Gabrielle Lord † Countdown 365 – Der Verräter · Der Verräter LORD_Countdown 12 24.09.10 07:03 Seite 1. Die Australierin Gabrielle Lord arbeitete als Lehrerin, Obstpflü-ckerin

Gabrielle Lord • Countdown 365 – Der Verräter

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Die Australierin Gabrielle Lordarbeitete als Lehrerin, Obstpflü-ckerin und für das Arbeitsamt,bevor sie mit 30 ernsthaft zuschreiben anfing. Inzwischen hatsie vierzehn Romane veröffent-licht, zwei davon wurden verfilmt.Nach intensiven Recherchen undGesprächen mit Forensikern, Kri-minalisten und Wissenschaftlernhat sie nun eine Action-Serie fürJugendliche in Echtzeit verfasst –»Countdown 365«.

Von Gabrielle Lord ist bisher beicbt erschienen:

Band 1: Countdown 365 –Die Ver schwörung (30636)Band 2: Countdown 365 –Der Engel (30639)Band 3: Countdown 365 –Das Rätsel (30641)Band 4: Countdown 365 –Die Jagd (30644)Band 5: Countdown 365 –Die Entführung (30671)Band 6: Countdown 365 –Die Drohung (30673)Band 7: Countdown 365 –Die Suche (30675)Band 8: Countdown 365 –Die Auferstehung (30678)Band 9: Countdown 365 –Der Verdacht (30681)Band 10: Countdown 365 –Der Code (30683)Band 11: Countdown 365 –Der Doppelgänger (30694)

DIE AUTORIN

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Gabrielle Lord

DER VERRÄTER

Aus dem australischen Englischvon Tanja Ohlsen


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MixProduktgruppe aus vorbildlich bewirtschaftetenWäldern und anderen kontrollierten Herkünftenwww.fsc.org Zert.-Nr. SGS-COC-001940© 1996 Forest Stewardship Council

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifiziertePapier München Super Extra liefertArctic Paper Mochenwangen GmbH.

cbt ist der Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

Für James

1. AuflageDeutsche Erstausgabe Dezember 2010Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 2010 Gabrielle LordDie Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel»Conspiracy 365 – Book Twelve: December« bei ScholasticAustralia, an imprint of Scholastic Australia Pty Limited, Gosford.© 2010 der deutschsprachigen Ausgabe beicbt/cbj Verlag, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle deutschsprachigen Rechte vorbehaltenÜbersetzung: Tanja OhlsenLektorat: Luitgard DistelIllustrationen: Rebecca Young/© Scholastic Australia 2010Grafiken: Nicole LearyFotos innen: Papier S. 195, 194 und 169 © istockphoto.com/Tomasz Pietryszek; altes Papier S. 25 © istockphoto.com/Mike Bentley.Umschlagfotos: Junge von Wendell Levi Teodoro (www.zeduce.org) © Scholastic Australia; Nahaufnahme Jungevon Michael Bagnall © Scholastic Australia 2010; springenderMann © Chengas/Corbis; rennende Person © Monkey BusinessImages/Shutterstock; Feuer © Rui Ferreira/Shutterstock; rennender Mann © Radoslaw Korga/Shutterstock; Kloster © Grische Georgiew/Shutterstock; Steinmauer © Stephen Aaaron Rees/Shutterstock; Rauch © Gershberg Yuri/Shutterstock; Burg © Gabrielle Lord.Umschlaggestaltung: init, Büro für Gestaltung, nach einem Entwurf von Natalie Winter/© 2010 Scholastic AustraliaIM · Herstellung: AnGSatz: KompetenzCenter, MönchengladbachDruck: GGP Media GmbH, PößneckISBN 978-3-570-30695-6Printed in Germany

www.cbt-jugendbuch.de


03:32 01:47 05:03 JANUARY LET THE COUNTDOWN BEGIN33 11:45 RACE AGAINST TIME 06:48 07:12 05:21 RACE AGA

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Mein Name ist Callum Ormond.Ich bin sechzehn

und ich bin auf der Flucht …



Was bisher geschah …

1.November

Endlich explodiert der Behälter mit dem Special FXund verschafft mir genügend Deckung, sodass ichden Cops und dem Helikopter entkommen kann.Bald jedoch haben meine Verfolger mich wieder ge-ortet, aber mein Doppelgänger – Ryan Spencer –kommt mir zu Hilfe. Wir tauschen die Kleidung, erfungiert als Köder, lockt die Cops in die Irre undführt sie von mir weg.

2.November

Die Cäsar-Verschiebung ergibt beim Ormond-Rätselleider nichts, sodass wir uns fragen, ob sie vielleichtnur die fehlenden zwei Zeilen betrifft. Irgendwiemüssen wir nach Irland, den Hüter der Raritäten tref-fen und weitere Nachforschungen anstellen.

Besorgt beratschlagen Boges, Winter und ich wei-ter über das GMO. Gerade als wir entdeckt haben,dass jemand meinen Blog gehackt hat und auf der

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ganzen Seite überall nur noch 11. November steht,werden wir von der Ankunft der Polizei unterbro-chen. Winters Haus ist umstellt!

Mit einem spektakulären Satz von einem Dachzum nächsten flüchte ich und dränge auch Winterund Boges, zu verschwinden. Auf meiner Fluchtkomme ich an Ryan Spencers Apartmenthaus vor-bei. Dort stelle ich fest, dass der 11. November seinGeburtstag ist – das mysteriöse Datum von meinemBlog!

6.November

Nelson Sharkey denkt, er kann mir einen falschenPass für meine Reise nach Irland besorgen. Ich hoffe, dass der Rest meines Goldvorrats die Kostendafür deckt.

9.November

Wir brauchen mehr Geld, daher beschließt Winter,es aus den mit Geld gefüllten Zigarrenkisten in Sli-gos »Notfalltasche« zu stehlen, die er in seinemWandschrank versteckt hat.

11.November

Der Tag ist gekommen, vor dem mich der Blog- Hacker gewarnt hat. Ich bin viel zu nervös, umirgend wohin zu gehen, daher bleibe ich im Baum-

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haus, das zu meiner neuen Zuflucht geworden ist,und verhalte mich ruhig.

13.November

Boges und ich warten vor Sligos Haus, währendWinter versucht, sein Geld zu stehlen, wobei sie sotut, als wolle sie nur bei ihm schwimmen gehen.

Mit guten Neuigkeiten taucht sie bei unseremTreffpunkt am Strand auf – sie hat zehntausend Dol-lar für uns erbeutet!

14.November

Wieder im Baumhaus, erzählt Winter mir mehr überden Tag, an dem ihre Eltern bei einem Autounfallums Leben kamen. Sie würde es gern hinter sichlassen, aber sie glaubt, dass sie das nur schaffenkann, wenn sie das Autowrack gesehen hat und ge-nau weiß, ob es wirklich ein »Unfall« war oder ob et-was Schlimmeres dahintersteckt.

17.November

Auf meinem Weg zu einem Treffen mit Eric Blairwerde ich von zwei stämmigen Kerlen geschnappt,die mich zu Murray »Toecutter« Durham bringen.Toecutter ist todkrank und will ein Geständnis ab -legen. Er eröffnet mir, dass er vor Jahren an der Ent-führung von Zwillingen beteiligt war, es aber nicht

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über sich gebracht hat, sie zu töten. Durch das Auf-tauchen der Polizei wurden die Babys getrennt. Eines wurde in einem verlassenen Gebäude auf -gefunden und kehrte zu seiner Familie zurück: ich,während Toecutter das andere illegal adoptierenließ. Dieses Baby war Samuel – mein Zwillings -bruder –, der jetzt Ryan Spencer heißt.

Zurück im Baumhaus, rufe ich Mum an, um ihr zusagen, dass Samuel lebt.

18.November

In der Bibliothek finde ich noch einen anderen Artikel über die Zwillingsentführung. Darin wurdeRafe interviewt und eine Seite seiner Beziehung zuDad gezeigt, die ich nie gekannt hatte. Sie hattensich wohl sehr nahegestanden.

Endlich treffe ich Eric Blair. Ich erkenne in ihmden Verrückten wieder, der mich am Silvesterabendgewarnt hat, dass ich 365 Tage überleben muss.Blair sagt, dass er an einer unbekannten Virusinfek-tion gelitten habe und sich nicht an den Vorfall erin-nern könne.

20. November

Als wir Nachforschungen zu Rathbones Spitznamen-liste anstellen, finden wir heraus, dass er bald nachDublin reisen will. Das heißt, dass er es möglicher-weise vor uns zum Ormond-Privileie schafft!

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24. November

Eric Blair wirft die Frage auf, was wäre, wenn dieKrankheit, die meinen Vater getötet hat und zu seinereigenen Erkrankung führte, vielleicht gar kein Viruswar, sondern absichtlich herbeigeführt wurde?

29. November

Die Cops haben Boges zur Vernehmung mitgenom-men und Winter hat Angst, weil Sligo immer miss-trauischer wird. Ich erhalte eine Nachricht von ihr,aber bevor ich zurückrufen kann, werde ich von derPolizei aufgegriffen! Sie wollen mich gerade ins Autozerren, als Sharkey auftaucht, mir meinen falschenPass zusteckt und mich so mit meiner neuen Identi-tät rettet.

Ich habe schon ein paar Anrufe von Winter ver-passt, doch da entdeckt mich der Pfefferspray-Copund jagt mich in ein Sportstadion mit ausgelassenenFans. Irgendwie kommt es dazu, dass ich mit denSpielern aufs Feld einlaufe und mein Gesicht inGroßaufnahme auf dem Stadionbildschirm erscheint.Die Menge ruft meinen Namen, während ich flüchte.Ich renne in die Katakomben hinunter und versteckemich in einer Umkleide. Schnell schlüpfe ich in dasherumstehende Kostüm eines Koala-Maskottchens.So bleibe ich unentdeckt – obwohl gut sichtbar –, alsdie Cops den Umkleideraum durchsuchen.

november


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30. November

Rafe erklärt, dass er mir glaubt, dass ich ihn in derKapelle gerettet habe, und dass er nur versucht hat,mich vor den Gefahren des Ormond-Privileies zuschützen.

Während ich am Strand auf Winter warte, tauchtGriff Kirby auf und erzählt, er hätte gesehen, wiesie in einen schwarzen Subaru gezerrt wurde. Sligohat sie! Wir rasen zum Ort der Entführung und dannzu Sligos Werkstatt. Dort sehen wir, wie Zombiezwei einen Frachtcontainer verschließt – dort drin-nen könnte Winter sein! Zombie zwei und Bruno bemerken uns und greifen an. Bevor wir’s uns verse-hen, werden wir selbst gefesselt und in den Contai-ner geworfen.

Griff macht eine schreckliche Entdeckung: Win-ters kalten und leblosen Körper. Ihre Nachrichtenauf meiner Mailbox verraten, dass sie herausgefun-den hat, dass Sligo ihre Eltern tötete, indem er dieBremsleitungen ihres Wagens durchgeschnitten hat.Sie ist allein zu ihm gegangen, weil ich sie nicht zu-rückgerufen habe. Ich war nicht für sie da.

Und jetzt ist es zu spät.

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1. Dezember

noch 31 Tage …

Werkstatthof

00:00 Uhr

Ich konnte mich nicht rühren, konnte nicht sprechen,fast nicht mehr atmen. Winters letzte Worte hallten wieeine Botschaft aus dem Grab in dem engen schwar-zen Raum wider, in dem wir eingesperrt waren.

Ich drückte ihren schlaffen Körper an mich. Ihrelangen Haare fielen über meine Knie bis auf den Boden des Containers. Ich versuchte, ihren Namenzu sagen, doch ich brachte nur ein Krächzen hervor.

Sie hatte mir so oft das Leben gerettet und ich hatte sie im Stich gelassen. Das einzige Mal, als siemich gebraucht hätte, hatte ich ihre An rufe ignoriert,bis es zu spät gewesen war. Sie war tot. Die schöneschwarzhaarige Fremde, die mich vor dem Ertrin-ken im Altöltank gerettet hatte, war tot.

dezember


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Wäre ich für sie da gewesen – hätte ich sie beru-higt und sie zur Vernunft gebracht –, dann wäre sienie losgezogen, um Sligo zur Rede zu stellen. Siehätte gewartet, bis es ungefährlich war. Hätte ich nureinen ihrer Anrufe beantwortet, dann läge sie jetztnicht kalt und still in meinen Armen. Dann würde sienoch leben.

Ein taubes Gefühl überkam mich, während ich ihren Körper in meinen Armen wiegte.

»Cal!«Griff stieß mich mit dem Ellbogen in die Rippen,

weil seine Hände immer noch auf dem Rücken ge-fesselt waren.

»Cal, lass sie los!«Ich schüttelte ihn ab. Er war der Letzte, mit dem

ich jetzt reden wollte, aber er blieb hartnäckig.»Lass sie los!«, schrie er und versuchte, mich mit

seiner Schulter wegzuschieben.Ich stieß ihn mit dem Arm fort. »Ich will sie aber

nicht loslassen!«, schrie ich zurück. Mir standen Trä-nen in den Augen. »Ich will nicht!«

»Du musst, Cal!«»Ich muss gar nichts! Winter war meine Freundin!

Sie war …«»Sie atmet, Cal«, fiel Griff mir ins Wort und fuhr

etwas ruhiger fort: »Ich schwöre es! Das ist es doch,was ich dir zu sagen versuche. Hör hin!«

Ich ignorierte ihn, ich wollte im Moment seineStimme nicht hören.

»Winter atmet!«, wiederholte er und kniete sich

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dicht neben mich. »Hör mir doch zu! Hilf mir, sie auf-zusetzen!«

Endlich drangen seine Worte durch meine düste-ren Gedanken.

»Sie atmet?«, wiederholte ich ungläubig. Nochwährend ich sprach, spürte ich, wie Winter sichrührte.

Ich lockerte meinen Griff und eine Sekunde spä-ter kam sie zuckend zu sich. Sie begann, sich zuwehren, zu stöhnen und wollte sich von mir los -machen.

»Winter!« Ich fasste sie an den Schultern, fast ver-rückt vor Erleichterung. »Winter! Alles in Ordnung?«,fragte ich und versuchte vergeblich, ruhig zu klin-gen. »Ich bin es, Cal!«, fügte ich halb lachend, halbweinend hinzu.

»Lass mich los!«, kreischte sie und wand sich panisch. »Nimm deine Finger von mir!«

»Ich bin es!«, wiederholte ich. »Alles in Ordnung,du bist bei mir!«

»Wie?«, fragte sie benommen, als ich ihr half, sichaufzusetzen. »Was ist passiert? Wo bin ich? Cal, bistdu das?«

»Ja, ich bin hier!« Ich nahm ihre Hände in meineund versuchte, sie etwas mehr ins Licht zu ziehen,das durch einen Rostspalt im Container hereinfiel.

»Wo warst du denn?«, murmelte sie.»Es tut mir so leid, dass ich dich nicht zurück -

gerufen habe«, sagte ich, von Schuldgefühlen über-wältigt. »Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da

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war, als du angerufen hast. Ich …« Ich brach ab,denn ich wusste nicht, wie ich mich rechtfertigensollte. »Ich kann es nicht glauben: Noch vor einerMinute hielt ich dich für tot!«

»Lass ihr etwas Luft, Cal«, schlug Griff vor. Er ver-suchte verlegen, Winters Arm warm zu rubbeln. »ImMoment braucht sie deine Entschuldigungen nicht.«

»Wer ist das?«, fragte Winter und spähte in dendunklen Container.

»Du bist hier drin mit mir und Griff Kirby«, er -klärte ich ihr.

»Du und Griff?«, sagte sie langsam, erstaunt undbesorgt. »Worüber redet ihr? Warum? Wo sind wir?«

»Wir sitzen alle im selben Boot«, erklärte Griff.»Oder sollte ich sagen, Container?«

»Container? Cal, wovon redet er?«Winter versuchte aufzustehen, aber sie stürzte.»Sie müssen dich betäubt haben«, sagte Griff und

half ihr, sich wieder aufzusetzen, »und das sind immer noch die Auswirkungen davon. Ich habe ge-sehen, wie sie dich in den schwarzen Subaru ge-zerrt haben. Du hast mir noch was zugerufen, weißtdu noch?«, erinnerte er sie, während ich versuchte,das Klebeband um seine Handgelenke zu lösen.»Du hast mir gesagt, ich soll los und Cal suchen.«

»Ja«, murmelte sie, »am Strand.«»Genau«, stimmte ich zu. »Du hast Griff gesagt, er

würde mich am Strand finden.«»Und ich habe ihn gefunden«, ergänzte Griff,

»aber als wir an die Stelle zurückgekommen sind,

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wo sie dich in den Subaru verfrachtet haben, war danur noch deine Tasche und ihr Inhalt lag auf derStraße verstreut.«

Winter begann im Dunkeln um sich zu tasten.»Wir sind auf dem Werkstattgelände«, erklärte

ich. »Griff und ich sind hergekommen und habennach dir gesucht, aber Zombie zwei und Bruno ha-ben uns geschnappt. Und dann haben sie uns in diesen Container gesteckt. Du warst schon drin.«

»Wir sind in einem Frachtcontainer?«»Yep«, bestätigte Griff. »Auf einem Sattelschlep-

per.«»Wollen die uns irgendwohin bringen? Wie kom-

men wir hier raus?«Diese Fragen konnten wir ihr nicht beantworten.

Winter tastete sich weiter an den Wänden entlang.Sie war nur eine schwache, unscharfe Silhouette inder Dunkelheit.

Als Nächstes begann sie, an die Wände zu klop-fen, als suche sie sie nach einer Schwachstelle odereiner möglichen Öffnung ab. Bald darauf machteauch Griff mit – dessen Hände endlich frei waren.

»Hilfe!«, schrie Griff und hämmerte gegen dieWände. »Lasst uns raus!«

Das Metall schepperte und vibrierte um uns herum.

»Hilfe!«, schrien sie beide immer wieder, jedesMal verzweifelter als zuvor. »Hilfe!«

Es wurde immer lauter. Griff und Winter ließennicht nach. Jetzt warfen sie sich beide gegen die

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Wände, als wollten sie versuchen, den Containeraufzubrechen. Der Lärm dröhnte wie ein giganti-scher Gong in meinem Kopf.

Ich hielt mir die Ohren zu – ich konnte es nichtlänger ertragen.

»Aufhören!«, schrie ich gegen den Krach an. »Hörtauf! An die Wände zu hämmern, wird uns hier nichtrausbringen! Beruhigt euch mal und denkt darübernach! Da draußen ist niemand und die, die da drau-ßen sein könnten, wollen, dass wir hier eingesperrtbleiben. Ihr verschwendet nur eure Zeit!«

Winter und Griff ließen sich auf den Metallbodensinken und es wurde wieder still im Container.

Ich starrte ins Dunkel und fragte mich verzweifelt,wie wir hier rauskommen sollten.

01:05 Uhr

Schließlich brach Winter das Schweigen. »Cal, alsich nichts von dir gehört habe, bin ich einfachdurchgedreht. Ich musste so dringend mit dir reden.Ich hatte die wichtigsten Neuigkeiten aller Zeitenund niemanden, mit dem ich sie teilen konnte.«

Mein Magen verkrampfte sich vor Schuldgefüh-len.

»Es war, als würde was in mir überkochen«, fuhrsie fort und wurde zusehends aufgeregter, »und ichkonnte mich nicht beruhigen. Zuerst war ich so erleichtert, endlich die Wahrheit herausgefunden zuhaben, aber dann war ich nur noch wütend. Ich

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wusste einfach schon immer, dass er meine Elternumgebracht hat. Ich wusste, dass es kein normalerUnfall gewesen war, und endlich hatte ich den Be-weis gefunden. Dieser verlogene Mörder!«, schriesie und trat mit dem Schuh gegen die Wand.

»Hey«, sagte ich leise, und versuchte, sie wiederzu beruhigen.

»Mein Verstand hat mir gesagt, dass es nicht derrichtige Zeitpunkt ist, dass es dumm sei, ihn zur Rede zu stellen. Aber mein Herz konnte nicht war-ten. Ich wusste, dass er die Unterschrift meines Dadsauf dem Testament gefälscht hatte, und das konnteich auch beweisen. Außerdem hatte ich unser Autoauf seinem Werkstatthof gefunden – noch ein Beweisfür sein falsches Spiel.«

Ich schauderte bei dem Gedanken daran, wie sieSligo entgegengetreten war. »Und du hast eineZeichnung oder so was gefunden?«, fragte ich undversuchte mich daran zu erinnern, was sie auf meineMailbox gesprochen hatte.

»Erinnerst du dich, dass ich dir erzählt habe, ichwürde nach einem kleinen Extra auf dem RücksitzAusschau halten, als wir das erste Mal zusammengesucht haben?«

»Ja«, sagte ich, »du meinst die Zeichnung von einem Vogel oder so?«

»Eine Schwalbe. Als ich ungefähr neun war, habeich nach einer langen Fahrt die Küste hinauf ziem -lichen Ärger bekommen … Mir war langweilig undda habe ich einen kleinen Vogel auf den Rücksitz

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gemalt. Als ich unseren goldenen BMW auf dem Ge-lände ausfindig gemacht hatte, bin ich in das Wrackgeklettert und habe die Zeichnung gefunden, aufsSitzpolster gekritzelt, wie ich es in Erinnerung hatte.Etwas verblasst, aber sie war da. Es ist auf jeden Fallunser Auto.«

Durch einen Spalt fiel ein silberner Mondstrahl aufWinters Gesicht, während sie das Handgelenk hobund die Tätowierung darauf betrachtete. Kein Wun-der, dass sie ihr so viel bedeutete.

Klatschend ließ sie die Hand wieder in den Schoßfallen. »Also habe ich mir als Nächstes die Brems -leitungen angesehen«, sagte sie, »und die warennicht verschlissen, wie es im Polizeibericht hieß –sie waren durchtrennt worden. Mit einem sauberenSchnitt wie von einer scharfen Zange. Dieser Unfallwar kein Unfall. Es lag nicht am Wetter. Es war …«

»… Mord«, flüsterte ich.»Irgendwie muss er nach dem Unfall die Autos

ausgetauscht haben und das Auto meiner Elterndurch ein anderes der gleichen Marke und des gleichen Modells ersetzt haben, das verschlisseneBremsleitungen hatte. Der Polizeibericht hat alsonicht gelogen – er beschrieb lediglich ein anderesAutowrack.«

»Dafür muss er auf dem gesicherten Autohof derPolizei eingebrochen sein«, meinte ich. »Oderjeman den bezahlt haben, es für ihn zu tun.«

»Sligo hat seine Fühler überall«, sagte sie. »Er hatbewiesen, dass er zu allem fähig ist. Wie ich schon

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sagte, ich bin zu seinem Haus gefahren und wütenddirekt in sein Büro gestürmt. Er saß hinter seinemSchreibtisch und trank aus einem schicken Glas mitGoldrand. Ich habe ihn angeschrien und ihm Betrugund Sabotage vorgeworfen. Natürlich hat er allesgeleugnet. Er hat mich abgewimmelt und zu mir ge-sagt, ich solle mich nicht so aufführen.«

»Du hättest direkt zur Polizei gehen sollen«, sagteich.

»Das weiß ich jetzt auch. Wahrscheinlich war esdas Dümmste, was ich je gemacht habe. Und weil ermich nicht ernst genommen hat, habe ich ihm dieBeweise gezeigt – Fotos, die ich mit meinem Handygemacht hatte …« Winter hielt abrupt inne undkreischte: »Mein Handy! Habt ihr es?«

»Der Akku ist leer«, antwortete Griff schnell. »Ichhab’s gerade probiert … Ich fasse es nicht, dass ichmeins nicht dabeihabe.«

»Mein Handy!«, rief ich, riss mir den Rucksack fastvon den Schultern und suchte den Boden danachab.

Sobald ich es gefunden hatte, versuchte ich es anzuschalten, doch es war ebenfalls tot. Nachdemich Winters Nachrichten abgehört hatte, hatte ichvergessen, aufzulegen, sodass der Akku jetzt voll-kommen leer war.

»Und?«, fragte Winter hoffnungsvoll.»Nichts.«Griff fluchte.Enttäuscht warf ich es in den Rucksack.

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»Wie hat Sligo auf die Fotos reagiert?«, wollte ichwissen.

»Er hat sie sich angesehen, zuerst nur mir zuliebe.Aber als er begriffen hat, was ich herausgefundenhatte, verflog sein aufgeblasenes Grinsen. Er ist angeschwollen wie eine fette Kröte, ganz blau vorWut, und hat das Glas mit der bloßen Faust zer-drückt. Ich hatte solche Angst, ich dachte, ich sei tot.Er kam auf mich zu, seine Augen sind ihm dabei fastaus dem Kopf gesprungen und er hatte die Fäustegeballt. Ich habe ihm nur schnell das Handy wegge-nommen und bin zurückgewichen, weil ich gedachthabe, er will mir den Hals umdrehen!«

Winter hielt inne und holte erschöpft Luft, bevorsie fortfuhr: »Dann hat seine Stimmung gewechselt.So schnell, wie er ausgerastet ist, hat er sich auchwieder beruhigt. Er hat angefangen zu lachen, alsfände er das alles plötzlich furchtbar komisch. Ersagte, ich sei genauso gerissen wie er – vielleichtsogar noch gerissener – und dass ich mein Talentnutzen und seine Geschäftspartnerin werden solle.Er versprach, mir das Geld zu geben, das er mirschuldete, vorausgesetzt, ich hielte den Mund undsäße beim Neujahrsball wie eine brave kleine Prin-zessin neben ihm. Außerdem hat er gemeint, er seigerade dabei, einen Riesenhaufen Geld zu machen.«

»Einen Riesenhaufen Geld?«, fragte ich und wurdesofort panisch, dass er das GMO vor uns enträtselnkönnte.

»Er sagte, er ›müsse‹ das Ormond-Privileie vor

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Ende Dezember bekommen«, erklärte sie und be-stätigte damit meine Befürchtungen. »Mittlerweilehatte ich erkannt, in welcher Gefahr ich schwebte,aber ich war ja ganz allein. Niemand wusste, wo ichwar. Ich hatte niemanden, der mir den Rücken deckte.«

Ihre Worte trafen mich hart.»Also beschloss ich, mitzuspielen, und tat so, als

würde ich sein Angebot ernsthaft in Erwägung zie-hen. Ich ging auf und ab, als müsse ich darübernachdenken, während er die Glassplitter vom Tischin den Müll warf und sich einen neuen Drink ein-goss. Er hat mir einen Saft angeboten, an dem ichbeim Auf-und-Ablaufen nervös genippt habe.«

»Hat er noch etwas über das Ormond-Privileiegesagt?«

»Das Ormond-Privileie?«, murmelte Griff verwun-dert vor sich hin.

»Sligo hat sich darüber ausgelassen, dass er esentschlüsseln müsse, damit er mich beim Ball mitdem Ormond-Juwel um den Hals präsentieren undsich einen Namen als großer Mittelalterspezialistund Antiquitätenhändler machen könne. Ich solleseine ›gleichberechtigte Partnerin‹ sein und die ganze Welt würde uns zu Füßen liegen. Ich tat so, alssei ich wirklich beeindruckt, aber die ganze Zeitsuchte ich nach einer Fluchtmöglichkeit. Ich ent-schuldigte mich, um aufs Klo zu gehen, und bin ab-gehauen. Ich war schon auf dem Weg zur Polizei, alsmir komisch wurde – ganz schwach und wackelig.

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Gabrielle Lord

Countdown 365 - Der VerräterBand 12

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 256 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-570-30695-6

cbt

Erscheinungstermin: November 2010

Die ultimative Action-Reihe für Jungs nach dem Prinzip des TV-Serienhits »24« Nach dem Tod des berühmten Reporters Tom Ormond bleiben seinem Sohn Cal genau365 Tage, um das Rätsel seines Todes zu lösen – und selbst zu überleben … Doch dieZeit läuft unerbittlich gegen ihn: Cal bleiben nur noch zwei Monate, um hinter ein uraltesFamiliengeheimnis zu kommen und den Mörder zu finden. Schafft er es nicht, ist das seinTodesurteil! In insgesamt zwölf brandheißen Bänden erfährt der Leser Monat für Monat neu,welchen Gefahren Cal sich stellen muss. Bis zum bitteren Ende ... 31. Dezember: Der Wettlauf gegen die Zeit hat ein Ende. Cal ist endlich in Irland angekommenund kennt nun die erschütternde Wahrheit um den Tod seines Vaters. Auf einer verlassenenBurg kommt es zum furiosen Showdown mit dem Mörder ...

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