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Effizientes Reproduktionsmanagement in der Sauenhaltung. Geben Sie den Takt einfach selbst an.

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Effizientes Reproduktionsmanagement in der Sauenhaltung.

Geben Sie den Takt einfach selbst an.

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Betriebswirtschaftliche Bedeutung des Fortpflanzungsmanagements in der Sauenhaltung

Fortpflanzungsbiologische Grundlagen des Herdenmanagements

Neuroendokrine Steuerung des SexualzyklusBiotechnische Steuerung von Brunst und Ovulation

Darstellung der praxiserprobten biotechnischen Verfahren

Zyklusstart bei abgesetzten SauenBrunstsynchronisation von geschlechtsreifen JungsauenOvulationssynchronisation und terminorientierte Besamung von Alt- und JungsauenGeburtensteuerung

Schlussbemerkungen Notizen

Literaturhinweis

1.

2.

2.12.2

3.

3.13.23.3

3.4

4.

5.

6.

Seite 4

Seite 8

Seite 12

Seite 20

Seite 22

Seite 23

Inhaltsverzeichnis

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1. Betriebswirtschaftliche Bedeutung des Fortpflanzungsmanagements in der Sauenhaltung

Innerhalb der Landwirtschaft bildet die Schweineproduktion einen wichtigen Betriebs- undErwerbszweig. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe ist es von entscheidender Bedeu-tung, niedrige Produktionskosten und hohe biologische Leistungen der Tiere zu erzielen. In der Sauenhaltung hat das Management mittels einer exzellenten Herdenführung hohe Aufzucht-ergebnisse in Verbindung mit einer rationellen Arbeitswirtschaft sicherzustellen. Im europä-ischen Vergleich gilt eine Leistung von mindestens 25 aufgezogenen Ferkeln je Sau ab erster Belegung (EB) und Jahr als erforderlich, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten.

Hohe und stabile Fortpflanzungsleistungen haben wesentlichen Einfluss auf eine gewinn-bringende Sauenhaltung. Tabelle 2 zeigt eine Kalkulation zu den ökonomischen Auswirkungen. Diese unterliegen in Abhängigkeit von den Marktpreisen und –erlösen gewissen jährlichen Schwankungen.

Je nach den betrieblichen Bedingungen und Anforderungen lässt sich die Sauenherde nach einem unterschiedlichen Produktionsrhythmus bewirtschaften. Von Vorteil sind solche Rhythmen, die sich ganzzahlig durch 7 teilen lassen, also der Einwochen-Rhythmus (7 Tage) oder mehrwöchige Rhythmen. Kleinere Sauenbestände erreichen die angestrebte Gruppen-größe durch die Zusammenfassung von Sauen, die in einem längeren Rhythmus abferkeln. Die gleichzeitig abgesetzten Ferkel können dann gemeinsam aufgezogen und anschließend verkauft werden. Tabelle 3 vermittelt die bestehenden Zahlenverhältnisse. Es wurde ein Aufzuchtergebnis von 10 verkaufsfähigen Ferkeln je Wurf unterstellt.

Zugleich verstärkt sich am Schweinemarkt die Forderung nach größeren Partien von Ferkeln für die Zucht oder Mast, die möglichst das gleiche Geburtsdatum und Gewicht, einen defi-nierten Gesundheitsstatus sowie eine marktgerechte Genetik aufweisen. Schweinemastbe-triebe verlangen große, den Mastabteilen angepasste Ferkellieferungen von einheitlicher Qualität und Herkunft. Dies führt dazu, dass immer mehr Schweinezüchter und Ferkelerzeuger umfassenden Gebrauch von der künstlichen Besamung (KB) machen und die Gruppenabfer-kelung praktizieren. Die Gruppengröße richtet sich dabei nach den Bedürfnissen der Mastbe-triebe. In vielen von ihnen sind die Abteilgrößen in den letzten Jahren weiter gewachsen. Um die Mastabteile konsequent im Rein-Raus-System betreiben zu können, sind Ferkelgruppen in der entsprechenden Größe bereitzustellen.

Einflussfaktoren Gewinn in € je Sau

1 % weniger Ferkelverluste 8,00 €Einmal Umrauschen / Jahr weniger 46,00 €Plus 1 aufgezogenes Ferkel / Sau 38,00 €Plus 1 kg Ferkelverkaufsgewicht 6,00 €

Anteil erster Würfe (%) 18 – 20

Erstbesamungsalter (Tage) 240 – 255

Würfe je Sau und Jahr mind. 2,36

Würfe je 100 Belegungen (%) > 85

Lebend geborene Ferkel je Wurf (Stück)

Altsauen 13 – 14

Jungsauen 12 – 13

Säugezeit (Wochen) 3 – 4

Zitzenzahl bei den Mutterrassen pro Seite mind. 7

Milchleistung je Sau und Säugetag (Liter) 10 – 12

Abgesetzte Ferkel je Wurf > 11

Abgesetzte Ferkel / Sau ab EB und Jahr > 25

Tab. 2: Erfolgsfaktoren der Ferkelerzeugung

Tab. 1: Produktionsziele für die Ferkelerzeugung

Quelle: Erfolg im Stall, Spezialausgabe Schweine 2008/2009, S. 4

Abb. 1: Gruppendurchlauf in der Sauenherde auf Basis eines gesteuerten Fortpflanzungsrhythmus

Wartestall

Abferkelstall

Jungsauenaufzucht

TK-Stall

Eroscenter

Tab. 3: Gruppengrößen von verkaufsfähigen Ferkeln in Abhängigkeit von der Herdengröße und vom Produktionsrhythmus

AnzahlSauen 1 Woche 2 Wochen 3 Wochen 4 Wochen 5 Wochen

100 45/50 95 140 190 240

150 67/75 142 210 284 360

200 90/100 190 280 380 480

250 112/125 237 350 475 600

300 135/150 285 420 570 720

Größe der Verkaufspartien beim Rhythmus von...

21/20 10 7 5 4

4/3 3 4 3 4

Unterteilung der Herde in Sauengruppen:

Bei der Gruppenabferkelung (periodenweises Abferkelsystem) wird die Sauenherde in gleich große Tiergruppen unterteilt. Diese durchlaufen gemeinsam alle Reproduktionsstadien von gleichzeitiger Belegung über Trächtigkeit (einschließlich deren Kontrolle = TK), Abferkelung und Absetzen bis zur erneuten Belegung (Abbildung 1).

ZukaufJungsauen

eigene Mast VerkaufVerkauf

Ferkelaufzucht

Abgang

Eingliederung

Bevorzugte Säugezeit (Wochen):

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Eine hohe Aufzuchtleistung im Ferkelerzeugerbetrieb ist das Ergebnis vielfältiger Bemüh-ungen und Maßnahmen. Dazu zählen die strikte Einhaltung des „Alles-rein-alles-raus“-Prinzips bei der Bewirtschaftung der Abferkel- und Aufzuchtabteile, das periodenweiseAbferkeln der Sauengruppe in Verbindung mit einer gezielten Fortpflanzungslenkung, das Vorhandensein eines Deckzentrums bzw. Besamungsstalles, exakte Brunstkontrolle und Trächtigkeitsdiagnose, die phasengerechte Fütterung sowie systematische Bestandsremon-tierung. Um größere Gruppen von gesunden Ferkeln bereitzustellen, müssen vornehmlich kleinere Ferkelerzeuger ihre Betriebsorganisation verändern. Der Übergang zur Gruppen-abferkelung und die Einführung eines Produktionszyklogrammes erbringt vielerlei Vorteile. Diese sind in folgenden Punkten zu sehen:

> Rationalisierung der Arbeitsvorgänge, steigende Produktivität bei einem Arbeitsaufwand von weniger als 13 Akh je Sau und Jahr

> Planbare Arbeitsschwerpunkte und Perioden der Arbeitsruhe (z.B. „abferkelfreie Wochenenden“)

> Verbesserte Bestandsübersicht und Herdenführung sowie Kontrolle mittels Sauenplaner

> „Alles-rein-alles-raus“-Verfahren im Abferkelstall führt zu höheren Aufzuchtergebnissen durch verbesserten Hygienestatus

> Konzentration der Abferkelperioden ermöglicht effektivere Geburtsüberwachung, Wurfausgleich und niedrigere Saugferkelverluste

> Vereinfachte Impfprogramme, insbesondere bei gruppenweiser Muttertierschutzimpfung und effektiver Ferkelservice

> mehr verkaufsfähige Ferkel je Sau und Jahr > höhere direktkostenfreie Leistung gegenüber kontinuierlichem Absetzen > Bereitstellung marktkonformer Ferkelpartien

In der Vermarktung werden größere Ferkelpartien im Vergleich zu Kleingruppen mitZuschlägen gehandelt.

Natürlicherweise steht der angestrebten Komprimierung der Belegungs- und Abferkeltermineder Sauengruppen die individuelle Streuung der Sexualzyklen bei den Einzeltieren entgegen. Mit der Gruppenabferkelung und umfassenden Nutzung der künstlichen Besamung ist das Interesse an geeigneten biotechnischen Verfahren zur Steuerung der Fortpflanzungstermine einer Sauenherde gewachsen. Die sinnvolle Nutzung der vorliegenden fortpflanzungsphy-siologischen Erkenntnisse gestattet die zielstrebige Anwendung zoo-und biotechnischer Maßnahmen zur Fortpflanzungssteuerung der Sauen im Interesse einer wirtschaftlichen, zukunftsträchtigen Ferkelerzeugung.

1. Arbeitswirtschaft und Management

2. Tierhygiene und -gesundheit

3. Herdenleistung

7

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2.1. Neuroendokrine Steuerung des SexualzyklusDie Steuerung der Sexualfunktionen der Sauen wird durch das eng koordinierte Zusammen-wirken von Hypothalamus, Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse) und Gonaden (Keim-drüsen = Ovarien) bewirkt. Alle direkt am Fortpflanzungsgeschehen sowie an der Laktation beteiligten Hormonsysteme arbeiten in einem großen Regelkreis neuroendokriner Integration (Abb. 2). Dieser ist verantwortlich für die Sexualdifferenzierung und Entwicklung der Ge-schlechtsreife und schafft die hormonellen Voraussetzungen für den regelmäßigen Ablauf des Brunstzyklus und der Ovulation. Er schließt auch die Steuergrößen für die Trächtigkeit, Geburt und Laktation ein.

Der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, fungiert als Vermittler zwischen Zentralnerven-system und endokrinem System. Er empfängt und vermittelt sowohl die über die Hirnrinde erhaltenen visuellen, taktilen, akustischen, olfaktorischen u.a. Umweltreize (z. B. Anblick, Laute, Berührung und spezifischer Geschlechtsgeruch des Ebers) als auch die Signale aus dem Tier-körper. Durch Neurohormone, die man als Releasing-Hormone bezeichnet, werden die auf die Gonaden wirkenden (= gonadotropen) Hormone gebildet und freigesetzt. Das im Gehirn beider Geschlechter, vor allem im Hypothalamus, gebildete Gonadotropin-Releasinghormon (GnRH) wirkt auf die Adenohypophyse ein und kontrolliert deren gonadotrope Aktivität, d.h.es ist für die Bildung und Sekretion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteini-sierenden Hormons (LH) verantwortlich. Unter ihrem Einfluss produzieren die Ovarien zyklus-abhängig Östrogene, die vor allem die Ausprägung der Brunstsymptome bewirken, sowie Progesteron, welches zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Trächtigkeit erforderlich ist. Diese Hormone wirken wiederum auf den Hypothalamus ein: ein hoher Blutspiegel an Geschlechtshormonen hemmt und ein Abfall dieser Hormone verstärkt die Gonadotropin-abgabe. Es bestehen weitere, in der Abbildung durch positive bzw. negative Rückkopplungen gekennzeichnete Interaktionen zwischen den dargestellten Ebenen, endogenen Hormonen und Steuersubstanzen. Auch nehmen der Ernährungszustand und die Körperbeschaffenheit (Kondition) der weiblichen Zuchttiere hierauf Einfluß.

Unter physiologischen Bedingungen wird durch diese Rückkopplungseffekte ein Gleichge-wichtszustand zwischen Hypothalamus-HVL-System und Ovarien aufrechterhalten. Als dessen charakteristisches Phänomen tritt bei geschlechtsreifen, gesunden Sauen der Östrus-Zyklus in Erscheinung. Innerhalb dieses Zyklus lassen sich bei nicht trächtigen Tieren folgende Hauptphasen und hormonelle Abläufe unterscheiden: dem gegen Ende des Diöstrus (sexuelle Inaktivität) einsetzenden Progesteronabfall folgt, vor allem unter dem Einfluss von FSH, die Einleitung des Follikelwachstums an den Ovarien. Vermehrte Östrogensekretion im Proöstrus ist von beginnender sexueller Aktivität der Sauen (Rötung und Schwellung der Vulva) begleitet. Darauf folgend beginnt die Ausschüttung von LH, um den präovulatorischen Gipfel zu errei-chen. Es beginnt der Östrus (Duldungsreflex, Paarungsbereitschaft). Die Follikelentwicklung an den Ovarien tritt in ihr Endstadium und in bestimmtem Abstand (schwankend von ca. 30 bis u.U. über 45 Stunden) nach dem LH-Gipfel kommt es zur Ovulation (= Eisprung). Nach erfolgter Ovulation bilden sich an der Stelle der Follikel die Gelbkörper (Luteinisierung), welche die erneute Progesteronsynthese und -sekretion aufnehmen. Die Rauschesymptome klingen ab. In der Gelbkörperphase hemmt der hohe Progesteronspiegel die hypophysäre Gonadotropinsekretion. Der Zyklus ist abgeschlossen.

ZNS

Hypothalamus

Limbisches System

Adenohypophyse

Area praeoptica

Cortex

Neurotransmitter

Mesencephalon

Corpus pineale

GnRH PIF PRH Dopamin

GnRH

Ö.

Ö.

P.

Ö.

P.

Östrogene (Ö.) Progesteron (P.)Inhibin

nerval

LHFSH Prolaktin

Östrogene Progesteron

Sekundäre Geschlechtsorgane

PGF

FSHLHProlaktin

Ovar

Follikel Corpus luteum

direkte Wirkung

Wirkung über Rückkoppelung

Stimulation

Hemmung

Abb. 2: Neurohormonale Regulation der Fortpflanzung beim weiblichen Tier nach U. Schnurrbusch und U. Hühn, 19942. Fortpflanzungsbiologische

Grundlagen des Herden- managements Äußere Reize

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2.2. Biotechnische Steuerung von Brunst und Ovulation

Nachfolgend werden die wesentlichen Ansatzpunkte für Maßnahmen zur Zyklussteuerungbei zuchttauglichen Sauen dargestellt. Sie bestehen im Grundsatz in einer Beeinflussung vonReproduktionsfunktionen mit biologisch aktiven Substanzen, um die beschriebenen physiolo-gischen Prozesse von Follikelwachstum, Follikelreifung und Ovulation zeitgleich in Tiergruppen zu induzieren. Entscheidend für das Erreichen dieses Zieles ist die Simulation der zeit- und konzentrationsabhängigen FSH- und LH-Wirkungen auf gonadotropinabhängige Follikel. Diese wird nach derzeitigem Kenntnisstand am besten durch die Anwendung von PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) und einer nachfolgenden Ovulationsinduktion erreicht. Zeitgleiche Anwendungen von PMSG und HCG (Human Chorionic Gonadotropin) oder HCG und Östrogenen können die physiologischen Prozesse nicht optimal induzieren. Untersu-chungen von Barbe et al. 1997 (auszugsweise in Abb. 3, 4) zeigen, dass bei Sauen, die mit reinem PMSG stimuliert wurden, der Eintritt des Duldungsreflexes einheitlicher verläuft und die Hormonabläufe (FSH, LH, Östrogene, Progesteron) besser den natürlichen Prozessen des Östruszyklus entsprechen als bei Sauen, die mit Mischpräparaten stimuliert wurden. Während in der Gruppe 2 (400 IE PMSG/200 IE HCG) drei Sauen einen LH-Peak von schwacher Intensität während des Duldungsreflexes zeigten, wiesen drei Sauen der Gruppe 3 (1.000 IE PMSG) sehr klare und einheitliche LH-Peaks zu Beginn ihres Duldungsreflexes auf.

Zyklusstart und Brunstsynchronisation zählen zu den erprobten hormonellen Möglichkeiten, die bei den derzeit zugelassenen Biotechniken und erfolgreich praktizierten Verfahren zur Zyklussynchronisation von Bedeutung und mit wissenschaftlichen Ergebnisberichten sowie jahrzehntelangen Praxiserfahrungen belegt sind. In beiden Fällen handelt es sich darum, eine Stimulation oder Synchronisation der Brunst- und Ovulationseintritte zu erreichen. Sie sind vornehmlich für die gruppenweise Anwendung bei Sauen vorgesehen, können jedoch auch für die Steuerung der genannten Fortpflanzungsereignisse bei Einzeltieren in Erwägung gezogen werden. Dafür kommen als verlässlichste Methoden die zyklusgerechte Anwendung gonadotroper Hormonpräparate im Anschluss an eine vorausgegangene Zyklusblockade (Säugezeit bei ferkelführenden Sauen, medikamentelle Brunstsynchronisation bei Jungsauen) sowie nachfolgend der Einsatz geeigneter ovulationsauslösender Biotechnika in Betracht. Bei der Brunststimulation gelangt das Stutenserumgonadotropin PMSG (synonym: auch eCG, equines Choriongonadotropin genannt) zur Anwendung. Das PMSG-Molekül vereinigt in sich zwei Wirkungsrichtungen, die den Wirkungen von FSH und von LH entsprechen.

Das Gonadotropin PMSG regt aufgrund seiner bivalenten gonadotropen Wirksamkeit und seiner relativ langen Halbwertzeit das Wachstum und Heranreifen gonadotropinabhängiger Follikel, die Östrogenbildung und den Eintritt der Paarungsbereitschaft mit eingeschlossenem Duldungsreflex und nachfolgender Ovulation an. Zur Anregung und Auslösung der Ovula-tionseintritte wurden bei PMSG-vorbehandelten Sauen in der Vergangenheit ebenfalls extra-hypophysäre Gonadotropine auf der Basis von humanem Choriongonadotropin verwendet.Als HCG-Vorzugsdosis wurden 500 Internationale Einheiten (IE) herausgestellt. Seit derVerfügbarkeit synthetischer Gonadotropin-Releasinghormone (GnRH) konnte eine voll-ständige Substitution des HCG durch das superaktive GnRH-Analogon D-Phe6-LHRH mit protrahierter Wirkung erreicht werden. Es bewirkt bei zyklusgerechtem Einsatz nach der PMSG-Injektion den gleichen Effekt wie das originäre im Hypothalamus gebildete GnRH. Der im spontanen Zyklus auftretende LH-Gipfel wird imitiert und ruft unter den Bedin-gungen des Östrus alle physiologischen Reaktionen bei der Follikelreifung, Ovulation und Gelbkörperentwicklung hervor.

Die Methode der reversiblen medikamentellen Dämpfung (Blockade) der Brunst bei Jungsauen basiert auf der täglichen oralen Verabreichung von Brunstsynchronisatoren mit gestagenähn-licher Wirkung über einen bestimmten Zeitraum (15 bis 18 Tage). Während dieser Wirkstoff-zufuhr wird der Sexualzyklus durch die verminderte Gonadotropinausschüttung solange unterdrückt, bis die Applikation abgesetzt wird. Die gleichzeitige Beendigung dieser Medikationbei einer intakten Jungsauengruppe bewirkt bei darauf abgestimmtem Management das weit- gehend synchrone Auftreten der Brunst bei den Tieren, so dass sie innerhalb eng begrenzter Zeitspannen erstbesamt werden können und tragend werden. Bei der Mehrzahl der geprüften Reproduktionstechniken zur Brunstsynchronisation von Jungsauen erfolgte eine orale Verabreichung potenzieller Hemmstoffe der hypophysären Gonadotropinsekretion. 1990 stand erstmals dafür auch in Deutschland ein zugelassenes Präparat mit dem Wirkstoff Altrenogest zur Verfügung, welches in 100 ml öliger Lösung 0,4 g Altrenogest enthält. Inzwischen sind weitere generische Präparate hinzugekommen.Seitdem liegen auch hierzulande Untersuchungsergebnisse über die klinische Eignungsprü-fung sowie langjährige Praxiserfahrungen zum Einsatz von Altrenogest in Kombination mit PMSG zur Zyklussynchronisation bei geschlechtsreifen Jungsauen vor. Die Methode bietet bei sachgemäßer Einordnung in das Reproduktionsmanagement gute Ausgangsbedingungen für den Start der weiblichen Zuchttiere in die produktive Lebenszeit und eine betrieblich vorteilhafte Nutzungsdauer über fünf bis sechs Würfe.

Abb. 4: LH–Konzentrationsverläufe der Gruppe 3 (1.000 IE PMSG)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

LH in ng/ml Verläufe und Brunst

Tage nach Absetzen

0

1000 IE PMSG

500 IE HCG

max. 17,3

14

12

10

8

6

4

2

0

Sau 9Sau 10Sau 11Sau 12

Abb. 3: LH–Konzentrationsverläufe der Gruppe 2 (400 IE PMSG / 200 IE HCG)

14

12

10

8

6

4

2

01 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

LH in ng/ml Verläufe und Brunst

Tage nach Absetzen

0

400 IE PMSG200 IE HCG

Sau 5Sau 6Sau 7Sau 8

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3. Darstellung der praxiserprobten biotechnischen Verfahren

Steuernde Biotechnik setzt natürlich ein einwandfreies Management und gesunde Tiere voraus. Nur unter dieser Voraussetzung sind die angestrebten Resultate zu erwarten. Aus-gangspunkt für ein optimales Reproduktionsmanagement sind die über die Sinnesorgane vermittelten Umweltreize und -einflüsse. Zu den Maßnahmen einer „fortpflanzungsfreund- lichen“ Gestaltung des Herdenmanagements in der Sauenhaltung zählen insbesondere die tiergerechte Betreuung und Haltung, eine auf die einzelnen Reproduktionsabschnitte abgestimmte Phasenfütterung, die gezielte sexuelle Stimulation der Tiere und die optimale Gestaltung weiterer Elemente des Reproduktionsprozesses.

Übersicht 1 zeigt, wie die unter Punkt 3.1. bis 3.3. beschriebenen Biotechniken zur Zyklus-steuerung wirken, welche Vorteile sich daraus ergeben und wo sie praktisch nutzbar sind.

3.1. Zyklusstart bei abgesetzten SauenBei den Zuchtsauen mit vorausgegangener Säugezeit lässt sich mittels einer Reihe vonzootechnischen Stimulationsmaßnahmen eine gewisse Gleichschaltung der Brunsteintritteerzielen. Nicht immer, insbesondere unter Großbestandsbedingungen, reichen diese jedoch aus, um rechtzeitiges und konzentriertes Rauschen der gruppenweise abgesetzten Tiere und damit kurze Absetz-Östrus-Intervalle zu gewährleisten. Verzögerte oder gänzlich ausbleibende Östren innerhalb der vorgesehenen Besamungspe-rioden erweisen sich als störend für den Betriebsablauf, verlängern den Wurfabstand und vermindern den wirtschaftlichen Ertrag entscheidend. Davon können vornehmlich primipare Sauen sowie stärker abgesäugte Tiere mit einer hohen vorhergehenden Aufzuchtleistung und spezielle Anpaarungsperioden, z. B. die als fruchtbarkeitslabil geltenden Sommermonate, betroffen sein.

Eine erprobte Methode zur Überwindung der genannten Probleme besteht in der Brunststi-mulation: den betreffenden Sauen werden zum Zwecke des Zyklusstartes exakt 24 Stunden nach der Trennung von den Ferkeln geeignete PMSG-Präparate injiziert. In ovardiagnostischen, organo- und histometrischen sowie klinischen Untersuchungen, bei welchen die Dessauer Stutenserumgonadotropine verwendet wurden, ergab sich im Dosisbereich von 750 bis 800 IE PMSG eine „milde“ Stimulation der Ovulationszahlen, während die Dosis von 1.000 IE PMSG bereits eine „markante“ ovarielle Stimulation, gefolgt von durchschnittlich mehr als 20 Follikeln je Altsau, bewirkte. Bei vorschriftsmäßig behandelten, geschlechtsgesunden Hybridsauen kann damit gerechnet werden, dass mindestens 95 % der Tiere innerhalb weniger Tage nach dem biotechnischen Zyklusstart brünstig werden. Das mittlere Absetz-Östrus-Intervall be-trägt vielerorts nach vierwöchiger Säugezeit 4,5 bis 5 Tage. Die Östren konzentrieren sich auf den 4. bis 6. Tag nach dem Absetzen und lassen sich erfolg-reich für die duldungsorientierte Erstbesamung nutzen.

In weiteren Untersuchungen erbrachte das dargestellte Behandlungsregime im Vergleich zu zeitgleichen Kontrolltieren ohne PMSG-Stimulation eine signifikante Erhöhung der Wurf-größe um 0,5 lebend geborene Ferkel je Folgewurf. Im Gegensatz zu reinen PMSG-Präparaten schaffen Kombinationen aus PMSG und HCG bei simultaner Verabreichung keine optimalen Konzeptionsbedingungen. In vergleichenden Untersuchungen zur Östrusstimulation primiparer Sauen (Tab. 4) erwies sich der Einsatz von 1.000 IE PMSG gegenüber einem Kombinations-präparat (400 IE PMSG/200 IE HCG) als die besser auf die reproduktionsphysiologischen Prozesse abgestimmte Variante (Barbe et al. 1997). Der programmierte Einsatz der erprobten PMSG-Präparate dient im Weiteren als vorbereitende Maßnahme (1. Behandlungsschritt) für die unter 3.3 beschriebene Ovulationssynchronisation der Sauen.

Biotechnisches Verfahren Erzielte Wirkungen Anwendung

Zyklusstart nach dem Absetzen der Ferkel

•Sicherung kurzer Absetz- Östrus-Intervalle und hoher Östrusraten

•Stabilisierung/Erhöhung der Wurfgröße

•Minderung saisonaler Fruchtbarkeitsschwan-kungen

•weniger stillbrünstige Sauen

•Optimierung des Besa-mungsmanagements

•partiell bei primiparen Sauen

•saisonal in der sommerli-chen Jahreszeit

•stark abgesäugte Sauen•herdenweise zur Frucht-

barkeitssteigerung•notwendig als Vorbe-

handlung zur OS

Medikamentelle Brunstsynchronisation

• effektive Einschleusung von Jungsauengruppen in periodenweise Abferkel-systeme

•Gleichschaltung der Brun-steintritte und EB-Termine

•Ferkelerzeugerbetriebe, deren Gruppenabferke-lungen auf dem14-Tage bzw. 3- ,4- oder 5-Wo-chenrhythmus basieren

•bei hohen Remontierungs-quoten oder Aufstockung

•großbetriebliche Sauenhaltung

•Neubelegung von Anlagen

Ovulationssynchronisation (OS)

•Gleichschaltung der Ovulationseintritte

•Betriebe, deren Belegungsmanagement auf terminorientierter KB basiert

Übersicht 1: Anwendungsgebiete für zyklussteuernde Verfahren

400 IE PMSG/200 IE HCG Gruppe 7

1.000 IE PMSGGruppe 8

Anzahl SauenTR (%)

7270,83

6177,04

igF/W in St. ( )(s)

11,162,94

11,023,31

lgF/W in St. ( ) (s)

10,413,14

10,593,00

Fl I in St. 737,00 816,00

Differenzen zwischen 400 IE PMSG/200 IE HCG und 1.000 IE PMSG

TR (%)igF/W in St. ( )IgF/W in St. ( )FI I in St.

- 6,21 0,14 - 0,18 - 79,00

Tab. 4: Ergebnisse der Versuche zu den Fruchtbarkeitsleistungen primiparer Sauen nach einer Säugezeit von 4 Wochen mit unterschiedlicher Brunststimulation

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3.2. Brunstsynchronisation von geschlechtsreifen Jungsauen

Um die zur Remontierung vorgesehenen Jungsauen zum gewünschten Termin in dasHerdenmanagement einzuschleusen und gleichzeitig mit den älteren Tieren der gebildetenSauengruppen erstbelegen (besamen) zu können, bedarf es besonderer Vorkehrungen.Dies gilt vornehmlich für größere Bestände und Herden mit hoher Remontierungsquote sowie für Ferkelerzeugerbetriebe, in denen die Sauengruppen im mehrwöchigen Rhythmus besamt werden und abferkeln sollen. Es gelingt nicht immer, die Jungsauen unter vertret-barem Aufwand und im vorgesehenen Zeitraum zur ersten Trächtigkeit zu führen, da der Eintritt der Geschlechtsreife (Pubertätsalter) und die nachfolgenden Brunstzyklen natürli-cherweise von Tier zu Tier beträchtlich schwanken.

In den genannten Fällen besteht ein praktisches Interesse an geeigneten Methoden zur Brunstsynchronisation (BS). Dafür stehen mehrere BS-Mittel zur Verfügung, die den Wirk-stoff Altrenogest enthalten. Die effektive Dosis liegt zwischen 16 und 20 mg Altrenogest je Jungsau und Tag. Die Applikationen erfolgen oral und sollten mindestens 15 Tage dauern. Eine Verlängerung der Applikationszeit auf 18 Tage präzisiert den Synchronisationseffekt, wenn auf eine anschließende PMSG-Injektion verzichtet wird und die Besamung der brünstigen Tiere duldungsorientiert erfolgt. Der Synchronisationseffekt übertrifft bei Kreuzungstieren den der Large White-Jungsauen. Altrenogest erwies sich als weniger effektiv bei Jungsauen, die bis Behandlungsbeginn noch nicht geschlechtsreif waren. Durch eine PMSG-Injektion im Anschluss an die Brunstsynchronisation mittels Altrenogest lässt sich der Synchronisations-effekt weiter verbessern. Das Behandlungsregime 16 bis 20 mg Altrenogest je Tier und Tag über 15 Tage (ratsame Verlängerung auf 18 Tage) in Kombination mit 750 - 800 IE PMSG 24 Stunden nach der letzten Altrenogest-Gabe erwies sich lange Zeit als besonders wirksam, um die Brunsteintritte auf die Spanne vom 4. bis 6. Tag nach BS-Ende zusammenzudrängen und die Jungsauen duldungsorientiert zu besamen.

Neuere Forschungsergebnisse von Frau Prof. Dr. U. Schnurrbusch (2003), Universität Leipzig, belegen, dass eine Verlängerung dieses Abstandes auf 36 – 42 Stunden der bisher angewandten Methode bezüglich der Synchronisationseffekte und Abferkel- ergebnisse deutlich überlegen ist. Mittlerweile erbrachten Feldversuche und Praxis- erfahrungen, dass der genannte Abstand ohne Beeinträchtigung der erzielten Ergebnisse bis auf 48 Stunden verlängert werden kann.

Eine zusätzliche ovulationsauslösende Injektion, z.B. mit einem GnRH-Releasing-Hormon im physiologisch bedingten Abstand nach PMSG, gewährleistet eine Terminierung der Ovulationseintritte innerhalb der synchronisierten Östren. Die exakte Dosierung der Altre-nogesthaltigen BS-Mittel beeinflusst entscheidend das Behandlungsergebnis. Als ebenso wichtig wurden die Qualität (Zuchtreife) und der Gesundheitsstatus des Jungsauenstapels und eine Reihe von Managementmaßnahmen erkannt.

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3.3. Ovulationssynchronisation und terminorien- tierte Besamung von Alt- und Jungsauen

Die Ovulationssynchronisation beruht darauf, dass die natürlicherweise im Brunstzyklus an den Ovarien der Sauen ablaufenden Vorgänge durch den termingerechten, dosierten Einsatz von Hormonpräparaten planmäßig gelenkt werden, um eine Gleichschaltung der Besamungs-termine bei ganzen Sauengruppen zu ermöglichen. Bei den in der beschriebenen Weise mit PMSG vorbehandelten Tieren sichert eine ovulationsauslösende bzw. stimulierende Injektion, dass die erfolgreich behandelten Probanden weitgehend synchron, d. h. innerhalb einer abschätzbaren, begrenzten Zeitspanne befruchtungsfähige Eizellen freisetzen.Für sauenhaltende Betriebe und Ferkelerzeuger, deren Fortpflanzungsmanagement auf termin-orientierte Besamung und periodenweises Abferkeln mit festem Produktionsrhythmus aus-gerichtet ist, wurden in umfangreichen wissenschaftlichen Versuchen die in Übersicht 2 dargestellten Verfahren als empfehlenswert herausgearbeitet. Betriebsspezifische Anpassungenunter Einbeziehung des betreuenden Tierarztes und der regionalen Beraterorganisation dienen der weiteren Optimierung. Die Angaben in der Übersicht 2 vermitteln Anhaltspunkte für erprobte Richtwerte. Bei der Ovulationssynchronisation der Altsauen wurde der zeitliche Ablauf für die 4-wöchige Säuge-zeit dargestellt. Sollte die Säugezeit der Ferkel über 4 Wochen betragen, muss der zeitliche Abstand zwischen der PMSG-Injektion und der Verabreichung eines Mittels zur Ovulations-synchronisation auf 56 - 58 h verkürzt werden. Bei einer 3-wöchigen Säugezeit ist der Abstand auf 72 - 80 h zu verlängern.

In zurückliegenden vergleichenden Untersuchungen zur Ovulationssynchronisation erbrachte ein synthetisches Derivat des natürlichen GnRH im Vergleich zur klassischen Methode (500 IE HCG) bei Jungsauen und abgesetzten Altsauen (Tabelle 5) überlegene Ergebnisse aus der terminorientierten Besamung. Dies wurde als Folge einer verbesserten biotechnischen Gleichschaltung der Ovulation in den Sauengrupppen gewertet und besonders für Sauen nach der Aufzucht ihres 1. Wurfes (Primi-parae), stark abgesäugte Sauen sowie abgesetzte Tiere während der warmen Sommermonateals bedeutungsvoll herausgestellt. Neben einem konzentrierten Ovulationsverlauf bei bio-technisch behandelten Sauen erwies sich deren Duldungsverhalten während der termin-orientierten Besamung als wesentliche Voraussetzung für hohe Fruchtbarkeitsleistungen. Jene Sauen, die sowohl bei der 1. Insemination als auch bei der Nachbesamung einen aus-geprägten Duldungsreflex aufwiesen, erzielten nachfolgend die höchsten Trächtigkeitsraten und Wurfgrößen.

Klassifizierung der Sauen

OS-Variante n Trächtig-keitsrate (%)

lebend geborene Ferkel

je Wurf je 100 EB

Normal 500 IE hcG 2877 82,2 11,3 935

GnRH-A 2) 2575 84,4 11,5 968

Stark abgesäugt 500 IE hcG 397 77,6 11,6 897

GnRH-A 2) 393 85,2 11,5 976

Tab. 5: Fruchtbarkeitsleistungen von Altsauen mit unterschiedlicher Zuchtkondition nach unterschiedlicher Ovulationssynchronisation (OS) 1)

1) nach Schnurrbusch und Hühn, 19942) GnRH-Analogon

Übersicht 2: Praxiserprobte Biotechnik-Programme zur Fortpflanzungssteuerung bei Sauengruppen

Brunstsynchronisation bei Altsauen nach dem Absetzen (Zyklusstart)

KB1 KB2

Brunstsynchronisation bei geschlechtsreifen Jungsauen

Ovulationssynchronisation bei geschlechtsreifen Jungsauen

Behandlung zur Brunstsynchronisation mit PMSG: 750 – 800 IE (u.U. 1.000 IE) KB1 KB2

15 - 18tägige orale Applikation von 16 - 20 mg Altrenogest pro Tier und Tag

Behandlung zur Brunstsynchronisation mit PMSG: 750 – 800 IE (u.U. 1.000 IE) bei Sauen

mit längerer Brunstdauer

KB1 KB2 (KB3)

15 - 18 Tage Vo Na1. Tag

Vo Na3. Tag

Vo Na5. Tag

Vo Na2. Tag

Vo Na4. Tag

Vo Na6. Tag

nach 36 - 48 h

max. nach 16 h

duldungsorientierte Besamung

max. nach 16 h

nach6 - 8 h

nach 78 - 80 h nach24 - 26 h

Behandlung zur Ovulationssynchronisation

mit einem synthetischen GnRH oder 500 IE HCG

15 - 18tägige orale Applikation von 16 - 20 mg Altrenogest pro Tier und Tag

nach 36 - 48 h

gleichzeitiges Absetzen der Ferkel (vorzugsweise nach kurzen

Säugezeiten von 3 oder 4 Wochen)

nachexakt24 h

max. nach 18 h

duldungsorientierte Besamung

Behandlung zur Brunstsynchronisation mit PMSG: 750 bis max 1.000 IE

Ovulationssynchronisation bei Altsauen

Behandlung zur Brunstsynchronisation mit PMSG: 750 bis max 1.000 IE bei Sauen

mit längerer Brunstdauer

KB1 KB2 (KB3)

4 Wochen Säugezeit Vo Na1. Tag

Vo Na3. Tag

Vo Na5. Tag

Vo Na2. Tag

Vo Na4. Tag

Vo Na6. Tag

max. nach 16 h

nach6 - 8 h

nach etwa 72 h nach24 - 26 h

Behandlung zur Ovulationssynchronisation

mit einem synthetischen GnRH oder 500 IE HCG

4 Wochen Säugezeit nachexakt24 h

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1918

Häufig praktizierte Verfahrensweise im Ferkelerzeugerbetrieb

Donn

erst

ag

Frei

tag

Sam

stag

Sonn

tag

Mon

tag

Dien

stag

Mitt

woc

h

Mitt

woc

h

Donn

erst

ag

Frei

tag

Absetzen der Sauengruppen im vorgegebenen Rhythmus stets am Morgen des Donnerstags

Konzentration der Brunsteintritte und schwerpunktmäßige Durchführung der Erstbesamungen am darauf folgenden Wochenanfang (Montag bis Mittwoch)

Abwarten aller spontanen Abferkelungen bis Mittwoch oder Donnerstag (3 Monate und 3 Wochen nach der letzten EB) und Geburtsauslösung bei den Sauen mit noch ausstehenden Abferkelungen mittels PGF2α (d.h. partiell zur Vermeidung von Über-tragungen)

Verabreichung einem Langzeit-oxytocin im Abstand von ca. 24 Stunden nach PGF 2α bei den Tieren, die noch nicht mit der Geburt begonnen haben

3 Monateund

3 Wochen

3.4. GeburtensteuerungIm Rahmen des Herdenmanagements stellt die Abferkelung einen Arbeitsschwerpunkt dar. Bei den eingestallten Sauen werden möglichst konzentrierte Zeitspannen für die Abferke-lung der aufeinanderfolgenden Tiergruppen und eine kurze Geburtsdauer der Einzeltiere angestrebt. Ersterem steht die natürliche Schwankungsbreite der Trächtigkeitsdauer entgegen. Daraus ergibt sich eine Reihe von Nachteilen. Verlängerte Tragezeiten (über 116 Tage) und verspätete Abferkeltermine beeinträchtigen die Arbeitswirtschaft und Tiergesundheit. Erprobte Steuersubstanzen mit geburtsauslösender Wirkung gestatten es, die Geburten zum normalen Termin, d. h. um den 115. Trächtigkeitstag einzuleiten. Zur Geburtsauslösung werden sehr sicher wirkende Prostaglandin-F2α-Präparate eingesetzt. In der Praxis haben insbesondere die synthetischen PGF2α-Analoga, die den Wirkstoff Cloprostenol enthalten, Eingang in das Abferkelmanagement gefunden, um die Geburtseintritte bei Einzeltieren (Partusinduktion) bzw. bei Sauengruppen biotechnisch zu steuern (Partussynchronisation) und auf wünschens-werte sowie notwendige Abläufe im Abferkelabteil auszurichten. Bei der Geburtsauslösung von Sauen sollte zur Vermeidung untergewichtiger bzw. unreifer Ferkel die Verabreichung des PGF2α-Präparates frühestens am 113., besser jedoch am 114. Trächtigkeitstag (insbesondere bei Jungsauen) vorgenommen werden. Mittels kombinierter Behandlungsprogramme, bestehend aus PGF2α plus einem geeigneten Oxytocin-Präparat, lässt sich eine weitere Komprimierung der Geburten und deren tageszeitliche Steuerung bewerkstelligen. Dabei wird die Wirkung von Oxytocin, welches den Sauen mit noch ausste-hender Geburt im etwa 24-stündigen Abstand zur Gabe von PGF2α verabreicht wird, durch diejenige eines Langzeitoxytocins übertroffen. Zugleich lässt sich hierdurch die Geburtsdauer der Sauen verkürzen.

Die biotechnische Lenkung der Geburtseintritte mittels PGF2α allein oder kombiniert mit einem Langzeitoxytocin hat vornehmlich reproduktionssteuernde Funktionen. Bei einer darauf abge-stimmten Betriebsorganisation und Ablaufplanung im sauenhaltenden Betrieb ergeben sich eine Reihe von Vorteilen.

Hierdurch lassen sich die Geburtseintritte einer Abferkelperiode auf die Werktage konzentrieren (Abschluss: Freitag nachmittags) und somit „abferkelfreie Wochenenden“ gewährleisten. Es ist eine zuverlässige Dokumentation der Belegungsdaten zu sichern. Erstanwender sollten sich zuvor umfassend von ihrem Hoftierarzt beraten lassen. Bei der Wahl der Injektionster-mine für die Geburtsauslösung ist die betriebsindividuelle Trächtigkeitsdauer (Sauenplaner-daten) zu berücksichtigen.

Die Geburtssynchronisation

•unterstützt die konsequente Geburtsüberwachung, erleichtert den Wurfausgleich•vermindert das Risiko von Totgeburten, perinatalen Verlusten sowie von lebens-

schwachen Ferkeln,•erleichtert die Durchführung der Pflegemaßnahmen für Neugeborene und Mutter-

sauen,•hilft bei der Senkung der Aufzuchtverluste und der Einleitung eines ungestörten

Puerperiums,•reduziert die Altersdifferenzen zwischen den Absetzferkeln einer Partie.

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4. Schlussbemerkungen

Die dargestellten Verfahren zur Beeinflussung und terminlichen Lenkung der Brunst-,Ovulations- und Geburtseintritte beim Schwein haben sich unter den dargestelltenBedingungen als praktikabel, wirtschaftlich durchführbar und nützlich erwiesen. Sie haben deshalb Eingang in das fortpflanzungsbiologische Management in der zyklogrammge-steuerten Sauenhaltung gefunden. Das gilt sowohl für große Sauenzuchtanlagen und Ferkel-erzeuger als auch für bäuerlich geführte Familienbetriebe. Ihrer Anwendung sowie der Einführung der dafür entwickelten und zugelassenen Steuer-substanzen gingen stets umfangreiche reproduktionsbiologische Forschungsarbeiten, klinische Prüfungen und Feldversuche zur verfahrenstechnischen Erprobung voraus. Die Mitarbeit von Fachtierärzten, Tiergesundheitsdiensten und geschultem Personal in den Fer-kelerzeugerbetrieben und betreuenden Ringorganisationen gewährleistete die sachgemäße Durchführung und die Kontrolle der Ergebnisse. Voreilige Übergänge vom Experimentier-stadium zur praktischen Anwendung konnten vermieden werden. Zugleich wurden Ergeb-nisse und Erfahrungen über die fortpflanzungsbiologischen Auswirkungen bei wiederholter Durchführung fortpflanzungslenkender Maßnahmen gesammelt. Die über einen mehr als 40jährigen Anwendungszeitraum verfolgten Reproduktionsergebnisse, Merkmale der Wurfqualität und Aufzuchtleistung sowie die Produktivität der Sauenherden ließen keinen nachteiligen Einfluss der erprobten biotechnischen Verfahren erkennen. Vielmehr konnte die Frage, ob die im Untersuchungszeitraum angewendeten Reproduktionstechniken einer langfristig nützlichen Zielstellung, nämlich der reproduktiven Fitness dienlich waren, positiv beantwortet werden. Die mittels der Zyklussynchronisation erreichte Komprimierung der Besamungs- und Abfer-kelperioden erwies sich als förderlich für das Herdenmanagement sowie für die Durch-führung tiergesundheitlicher Konzepte, zuchtorganisatorischer und besamungstechnischer Belange. Die durch zyklussteuernde Maßnahmen unterstützte Erzeugung und Bereitstellung von marktkonformen Ferkelpartien gilt als weiterer Vorteil im Rahmen einer wirtschaftlich erfolg-reichen Sauenhaltung. Alle dargestellten Verfahren wurden unter Einsatz der genannten Biotechnika und unter den Bedingungen der guten fachlichen Praxis in der Sauenhaltung erprobt. Bei anders gearteten Verhältnissen ist stets die Übertragbarkeit zu überprüfen. Die Verwendung von Präparaten, die zur Zyklusstimulation und -synchronisation nicht umfassend erprobt oder nicht indiziert sind, bedarf einer kritischen Bewertung. Zyklusstart, Brunst- sowie Ovulationssynchronisation haben vornehmlich reproduktions-steuernde Funktionen. Sie sind jedoch nicht geeignet, um Fortpflanzungsstörungen zu therapieren oder ungenügende Managementbedingungen zu kaschieren. Bei sachgemäßer Handhabung bilden die dargestellten Verfahren nützliche Reproduktionstechniken zur Unter-stützung einer marktgerechten Ferkelerzeugung.

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6. Literaturhinweis

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Heurich, U. und Hühn, U.:Untersuchungen zur Ausfallquote von Jungsauen bei Anwendung der Brunstsynchronisation. Tierärztl. Praxis 38 (G) 2010, S. 219-224

KANITZ, W. und HÜHN, U.:Erprobte Verfahren zur biotechnischen Steuerung von Brunst und Ovulation beimSchwein. – Tierärztliche Umschau 54 (1999), S. 208 – 214

Lau, H., Holtz, W., Hühn, U. und Wähner, M.:Brunstsynchronisation bei Jungsauen – Zeitpunkt der eCG-Verabreichung nach Regumate® Züchtungskunde 81 (2009) 3, S. 165-172

SCHNURRBUSCH, U.:Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung weiblicher Tiere. In: Heinritzi,K., Gindele, H.R., Reiner, G. und Schnurrbusch,: Schweinekrankheiten; Verlag E. Ulmer Stuttgart, S. 179-305

SCHNURRBUSCH, U. und Hühn, U.:Fortpflanzungssteuerung beim weiblichen Schwein.VETspecial; G. Fischer Verlag, Jena-Stuttgart

SCHNURRBUSCH, U.:Jungsauen hormonell unter die Arme greifen.DLZ Agrarmagazin 02/2003, S. 126 - 131

Udluft, T., und Hühn, U.:Untersuchungsergebnisse zur biotechnischen Steuerung des Geburtsgeschehens bei Jung- und Altsauen.Tag.-Ber. 14. Mitteldeutscher Schweineworkshop, FH Anhalt (2008), S. 75-81

WÄHNER, M. und HÜHN, U.:30 Jahre biotechnische Verfahren zur Zyklussteuerung beim Schwein.Tag.-Ber. 5. Bernburger Biotechnik-Workshop, FH Anhalt (1999), S. 5 – 32

Wehrend, A. und Udluft, T.:Geburtseinleitung bei der Sau.ATF-Fortbildungskurs Reproduktionsmedizin Schwein am 20.11.2004, Tagungsmappe S. 25-29

Credits: Fotolia.de, Istockphoto.com

5. Notizen

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