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Gernot L. Geise - Der Teufel war ein Nachrichtenmann

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keltische Geschichte

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Der Teufel war ein Nachrichtenmann (c) Gernot L. Geise

Über unsere Vorfahren, die Kelten (oder Germanen? Sagen wir: Keltogermanen) ist uns nicht allzu viel in schriftlicher Form überliefert. Dabei müssen Historiker auf die nicht sehr wahrheitsgetreuen Schilderungen aus griechischer und "römischer" Zeit zurückgreifen. Archäologisch sieht das Ergebnis schon anders aus. Es ist beeindruckend, was die Archäologen im Laufe der Zeit über unsere Vorfahren herausgefunden haben. Das weitverbreitete ehemalige keltische Nachrichtennetz ist ihnen bisher allerdings ganz offensichtlich entgangen. Dabei ist es faszinierend, wie hier verschiedene Fakten zusammenspielen.

Was wissen wir über die Kelten? Um das keltische Nachrichtensystem besser verstehen zu können, müssen wir uns kurz vergegenwärtigen, was uns über die Kelten bekannt ist. Herm nennt sie "...das Volk, das aus dem Dunkel kam" (1). Genauso meint Cunliffe: "... Ein Volk aus dem Dunkel der Vorgeschichte" (2). Kelten tauchten also irgendwann aus dem Dunkel der Geschichte auf, und werden oft in Verbindung mit den Germanen genannt. Doch: wer waren dann eigentlich die Germanen? Waren sie etwa auch Kelten? Tatsächlich können hier weder Historiker noch Archäologen bis heute eine begründbare Unterscheidung treffen, obwohl zu beobachten ist, dass heute anscheinend die Germanen wieder favorisiert werden, nachdem sie wegen der Vereinnahmung durch das Dritte Reich lange Zeit regelrecht geächtet waren. Beide Völker unterschieden sich nicht im geringsten und besaßen dieselbe Kultur. Herm vertritt die Meinung, man gehe heute davon aus, dass die griechischen Historiker mit der Bezeichnung Germanen - die später von den "Römern" übernommen wurde - ausdrücken wollten, dass diese die eigentlichen Kelten seien. Das Wort Germani sei abgeleitet von echt im Sinne von originär (3). Doch es spielt keine Rolle, welche Ableitung man nimmt: die Germanen waren offenbar die "keltischsten" aller Kelten. Ich kann hier nicht die ganze Geschichte der Kelten aufrollen, dazu gibt es reichlich Spezialliteratur. Allerdings muss ein gewisser Einblick in die keltische Kultur gegeben werden, um den Komplex des von uns gefundenen keltischen Nachrichtensystems verstehen zu können. Die Kelten waren im Ursprung Indoeuropäer. Die Bezeichnung Kelte ist griechisch und abgeleitet von Keltoi, lat. Celtae. Das heißt nach der Lehrmeinung die Tapferen, die Erhabenen. Wörtlich übersetzt heißt dieses Wort jedoch die Angekommenen! In unseren Worten ausgedrückt heißt das: Kelten oder Keltoi waren Neueinwanderer. Und das passt durchaus zu ihrem Äußeren: sie hatten eine helle Hautfarbe, blonde Haare, blaue Augen. Damit standen sie im Gegensatz zu der von ihnen überlagerten Vorbevölkerung, die dunkle Haare, Schlitzaugen und einen dunklen Teint besaß (4). Die Kelten lebten nach der keltischen Überlagerung Europas mit der Urbevölkerung friedlich zusammen

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und vermischten sich teilweise mit ihnen. Wegen der noch längst nicht zweifelsfrei geklärten Zuordnungen der einzelnen Völker oder Volksgruppen sprechen die Archäologen bei ihren Ausgrabungen auch nicht von Kelten, sondern von der sogenannten Hallstatt- oder Latène-Kultur, benannt nach Ausgrabungsstätten. In den Beschreibungen griechischer und "römischer" Schriftsteller erscheinen die Kelten kulturell und technisch gesehen schlicht als Volk von "Barbaren", das keine Kultursprache besessen habe (5). Das könnte möglicherweise allerdings damit zusammenhängen, weil die antike Literatur, nach neuesten Untersuchungen, fast ausschließlich im Mittelalter geschrieben und künstlich zurückdatiert wurde. Nach dem christlichen Selbstverständnis der mittelalterlichen Fälscher "mussten" die heidnischen Keltogermanen einfach barbarisch sein. Die Kelten, so heißt es dort, hätten in Familienclans oder etwas größeren Gruppen gelebt, und immer mehr oder weniger im Streit miteinander. Ackerbau und Viehzucht hätten sie zwar beherrscht, doch nur das Nötigste, und kaum mehr. Cicero berichtet jedoch über die Kelten, sie würden es als schimpflich betrachten, das Feld mit eigenen Händen zu bestellen. Dem Ackerbau würden sie das Hirtenleben vorziehen, wobei sie bevorzugt Schweinezucht betrieben hätten (6). Erst die "Römer" - so lehrt es unsere Geschichtswissenschaft - hätten im Zuge ihrer Eroberungen die "Zivilisation" mit sich gebracht, und neben überlegenen Militärtechniken auch die schönen Künste. Sie hätten, so heißt es, in dem unwegsamen (Urwald-) Gebiet ein Straßennetz aufgebaut, Signalstationen angelegt und Wasserleitungen (Aquädukte) über weite Strecken gebaut. Nicht zuletzt hätten sie das Reich durch eine "Friedensmauer", den Limes, "gesichert". Das wären alles Dinge, die angeblich vorher nicht da gewesen seien, obwohl diese Beschreibungen völlig der archäologischen Fundsituation widersprechen und fast alles inzwischen widerlegt ist. Wenn unsere Vorfahren wirklich unfähige Barbaren waren, wo kommen dann die künstlerisch hochstehenden Grabbeigaben der Kelten (Keramik, Schmuck, Waffen) mit zum Teil hochkomplizierten Mustern und Verzierungen her? Trotzdem hat die "römische", abwertende Beschreibung der Kelten als unfähige Barbaren bis heute nachgewirkt, indem man beispielsweise den Kelten unterstellt, ihre künstlerischen Gegenstände würden aus Raubzügen und Überfällen stammen. So wurden - und werden heute noch - viele der archäologisch ergrabenen Fundstücke einfacherweise als "Importwaren" oder Beutestücke aus keltischen Raubzügen deklassiert. Die hier vorgenommene Unterstellung übersieht jedoch geflissentlich, dass es auch bei den Kelten eine nachgewiesene Weiterentwicklung gab, die geradezu stürmisch verlief.

Die technische Entwicklung der Kelten

Die Kelten wurden Meister des Bergbaus. Diese Fähigkeit haben die Kelten sicherlich von der Vorbevölkerung übernommen. Sie bauten beispielsweise in Hallstatt und Umgebung im großen Maßstab Salz ab. Dabei legten sie 450 Meter lange und bis zu 240 Meter tiefe Stollen an. Mit dieser Industrie erreichten sie großen Wohlstand. Die Kelten vervollkommneten das Rad, indem sie aus dem vorher verwendeten Scheibenrad ein Speichenrad entwickelten. Dieses war mit einem Eisenreif versehen und - zusammen mit der Radaufhängung - technisch perfekt vollendet. Es sah nicht anders aus, als wie wir es heute noch kennen. Bekannt sind die "Wagengräber" der Kelten, in denen zum Teil sehr kunstvoll verzierte, vierrädrige "Kultwagen", zusammen mit anderen Grabbeigaben, den Beerdigten beigegeben wurden, bevor diese unter großen Hügeln beigesetzt wurden (7). Wer solche Wagen bauen wollte, der musste zwangsläufig auch ein entsprechendes Straßennetz angelegt haben, denn das wurde für eine optimale Nutzung solcher Gefährte benötigt. Es verhält sich genauso, wie die Entwicklung eines Fernsehgerätes unsinnig ist, wenn man keine Sender und keinen elektrischen Strom kennt. Doch die offizielle, recht dümmliche Erklärung für die Entwicklung und Herstellung dieser Wagen ist die, dass an besonderen Tagen im Jahr das Dorfoberhaupt in diesem Wagen "rituell" um das Dorf gefahren worden sei... Es wäre natürlich auch vorstellbar, dass ein Teil des Straßennetzes schon vor der keltischen Überlagerung der alten Westeuropäer

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vorhanden gewesen sein könnte. Bereits bis zum 7. Jahrhundert vor der Zeitenwende beherrschten die Kelten alle zur Bronzebearbeitung benötigten Techniken, die sie kunstvoll ausführten. Und nur kurze Zeit später beherrschten sie schon perfekt die Eisenverhüttung. Dabei beschränkten sie sich auf den Abbau über Tage, da Eisenerz überall (in Form von sogenanntem Raseneisenerz oder Bohnerz) gefunden werden konnte. Um das Roheisen zu gewinnen, entwickelten die Kelten die sogenannten Rennöfen. Die Verarbeitung weiterer Rohstoffe wie Gold, Kupfer, Zinn, Silber, Graphit und Hämatit zur Verzierung von Keramiken, Korallen, Bernstein und Glas zeigen auf, dass die Kelten in ihren Techniken und den handwerklichen Fähigkeiten vergleichsweise bis zu unserem 18. Jahrhundert in Europa kaum übertroffen wurden. Bereits im späten 3. Jahrhundert vor der Zeitenwende prägten die Kelten Mittel- und Westeuropas ihr erstes Münzgeld .Die keltischen Münzen der vorrömischen Zeit waren meist Goldmünzen und werden von unseren heutigen Historikern "Regenbogenschüsselchen" genannt. Sie wurden u.a. an der oberen Donau geprägt. Man nimmt an, dass ihr Gepräge griechischen Münzen entlehnt, jedoch sehr entstellt sei (9). Diese Annahme trifft jedoch höchstens für spätere Prägungen zu. Die ältesten Münzen sind durchaus eigene Entwicklungen und zeigen auch in den dargestellten Motiven keinerlei Verwandtschaft mit griechischen Münzen. Die Kelten kannten auch bereits Dreh- und Drechselbänke, die sich von unseren heutigen nur unwesentlich unterscheiden, abgesehen davon, dass sie mit Menschenkraft über eine Übersetzung angetrieben wurden. Diese Geräte sind bei ihnen seit 700 vor unserer Zeitrechnung nachgewiesen. Die glänzenden Rüstungen, welche die Kelten schmiedeten, hatten vieles gemeinsam mit denen des Mittelalters. Und mit den Rüstungen bildete sich ein Ritterwesen wie im Mittelalter heraus: Jedem berittenen Freien (Ritter) folgten zwei ebenfalls berittene Knappen. Im Gegensatz zu den "Römern" und Griechen beherrschten die Kelten bereits perfekt die Sitte des ritterlichen Zweikampfs. Auch in Friedenszeiten veranstalteten sie Ritterturniere - wie die Ritter des späteren Mittelalters. Feinde pflegten sie vor dem Kampf mit Worten und Gebärden zu verhöhnen. Und nach dem Kampf war es üblich, gemeinsame Zechgelage zu veranstalten (10). Ebenso werden die (berittenen) Kämpfer der Kimbern (Cimbern) geschildert: mit kupfernen, oft reich geschmückten Helmen, einem großen Schwert und einem langen, schmalen Schild. Zusätzlich trugen die Ritter noch eine schwere Metallpanzerung (11). Aber das Mittelalter mit seiner Ritterkultur fand doch erst tausend Jahre später statt, oder etwa nicht? Sollten sich etwa die keltische Zeit und das christliche Mittelalter überlappen? Haben wir hier Verdopplungen durch geschichtsverfälschend eingefügte Phantomzeiten? Das Vorurteil, unsere Vorfahren mit unzivilisierten Halbwilden gleichzusetzen, besteht also völlig zu Unrecht, wenn es auch fest betoniert erscheint. Eine wichtige Errungenschaft der Keltogermanen wird bisher jedoch aus jedem Geschichtsbuch ausgeklammert. Es mag hierfür mehrere Gründe geben, möglicherweise will man sich nur keine Blöße geben, da man sonst ja die Herabsetzung der vorchristlichen Zeit gegenüber dem christlichen Mittelalter nicht mehr fortsetzen könnte. Und doch haben sie etwas geschaffen, das - zumindest zu ihrer Zeit - möglicherweise einmalig war: das keltogermanische Nachrichtensystem. Die Europäische Gesellschaft für frühgeschichtliche Technologie und Randgebiete der Wissenschaft EFODON e.V. hat hier Forschungen angestellt, wobei es sich herauskristallisiert hat, dass dieses System in der Tat einzigartig war! Die Kelten hatten das Ganze von ihnen bewohnte Land mit einem engmaschigen Netz von Nachrichtenstationen überzogen, die untereinander in Verbindung standen. Diese Stationen sind teilweise heute noch nachweisbar! Die Durchführung einer solchen überregionalen Einrichtung war natürlich nur dann möglich, wenn auch eine überregionale Verständigung existierte. Sie konnte nicht funktionieren, wenn die Keltogermanen 1) so zerstritten waren, wie sie uns von der christlichen und "römischen" Geschichtsschreibung hingestellt werden, und wenn sie 2) so ungebildet waren, dass sie nicht lesen und schreiben konnten. Auch dieses falsche Bild wird uns über sie suggeriert.

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Das Nachrichtensystem

Das ehemalige keltische Nachrichtensystem bestand nach den Erkenntnissen des EFODON e.V. aus einem Netz von Feuer- oder Lichtsignalstationen und basierte auf der Übermittlung von codierten Lichtsignalen (später auch Klang- der Rauchsignalen). Diese Signale wurden zwischen den einzelnen Signalstationen ausgetauscht, die sich meist auf einer Anhöhe befanden. Es gibt kaum einen wichtigen Berg, auf dem nicht ein solcher Signalplatz lag. Der EFODON e.V. fand die Zusammenhänge um diese ehemaligen "Ludrenplätze" heraus. Eine Lichtstation hatte offensichtlich zwei Funktionen: 1) Ein Alarmsignal zu geben mithilfe eines großen, weit sichtbaren Alarmfeuers, der Lohe (In späterer Zeit kamen hier akustische Mittel ["Glocke"] hinzu). 2) Die reine Nachrichtenübermittlung mithilfe eines gezielten, eng gebündelten Lichtstrahls.

Die Signalstationen

Ein durchschnittlicher, so genannter Ludrenplatz (die erste Form des Signalplatzes) bestand aus einer Feuerstelle, die von einem etwa zwei bis zehn Meter durchmessenden Steinkreis umgeben war, zur Eingrenzung des Feuers. Das ständig unterhaltene Feuer ermöglichte es, sekundenschnell eine haushohe Lohe zu erzeugen, wenn ein Alarmfall eingetreten war. Diese Nachrichtenstationen mussten, um effektiv funktionieren zu können, ständig bemannt gewesen sein, wobei die Betreiber der Stationen zwangsläufig aus dem normalen Erwerbsleben ausschieden, das heißt, sie konnten sich nicht - wie jeder andere Bewohner - selbst um ihre Nahrung und ihre Bedürfnisse kümmern. Deshalb mussten sie von der jeweiligen zu beschützenden Gemeinde versorgt werden. Diese Leute waren die Hellmänner (die Männer in der Helle) oder, wie sie im Volksmund hießen: die Teufel (in der Hölle). Die anfangs unbefestigten Lichtstationen wurden später mit Warttürmen ausgebaut. Die einzelnen Stationen waren durch sogenannte Hellwege untereinander verbunden, die man oft heute noch auf Landkarten finden kann. Der bekannteste Hellweg war die heutige Bundesstraße B 1 (vom Rhein bei Duisburg über Dortmund, Soest, Paderborn, Hildesheim, über den Harz mit seinen Erzbergwerken, Braunschweig bis nach Helmstedt zur Magdeburger Warte und weiter über Brandenburg bis nach Berlin). An diesem Hellweg liegt u.a. auch - südöstlich von Paderborn - die Haxter Warte (Originalname: Lichtenturm). Auf dem Höxberg bei Beckum liegt die Soester Warte. Sogar in Brandenburg gibt es heute noch ein Nachbau eines Wartturms auf der höchsten Stelle der Stadt, dem Marienberg!

Die Hellwege und die Hellplätze

In Europa ist das Wort Lei häufig in Ortsnamen manifestiert (Beispiele: Leistrup = Lei-Dorf; Lay, Leyhe, Schley, Aarlei, Loreley usw.). Die Lei-Punkte waren früher Steinmale, die zur Kennzeichnung von Fernwegen gesetzt wurden. Im Chinesischen heißen diese Steinhaufen heute noch Lêí. Die Bezeichnung Hellweg wurde bisher oftmals als Heer- oder Salzhandelsweg gedeutet. Diese Deutung geht jedoch völlig am Sinn der Bezeichnung vorbei, auch wenn einige dieser Hellwege (in späterer Zeit) zu Fernhandelswegen bzw. -straßen ausgebaut worden sind und im Konfliktfall durchaus auch als Heerweg fungiert haben können. Schauen wir uns den bekanntesten Hellweg - die heutige Bundesstraße 1 - an, so finden wir eine Reihe von Lichttürmen oder Hellewarten entlang der alten Straße, und sie waren ausschlaggebend für die Bezeichnung dieser Straße. Ein Beispiel ist die schon zitierte Haxter Warte (südöstlich von Paderborn) mit ihrem ursprünglichen Namen Lichtenturm. Die Straßen der ehemaligen Ley-Linien führten ursprünglich von Steinmal zu Steinmal. Es ist belegt,

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dass es damals üblich war, regellose Steinhaufen als Marksteine zu verwenden. Diese Marksteine waren Wegweiser und gleichzeitig Erkennungsmerkmal. Mit fortschreitender Zivilisation entwickelten sich diese Steinhaufen zu kleinen tempel- oder kapellenähnlichen Gebäuden. Obenauf befanden sich goldene Kugeln, die als Kennzeichen später von den Signalstationen und ihren Türmen übernommen wurden. Selbst heute noch findet man diese goldenen Kugeln auf Kirchtürmen. Diese Kugeln auf den Kirchen sind nach unserer Annahme ganz einfach das ehemalige "Zunftzeichen" der Lichtsignal-Leute, das der Einfachheit halber übernommen wurde, und dessen Ursprung im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geriet. Es war möglicherweise ein ebensolches Zunftzeichen, wie beispielsweise die Post heute noch das Posthorn als "Zunftzeichen" benutzt, obwohl nichts, aber auch gar nichts mehr bei der heutigen Post mit einem Horn zu tun hat. Viele der alten Kirchen zeigen zudem noch den "gallischen Hahn" auf der Turmspitze. Auch das ist ein altes heidnisches Symbol. Nach dem Hahn (= gallo) wurden ehemals die Gallier - so heißt es - von den "Römern" benannt (Gallier ist eine andere Bezeichnung für Kelten). Angeblich wegen ihrer rostroten Haare, die an das Federkleid eines Hahnes erinnern sollen. Hier mag jedoch mittelalterliches Fabulieren mit hineinspielen. Die ältesten Kirchen sind jedenfalls offenbar okkupierte Signalstationen. Aber heute hat selbst der Klerus die Herkunft dieses Zeichens, der Kugel, vergessen. Im frühen Mittelalter war dies jedoch nicht so. Kunstvoll ausgeführte Kirchengemälde bezeugen auf vielfältige Art immer wieder, dass die Kugel ein wichtiges Gerät war. Meist wird "Gott" oder ein hoher kirchlicher Würdenträger mit einer hellblauen (= Glas) Kugel dargestellt (das waren keine "Weltkugeln", denn zu jener Zeit wäre eine kugelförmige Darstellung der Erde reine Blasphemie gewesen, die auf dem Scheiterhaufen endete). Hier und dort sieht man die Kugel, die man sogar auf den Deckengemälden als Glaskugel erkennen kann, sogar im Sinne von "göttlicher" Nachrichtendurchgabe dargestellt. Vielleicht wusste der Künstler nicht mehr genau, wie es funktioniert hat, aber dass die Kugel ein überaus wertvoller Gegenstand war, ist aus jeder Darstellung erkennbar.

Wie war eine Signalstation angelegt?

Zurück zu der Zeit, bevor aus den Ludrenplätzen feste Nachrichtenstationen wurden. Es liegt auf der Hand, dass eine effektive, drahtlose Nachrichtenübermittlung zu jener Zeit nur durch Lichtsignale (sprich: Feuer) möglich war. Die Feuerstellen müssen jedoch so angelegt gewesen sein, dass ein leichtes Auffinden im Konfliktfall zumindest stark erschwert wurde. Nachts wäre eine solche Station schon von weitem durch den Lichtschein, tagsüber durch den Rauch erkennbar, wenn nicht Vorsorge getroffen worden wäre, dies zu verhindern. Ein gewisser Sichtschutz der Station wurde durch eine Einhegung des umliegenden Geländes gewährleistet. Für die reine Signalverbindung war mehrfach - im unwirtlichen Gelände - in der Vegetation nur ein regelrechter Lichtkanal zur nächsten Station von Bewuchs freigehalten worden. Erst in späterer Zeit, mit der Verfeinerung der Nachrichtentechnik, wurden aus den Ludrenplätzen - also aus den reinen Feuerstellen - ganze Signalanlagen mit einem Turm und Glocke. Zu dieser Zeit dürfte sich auch die Nachrichtenverbindung mittels "Schusterkugeln" (wassergefüllten Glaskugeln mit Kerze o.ä.) durchgesetzt haben, deren Technik stellenweise noch bis in unser heutiges Jahrhundert eingesetzt wurde. An diesen Signalturm angebaut war ein Brennstofflagerhaus, das zunächst wahrscheinlich ein reiner Holzbau war und auch dem Aufenthalt und der Unterkunft der Bedienungsmannschaft diente. Erkennen Sie das Gebäude wieder? Gehen Sie einmal mit offenen Augen durch die Landschaft und dann achten Sie einmal darauf, wie viele Kirchtürme in direkter Sichtverbindung stehen. Sie werden überrascht sein! Es ist jedoch nicht überraschend, wenn man weiß, dass bei der Zwangschristianisierung Mitteleuropas zuerst die wichtigste Einrichtung der "Heiden" - das Nachrichtensystem - zerstört, besetzt und umfunktioniert wurde, um den gegnerischen Nachrichtenfluss zu unterbinden. Genauso wird es heute noch gemacht, wenn ein Land von einer Armee überfallen wird. Es war doch recht praktisch, einen Turm mit Alarmglocke und einem

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Versammlungsraum zu haben. Mit der Glocke wurden nun die zwangsbekehrten Menschen herbeizitiert. Es ist schon bemerkenswert, dass viele der ältesten christlichen Kirchen im sogenannten romanischen (= römischen!) Baustil anscheinend solche ehemaligen umfunktionierten keltischen Signaltürme sind. Man kann auf den ersten Blick erkennen, dass viele der an die Türme angebauten Kirchenschiffe ganz offensichtlich einen anderen Baustil aufweisen, also sichtbar aus späterer Zeit stammen. Diese alten Kirchen stehen fast ausnahmslos auf strategisch wichtigen Punkten mit einer Sichtverbindung untereinander. Dabei kommt als weitere Komponente hinzu, dass diese Standorte geomantisch und radiästhetisch hervorragend ausgewählt wurden. Hier jedoch ins Detail zu gehen, würde den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen. Das Signalsystem und das Wissen um dieses wurde von den christlichen Siegern nachhaltig zerstört. Die strategisch wichtigen Punkte, die Türme, wurden oftmals zu Kirchtürmen umfunktioniert. Die "Zunftzeichen" der Signalleute wurden mitsamt dem gallischen Hahn einfach beibehalten und oftmals noch nicht einmal durch ein Christenkreuz ersetzt (man nennt das heute "Kultplatz-Kontinuität"). Es muss doch zu denken geben, dass weder die christliche noch die jüdische Religion, aus der die christliche hervorging, ursprünglich Türme an ihren religiösen Tempeln kannte. Türme an christlichen Sakralbauten sind ein Detail ohne jede Tradition. Auch den "heidnischen" Vorläufer-Religionen waren Türme auf ihren sakralen Plätzen fremd. Der Vorteil bei dieser "Adaptierung" bestand jedoch darin, dass auf diese Weise recht viele dieser alten Bauwerke erhalten geblieben sind. Anderenfalls wären sie vielleicht unwiederbringlich zerstört worden und heute nicht mehr rekonstruierbar.

Die Funktionen der Lichtstationen

Betrachten wir die Funktion als Alarmstation. Das Alarmfeuer, die Lohe, wird auch in der Geschichtsliteratur zitiert, jedoch ohne das Hintergrundwissen um den Sinn (oder es war so selbstverständlich jedem bekannt, dass es nicht erklärt werden musste). Dort taucht öfter der merkwürdige Hinweis auf: "Sie bliesen in die Ludren". Diese Aussage steht u.a. beispielsweise in der Didriks-Chronik (15) und soll sinngemäß aussagen, dass im Kriegsfall die wehrtüchtigen Krieger einberufen wurden. Bisher wurde diese Aussage so gedeutet, dass in die Musikinstrumente, in die Luren, geblasen wurde. Das ist jedoch offensichtlich - trotz der Ähnlichkeit der Worte - eine falsche Deutung. Es gibt es hier einen zwar geringfügigen, aber enorm wichtigen Unterschied (16): In die Luren wurde zum Sturmangriff geblasen. In die Ludren wurde jedoch geblasen, um das Signalfeuer zu entfachen [= in die Ludre blasen = eine Luderne (= Lodernde, Laterne anfachen) (17)]! Das Signalfeuer, die Lohe, wurde teilweise auch praktischerweise in eigens dafür angelegten kellerartigen Räumen unterhalten, durch deren runde Öffnungen im Dachgewölbe haushohe Lohen erzeugt werden konnten. Eine solche Konstruktion, die noch gut erhalten ist, kann man beispielsweise noch heute im "Keller" von Oesterholz (Gemeinde Schlangen, Kreis Lippe) sehen. Jedoch auch in Form offener Feuer, ähnlich der Köhlerfeuer, wurde das Signalfeuer unterhalten. Man hat hier niemals eine Norm aufgestellt, sondern jede Lichtstation war individuell verschieden angelegt, ganz ähnlich wie die sogenannten Keltenschanzen, die ja auch jede anders gestaltet ist. Wichtig war bei beiden Bauwerken ihre ungestörte, fehlerfreie Funktion. Aus dem Begriff Luderne (= Lodernde) - der den Lichtstationen entlang eines Hellweges mit ihrem konstant brennenden Feuer zugrunde lag -, entwickelte sich letztendlich der Begriff der Straßenlaterne. Denn auch sie nannte man ursprünglich Luderne oder Luzerne [Lucërne, Laterne (18)]. Zu diesem Wortstamm gehört übrigens auch das Luder [= Lockmittel (19)]. Das hängt wohl damit zusammen, dass das Licht anlockt. Diese Funktion wurde später durch das Gelocke (G'locke) übernommen. Heute üben die Kirchenglocken diese Funktion immer noch aus. Der Zusammenhang mit dem "scharfblickenden" Drachen schließt sich schließlich im Dänischen, wo drag = ziehen, locken bedeutet. Und auch die Lohe hat sich in Ortsnamen manifestiert: aus Lô, Lohe = Feuer, lodernde Flamme (20), beispielsweise in den Ortsnamen Eckelau oder Langelau.

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Dies schließt nicht aus, dass Loh gelegentlich auch als Wald bezeichnet wurde, was jedoch meiner Meinung nach irreführend ist und der Logik widerspricht. Es ist naheliegend, dass sich an solchen Orten, an denen Feuer unterhalten wurde, auch bald die Schmiedezunft ansiedelte. So weist beispielsweise das Land Lippe schon mit seinem Namen (lat. Lupia, von Luppe = Eisenstücke) auf Eisenverhüttung hin.

War der Teufel wirklich "teuflisch"?

Nachdem wir das System der Nachrichtenstationen rekonstruiert hatten, fragten wir uns, wie der Teufel in dieses Bild passte. Dazu fanden wir zu unserer Überraschung heraus, dass "Teufel" im Mittelhochdeutschen (21) tiufel (auch tievel, tivel, tîvel) = Waldmensch, Riese heißt! Die Verteufelung bzw. Satanisierung des Teufels geschah also erst in relativ junger Zeit. Ursprünglich war "Teufel" weder ein Schimpfname noch die Bezeichnung des "Bösen", wie heute. Als Betreiber des lebensnotwendigen Nachrichtensystems war "Teufel" also eine Berufsbezeichnung wie andere auch. Wir kennen alle die klischeehaften Attribute des Teufels: Hörner auf dem Kopf, Gestank nach "Pech und Schwefel" und demgemäß rußig, schmutzig, dunkelfarbig, mit zotteligem, dunklem Fell, mit Schwanz, mit Pferde- (?) Fuß (seltener mit Holzbein), also hinkend, mit Feuergabel (einem Schürhaken), lebt er in der Hölle und verbrennt dort Menschen im Fegefeuer. Was hier als "teuflisch" dargestellt wird, erweist sich bei näherem Hinschauen als völlig normal! Selbstverständlich trug er Hörner auf dem Kopf, denn hornverzierte Helme waren die damals landesübliche Mode! Er stank auch, denn er hatte eine dauernde Tätigkeit am offenen Feuer, daher auch seine Feuergabel. Man denke nur daran, wie sehr man stinkt, wenn man ein Grillfeuer angezündet hat. Das zottelige Fell war nicht sein eigenes, sondern seine Kleidung. Und das Hinken der Teufel ist erklärbar, wenn man sich vor Augen hält, dass für eine strategisch wichtige Funktion (z.B. dem Erkennen feindlicher Heere und der Einschätzung ihrer Gefährlichkeit oder Geschwindigkeit der Fortbewegung im Gelände) militärisch ausgebildete Personen eingesetzt werden mussten. Hier verwendete man wohl überwiegend Invaliden, die wegen erlittener Verletzungen nicht mehr im Heer eingesetzt werden konnten, also beispielsweise Menschen mit einem amputierten Bein, die mit Holzbein lebten [Kämpfer, die "zur Hël erschlagen" worden waren (22)]. Sein "Pferdefuß" war also möglicherweise eine von einem Beobachter fehlgedeutete Prothese, die logischerweise nicht so perfekt aussah wie unsere heutigen. Sein Arbeitsplatz, an dem er die meiste Zeit verbrachte, war die Hölle, die Helle (Hël), engl. noch heute Hell. Es war der Platz mit dem hellen Signalfeuer. Und der Schwanz? Teufel trugen wirklich einen, jedoch am Kopf und nicht am Hinterteil. Ein Pferdeschwanz war - wie keltogermanische Darstellungen zeigen - die allgemein übliche keltogermanische Haartracht. Manchmal so lange Zöpfe wie die Na'vi auf Pandora (Avatar-film James Caeron) Die Attribute des Teufels sind also alle ganz normal erklärbar und haben so gar nichts Ungewöhnliches oder "Teuflisches" an sich. Der Teufel verrichtete als Hellmann spezielle Arbeiten für das allgemeine Gemeinwohl. Dazu betreute er die Signalstation (Helle) und unterhielt dort ein ständig brennendes Feuer, das im Alarmfall nur angefacht werden musste, um eine haushohe (Alarm-) Lohe zu bilden. Vorstellbar ist hier ein Feuer in Form eines Köhlerfeuers. Die Betreuung des Alarmfeuers war zwar die Haupttätigkeit des Teufels, "nebenberuflich" erfüllte er jedoch weitere Aufgaben: er verbrannte Menschen [im Vegeviur, dem "Fegefeuer" (23)], jedoch nur tote, denn das gehörte zu seinen Aufgaben (lebende Menschen zu verbrennen führten erst die Christen ein). Die Archäologen kennen zwar aus der Hallstatt- und Laténezeit Millionen von Brandurnen. Doch hat sich schon jemand gefragt, wo alle die auf diese Weise Bestatteten verbrannt wurden? Um einen Menschen zu Asche zu verbrennen, wird ein 800 bis 1100 Grad heißes Feuer benötigt, das mindestens eine Stunde brennen muss. Erst in christlicher Zeit wurde es verboten, Tote zu verbrennen, wegen des

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Zusammenhangs mit dem Leichen verbrennenden Teufel. Die Teufel verbrannten die Leichen, der Wasenmeister übernahm die Beisetzung der Urnen unter dem grasbewachsenen Wasen. Daher seine Bezeichnung, und daher stammt auch heute noch unser Wort Vase (= Urne). Erst in christlicher Zeit wurde der Wasenmeister zum Schinder und Abdecker degradiert. Später legten sich Teufel noch ein weiteres Nebeneinkommen zu, indem sie Schmiedearbeiten übernahmen. Da es sich bei den Arbeiten des Teufels (Alarmsystem und Totengräber) um soziale Arbeiten für das Gemeinwohl handelte, wurde er von der jeweils zuständigen Gemeinde verpflegt. Die Nachrichtenstationen befanden sich immer außerhalb von Siedlungen und wurden gemieden. Am Rand des Tabu-Geländes, des Hagens, wurde auf "Opfersteinen" oder -tischen die Nahrung für den Teufel hinterlegt. Die Verteufelung geschah erst im Zuge der christlichen Eroberungen der keltischen Gebiete. Der Teufel wurde verfolgt, die Versorgung der Hellmänner durch Gemeindeangehörige wurde von den neuen christlichen Herren unter Strafe gestellt, wie beispielsweise im sogenannten Capitular von Paderborn. Das hatte zur Folge, dass die rußigen Herren wirklich zu "armen Teufeln" wurden und bei Nacht und Nebel auf Diebestour gehen mussten, um nicht verhungern zu müssen. Das wiederum lieferte die Bestätigung für die "Gefährlichkeit" der Teufel und deren Verfolgung, im wahrsten Sinne des Wortes ein "Teufelskreis"! Zurück blieb in der Bevölkerung die unbegründete Angst vor nächtlichen Friedhöfen, vor Richtstätten und Galgenbergen, durch die jahrhundertelange Prägung, "dort gehe der Teufel um", obwohl das in früheren Zeiten einmal völlig sinnvoll und normal war, weil die Leichen Verstorbener schließlich abgeholt werden mussten. Hierher gehören auch die Anschuldigungen der "Hexen" bei der Hexenverfolgung, sie hätten sich mit dem Teufel abgegeben oder eingelassen. Damit war durchaus kein imaginärer Teufelsgeist gemeint, sondern die ganz reale Person des "verteufelten" Hellmannes, der sich oft genug einer Verfolgung nur entziehen konnte, indem er sich in die Wälder flüchtete, in denen er sich bestens auskannte, so wie bei einst allen Kelten. Wir können also abschließend sagen, dass der Teufel zu seiner Zeit ein Mensch war, der zwar nicht sehr beliebt, aber notwendig war, weil er wichtige Aufgaben für das Gemeinwohl erledigte. Die ungerechtfertigte Gleichsetzung des Teufels mit dem Satan, und damit seine Verfolgung, erfolgte erst nach der Christianisierung.

Ludrenplatz-Rekonstruktion Der ehemalige Leiter des Stadtmuseums in Schongau in Oberbayern, Kay Reinhardt, bot dem EFODON e.V. 1994 für die Ausstellung "Der Teufel in Vergangenheit und Gegenwart" die Möglichkeit, den Besuchern eine ausgewogene Darstellung der Figur des Teufels zu zeigen. Zur Verfügung stand ein etwa fünfundzwanzig Quadratmeter großer Raum, in dem wir ein lebensgroßes Modell eines Ludrenplatzes rekonstruierten: eine "Feuerstelle", an der sich zwei Hellmänner aufhielten. Einer stehend, mit allen Attributen des "Teufels", der zweite sitzend, mit einer "Schusterkugel" in der einen Hand, in der dahinter gehaltenen zweiten Hand eine "Kerze", deren Flamme durch eine kleine 5-Watt-Lampe dargestellt wurde. Den so entstandenen scheinwerferähnlichen Lichtstrahl richteten wir auf eine Erklärungstafel an der gegenüberliegenden Wand, die auf diese Weise eindrucksvoll angestrahlt wurde. Der ganze Raum war in Halbdunkel gehüllt und sollte die Nachrichtentätigkeit bei Nacht demonstrieren, wobei die umgebenden Wände schemenhaft angedeutete Bergketten mit blinkenden Leuchtdioden zeigten, die Lichtsignalverbindungen darstellten.

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Die Glaskugel Die zur reinen Nachrichtenübermittlung verwendeten Technik bestand darin, dass hinter einer wassergefüllten Glaskugel eine Leuchtquelle positioniert wurde. In einer wassergefüllten Glaskugel wird der Lichtstrahl gebündelt und scheinwerferähnlich fokussiert abgestrahlt. Dieser Lichtstrahl konnte zentimetergenau auf die nächste Nachrichtenstation ausgerichtet werden, und diese Technik funktioniert über mehr als sieben Kilometer Entfernung, wie wir durch praktische Versuche selbst ausprobiert haben. Der Lichtstrahl braucht dann nur noch rhythmisch abgedeckt zu werden, und schon können Nachrichten ausgetauscht werden. Dabei ist es nicht wichtig, dass die Kugel besonders exakt geformt ist. Bei unseren praktischen Versuchen funktionierte die Lichtbündelung auch mit nur annähernd runden Glasvasen. In Form der sogenannten Schusterkugeln waren diese Geräte im Handwerk bis zur Einführung des elektrischen Lichtes allgemein in Gebrauch. Eine Kerze hinter einer Schusterkugel erzeugt einen Lichtstrahl, der etwa einer 40-Watt-Lampe entspricht. Die Glaskugel-Geräte zur Nachrichtenübermittlung wurden von den christlichen Machthabern übernommen und waren weiterhin im Einsatz, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Beispielsweise bestand zwischen dem Kloster Andechs und Dießen, quer über den Ammersee, eine solche Lichtverbindung, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts (!) eingestellt wurde. Eine weitere ging von Andechs bis zum etwa 25 Kilometer Luftlinie entfernten Hohenpeißenberg und über Zwischenstationen bis Augsburg. Das Originalgerät wurde etwa in den Siebziger Jahren weggeworfen, weil es "wertloser Müll" gewesen sei, wie man uns im Kloster Dießen erklärte... Die Funktion der Lichtsignal-Übermittlung erprobten wir durch eine ganze Reihe von praktischen Tests, teilweise auch an Original-Ludrenplätzen. Dabei stellte es sich auch heraus, dass jeder keltische Krieger offenbar eine Art "Steinzeit-Handy" mit sich führte, mit dem er über kürzere Distanzen per Lichtsignal Meldungen verschicken konnte. Dazu benötigte er nicht mehr als das, was die Archäologen bei ihren Ausgrabungen als Ausrüstungsgegenstände (fast) eines jeden Kriegers vorgefunden haben: ein bauchiges Glasfläschchen (das von den Archäologen als Behälter für Duftöl o.ä. bezeichnet wird), das im Einsatzfall mit Wasser gefüllt wurde (im Zweifelsfall funktionierte das auch mit Urin), sowie Zunder und einen Feuerstein (o.ä.), um eine Flamme erzeugen zu können, die hinter das Fläschchen gehalten wurde. Der Licht-kegel wird durch die Lichtbrechung des Fläschchens verstärkt und geradeaus gerichtet, ähnlich wie bei einer Taschenlampe. Der Effekt ist frappierend, es kann jeder selbst ausprobieren. Es bietet auch aus heutiger Sicht eine einfache Möglichkeit, geräuschlos Nachrichten auszutauschen. In den Geschichtsbüchern werden die Keltogermanen jedoch - wie erwähnt - immer als dumme, unwissende Barbaren dargestellt, die weder Lesen noch Schreiben konnten. Von solchen Menschen könnte selbstverständlich nicht erwartet werden, dass sie sich durch Lichtsignale irgendwelche Nachrichten zukommen ließen. Dieses Bild ist jedoch grundfalsch und stammt aus der christlichen Verunglimpfungsaktion der heidnischen Vorfahren, denn es passt weder zu der hochstehenden keltischen Technik noch zu den nun mal vorhandenen Resten der Nachrichtenstationen und den "Steinzeit-Handys" der keltischen Krieger. Dafür passt in dieses Bild das alte Ogham-Alphabet hinein, das bis zum heutigen Tag von den Archäologen nicht richtig einzuordnen ist, denn es besteht wie unser heutiges Morse-Alphabet aus Strichen und Punkten. Was lag näher, als dass wir hiermit das Morse-Alphabet der Kelten gefunden hatten! Unsere Vergangenheit war also viel interessanter, als sie uns in den Geschichtsbüchern dargelegt wird. Sie birgt Techniken und Anwendungen, wie sie erst viel später "wiederentdeckt" wurden. Das "dunkle" Mittelalter, das man heute in den Jahren etwa zwischen 500 und 1000 n.C. ansiedelt, war vielmehr die spätere Zeit, als von kirchlicher Seite jeder Fortschritt unterbunden und die Menschen künstlich verdummt wurden.

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Anmerkungen (1) Gerhard Herm: "Die Kelten", Augsburg 1996. (2) Barry Cunliffe: "Die Kelten und ihre Geschichte", Bergisch Gladbach 1980. (3) Herm, S. 107. (4) Diese Urbevölkerung hat sich im altbavarischen Raum offenbar besonders lang gehalten und ist unter der Bezeichnung "Huosi" bekannt. Die ersten bekannten bayerischen Klostergründungen stammen übrigens von den Huosi. Hierzu etwa: Hans Guggemos: "Andechs und die Huosi", EFODON-Dokumentation DO-30, Wessobrunn 1996. (5) Cunliffe, S. 28. (6) Theodor Mommsen: Römische Geschichte, Wien 1932, S. 96 (7) Cunliffe, S. 34, 116.

( Cunliffe, S. 24, 28. (9) Dr. H. Luckenbach: "Kunst und Geschichte", München/Berlin 1919. (10) Mommsen, S. 515. (11) Mommsen, S. 98. (12) Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 37. Auflage, Stuttgart 1986 (13) Lexikon der Antike, Augsburg 1990 (14) Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch (15) Hierzu etwa Heinz Ritter-Schaumburg: "Die Didriks-Chronik oder die Svava", St. Goar 1989 (16) vgl. Thomas Riemer: "Ein Versuch, den Teufel ein letztes Mal an die Wand zu malen", in: EFODON NEWS Nr. 3/1991; ders. "Der Teufel, ein ehemals ehrbarer Berufsstand", EFODON-Dokumentation DO-23, Wessobrunn 1994 (17) Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch (18) ebd. (19) ebd. (20) ebd. (21) ebd. (22) wie es beispielsweise in der Nibelungensage oder in der Svava genannt wird. Hierzu vgl. etwa die reichhaltigen Forschungen und Veröffentlichungen von Heinz Ritter-Schaumburg. (23) = reinigendes Feuer (Lexer) Die Forschungsergebnisse um das keltische Nachrichtensystem und den Teufel wurden ausführlich dargelegt in dem Buch "Das keltische Nachrichtensystem wiederentdeckt. Die verschollene Nachrichtentechnik der Kelten rekonstruiert" von Gernot L. Geise, EFODON e.V., Hohenpeißenberg 1996, ISBN 3-9804300-9-X (Neuauflage: "Das keltische Nachrichtensystem", Michaels Verlag, ISBN 3-89539-606-0). Darin sind auch praktische Versuche mit Lichtsignal-Übertragungen dokumentiert. Was es mit dem Teufel und der Hölle auf sich hat, können Sie ausführlich nachlesen in dem Buch “Der Teufel und die Hölle: historisch nachweisbar” von Gernot L. Geise, EFODON e.V., Hohenpeißenberg 2000, ISBN 3-932539-24-9 (c) 2000 Gernot L. Geise