und Körnerle-

guminosen gemischt wird. Beispielhaft sind in Tab. 1 typische Rationen für Mastschweine

dargestellt.

Tab. 1: Mögliche Rationen für Mastschweine

Vormast (ab 30 kg) Endmast (ab 60 kg) in Prozent in Prozent Triticale 45 38 Gerste 19 28 Ackerbohnen 15 22 Sojakuchen 15 10 Kartoffeleiweiß (konv.) 3 - Mineralfutter 3 2 Rohprotein 185 160 Lysin, g 10,1 8,3 MJ/kg ME 13,1 12,9

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Hochwertige Grundfuttermittel wie Kleegras, Silage und Heu sollten auch in einer Mast-

schweineration besonders in der Endmast zur Senkung der Energiekonzentration nicht feh-

len.

Der Mineralstoff- und Vitaminbedarf der Tiere wird durch die Verwendung von am Markt

angebotenen Mineralfuttermitteln (ohne freies Lysin, synthetisches Methionin oder Phytase)

abgedeckt. Dabei ist zu beachten, dass bei der Erzeugung der eingesetzten Stoffe die Gen-

technik keine Rolle gespielt haben darf.

4.2 Besonderheiten in der Sauenfütterung

Zuchtsauen können in der Trächtigkeitsphase ebenfalls zum Teil mit wirtschaftseigenem

Grundfutter gefüttert werden. Dies kann durch Weidehaltung oder durch Grundfuttergabe

(Grünschnitt, Silage, Ackerfutter etc.) im Stall erfolgen. Die Zugabe von Getreideschrot zum

Energieausgleich ist notwendig. Die Schrotgabe wird bis zum Abferkeln auf ca. 2,5 Kilo-

gramm je Tag gesteigert. Die säugende Sau erhält nur noch verhalten Grundfutter, um ver-

mehrt hochwertigeres Futter aufnehmen zu können.

Quelle: Internetportal Fachinformation Ökologischer Landbau NRW

4.3 Ausgewählte Beispiele für 100 Prozent Öko-Futterrationen (Quelle: „Fütterungsfibel, Ökologische Schweinehaltung“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirt-

schaft)

Es ist durchaus möglich, Schweine mit 100 Prozent Öko-Futter ausgewogen zu versorgen.

Es müssen nur vielfältigere Rationsgestaltungen (Phasenfütterung, Futtertechnik/-logistik,

intelligente Ergänzer) zum Einsatz kommen. Auf den Landwirt kommen höhere Futterkosten

zu, die durch höhere Erlöse ausgeglichen werden müssen. Ein wirkungsgleicher Austausch

der teuren Milchprodukte ist gegen Kartoffeleiweiß oder Sojakuchen als Übergangslösung

möglich:

− 5 Prozent Magermilchpulver =

2,5 Prozent Kartoffeleiweiß + 2 Prozent Weizen/Triticale/Mais/Gerste + 0,5 Prozent Mineralfutter

5,0 Prozent Sojakuchen - 0,5 Prozent Weizen/Triticale/Mais/Gerste + 0,5 Prozent Mineralfutter

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− 5 Prozent Vollmilchpulver =

2,0 Prozent Kartoffeleiweiß + 2,5 Prozent Weizen/Triticale/Mais/Gerste + 0,5 Pro-zent Mineralfutter

5,0 Prozent Sojakuchen - 0,5 Prozent Weizen/Triticale/Mais/Gerste + 0,5 Prozent Mineralfutter

Tab. 2: Fütterung von Mastschweinen (AM = Anfangsmastfutter, EM = Endmastfutter)

Beispielsmischungen I II III IV

Komponenten AM EM AM EM AM EM AM EM Gerste Prozent 22,5 47,5 22,5 32,5 30 42 22,5 32,5 Weizen Prozent 35 25 15 - 25,5 20,5 30 32 Triticale Prozent - - 20 25 - - - - Ackerbohnen Prozent 10 10 - - - - - - Erbsen Prozent 10 10 20 20 25 25 20 20 Sojabohnen Prozent - - - - 7 - 7 - Sojakuchen Prozent 15 5 15 5 - - - - Vollmilchpulver Prozent - - - - 5 5 - - Magermilchpulver Prozent 5 - 5 - 5 - 3 3 Bierhefe Prozent - - - - - - 15 10 Grascobs Prozent - - - 5 - 5 - - Mineralfutter Prozent 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 ME MJ 13,0 12,6 13,1 12,5 13,4 12,8 13,0 12,8 Rp g 180 140 175 135 160 130 180 150 Lysin g 10,2 7,5 10,0 7,0 9,5 7,1 9,5 7,6 Met g 2,8 2,1 2,8 2,1 2,6 2,0 2,5 2,1 Quelle: „Fütterungsfibel, Ökologische Schweinehaltung“, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Tab. 3: Fütterung säugender Sauen

Beispielsmischungen Einheit I II III IV Komponenten Gerste Prozent 16 16,5 19,5 22,5 Weizen Prozent 40 - 20 35 Triticale Prozent - 40 - - Mais Prozent - - 20 - Ackerbohnen Prozent 15 10 10 20 Erbsen Prozent 15 15 15 - Sojabohnen Prozent 5 5 - - Sojakuchen Prozent - - 5 8 Vollmilchpulver Prozent - - - 5 Magermilchpulver Prozent 5 10 6 - Leinsamen Prozent - - - 5 Sonnenblumenöl Prozent - 0,5 0,5 0,5 Mineralfutter Prozent 4 3 4 4 ME MJ 13,0 13,2 13,0 13,2 Rp g 160 160 150 170 Lysin g 9,0 9,6 8,6 8,6 Met g 2,2 2,6 2,4 2,4 Quelle: „Fütterungsfibel, Ökologische Schweinehaltung“, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

4.4 Zusammenfassung: Die Fütterung von Mastschweinen im ökologischen Landbau

(Quelle: „Schweinefütterung im Ökobetrieb II, Fütterungsversuche, Fütterungsempfehlungen“ (2006)

der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft)

Ökofutter haben etwa 10 Prozent weniger Rohprotein und folglich auch Aminosäuren als

konventionelle Futter. Die Qualität vermeintlich bester Eiweißfutter ist u. U. eingeschränkt

(sie sind aschereich und aminosäurearm). Viele Betriebe verwenden zu wenige Futtertypen,

füttern so am Bedarf vorbei und zu teuer. Anspruchsvollere Rationstypen wie Ferkelfutter,

Vormastfutter und Säugefutter sind oft nicht ausbalanciert mit Aminosäuremängel oder

Energieüberschuss oder -untergehalte. Die Fütterung der Ökoschweine mit 100 Prozent öko-

logisch erzeugtem Futter ist jedoch aus Sicht der Tiere kein Problem. Das Futter schmeckt,

deckt den ernährungsphysiologischen Bedarf und lässt hohe Leistungen umweltschonend

und tiergesundheitsfördernd zu. „100 Prozent Öko“ verlangt jedoch mehr Fütterungswissen

vom Landwirt. Futteruntersuchungen, Controllingmaßnahmen, aufwendiges Futtermanage-

ment usw. sind unabdingbar. Es werden geeignete Futterkomponenten und Rationsgestal-

tungen mit besserer Tieranpassung gebraucht. Das Aufbringen von mehr Rationen und Pha-

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senfütterung haben höhere Ansprüche an die Futtertechnik und die Futterlogistik zur Folge.

So ist „100 Prozent Öko-Futter“ teurer als gängige Verfahren mit bisher oft bis zu 20 Prozent

Zukaufsfutter konventioneller Erzeugung.

Eine Möglichkeit ist an der kostspieligen Eiweißergänzung geschickt zu sparen durch

− Fütterung nahe den Versorgungsempfehlungen,

− Phasenfütterung,

− Futtercontrolling.

Weiterhin sollte darauf geachtet werden, dass Ökofutter auch in der Ökoschiene bleiben.

Nebenprodukte der Ökolebensmittelherstellung sind konsequent im Ökokreislauf zu halten.

Darüber hinaus sollte die Qualität der Eiweißfuttermittel verbessert werden oder zumindest

erhalten bleiben durch:

− Pflanzenbauliche und züchterische Maßnahmen zur Verbesserung des Futterwertes (z. B. Methioninerhöhung in Leguminosen, Fusarienmonitoring, Qualitätsfutterberatung)

− Optimale Bearbeitung der zukünftigen Schweinefutter (z. B. Restfettgehalt bei Sojaku-chen, kein Überhitzen, Abbau des Trypsininhibitors oder der Bitterstoffe)

− Mehr Augenmerk auf Futter- und Fütterungshygiene legen

− Aufbau eines regionalen Futterverbundnetzes

− ständige, koordinierte Analysen der Nebenprodukte zur Qualitätsüberwachung

5 Fütterung von Öko-Geflügel Die leistungsgerechte Fütterung von Geflügel mit seinen hohen Ansprüchen an die biologi-

sche Wertigkeit der Proteine erfordert bei den zulässigen Futtermitteln eine vielfältig zusam-

mengestellte Futterration. Dies gilt für die Öko-Eiererzeugung und für die Geflügelmast.

5.1 Zulässige Futtermittel

Welche Futtermittel in der Öko-Geflügelfütterung eingesetzt werden dürfen, regeln die EG-

Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau. Unter anderem sind folgende Kriterien zu

beachten:

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− Die Ernährung der Tiere erfolgt mit ökologisch erzeugten Futtermitteln.

− Bei nachgewiesenem Bedarf dürfen maximal 25 Prozent der Trockenmasse in der Ta-gesration aus konventioneller Erzeugung stammen (nur noch bis 31.12.2011).

− Es dürfen nur solche konventionellen Komponenten eingesetzt werden, die im Anhang der Verordnung gelistet sind.

− Der Anteil an Umstellungsfutter vom eigenen Betrieb darf bis zu 100 Prozent, bei Zukauf maximal 30 Prozent der Futtertrockenmasse betragen.

− Es müssen ausreichend und stets zugänglich Futter- und Tränkeplätze zur Verfügung stehen.

− Synthetische Aminosäuren dürfen nicht eingesetzt werden.

− In der Tagesration muss frisches, siliertes oder getrocknetes Raufutter angeboten wer-den.

− Bei Futtermitteln darf die Gentechnik keine Rolle gespielt haben.

5.2 Futterkomponenten

Die Produktpalette an Futterkomponenten aus ökologischer Produktion ist in den letzten Jah-

ren umfangreicher geworden. Das Angebot ist nicht immer konstant. Daher kann zeitweilig

ein Lieferdefizit bestehen. Hiervon sind häufig die Eiweißträger betroffen.

Mögliche Futterkomponenten aus ökologischer Produktion

− Getreide: Weizen, Mais, Triticale, Gerste, Hafer, Roggen

− Körnerleguminosen: Ackerbohnen, Lupinen, Wicken, Erbsen, Sojabohnen

− Ölsaaten: Sonnenblumenkerne, Raps, Lein, Sojabohnen

− Eiweißergänzung mit Ölpresskuchen: Lein, Raps, Sonnenblumen, Sesam

− Sonstige: Grünmehle, Kräutermehle, Pflanzenöle, CCM, Ganzpflanzensilage, Feuchtge-treidesilage, Gemüseabfälle, Obst, Trester

Für die Geflügelfütterung ist es wichtig, dass ein Teil des Futters in Form gröberer Struktur

vorgelegt wird und eine leistungsgerechte Menge von Mineralstoffen, speziell Kalzium, in der

Ration enthalten ist.

Wichtiges Qualitätskriterium in der Bewertung von Geflügelfutter ist der Gehalt an den in der

Regel erstlimitierenden Aminosäuren Methionin und Lysin. Ein länger andauerndes Defizit

kann zu ernsthaften Gesundheitsstörungen führen oder auch Federpicken und Kannibalis-

mus auslösen. Eine rein rechnerisch absolut ausreichende Menge dieser beiden Aminosäu-

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ren reicht nicht. Entscheidend ist vielmehr, die bedarfsgerechten Aminosäuren-Verhältnisse

sicherzustellen, um einerseits eine zusätzliche Stoffwechselbelastung der Tiere zu vermei-

den und andererseits keine wertvollen Futterproteine zu verschwenden.

5.2.1 Getreide

Das Getreide ist der wesentliche betriebseigene Energieträger in der Futterherstellung. Die

Eiweißzusammensetzung reicht jedoch für eine leistungsgerechte Nährstoffversorgung nicht

aus. Je nach Fütterungszweck liegt der Getreideanteil in der Mischung in einem Bereich zwi-

schen 40 und 65 Prozent. Der Einsatz von Roggen und Triticale ist gewöhnungsbedürftig

und sollte langsam bis in einen Bereich von 20 bis 35 Prozent gesteigert werden. Gerste und

Hafer können mit Anteilen von zehn bis 30 Prozent eingemischt werden.

5.2.2 Körnerleguminosen

Die Körnerleguminosen verfügen über deutlich höhere Eiweißgehalte als Getreide. Die Ei-

weißzusammensetzung ist jedoch nicht ausreichend für die Nährstoffversorgung von Küken

und Legehennen. Einzelne Komponenten sind Ackerbohnen, Lupinen und Erbsen aus inlän-

discher Erzeugung. Vereinzelt gibt es auch Sojabohnen und Wicken.

Futtererbsen können bis zu 30 Prozent Mischungsanteil erreichen. Im Falle von Ackerboh-

nen sollte der Anteil in Abhängigkeit von Sorte und Verwendung bis 20 bzw. 25 Prozent ge-

hen. Sojabohnen müssen einer thermischen Behandlung unterzogen werden, um die volle

Eiweißwirkung zu entfalten. Die Einsatzmenge kann zehn bis 20 Prozent betragen. Auch

Lupinen sind ähnlich einsetzbar.

5.2.3 Ölsaaten

Die Ölsaaten sind aufgrund ihres Ölgehaltes sehr energiereiche Komponenten. Sojabohnen

und Lein müssen thermisch behandelt werden. Der Anteil kann in der Regel bei etwa fünf bis

zwölf Prozent in der Mischung liegen. Bei ungeschälten Sonnenblumenkernen können die

Schalenanteile der begrenzende Faktor werden; sie können die Fließeigenschaften und die

Futteraufnahme beeinträchtigen. Raps sollte nicht im Legehennenfutter eingesetzt werden.

5.2.4 Eiweißergänzung mit Ölpresskuchen

Die Rückstände aus der mechanischen Ölgewinnung der Ölsaaten sind eiweißreiche Futter-

komponenten. Sie können für den gezielten Aminosäurenausgleich eingesetzt werden.

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5.2.5 Sonstige

Grünmehl wird in der Legehennenfütterung als Dotterfarbstoffträger mit Anteilen im Bereich

bis 8 Prozent eingesetzt. Pflanzenöl dient als ausgleichender Energieträger und zur Fein-

staubbindung. Silagen von Gras, Getreide etc. dienen ebenso wie der Grünauslauf der Er-

weiterung des Nahrungsangebotes durch Futter mit geringerer Nährstoffkonzentration oder

Nährstoffverfügbarkeit.

5.3 Eiweißversorgung

Wichtig ist eine ausreichende Eiweißversorgung zu gewährleisten. Diese im ökologischen

Landbau ausgewogen bereitzustellen ist nicht immer einfach. Für die Eiweißergänzung

kommen folgende Komponenten in Betracht:

− Maiskleber(-futter)

− Kartoffeleiweiß

− Bierhefe

− Magermilchpulver

Mit diesen Produkten können Rezepturen zusammengestellt werden, die auch den Nähr-

stoffansprüchen von Küken und Jungtieren noch gerecht werden.

5.4 Fütterungsmethoden

5.4.1 Alleinfütterung

Hierbei bekommen die Tiere ein Futter, dessen Nährstoffinhalt ausreichend ist, um die Tiere

bedarfsgerecht zu versorgen. Es wird in der Regel trocken und zur freien Aufnahme angebo-

ten. Gleichzeitig kann die Ration eine oder mehrere Einzelkomponenten wie Gras, Körner,

Gemüse(-abfälle) etc. beinhalten. Es handelt sich hierbei um eine vergleichsweise einfach zu

handhabende Fütterung, mit der eine angepasste Nährstoffversorgung erlangt werden kann.

5.4.2 Kombinierte Fütterung

Hierfür wird ein Ergänzungsfutter mit mindestens 20 Prozent Rohprotein und ca. 11 MJ um-

setzbarer Energie zur freien Verfügung angeboten. Dieses Futter wird durch einen erhöhten

Anteil von Körnern zum Picken ergänzt. Geeignet hierfür sind Weizen, Hafer, Gerste und

kleinkörniger Mais. Durch eine Bearbeitung mit einer Quetsche können auch großkörnigere

Samen mit verfüttert werden. Die Verfütterung weiterer Einzelkomponenten in der Ration ist

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möglich, erfordert jedoch eine gute Abstimmung auf das Nahrungsaufnahmeverhalten der

Tiere.

5.4.3 Phasenfütterung

Den Tieren werden im festen Rhythmus (in der Regel tageweise) abwechselnd ein Ergän-

zungsfutter und andere Komponenten angeboten. Hierbei ist die Gefahr, dass sich die Tiere

nur von bevorzugten Komponenten ernähren, sehr groß. Dies kann sich rasch auf ihren Ge-

sundheitszustand und die Leistung auswirken.

5.5 Geflügelfütterung in den einzelnen Leistungsstadien

5.5.1 Fütterung in der Aufzucht

Die Ansprüche an die Fütterung in der Aufzucht sind besonders zu berücksichtigen. Die jun-

gen Küken haben höhere Ansprüche als die (Alt-)Hennen und die halbwüchsigen Tiere. Die

nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Nährstoffinhalte der Futter. Die Fütterung

der Küken beginnt mit einem Starterfutter, das einen recht hohen Eiweißgehalt hat und eine

entsprechende Versorgung mit Aminosäuren erreichen kann. Dies kann, wie aus der Bei-

spielsrezeptur zu ersehen ist, auch auf der Basis einer betriebseigenen Fütterung erreicht

werden. Auch hierfür werden eiweißreiche Ergänzungsfutter zur Abstimmung auf Getreide

und Körnerleguminosen angeboten. Diese Ergänzungsfutter werden mit Komponenten tieri-

scher Herkunft (Fischmehle) hergestellt; sie können aber auch auf rein pflanzlicher Basis

abgestimmt werden.

Tab. 4: Empfehlungen für die Nährstoffinhalte von Starterfutter für Geflügel

Hühner Puten Enten/Gänse

Lebenswoche 1. bis 4./6. 1. bis 4. 1. bis 4. Energie (MJ) 11 - 12 11 - 12 10,5 - 11,5 Rohprotein (Prozent) 20 - 22 27 - 29 19 - 20 Rohfaser (Prozent) 3 - 3,5 3 - 3,5 3 - 3,5 Rohfett (Prozent) 3 - 4 3 - 4 3 - 4 Lysin (Prozent) 1,0 - 1,2 1,7 - 1,8 1,0 - 1,2 Methionin (Prozent) 0,5 - 0,53 0,6 - 0,8 0,4 - 0,45 Kalzium (Prozent) 0,7 - 1,2 1,2 - 2 0,8 - 1,4 Phosphor (Prozent) 0,5 0,8 0,6 Natrium (Prozent) 0,15 - 0,3 0,15 - 0,3 0,15 - 0,3 Quelle: Friedhelm Deerberg, Geflügelfütterung im ökologischen Landbau; Fachinformation Ökologi-

scher Landbau

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Da der Verdauungstrakt der kleinen Küken naturgemäß am Anfang recht klein ist, empfiehlt

es sich, das Starterfutter zunächst als Alleinfutter anzubieten. Mit fortschreitender Aktivität

der Küken werden diese sich auch mit der Suche nach anderen Nahrungskomponenten be-

schäftigen, insbesondere wenn sie in der Naturbrut von einer Glucke geführt werden. Ist dies

nicht der Fall, ist in den ersten Tagen Augenmerk darauf zu verwenden, dass Futter und

Wasser ausreichend und vor allem sauber und frisch zur Verfügung stehen.

Tab. 5: Futterzusammensetzung für Starterfutter

Zusammensetzung Nährstoffgehalt 46,0 Prozent Weizen 12,1 MJ UE 20,0 Prozent Futtererbsen 22,20 Prozent Rohprotein 8,0 Prozent Ackerbohnen 5,50 Prozent Rohfaser 17,0 Prozent Maiskleber 4,00 Prozent Rohfett 2,0 Prozent Bierhefe 0,90 Prozent Lysin 2,0 Prozent Pflanzenöl 0,42 Prozent Methionin 2,0 Prozent Perlkalk 1,35 Prozent Kalzium 2,0 Prozent Mineralstoffvormischung 0,65 Prozent Phosphor 1,0 Prozent Pflanzenöl 0,14 Prozent Natrium Quelle: Friedhelm Deerberg, Geflügelfütterung im ökologischen Landbau; Fachinformation Ökologi-

scher Landbau

Mit dem Heranwachsen der Küken verringern sich die Ansprüche an die Nährstoffkonzentra-

tion. Für die Fortführung der Fütterung bestehen zwei Möglichkeiten. Bei einer Haltung in

geringem Umfang empfiehlt es sich, das vorhandene Starterfutter mit anderen Komponen-

ten, wie z. B. Getreidekörnern, zu verschneiden. Der Anteil dieser Komponenten würde mit

dem Alter ansteigen, so dass allmählich eine Absenkung des Rohproteingehaltes auf ca. 14

bis 17 Prozent erfolgt.

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Tab. 6: Empfehlungen für die Nährstoffinhalte von Aufzuchtfutter für Geflügel

Hühner Puten Enten/Gänse Lebenswoche 4./6. bis 8./12. 4. bis 8. 4. bis 8. Energie (MJ) 11 - 12 11 - 12 10 - 11 Rohprotein (Prozent) 16 - 17 22 - 24 14 - 15 Rohfaser (Prozent) 3 - 3,4 3 - 3,4 3 - 3,5 Rohfett (Prozent) 3 - 4 3 - 4 3 - 4 Lysin (Prozent) 0,8 - 0,9 1,4 - 1,5 0,8 - 0,9 Methionin (Prozent) 0,3 - 0,38 0,5 - 0,55 0,4 - 0,45 Kalzium (Prozent) 0,7 - 1,2 1,2 - 2 0,8 - 1,4 Phosphor (Prozent) 0,5 0,8 0,6 Natrium (Prozent) 0,15 - 0,3 0,15 - 0,3 0,15 - 0,3 Quelle: Friedhelm Deerberg, Geflügelfütterung im ökologischen Landbau; Fachinformation Ökologi-

scher Landbau

Tab. 7: Rezepturbeispiel für Aufzuchtfutter zur Mast

Zusammensetzung Nährstoffgehalt 10 Prozent Gerste 11,2 MJ UE 10 Prozent Hafer 17,1 Prozent Rohprotein 35 Prozent Weizen 4,5 Prozent Rohfaser 7,0 Prozent Futtererbsen 4,3 Prozent Rohfett 15,0 Prozent Ackerbohnen 0,8 Prozent Lysin 5,0 Prozent Grünmehl 0,26 Prozent Methionin 10,0 Prozent Maiskleber 1,2 Prozent Kalzium 3,0 Prozent Bierhefe 0,6 Prozent Phosphor 2,0 Prozent Perlkalk 0,16 Prozent Natrium 2,0 Prozent Mineralstoffvormischung 1,0 Prozent Pflanzenöl Quelle: Friedhelm Deerberg, Geflügelfütterung im ökologischen Landbau; Fachinformation Ökologi-

scher Landbau

5.5.2 Legehennen

Der Legebeginn ist von einer Reihe von Faktoren wie z. B. Alter, Fütterung, Tageslichtlänge

etc. abhängig. Wichtig ist jedoch in jedem Fall, dass die Jungtiere ab diesem Zeitpunkt mit

einem Futter versorgt werden, das den veränderten Ansprüchen der Tiere Rechnung trägt.

Je nach Rasse und Alter können die Junghennen mit Beginn des Legens noch nicht voll

entwickelt sein. In diesem Fall muss die Nährstoffversorgung aus dem Futter sowohl für die

Legeleistung als auch für die körperliche Weiterentwicklung ausreichend sein.

Ab diesem Zeitpunkt steigt ganz wesentlich der Bedarf an Mineralstoffen – hier insbesondere

die Kalziumversorgung zur Eischalenbildung. Hühner sind zwar in der Lage, in gewissem

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Maß ihr Nährstoffmenü zusammenzustellen, Voraussetzung hierfür ist jedoch die Verfügbar-

keit entsprechender Komponenten.

Tab. 8: Empfehlungen für die Nährstoffgehalte von Alleinfutter für Legehennen

Alleinfutter I Alleinfutter II

Legewoche 1. bis 22./24. ab 23./25. Energie (MJ) 11 - 11,5 11 - 11,5 Rohprotein (Prozent) 16 - 18 14,5 - 16,5 Rohfaser (Prozent) 3,5 - 4,5 4 - 6 Rohfett (Prozent) 3 - 4,5 3 - 4,5 Lysin (Prozent) 0,75 - 0,8 0,6 - 0,7 Methionin (Prozent) 0,32 - 0,35 0,3 - 0,32 Kalzium (Prozent) 3,5 - 3,7 3,5 - 3,7 Phosphor (Prozent) 0,55 - 0,65 0,5 - 0,55 Natrium (Prozent) 0,15 - 0,2 0,15 - 0,2 Quelle: Friedhelm Deerberg, Geflügelfütterung im ökologischen Landbau; Fachinformation Ökologi-

scher Landbau

Etwa ein halbes Jahr nach Legebeginn verringern sich die Ansprüche an die Nährstoffver-

sorgung. Nun kann entweder ein anderer Futtertyp verwendet werden oder die Ration wird

dahingehend verändert, dass das bisherige Legehennenfutter mit einer anderen Futterkom-

ponente verstärkt gestreckt wird. Für den Mineralstoffausgleich von Kalzium werden dann

spätestens ab diesem Zeitpunkt Muschelkalk oder Austernschalen zur freien Aufnahme zu-

sätzlich angeboten.

Tab. 9 Rezepturbeispiel für Legehennen-Alleinfutter I

Zusammensetzung Nährstoffgehalt 5,0 Prozent Gerste 11,4 MJ UE 10,0 Prozent Hafer 18,1 Prozent Rohprotein 35,0 Prozent Weizen 4,0 Prozent Rohfaser 15,0 Prozent Futtererbsen 4,1 Prozent Rohfett 6,0 Prozent Ackerbohnen 0,75 Prozent Lysin 3,0 Prozent Grünmehl 0,28 Prozent Methionin 12,0 Prozent Maiskleber 3,6 Prozent Kalzium 2,0 Prozent Bierhefe 0,6 Prozent Phosphor 8,0 Prozent Perlkalk 0,16 Prozent Natrium 2,0 Prozent Mineralstoffvormischung 2,0 Prozent Pflanzenöl

Quelle: Friedhelm Deerberg, Geflügelfütterung im ökologischen Landbau; Fachinformation Ökologi-

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6 Wirtschaftlicher Ausblick: Der Schweine- und Geflügel-fleischmarkt

(Quelle: „Markt für Öko-Schweine“, Heike Engelhardt, ZMP (2008) in: „Praxis trifft Forschung, Neues

aus der Ökologischen Tierhaltung 2008“, Gerold Rahmann und Ulrich Schuhmacher, Johannes Hein-

rich von Thünen Institut)

Im ZMP-Panel werden seit Juni 2006 zusätzlich zu den Preisen auch die Vermarktungsmen-

gen erhoben. 2007 wurden 85.606 Öko-Schweine gemeldet. Eine Befragung Anfang 2007

hat ergeben, dass im ZMP-Panel ungefähr 50 Prozent der abgesetzten Öko-Schweine er-

fasst werden. Da die Direktvermarktung von Öko-Schweinen dabei jedoch nicht berücksich-

tigt wurde, dürfte die Zahl nach vorläufigen Schätzungen bei gut 200.000 Tieren im Jahr

2007 gelegen haben. Im Vergleich zum Vorjahr wäre dies eine ungefähre Steigerung von

25 Prozent. Das Wachstum wäre noch stärker ausgefallen, wenn Mastplätze in gesuchtem

Umfang hinzugekommen wären. Da seit 2005 eine anhaltend hohe Nachfrage nach Öko-

Schweinefleisch herrschte, wurden infolge der steigenden Futterkosten auch die Preise für

Öko-Schweine angehoben. So ist der Preis für Öko-Schweine im ZMP-Panel in der Quali-

tätsklasse E im Jahr 2007 kontinuierlich angestiegen von 2,55 Euro/kg SG

(=Schlachtgewicht) im Januar auf 3,00 Euro/kg SG im Dezember. Der Jahresdurchschnitts-

preis lag bei 2,83 Euro/kg SG. Wären die Preise nicht so deutlich angehoben worden, hätte

es wahrscheinlich auf Grund der hohen Kosten Produktionsabstockungen gegeben, welche

von der Nachfrageseite nicht gewünscht gewesen wären. Im Jahr 2007 wurde damit das

höchste Preisniveau erreicht, seit es die ZMP-Erhebung für Öko-Schweine gibt. Durch die

dramatische Preisdiskrepanz zwischen konventionellen Scheinen und Öko-Schweinen war

besonders die Umstellungsbereitschaft von Zuchtsauenbetrieben mit Outdoor-Haltung hoch.

Es wird davon ausgegangen, dass im vergangenen Jahr noch einmal mindestens 1.000 Bio-

Zuchtsauenplätze dazu gekommen sind, nachdem bereits 2006 größere Zuchtsauenbetriebe

umgestellt hatten. Da allerdings die Zahl der Mastkapazitäten nicht analog gestiegen ist, gibt

es seit Mitte 2007 einen Überhang an Bio-Ferkeln, welcher sich bis zum Ende des Jahres

noch weiter ausdehnte. Gründe für die geringeren Ausweitungen der Mastkapazitäten waren

die deutlich gestiegenen Kosten, wie auch Unsicherheiten, ob ausreichend Öko-Futter zur

Verfügung stehen wird. Die steigende Bio-Tierproduktion, nicht nur in Deutschland, sowie in

zwei aufeinander folgenden Jahren geringe Ernten haben zu einer Verknappung des Öko-

Futters beigetragen. Insbesondere die Eiweißversorgung wird kritisch gesehen.

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Damit wurde der zuvor herrschende Hauptbegrenzungsfaktor bei der Ausweitung der Öko-

Schweinemast – ein knappes Angebot an Öko-Ferkeln – von einem knappen Futterangebot

und damit verbundenen hohen Kosten abgelöst.

Der Anteil von Bio-Geflügelfleisch am gesamten Geflügelfleischumsatz in Deutschland ist

noch verschwindend gering (Marktanteil 2007: 0,7 Prozent). Ein starkes Wachstum der

Marktanteile ist wenig wahrscheinlich, da die Erzeugung sehr aufwändig ist und erhebliche

Investitionen auf einen Betrieb zukommen würden, wenn er auf Bio umstellt. Der Mäster ist

außerdem stark von den Futtermittelpreisen abhängig, so dass die Rentabilität der Produkti-

on mit den Preisen starken Schwankungen unterworfen ist. Die Nachfrage dagegen ist stark,

den Händlern zufolge könnte leicht das Dreifache an der verfügbaren Ware vermarktet wer-

den. Da aber eine gewisse Abhängigkeit zwischen Biopreisen und konventionellen Preisen

besteht, können die momentanen Futtermittelkosten nicht dementsprechend von steigenden

Preisen aufgefangen werden.