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Kurzer Anriss eines möglichen Geschäftsmodell für das Thema Freeride-Skiing. © Gerhard Pilz
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„Freeride“
Ein Geschäftsmodell für
das Skifahren im Backcountry
© Gerhard Pilz, BA
Management Center Innsbruck
Entrepreneurship
Univ.-Prof. Dr. Walter Schertler
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Der Freerider – Beschreibung der Affinity Group
Im Sport wird unter dem Begriff Freeride im Allgemeinen das Ausüben der Aktivität in ursprünglich nicht
dafür vorgesehenem Terrain verstanden. Speziell bei diversen Trendsportarten ist „freeriding“ eine belieb-
te Variante des Sports. So werden zB beim Mountainbiken über große Sprünge und Abhänge gesprungen
sowie Wege durch den Wald befahren (About.com 2011). Beim Snowboarden, wie auch beim Skifahren
versteht man unter dem Begriff Freeride das Fahren abseits der gesicherten und präparierten Pisten, im
sogenannten „Back-country“, d.h. Hinterland (Snowboarding Glossary 2010; MSN Encarta 2009). Freeri-
de unterscheidet sich dabei klar vom Begriff Freestyle, welcher grundsätzlich von künstlich gemachten
Geländeeigenschaften wie Kickern, Rails, Half-Pipes, Quarter Pipes, etc. ausgeht (SnowboardingPe-
dia.com 2011). Der Begriff Freeskiing umfasst dagegen sowohl Freeride als auch Freestyle Skiing. Wild
Snow (2009) erweitert seine Definition von Freeride zusätzlich zum Aspekt der Ski-Technik und den Aus-
flügen in das Backcountry um die Begriffe Einstellung und den gesamten Style der mit dem Freeriden
einhergeht.
Diese Definition zeigt sehr gut auf, dass es beim Freeriden um mehr als die reine Ausübung des Sports
geht und auch der Lifestyle ein wichtiges Element ist. Freeriden ist somit nicht nur eine Form des Ski-
sports sondern eine Leidenschaft, die die Individuen verbindet. Diese organisieren sich großteils im Inter-
net in fachspezifischen Foren und Communities wie zB www.freeskiers.net oder auch über Communities
welche von Anbietern und Magazinen, zB www.freeskier.com, zur Verfügung gestellt werden. So bringt es
zB die Plattform www.freeskiers.net auf 10.920 Mitglieder (Stand Jänner 2011. Auch im Bereich Freeride
gibt es Unternehmen die mit der Konzentration auf das Thema den Durchbruch geschafft haben, da es
für den Firmengründer die eigene Leidenschaft darstellt, vgl. Line Skis (2011). So verfügt die vom reinen
Freeride-Skihersteller betriebene Community „Skiers Union“ über 996 Mitglieder (www.skiersunion.com,
Stand Jänner 2011). Somit kann auf die Freerider die Definition einer Affinity-Group (AFG) angewendet
werden: „Eine Affinity-Group ist ein szenebasiertes Netzwerk von Konsumenten und Anbietern, das sich
öffentlich zu einer gemeinsamen Leidenschaft bekennt und sich organisiert“ (Schertler 2006). Die Leiden-
schaft des Skifahrens im Backcountry wird dabei von Anbietern und Konsumenten gleichermaßen gelebt.
Die Geschäftsidee
Die hier vorgestellte Geschäftsidee zielt auf die Bedürfnisse der Freerider im Rahmen eines Aufenthaltes
in einem Beherbergungsbetrieb ab. Die Wahl für ein Geschäftsmodell für eine Unterkunft anstatt für eine
Destination ergibt sich u.a. aus dem Widerstreben der Freeride-Community gegenüber der Vermarktung
ihrer Sportart (Schertler 2006, S. 7). Das Geschäftsmodell ist dadurch jedoch weniger vom Standort ab-
hängig und leichter auf andere Winter- & Bergdestinationen übertragbar. Voraussetzung für das Funktio-
nieren des Konzeptes ist natürlich eine entsprechende Umgebung welche die Möglichkeit zum Freeriden
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bietet und eventuell bereits für gute Freeride-Möglichkeiten bekannt ist. Arbeitet man sich durch die di-
versen Communities und Foren im Internet (u.a. www.freeskiers.net, www.freeride.co.uk), so ist es nicht
schwierig eine Liste mit den Bedürfnissen der Freerider zu erstellen. Dazu zählen:
Informationen über Routen und Touren, Tipps für Freeride-Anfänger
Informationen über Wetter und Schneelage und Sicherheit am Berg
Informationen und Tipps zu Equipment und Equipment-Kauf
Möglichkeit mit anderen Freeridern ski zu fahren
Günstige Übernachtungsmöglichkeit
Events, Contests & Party
Abholservice nach Abfahrten
Für das Konzept einer Unterkunft für Freerider ist es wichtig zu wissen welche Art von Beherberung
diese bevorzugen. Aus den Online-Communities ist ersichtlich, dass die AFG der Freerider im Speziellen
günstige Unterkünfte bevorzugt und auch bei der Wahl der Unterkunft auf den Community-Gedanken
und das Knüpfen von Kontakten wert legt. Dieser Umstand legt bereits nahe, dass Freeriding auch für
den Gastgeber der Unterkunft eine Leidenschaft darstellt. Ist dies nicht der Fall, wird die Unterkunft nicht
auf Dauer von der Community angenommen werden.
Die größten Bedürfnisse der Community drehen sich beim Freeriden um notwendige Information zu
Touren, Ausrüstung, Schneelage, Sicherheit, etc. Diese Informationen sind großteils leicht über Drittan-
bieter (zB Lawinenwarndienst, Wetterdienst) erhältllich und an den Freerider vermittelbar. Da ein günsti-
ges Unterkunftsangebot sowie das Knüpfen von Kontakten zwei weitere Prioriäteten der AFG darstellen,
wird für eine Unterkunft die Form einer Herberge empfohlen. Die Gesamtgröße sollte dabei eine Kapazi-
tät von maximal 80 Betten nicht überschreiten, da die Community-Atmosphäre und der persönliche Kon-
takt ab einer bestimmten Größe verloren gehen. Die Zimmer sollten zu 75 % Mehrbettzimmer für 4 Per-
sonen sein, der Rest sind Doppelzimmer, jeweils mit eigenem Badezimmer. Die Ausstattung im Zimmer
kann sehr einfach gehalten werden, als besonderes Angebot in den Zimmern sollte dennoch ein unter-
kunftseigener On-Demand-TV-Kanal eingerichtet werden, welcher primär zu Informationszwecken rund
um das Freeriden in der Region genutzt wird und zusätzlich eine Videothek mit den neuesten Freeride-
Filmen bietet.
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Zusätzliche Services
Sehr wichtig hinsichtlich der AFG Freerider ist die Einrichtung eines gemütlichen Community-Bereiches.
Die Community-Bereiche der Unterkunft sollten als gemütliche Chill-Out-Lounge gestaltet sein, wo sich
die Freerider treffen und austauschen können. Hier sollte außerdem eine Multimedia-Station mit Beamer
vorhanden sein, wo einerseits Skivideos eingespielt werden und andererseits auch Infoveranstaltungen zu
Touren, etc. abgehalten werden können. Weitere wichtige Einrichtungen der Unterkunft sind außerdem
ein Trockenraum für Schuhe und Skibekleidung sowie ein eigener Service-Raum mit Werkzeug. Kleinere
Ersatzteile werden direkt in der Unterkunft zum vergünstigten Preis angeboten. Im Community-Bereich
gibt es außerdem einen Info-Corner mit Details zu Touren und Abfahrten in der Umgebung, sowie die
aktuellen Wetter-, Schnee- und Lawinenberichte. Die Unterkunft bietet zusätzlich eine begrenzte Anzahl
an Leih-Ausrüstung (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät, Lawinen-Sonde, Schaufel, Erste-Hilfe-Pakete),
sowie die Möglichkeit Ausrüstung über einen Partnershop zu kaufen, an.
Check-In, Check-Out und Bezahlung werden vom Kunden selbst durchgeführt, das Personal steht haupt-
sächlich zur Beratung der Gäste und als Guide zur Verfügung und ist idealerweise selbst Teil der AFG
Freerider. Für Anfänger bzw. Neulinge in der Region gibt es täglich abends eine halbstündige Informa-
tions-veranstaltung. Wenn Abfahrten in benachbarte Täler/Orte führen, welche nicht ausreichend durch
öffentliche Verkehrsmittel erschlossen sind wird über einen Partner zudem ein Abholservice angeboten.
Hinsichtlich des Saisonalitätsmanagements sollte die strategische Ausrichtung für den Sommer AFGs
einbeziehen, die ähnliche Bedürfnisse bei der Unterkunft und ihrer Einrichtung haben. Dazu zählen u.a.
Downhill-Mountainbiker und Kletterer.
Geschäftsmodell
Nach dem Geschäftsmodell-Aufbau von Knyphausen-Aufsaeß/Meinhardt (2002) gibt es drei wesentliche
Größen für ein Geschäftsmodell. Diese sind das Nutzenversprechen für den Kunden, die Wertschöp-
fungskette sowie die Ertragsmechanik. Der Nutzen für den Kunden kommt dabei durch die Kombination
des Marktes mit dem Produkt zustande. Der Markt des Geschäftsmodells wird dabei mit der zuvor be-
schriebenen AFG der Freerider abgegrenzt. Das mit dem Markt kombinierte Produkt ist die speziell auf
Freerider zugeschnittene Unterkunft, welche optimal die Bedürfnisse der AFG befriedigt. Der Nutzen für
den Freerider ergibt sich aus der perfekten Abstimmung auf die von der AFG nachgefragten Produktei-
genschaften einer Unterkunft mit einem zusätzlichen Nutzen durch die Einbindung von über die Unter-
kunft hinausgehende Eigenschaften (Information über Wetter/Schnee/etc., Abholservice, Infoveranstal-
tungen).
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Hinsichtlich der Wertschöpfung muss es für die Unterkunft ein vorrangiges Ziel sein, den Umsatz durch
Marktpenetration, und somit Ausbau seiner Wettbewerbsvorteile, zu steigern und gleichzeitig Innovati-
onsoffensiven zu starten um durch sein Produkt neuen Kundennutzen zu schaffen (Schertler 2006, S. 72).
Gute Partnerschaften für die Bereiche Ausrüstung, Skiservice & Transport sind hier für das Geschäfts-
modell unerlässlich. Der Kunde muss bei Kauf des Produktes erkennen, dass er durch den Erwerb zahl-
reiche Vorteile gegenüber anderen Produkten erhält. Zugleich ist durch das Angebot einer günstigen Un-
terkunftsmöglichkeit die Kostenkontrolle ein zentraler Punkt des strategischen Managements. Eine Mini-
mierung der Kosten wird durch den Self-Service-Ansatz erreicht. Das Personal ist nur in Ausnahmefällen
mit klassischen Prozessen wie Reservierung, Check-In, etc. beschäftigt.
Die Ertragsmechanik des Unterkunft-Konzeptes beschränkt sich grundsätzlich auf die Erlöse aus den
Übernachtungen. Zusätzliche Einnahmequellen stellen Provisionen durch die Partnerunternehmen (Aus-
rüstung, Abholservice, Verkauf von Videos aus der Videothek) sowie Gebühren für Leihausrüstung dar.
Services von Partnerunternehmen und Verleih sind die zentralen Arbeitsbereiche des Personals und wer-
den von diesem organisiert.
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Quellen
About.com 2011, Freeride – Glossary Definition Mountain Bike Freeride, ONLINE, aufgerufen am 17.
Jänner 2011, URL: http://mountainbike.about.com/od/mountainbikeglossary/g/Freeride.htm
Knyphausen-Aufseß, D./Meinhardt, Y. 2002, Revisting Strategy - Ein Ansatz zur Systematisierung von
Geschäftsmodellen, in: Bieger, T./Bickhoff, N./Caspers, R./zu Knyphausen-Aufseß, D./,Reding,
K. (Hrsg.): Zukünftige Geschäftsmodelle – Konzepte und Anwendungen in der Netzökonomie,
Berlin.
Line Skis 2011, Our Story – Line, Keepin’ it Fresh Since 95, ONLINE, aufgerufen am 17. Jänner 2011,
URL: http://lineskis.com/our-story
MSN Encarta 2009, Freeriding Definition – Dictionary – MSN Encarta, ONLINE, aufgerufen am 17.
Jänner 2011, URL: http://encarta.msn.com/dictionary_561535959/freeriding.html
Schertler 2006, Strategisches Affinity-Group-Management – Wettbewerbsvorteile durch ein neues Ziel-
gruppenverständnis, Gabler, Wiesbaden.
Snowboarding Glossary 2010, Snowboarding Glossary, ONLINE, aufgerufen am 17. Jänner 2011, URL:
http://www.snowboardingskier.com/snowboarding-glossary-4/
SnowboardingPedia.com 2011, SnowboardingPedia™ - The Snowboarding Encyclopedia, ONLINE,
aufgerufen am 17. Jänner 2011, URL: http://www.snowboardingpedia.com/
Wild Snow 2009, Backcountry Skiing Core Glossary, ONLINE, aufgerufen am 17. Jänner 2011, URL:
http://www.wildsnow.com/more/backcountry-glossary/