Gedichte Über Jahreszeiten

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Um welche Jahreszeit geht es?

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Salis-Seewis, Freiherr Johann Gaudenz von

Salis-Seewis, Freiherr Johann Gaudenz vonWinterliedDas Feld ist wei, so blank und rein, Vergoldet von der Sonne Schein, Die blaue Luft ist stille; Hell, wie Kristall Blinkt berall Der Fluren Silberhlle.

Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis, Er flimmert blau und rot und wei, Und wechselt seine Farbe. Aus Schnee heraus Ragt, nackt und kraus, Des Dorngebsches Garbe.

Von Reifenduft befiedert sind Die Zweige rings, die sanfte Wind' Im Sonnenstrahl bewegen. Dort stubt vom Baum Der Flocken Pflaum Wie leichter Bltenregen.

Tief sinkt der braune Tannenast Und drohet, mit des Schnees Last Den Wandrer zu beschtten; Vom Frost der Nacht Gehrtet, kracht Der Weg, von seinen Tritten.

Das Bchlein schleicht, von Eis geengt; Voll lautrer blauer Zacken hngt Das Dach; es stockt die Quelle; Im Sturze harrt, Zu Glas erstarrt, Des Wasserfalles Welle.

Die blaue Meise piepet laut; Der muntre Sperling pickt vertraut Die Krner vor der Scheune. Der Zeisig hpft Vergngt und schlpft Durch bltterlose Haine.

Wohlan! auf festgediegner Bahn, Klimm ich den Hgel schnell hinan, Und blicke froh ins Weite; Und preise den, Der rings so schn Die Silberflocken streute.

Rilke, Rainer Maria (1875-1926)HerbsttagHerr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr gro. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren la die Winde los.

Befiehl den letzten Frchten reif zu sein gib Ihnen noch zwei sdlichere Tage drng sie zur Vollendung hin und jage die letzte Se in den schweren Wein.

Christen, Ada (1839-1901)Nach dem RegenDie Vgel zwitschern, die Mcken Sie tanzen im Sonnenschein, Tiefgrne feuchte Reben Gucken ins Fenster herein.

Die Tauben girren und kosen Dort auf dem niedern Dach, Im Garten jagen spielend Die Buben den Mdeln nach.

Heyse, Paul (1830-1914)Im LenzIm Lenz, im Lenz Wenn Veilchen blhn zuhauf, gib acht, gib acht, Da wachen die Trnen auf!

Im Herbst, im Herbst, Fiel alles Laub vom Baum. Ach, Lieb' und Glck Vergangen wie im Traum!

Gib acht, gib acht, So ist der Dinge Lauf: Blumen und Wunden Brechen im Frhling auf.