34
Martin Verra 3/09 1 Gartentherapie mit Schmerzpatient/innen Verra M, Beck T, Angst F, Lehmann S, Brioschi R, Schneiter R, Aeschlimann A

Gartentherapie mit Schmerzpatient/innen · KTI-Projektpartner ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Life Sciences und Facility Management ... mikroskop

  • Upload
    ngodiep

  • View
    219

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Martin Verra 3/09 1

Gartentherapie mit Schmerzpatient/innen

Verra M, Beck T, Angst F, Lehmann S, Brioschi R, Schneiter

R, Aeschlimann A

Martin Verra 3/09 2

KTI-Projektpartner

ZHAW Zürcher Hochschule für

Angewandte Wissenschaften, Departement Life Sciences und Facility Management

Departement Soziale Arbeit

RehaClinic Zurzach Physio-/Ergotherapie

Forschung

Hochschule für Technik Rapperswil Abteilung für Landschaftsarchitektur

Martin Verra 3/09 3

Hauptziele des Projektes

Planung und Bau eines Therapiegartens im Bereich Rehabilitation

Entwicklung der Gartentherapie im Bereich Rehabilitation

Etablierung der Gartentherapie an der RehaClinic Zurzach

Überprüfung der Wirksamkeit der Gartentherapie mit wissenschaftlichen Methoden

Martin Verra 3/09 4

Bedarfsabklärung

Leitfadengespräche mit folgenden Gruppen

Physiotherapie / Gymnastikpädagogik

Ergotherapie

Leitung Therapie

Martin Verra 3/09 5

Bedarfsabklärung

Focus:

Therapeutische Nutzung des Gartens (Berücksichtigung bestehender Gehgarten)

Gartentherapie i.e.S.

Diskussionspunkte

Martin Verra 3/09 6

Bedarfsabklärung

Ergebnisse:

Gehgarten

Freilichttherapieräume

Gartentherapie: Räume, Bauten, mögliche Inhalte, Kompetenzen Mitarbeitende

Diverse Aspekte wie: Sicherheit, Möblierung, Rollstuhlgängigkeit, Bepflanzung, Gartenunterhalt etc.

Martin Verra 3/09 7

Bedarfsabklärung

Diskussionspunkte:

Abgrenzung öffentlicher-therapeutisch genutzter Bereich, Wegführung

Priorisierung möglicher Nutzungen

Ausgestaltung Gartentherapie

Gartenunterhalt

Martin Verra 3/09 8

Zielgruppe

Patient/innen mit chronischen Rückenschmerzen oder Fibromyalgie

Martin Verra 3/09 9

Hypothesen

Gartentherapie führt zu signifikant erhöhter Lebensqualität, Reduktion an depressiven Verstimmungen und Verringerung des Gebrauchs an Schmerzmitteln.

Pflanzen mit biographischem Bezug sind in der Rehabilitation von grosser Bedeutung.

Gartentherapie wirkt sich auch nach Beendigung des Klinikaufenthaltes nachhaltig positiv aus.

Martin Verra 3/09 10

Grobziele Gartentherapieprogramm

Ebene der Körperfunktionen

Verbesserung der allgemeinen körperlichen Belastbarkeit

Verbesserung der Muskelkraft

Ebene der Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe)

Ergonomische Arbeitsmethoden erlernen

Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen zwischen Teilnehmern

fördern

Ebene der personenbezogenen (persönlichen) Faktoren

Üben von aktiven Schmerzbewältigungsstrategien (Ablenkung, Pausen machen oder Durchhalten, kognitive Umstrukturierung, Katastrophisieren abbauen usw.)

Martin Verra 3/09 11

Gartentherapieprogramm für

Schmerzpatient/innen

Gruppentherapie (ZISP-PatientInnen, n=6)

4 Wochen, 2 x 60 Min/ Woche (1. Woche 1x60 Min)

Standardisierter Ablauf der Einheiten: Theorie 10 Minuten

Sinneswahrnehmung 10 Minuten

Körperliche Tätigkeit 25-30 Minuten

Pausen 10-15 Minuten

Martin Verra 3/09 12

GT_Stereo

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 13

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 14

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 15

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 16

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 17

GT_Hochbeet

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 18

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 19

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 20

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 21

Schmerz-

Patienten

1. Gartentherapie; Gartenrund- gang und Arbeiten mit dem Stereo- mikroskop

2. Samenquiz Aussaat

3. Topfen

4. Hochbeet: Ernte, Aussaat und Pflanzung von Gemüse

5. Pflanzung von Wechselflor am Erdbeet

6. Rückschnitt am Erdbeet und Duftquiz

7. Binden eines Blumen- strausses

Martin Verra 3/09 22

Studiendesign

Nachweis der Wirksamkeit der Gartentherapie mit quantitativen und qualitativen Methoden Nicht-randomisiertes Prätest-Posttest-Kontrollgruppe

Design

+ Intervention:

Kontroll:

Martin Verra 3/09 23

Assessments

Qualitative Forschung (ZHAW, Dep. Soziale Arbeit):

Leitfadengestützte Patienteninterviews

Quantitative Forschung (RehaClinic):

Funktionelle Leistungstests:

Back Performance Scale (chronische Rückenschmerzen)

6 Minuten Gehtest (Fibromyalgie)

Validierte Fragebögen:

SF-36 (gesundheitsbezogene Lebensqualität)

HADS (Angst und Depression)

MPI (Biopsychosoziale Gesundheit und Aktivitäten)

CSQ (Schmerzbewältigungsstrategien)

Martin Verra 3/09 24

Analyse

Vergleich der Gruppen bei Eintritt

Deskriptive Statistik und Eintrittscores der FB und Leistungstests

Vergleich der Effektstärken Ein-/Austritt

ES nach Kazis, Signifikanztestung

ES delta, Regressionsanalyse, kontrolliert für 7 Confounders

Martin Verra 3/09 25

Resultate der Wirkungsanalyse

Kontrollgruppe (Prä-Phase 4/06-8/07)

n=42

Interventionsgruppe (Post-Phase 9/07-12/08)

n=37

Keine signifikanten Unterschiede bei Eintritt zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe (35 Vergleiche)

Martin Verra 3/09 26

Resultate der Kontrollgruppe

Kleine und mittlere positive Effekte (ES=0.20-0.79) bei 16 der 27 Vergleiche

Kleine negativen Effekte in CSQ-Aktivitätssteigerung (ES= -0.20) und CSQ-Schmerzkontrolle (ES= - 0.29)

Signifikante Verbesserungen (p<0.005) bei 7 der 27 Vergleiche

Martin Verra 3/09 27

Resultate der Interventionsgruppe

Kleine und mittlere positive Effekte (ES=0.20-0.79) bei 19 der 27 Vergleiche

Keine negativen Effekte

Signifikante Verbesserungen (p<0.005) bei 15 der 27 Vergleiche

Martin Verra 3/09 28

Unterschiede in Effekten

Multivariat:

kontrolliert für Eintrittscore physische Rollenerfüllung, Depression, Alter, AF, Geschlecht, Ausbildung und Zivilstand

Signifikante Verbesserungen der Interventionsgruppe in den Dimensionen:

SF-36 körperliche Funktion (p=0.018)

SF-36 psychisches Wohlbefinden (p=0.027)

HADS Angst (p=0.043)

CSQ Schmerzverhalten (p=0.032)

Trend:

CSQ Schmerzkontrolle (p=0.061)

MPI affektive Verstimmung (p=0.091)

Martin Verra 3/09 29

Qualitative Wirkungsanalyse

Methodisches Vorgehen:

Leitfadengestützte Gespräche mit 5 Patientinnen der Kontrollgruppe (Prä-Phase)

Leitfadengestützte Gespräche mit 6 Patientinnen der Interventionsgruppe (Post-Phase)

Dauer der Gespräche je 45 Minuten

Zeitpunkt der Gespräche: kurz vor Austritt aus ZISP

Ort: Patientenzimmer oder Stationsbüro

Digitale Aufzeichnung der Gespräche, Transkription, Auswertung mit MAXqua

Martin Verra 3/09 30

Qualitative Wirkungsanalyse

Wichtige generelle Aspekte :

Wertschätzende, unterstützende Atmosphäre in der Klinik

Patientin steht im Mittelpunkt - Alltagsferne des Therapiealltags führt zu subjektivem Wohlbefinden

Gruppe als stützendes Instrument im Therapieprozess

Körperorientierte Therapien sind unbestritten

Ambivalenz bei gesprächsorientierten Therapieformen

Relevanz der Therapeuten - Patienten – Beziehung

Relative Akzeptanz des therapeutischen Gesamtpaketes

Martin Verra 3/09 31

Qualitative Wirkungsanalyse

Vergleich Kontroll-Gruppe - Interventionsgruppe:

Keine Unterscheidung der Gruppen in Bezug auf die subjektive Einschätzung der Wirksamkeit der verschiedenen Therapieangebote

Gruppendynamik als relevanter Aspekt für Aussagen zum Krankheitsverlauf während des Klinikaufenthaltes bei beiden Gruppen

Kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen feststellbar

Martin Verra 3/09 32

Qualitative Wirkungsanalyse

Fazit bezogen auf Gartentherapie:

Unterschiedliche Einschätzung dieser Therapieform, d.h. sehr positive und differenzierte oder eher allgemeine Aussagen, jedoch keine negativen Aussagen

Inhalte und Ablauf werden als sinnvoll bewertet, emotionale Aspekte werden teilweise angesprochen

Gartentherapie eignet sich für Transfer nach Hause: nützliche Handgriffe gelernt, Planung von gärtnerischen Abläufen ist alltagstauglich

Kein prinzipieller Unterschied zu andern als wirksam bewerteten Therapieformen

Martin Verra 3/09 33

Take home message

The findings of this pilot study suggest that additional horticultural therapy to an interdisciplinary pain management program can

be an effective means of improving function, coping ability and health related quality of life in patients with chronic musculoskeletal pain who are at risk for

prolonged pain-related disability

Martin Verra 3/09 34

KTI-Projekt

„Therapie- und Erlebnisgarten

RehaClinic Zurzach 2006-2009“

Verra M, Angst, Lehmann S, Brioschi R, Beck T,

Schneiter R, Aeschlimann A