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Franz Witsch Foto: © 2015 by Schattenblick Im Kapitalismus gibt es keine sozialverträgliche Umverteilung Interview am 7. März 2015 an der Freien Universität Berlin Promoter Eddie Hearn füttert An thony Joshua mit Fallobst (SB) ... (S. 12) "Mare Nostrum" das Meer gehört uns Wird die Europäische Union die Sou veränitätsrechte anderer Länder ver letzen, um Flüchtlinge abzuwehren? (SB) ... (S. 10)

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MA-Verlag Elektronische Zeitung Schattenblick Donnerstag, 23. April 2015

Neueste tagesaktuelle Berichte . . . Interviews .. . Kommentare . . . Meinungen .. . . Textbeiträge .. . Dokumente . . .

Franz WitschFoto: © 2015 by Schattenblick

Franz Witsch arbeitete früher in derfreien Wirtschaft als Informatikerund Unternehmensberater. Heuteschreibt er sozialphilosophische Tex-te und Bücher und veröffentlicht aufder Internetseite www.film-und-poli-tik.de. Er hat insbesondere das Buch"Die Politisierung des Bürgers" invier Bänden verfaßt. Auf dem dies-jährigen Kongreß der Neuen Gesell-schaft für Psychologie (NGfP) an der

FU-Berlin hielt er einen Vortrag zumThema "Mentale Voraussetzungeneiner Militarisierung sozial-ökono-mischer Strukturen".

Witsch unterzieht den Bürger einerbeißenden Kritik, dem er eine Nor-malisierung der Störung attestiert.Dieser lasse Verdrängungs- und Ver-leugnungsvorgänge systematisch inseinen Diskurs ein, bis sie sich ir-gendwann nicht mehr eingrenzenließen, wie er sie auch in sich selbstnicht mehr reflektiere. Weil er das

Krieg um die Köpfe - Revolution kann kein Deckchensticken sein ...

Franz Witsch im Gespräch

Im Kapitalismus gibt es keine sozialverträgliche Umverteilung

Interview am 7. März 2015 an der Freien Universität Berlin

"Krieg um die Köpfe - Der Diskurs der Verantwortungsübernahme"Kongreß der Neuen Gesellschaft für Psychologie

vom 5. bis 8. März 2015 in Berlin

Eintrittskarte für die Beletage derKönigsklasse?Promoter Eddie Hearn füttert An­thony Joshua mit Fallobst

(SB) ­ Promoter Eddie Hearn hateinen passenden Gegner für AnthonyJoshua gefunden. Der in elf Profi-kämpfen ungeschlagene 25jährigebritische Schwergewichtler ... (S. 12)

POLITIK / MEINUNGEN

SPORT / BOXEN

EU will militärisch gegen Flucht-helfer vorgehen"Mare Nostrum" ­ das Meer gehört unsWird die Europäische Union die Sou­veränitätsrechte anderer Länder ver­letzen, um Flüchtlinge abzuwehren?

(SB) ­ Nachdem binnen weniger Ta-ge mehr als 1000 Flüchtlinge imMittelmeer ertrunken sind, hat dieEU-Kommission einen Zehn-Punk-te-Plan "erarbeitet", wie das Problembehoben werden soll. Am Donners-tag wollen die Staats- und Regie-rungschefs der EU auf einem Son-dergipfel darüber beraten ... (S. 10)

IPS / Kooperationspartner

6 POLITIK - AUSLAND:Rekrutierungskampagnen vonIslamisten-Gruppen lassenUS-Muslime kalt (IPS)

8 POLITIK - UNO:Mit zehn Krisen-Hotspotsüberfordert - UN fordern"kollektive Kraftanstrengung" (IPS)11 RECHT - FAKTEN:Westafrika - Meeresplündererndas Handwerk legen (IPS)

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wirklich Schlimme gewohnheitsmä-ßig verschweige, werde die Lügenormal, das heißt im Leben assimi-liert. Man sehe es jeden Tag: Mord,Folter und Krieg wie auch Totalüber-wachung und Sozialabbau gehörtenheute zum alltäglichen Leben dazu.

Demgegenüber zurechnungsfähigzu denken und zu sprechen setze ei-ne hinreichende Analyse der sozia-len Realität voraus. Verwende manBegriffe wie Menschenwürde, Ka-pitalismus oder Gesellschaft, müssedas auf eine Weise geschehen, dieihnen eine inhaltliche Bedeutungverleiht. Die meisten Bürger redetenhingegen ohne fest umrissene Sa-che, die auf ein Ziel oder Soll ver-weist, woran sich das Gesagte be-messen ließe. Der Begriff Gesell-schaft könne ein Allgemeininteres-se einschließen, das aber aufGrund-rechte verweisen müsse, die für je-des beliebige Subjekt unmittelbareinklagbar sein müssen, um prak-tisch festumrissen und zielorientiertetwas zu bedeuten, eingelassen zu-gleich in soziale Strukturen wieauch in Debatten.

Vonnöten sei ein kritisches Subjekt,das soziale Strukturen jeden Tag aufsNeue erzeugen könne. Gelingt dasnicht, drohe die psychische Stabilitätvon immer mehr Menschen aus denFugen zu geraten. Um sich zu be-haupten, wenden sie sich gewaltsamgegen ausländische Mitbürger, Ar-beitslose, Ausgegrenzte aller Art.Das gelte um so mehr, als der ökono-mische Spielraum im Kapitalismusimmer enger wird. Mit den sozialenStrukturen lösten sich auch die men-talen ungebremst auf. In diesen kran-ken und krankmachenden Verhält-nissen werden die Menschen aufein-ander gehetzt.

Im Anschluß an den Vortrag beant-wortete Franz Witsch dem Schatten-blick einige Fragen zu seiner Ein-schätzung der Linken, seiner Kapita-lismuskritik und dem Verhältnis vonfamiliären zu gesellschaftlichenKonflikten.

Mit dem Bürger über Kreuz ...Foto: © 2015 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Wie du in dei-nem Vortrag angedeutet hast, findestdu unter Linken wenig Widerhall beianderen, die deine Position teilen.Worauf führst du das zurück?

Franz Witsch (FW): Das liegt mehroder weniger daran, dass der Begriff"links" verbrannt ist. Er spiegelt kei-ne Position wider, die unsere Gesell-schaft sozialverträglicher gestaltenwürde. In dieser Hinsicht sind Linkein unserer Gesellschaft angekom-men, halt so wie die meisten Bürger.

SB: Würdest du sagen, dass es bei-spielsweise in den 1960er und1970er Jahren eine Linke gab, dieman in ihren emanzipatorischen Po-sitionen ernst nehmen konnte, oderwendest du deine Kritik auch aufdiese Zeit an?

FW: Ich wende sie auch auf dieseZeit an, selbst auf frühere Zeiten.Marx hat sich über Linke, insbeson-dere Sozialdemokraten, immer ganzmassiv aufgeregt. Er hat in Briefenan Engels, der noch viel harschereWorte gegen Sozialdemokraten be-nutzt hat, Äusserungen über Sozial-demokraten gemacht, die man da-mals verheimlichte. Er kritisierte dieAuffassung, dass man im Rahmender kapitalistischen Verhältnisse ei-

ne bessere Gesellschaft herbeiführenkönne. Man hat ja gewisse Verbesse-rungen herbeigeführt, aber immernur für einen Teil der Gesellschaft,nie für alle; zumal um welchen Preis:man hat vergessen, dass der Kapita-lismus vor dem Ersten Weltkriegnicht ziviler, sondern immer gnaden-loser geworden ist, und das nicht nurgegen Kolonien, sondern auch inner-halb der sogenannten reicheren Län-der selbst, die bis heute versuchen,ihre sozial-ökonomischen Problemein andere Länder zu exportieren.Heute haben wir nicht mehr wie frü-her die Möglichkeit, unsere Proble-me in andere Länder zu verlagern.Heute versucht man, sie innerhalbEuropas beispielsweise auf Grie-chenland abzuwälzen, um inDeutschland einen ausgeglichenenHaushalt zu erreichen oder Export-weltmeister zu bleiben - und vergisst,dass der gesamte Süden Europas da-bei immer mehr im Elend verkommt.

SB: Es gibt allerdings auch Kritiker,die sich als Linke verstehen und dasgenauso ausdrücken würden.

FW: Die sagen das so, glauben abertatsächlich, dass z.B. das griechischeProblem im Kapitalismus lösbar sei,etwa indem man Reiche höher be-steuert. Dafür bin ich auch, doch löstdies das grundsätzliche Problemnicht. Das besteht darin, dass es imKapitalismus kein Verteilungs-, son-

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dern ein Strukturproblem gibt. Wennman lediglich anders verteilt, profi-tieren immer nur einzelne Gruppen.Erkämpfte Lohnerhöhungen errei-chen immer nur die, die arbeiten, unddas noch nicht einmal alle, und sieverhindern z.B. die Altersarmutnicht. Das wird von Gewerkschaftenverdrängt. Ich denke, sie sind am En-de. Sie wissen es nur noch nicht.

SB: Die deutschen Gewerkschaftenwurden über die Mitbestimmungsamt den damit verbundenen Postenin den Aufsichtsräten massiv einge-bunden. Würdest du sagen, dass eineArt von Arbeiteraristokratie auf die-se Weise zu Lasten anderer protegiertund ruhiggestellt wurde?

FW: Ich würde es sogar viel härterausdrücken. Die Gewerkschaftenwaren schon immer in die Kapital-verwertung eingebunden; sie begrei-fen nicht, dass es im Kapitalismuskeine sozialverträgliche Umvertei-lung für alle gibt. Zumal einzelneGruppen immer nur befristet profi-tieren; irgendwann verlieren wir al-le. Das zeichnet sich immer deutli-cher ab. Diese Wahrheit versucht dieÖffentlichkeit durch Desinformationzu verhindern.

SB: Versuchst du mit deiner Kritik,diese beschränkte Denkweise aufzu-brechen?

FW: Die Denkweise besteht wie ge-sagt darin, sich der Erkenntnis zuverweigern, dass Umverteilung al-lein aufDauer nicht weiterhilft. Ichsage, es ist ja schön und gut, dass ihrLohnerhöhungen durchgesetzt habt,aber ihr macht die Welt dadurchnicht besser.

SB: Du hast diese Denkweise in dei-nem Vortrag als den Versuch ausge-wiesen, in einem Fehlschluss famili-äre Verhältnisse auf die Gesellschaftzu übertragen.

FW: Es ist ein Fehlschluss, wennman der Meinung ist, man müsse dieGier in der Gesellschaft bekämpfen.

Vor allem die Finanzindustrie sei zugierig oder zu mächtig. Die Finanz-industrie hat im Grunde keineMacht; sie ist abhängig von der Re-alwirtschaft, der Mehrwertprodukti-on, wie Marx sagte. Sie wird zusam-menbrechen, wenn die Realwirt-schaft keinen Mehrwert mehr zu pro-duzieren in der Lage ist. Dann wer-den wir wie die gerupften Hühnervor den Scherben des Zusammen-bruchs stehen und uns wundern, dasssich das Marxsche Wertgesetz mit ei-nem Schlag durchsetzt.

Seit der Kapitalismus existiert, hatsich die Verwertung stets in Kon-junkturzyklen bewegt. Nun habenwir seit dem Zweiten Weltkrieg welt-weit fast ausschliesslich Wachstumerlebt, weil der Kapitalismus in derLage war, diese Konjunkturzyklendurch Keynesianismus zu glätten.Aber der Keynesianismus ist inzwi-schen am Ende; er entpuppt sich heu-te als verkappter Neoliberalismus:Im Kern gibt es keinen Unterschiedzwischen Keynesianern und Neoli-beralen. Auch Keynesianer sagen,dass sich die Griechen zusammen-reissen müssen. Wer nicht spart undstatt dessen die getroffenen Verein-barungen bricht, müsse bestraft wer-den. Im Grunde hat es den Keynesia-nismus im eigentlichen Sinne nie ge-geben. Das kann man übrigens beiMarx sowie im zweiten Teil meinesBuches "Die Politisierung des Bür-gers" (Untertitel: "Mehrwert undMoral") nachlesen.

SB: Du hältst also die Debatte, diegegenwärtig unter Linken geführtwird, für nicht zielführend?

FW: Überhaupt nicht! Sie ist auchnicht besser als die Erwägungen dessogenannten einfachen Bürgers. Derist noch eher ansprechbar als ein Lin-ker, weil der sich für aufgeklärt hält.Wie einem Linken erklären, dass erdummes Zeug redet? Ich spiele Ten-nis, wenn ich dort meinem Partnersage, du hast doch keine Ahnung,dann klopft er mir auf die Schulter,und wir machen das nächste Match.

SB: Du hast auch zumAusdruck ge-bracht, dass du mit linken Publika-tionen nicht gerade die besten Erfah-rungen gemacht hast.

FW: (lacht) Stimmt, ich habe michmittlerweile daran gewöhnt.

SB: Du sagst in deinem Vortrag, manmüsse Obama einen Mörder nennen.Könnte es nicht zu kurz greifen, ihnund andere Akteure nach den Mass-gaben der Moral oder gar des Straf-rechts abzukanzeln?

FW: Menschen am Rechtsstaat vor-bei mit Hilfe ferngesteuerter Droh-nen zu liquidieren, weil man sie fürTerroristen hält, ist Mord. Dazu lei-sten unsere Politiker Beihilfe. Ichfinde, das muss man ihnen sagen.Schliesslich denken sie in den Kate-gorien von Schuld und Sühne. Mirgeht es aber nicht darum, Obama zubestrafen, sondern darum, ob mansich mit ihm über das, was er tagtäg-lich politisch vertritt oder macht, un-terhalten kann. Ein sinnvolles politi-sches Gespräch darüber ist nur unterder Voraussetzung möglich, wennGesprächspartner in sich stimmig ar-gumentieren auf der Basis des ge-meinsamen Anliegens, das es auf derpolitischen Ebene explizit, unbedingtund anerkanntermaßen geben muss.Die Menschenrechte politischdurchzusetzen ist das gemeinsameAnliegen, das politisches Handelnerst sinnvoll macht. Diese Voraus-setzung trifft auf Obama nicht zu,wenn er die Menschenrechte tagtäg-lich mit Füssen tritt, noch dazu imNamen der Menschenrechte. EineAbsurdität. Damit zerstört er das ge-meinsame Anliegen, das eine politi-sche Debatte erst sinnvoll macht. Esist absurd, aber Obama scheint nichtklar zu sein, dass es Mord ist, Men-schen am Rechtsstaat vorbei liqui-dieren zu lassen. Wie soll ich michmit so einem Menschen unterhalten?Unmöglich! Zwischen ihm und mirgibt es eine Mauer, die unüberwind-bar ist. Es muss den Leuten ganz ge-nerell klar sein: Ohne ein gemeinsa-mes Anliegen, ohne gemeinsames

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Ziel, bezogen auf die Politik Men-schenwürde durchzusetzen, ist einGespräch nicht möglich.

SB: Würdest du diesen Begriff derMauer zwischen Menschen über Po-litiker wie Obama hinaus auch aufandere Leute in deinem alltäglichenUmgang anwenden?

FW: Ohne gemeinsames Anliegenerodieren auch familiäre oder per-sönliche Beziehungen. Das ist vielengar nicht klar. Sie denken, dass uns inunseren privaten Beziehungen eingemeinsames Anliegen sozusagenmit der Muttermilch gegeben ist undnicht in jeder Sekunde unserer Exi-stenz immer wieder erarbeitet wer-den muss. Passiert das nicht, dünnenBeziehungen aus. Ich mache im All-tag in der Tat die Erfahrung, dass sichmitunter sogar Menschen, die einemnahe stehen, nicht für mich interes-sieren, eben weil ich von meinen po-litischen Interessen her anstrengendbin. Vor allem gehe ich Konfliktennicht aus dem Weg. Wenn einer dum-mes Zeug redet, sage ich es. Daskommt gelegentlich nicht gut an.

Richtig ist aber auch, dass man dieAustragung familiärer Konfliktenicht auf die politisch-gesellschaft-liche Ebene übertragen darf, wo an-dere Lösungen erforderlich sind.Ein Sozialamtmann darf sich gegen-über seinen Kunden, zum Beispieleinem Arbeitslosen, nicht so beneh-men, als sei er sein Erziehungsbe-rechtigter, und ihm Leistungen ver-weigern, weil er seinen Arsch nichthochkriegt. Ein solches familiäresErziehungsverhalten verletzt dieWürde des Arbeitslosen. Hier musses eine politische Auseinanderset-zung gehen, bei der ökonomischeund soziale Fragen im Vordergrundstehen, auszurichten an einem ge-meinsamen Anliegen, einem Allge-meininteresse, das die Würde allerMenschen im Auge hat. Und zwaranders als im familiären Kontext"explizit". Das heisst, einem Sozial-amtmann muss es in jeder Sekundeseiner Arbeit darum gehen, dass er

die Grundrechte seiner Kundenwahrt. Damit er dazu in der Lage ist,muss das Allgemeininteresse natür-lich in Gestalt einklagbarer Grund-rechte eingelassen sein in eine fami-liäre Situation, ohne dass man da-von ausgehen kann, dass er sich in-nerhalb seiner Familie stets anGrundrechten orientiert. Wir müs-sen aber wissen, dass es zwei unter-schiedliche Ebenen gibt: die famili-äre Ebene, in die der einzelne emo-tional involviert ist, in der wir es mitder Würde nicht so genau nehmen,und die (öffentlich-politische) Ebe-ne der Gesellschaft, deren Existenzaufder Grundlage der Durchsetzungvon Grundrechten für alle beruht.

SB: Warum haben deines ErachtensKonflikte, die innerhalb der Familieentstehen, grundlegend einen ande-ren Charakter als die Widersprücheund Konflikte auf der gesellschaftli-chen Ebene?

FW: Persönliche Konflikte auszutra-gen, setzt voraus, dass man jemandenpersönlich, seine privaten Probleme,kennt. Die privaten Probleme geheneinen Amtmann aber nichts an. Unddoch existiert insofern ein Zusammen-hang, als der Amtmann denkt, er kön-ne mit seiner Kundin oder seinemKunden genauso umgehen wie mit sei-ner Tochter oder seinem Sohn. Er ver-kennt die Situation desjenigen, der vorihm sitzt, wenn er sich so verhält, alshätte er ihm gegenüber einen "Erzie-hungsauftrag", als müsse er ihm bei-bringen, seinen Arsch hochzukriegen..

SB: Wie würdest du mit dem Amt-mann umgehen wollen, der sich dei-nes Erachtens unmöglich gegenüberseinen Kunden verhält?

FW: Er hat die Macht zu bestrafen,weil die Gesetze so sind. Er sollte garnicht von den Gesetzen her dieseMacht bekommen, etwa willkürlichMenschen Geld vorzuenthalten, weiler der Auffassung ist, sie würdensonst ihren Arsch nicht hochkriegen.Das geht ihn überhaupt nichts an.Die Politik denkt und handelt jedoch

nach der Maxime, man müsse politi-sche, soziale und ökonomische Pro-bleme wie familiäre lösen.

SB: Glaubst du, man könne dennoch- ob allein oder besser mit mehrerenLeuten - Einfluss auf diesen Amt-mann ausüben und ihn überzeugen?

FW: Das ist nur schwer möglich!Man bekommt von diesen Leutenentweder zur Antwort, sie müsstensich an die Gesetze halten, oder siebegreifen überhaupt nichts. Mansteht schnell vor einer Mauer. Wenneiner sich fünf oder zehn Jahre anmiese Gesetze hält, findet er sie ir-gendwann zwangsweise richtig, zu-mindest alternativlos. Dann hat er sieverinnerlicht, diesbezüglich Kompe-tenz angesammelt, auf die er viel-leicht sogar stolz ist: seine Gefühlepositiv projiziert, so dass er kaummehr erreichbar ist. Du kannst eben-sowenig jemanden erreichen, der 30Jahre Parteipolitik gemacht hat - sol-che Leute sind kaum erreichbar. Manmuss wissen, dass Menschen dres-siert sind, sich sogar gern dressierenlassen, gar Lust dabei empfinden etc.Kommen Gefühle ins Spiel, geht dieKritikfähigkeit oftmals gegen Null.

SB: Hältst du die Vorstellung, mankönnte - und sei es nur theoretisch -mit dem besagten Amtmann spre-chen, demnach für eine Illusion?

FW: Es gibt leider nur ganz wenige,die sich diesen (ihren) Strukturen ent-ziehen. Inge Hannemann, Hartz-IV-Amtfrau in Hamburg, ist dafür einBeispiel, die dafür allerdings leiderbitter bezahlen musste. Die Menschenversuchen instinktiv, so etwas zu ver-meiden, indem sie ihre Existenz: ihretagtägliche Arbeit, schönreden.

SB: Glaubst du, dass die meistenMenschen bestimmte Grenzen des-halb nicht überschreiten, weil sie dieKonsequenzen kennen und fürchten?

FW: Sie kennen die Konsequenzenund glauben früher oder später andas, was sie jeden Tag machen. Dass

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ich 20 Jahre in der freien Wirtschaftgearbeitet und nicht an das geglaubthabe, was man mir da beigebrachthat, verdanke ich dem Umstand, dassdas letzte Unternehmen, bei dem ichbeschäftigt war, pleite gegangen istund mich schon vorher rausgemobbthat, weil sie sparen wollten. Das kannman ihnen insofern nicht zum Vor-wurf machen, weil sie sich tatsäch-lich nach der Decke strecken mus-sten. Da schlägt ein Unternehmer denandern tot, wie Marx sagte. Wennman das sieht und analysiert, hat maneine Chance, diesen Kreislauf zumin-dest kritisch zu betrachten.

SB: Wenn du wie heute Abend einenengagierten Vortrag hältst, welcheReaktionen erlebst du da?

FW: Ich habe hier vor zwei Jahrenschon einmal einen Vortrag gehalten,bei dem nur halb so viele Leute wieheute zuhörten. Das lag daran, dassman mich nicht kannte. Heute warenes mehr, und es waren vor allem Älte-re, die zum Teil engagiert zuhörten,sogar eine Mitarbeiterin der jungenWelt, während drei Jüngere schonnach drei Minuten rausgegangen sind,vermutlich weil ich Obama einenMörder nannte. So etwas passt nichtin ihr Weltbild, das auf Anpassungund Erfolg gepolt ist. Es gibt eine ge-radezu zwanghafte, auf mich hyste-risch anmutende Angst, in der Gesell-schaft nicht erfolgreich zu sein, kostees, was es wolle. Das möchte ich denJüngeren nicht verdenken. Der Jünge-re müsste allerdings nicht unbedingtein Interesse haben, eine Mauer zumeinem Vortrag aufrechtzuerhalten.Es kostet ihn ja nichts, mir zuzuhören.Und er muss mit mir nicht einer Mei-nung sein. Doch macht sich schon hierbemerkbar, dass die Bereitschaft, sichmit anderen Meinungen kritisch aus-einander zu setzen, spürbar nachge-lassen hat. Das liegt an der Schule, derAusbildung, am Studium. Unter demBologna-Prozess leben die Studieren-den nur noch von Kopien, die sie ausBüchern herausziehen und bestenfallsüberfliegen. Eine Katastrophe. Manmuss als junger Mensch nicht über-

mässig viele Bücher lesen, aber einpaar sollte man richtig gelesen haben- immer wieder, bis man sie "richtig"verstanden hat. Ich habe früher zweiBücher von Habermas und einige sei-ner Aufsätze zwei Jahre konzentriertlesen müssen, zwischendurch immerwieder gedacht, ich verstehe das allesnicht. Aber irgendwann kommt immermehr zusammen, so dass das Ver-ständnis dann leichter fällt, und dannfolgte auch irgendwann die Kritik anHabermas.

SB: Franz, vielen Dank für diesesGespräch.

Bisherige Beiträge zur NGfP­Konfe­renz in Berlin im Schattenblick unterwww.schattenblick.de →INFOPOOL → SOZIALWISSEN­SCHAFTEN → REPORT:

BERICHT/029: Krieg um die Köpfe- auf die Füße stellen .. . (SB)BERICHT/030: Krieg um die Köpfe- Miles legalitus . . . (SB)BERICHT/031 : Krieg um die Köpfe- Ducken, warten, Daten sammeln .. .(SB)INTERVIEW/024: Krieg um dieKöpfe - teile und kriege .. .Dr. Moshe Zuckermann im Gespräch(SB)INTERVIEW/025: Krieg um dieKöpfe - Angriff ausgeschlossen .. .Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder imGespräch (SB)INTERVIEW/027: Krieg um dieKöpfe - Rückwärts voran .. .Dr. Peer Heinelt im Gespräch (SB)INTERVIEW/028: Krieg um die Köp-fe - Rückwärtsgang, nur schneller . . .Dr. Friedrich Voßkühler im Gespräch(SB)INTERVIEW/029: Krieg um dieKöpfe - Nibelungentreue .. .Jürgen Rose im Gespräch (SB)INTERVIEW/030: Krieg um dieKöpfe - Zum Menschen zurück .. .Christiane Reymann im Gespräch(SB)INTERVIEW/031 : Krieg um dieKöpfe - Renaissance der Gewalt-psychiatrie . . .

Dr. Almuth Bruder-Bezzel im Ge-spräch (SB)INTERVIEW/032: Krieg um dieKöpfe - Frieden schaffen ohne Waf-fen .. .Mechthild Klingenburg-Vogel imGespräch (SB)

http://www.schattenblick.de/infopool/sozial/report/

sori0033.html

SCHACH - SPHINX

Wirrwarr auf dem Papier

(SB) ­ Niemand kann von einemSchachmeister erwarten, daß er sichauf dem Höhepunkt der Brett-schlacht auf so etwas Nebensächli-ches konzentriert wie Schönschriftauf dem Partieformular. Wo dieSchachuhr mit grauenhafter Eiletickt, auf dem Brett die Stellungbrennt und Sieg und Niederlage nurdurch schnelle Gedanken gewährlei-stet werden können, wer will sich daschon auf einen eleganten Feder-strich besinnen. Doch was Erstkläs-sler mühsam lernen, kann einemSchachspieler, sofern er es bis dahinnicht gelernt hat, eine ganze Partiekosten. Wie das? Nun, in der Bun-desliga-Saison 1992/93 war es amSpitzenbrett zwischen Bayern Mün-chen - ja damals leistete sich derFußball-Klub noch eine Großmei-sterriege von höchstem Format, heu-te nicht mehr, wegen Geldknappheit,wie man hört - und Erfurt-West zurBegegnung zwischen Robert Hübnerund Kuczyinski gekommen. Daßausgerechnet der Altphilologe undÄgyptologe Hübner auf seinem For-mular einen krausen Hierogylpen-wirrwarr abbildete, wollte der ge-strenge Schiedsrichter nicht in Kaufnehmen. Da seiner Meinung nach diePartie nicht mehr nachvollziehbarwar wegen Hübners unleserlicherSchrift, wurde seinem Kontrahentender Punkt zuerkannt. Hübner kochte

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innerlich, war jedoch zu sehr Philo-soph, um sich über den Kleingeist ei-nes Zeitgenossen zu echauffierenund lächelte im Vorübergehen. Hin-terher ging das Gerücht, die Bundes-liga-Spieler hätten vor Beginn dernächsten Saison mit Feder und Tintegerade Buchstaben zu schreiben ge-übt. Zum Glück hatte Meister Alex-ander Khalifman vorgesorgt und sei-ne Züge fein leserlich aufs weißeBlättchen geschrieben, sonst hätteseine Gewinnpartie nicht im heuti-gen Rätsel der Sphinx veröffentlichtwerden können. Lesen und Schrei-ben wollen gelernt sein. Das ist wahr,aber vielleicht sollte man im Ernst-fall einer krakeligen Handschrift stattdes Schiedsrichters einen Apothekerkonsultieren? Meister Wisoschin

hatte in Verkennung der Gefahr zu-letzt 1 . . .Dc7-d7? gespielt. Wie tieffiel er in seiner Ahnungslosigkeit,Wanderer?

Khalifman - WisoschinMoskau 1997

Auflösung des letztenSphinx­Rätsels:

Daß auch ein gutes Wort treffenkann, ins Herz, ins Hirn oder ins trü-be Gedärm, das wußte auch MeisterJemelin, aber um wieviel mehr nochein Läuferlanzenstoß wie1 .Ld4xe5+! Wozu das Opfer? EinenAugenblick Geduld, denn nach1 .. .d6xe5 2.Sd5-f6 sah Meister Ne-pomniaschtschi schon klarer, nur wares da schon zu spät: Die Folge2.. .Le7xf6 3.g5xf6 Te8-g8 4.Td1 -d8!schmeckte ihm nämlich ganz und garnicht.

http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/

sph05452.html

POLITIK / AUSLAND / USA

Terrorismus: Rekrutierungskampagnen von Islamisten-Gruppen lassen US-Muslime kalt

IPS­Inter Press Service Deutschland GmbHIPS­Tagesdienst vom 21. April 2015

von Jasmin Ramsey

Washington, 21. April (IPS) ­ Mehr als25.000 Islamisten aus mehr als 100 Län-dern haben sich in Syrien und im Irak ex-tremistischen Bewegungen wie der Ter-rormiliz IS oder der Al-Nusra-Front an-geschlossen. Laut einem Anfang Aprilverbreiteten Bericht der Vereinten Natio-nen kommen die meisten dieser Kämp-fer aus dem Mittleren Osten oder ausNordafrika.

Auch Rekruten aus westlichen Staatenziehen in den Dschihad - den islamischen'Heiligen Krieg'. Nach Erkenntnissen desInternationalen Zentrums zur Erfor-schung von Radikalisierung und politi-scher Gewalt (ICSR) mit Sitz in Londonstammen die meisten aus Frankreich (et-wa 1 .200), Deutschland und Großbritan-nien (jeweils etwa 500 bis 600).

Muslime in USA gesellschaftlichbesser integriert

Nur ungefähr 100 Extremisten sollensich von den USA aus aufdenWeg nachSyrien und in den Irak gemacht haben.Emile Nakhleh, Begründer des Pro-gramms für strategische Analyse despolitischen Islams des US-Geheimdien-stes CIA, findet dies nicht erstaunlich."Hier arbeiten die Strafvollzugsbehör-den viel enger mit den muslimischenGemeinden zusammen", erklärt derNahost-Experte, der bis 2006 für denCIA arbeitete. "Die meisten in den USAlebenden Muslime betrachten sich alsTeil des Systems und Teil des Landes."

Die große Mehrheit der Muslimeweltweit lehnt den gewaltbereiten

Extremismus ab und äußert sich be-sorgt über die steigenden Zahlen vonradikalen Islamisten in ihren Län-dern. Von den schätzungsweise biszu sechs Millionen Muslimen in denUSA, die zumeist den gebildetenMittelschichten angehören, distan-ziert sich ein größerer Teil vom Ex-tremismus, als dies in anderen Staa-ten der Fall ist.

Laut einer 2011 vom Pew-Zentrumdurchgeführten Untersuchung lehn-ten 81 Prozent der Muslime in denUSA Selbstmordanschläge und an-dere Gewaltakte gegen Zivilistenentschieden ab. Im weltweitenDurchschnitt liegt der Anteil bei 72Prozent. Die Muslime in den USAstammen aus mehr als 77 Staaten,

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Do, 23. April 2015 www.schattenblick.de Seite 7

während ihre Glaubensbrüder in Eu-ropa vor allem aus zwei bis drei Län-dern kommen. Bei den US-Muslimen,die einen geringeren Anteil an der Be-völkerung ausmachen, als dies inFrankreich und Großbritannien derFall ist, dominiert nicht eine bestimm-te Glaubensrichtung oder Ethnie.

Geringere Chancen für Muslimein Frankreich und Großbritannien

Wie aus einer 2007 veröffentlichtenPew-Studie hervorgeht, haben sichdie Muslime in den USA eher an dieKultur des Landes angepasst alsMuslime in Westeuropa. Die meistenvon ihnen fühlen sich als Teil ihrerGemeinde in der US-Gesellschaftwohl. 72 Prozent teilen die weit ver-breitete Ansicht, dass harte Arbeitzum Erfolg führt.

Muslime in Westeuropa sind im All-gemeinen finanziell schlechter ge-stellt und frustriert über den Mangelan guten Verdienstmöglichkeiten.Schätzungsweise 1 .1 00 Kämpfer ha-ben laut ICSR Frankreich verlassen,um in Syrien und im Irak den Dschi-had der Radikalen zu unterstützen.Das Zentrum verfolgt seit 2012 dieSpuren von Extremisten in den Krie-gen in den beiden Ländern. Den Un-tersuchungen zufolge haben sichmehr britische Männer islamisti-schen Gruppen als den Streitkräftenihres Landes angeschlossen.

Ideologisch verbrämte Rekrutie-rungskampagnen, vor allem über diesozialen Internet-Netzwerke, sowieUnzufriedenheit über den Umgangmit Muslimen in der Innen- und Au-ßenpolitik werden als die hauptsäch-lichen Auslöser für das Erstarken desIslamismus in westlichen Staaten ge-sehen. Besonders gravierend ist dieSituation dort, wo muslimische Ge-meinschaften gesellschaftlich iso-liert sind. Ein Gefühl der Entfrem-dung, insbesondere bei jungen Mus-limen, paart sich mit Antipathie ge-gen die Außenpolitik ihrer Länder.Damit werden diese Mensch zur

leichten Beute islamistischer Rekru-tierungskampagnen.

Gefühl ständiger Überwachung

"Algerische Muslime, die nachFrankreich eingewandert sind, undsüdasiatische Muslime in Großbri-tannien fühlen sich ausgeschlossen,ständig überwacht und von den Be-hörden verfolgt", sagt Nakhleh.Auch wenn sich in den USAMusli-me ebenfalls bewusst sind, im Rah-men spezieller Programme von denBehörden überwacht zu werden, sindsie mit ihren Lebensbedingungenweniger unzufrieden als Muslime inFrankreich und Großbritannien.

Vor allem in Frankreich wurden Be-schwerden über religiöse Intoleranzin einer säkularen Gesellschaft laut.Ein Gesetz, das das Tragen von Ge-sichtsschleiern und Burkas in der Öf-fentlichkeit verbietet, hat zu Protestenund Auseinandersetzungen mit derPolizei geführt. Muslimische Grup-pen beanstandeten zudem die Zunah-me gewalttätiger Übergriffe seit In-krafttreten des Gesetzes 2010. Eineim neunten Monat schwangere Frauwurde im März in Südfrankreich vonzwei Männern angegriffen, geschla-gen und ihr der Schleier herunterge-rissen. Eine andere französische Mus-limin erlitt 2013 nach einer islamo-phoben Attacke eine Fehlgeburt.

Die US-Regierung arbeitet jedochstetig daran, die muslimischen Ge-meinden vor Diskriminierung undIsolierung zu bewahren. In seinenbeiden Amtszeiten hat Präsident Ba-rack Obama mehrfach auf den Un-terschied zwischen dem Islam alsReligion und islamistischem Fana-tismus hingewiesen. "Wir führenkeinen Krieg gegen den Islam, son-dern gegen diejenigen, die ihn per-vertiert haben", sagte Obama am 18.Februar während eines Treffens imWeißen Haus, auf dem Strategien ge-gen gewaltbereiten Extremismusdiskutiert wurden. Er rief zudem zureligiöser Toleranz auf und appellier-

te an die Vorsitzenden der muslimi-schen Gemeinden, in enger Abstim-mung mit den Behörden gegen denim Land entstehenden Extremismusanzugehen.

Der blutige Anschlag auf 'CharlieHebdo' am 7. Januar in Paris, beidem zwei bewaffnete Männer elfMitarbeiter des Satiremagazins ausZorn über anstößige Darstellungendes Propheten Mohammed ermorde-ten, haben westliche Länder ange-sichts weiterer möglicher Attentatevon Einzeltätern in Alarmbereit-schaft versetzt.

In den USA kam es zuletzt im April2013 zu einem größeren Terroran-schlag. Damals zündeten zwei ausTschetschenien stammende Brüderwährend des Marathons in BostonBomben. Drei Menschen wurden ge-tötet und 264 verletzt. Angesichts derimmer ausgeklügelteren Methodenzur Anwerbung von Terroristen hatdie US-Regierung ihre Anti-Terror-Maßnahmen im eigenen Land undweltweit verstärkt.

Nach Ansicht von Nakhleh verfolgendie IS-Miliz und andere islamistischeGruppierungen derzeit vor allem dasZiel, Ausländer als Kombattanten zurekrutieren. "Je mehr westliche Dschi-hadisten sie anwerben können, destomehr können sie sich als global agie-rende Gruppen präsentieren, wenn sieVerbündete in Asien und Nordafrikasuchen. Auf diese Weise stellen siesich als globales Muslim-Kalifat vor."(Ende/IPS/ck/2015)

Link:http://www.ipsnews.net/2015/04/foreign-fighter-recruits-why-the-u-s-fares-better-than-others/

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Quelle:IPS-Tagesdienst vom 21 . April 2015

http://www.schattenblick.de/info­pool/politik/ausland/pausa385.html

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Seite 8 www.schattenblick.de Do, 23. April 2015

Ein nigrischer UN­BlauhelmBild: © Marco Dormino/UN

New York, 22. April (IPS) ­ ImKampf gegen die politischen und hu-manitären Krisen in zehn der größ-ten Konfliktherde der Welt stehen dieVereinten Nationen derzeit auf ver-lorenem Posten. Noch nie in ihrer70-jährigen Geschichte sah sich dieWeltorganisation so gefordert wieheute. Es steht zu befürchten, dassohne ein Mehr an Solidarität und Un-terstützung von Seiten der UN-Mit-gliedstaaten Chaos und Gewalt wei-ter zunehmen werden.

Mit den derzeitigen schweren Krisensind die UN hoffnungslos überfordert.Auch Mitgliedstaaten wie die USA, soreich und mächtig sie auch sein mö-gen, seien nicht in der Lage, hier Ab-hilfe zu schaffen, warnte kürzlich UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.

Zu den derzeitigen politischen Hots-pots gehören Syrien, der Irak, Liby-

en, der Jemen, der Südsudan, Soma-lia, Afghanistan, die Ukraine, dieDemokratische Republik Kongo unddie Zentralafrikanische Republik(CAR). Hinzu kommt eine Vielzahlweiterer Gefahrenzonen wie West-afrika, das seinen eigenen Krieg ge-gen die tödliche Krankheit Ebolaführt.

Historisch gesehen hatten die UN inaller Regel mit ein bis zwei Krisengleichzeitig zu kämpfen. Doch dieKonfrontation mit zehn auf einenStreich sei in der Geschichte der UNbeispiellos, warnte der UN-Chef.Auch wenn die internationale Ge-meinschaft in Sachen Krisenlösungin Richtung UN blicke, seien diesenicht in der Lage, Abhilfe zu schaf-fen. "Was wir brauchen, sind einekollektive Kraftanstrengung und So-lidarität. Ansonsten werden wir nochgrößere Problem bekommen."

Doch ausgerechnet in dieser kriti-schen Lage lässt es die Welt an kol-

lektiver Kraftanstrengung missen.Dazu meint Shannon Scribner von derUS-Sektion der internationalen Hilfs-organisation 'Oxfam', dass 2013 mit51 Millionen Flüchtlingen ein trauri-ger Rekord gebrochen worden sei.

Unzureichende Geberhilfe

2014 hatten die UN Hilfsgelder für81 Millionen Menschen einschließ-lich Vertriebener und anderer Opfervon Konflikten und Naturkatastro-phen angemahnt. Doch reichen dieMittel nur aus, um auf vier derschlimmsten Krisenherde zu reagie-ren. Dazu zählen die Vereinten Na-tionen die CAR, den Irak, den Süd-sudan und Syrien. Allein in diesenvier Ländern sind 20 Millionen Men-schen, was Unterernährung, Krank-heiten, Gewalt und Tod angeht, ex-trem gefährdet, bestätigt Scribner.

Als weiteres Krisenland ist der Je-men zu nennen, in dem zwei von dreiEinwohnern auf humanitäre Hilfeangewiesen sind. Die westafrikani-schen Staaten Liberia, Sierra Leoneund Guinea brauchen nach eigenenAngaben acht Milliarden Dollar, umsich von der Ebola-bedingten Krisezu erholen.

In Somalia wurden die Auslands-überweisungen der Exil-Somalier inHöhe von jährlich 1 ,3 MilliardenDollar, Rettungsleine von MillionenMenschen, aufgrund einer Entschei-dung international tätiger Banken,ihre Geschäfte zu beschränken, ge-kappt. Hinzu kommt die Migrations-und Flüchtlingskrise, die das Mittel-meer zum Massengrab gemacht hat.

POLITIK / UNO / ORGANISATION

UN: Mit zehn Krisen-Hotspots überfordert -Weltorganisation fordert 'kollektive Kraftanstrengung'

IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH - IPS­Tagesdienst vom 22. April 2015

von Thalif Deen

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Do, 23. April 2015 www.schattenblick.de Seite 9

Die Vereinten Nationen brauchennach eigenen Angaben 16 MilliardenDollar, um die globalen humanitärenHerausforderungen wie die Bereit-stellung von Nahrungsmitteln, Not-unterkünften und Medikamenten fürdas inzwischen aufmehr als 55 Mil-lionen Menschen angestiegeneFlüchtlingsheer bewältigen zu kön-nen. Fast alle UN-Nothilfeeinsätzeseien unterfinanziert, erklärte derUN-Sprecher Stephane Dujarric am20. April vor Journalisten.

Aufder Geberkonferenz für Syrienim letzten Monat in Kuwait kamenmehr als 3,8 Milliarden Dollar zu-sammen. Doch die UN brauchennach eigenen Angaben einen deut-lich höheren Betrag und halten an ih-rem Ziel, bis Jahresende 8,4 Milliar-den Dollar für Syrien aufzubringen,fest. "Es bedarfmehr Unterstützungund finanzielle Hilfe", betonte Du-jarric. "Doch was besonders wichtigist: Wir brauchen politische Lösun-gen."

Dass die meisten Konflikte nicht ge-löst sind, liegt in erster Linie an derUneinigkeit innerhalb des UN-Si-cherheitsrates, dem einzigen politi-schen UN-Gremium, das mit demMandat ausgestattet ist, militärischeAuseinandersetzungen zu beenden.

Krisenlösung aufgrund der unter-schwelligen Probleme schwierig

Nach Ansicht von Scribner gibt eskeinen Königsweg, um die Krisenweltweit zu lösen, zu zahlreich seiendie Probleme, die sie verursacht hät-ten. Dazu zählten Armut, schlechteRegierungsführung und Stellvertre-terkriege ebenso wie das Ausspielengeopolitischer Interessen, eine vonWaffenlieferungen gestärkte Kriegs-wirtschaft und ethnische Spannun-gen. Das derzeitige Hilfssystem seinicht für die Krisen des 21 . Jahrhun-derts gemacht.

Oxfam zufolge gilt es drei Ziele an-zusteuern: die Wirksamkeit der hu-

manitären Hilfe durch eine frühzei-tigere Bereitstellung der Mittel unddurch Investitionen in lokale Füh-rungsqualitäten zu steigern, politi-schen Lösungen und der Diplomatieden Vorrang zu geben und die nach-haltigen Entwicklungsziele zu nut-zen, um Armut und Ungleichheit zuverringern. Das gesamte Vermögendes einen Prozents der reichstenMenschen weltweit wird, wenn derderzeitige Trend anhält, bis zumnächsten Jahr das Vermögen der rest-lichen 99 Prozent aller Menschenübersteigen.

Die Konflikte in den Hotspots habenzur Folge, dass immer mehr Men-schen aus den Kriegsländern versu-chen, sich in europäischen Ländernin Sicherheit zu bringen. Gleichzei-tig steigt die Zahl der humanitärenHelfer der UN und anderer Organi-sationen, die bei ihren Hilfseinsätzengetötet werden.

Am dritten Aprilwochenende ertran-ken hunderte Flüchtlinge und Mi-granten, die vom kriegszerstörten Li-byen aus Europa erreichen wollten.Am 20. April wurden vier Mitarbei-ter des Kinderhilfswerks UNICEF inSomalia bei einem Anschlag auf dasFahrzeug, in dem sie in dem ostafri-kanischen Land unterwegs waren,getötet. Vier weitere wurden lebens-gefährlich verletzt.

Dazu meint Ian Richards, Vorsitzen-der des Koordinierungsausschussesder internationalen Personalgewerk-schaften und Personalverbände desUN-Systems (CCISUA): "Wir sinderschüttert über den Verlust unserervier Kollegen im somalischen Garo-we und sorgen uns um die vier Ver-letzten. Sie alle sind wahre Helden,die an einem der gefährlichsten Plät-ze der Welt großartige Arbeit gelei-stet haben."

Die UN werde ihre Arbeit in Soma-lia fortsetzen, "weil wir dort ge-braucht werden", fügte er hinzu.Gleichzeitig unterstrich er die Not-wendigkeit, die Bedingungen, unter

denen UN-Mitarbeiter arbeiten müs-sten, an die neuen Gegebenheitenanzupassen. Gerade die lokalen Hel-fer und ihre Familien würden auf-grund ihrer Arbeit zunehmend zurZielscheibe von Gewalt. Dies machees erforderlich, dass der UN- Gene-ralsekretär und die UN-Vollver-sammlung ihre Schutzvorkehrungenfür UN-Mitarbeiter an lebensgefähr-lichen Orten überprüften.

Wachsende Gewalt gegen lokaleHelfer

Scribner von Oxfam zufolge ist dieZahl der Anschläge aufhumanitäreHelfer in den letzten Jahren kontinu-ierlich gestiegen: von 90 Übergriffenim Jahr 2001 auf 308 im Jahr 2011 .Mehrheitlich sind lokale Hilfskräftebetroffen. Ihnen wird ihre Arbeit vorallem deshalb häufig zum Verhäng-nis, weil sie sich besser in ihremUmfeld auskennen und mit Kulturund Lokalsprache vertraut sind.

Wie die 'New York Times' im letztenJahr anlässlich des InternationalenTages der humanitären Hilfe berich-tete hatte, kam es 2013 zu 460 Über-griffen aufhumanitäre Helfer. Das seidie höchste Zahl solcher Angriffe seit1 997. "Diese mutigen Männer undFrauen geben nicht auf, weil sie inihren Ländern etwas bewirken wol-len", so Scribner. "Sie sollten von derinternationalen Gemeinschaft stärkerals bisher unterstützt werden."(Ende/IPS/kb/2015)

Link:http://www.ipsnews.net/2015/04/u-n-helpless-as-crises-rage-in-10-cri-tical-hot-spots/

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Quelle:IPS-Tagesdienst vom 22. April 2015

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/uno/

punor549.html

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Seite 1 0 www.schattenblick.de Do, 23. April 2015

POLITIK / MEINUNGEN / LAIRE

EU will militärisch gegen Fluchthelfer vorgehen

"Mare Nostrum" ­ das Meer gehört uns

Wird die Europäische Union die Souveränitätsrechte anderer Länder verletzen,um Flüchtlinge abzuwehren?

(SB) ­ Nachdem binnen wenigerTage mehr als 1000 Flüchtlinge imMittelmeer ertrunken sind, hat dieEU-Kommission einen Zehn-Punk-te-Plan "erarbeitet", wie das Pro-blem behoben werden soll. AmDonnerstag wollen die Staats- undRegierungschefs der EU auf einemSondergipfel darüber beraten.

Der Plan sieht nicht etwa die Ein-richtung eines Fährverkehrs vonAfrika nach Europa vor, wie vonder FlüchtlingshilfsorganisationWatch the Med gefordert, so daßder Transfer relativ gefahrlos von-statten gehen könnte. Vielmehr lau-tet einer der zehn Vorschläge derEU-Kommission, daß mutmaßliche"Schlepperboote" beschlagnahmtund zerstört werden. Menschen sol-len also aktiv an der Flucht gehin-dert werden - das grenzt an Men-schenrechtsverletzung.

Konkret würde das darauf hinaus-laufen, daß die EU als Antwort aufdas Massensterben militärisch inden Ländern Nordafrikas interve-niert und sich am Eigentum bei-spielsweise der Einwohner Liby-ens, von wo aus gegenwärtig be-sonders viele Flüchtlinge aufbre-chen, vergreift. Und was machendie EU-Soldaten oder gegebenen-falls ihre örtlichen Askari, wennsich der Besitzer eines Boots wei-gert, es abzugeben? Wird dannZwang ausgeübt? Sind somit Ge-walt und Krieg die Antwort der EUaufGewalt und Krieg, die zur Zeitdie Einwohner besonders des Na-hen und Mittleren Ostens zurFlucht treiben?

Die EU-Staaten tragen eine nicht zuverleugnende Mitverantwortungfür die Fluchtbewegung aus Afrikaund dem arabischen Raum: Die ge-waltsame Beseitigung SaddamHusseins auf der Basis falscher Be-schuldigungen und der Sturz des li-byschen Machthabers MuammarGaddafi markieren zwei entschei-dende Weichenstellungen, nach dersich ganze Regionen in Bürger-kriegsgebiete verwandelt haben.

Noch vor wenigen Jahren besaß Li-byen ein hervorragendes Gesund-heits- und Sozialsystem, der Lebens-standard in dem Land war so hoch,daß es viele Menschen aus den Sub-saharastaaten auf der Suche nach Ar-beit angelockt hat. Doch Gaddafiwurde zu einem Zeitpunkt zum"Schurken" erklärt, nachdem er ei-nerseits den Europäern wirtschaftlichund politisch entgegengekommenwar, unter anderem durch die Unter-zeichnung der UN-Chemiewaffen-konvention, andererseits aber einePolitik betrieb, um die AbhängigkeitAfrikas von Europa abzustreifen. Ei-ne direkte Folge der NATO-Militär-intervention in Libyen ist die Desta-bilisierung Malis.

Es war damit zu rechnen, daß sichin diesem Frühjahr wieder ver-mehrt Flüchtlinge nach Europa inBewegung setzen werden. DasMindeste wäre also gewesen, vor-ausschauend die im vergangenenJahr von Italien betriebene Flücht-lingsinitiative "Mare Nostrum" aufgesamteuropäischer Ebene fortzu-setzen. Dem hat sich nicht zuletztdie Bundesregierung verweigert.

Im übrigen bräuchte kein Flücht-lingsboot tagelang auf dem Mittel-meer umherzuirren. Die Satelliten-beobachtungstechnik existiert, umdas gesamte Meeresgebiet Tag undNacht zu erfassen, wird aber bis-lang nicht vollumfänglich zu die-sem humanitären Zweck einge-setzt. Das könnte sich nun auf äu-ßerst zynische Weise ändern, näm-lich dann, wenn von oben herabmutmaßliche "Schlepperboote" ge-sucht und zerstört werden.

Die Zeiten, als die Schlepper nochFluchthelfer hießen und hohes An-sehen genossen, sind vorbei. Wiewurde es gefeiert, wenn wiedereinmal ein oder mehrere Flüchtlin-ge dem ideologischen Feind imOsten entrissen und über diedeutsch-deutsche Grenze ge-schmuggelt werden konnten! DenFlüchtenden sei der Erfolg gegönnt- damals, aber dann konsequenter-weise auch heute.

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pola1302.html

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Do, 23. April 2015 www.schattenblick.de Seite 11

Banjul, Gambia, 21. April (IPS) ­Zwölf Stunden war der Fischer Bu-ba Badjie auf dem Meer. Als er mitseinem Boot wieder an der Küste vonBakau, zwölfKilometer westlich dergambischen Hauptstadt Banjul, an-legt, wird er von Frauen umringt, dieseinen Fisch kaufen wollen. "Ich ha-be nur Bongas und Welse an Bord",sagt er verdrossen.

Badjie war ein Teenager gewesen,als ihn die Suche nach Arbeit insNachbarland Senegal verschlug. Seit20 Jahren lebt er inzwischen vomFischfang, doch mit dem Geschäftgeht es bergab. "Der Fang reicht ge-rade aus, um meine Kosten zudecken", beklagt er und erzählt, dassihn die Fahrt 2.500 gambische Dala-si (60 US-Dollar) gekostet hat. "Ichbin sogar mehr als 20 Kilometer hin-aus gefahren, doch stieß ich nur aufdiese Bongas", sagt er und zeigt aufden silbrig glänzenden Fisch.

Auf die Frage, warum sich seine Ar-beit zu einem Minusgeschäft ent-wickelt hat, antwortet er: "Da ist dasProblem des Klimawandels. Unddann treffen wir auf diese riesigenkommerziellen Fangboote. Wenn wirunsere Netze auswerfen, bedrohensie uns und zerreißen unsere Netze."

Doch für Badjie und tausende ande-re kleine Fischer der Region zeigtsich endlich Licht am Ende des Tun-nels. In einem historischen Urteil hatder Internationale Seegerichtshofentschieden, dass die Länder, unterderen Flagge die Trawler unterwegssind, dafür Sorge zu tragen haben,dass sich die Schiffe an die Fische-

reigesetze und -bestimmungen derLänder halten, in deren Küstenge-wässern sie unterwegs sind.

Die Flaggenstaaten, so das Tribunal,müssen die erforderlichen Maßnah-men ergreifen, um sicherzustellen,dass diese Schiffe nicht in illegale,ungemeldete und unregulierte Fi-schereiaktivitäten in den Gewässernder Mitgliedstaaten der Subregiona-len Fischereikommission (SFRC)verstrickt sind. Sollten sie ihren Ver-pflichtungen nicht nachkommen,können sie haftbar gemacht werden.In dem Richterspruch heißt es wei-ter, dass für die Europäische Uniondas Gleiche gilt.

Raubbau im großen Stil

Nirgendwo sonst auf der Welt wirdso viel Fisch geplündert wie in denwestafrikanischen Küstengewässern.Der Anteil der illegalen an den regio-nalen Gesamtfängen wird auf 37Prozent geschätzt. "Das Urteil istwillkommen und könnte einen Wan-del bewirken", meint John Tanzervon der Umweltorganisation WWF.

Der SRFC gehören die westafrikani-schen Länder Kapverden, Gambia,Guinea-Bissau, Mauretanien, Sene-gal und Sierra Leone an. Der Bedarfan einer Intervention des Tribunalswurde 1993 deutlich, als die SRFCdie übermäßige Ausbeutung derMeeresressourcen und exzessive il-legale, ungemeldete und unregulier-te Fischereiaktivitäten anprangerte.Fast die Hälfte der damaligen Fängewar illegal. Die dadurch verursach-

ten finanziellen Einbußen der west-afrikanischen Länder beliefen sichden Schätzungen zufolge auf jährlich500 Millionen Dollar.

Gegen den offensichtlichen Raubbauan den westafrikanischen Fischbe-ständen ziehen seit Jahrzehnten Um-weltgruppen zu Felde. 'GreenpeaceInternational' protestierte gegen dieillegalen Fangpraktiken der soge-nannten 'Monsterboote', wie dieüberdimensionierten Fischfang-Flotten bezeichnet werden, die ausEuropa oder anderen Teilen der Weltkommen.

Seit Jahrzehnten billigten die Euro-päische Union und ihre Mitglied-staaten die Gefräßigkeit ihrer indu-striellen Fangflotten, kritisiertGreenpeace und weist darauf hin,dass die Europäische Kommissionbereits 2008 darauf hingewiesen ha-be, dass einige dieser Riesenbootesolche Unmengen Fisch an Bordholten, dass die Bestände sich nichtregenerieren könnten. Das Problemsei globaler Natur, und die Folgenalarmierend.

Aus inoffiziellen Kreisen ist zu hö-ren, dass sich derzeit 47 Industrie-schiffe in den gambischen Küstenge-wässern aufhalten. 35 von ihnen fi-schen unter ausländischer Flagge.Angesichts einer solchen Konkur-renz wird es für die kleinen Fischerimmer schwerer, die lokale Nachfra-ge zu decken. Die Preise für denknapper werdenden Eiweißlieferan-ten sind drastisch in die Höhe ge-schnellt und es kommt vor, dass dieFänge die Nachfrage nicht bedienen

RECHT / FAKTEN / INTERNATIONAL

Westafrika: Meeresplünderern das Handwerk legen -Internationaler Seegerichtshof nimmt Flaggenstaaten in die Pflicht

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IPS­Tagesdienst vom 21. April 2015

von Saikou Jammeh

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Seite 1 2 www.schattenblick.de Do, 23. April 2015

können. "Unsere Gewässer sind ganzeinfach überfischt", sagt der 80-jähri-ge gambische Fischer Ousman Bojang.

Bojang hatte das Fischereihandwerkvon seinem Vater gelernt. Später sat-telte er um und ging zur Polizei. 20Jahre danach zog es ihn jedoch wie-der aufs Meer hinaus. Nach dem Bauseines ersten eigenen Bootes 1978wurde er Vorsitzender des erstengambischen Fischerverbands.

"Die Fischerei hat mein Leben berei-chert", meint er heute. "Als ich nochim Polizeidienst war, konnte ich mirkein eigenes Haus bauen. Das habe ichinzwischen nachgeholt. Alle meineKinder können einen Schulabschlussvorweisen." Eine enorme Leistung,erst recht, wenn man bedenkt, dassBojang zehn Söhne und 15 Töchterhat. "Alle Jungs sind Fischer gewor-den", sagt er. "Und auch die Mädchenkönnen angeln und Netze reparieren."

Weitere Initiativen

Dem Urteil des InternationalenSeegerichts sind einige andere viel-versprechende Initiativen zur Ver-besserung der Lage der kleinen Fi-scher vorausgegangen. So hat dasAfrikanische Panel für den Fort-schritt unter dem Vorsitz des ehe-maligen UN-Generalsekretärs Ko-fi Annan den illegalen Fischfang zueinem Problem erklärt, das derKontinent endlich prioritär angehenmüsse.

Einen weiteren Vorstoß hat die UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO)mit der Herausgabe von Leitlinienunternommen, mit deren Hilfe diesozialen und arbeitsrechtlichen Be-dingungen der im Sektor Beschäf-tigten verbessert werden sollen.Auch zielen sie auf Maßnahmenzur Anpassung an den Klimawan-del, zur Prävention von Naturkata-

strophen und zu vielen anderenFragen. Doch wird sich die Lageder kleinen Fischer nach Ansichtvon Nicole Franz, einer Fischerei-expertin in der FAO-Abteilung fürFischerei und Aquakultur, nur miteinem Menschenrechtsansatznachhaltig verbessern.(Ende/IPS/kb/2015)

Link:http://ipsnews.net/2015/04/tribunal-ruling-could-dent-monster-boat-trawling-in-west-african-waters

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Quelle:IPS-Tagesdienst vom 21 . April 2015

http://www.schattenblick.de/infopool/recht/fakten/

rfi00145.html

Eintrittskarte für die Beletage der Königsklasse?

Promoter Eddie Hearn füttert Anthony Joshua mit Fallobst

SPORT / BOXEN / MELDUNG

(SB) ­ Promoter Eddie Hearn hateinen passenden Gegner für AnthonyJoshua gefunden. Der in elf Profi-kämpfen ungeschlagene 25jährigebritische Schwergewichtler trifft am9. Mai in Birmingham auf den neunJahre älteren Raphael ZumbanoLove, für den 36 Siege, zehn Nieder-lagen sowie ein Unentschieden zuBuche stehen. Wie die Bilanz des alsKanonenfutter verpflichteten Kon-trahenten nahelegt, steht dem anNummer sieben der WBC-Ranglistenotierten Joshua in dem auf zehnRunden angesetzten Kampf ein wei-terer vorzeitiger Sieg in Aussicht.Zumbano hat sechs seiner letzten elfAuftritte verloren und im vergange-

nen Jahr dem 43jährigen ShannonBriggs einen Gang über volle zwölfRunden abgenötigt, bis er sich klarnach Punkten geschlagen gebenmußte.

Einen Aufbaugegner vorzeitig ausdem Feld zu schlagen, den Briggsnicht ausschalten konnte, wäre sicherein Argument, das sich Joshua gernans Revers heften möchte. Anderer-seits mußte Zumbano in diesem Jahrbereits gegen Charles Martin undEric Molina früh die Segel streichen,so daß es kein Ruhmesblatt wäre,sollte dem jungen Briten dieses nichtallzu anspruchsvolle Kunststückebenfalls gelingen.

Nachdem Anthony Joshua am 4.April mit dem 37jährigen Jason Ga-vern einen weiteren Veteranen aufdie Bretter geschickt hatte, kündigteEddie Hearn zum wiederholten Malan, nun werde man Zug um Zug hö-herwertige Aufgaben angehen undbewältigen. Indessen läßt die WahlZumbanos darauf schließen, daß esder Promoter vorzieht, weiter aufNummer Sicher zu gehen und dieBilanz seines Boxers makellos zuhalten, statt ihn einem ernsthaftenRisiko auszusetzen.

Gemessen an den Vorschußlorbee-ren, mit denen Joshua nach seinemOlympiasieg 2012 in London über-

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Do, 23. April 2015 www.schattenblick.de Seite 1 3

häuft wurde, ist dies ein sehr zurück-haltender Aufbau. Daher kann manwohl davon ausgehen, daß Hearnsoffensive Bewerbung seines Schwer-gewichtlers der Imagepflege ge-schuldet ist, seine sachkundige Ein-schätzung Joshuas jedoch beträcht-lich nüchterner ausfällt.

Der kommende Kampf dient nichtzuletzt der Vorbereitung auf KevinJohnson, mit dem es Joshua am 30.Mai in der Londoner O2 Arena zutun bekommt. Dieses Duell sollte ur-sprünglich bereits Anfang des Jahresüber die Bühne gehen, mußte aberwegen einer Verletzung des Britenverschoben werden. Der 35jährigeUS-Amerikaner gilt insofern als bis-lang schwierigste Aufgabe aufdemKarriereweg Anthony Joshuas, als erbeachtliche Defensivqualitäten auf-bieten kann. Johnson hat zumindestin der Vergangenheit namhafte Ak-teure wie Vitali Klitschko, Tyson Fu-ry und Dereck Chisora sehr lange be-schäftigt. Allerdings mußte er sich invier seiner letzten fünf Kämpfe ge-schlagen geben, so daß Joshua derSieg sicher sein sollte.

Anthony Joshuas größtes Problemdürften derzeit nicht die Gegner, son-dern vielmehr die Muskelmassen

sein, die seinen Oberkörper in wach-sendem Maße beladen. Wog er zuBeginn seiner Profilaufbahn im Jahr2013 noch knapp 100 kg, so sind esinzwischen bereits gut 110 kg, dieihn sichtlich langsamer und unbe-weglicher gemacht haben. Wie dar-aus zwangsläufig folgt, hat sich sei-ne Schlagwirkung keineswegs ver-bessert, da er die Fäuste noch stärkerals in der Vergangenheit aus derSchulter nach vorne schiebt unddrückt. Was er sich von diesem Mus-kelzuwachs verspricht, bleibt daherobskur, zumal ihm diese Einschrän-kung zwangsläufig auf die Füße fal-len wird, sobald er einem wendigenund gefährlich schlagenden Kontra-henten gegenübersteht.

Eddie Hearn weiß natürlich, daß Jos-huas Goldmedaille bei den Spielenim eigenen Land eine Euphorie inder britischen Öffentlichkeit losge-treten hatte, der gegenüber die Kritikan den umstrittenen Wertungen imolympischen Boxturnier zumindestaus einheimischer Sicht in den Hin-tergrund trat. Ausländische Kom-mentatoren betonen indessen nochheute, daß die knappen Siege überden Kubaner Erislandy Savon undden Italiener Roberto CammarelleGeschenke an den Lokalmatador wa-

ren. Wenn Joshuas Promoter daherankündigt, man werde binnen zwölfMonaten mit Dereck Chisora, DavidHaye, Tyson Fury, Dillain Whyteund David Price die innerbritischeKonkurrenz aufmischen, dürftendiesen Worten ehe keine entspre-chenden Taten folgen.

Anthony Joshua ist für Matchroomviel zu wertvoll, als daß man den mithandverlesenen Gegnern genährtenMythos, der junge Brite schicke je-den auf die Bretter und sei ein künf-tiger Champion, aufs Spiel setzenwürde. Daher steht zu befürchten,daß Joshua in Jahresfrist noch einmalzehn Kilo zugelegt hat und sich nachwie vor an Kontrahenten vom Schla-ge Raphael Zumbanos und KevinJohnsons abarbeitet, als seien diesEintrittskarten für die Beletage derKönigsklasse.

Anmerkung:

[1 ] http://www.boxingnews24.-com/2015/04/anthony-joshua-vs-raphael-zumbano-love-on-may-9th/#more-191198

http://www.schattenblick.de/infopool/sport/boxen/

sbxm1690.html

Kulturcafé Komm du ­ Mai 2015

Das Kulturcafé Komm du lädt ein ...

Konzerte, Lesungen, Vorträge und zwei Ausstellungen - das Programm im Mai 2015

BILDUNG UND KULTUR / VERANSTALTUNGEN / TREFF

Übersicht über die Veranstaltungen im Mai

Ausstellung "Identitäten" / Spiegel und Lichtobjekte von Ilona HoffmannDie Ausstellung läuft noch bis zum 8. Mai 2015Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30 bis 17.00 Uhr, Samstag 9.00 bis 17.00 Uhr

Weitere Informationen:http://www.spiegelbilder-online.dehttp://www.schattenblick.de/infopool/kunst/veransta/vaus8399.html

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Seite 1 4 www.schattenblick.de Do, 23. April 2015

Do 07.05.: Vortrag Marc-Enrico Ibscher / "Josef Strauss - ein Leben im Schatten des Walzerkönigs"Fr 08.05.: Konzert - Leisure Time / Country, Folk, Pop and moreSa 09.05.: Vernissage - Kirsten Barthel / Ausstellung: Horizonte, Welten, Wüchse in Acryl - 1 5:00 UhrSa 09.05.: Konzert - Missilia und Dolus Mutombo / Rhythm-Pop, souliger Folk und Weltmusik - 19:00 UhrFr 15.05.: Konzert - Riot OfColor / Jazz und Jazz Pop mit Blues-, Bossa-, Swing- und Funk-ElementenDo 21 .05.: Literaturperformance - Kristin Kehr / "2000 Jahre Liebe" - Vom Hohelied Salomos bis zum Poetry SlamFr 22.05.: Konzert - Dagefoer / Folk, Jazz, Chanson, afrikanische und karibische RhythmenSa 23.05.: Konzert - The Reez-O-Phonics / Blues, bluesige Klassiker und mehrDo 28.05.: Konzert - Max Wolff / Folk, Blues und AmericanaFr 29.05.: Konzert - Friedrich & Wiesenhütter / Liedermacher-Duo aus Berlin

Eintritt frei

Sofern nicht anders angegeben, beginnen die Veranstaltungen jeweils um 20:00 Uhr.Kulturcafé Komm du ­ Buxtehuder Straße 13 ­ 21073 Hamburg­Harburg ­ http://www.komm­du.dePlatzreservierungen per Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder per E-Mail: [email protected]

Marc­Enrico Ibscher ­ seit vielenJahren Vorsitzender des Richard­Wagner­Verbandes FlensburgFoto: © by Marc­Enrico Ibscher

Donnerstag, 7. Mai 2015:Vortrag mit Musikbeispielen -20.00 bis 22.00 UhrMarc-Enrico Ibscher /"Josef Strauss - ein Leben imSchatten des Walzerkönigs"

Josef Strauss (1 827-1870), Sohnvon Johann Strauss (Vater) undBruder von Johann Strauss(Sohn), war ein "Genie widerWillen", der eigentlich gar keine

musikalische Karriere angestrebthatte. Er studierte vielmehr amWiener Polytechnikum, arbeiteteals Bauleiter und konstruiertezwei Straßenkehrmaschinen.Dann mußte er jedoch für seinenerkrankten Bruder, den "Walzer-könig", als Kapellmeister derStrauss-Kapelle einspringen undkomponierte anläßlich dessen, inder Meinung, dies sei sein erstesund zugleich letztes Stück, denWalzer "Die Ersten und die Letz-ten" - dem schließlich noch rund300 weitere Stücke folgen sollten.Er nahm Unterricht in Komposi-tionslehre und lernte Violine.Dennoch blieb er stets im Schat-ten seines Bruders. Erst seit rund20 Jahren steht JosefStrauss mehrim Interesse der Musikwissen-schaft. Freuen Sie sich auf einenlebendigen und anschaulichenVortrag von Marc-Enrico Ibscher!

Weitere Informationen:http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Strausshttp://www.schattenblick.de/info-pool/bildkult/veranst/bkvo7762.html

Leisure Time aus Hamburg ­ Coun­try & Folk ehrlich, handgemacht,akustisch und unplugged!Foto: © by Jan Steinhaus

Freitag, 8. Mai 2015:Konzert - 20.00 bis 22.00 UhrLeisure Time / Country, Folk, Popand more

Was vor fast 14 Jahren als Feier-abend-Zeitvertreib im heimischenKeller begann, ist schon lange zu ei-ner "richtigen" Band zusammenge-wachsen. Die fünfköpfige Hambur-ger Gruppe "Leisure Time", zudeutsch "Freizeit" oder "Feier-abend", bietet Folk-, Country- undPop-Musik, akustisch, unpluggedund mit persönlicher Note. Neben

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eigenen Kompositionen werden Co-ver u.a. von Johnny Cash, Amy Mac-Donald und den Dixie Chicks ge-spielt. Mehrstimmiger Gesang, ge-radlinige Arrangements mit Akustik-gitarre, Mandoline, Bass und Percus-sion sorgen für lässigen Country-Groove und entspanntes Feeling.

Weitere Informationen:http://www.leisuretime-music.dehttp://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/folk1172.html

Die Ausstellung von Kirsten Barthelläuft bis zum 10. Juli 2015.Fotos: © 2015 by Schattenblick

Samstag, 9. Mai 2015:Vernissage in Anwesenheit derKünstlerin - 1 5.00 bis 17.00 UhrKirsten Barthel / Ausstellung:Horizonte, Welten, Wüchsein Acryl

Bizarre Landschaften in ungewöhnli-chen Perspektiven, fremdartig und ver-traut zugleich, Feuerwesen, schillerndeVögel und anderes Getier, graphischeAbstraktionen und Surreales - Vieles istin mehr als vier Jahrzehnten, seitdemKirsten Barthel malt und zeichnet, ent-standen. Als roter Faden ziehen sich or-ganische Strukturen voller Lebendig-keit und Beseeltheit durch ihre Arbei-ten. Dinge, die den Betrachter unmit-telbar ansprechen und ihn etwa einenOrt als den "Seinen" erkennen lassen,obwohl er niemals zuvor dort war.

Öffnungszeiten: Mo bis Fr 7.30 bis17.00 Uhr und Sa 9.00 bis 17.00 Uhr.

Weitere Informationen:http://www.schattenblick.de/info-pool/kunst/veransta/vaus8437.html

links: Dolus Mutombo,Foto: © by Dolus Mutombo,rechts: MissilaFoto: © by Missilia aliasFranziska Potyralla

Samstag, 9. Mai 2015: Doppelkon-zert - 1 9:00 bis 22:30 UhrMissilia und Dolus Mutombo /Rhythm-Pop, souliger Folk amKlavier und Weltmusik

19.00 Uhr: Missilia ­ Singer/SongwriterRhythm-Pop und souliger Folk amKlavier

Als eine Mischung aus Pop, Singer-Songwriter und Folkstilistiken be-schreibt Missilia ihr Debütalbum"Metanorpos", das sie im 'Komm du'vorstellen wird. Die vielseitige Mu-sikerin mit der souligen Stimme, dieschon in verschiedensten Musik- undBandprojekten mitgewirkt hat, be-gleitet sich selbst am Klavier.

21.00 Uhr: Dolus Mutombo ­ WeltmusikUrban Folk, African Beat, Blues undReggae

Dolus Mutombo entführt seine Zuhö-rer auf eine Reise rund um die Welt.Auf Französisch, Lingala, Swahiliund Englisch erzählt er von seinerHeimat, dem Kongo, und den Erfah-rungen, die er auf seinen Stationen inSüdafrika, Frankreich und Deutsch-land gesammelt hat. Es sind Songs,die bei aller Unbeschwertheit undLebensfreude, die sie ausstrahlen, be-rühren und unter die Haut gehen.

Weitere Informationen:http://www.missilia.dehttp://www.dolusmutombo.comhttp://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/folk1173.html

Riot Of ColorFoto: © by Riot Of Color

Freitag, 1 5. Mai 2015:Konzert - 20.00 bis 22.00 UhrRiot Of Color / Jazz und Jazz Popmit Blues-, Bossa-, Swing- undFunk-Elementen

Fetzige Popmusik, leichter Jazzund bunte Fliegen. Die Band RiotOf Color begibt sich auf einenStreifzug durch die Musikstile.Blues, Bossa, Swing und Funk - al-les beziehen die Musiker aus Ham-burg und Umgebung in ihre Songsmit ein und lassen sich deshalb un-gern in eine Genreschubladestecken. An den Instrumenten ent-falten Alex (Schlagzeug), Malte(Klavier), Jean-Philippe (Posaune),Malte (Trompete) und Jens (Bass)eine Palette an Klängen, Akzentenund Tonfolgen, die man so schnellnicht mehr aus dem Kopf bekommt.Mit ihrer sanften Stimme, die malhell, mal dunkel dem Zuhörerschmeichelt, rundet Sängerin Linhdas jazzig-lässige Klanggemäldeab, das zum Tanzen wie zum Träu-men anregt.

Weitere Informationen:http://riotofcolor. j imdo.com/http://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/jazz1907.html

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Kristin Kehr,Schauspielerin und ErzählerinFoto: © by Petra Diehl

Donnerstag, 21 . Mai 2015:Literaturperformance -20.00 bis 22.00 UhrKristin Kehr / "2000 Jahre Liebe" -Vom Hohelied Salomos bis zumPoetry Slam

Ein sinnliches Lesetheater

Für viele ist die Liebe das Größte. Sieist die Unaussprechliche, Verführeri-sche, Zerstörerische, Berührende.Niemand möchte ohne sie sein.Durch die Zeiten und Kulturen sindMenschen auf der Suche nach Wor-ten zu beschreiben, was Liebe in ih-rem Verständnis ist und was sie mituns macht. Die Schauspielerin undErzählerin Kristin Kehr lädt ihre Zu-hörer ein, ihr auf einer Spurensuchezu folgen. Zu diesem Zweck hat sievergnügliche, betörende, verstörendeund bezaubernde Texte und Gedich-te von bekannten und weniger be-kannten Dichtern aus vielen Jahrhun-derten zu einer Literaturperformancezusammengetragen - sinnlich, über-raschend und überaus unterhaltsam!

Weitere Informationen:http://www.kristin-kehr.dehttp://www.schattenblick.de/info-pool/d-brille/veranst/dbvl4931 .html

Dagefoer ­ Folk, Jazz, Trip Hop,African Percussionv.l.n.r.: Jamina Achour,Hinrich Dagefoer,Dumisani Mabaso und Stefan WulffFoto: © by Dagefoer

Freitag, 22. Mai 2015:Konzert - 20.00 bis 22.00 UhrDagefoer - Folk, Jazz, Chanson,afrikanische und karibischeRhythmen

Scheinbar schwerelos bewegen sich Ja-mina Achour (Gesang), Hinrich Dage-foer (Gitarren), Stefan Wulff (Bass) undDumisani Mabaso (Percussion) zwi-schen verschiedenen Stilen und Klang-landschaften. Folk, Jazz, Chanson, Tri-pHop und Filmmusik - der musikali-sche Bezugsrahmen der Gruppe reichtvon Yann Thiersen und Serge Gains-bourg über Nico und Jackson Brownebis hin zu Boris Vian oder Abbey Lin-coln und Weather Report. Im Zentrumdes Zusammenspiels von Gesang, aku-stischer Gitarre, Kontrabass und afrika-nischer Perkussion stehen Geschichten,die vom Verlieren und Finden, von derfundamentalen Einsamkeit des Men-schen und dem vergänglichen Glück,wenn sie für einen Moment in Verges-senheit gerät, erzählen.

Weitere Informationen:http://www.dagefoer.com/http://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/jazz1908.html

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Do, 23. April 2015 www.schattenblick.de Seite 17

The Reez­O­PhonicsRoland Prakken,Foto Seite 16 Mitte: © by Horst Jahn,Matthias Weber,Seite 16 unten: © by Matthias WeberJan Kobrzinowskioben: © by Hans Hansen

Samstag, 23. Mai 2015:Konzert - 20.00 bis 22.00 UhrThe Reez-O-Phonics / Blues, blue-sige Klassiker und mehr

Sie haben den Blues zwar nicht neuerfunden, gewinnen aber dem be-kannten Genre viele überraschendeSeiten ab. Neben der ungewöhnli-chen Instrumentierung mit Resona-tor-Gitarren, Mandoline, LapsteelGuitar und Kontrabaß machen ori-ginelle englische und deutsche Tex-te den Reiz der Musik der Reez-O-Phonics aus. Da werden Bezie-hungsprobleme unkonventionellgelöst, die Widrigkeiten des Lebensironisch aufs Korn genommen.Hinzu gesellen sich Blues-Klassi-ker und zweistimmig gesungeneStücke von Sonny Terry und Brow-nie McGhee oder Jimmy Reed. Oberdiger Shuffle oder souveränswingend, Roland Prakken, Matthi-as Weber und Jan Kobrzinowski ar-rangieren ihre Musik zu einemhöchst unterhaltsamen, abwechs-lungsreichen Programm.

Weitere Informationen:http://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/mvbl0019.html

Max Wolff ­ Folk, Blues und Ameri­cana nach der guten alten Schule!Foto: © by Beate Grams

Donnerstag, 28. Mai 2015:Konzert - 20.00 bis 22.00 UhrMax Wolff / Folk, Blues und Ame-ricana

Folk, Blues und Americana nach gu-ter alter Schule! Wie Ry Cooder oderEric Clapton es machen würden, trä-ten sie mit Gitarre und Bottleneck-slide vor kleinem Publikum auf.Schöne Stücke von Cash, Claptonund Creedence, bis ganz zurück zuden Roots und den alten Songs vonLeadbelly, Robert Johnson, MuddyWaters, Skip James, Blind WillieJohnson und vielen anderen. Exzel-lent gespielt ohne Tricks - the realDeal. Der Sänger und Gitarrist MaxWolff kommt aus Dänemark und istseit über 25 Jahren als Profi auf denLandstraßen in seinem Heimatland,in Norwegen und in Deutschland un-terwegs. Mehr als 4000 Gigs hat erbislang gespielt. Ein Künstler, derdas Musikmachen lebt.

Weitere Informationen:http://www.reverbnation.com/max-wolffhttp://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/folk1175.html

Zwei "Alltags­Poeten":das Liedermacher­Duo "Friedrich &Wiesenhütter" aus BerlinFoto: © by Friedrich & Wiesenhütter

Freitag, 29. Mai 2015:Konzert - 20.00 bis 22.00 UhrFriedrich & Wiesenhütter / VomLeben geschriebene Texte undvirtuose Gitarrenmusik aus Berlin

Zwei "Alltags-Poeten", die ihrenWeg jenseits und fernab von allenTrends gehen. Mit komödianti-schem Berliner Charme und musi-kalischer Leichtigkeit nehmen DirkFriedrich und Matthias Wiesenhüt-ter ihre Zuhörer mit auf eine Reisezwischen Spaß und Gefühl, Melan-cholie und Sarkasmus, um die Wid-rigkeiten des Lebens mit Seiten-blick und Augenzwinkern zu be-trachten. Mit ihrem kurzweiligenProgramm zeigen sie, daß sie zuden interessanten und spannendendeutschsprachigen Projekten in derKonzertszene gehören. Im Kommdu stellen Friedrich & Wiesenhüt-ter ihre aktuelle CD "Alles aufAn-fang" vor.

Weitere Informationen:http://www.friedrichundwiesenhüt-ter.dehttp://www.schattenblick.de/info-pool/musik/veranst/lied1650.html

http://www.schattenblick.de/infopool/bildkult/veranst/

bktr0644.html

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Das Kulturcafé Komm duin Hamburg-Harburg:

Das Komm du ist ein kleines Kaffee-haus mit Bühne und regelmäßigenKulturveranstaltungen. Neben einemvielfältigen Angebot an Kaffeespe-zialitäten, selbstgemachten Kuchenund täglich wechselndem Mittags-tisch bietet es die Möglichkeit zuBegegnung und Diskussion, Spielesowie ein Literatur- und Zeitungsan-gebot. Regelmäßig zwei- bis dreimalpro Woche finden kulturelle Eventsmit Live-Musik, Liedern & Lyrik,Lesungen, Vorträgen, Theater,Kleinkunst- und Tanzperformancessowie Ausstellungen statt.

Das Komm du ist geöffnet von Mon-tag bis Freitag 7:30 bis 17:00 Uhr,Samstag von 9:00 bis 17:00 Uhr undan Eventabenden open end.

Näheres unter:http://www.komm-du.dehttp://www.facebook.com/KommDu

Kontakt:Kulturcafé Komm duBuxtehuder Straße 1321073 HamburgE-Mail: [email protected]: 040 / 57 22 89 52

Komm du­Eventmanagement:Telefon: 04837/90 26 98E-Mail: [email protected]

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Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K.Verantwortlicher Ansprechpartner: Helmut Barthel, Dorfstraße 41 , 25795 Stelle-WittenwurthElektronische Postadresse: [email protected]: 04837/90 26 98Registergericht: Amtsgericht Pinneberg / HRA 1221 MEJournalistisch-redaktionelle Verantwortung (V.i.S.d.P.): Helmut Barthel, Dorfstraße 41 , 25795 Stelle-WittenwurthInhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Helmut Barthel, Dorfstraße 41 , 25795 Stelle-WittenwurthISSN 2190-6963Urheberschutz und Nutzung: Der Urheber räumt Ihnen ganz konkret das Nutzungsrecht ein, sich eine private Kopie für persönlicheZwecke anzufertigen. Nicht berechtigt sind Sie dagegen, die Materialien zu verändern und / oder weiter zu geben oder gar selbst zuveröffentlichen. Nachdruck und Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Wenn nichtausdrücklich anders vermerkt, liegen die Urheberrechte für Bild und Text bei: Helmut BarthelHaftung: Die Inhalte dieses Newsletters wurden sorgfältig geprüft und nach bestem Wissen erstellt. Bei der Wiedergabe und Verarbeitungder publizierten Informationen können jedoch Fehler nie mit hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden.

Etwas verhangenund ein frischer Wind,schürt 's Jeans Verlangenzu spiel'n wie ein Kind.

Und morgen, den 23. April 2015+++ Vorhersage für den 23.04.2015 bis zum 24.04.2015 +++

DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN

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__I n h a l t________Ausgabe 1441 / Donnerstag, den 23. April 2015__

1 SOZIALWISSENSCHAFTEN - REPORT:Krieg um die Köpfe - Revolution kann kein Deckchensticken sein .. .Franz Witsch im Gespräch

5 SCHACH-SPHINX: Wirrwarr auf dem Papier6 POLITIK - AUSLAND: Rekrutierungskampagnenvon Islamisten-Gruppen lassen US-Muslime kalt (IPS)

8 POLITIK - UNO: Mit zehn Krisen-Hotspots überfordert -UN fordern "kollektive Kraftanstrengung" (IPS)

10 POLITIK - MEINUNGEN:EU will militärisch gegen Fluchthelfer vorgehen

11 RECHT - FAKTEN: Westafrika -Meeresplünderern das Handwerk legen (IPS)

12 SPORT - BOXEN: Eintrittskarte für die Beletage der Königsklasse?1 3 BILDUNG UND KULTUR - VERANSTALTUNGEN:Hamburg - Mai 2015 im Kulturcafé Komm du

18 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 23. April 2015