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© Dr. Emele 2008 Gefahr durch Salmonellen- was kann der Tierhalter tun? Dr. J. Emele Geflügelgesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg Aulendorf

Gefahr durch Salmonellen- was kann der Hühnerhalter tun o.B. · Salmonella-positive Betriebe (Kot) 22 35 48 35 23 16 15 20 15 16 9 16 14 3 6 16 davon S. enteritidis 5 29 32 21 9

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© Dr. Emele 2008

Gefahr durch Salmonellen-

was kann der Tierhalter tun?

Dr. J. EmeleGeflügelgesundheitsdienst

der Tierseuchenkasse Baden-WürttembergAulendorf

2© Dr. Emele 2008

Was sind Salmonellen?

• 1880 erster mikroskopischer Nachweis (Typhus!)• Seit 1900 Gattungsbezeichnung Salmonella• 1888 Beschreibung von S. Enteritidis• 1889 Beschreibung von S.Typhimurium• Heute über 2500 Serovare bekannt

Bakterien

•Vermehrung durch Zellteilung

=>für eine Infektion muss zunächst eine Keimeinschleppung erfolgen!

3© Dr. Emele 2008

Was sind Salmonellen?

• Vermehrung

– Generationszeit ca. 30 min• Aus 1 Salmonelle können unter günstigen

Umständen (37°C)

– Nach 6 h 4.096

– Nach 12 h 16.777.216

– Und nach 15 h über 1 Milliarde Salmonellen werden

4© Dr. Emele 2008

Was sind Salmonellen?

– Keine Vermehrung• Unter 7°C• Unter pH 4,5 oder über pH 8

– Temperaturen von 70 – 80 °C töten sie innerhalb kurzer Zeit ab

5© Dr. Emele 2008

Was sind Salmonellen?

– Außerhalb des Tierkörpers lange überlebensfähig• In Wasser 2 – 45 Tage

• In Geflügeleinstreu 21 – 144 Tage• Im Erdboden ca. 280 Tage

• In Fliegen 5 – 60 Tage• In Federn 1 – 4 Jahre

(Pietsch, 1981)

6© Dr. Emele 2008

Bakteriologie

• Antigene und serologische Diagnostik– Kaufmann-White-

Schema

S. SenftenbergE 4

S. AnatumE1

S. Enteritidis, S. Gallinarum

D1

S. HadarC2

S. Infantis,S. VirchowC1

S. TyphimuriumB

S.Paratyphi AA

BeispielGruppe

7© Dr. Emele 2008

Salmonellose/Salmonellen-Enteritis des Menschen

• Nur 20- 30 der über 2500 bekannten Salmonellenarten haben eine epidemiologische Bedeutung als Erreger durch Lebensmittel bedingter Erkrankungen

• Weltweit hauptsächlich S. Typhimurium bzw. seit Mitte der 80er Jahre S. Enteritidis

8© Dr. Emele 2008

Salmonellensituation in DeutschlandSalmonellose beim Menschen

0

20000

40000

60000

80000

100000

120000

140000

160000

180000

200000

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

45. K

W20

06

Anz

ahl E

rkra

nkun

gsfä

lle

Salmonella

Campylobacter

EHEC

Yersinia

•55.635

•51.207

•4.923

•1.016

•56.293

•46.642

•- 45. KW 2005

•51.311•Noroviruses

•63.813•Rotaviruses

•4.434•Yersinia sp.

•1.056•EHEC

•Campylobacter

•46.248•Salmonella

•- 45. KW 2006

•Erkrankungen

•des Menschen

9© Dr. Emele 2008

SalmonellensituationSalmonellose beim MenschenIm Jahr 2005 waren die häufigsten Serovare

S. Enteritidis (68%), gefolgt von

S. Typhimurium (25%), sowie in weitem Abstand von

S. Bovismorbificans (1%),

S. Infantis (1%),

S. Virchow (0,4%) und

S. Derby (0,3%)

S.EnteritidisS.TyphimuriumS.BovismorbificansS.Infantis S. Virchow S. DerbySonstige

S. Bovismorbificans wurde insb. im Rahmen eines großen Ausbruchs Anfang des letzten Jahres nachgewiesen. Dieser bundesweite Ausbruch war mit dem Verzehr von Schweinefleischprodukten assoziiert.

10© Dr. Emele 2008

Bedeutung der Salmonellen als Zoonosen-Erreger

• Deutschland

– 2005 52245 Salmonellose Erkrankungen• (Rückgang von 8,3% gegenüber 2004)• Maximum war 1992 mit 195000 Fällen• Davon ca. 60% durch Eier, Eiprodukte und

Geflügelfleisch und 20% durch Schweinefleisch, -produkte

11© Dr. Emele 2008

Weltweite Kontaminationshäufigkeiten von Fleisch mit lebensmittelvergiftenden Bakterien (%)

12© Dr. Emele 2008

Deutschland

13© Dr. Emele 2008

Salmonellenfunde in Lebensmitteln (2005)

• Geflügelfleisch (Planproben)

– Masthähnchen S.spp 10,28%– Masthähnchen S.E. 1,87%

– Masthähnchen S.T. 1,08%– Puten S.spp. 6,78%

• Konsumeier S.spp. 0,51%(davon 94% S.E.)

Zit. aus Bekämpfungsprogramm vom 30.01.2007

Deutschland

14© Dr. Emele 2008

Salmonellenfunde in Eiern

• Der Anteil der mit S. enteritidis kontaminierten Konsumeier liegt bei 0,01%

• Meist werden sehr niedrige Keimzahlen im Eiinhalt nachgewiesen (10 – 20 Keime/ Ei)

Zit. nach BbT Leitfaden zur Bekämpfung von Salmonelleninfektionen beim Geflügel

=> Untersuchung von 4000 Eiern zum Ausschluss einer Infektion (VO (EG) 1237/2007

15© Dr. Emele 2008

Salmonellose/Salmonellen-Enteritis des Menschen

Fazit:

• Primäre Infektionsquellen sind meist Lebensmittel von Geflügel, Rindern und Schweinen ⇒hauptsächlich nicht/ungenügend erhitzte Geflügelfleisch- und Eiergerichte

16© Dr. Emele 2008

Salmonellen beim Geflügel

• An Geflügel angepasste Salmonellen (wirtsspezifisch)– S. Gallinarum/Pullorum

• Keine Anpassung, aber invasiv– S. Enteritidis, S. Typhimurium

• Keine Anpassung, nicht invasiv– Über 2000 Serovare

17© Dr. Emele 2008

Salmonellen beim Geflügel

An Geflügel angepasste Salmonellen• S. Gallinarum/Pullorum

– Wirtsspezifisch und invasiv

– Erkrankungen nur bei der Zieltierart

– Schwere systemische Erkrankungen

• Septikämie, Durchfall

18© Dr. Emele 2008

Salmonellen beim Geflügel

Keine Anpassung, aber invasiv• S. Enteritidis, S. Typhimurium

– Nicht wirtsspezifisch, ca. 20 Serovare– Können invasive Erkrankungen bei Geflügel

verursachen, meist aber latente Infektionen (Dauerausscheider)

– Können auch Erkrankungen beim Menschen verursachen

19© Dr. Emele 2008

Salmonellen beim Geflügel

– S. Enteritidis, S. Typhimurium

– Klinik abhängig von• Virulenz des Erregers• Alter der Tiere• Infektionsdruck• Immunstatus• Management• Sonstige Erkrankungen

20© Dr. Emele 2008

Salmonellen beim Geflügel

– S. Enteritidis, S. Typhimurium

– Infektion bei erwachsenen Tieren meist ohne klinische Symptome

– Häufig Dauerausscheider

– intermittierende Salomonellenausscheidung• (nicht jede Probe ist positiv)

21© Dr. Emele 2008

Legehennen

22© Dr. Emele 2008

Neuere Bekämpfungs-Massnahmen

• VO (EG) 2160/2003– Zur Bekämpfung von Salmonellen und

bestimmten anderen durch Lebensmittel übertragbaren Zoonosenerregern

• Fristen und Form der Salmonellenbekämpfung– Erfassung von Prävalenzen– Erstellung, Genehmigung und Durchführung von

nationalen Bekämpfungsprogrammen

• ⇒ Zuchthühner ⇒ Legehennen ⇒Masthähnchen ⇒ Puten

23© Dr. Emele 2008

Schematische Darstellung des kulturellen Nachweisve rfahrens für Salmonellen

10 Eier je Probe getrennt in Eischale und Eiinhalt

25 g homogenisierte Sammelkotprobe

oder

Voranreicherung in gepuffertem Peptonwasser im Verhältnis 1:10 zum jeweiligen Untersuchungsmaterial

Bebrütung 18 h bei 37°C

Selektivanreicherung im Magnesium-Malachitgrün-Medium nach Rappaport-Vassiliadis im Verhältnis 1:100 Bebrütung 24 h bei 41,5°C

Selektivanreicherung im Magnesium-Malachitgrün-Medium nach Rappaport-Vassiliadis im Verhältnis 1:100 Bebrütung 48 h bei 41,5°C

Beimpfung von zwei verschiedenen festen Selektivmedien

Isolierung nach 24 h

Identifizierung und Serotypisierung verdächtiger Kolonien mittels Testseren und weiterführenden biochemischen Untersuchungen

nach Kley

Oder Sockentupfer

Halbfestes MRSV - Medium

24© Dr. Emele 2008

29,3% Spp

24,7% S.E. und S.T.

25© Dr. Emele 2008

VO (EG) 2160/2003 Anhang 1

Voraussichtlich 01.01.2010

März/April 2008PrimärprodutionPutenDito

Voraussichtlich 01.01.2009

März/April 2007PrimärprodutionMasthähnchenDito

01.02.2008Verringerung um 30% VO (EG) 1168/2006

PrimärprodutionLegehennenDito

01.01.20071% als Ziel festgelegt in VO (EG) 1003/2005

PrimärprodutionGallus- gallus-Zuchtherden

Alle Salmonella-Serotypen von Belang für die öffentliche Gesundheit

Untersuchungen verbindlich vorgeschrieben ab

Ziel festzulegen bis 1:

Stufe der Lebensmittel-produktion

TierpopulationZoonose/ Zoonoseerrger

1 ein halbes Jahr vor Fristsetzung müssen Prävalenzdaten vorliegen

26© Dr. Emele 2008

Häufigkeit von Salmonellen in Legehennenherdennach Haltungsform in Deutschland

27© Dr. Emele 2008

Häufigkeit von Salmonellen in Legehennenherdennach Betriebsgröße

28© Dr. Emele 2008

Freiwillige Selbstkontrolle in Baden-Württemberg

4082272226792795310535973358439442254492450236324421418264246696*untersuchte Eier

921,310166777677418725577998187377617571087879118219651125untersuchte Sammelkot-proben

Mittel- wert

2007200620052004200320022001200019991998199719961995199419931991/

92

29© Dr. Emele 2008

freiwillige Selbstkontrolle: Legehennen-Betriebe in Baden-Württemberg

Häufigkeit von Salmonella Enteritidis

1991/ 92

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Salmonella-positive Betriebe (Kot) 22 35 48 35 23 16 15 20 15 16 9 16 14 3 6 16

davon S. enteritidis 5 29 32 21 9 7 5 9 2 7 5 13 8 2 4 11

Anteil S.enteritidis an Kotbefunden 22,7% 82,9% 66,7% 60,0% 39,1% 43,8% 33,3% 45,0% 13,3% 43,8% 55,6% 81,3% 57,1% 66,7% 66,7% 68,7%

30© Dr. Emele 2008

S.e positive Betriebe

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

16,0%

S.e. positive Betriebe (Kot) 3,3% 11,8% 15,0% 15,2% 6,9% 5,3% 3,2% 12,4% 1,2% 4,4% 3,3% 8,7% 5,9% 1,5% 3,1% 5,3%

S.e. positive Betriebe (Eier) 2,0% 4,2% 4,3% 3,0% 3,0% 2,6% 3,7% 0,0% 2,5% 0,7% 3,4% 3,7% 0,0% 1,5% 1,4%

1991 /92

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

31© Dr. Emele 2008

Wie wird beprobt?

• Bei in Käfig gehaltenen Herden sind von sämtlichen Kotbändern, Bandkratzern oder Kotgruben im Innern der Stallungen nach Betätigung der Entmistungsanlage zwei Proben von je 150g aus natürlich vermischten Fäkalien zu nehmen

• In Stufenkäfig ställen, die nicht mit Kotförderbändern oder Bandkratzern ausgestattet sind, sind an 60 unterschiedlichen Stellen aus den Kotgruben unterhalb der Käfige zwei Proben von je 150g aus frischen vermischten Fäkalien zu nehmen.

32© Dr. Emele 2008

Wie wird beprobt?

• In Scheunen- oder Bodenhaltungsställensind zwei Paar Sockentupfer für die Probenahme zu verwenden.

• Beprobung durch die Behörde (zusätzlich)– 250 ml Staub (min. 100g) an

verschiedenen Stellen– Ggf. zusätzliche Kotprobe von 150 g

33© Dr. Emele 2008

VO (EG) Nr. 2160/2003

• Beschränkungen des Handels und des Inverkehrbringensvon Eiern (SANCO/1188/2006 rev. 6)

• Salmonellen positive Herden oder Herden ohne Status- Kategorie B-Eier mit Kennzeichnung „S“ab 01.01.2009

• Herde, in der ein Lebensmittelausbruch identifiziert wurde

- Kategorie B-Eier mit Kennzeichnung „S“

ab 01.07.2007

Konsequenzen für Legehennen (Gallus-gallus) :

34© Dr. Emele 2008

Legehennen (Gallus gallus)

• VO (EG) 1168/2006– Festlegung des Ziels (1. Jahr -30%),

Vorgaben zur Untersuchung (Stallebene, Methoden)

• VO (EG) 1177/2006– Antibiotikaeinsatz und Impfstoffanwendung

(geändert durch VO (EG) 1091/2005)• Deutsches Bekämpfungsprogramm vom

30.01.2007 zur Genehmigung eingereicht

35© Dr. Emele 2008

MasthähnchenEU

36© Dr. Emele 2008

Broiler

1,6%

37© Dr. Emele 2008

Durchführung der VO(EG) 2160/2003

bei Masthähnchen=>VO (EG) 646/2007 vom 12.06.2007

• Gründe:

– Umsetzung von Maßnahmen zur Feststellung und Bekämpfung von Salmonellen gemäß VO(EG) 2160/2003 (strenge Maßnahmen ab 12.12.2010 => Geflügelfrischfleisch nur verkehrsfähig wenn in 25g keine Salmonellen nachweisbar (Anhang II E))

38© Dr. Emele 2008

VO (EG) 646/2007 vom 12.06.2007

• Gemeinschaftsziel

– Verringerung der Salmonella enteritidis und Salmonella typhimurium positiven Masthähnchenherden auf 1% oder weniger bis 31.12.2011

39© Dr. Emele 2008

Nationales Bekämpfungsprogramm

• Masthähnchenbetrieb:

– Hühnerhaltung zur Fleischerzeugung

– Ausgenommen Selbstvermarkter bis

Bestandsgröße < 5000

• Probenahme im Zeitraum 3 Wochen vor der

Schlachtung

40© Dr. Emele 2008

Nationales Bekämpfungsprogramm

• Betriebseigene Hygienemaßnahmen– Schadnagerbekämpfung– Insektenbekämpfung– Reinigung und Desinfektion nach jedem

Mastdurchgang– (Qualitätssicherungssystem)– Zugangsbeschränkung– Futtermittellagerung– (Antibiotikaanwendung gemäß VO(EG) 1177/2006)

41© Dr. Emele 2008

Zusammenfassung

• Ab 01.01.2009 muss zur Schlachtung ein Untersuchungsbefund vorliegenOhne Untersuchung keine Schlachtung!

• Probenahme– 2 Paar Sockentupfer– Max. 21 Tage vor (Schwermast-)

Schlachtung– Binnen 25 Stunden ins Labor bringen

42© Dr. Emele 2008

Zusammenfassung

• Bei positivem Befund Veterinäramt informieren

• Veterinäramt klärt Verdacht und untersucht auch auf Hemmstoffe

• (Logistische) Schlachtung positiver Herden zunächst grundsätzlich möglich (Kosten?)

• Ab 12.12.2010 werden positive Herden vermutlich nicht mehr zur Schlachtung angenommen

43© Dr. Emele 2008

Was kann vorbeugend unternommen werden?

44© Dr. Emele 2008

Wie kommen die Salmonellen in den Stall?

Vertikal (Elterntier/Brutei)

Horizontal

•Unbelebte Faktoren

•Futter

•Trinkwasser

•Versandcontainer

•Einstreu

•Geräte

Horizontal

•Belebte Faktoren

•Infizierte Tiere

•Wildvögel

•Nagetiere

•Insekten

•Milben

•Mensch

45© Dr. Emele 2008

Problembereiche

Salmonellen

Stall

Hühnerbestand

46© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Belebte Faktoren:

– Infizierte Tiere• Zukauf• Gesundheitsbescheinigung• Einstallungsuntersuchung• Transportcontainer desinfiziert?

– Haus- und Nutztiere nicht vergessen!

47© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Belebte Faktoren:

– Wildvögel• Kein Futter im Freien• Keine Futterreste am Silo• Vogeldichte Silos• Einstreulagerung!?

48© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Belebte Faktoren:

– Nagetiere• Stall abdichten• Regelmäßige Schadnagerbekämpfung• Bewuchsfreier Streifen um den Stall (mit Köderboxen)

49© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Belebte Faktoren:

– Insekten– Fliegenbekämpfung

• Einstreu/Mist trocken halten• Ggf. häufiger misten• Ggf. Insektizid/Larvizid

– Käferbekämpfung (Getreideschimmelkäfer)

50© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Belebte Faktoren:

– Milben• Salmonellenübertragung wissenschaftlich nachgewiesen

(Vet. Parasitol. Mai 2007; 146 3-4: 329-336)• Bedeutend auch für Übertragung auf Nachfolgeherden• Befallskontrolle und ggf. Bekämpfung

51© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Belebte Faktoren:

– Mensch• Personal untersuchen• Personenverkehr beschränken• Personal schulen• Schutzkleidung (auch Schuhe!), Handwaschbecken • Schuhwechsel zwischen den Ställen• (Desinfektionsmatten)

52© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Unbelebte Faktoren

– Futter• Lieferantenbescheinigungen, Rückstellproben

• Eigene Futterkomponenten• Futterlagerung

– Siloreinigung

• Futterbehandlung– Zusätze (z.B.Säuren, Kohlenhydrate)

– Pelletierung (75-80°C, 5 min)

– Druckkonditionierung (120-135°C, 5-7 sec, 50 bar)

53© Dr. Emele 2008

Silopflege

• Warum Futterhygiene?

– Vorratsschädlinge• z.B. Reismehlkäfer

– Materialschädlinge• z.B. Getreideschimmelkäfer

(Krankheitsüberträger!)

– Schimmelpilze (Kondenswasser, Regen)

– Bakterien (z.B. Salmonellen)

54© Dr. Emele 2008

Futterhygiene

• Kühl und trocken lagern

– Sackware auf trockenem isolierten Untergrund

• Ausreichend belüften• Nicht zu lange lagern

– Futterverderb

• Vögel und Schadnager fernhalten

55© Dr. Emele 2008

Futterhygiene

56© Dr. Emele 2008

Silopflege

• Mindestens Trockenreinigung

• Bei längerem Leerstand Nassreinigung/ Desinfektion

• Schimmelpilzbehandlung• Schädlingsbekämpfung

57© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Unbelebte Faktoren

– Tränkwasser• Oberflächenwasser /Brunnen• Tränkwasserhygiene

– Fortlaufend

– In der Leerstandszeit

58© Dr. Emele 2008

Tränkwasserhygiene

� Wasserreste entfernen� Druckluft durchblasen � Entkalkung des Leitungssystems� Füllung des Leitungssystems mit geeignetem

Desinfektionsmittel� Spülung mit ausreichend Wasser

� ggf. Nippel aktivieren

59© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Unbelebte Faktoren

– Verpackungsmaterial• Lagerung• Rücknahme?

60© Dr. Emele 2008

1. Aufgabe: Salmonellen nicht in den Stall lassen!

Wie??• Unbelebte Faktoren

– Einstreu• Herkunft• Lagerung

– Maschinen, Geräte• Gemeinsame Nutzung mit anderen Betrieben?• Nutzung auch für andere Tierarten?• Aufbewahrung, Reinigung, Desinfektion • Stallvorplatz befestigen

61© Dr. Emele 2008

2. Aufgabe:eingetragene Salmonellen in Schach halten

Wie?• Verbreitung im Stall/ den Ställen verhindern

– Hygiene• Wechsel von Schuhen und Arbeitskleidung• Keimverbreitung über Gerätschaften?• Schädlings- und Insektenbekämpfung• Kadaverlagerung, Brucheier, Kotlagerung• Sauberkeit! (Reinigung und Desinfektion)

62© Dr. Emele 2008

2. Aufgabe:eingetragene Salmonellen in Schach halten

Wie?• Infektionsrisiko für die Tiere senken

– Sauberkeit• Staub vermeiden• Ausläufe trocken halten, jährlich kalken

– Trennung der Altersgruppen/ Rein-Raus– Impfung?

63© Dr. Emele 2008

Wozu Reinigung und Desinfektion?

• § 14 Tierschutz-NutztierhaltungsverordnungReinigen der Haltungseinrichtung zwischen Ein- und Ausstallen, desinfizieren der Gegenstände, mit denen die Tiere in Berührung kommen.

• Hygienevorgaben auch gemäß Geflügelpest-Verordnung

64© Dr. Emele 2008

Wozu Reinigung und Desinfektion?

• Entfernung von Krankheitserregern• Parasitenbekämpfung• Senkung der Keimbelastung und des

Infektionsdruckes– Weniger Stress– Bessere Leistung

65© Dr. Emele 2008

Senkung des Keimgehaltes

66© Dr. Emele 2008

Was wird gereinigt ?

Jeweils mit geeignetem Verfahren:

� Außenbereich des Stalles� Silo und Umfeld� Gerätschaften und Maschinen� Vorraum� Stall und Einrichtung

67© Dr. Emele 2008

3. Aufgabe:Infektionsrisiko/ Salmonellenausscheidung bei den Hühnern senken

Wie??• Stärkung der Abwehrkraft

– Probiotika• Stressvermeidung• Impfung• (Therapie) nach VO (EG) 1177/2006 keine spez. Bekämpfungsmethode

68© Dr. Emele 2008

Impfung

• Keinesfalls kann man die Impfung als Ersatz für andere Hygienemaßnahmen ansehen!

• Impfpflicht gegen S. enteritidis ab dem 01.02.2008 in EU-Mitgliedstaaten mit einer Prävalenz von über 10% (auch Deutschland)

• Entwurf Hühner-Salmonellen-VO

69© Dr. Emele 2008

bisherige Bekämpfungs-Maßnahmen

• Zoonosen-Richtlinie (RL 117/92 EWG)

– Vorgaben für Geflügelzuchtbestände und Brütereien

• Hühner-Salmonellen-Verordnung (11.04.1994)– Kontrollmaßnahmen für

Geflügelzuchtbestände und Brütereien

– Impfpflicht für Junghennenaufzuchten

70© Dr. Emele 2008

Salmonellen beim Geflügel

• An Geflügel angepasste Salmonellen, hoch pathogen für Hühner– S. Gallinarum/Pullorum

• Keine Anpassung, aber invasiv, Erkrankung beim Huhn eher selten, bedeutsam für Lebensmittelinfektionen– S. Enteritidis, S. Typhimurium

• Keine Anpassung, nicht invasiv– Über 2000 verschiedene Serovare

Impfung.+++

Impfung???

71© Dr. Emele 2008

Praxisanforderungen an Impfstoffe

• Mortalität/Erkrankung/Leistungsabfall vermeiden

• Salmonellenausscheidung vermeiden/reduzieren

• Ungefährlich für Menschen und Tiere

• Einfach in der Anwendung und kostengünstig

72© Dr. Emele 2008

Impfung

• Erster Impfstoff „Zoosaloral H“

• S.T. Lebendimpfstoff• 3 (-4) Impfungen in der

Aufzucht

73© Dr. Emele 2008

Salmonella entertidis positive Betriebe

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

16,0%

Kot

Eier

Trend (Kot)

Trend (Eier)

Kot 3,3% 11,8% 15,0% 15,2% 6,9% 5,3% 3,2% 12,4% 1,2% 4,4% 3,3% 8,7% 5,9% 1,5% 3,1%

Eier 2,0% 4,2% 4,3% 3,0% 3,0% 2,6% 3,7% 0,0% 2,5% 0,7% 3,4% 3,7% 0,0% 1,5%

1991 /92 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Einführung der Impfpflicht

Freiwillige Selbstkontrolle Baden-Württemberg

74© Dr. Emele 2008

Fazit!

• Nach Einführung der Impfpflicht gingen die Salmonellenfunde zurück!

75© Dr. Emele 2008

Fazit?

aber:Kreuzimmunität (S.T. Impfstoff gegen S.E.) gilt heute als schwach

⇒ „Impferfolg“ war möglicher Weise durch Begleitmaßnahmen bedingt ??

⇒ das nationale Bekämpfungsprogramm sieht daher homologe Impfungen gegen S.E. vor!!

(+ evtl. gegen S.T)

76© Dr. Emele 2008

Salmonella entertidis positive Betriebe

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

16,0%

Kot

Eier

Trend (Kot)

Trend (Eier)

Kot 3,3% 11,8% 15,0% 15,2% 6,9% 5,3% 3,2% 12,4% 1,2% 4,4% 3,3% 8,7% 5,9% 1,5% 3,1%

Eier 2,0% 4,2% 4,3% 3,0% 3,0% 2,6% 3,7% 0,0% 2,5% 0,7% 3,4% 3,7% 0,0% 1,5%

1991 /92 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Einführung der Impfpflicht

Freiwillige Selbstkontrolle Baden-Württemberg

Einführung homologer Impfstoffe

77© Dr. Emele 2008

29,3% Spp

24,7% S.E. und S.T.

78© Dr. Emele 2008

Salmonella entertidis positive Betriebe

0,0%

2,0%

4,0%

6,0%

8,0%

10,0%

12,0%

14,0%

16,0%

Kot

Eier

Trend (Kot)

Trend (Eier)

Kot 3,3% 11,8% 15,0% 15,2% 6,9% 5,3% 3,2% 12,4% 1,2% 4,4% 3,3% 8,7% 5,9% 1,5% 3,1%

Eier 2,0% 4,2% 4,3% 3,0% 3,0% 2,6% 3,7% 0,0% 2,5% 0,7% 3,4% 3,7% 0,0% 1,5%

1991 /92

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Was bringt die Impfpflicht?

Deutschland liegt im EU-Mittelfeld d.h. Impfung ist nur 1 Baustein in der „Hygienemauer“

Aber ein wichtiger :NL impft viel SG9R, F impft viel Inaktivat, UK impft in Marken-programmen„Lion Code“

79© Dr. Emele 2008

Lebendimpfstoffe

• Abgeschwächte S.E.- Mutanten

• Induktion zellvermittelter Immunität• Bildung komplement-fixierender Antikörper

• Impfstoffe müssen von Feldstämmen durch Tests unterscheidbar sein

80© Dr. Emele 2008

Aktuelle Impfstoffe

• Lebend (oral)– S.E. (seit 1999 verfügbar)

• Salmovac SE, IDT– 2 Impfungen– WZ 42 (21) Tage

• Salmonella vac E, LAH– 3 Impfungen– WZ 21 Tage

81© Dr. Emele 2008

Aktuelle Impfstoffe

• Lebend (zur Injektion; seit 2002 verfügbar)– S.Gallinarum

• Zugelassen gegen S.E.• Nobilis SG 9 R, Intervet

– 2 Injektionen– WZ 0 Tage

Bild: Intervet

82© Dr. Emele 2008

Aktuelle Impfstoffe

• Lebend (oral)– S.T.

• Zoosal oral H, IDT– 3 Impfungen– WZ 21 Tage

• Salmonella vac T, LAH– 3 Impfungen– WZ 21 Tage

83© Dr. Emele 2008

Lebendimpfstoffe: Reduzierung der Salmonellenausscheidung

0

10

20

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80

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3 5 7 12

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V acc in a tedC o n tro l

z.B. Salmonella vac E

Orale Testinfektion 15 Tage nach Impfung(LAH)

84© Dr. Emele 2008

Dauer des Impfschutzes

0%8%

0%

38%

0%

50%

100%

liver/spleen caecum

group 1 (3 x SE-live)

control (no vacc.)

Mastelterntiere

In der Aufzucht 3x geimpft

Testinfektion mit 60 Wochen

z.B. Salmonella vac E

(LAH)

85© Dr. Emele 2008

Aktuelles Standart-Impfprogramm

• Impfung in der Junghennenaufzucht je nach Hersteller 2 bis 3 x S.enteritidis als Lebendimpfstoff über das Trinkwasser

86© Dr. Emele 2008

Inaktivatimpfstoffe

• Vorteil: es werden keine Salmonellen verbreitet

• Aktive Immunität im Tier (Elterntiere)

• Hohe humorale Titer

• Kombination von unterschiedlichen Serogruppenmöglich (z.B. gegen S.E. und S.T.)

87© Dr. Emele 2008

Aktuelle Impfstoffe

• Inaktivat (Injektion)– S.E.

• Salenvac, Intervet– 3 Impfungen i.m.– WZ 0 Tage

• Poulvac iSE, Fort Dodge– 2 Impfungen i.m.– WZ 0 Tage

88© Dr. Emele 2008

Aktuelle Impfstoffe

• Inaktivat (Injektion)– S.E. und S.T.

• Salenvac T, Intervet– 2 (-3) Impfungen i.m– WZ 0 Tage.

• Gallimune Se+St, Mérial– 2 Impfungen i.m– WZ 0 Tage.

89© Dr. Emele 2008

0%

20%

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1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27

Tag post-challenge

0%

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100%

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27

Tag post-challenge

Geimpfte Tiere

Ausscheidung von S. typhimurium Feldstämmen aus dem Gastrointestinaltra kt von Hühnern, die intramuskulär mit Salenvac T geimpft wurden, un d von ungeimpften Kontrolltieren nach dem Aussetzen von “seeder” birds im Alter von 8 Woc hen

Kontrollen

wenig mittel viel

Ausscheidung von S.T. Feldstämmen aus dem Darm von Hühnern mit i.m. Salenvac T- Impfung und von ungeimpften Kontrolltieren nach dem Zusetzen von infizierten Kontakttieren mit 8 Wochen

Inaktivatimpfstoffe: Reduzierung der Salmonellenausscheidung

(Intervet)

90© Dr. Emele 2008

Inaktivatimpfstoffe: Reduzierung der Salmonellenausscheidung

Antikörper im homogenisierten Eiinhalt:

Vergleich Lebend-und Injektions-impfstoff

(WP, 2006)

91© Dr. Emele 2008

Inaktivatimpfstoffe: Reduzierung der Salmonellenausscheidung

Salmonellen-vermehrungim homogenisierten Eiinhalt:

Vergleich Lebend- und Injektions-impfstoff

(WP, 2006)

92© Dr. Emele 2008

Eigene Erfahrungen (1)

• Betrieb mit Bodenhaltung in 3 Ställen

• 3 Altersgruppen

• Regelmäßige S.E.- Nachweise im Kot und z.T. auf den Eischalen

93© Dr. Emele 2008

Salmonellennachweise S.E.

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

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April 9

7Apr

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Juni

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3 M

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Nachweis Kot

Nachweis Ei

Mai 1998 Beginn Salenvac-Impfung

Legehennen 3 Ställe, 3 Altersgruppen, Bodenhaltung

94© Dr. Emele 2008

Eigene Erfahrungen (2)

• 1996

• Junghennen mit 7 Wochen S.E. positiv• Salenvac- Impfung mit 9 Wochen

• 2. Salenvac-Impfung bei Umstallung in Legestall und 5 Tage Baytril-Behandlung

• Kein Salmonellen-Nachweis über die gesamte Legeperiode

95© Dr. Emele 2008

Fazit

• Alle aktuellen Impfstoffe bewirken nur eine Verringerung der Salmonellenausscheidung, keine Salmonellenfreiheit !

• Dennoch gelang es in einigen Fällen durch die Impfung auf Betriebsebene die Salmonellenausscheidung zumindest unter die Nachweisgrenze zur drücken

96© Dr. Emele 2008

Fazit

• Zusätzliche Impfungen entsprechend der betrieblichen Situation verringern das Infektions- und Ausscheidungsrisiko

• Ein gutes Hygienemanagement bleibt dennoch unerlässlich!

97© Dr. Emele 2008