50
bpb.de Dossier Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd.

Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

bpb.de

DossierGeretteteGeschichten: Elfjüdische Familien im20. Jhd.

Page 2: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 2

bpb.de

EinleitungIm Mittelpunkt dieses Dossiers stehen die Lebensgeschichten elf europäischer Juden im 20.Jahrhundert. CENTROPA (http://www.centropa.org/), das in Wien ansässige Zentrum zur Erforschungund Dokumentation jüdischen Lebens in Ost- und Mitteleuropa, hat ihre (Über-)Lebensgeschichten inFilmen erzählt, basierend auf Interviews und Familienfotos. Diese individuellen Geschichten werdenhier eingebettet in die größeren historisch-politischen Entwicklungen ihrer Zeit, die anhand voninteraktiven Karten und Hintergrundtexten nachvollzogen werden können.

Darüber hinaus ist es ein wichtiges Anliegen dieses Dossiers, mithilfe des begleitenden Materialsdeutlich zu machen, dass die Biografien der Filmfiguren nicht repräsentativ für das Schicksal dereuropäischen Juden sind. Während die Filme immer von Überlebenden handeln, verlor die Mehrheitder europäischen Juden ihr Leben im Holocaust. So illustrieren die hier vorgestelltenLebensgeschichten zwar mögliche Verläufe jüdischer Biografien im Europa des 20. Jahrhunderts, siemüssen aber vor dem Hintergrund – und teilweise im Kontrast zu – der allgemeinen historischenEntwicklung betrachtet werden.

Page 3: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 3

bpb.de

Inhaltsverzeichnis

1. Elf Lebenswege in Filmen 4

1.1 Jindřich Lion - Meine Flucht aus Prag 5

1.2 Lilli Tauber - Ein Koffer voller Erinnerungen 6

1.3 Die Geschichte der Familie Brodmann 7

1.4 Güler Orgun - Eine türkisch-jüdisch-muslimische Geschichte 8

1.5 Matilda Albuhaire - Eine sephardische Familiengeschichte 9

1.6 Larry und Rosa Anzhel - Eine sephardische Liebesgeschichte 11

1.7 Haya-Lea Detinko - Wie ich Stalins Gulag überlebte 12

1.8 Rosa Rosenstein - Leben mit Geschichte 13

1.9 Matilda und Breda Kalef - Drei Versprechen 15

1.10 Herbert Lewin - Rosinen meines Lebens 16

1.11 Teofila Silberring - Damit die Erinnerung nicht stirbt 18

2. Historisch-politische Karten 19

2.1 Familienwege 1933-1989 20

2.2 Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich 23

2.3 Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach Land 25

2.4 Vertreibung und Vernichtung der Juden aus dem Deutschen Reich 28

2.5 Die europäischen Juden in den Nachkriegsjahren 31

2.6 Quellen und Forschung 33

3. Historischer Kontext 36

3.1 Europäisches Judentum vor dem Nationalsozialismus 37

3.2 Palästina als Zufluchtsort der europäischen Juden bis 1945 40

3.3 Juden in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg: 1945 bis 1989/90 43

3.4 Juden in Europa nach dem Ende des Ost-West-Konflikts 46

4. Redaktion 49

Page 4: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 4

bpb.de

Elf Lebenswege in Filmen16.11.2012

Die folgenden Filme entstanden im Rahmen des Projekts "The Library of Rescued Memories - dieBibliothek der geretteten Erinnerungen" der Wiener Organisation CENTROPA. In diesem Oral-History-Projekt werden Lebensgeschichten europäischer Juden dokumentiert sowie deren Familienfotosarchiviert. Aus manchen dieser Geschichten und Bilder werden Filme entwickelt, die mit Hilfe vonanimierten Fotos und Karten sowie autobiographischen Erzählungen die Lebenswege europäischerJuden nachzeichnen.

Page 5: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 5

bpb.de

Jindřich Lion - Meine Flucht aus Prag16.9.2014

Jindřich Lion, jüdischer Journalist, berichtet von seiner Kindheit in Prag, seiner Flucht nachPalästina, seiner Rückkehr, der erneuten Auswanderung nach dem Prager Frühling und vonseiner Korrespondententätigkeit in Wien.

Jindřich Lion. Film in tschechischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/615/jindich-lion-meine-flucht-aus-prag)

Der jüdische Journalist Jindřich Lion erzählt in diesem Film aus seinem Leben. Lion wurde 1922 inPrag geboren. Nach dem Münchner Abkommen wanderte er gemeinsam mit seiner Familie nachPalästina aus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Lion nach Prag zurück. Dort arbeiteteer als Journalist. Nach dem sowjetischen Einmarsch in Prag 1968 eröffnete sich ihm durch eineberufliche Reise die Möglichkeit, Prag zu verlassen. Seine zweite Exilheimat fand Lion in Wien, wo erweiterhin als Journalist tätig war.

Ausführliche Informationen über das Leben von Jindřich Lion finden Sie hier (http://www.centropa.org/de/biography/jindrich-lion)

Page 6: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 6

bpb.de

Lilli Tauber - Ein Koffer voller Erinnerungen16.9.2014

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs per Kindertransport von Wien nach England geschickt,tauscht sich Lilli Tauber mit ihren Wiener Eltern per Brief aus - solange dies noch möglich ist.

Lilli Tauber. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/695/lilli-tauber-ein-koffer-voll-erinnerung)

Karoline (Lilli) Tauber wurde 1927 in Wien geboren und vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs vonihren Eltern per Kindertransport nach England geschickt. Dort begann sie eine Schneiderlehre undtauschte, solange dies noch möglich war, mit ihren Eltern zahlreiche Briefe aus. 1941 wurden LillisEltern nach Polen in das Ghetto Oppole deportiert, welches 1942 gewaltsam aufgelöst wurde. Danachverliert sich ihre Spur. Lilli hat ihre Eltern nach dem Krieg nie wiedergesehen. 1946 kehrte Lilli Taubernach Wien zurück, heiratete und bekam zwei Kinder.

Ausführliche Informationen über das Leben von Lilli Tauber finden Sie hier (http://www.centropa.org/de/biography/lilli-tauber)

Page 7: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 7

bpb.de

Die Geschichte der Familie Brodmann16.9.2014

Kurt Brodmann berichtet von seiner Kindheit in Wien und den unterschiedlichen Wegen seinerjüdischen Familienmitglieder ins Exil. Während des Zweiten Weltkriegs verstreuten sich dieseüber mehrere Länder: England, Palästina, China.

Kurt Brodmann. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/652/die-geschichte-der-familie-brodmann)

Dieser Film zeigt die Geschichte der wienerisch-jüdischen Familie Brodmann. Kurt Brodmanns Elternentschieden sich nach der Besetzung Österreichs, ihre beiden Kinder Kurt und Harry ins Exil zu senden.Kurt Brodmann wurde nach Palästina geschickt, Harry per Kindertransport nach England. Kurts Elternselbst wanderten nach Schanghai aus. Nach Ende des Krieges reiste Kurt nach Wien zurück und trafdort auf seine Eltern.

Ausführliche Informationen über das Leben von Kurt Brodmann finden Sie hier (http://www.centropa.org/biography/kurt-brodmann)

Page 8: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 8

bpb.de

Güler Orgun - Eine türkisch-jüdisch-muslimischeGeschichte

16.9.2014

Die 1937 in Istanbul geborene Güler Orgun erzählt die Geschichte ihrer jüdisch-muslimischenFamilie - beginnend bei ihren jüdischen Vorfahren in Spanien bis hin zu ihrem eigenen Lebenim Istanbul der Gegenwart.

Güler Orgun. Film in türkischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/630/gueler-orgun-eine-tuerkisch-juedisch-muslimische-geschichte)

In diesem Film berichtet Güler Orgun über die türkisch-jüdisch-muslimische Geschichte ihrer Familie.Deren Wurzeln lassen sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen: Gülers Vorfahren waren"Sephardim", spanischstämmige Juden, die in das Reich der Osmanen geflohen sind. Ihre Eltern,ursprünglich Juden, werden in Istanbul Muslime, weshalb Güler Orgun geborene Muslimin ist. Gülerwiederum konvertiert 1950 vor ihrer Hochzeit mit einem jüdischen Türken zum Judentum. NachScheidung, zweiter Heirat (1965) und Geburt zweier Kinder lebt sie bis heute in Istanbul - der Stadt,die eine Brücke zwischen den Kontinenten und den Religionen und zugleich eine zentrale Station ihrereigenen Familie ist.

Ausführliche Informationen über das Leben von Güler Orgun finden Sie hier (http://www.centropa.org/biography/guler-orgun)

Page 9: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 9

bpb.de

Matilda Albuhaire - Eine sephardischeFamiliengeschichte

16.9.2014

Matilda Albuhaires Vorfahren waren spanischstämmige Juden. Sie selbst wuchs in Bulgarienauf. Dort entging Matilda im Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit ihren Eltern nur knapp einerDeportation.

Matilda Albuhaire. Film in bulgarischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/644/matilda-albuhaire-eine-sephardische-familiengeschichte)

Ihr Vater und Großvater kamen aus Istanbul, die Vorfahren der Familie sind Sephardim,spanischstämmige Juden. Matilda wurde in Bulgarien geboren und wuchs in der Stadt Bourgas auf.Zuhause wurde Ladino gesprochen, die Sprache der sephardischen Juden. Matilda warHebräischlehrerin, bis ihre Schule 1941 geschlossen wurde. Während ihre beiden Brüder in Lagerninterniert wurden und dort Zwangsarbeit leisten mussten, konnten Matilda und ihre Eltern währenddes Krieges in Bourgas bleiben. Nur knapp entging sie damals einer Deportation. Nach dem Kriegkonnte sie wieder als Lehrerin arbeiten.

Ausführliche Informationen über das Leben von Matilda Albuhaire finden Sie hier (http://www.centropa.org/biography/matilda-albuhaire)

Page 10: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 10

bpb.de

Page 11: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 11

bpb.de

Larry und Rosa Anzhel - Eine sephardischeLiebesgeschichte

16.9.2014

Dies ist die Geschichte zweier jüdischer Familien: der Familie von Larry Anzhel und der seinerFrau Rosa. Beide wuchsen in Bulgarien auf und lernten sich in Sofia kennen. Während desZweiten Weltkriegs wurden beide interniert und mussten Zwangsarbeit leisten.

Rosa und Larry Anzhel. Film in bulgarischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/673/larry-und-rosa-anzhel-eine-sephardische-liebesgeschichte)

Der Film erzählt die Geschichte zweier jüdischer Familien: der Familie von Larry Anzhel und der seinerFrau Rosa. Beide wuchsen in Bulgarien auf und lernten sich in Sofia, der Heimatstadt von RosasFamilie, kennen. Kurz darauf wurden sie beide - voneinander getrennt - in Vratsa interniert und musstendort Zwangsarbeit leisten. Nach Ende des Krieges bekamen sie zwei Kinder und verbringen derzeitihren Lebensabend in Sofia.

Ausführliche Informationen über das Leben von Larry Anzhel finden Sie hier (http://www.centropa.org/biography/leon-yako-anzhel) und solche über das Leben seiner Frau Rosa Anzhel hier (http://www.centropa.org/biography/roza-anzhel)

Page 12: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 12

bpb.de

Haya-Lea Detinko - Wie ich Stalins Gulag überlebte16.9.2014

Wegen der Mitgliedschaft in einer zionistischen Vereinigung wurde Haya-Lea Detinko zu 20Jahren Zwangsarbeit und Zwangsexil verurtelit. Erst 1961 kehrte sie mit ihrem Mann aus derVerbannung zurück.

Haya-Lea Detinko. Film in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/697/haya-lea-detinko-wie-ich-stalins-gulag-ueberlebte)

In diesem Film erzählt Haya-Lea Detinko ihre Lebensgeschichte und berichtet vom Schicksal ihrerFamilie: Detinko war Mitglied in der zionistischen Jugendorganisation "Hashomer Hatzair" und wurde1941 von sowjetischen Soldaten verhaftet und in ein Gulag-Gefangenenlager verschleppt. Ihre Familiewurde während eines Massakers im Sosyonski-Wald von deutschen Soldaten ermordet. Nur ihr BruderAron überlebte das Massaker. Nach zehn Jahren Zwangsarbeit wurde Haya-Lea nach Sibiriendeportiert und lebte dort weitere zehn Jahre in der Verbannung. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen,mit dem sie 1961 an seinen vormaligen Wohnort Leningrad gehen durfte.

Ausführliche Informationen über das Leben von Haya-Lea Detinko finden Sie hier (http://www.centropa.org/biography/haya-lea-detinko)

Page 13: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 13

bpb.de

Rosa Rosenstein - Leben mit Geschichte16.9.2014

1907 in Berlin geboren, 2005 in Wien gestorben: Rosa Rosenstein erlebte die Kaiserzeit, dieZeit der Weimarer Republik und das "Dritte Reich".

Rosa Rosenstein. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/528/rosa-rosenstein-leben-mit-geschichte)

Rosa Rosenstein wurde 1907 in Berlin geboren und starb 2005 in Wien. Das bedeutet, Rosa erlebtedie Kaiserzeit, die Zeit der Weimarer Republik und das Dritte Reich. Rosas Familie floh nach demMachtantritt Hitlers aus Berlin nach Palästina, Rosa und ihr ungarischer Mann Michi flüchteten nachBudapest. Rosa gelang es, die Töchter aus Budapest zu ihrer Familie nach Palästina zu schicken,während sie und ihr Mann interniert waren. Michi starb im Arbeitslager in der heutigen Ukraine, Rosaüberlebte versteckt in Budapest die letzten Monate des Krieges. Nach dem Krieg heiratete sie denWiener Alfred Rosenstein, bekam ihren Sohn Georg und zog zu ihrem Mann nach Wien. Georg, heuteZwi, ging 1963, nach der Matura, nach Israel und lebte im Kibbutz. 1989 übersiedelte er mit seinerFamilie nach Wien.

Ausführliche Informationen über das Leben von Matilda Albuhaire finden Sie hier (http://www.centropa.org/de/biography/rosa-rosenstein)

Page 14: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 14

bpb.de

Page 15: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 15

bpb.de

Matilda und Breda Kalef - Drei Versprechen16.9.2014

Matilda und Breda Kalef wurden in Belgrad geboren und fanden während des Krieges Zufluchtin einem katholischen Kloster. Pater Tumpej, der sie damals versteckte, ist in Yad Vashem als"Gerechter unter den Völkern" geehrt.

Die Schwestern Matilda und Breda Kalef. Film in serbischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/138781/matilda-und-breda-kalef-drei-versprechen)

Matilda und Breda Kalef wurden in Belgrad geboren. Während des Krieges fanden sie Zuflucht ineinem katholischen Kloster in Banovo Brdo, einem Stadtteil von Belgrad. Pater Tumpej, der sie damalsversteckte, ist in Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt. Ihr Vater und ihre Großmutterwurden ermordet, als das jüdische Krankenhaus, in dem sie sich aufhielten, liquidiert wurde. 1944konnten Breda und Matilda zu ihrer Mutter zurückkehren.

Ausführliche Informationen über das Leben von Matilda Kalef finden Sie hier (http://www.centropa.org/biography/matilda-cerge)

Page 16: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 16

bpb.de

Herbert Lewin - Rosinen meines Lebens16.9.2014

Herbert Lewin teilt mit uns Familienfotos. Diese bebildern seine Lebensgeschichte. VonOsterode im ehemaligen Ostpreussen wanderte er während des Zweiten Weltkriegs überJugoslawien nach Palästina aus.

Herbert Lewin. Film in deutscher Sprache. (http://www.bpb.de/mediathek/696/herbert-lewin-rosinen-meines-lebens)

Herbert Lewin wurde 1917 geboren. Er wuchs in Osterode im heutigen Polen auf. Anhand von Fotos,die er -fast erblindet- kaum noch sehen kann, schildert er eine Lebensgeschichte. Er berichtet vonseinem besten Freund, der Hilterjunge werden musste, und dennoch seinen jüdischen Freund nichtim Stich ließ. Während sein Bruder und seine Eltern nach England auswanderten, bereitete sich Herbertauf einem Bauernhof in Jugoslawien auf sein späteres Leben im Kibbuz vor. Im Jahr 1939 emigrierteer illegal nach Palästina.

1955 zieht Herbert mit seiner Frau Trude, die er in Palästina kennengelernt hat, in ihre HeimatstadtWien.

Ausführliche Informationen über das Leben von Herbert Lewin finden Sie hier (http://www.centropa.org/de/biography/herbert-lewin)

Page 17: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 17

bpb.de

Page 18: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 18

bpb.de

Teofila Silberring - Damit die Erinnerung nicht stirbt16.9.2014

Teofila Silberring berichtet von ihrer Kindheit in Krakau, von ihrem Leidensweg überverschiedene Konzentrationslager bis hin zum Todesmarsch nach Ravensbrück und derBefreiung des Lagers durch sowjetische Truppen.

Teofila Silberring. Film in polnischer Sprache mit deutschen Untertiteln. (http://www.bpb.de/mediathek/149461/teofila-silberring-damit-die-erinnerung-nicht-stirbt)

Teofila wuchs in Krakau auf. Nach der Besetzung Polens wurde ihre Mutter von deutschen Soldatenerschossen. Teofila, ihr Bruder Henryk und ihr Vater wurden in das Ghetto Podgorze deportiert. Vondort aus wurde sie in das KZ Plaszow geschickt und von ihrer Familie getrennt. Während dieser Zeitarbeitete sie für Oskar Schindler, der sich mehrmals für ihr Überleben einsetzte. Dennoch wurde sienach Auschwitz deportiert. Von Auschwitz aus schickte man sie auf einen Todesmarsch über Leipzignach Ravensbrück, wo sie die Befreiung durch sowjetische Truppen miterlebte. Nach dem Krieg kehrteTeofila nach Krakau zurück. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. Ihren Vater und ihrenBruder sah sie nach dem Krieg nie wieder.

Ausführliche Informationen über das Leben von Teofila Silberring finden Sie hier (http://www.centropa.org/de/biography/teofila-silberring)

Page 19: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 19

bpb.de

Historisch-politische Karten16.11.2012

In fünf interaktiven Karten wird die geographische und politische Situation in Europa ab 1933 dargestellt.Vier Karten zeigen die Auswirkungen der nationalsozialistischen Verfolgung, des Kriegsverlaufs sowieder Nachkriegszeit für die Juden Europas auf. Die fünfte Karte verbindet das persönliche Leben derder Protagonisten der Filme mit den historisch-politischen Entwicklungen ihrer Zeit.

Page 20: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 20

bpb.de

Familienwege 1933-1989Von Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Diese Karte bildet die Wege der elf jüdischen Familien ab, vom Zeitpunkt der Machtergreifungder Nationalsozialisten in Deutschland bis zum Ende des Kalten Krieges. Dabei stehenAuswanderung, Flucht und Deportation im Zusammenhang mit den geopolitischenEntwicklungen innerhalb der einzelnen Zeitabschnitte, die sich auch an sich veränderndenGrenzverläufen und Gebietszugehörigkeiten ablesen lassen.

Familienwege 1933-1989 (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/familienwege1933_1937.php?jg1=1)

Die persönlichen Geschichten von elf jüdischen Familien zeigen beispielhaft, wie stark die historisch-politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts das Leben der Juden in Europa beeinflussten. Vor allemdie nationalsozialistische Herrschaft, der Zweite Weltkrieg und derHolocaust bedrohten die europäischen Juden in ihrer Existenz und führten dazu, dass Familienauseinandergerissen und über mehrere Länder zerstreut wurden. Ähnlich den hier vorgestelltenSchicksalen wurden Millionen Juden ihres Besitzes, ihrer Heimat und ihres Lebens beraubt. Auch nach1945 war ein freies und gesichertes jüdisches Leben in Europa nur bedingt möglich. Zwar war mit derNiederlage Hitler-Deutschlands die Gefahr einer systematischen Vernichtung gebannt, doch waren

Page 21: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 21

bpb.de

viele jüdische Überlebende bestrebt auszuwandern, als sie in den kommunistischen DiktaturenOsteuropas erneut mit Entbehrungen, Verfolgung und religiöser Diskriminierung konfrontiert waren.Antisemitismus gefährdet bis heute das Leben von Juden in Ost- und Westeuropa.

Die Karte ergänzt und verdeutlicht die in den biographischen Kurzfilmen erzähltenFamiliengeschichten. Sie zeichnet die Lebenswege der einzelnen Familien nach und ermöglicht es,über die Markierung der verschiedenen Stationen nachzuvollziehen, welches Familienmitglied sichwann an welchem Ort befand. Dabei waren diese Ortswechsel in den meisten Fällen unfreiwillig, alsodas Ergebnis von Flucht, Vertreibung oder Deportation in ein Ghetto oder Zwangslager, wo dieVerschleppten oft den gewaltsamen Tod fanden. Nach Kriegsende kehrten einige der Exilierten in ihreHerkunftsländer zurück oder versuchten noch einmal einen Neuanfang in einem fremden Land. Überdie genauen Umstände eines Ortswechsels informieren farbig hinterlegte Namensfelder, deren Inhaltesich abrufen lassen, wenn der Mauszeiger darauf bewegt wird. In der Ansicht der Karte kann zwischenzwei verschiedenen Darstellungsformen gewählt werden. Durch Mausklick auf eines der elf am unterenKartenrand positionierten Familienfelder lassen sich die Wege einer einzelnen Familie nachvollziehen.Wird über das Feld „Alle Familien anzeigen“ oben rechts in die Gesamtansicht zurück gewechselt, solaufen die Wanderungsbewegungen parallel, sind aber in ihrer Entwicklung in sechs Zeitkapitelunterteilt. So lassen sich gleichzeitig die verschiedenen Ortswechsel der einzelnen Familien über einenZeitraum von knapp sechzig Jahren verfolgen, der vom Beginn der NS-Diktatur bis zumZusammenbruch der Sowjetunion reicht. Außerdem verzeichnet sind der Verlauf des ZweitenWeltkrieges sowie die mehrfachen Grenzverschiebungen in Europa. Informationspunkte in den Kartenklären zudem über allgemeine historische Entwicklungen und zentrale politische Ereignisse auf.

Weiterführende Informationen auf bpb.de:

(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39576/weg-in-den-krieg)Wie führte die aggressive Außenpolitik Hitlers in den Zweiten Weltkrieg? (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39580/kriegsverlauf)

Eine Skizze der wichtigsten Etappen des Zweiten Weltkriegs (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39581/kriegsende)Helmut Kistler beleuchtet die Gründe, die zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft führten. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39583/kriegsziele-der-alliierten) Wolfgang Benz erläutert die Pläne der Alliierten in Bezug auf Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.Diese umfassten neben der Aufteilung des Landes in Besatzungszonen auch beispielsweise dieVetreibung deutscher Minderheiten aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39584/erinnerungen-an-den-luftkrieg)Wie erinnern sich Deutsche und Engländer an den Luftkrieg gegen ihre Großstädte? Dietmar Süßvergleicht die Erzählungen in beiden Ländern. (http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/38975/kurzueberblick)Ein kurzer Überblick über die Entstehung der Bundesrepublik von Manfred Görtemaker (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39613/der-beginn-der-bipolaritaet)Manfred Görtemaker beschreibt, wie aus den verbündeten Alliierten Gegenspieler in der bipolarenWeltordnung des Kalten Kriegs werden konnten. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39617/weg-in-den-kalten-krieg)Wolfgang Benz erläutert zentrale Stationen des Wegs in den Kalten Krieg. (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/44994/staatsgruendung)Nachdem das britische Mandat endete, wurde am 14. Mai 1948 der Staat Israel gegründet.

Page 22: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 22

bpb.de

(http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/deutsche-teilung-deutsche-einheit/43749/das-ende-des-eisernen-vorhangs)Der Fall der Berliner Mauer leitete den Zerfall der Staaten des sogenannten Ostblocks ein. Doch wiewurde die Wiedervereinigung nach vierzig Jahren deutsch-deutscher Teilung möglich?

Page 23: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 23

bpb.de

Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem DeutschenReichVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten zwang zahlreiche Jüdinnen und Juden zur Fluchtins Ausland. Während in den ersten Jahren nach Hitlers Machtergreifung die Mehrheit nachWesteuropa emigrierte, retteten sich die Flüchtlinge mit der zunehmenden Ausweitung desnationalsozialistischen Einflussbereiches (später) besonders nach Palästina, in die USA undnach Südamerika. Diese Karte zeigt die wichtigsten Exilländer für jüdische Flüchtlinge aus demDeutschen Reich.

Exilländer jüdischer Flüchtlinge aus dem deutschen Reich (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/exillaender_welt.php)

Auf der Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung verließen ab 1933schätzungsweise bis zu 300.000 Juden Deutschland, was einem Anteil von etwa 60% der jüdischenBevölkerung entspricht. Unter ihnen waren zehntausende staatenlose oder ausländische Juden, vondenen viele teils unfreiwillig in ihre osteuropäischen Herkunftsländer zurückkehrten. Mit zunehmenderBedrohung wurden die Versuche, sich vor Entrechtung, Gewalt und Terror in Sicherheit zu bringen,

Page 24: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 24

bpb.de

immer drängender.

Die Fluchtwege der Juden aus Deutschland spannten bald immer weitere geographische Distanzenbis schließlich auf der ganzen Welt nach einer sicheren Zuflucht gesucht wurde. Strömten anfangsdie meisten jüdischen Emigranten nach Westeuropa, so wurden bald auch Länder in Übersee, vorallem Palästina und die USA, zu wichtigen Exilorten. Als 1938 der gesteigerte Druck der Verfolgungdie jüdische Auswanderung aus Deutschland in eine Massenflucht verwandelte, gab es kaum nochein Land, über dessen Grenzen eine Einwanderung uneingeschränkt möglich war. Mit Ausbruch desKrieges im September 1939 verschärfte sich die Situation weiter. Als das NS-Regime im Oktober 1941schließlich jegliche Auswanderung verbot, war es den in Deutschland verbliebenen Juden fast gänzlichunmöglich, sich vor der Vernichtung ins Ausland zu retten.

Die Karte zeigt die wichtigsten Exilländer der Juden aus Deutschland. Sie gliedert sich in eine Weltkarteund eine Teilkarte für Europa. Informationen über die jeweilige nationale Einwanderungspolitik und diebesondere Situation in einem Land, lassen sich per Mausklick auf das jeweilige Länderfeld abrufen.Darüber hinaus finden sich auch vorsichtige Schätzungen über die ungefähre Zahl der Juden ausDeutschland, die in einem Land Aufnahme fanden (violett), sowie die jüdische Bevölkerungszahl einesLandes vor Eintreffen der Flüchtlingsströme (blau).

Genaue Zahlen zur jüdischen Auswanderung aus Deutschland kann es aufgrund der lückenhaftenQuellenlage nicht geben. Systematische Aufzeichnungen waren unmöglich in einer historischenSituation, in der Menschen gezwungen waren, Grenzen vorgeblich als Touristen oder auch gänzlichohne gültige Papiere zu überqueren, um ihr Leben zu retten. Auch die Einwanderungsstatistiken derAufnahmeländer sind oft ungenau was die religiöse, nationale oder ethnische Identität der Immigrantenanbetrifft. Schließlich bleibt zu beachten, dass viele jüdische Flüchtlinge von ihrem erstenAufnahmeland an andere Ziele weiterwanderten. In vielen europäischen Ländern beispielsweise warihre Sicherheit nach der deutschen Eroberung nicht mehr gewährleistet. Die strenge Quotenregelungin den USA, die pro Jahr nur knapp über 27.000 Deutschen die Einreise erlaubte, machte oft Umwegeüber andere Länder nötig. In der Karte sind solche Transitländer mit einem Pfeilsymbol gekennzeichnet.

Weiterführende Informationen auf bpb.de

(http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/44941/was-ist-zionismus) Eine Einführung über die zionistische Bewegung von Michael Brenner (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/44987/shoah-und-einwanderung) Tuvia Friling beschreibt das Rettungsprogramm der Jewish Agency während des Holocausts, mitdessen Hilfe jüdischen Flüchtlingen die Einreise in das britische Mandatsgebiet Palästina ermöglichtwurde. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39580/kriegsverlauf)

Eine Skizze der wichtigsten Etappen des Zweiten Weltkriegs (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39581/kriegsende)Helmut Kistler beleuchtet die Gründe, die zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft führten. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39584/erinnerungen-an-den-luftkrieg)Wie erinnern sich Deutsche und Engländer an den Luftkrieg gegen ihre Großstädte? Dietmar Süßvergleicht die Erzählungen in beiden Ländern.

Page 25: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 25

bpb.de

Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nachLandVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Diese Karte stellt die Dimensionen des Völkermordes an den europäischen Juden imEinflussbereich der Nationalsozialisten dar sowie die spezielle politische Situation in deneinzelnen Ländern. Bis zu sechs Millionen Juden wurden im Zuge der rassistischenVernichtungspolitik der Nationalsozialisten ermordet, die meisten von ihnen stammten ausdem ehemaligen Polen und der Sowjetunion.

Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach Land (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/ermordete_juden_nach_land.php)

Als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an die Macht kamen, lebten Juden in allen LändernEuropas. Besonders im östlichen Mitteleuropa – in Polen, Rumänien und Ungarn – sowie in derSowjetunion bestanden große jüdische Gemeinden. Abhängig vom Kriegsverlauf und davon, ob einGebiet den Deutschen direkt unterstand, waren Ausmaß und Zeitpunkt der Verfolgung und Vernichtungvon Land zu Land verschieden.

Page 26: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 26

bpb.de

Die Vertreibung der Juden aus dem Deutschen Reich betrieb das NS-Regime bis 1941 vor allem mittelsEntrechtung, Enteignung und antisemitischer Gewalt. Als danach die Deportationen einsetzten, zieltedie NS-Judenpolitik bereits auf eine systematische Vernichtung der europäischen Juden ab. Ein Netzaus tausenden von Ghettos und Lagern, in denen Juden misshandelt, zur Arbeit gezwungen undermordet wurden, umspannte weite Teile Europas. Im besetzen Polen bestanden ab 1941 spezielleVernichtungslager, in denen fast 3 Millionen Menschen durch Giftgas getötet wurden. Im Osten fielenHunderttausende den Massenerschießungen durch Einsatzgruppen, Polizei- und Armeeverbände zumOpfer. Von den über 9 Millionen Juden, die in den Ländern lebten, welche im Laufe des ZweitenWeltkriegs von den Deutschen kontrolliert wurden, verloren etwa zwei Drittel ihr Leben im Holocaust.

Die Karte zeigt die zahlenmäßige Dimension der Vertreibung und Ermordung der europäischen Juden.Die besondere Situation in jedem Land beschreibt ein Informationskasten, der sich per Mausklick aufdas jeweilige Länderfeld aufrufen lässt. Für jedes Land – dargestellt in seinen Grenzen vor derdeutschen Eroberung – finden sich außerdem die geschätzten Zahlen der vor dem Holocaust dortlebenden Juden sowie der Todesopfer.

Diese Zahlen können, wie auch die Gesamtzahl von rund 6 Millionen jüdischer Opfer desNationalsozialismus, lediglich grobe Schätzungen sein. Vor allem aufgrund der lückenhaftenQuellenlage lässt sich eine genaue Todeszahl nicht mehr errechnen. Die Täter zerstörten beiKriegsende den Großteil der Beweise für ihre Verbrechen; die überwältigende Mehrheit der Verfolgtenstarb, ohne dass sie Zeugnis ablegen konnten. Erschwert werden die Schätzungen zudem durch dieFrage, wer überhaupt zur jüdischen Opfergruppe zu zählen ist. Ungeachtet persönlicherSelbstbestimmung erklärten die Nationalsozialisten auch Menschen zu Juden, die sich selbst nichtals solche betrachteten. Mit dem Ziel, eine gesicherte Mindestzahl von Todesopfern zu errechnen,wird in der dieser Karte zugrundeliegenden Forschung sorgsam darauf geachtet, Doppelzählungenzu vermeiden, die durch mehrfache Grenzverschiebungen und die sich in alle Himmelsrichtungenbewegenden Ströme jüdischer Flüchtlinge entstehen können. Dies erweist sich als besonders heikelim Fall von Polen und der Sowjetunion – Ländern, in denen die Haupttatorte des Holocaust lagen.

Weiterführende Informationen auf bpb.de:

(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39556/shoah-und-antisemitismus)Wie entwickelten sich antisemitische Stereotype, auf denen die nationalsozialistische Rassenideologiebasierte? (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60676/system-der-nationalsozialistischen-konzentrationslager)Nicola Wenge zeichnet den Prozess der Institutionaliserung der KZs als Hauptorte derMassenvernichtung im Holocaust nach. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60625/film-ueberlebende-erzaehlen)

Die filmische Umsetzung von 16 Interviews mit Überlebenden des Konzentrationslagers Ravensbrückgibt Einblicke in das Leben in den nationalsozialistischen Lagern. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60722/illegaler-brief-aus-dem-kz) Zofia Pocilowska gelang es, einen Brief aus dem Konzentrationslager Ravensbrück heraus zuschleusen, in dem sie den Lageralltag beschreibt. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141448/ghettos-in-osteuropa)

Wolfgang Benz schildert die Bedeutung von Ghettos für den Holocaust. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141785/das-warschauer-ghetto)Bei dem sogenannten Warschauer Ghetto handelte es sich um das größte Ghetto Europas. DieGeschichte und die Lebensumstände in diesem abgeriegelten Bereich werden von Andrea Löwdargestellt.

Page 27: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 27

bpb.de

(http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41812/antisemitismus)Wie verbreitet sind antisemitische Einstellungen noch heute in Deutschland?

Page 28: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 28

bpb.de

Vertreibung und Vernichtung der Juden aus demDeutschen ReichVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Diese Karte verdeutlicht das Ausmaß der nationalsozialistischen Vertreibung und Vernichtungvon Juden aus dem Deutschen Reich. Sie stellt die Entwicklung von der nach Machtübernahmeder Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 einsetzenden gewaltsamen Verfolgung undgesetzlichen Diskriminierung bis hin zur Deportation und systematischen Vernichtung dar.

Vertreibung und Deportation der Juden aus dem Deutschen Reich (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/judenindeutschland1933_1939.php)

Als Adolf Hitler im Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, lebten in Deutschland etwa einehalbe Million Juden. Knapp 20% von ihnen besaßen eine ausländische Staatsangehörigkeit oder warenstaatenlos. Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausgrenzung der Juden begann unmittelbar nachder Machtübernahme der Nationalsozialisten. Eine weitreichende antijüdische Gesetzgebung, mittelsderer deutsche Juden 1935 ihrer Bürgerrechte beraubt wurden, eine fortschreitende ökonomischeBenachteiligung durch Boykotte, Entlassungen, Berufsverbote und Enteignungen sowie die anhaltendeBedrohung durch antisemitische Gewalt und Terror führten dazu, dass viele Juden Deutschland

Page 29: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 29

bpb.de

verließen oder sich in die Anonymität der Großstädte flüchteten.

Der Verfolgungsdruck stieg im Jahr 1938 weiter an: Über 15.000 polnische Juden wurden im Oktoberaus Deutschland abgeschoben und im Zuge des Novemberpogroms kam es im ganzen Land zuZerstörungen und Verhaftungen. Diese Entwicklungen verwandelten die jüdische Emigration in eineMassenflucht. Zeitgleich mit dem Auswanderungsverbot vom Oktober 1941 begann das Regime, diesystematische Deportation der im Deutschen Reich verbliebenen Juden, ca. 163.000 zumeist ältereMenschen, zu organisieren. Über 130.000 Juden aus dem sogenannten Altreich – Deutschland in denGrenzen von 1937 – wurden bis Kriegsende in Ghettos, Lager und an Vernichtungsstätten östlich derReichsgrenzen verschleppt. Die meisten fanden ihren Tod in den Ghettos Lodz, Warschau, Minsk,Riga, Kowno oder in den Vernichtungslagern Kulmhof, Sobibor, Treblinka, Auschwitz-Birkenau undMajdanek. Die Gesamtzahl der Opfer unter den Juden aus Deutschland wird auf ungefähr 160.000geschätzt.

Die Karte verdeutliche die zahlenmäßige Entwicklung und die geographische Dimension der Verfolgungund Vernichtung der Juden aus Deutschland. Entsprechend der historischen Entwicklung gliedert siesich in drei Kapitel. Anhand der geschätzten jährlichen Emigrationszahlen sowie derBevölkerungszahlen für jene sechs Großstädte, in denen die meisten Juden wohnten, wird gezeigt,wie sich die Verfolgungsmaßnahmen in Abwanderung ins Ausland und zunehmender Binnenmigrationniederschlugen. Die Karte markiert außerdem die zentralen Orte der Verfolgung und Vernichtung derJuden aus Deutschland. Über die Grenzstädte Konitz, Neu-Bentschen und Beuthen wurden im Oktober1938 tausende polnische Juden aus dem Deutschen Reich abgeschoben. Nach dem Novemberpogrombrachten wenig später Gefangenentransporte aus dem ganzen Land insgesamt etwa 26.000 jüdischeMänner in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen. Nachdem 1940 auflokale Initiative etwa 7.000 Juden nach Polen und Frankreich verschleppt wurden, begannen im Oktober1941 die systematischen Deportationen aus Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt gelang es nur nochWenigen, aus Deutschland zu flüchten.

Weiterführende Informationen auf bpb.de

(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39567/kommunen-und-verfolgung)Rüdiger Fleiter beschreibt die Rolle der Kommunen bei der nationalsozialistischen Verfolgung. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39556/shoah-und-antisemitismus)Wie entwickelten sich antisemitische Stereotype, auf denen die nationalsozialistische Rassenideologiebasierte? (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60625/film-ueberlebende-erzaehlen)

Die filmische Umsetzung von 16 Interviews mit Überlebenden des Konzentrationslagers Ravensbrückgibt Einblicke in das Leben in den nationalsozialistischen Lagern. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141448/ghettos-in-osteuropa)

Wolfgang Benz schildert die Bedeutung von Ghettos für den Holocaust. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/141785/das-warschauer-ghetto)Bei dem sogenannten Warschauer Ghetto handelte es sich um das größte Ghetto Europas. DieGeschichte und die Lebensumstände in diesem abgeriegelten Bereich werden von Andrea Löwdargestellt. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60676/system-der-nationalsozialistischen-konzentrationslager)Nicola Wenge zeichnet den Prozess der Institutionaliserung der KZs als Hauptorte derMassenvernichtung im Holocaust nach. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39581/kriegsende)

Page 30: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 30

bpb.de

Helmut Kistler beleuchtet die Gründe, die zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft führten.

Page 31: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 31

bpb.de

Die europäischen Juden in den NachkriegsjahrenVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Diese Karte bildet die Bevölkerungsentwicklung der europäischen Juden nach dem ZweitenWeltkrieg ab. Sie zeigt die Zahl der Überlebenden in den einzelnen Ländern, aber auch dieMigrationsbewegungen innerhalb Europas und insbesondere nach Palästina/ Israel.

Die europäischen Juden in den Nachkriegsjahren (© bpb, Jan Fischer) (http://www.bpb.de/fsd/centropa/europaeische_Juden_in_den_Nachkriegsjahren.php)

Über drei Millionen Juden – etwa ein Drittel der Vorkriegsbevölkerung – überlebten den ZweitenWeltkrieg in Europa. Einige waren der nationalsozialistischen Vernichtung durch Verstecken odergeschützt durch ihre nicht-jüdischen Ehepartner entkommen, andere waren aus Lagern undGefängnissen befreit worden. Viele Überlebende befanden sich bei Kriegsende fernab ihresHeimatlandes. Flucht, Vertreibung und Deportationen hatten sie entwurzelt; eine große Anzahl vonihnen war staatenlos geworden. Während ein Teil an ihre Herkunftsorte zurückkehrte, suchtenzahlreiche Überlebende, die ihrer Familie und ihres Besitzes beraubt worden waren, nach einer neuenHeimat. Die massive antijüdische Gewalt in weiten Teilen Osteuropas führte zu einer Massenfluchtvon Juden nach Westen. In Lagern für sogenannte Displaced Persons (DPs) in Deutschland, Österreichund Italien harrten etwa eine Viertelmillion Flüchtlinge darauf, sich in einem neuen Land ansiedeln zu

Page 32: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 32

bpb.de

können.

Aber nicht nur die massenhaften Migrationsbewegungen, auch die zahlreichen Grenzverschiebungenvor und nach 1945 erschweren die Berechnung der Zahl der jüdischen Überlebenden in den einzelneneuropäischen Ländern. Zentrale Siedlungsgebiete von Juden in Osteuropa standen unter mehrfachwechselnder Herrschaft, Flüchtlinge wurden nach dem Krieg zwangsumgesiedelt oder in ihreUrsprungsländer "repatriiert", und so ist man besonders für Polen und die Sowjetunion weitgehendauf Schätzungen angewiesen. Die Quellenlage insgesamt ist lückenhaft und uneinheitlich. Einesystematische Registrierung jüdischer Überlebender durch staatliche Behörden, jüdischeEinrichtungen und internationale Hilfsorganisationen war in den Wirren der Nachkriegszeit keineinfaches Unterfangen. Unterschiedliche Definitionen der religiösen und nationalen Zugehörigkeitführten in offiziellen Erhebungen zu abweichenden Ergebnissen. Hinzu kommt, dass angesichts derrepressiven Minderheitenpolitik und des Assimilationsdrucks der kommunistischen Regime vieleÜberlebende in Osteuropa es vorzogen, in Volkszählungen ihre jüdische Herkunft zu verschweigen.

Die Karte informiert über die Anzahl der jüdischen Überlebenden in den einzelnen europäischenLändern. Die dynamische Entwicklung der Bevölkerungszahlen im Zeitraum bis 1951 spiegelt sich inbis zu drei verschiedenen Zahlenangaben pro Land wider. Die blau-gefärbte Zahl beziffert die Anzahlder registrierten Überlebenden im Jahr 1946 – in den Fällen von Deutschland, Österreich und Italiensind dabei die „Displaced Persons“ nicht mit eingerechnet. Der jüdische Bevölkerungszuwachs in denwesteuropäischen Staaten durch den Zustrom von Überlebenden aus Mittel- und Osteuropa schlägtsich in der violett-gefärbten Zahlenangabe nieder. Die grün-gefärbte Zahl schließlich gibt an, wie vieleJuden aus einem jeweiligen Land bis 1951 nach Palästina/Israel ausgewandert sind. Dabei stellt dieGründung des jüdischen Staates am 14. Mai 1948 und damit die Abschaffung jeglicherEinwanderungsbeschränkungen eine deutliche Zäsur dar. Die große Mehrheit der jüdischenEmigranten konnte die europäischen Länder erst nach diesem Datum gen Israel verlassen.

Weiterführende Informationen auf bpb.de

(http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39595/deutschland-nach-1945)Das Dossier bietet einen Überblick über die Lage Deutschlands in der direkten Nachkriegszeit. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39600/besatzung) Wolfgang Benz schildert den Beginn der deutsch-deutschen Teilung. (http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/38975/kurzueberblick)Ein kurzer Überblick über die Entstehung der Bundesrepublik von Manfred Görtemaker (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39613/der-beginn-der-bipolaritaet)Manfred Görtemaker beschreibt, wie aus den verbündeten Alliierten Gegenspieler in der bipolarenWeltordnung des Kalten Kriegs werden konnten. (http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39617/weg-in-den-kalten-krieg)Wolfgang Benz erläutert zentrale Stationen des Wegs in den Kalten Krieg. (http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/) Dieses Dossier liefert Einblicke in die Geschichte, aber auch die aktuelle gesellschaftliche undpolitische Lage des Staates Israel.Antisemitismus - aktuelle Situation (http://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37966/aktuelle-situation)Wie verbreitet sind antisemitische Einstellungen heute in Deutschland sowie international?

Page 33: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 33

bpb.de

Quellen und ForschungZum Hintergrund der in den historischen Karten verwendeten ZahlenVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Die Dimension der nationalsozialistischen Vertreibung und Vernichtung wird durch eine Vielzahlvon historischen Quellen bezeugt. Dennoch sind über die genauen Zahlen der Geflohenen undErmordeten nur annäherungsweise Angaben zu machen. Kim Wünschmann beschreibt indiesem Artikel, wie die Zahlen für "Gerettete Geschichten" ermittelt wurden und vor welchenHerausforderungen Wissenschaftler/-innen bei der Suche nach definiten Zahlen über denHolocaust stehen.

Nie zuvor in der Geschichte wurden die Juden Europas in derart hoher Zahl und mit einer solchbeispiellosen Systematik verfolgt und ermordet wie zur Zeit des Nationalsozialismus. An der gewaltigenDimension des Völkermords, dessen Tatorte quer über den Kontinent verstreut lagen, besteht keinZweifel. Originale und unanfechtbare Dokumente beweisen dieses Menschheitsverbrechen, welchesgigantische Ströme von jüdischen Flüchtlingen und Überlebenden in Bewegung setzte, die auch nochlange Zeit nach Kriegsende auf der Suche nach einer neuen Heimat waren. Für die Anerkennung derhistorischen Tatsachen sowie deren moralische Bewertung sind absolute Zahlen und akribisch genaueStatistiken ohne Bedeutung. Wenn die Wissenschaft sich dennoch anhaltend mit den Berechnungender Zahl der jüdischen Todesopfer sowie der Anzahl der Überlebenden und der Flüchtlinge beschäftigt,so geschieht dies mit dem Ziel, die Ausmaße des Verbrechens zu verdeutlichen und die Verfolgungund Vernichtung in ihrer zeitlichen Abfolge und regionalen Spezifik feiner auszudifferenzieren.Forschungen zur Zahl der während des Nationalsozialismus ermordeten europäischen Juden könnenzudem wirkungsvoll den von rechtsextremen antisemitischen Kreisen betriebenen Geschichtsfälschungenentgegentreten.

Die Quellen

Anhand einer ganzen Reihe von historischen Quellen kann jenseits aller Spekulation dieGrößenordnung der Vertreibung und Vernichtung der europäischen Juden ermittelt werden. DieNationalsozialisten selbst hinterließen Dokumente, die über die zahlenmäßige Dimension ihrerVerbrechen Auskunft geben. Dazu gehören Deportationslisten und Transportverzeichnisse sowie dievon den Lagerverwaltungen angelegten Zugangslisten, Häftlingsmeldungen und Sterbebücher. EinigeOriginalquellen, die von den Tätern errechnete statistische Angaben zum Mord an den europäischenJuden enthalten, sind für die Forschung von besonderer Bedeutung. Hierzu zählen die Meldungen derEinsatzgruppen über die Massenerschießungen vor allem ab 1941 in der Sowjetunion, das Protokollder Wannseekonferenz vom Januar 1942 und der Bericht des SS-Statistikers Richard Korherr, derbilanzierte, dass bis Ende März 1943 bereits zweieinhalb Millionen Juden getötet wurden. DieseÜberlieferung wird ergänzt durch amtliche Quellen staatlicher Stellen. In den Akten von Standesämtern,Einwohnermeldeämtern, Polizei-, Finanz- und Justizbehörden finden sich zahlenmäßige Angaben überjüdische Schicksale. Die vom NS-Terror in Gang gesetzten massenhaften Wanderbewegungen vonJuden aus ganz Europa fanden ihren statistischen Niederschlag zudem in den Aus- undEinwanderungsverzeichnissen verschiedener Länder sowie in den Unterlagen jüdischer Einrichtungen

Page 34: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 34

bpb.de

und den Berichten internationaler Flüchtlingsorganisationen.

Die Forschung

Die im Rahmen des Dossiers „Gerettete Geschichten“ produzierten Karten stützen sich auf anerkanntewissenschaftliche Studien zur Errechnung der Zahl der während des Nationalsozialismus vertriebenenund ermordeten Juden Europas. Durch ein sorgfältiges methodisches Vorgehen, das in Form vonRegionalstudien die Zahlen von Land zu Land einzeln untersucht, können in diesen ForschungenDoppelzählungen vermieden werden. Im Ergebnis produzieren sie eine verifizierbare Spanne zwischenMindest- und Höchstangaben, die dann fundierte Schätzungen ermöglichen. Der wissenschaftlichenRedlichkeit verpflichtet, reflektieren diese Studien offen die Schwierigkeiten und Herausforderungenin der Zahlenberechnung. Sie stellen klar, dass die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der JudenEuropas ein historisches Ereignis war, welches sich aufgrund seines dynamischen, gewaltsamen undverbrecherischen Charakters in den Quellen nicht immer in definitiven Zahlen niedergeschlagen hat.Die Errechnung einer absoluten Zahl der Toten, für die jedes Opfer einzeln gezählt werden müsste,ist unmöglich. Ebensowenig lässt sich genau ermitteln, wie viele Juden vor und nach dem Holocaustin einem Land lebten bzw. wie viele ein- und ausgewandert waren. Lückenhafte Aufzeichnung undschlichte Nichtregistrierung, uneinheitliche religiöse, nationale und ethnische Kategorisierungen inVolkszählungen sowie Zu- und Abwanderungsverzeichnisses, sich mehrfach verschiebende Grenz-und Demarkationslinien und das Phänomen der Weiterwanderung stellen die Forschung vor ernsthafteProbleme. Zudem bestehen bezüglich des Ausmaßes und der Qualität der Dokumentation teilserhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen Europas. Wohingegen dieQuellenlage für das Deutsche Reich und Westeuropa als gut zu bezeichnen ist, wird sie für Länderöstlich der Tschechoslowakei – besonders für Polen, die Sowjetunion und die baltischen Staaten –lückenhaft. Die besonderen Herausforderungen für die Berechnung der in den einzelnen Kartenverwendeten Zahlen werden im Folgenden kurz dargestellt.

Karte „Vertreibung und Vernichtung der Juden während der NS-Herrschaft“

Die in dieser Karte angegeben Zahlen können, wie auch die Gesamtzahl von rund sechs Millionenjüdischer Opfer des Nationalsozialismus, lediglich Schätzungen sein. Vor allem aufgrund derlückenhaften Quellenlage lässt sich eine genaue Todeszahl nicht mehr errechnen. Die Täter zerstörtenbei Kriegsende den Großteil der Beweise für ihre Verbrechen; die überwältigende Mehrheit derVerfolgten starb, ohne dass sie Zeugnis ablegen konnten. Erschwert werden die Schätzungen zudemdurch die Frage, wer überhaupt zur jüdischen Opfergruppe zu zählen ist. Ungeachtet persönlicherSelbstbestimmung erklärten die Nationalsozialisten auch Menschen zu Juden, die sich selbst nichtals solche betrachteten. Mit dem Ziel, eine gesicherte Mindestzahl von Todesopfern zu errechnen,wird in der dieser Karte zugrundeliegenden Forschung sorgsam darauf geachtet, Doppelzählungenzu vermeiden, die durch mehrfache Grenzverschiebungen und die sich in alle Himmelsrichtungenbewegenden Strömen jüdischer Flüchtlinge entstehen können. Dieses Problem erweist sich alsbesonders heikel im Fall von Polen und der Sowjetunion – Ländern, in denen die Haupttatorte desHolocaust lagen.

Page 35: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 35

bpb.de

Karte „Exilländer der Juden aus Deutschland“

Genaue Zahlen zur jüdischen Auswanderung aus Deutschland kann es aufgrund der lückenhaftenQuellenlage nicht geben. Systematische Aufzeichnungen waren unmöglich in einer historischenSituation, in der Menschen gezwungen waren, Grenzen vorgeblich als Touristen oder auch gänzlichohne gültige Papiere zu überqueren, um ihr Leben zu retten. Auch die Einwanderungsstatistiken derAufnahmeländer sind oft ungenau was die religiöse, nationale oder ethnische Identität der Immigrantenanbetrifft. Schließlich bleibt zu beachten, dass viele jüdische Flüchtlinge von ihrem erstenAufnahmeland an andere Ziele weiterwanderten. In vielen europäischen Ländern beispielsweise warihre Sicherheit nach der deutschen Eroberung nicht mehr gewährleistet. Die strenge Quotenregelungin den USA, die pro Jahr nur knapp über 27.000 Deutschen die Einreise erlaubte, machte oft Umwegeüber andere Länder nötig. In der Karte sind solche Transitländer mit einem Pfeilsymbol gekennzeichnet.

Karte „Die europäischen Juden nach 1945“

Massenhafte Migrationsbewegungen sowie auch die zahlreichen Grenzverschiebungen vor und nach1945 erschweren die Berechnung der Zahl der jüdischen Überlebenden in den einzelnen europäischenLändern. Zentrale Siedlungsgebiete von Juden in Osteuropa standen unter mehrfach wechselnderHerrschaft, Flüchtlinge wurden nach dem Krieg zwangsumgesiedelt oder in ihre Ursprungsländerrepatriiert, und so ist man besonders für den polnisch-sowjetischen Raum weitgehend auf Schätzungenangewiesen. Die Quellenlage insgesamt ist lückenhaft und uneinheitlich. Eine systematischeRegistrierung jüdischer Überlebender durch staatliche Behörden, jüdische Einrichtungen undinternationale Hilfsorganisationen war in den Wirren der Nachkriegszeit kein einfaches Unterfangen.Unterschiedliche Definitionen der religiösen und nationalen Zugehörigkeit führten in offiziellenErhebungen zu abweichenden Ergebnissen. Hinzu kommt, dass angesichts der repressivenMinderheitenpolitik und des Assimilationsdrucks der kommunistischen Regime viele Überlebende inOsteuropa es vorzogen, in Volkszählungen ihre jüdische Herkunft zu verschweigen.

Forschungsliteratur

• Benz, Wolfgang (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer desNationalsozialismus, München 1996.

• Pohl, Dieter, Menschenleben und Statistik. Zur Errechnung der während des Nationalsozialismusermordeten Juden Europas, in: Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Hrsg.),Materialien zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin 2005, S. 72-77.

• Proudfoot, Malcolm J., European Refugees 1939-53. A Study in Forced Population Movement,Evanston, Illinois 1956.

• Stiftung Jüdisches Museum Berlin/ Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland(Hrsg.), Heimat und Exil. Emigration der deutschen Juden nach 1933, Frankfurt am Main 2006.

Page 36: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 36

bpb.de

Historischer Kontext24.1.2013

Die folgenden Texte...

Page 37: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 37

bpb.de

Europäisches Judentum vor demNationalsozialismusVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Bevor Millionen von europäischen Juden durch die nationalsozialistische Verfolgung undVernichtung ihre Heimat, ihren Besitz oder ihr Leben verloren, war Europa das wichtigsteZentrum jüdischen Lebens weltweit. Das europäische Judentum war höchst vielfältig in seinenTraditionen, Kulturen, Sprachen, Berufsausrichtungen, politischen Orientierungen und Formender Religionsausübung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten fast drei Viertel der 11 Millionen Juden Europas in den dreigroßen Vielvölkerstaaten der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, dem russischen Zarenreich unddem Osmanischen Reich. Diese Herrschaftsgebiete erstreckten sich über weite Teile Mittel-, Ost- undSüdosteuropas.

Sephardim und Aschkenasim

Vor allem im Osmanischen Reich lebten die Nachkommen der Juden, welche 1492 aus Spanienvertrieben worden waren, die Sepharden. Im Film über ihr Leben erzählt Güler Orgun die Geschichteihrer sephardischen Familie, die nach der Vertreibung von der iberischen Halbinsel im Reich derosmanischen Sultane am anderen Ende des Mittelmeeres eine neue Heimat fand. Das tolerante Klima,auf das die Juden dort trafen, ermöglichte ihnen eine neue kulturelle Blüte. Städte wie Smyrna (Izmir),Saloniki (Thessaloniki) und das kosmopolitische Konstantinopel (Istanbul) waren Zentren dessephardischen Judentums. In der Türkei sowie auch auf dem Balkan hielten die Sephardim an ihrereigenen Sprache, dem Judäo-Spanischen (Ladino), fest. In der Familie von Matilda Kalef-Cerge, diein den 1930er Jahren auf eine bereits 300-jährige Ansiedlung in der serbischen Stadt Belgradzurückblicken konnte, wurde nicht nur im Alltag Ladino gesprochen. Das Judäo-Spanische war auchdie zeremonielle Sprache, in der die hohen Feiertage wie z.B. das an den Auszug aus Ägyptenerinnernde Pessach-Fest zu Hause begangen wurden. Matilda Kalef-Cerge erinnert sich weiter, dassin Belgrad eine Trennung bestand zwischen den Sepharden, die in der Stadt die überwiegende Mehrheitder Juden ausmachten, und der Minderheit der Aschkenasen, jenen Juden, die ihren Ursprung in denjüdischen Gemeinden des mittelalterlichen Deutschlands und Nordfrankreichs haben. Diese Trennungzwischen beiden Gemeinden begann bereits im Kindesalter.

Aschkenasische Juden siedelten traditionell vor allem in Mittel- und Osteuropa. Neben den ihneneigenen religiösen Bräuchen waren sie durch die jiddische Sprache verbunden. Jiddisch wurde inden ”Schtetln” gesprochen, jenen Dörfern und Kleinstädten Polens, Litauens, der heutigen Ukraineoder Weißrusslands, die einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil hatten. Jiddisch hörte man aberauch in den jüdischen Vierteln westlicher Metropolen wie Berlin, Paris oder London. Migrantinnen undMigranten aus Osteuropa hatten es als ihre Alltagssprache mitgebracht. Im Straßenbild waren diesesogenannten “Ostjuden” durch ihren traditionellen Kleidungsstil deutlich sichtbar. Rosa Rosenstein,deren Familie aus Polen nach Deutschland gekommen war, berichtet (anschaulich) vom Leben im

Page 38: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 38

bpb.de

Berliner Scheunenviertel. In den zahlreichen jüdischen Geschäften konnte ihre Mutter alle Warenfinden, die sie zur Führung des streng koscheren Haushaltes benötigte. Rosa besuchte die jüdischeMädchenschule des Viertels und war wie ihre Geschwister Mitglied in jüdischen Vereinen. Kontakteder Familie mit der nicht-jüdischen Umwelt beschränkten sich auf die geschäftlichen Beziehungen derEltern.

Tradition und Moderne

Während viele europäische Juden sich bis in die 1930er und 1940er Jahre einen traditionell-religiösenLebensstil bewahrten, führte gleichzeitig der Einfluss der Moderne zu einer zunehmendenVerweltlichung jüdischen Lebens. Nachdem Juden im 19. Jahrhundert in den meisten Ländern diebürgerliche Gleichberechtigung erhalten hatten – Ausnahmen bildeten bis 1908 das OsmanischeReich, bis 1917 Russland und bis 1918 Rumänien –, strebten sie nach einer Vollendung derEmanzipation durch Anpassung auch an die Gesellschaft und Kultur der jeweiligen Nation, der sie sichzugehörig fühlten. Grundsätzlich verstanden sich die westeuropäischen Juden überwiegend alsAngehörige einer Religionsgemeinschaft und gleichzeitig als loyale Staatsbürger ihres Landes – der1893 in Deutschland gegründete ”Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens” drücktdiese Einstellung schon im Namen aus. Dieses Selbstverständnis unterschied sich von dem der ost-und südosteuropäischen Juden, welche sich als nationale Gemeinschaft, als Angehörige einerjüdischen Nationalität betrachteten. Eine Säkularisierung fand nichtsdestotrotz auch in Osteuropa statt.Juden organisierten sich in sozialistischen, kommunistischen oder zionistischen Parteien. Vielebegannen, auch samstags, am Ruhetag Schabbat, zu arbeiten, um im vollen Maße vom wirtschaftlichenAufschwung zu profitieren.

Teofila Silberring, die aus einer akkulturierten deutsch-polnischen Familie stammt, in der alle Polnischund keiner mehr Jiddisch sprach, erinnert sich wie der Vater, der Sozialist war, manchmal auchSamstags zur Arbeit ging. Auch die Wienerin Lilli Tauber erzählt, dass ihr Vater seine Schneidereisamstags geöffnet hielt. Dies wäre eine Generation früher in seiner religiösen Familie noch undenkbargewesen. Aber nicht nur das Alter war ausschlaggebend in der Frage der Akkulturation, auch dasGeschlecht machte einen Unterschied. Während ihr Vater sich von den Ritualen der jüdischen Religionzu lösen begann, bewahrte Lilli Taubers Mutter zu Hause die Tradition, führte eine koschere Kücheund achtete auf die Einhaltung der Feiertage. Allgemein waren viele jüdische Frauen in ihrertraditionellen Rolle als Hausfrauen den Einflüssen der christlichen Umwelt weniger ausgesetzt als ihreMänner. In wohlhabenden, bürgerlichen Familien fand sich nicht selten ein Nebeneinander vonjüdischer Tradition und den Bräuchen der christlichen Mehrheitsgesellschaft. So beschreibt JindřichLion, dass in seinem liberalen Elternhaus in Prag zu Weihnachten ein Baum aufgestellt wurde.

Schließlich kam es mit Beginn des 20. Jahrhunderts auch häufiger vor, dass Juden sich taufen ließenbeziehungsweise, wie im Film über die Familie Orgun gezeigt, zum Islam übertraten, um es in derMehrheitsgesellschaft leichter zu haben. Nicht selten waren auch Fälle, in denen Juden mit christlichenPartnern Mischehen eingingen. Kurt Brodmann, dessen Eltern in Wien auch viele nicht-jüdischeFreunde hatten, erzählt, wie weit verbreitet das Phänomen in diesen Kreisen war. Dass sein eigenerVater allerdings gezwungen war, seine Karriere als Schauspieler aufzugeben, um in die jüdisch-orthodoxe Familie der Mutter einheiraten zu können, zeugt wiederum von einer nicht immerspannungsfreien Koexistenz von Tradition und Moderne, welche die Lebenswelten des europäischenJudentums vor dem Zweiten Weltkrieg prägte.

Page 39: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 39

bpb.de

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Einen tiefen Einschnitt nicht nur im Leben der jüdischen Bevölkerung stellte der Erste Weltkrieg 1914bis 1918 dar. Von der anfänglichen Kriegsbegeisterung wurden genauso Juden ergriffen. Sie hofftenin der Uniform des Soldaten endlich als vollwertige Mitglieder der nationalen Gemeinschaften anerkanntzu werden. In Deutschland kämpften etwa 85.000 jüdische Soldaten in der kaiserlichen Armee; 12.000fielen für ihr Vaterland. In Frankreich zählte man 46.000 jüdische Soldaten, in Großbritannien 40.000und annähernd 300.000 Juden trugen die Uniform der österreichisch-ungarischen k.u.k. Armee – unterletzteren befanden sich auch die Väter von Kurt Brodmann und Jindřich Lion.

Der Krieg veränderte die europäische Landkarte radikal. Die drei großen multi-nationalen ReicheÖsterreich-Ungarn, Russland und das Osmanische Reich zerfielen und stattdessen entstanden neueStaatengebilde wie die Sowjetunion, Jugoslawien, Litauen und die Tschechoslowakei. Polen erlangteseine Unabhängigkeit zurück, das Staatsgebiet Rumäniens wurde deutlich vergrößert, Ungarnverkleinert und Österreich blieb als Rumpfstaat erhalten. Diese territorialen Neuordnungen in Ost-,Mittel- und Südosteuropa führten dazu, dass Juden in nationalen Konflikten sich oft zwischen denFronten wiederfanden. In der Ukraine kam es zu zahlreichen Pogromen, die zehntausende Opferforderten. Auch die über 3 Millionen Juden Polens waren in den späten 1930er Jahren mit einemgewalttätigen Antisemitismus konfrontiert. Haya-Lea Detinko erinnert sich, dass der Tod deseinflussreichen Staatsmannes Jozef Pilsudski 1935, unter dessen politischer Führung die jüdischeBevölkerung in Polen von Diskriminierungen weitgehend verschont geblieben war, eine deutlicheVerschlechterung ihrer Situation nach sich zog. Vor allem die katholische Kirche förderte denRassenhass unter den Polen, indem sie Juden als Christusmörder diffamierte. Unter denosteuropäischen Staaten war einzig die Tschechoslowakei eine funktionierende Demokratie. IhrStaatspräsident Tomas Masaryk bekämpfte den Antisemitismus und förderte den Zionismus. Unterden Juden fand er, wie Jindřich Lion bezeugt, große Verehrer.

Die Zwischenkriegszeit in Europa war nicht zuletzt auch eine Blütezeit jüdischen Geistesschaffens.Jüdische Intellektuelle, Künstler/-innen und Wissenschaftler/-innen nahmen führende Rollen imeuropäischen Kulturleben ein. Das Judentum selbst erfuhr eine Renaissance und wurde von einerGeneration, die bereits ohne Religion aufgewachsen war, wiederentdeckt. Bis 1933 in Deutschlanddie Nationalsozialisten den Antisemitismus zur Staatsdoktrin machten, die Emanzipationzurücknahmen und Juden offen verfolgten, konnte man glauben, dass die Geschichte der JudenEuropas auf eine Überwindung der traditioneller Schlechterstellung und auf eine Eingliederung in dienicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaften hinauslaufe.

Page 40: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 40

bpb.de

Palästina als Zufluchtsort der europäischen Judenbis 1945Von Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Unter den vielen Ländern, in denen europäische Juden vor der nationalsozialistischenVerfolgung und Vernichtung Zuflucht fanden, nimmt Palästina einen besonderen Stellenwertein. Flüchtlinge, die nach Palästina emigrierten, hofften darauf, in Zukunft Bürger/-innen einesjüdischen Nationalstaats zu sein, während sie in allen anderen Exilländern auch weiterhin zueiner gesellschaftlichen Minderheit gehören würden.

Nach dem Ende der osmanischen Herrschaft übertrug 1922 der Völkerbund das Mandat für Palästinaan Großbritannien. Die Briten sollten hier die Balfour-Deklaration verwirklichen, in der sie 1917 die„Gründung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk“ versprochen hatten. Für den Zionismus,der politischen Bewegung, die auf die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina abzielte, wardie Balfour-Erklärung eine wichtige Anerkennung. Bis zur Gründung des Staates Israel am 14. Mai1948 kämpften die Zionisten um die Einlösung des Versprechens.

Zionismus und Auswanderung nach Palästina

Ein wichtiges Ziel des Zionismus war und ist es, die Alija nach Eretz Israel, die Auswanderung (wörtlich„Aufstieg“) von Juden ins Land Israel, zu fördern. In mehreren Einwanderungswellen kamen seit den1880er Jahren bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland über 200.000 Judennach Palästina. Sie organisierten sich in einer Gemeinschaft mit vorstaatlichen Strukturen, demsogenannten Jischuw. Bis 1933 kamen die meisten Einwanderer aus Osteuropa. Polen war dasZentrum zionistischer Aktivität. Zionisten in Polen waren in zahlreichen Parteien, Vereinen undJugendbewegungen organisiert. Mit den gemischt polnisch- und hebräischsprachigen Tarbut-Schulenverfügten sie auch über ein eigenes Erziehungssystem. Im Film über ihr Leben erzählt die im polnischenRiwne geborene Haya-Lea Detinko vom Besuch der Tarbut-Schule und ihrem Beitritt zur sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation Hashomer Hatzair, der auch ihre ältere Schwester angehörte. IhrBruder Aron entschied sich für die Mitgliedschaft im Betar, der Jugendorganisation des revisionistischenFlügels im Zionismus. In der zionistischen Jugendbewegung fanden die Geschwister ihre Freunde.Gemeinsam sammelten sie Spenden für Palästina, nahmen an Pionierlagern teil und bereiteten sichauf die Auswanderung vor.

Vor 1933 war der Zionismus eine Minderheitenbewegung, die überwiegend junge Leute anzog, welchebereit waren, sich den Herausforderungen zu stellen, ein neues Leben mit vielen Entbehrungen ineinem umkämpften Land fern der Heimat aufzubauen. Den meisten Juden, die Europa verließen,waren die Aussichten für eine Ansiedlung in Palästina zu unsicher. Ihr Hauptziel war Nordamerika,wohin fast drei Millionen auswanderten. Die Situation ändert sich, als 1933 die Nationalsozialisten andie Macht kamen und Juden offen verfolgten. Die USA, wie auch viele andere Länder, stellten nur einebeschränkte Zahl von Einreisevisa zur Verfügung – nicht genug, um den großen Strom der Flüchtlinge

Page 41: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 41

bpb.de

aufzunehmen. Um nationalsozialistischer Gewalt und gesetzlichen Diskriminierungen zu entkommen,wurden viele Juden zu Zionisten wider Willen. In den Jahre 1933 bis 1936 war Palästina das wichtigsteExilland für Flüchtlinge aus Hitlers Machtbereich. Unter den Einwanderern waren auch viele Kinderund Jugendliche, die von ihren Familien getrennt mit der Jugend-Alija ins Land kamen. Wie der jungeKurt Brodmann, der 1938 ohne seine Eltern und seinen älteren Bruder aus Wien nach Palästinageflüchtet war, fanden sie Aufnahme in einem Kibbuz, den ländlichen Kollektivsiedlungen der Zionistensozialistischer Orientierung.

Neuanfang im Heiligen Land

Bis Ende 1938 wanderten über 200.000 Juden aus West- und Mitteleuropa nach Palästina ein. Ihrvergleichsweise hoher Bildungsgrad, ihre beruflichen Qualifikationen und Erfahrungen förderten dieWirtschaft, den Aufbau des Gesundheits-, Bildungs- und Verwaltungswesens sowie die Kultur derJischuw-Gemeinde. Vielen Juden aus Deutschland, in Palästina als „Jeckes“ bezeichnet, fiel dieAnpassung an den mediterranen Lebensstil und das heiße Klima nicht leicht. Durch ihre steifenUmgangsformen, ihren bürgerlichen Kleidungsstil, ihre übertriebene Höflichkeit und ihr Festhalten ander deutschen Sprache fielen sie auf. Für viele war die Übersiedlung mit einem Statusverlustverbunden. Die in Berlin geborene Rosa Rosenstein erzählt im Film von den Schwierigkeiten ihrerFamilienmitglieder, in den 1930er Jahren in Palästina Fuß zu fassen. Als ihr Schwager keine ihmangemessene Arbeitsstelle finden konnte, musste er Zeitungen austragen. Ihre Schwester arbeiteteals Putzfrau. Auch Jindřich Lion aus Prag, der als 16-jähriger in Palästina eintraf und dort eineSchlosserlehre anfing, erinnert sich, wie schwer es anfangs war, sich auf Hebräisch zu verständigen.Herbert Lewin, der 1939 nach Palästina kam, berichtet vom Heimweh der Neueinwanderer, die sichabends nach der Arbeit trafen und Lieder aus der alten Heimat sangen.

Die britische Einwanderungspolitik und ihre Grenzen

Wer nach Palästina einwandern wollte, brauchte ein Zertifikat der britischen Mandatsregierung. DieseZertifikate wurden im Rahmen einer Quotenregelung vergeben, die sich am Vermögen oder derberuflichen Eignung der Bewerber orientierte. Um ein sogenanntes „Kapitalistenzertifikat“ zubekommen, musste ein Mindestkapital von 1.000 Pfund aufgebracht werden. Als für die jüdischeSiedlung wichtige Tätigkeiten galten vor allen landwirtschaftliche oder handwerkliche Fertigkeiten, diesich Auswanderungswillige auf speziellen Lehrgütern praktisch aneignen konnten. An einer solchenHachschara, der Tauglichmachung für das Leben in Palästina, nahmen vor allem Jugendliche teil.Herbert Lewin arbeitete von 1937 bis 1939 auf einem Gut im jugoslawischen Subotica, das von derzionistischen Organisation Hechaluz betrieben wurde. Hier lernten die jungen Männer und Frauen,das Weingut und die Äcker zu bewirtschaften, für die Tiere zu sorgen und den Hof zu führen. HerbertLewin kochte und backte Brot für die Gemeinschaft. Da die Briten jedoch die Einwanderung immerstärker einschränkten, blieb Lewin und seinen Freunden nur der Versuch, ohne rechtsgültiges Zertifikatnach Palästina zu gelangen. Wie tausende andere Juden wanderten sie illegal ein.

Die Alija Bet, die illegale Einwanderung, war ein gefährliches Unternehmen, denn die Flüchtlingsschiffekonnten jederzeit von britischen Patrouillenbooten, die die Küste Palästinas bewachten, entdecktwerden. In nicht wenigen Fällen scheiterte der Versuch, heimlich an Land zu gelangen und dieFlüchtlinge wurden zurückgeschickt oder interniert. Mit ihrer restriktiven Immigrationspolitik reagiertendie Briten auf den wachsenden Unmut, mit dem die arabische Bevölkerung in Palästina derzunehmenden Zahl jüdischer Einwanderer begegnete. 1936 brach ein bewaffneter Aufstand aus, dersich in einer Serie von Gewaltakten gegen Juden und die britische Mandatsmacht bis 1939 hinzog.Von Oktober 1939 bis April 1940 verhängten die Briten eine Einwanderungssperre. Während desZweiten Weltkriegs kamen noch einmal ungefähr 80.000 Juden nach Palästina, davon derüberwiegende Teil auf illegalem Wege.

Page 42: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 42

bpb.de

Die Situation nach dem Krieg

Mit dem Ende des Krieges im Mai 1945 war nicht gleichzeitig auch die jüdische Flüchtlingsfrage gelöst.Ganz im Gegenteil: die Massenflucht jüdischer Holocaustüberlebender aus Osteuropa, vor allem ausPolen und Rumänien, in die westlichen Besatzungszonen Deutschlands, Österreichs und Italiensverschärfte die Lage. In allen drei Ländern wurden Auffanglager für diese sogenannten „DisplacedPersons“ (DP) eingerichtet. Welches Land sollte sie aufnehmen? Nur etwa 3.000 jüdischen DPs wurdezwischen 1945 und 1950 die Einreise nach Großbritannien erlaubt. Rund eine Viertelmillion wartetenin den DP-Lagern zum Teil jahrelang auf die Chance, sich in einer neuen Heimat ein neues Lebenaufzubauen. Erst mit der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 fielen die Schranken. Bis Endedes Jahres trafen mehr als 100.000 jüdische Neueinwanderer in Israel ein; bis Dezember 1951 stiegihre Zahl auf nahezu 700.000.

Die meisten Einwanderer kamen aus Osteuropa, wo sie ihre Existenz verloren hatten und von neueranti-jüdischer Gewalt bedroht waren. Deutlich weniger Juden wanderten aus Westeuropa ein. RosaRosenstein, die sich nach dem Krieg mit ihrem Mann in Wien niederließ, beschreibt die Entscheidunggegen ein Leben in Israel. Während sie selbst gerne dorthin gegangen wäre, um mit ihrer Familiewiedervereint zu sein, entschied ihr Mann, dass er ohne das nötige Eigenkapital in Israel alsGeschäftsmann keinen Erfolg haben würde. Der Wunsch, den einstigen Lebensstandard in Europazurückzugewinnen und die Sehnsucht nach der alten Heimat und ihrer Muttersprache, ließ einigeJuden das weniger entwickelte und politisch umkämpfte Israel wieder verlassen. Unter denRückwanderern waren auch Jindřich Lion und Herbert Lewin.

Nach dem Ende des Kommunismus in Osteuropa 1989/90 brachte eine riesige Einwanderungswellenoch einmal etwa eine Million Menschen nach Israel. Vorher hatte die Sowjetunion Juden nur sehrbeschränkt erlaubt, auszureisen. Zeitweise wurden Zionisten wie Haya-Lea Detinko auch wegen ihrerangeblich anti-sowjetischen Einstellung verfolgt. Wie ihre Freunde aus dem Hashomer Hatzair, wurdesie 1941 verhaftet. Sie durchlitt lange Jahre in Lagerhaft und anschließender Verbannung in Sibirien.Nach 1989 fühlt Haya-Lea Detinko sich zu alt für die Einwanderung nach Israel. Sie nutzt aber ihreneue Freiheit und besucht ihre Familie im Heiligen Land.

Page 43: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 43

bpb.de

Juden in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg: 1945bis 1989/90Von Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa am 8./ 9. Mai 1945 stellte nicht gleichzeitig dasEnde der Verfolgung und Vertreibung der europäischen Juden dar. Zwar brachte der alliierteSieg über Deutschland die Befreiung von der Gefahr systematischer Vernichtung durch dieNationalsozialisten, ein freies und gesichertes Leben aber sollte Juden, vor allem in Osteuropa,auch in der Folgezeit nur sehr bedingt möglich sein.

In der Sowjetunion, wo mit geschätzten zwei Millionen Menschen die größte jüdische Gemeinde inEuropa den Holocaust überlebt hatte, fielen in der unmittelbaren Nachkriegszeit zahlreiche Juden denantisemitischen Kampagnen des Diktators Josef Stalin zum Opfer. Haya-Lea Detinko, die bereits 1941aufgrund ihrer zionistischen Aktivität verhaftet worden und seitdem im Gulag, dem Straflagersystemdes stalinistischen Terrors, eingesperrt war, erinnert sich, wie bedeutungslos die Nachricht vomKriegsende für sie war. Zur Zwangsarbeit verurteilt sollte sie noch über 15 Jahre in Arbeitslagern undin der sibirischen Verbannung zubringen müssen. In Polen begegnete die Bevölkerung den aus denLagern zurückkehrenden Juden oft mit Feindseligkeit.

Ähnlich wie Teofila Silberring, die sich vom KZ Ravensbrück nach Hause nach Krakau aufmachte,fanden sich viele Überlebende nicht nur ihrer Angehörigen beraubt. Auch ihren Besitz hatten sichandere angeeignet, die nun die Rückgabe des Raubguts verweigerten. In zahlreichen Orten Polenskam es zu gewaltsamen Übergriffen gegen Juden. Die Ereignisse gipfelten im Juli 1946 im Pogromvon Kielce, bei dem über 40 jüdische Rückkehrer ermordet und mehr als 80 weitere verletzt wurden.Die massive antijüdische Gewalt in Osteuropa unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die bis1947 insgesamt etwa 2.000 Todesopfer forderte, führte zu einer Massenflucht von Juden in RichtungWesten.

Displaced Persons und Auswanderung nach Israel

Etwa eine Viertelmillion jüdischer Flüchtlinge hielten sich nach Kriegsende außerhalb ihrerHeimatländer auf. Da sie weder an ihre alten Wohnorte zurückkehren noch sich in einem anderenLand neu ansiedeln konnten, sammelten sich diese sogenannten Displaced Persons (DP) in denwestlichen Besatzungszonen der besiegten Mächte wie Deutschland und Österreich, aber auch inItalien. In DP-Lagern harrten sie meist mehrere Jahre aus. Eine rasche Lösung des Flüchtlingsproblemswar angesichts der restriktiven Einwanderungspolitik vieler Staaten nicht gegeben. Nach und nachbegannen die DPs, sich in den Lagern einzurichten. Sie schufen die Infrastruktur für ein jüdischesGemeindeleben und gründeten Familien. Es entwickelte sich eine reichhaltige Kultur mit eigenenZeitungen und Theateraufführung. Religiöses Studium war wieder möglich und auch Unterricht in derhebräischen Sprache sowie sportliche Aktivitäten wurden angeboten.

Page 44: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 44

bpb.de

Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung Israels

Erst die Gründung Israels im Mai 1948 ermöglichte eine unbeschränkte Auswanderung und vieleÜberlebende beschlossen, sich ein neues Leben im jüdischen Staat aufzubauen. Der Strom der DPswurde verstärkt durch eine große Zahl von Emigranten, die hauptsächlich aus den osteuropäischenStaaten kamen. Hier wurde die Auswanderung von Juden von Anfang an streng reglementiert; überlange Zeiträume war sie gänzlich verboten. In Phasen, in denen die Regierungen dieAusreisebestimmungen lockerten, nutzten Hunderttausende die Gelegenheit, ihre Herkunftsländer zuverlassen. Jeweils über 100.000 Juden kamen bis 1951 aus Polen und Rumänien nach Israel. AusBulgarien, wo die jüdische Bevölkerung den Krieg weitgehend unbeschadet überlebt hatte, wandertenneun Zehntel der fast 45.000 Juden aus. Das israelische Parlament, die Knesset, verabschiedete 1950ein Rückkehrgesetz, durch das Juden in aller Welt die israelische Staatsbürgerschaft erhalten können –es gilt bis heute. Zwischen 1948 und 1951 trafen etwa 687.000 neue Zuwanderer im Land ein; mehrals 300.000 von ihnen kamen aus Europa. In Deutschland wurde das letzte DP-Lager, Föhrenwald inOberbayern, 1957 geschlossen.

Wiederaufbau jüdischen Lebens in Westeuropa

Im Film über ihr Leben erzählt Lilli Tauber von ihrer Rückkehr nach Österreich im Jahr 1946. Zusammenmit ihrer Tante, die neben ihr als einzige den Krieg überlebt hatte, bezieht sie das während desNationalsozialismus enteignete Haus der Familie im dörflichen Prein an der Rax. Die beiden Fraueneröffnen auch das Familiengeschäft wieder. Obwohl ihr der Neuanfang in Österreich gelingt, bleibt LilliTauber zeitlebens misstrauisch gegenüber ihrer Umgebung. Sie berichtet vom Verlust desHeimatgefühls und davon, wie sie ihre Freunde sowie auch ihren Ehemann sorgsam aus der Gemeindeder jüdischen Überlebenden auswählte. Freundschaftlichen Kontakt mit Nicht-Juden vermied sie. DasGefühl, im Land der Täter „auf gepackten Koffern zu sitzen“, teilten auch viele Juden, die sich nachdem Krieg in Deutschland niederließen. In Westdeutschland gründeten etwa 12.000 eine neueExistenz. Mehr als die Hälfte von ihnen wohnten in den Großstädten Berlin, Frankfurt/Main undMünchen. Bis 1989 wuchs ihre Zahl auf über 30.000 an. Als Dachorganisation der jüdischen Gemeindenwurde im Juli 1950 der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet.

Unter den jüdischen Gemeinden Westeuropas entwickelte sich im Laufe der Nachkriegsjahrzehntedie französische zur größten und bedeutendsten. Im Zuge der Dekolonialisierung Nordafrikas nahmFrankreich in den 1950er und 1960er Jahren eine große Zahl sephardischer Juden aus Algerien,Marokko und Tunesien auf. Ihr traditionell-religiöser Lebensstil veränderte das jüdische Leben inFrankreich. 1989 zählte die Gemeinde 530.000 Mitglieder. Mit zur gleichen Zeit etwa 320.000 undinzwischen knapp unter 300.000 Mitgliedern beheimatet Großbritannien die zweitgrößte jüdischeGemeinde Westeuropas.

Juden im kommunistischen Osteuropa

Während jüdische Überlebende in Westeuropa die Möglichkeit hatten, für die erlittene Verfolgungwährend des Nationalsozialismus und die geraubten Vermögenswerte Wiedergutmachungsleistungenzu beanspruchen, fand während des Kalten Krieges in Osteuropa keine Entschädigung oderRückerstattung statt. Die von der Adenauer-Regierung in den 1950er Jahren beschlossenenWiedergutmachungsakte hatten hinter dem Eisernen Vorhang keine Gültigkeit. Die DDR lehnte alsselbserklärter antifaschistischer Staat jede Verantwortung für die nationalszialistische Vergangenheitund damit für Entschädigungszahlungen kategorisch ab. Auch in anderen kommunistischen Staatenstand eine Politik der Verstaatlichung von privatem Besitz der Rückerstattung von Vermögenswertenan ihre jüdischen Eigentümer entgegen. So konnte zum Beispiel die Familie Kalef nach der BefreiungJugoslawiens zwar in ihr Haus im serbischen Belgrad zurückkehren, doch war dieses nun staatlichesEigentum. Erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erhielten die Kalefs ihren Familienbesitzzurück.

Page 45: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 45

bpb.de

Der Ost-West-Konflikt mit seinen politischen Bündnissen und ideologischen Gegensätzen beeinflussteauch das alltägliche Leben der Juden im kommunistischen Osteuropa. Zwar war die Sowjetunion einerder ersten Staaten, die Israel 1948 anerkannte, doch vollzog das Regime schon bald eineaußenpolitische Wende und unterstützte fortan die Araber. Nach dem arabisch-israelischen Krieg von1967 brach die Sowjetunion, und mit ihr fast alle kommunistischen Staaten, die diplomatischenBeziehungen mit Israel ab – die einzige Ausnahme stellte Rumänien dar, wo der 1965 an die Machtgekommene Nicolae Ceaușescu einen von Moskau unabhängigen, nationalistischen Kurs verfolgte.Ceaușescu gewährte der jüdischen Bevölkerung Rumäniens – 1970 noch etwa 70.000 Menschen –in eingeschränkter Form die Ausübung ihrer Religion und verdammte offiziell den Antisemitismus. Dienationalistische Propaganda seiner Regierung bestärkte jedoch den Judenhass und so hatte diejüdische Bevölkerung unter zahlreichen Diskriminierungen zu leiden. In ganz Osteuropa wurden Judenals „Zionisten“ oder „Kosmopoliten“ von den kommunistischen Regimen verfolgt; eine größtenteilsantikommunistisch eingestellte Bevölkerung wiederum identifizierte die Juden, von denen einige hoheParteiämter bekleideten, kollektiv mit den neuen Machthabern. Jüdisches religiöses Leben imKommunismus war zwar möglich, doch fand es meist im Privaten statt. Matilda Albuhaire erinnert sich,wie ihre Familie in Bulgarien auch weiterhin an den jüdischen Festtagen festhielt. Ein aktivesGemeindeleben war dagegen kaum mehr gegeben und, wie Matilda traurig feststellt, im ganzen Landverfielen die Synagogen zu Ruinen.

Viele Juden im kommunistischen Osteuropa erlebten staatliche Diskriminierung im Berufsleben. RosaAnzhel, die nach dem Krieg im bulgarischen Innenministerium in Sofia Arbeit fand, berichtet, wie sieaufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihre Anstellung verlor. Als offizieller Entlassungsgrund wurden„Kontakte ins Ausland“ angegeben – ein willkürlich konstruierter Vorwand. Auch für den JournalistenJindřich Lion, der in Prag für eine von den Kommunisten kontrollierte Zeitschrift arbeitete, wurde eszunehmend schwieriger, seinen Beruf auszuüben. Seine Weigerung, der Partei beizutreten, warletztlich der Grund zur Kündigung. In Polen führte die politische Krise, die im März 1968 mitStudentendemonstrationen begann, zu einer massiven antisemitischen Kampagne der Regierung vonWładysław Gomułka. Die sogenannten antizionistischen Säuberungen kosteten etwa 20.000Menschen ihre Arbeitsstelle und zwangen die meisten von ihnen zur Auswanderung. Auch der Ehemannvon Teofila Silberring verlor seinen Posten als Produktionsleiter einer Firma.

Politisches Tauwetter

In den 1980er Jahren bahnten sich in Osteuropa politische Umbrüche an. Die Wahl MichailGorbatschows zum Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei im März 1985hatte auch Auswirkungen auf das Leben der rund 1.750.000 Juden, die sich noch in der Sowjetunionbefanden. Gorbatschows Politik der Glasnost („Offenheit“) und Perestroika („Umbau“) ermöglichtender jüdischen Gemeinde eine religiöse und kulturelle Renaissance. Eine Auswanderung in größererZahl wurde erlaubt. Auch in Polen verstärkten sich die Bestrebungen zu einer Demokratisierung desLandes. Unter den Aktivistinnen und Aktivisten der Gewerkschaft Solidarność („Solidarität“) befandensich auch viele jüdische Intellektuelle. Schließlich führte der sich anbahnende politischeSystemwechsel in Osteuropa auch dazu, dass das Leid der Juden im Holocaust anerkannt wurde. ImApril 1990, kurz vor Auflösung des Staates, bekannte sich die DDR zur Mitverantwortung fürnationalsozialistisches Unrecht. In ihrer Erklärung bat die Volkskammer, das Parlament der DDR, auchum Verzeihung für die Israel-feindliche Politik des Landes sowie die im Namen der Regierungbegangenen antisemitischen Diskriminierungen.

Page 46: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 46

bpb.de

Juden in Europa nach dem Ende des Ost-West-KonfliktsVon Kim Wünschmann 16.9.2014Die Historikerin Dr. Kim Wünschmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München, wo sieForschung und Lehre zwischen der Universität und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte koordiniert.Sie forscht zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zum Schicksalvon Zivilisten im Krieg.Email: [email protected]

Der Fall der Berliner Mauer im November 1989 und der politische Systemwechsel inOstmitteleuropa, der 1991 im Zusammenbruch der Sowjetunion gipfelte, hatten dramatischeAuswirkungen auch für die europäischen Juden. Das Ende der kommunistischen Diktaturenund der fortschreitende Einigungsprozess zur Europäischen Union bewirkten großegesellschaftliche Neuordnungen, die auch Angehörige der jüdischen Minderheit vor die Fragestellte, wo sie leben wollten und wie sie sich selbst definierten.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das europäische Judentum vielfältiger denn je. Zugehörigkeit zurjüdischen Religionsgemeinschaft ist nicht mehr allein identitätsstiftend. In den multiethnischenGesellschaften Europas, in denen verschiedene Kulturen und individuelle Lebensstile nebeneinanderexistieren, gestalten sich auch jüdische Identitäten zunehmend komplexer. Von den geschätzt beinahezwei Millionen Juden Europas sind heute bei weitem nicht mehr alle auch Gemeindemitglieder.Nationale und regionale Unterschiede prägen zudem die jüdischen Lebenswelten, deren Zentren sichnach 1989/90 von Ost- nach Westeuropa verlagert haben.

Späte Entschädigung für NS-Unrecht

Der Zerfall der Sowjetunion brachte bis dahin gültige Geschichtsbilder ins Wanken und führte zu einemanderen Umgang mit der Vergangenheit. Der Völkermord an den europäischen Juden, der währenddes Kommunismus in seiner Bedeutung stark heruntergespielt worden war, wurde nun in seinerBesonderheit anerkannt. Post-kommunistische Regierungen bekannten sich zu einerMitverantwortung ihres Landes am Leid der jüdischen Bevölkerung. Ungarns Staatspräsident ÁrpádGöncz beispielsweise kam in seiner Rede anlässlich der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag derDeportation der ungarischen Juden im April 1994 kritisch auf die Beteiligung von Staat und Gesellschaftbei der Judenverfolgung zu sprechen. In der Tschechischen Republik wurde zur gleichen Zeit einGesetz verabschiedet, das die Rückgabe von im Nationalsozialismus konfisziertem jüdischemEigentum vorsah. In Polen, wo Anfang der 1990er Jahre noch etwa 6.000 Juden lebten, wurde 1991von den Kanzeln im ganzen Land ein Hirtenbrief verlesen, in dem die Spitzen der katholischen Kirchein vorher nie dagewesener Weise den Antisemitismus verurteilten. Die polnischen Bischöfe riefenaußerdem zu einem christlich-jüdischen Dialog auf, der von gegenseitigem Respekt für die Religiondes anderen geleitet sein solle.

Mit dem Prozess zur deutschen Einheit verpflichtete sich die Bundesrepublik, im Gegensatz zu ihrerbisherigen Praxis der Wiedergutmachung, nun auch Personen in Ost- und Südosteuropa zuentschädigen, die während des Zweiten Weltkriegs durch nationalsozialistische Unrechtsmaßnahmenschwere Schäden erlitten hatten. Jüdische Verfolgte mit Wohnsitz in Osteuropa erhalten im Hinblickauf ihr besonderes Leiden zusätzliche Ausgleichsleistungen aus dem 1998 eigens eingerichteten„Osteuropa Fond“. Er wird bis heute von der Jewish Claims Conference verwaltet, einer Organisation,

Page 47: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 47

bpb.de

die die Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer vertritt. Um die ehemaligen Zwangsarbeiter desNS-Regimes zu entschädigen, wurde im Jahr 2000 die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ errichtet und mit Mitteln in Höhe von 10 Milliarden DM ausgestattet – einem Betrag, der je zur Hälftevon der Bundesregierung und von deutschen Wirtschaftsunternehmen aufgebracht wurde.

Durch diese späten Entschädigungsleistungen konnten Holocaust-Überlebende wie Matilda Kalef-Cerge in Serbien oder Larry Anzhel, der während des Krieges in einem Arbeitslager im bulgarischenVratsa interniert war, ihre wirtschaftliche Situation zumindest geringfügig aufbessern. Neben staatlichenReparationen konnten Juden in Osteuropa auch Unterstützung durch jüdische Hilfsorganisationen wiedem amerikanischen Joint Distribution Committee bekommen. Jüdische Organisationen investiertenvor allem auch in den (Neu-)Aufbau von Gemeindestrukturen, jüdischen Schulen und anderenBildungseinrichtungen. Matilda Albuhaire, die vom Joint eine kleine Rente erhält, berichtet, wie in ihrerGemeinde im bulgarischen Bourgas nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wieder ein regesjüdisches Leben entsteht. Sie selbst besucht, so oft es ihr möglich ist, die Synagoge und engagiertsich im Seniorenverein, in einem hebräischen Debattierklub und bei der Errichtung einesGesundheitszentrums.

Jugoslawienkriege und neuer Antisemitismus

Ab 1991 bis 1999 brach auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens eine Serie von Kriegen aus,die mit dem Zerfall des Staates und den Unabhängigkeitsbestrebungen einzelner Teilrepubliken undBevölkerungsgruppen verbunden waren. Die bewaffneten Konflikte, in denen ethnische Zugehörigkeitund Religion eine entscheidende Rolle spielten, verschärften auch die Situation der jüdischenMinderheit auf dem Balkan. Bis dato konnten die etwa 12.000 jugoslawischen Juden ihre Religion relativ frei ausüben und warenim Gegensatz zu Juden in anderen kommunistischen Staaten von antisemitischen Kampagnenweitgehend verschont geblieben. Im Krieg, in dem Serben und Kroaten sich gegenseitig desAntisemitismus und der Beteiligung an nationalsozialistischen Gräueltaten bezichtigten, fanden Judensich zwischen den Fronten.Zunehmend unsicher wurde ihre Lage in der durch Truppen der bosnischen Serben belagerten undstark umkämpften Stadt Sarajevo – vormals eine multi-ethnische Metropole. In Evakuierungsaktionenbrachten 1991 jüdische Organisation etwa 1.500 bosnische Juden aus dem Kriegsgebiet vor allemnach Israel, wo die meisten von ihnen sich dauerhaft niederließen. Traumatische Erinnerungen an dieNATO-Luftangriffe auf Serbien während des Kosovokriegs 1999 plagen Matilda Kalef-Cerge. MitErleichterung stellte sie nach Ende des Krieges fest, dass das Haus, welches ihre Familie an derkroatischen Küste besitzt, von der Zerstörung verschont geblieben war.

In vielen anderen europäischen Staaten brachten die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungender Wendezeit nicht nur neue Freiheiten, sondern sie führten auch zu einem Erstarken vonNationalismus und Rechtsextremismus. Rechtspopulistische Parteien wie die Republikaner (REP)oder die NPD in Deutschland, Jörg Haiders FPÖ in Österreich oder der Front National in Frankreichmobilisieren ihre Wähler mit fremdenfeindlichen und rassistischen Parolen. Im wiedervereinigtenDeutschland kam es in den frühen 1990er Jahre zu zahlreichen Angriffen auf Immigranten undAsylbewerber. Auch antisemitische Vorfälle, darunter Brandanschläge wie der gegen die „JüdischeBaracke“ in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in September 1992 oder die Schändungen jüdischerFriedhöfe, häuften sich.

Page 48: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 48

bpb.de

Massenauswanderung aus der ehemaligen Sowjetunion

Mit dem Zerfall der Sowjetunion fielen auch die Reise- und Auswanderungsbeschränkungen für Juden.Die Folge war ein Massenexodus, durch den die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde in Russlandauf nur noch etwa 210.000 im Jahre 2009 fiel. Zwischen 1989 und 2002 verließen mehr als 1,5 MillionenJuden die ehemalige Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten (GUS). Nahezu eine Million (940.000)wanderten nach Israel ein – das einzige Land, in dem sie auf eine Politik der „offenen Tür“ trafen undsofort die Staatsbürgerschaft erhielten. Im Vergleich zu früheren Einwanderungswellen waren unterden russischen Immigranten der frühen 1990er Jahre auch viele alte und gebrechliche Juden, derenVersorgung das israelische Sozialsystem vor große Herausforderungen stellte. Als Altersgründenbeschloss auch Haya-Lea Detinko nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“, dass ein Neuanfang inIsrael für sie nicht mehr in Frage kam. Sie nutzte jedoch die neugewonnene Reisefreiheit für einenlangersehnten und ausgedehnten Besuch, bei dem sie nach über 50 Jahren ihre Familie und vielealte Freunde aus ihrer polnischen Heimatstadt Rowno wiedertraf.

Geschätzte 300.000 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion siedelten nach 1989 in die USA über.Ihre Zahl wäre wohl größer gewesen, hätte die US-Regierung nicht im selben Jahr beschlossen, dieEinreise von russischen Juden zu beschränken und ihnen nicht mehr automatisch einenFlüchtlingsstatus anzuerkennen. Deutschland wiederum öffnete nach der Wende seine Grenzen fürdie Zuwanderung russischer Juden. Bis 2005 trafen mehr als 200.000 Personen ein. Ihre Aufnahmewurde von 1991 bis Ende 2004 durch das sogenannte Kontingentsflüchtlingsgesetz geregelt, das esDeutschland ermöglicht, im Rahmen internationaler humanitärer Hilfsaktionen eine begrenzte Zahlvon Flüchtlingen aus Krisenregionen aufzunehmen. Als Kontingentsflüchtlinge erhielten die jüdischenZuwanderer aus Russland eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, eine Arbeitserlaubnis sowieAnsprüche auf Sozialleistungen und Ausbildungsförderung.

Juden im wiedervereinigten Deutschland

Durch die massive Zuwanderung russischer Juden entwickelte sich die jüdische Gemeinschaft inDeutschland nach Frankreich und Großbritannien zur heute drittgrößten in Westeuropa. Aus einerkommunistisch, anti-religiösen Gesellschaft kommend, hatten die Zuwanderer kaum Bezüge zurReligion und Kultur des Judentums. Jahrzehntelang unterdrückt war ihre jüdische Identität nur sehrschwach ausgeprägt. So schlossen sich auch nur etwa 80.000 russische Juden – weniger als dieHälfte der Einwanderer – einer der über 80 jüdischen Gemeinden in Deutschland an. Gleichwohlstellten sie im Verhältnis zu den beinahe 30.000 alteingesessenen Mitgliedern eine überwältigendeMehrheit da. Auseinandersetzungen um die Inhalte und die Organisation des Gemeindelebens bliebennicht aus. Das Selbstverständnis der jüdischen Religionsgemeinschaft als Einheitsgemeinde, die seitdem Ende des Zweiten Weltkriegs dem orthodoxen Ritus folgte, wurde angefochten. Neue Strömungenetablierten sich.

Jenseits der Konflikte halfen die jüdischen Gemeinden, die durch die russischen Zuwanderer enormverjüngt worden waren, diesen aber auch bei der Integration in die deutsche Gesellschaft. Währenddie erste Generation russischer Juden, die zwar durchschnittlich ein hohes Bildungsniveau aufweist,mit Sprachbarrieren kämpfte und teils große Schwierigkeiten hatte, auf dem angespanntenArbeitsmarkt eine ihren Qualifikationen entsprechende Anstellung zu finden, beginnt die zweiteGeneration bereits, erfolgreich in die Mittelschicht aufzusteigen. Die jüdische Gemeinde in Deutschlandgehört dank der russischen Zuwanderer heute zu den weltweit am schnellsten wachsenden. In vielendeutschen Städten entsteht neues jüdisches Leben. Kulturzentren, Synagogen, Schulen aber auchRestaurants eröffnen.

Page 49: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 49

bpb.de

Redaktion16.9.2014

Herausgeber

Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Bonn © 2014

ViSdP: Thorsten Schilling

Konzept und Redaktion

Luise Tremel

Jessica Cohen

Lea Schrenk (studentische Mitarbeiterin)

Henry Bräutigam

Texte, wissenschaftliche Recherche und Beratung

Dr. Kim Wünschmann

Wissenschaftliche Beratung

Uwe Neumärker

Kartendesign und -programmierung

Jan Fischer Fija (http://fija.de/)

Umsetzung

Lea Schrenk (studentische Mitarbeiterin)

Jakob Hübner (studentischer Mitarbeiter)

Rieke Wönig (studentische Mitarbeiterin)

Henry Bräutigam

Wir danken Edward Serotta und Fabian Rühle von CENTROPA (http://www.centropa.org) für dieBereitstellung der Filme und ihre wichtigen Hinweise.

Online-Dossierhttp://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/gerettete-geschichten/

Page 50: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. · Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 10.04.2019) 4 bpb.de Elf Lebenswege in

Dossier: Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhd. (Erstellt am 21.01.2020) 50

bpb.de

Impressum

Diensteanbietergemäß § 5 Telemediengesetz (TMG)Bundeszentrale für politische BildungAdenauerallee 8653113 [email protected]