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George Gershwin PORGY AND BESS Vorgelegt von Hoàng Oanh Châu, Matrikelnummer: 6589671 Im Seminar „Musikalische Formenlehre/Analyse“ bei Prof. Dr. Thomas Krettenauer PMBA 2. Fachsemester, Sommersemester 2010, Uni Paderborn 20. September 2010

Gershwin - Porgy and Bess

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Page 1: Gershwin - Porgy and Bess

George Gershwin

PORGY AND BESS

Vorgelegt von Hoàng Oanh Châu, Matrikelnummer: 6589671

Im Seminar „Musikalische Formenlehre/Analyse“ bei Prof. Dr. Thomas Krettenauer

PMBA 2. Fachsemester, Sommersemester 2010, Uni Paderborn

20. September 2010

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Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Biografie

2.1. GeorgeGershwin

2.2. IraGershwin

2.3. DuBoseHeyward

3. DieVolksoper„PorgyandBess“

3.1. EntstehungundhistorischerHintergrund

3.2. Aufführung,Kulisse,Orchester,Personen,Besetzung

3.3. Handlung

3.4. MusikalischeAnalyse:„Summertime“

4. Schlusswort

5. Quellen

5.1. Anhang

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1. Einführung

„Summertime…an‘ the livin‘ is easy“ – eine Zeile, die vermutlich jeder kennen mag. Egal ob Jazzfan

oder nicht. Die Arie „Summertime“ stammt aus George Gershwins Oper „Porgy and Bess“,

uraufgeführt im Jahre 1935. Durch unzählige Interpretationen verschiedenster Künstler aus ganz

unterschiedlichen Genres wurde dieses Stück und mit ihr auch die Oper zu einem weltweiten Erfolg.

Angefangen bei Ella Fitzgerald, über Coco Schumann, bis hin zu Janis Joplin. All diese Künstler

verhalfen Gershwin zu seinem Ruhm und auch heute noch ist dieses Stück im Standardrepertoire

vieler Musiker zu finden.

„Porgy and Bess“ thematisiert das Leben der afroamerikanischen Bewohner in der

Schwarzensiedlung Cat Fish Row in Charleston um 1870, also der Zeit nach dem Bürgerkrieg. Das

Werk basiert auf dem Roman „Porgy“ von DuBose Heyward, welchen er 1926 veröffentlichte und

zum Bestseller wurde. Nachdem Gershwin sich für das Buch begeistert hatte und Heyward um die

Rechte für ein Bühnenwerk sicherte, war es beschlossene Sache, dass Gershwin die Musik, Heyward

und seine Frau Dorothy und Ira Gershwin (George Gershwins älterer Bruder) die Texte zu dem Werk

schreiben sollten.

„Porgy and Bess“ wird in aller Munde als „die erste amerikanische Volksoper“ bezeichnet – klingt

aber für viele eher nach Musical und nicht nach Oper. Worauf sich diese Annahme stützt und wie ein

Bühnenwerk in den 1930er Jahren mit afroamerikanischen Darstellern so erfolgreich werden konnte

will ich im weiteren Verlauf dieser Arbeit erörtern.

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2. Biografie

2.1. George Gershwin

George (geb. Jacob) Gershwin wurde am 26. September 1898

im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Kind der russisch-

jüdischer Emigranten Moishe (später Morris) und Rosa

Brushkin (später Rose Bruskin) geboren, die etwa um 1891 in

die USA eingewandert waren.

Er war das zweite von vier Kindern. Sein älterer Bruder Ira

(1896 – 1983) sollte später als Songtexter einer seiner engsten

Mitarbeiter werden. Sein jüngerer Bruder Arthur (1900 –

1981) war wie George ebenfalls Komponist. Obwohl er diesen

Beruf nicht professionell ausgeübt hatte, sondern sein Geld als

Börsenmakler verdiente, schaffte es sein 2-aktiges Musical

immerhin auf 87 Aufführungen am Broadway. Die jüngste der

Familie war Frances (1906 – 1999), welche schon als Kind

erste Bühnenerfahrung sammelte und somit die erste in der

Familie war, die im Musicalgeschäft Geld verdiente. Neben

dem Gesang und der Schauspielerei, spielte sie noch Violine und war ebenfalls als Malerin bekannt.

Obwohl künstlerische Begabungen in der Gershwin-Familie anfangs nicht vorhanden waren, waren

doch alle Kinder später auf irgendeine Weise im musikalischen Bereich tätig.

George war kein braves Kind, sondern schwänzte die Schule, raufte sich und begann kleine

Diebstähle. Mit der Musik kam er eher durch Zufall in Berührung. 1908 freundete er sich mit dem

Geige spielenden Schulkameraden Maxie Rosenzweig an, nachdem er dessen Vortrag von Dvořáks

Humoreske durch das Fenster belauscht hatte und es als „a flashing revelation of beauty“ empfand.

Als die Gershwins sich 1910 ein Klavier für die Musikstunden von Ira anschaffen, stellte sich heraus,

dass George sich das Spielen bereits selber auf dem mechanischen Klavier des Freundes beigebracht

hatte. So bekam George stattdessen den Unterricht. Von da an probierte er mehrere Lehrer aus –

doch erst mit Charles Hambitz (1881 – 1918) fand er einen passenden Mentor. Hambitz‘ sollte bis zu

seinem Tod Georges Freund und Mentor bleiben.

1914 verließ er im Alter von 15 Jahren die Schule um als „Song plugger“ im Musikverlag Jerome J.

Remick, ansässig in der berühmten New Yorker „Tin Pan Alley“, seine Laufbahn als Berufsmusiker zu

beginnen. Er schrieb einige Stücke und auch vollständige Bühnenwerke. Der entscheidende

Durchbruch gelang ihm schließlich 1924 mit der „Rhapsody in Blue“ und dem Broadway-Musical

„Lady be Good“, dessen Libretto sein Bruder Ira verfasst hatte. 1935 wurde schließlich sein für die

amerikanische Oper bedeutendes Werk, die Volksoper „Porgy and Bess“, uraufgeführt. Seit 1931

hatte er häufig mit seinem Bruder Ira an Musikfilmen in Hollywood gearbeitet, wo er auch Arnold

Schönberg kennenlernte und sich mit ihm anfreundete.

George Gershwin galt neben Leonard Bernstein als einer der wichtigsten und vielseitigsten

Musikpersönlichkeiten der USA im 20. Jahrhundert. Er hatte zwar eine klassische Ausbildung, aber

war stark vom Jazz beeinflusst. Besonders in der „Rhapsody in Blue“ hört man deutlich den Versuch

klassische Elemente mit dem Jazz zu verbinden. Mit seinen Orchesterwerken gehört er zu den

Begründern des „symphonic jazz“.

Am 11. Juli 1937 starb George Gershwin im jungen Alter von 38 Jahren an einem Gehirntumor in Los

Angeles.

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2.2. Ira Gershwin

Ira Gershwin (eigentlich Israel Gershowitz) wurde als der ältere Bruder

von George Gershwin am 6. Dezember 1896 in New York geboren. Er

war für seine Arbeitet als Liedtexter und Librettist bekannt.

Im Gegensatz zu dem eher wilden jüngeren Bruder George war Ira eher

ruhig und schüchtern. E. Y. Harburg, ein langjähriger Partner und

Freund Iras sagt eins über ihn: „[…] his soft-spoken gentleness and low-

keyed personality made him a lovable incongruity.”

Trotzdem liebten sich die Brüder und waren so in der Lage eng

miteinander zu arbeiten und bis zu Georges Tod zahlreiche

Standardwerke der amerikanischen Musikliteratur des 20.

Jahrhunderts zu schaffen.

Nach 1937 schrieb Ira weiterhin viele Klassiker mit Komponisten wie Jerome Kern und Kurt Weill.

Seine Songs wurden zum Standardrepertoire von großen Künstlern wie Frank Sinatra, Ella Fitzgerald

oder Barbara Streisand gezählt.

Ira Gershwin starb am 17. August 1983 im Alter von 86 Jahren in Beverly Hills.

2.3. DuBose Heyward

Edwin DuBose Heyward wurde am 31. August 1885 in Charleston, South Carolina, geboren.

Heyward war ein direkter Nachkomme von Thomas Heyward, Jr., welcher als Repräsentant von

South Carolina die Unabhängigkeitserklärung Amerikas mitunterschrieben hatte.

Obwohl er schon immer eine Leidenschaft für die Literatur hegte, absolvierte er zunächst eine

Ausbildung zum Versicherungskaufmann und Immobilienhändler. Nachdem er finanzielle

Unabhängigkeit erreicht hatte, gab er sein Geschäft auf und widmete sich voll und ganz dem

Schreiben.

Während er später viele Jahre als Lehrer an der Porter Military Academy angestellt war, hatte er

genug Zeit die schwarze Bevölkerung in dieser Gegend zu beobachten und über sie nachzudenken.

Hier fand er auch die Inspiration für sein späteres Werk „Porgy“, auf welcher George Gershwins

Meisterwerk „Porgy and Bess“ basieren sollte. Der Roman wurde 1926 zum Bestseller und Heyward

und seine Frau arbeiteten daran aus dem Buch ein Schauspiel zu machen, welches 1927 ein voller

Erfolg am Broadway war. Die Vertonung von Gershwin fand rund acht Jahre später statt.

1929 veröffentlichte Heyward einen weiteren Roman, „Mamba’s Daughter“, welcher am gleichen

Schauplatz wie in „Porgy“ spielen sollte. Auch aus diesem Roman wurde von Ehepaar Heyward ein

Schauspiel gemacht. Es folgten weitere Romane, die immer wieder zu Bühnenwerken adaptiert

wurden.

DuBose Heyward starb schließlich am 16. Juni 1940 im Alter von 54 Jahren in Tryon, North Carolina.

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3. Die Volksoper „Porgy and Bess“

3.1. Entstehung und historischer Hintergrund

1926 fiel der Roman Gershwin in die Hände. Fasziniert von der Geschichte des verkrüppelten Negers

Porgy, rief er Heyward um vier Uhr morgens an, um diesem seine Idee von der Vertonung des

Werkes zu berichten. Von diesem Zeitpunkt an standen Gershwin und Heyward in ständiger

Verbindung – ohne jedoch jemals mit der Realisation der ursprünglichen Idee anzufangen. Heyward

hatte genug mit seiner eigenen Bühnenadaption des Romans zu tun, an welcher er mit seiner Frau

arbeitete. Und Gershwin hatte genügend andere Kompositionen auf seinem Zeitplan stehen. Man

munkelt, dass ihm vielleicht auch einfach der Mut gefehlt hatte eine so gewaltige Arbeit in Angriff zu

nehmen und es deswegen immer wieder hinausgezögert hatte. Bis zum Jahre 1933, in der die

Theatre Guild die offizielle Realisation des Projektes in Auftrag gab. Eigentlich wurde Heyward von

der Theatre Guild gebeten, seinen „Porgy“ für ein Musical freizugeben. Ihrem Plan nach sollte Jerome

Kern die Musik komponieren und Oscar Hammerstein das Libretto verfassen – doch Heyward hatte

andere Pläne. Er war nicht an Geld interessiert und wollte, dass aus seinem Roman keine Musical

Comedy, sondern eine Volksoper wurde, so wie Gershwin und er sich das überlegt hatten. So kam es,

dass er Gershwin drängte mit der Komposition zu beginnen, damit er der Theatre Guild wegen des

Musicals absagen konnte.

Als sich rumsprach, dass Gershwin eine Porgy-Oper schreiben wollte, wurde die Metropolitan Opera

schnell darauf aufmerksam und bekundete ihr Interesse an dem neuen Werk. Doch Gershwin wollte

keine Oper für die High Society New Yorks schreiben, sondern für alle Amerikaner. Außerdem sollte

es ja eine „Negeroper“ werden und die sollte unbedingt von schwarzen Darstellern gespielt werden.

Das hätte aber wegen der der herrschenden Rassenvorurteilen niemals an der Metropolitan

durchgesetzt werden können. Am 26. Oktober 1933 kam daher ein Vertrag mit der Theatre Guild

zustande, die sich verpflichtete, das Stück den Wünschen der Autoren gemäß zu inszenieren und

auch auf Tournee damit zu gehen.

Heyward schrieb also zusammen mit seiner Frau Dorothy das Libretto auf der Grundlage einer

Bühnenfassung des Romans, die er allerdings fast um die Hälfte kürzte. Hinzu kamen neue Liedtexte,

von denen einige Ira Gershwin verfasste. Ebenso wie das Theaterstück von 1927 weist auch das

Libretto den Dialekt der Gullahs auf, der durch phonetische und grammatikalische Eigenheiten von

der amerikanischen Sprache abweicht. Da Gershwin den Wunsch hatte seine Oper so authentisch wie

möglich zu gestalten, war es selbstverständlich für ihn Charleston, den Schauplatz des Romans

mitsamt der dort lebenden Bevölkerung kennenzulernen. Auf seinen Reisen machte er daher

mehrmals Station in Charleston. Hier lernte er das Leben und die Menschen am Hafen kennen.

Heyward selbst hatte einst hier in einem Baumwolllager als Kontrolleur gearbeitet, wo er die

arbeitenden schwarzen Einwohner kennen- und lieben gelernt hat. Als er aus gesundheitlichen

Gründen in die Berge ziehen musste, begann er seinen ersten Roman zu schreiben. Er erinnerte sich

an den verkrüppelten Neger aus der alten Fischergasse in Charleston, der auf einem kleinen

Seifenkistenwägelchen von einer Ziege gezogen bettelnd durch die Straßen fuhr und ihm jeden Tag

auf dem Weg zur Arbeit begegnet war. Ihn erwählte er zum Helden seines Romans.

Insgesamt arbeitete Gershwin zwanzig Monate an der Oper, elf Monate davon nahm die eigentliche

Komposition in Anspruch.

Die allererste Aufführung fand im kleinen privaten Kreise in der Carnegie Hall im Herbst 1935 statt.

Am 30. September 1935 veranstaltete die Theatre Guild die offizielle Uraufführung im Colonial

Theatre in Boston. Der Erfolg war allerdings nur mäßig. Erst eine zweite Aufführungsserie ab 1942 in

New York und die europäische Erstaufführung in Kopenhagen (1943, gegen den Widerstand der

Nationalsozialisten) sicherten ihr den Erfolg. 1952–55 folgte eine Welttournee.

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3.2. Aufführung, Kulisse, Orchester, Personen und Besetzung

Aufführung 3 Akte (9 Szenen), Dauer ca. 2Std. 30Min.

Einige kleine solistische Partien sind aus dem Chor zu singen

Kulisse Catfish Row, einer Wohnstraße für Schwarze in Charleston, South Carolina, in den 1920er

Orchester 2 Flöten (2. Auch Piccolo), 2 Oboen, Englischhorn, 3 Klarinetten, Baritonklarinette, Altsaxophon,

Tenorsaxophon, Fagott, 3 Hörner, 3 Trompeten, 2 Posaunen, Basstuba, Pauken, Marimbaphon,

Glockenspiel, 2 Röhrenglocken, Banjo, Streicher

Auf der Bühne:

3 Trompeten, 2 Posaunen, Basstuba, kleine Militärtrompete, große Trompete, Eisenplatte (Gong)

Personen Porgy, ein verkru ppelter Schwarzer (Bassbariton) Bess, eine junge Schwarze (Sopran) Sportin' Life, Rauschgiftha ndler und Schmuggler (Tenor) Crown, ein gut verdienender, brutaler Schwarzer (Bariton) Jake, Fischer und Besitzer des Boots „Mo we“ (Bariton) Clara, seine Frau, Mutter eines kleinen Sohns (Sopran) Robbins, ein junger Fischer (Tenor) Serena, seine Frau (Sopran) Peter, ein alter Neger und Honigverka ufer (Tenor) Maria, seine Frau (Alt) Diverse Sprechrollen: u. a. Detektiv, Polizist und Leichenbeschauer, etc. Chor und Ballett: Diverse Bewohner der Catfish Row, Fischer, Kinder, Hafenarbeiter

Besetzung Bei der Besetzung achtete Gershwin streng darauf, dass nur schwarze Ku nstler engagiert wurden.

Obwohl viele zum Vorsingen kamen, war es nicht einfach, die richtige Auswahl zu treffen. Viele hatten

das no tige Gesangspotenzial – doch nur wenige verfu gten u ber Opernerfahrung. Fu r die Titelrollen

wa hlte Gershwin also den Opernsa nger Todd Duncan (als Porgy) und die zu der Zeit junge Juilliard-

Studentin Anne Brown (als Bess) aus. Die Rolle des Sportin‘ Life wurde John W. Bubbles verpflichtet.

Er wurde ausgewa hlt, weil ihm die Rolle des Rauschgiftha ndlers wie auf den Leib geschrieben war

und seine Stimme besonders gut passte. Doch zum Leiden des Korrepetitors Alexander Steinert, war

Bubbles von Beruf Steppta nzer und konnte keine einzige Note lesen. Doch mit Geduld und dem

gelegentlichen Eingreifen Gershwins in die Bu hnenproben, um „negerspezifische“ Zu ge

originalgetreu wiederzugeben und ja nicht zu unterdru cken, nahm die Auffu hrung mit der Zeit eine

immer geschlossenere Gestalt an.

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3.3. Handlung I. Akt In der Catfish Row, einer Wohnstraße fu r Schwarze, Bettler und Kriminelle, tanzen die Bewohner am Sommerabend zum Klavier. Clara singt das Wiegenlied „Summertime“ fu r ihr Kind. Der Kru ppel Porgy erscheint auf seinem kleinen Karren. Porgy erkundigt sich nach der leichtlebigen Bess. Diese erscheint mit dem hu nenhaften, gewaltta tigen Crown. Die Ma nner setzen sich zum Wu rfelspiel um Geld. Ein Streit entsteht und Crown ersticht den Catfish Row-Bewohner Robbins und ergreift die Flucht. Bevor die Polizei erscheint, bietet Porgy der nun allein gelassenen Bess Hilfe und Unterschlupf an.

II. Akt Spa ter: Die Fischer planen trotz des stu rmischen Wetters eine Ausfahrt und ein Picknick auf Kittiwah Island. Porgy kennt keine finanziellen Sorgen, er ist glu cklich mit Bess liiert. Sportin‘ Life versucht Bess zu u berreden, mit ihm nach New York zu gehen, wo angeblich ein besseres Leben wartet, doch Bess lehnt ab – sie will bei Porgy bleiben. Jetzt bricht sie aber gemeinsam mit Maria zum Picknick der Fischer auf. Auf der Insel trifft Bess auf Crown, der sich dort versteckt ha lt und verfa llt ihm wieder. Sie verschwindet mit ihm in den Wald. Bess kehrt erst zwei Tage spa ter erkrankt vom Picknick zuru ck und gesteht gegenu ber Porgy ein, dass sie Crown nicht widerstehen kann. Wa hrend eines Unwetters taucht Crown auf, der Bess holen will.

III. Akt Crown schleicht sich in der Nacht zu Porgys Wohnung, um Bess zu entfu hren. Porgy ersticht ihn hinterru cks. Von der Polizei wird Serena des Mordes beschuldigt, doch alle beteuern ihre Unschuld. Porgy weigert sich, die Leiche zu identifizieren, und wird daraufhin wegen Missachtung des Gesetzes eine Woche lang festgehalten. Daraufhin verfa llt Bess wieder dem Rauschgift und folgt Sportin‘ Life nach New York. Bei seiner Ru ckkehr findet Porgy Bess nicht mehr vor und macht sich auf, sie in New York zu suchen.

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3.4. Musikalische Analyse: „Summertime“

Die Arie „Summertime“ erklingt recht bald, nachdem die erste Szene des ersten Aktes eingeläutet

wird. Es ist ein Wiegenlied, das dem Kind in Claras Armen ein Gefühl von Sicherheit geben will in

einer grausamen kalten Welt.

Außerdem erklingt das Stück insgesamt dreimal, immer kurz bevor ein Todesfall eintritt.

Beim Versuch eine Originalfassung des Stückes zu finden, bin ich auf viele verschiedene Variationen

gestoßen. Angefangen bei sehr jazzigen bis hin zu poppigen Versionen. Man geht davon aus, dass das

Original in einer sehr hohen Sopranlage geschrieben wurde (H-Moll oder A-Moll), doch in den

unzähligen Neuinterpretationen dieses zu einem Jazzstandard gewordenen Stückes, wurde meistens

diese hohe Lage verlassen und in eine etwas bequemere tiefe Lage transponiert.

Ich beziehe mich in meiner genauen Analyse von diesem Stück auf einen Klavierauszug aus dem

Jahre 1935 in A-Moll, die dem Original entspricht. (→ s. Anlage 1)

Komposition Das Stück steht wie auch die gesamte erste Szene im 2/4-Takt.

Die Tonart ist in diesem Fall A-Moll (variiert aber wie gesagt von Interpretation zu Interpretation).

Der Ambitus erstreckt sich in der Gesangsstimme vom e’ bis zum e’.

Tempo Das angegebene Tempo ist anfangs Allegretto semplice beim Instrumentalvorspiel, wechselt aber in

T. 8 zum Moderato (mit der Zusatzangabe: „with expression“) sobald der Gesang eingesetzt hat.

Zur Agogik kann man sonst noch sagen, dass es zwei Stellen (T. 13+14 und T. 25+26) gibt, an der ein

poco ritardando angegeben wird, um gleich im nächsten Takt wieder a tempo gesetzt zu werden.

Dynamik Die Dynamik ist so angelegt, dass das gesamte Stück sehr sanft und leicht, jedoch gleichzeitig sehr

ausdrucksstark erklingen soll. Gleich in T. 1 steht zwar mezzoforte, doch mit dem Zusatz „espressivo“

und geht im weiteren Verlauf in piano, mezzopiano und pianissimo über und überschreitet diese

Grenzen nur lediglich an einer Stelle in T. 14; hier spielt die Instrumentalbegleitung kurz im

mezzoforte und geht sogleich wieder in T. 17 zum pianissimo zurück. Kleine crescendi und

decresendi sind ebenfalls immer wieder zu finden. Um den sanften Ausdruck zu bewirken, sind

Vortragsanweisungen wie u. a. „tranquilo“ (T. 5), „with expression“ (T. 8) oder „morendo“ (T. 44)

vermerkt.

Form und Ablauf Die Arie ist eher einfach kurz gehalten; inklusive Instrumentalvorspiel umfasst sie 46 Takte.

Eine mögliche Einteilung des Ablaufs könnte wie folgt aussehen:

T. 1 – 6: Instrumentalvorspiel

T. 7 – 24: 1. Strophe

A: a (T. 7 – 10) + b (T. 11 – 14)

B: a’ (T. 15 – 18) + c (T. 19 – 22)

T. 25 – 40: 2. Strophe

A’: a’’’ (T. 25 – 28) + b’ (T. 29 – 32)

B’: a’’’ (T. 33 – 36) + c (T. 37 – 40)

T. 41 – 46: Instrumentalnachspiel

Aus dieser Einteilung kann man schließen, dass dieses Stück nach dem Schema eines einfachen

Strophenliedes komponiert wurde.

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Harmonien Harmonisch betrachtet bedient sich Gershwin bei dieser Arie des Akkordmaterials in A-Moll.

a: Akkordpendel aus Am6 (T) und Em7 (D)

b: T. 12 Wechsel zu Dm (S) und auf den 3. Schlag zu F (SP)

T. 13, 4. Schlag wird über das D#dim zum E (DP) in T. 14 geführt

T. 14, 2. Schlag B7 (DD) und wieder zurück zu E (DP) in T .15

a’: siehe a

c: T. 20 Wechsel zu C (TP), 3. Schlag wieder Am (T)

T. 21 D (SP), 3. Schlag Dm7 (S)

T. 22 Rückkehr zu Am (T)

→ Die Wendung S – T ist ein plagaler Schluss

In der 2. Strophe werden die Harmonien fast identisch wie in der 1. Strophe wiederholt, es gibt nur einen

Unterschied: im Akkordpendel in a wird diesmal immer E (DP) statt Em (D) verwendet.

Themen und Motive 1. Strophe:

T. 7 – 15: das 1. Thema besteht aus zwei Motiven und deren Variationen

Um das wiegende Gefühl zu erzielen, verläuft die Melodie in einer wiegenden, pendelartigen Bewegung

zwischen zwei Tonhöhen, die man z. B. in Motiv 1 und 2 erkennen kann. Die synkopische Rhythmik

unterstützt den ruhigen Fluss der Melodie zusätzlich und die von Ton zu Ton „gezogene“ schleifende

Spielart verleiht dem Ganzen einen typisch „negroiden“ Charakter.

Motiv 1 (T. 7 - 9) Motiv 2 (T. 9 – 11)

a

Motiv 1 – Variation (T. 11 – 12) Motiv 2 – Variation (T. 13 – 15)

T. 15 – 24: 2. Thema, bestehend einerseits aus weiteren Motiv 1- und 2-Variationen,

zudem aus einem neuen Motiv 3 (T. 19 – 24)

In der 2. Strophe wiederholt sich der motivische Ablauf aus der 1. Strophe.

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4. Schlusswort

Oper oder doch eher Musical?

Wenn man die berühmten Klassiker aus „Porgy and Bess“ auf einem Jazzstandard-Sampler hört, stellt

man sich die berechtigte Frage, ob das Werk denn nun eine Oper oder ein Musical ist. Zahlreiche

verschiedene Interpretationen von „Summertime“ beispielsweise sind wie bereits erwähnt sehr

jazzig oder gar poppig angehaucht. Doch woher kommt das?

Zunächst sollte auf jeden Fall gesagt werden, dass sowohl Gershwin, wie auch Heyward äußerst

darauf bedacht waren aus dem Roman „Porgy“ kein Musical Comedy zu machen, sondern eine Oper.

Die erste amerikanische Volksoper wollte Gershwin kreieren. Nachdem er einige Musicals

geschrieben hatte, die erfolgreich am Broadway aufgeführt wurden, wollte er etwas Neues

komponieren. Fasziniert von der europäischen Opernwelt – vor allem Puccinis Werke hatten es ihm

angetan – wollte er ein amerikanisches Äquivalent schaffen. Nachdem man sich also in diesem Punkt

einig war, musste noch diskutiert werden welche Form von Oper es werden sollte. Es herrschte ein

intensiver Briefwechsel zwischen Heyward und Gershwin, in welcher Heyward seine Tendenz zum

Typus des deutschen Singspiels bzw. der französischen opéra comique schilderte. Er stellte sich eine

Nummernoper mit Dialogen vor, mittels derer er die Handlung komprimieren und ihren Ablauf auf

Tempo bringen konnte. Gershwin dagegen hatte eher ein durchkomponiertes Musikdrama im Sinn,

nachdem er die Neufassung von „Carmen“ gesehen hatte, in welcher Ernest Guiraud die Rezitative

nachkomponiert hatte. Seine Wunschäußerung zeugte von hochgesteckter Qualitätsvorstellung und

diese Tendenz zur Durchkomposition sollte ihm Recht geben. Da die Arien in „Porgy and Bess“ stark

dem Charakter von Songs angenähert sind, hätte die Gefahr bestanden, dass das Ganze einer Musical

Comedy zu nah gekommen wäre – doch durch die Durchkomposition entflieht er diesem.

Trotz allem ist es dennoch schwierig in diesem Fall zwischen Oper und Musical zu unterscheiden

oder zu entscheiden. Weder an der Orchesterbesetzung, an den Aufführpraktiken, noch an den

Inhalten. Allein an der Durchkomposition könnte man es als Oper betrachten.

Man könnte sich fragen, ob Gershwin sein Ziel eine Oper zu schreiben wirklich erreicht hat oder eher

gescheitert ist. Meiner Meinung nach muss man diese Frage in Anbetracht des großartigen Werkes,

das er vollbracht hat, nicht wirklich unbedingt auf Biegen und Brechen versuchen zu beantworten.

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5. Quellen

Bilder

- George Gershwin: http://www.allaboutjazz.com/photos/profile/george_gershwin.jpg

[13.09.2010]

- Ira Gershwin: http://www.biography.com/images/database_images/gershwin_ira.jpg

[13.09.2010]

Print

- Gershwin, George: Porgy and Bess. New York: Gershwin Publishing Corporation, 1935

- Krellmann, Hanspeter: George Gershwin. Reineck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag

GmbH, 1988

- Schwinger, Wolfram: Gershwin. Eine Biographie. Mainz: B. Schotts Söhne und Wilhelm Goldmann

Verlag, 1983

Internet

- McElrath, K. J.: Jazz Standards Songs and Instrumentals (Summertime):

http://www.jazzstandards.com/compositions-0/summertime.htm [14.09.2010]

- Porgy and Bess – Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Porgy_and_Bess [18.09.2010]

- Summertime (song) – Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Summertime_%28song%29

[17.09.2010]

Page 13: Gershwin - Porgy and Bess

Anhang

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