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GASTRO & EVENTS - SELLTECserver.selltec.com/go/rcn/_ws/mediabase/Issue/rcn170_web.pdf.rcn abonnieren oder infos zu einem praktikum > [email protected] intro was geht 08 was geht

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  • GA

    STR

    O &

    EV

    ENTS

  • So, Rock im Park 2013 hier in Nürnberg ist Geschichte, das Ge-lände ist aufgeräumt, fast alle waren hap-py. Diskutiert wurde über das Festle viel, dass hier 70.000 meist junge Leute auf ihre Weise unsagbar Spaß hatten, wird dabei oft vergessen, vom Imagegewinn für die Noris mal ganz zu schweigen. Jetzt ist also der Müll wieder weggeräumt und einsam steht das Parteitagsgelände in seiner alten Funktion dort, wo noch vor Wochen gerockt und gehipt wurde. Es soll uns daran erinnern, dass es in Deutschland mal eine Zeit gab, wo nur nach einer Pfeife getanzt wurde, und den unsäglichen Schaden und das Leid, den der Gröfaz mit seinen damals willigen Untertanen angerichtet hat, der ist auch heute so schnell nicht wieder gut gemacht. Die Bundesmutti von heute steht wie ihre Vorgänger schon eher als Vorbild im gemeinsamen Haus Europa da. Ob wir die großen wirtschaftlichen Unterschiede inklusive Schulden der ärmeren Europäischen Länder jemals getilgt kriegen, da-für fehlt mir die Kompetenz, dies richtig einzuschätzen. Wenn aber wie jetzt auch Deutschland von einer Flutkatastrophe heimgesucht wird, und besonders kluge Zeitgenossen fragen, wo denn jetzt die Hilfe aus dem Ausland bleibe, dann finde ich das schon etwas bauernschlau. Denn die Folgekosten der Flutkatastrophe bringen den Bundeshaus-halt bestimmt nicht ins wanken, behaupte ich mal ganz keck. Eine sta-bile europäische Gemeinschaft mit weiter entwickelter Demokratie als Fernziel ohne Diktaturen wäre da der Primat des gemeinsamen Han-delns. Womit wir schon mal bei der Türkei wären. Die vielen türkischen Mitbürger hier würden sich bestimmt mal darüber freuen, wenn wir mal auf sie zu gehen würden, um uns mit ihnen über den Erdogan zu unterhalten. Vielleicht mal die vorgefertigte Meinung aus den Medien ignorieren, und sich von denen informieren, die das Volk repräsentie-ren, das da gerade berechtigt seinen Feudalherrscher abschaffen möchte. Zurück zum Parteitagsgelände und seiner mahnenden Funk-tion. 1948 schrieb George Orwell den legendären Roman „1984“ über eine Welt der Zukunft mit Überwachungsstaat. 1984 ist das dunkle Weltbild aus dem Buch glücklicherweise nicht eingetreten, aber all die Jahre seitdem musste ich jedes mal aufs neue über Orwells Inhalte in „1984“ nachdenken, weil einen ein aktuelles Geschehnis fatal an die Handlung des Buchs erinnert. Die USA mit ihrer Funktion als Weltpolizei, die immer irgendwo auf der Welt Krieg führt, um unpopuläre Entschei-dungen bei ihrer Bevölkerung zu rechtfertigen. Das Neusprech, also die Kunst mancher heutiger Unternehmen, eigene Fehler durch neue Formulierungen rhetorisch „verschwinden“ zu lassen, oder das Or-wellsche Staatsfernsehen, immer am Netz, nicht abschaltbar und via Kamera (Webcam) jeden kontrollierend, erinnerte mich neulich fatal an die neue xbox von Microsoft. Ja und bumms, plötzlich kommt ans Tageslicht, dass die USA im riesigen Umfang das Internet durchsuchen, der britische Geheimdienst sogar noch mehr. Deswegen wünsche ich viel Spaß beim lesen dieser gedruckten Oldschool-Zeilen in Heftform. Kostet nichts, ist abhörsicher, und der Akku kann dem Heftle auch nicht ausgehen, man braucht nicht mal ein Netz dazu! Ewald Funk

    .rcn ABOnnIErEn ODEr InFOS ZU EInEM PrAKTIKUM > [email protected]

    INTRO

    WAS gEhT08 WAS GEHT 13 DER WAHRE GLUBB

    STOrIES16 POWERWOLF20 AEROSMITH22 ScORPION cHILD24 PLAyGROUND OPENAIR25 ALIcE cOOPER26 GASLIGHT ANTHEM28 ROcK IM WALD30 LABRASSBANDA

    KOnZErTnAch-BErIchTE31 BRUcE SPRINGSTEEN31 AVANTASIA34 HELLyEAH34 MAKESHIFT INNOcENcE35 ROcK IM PARK36 OPEN AIR AM BERG36 ROcK HARD FESTIVAL

    rEVIEWS37 MUSIK HÖHEPUNKTE42 DVD MUSIK HÖHEPUNKTE 43 DVD FILM HÖHEPUNKTE44 LITERATUR HÖHEPUNKTE

    SErVIcE 47 VERANSTALTUNGSPLANER62 IMPRESSUM

    ZUKUNFTSMUSIK… SEPTEMBERAUSGABE .rcn 170: REDAKTIONSSCHLUSS: 14. AUGUST 2013ANZEIGENBUCHUNGS-/DRUCKUNTERLAGENSCHLUSS: 22. AUGUST 2013HEFTERSCHEINUNG: 30. AUGUST 2013

    .rcn LESErABO 1 JAHR = 25 EUR + FETTE ABOPRÄMIE INFOS UNTER: [email protected]

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    rcn 170JULI/AUgUST 2013

    BIg BrOThEr ISWATchIng YOU!

    Die bisher letzte Verfilmung von „1984“ aus dem Jahr 1984 mit John Hurt als Winston und Suzanna Hamilton als Julia. Ganz großes Kino, mal anschau-en, wer keine Zeit für das Buch aus dem Jahr 1948 hat!

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    WAS GEHT

    EnDSPUrT! 36. WEInTUrM OPEn AIr BAD WInDShEIM

    Fragt man manche etablierte Künstler in den Inter-views nach Erinnerungen an Konzerte im heimischen Franken, fällt erstaunlich oft der Name Weinturm Open Air, und das immer mit einem positiven Lob auf das eh-renamtlich organisierte Insiderfest in Bad Windsheim. So geschehen vor wenigen Wochen beim Interview mit Stefan Dettl von LaBrassBanda oder dem Peter von den Sportfreunden. Sogar der Goisern, Deichkind waren da, oder Boss Hoss, als sie noch cool waren. Kann also sein, dass man manche Namen auf dem Billing 2013 später mal öfter hören wird. Apropos Bil-ling: Das haben wir in den vergangenen Ausgaben laufend kommentiert, jetzt ist die Liste auch komplett.

    Empfehlenswert bei den regionalen Bands aus der sogenannten Metropolregion Nürnberg sind natürlich die rührigen THE ELEPHANT cIRcUS und SOUND OR-GANIc MATTER. Sehr originell auch MISTER RUFFy AND HIS BAND, die erst neulich bei AFK Max zu hören wa-ren und eine knuffige Jungsband im Retro-Gewand sind, was etwas an die jungen Beatles erinnert. MOOP MAMA kennen mittlerweile auch schon mehr Leute. Witzig: der verschroben-berlinerische Ska-Swing-Klez-mer-Mix von BUDZILLUS. Der Höhepunkt aus unserer Sicht ist das Garage-Bluesrocktrio THE BREW UK, dessen Konzerte wohl noch nie von einem unzufriedenen Be-sucher verlassen wurde. Die Briten spielen immer mit 200 % und holen selbst den letzten Batikhosenträger aus dem Schneidersitz hoch zum rocken. Außerdem findet ihr vor Ort noch die KLEINTURMBÜH-NE, wo Kleinkünstler, kleine Kabarettisten und kleine, also Einmannbands auch vor kleinem Publikum alles andere als musikalisches und texliches Klein-Klein ze-lebrieren. Die MUZ-Bühne bietet hingegen die creme Double aus der städtischen Kultbühne, Gruppen die aus der Region stammen und trotzdem gut sind und Truppen, die den MUZ-Leuten einfach am Herzen lie-gen. Nehmt doch teil an diesem kleinen Test!Regionalbier, moderate Preise, kein Spring-Break-Pu-blikum, Wohlfühlathmosphäre gibt es wie alle Jahre. Wirklich alle Infos und Antworten auf weitere Fragen zum Universum und zum Weinturm findet ihr auf www.weinturmopenair.de! Viel Spaß, und hier die letzte Fas-sung des Spielplans:

    FREITAG, 9.8.13

    17.00 Sound Organic Matter**18.00 Igualdad**19.15 Doctor Krápula21.15 Moop Mama23.30 Babylon Circus

    SAMSTAG, 10.8.13

    12.30 Ladia**13.40 The Elephant Circus**14.50 Budzillus16.30 Batucada Sound Machine18.30 Skinny Lister20.00 The Hidden Cameras21.45 The Brew UK23.45 Bomba Estéreo

    SONNTAG, 11.8.13

    12.00 Mister Ruffy and his band**12.50 k37a**14.00 SkaZka Orchestra15.30 Joe Driscoll & Sekou Kouyate17.00 Yes Sir Boss19.00 Moddi20.45 Dry the River** Diese Bands präsentiert zustzl.

    die Musikzentrale Nürnberg.

    09.-11. AUgUST 2013

    BuDZilluS

  • WAS GEHT

    MIchA’S LITTLE & FrAnKOnIA InKJETZT MIT NEUEM SHOP IM TATTOO-STUDIOMai und Juni war der wer-te Micha vom Micha’s Little Rock in der Vorderen Sterngasse in Nürnberg flei-

    ßig. Zunächst einmal organisierte er wie alle Jahre die mittlerweile 9. Tattoo convention Nürnberg in der Are-na Nürnberger Versicherungen. Urlaub gab es danach nicht, denn als fließenden Übergang renovierte er sein Tattoostudio Frankonia Ink, welches direkt im alten Kino über seiner Kneipe Little Rock (zwischen Hango-ver Bar und Green Goose in der Nürnberger Vorderen Sterngasse) stationiert ist. Eher nebenbei betrieb er seit langem im Studio auch einen Shop für Streetwear. Und hier kamen seit der großen Wiedereröffnung am 8. Juni ein paar äußerst beliebte neue Marken dazu. Zum einen ist das yAKUZA PREMIUM, ein Brand mit neuer Philosophie. Die Marke ging gut weg – um nicht zu sagen sehr gut – seit Anfang Juni, außerdem

    bekommt man jetzt auch OLDScHOOL cRIMINAL-Sachen bei Micha und bevor die Tinte dieses Heftes trocken wird, kann man bei ihm dann auf das Brand BREEDING BULL zugreifen. Und: Weitere Gangwear-Brands werden folgen. Jetzt fragt sich natürlich jeder, warum all die Sachen im Laden kaufen, wenn ich mir das alles im Internet bestellen kann? Ganz einfach: Bei Micha kann man alles anprobieren und schauen, ob es einem steht. Und das schafft das Internet nicht. P.S.: Im Tattoostudio betreut Euch seit einiger Zeit ein ganz alter Hase und somit die geballte Erfahrung: Matze, der Gründer der Tattoo connection Berlin. Demnächst, ab August: auch in kleinen Stückzahlen Transferdruck & Siebdruck sowie Fahrzeugbeschriftung.

    FRANKONIA INK, YAKUZA PREMIUM NBG. UND MICHA’S SUBCULTURE SHOPVordere Sterngasse 2790402 NürnbergTelefon: 0911-226510Di-Sa geöffnet!

  • WAS GEHT

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    nErD SchOOL

    Am 2. August lädt die Nürnberger Rockfabrik zu einer sehr abgepfiffenen Party abseits aller üblichen Kon-zepte ein. Die Band trat früher als Metal Messiahs Mitte in Berlin mit ungezügelten Losgehrock an die Öffent-lichkeit, und alle vermuteten hinter den Pseudonymen eigentlich Mitglieder von den Beatsteaks über Ramm-stein bis zu (!) Sido. Ein typisches Internetphantom, die Band verteilte nämlich Handzettel mit ihrer Myspace-Adresse bei einem Beatsteaks-Konzert und das gipfelte dann in wildesten Spekulationen bis zu Rock am Ring. Zwei der früher drei Mitstreiter lüfteten dann das Ge-heimnis und machen seitdem professionell Rockmusik unter dem Bandnamen Nerd School. Nur Gitarre und Schlagzeug, wie bei Blood Red Shoes wird hier kräftig losgerockt, allerdings eher im Stile von Danko Jones über Helmet mit einem Schuss Henry Rollins. Bekannt ist die Band durch einige Guerilla-Aktionen, wie Spontan-gigs vom Anhänger herunter. Sie mischen alles zusam-men, was Sinn macht und lassen auch Skatesound, Metal und Hip Hop mit Blues in ihre kraftvollen Songs einfließen. Die Speisekarte der Band ist youtube, dort findet ihr unter dem Stichwort Nerd School einiges an gut gemachten Musikvideos. Ein weiterer Bestandteil des Abends ist die große Rockparty in der Mainhall un-ter dem Motto Rock The Party mit Zitaten aus „The Big Bang Theory“, einer der kultigsten Sitcoms dieser Tage. Bazinga! Hingehen, im Underground findet außerdem noch eine Mädelsparty statt. Das alles gibt es für 7 EUR inklusive Konzert und mehr, wer von 20-20:30 Uhr da ist, kommt gratis rein!

    VON DEN BERLINER METAL MES-SIAHS MITTE ÜBER DIE BEAT-STEAKS IN DIE ROCKFABRIK NÜRNBERG.

  • WAS GEHT

    DEPEchEMODE PArTYAM 7. SEPTEMBER IN DER ROFA MIT LIVEBAND TORUL!

    Wer zu Depeche Mode-Mottopartys geht, weiß was ihn als Kind der 80er erwartet. Eine Zeitreise zurück zu Wavepop und extrem tanzbaren EBM-Rhythmen. Eine äußerst sehenswerte Liveband obenauf bekommt man aber selten noch dazu serviert. Am 7. September spielen nämlich die Slowenen von Torul live im Rahmen der dm-Party und servieren ihr sehr gelobtes zweites Al-bum „Tonight We Dream Fiercely“ mit qualitativ sehr hochwertigem Electropop. Wem De/Vision, Iris oder Mesh gut gefallen, der sollte hier voll auf seine Kosten kommen. Die Band hängt also nicht in den 80ern fest, sondern ist absolut auf der Höhe der Zeit! Des Weiteren kann sich der Freund der härteren Klänge im Under-ground der Rofa zum Kontrast auch bei Metal & Nu Metal die Rübe abschädeln. Das alles gibt es für 7 EUR als Gesamtpaket, und wer schlau ist, kommt bereits von 20-20:30 Uhr, da ist der Eintritt gratis.

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    WAS GEHT

    Nein, es geht hier nicht um Golfplätze mit unterschied-licher Lochanzahl auf den Kursen sondern um Schuhe. Bei den Boots für den Alltag, Festival oder Konzert ist für Gothler und Punkfans der Undercover Ranger der mit dem wohl besten Preis-Leistungsverhältnis. Auch nach einem Jahr reißen hier keine Nähte und das Le-der hält auch an den neuralgischen Knickstellen. Sie haben sehr weiches Leder, nicht selbstverständlich in dieser Preisklasse, und wer sie ab und zu auch mal einfettet, hat auch mehr als ein Jahr Freude an den Dingern. Sie sind nur etwas zu schmal geschnitten, wer also eine breiten Fuß hat, sollte sie ein bisschen größer kaufen, auch damit man im Winter noch ein paar di-cke Socken um die Füssken tragen kann. Statt im In-ternet nach den billigsten zu suchen, kann man auch einfach bei Mac’s Mystic Store in Nürnberg (U Bahn U2 Rennweg, 300 m) vorbeischneien und die richtige Größe anprobieren. Die Mitarbeiter dort haben bereits ein paar Schuhe in ihrer Amtszeit verkauft und geben Euch gerne Tipps obenauf, die ihr nicht bei Google

    findet, und der Preis ist objektiv gesehen so-wieso nicht zu toppen. Da reicht das Budget sogar noch für ein Dösle Lederfett, welches viel-seitig auch verwend-bar ist, um z.B. mal den Fahrradsattel zu imprägnieren. Als Brotaufstrich emp-fehlen wir es aber nicht, auch die Haartolle klebt damit so komisch und man riecht dann eher nach Pferdesattel. Ins Haar kann man aber das Zeug von der Firma Directions geben, ihr werdet Euer blaues, grünes oder rotes Wunder erleben. Gibt es im Mystic Store auch zum Kampfpreis. Ludwig-Feuerbach-Straße 15, 90489 Nürnberg, www.mystic-store.de!

    10, 14 ODEr 20 LOch?MAc’S MYSTIc STOrE

    Felssturz, Muren, Gesteinslawinen. Das kennt man in Franken immer eher aus den Nachrichten im Fernse-hen aus irgendwelchen entfernten Gebirgsregionen. Die Bewohner von Neuhaus aus der Pegnitz, Schau-platz der alljährlichen Veldensteiner Festivals hingegen bekamen das in der Nacht zum 28. Mai 2013 direkt vor die Haustür geliefert: 300 Tonnen Felsen hatten sich oben an der Burg gelöst und stürzten auf die Häuser in der Plecher Straße zu. Ein Teil der Burgmauer hatte sich ebenso gelöst, eigentlich hätte in den Folgetagen der betroffene Teil des Felsens wegen Rissbildung saniert werden sollen. Das Gerüst dazu stand schon. Neben den eilig evakuierten Bewohnern, die teilweise Wochen darauf warten mussten, wieder in Ihre Häuser zurück zu dürfen, betrifft das Ganze natürlich auch das Velden-steiner Festival am 16. und 17. August. Die Burg ist sehr langgestreckt auf dem Felsen errichtet worden, und die betroffene Stelle ist nur am äußersten Zipfel der An-lage, leicht absperrbar. Trotzdem bekam Veranstalter Guido Glöckler vom concertbüro Franken vor kurzem aus blauem Himmel heraus ein Fax, in dem mitgeteilt wurde, dass die Veranstaltung nicht stattfinden werde. Gerne hätte er sich auch über einen vorherigen Anruf gefreut, in dem man Lösungsvorschläge hätte suchen können, so aber sei das „keine nette Umgangsform“. Zuständige Behörde ist die bayrische Immobilienver-waltung und indirekt auch das Finanzministerium, mit beiden ist Glöckler inzwischen in Kontakt. „1000 Karten sind bereits verkauft worden, wenn das Festival ab-gesagt wird, stehen uns hohe Regressforderungen ins

    Haus.“ Die können sich auf bis zu 50.000 EUR belaufen, und werden falls sich kei-ne Einigung ergibt, si-cher in ei-ner Klage gegenüber dem Eigen-tümer, dem F r e i s t a a t Bayern, en-den. Unsere persönliche Meinung: Wäre das auf Schloss Neuschwanstein pas-siert, wäre schon alles saniert. Aber Veldenstein liegt ja im tiefsten Franken. Dem fränkischen SPD-Abgeordne-ten Thomas Beyer wurde im rahmen einer schon seit langem angemeldeten Begehung sogar der Zugang verwehrt. Glöckler indes hat „kein gutes Gefühl, die chancen stehen nicht gut.“ Zwar findet das Festival am anderen Ende der Burg statt, aber Kooperation und Kompromisswillen hat er noch nicht erlebt. Schon längst liegt bei ihm Plan B und c in der Schublade, aber ein lokaler Ausweichplatz wie das Brauereigelän-de der Kaiser Bräu oder der nahe Golfplatz in Königs-stein sind leider nicht machbar. Wir berichten weiter!

    VELDEnSTEInEr FESTIVAL 2013In DEr SchWEBE?

  • SAISONRÜCKBLICK? LIEBER NACH VORNE SCHAUEN!

    Neulich war ich mal in Fürth. Im Rahmen einer Sport-veranstaltung. Hört sich nach verlorener Wette an, aber ich lief freiwillig in unserem Haustrikot vom 1.rcn bei dem geführten Stadtrundgang mit Unter-wegsverpflegung sogar durch die Gustavstraße, wo bekanntlich das Herz der Kräuter Fanszene pocht, und wurde nicht gelyncht. Auch am Ronhof kam ich vorbei, da fiel mir ein, dass ich ja noch den Sai-sonrückblick fürs Heft schreiben muss. Schaut man auf die Spielzeit zurück, ist doch so unendlich viel passiert, was man fast schon wieder vergessen hat. Die genüsslich und breit ausgewalzten Bonmots der Saison 2012/2013 liest man aber am besten in aus-führlicher Version auf unserer Webseite rcnmagazin.de (weiter klicken zum Blog "der wahre Glubb"). Ide-al für die fußballfreie Zeit im Sommer. Immer noch allerfeinster Kult: Schon im Januar ’12 die Verpflich-tung von Omar Gonzalez von LA Galaxy, dem nach zehn Minuten Einsatz im Wintertrainingslager gleich mal das Kreuzband riss. Die Sommertrainingslager verliefen aber ohne Tote und Verletzte. Alle Testspiele gewonnen, und mit einer für 500 EUR Aufwandsent-schädigung eingekauften Hitpotenzial-Torhymne im Gepäck reiste man in die Nähe von Heckings Heimatort, wo er seinen westfälischen Landsleu-ten in der ersten Runde Pokal mal zeigen konnte, was man aus Bundesligaprofis trainerisch so raus-kitzeln kann. Gut, dass Manager Bader die Million Prämie für das Erreichen des Pokalhalbfinales nicht als Posten im Finanzplan vorgesehen hatte, aber die Niederlage nahm dann schon mal Druck von der Mannschaft. Nach schweißtreibender Akquise kurz vor dem ersten Spieltag fand man dann auch noch NKD als neuen Trikotsponsor, und die Nürnber-ger Ultras schafften es trotz Brandbriefe nach Bind-lach nicht, dass sich die Firma noch schnell in Max Morlock umbenannte. Das Auftaktspiel gewann man dann glücklich irrlichternd gegen einen noch schlechteren HSV, wo sofort der Notstand ausge-

    rufen wurde. Da-heim kamen dann gleich die Zecken, die nur ein Un-entschieden im Frankenstadion erreichten. Kostete ihnen später die Meisterschaft! Auswärts in Gladbach überraschend gewonnen, Favre mit dem Faible für Serien-1:0 sagte hinterher: "Drei Tore ’su begommän, isch ’asse das." Vier Spiele lang hatte ich dann einen Blackout. Es folgten wei-tere torlose Unentschieden gepaart mit eklatanter Heimschwäche. Heute weiß man mehr: es lag an der Torhymne, die keiner hören wollte. Nicht mal die Spieler. Timo Gebhart erlöste uns dann gegen Volks-burg, ein Verein der später noch unser Schicksal be-stimmen sollte. Der Niederlage in Mainz folgte dann das grottigste Derby von Welt gegen Tasmania Westvorstadt, aber das Betretungsverbot für Glubb-fans samt Bannmeile bleibt trotzdem auf ewig in den chroniken guter Nachbarschaftsbeziehungen haften. Schmerzen in der Glubb-Herzgegend er-regte dann Heckings Wechsel nach Volksburg, dessen Wunden noch immer nicht verheilt sind, zu-mal dieser auch gerne - wie aktuell Klose - Spieler nachholen möchte. Aber das Gespann Wiesehahn machte dann alles richtig und der Glubb erreichte sein Minimalziel: Klassenerhalt, am besten noch vor Wolfsburg. Abgehakt. Ewald Funk

    Mehr über die aktuellen Wasserstandsmeldungen wie immer auf rcnmagazin.de > DER WAHRE GLUBB-BLOG

    Die Kolumne:Die Kolumne:

    Der wahreDer wahre GlubbGlubb

    Saisonhöhepunkt? Hmm, vielleicht das 3:0 daheim gegen Schale?

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    WAS GEHT

    Für rund 35 Euro bekommt man seit Mitte Juni über Warner nun die ersten zehn Studioalben von ZZ Top als cardsleeve-Boxset. Also bis zum „Afterburner“-Nach-folger „Recycler“. Warum man die Box empfehlen kann? Weil audiophile Fans hier voll auf ihre Kosten kommen, da zum Teil Originalbänder sehr sorgsam für cD abgemischt wurden. Zumal die ersten digitalisier-ten cD-Alben der alten Vinyl-Klassiker Mitte der 80er nicht immer auf vollste Zustimmung beinharter Fans trafen. Los geht es mit dem wunderschönen Lausbu-benstück „ZZ Top’s First Album“, das 1971 schon in der bis heute bestehenden Besetzung Gibbons, Hill und Beard aufgenommen und veröffentlicht wurde. „Rio Grande Mud“ zeigte ’72 dann enorme Fortschritte hin zu einem von Southern-Rock und Blues inspirierten, ei-genständigen Stil. Die 33 Minuten von „Tres Hombres“ waren 1973 der Schritt zum ersten richtigen kommerzi-ellen Erfolg. Noch heute bleiben „Jesus Left chicago“ und „La Grange“ als Meilenstein-Songs dieses Albums für die Ewigkeit. Hier überrascht schon mal die klare, trockene Abmischung. „Fandango“ markierte ihr zweigeteiltes Album mit fetten Livetiteln und neuar-tigen Studiotracks sowie der damals stattfindenden, berühmten Texas-Tour inklusive kleiner Tierschau. Kein Witz. „Tejas“ war dann die etwas uninspirierte Platte vor der Auszeit wegen Burnout. Nun ließen sich Hill und Gibbons die berühmten Bärte stehen, um dann mit „Deguello“ und dem Opener „I Thank you“ mit einem Paukenschlag auf den US-Markt zurückzukehren. In Deutschland kam es dann in Folge zum historischen Rockpalast-Auftritt, so dass sich das etwas krude „El Loco“ erstmals auch in die deutschen Verkaufscharts

    schleichen konnte. Und dann kam „Eliminator“ mit dem All American- und Welthit „Gimme All your Lovin“ sowie weiteren Krachern. „Afterburner“ hat mit seinem total überproduzierten Synthie-Sound einen wunder-bar nostalgischen 80er-Jahre Schulterpolster-Flair, der in der Hollywoodfilm-Powerballade „Rough Boy“ das wohl für Altfans peinlichste Stück beinhaltete. So etwas noch einmal zu kopieren, wurde mit „Recycler“ nicht versucht, sondern man entdeckte wieder die alte Rotzigkeit der Slidegitarre. Je weniger die Band in der Folgezeit von sich hören ließ, desto populärer wurde sie. Damit schließt die Box im Jahr 1990 und mittlerweile sind ZZ Top als legendäre Superstars wieder aktiver und haben mit der neuen Scheibe eigentlich alles richtig gemacht.

    ZZ TOPThE STUDIO ALBUMS 1970 - 1990

    EUROPE? “Final Countdown”! – BLACK SABBATH? “Para-noid”! – ALICE COOPER? “Poison“! – AEROSMITH? „Dream

    On“! Bei allen altehrwürdigen Bands fallen einem sofort DER eine Hit und DAS eine Album ein. Viel zu oft wird ver-gessen, dass diese Musiker heute teilweise immer noch gute bis überragende Scheiben veröffentlichen. Leider sorgt eine Mischung aus Nostalgie, Verklärung und von den Labels teilweise gewollter Fokussierung auf die Alt-werke dafür, dass neue Veröffentlichungen oftmals nur als Aufhänger für eine anschließende Tour gesehen werden. Man kann vehement betonen, dass Alice Coopers fieses 2000er Comeback „Brutal Planet“ hundertmal besser ist als das überproduzierte und gar nicht Cooper-mäßige „Trash“-Album von 1986 – gekauft, angehört und zitiert wird letzteres. Viele Bands aus den 70er und 80ern hat-ten ihre kreative Hochphase erst 10 Jahre später. Leider verlaufen Kreativität und Erfolg nicht immer parallel und so bleiben viele grandiose Songs auf dem Treppenabsatz der Musikgeschichte hängen. Mein Tipp: Mal fernab der bekannten Pfade forschen oder auch mal einem neuen Album eine Chance geben, ohne ständig die vermeint-lichen Klassiker von annodunnemal im Ohr zu haben.Peter Kraus

    hEUTE: STUcK In ThE PAST

  • WAS GEHT

    Jetzt schon an Weihnachten denken? Ja. Nicht dass es Euch so geht wie den Leuten, die noch zum Taubertal Festival wollen, und jetzt vor dem „Ausverkauft!“-Schild stehen und am Ende noch bei der Tabakbörse Stöhr in Gunzenhausen oder in der Molke in Rothenburg nach Resttickets fahnden müssen. Wer also zum christmas Metal Festival (13.-15. Dezember) nach Geiselwind gehen will: Am besten den inneren Zweifelhund be-siegen und definitiv innerlich zusagen. Es werden näm-lich jetzt bereits sogenannte Early-Bird-Tickets zum Vor-zugspreis verkauft, für alle Tage oder einzeln und die Konditionen erfahrt Ihr auf www.rock-in-concert.de, dort spielen unter anderem Tagesheadliner wie J.B.O., Heaven Shall Burn oder Sabaton. Weitere große Bands folgen!

    Weniger lustig: Die komplette Herbsttour der dä-nischen Rockmaschine D-A-D wurde ohne Angabe von Gründen gestrichen, und von deren Webseite gelöscht, alle Termine dort enden am 31. August. Da-

    von betroffen ist wie die anderen Deutschlandter-mine auch das von .rcn präsen-tierte Konzert am 23.11.2013 in der Rockfabrik Nürn-berg. Der Auf-tritt beim Rock Hard-Fes t i va l im Mai war also der bisher letzte Auftritt der Band in „südlicheren“ Gefilden. Sobald wir mehr erfah-ren, lassen wir es Euch wissen! Bereits gekaufte Karten, um einmal die heute übliche Veranstaltersprache zu benützen, können natürlich an den VVK-Stellen zurück gegeben werden! Wir hoffen auf jeden Fall, dass alle vier Dänen gesund sind und nachvollziehbare Gründe auch irgendwann bekannt werden. Der Veranstalter bekam jedenfalls nur eine lapidare E-Mail.

    Für Fans von Sammelkartenspielen steht der 19. Juli sicher schon dick im Kalen-der. Für alle anderen ist das der 200. Tag des Jahres, Wladimir Kaminer und Vitali Klitschko haben Geburtstag und Werder Bremen spielt ein Testspiel gegen Ajax Amsterdam. Der erstgenannten Ziel-gruppe empfehlen wir an diesem Tag ab 17 Uhr das Fürther Attic bei Lennert in der Fürther Königsstraße 110, denn da ist Release des neuen Hauptsets von Magic: The Ga-thering und alle sind neugierig auf die rund 250 neuen Karten. Wer sich noch nicht damit befasst hat, dem empfehlen wir den 7. Juli, Sonntag. Denn da ist auch in Fürth verkaufsoffener Sonntag und im Attic von 13-18 Uhr gibt es Rollenspiel-Demorunden für alle Neuein-steiger und Neugierige. Des Weiteren seien hier noch folgende Termine vorab verraten (dazu gibt es im Attic auch wöchentlich yugioh! Turniere Mittwochs ab 16 Uhr und Naruto Turniere jeden Montag ab 15 Uhr:

    19. JULI 2016 IM FUrThEr ThE ATTIc ZU hABEn..

    DAS nEUE MAgIc: ThE gAThErIng hAUPTSET

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    07.7. verkaufsoffener Sonntag 13-18 Uhr mit Rollenspiel-Demorunde(n)12.7. Friday Night Magic ab 17 Uhr13.7. PreRelease zum Magic Hauptset 2014 ab 13 Uhr19.7. Friday Night Magic ab 17 Uhr (Release des Magic Hauptset 2014)20.7. WoW Trading Card Game Reign of Fire Sneak Preview26.7. Friday Night Magic ab 17 Uhr26.7. Im Anschluss Friday Nerd Night zum Thema “Dark Future”

    chrISTMAS METAL FESTIVAL 2013 FrUhBUchErTIcKETS JETZT

    ..

    D-A-D KOnZErT FALLT AUS!

  • .rcn 16

    MUSIK

  • MUSIK

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    Im Heavy Metal wird eigentlich kaum noch Geschichte geschrieben aber es wird viel über Geschichte geschrie-ben, textlich und inhaltlich. Dazu passt die martialische Musik einfach dazu. Wenn aber beides passt, Musik und inhaltlich die Texte, dann muss man schon über das Gen-re hinaus aufhorchen. POWERWOLF sind im traditionellen Metal schon lange Kandidaten für größeres, und mit der neuen Scheibe „Preachers Of The Night“ auch ein schon im Vorfeld hochgelobter Kandidat für die erste Liga. Das Album kommt am 19.07.2013 und wir sprachen mit Gi-tarrist Matthew Greywolf. Kein Scheiß: Vor dem Interview via Telefon bimmelten hier eine Viertelstunde lang die Kir-chenglocken, gleichzeitig ging ein heftiges Gewitter über Nürnberg nieder mit kernigem Donner. Fast wie im Film. Matthew scheint einen guten Draht zu da oben zu haben und bekommt einen starken Auftritt. Die fünf Saarländer haben nun rund ein halbes Jahr an dem Album gearbei-tet, was man auch hört.

    Das Material geht ab wie Schmidt’s berühmte Katze, und man muss kein Metalfan sein, um das zu mögen, vielmehr packt einen die Entschlossenheit, mit der hier gerockt wird, gleich beim ersten Song. „In der Tat hören wir das oft und haben auch Fans, die mit herkömmlichen Metal nicht immer soviel anfangen können. Das ist für mich im-mer ein sehr, sehr großes Kompliment so über die Szenen-grenze hinweg Leute zu begeistern. Wir haben auf den Hallenshows neben den Metallern auch in der Tat auch Leute, die man sonst nicht so oft auf diesen Veranstaltun-gen sieht. Aber darauf legen wir es eigentlich nicht an, bewusst für Nicht-Metalfans zu komponieren.“

    EIN HALBGARER SONG MIT BOMBAST AUFGEBLÄHT; FÄLLT IN SICH ZUSAM-MEN

    .rcn: ihr klingt vielmehr sehr nach richtig bombastischer Filmmusik!

    Matthew: Definitiv, ich bezeichne mich auch selber beim Musikmachen als visuell orientiert. Wenn mich ein fertiger Song packen soll, muss ich dann auch irgendwie Bilder vor Augen sehen. Musik muss immer Bilder erzeugen, das hatten wir schon immer. Wir haben übrigens auch noch eine zweite cD gemacht, diese Bonusscheibe ist eine reine Orchester-cD und basiert auf vielen Songs des Albums. Gerade auf dieser ist ein starker Bezug zu bild-haftem, cineastischem Material zu bemerken. Grund-

    vorraussetzung ist aber, unsere Songs müssen auch ohne Bombast funktionieren. So entstehen die Songs ja auch. Wenn wir einen Song komponieren, dann ist da ja noch kein chor und keine Orgel dabei, wenn ihn die Band im Proberaum mit Minimalsetup gespielt funktioniert, und er Eier hat, dann ist es ein guter Song. Wenn du aber einen halbgaren Song mit Bombast aufbläst wird er nie funktio-nieren, er wird in sich zusammen fallen.

    .rcn: Das hört man leider allzu oft heute auf diversen mit Effekten zutapezierten Scheiben, die aber leider kein wirkliches lied als Grundgerüst haben.

    Matthew: Ich kann das nicht so beurteilen, weil ich mich nicht groß mit anderen Metalscheiben beschäftige. Si-cherlich funktioniert ein Metalcoresong nach anderen Kriterien, als einer aus dem melodischen Metal, wie ihn wir komponieren, wir haben auch eine andere Her-angehensweise. Am Anfang steht für uns der Song an sich, es gibt Frühversionen von Stücken, die haben wir aufgenommen, ohne jemals ein Instrument in die Hand genommen zu haben. Melodie und Textidee wird halt erstmal ins Handy gesungen, und schon ist da die Grund-lage für einen Song. Wenn beide Gitarristen vier Riffs in so etwas noch unterbringen wollen, schreibst du ganz an-dere Musik. Aber es gibt wahrscheinlich auch Genres wo das aus guten Gründen ganz anders funktioniert.

    .rcn: ich denke da an die Band Hellsongs, die bewusst dieses Grundgerüst in ganz fremde Genres packen, z.B. aus Slayer-Stücken einen Swing Song machen.

    Matthew: Das ist interessant, dass du das sagst: Hellsongs ist auch bei uns einer der Klassiker, die wir sehr oft im Tour-bus hören. Weil es einfach gute Musik zum runterkommen am Abend nach einer Show ist, das ist genau dieser Ef-fekt: Da wird ein Song auf das wesentliche reduziert und du merkst ob er dann immer noch gut funktioniert.

    WIR HABEN AUCH EINE GANZ EIGENE QUALITÄTSKONTROLLE

    .rcn: Seit ihr gegenüber euren eigenen Songs auch so selbstkritisch?

    Matthew: Natürlich! Dafür kennen wir uns alle zu gut, um Kritik an uns selbst auch zu äußern, ohne dass wir uns das krumm nehmen. Bis auf einen Wechsel beim Drummer

    POWErWOLFMUSIK WIE EIN GEWITTER

  • spielen wir immer noch in derselben Besetzung wie am Anfang und haben alle dasselbe Ziel. Wir haben auch eine ganz eigene Qualitätskontrolle. Stell dir vor, du darfst auf einem Festival nur 60 Minuten spielen. Würdest du diesen Song dann mit in die Setlist aufnehmen? Sobald du zweifelst, kann der Song dann schon mal nicht so gut sein.

    .rcn: und was treibt euch an, statt auf eine bürgerliche Karriere zu verzichten und mit herrlich altmodischem Me-tal euer Geld zu verdienen?

    Matthew: Da gibt es zwei eigentlich gegensätzliche Motive, wobei dazu kommt, dass ich schon seit meiner Jugend beinharter Metalfan bin. Der einzige Grund, war-um du eine Metalband gründest ist, du liebst diese Musik wirklich und willst sie spielen. So sollte es immer bleiben. Ich sage mal ganz naiv, keine Metalband schreibt ein Album um des pures Erfolges willen, sondern du willst mit deinen Bandkollegen eine gute Zeit haben und darauf hast du richtig Bock. Das andere Ding ist, jeder der sich auf eine Bühne stellt und sagt, mir ist wurst, ob ich damit Erfolg habe, der ist nicht ganz ehrlich. Du arbeitest nicht ein halbes Jahr an diesem Album wie wir, gehst Abends mit den Gedanken bei einem Song ins Bett und stehst morgens wieder auf und machst damit weiter. Es war von Anfang an so, dass wir eine sehr genaue Vision hatten, was wir machen wollen, wir wollten schon immer eine coole Metalshow auf die Bühne bringen. Für mich fühlt sich ein chartseinstieg für eine Metalband immer noch sehr seltsam an, denn für mich definiert sich Erfolg so: ich gehe auf Tour mit einer Band, die so was wie meine Fa-milie ist und man feiert jeden Abend mit einem anderen Publikum zusammen, da ist, was mich antreibt, was mich freut.

    DER WERWOLF WIRD BEI POWERWOLF DEFINITIV ÜBERBEWERTET

    .rcn: Was ist bei euch das textliche Kernkonzept? Der Werwolf?

    Matthew: Der Werwolf wird bei Powerwolf defintiv über-bewertet, Anfangs war das sicherlich ein Thema auf unserem Debutalbum, wir haben den Wolf eher als Sym-boltier, mit der wir die Einheit in der Band definieren. Unser Thematik ist eher, das wir belehrend sehr interessiert sind, alles was religiöse Geschichte angeht. Wir spielen ja sehr viel mit kirchlichen Symboliken und kirchlichen Thema-tiken. Ich nenne das immer religiös-geschichtlich, es geht uns nicht darum, Religion zu predigen, denn im Grunde genommen berichten wir nur.

    .rcn: und ihr benutzt neben der englischen Sprache viele lateinische Textzeilen. und mittendrin kommt auch mal ein beherztes deutsches „drei vier“! Das ist so erfrischend anders als die sogenannten Genrewächter bei den Ma-gazinen, die darüber wachen, ob eine Band das darf und ob sie dann noch „true“ ist. Oder ein Joey de Mayo, der mit essigsaurer Miene erzählt, mit Manowar die einzige wahre True Metal Band der Welt zu haben, wobei der aber gleichzeitig innerlich zusammen reißen muss, nicht gleich laut loszulachen, um zu verkünden, dass das alles nur ein riesengroßer Scherz war!

    HEAVY METAL BRAUCHT NICHT MEHR ALS 50 VOKABELN

    Matthew: Ja, also so gesehen bin ich gar nicht so weit weg von Joey de Mayo. Wir spielen auch sehr gerne mit diesen Metal-Klischees. Ich sage immer, ein Heavy Me-tal-Text braucht nur 50 Vokabeln. Dazu kommen bei uns

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    MUSIK

  • noch weitere 50 kirchliche Vokabeln. Und ein deutsches „eins zwei“ mitten im Song soll dem Hörer nur einfach si-gnalisieren, dass da gerade ein paar dicke Kumpels im Studio mächtig Spaß hatten. Das planen wir nicht, das musste an dieser Stelle einfach in den Song. Trotzdem unterschreibe ich das, wenn auf der Rückseite einer Platte steht, ‚Metal Is Religion’. Ich bin der Meinung 90 % aller Musiker heutzutage, egal welcher Szene zugehörig, nehmen sich einfach viel zu ernst. (Wie als Bestätigung donnert es in diesem Moment draußen gerade richtig heftig!)

    .rcn: Manche leute werden es aber sehr ernst nehmen, wenn der Wolf auf eurem Cover ein brennendes Kreuz in der Hand hält.

    Matthew: Das Design stammt übrigens von mir, und wir lassen da auch jedem seinen Interpretationsspielraum. Ich wollte damit einen Bezug zum Titelsong herstellen, der im Text den Wahnsinn der mittelalterlichen Kreuzzüge mit-hilfe des Heavy Metal Vokabulars versucht darzustellen. Höre dir die Musik an, dann weißt du warum das cover so aussieht. Auch wenn das kein Konzeptalbum darüber ist: Die Kreuzzüge sind schon ein komplexes Thema und wir beziehen hier keine Stellung oder werten etwas. Nun, positiv kann man das sowieso nicht sehen, es geht hier

    um bestimmte Aspekte. Zum Beispiel die Synode von clermont, bei der die ersten Kreuzritter zur Eroberung Je-rusalems eingeschworen wurden mit der Parole „Deos lo vult“, also „Gott will es“. Das finde ich faszinierend, denen damit so eine Rechtfertigung für alles mit auf den Weg zu geben, was dann so kommen sollte. „In the name of god“ beschreibt einfach nur diesen Wahnsinn der dahin-ter stand.

    .rcn: Abschlussfrage und gleichzeitig der Joey De Mayo-Ernsthaftigkeitstest: Könnt ihr über euch selber lachen?

    Matthew: Ja, manchmal passieren eben so Dinge. Wir haben immer sehr viel Spaß unterwegs. Vor Jahren ist mir in der Schweiz auf der Bühne die Hose gerissen. Ich steige also als erstes auf die Monitorbox und es macht ratsch. Das war dann tagelang das Ding überhaupt, wo ständig darüber gelacht wurde!

    Fazit: Diese Band gehört sich angeschaut und die neue Scheibe angehört! Ob ihr gern Wagner hört zuhause, schon mal bei Nightwish wart oder zu Rock Meets classic. Die Wölfe werden euch kriegen!

    Ewald Funk

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    MUSIK

    Aerosmith? Folgende Reaktion entsteht hundertprozentig jetzt beim Leser. Bei Frauen: Seufzen, wehmütiger Blick, und im Kopfkino der Dame entsteht eine leidenschaft-liche Liebesszene mit Steven Tyler im Aufzug, wenn der gerade belegt ist tut es auch Joe Perry. Männer: Ein kurze „Hmm, cool!“ und im Kopfkino des Burschen erscheint Liv, die Tochter von Steven Tyler und bittet inbrünstig, sich schnell unterm Bett zu verstecken, bevor Bruce Willis mit einer Pumpgun zur Tür hereinstürmt und nach Dir Bastard schreit. Nun, anlässlich ihrer Japan Tour 2011 im Herbst nach der Fukushima-Katastrophe erscheint nun am 19.7.2013 eine so richtig gute Blu Ray und DVD über diese Konzertreise mit einem schönen Konzertfilm. Die Band gibt auch Interviews, was ich mir im Fall nicht entgehen lassen wollte. Nur wählte ich Bassist und Gründungsmitglied TOM HAMILTON, denn, hmm, vielleicht gibt der mir die Num-mer von Liv Tyler eher als ihr eigener Papa Steve.

    Hamilton hat zumindest lange Jahre der Bandgeschichte etwas klarer erlebt als die beiden „Toxic Twins“ Tyler und Perry da vorne am Bühnerand und wirkt am Telefon sehr abgeklärt, mit etwas merkwürdiger, gebrochener Stim-me. Grund: Er hat zweimal den Krebs besiegt und die chemotherapien sind nicht spurlos an ihm vorüber gezo-gen, aber darüber später. Wir sprechen etwas über die Entwicklung der neuen Medien, was Tom eigentlich sehr bereichernd findet. „Ich glaube das wir als Musiker froh sein dürfen über Sachen wie Smartphones, weil sie der Musikindustrie in den letzten Jahren wieder etwas nach oben geholfen haben. Die Leute befassen sich wieder mehr mit Musik, man kann seine Lieblingslieder überall

    mitnehmen und man kann vor allem viel leichter neue entdecken. Und so ein Song kostet mich gerade einen Dollar, also warum soll ich das nicht nutzen?“ Die Kehrseite der Multi-Telefone sieht er aber auch bei jedem Konzert. „Das war besonders krass, als wir zuletzt in Südamerika gespielt haben. Du schaust ins Publikum, und wo früher Feuerzeuge ein Lichtermeer erzeugt haben, filmen dich jetzt tausende Leute mit ihrem... Telefon. Und wenn du dich verspielst, kannst du dir das auch noch zwei Stunden später bei youtube selber ansehen.“

    Viele Menschen kennen Aerosmith seit dem „Pump“ Al-bum, Tom muss herzhaft lachen, als ich ihm beichte, dass mein Einstieg 1978 mit „Live Bootleg“ erfolgte, ein Mons-ter von einem groovenden Bastard aus Stadionrock und Drogen, gespickt mit Spielfehlern und schrägen Sounds. „Uuuah, also wenn ich an das Album denke, dann denke ich nur an Jack Daniels und Whisky. Das war wirklich ein komischer Punkt in unserer Karriere, wo wir alles auspro-biert hatten, was man einschmeißen kann. Man kann das auch in der Musik hören, da kreiste die Whiskyflasche auch auf der Bühne. Die Platte hat so ein ein Dr Jekyll und Mr. Hyde Feeling und zeigt wirklich ein hässliches Gesicht, weil es so schräg klingt, aber auf der anderen Seite ziem-liche Power hat, Anger...“ Und als Vinyl-Doppelalbum viele Bilder von damals auf den Innenseiten. „ich hatte das neulich erst einmal wieder in der Hand. Mir fallen je-des Mal wieder neue Geschichten beim Betrachten ein. Das hat man heute nicht mehr, aber man kann ja dafür im Internet nach alten Bildern suchen. Trotzdem nehme ich mir gerne beim Plattenhören zuhause gerne das co-ver von z.B. Led Zeppelin in die Hand und denke an die Musiker, die das gemacht haben.“

    ROCKEN FÜR JAPANAErOSMITh

  • Ähnlich illustrativ ist die DVD. Zwischen den Songs, jede in einer anderen Stadt aufgenommen, sind Backstage-filme und die Sightseeingtouren der Band durch Japan eingestreut. Die wird dadurch überhaupt nicht langwei-lig. „Ja, das ist Klasse gemacht, weil man immer mitbe-kommt wo das aufgenommen wurde. Man erhält zusätz-lich Infos über die Stadt. Wir schauen uns immer gerne am Nachmittag vor dem Konzert die Städte ein bisschen an, um heraus zu finden, wie die Leute im Konzert so le-ben. Das kommt auch auf der DVD ganz gut rüber.“ Ich frage Tom, ob denn die Tour nach Japan vor oder nach Fukushima gebucht wurde. „Oh, schwere Frage, ich weiß das gar nicht exakt, aber ich schätze zeitgleich mit dem Erdbeben und Fukushima. Da bekommt man natürlich Warnungen, die Reise überhaupt anzutreten. Aber wir haben treue Fans dort und wir wurden uns schnell einig, gerade deswegen auf jeden Fall rüber zu fahren.“ Was nicht einer bestimmten Ironie für Tom entbehrt, denn das undichte Atomkraftwerk setzte schädliche Radioaktivität frei und vergiftete viele Menschen. Und genau dieselben Strahlen haben ihn schließlich daheim in den Staaten bei der Therapie geholfen, den Krebs zu besiegen.

    Aerosmith kommen aus Boston, und jeder kennt die Ost-küstenmetropole durch den feigen Bombenanschlag kürzlich beim Boston Marathon. Früher sah man nur Zei-tungsfotos, heute filmt immer irgendwie jemand zufällig mit, und diese Filme sieht man dann immer und immer wieder in den Nachrichten und im Netz. „Man ist heut-zutage näher daran und es geht mehr unter die Haut, solche Bilder zu sehen. Eine Woche später haben sich dann viele bekannte Bands aus Boston entschlossen, für die Opfer ein Benefizkonzert zu spielen. Alle Bostoner Bands spielten. Wir spielten, die Band Boston spielte, New Kids On The Block spielte, James Taylor und Bands wie die J. Geils Band oder Flogging Molly. Das war ein sehr be-wegendes Konzert und viele der Opfer waren in den vor-deren Reihen. Da saßen Leute, die Beine verloren hatten

    oder ein Auge, und die hatten für ein paar Stunden viel Spaß. Aber es hatte schon auch einen bittersüßen Nach-geschmack bei all dem Spaß, denn am nächsten Tag waren die Leute wieder allein mit ihrer Behinderung. Und die haben sie auch noch, ohne jemanden etwas getan zu haben. Ihr Leben wurde komplett geändert, da war es eine Ehre, für die zu spielen. Das Geld ging in eine Stiftung, die den Opfern helfen wird.“

    Wie Tom mit seiner Krankheit umging will ich wissen. Wei-ter Musik machen, hilft das? „Also mir hilft etwas anderes. Seitdem ich selber krank bin, möchte ich Leuten helfen, denen es genauso geht wie mir damals. Ich besuche sie im Krankenhaus und gebe Ratschläge und mache ihnen Mut, ein anderer Weg ist dann auch, sich etwas mehr in die Arbeit zu stürzen. Da war unser neues Album, was im November erschien, eine große Hilfe. Es war das erste Mal, dass ich einen kompletten Song mit Musik und Text geschrieben habem und auch das erste Mal, dass Ste-ven meinen Song singt. Auf der Deluxe-Version habe ich auch einen Song geschrieben und da auch sogar noch selber gesungen. Das war so eine Art jetzt erst recht, weil ich den Krebs besiegt hatte. Zurück kämpfen!“ Außer-dem engagiert er sich mit seiner Frau in einem Bostoner Kinderkrankenhaus, was ihm immer viel Freude bereitet, weil da so viel zurück kommt von den Kindern.Zum Abschluss noch die Frage, wie es denn da hinten so ist auf der Bühne. Perry und Tyler wirbeln vorne, und Tom steht hinten und bildet mit Drummer Joey das Groove-paket im Hintergrund. „Wir sehen das immer ironisch, wir sind die, die unten im Kohelenkeller schuften, die Heizer, die den Dampfer am laufen halten und sich die Hände schmutzig machen. Steven ist der Kapitän am Komman-dopult, der uns herum scheucht, wir sollen mal schneller schaufeln.“

    Infos zur BR/DVD auf der Heftrückseite, eine Langversion des Interviews lest ihr demnächst auf rcnmagazin.de, wo Tom z.B. über Rick Rubin erzählt.

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    MUSIK

    Foto: Ross Halfin

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    Die amerikanische Retro-Rockband erklärt, warum die amerikanische Musikmetropole Austin langsam zur Hips-ter-Metropole verkommt... Irgendwo muss es einen geheimen, endlos tiefen Tümpel geben, in den das renommierte Metal-Label Nuclear Blast von Zeit zu Zeit seine Angel reinhält und einen dicken Fisch nach dem anderen an Land zieht. Vor allem im Be-reich Retro-Rock hat sich die schwäbische Plattenfirma mit Acts wie Graveyard, Orchid, Witchcraft oder Free Fall weltweit einen Namen gemacht. Und mit Scorpion child hängt schon der nächste Brocken am Haken: dunkel funkelnd, wohlgenährt und voller Dynamik. Eine Band aus Austin/Texas, die einen vergessen lässt, dass man ständig die guten alten Zeiten vermisst.

    Scorpion child spielen auf wie Led Zeppelin, singen wie Ronnie James Dio und sehen aus wie die jungen Deep Purple. Die Jungs sind aber nicht faltig, von Gicht geplagt und angenagt wie Ozzy & co., sondern jung und wild. Scorpion child haben sich 2006 zusammengefunden und dann eine ganze Weile herumexperimentiert, bis sie nach unzähligen personellen Veränderungen die jetzige Besetzung gefunden haben. Geburtshelfer war letzt-endlich auch das berühmte South by Southwest-Festival (SXSW) in ihrer Heimatstadt Austin, das als Talentschmiede und Sprungbrett für junge Bands gilt. „Austin ist wie ein le-bendiges Ökosystem, das sich ständig verändert. Musiker

    kommen und gehen scharenweise“, erklärt Sänger Aryn Jonathan Black. „Man kann schnell glauben, man hätte es geschafft, wenn man in Austin einen club vollmacht. Die Menschen hier lieben Musik. Für uns war es aber wichtig, auszubrechen und zu sehen, wie wir in anderen Bundesstaaten oder Ländern bestehen. Dann kann man Austin auch wieder als wunderbaren Ort schätzen. SXSW ist eine großartige Gelegenheit, die Leute zum Narren zu halten. Das Wetter ist mit ungefähr 25 Grad wundervoll, an jeder Ecke spielen 10 Bands. Die Leute denken dann natürlich, es wäre hier immer so. Deshalb zieht es tausen-de Menschen nach Austin, die hier die Mieten zum Explo-dieren bringen, die Straßen verstopfen und Einrichtungen für alteingesessene Bewohner von Austin missbrauchen.“

    „Alte clubs verschwinden, weil es immer mehr Beschwer-den von Neuankömmlingen über Lärm gibt. Austin ist ein Mekka für Hipster geworden, aber ich liebe die Stadt im-mer noch. Wenn Du also hierher kommst, um eine Band zu gründen, sei Dir bewusst, dass das jeder macht.“ Hört sich irgendwie an wie Berlin und nennt sich dort Gentrifi-zierung. Trotzdem hält es Scorpion child in Austin wie die Punks in der deutschen Hauptstadt. Wer verlässt schon freiwillig das Auge des Orkans? „Austin war lange Jahre eine berühmte Universitätsstadt, jetzt ist es eine Metropo-le, die enorm schnell wächst“, erzählt Aryn. „Inzwischen liegt Austin auf der Rangliste der größten US-Städte auf Platz 11. Und hier wohnen fast nur junge Menschen, sogar die Älteren wirken immer noch jung. Barton Springs (eine natürliche Quelle in Austin, Anm. d. Red.) ist offensicht-

    DAS BERLIN VON TEXASScOrPIOn chILD

  • MUSIK

    lich ein Jungbrunnen. Außerdem macht der Status als „Hauptstadt der Live-Musik“ Austin sehr attraktiv für junge Leute. Kids wollen eben Party machen und andere tref-fen, die auch Party machen. Es gibt eine Menge cooler Bars, Alkohol wird hier wie Wasser getrunken. Und so wie unter diesen Bedingungen Kinder gezeugt werden, wer-den auch Bands gegründet. Es gibt hier so viele verschie-dene Stilrichtungen, deshalb ist es schwer zu sagen, wie groß die Musikszene ist. Hier gibt es Hipster im Überfluss. Und deren Definition ändert sich immer wieder, was eben gerade so angesagt ist. Momentan ist es Indietronic, wür-de ich sagen.“

    Positiver Nebeneffekt der Vielfalt: Genres begegnen sich, verschmelzen und bilden neue Verbindungen. Scorpion child kennen zum Beispiel auch die Jungs von …And you Will Know Us by the Trail of Dead, die ebenfalls aus Austin kommen. Sie sind befreundet und haben sogar schon zu-sammengearbeitet. Wichtig für den Sound von Scorpion child waren aber eher Entdeckungen in der elterlichen Plattensammlung oder im örtlichen classic Rock-Radi-oprogramm: Black Sabbath, Rainbow, Iggy And The Stooges, Mc5 oder Lucifer’s Friend. Es gibt aber nicht nur Favoriten aus der Vergangenheit, sondern auch Bands der Gegenwart, die Aryn, Shaun, christopher, Shawn und Tom begeistern: Bands wie Witchcraft, Graveyard, Orchid, Anthrax, Slayer, Queens Of The Stone Age oder The Mars Volta. Gerade von den jüngeren Bands findet man eine Menge bei Nuclear Blast, dem neuen Label von Scorpion child. Den Deal fädelte übrigens Monte conner ein, der 25 Jahre lang bei Roadrunner Records war und jetzt für das Team aus Donzdorf in den Staaten unterwegs ist.

    Nach Songwriting-Sessions in Nashville nahm die Band ihr Debüt-Album mit dem Grammy-nominierten Produ-zenten chris „Frenchie“ Smith auf, den man von seiner

    Arbeit mit The Answer, Jet oder …Trail Of Dead kennt. Das Resultat ist ein Hybrid aus neun melodischen Heavy-Psych-Rockern, der neues Leben in den muffigen Hard-Rock-Markt haucht. Songs wie die erste Single „Polygon Of Eyes“ oder „Liquor“ sind für Sänger Aryn Ausdruck seiner Phantasie und persönlicher Erfahrungen. „Poly-gon Of Eyes ist ein Platz, an dem wir alle die Apokalypse beobachten können. Mir ist es lieber, eine riesige Party zu schmeißen, wenn es zu Ende geht, als den Ameri-kanern ständig Angst zu machen, wie es die US-Regie-

    rung macht. Liquor handelt davon, einen guten Freund an eine Sucht zu verlieren. Wir haben erst vergangene Woche einen Freund wegen Alkohol verloren.“ Alle in der Band können inzwischen von der Musik leben. Zwi-schen den Touren gehen sie aber immer noch jobben, als Barkeeper oder als Verkäufer im Musikalienhandel. Das Album von Scorpion child ist am 21. Juni erschienen und zwar auch in einer spektakulären Vinyl-Version: als Doppel-LP mit verschiedenfarbigem Vinyl für jede Pres-sung und einer exklusiven Radierung. Das lässt das Herz von Sammlern und Vinylisten höher schlagen. Im Herbst kommen Scorpion child auch auf Tour nach Europa, ge-rüchteweise mit den befreundeten Orchid.

    Wolfram Hanke

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    MUSIK

    Nicht erschrecken, wenn ihr vielleicht bisher noch nichts vom PLAYGROUND OPEN AIR gehört habt. Findet in der Nähe von Eichstätt statt, also etwa auf der Hälfte zwischen Nürnberg und Ingolstadt. Im letzten Jahr waren dort etwa 4000 Besucher. Ganz unerfolgreich ist die Sache also nicht. Und vor allem: Die Macher basteln dort ein vor allem für die junge Zielgruppe interessantes Programm zusammen. Aus Rock, Indie, Hip Hop, Reggae und allem, was nicht in eine Schublade passt. Namen wie Mono & Nikitaman, Panteón Rcocó, Kellerkommando, Black-mail... alle haben dort schon einmal gespielt.

    Jetzt ist seit Mitte Juni das Billing für den August 2013 kom-plett. In der Region dort längst etabliert, glänzt das Fest des musikalischen Frohsinns mit einer chilligen Location und entspannter Partyatmosphäre. Dieses Mal startet das Programm bereits am Donnerstag und der Vorver-kauf läuft bereits. 15 Bands und drei DJ´s für vier Tage. Das Nennslinger Festival setzt wie gewohnt auf Qualität statt auf Quantität. Die Headliner sind die Festivalkanonen von Itchy Poopzkid mit ihren Pop-Punk. Dazu spielt die Alterna-band Bakkushan, den Hip Hoppern gibt Trailerpark den High Five und alle Reggae/Dancehallfans freuen sich auf Nosliw. Die folkloristische Ader besetzen Django 3000 mit ihrem Zigeuner Pop. Alle Gruppen landeten mit ihren jüngsten Alben in den deutschen charts. Einen Headliner musste der Veranstalter lange Zeit geheim halten, doch nun ist es raus. Die fantastischen Orsons komplettieren das Programm. Die vier Deutsch Rapper Maeckes, Plan B, Tua und Kaas haben den Happy Hip Hop erfunden oder zumindest neu geprägt. Mit viel Ironie und Witz keh-ren sie die ungeschriebenen Regeln der sonst so harten Sprechgesangsszene. Ihr Auftritt ist bunt, ihre cover auch, und in ihren Texten nehmen sie sich und andere mit leich-ter Hand auf die Schippe. „Wir sind die Band der Liebe“ heißt es in einem Ihrer Songtexte. Die Musik ist trotzdem

    alles andere als kuschelig. Die Beats sind schneidig und die Rapper verstehen allesamt ihr Handwerk und kön-nen auch härter, wenn sie nur wollen. Mit den Orsons ist dem Playground ein coup gelungen. Mit ihrem Album „Das chaos und die Ordnung“ stieg die Band im letzten September gleich auf Platz zwölf der deutschen charts ein. Sie sind derzeit eine der angesagten und innovativs-ten deutschen Popgruppen. Mit den Treuchtlingern Hip Hoppern von ALc konnte zudem ein zugkräftiger Lokal-matador verpflichtet werden.

    Kurzum: Das dürfte wieder ein volles Festivalgelände auf dem Areal des Waldspielplatzes in Nennslingen bedeu-ten. Zumal sich auch in der zweiten Riege allerhand in-teressantes drängt: Supershirt (Electronic), Rodscha und Tom (Kinderprogramm), The Offenders (Ska), eSKAlation (Ska/Reggae), „Monokini“ (Surf), „Sutcliffe“ (instrumen-taler Kopfkinosound) und „Solafari“ (Soulreggae).

    Nebenbei gibt es auch ein konspiratives Bully-Treffen. Alle Fahrer eines Bulli (VW T1 bis T5) werden freundlich von den Machern eingeladen, wer sich vorher per Email anmel-det, bekommt ein kultiges Bullitreffen-Shirt!

    Erstmals wird heuer das Playground Open Air bereits am Donnerstag mit einem Zappelabend starten. „Sym-biz Sound“ und die DJs Space Invaders werden den Besuchern richtig einheizen. campen ist natürlich wie jedes Jahr von Donnerstagmittag bis Montagmorgen erlaubt. Aktuell arbeitet der Veranstalter noch an einem Shuttle Konzept, so dass ihr auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Playground Open Air nach Nenns-lingen fahren könnt. Alle weiteren Infos findet ihr unter www.playground-open-air.de

    Daniel Schuster / Ewald Funk

    01.-04.08.2013 NENNSLINGEN (BEI EICHSTÄTT)PLAYgrOUnD OPEn AIr

    ORSOnS

  • MUSIK

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    .rcn präsentiert ALICE COOPER04.08.2013, SCHÜTZENANGER LICHTENFELS

    Wir sind gespannt, was diesmal auf der „Raise The Dead Tour“ spektakuläres passieren wird und verlosen 3x2 Karten! Schickt zur Teilnahme eine Mail an [email protected] (Namen, Betreff ALICE COOPER und Telefonnummer für eine spätere Gewinnbenachrichtigung nicht vergessen)!

    Genau zwei Open Air Shows macht der Amerikaner dieses Jahr in Deutschland, eine davon am Schützenan-ger in Lichtenfels am 4. August. Wir haben Ende April mit ALICE COOPER alias Vincent Damon Furnier telefoniert, und hier folgt Teil zwei des Interviews. Cooper macht trotz seines Alters einen bedeutend wacheren Eindruck als z.B. Ozzy Osdourne, der immer etwas ferngesteuert rüber kommt. Vielleicht hat ja Sharon den Steuerkasten in der Tasche, wenn sie nicht gerade mal ihren Nachwuchs zusammen staucht. Cooper hat auch Kinder, und erlebt gerade etwas, was den älteren Lesern sicher wie ein Deja Vu vorkommen wird.

    Seine Show erschreckte damals die Fans, und die er-schreckten mit seinen Platten ihre Eltern. Heute sieht das anders aus. „Nun, wir betreten da jetzt interessante Zeiten, zumal es jetzt das erste Mal in der Geschichte der Unterhaltungsmusik vorkommt, dass Kinder und Eltern die selbe Musik hören. Mein Sohn hört gerne Foo Fighters, aber auch genauso yardbirds oder Who, die Beatles und die Stones, auch viele neue Bands, aber alles eher Hardrock. Das sind aber nicht wenige junge Leute, die das hier heute hören. Wenn du im Einkaufszentrum un-terwegs bist und siehst junge Leute mit Pink Floyd-Shirts, Purple, Ozzy, alle Kids tragen classic Rock-Shirts, wenn ich in mein Publikum schaue. Die ersten 20-30 Reihen sind voll mit der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahre alt, und die sind alle Rockfans. Interessant, denn die jungen wollen vorne die Show sehen, die Älteren, die früher vorne waren, sind jetzt hinten und schauen sich die Show aus der Distanz an. Ich glaube also nicht, dass der classic Rock so schnell verschwinden wird.“

    Ich biete Alice dann auch gleich an, ihm mal einen Pa-cken der vielen Singer/Songwriter zu schicken, die alle gleich klingen und wir hier so zahlreich bekommen. „Ja, neue Hardrockbands sind zur Zeit schwer zu finden. Alle Bands wie Vampire Weekend, Monsters And Men oder die Lumineers, da sind viele Folkbands dabei, die haben Akkordeons und so ein Zeug, warum nennen die sich Rockbands? Ich sage immer, die kann man nicht Rock-bands mehr nennen. Buckcherry ist für mich eine Rock-band! Und wenn man eine Gitarre hört, muss man die auch bis in den Bauch spüren. Die muss Krach machen.“ Sekunden überlege ich, ihm Philipp Poisel mal googeln zu lassen, verwerfe das aber wieder, sonst bricht morgen sein Golf-Handicap ein. Ich sage einfach ganz frech, irgend-wann wird schon ein neuer Punkrock kommen. Alice spitzt die Ohren. „Ich sage dir, was der neue Punkrock sein wird! Meine Prognose ist Sunset Strip Hair Bands, Mötley, Poison, Haarspray, die machten noch richtige Shows. Ich glaube, die Leute wollen einfach mal wieder etwas fei-ern.“ Das ich das im Jahrestakt meist aus dem Mund von abgehalfterten Melodicrockern aus den 80ern höre, ver-schweige ich ebenso. Und schwenke auf seinen Gesund-heitszustand über. Macht Golf jung? „Ich bin in körperlich

    viel besserer Verfassung jetzt. Mit 65 fühle ich mich fit wie 30, wenn ich 28 Songs durch habe, würde ich am liebsten dasselbe noch mal machen. Die Jahre haben es gut mit mir gemeint, ich habe mit dem trinken aufgehört. Und ich habe nie geraucht, das gibt einen guten Energielevel zu tun. Überhaupt das Rauchen bei Sängern. Viele haben ihre Stimme verloren, weil sie geraucht haben. Also jeder Sänger sollte das sein lassen, definitiv, ein entweder oder, was anderes gibt es nicht. Mit dem Alkohol auch so, der Alkohol macht dich auch nicht gesünder und die Stim-me schon gar nicht. Das sind Sachen, die merkt man erst später und ich muss sagen: das zahlt sich jetzt für mich langsam aus!“ Dee Snyder rauchte und trank auch nie, und hat immer noch... „...eine rrrichtig geile Stimme, der kann auch am Broadway auftreten und das hat auch damit zu tun, dass er sich da immer gesund gehalten hat. Außerdem hat der Bach von Skid Row auch eine gute Stimme. Ganz anders da Rob Zombie, der growlt mehr. Rob ist übrigens mein bester Freund im Business, er und Slash sind meine besten Buddys, mit Rob habe ich nicht so viele musikalische Sachen zu tun, das sind mehr so Hor-rorfilme, was uns verbindet. Wir scheuen uns gerne Horror-filme an, und die sind teilweise so überzeichnet, dass sie unfreiwillig komisch sind.“

    Ewald Funk

    LIVE AM 4. AUGUST IN LICHTENFELS – TEIL 2 DES INTERVIEWSALIcE cOOPEr

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    MUSIK

    Für viele sind sie einfach eine weitere, ehrlich rocken-de Band in karierten Hemden, die irgendwo zwischen Classic Rock und Alternative ihre Bahnen zieht. Man-che wunderten sich, warum so unaufdringliche Rock-musik derart populär wurde. Dieser Minderheit sollte man vielleicht erklären, dass bei der Band Gaslight Anthem ganz viel Bruce Springsteen-Flair mitschwingt, was an den überzeugend kraftvoll musizierenden Bandkollegen von Sänger Brian Fallon liegen dürfte... und an dessen Stimme. Er klingt halt wie der Boss, was mal ausnahmsweise als dickes Kompliment gewertet werden dürfte. Noch im Juli 2012 hatte Brian Fallon wohl schwitzige Hände, kurz vor der Veröffentlichung von „Handwritten“. Im Juni 2013 können wir getrost sagen, dass das letzte Album kein Flop war. Ganz im Gegen-teil: Nach „Sink Or Swim“, „The 59 Sound“ und „Ame-rican Slang“ sind The Gaslight Anthem wohl auf dem Gipfel des Erfolgs angekommen und anstatt einfach stehen zu bleiben und sich die Gegend anzuschauen, machen sie fleißig weiter. Seit dem Erscheinen haben sie wohl auf allen Bühnen gespielt, die ihnen unter die Füße gekommen sind. Da wundert es einen, dass sie am 20. Juni schon wieder unterwegs sind und das nicht für 3 Tage, 4 Nächte, sondern für ganze 86 (!) lange Tourneetage durch Luxemburg, Deutschland, England, Finnland, Schweden, Spanien, Tschechien, Belgien, Un-garn, Schweiz, Italien, Kanada und die USA. Kurz und knapp: 13 Länder, 34 Auftritte, 86 Tage und das reicht gerade bis September.

    Zweifellos muss man für dieses Leben auf der Straße und auf den Bühnen geboren sein, doch nach acht Jahren im Geschäft und unzähligen Konzerten – vom kleinen Kneipengig bis hin zum Festival-„19:30 Auftritt“ – haben The Gaslight Anthem wohl noch immer so richtig Lust. Angefangen hat alles 2005, ein Jahr darauf spielten sie am 25. September im „Maxwell’s“, einem club,

    der gerade so 200 Menschen fasst, aber unter ande-rem schon Nirvana zu Gast hatte. 2007 spielten Fallon und co. dann noch immer in der Heimatstadt New Brunswick, in Läden, die nach ausgiebiger Recherche wohl auch nicht viel mehr Zuschauer unterbekommen. Im gleichen Jahr gab es übrigens auch ein Gastspiel in Nürnberg und Würzburg und das Debütalbum „Sink or Swim“. Nach der Veröffentlichung von „The 59 Sound“, ein Jahr später, gab es dann nochmals Konzerte in Deutschland und Auftritte beim Reading und Leeds Festival und beim AREA4. Nebenbei tourten sie mit Rise Against. Es folgten in den nächsten Jahren Auftritte mit Frank Turner, The National, Weezer, Rival Schools, Social Distortion, Soundgarden und den Foo Fighters. Wenn man sich diese Karriere vor Augen hält, ist sie wohl noch viel unglaublicher. Der Traum eines jeden Musikers, der in der Garage sitzt und Nirvana covert. The Gaslight Anthem haben es vorgemacht in einer einmaligen Art und Weise. Vielleicht sollte man Brian Fallon mal zwi-cken, nicht dass er aufwacht und es alles nur ein Traum war.

    Ein Jahr nach „Handwritten“ von einem Nachfolger zu reden, ist wohl ein bisschen voreilig, aber auf Brian Fallons Schreibblock wird wohl schon der ein oder an-dere Textfetzen geschrieben sein, den wir dann dem Sonnenuntergang entgegensingen, wenn The Gas-light Anthem wieder auf der Bühne stehen, denn das ist es, was sie wollen: Songs schreiben und sie vor egal wie vielen Menschen auf einer Bühne spielen. Das tun sie seit 2005, egal ob im „Maxwell’s“ vor 199 Menschen oder auf dem Southside um 21:00 Uhr.

    .rcn präsentiert: THE GASLIGHT ANTHEM LIVE

    Dienstag 13.08.2013Posthalle WürzburgEinlass: 19.00 Uhr, Beginn: 20.00 UhrTickets zu ca. 35 EUR im VVK

    WIE THE GASLIGHT ANTHEM DIE WELT UMRUNDENIn 86 TAgEn UM DIE WELT

  • LEGENDÄRE WÜSTENSöHNE, MUTTIzETTEL UND FRÄNKISCHES BIER:

    ES WIrD WIE IMMEr DAS BESTE rOcK IM WALD ALLEr ZEITEn

    MUSIK

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    Kurzes Gedankenexperiment: „Rock im Wald findet 2013 nicht statt.“ Aaaaaahhh!!!! Das darf niemals pas-sieren! Es gibt Festivals, die machen Spaß und es gibt Festivals, die braucht man: Rock im Wald wird auch 2013 ein beeindruckendes internationales Line-Up auf-fahren, uns mit einheimischem Bier und Duschen im Sportlerheim versorgen und all die Menschen glücklich machen, die mehr wollen als Mainstreambilling und Besoffene, die „Helga“ schreien. Dass Stonerfans im Waldstadion in Lichtenfels/Neuensee auf ihre Kosten kommen, ist bekannt. 2013 wird allerdings ein denk-würdiges Jahr: Niemand geringeres als die ersten Wüs-tensöhne überhaupt kommen! Mit Vista Chino holen die Veranstalter ¾ der früheren Kyuss in den Franken-wald. Dazu ein kleiner staubiger Exkurs:

    Es waren einmal ein paar Jungs, die Ende der 80er am Arsch der Welt wohnten und nur von Rentnern um-geben waren. Deshalb veranstalteten sie spontane Generatorpartys in der Wüste Kaliforniens und mach-ten Musik, die so klang wie der Ort, an dem sie lebten. Diese Jungs hießen John Garcia, Josh Homme, Brant Bjork, Nick Olivieri und Chris Cockrell. Ihre Band hieß Kyuss und gilt als Brutstätte des Desert Rock. Der Rest ist Musikgeschichte – fast: Es läuft eben nicht immer

    und manchmal trennt sich eine Band. Und dann gibt es neue Bands oder man versucht es noch mal. Josh Homme hat mit seinen Queens Of The Stone Age ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen. Die anderen Sons of Kyuss waren auch nicht untätig und wollten 2010 die alte Band wieder zum Leben erwecken. Kyuss Lives! hieß das Projekt, der Rest wurde vor Gericht geklärt, die Sache ist erledigt.

    Und jetzt? Jetzt spielen John Garcia, Brant Bjork und Nick Olivieri zusammen mit Bruno Fevery (Gitarre) ihren ersten deutschen Festivalgig als Vista chino bei RIW. Also alle, die Musik auch gerne mit dem Bauch hören, dürfen sich sicher auf Kyuss-Klassiker von Alben wie „Wretch“ oder „Welcome to Sky Valley“ freuen, genauso wie auf neues Material. Und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Wer jemals von Orange Goblin niedergewalzt wurde, freut sich auf ein Wiederhören. Die Briten gehören zu den Großen der eruopäischen Stonerszene und waren schon 2009 mit dabei. Eine Portion Heavy Rock’n’Punk-Wahnsinn werden Valient himself und seine Südstaaten-männer zum Abend beisteuern, Valient Thorr machen immer Party. Vorab aber noch Frischfleisch von der In-sel: The Treatment machen harten Rock’n’Roll und sind harter Rock’n’Roll. Die Jungs waren auf Tour mit Steel

    ViSTA CHinO

  • Panther (!), das erfordert great balls. Zu Stonewall Noise Orches-tra muss man ja wohl nicht mehr viel sagen, die Schweden haben völlig zurecht ein Dauervisum bei clubkonzerten im Nepomuk/Al-tenkunstadt und werden sicher auch beim Open Air freudig gröhlend empfangen. Begon-nen wird der Abend regional, auch ein verlässlicher Pluspunkt beim jährlichen Waldrocken: Down In Grace kommen aus coburg und beschreiben ihre Musik als Alterna-Metal, The Dazed sind ein heimisches Ge-wächs aus Burgkunstadt und lie-ben den Rock der 70. Fehlen nur noch Bensin Peniz aus Bayreuth, die mit dem wohl besten Band-namen des Festivaltages diesen auch starten. Wie immer gilt: Fühlt Euch wie zu Hause, die Hal-be 2,50, und lasst die Hunde bei Mutti. Apropos: Den Muttizettel (Einver-ständniserklärung) zum Down-load so wie alle Infos gibt’s sehr übersichtlich auf rockimwald.de

    .rcn präsentiert: ROCK IM WALD in Lichtenfels/Neuensee27.07.2013

    Wir verlosen 3x2 Karten ab Einsendeschluss Donnerstag 25.07.2013VVK ab 29,50 EURBeginn: 14:00hwww.rockimwald.deWaldstadion NeuenseeSportplatzstraße 1696247 Michelau in OberfrankenTickets: www.adticket.de Hardtickets: Nepomuk (Altenkunst-adt), American Sandwich (Lichten-fels), Backstage(Kulmbach), Kos-metik Thiem (Michelau), Struwwel (Kronach)

    Mit dabei:• VISTA CHINO (EX-KYUSS LIVES!)• ORANGE GOBLIN• VALIENT THORR• THE TREATMENT• STONEWALL NOISE ORCHESTRA• DROWN IN GRACE• THE DAZED• BENSIN PENIZ

  • Nachdem wir im letzten Heft mit den zwei Manuels in der Band sprachen, telefonierten wir für den zweiten Teil unserer LABRASSBANDA-Story mit STEFAN DETTL, dem wohl prominentesten Mitglied der oberbay-rischen Blechbläserbande, die eigentlich gerade alle vorgefertigten Plattenfirmen-Marketingkonzepte auf den Kopf stellt. Ihr bajuwarischer Techno-Groove funk-tioniert nämlich ebenso auf Rockfestivals, in Afrika oder sogar in Norddeutschland. Seit 14. Juni steht nun die neue Scheibe „Europa“ im Laden, eine radikale Um-kehr zurück zu den Ursprüngen der Band und gleichzei-tig auch ein Zeichen, dass die Sieger der Herzen beim deutschen ESC ihr Pulver noch lange nicht verschossen haben. Ihr Leben hat sich trotz des Erfolges nicht groß verän-dert, ihr „normales“ Umfeld auch nicht, selbiges sah üb-rigens noch nie so aus wie aus einem typischen Marcus Rosenmüller Film. Dettl lebt als einziger auf dem Land im chiemgau, „...der Thomas studiert nach wie vor in Salz-burg und die anderen drei wohnen in München. Aber eher beschaulich, also ganz kleine Wohnungen. Ich hatte eh Musik studiert, also war von vorne herein klar, dass ich mit ihr mal meinen Leben finanzieren werde. Und das schöne ist, dass man so langsam mal die Mie-te davon zahlen kann.“ Was in Deutschland bekannt-lich gar nicht so einfach ist. Neid von befreundeten Musikern, die es noch nicht geschafft haben, gibt es eher nicht. „Eher umgekehrt ein bisschen. Aber wir sind super dankbar dafür, weil wir sehen, dass es sehr selten ist, hierzulande von Musik leben zu können. In Frank-reich ist das anders. Da wirst du vom Staat z.B. als Stra-ßenmusiker unterstützt, ich kenne einige Fälle dort, die sind zwischen 25 und 35 und haben schon eine eigene Familie, weil sie da vom Staat unterstützt werden. Das geht in Deutschland nicht. Du kannst hier nicht auf Tour gehen und gleichzeitig eine Familie haben.“ Der Name „Europa“ für die neue Scheibe stand schon vorher fest, als Songtitel wurden einfach „Sarajewo“, „Opa“ oder „Schweden“ genannt. „Das liegt daran, dass wir für die La La La-Vorversionen immer einen Dateinamen

    brauchten, und dann gibt man halt irgendwas ein. Da alle Musiker den Song nur unter dem spontanen Namen kannten, haben wir ihn einfach beibehalten, auch wenn der thematisch nicht immer was mit dem Song zu tun hatte.“ Das ist auch ein Teil der Philosophie der Band, quer zu denken, Sachen nicht wie andere zu erledigen. Bisher klappte das auch wunderbar mit dem feinen Indielabel Trikont, bei der die Band bisher unter Vertrag war. Jetzt ist man beim Major Sony, weil der zunehmende Erfolg der Band vom kleinen 3-Mann Label aus Oberbayern nicht mehr zu stemmen war. „Wir haben mit Trikont eine superschöne Zeit gehabt, das war unser Lieblingslabel, allein die compilations die die machen, waren immer superschön. Aber da arbeiten halt nur drei, vier Personen, und sie bringen nur wenige Platten im Jahr heraus. Wir haben immer mehr Probleme gekriegt bei der Arbeit weil sie die Kapazi-täten nicht gehabt haben. Dann waren wir sauer, weil Sachen nicht gemacht wurden oder unter den Tisch fielen, und sie waren sauer, weil sie die Kapazitäten dazu nicht liefern konnten. Wir haben uns aber geei-nigt, noch einen Partner dazu zu holen. Das hat sich dann ganz gut ergeben mit Sony für uns.“Die Band selber flutscht aber gut, was daran liegt, dass jeder noch seine eigenen Projekte nebenbei machen kann, als Tourmanager hat man einen jungen Hupfer, der das seit langem macht und in rechtlich-strate-gischen Sachen bekommen sie Beratung von einem befreundeten Musiker. So kann man aufbrechen zu neuen Ufern. Stefan möchte gerne mal etwas mit Engländern zusammen machen. „Da gibt es eine un-glaubliche Bleckbläserszene, Bergarbeiter Brass Bands gibt es da, die benützen oft das cornett als Instrument, die Musik ist unheimlich weich und so. Wahnsinnig schöne Musik, beim letzten Mal hat es aus Zeitgrün-den nicht geklappt, das möchte ich mal machen.“ Außerdem entsteht gerade eine richtig eigene Szene um die neue Blasmusik, sogar eigene Festivals gibt es schon dafür. Ob BrassBanda da der Initialfunke wa-ren? „Nein, ich glaube das Internet hilft da gut dazu. Da kannst du selbst wenn du auf dem Land wohnst, Fan sein von einer neuseelandischen Punkband. Du hast kein Problem die Musik anzutesten, du kannst dir die Musik einfacher kaufen und unterschiedliche Stile ausprobieren. Das ist der Punkt und dadurch kommen auch solche Festivals zustande, was momentan auch eine schöne Zeit für uns ist.“ Kleine Festivals, als Gegen-entwurf zu Rock im Park, mit charmanter Musikauswahl und Wohlfühlatmosphäre. Er kennt sie alle, Open Air am Berg, Weinturm... und hat auch einen Tipp: „Rock im Park ist wohl das schlechteste Beispiel für ein Musik-festival in Deutschland. In der Holledau ist so ein kleines Hopfengartenfestival, das ist wie Glastonbury in klein, das ist in Unterempfenbach, nähe Freising und heißt einfach Festival-Holledau. Das beste Festival, auf dem ich die letzten 6 Jahre war!“ Ewald Funk

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    DIE BLECHBLASBANDE

    LABrASSBAnDAMUSIKFoto: Gerald von Foris

  • KONZERTNAcHBERIcHTE

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    BRUCE SPRINGSTEEN26.5.2013, MÜNcHEN, OLyMPIASTADIONDauerregen und 5° c sind für Ende Mai ungewöhn-lich und keinesfalls Idealvoraussetzungen für ein gelungenes Konzert. Das sah auch Bruce Springsteen ein und begann seine Show im nur teilweise über-dachten Münchener Olympiastadion gleich mit einer Solo-Akustik-Version des ccR-Klassikers „Who Will Stop The Rain“. Die richtige Adresse da oben erreichte der Song zwar nicht, tat aber der Stimmung keinen Abbruch. Der Boss startete von Anfang an durch, spielte rare Publikumslieblinge und/oder Songs „auf Zuruf“, die sich die Zuschauer per Schilder gewünscht hatten. Als man dachte, das wäre er nicht mehr toppen, schlug er vor, das komplette „Born In The USA“-Album zu spielen. Zufällig eines der berühmtes-ten und beliebtesten Springsteen-Alben überhaupt und zudem das mit der größten Hitdichte. Es gab kein Halten mehr. Selbst auf den Sitzrängen standen die Leute, klatschten und tanzten. Auch danach bei „Waiting On A Sunny Day“ ließ das schöne Wetter auf sich warten, was Bruce aber nicht davon abhielt, sich für den Refrain drei Kinder aus dem Publikum

    auf die Bühne zu bitten. Nach 175 Minuten wurde es aber selbst dem Boss ein bisschen zu frisch und er beendete das Konzert mit den mitreißend interpre-tierten coverversionen „Rockin’ All Over The World“ und „Twist And Shout“. Als das Publikum um kurz nach zehn das Stadion verließ, regnete es noch immer in Strömen. Davon abgesehen: ein toller Abend. Sören Prescher (Text und Foto)

    AVANTASIA26.04.2013, STADTHALLE LIcHTENFELSDie lange Schlange der Fans vor der Stadthalle ließ es im Vorfeld schon erahnen. Die lang herbeigesehnten Heroes von Avantasia zogen wahre Massen in das oberfränkischen Lichtenfels. Die Marketingmaschine hatte ja schon im Vorfeld einige Superlative ausge-spuckt: Die Verkaufszahlen der aktuellen cD „The Mystery of Time“ brechen alle bandinternen Rekorde, ausverkaufte Konzerte, die geplante Spieldauer des heutigen Abends soll bei 3 Stunden liegen. Und das, obwohl eigentlich keiner damit gerechnet hatte, dass Avantasia überhaupt noch ein neues Album macht,

    geschweige denn auf Welttournee geht. In dem Star-aufgebot der angereisten Vokalisten sind Legenden wie Michael Kiske (Ex-Helloween, Unisonic), Ronnie Atkins (Pretty Maids), Bob catley (Magnum) oder Eric Martin (Mr. Big). Alles in allem auch die wichtigs-ten Stimmen auf der aktuellen cD. Die creme de la creme der Sänger des guten alten Rock werden auf der Bühne ein Stelldichein geben. Also kein Wunder, dass die Fans mit Spannung nach den erlösenden ers-ten Livetönen fieberten um den pompösen Abend zu genießen. Der Start mit „Spectres“, auch der Opener des aktuellen Albums, brachte dann die Erlösung und die proppenvolle Stadthalle gleich zum Beben. Ein Blick auf die Setlist (die Leute mit den dicken Kame-ras im Fotograben wie ich müssen ja irgendeinen Vor-teil haben) ließ keinen Zweifel, es gibt das Beste und Bombastischste von Avantasia heute live zu hören. Neben den neuen Burnern „Invoke the Machine” und “Black Orchid” (Atkins) die 10 Minuten-Hämmer “The Great Mystery” (mit Bob catley – yeeeaahhh) und “Savior in the clockwork” (Atkins und Martin). Ständig wuselten verschiedene Sänger auf der Bühne herum, nur die bezaubernde Backgroundsängerin Amanda Somerville war mit ihrem fliegenden Haar auf der Bühne dauerhaft präsent und meisterte dann auch die entsprechenden weiblichen Lead Vocals in „Sleepwalking“ und „Farewell“. Bei „In Quest For“ und “The Seven Angels” liefen mir nur noch die Schauer über den Rücken. Wahnsinn, danke Avantasia für diesen hammergeilen Gig! Über 3 Stunden Musik vom Allerfeinsten, ich kann nur hoffen dass die „Drohung“ Tobias’, in ein paar Jahren wieder mit Avantasia nach Lichtenfels zu kommen, auch Wirklichkeit wird, bitte bitte. Jan Oulehla (Text und Foto)

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    KONZERTNAcHBERIcHTE

    HELLYEAH13.06.13, HIRScH, NÜRNBERGHellyeah, die oft als „Allstar-Truppe“ bezeichnete Kombo um Ex-Pantera-Drummer Vinnie Paul, die beiden Mudvaynes chad Gray und Greg Tribett sowie Tom Maxwell von Nothingface im Hirsch – das versprach großartige Unterhaltung der musikalisch direkten Art. Doch trotz Heldenstatus und strategisch günstiger Donnerstag-Abend-Platzierung blieb es an diesem Abend recht geräumig im nur mittelprächtig besuchten Hirsch. Den Auftakt machte die Münchner Groove-Metal-Band Smoke The Sky, die für mich wie eine Mischung aus Alice in chains-Melancholie und Down-Heaviness klangen, jedenfalls ein gelungener Einstieg in den Abend. Wie im Hirsch gewohnt ging der Umbau relativ flott über die Bühne, so dass Hel-lyeah dann kurz nach 21:00 Uhr auch schon loslegen konnten. Klarer Aktivpunkt ist Sänger chad, der wie frisch mit Adrenalin gedopt auf der Bühne unterwegs war. Da gerät der gute Vinnie hinter seinem großen Drumkit fast in Vergessenheit, darf aber natürlich auch ab und an mal für eine Extra-Runde Applaus und ein paar Salven mit den Drumsticks ins Publikum auftauchen. Wahrscheinlich ist jeder Dritte an diesem Abend mit Vinnie Paul-Drumsticks heimgegangen. Musikalisch haben Hellyeah einen recht ordentlichen Spannungsbogen hingelegt – zum Start anregend heftig, zwischendurch den Hang zum Southern-Sound durchklingen lassen und vor dem Grande

    Finale nochmal einen Gang runtergeschaltet in den Heavy-Balladen-Modus. Alles dabei, alles mit drin und alles vorbei nach knapp 70 Minuten. Kompakt und gut also, auch wenn eine Zugaben-Runde durchaus noch drin gewesen wäre. Die wurde dann aber vom Publikum auch nicht so lautstark eingefordert, von daher ging das schon OK so. Pat Shlim (Text und Foto)

    MAKESHIFT INNOCENCE03.06.2013, NÜRNBERG, HIRScHDer undankbarste Termin für das erste Gastspiel einer – hierzulande – Newcomerband ist ganz klar der Montagabend. Selbst wenn sich Künstler exklusiv am Montag immer auf der Bühne ausziehen würden, es würden auch nicht mehr wochenendgestresste Mitbürger vom Sofa hochkommen. Sofas gehören sich abgeschafft! Dennoch: Einen feinen kleinen Auftritt hatten Makeshift Innocence aus Kanada im

    Nürnberger Hirsch. Sänger und Gründer Jesse-James cameron hat drei Jahre seines Lebens auf Jamaika verbracht und das hört man der Musik von Makeshift Innocence auch an. Geboten wird ein Mix aus Reg-gae, Rock und Blues mit hohem Groove und Mitsing-potential. Würde Jack Johnson das geniale Debüt der Kandier als seine neue Scheibe herausbringen, es würden die Grammys und Wasweißich-Awards auf ihn niederprasseln. Trotzdem: Gute Laune-Musik und Spielfreude steckten die überschaubare Menge an Zuschauern zum Tanzen und Singen an. Vor gerade mal 50 Gästen spielten Makeshift Innocence auf, als wären es über 5000. Was in Kanada keine Seltenheit ist. Denn dort spielen sie schon mal vor ausverkauften Häusern. Songs wie „When I’m Down“, „your Body“ oder „Lights On“ kommen live etwas rockiger rüber als auf cD. Bei „What I Got“ von Sublime begibt sich Jesse ins spärliche Publikum, um mit allen Anwesen-den den Refrain zu singen und ein kleines Battle zwi-schen der linken und rechten Hälfte (Männer und Frauen schön getrennt) des Publikums zu starten. Ein absolut sympathischer und überzeugender Musiker, der mit seinen Mitstreitern zu begeistern weiß. Jetzt fehlt nur eine Supporttour mit einer prominenten Band und die Karriere von Jesse und Tamy könnte steil gehen! Bernd Roller, Ewald FunkFoto: Matteo Salasnich

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    30 SECONDS TO MARSROcK IM PARK, NÜRNBERG, ZEPPELINFELD, 09.06.2013Sonntagabend bei RIP. Der Showdown. Nicht nur Tee-nies mit komischen Runen-Tattoos und einem Dreieck auf dem Shirt kreuzen meinen Weg, sondern auch ältere Frauen mit ähnlichen Symbolen. Kurz vor dem ersten Wellenbrecher schließen sie eigentlich ziem-lich früh die Schleusen, es wäre noch massig Platz dort vorne, dafür staut es sich dann hinten gewaltig, schon als die Aufbauarbeiten für 30 STM beginnen. Ein weißer Vorhang trennt das würfelförmige Gerüst auf der Bühne vom Publikum. Typen mit Gasmasken stehen vor dem Tuch, hinter dem schon Nebelschwa-den aufsteigen. Aber die Band will das Publikum nicht vergiften, was trotz des Geschreies als durchaus plau-sibel erscheint, sondern einfach nur einen imposanten Auftritt erzeugen. Und die Gasmasken-Futzis sind die Buschtrommler, die nun im Herzschlag-Rhythmus die Band aufmarschieren lassen. Jared Leto - gehüllt in ein zerschnittenes Joy Division-Shirt, eine weiße Lederja-cke und seine abgespacte Sonnenbrille auf der Nase tragend – und seine zwei Statisten hinter ihm eröffnen die Show mit „Kings and Queens“. Von nun an trennen sich Spreu und Weizen: Die einen sind komplett faszi-niert und hingerissen von dem glanzvollen Spektakel rund um Jared Letos Selbstinszenierung, und manch anderer kriegt fast das Kotzen. Jared Leto hält so gut wie in jedem Song mindestens einmal inne, um seine frohe Botschaft zu verbreiten, bei der Liedzeile „I’m no Jesus“ in „Search and Destroy“ posiert er sich in blas-phemischer Kreuzigungs-Haltung, und zwischendurch dirigiert er die Massen, zum Slogan „This Is War“ die Fäuste in die Höhe zu strecken oder das Triad mit den Händen zu formen. Wenn die Runen und Symbole bisher noch nichts von einer Sekte hatten, dann spä-testens jetzt. Einerseits beeindruckt es wirklich, was für eine große Gemeinschaft Musik bilden kann, jedoch

    stellt sich für mich die Frage, inwiefern 30 Seconds To Mars wirklich noch ihre Musik verkaufen. Denn viel-mehr ist es eine komplette Show rund um die Person Jared Leto. Die Akrobaten auf der Bühne überbrü-cken manchmal die Pausen zwischen den Songs, manchmal aber herrscht einfach nur eine ganze Minute lang Stille und Dunkelheit auf der Bühne. Was genau diese Zirkusshow mit Akrobaten und Jongleure etc. bei einer Rockshow zu suchen hat, kann man sich auch nur mit ganz wilden Fantasien erschließen. Es ist schon unterhaltsam, jedoch ist es eine eigenartige Weise der Revolution, die Grenzen einer Musikshow zu brechen. Die ganzen Konfetti-Ladungen, Ballons oder Wassertiere sind Entertainment pur, aber letzten Endes sind es eben doch nur diese Aktionen, die einem im Gedächtnis bleiben, wenn man an den Auftritt zurück denkt, und nicht die Musik von 30 Seconds To Mars, die an sich ja eigentlich immer gut und genießbar war. Zu viele Geschmacksverstärker und Konservie-rungsstoffe versauen eben manchmal doch den Brei. Lea Biermann, Foto: Oelschlegel

  • KONZERTNAcHBERIcHTE

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    OPEN AIR AM BERG 201317.-18.05.2013, EIcHSTÄTT

    An Pfingsten ist es traditionell laut in Eichstätt, denn da stellt der Joke e.V bereits seit 21 Jahren das beliebte Open Air Am Berg auf die Beine, mit gutem Line-Up und top Organisation. Dieses Jahr gab es für nur 35 Euro mit Skindred, Madsen, Sepultura oder Dende-mann einige echte Highlights zu sehen, aber auch die restlichen Bands waren durch die Bank hörens-

    wert und jeder der insgesamt mehr als 7500 Rockfans fand seine ganz persönlich passende Nische. Zum Auftakt am Freitag hatte nur ein Einziger miese Laune, nämlich Petrus – pünktlich zu den ersten Konzerten färbte sich der Himmel dunkelgrau und der Regen mit Temperatursturz ließ nicht lange auf sich warten. Trotzdem konnte man noch von Glück reden, denn das angekündigte Gewitter verschonte den Berg und am nächsten Tag wurde man sowieso für alles entschädigt, mit dem rundum perfekten Festivalwet-ter! Ein bisschen über 20 Grad und Sonnenschein, nicht zu warm und nicht zu kalt. Was will man mehr? Dazu noch einen Packen vielseitiger Bands und ein entspanntes Publikum, das es sich auf dem Gras bequem machte. Gerade diese Lockerheit macht dieses Festival so beliebt, denn es wird wirklich viel dafür getan, es dem Besucher so angenehm wie möglich zu machen. Von der Stadt aus fährt einmal die Stunde kostenlos ein Bus zum Gelände, die Wege sind kurz, Essen und Trinken erschwinglich und es wur-den Tipis aufgestellt, in denen man sich abends am Lagerfeuer aufwärmen konnte. Wartezeiten gab es auch kaum, denn sowohl der Einlass und die Sicher-heitskontrollen als auch der Umbau zwischen den einzelnen Bands verlief zügig und reibungslos. Großes Lob an die Veranstalter und freiwilligen Helfer! Und jetzt Stifte raus: Die nächste Folge dieses Trips ins Glück wird am 6. und 7. Juni 2014 stattfinden, man sieht sich! Yvonne Simon

    ROCK HARD-FESTIVAL17. - 19.05.2013, GELSENKIRcHEN, AMPHITHEATEREs bleibt dabei: Das Rock Hard-Festival ist die beste Freiluftveranstaltung in Deutschland, wenn es um harte Musik geht, und es ging heuer bereits in die elfte Runde. Auch wenn die Außentemperaturen diesmal etwas zu wünschen übrig ließen, herrschte jederzeit ausgelassene Stimmung im Amphitheater und die ca. 7500 Fans feierten ihre Helden unabhän-gig der Tageszeit ab, was das Festival deutlich von bekannten Mega-Events abhebt, wo die Party vor-nehmlich auf dem Campingplatz stattfindet – ganz egal, welche Band sich auf der Bühne gerade den Arsch abschwitzt. Diese (ja, nur eine!) Bühne teilten sich an drei Tagen 22 Bands, die von okkultem Hard Rock über Power- bis Death Metal ein breites Spek-trum abdeckten und mit ihren jeweiligen Einzelleis-tungen fast immer überzeugen konnten. Das galt insbesondere auch für den Sound, der bis auf wenige Ausnahmen sehr gut und auch nicht zu laut war. Dass das weite Rund bereits am Mittag gut besucht ist, liegt bestimmt auch daran, dass maximal „nur“ acht Bands pro Tag spielen – eine begrüßenswerte Gegen-bewegung zu großen Veranstaltungen, bei denen man ohne Sekretärin oftmals hoffnungslos überfordert ist. Klasse statt Masse lautet hier die Devise. Neben

    vielen Highlights im „Mittelfeld“ (Gospel Of The Horns, Orchid, Mustasch, Desaster, D-A-D, Denial Of God und, ja, Tank) konnte man v.a. mit drei erstklassigen Headlinern aufwarten: U.D.O. walzten am Freitag mit starkem eigenen Material und einigen Accept-Klas-sikern alles nieder, Queensryche ließen am Samstag mit einem fantastischen Old-School-Set US-Metal-Liebhaber niederknien, und King Diamond mar-kierte zum Abschluss den vielleicht rundesten, stim-migsten, schlicht besten Headliner, den das Festival bisher erlebt hat. Wie immer ein rundum gelungenes Wochenende im schönen Ruhrpott! Jens Reinhold

    KinG DiAMOnD

  • more zusammen mit seiner nunmehrigen Ehefrau candice Night 1997 das Renais-sance-Musik Projekt Blackmore’s Night (wobei Renaissance im englischspra-chigen Raum mitunter mit dem mittel-europäischen Verständnis von Mittelalter gleichgesetzt wird) startete, sind die Briten alljährlich gern gesehene Gäste auf den hiesigen Konzertburgen. Der neunte Stu-diostreich der mittelalterlich gewandeten Musiker bietet jetzt allerdings nichts wirk-lich weltbewegend Neues. „Dancers And The Moon“ offeriert dem Fan wieder die übliche Melange träumerischer, mit klas-sischen Instrumenten angereicherter Folk-musik, mit einem dezenten Schuss Pathos. Hervorzuheben sei hier nur das dufte Uriah Heep-cover von „Lady in Black“. TA

    BLACK SABBATH13MERCURY / UNIVERSAL

    Im Wettbewerb um die maximale Zeitspanne zurück zum letzten gemein-samen Studioalbum legen Black Sab-bath anno 2013 mit 35 Jahren Distanz schon mal die Latte auf eine neue Best-

    marke. Osbourne, Iommi und Butler – Bill Ward stieg vor kurzer Zeit aus – haben tat-sächlich ein neues Album in dieser Quasi-Ur-Besetzung am Start. Im Studio betreute sie Rick Rubin, was zur Folge hatte, dass das Ergebnis sehr viel Spirit der Anfangszeit atmet. Wenn ich also in den 60ern gebo-ren bin und die Band quasi meine Jugend begleitet hat, dann ist diese Scheibe ein wunderbares Wiedersehen mit dem geni-alen Duo Iommi und Butler an Gitarre und Bass und dem sirenenhaften, völlig eigen-ständigen Klagegesang von God Ol’ Ozzy Osbourne. Braucht aber viele Durchläufe und eine angemessene Lautstärke. Das lässt dann schon darüber hinwegsehen, warum eigentlich kein Song so wirklich hängen bleibt. Aber wer schreibt denn ein „Paranoid“-Riff schon zweimal im Leben? Auch wenn es sicher viele so wie ich sehen: Mit dieser Platte kann die Band würdig ab-treten. Jüngere Semester greifen da lieber zu Bands wie Graveyard oder Kadavar. EF

    CALEXICOMAYBE ON MONDAYCITY SLANG / UNIVERSAL

    Bevor calexico am 6. Juli in Würzburg und am 17.07. im Nürnberger Serena-denhof ihre Som-mergastspiele in der Region absolvie-ren, bringen sie als Geschenk aus der Wüste noch eine

    neue, fast bessere Version von „Maybe On Monday“ mit, garniert mit drei coverversi-onen (u.a. Elvis costello). Muss ma