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Genetik Praktikum
Praktikumsversuche I. Allgemeines
A. Plasmid-Curing B. F-Plasmid-Nachweis C. Komplementations-Test mit rII-Mutanten des Phagen T4 D. PCR-Fingerprint mittels STR-Analyse
II. Methoden
A. Titerbestimmung bei Bakterienkulturen B. !-Galaktosidase-Test
III. Mutagenese und DNA-Reparatur A. Isolierung und Identifizierung von Auxotrophie-Mutanten B. Nachweis der Transposon-Mutagenese des Plasmids pTS115 C. Ames-Test
IV. Projekt: Klonierung eines Genfragments
A. PCR B. Gelelektrophorese C. Ligation D. Elektrotransformation E. Plasmid-Präparation
Plasmide
•! Fertilitäts(F)-Plasmide: enthalten nur tra-Gene. Einleitung der Konjugation.
•! Resistenz(R)-Plasmide: enthalten Resistenzgene gegen Antibiotika oder Gifte
•! Col-Plasmide: enthalten Gene für Colicine (Proteine, die für andere Bakterien toxisch sind)
•! Degradationsplasmide: ermöglichen den Abbau von ungewöhnlichen Substanzen, (z.B. Toluol oder Salicylsäure).
•! Virulenz-Plasmide: machen ein Bakterium zu einem Krankheitserreger (Yersinia pestis)
•! Ti-Plasmide (Tumor inducing): werden von bestimmten Bakterien (Agrobacterium tumefaciens) auf Pflanzen übertragen. Dort verursachen sie die einzige bekannte Krebserkrankung in Pflanzen.
I.A Plasmid curing
Plasmide müssen repliziert werden. Ohne Replikation gehen sie verloren.
Multi-copy Plasmide: können mehr als einmal pro Zellzyklus repliziert werden. Spezielle Segregationsfunktionen für Verteilung während der Zellteilung nicht unbedingt nötig.
Single-copy Plasmide: nur einmal repliziert pro Zellzyklus. Segregationsfunktionen wichtig
Plasmide
Konjugation
tra Gene: (transfer), z.B. Pilin-Gen » Ausbildung eines Sex-Pilus (F-Pilus)
Übertragung von Teilen des Genoms von einer Donor- in eine Rezipientenzelle
Fertilitäts Faktor F: F-: Rezipient, F+: Donor
I.A Plasmid curing
Übertragung des F-Plasmids bei der Konjugation
Donor (F+)
Rezipient (F-)
oriT: Replikationsursprung, Kopie eines Einzelstrangs nach dem ‚rolling circle‘ Mechanismus
Cytoplasmabrücke
Kopie gelangt über Pore in den Rezipienten, wo der Einzelstrang zur Doppelhelix ergänzt wird
» F- Stamm wird zu F+
I.A Plasmid curing
in seltenen Fällen kann ein F+ Stamm sich verändern:
•! ca. 1000 x höhere Rekombinationsrate nach Konjugation mit F-
» Hfr-Stamm: high frequency of recombination
•! nach Konjugation wird F- i.d.R. nicht zu F+
» F-Plasmid im Hfr-Stamm über cross over ins Chromosom integriert (Campbell-Integration)
» ausgehend vom oriT wird bei der Konjuagtion das gesamte Chromosom übertragen
Übertragung des F-Plasmids bei der Konjugation
I.A Plasmid curing
Warum high frequency of recombination?
! F-Plasmid und Genom haben keine Gene/Marker gemeinsam, die ausge- tauscht werden könnten (Ausnahme: F'-Plasmid, s.u.)
! Transfer von genomischer DNA zusätzlich zu F+-Plasmid DNA sehr selten; nur nach zufälliger Integration des Plasmids ins Genom
! Hfr Zellen transferieren bei Konjugation immer genomische DNA » Empfängerzelle wird dadurch teilweise diploid = merozygot
! durch Doppelcrossover zwischen Donor- und Empfänger-DNA kann es zu Rekombination kommen
I.A Plasmid curing
Hfr und F- Stamm werden gemischt, Konjugation wird nach verschiedenen Zeiten durch
intensives Mixen physikalisch aufgehoben.
Ausplattierung auf verschiedenen Testmedien (z.B. Auxotrophietest)
Welche Auxotrophie wird nach
welcher Zeit aufgehoben?
» Bestimmung der Reihenfolge
der Gene auf dem Chromosom
(Abstand in Minuten)
Genkartierung durch Paarungsunterbrechung
I.A Plasmid curing
Das F-Plasmid integriert an verschiedenen Stellen des E. coli Chromosoms über homologe Rekombination
! oriT wird als erstes übertragen, die Fertilitätsfaktoren (tra-Gene) als letzte
I.A Plasmid curing
•! Fluoreszenzfarbstoff
•! Wieso zum plasmid curing geeignet?
» interkaliert mit seinem planaren Ringsystemen zwischen Basen von DNA
» stört Replikation der Plasmid-DNA
Acridinorange
•! Wieso wird Replikation des Bakterienchromosoms nicht verhindert?
» Plasmid-DNA stärker superspiralisiert
» Acridinorange bindet bevorzugt an Plasmid DNA
I.A Plasmid curing
Punktmutationen: Substitution von Basen
Purin Pyrimidin
Transition: Austausch von Basen gleicher chemischer Kategorie (A ! G / G ! A)
Transversion: Austausch von Basen unter- schiedlicher chemischer Kategorie (C ! A / C ! G / T ! A / T ! G und umgekehrt)
Konsequenz: neutrale Mutation missense Mutation nonsense Mutation
III.C Ames Test
Art der Mutation
Wildtyp Codons bestimmen Wildtyp Protein
keine Mutation
Auswirkung der Mutation
Transition oder
Transversion
Insertion oder
Deletion ‚Indel‘
neutrale (stille)
Mutation
geändertes Codon bestimmt gleiche Aminosäure
missense Mutation
(konservativ)
geändertes Codon bestimmt chemisch ähnliche Aminosäure
missense Mutation
(nicht konservativ)
geändertes Codon bestimmt chemisch unähnliche Aminosäure
nonsense Mutation
geändertes Codon führt zur Termination der Translation
frameshift Mutation
frameshift Mutation
Punktmutationen in codierenden DNA Bereichen
III.C Ames Test
Mutation ist in allen Fällen eine Transition
Mechanismen der Entstehung spontaner Mutationen
Keton – Enol Tautomerie
•! tautomere Umlagerungen der Basen führt zu Fehlpaarungen
III.C Ames Test
Mechanismen der Entstehung spontaner Mutationen
! Indel Mutation
•! ‚Weitergleiten‘ der Replikation (replication slippage)
III.C Ames Test
Depurinierung:
•! spontane Schäden der Basen: Depurinierung und Desaminierung
Desaminierung: Amino- zu Ketofunktion C zu U (paart mit A, C ! T Transition); A zu Hypoxanthin (paart mit C, A ! G Transition)
(paart mit A, G ! T Transversion)
oxidative Schäden z.B. durch Sauerstoff Radikale
blockiert DNA Replikation
III.C Ames Test
Mechanismen der Entstehung spontaner Mutationen
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
induzierte Mutationen: werden durch mutagene Substanzen ausgelöst
•! Einbau von Basenanaloga in die DNA (z.B. 5-Bromuracil / 2-Aminopurin)
III.C Ames Test
•! alkylierende Agenzien (addieren Methyl- bzw. Ethylgruppen an verschiedene Positionen der Basen)
Ethylmethansulfonat (EMS)
Nitrosoguanidin (NG)
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
! Strahlung:
UV-Strahlung generiert Photoprodukte » Verknüpfung benachbarter Pyrimidine (v.a. Thymindimere)
CPD: Cyclobutan Pyrimidin Dimer
Ionisierende-Strahlung produziert reaktive Sauerstoffspezies (ROS); verursacht auch Aufbrechen der N-glykosidischen Bindung und Strangbrüche
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
•! Agenzien, welche mit Basen Reaktion eingehen: ‚bulky addition‘
Bsp: Aflatoxine in Schimmelpilz- befallenen Lebensmitteln
Bsp: Nitrosamine in gepökeltem Fleisch und Käse
- entstehen aus Nitriten und Aminen - Präkanzerogen: - Cytochrom-P450-katalysierte Reaktionen » Formaldehyd und Carbeniumionen
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
Ames Test zur Identifikation mutagener Substanzen
Reversion von Mutationen im his Gen verschiedener Salmonella typhimurium
Stämme durch Behandlung mit mutagenen Substanzen
Zugabe von Rattenleber- extrakt: viele Carcinogene werden erst mutagen durch Metabolisierung in der Leber
III.C Ames Test
Welche Kontrollen fehlen hier?
Mutation
Reversion von Mutationen im his Gen verschiedener Salmonella typhimurium Stämme durch Behandlung mit mutagenen Substanzen
Salmonella typhimurium TA98: Rasterschubmutation
Salmonella typhimurium TA100: Basensubstitution
Im Praktikum verwendete Gifte:
2-Aminofluoren
Hydroxylierung durch Leberenzyme
» Addition an C8 von Desoxyguanosin (bulky addition)
Ames Test zur Identifikation mutagener Substanzen
4-Nitro-o-phenylendiamin (NPD) Wirkung?
III.B Transposon-Mutagenese
Transponierbare Elemente in Prokaryonten
Insertionssequenzen (IS-Elemente) inverted repeats an den Enden kodieren für Transposase
Transposons besitzen neben der Transposase zusätzliche Gene (z.B. Antibiotika Resistenzgene)
zusammengesetzte Transposons (Klasse I Transposons) Gene, welche von IS-Elementen in entgegengesetzter Orientierung flankiert sind
einfache Transposons (Klasse II Transposons) flankiert von kurzen (<50 bp) inverted repeats
Tn1725
Zwei Mechanismen der Transposition
replikative Transposition: neue Kopie des Transposons
konservative Transposition: ‚cut and paste‘ Mechanismus
III.B Transposon-Mutagenese
Nachweis der Transposon-Mutagenese des Plasmids pTS115
III.B Transposon-Mutagenese
Kultivierung unter Bedingungen, bei denen Transposition statt findet
» gelegentlich wird Tn1725 auch ins Plasmid pTS115 springen;
egal wohin Tn1725 springt, Zellen bleiben Cam-R und Amp-R (Ausnahmen?)
» daher: Plasmidisolation aus Ru4404 und Transformation in E. coli DH5!
» Selektion auf LB/Cam/Amp-Agarplatten
Transposon mit CamR
chromosomale DNA
xylE
AmpR ori
pTS115
E. coli Ru4404:
farbloses Catechol gelbes "-Muconsäuresemialdehyd XylE
Catecholsprühtest zur Identifikation von xylE::Tn1725 Insertionsmutanten
Ermitteln Sie den Anteil der weißen Klone und berechnen Sie hieraus die Größe des xylE-Gens!
hierfür nötige Zusatzinformation: pTS115: 6 kb #-Lactamase-Gen: 0,9 kb ORI: 0,4 kb
III.B Transposon-Mutagenese
Elektrophorese von Nukleinsäuren
dsDNA: keine/kaum Sekundärstruktur
konstante Ladungsdichte » Wanderungsstrecke ! 1 ⁄ Größe
5 x 106 – 1 x 105 bp » pulsed field Gelelektrophorese (PFGE) 1 x 105 – 50 bp » normale Agarose-Gelelektrophorese (i.d.R. horizontal)
500 – 5 bp » Polyacrylamid-Gelelektrophorese (PAGE; i.d.R. vertikal)
Probenpuffer enthält typischerweise: Glyzerin » macht Probe schwer, so dass sie in die Taschen sinkt
Farbstoff » erlaubt einfaches optisches (d.h. ohne UV-Licht) Verfolgen der Elektrophorese; Orange G läuft bei ca. 50 bp
Bromphenolblau - bei ca. 300 bp
Xylencyanol - bei ca. 4 kbp EDTA » hemmt Nukleasen
ssDNA & RNA: wegen Sekundärstruktur gilt nur unter denaturierenden Bedingungen Wanderungsstrecke ! 1 ⁄ Größe
» Formamid, Formaldehyd, Harnstoff, Hitze
IV.B Elektrophorese
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DNA-Ligase Mechanismus
NAD+
ATP E. coli: NAD+ Eukaryonten, T4-Phage: ATP
im Labor wird meist T4-Ligase benutzt, weil sie auch "stumpfe" DNA-Enden miteinander verknüpfen kann
IV.C Ligation
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Woran erinnert Sie dieser Reaktionsmechanismus mit einem DNA-AMP-Intermediat?
» z.B. Aminoacyl-tRNA-Synthetase-Reaktion
IV.C Ligation
Das Griffith Experiment (1928)
Avirulente R-Zellen von Streptococcus pneumoniae werden durch hitzegetötete, virulente S-Zellen zu S-Zellen transformiert
IV.D Transformation
IV.D Transformation
Transformation
•! Aufnahme von DNA-Fragmenten oder Plasmiden aus dem externen Medium
•! natürliche Kompetenz (z.B. Bacillus subtilis)
•! Kompetenz durch chemische Behandlung (z.B. CaCl2)
Elektroporation
Durch ein elektrisches Feld, das in der Regel durch einen sich schnell
entladenden Kondensator erzeugt wird, werden in der behandelten
Zellmembran mikroskopisch kleine Löcher erzeugt, die sich innerhalb
von Millisekunden wieder schließen.
Vorteil: hohe Transformationsraten; Nachteil: Küvetten sind teuer
IV.D Transformation